p-3p-3W. JamesG. SeliberDeweyL. Stein
 
GUSTAV E. MÜLLER
Charles Sanders Peirce

"Die volle Ausprägung seiner Gedanken ist Peirce nicht vergönnt gewesen. Sein Stil ist voll murrenden Dunkels, gelegentlich von außergewöhnlicher Prägkraft. Er schrieb nicht als Professor, war nicht durch Rücksicht auf unreife Studenten zu pädagogischem Kläricht gezwungen. Philosophische Suppenküchen gibt es ja an jeder Straßenecke! Er schrieb für sich."

CHARLES SANDERS PEIRCE ist der Vater der wissenschaftlichen Philosophie in den Vereinigten Staaten. Seine Aufsätze enthalten im Keim den objektiven Idealismus von ROYCE, die pragmatische Methode von JAMES und die mathematisch-logische Naturphilosophie des Realismus. ROYCE und JAMES haben wiederholt auf PEIRCE als den ursprünglichsten Denker des neunzehnten Jahrhunderts dankbar hingewiesen.

Sein Vater war Professor der Physik in Harvard. Der Sohn sagt von sich, er sei im Laboratorium erzogen worden. Er hat sich in sämtliche Zweige naturwissenschaftlicher Forschung eingearbeitet. Er veröffentlichte Arbeiten zur astronomischen Photographie, über physikalische Instrumente und Experimente, über Methoden der Erdvermessung und der Geophysik. Sein unersättlich aufnehmender Verstand betätigt sich aber auch in biologischen, psychologischen und geschichtlichen Wissenschaften. So hält er zum Beispiel in der nationalen Akademie der Wissenschaften einen Vortrag über die unbewußten Wahrnehmungen bei LEIBNIZ und veröffentlicht einen Beitrag zur SHAKESPEARE-Philologie (Über Shakespear'sche Aussprache). Beruflich war er im Regierungsdienst an der Küsten- und Landvermessung tätig. Sein Pragmatismus überträgt die Denkgewohnheiten des Laboratoriums auf die Methode der Philosophie. Wissenschaft ist nicht Wissen, sondern ein Versuch, etwas ausfindig zu machen oder auszuprobieren, sie ist "Fallibilismus" [prinzipielle Fehlbarkeit - wp]. Seit er als Zwölfjähriger ein Textbuch der Logik verschlungen hat, kann er nichts mehr angreifen, ohne der "logischen" Zeichen zu gedenken. Er erkennt klar das Grundproblem der Wissenschaftslogik, die Aristotelische Logik so umzuformen, daß sie zur Grundlegung der experimentellen Wissenschaften brauchbar wird. Das Problem leitet ihn zu DESCARTES, LEIBNIZ und KANT, in denen er es schon ausgesprochen findet. Wohl als erster Amerikaner studiert er auch die Scholastiker, besonders DUNS SCOTUS und erkennt scharfsinnig dessen Hauptproblem, das Individuum logisch faßbar zu machen. Hier sind die Wurzeln seines Pragmatismus einerseits und seines logischen Realismus andererseits. Trotzdem liegt aber sein philosophisches Schwergewicht nicht in seinen Beiträgen zur Wissenschaftslogik. Gerade weil er ein tüchtiger Praktiker und ein trefflicher Logiker ist, ist er weder Pragmatist noch Nurlogiker. Sein eigentlicher Ehrgeiz gilt einem großen, metaphysischen System, zu dem er viele Vorreden und Bruchstücke schreibt, in denen er das noch nicht geschriebene System als "die Geburt des Zeitalters" dem Leser vorstellt, der "einer aus einer Million" sei, wenn er es verstehe. Seine Liebe gilt den großen spekulativen Systemen von PLATON und ARISTOTELES und ihrer Tradition auf der einen, KANT und dem deutschen Idealismus auf der anderen Seite. "KANT hat mich Philosophie gelehrt." Er sagt, er hätte KANT täglich während drei Jahren studiert und verarbeitet. Er hebt die zentrale Bedeutung der "Einbildungskraft" hervor, wie das kürzlich von HEIDEGGER schon geschehen ist, und hebt den Unterschied von konstitutiver Kategorie und regulativer Idee auf, so daß beide nach ihrer logischen Verwendung beides sein können.

Seine spekulative Logik der "Einheit", "Zweiheit" und "Dreiheit" erinnert an HEGEL. Einheit ist Unmittelbarkeit, Identität jedes Denkansatzes mit sich selbst, als Einheit ist alles "konstitutiv"; Zweiheit (Dyade) ist Vermittlung, Aufhebung der Unmittelbarkeit, Kontakt mit einem andern, Ungewißheit; "Dreiheit" (Triade ist aufgehobene Vermittlung, das eine als Zeichen eines andern, die Kategorie der Deutung, des Symbols. Echt spekulativ-romantisch dienen diese Kategorien dazu, die ganze Erfahrung einzufangen und zu konstruieren. Nach Art eines Mathematikers vergnügt sie PEIRCE an den sonderbarsten Kombinationen abstraktester Art, die aber als romantische Mathematik plötzlich wieder in höchst psychologisch-lebendigen Erlebnissen und Erfahrungen erscheinen. Er schreibt: "Wenn wie das Wertvolle verwenden, das HEGELs System enthält, seine Idee, wenn wir dazu den Tychismus einführen (seine Philosophie des Zufalls) und ihn zur Stütze einer wirklichen Freiheit machen, worin der echte Geist der Liebe atmet, dann mögen wir imstande sein, jene echte Eros-Philosophie hervorzubringen, die HEGELs Ziel war." Seines romantischen Hintergrundes ist er sich wohl bewußt: "Ich wurde geboren und erzogen in der Nähe von Concord, in Cambridge, zu einer Zeit, als EMERSON, HEDGE und seine Freunde jene Ideen verbreiteten, die sie von SCHELLING aufgefangen hatten; und SCHELLING hatte sie von PLOTIN oder BÖHME oder weiß Got von welchen Geistern, geschlagen mit der unheimlichen Mystik des Orients. Aber die Cambridge-Atmosphäre enthielt manche Gegengifte gegen den Transzendentalismus Concords; und ich bin mir nicht bewußt, von diesem Krankheitskeim angesteckt worden zu sein. Trotzdem haben wahrscheinlich einige kultivierte Bazillen, einige wohltätigen Formen der Seuche in meiner Seele Wurzel gefaßt, ohne daß ich dessen gewahr geworden wäre und aß sie nun nach einer langen Bebrütung zum Vorschein kommen, von mathematischen Begriffen und der Zucht physikalischer Forschung gemodelt."

Eine philosophische Persönlichkeit wächst, man ist versucht zu behaupten immer, aus dem Zusammenprall starker Gegensätze. Von ihrer Vereinheitlichung, ihrem Zusammendenken hängt der Erfolg des Philosophierens ab. Dieser Erfolg ist PEIRCE versagt geblieben. Es lassen sich nur Tendenzen feststellen.

Er ist Idealist, zunächst in einem Platonisch-Kantischen Sinn, daß er der Idee, den logischen Formen, Forderungen, Hypothesen, Methoden und Aufgabenkreisen der Wissenschaft eine höhere Bedeutung zuspricht als den sinnlichen Gegebenheiten, die vielmehr durch jene in Frage zu stellen, auf ihren Bestand zu prüfen, als Objekte erst zu begründen sind. Da PEIRCE jedoch weder in einem rein praktische Prozeß stehen zu bleiben wünscht, aber auch eine letztgültige Verankerung der Wissenschaftsformen nicht findet, vielmehr am "intuitiven Apriorismus" der Rationalisten scharfe Kritik übt, so kommt er einerseits dazu, die Gültigkeit der hypothetischen oder Grundannahmen des Verstandes an ihrer experimentellen Bewährbarkeit zu messen (sein aus KANT und der wissenschaftlichen Erfahrung entwickelter Pragmatismus), andererseits aber zur Metaphysik fortzuschreiten. Die Formen des Verstandes, die logischen Gesichtspunkte, durch welche Erfahrung gegeliedert wird, sind auch Formen der Gegenstände des Verstandes. Sie sind Gattungen, Beziehungen, Grundbegriffe der Natur. Eine Hauptaufgabe der Logik ist es, festzustellen, wo wir echte Universalien haben und wo bloße Reflexionsbegriffe, oder vielmehr zwischen den Formen in ersterer und letzterer Bedeutung zu unterscheiden. Als in einem wirklichen und geistigen Prozeß entstanden, müssen sie auch als Funktionen des Geistes begriffen werden. Dieser geistige Prozeß kann sich nicht nur in den privaten Köpfen einiger Denker vollziehen, er weist notwendig auf die Welt als geistigen Prozeß, auf die Idee des Weltgeistes. PEIRCE ist daher nicht nur kritischer, methodischer, sondern auch metaphysischer Idealist. Den Geist begreifen aber heißt auch Selbsterkenntnis üben. In dieser Verschmelzung von Weltgeist und Selbsterkenntnis und in ihrer Beziehung zu einer pantheistisch gestimmten Religion wurzelt und gipfelt PEIRCEs Denken.

Die volle Ausprägung seiner Gedanken ist PEIRCE, wie gesagt, nicht vergönnt gewesen. Sein Stil ist murrenden Dunkels voll, gelegentlich von außergewöhnlicher Prägkraft. Er schrieb nicht als Professor, war nicht durch Rücksicht auf unreife Studenten zu pädagogischem Kläricht gezwungen. "Philosophische Suppenküchen gibt es ja an jeder Straßenecke, Gott sei Dank!" Er schrieb für sich. Gewinnt seine Sprache so an Eigenart, Dichte, Sammlung, so verliert sie andererseits an Aufbau, Zusammenhang, Ausarbeitung. "Blitzlichter gegen kimmerische Dunkelheit", wie JAMES sagt. PEIRCE bleibt Gelegenheitsarbeiter mit großen, nie ausgeführten Plänen, darin LEIBNIZ vewandt. Ausdrucksgelegenheit boten ihm neben dem "Popular Science Monthly" das "Journal of Speculative Philosophy", und der "Monist". Aber als Oberhaupt des "Metaphysical Club" in Bosten hat er auf JAMES und ROYCE und andere wie ein philosophisches Gewissen gewirkt. Seine Wirkung ins Breite beginnt erst heute; seine nachgelassenen Schriften werden in zehn starken Bänden seit 1931 von der Harvard Universität herausgegeben.

Die wichtigsten philosophischen Veröffentlichungen von PEIRCE sind unter dem Titel "Zufall, Liebe und Logik" (Chance, Love and Logic) 1923 von Professor MORRIS COHEN in New York herausgegeben worden.


Theorie der Erfahrung

Erfahrungsdenken bewegt sich nach PEIRCE zwischen den Polen der "scholastischen" und der "rationalistischen" Methode. Scholastisches Denken ist Heilsdenken, gestützt auf einen vorgegebenen Glaubensinhalt, gesichert durch die Autorität einer Gemeinschaft. Diese Methode der Autorität besitzt große Vorteile: Sie verspricht und bewirkt Seelenfrieden und Sicherheit. Sie ermöglich und befördert Handlungen, die durch Zweifel und durch die Geduldsproben des Versuches gehemmt wird. Sie ruft die tiefste Sehnsucht der menschlichen Natur auf, sich in einer erhöhten, werterfüllten, göttlich begründeten Gemeinschaft gesichert zu wissen. Trotzdem ist die Methode der Autorität als philosophische Methode zu verwerfen. Ihre Sicherheit ist eine falsche, eingebildete Sicherheit. Ihre Idee vorgegebener Gewißheit, ihre Begründung von Liebe und Kameradschaft führt immer wieer und unvermeidlich zu rücksichtslosester Gewalt. Sie schlägt in ihr Gegenteil um, in eine selbstmörderische Ungewißheit und krampfhafte Behauptung wackeliger Absoluta. Das liegt nicht an "der Schwäche menschlicher Natur", sondern an der Methode selbst. Der Mensch maßt sich eine Autorität an, die er in Wahrheit nie besitzt. Das führt zu einer Verfälschung und Verdunkelung der Wahrheit, ungeachtet der "besten Absicht". Die eingebildete Sicherheit fühlt sich dunkel durch eine auf gleichen Prinzipien der Autorität erreichteten Gegenpartei bedroht und verleiht ihrer endlichen Sache den Schein unendlicher Gerechtigkeit, die doch jenseits jeder sozialen Autorität steht. Das scholastische Prinzip muß nicht als das der römischen Papstkirche mißverstnden und verengt weren. Auch Staaten, ja sogar rechthaberische Individuen, Sektenstifter und Parteihäupter bedienen sich seiner. Und besonders, wenn wir die Methode der Autorität auf mächtige, aber sterbliche Individuen angewandt sehen, kommt ihr krankhafter, krampfhafter Notcharakter, ihr sich selbst aufhebender Widerspruch besonders deutlich und peinlich zu Bewußtsein.

Dieser scholastischen Methode gegenüber, welche Meinungsverschiedenheiten mit Berufung auf das Seelenheil des einzelnen und der Gemeinschaft durch gewaltsame Rechts- und Machtansprüche zur Ruhe zu bringen sich getraut, steht die ebenso einseitige rationalistische Methode, die sich auf die Vernunft des Einzelnen beruft. "Was meiner Vernunft genehm ist", soll hier zu begründeten Richtlinie des Lebens werden. Auch diese Methode hat ihre Vorzüge. Sie ersetzt die äußere, konkrete, gegebene, soziale Autorität durch ansich bestehend, ewige, dem Denker evidente Prinzipien, die entweder als logische Gesetze, oder als reine Geltungen, Werte, von der Wirklichkeit abgetrennt, dem Nachdenken einleuchten. Dieses Aufleuchten, Einleuchten muß "klar und deutlich" sein, so daß die ewigen Gesetze und überpersönlichen Wahrheiten der individuellen Vernunft als "selbstverständlich" erscheinen. Die "Klarheit und Deutlichkeit" der geforderten "Evidenz" entreißt uns so wenig der Willkür wie die Methode der Autorität. Was dem einen klar, deutlich und evident ist, erscheint dem anderen problematisch und ungewiß. Axiomatische Voraussetzungen halten der fortschreitenden Forschung nicht stand, sind nur hypothetische Ansatzpunkte. Trotz der ewigen Wahrheiten bleiben die zeitliche Tatsachen nach ihrem daß, wie und warum offene Probleme, die auf einen dunklen Ozean von Ungewißheiten hinausweisen. Radikales Fragen kennt unbedingte Voraussetzungen nur als Denkmittel, um der offenen und gerade durch solche Denkmittel ermöglichten, eröffneten Wirklichkeit gerecht zu werden. Praktisch ist die rationalistische Überzeugung, im Gegensatz zur scholastischen, ein Prinzip der Vereinzelung. Den starren, abgelösten ewigen Ideen oder Grundsätzen stehen unvermittelte Individuen gegenüber, die zu einer ersprießliche Zusammenarbeit so nicht gelangen. Die Philosophie wird durch den Rationalismus der bescheidenen Wirklichkeit entfremdet. Die asoziale Methode hat ihre Nützlichkeit nur als Aufstand und als Zuchtmittel der entgegengesetzten Anmaßung.

Die wissenschaftlich-idealistische Methode soll die Vorzüge der sozialen mit denjenigen der asozialen Methode vereinigen. Dieser "wissenschaftlich-idealistische" Weg muß mit der Reform der Logik anfangen. Der "Common-sense" ist in Wirklichkeit der Niederschlag früherer Logik und Philosophie. Mit ihm kann man nicht anfangen. Sein Streitdenken rechnet mit Gegenständen als fertigen Voraussetzungen. Der "Gegenstand" auf den sich die Logik bezieht, mit dem sie anfangen muß, ist das überindividuelle, zugleich aber zusammenarbeitende wissenschaftliche Denken. Sein Vorhaben ist es, aus provisorisch bekannten Tatsachen neue zu erschließen und dadurch zugleich die Ausgangspunkte zu berichtigen. Diesem Vorhaben bietet die überlieferte aristotelische Logik keine Handhaben, da sie es nur mit dem Klarwerden über einen schon vorausgesetzten Besitzstand an Kenntnissen zu tun hat. Sie ist ein pädagogisch-erläuterndes, ein nach-denkendes, reflexives Verfahren.

Die Anfänge wissenschaftlicher Arbeit verlieren sich im Dunkel der Vergangenheit, ihr Ziel entschwindet in der Ungewißheit der Zukunft. Der Logiker darf nicht davor zurückscheuen, sich gedanklich in die "Mitte" des lebendigen Fortschreitens zu stellen, um dessen mehr als zeitlichen, eben logischen Sinn zu begreifen. Einen Psychologismus lehnt PEIRCE ab. Als psychisch-zeitliche Ereignisse sind *Wahrnehmungen, überhaupt alle kognitiven Prozesse zusammenhanglos und ohne Richtung. Sie sind als solche zufällig auftauchende, einzelne, unwiederholbar-wirkliche Geschehnisse. Was ihnen Zusammenhang, Richtung, logischen Sinn verleiht, ist der Glaube an ihre reale, das heißt vom Wahrnehmen unabhängige Bedeutung. Wissenschaft ist der Versuch, diesen Glauben zu verifizieren, in Sachzusammenhängen nachzuweisen. Erkenntnis ist so ein seelischer Vorgang, der aber über sich hinaus auf einen geglaubten, zu suchenden objektiven Zusammenhang vorausweist. Der objektive Sinn dieser Glaubenshaltung, die experimentelle Beglaubigung der Wissenschaft, unterscheidet sich von anderen Glaubensrichtungen. Es gibt keinen Glauben ohne Zweifel und Ungewißheit. Man will sich der Wirklichkeit versichern, weil man ihrer ungewiß ist. Diese Ungewißheit, wie sich Wirklichkeit "eigentlich", in sich selbst verhält, die Frage, mit der man es da zu tun hat, ist der *Zweifel, der Zustand der Unruhe, der den naiven Glauben aufrüttelt und zur Erkenntnisaktion treibt. Um zu einer wirklichen Erweiterung der Erkenntis, zu einer Beglaubigung zu führen, mußt der vorangehende Zweifel ein wirklicher, praktisch erlebter Zweifel sind und nicht, wie etwa bei *DESCARTES, ein allgemeiner und allumfassender Zweifel, der nach PEIRCE unvollziehbar ist und schließlich doch wieder auf der "terra firma [festn Boden - wp] wirklicher Problem" landen muß. Erkenntnis hebt weder mit absoluten Gewißheiten noch mit gänzlicher Leerheit an. Es sind immer konkrete Vorurteile, Vorgegebenheiten, die der Prüfung bedürftig sind, die vom wirklichen Zweifel ergriffen werden.

Die wissenschaftliche Methode, Meinungsstreitigkeiten zu schlichten, besteht im Unterschied von anderen Methoden auf vorläufig angenommenen, praktischen Übereinstimmungen hinsichtlich besonderer Tatsachen: lassen sich diese einheitlich mit schon bekannten Tatsachen verbinden und durch diese Verbindung in einem vorläufigen Zusammenhang näher bestimmen, so sind die Ergebnisse eines solchen Verfahrens "wahr". *Wahrheit ist die praktische Übereinstimmung deren, die untersuchen, die Wirklichkeitsanerkennung der Tatsachen steht dann insofern zurecht. Es ist dies eine Maxime geduldiger Zusammenarbeit, kritischen Wartens, unter Zurückstellung aller ungestümen Begehren. Eins so gesinnte Kultur wäre gesund, ganz, unanfechtbar. Wissenschaftliche Gesinnung wäre ihr Gewissen.

Aber allerdings sind wir von einem solchen Zustand weit entfernt und können nur hoffen, uns ihm allmählich anzunähern. Die Forderung einer wissenschaftlichen Gesinnung begründet eine fortschrittliche soziale Entwicklung. Der Erkenntnisprozeß kann weder stehen bleiben, - Rückschritte sind unmöglich, solange er seiner Maxime treu bleibt - noch kann er sich in die Skepsis bloßer Debatten und unfruchtbarer, rein allgemeiner Scheinfragen auflösen. Sinnvolle Fragen werden nicht um ihrer selbst willen gestellt, sondern um aufgelöst zu werden. Es anders zu halten ist intellektuelle Ausschweifung. Wissenschaftliche Erkenntnis beglaubigt sich und wird weitere wirkliche Zweifel hervorrufen.

Realisten haben in diesem Zusammenhang eingewendet, was geschildert wird, sei ein psychologischer Vorgang, eine Erweiterung des Erfahrungsumkreises, nicht aber eine Erweiterung der ansich bestehenden Objekte. Aber PEIRCE hält es für sinnlos, die Gegenstände des Wissens vom Wissen der Gegenstände abzutrennen. Diese sind als Gegenstände wirklichen Wissens auch Probleme einer fortschreitenden Synthese. Allerdings erhebt sich nun das metaphysische Problem einer Wirklichkeit auch für PEIRCE, die Realisten aber verwechseln das Problem der Wirklichkeit mit dem pseudometaphysischen Problem einesgegenständlichen Wissens, das zugleich nicht Wissen sein soll.

Für die wirkliche Gegenstandserkenntnis bestehen die Gegenstände nicht außerhalb der möglichen Wirkungen, wodurch sie mit unseren Handlungen verflochten sind. "Der Inbegriff dieser Wirkungen ist das Ganze unserer Gegenstandserkenntnis." Was *Kraft oder *Materie ist, kann ich nur wissen, wenn ich die Wirkungen berechnen kann, die für mein mögliches Handeln einen Unterschied ausmachen. Meine Prämissen sind wahr, insofern ich daraus bestimmte Wirkungen ableiten und mit Recht erwarten kann.

Da ich aber nie mit absoluten, in sich selbst unbedingt notwendigen Prämissen praktisch arbeiten kann, so sind meine Voraussagen, Erwartungen, Hypothesen nie mehr als wahrscheinlich. Die Logik der Wissenschaften gipfelt im logischen Problem der Wahrscheinlichkeit und des Zufalls (Chance). Die Wahrscheinlichkeit ist der logische Ausdruck für die ganze Unsicherheit des *Erkenntnisweges, seiner ungewissen Gewißheit und seiner gewissen Ungewißheit.

Alle menschliche Voraussicht, Verkettung des noch Unbekannten mit schon Bekanntem als seiner Bedingung, bleibt ungewiß, ungenau. Dies ist auch so bei der genauesten *messenden Wissenschaft. Auch der Physiker weiß, daß er nie mit Gesetzen rechnen kann, die ihn der experimentellen Nachprüfung entheben. Daran sind nicht nur subjektive Rechenfehler schuld. Aber selbst zugegeben, daß nur solche vorlägen, so wäre das immer noch Beweis genug, daß es in Wirklichkeit ein unumgängliches Maß von *Irrationalität oder Zufälligkeit gibt. Und wenn sich dies schon bei den verhältnismäßig wirklichkeitsfernen, vereinfachenden Berechnungen der Physik so verhält, um wieviel deutlicher tritt die nackte Wahrscheinlichkeit im Erfahrungsdenken des Lebens zutage. Wir können uns einen nicht irrenden Menschen überhaupt nicht denken. "Und wäre der Mensch unsterblich auf dieser Erde, so könnte er versichert sein, den Tag zu erblicken, da er in allem, worin er vertraute, sein Vertrauen verraten sehen würde, kurz, an dem er sich einem hoffnungslosen Elend gegenüber sähe. Er würde schließlich zusammenbrechen wie jedes große Vermögen, jede Dynastie, jede Zivilisation. An ihrer Stelle haben wir den *Tod, den Verkürzer aller Freude."

Aber das ist nur die eine Seite der Wahrscheinlichkeit. Der Mensch kann ja "ganz versichert" sein: Wahrscheinlichkeit ist nur möglich, wenn die "Natur der Dinge" zu einem gewissen Grad unsere Voraussagen bestätigt, unsere Schlüsse von einzelnen Fällen auf allgemeine Sachverhalte bewahrheitet. Die Welt muß eine gewisse Verfassung haben, muß sich klassifizieren lassen. Sie muß insofern auch endlich sein. Denn wenn wir mit unendlich vielen Möglichkeiten rechnen müßten, "wenn Welten so häufig wie Brombeeren wären", so hätte auch alle Wahrscheinlichkeitsrechnung eine Ende. Wir müßten dann annehmen, daß, wenn wir eine gewisse Regelmäßigkeit der Erscheinungen beobachtet haben, das ein purer Zufall gewesen ist. Wahrscheinlichkeit ist ein Abwägen des Notwendigen und Zufälligen (Möglichen) am Wirklichen; wir vergleichen die Möglichkeiten und die Unmöglichkeiten eines Eintreffens. Das Wahrscheinlichkeitsverfahren umschließt Deduktion und Induktion. Es setzt logische Klassen voraus, welche Verschiedenheiten in sich schließen. Die Voraussetzung, daß verschiedene Dinge derselben logischen *Klasse angehören, konstituiert die Ähnlichkeit der Umstände und Bedingungen, auf denen sowohl der induktive Schluß von "Fällen" auf die Regel (Klasse) wie auch der deduktive Schluß von der Regel auf den Fall beruth. In beiden Fällen handelt es sich um Wahrscheinlichkeitsarten, um Auswahlverfahren (process of sampling).

Wäre die Welt durch und durch regelhaft, rational geformt, so könnte uns nichts besonders angehen oder bedeutsam sein. Eine Auswahl zu treffen wäre unmöglich. Die Entwicklung des Zweifelns, Glaubens, Erkennens könnte so wenig anheben wie im umgekehrten Fall, wenn die Welt durchaus unendlich oder irrational wäre. In beiden Fällen könnte keine Handlung bedeutende Folgen haben, und wir wären aller Verantwortlichkeit für unser Handeln enthoben. Wäre die Welt ansich unendlich im Raum und anfanglos in der Zeit, so wäre es über alle Kraft aller vereinigten Intelligenzen in aller Zeit, irgendeine Planmäßigkeit in ihr zu entdecken. Wäre sie andererseits als endliche gegeben, so wäre es durchaus möglich, die Wahrscheinlichkeit in eine völlig rational bestimmte Gewißheit umzuwandeln. Im ersten Fall wäre die Natur kein Ganzes, im zweiten Fall wäre sie nicht die wirkliche Natur einer fortschreitenden Erfahrung.

Bis jetzt wurde die logische Struktur der Erfahrung betrachtet, wie sie sich in Bezug auf ein zu erschließendes Objekt darstellt. Sie kann aber auch betrachtet werden, wie sie sich in Bezug auf sich selber darstellt. Damit betreten wir den metaphysischen Boden der Selbsterkenntnis in ihrer Welterkenntnis, oder der Welterkenntnis als Selbsterkenntnis. Die Erkenntnis selber als Wirklichkeit und als lebendige Entwicklung wird zum "Fall", aus dem heraus das Wesen der Wirklichkeit erschlossen wird. Dieser metaphysische Analogieschluß ist im Unterschied von der Erfahrungshypothese nicht mehr der experimentellen Beglaubigung fähig, fällt daher auch nicht in die Sphäre der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Des Menschen Spiegelwesen (Man's glassy essence) enthüllt sich selber das eigene "Gesetz des Geistes", enthüllt Wirklichkeit als werdenden Geist.

Fassen wir die Erkenntnisentwicklung ins "Auge", so gewahren wir eine "Tendenz zur Vollkommenheit", ein Streben zum Gesetzlichen, Allgemeinen, Systematischen, zum "Kristall", heraus aus dem dunklen, unbestimmten Gewoge reinen Gefühls. Wir kennen diesen Schwebezustand als sich bestimmende Persönlichkeit, als sich organisierendes Ganzes. Analogerweise schließen wir auf eine ähnliche Beschaffenheit der Wirklichkeit.

Wir können nicht eine allgemeine, rationale Einförmigkeit "am Anfang" denken, weil sich daraus nie der eigenartige Charakter der Erkenntniswirklichkeit verstehen läßt. Wir müssen auch das Universum als eine Entwicklung verstehen, die aus einer relativen Flüssigkeit und Unbestimmtheit zur Verfestigung, zur Gewohnheits- oder Gesetzesbildung strebt, ohne dieses Ziel jedoch eindeutig erreichen zu wollen. Eine exakte Weltformel ließe uns nie die Entstehung einer Heterogenität (Vielfalt) aus einer Homogenität (Einfalt) verstehen. Eine mechanistische Metaphysik ist zu verwerfen: Alle rein mechanischen Prozesse sind umkehrbar, das wirkliche Wachsen der Erkenntnis und per analogiam aller wirklichen Entwicklng ist unumkehrbar. "Die einzige verstehbare Theorie des Universums ist die des objektiven Idealismus, daß die Materie gewordener Geist ist, ihre Gesetze eingewurzelte Gewohnheiten."

Das Prinzip der "Erstheit" nennt PEIRCE Zufall, reines Chaos des Gefühls, sichtbarwerdend als Variabilität, Individualität, unberechenbare Einzigkeit und Ursprünglichkeit alles und jeden Wirklichen.

Das Prinzip des Aufbruchs, der Vermittlung, die Tendenz zur Regelmäßigkeit, logischer Folge, Klassenverfestigung, Ordnung liegt der Logik zugrunde. Die beide verbindende "Drittheit", das Streben und Widerstreben, "das Gesetz des Geistes" nennt er Eros, Agape, Lieb. Das aus Zufall, Logik, Eros gewobene Ganze ist der Geist (mind). Je nachdem eines der drei "Momente" seines Gesamtlebens betont wird, ergeben sich drei Grundtypen metaphysische Verstehens der Wirklichkeit: nämlich ein vitalistisch-irrationaler, ein mechanistisch logistisher und ein synthetisch-geistiger Typus.

Die synthetische Auffassung der Entwicklung, welche die beiden anderen in sich schließt, ist die Entwicklung durch "*Liebe". Eros stellt die Gemeinsamkeit von Ideen her. Indem eine Idee mit Leidenschaft ergriffen wird, wird sie selbst persönlich und baut die Persönlichkeit auf. Die leidenschaftlich ergriffene und ergreifende Idee steckt andere an, verleiblicht ihre Einheit in vielen, verbreitet sich, weil alle des "Gesetzes der Liebe" fähig sind. Sie stellt nicht nur Gemeinschaft her, sondern auch Kontinuität, Stetigkeit der Entwicklung, die weder rein logisch noch als rein zufällig begriffen werden kann. Die Gemeinschaftsbeziehung, welche durch die leidenschaftlich erfaßte Idee hergestellt wird, ist nur "eine allgemeine, lebende Idee, eine himmlische, lebende Harmonie". Sie kann in keinem Augenblick erschöpft oder durchlebt werden, ja keine endliche Zeit kann sie erschöpfend darstellen. Sie erfordert eine Unendlichkeit neuer Deutungen, eine unendliche Menge von Schritten. Die Stetigkeit und metaphysische Ganzheit oder Universalität der Entwicklung läßt die psychologisch-individuelle Erklärung ebenso hinter sich, wie eine logisch faßbare, klare intellektuelle Absichtlichkeit und Zweckhaftigkeit. Dieses "höchste Gesetz des Geistes" verlangt, daß der Mensch den Wahn aufgebe, ein unabhängiges Stück der Wirklichkeit zu sein; aber es verlangt nicht die Vernichtung seiner einzelnen Subjektivitäten, Strebungen, Willkürlichkeiten, Vorstellungen, es verlangt nur, daß diese sich auf dem konkreten Boden einer gemeinsamen Aufgabenstellung miteinander verständigen, einander beeinflussen, einander helfen und aufeinander wirken. Jeder Wirklichkeitsabschnitt offenbart das Wesen der Wirklichkeit. So übertragen die "Eltern" in dunkler, willkürlicher, vitaler Handlung ihre Gemeinschaft auf den "Nachwuchs", der seinerseits wieder in die Gemeinschaft allgemeiner Gewohnheiten und Hypothesen hineinwächst, die, wenn sie in Bescheidenheit und Liebe ergriffen werden, tätig-schöpferische Gemeinschaftsmöglichkeiten hervorbringen und dabei sich selber als Glieder der Gemeinschaft miterzeugen. Insofern die allgemeine Idee nicht bloß eine äußere, sondern eine wahrhaft erfaßte Lebensform ist, trägt sie die Einheit deswahren Selbst in sich. PEIRCE sagt, daß jede wahrhafte, liebenswerte Persönlichkeit ein Ausrufezeichen, ein abgekürztes Symbol der Idee ist. Der Geist einer Nation, einer Kirche, einer Kultur, ist nicht nur, wie der Nominalist sagt, "Luft von der Zunge bewegt". *Nominalismus und *Sensualismus verrammeln sich alle Tore zum Verstehen der ursprünglichsten Wirklichkeit. Aber auch wer nur an das "von außen" *Gegebene glaubt, schaut auch, wenn er sich dessen nicht bewußt ist, die ewig werdende Weltseele. Was physisch Undurchdringlichkeit der Materie heißt, stellt sich dem Physiker dar als rastlose Tätigkeit von sich abstoßenden und anziehenden, wirkenden Kräften. "Physisch" ist das von außen betrachtete Ding in seiner Aktion und Reaktion auf andere "Dinge". Metaphysisch aber, das heißt also von der Selbsterkenntnis als Wirklichkeit ausgehend, wird das Wesen der Wirklichkeit als in aller Wirklichkeit wirksam postuliert. Auch das "Tote" ist, insofern es wirklich ist, auch von Leben erfüllt, muß Spuren der Individualität, Freiheit, Eigenwilligkeit, und Abweichung von *Gewohnheitsgesetzen enthalten.

Die Anerkennung des lebendig-seelenhaften Charakters alles Wirklichen legt PEIRCE den Gedanken an einen persönlichen Gott nahe. Und nicht nur das, ein persönlicher Gott muß sich uns als solcher offenbaren. PEIRCE weist bestimmt auf die christliche Offenbarung hin: "Es sind Tatsachen, die uns in Angesicht starren, welche unmittelbar und leicht wahrgenommen werden können." Aber seit undenklichen Zeiten sei auch bemerkt worden, daß das Offenbarste am schwersten anerkannt werde. Zweitens sagt PEIRCE, dem Universum dürfe wegen seines offenen, werdenden Charakters kein göttliches Attribut wie Weisheit oder Güte beigemessen werden. Die Ablehnung der Ewigkeit und Unbegrenztheit der Welt als auch ihrer Endlichkeit und Begrenztheit legt PEIRCE den Gedanken der Schöpfung nahe.

Aber seine Stellung ist schwankend. Es gibt andere, und ich glaube, stärkere Tendenzen, die PEIRCE an die Seite SCHELLINGs und des romantisch-pantheistischen Gedankengutes stellen. Gott in diesem Aspekt ist identisch mit der strebenden Wirklichkeit und dem Selbst, ein selbst umsonst nach innerer, formaler Eindeutigkeit und Vollkommenheit strebender Gott; ja sogar jener dunkle chaotische gebärende Urgrund des reinen Gefühls jenseits und vor aller Verkrustung in Bestimmtheiten ist PEIRCE durchaus nicht fremd. Von diesem romatisch-mystischen Gefühl aus erscheint die bestimmte, sichtbare Welt leicht als Verkrustung, die ihrem üblen Ende, einer Erstaruung in einem mechanischen Tod entgegeneilt. PEIRCE vergleicht die Wirklichkeit an einem Ort mit einem Stein, der, in der warmen Hand gehalten, seines endgültigen Bestimmungsortes noch ungewiß, verweilt, dann im Geschleudertwerden erst allmählich eine immer bestimmter werdende Bahn beschreibt, schließlich an einem unwiderruflich festen Platz zur Ruhe kommt.

Orientieren wir uns an der großen Mittellinie von PEIRCEs Metaphysik, so ergeben sich sicher zwei abzulehnende Stellungen. Erstens ist abzulehnen Rationalismus oder Panlogismus, insofern er Entwicklung als logisch notwendig nachzuweisen sich bemühen sollte. Das Neue würde da hervorgehen aus festgelegten Vorbestimmungen, die als äußere Gesetze (Milieutheorie) oder als innere Gewohnheiten einen unabänderlich vorbestimmten Gang der Entwicklung bestimmen. "Zweifellos" gibt es solche Folgeketten, aber nur als Teilaspekte der Wirklichkeit. Sie anstelle der Wirklichkeit zu setzen, würde immer zu einem mechanistischen Determinismus führen, der an seiner Unfähigkeit, Leben und Individualität zu verstehen, Neuheit und Abweichung zu begreifen, zuschanden wird. Eine rationalistisch-mechanische Metaphysik wird auch immer zu Materialismus neigen, da "Materie" den weiten Maschen seiner Gesetze am wenigsten Widerstand entgegenzusetzen scheint.

Die andere abzulehnende Einseitigkeit ist "Tychismus". Er anerkennt Leben, Zufall, Leidenschaft, Irrationalität. Er sieht Entwicklung als Auswirkung blinder, zufälliger "chance-variations". Er ist ein ins Metaphysische übertragener Darwinismus. Aber indem er nur für Sprünge und Abweichungen Sinn hat, verliert er die stetige, ganze Wirklichkeit aus den Augen. Als Anwalt der Freiheit gegen den Rationalismus macht er die Wohltat zur Plage, unterschätzt er die vernünftige Verantwortlichkeit der wahren *Persönlichkeit. Er mündet in einen unverantwortlichen Individualismus, in welchem die Blindheit und Gier jedes einzelnen mirakulöserweise ein allgemeines Gut hervorzubringen sich einbildet. Der "*Utilitarismus als der verbesserte Ersatz des Evangeliums" ist schlechthin komisch. "Logik fordert unerbittlich, daß unsere Interessen beschränkt sein sollen . . . Wer nicht seine eigene Seele zu öffnen bereit ist, um die Welt zu retten, der ist unlogisch in all seinen Schlüssen . . . Denn Logik wurzelt in der Idee der Liebe."
LITERATUR - Gustav E. Müller, Die amerikanische Philosophie, Stuttgart 1950