ra-2FeilbogenW. HasbachBaumstarkL. BrentanoR. Schüller    
 
DAVID RICARDO
Grundgesetze der Volkswirtschaft
und Besteuerung


"Aus keiner Quelle entspringen so viele Irrtümer und Meinungsverschiedenheiten in dieser Wissenschaft, als aus den unbestimmten Bedeutungen, welche man dem Wort  Wert  beilegt."


Vorrede

Das Erzeugnis der Erde oder mit anderen Worten alles dasjenige, was von ihrer Oberfläche mittels der vereinigten Anwendung von Arbeit, Maschinen und Kapital bezogen wird, verteilt sich unter drei Klassen von Mitgliedern des Gemeinwesens: nämlich unter die Eigentümer des Bodens, unter die Eigner des Vermögensstammes oder Kapitals, welches zur Bebauung des Bodens erforderlich ist, und unter die Arbeiter, durch deren Gewerb- und Betriebsamkeit derselbe bebaut wird. Indessen es sind, je nach dem verschiedenen Stand der Gesellschaft, die verhältnismäßigen Anteile am ganzen Erzeugnis der Erde, welche einer jeden von jenen Klassen unter dem Namen Rente, Gewinn und Arbeitslohn zufallen, wesentlich verschieden. Dies rührt hauptsächlich von der jedesmaligen Fruchtbarkeit des Bodens, Anhäufung von Kapital und Bevölkerung, und Fertigkeit, Talenten und Werkzeugen her, welche im Ackerbau angewendet werden. Die Darlegung der Gesetze, welche diese Verteilung anordnen, ist die Hauptaufgabe der Volkswirtschaftslehre. Wie sehr nun auch diese Wissenschaft durch die Schriften eines TURGOT, STUART, SMITH, SAY, SISMONDI und anderer weiter gefördert worden ist, so gewähren sie dennoch sehr wenige genügende Belehrung über den natürlichen Entwicklungsgang der Rente, des Gewinnes und des Arbeitslohnes.

Im Jahre 1815 legte MALTHUS in seiner "Untersuchung über die Natur und Fortschritte der Rente" und, fast zur nämlichen Zeit ein Mitglied der Universität Oxford in seinem "Versuch über die Anwendung von Kapital auf den Grund und Boden" der Welt die wichtige Lehre von der Rente dar, ohne deren Kenntnis es unmöglich ist, die Wirkungen der Fortschritte des Volkswohlstandes auf den Gewinn und Arbeitslohn zu verstehen oder den Einfluß der Besteuerung auf die verschiedenen Klassen der Mitglieder des Gemeinwesens auseinanderzusetzen, besonders wenn die besteuerten Güter unmittelbare Erzeugnisse der Erdoberfläche sind. ADAM SMITH und andere tüchtige Schriftsteller, auf die ich mich bezogen habe, übersahen, weil sie den Gesichtspunkt über die Grundgesetze der Rente nicht richtig erkannten, wie mir scheint, manche wichtige Wahrheit, deren Entdeckung einzig und allein möglich ist, wenn man das Wesen der Rente durch und durch versteht.

Um nun aber diesen Mangel zu ersetzen, sind freilich Fähigkeiten weit höherer Art erforderlich, als sie der Verfasser der folgenden Blätter besitzt. Indessen auf das reiflichste Nachdenken, das er diesem Gegenstand gewidmet hat, auf die Nachhilfe, welche er aus den Werken der oben genannten ausgezeichneten Schriftsteller geschöpft hat und auf die schätzbare Erfahrung hin, welche die letzten Jahre mit ihrem Überfluß an Tatsachen dem gegenwärtigen Geschlecht dargereicht haben, wagt er das Vertrauen, man werde ihn nicht für vermessen halten, wenn er auch seine Meinung über die Gesetze des Gewinnes und Arbeitslohnes und über die Wirksamkeit der Steuern ausspricht. Sollten die Grundsätze, welche er für die richtigen hält, auch von Anderen so befunden werden, so wird es die Sache anderer fähigerer Männer sein, sie bis zu allen ihren wichtigen Folgerungen weiter zu entwickeln.

Wenn der Verfasser herrschende Meinungen bestritt, so fand er es notwendig, besonders mehr auf solche Stellen in den Schriften von ADAM SMITH zu achten, bei welchen er Grund zu haben glaubt, anderer Ansicht zu sein; allein er hofft, man werde ihn deshalb nicht verdächtigen, als ob er nicht, in Gemeinschaft mit allen, welche die Wichtigkeit der Volkswirtschaftslehre anerkennen, an der Bewunderung Anteil nimmt, welche das tiefdurchdachte Werk dieses gefeierten Schriftstellers mit so vielem Recht erregt hat.

Dieselbe Bemerkung kann auch auf die ausgezeichneten Werke von SAY angewendet werden, welcher nicht bloß der Erste oder unter den Ersten der Schriftsteller des Festlandes war, die ADAM SMITHs Grundsätze richtig würdigten und anwendeten, und der mehr, als andere Schriftsteller des Festlandes zusammen genommen, dazu beigetragen hat, die Grundsätze dieses aufgeklärten und wohltätigen Systems den Völkern Europas zu empfehlen; dem aber insbesondere gelungen ist, diese Wissenschaft in eine logischere und unterrichtendere Ordnung zu bringen, und der sie mit mehrfachen eigentümlichen , genauen und tiefen Erörterungen bereichert hat. (1) Meine Achtung für die Schriften dieses Herrn konnte ihn jedoch nicht abhalten, zu solchen Stellen seiner "öffentlichen Wirtschaftslehre", welche mit seinen eigenen Grundansichten nicht übereinstimmen, seine Bemerkungen mit derjenigen Freimütigkeit zu machen, welche, seines Erachtens, das Interesse der Wissenschaft erfordert.



Erstes Hauptstück
Vom Wert

I. Abteilung
Der Wert eines Gutes oder die Menge eines anderen Gutes, gegen
welche man dasselbe vertauscht, richtet sich nach der verhältnismäßigen
Menge an Arbeit, welche zu seiner Hervorbringung erforderich ist, und
nicht nach der größeren oder geringeren Vergütung, welche für diese
Arbeit gegeben wurde.

Es ist von ADAM SMITH die Bemerkung gemacht worden, daß das Wort  Wert  zwei verschiedene Bedeutungen hat und bald die Nutzbarkeit eines besonderen Gegenstandes, bald sein Vermögen, andere Güter eintauschen zu können ausdrückt, welches der Besitz jenes Gegenstandes mit sich bringt. In erster Bedeutung kann man ihn  Gebrauchswert,  in der anderen  Tauschwert  nennen.
    "Die Dinge" - fährt derselbe fort - "welche den größten Gebrauchswert haben, besitzen häufig wenig oder gar keinen Tauschwert; und, umgekehrt, diejenigen, welche den größten Tauschwert besitzen, haben wenig oder gar keinen Gebrauchswert."
Wasser und Luft sind über alle Maßen nützlich; sie sind in der Tat zum Leben unentbehrlich, und doch kann man, unter gewöhnlichen Verhältnissen, für sie im Tauschverkehr gar nichts erlangen. Gold dagegen, wenngleich von unbedeutendem Nutzen im Vergleich mit Luft oder Wasser, vermag man gegen eine große Menge anderer Güter auszutauschen.

Die Nutzbarkeit ist darum nicht der Maßstab des Tauschwertes, obgleich sie für ihn unbedingt wesentlich ist. Wenn ein Gut auf keine Weise nutzbar wäre, mit anderen Worten, wenn ein solches auf keine Weise zu unserem Wohlsein beitragen könnte, so würde es jeden Tauschwerts entbehren, wie selten es auch wäre, oder wie groß auch die Menge an Arbeit sein müßte, die man zu seiner Erlangung anzuwenden hätte.

Die Güter leiten, wenn sie Nutzbarkeit besitzen, ihren Tauschwert von zwei Quellen ab: nämlich von ihrer Seltenheit und von der Menge der Arbeit, die erfordert wird, um sie zu erlangen.

Es gibt Güter, deren Tauschwert einzig und allein durch ihre Seltenheit bestimmt wird. Keinerlei Arbeit kann ihre Anzahl vergrößeren und deshalb vermag ihr Tauschwert nicht durch ein gesteigertes Angebot verringert zu werden. Seltene Bildsäulen und Gemälde, seltene Bücher und Münzen, Weine von eigentümlicher Güte, welche nur aus Trauben gewonnen werden können, die auf einem ganz besonderen Boden gewachsen sind, von welchem es nur eine sehr geringe Menge gibt, sind alle von dieser Gattung. Ihr Tauschwert ist von der ursprünglich zu ihrer Hervorbringung notwendigen Arbeit ganz und gar unabhängig und wechselt bloß mit dem Wechsel im Wohlstand und in den Neigungen derjenigen, welche sie zu besitzen wünschen.

Diese Güter machen aber nur einen sehr geringen Teil derjenigen Gütermasse aus, welche täglich auf dem Markt umgetauscht werden. Bei weitem den größten Teil dieser Güter, welche Gegenstand unserer Wünsche sind, verschafft man sich durch Arbeit; und sie lassen sich nicht nur in einem einzigen Land, sondern noch in manchen anderen vervielfältigen, fast ohne bestimmbare Grenze für ihre Menge, wenn wir nur geneigt sind, die zu ihrer Erlangung erforderliche Arbeit anzuwenden.

Indem wir nun so von Gütern, von deren Tauschwert und von den Gesetzen sprechen, welche ihren gegenseitigen Preis bestimmen, so meinen wir immer nur solche Güter, welche durch die Anwendung menschlicher Gewerb- und Betriebsamkeit vermehrt werden können und auf deren Hervorbringung die Mitbewerbung ohne Einschränkung wirkt.

Auf den frühesten Stufen der Entwicklung der Gesellschaft hängt der Tauschwert dieser Güter, oder die Regel, welche bestimmt, wieviel von dem Einen im Tauschverkehr für ein Anderes hingegeben werden darf, fast ausschließlich von der verglichenen Arbeitsmenge ab, welche auf ein jedes verwendet worden war.
    "Der Sachpreis eines jeden Dings", sagt ADAM SMITH, "mit anderen Worten: was ein jedes Ding dem Menschen, der desselben bedarf, wirklich kostet, ist die Beschwerde und Mühe, die er ausstand, um sich dasselbe zu verschaffen. Was ein jedes Ding für denjenigen, der es sich verschafft hat und desselben zu seinem Gebrauch oder zum Austausch gegen irgendeine andere Sache bedarf, wirklich wert ist, besteht in der Beschwerde und Mühe, welche er sich durch dessen Eintauschung ersparen und auf einen anderen abwälzen kann."

    "Arbeit war der uranfängliche Preis, das ursprüngliche Kaufgeld, welches man für alle Dinge bezahlte."

    "In diesem frühesten und rohen Zustand der Gesellschaft, welcher beiden, sowohl der Anhäufung von Vermögensstamm, als auch der Aneignung von Grundeigentum, vorausging, scheint das gegenseitige Verhältnis der Arbeitsmengen, welche zur Erlangung verschiedener Gegenstände erforderlich waren, der einzige Umstand gewesen zu sein, der eine Regel für den gegenseitigen Austausch des Einen gegen das Andere abgeben konnte. Wenn z. B. bei einem Jägervolk das Erlegen eines Bibers zweimal soviel Arbeit kosten, als die Erlegung eines Hirsches, so wird ein Biber natürlich gegen zwei Hirsche getauscht werden oder zwei Hirsche wert sein. Denn es ist sachgemäß, daß, was gewöhnlich das Erzeugnis zweier Tage oder Stunden Arbeit ist, auch doppelt so viel wert sein muß, als dasjenige, was üblicherweise ein Erzeugnis eines Tages oder einer Stunde Arbeit ist." (2)
Daß dies wirklich die Grundlage des Tauschwertes aller Dinge ist, ausgenommen derjenigen, welche durch die menschliche Gewerb- und Betriebsamkeit nicht vermehrt werden können, ist eine Wahrheit von größter Wichtigkeit für die Volkswirtschaftslehre. Denn aus keiner Quelle entspringen so viele Irrtümer und Meinungsverschiedenheiten in dieser Wissenschaft, als aus den unbestimmten Bedeutungen, welche man dem Wort "Wert" beilegt.

Wenn die in Gütern verwirklichte Arbeitsmenge den Tauschwert dieser Güter bestimmt, so muß auch jede Vermehrung jener Arbeitsmenge den Tauschwert desjenigen Gutes erhöhen, auf welches dieselbe angewendet wurde, ebenso wie jede Verminderung der Arbeitsmenge denselben auch erniedrigen muß.

ADAM SMITH, welcher die erste Quelle des Tauschwertes so scharf gezeichnet hat und eigentlich in Übereinstimmung damit zu der festen Behauptung gezwungen war, daß alle Dinge mehr oder weniger Tauschwert erhalten, je nachdem mehr oder weniger Arbeit auf ihre Hervorbringung verwendet wurde, hat nichts desto weniger selbst einen anderen Maßstab des Tauschwertes aufgestellt und spricht von Dingen, die mehr oder weniger Tauschwert haben, im Verhältnis wie sie mehr oder weniger von diesem Maßstab einzutauschen vermöchten. Bald spricht er vom Getreide, bald von der Arbeit, als einem solchen Maßstab, nicht etwa von der auf die Hervorbringung eines Gegenstandes verwendeten Menge an Arbeit, sondern von der Arbeitsmenge, über welche derselbe auf dem Markt verfügen kann; als ob dies zwei gleichbedeutende Ausdrücke wären, und als ob, weil nun einmal die Arbeit eines Menschen doppelten Erfolg hat und derselbe demgemäß zweimal so viel von einem Gut hervorbringen kann, derselbe notwendiger Weise auch doppelt so viel wie die frühere Arbeitsmenge im Tausch dafür erhalten müßte.

Wenn dem wirklich so wäre, wenn die Belohnung des Arbeiters jedesmal im Verhältnis zu demjenigen stände, was er hervorgebracht hat, dann würden die auf ein Gut verwendete Arbeitsmenge und diejenige, welche er mit jenem Gut zu erkaufen vermöchte, einander gleich sein und eine jede würde genau als Maßstab für die Veränderungen des Tauschwertes anderer Dinge dienen können. Allein diese Arbeitsmengen sind sich nicht gleich; die Erste ist unter vielen Umständen ein unveränderlicher Maßstab, der ganz genau die Veränderungen des Tauschwertes anderer Dinge anzeigt, die Andere dagegen ist just so vielen Schwankungen unterworfen, wie die Güter selbst, welche man damit vergleicht. Nachdem ADAM SMITH sehr gründlich das Unzureichende eines veränderlichen Vergleichsmittels, wie Gold und Silber ist, um den veränderlichen Tauschwert anderer Dinge zu bestimmen, gezeigt hatte, so wählte er doch selber, indem er bei Getreide oder Arbeit stehen blieb, ein nicht weniger veränderliches Vergleichsmittel.

Gold und Silber sind ohne Zweifel Wertschwankungen zufolge der Entdeckung neuer und ergiebigerer Bergwerke unterworfen; allein solche Entdeckungen sind selten und ihre Folgen, wenn auch mächtig, sind doch auf Zeitabschnitte von verhältnismäßig kurzer Dauer beschränkt. Sie unterliegen ebenso auch Wertschwankungen zufolge der Verbesserungen in der Fertigkeit und Maschinerie, womit man die Bergwerke ausbeutet, da nämlich in Folge solcher Verbesserungen eine größere Menge davon durch die nämliche Arbeitsmenge gewonnen werden kann. Ferner erleiden sie Wertschwankungen zufolge der Verringerung der Ausbeute, nachdem die Bergwerke eine Reihe von Zeitaltern hindurch die Welt damit versorgt haben. Aber welchen von diesen Gründen der Wertschwankungen unterliegt das Getreide nicht? Ändert sich sein Tauschwert nicht ebenso gut auf der einen Seite, zufolge der Verbesserungen im Landbau, in den Maschinen und Ackergerätschaften, als wie zufolge der Entdeckung neuer fruchtbarer Erdstriche, welche in anderen Ländern neu angebaut werden und auf den Tauschwert des Getreides auf jedem Markt wirken können, wo die Einfuhr frei ist? Ist es, auf der anderen Seite, nicht Werterhöhungen unterworfen, zufolge von Einfuhrverboten, vom Steigen der Bevölkerung und des Wohlstandes und von größerer Schwierigkeit der Befriedigung des steigenden Begehrs, all dies nach Berechnung der Arbeitsmenge, die noch weiter angewendet werden muß, um Boden geringerer Güte zu bebauen? Ist nicht der Tauschwert der Arbeit in demselben Maß veränderlich, da auf ihn, so gut wie auf den Tauschwert anderer Dinge, nicht bloß das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, welches gleichförmig mit jeder Veränderung im Zustand des Gemeinwesens wechselt, sondern auch die Veränderung im Preis der Lebensmittel und anderer Bedürfnisse wirkt, für welche der Arbeitslohn ausgegeben wird?

In ein und demselben Land kann zur Hervorbringung einer gegebenen Menge von Lebensmitteln und anderen Bedürfnissen zu einer Zeit doppelt so viel Arbeit erforderlich sein, als zu einer anderen und späteren; und dennoch ist es möglich, daß sich die Löhnung der Arbeiter sehr wenig verringert. Wäre der Arbeitslohn in einem früheren Zeitabschnitt eine gewisse Menge Lebensmittel und anderer Bedürfnisse, so könnte er wahrscheinlich nicht mehr bestehen, sobald diese Menge herabgesetzt würde. Lebensmittel und andere Bedürfnisse können in diesem Fall um 100 Prozent gestiegen sein, wenn man sie nach zu ihrer  Hervorbringung notwendigen Arbeitsmenge  schätzt, während sich ihr Tauschwert kaum erhöht haben dürfte, wenn man ihn nach der für sie  einzutauschenden Arbeitsmenge  mißt.

Dieselbe Bemerkung kann man mit Bezug auf zwei oder mehrere Länder machen. In Amerika und Polen bringt, auf dem zuletzt in Anbau genommenen Boden, die Jahresarbeit einer gegebenen Anzahl von Menschen weit mehr Getreide hervor, als in England auf gleichbeschaffenem Boden. Setzt man nun in diesen drei Ländern alle anderen Bedürfnisse als gleich und wohlfeil voraus, würde man da nicht einen sehr bedeutenden Fehlschluß machen, wenn man annähme, daß die Getreidemenge, womit man den Arbeiter löhnt, in einem jeden dieser drei Länder mit der Leichtigkeit der Hervorbringung in einem gerade, gleichen Verhältnis steht?

Könnten die Schuhe und Kleidungsstücke der Arbeiter mittels verbesserter Maschinerie mit nur einem Viertel so viel Arbeit, als jetzt zu ihrer Herstellung erfordert wird, verfertigt werden, so würden sie wahrscheinlich um 75 Prozent sinnken; allein daß der Arbeiter demzufolge fortan dauernd vier Röcke oder vier Paar Schuhe statt eines einzigen tragen kann, ist so weit entfernt wahr zu sein, daß sich sogar sein Arbeitslohn über kurz oder lang, kraft der Wirkungen der Mitbewerbung und der steigenden Bevölkerung, dem neuen Tauschwert der Bedürfnisse anpassen wird, für welchen man ihn ausgibt. Würden sich diese Verbesserungen auf alle Gegenstände des Verzehrs der Arbeiter ausdehnen, so würden wir sie wahrscheinlich nach sehr wenigen Jahren, wenn überhaupt im Besitz einer Vermehrung ihrer Genüsse, nur im Besitz einer geringen, sehen, wenn auch der Tauschwert dieser Güter, verglichen mit einem anderen Gut, in dessen Verfertigung keine solche Verbesserung eingeführt ist, eine sehr beträchtliche Verringerung erlitten hätte und wenn sie auch das Erzeugnis einer sehr beträchtlich verminderten Menge Arbeit wären.

Es kann daher nicht richtig sein, mit ADAM SMITH zu sagen,
    "daß, weil eine Arbeit bald eine größere bald eine geringere Gütermenge  einzutauschen  vermag, der Tauschwert der Güter und nicht jener der Arbeit, welche sie eintauscht, sich verändert;" und folglich "daß die Arbeit,  allein niemals wechselnd im eigenen Tauschwert,  allein der letzte und wirkliche Maßstab ist, nach welchem der Tauschwert aller Güter zu allen Zeiten und an allen Orten geschätzt und verglichen werden kann."
Es ist dagegen ganz richtig, was SMITH früher gesagt hat, nämlich
    "daß das Verhältnis der zur Erlangung verschiedener Gegenstände erforderlichen Arbeitsmengen der einzige Umstand zu sein scheint, der eine Regel für den Umtausch derselben gegen ein Anderes abgeben kann;"
oder mit anderen Worten: daß die verglichene Menge derjenigen Güter, welche die Arbeit hervorbringt, ihren gegenwärtigen oder vergangenen gegenseitigen Tauschwert bestimmt, und keineswegs die verglichenen Mengen derjenigen Güter, welche dem Arbeiter im Verkehr für seine Arbeit gegeben werden.

Zwei Güter wechseln im gegenseitigen Tauschwert und wir wünschen zu wissen, in welchem derselben die Veränderung wirklich stattgefunden hat. Vergleichen wir den jetzigen Tauschwert des Einen mit Schuhen, Strümpen, Hüten, Eisen, Zucker und allen anderen Gütern, so finden wir, daß dasselbe für genau dieselbe Menge dieser Dinge wie vorher getauscht wird. Vergleichen wir das Andere mit diesen nämlichen Gütern, so finden wir, daß es sich in Bezug zu allen denselben verändert hat. Wir können dann mit großer Wahrscheinlichkeit folgern, daß die Veränderung in diesem Gut, und nicht in den Gütern, mit welchen wir es verglichen haben, vorgegangen ist. Untersuchen wir dann alle Umstände, welche mit der Hervorbringung dieser verschiedenen Güter verbunden sind, genauer, so finden wir, daß genau dieselbe Menge an Arbeit und Kapital zur Hervorbringung der Schuhe, Strümpfe, Hüte, des Eisens, Zuckers usw. nötig gewesen ist, daß aber dieselbe Menge wie vorher zur Hervorbringung des einen Gutes, dessen Tauschwert sich verändert hat, nicht nötig ist. Die Wahrscheinlichkeit wird in Gewißheit verwandelt und wir sind sicher, daß die Veränderung in dem einen Gut vorgegangen ist. Wir entdecken dann die Ursache seiner Veränderung.

Wenn ich fände, daß eine Unze Gold für eine geringere Menge aller oben aufgezählten Güter und mancher anderen ausgetauscht würde, und wenn ich außerdem noch fände, daß infolge der Entdeckung einer neuen und ergiebigeren Mine, oder zufolge einer angewendeten Maschinen-Einrichtung von großem Nutzen, eine gegebene Menge Goldes mittels weniger Arbeit gewonnen werden kann, so dürfte ich mit gutem Grund sagen, daß die größere Leichtigkeit der Gewinnung oder die geringere erforderliche Arbeitsmenge zur Erlangung des Goldes die Ursache seiner Tauschwertveränderung im Verhältnis zu anderen Gütern ist. Auf die gleiche Weise würde es, wenn die Arbeit im Tauschwert beträchtlich fiele, im Verhältnis zu allen anderen Dingen, und wenn ich fände, daß jenes Fallen die Folge eines überschüssigen Angebots (an Arbeit), veranlaßt durch die große Leichtigkeit, womit Getreide und die anderen Bedürfnisse der Arbeiter hervorgebracht werden, ist, wie ich begreife, ganz richtig sein, zu sagen, daß das Getreide und die Bedürfnisse im Tauschwert herabgegangen sind infolge der wenigeren, zu ihrer Hervorbringung erforderlichen Arbeit, und daß dieser Leichtigkeit der Versorgung der Arbeiter mit ihrem Unterhalt ein Sinken des Tauschwerts der Arbeit gefolgt ist. Nein, sagen ADAM SMITH und MALTHUS, in dem das Gold betreffenden Fall wäre es richtig, die Veränderung als ein Sinken seines Tauschwertes zu bezeichnen, weil das Getreide und die Arbeit keine Veränderung erlitten hätten; und da das Gold über weniger von denselben, wo ei von allen anderen Dingen, als vorher, verfügt, so ist es richtig, zu sagen, alle Dinge sind unverändert geblieben und das Gold allein hat sich geändert; allein wenn Getreide und Arbeit herabgehen, Dinge, welche wir als unseren Maßstab des Tauschwerts gewählt haben, trotz allen Veränderungen, welchen sie anerkanntermaßen unterworfen sind, so wäre es doch höchst ungeeignet, so zu sprechen. Die richtige Behauptung würde sein, daß Getreide und Gold fest geblieben und alle anderen Gegenstände im Tauschwert gestiegen sind.

Gegen diese Sprache erhebe ich Widerspruch. Ich finde, daß genauso, wie in dem Fall mit dem Gold, die Ursache der Veränderung zwischen Getreide und anderen Dingen in der geringeren erforderlichen Menge von Hervorbringungsarbeit liegt; bei richtiger Schlußfolgerung muß ich die Veränderung des Getreides und der Arbeit ein Sinken ihres Tauschwertes nennen, und nicht ein Steigen des Tauschwertes der mit denselben verglichenen Dinge. Wenn ich einen Arbeiter auf eine Woche zu mieten habe und ich demselben anstatt 10 Schilling nur 8 bezahle, während eine Veränderung des Tauschwertes des Geldes nicht eingetreten ist, so kann der Arbeiter vermutlich mehr Nahrung und Bedürfnisgegegenstände mit seinen 8 Schilling als vorher mit den 10 erlangen: allein dies rührt nicht on einem Steigen des wirklichen Tauschwerts seines Lohnes, wie ADAM SMITH und neuerdings MALTHUS behaupten, sondern von einem Herabgehen des Tauschwertes all der Dinge her, für welche der Arbeitslohn ausgegeben wird, vollkommen verschiedene Dinge. Gleichwohl sagt man mir nach, weil ich dies ein Herabgehen des wirklichen Tauschwertes des Arbeitslohnes nenne, ich nehme eine neue und nicht gebräuchliche Ausdrucksweise an, welche mit den wahren Grundsätzen der Wissenschaft unvereinbar ist.

Angenommen, ein Arbeiter wird für die Arbeit während einer Woche, wenn der Getreidepreis 80 Schilling beträgt, mit einem Buschel Getreide und, wenn der Preis auf 40 Schilling fällt, mit einem und einem Viertel-Buschel bezahlt. Angenommen ferner, er braucht wöchentlich einen halben Buschel Getreide für seine Familie und vertauscht den Rest gegen andere Dinge, als Brennstoff, Seife, Lichter, Tee, Zucker, Salz usw. Wenn dann die übrigen 3 Viertel Buschel, in dem einen Fall, ihm nicht soviel an vorstehenden Waren verschaffen können, wie ein halber Buschel in dem andern, - was er eben nicht kann, wird dann die Arbeit im Tauschwert gestiegen oder gefallen sein? - Gestiegen, müßte ADAM SMITH sagen, weil ihm Getreide der Maßstab ist, und der Arbeiter mehr Getreide für seine wöchentliche Arbeit bekommt. Gefallen, sollte SMITH sagen, "weil der Tauschwert eines Dings von der Macht, andere Güter zu kaufen, welche der Besitz dieses Gegenstandes verleiht, abhängig ist" und die Arbeit weniger Macht, solche andere Güter zu kaufen, besitzt.


II. Abteilung
Arbeit von verschiedenen Beschaffenheiten verschieden vergütet.
Dies keine Ursache von Veränderung im verhältnismäßigen
Tauschwert der Güter.

Wenn ich jedoch von der Arbeit, als Grundlage allen Tauschwertes, und von einer verhältnismäßigen Menge von Arbeit, als dem fast ausschließlich den gegenseitigen Tauschwert der Güter bestimmenden Moment spreche, darf man nicht unterstellen, daß ich die verschiedenen Beschaffenheiten der Arbeit und die Schwierigkeit der Vergleichung einer Stunde oder eines Tages Arbeit in der einen Beschäftigung mit der Arbeit gleicher Dauer in einer anderen außer Augen lasse. Die Würdigung, welche verschiedenen Beschaffenheiten der Arbeit zuteil wird, findet ihre Ausgleichung schon auf dem Markt mit genügender Genauigkeit für alle praktischen Zwecke und hängt viel von der vergleichsweisen Geschicklichkeit der Arbeiter und von der Anstrengung der vollbrachten Arbeit ab. Die Stufenleiter, die einmal gebildet ist, ist weniger einer Abänderung unterworfen. Wenn ein Tag Arbeit eines Goldarbeiters mehr wert ist als die Tagesarbeit eines gemeinen Arbeiters, so ist dies damit schon ausglichen und auf der Wertskala auf die richtige Stufe gesetzt. (3)

Vergleicht man nun den Tauschwert ein und desselben Gutes aus verschiedenen Zeitabschnitten, so braucht man die Geschicklichkeit und den inneren Wert der Arbeit ansich, wie sie zur Hervorbringung dieses besonderen Gutes erfordert werden, kaum in Betracht zu ziehen, denn sie wirken beide in beiden Perioden gleich. Eine Gattung von Arbeit aus einer gegebenen Zeit wird dabei mit sich selbst aus einer anderen Zeit verglichen; tut man ein Zehntel, Fünftel oder Viertel zu oder ab, so wird eine, zur Ursache in geradem Verhältnis stehende, Wirkung auf den verglichenen Tauschwert des Gutes entstehen.

Hat jetzt ein Stück Tuch den Tauschwert von zwei Stücken Leinwand und ist sein Tauschwert nach zehn Jahren, von jetzt an gerechnet, gleich vier Stücken Leinwand, so dürfen wir freimütig daraus schließen, daß entweder mehr Arbeit zur Verfertigung des Tuches oder weniger zur Hervorbringung der Leinwand nötig wurde, oder daß beide Ursachen wirkten.

Da die Untersuchung, auf welche ich des Lesesrs Aufmerksamkeit zu ziehen wünsche, sich auf die Wirkung der Veränderungen im gegenseitigen Tauschwert der Güter und keineswegs auf jene im absoluten Wert (eines jeden für sich) bezieht, so kommt wenig auf die Erforschung des verglichenen Grades der Schätzung an, in welcher die verschiedenen Gattungen der menschlichen Arbeit stehen. Wir können ganz ruhig annehmen, daß, wie groß auch ursprünglich ihre Ungleichheit, wie verschieden auch das Talent, die Geschicklichkeit oder die Zeit gewesen sein mag, welche zur Erlangung einer gewissen art von Fertigkeit erfordert wurde, jener Grad dennoch von einem Geschlechtsalter zum andern sich ungefähr gleich bleibt. Zumindest ist seine Veränderung von einem Jahr zum anderen sehr unbeträchtlich und kann folglich nur geringen Einfluß auf den gegenseitigen Tauschwert der Waren für kurze Zeitabschnitte haben.
    "Das Verhältnis zwischen dem verschiedenen Betrag des Arbeitslohnes und Gewinns in den verschiedenen Anwendungen von Arbeit und Kapital scheint, wie bereits bemerkt worden ist, durch Reichtum oder Armut, durch Fortschreiten, Stillstehen oder Rückgang des Zustandes der Gesellschaft nicht sehr berührt zu werden. Solche Umwälzungen in der öffentlichen Wohlfahrt müssen am Ende den allgemeinen Betrag des Arbeitslohnes und Gewinns, wenn sie ihn berühren, in allen verschiedenen Gewerben gleichmäßig berühren. Das Verhältnis zwischen denselben muß darum das nämliche bleiben und kann durch solche Umwälzungen, zumindest für beträchtliche Zeit, nicht geändert werden." (4)


III. Abteilung
Nicht bloß die unmittelbar auf Güter verwendete Arbeit
berührt ihren Wert, sondern auch die auf die Geräte,
Werkzeuge und Gebäude, welche diese Arbeit unterstützten,
verwendete Arbeit.

Gerade eben in dem frühen Zustand (der Gesellschaft), auf welchen ADAM SMITH Bezug nimmt, ist einiges Kapital, obgleich möglicherweise vom Jäger selbst verfertigt und angesammelt, notwendig, um ihn instand zu setzen, sein Wild zu erlegen. Ohne eine Waffe konnte weder der Biber noch der Hirsch getötet werden, und darum mußte der Tauschwert dieser Tiere nicht bloß durch zur Tötung erforderliche Zeit und Arbeit, sondern auch durch die zur Ausrüstung des Jägers nötige Zeit und Arbeit, zur Anschaffung der Waffe, womit die Tötung bewirkt wurde, nötige Zeit und Arbeit bestimmt werden.

Gesetzt, die Waffe zur Erlegung des Bibers wäre mittels mehr Arbeit verfertigt, als zur Zusammensetzung jener, die zur Tötung des Hirsches gebraucht wird, erforderlich ist, aus Rücksicht auf die größere Schwierigkeit, dem ersteren Tier nahe zu kommen und auf die daraus folgende Notwendigkeit, es umso sicherer aufs Korn nehmen zu müssen; alsdann würde natürlicherweise ein Biber von mehr Tauschwert sein als zwei Hirsche, und gerade genau aus dem Grund, weil, in allem zusammen, mehr Arbeit zu dessen Erlegung erforderlich sein würde. Oder gesetzt, zur Herstellung beider Waffen sei dieselbe Menge Arbeit nötig, aber diese sind von ungleicher Dauerhauftigkeit, dann würde von dem dauerhafteren Gerät nur ein kleiner Tauschwertsanteil auf das Gut übergehen, ein viel größerer Tauschwertsanteil des weniger dauerhaften Gerätes würde im Gut selbst angelegt werden, zu dessen Hervorbringung dasselbe beigetragen hat.

Alle zur Erlegung des Bibers und Hirsches notwendigen Gerätschaften könnten auch einer einzigen Klasse von Menschen angehören und das Geschäft der Erlegung dürfte von einer anderen versehen werden; und trotzdem würden ihre verglichenen Preise zur wirklich verwendeten Arbeit im Verhältnis stehen, sowohl was die Bildung des Kapitals, als was die Erlegung der Tiere anbelangt. Unter verschiedenen Verhältnissen von Überfluß oder Mangel an Kapital, in Vergleichung mit der Arbeit, unter verschiedenen Verhältnissen von Überfluß oder Mangel an Nahrungs- und sonstigen wesentlichen Lebensbedürfnissen dürften diejenien, welche einen gleichen Tauschwert in Kapital für ein oder das andere Geschäft geliefert haben, die Hälfte, einen vierten oder einen achten Teil des Erzeugnisses in Beschlag nehmen, der Rest würde als Arbeitslohn an diejenigen gezahlt, welche die Arbeit geleistet haben; allein diese Teilung vermag nicht auf den gegenseitigen Tauschwert dieser Güter einzuwirken, weil Gewinn und Arbeitslohn in beiden Geschäften von ganz gleicher Wirkung sein würden, ob nun der Kapitalgewinn größer oder geringer, 50, 20 oder 10 Prozen ist oder ob der Arbeitslohn hoch oder niedrig steht.

Wenn man sich nun auch die Beschäftigungen der Gesellschaft ausgedehnter vorstellt, wie einige Mitglieder für Kähne und Fischereigeräte sorgen, andere für die Saat und unbehilfliche Ackerwerkzeuge, wie man sie anfänglich gebraucht, so wird sich dennoch der nämliche Grundsatz bewähren, daß der Tauschwert der Güter in einem geraden Verhältnis zur Hervorbringungsarbeit steht; nicht bloß zur Arbeit, welche auf die Erzeugung unmittelbar, sondern auch zu jener, welche auf die Geräte oder Maschinen verwendet wurde, die erforderlich sind, um die besondere Arbeit zu bewirken, bei welcher sie gebraucht werden.

Blicken wir aber auf einen Zustand der Gesellschaft, in welchem größere Verbesseungen eingeführt sind und Gewerbe und Handel blühen, so werden wir wieder finden, daß die Güter ihren Tauschwert gleichförmig nach diesem Grundsatz verändern: schätzen wir so den Tauschwert der Strümpfe, so werden wir erkennen, daß derselbe, im Vergleich mit jenem anderer Dinge, von der Gesamtmenge der zu ihrer Verfertigung und für die Auf-den-Markt-Bringung notwendigen Arbeit abhängt. Da ist erstens Arbeit erforderlich zur Bebauung des Bodens, auf welchem die rohe Baumwolle wächst; zweitens, zur Versendung der Baumwolle, in dasjenige Land, wo die Strümpe gewebt werden, eine Arbeitsmenge, welche noch einen Teil von derjenigen in sich schließ, die erforderlich ist, um das Schiff zu bauen, auf welchem sie verschickt wird und welches mit den Frachtstücken beladen wird; drittens, für den Spinner und Weber; viertens, ein Teil der Arbeit des Maschinenbauers, Schmieds und Zimmermanns, welche die Werkgebäude und Maschinen herstellen, durch deren Hilfe sie verfertigt werden; fünftens, die Arbeit des Kleinhändlers und mancher anderer Personen, welche weiter einzeln aufzuzählen unnötig ist. Die Gesamtsumme dieser verschiedenen Arten von Arbeit bestimmt die Menge von anderen Dingen, gegen welche die Strümpfe ausgetauscht werden können, während dieselbe Betrachtung der verschiedenen Arbeitsmengen, die auf diese anderen Dinge verwendet worden sind, gerade so die Menge der anderen Dinge regelt, welche für die Strümpfe gegeben werden darf.

Um uns vollends zu überzeugen, daß dieses der wirkliche Urgrund des Tauschwertes ist, laßt uns annehmen, es sei eine Verbesserung erfunden in den Mitteln, um die Arbeit in einem von den verschiedenen Prozessen abzukürzen, welche die rohe Baumwolle durchlaufen muß, ehe die fertigen Strümpfe auf den Markt kommen, um gegen andere Dinge gehandelt zu werden, und die Wirkungen beobachten, welche alsdann erfolgen. Bedürfte man wenigerer Menschen, um die rohe Baumwolle zu bauen; oder würden weniger Schiffsleute bei der Verschiffung oder weniger Schiffszimmerleute zum Bau des Schiffes, auf welchem sie uns zugeschickt wird, erfordert; ebenso weniger Hände für den Bau der Werkgebäude und Maschinen; oder würden diese, wenn sie erbaut sind, wirksamer gemacht; alsdann müßten die Strümpfe unausweichlich im Tauschwert sinken und würden demzufolge die Verfügung über weniger andere Dinge gewähren. Sie müßten fallen, weil eine geringere Menge Arbeit zu ihrer Hervorbringung erforderlich wäre, und würden für eine geringere Menge von denjenigen Dingen hingegeben werden, bei deren Erzeugung keine solche Abkürzung der Arbeit stattgefunden hätte.

Eine Ersparnis an Arbeit ermangelt niemals, den Tauschwert einer Ware zu verringen, geschehe sie nun in der zur Verfertigung des Gutes selbst nötigen Arbeit, oder an jener, die zur Bildung des Kapitals erforderlich ist, mit dessen Beistand es hervorgebracht wird. In jedem Fall müßte der Preis der Strümpfe sinken, ob nun weniger Menschen, als Bleicher, Spinner und Weber, überhaupt weniger zur unmittelbaren Verfertigung notwendige Menschen, oder weniger Schiffs- und Fuhrleute, Maschinenbauer und Schmiede, überhaupt dabei mehr mittelbar beschäftigte Menschen, angewendet werden. Im einen Fall fiele dann die ganze Arbeitsersparnis auf die Strümpfe, eben weil jener Teil der Arbeit gänzlich für sie allein bestimmt ist; im anderen aber nur ein Teil, der Rest jedoch käme auf alle jene anderen Güter zu fallen, zu deren Hervorbringung die Werkgebäude, Maschinen und Frachtgeschäfte auch noch dienen.

Angenommen, auf den früheren Stufen der Gesellschaft seien Bogen und Pfeile des Jägers von gleichem Tauschwert und gleicher Dauerhaftigkeit, wie der Kahn und die Gerätschaften des Fischers, weil beide das Erzeugnis der gleichen Arbeitsmenge sind. Unter solchen Umständen würde der Tauschwert des Hirsches, des Erzeugnisses von einem Tag Jägersarbeit, genau dem Tauschwert der Fische, des Ergebnisses von einem Tag Fischersarbeit, gleich sein. Der verglichene Tauschwert der Fische und des Wildbrets würde ganz und gar durch die Menge an Arbeit bestimmte, welche sich in jedem verwirklicht hat, wie groß nun auch der Betrag des Erzeugnisses oder wie hoch oder niedrig auch der allgemeine Stand des Arbeitslohnes oder Gewinnes sein möchte. Wenn z. B. die Kähne und Fischereigeräte einen Tauschwert von 100 Pfund hätten, und zehn Jahre lang aushielten, und wenn beim Fischen zehn Menschen verwendet würden, deren Arbeit jählich 100 Pfund kostet und welche in einem Tag zwanzig Lachse fangen; wenn ferner ebenso die Waffen des Jägers auch 100 Pfund wert wären und ebenfalls zehn Jahre aushielten, und wenn gerade auch zehn Menschen verwendet würden, welche jährlich 100 Pfund Arbeitslohn bekommen und täglich zehn Hirsche schießen; dann würde der natürliche Preis eines Hirsches zwei Lachse sein, gleichgültig, ob derjenige Teil des Errungenen, welcher den Menschen, die das Geschäft verrichtet haben, zufließt, groß oder klein ist. Derjenige Teil, welcher als Arbeitslohn bezahlt wird, ist aber von größter Wichtigkeit bei der Frage nach dem Gewinn; denn man wird auf den ersten Blick einsehen, daß die Gewinne hoch oder niedrig sein müssen, genau im Verhältnis, wie der Arbeitslohn niedrig oder hoch steht; allein dies kann den gegenseitigen Tauschwert der Fische und des Wildbrets nicht im Geringsten berühren, da der Arbeitslohn in beiden Beschäftigungen zu gleicher Zeit hoch oder niedrig ist. Wollte der Jäger die Bezahlung eines großen Teils oder des Tauschwertes von einem großen Teil seines Wildes für Arbeitslohn als ein Mittel vorschützen, um den Fischer zu bewegen, daß er ihm mehr Fische für sein Wildbret gibt, so würde dieser entgegnen, daß er von der nämlichen Ursache gerade so wie er betroffen ist; und deshalb wird, unter allen Veränderungen im Gewinn und Arbeitslohn, unter allen Wirkungen der Kapitalanhäufung, so lange der Eine noch durch einen Tag Arbeit dieselbe Menge Fische und der Andere dieselbe Menge Wildbret erringt, das natürliche Verhältnis des Umtausches bestehen bleiben, nämlich ein Hirsch für zwei Lachse.

Sobald mit der gleichen Menge Arbeit weniger Fische oder mehr Wild erlangt wird, so muß der Tauschwert der Fische im Vergleich mit jenem des Wildes steigen. Wenn dagegen umgekehrt mit der nämlichen Arbeitsmenge weniger Wild, aber mehr Fische gewonnen werden, so wird auch der Tauschwert des Wildbrets gegen jenen der Fische steigen.

Gäbe es irgendein anderes Gut, welches unveränderlich im Tauschwert wäre, so würden wir imstande sein, durch einen Vergleich des Tauschwerts der Fische und des Wildbrets mit jenem dieses anderen Gutes, zu ermitteln, wie viel von jener Veränderung einer Ursache, die den Tauschwert der Fische bestimmt, und einer anderen, welche den Tauschwert des Wildbrets bestimmt, zuzuschreiben wäre.

Gesetzt, das Geld sei dieses Gut. Wenn nun ein Lachs 1 Pfund und ein Hirsch 2 Pfund wäre, so würde ein Hirsch zwei Lachse wert sein. Aber ein Hirsch kann auf den Tauschwert von drei Lachsen kommen, wenn entweder mehr Arbeit zu seiner Erlangung oder weniger zum Fang des Lachses erforderlich wäre oder diese beiden Ursachen zu gleicher Zeit wirken. Hätten wir diesen unveränderlichen Maßstab, so vermöchten wir ganz gut anzugeben, in welchem Grad die eine oder die andere dieser Ursachen wirkt. Wenn der Lachs fortan noch für 1 Pfund verkauft würde, während der Hirsch auf 3 Pfund steigt, so könnten wir daraus schließen, daß mehr Arbeit zur Erlangung eines Hirsches erforderlich ist. Wenn ein Hirsch fortan zu 2 Pfund stände und der Lachs mit 13 Schilling 4 Pence bezahlt würde, so könnten wir sicher sein, daß weniger Arbeit zur Erlangung eines Lachses nötig ist. Stiege aber ein Hirsch auf 2 Pfund 10 Schilling und fiele der Lachs auf 16 Schilling 8 Pence, so dürften wir überzeugt sein, daß beide Ursachen zur Hervorbringung der Veränderung im gegenseitigen Tauschwert dieser Güter zusammen gewirkt haben.

Keine Veränderung im Stand des Arbeitslohns vermag eine Veränderung im gegenseitigen Tauschwert dieser Güter hervorzubringen; denn angenommen, der Lohn stiege, so würde doch in keinem dieser Geschäfte mehr Arbeit erforderlich sein, es würde für dieselbe nur ein höherer Preis bezahlt werden, und die nämlichen Erwägungen, welche den Jäger und Fischer bestimmten, eine Erhöhung des Tauschwerts des Wildes und der Fische zu versuchen, würden auch den Bergwerksbesitzer veranlassen, den Tauschwert des Goldes zu steigern. Dieser Antrieb wirkt mit gleicher Stärke bei all diesen drei Geschäften, und die gegenseitige Stellung der in denselben Beschäftigten, ist dieselbe noch wie vor dem Steigen des Arbeitslohnes, der gegenseitige Tauschwert von Wild, Fisch und Gold wird unverändert fortbesthen. Der Arbeitslohn kann um 20 Prozent steigen und die Gewinne können demzufolge in einem größeren oder geringeren Verhältnis fallen, ohne die geringste Änderung im gegenseitigen Tauschwert dieser Güter.

Angenommen nun, man könnte mit derselben Arbeit und dem selben stehenden Kapital mehr Fische, aber nicht mehr Gold oder Wild, erlangen, so würde der verglichene Tauschwert der Fische im Vergleich mit Gold oder Wildbret fallen. Wenn, anstatt nur zwanzig, fünfundzwanzig Lachse das Ergebnis von einem Tag Arbeit würden, dann würde der Preis eines Lachses anstatt 1 Pfund 16 Schilling sein und 2½ Lachse, anstatt nur zwei, im Tausch für einen Hirsch gegeben werden, aber der Preis des letzteren würde immer noch wie vorher bei 2 Pfund stehen. Auf dieselbe Weise würde der verglichene Tauschwert des Fisches in die Höhe gehen, wenn mit demselben Kapital und derselben Arbeitsmenge weniger Fische erlangt würden. Die Fische würden demnach im Tauschwert steigen oder fallen, einzig und allen, weil mehr oder weniger Arbeit zur Erlangung einer gegebenen Menge davon erforderlich ist; sie können auch niemals über oder unter das Verhältnis der erforderlichen vergrößerten oder verringerten Arbeit steigen oder fallen.

Wenn wir also einen unveränderlichen Maßstab hätten, womit wir imstande wären, die Veränderungen der Tauschwerte anderer Güter zu bemessen, so würden wir finden, daß die äußerste Grenze, bis zu welcher hinauf derselbe anhaltend steigen könnte, wenn diese Güter unter den angenommenen Umständen hervorgebracht würden, in einem geraden Verhältnis zum Arbeitszusatz stehen müßte, der zu ihrer Hervorbringung nötig wäre, und daß derselbe auch nicht um den geringsten Grad steigen könnte, wenn nicht mehr Arbeit zu ihrer Hervorbringung erforderlich wäre. Eine Erhöhung des Arbeitslohnes würde die Güter weder in ihrem Geldwert, noch in ihrem verglichenen Tauschwert gegen andere Güter steigern, deren Hervorbringung keines Arbeitszusatzes bedürfte, dasselbe Verhältnis des stehenden und umlaufenden Kapitals und stehendes Kapital von der selben Dauerhaftigkeit anwenden würde. Ist mehr oder weniger Arbeit zur Hervorbringung der anderen Güter erforderlich, so wird dies , wie wie bereits gezeigt haben, unmittelbar eine Veränderung in ihrem verglichenen Tauschwert veranlassen, allein eine solche Änderung rührt von der veränderten erforderlichen Arbeitsmenge und nicht von einem Steigen des Arbeitslohnes her.
LITERATUR David Ricardo, Grundgesetze der Volkswirtschaft und Besteuerung, Bd. 1, Leipzig 1877
    Anmerkungen
    1) ADAM SMITH, Wealth of Nations, Kap. 15, Teil 1, "Von den Absatzwegen", enthält insbesondere einige sehr wichtige Grundsätze, welche dieser ausgezeichnete Schriftsteller meiner Meinung nach zuerst auseinandergesetzt hat.
    2) SMITH, a. a. O., Buch I, Hauptstück 5
    3) "Allein wenn auch die Arbeit der wirkliche Maßstab des Tauschwertes aller Güter ist, so ist sie doch nicht derjenige, wonach der Tauschwert derselben gemeinhin geschätzt wird. Es ist oft schwierig, das Verhältnis zwischen zwei verschiedenen Mengen von Arbeit zu bestimmen. Die Zeit, welche auf zwei verschiedene Arten von Werken verwendet wurde, vermag nicht immer allein dieses Verhältnis zu bestimmen. Die verschiedenen Grade der bestandenen Mühseligkeit und der entwickelten Geschicklichkeit müssen gleichfalls in Berechnung gezogen werden. So kann mehr Arbeit im beschwerlichen Werk von einer Stunde Beschäftigung in einem Gewerbe, welches 10 Lehrjahre voraussetzt, mehr, als in einem monatlichen Gewerbsfleiß bei einem gewöhnlichen leichten Geschäft enthalten sein. Inzwischen ist es nicht leicht, ein genaues Maß zu finden, sei es in der Mühseligkeit oder Geschicklichkeit. In der Tat, man gibt auch beim gegenseitigen Umtausch verschiedener Erzeugnisse verschiedener Arten von Arbeit gemeinhin für beide etwas ab und zu. Man findet sich ab, nicht nach einem genauen Maßstab, sondern durch Dingen und Feilschen auf dem Markt, nach einer gewissen Art von roher Gleichheit, welche, wenn auch nicht genau, doch hinreichend ist, um die Geschäfte des gemeinen Lebens zu führen." (Natur und Ursachen des Wohlstandes der Völker, Buch I, Hauptstück 10)
    4) SMITH, a. a. O., Buch I, Hauptstück 10