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HEINRICH RICKERT
Psychophysische Kausalität und
psychophysischer Parallelismus

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"Die Menschen werden durch den Parallelismus zu Automaten, d. h. zu Teile eines reinen Mechanismus einerseits und zu Gliedern eines allgemeinen direkten Suggestionszusammenhanges andererseits."

"Solange als die Anhänger des Parallelismus immer nur Bilder bringen, in denen zwei quantitativ einander gleiche Seiten parallel gesetzt werden, muß jeder Versuch, an diesen Bildern den Parallelismus eines quantitativ und eines qualitativ bestimmten Geschehens klar zu machen, entweder in unauflösliche Widersprüche hineinführen oder zeigen, daß das Psychische dem Physischen gerade  nicht  in der Weise entsprechen kann, wie die eine Seite einer mathematischen Fläche einer anderen entspricht."

"Nec corpus mentem ad cogitandum, nec mens corpus ad motum, neque ad quietem, nec ad aliquid (si quid est) aliquid determinare potest." [Der Körper vermag den Geist ebensowenig zum Denken veranlassen wie umgekehrt der Geist den Körper zu Ruhe oder Bewegung oder was auch immer. - wp] Dieser aus der rationalistischen Metaphysik des naturwissenschaftlichen Zeitalters stammende Satz SPINOZAs gilt vielen heute noch für wahr. Nur Seelen können auf Seelen, nur Körper auf Körper wirken,  psychophysische Kausalität  dagegen ist nicht möglich. Wenn aber, wie wir sagen, der Wille den Arm bewegt oder ein Schuß uns erschreckt, soll dann überhaupt kein Zusammenhang zwischen physischem und psychischem Geschehen angenommen werden? So ist es natürlich nicht gemeint. Wir brauchen für die kausale Verknüpfung einen  Ersatz  und dieser wird uns auch geboten. Dem körperlichen Sein, heißt es nämlich, geht als seine andere "Seite" ein seelisches nebenher, wie umgekehrt dem Psychischen stets physische Vorgänge entsprechen und überall, wo ein Körper auf den Geist zu wirken scheint, da ist zwar nicht er selbst, wohl aber seine psychische Seite die Ursache, ebenso wie ein körperlicher Effekt, den wir einem Willensvorgang zuschreiben, als vom Willensvorgang entsprechenden physischen Prozessen bewirkt gedacht werden muß. Ein Zusammenhang zwischen Leib und Seele besteht also, nur ist er, wie wiederum bei SPINOZA, gewissermaßen indirekt: "ordo et connexio idearum idem est ac ordo et connexio rerum" [Jedem physischem Vorgang entspricht ein psychischer und umgekehrt. - wp] Kurz: Die psychophysische Kausalität soll aufgehoben und ersetzt werden durch den  psychophysischen Parallelismus. 

Der Frage, ob diese Lösung des Problems haltbar ist, sind die folgenden Bemerkungen gewidmet, d. h. ich beschränke mich auf die Betrachtung des Parallelismus, der den Zusammenhang zwischen Geist und Körper erklären soll und will nur auf einige Schwierigkeiten hinweisen, die mir der angedeuteten Umbildung der kausalen Auffassung entgegenzustehen scheinen. Bei dieser Kritik gehe ich von logisch-erkenntnistheoretischen Gesichtspunkten aus und erinnere zuerst an die Motive, die zur Verwerfung der psychophysischen Kausalität und ihrer Ersetzung durch den Parallelismus geführt haben. Sie stecken in den Begriffen der mechanischen Naturauffassung (I). Sodann versuche ich zu zeigen, daß der Parallelismus, wie man auch sonst über ihn denken mag, gerade in der Form, die er zum Ersatz der psychophysischen Kausalität annehmen muß, undurchführbar ist (II) und ferner, warum es bei der üblichen Fragestellung nicht zu einer befriedigenden Antwort kommen kann. Die Gründe hierfür sind, wie ich glaube, in einer einseitig naturwissenschaftlichen Denkweise zu suchen (III). Hieran soll sich die Aufzeigung des Ausgangspunktes anschließen, von dem wenigstens die  Möglichkeit  einer begrifflichen Feststellung psychophysischer Kausalverhältnisse zu gewinnen ist (IV) und endlich soll eine kurze Andeutung gegeben werden, welche Gründe uns die Annahme psychophysischer Kausalität zu einem Bedürfnis machen (V). Doch kann es sich dabei nur um den Hinweis auf eine Aufgabe und nicht etwa um eine Lösung des Problems selbst handeln. (1)


I.

Weshalb ist das Physische und das Psychische so zu denken, daß eine kausale Verknüpfung zwischen ihnen nicht angenommen werden kann? Einer Definition des Psychischen stehen bekanntlich Schwierigkeiten im Weg. Was jedoch physisch sei, meint man zu wissen und da ferner alles entweder physisch oder psychisch sein soll, so muß sich mit Hilfe des Körperbegriffs indirekt durch Ausschließung auch ein Begriff des Psychischen ergeben. Was nun ein Körper ist, sagt uns die Naturwissenschaft, und zwar findet man dort überall die Tendenz zu mechanischer Auffassung, so daß das Physische seinem allgemeinsten und umfassendsten Begriff nach zusammenfällt mit einem Komplex von Atomen, dessen einzige Veränderung in der Bewegung unveränderlicher Teile besteht. Wesentlich für die Körperbegriffe sind danach nur quantitative Bestimmungen und wird nun hiervon der Begriff des Psychischen abhängig gemacht, so muß sein Inhalt aus dem gebildet werden, was nicht zu jener rein quantitativen mechanischen Atomwelt gehört und das ist eben der Inbegriff des Qualitativen. (2)

Hiermit hängt etwas anderes zusammen. Einen qualitativen Charakter trägt alles uns unmittelbar gegebene Geschehen, während ein rein quantitativ bestimmtes Sein der Wahrnehmung niemals direkt zugänglich ist und dadurch wird dann das Psychische zur unmittelbaren Realität, während wir das Physische lediglich als "Erscheinung" zu kennen meinen und sein Wesen erst "hinter" dem Gegebenen suchen. Aus den angeführten Begriffsbestimmungen ergibt sich also mit Notwendigkeit die Konsequenz, daß die beiden Teile, in welche die Wirklichkeit zerfällt, nicht nur mit Rücksicht auf ihren Inhalt (als Qualitäten und Quantitäten), sondern auch mit Rücksicht auf die Art ihres Seins (als unmittelbar real und phänomenal) für total  unvergleichbar  angesehen werden müssen.

Ist es möglich, zwei so verschiedene Welten kausal miteinander zu verknüpfen? Auch der Begriff der Kausalität ist nicht eindeutig. Trotzdem meint man ihn leicht soweit bestimmen zu können, als es zur Entscheidung unserer Frage notwendig ist. Von all den Versuchen, das Verhältnis des ursächlichen Zusammenhangs in das des bloßen Aufeinanderfolgens aufzulösen, kann man hier ganz absehen. Denn wenn es sich beim Wirken nur um wiederholte Sukzession handelte, so wäre die psychophysische Kausalität überhaupt kein Problem. Das regelmäßige Aufeinanderfolgen von gewissen geistigen und körperlichen Ereignissen war ja die Tatsache, von der wir ausgegangen sind und die als solche noch keine kausale Verknüpfung enthalten sollte. Es muß also bei jedem Kausalverhältnis mehr als ein bloßes  post hoc  [danach - wp] vorliegen und das pflegt man so auszudrücken, daß zwischen Ursache und Wirkung ein  notwendiger  Zusammenhang besteht.

Worin ist nun diese Notwendigkeit zu suchen? Auch zur Beantwortung dieser Frage wird man sich an die Begriffe der Naturwissenschaft wenden und dann sagen, daß die kausale Notwendigkeit die eines Naturgesetzes sei und wenn man wieder vor allem an die mechanische Naturwissenschaft mit ihren quantitativ bestimmten Begriffen denkt, so muß man das Ideal eines Naturgesetzes in einer  Kausalgleichung  erblicken. (3) Mißt man dann an diesem Ideal den Begriff der Kausalität überhaupt, so wird der Satz "causa aequat effectum" [Ursache gleich Wirkung - wp] zum Ausdruck der kausalen Notwendigkeit und ein Verhältnis von Ursache und Wirkung nehmen wir nur dort an, wo die Aufstellung einer Gleichung wenigstens im Prinzip möglich ist.

Bringen wir nun diesen Kausalitätsbegriff an die früher gewonnenen Begriffe des Physischen und Psychischen, so leuchtet ein, daß die totale Unvergleichbarkeit des Inhalts und der Seinsart dieser beiden Gebiete die Aufstellung einer Kausalgleichung zwischen ihnen für alle Zeiten ausschließt und daher scheint auch ein kausaler Zusammenhang zwischen ihnen nicht vorhanden sein zu können. Er ist schon, so meint man, aus dem Grund unmöglich, weil in der Körperwelt alle Veränderung auf Atombewegung zurückgeführt werden soll und nach dem Satz causa aequat effectum Bewegung immer nur durch Bewegung entstehen und nur Bewegung hervorrufen darf. Ein Sein, das wie das Psychische seinem Begriff nach nie als Atombewegung darstellbar ist, hat daher als Ursache oder Effekt in der Körperwelt keinen Platz. Das Reich des Physischen ist vielmehr ein vollkommen geschlossener Kausalzusammenhang und der Begriff der psychophysischen Kausalität daher durchaus zu verwerfen.

Bis zu diesem Punkt ist für viele die Argumentation wohl zwingend und im Resultat auch völlig unbedenklich. Aber offenbar sind wir hiermit noch nicht am Ende. Ist nämlich die physische Welt ein geschlossener Kausalzusammenhang, so muß die psychische es auch sein, falls sie überhaupt dem allgemeinen Kausalprinzip unterworfen werden soll und jede psychische Veränderung setzt dann ein anderes psychisches Geschehen als seine Ursache voraus, wodurch sich die Notwendigkeit ergibt, das bekannte seelische Sein durch eine Fülle von unbekannten zu ergänzen. Ja, es muß, falls auch der Schein kausaler Verknüpfung zwischen Psychischem und Physischem begreiflich werden soll, worauf es für uns hier vor allem ankommt, das seelische Leben genau soweit ausgedehnt werden, wie die uns bekannte physische Welt reicht, d. h. die Ersetzung der psychophysischen Kausalität durch den Parallelismus führt zu SPINOZAs Satz: "omnia, quamvis diversis gradibus, animata sunt" [Alles ist in verschiedenem Maß beseelt. - wp] oder zur Allbeseelungslehre.

Freilich gibt es Leugner der psychophysischen Kausalität, die vom Parallelismus in dieser Form nichts wissen wollen und solange sie sich auf sein Prinzip als auf ein "empirisches Postulat" (4) beschränken, das im Einzelnen durch die Erfahrung bestätigt und für gewisse Spezialuntersuchungen von Bedeutung ist, so haben sie dazu auch ein Recht. Der Parallelismus in diesem Sinne aber kommt hier für uns gar nicht in Betracht, weil er von vornherein auf eine Ersetzung der psychophysischen Kausalität verzichten, ja die Frage nach der kausalen Bedingtheit des Psychischen überhaupt zumindest offen lassen muß. Solange wir an der psychophysischen Kausalität festhalten, nötigen uns die Tatsachen zu der Annahme, daß unser Seelenleben von  jedem  materiellen Vorgang beeinflußt werden kann und beeinflußt wird, wenn wir ihn wahrnehmen, d. h. wir setzen eine kausale Verknüpfung zwischen den Fixsternen und der Lichtempfindung, die wir haben, ebenso voraus wie zwischen dem Federhalter in unserer Hand und den Berührungsempfindungen, die er hervorzurufen scheint und wenn nun auch nur der Schein dieser vom Physischen auf das Psychische gerichteten Kausalität erklärt werden soll, so genügt es nicht etwa, vorauszusetzen, daß die Lichtstrahlen, die von den Fixsternen ausgehen, Wirkungen im Zentralnervensystem hervorbringen und daß diese allein dann von den betreffenden Lichtempfindungen begleitet sind, sondern die ganze Reihe von physischen Vorgängen zwischen dem Zentralnervensystem und dem Fixstern muß ihre psychische Seite haben, falls überhaupt eine lückenlose Kausalkette psychischer Vorgänge hergestellt werden soll. Wir müssen also auch, um ein anderes möglichst paradoxes Beispiel zu gebrauchen, glauben, daß wenn sich durch die Aufnahme einer Quantität Alkohol unsere psychische "Stimmung" verändert, jeder einzelne Tropfen Alkohol von psychischen Vorgängen begleitet ist, die unsere Stimmung verursachen, ebenso müssen die betreffenden "Alkoholgeister" wiederum durch seelisches Leben hervorgerufen sein, das mit den Stoffen verknüpft ist, aus denen der Alkohol gewonnen wurde, usw., usw., denn die psychische Kausalreihe kann ebensowenig wie die physische an irgendeiner Stelle abgebrochen werden.

Kurz: da wir ursprünglich annahmen, daß kein Körper ein Objekt möglicher Wahrnehmung ist, der nicht auf unser Seelenleben zu wirken vermag, so müssen wir, wenn diese psychophysische Kausalität nicht nur ausgeschlossen, sondern auch ersetzt werden soll, uns zu der Annahme eines geschlossenen psychischen Kausalzusammenhangs entschließen und jeden wahrnehmbaren Körper als beseelt denken. Seine Wahrnehmung wäre sonst ein den allgemeinen Kausalitätszusammenhang durchbrechendes Wunder. So berechtigt also die Scheidung zwischem dem Parallelismus als einem empirischen Postulat und dem Panpsychismus als einer metaphysischen Theorie ist, ebenso sicher kommt der Parallelismus als Ersatz für die Kausalität nur in Form der Allbeseelungslehre in Frage.


II.

Vermag er nun aber in dieser Form wirklich die Kausalität zu ersetzen oder führt er nicht gerade mit Rücksicht auf diese Aufgabe konsequenz zu Ende gedacht zu unmöglichen Annahmen?

Für viele wird die Behauptung, daß alle Körper beseelt sein müssen, die entweder selbst wahrnehmbar sind oder mit einem wahrnehmbaren Körper kausal zusammenhängen, schon abschreckend genug sein. Eine Konsequenz jedoch, welche den Parallelismus logisch ad absurdum führt, kann man darin nicht erblicken. Man mag die Allbeseelungstheorie phantastisch nennen, unmöglich wie sich unter den bisherigen Voraussetzungen die Annahme psychophysischer Kausalität darstellt, ist sie nicht. Sie läßt sich auch auf Grund von einzelnen Tatsachen nicht widerlegen. Alle Annahme von fremdem Seelenleben beruth ja auf Analogieschlüssen und man kann niemals behaupten, daß ein wahrgenommener Körper Eigenschaften besitzt, welche seine Beseelung absolut undenkbar machen.

Auch die Meinung, nach der die Ausschließung psychischer Einwirkungen auf den Körper und die Annahme einer geschlossenen physischen Kausalität insbesondere alles menschliche Leben in der Weise mechanisiere, daß die Willensentschlüsse und Gefühle, in denen wir Ursachen von Handlungen erblicken, auch fortfallen könnten und trotzdem der Körpervorgang derselbe sein würde (5), ist ebenso wenig zutreffend, wie die andere Ansicht, daß eine unmittelbare Wirkung von Geist zu Geist sich auch dann kundgeben müßte, wenn wir von äußeren Einwirkungen zufällig keine Wahrnehmung und kein Bewußtsein hätten. (6) Solche Konsequenzen werden vielmehr gerade durch den Parallelismus verboten. Denn wenn  alle  physischen Prozesse ihre psychische Seite haben, so sind auch mit diesen oder jenen besonderen Körpervorgängen ganz bestimmte, seelische Prozesse ebenso  notwendig  verknüpft, wie sie nach der kausalen Auffassung notwendig von ihnen hervorgebracht werden würden und umgekehrt kann sich in unserem Geist nur das kund tun, was seine Ursache in psychischen Seite  der  Körper hat, die wir unter der Voraussetzung psychophysischer Kausalität für die direkte Ursache der äußeren Wahrnehmung halten. Es läßt sich also weder bei Ausschließung einer psychischen Wirkung auf den Körper das geringste im Seelenleben anders denken, als es ist, ohne daß zugleich eine entsprechende Änderung im Physischen angenommen werden müßte, noch kann die Herstellung eines geschlossenen psychischen Kausalzusammenhanges jemals zur Annahme einer Gedankenübertragung führen, deren Resultate nicht von den äußeren Wahrnehmungen der für ihre Ursachen gehaltenen Körper begleitet wären. Die Menschen werden allerdings durch den Parallelismus zu Automaten, d. h. zu Teile eines reinen Mechanismus (motus et quies [Arbeit und Ruhe - wp]) einerseits und zu Gliedern eines allgemeinen direkten Suggestionszusammenhanges (intellectus infinitus [ewiger Verstand - wp]) andererseits, aber das ist nur eine Änderung in der  Interpretation  des Geschehens und alle Tatsachen behalten dabei im Einzelnen genau dieselbe Notwendigkeit, wie bei der kausalen Auffassung. (7)

Bedenklicher schon sind die Hinweise darauf, wie wenig der Parallelismus sich zu betätigen scheint, wenn geringfügige Differenzen in den äußeren körperlichen Reizen mit so großen Unterschieden der Effekte im menschlichen Organismus verknüpft sind, daß wir uns nicht vorstellen können, wie der kleine physische Reizzuwachs ohne Hinzutreten einer psychischen Einwirkung das unverhältnismäßig große plus im physischen Effekt hervorrufen soll. So kann der optische Eindruck einer Depesche einen Menschen einmal so gut wie unbewegt lassen, während der nur in  einem  Wort geänderte optische Eindruck einer anderen Depesche denselben Menschen zu töten vermag. Soll hier das eine Wort die Ursache so großer Veränderungen sein oder müssen wir nicht annehmen, daß der aus der Bedeutung des Wortes stammende Schreck die Ursache des Todes ist? (8) Ich glaube, auch Tatsachen von dieser Art vernichten den Parallelismus noch nicht, denn seine Anhänger können sich immer darauf berufen, daß wir den Mechanismus der Körpervorgänge und die Struktur des Seelenlebens viel zu wenig kennen, um mit Sicherheit zu sagen: hier  kann  dieser oder jener körperliche Reiz für sich allein nicht diese oder jene Wirkung in einem menschlichen Organismus hervorgebracht haben, sondern es  muß  auch etwas Psychisches als Ursache dabei im Spiel gewesen sein. Zwar erklärt in solchen Fällen der Parallelismus im Einzelnen gar nichts, aber das hat er mit machen metaphysischen Theorien gemein und man wird zugeben müssen: unsere Ignoranz ist hier gerade das Asyl, in welches seine Anhänger sich immer flüchten können, um ihn wenigstens im Prinzip zu retten. (9)

Viel schwerwiegender dagegen sind Einwände SIGWARTs, die darauf hinweisen, daß allen unterscheidbaren psychischen Akten auch genau bestimmte physische oder chemische Vorgänge entsprechen müssen, denn damit kommen wir in der Tat zu dem Punkt von prinzipieller Bedeutung, an dem allein sich die Durchführbarkeit des Parallelismus entscheiden kann. Mit dem Hinweis auf einzelne Tatsachen ist hier nichts zu machen. Wenn SIGWART dann jedoch dies näher dahin ausführt, daß die logischen Gesetze, nach denen wir denken, mit den Gesetzen zusammenfallen müßten, nach welchen sich die Umlagerungen der Atome in der Gehirnsubstanz vollziehen und daß ein solches Zusammenfallen logischer und physikalischer Gesetze keinen Sinn habe, (10) so scheint mir wenigstens dieser  Formulierung  gegenüber der Parallelismus doch noch nicht ganz wehrlos zu sein. Gewiß, das Zusammenfallen logischer und physikalischer Gesetze ist unmöglich, aber muß es auch wirklich als Konsequenz des Parallelismus gelten? Seine Anhänger können doch wohl darauf hinweisen, daß nur von einem Parallelismus der psychischen und physischen  Natur gesetze gesprochen werden dürfe und daß ja gerade die Logik eine Scheidung der psychologischen Naturgesetzmäßigkeit von der logischen als einer  normativen  Gesetzmäßigkeit verlange. Sei aber diese Scheidung einmal gemacht, dann sei ein Parallelismus zwischen physikalischen und rein  psychologischen  Gesetzen wohl denkbar und jedenfalls sei die logische  Bedeutung  des naturnotwendig ablaufenden Seelenlebens mit den physikalischen Gesetzen nicht unvergleichbarer, als mit  den  Naturgesetzen, welche das Psychische selbst beherrschen. Wie Normen und Naturgesetze überhaupt miteinander vereinbar sind, sei eine viel weiter reichende Frage, die für  jede  Auffassung des Seelenlebens als eines gesetzmäßigen Geschehens nicht beantwortet zu werden brauche. Von logischen Gesetzen könne vielmehr der Parallelismus ganz absehen.

Ebensowenig - und das hängt hiermit auf das Engste zusammen - darf die  Einheit  des Bewußtseins herangezogen werden, um zu zeigen, daß ihr im Physischen nichts entspricht. Denn es ist ein erkenntnistheoretischer Standpunkt möglich, der das zusammenfassende Bewußtsein, etwa wie KANT die transzendentale Apperzeption, in seiner Bedeutung als Bedingung  allen  Seins, des Physischen ebenso wie des Psychischen, streng vom psychologischen Subjekt unterscheidet. Das psychologische Subjekt, das in erkenntnistheoretischer Hinsicht Objekt ist und zu dem daher die Einheit des "Bewußtseins überhaupt" begrifflich nicht in prinzipiell anderer Weise gehört als zu jedem anderen Objekt, macht dann allein den empirisch gegebenen Gegenstand der Psychologie aus und nur mit Rücksicht auf diesen braucht man den Parallelismus durchzuführen. Es ist zwar zuzugeben, daß diese Schwierigkeiten von den Anhängern des Parallelismus nicht genügend berücksichtigt sind und sich auf dem Boden der empirischen Psychologie überhaupt nicht beseitigen lassen, aber mit Hilfe des Bewußtseins als auch die normative Gesetzmäßigkeit der Psychologie entzieht, scheinen sie nicht unüberwindlich. (11)

Dennoch bleibt es richtig, daß nicht allen unterscheidbaren Bestandteilen auf der einen Seite des Seins unterscheidbare Bestandteile auf der anderen Seite entsprechen können und deswegen der Parallelismus undurchführbar ist. Nur wird man beim Nachweis dafür weniger vom Psychischen als vielmehr vom Physischen ausgehen müssen und zwar nicht etwa von Körpern, wie sie uns in der Erfahrung gegeben sind und als bekannte Teile unseres Organismus für den empirischen Parallelismus der Einzelforschung in Frage kommen, sondern von jenem Begriff der Körperwelt als eines rein  quantitativ  bestimmten Atomkomplexes, weil der ja allein die Annahme der psychophysischen Kausalität unmöglich gemacht hat. Es muß nämlich, wenn in den Körpern jede dieser Veränderungen eine Veränderung im Seelenleben parallel gehen soll, erstens jedem einzelnen Atom ein Seelenelement zugeordnet und ferner infolge dieser Atomisierung des Seelenlebens auch alle Veränderung im Psychischen allein auf die Veränderung der Relationen unveränderlicher psychischer Elemente zurückgeführt werden. Geschieht das nicht und wird psychisches Sein vorausgesetzt, das diese der Atomtheorie analoge Auffassung verbietet, dann kann es auch keinen indirekten notwendigen Zusammenhang zwischen den physischen und psychischen Veränderungen in der Welt geben, denn dann läuft der Prozeß der Veränderung und des Wirkens auf der physischen Seite dem auf der psychischen nicht wirklich parallel.

Hieraus aber ergeben sich zwei Konsequenzen. Zunächst weiß die unmittelbare Erfahrung von einem Seelenleben, dessen Veränderung nur in den Relationen seiner Elemente besteht, ebensowenig wie von einer Atombewegung und wenn also der Parallelismus uns zu einem solchen Begriff psychischen Geschehens führt, so zwingt er uns zugleich auch, im Seelenleben das Wesen vom unmittelbar Gegebenen zu scheiden. Wir verstehen von hier aus die Notwendigkeit und, wenn man so will, die Berechtigung all der Theorien, welche darauf ausgehen, die Mannigfaltigkeit des empirischen Seelenlebens in einfache Empfindungen oder derglichen aufzulösen, ebenso wie die Naturwissenschaft die Körperwelt in einfache Dinge zerlegt. Daß mit der Möglichkeit einer psychologischen Atomisierung der Parallelismus steht und fällt, ist klar, denn wie sollen Vorgänge, die zwei verschiedenen Arten des Seins angehören und von denen wir die einen als anschauliche Realitäten aufzunehmen, die andern aber als begriffliche Wesen durch unser Denken zu erfassen haben, parallel gehen? Ein gegenseitiges Entsprechen wäre hier ebenso unmöglich wie eine kausale Verbindung. Man kann immer nur Erscheinung mit Erscheinung oder Wesen mit Wesen kausal verknüpfen oder parallel setzen. Die eine der Voraussetzungen in den Begriffen des Physischen und Psychischen also, die zur Aufhebung der psychophysischen Kausalität führte, wird durch die Durchführung des Parallelismus selber aufgehoben.

Doch scheint nicht gerade jetzt diese Durchführung denkbar? Oder sollte etwa die Unterscheidung von Wesen und Gegebenem im Seelenleben weniger berechtigt sein als in der Körperwelt? Es ließe sich zwar leicht zeigen, daß sie berechtigt ist, weil keine allgemeine Theorie beim unmittelbar Gegebenen stehen bleiben kann, eine psychologische so wenig wie eine physikalische. Aber wir brauchen hierauf nicht näher einzugehen, denn auch ein gelungener Nachweis würde dem Parallelismus nichts helfen. Aus der Parallelisierung des Seelenlebens mit der Atomwelt ergibt sich nämlich noch eine zweite Konsequenz. Die letzten Bestandteile der Körperwelt sind, wenn wir uns die mechanische Auffassung vollkommen durchgeführt denken, einfach, unveränderlich und einander gleich. Daraus folgt, daß einfach, unveränderlich und einander gleich auch die psychischen Elemente sein müssen, wenn von Parallelismus in jeder Veränderung die Rede sein soll. Der einzige Begriff der Veränderung aber, der für eine Welt solcher einfachen und unveränderlichen Elemente übrig bleibt, schließt jede qualitative Veränderung aus und ist also wie der der Atomwelt rein  quantitativ  bestimmt. Versuchte man daher das Psychische im Ernst der mechanischen Körperwelt entsprechen zu lassen, so müßte man auch zu einer rein quantitativen Bestimmung jeder Veränderung und jedes Verhältnisses von Ursache und Wirkung in ihm schreiten und damit wäre auch die andere Voraussetzung in den Begriffen des Physischen und des Psychischen, von der wir ausgegangen sind und die zum Parallelismus trieb, hinfällig geworden: das Wesen des Psychischen hörte auf, im Qualitativen zu bestehen und sein Begriff hätte keinen vom Physischen unterscheidbaren Inhalt mehr. Man wende ja nicht ein, daß der quantitative Begriff der Materie, welcher zu diesen Konsequenzen führt, hier nicht zugrunde gelegt werden dürfe. (12) Nimmt man die Atome nicht als absolut einfach an, legt man in den Körperbegriff selbst noch qualitative Veränderungen und Differenzen und geht überhaupt nicht von einer vollkommen zu Ende gedachten mechanischen Auffassung aus, dann gibt es auch keinen zwingenden Grund, die psychophysische Kausalität zu verwerfen. Erst auf der Basis einer rein quantitativen Theorie der Körperwelt wird dies notwendig und gerade die dadurch entstehende totale Unvergleichbarkeit von Physisch und Psychisch macht den Parallelismus ebenso undenkbar wie einen kausalen Zusammenhang.

Diese Überlegungen werden Anhängern des Parallelismus viel zu einfach sein, als daß durch sie eine Annahme, die so viele Tatsachen der Erfahrung zu stützen scheinen, beseitigt werden könnte. Aber um Tatsachen der Erfahrung handelt es sich hier, wie wiederholt hervorgehoben, garnicht, sondern um die Durchführung allgemeiner Prinzipien und wenn die Unmöglichkeit dieser Durchführung nicht überall zutage tritt, so liegt das nur daran, daß wir bei den Anhängern des Parallelismus leider in der entscheidenden Frage niemals streng begriffliche Ausführungen, sondern immer nur allerlei Analogien und Bilder finden, die nicht nur nichts beweisen, sondern lediglich dazu dienen können, die Schwierigkeiten des Problems zu verdecken. So geistvoll und amüsant diese Bilder bei FECHNER sein mögen, so ergibt sich doch immer, daß gerade in dem Punkt, auf den es ankommt, der Vergleicht nicht stimmt, sondern daß der Parallelismus von Physisch und Psychisch notwendig  anders  gedacht werden muß, als er sich in einem Bild darstellt, ja, daß die herangezogene Analogie mit dem Verhältnis von Physisch und Psychisch unvergleichbar, also keine Analogie ist.

Ein Beispiel aus einer der neuesten Darstellungen möge das noch genauer zeigen. (13) Die Realität wird hier mit mathematischen Kugelschalen verglichen und wie diese ihre konkave und ihre konvexe Seite haben, so soll die Wirklichkeit einerseits physisch, andererseits psychisch sein und sich zugleich wie die Kugelschalen in ihren beiden Seiten Punkt für Punkt entsprechen. Was der Parallelismus für die Kugelschalen bedeutet, ist sehr einleuchtend. Hier bedingt in der Tat jede Änderung der konkaven Form auch eine Änderung der konvexen und das beruth nicht darauf, daß die eine Änderung die andere bewirkt, sondern daß das konkave Sein mit dem konvexen identisch ist. Und ferner kann der Parallelismus hier bis ins Kleinste durchgeführt werden, weil beide Seiten rein quantitativ bestimmt sind. Wenn wir nun aber hören, daß es "auf ähnliche Art" sich mit der ganzen oder der menschlichen Welt verhalten soll, so suchen wir in ihr vergeblich nach einem Punkt, um daran den Gedanken eines ähnlichen Verhaltens zu knüpfen. Die Eigentümlichkeiten von Kugelschalen, auf denen die Möglichkeit beruth, ihre zwei Seiten einander entsprechen zu lassen, sind ganz und gar auf  mathematische  Gebilde beschränkt und finden sich an keinem Vorgang der Wirklichkeit. Nicht einmal ein Körper hat zwei Seiten, die in diesem Sinne einander parallel gesetzt werden könnten und was soll es vollends heißen, daß eine quantitative einer qualitativen Welt entspricht wie die konvexe Seite einer Kugelschale der konkaven? Es fehlt hier jedes tertium comparationis [vergleichbare Dritte - wp] und das "entsprechen" wird zu einem leeren Wort. Solange als die Anhänger des Parallelismus immer nur Bilder bringen, in denen zwei quantitativ einander gleiche Seiten parallel gesetzt werden, muß jeder Versuch, an diesen Bildern den Parallelismus eines quantitativ und eines qualitativ bestimmten Geschehens klar zu machen, entweder in unauflösliche Widersprüche hineinführen oder zeigen, daß das Psychische dem Physischen gerade  nicht  in der Weise entsprechen kann, wie die eine Seite einer mathematischen Fläche einer anderen entspricht.

Es ist dies nicht der einzige Fall, in dem eine weit verbreitete Theorie im Wesentlichen durch eine bildliche Analogie begründet werden sollte, die mit dem gemeinten Vorgang ganz unvergleichbar war. Als der Materialismus seine These vom geistigen Leben als einem Gehirnprodukt plausibel zu machen suchte, da erklärte er, das Gehirn verhalte sich zum Geist, wie die Leber zur Galle usw. Unter allen, deren Urteil ernsthaft in Frage kommt, herrscht heute Übereinstimmung darin, daß dieses Bild nur geeignet war zu zeigen, wie unmöglich die Auffassung des Geistigen als eines Gehirnproduktes ist, denn wie eine Drüse einen Körper ausscheidet, können wir begreifen, wie dagegen das Gehirn etwas ausscheiden soll, was nicht Körper ist, bleibt unbegreiflich und gerade das sollte doch das Bild plausibel machen. Liegt bei den Bildern des Parallelismus der Fall anders? Haben die Gleichnisse, welche seine Anhänger heranziehen, vor dem Lebergleichnis KARL VOGTs im  Prinzip  etwas voraus? Daß sie geschmackvoller sind, ist zuzugeben, daß es aber verständlicher ist, einen Parallelismus zwischen Atomkomplexen und Empfindungen zu behaupten, als eine Produktion von Empfindungen durch Atombewegung, scheint dem Unbefangenen nicht einleuchtend. Das eine ist vielmehr genauso unvorstellbar und unbegreiflich, wie das andere.

Sollte also, um noch einmal zusammenzufassen, das Psychische so gedacht werden, daß es der Körperwelt, wie die Naturwissenschaft sie als Atomkomplex und jedenfalls quantitativ bestimmt, wirklich parallel geht, dann wäre es erstens notwendig, auch im Seelenleben das Wesen vom Gegebenen zu trennen und zweitens, den einzelnen Atomen Seelenelemente so zuzuordnen, daß alle Unterschiede qualitativer Art auch im Psychischen auf quantitative zurückgeführt werden können. Damit wären aber alle Voraussetzungen fortgefallen, welche aufgrund der Begriffe des Physischen und des Psychischen die Verwerfung der psychophysischen Kausalität und ihre Ersetzung durch den Parallelismus notwendig machen. Das unmittelbar reale und qualitative Psychische wäre phänomenal und quantitativ zu denken, wenn es dem Physischen parallel gehen soll und dann im Prinzip vom Physischen gar nicht mehr zu unterscheiden. Der Parallelismus ist also entweder begrifflich undurchführbar oder er treibt bei seiner Durchführung zum Materialismus und wenn er das getan hat, so ist er überflüssig geworden, denn dann gibt es nicht mehr jene zwei Gebiete der Wirklichkeit, deren Verbindung er begreiflich zu machen hat. Natürlich ist damit, um auch das noch einmal zu betonen, gegen die empirische Feststellung tatsächlicher Beziehungen zwischen wahrnehmbaren Nerven- oder Gehirnvorgängen und wahrnehmbaren psychischen Prozessen durch die Spezialwissenschaft gar nichts gesagt, sondern die Ausführungen sind lediglich gegen den Parallelismus als Lösung eines allgemeinen philosophischen Problems, d. h. als Ersatz für die psychophysische Kausalität gerichtet. Es kann eben ein Prinzip, das für gewisse Sonderuntersuchungen einen guten Sinn hat, als weltumfassende Theorie zum Widersinn werden und dies gilt, wie wir gezeigt zu haben glauben, für das Prinzip des psychophysischen Parallelismus auf jeden Fall.
LITERATUR - Heinrich Rickert, Psychophysische Kausalität und psychophysischer Parallelismus, Festschrift für Christoph Sigwart, Tübingen 1900
    Anmerkungen
    1) Hauptsächlich ziehe ich im Folgenden einige Konsequenzen aus früher veröffentlichten Untersuchungen über Wesen und Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung. Auf die umfangreiche Literatur einzugehen, die sich mit dem Problem des Parallelismus beschäftigt und zu zeigen, in welchen Punkten ich mit anderen Autoren übereinstimme oder von ihnen abweiche, verbietet der Raum, der mir hier zur Verfügung steht. Ich möchte nur hervorheben, daß mir vor allem die tief eindringenden Ausführungen SIGWARTs schon vor einer Reihe von Jahren die Anregung gegeben haben, eine Erörterung des Problems unter logischen Gesichtspunkten zu versuchen. Wenn ich auch im Einzelnen nicht überall mit SIGWART übereinzustimmen vermag, so glaube ich doch in der Hauptsache und das betrifft den Begriff des Wirkens, mit ihm auf demselben Boden zu stehen.
    2) Die "Energetik" darf ich hier unberücksichtigt lassen, weil auch sie, ebenso wie die Atomistik, schließlich zu rein quantitativen Begriffen kommen muß, wenn sie die Umwandlung einer Energieform in die andere begreifen will. Vgl. KURT LASSWITZ, Die moderne Energetik in ihrer Bedeutung für die Erkenntniskritik, Bd. XXIX (1893) und meine "Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung" (1896), Seite 111-117.
    3) Vgl. WILHELM WUNDT, Über physische Kausalität und das Prinzip des psychophysischen Parallelismus, Philosophische Studien, Bd. X (1894)
    4) WUNDT, a. a. O. Seite 26f
    5) LUDWIG BUSSE, Leib und Seele, Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, Bd. 114, 1899, Seite 13
    6) SIGWART, Logik II, 2. Auflage (1893), Seite 542
    7) Es kommt hier nur darauf an, daß die angegebenen Konsequenzen nicht zu einem  logischen  Widersinn führen. Darin, daß die  Geschichte  mit der Interpretation des Parallelismus nichts anfangen kann, haben SIGWART und BUSSE durchaus Recht. Den Grund dafür deute ich am Schluß der Abhandlung an.
    8) Auch diese Ansicht ist kürzlich wieder von BUSSE, a. a. O. Seite 17 vertreten.
    9) Nach Abschluß des Manuskripts ersehe ich aus einer Abhandlung von FRIEDRICH PAULSEN (Noch ein Wort zur Theorie des Parallelismus, Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, Bd. 115, Seite 1f), daß dieses Argument des Nichtwissens tatsächlich und, wie mir scheint, mit Recht benutzt wird.
    10) Vgl. SIGWART, a. a. O. Seite 537f
    11) Für eine nähere Begründung dieser Ansichten darf ich vielleicht auf meinen "Gegenstand der Erkenntnis" (1892) und das zweite Kapitel meiner "Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung" verweisen.
    12) So PAULSEN, Einleitung in die Philosophie (1892), Seite 105f
    13) HERMANN EBBINGHAUS, Grundzüge der Psychologie, (1897) Seite 41f