ra-2von NeumannR. Stammlervon WieserI. KornfeldR. Stolzmann    
 
EUGEN BÖHM-BAWERK
Macht oder ökonomisches Gesetz?
[4/4]

"Das weitaus größte praktische und darum auch theoretische Interesse hängt an der Frage, ob durch künstliche Machteinflüsse dauernd der Anteil der Arbeit auf Kosten des Anteils des Kapitals emporgehoben werden kann oder nicht. Wie der Leser gesehen hat, vermochte ich diese Frage nicht bejahend zu beantworten. Ich weiß ganz gut, daß ich gerade mit diesem Stück meines Meinungsbekenntnisses auf die stärkste Neigung zum Widerspruch und auf den Vorwurf eines Rückfalles in die alte überwundene Lehre von der Herrschaft  reiner Naturgesetze  im Wirtschaftsleben stoßen werde. Ich weiß auch, daß viele eine lebendige empirische Widerlegung meiner Ansicht in der nicht zu leugnenden Tatsache werde erblicken wollen, daß während der letzten Dezennien zahllose Streiks zu einer nicht wieder rückgängig gemachten Verbesserung der ökonomischen Lage der Arbeiter geführt haben, und daß fast allgemein und überall die Lage der organisierten Arbeiter, die den Hebel der  Macht  für sich in Bewegung zu setzen vermögen und verstehen, eine günstigere ist, als die der nicht organisierten Arbeiter. Ich glaube jedoch beiden Einwürfen entgegentreten zu können. Es kommt mir gewiß nicht in den Sinn, die Vorstellung von im Wirtschaftsleben waltenden  reinen Naturgesetzen  wieder beleben und mit ihr gegen den Glauben an eine Wirksamkeit von Machteinflüssen ankämpfen zu wollen. Im Gegenteil, ich glaube an eine Wirksamkeit, und zwar auch an eine bedeutungsvolle und tiefgreifende Wirksamkeit der Machteinflüsse; ich glaube nur nicht an ihre Omnipotenz; und da ferner ihre genauere Analyse mich darüber belehrt hat, daß diese ökonomischen Machteinflüsse selbst durch Machteinflüsse geschaffenen Situationen unter Umständen auch ihrerseits wieder Interessenmotive auslösen können, die dem unveränderten Beharren bei jenen Situationen entgegenstreben."

IV.

Ich will auch hier wieder an unseren konkreten Beispielsfall anknüpfen und an ihm die verschiedenen Möglichkeiten der Reihe nach erörtern. Was daran typisch und der Generalisierung fähig ist, wird leicht von selbst hervortreten und soll überdies am Schluß noch besonders herausgehoben und zusammengefaßt werden.

Für den Moment,  sahen wir, war in unserem konkreten Beispiel jeder Lohnsatz zwischen 1K 50h [Kronen / Heller - wp] und 10K ökonomisch möglich, wenn es auch wahrscheinlich war, daß auch für den Moment der Lohn sich nicht gerade ganz nah an der äußersten überhaupt möglichen Unter- oder Obergrenzen, sondern eher in einem mittleren Teil des Gesamtspielraums festsetzen würde. Ziehen wir aber jetzt, um unsere Auseinandersetzung theoretisch erschöpfend zu gestalten, auch diese extremen Möglichkeiten in unsere Erwägung mit ein und stellen wir für jede überhaupt denkbare Sprosse auf der Stufenleiter der Lohnhöhen die Frage ihrer Dauermöglichkeit.

1. Darüber, daß ein Lohn  unterhalb des Existenzminimums  - also in unserem Beispiel unter 3K - keine Dauermöglichkeit besitzt, brauche ich wohl kein Wort zu verlieren. Es folgt dies aus den wohlbekannten, in anderen Zusammenhängen schon oft und umständlich erörterten Gründen, welche auf eine Verringerung des Angebotes an Arbeit als notwendige Folge einer zur Subsistenz der Arbeiterfamilien nicht mehr ausreichenden Lohnhöhe und auf eine nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage sich hierdurch erzwingende Erhöhung des Lohnsatzes hinweisen; mit den ebenfalls sattsam bekannten partikulären Ausnahmen zugunsten - oder richtiger gesagt zu Ungunsten - derjenigen speziellen Beschäftigungszweige, die als bloße Nebenbeschäftigungen von Leuten, die ihren Lebensunterhalt aus anderen Quellen beziehen, betrieben werden, oder die sonst aus irgendeinem anderen speziellen Grund ihren Mann nicht oder nicht ganz zu ernähren brauchen.

2. Ein Lohn  unter dem Lohnsatz der allgemein zugänglich gemeinsten Arbeit  - in unserem Beispiel ein Lohn unter 3K 10h - ist ebensowenig dauernd möglich. Auch das braucht kaum genauer erläutert zu werden; schon deshalb nicht, weil alle zum folgenden Punt 3 vorzubringenden Gründe offensichtlich hier ebenfalls, und zwar noch verstärkt wirken. Die seit ADAM SMITH wohlbekannten Ausnahmen für Berufe, die mit besonderen Annehmlichkeiten oder Ehren verknüpft sind, und in denen daher aus diesem Grunde viele Leute mit einem geringeren materiellen Entgelt vorliebnehmen, als sie in anderen, minder angenehmen oder ehrenden Berufen erhalten könnten, bleibt natürlich auch hier aufrecht, hat aber für die allgemeine Verteilungstheorie keine Bedeutung.

3. Auch Lohnsätze, die zwar über dem Lohn der gemeinsten Arbeit, aber  unter dem "Grenzprodukt des letzten Arbeiters"  stehen (in unserem Beispiel Lohnsätze zwischen 3K 10h und 5K 50h) werden, wenn durch momentane Machtwirkungen aufgezwungen, schwerlich eine anhaltende Dauer behaupten können. Zunächst sicher dann nicht, wenn die Machtwirkung auf irgendeinen partikulären Kreis, z. B. auf die Arbeiter einer einzelnen Fabrik oder auf einen einzelnen Produktionszweig beschränkt war, während in anderen Beschäftigungszweigen, die einen gleichen oder ähnlichen Qualifikationsgrad erheischen, ein auf die "natürliche" Höhe des Grenzproduktes gestimmter Lohnsatz (im Beispiel 5K 50h) herrscht. Denn wenn auch die persönlichen Schwierigkeiten, die mit einem Berufswechsel der schon eingeschulten Arbeitergeneration verbunden sind, eine plötzliche Massenflucht aus dem jetzt weniger lohnenden Produktionszweig in die anderen, besser lohnenden Produktionszweige hinüber verhindern sollten, so bleibt umso sicherer der langsam wirkende Einfluß in Kraft, der von der Berufswahl der heranwachsenden Generation ausgeht: diese wird naturgemäß die besser lohnenden Berufszweige aufsuchen und den abnorm schlecht lohnenden Berufszweig vermeiden, die natürlichen Abgänge im ursprünglichen Arbeiterstock werden sich hier nicht mehr ersetzen lassen und der allmählich eintretende Arbeitermangel wird die Unternehmer endlich dazu zwingen, den Arbeitern ihres Produktionszweiges denselben, höheren Lohnsatz zu bieten, der von ihnen in anderen gleichstehenden Produktionszweigen erlangt werden kann.

Schwieriger ist die Untersuchung und Entscheidung für den Fall einer universellen, durch alle Produktionszweige hindurchgehenden, auf Machtwirkung beruhenden Lohndrückung. Der tatsächliche Eintritt eines solchen Falles ist freilich von Haus aus viel weniger wahrscheinlich, da ja eine universelle Koalition der Unternehmer aller Branchen, von welcher allein eine solche universelle Machtwirkung ausgehen könnte, viel schwerer zusammenzubringen und noch schwerer dauernd zusammenzuhalten ist. Aber nehmen wir für den Zweck unserer theoretischen Untersuchung immerhin einen solchen Fall für einen bestimmten Zeitpunkt als gegeben an. Natürlich entfällt jetzt für die Arbeiter jede Möglichkeit einer Flucht in andere besser lohnende Produktionszweige und damit gerade das wirksamste Moment, das im Fall einer bloß partiellen Lohndrückung früher oder später die Wiedererhöhung des gedrückten Lohnes sichert. Aber dafür treten jetzt andere, wenn auch nur langsam wirkende Impulse auf Seiten der Unternehmer auf. Der Bestand eines Lohnsatzes unter der Grenzproduktivität der Arbeit bedeutet einen Extragewinn, der den Unternehmern zufließt; in erster Linie als erhöhter Unternehmergewinn, der aber bei längerer Dauer des Verhältnisses zum Teil als erhöhter Kapitalzins an die Kapitalisten wird abgegeben werden müssen, insofern je dem Kapital während und vermöge des Bestandes jenes Verhältnisses entsprechend lukrative Anlagegelegenheiten offen stehen. Der Bestand erhöhter Unternehmergewinne wirkt nun ansich schon als Anreiz sowohl zur Ausdehnung der schon bestehenden Unternehmungen - welcher Anreiz allerdings durch die Gebundenheit der alten Unternehmer an die Koalitionsabmachungen vielleicht noch eine Weile im Zaum gehalten werden kann - als auch zur Begründung neuer, gegenüber der Koalition als Outsiders auftretender Unternehmungen, die das von ihnen benötigte Arbeitsmaterial seiner bisherigen Beschäftigung natürlich nur durch die Gewährung eines etwas höheren Lohnes entziehen können. Außerdem verschiebt aber der erhöhte Kapitalzinsfuß auch die Rentabilitätsgrenze zwischen verschiedenen, stärker und schwächer kapitalistischen Produktionsmethoden zugunsten der letzteren. Gestiegener Kapitalzins und verbilligte Arbeit verkehrt in der Nachbarschaft der Rentabilitätsgrenze, dort nämlich, wo bei niedrigerem Zins und höherem Lohn eben noch ein knapper Vorteil zugunsten einer stärker kapitalistischen, z. B. maschinellen Produktion und zu ungunsten der Handarbeit bestanden hatte, den knappen Vorteil in Nachteil, und macht eine rückläufige Änderung der Produktionsmethode, im Sinne einer stärkeren Verwendung unmittelbarer Arbeit und einer weniger intensiven Kapitalanalge lukrativer (27). Natürlich wird auch dieser Impuls nicht rasch wirken: schon bestehende Kapitalanlagen dieser Art wird man nicht plötzliche außer Betrieb setzen, sondern ausbrauchen, aber man wird sie zumindest nicht mehr nachschaffen. Sondern statt ihrer die nunmehr billigere Handarbeit vorziehen. Und das wird wieder zur Quelle eines verstärkten Bedarfs nach Arbeitskräften werden, der nur durch Darbietung eines etwas höheren Lohnes - der den Vorteil der schwächer kapitalistischen Methode nur natürlich nicht ganz aufzehren darf - befriedigt werden kann. Dieses Motiv wird innerhalb und außerhalb der Koalition wirken, und zwar bei den Produzenten verschiedener Zweige in sehr ungleichem Maß; bei solchen, die schon vorher nur sehr wenig stehendes Kapital und viel unmittelbare Arbeit in Anwendung hatten, fast gar nicht, und auch bei solchen nicht, bei denen zwar das stehende Kapital sehr überwiegt, aber aus technischen Gründen mit einem so großen Vorteil überwiegt, daß selbst merkliche Verschiebungen im Lohn- und Zinssatz einen Umschlag zugunsten einer schwächer kapitalistischen Methode noch nicht in die Nähe rücken; dafür aber recht stark wieder bei einer dritten Gruppe von Produzenten, die infolge zufällgier technischer Verhältnisse mit einem verhältnismäßig großen Teil ihrer Produktionsmittel gerade an der Schneide des Vorteils stehen. Und diese starke individuelle Verschiedenheit wieder wird kaum ohne wichtige Folgen für den weiteren Verlauf der Sache bleiben können. Bei Koalitionen, die nur die Produzenten eines und desselben Produktionszweiges, mit verwandten technischen Produktionsbedingungen umfassen, wird zwar auch nicht völlige, aber wenigstens beiläufige Interessenharmonie herrschen, die ein einträchtiges Verbleiben in der allen gleichmäßig zum Vorteil gereichenden Koalition begünstigt. Wenn aber die Koalition Kreise umspannt, deren Interessen gerade auch im Koalitionspunkt selbst auseinandergehen, dann ist nach aller menschlichen Erfahrung bleibende Einmütigkeit nicht zu erwarten, zumal wenn durch das nicht zu hindernde Auftreten von Outsidern die siegverbürgende geschlossene Phalanx der Unternehmer doch schon durchbrochen ist. Wohl haben von der Niederhaltung der Löhne alle Unternehmer in irgendeinem Maß einen Gewinn, aber dieser Gewinn verteilt sich auf verschiedene Gruppen je nach dem technischen Mischungsverhältnis von Kapital und Arbeit außerordentlich ungleich; und für Produktionsgruppen, in denen dieser Gewinn verhältnismäßig gering ist, mag er durch den von der Koalition auferlegten Verzicht auf Expansion und auf Einführung lukrativerer Produktionsmethode weitaus überboten werden. Sieht man nun aber diese Vorteile, auf die man zugunsten der Koalition verzichten soll, skrupellos von Outsidern gepflückt und durch deren Konkurrenz dann doch auch für den eigenen Kreis stückweise abbröckeln, dann ist der psychologische Moment gekommen, in welchem es auch innerhalb der Koalition zur Fahnenflucht kommt; in welchem jene Unternehmergruppen, die nach ihren Verhältnissen durch eine koalitionswidrige Expansion und Methodenänderung am meisten gewinnen können, es vorziehen, diesen Gewinn noch für sich zu erraffen, ehe die durch Outsider bedrohte Konjunktur ganz entschwindet. Und das ist erst der Anfang vom Ende der Koalition, der Einbruch eines immer breiteren Stroms der Unternehmerkonkurrenz, mit dem Schlußerfolg, den Arbeitslohn vom Punkt des Machtdiktates wieder an den Konkurrenzpunkt zu rücken, das ist an das Niveau des "Grenzproduktes".

Das sind deduktive Gedankengänge, die mehr oder weniger überzeugend wirken können. Aber es muß bemerkt werden, daß andere als deduktive Gedankengänge uns in diesen Fragen überhaupt nicht zu Gebote stehen. Es wird uns nie gegönnt sein, ganz zuverlässige direkte Erfahrungen zu sammeln oder erprobende Experimente anzustellen. Die supponierte, durch alle Produktionszweige hindurchgreifende Unternehmerkoalition hat es noch nie gegeben. Und wenn es sie irgendeinmal gäbe und sie dann auch wirklich, wie das ja alle labilen sozialen Gebilde tun, wiederumg dahinschwände, so dürfte ich auch das noch immer nicht als eine glatte empirische Probe auf meine Deduktion ansehen. man könnte dann noch streiten, ob der Zerfall just aus den in meiner Deduktion entwickelten Gründen oder nicht vielmehr wegen anderer, inzwischen neu eingetretener, eine Änderung erzwingender Momente erfolgt sei. Denn die Gründe, die in meinem Räsonnement als wirkend eingeführt werden, können ihrer Natur nach ihr Werk nur sehr langsam vollbringen; und durch so lange Zeit, als bis zur Durchsetzung ihrer Wirkung verstreichen müßte, bleiben wohl nie alle anderen Umstände geändert: ob dann der endlich eingetretene Ausschlag im Erfolg ein Ausschlag ist, den ihre langsame Minenarbeit auch innerhalb des alten Tatbestandes für sich allein hervorgebracht hätte, oder ob und zu welchem Teil er auf das Konto der zwischenzeitigen tatsächlichen Neuerungen zu setzen ist, das wird sich auf rein empirischem Weg niemals ohn Zweifelsrest ausmachen lassen. Gerade weil wir aber in diesen Fragen auf Deduktionen als Erkenntnisquelle angewiesen sind und gerade weil uns überdies für diese Deduktionen die sonst zur Verfügung stehende ergänzende Sicherung durch unmittelbare empirische Kontrolle fast völlig im Sticht läßt, müssen wir endlich und zwar natürlich auszuarbeiten auf der Grundlage und mit den Mitteln der ökonomischen Theorie, in die wir ja jede Analyse der "Machteinflüsse" zurückleiten sahen, und zugleich mit jener äußersten Sorgfalt, Vorsicht und Umsicht, zu der die Anwendung der deduktiven Methode überhaupt, ganz besonders aber dort verpflichtet, wo die deduktiven Gedankenketten lang und vielgliedrig, und schrittweise kontrollierende empirische Gegenproben nicht möglich sind. (28) In diesem Sinne wollte ich hier und im folgenden vorläufig ein paar Skizzen - und zwar, wie ich ganz wohl weiß, nur rohe, unausgeführte Skizzen - solcher deduktiver Gedankengänge bieten, die zu einer künftigen genaueren Ausführung anregen und wenigstens beiläufig den Weg andeuten mögen, auf welchem nach meiner Meinung das uns in diesen Fragen überhaupt erreichbare Maß von Erkenntnis und Voraussicht zu gewinnen ist.

Setzen wir unsere Beobachtung jetzt für die oberhalb des Niveaus des "Grenzproduktes" liegenden Sprossen der Stufenleiter von Lohnhöhen fort, und zwar von oben beginnend, zunächst für die höchsten denkbaren Lohnstufen. Es ist

4. wohl ohne jede Auseinandersetzung klar, daß solche extreme Lohnhöhen der Dauer nicht fähig sind, welche, obwohl für den Augenblick gegenüber einer lange dauernden Betriebseinstellung noch immer das "kleinere Übel" für den Unternehmer darstellend, diesem so große positive Kapitalverluste zufügen, daß ihre fortgesetzte Wiederholung zum  geschäftlichen  Zusammenbruch führen müßte. (siehe oben)

5. Auch jene unmittelbar angrenzende Lohnstufe ist, wie ebenfalls ohne weiteres einleuchtet, anhaltender Dauer nicht fähig, welche, ohne den Unternehmer mit unmittelbaren geschäftlichem Ruin zu bedrohen, ihm doch in irgendeinem, wenn auch nur geringeren Grad  positiven Kapitalverlust  zufügt. Denn sehr lange fortgesetzt müßte selbstverständlicherweise auch ein geringer Kapitalverlust irgendeinmal zum geschäftlichen Ruin führen - also der Fall 5 in den Fall 4 einmünden; aber ohne Zweifel werden in solchen Fällen die Unternehmer schon vorher vorziehen, ihren positiv verlustbringenden Betrieb - oder mindestens die verlustbringenden Teile desselben - abzuwickeln oder aufzugeben.

6. Das größte theoretische Interesse knüpft sich aber wohl an die nächstfolgende Stufe: Ist ein solcher Lohnsatz einer anhaltenden Dauer fähig, welcher, ohne den Unternehmern einen positiven Verlust an ihrem Kapitalstamm zuzufügen, ihnen  die Verzinsung ihres Geschäftskapitals wegnimmt oder schmälert? 

Bringen wir zunächst eine Vorfrage ins Reine: ist es möglich, daß speziell der  Kapitalgewinn der Unternehmer  dauernd wegfällt oder geschmälert wird, während in anderen Bezirken der Volkswirtschaft, z. B. im Darlehensverkehr, in der Verzinsuns der nicht produktiven Vermögenslagen (Miethäuser!), im Kapitalisierungsfuß der Grundstücke und dgl. Dasein und Höhe des Kapitalzinses ungeändert verbleibt?

Offenbar ist das  nicht  möglich. Für Unternehmer, die mit fremdem Kapital arbeiten, würde die Differenz zwischen der höheren Zinsrate, die sie dann immer noch ihren Gläubigern zu bezahlen hätten, und der niedrigeren Zinsrate, die das Kapital ihnen selbst in ihrem Geschäft einbrächte, einen positiven Verlust bedeuten, und das würde die ganze Sache auf das Geleis des schon betrachteten Punktes 5 hinüberleiten. Aber auch für jene Unternehmer, die entweder ganz ausschließlich oder doch vorwiegend mit eigenem Kapital arbeiten, wäre das Verhältnis auf die Dauer nicht haltbar. Zwar würden die einmal fest investierten Kapitalien meist wohl auch mit der niedrigeren Verzinsung vorliebnehmen müssen, wenn und weil ihre Zurückziehung aus technischen Gründen gar nicht oder nicht ohne eine noch empfindlichere Entwertung des Kapitals selbst möglich wäre, aber es wird wenig Geneigtheit bestehen, die ausgebrauchten Kapitalien neuerdings zu ersetzen, wenn die produktive Investition den Kapitaleignern weniger Ertrag verspricht als dasselbe Kapital bei anderweitiger Anlage zu Grund- oder Hauskäufen oder im Darlehensverkehr einbringen könnte. Und eben diese wohlbekannten und oft besprochenen Motive, die überhaupt auf eine beiläufige Nivellierung der Zinsrate in verschiedenen (nicht durch besondere Hindernisse gegeneinander abgemauerten!) Teilmärkten des Kapitalverkehrs hinzielen, würden jedenfalls auch einer einseitigen Herabminderung oder gar Austilgung der ursprünglichen Kapitalgewinne der Unternehmer im Weg stehen: diese müßte sich entweder auch auf die übrigen Verwendungszweige des Kapitals fortpflanzen können, oder selbst unterbleiben.

Es gewinnt daher die von uns zu untersuchende Frage folgende Gestalt: Ist ein solcher Lohnsatz anhaltender Dauer fähig, welcher, ohne den Kapitalstamm der Unternehmer anzutasten,  der Volkswirtschaft den Kapitalzins wegnimmt oder wenigstens unter den bei völlig freier Konkurrenz sich ergebenden "natürlichen" Zinssatz herabdrückt?  Mit anderen Worten, kann ein durch Machtdruck erzwungene Lohnerhöhung auf die Dauer den Kapitalzins in der Volkswirtschaft absorbieren oder gegenüber seinem natürlichen Ausmaß schmälern?

Wir werden uns die recht schwierige Entscheidung dieser Frage einigermaßen erleichtern, wenn wir für sie jede der beiden darin enthaltenen Etappen, nämlich für die  völlige  und für die  teilweise  Absorption des Kapitalzinses, gesondert untersuchen.

Das völlige Verschwinden des Kapitalzinses aus der Volkswirtschaft halte ich - außer dem fast undenkbaren und jedenfalls hier nicht in Betracht kommenden Fall einer alle Grenzen des Begehrs übersteigenden Anhäufung von Kapital - für unmöglich. Auf der einen Seite würde der Wegfall der "Ersparungsprämie", welche im Zins liegt jenen höchst bedeutenden Teil der kapitalbildenden Ersparung mit in Wegfall bringen, welcher nur um des Zinses willen gemacht wird. Allerdings wird dafür vielleicht der als "Notpfennig" gedachte Teil der Ersparungen, der den erwerblosen Lebensabend versorgen soll, rationell etwas größer ausgemessen werden müssen, falss die Versorgung in Ermangelung jeder Zubuße von Zinsen ganz und gar aus zurückgelegtem Kapital allein bestritten werden soll. Aber in der Bilanz wird nach allgemeiner Ansicht doch wohl ein erheblicher Ausfall im Kapitalbestand resultieren, und die zu gewärtigende Verminderung des Kapitalangebotes würde jedenfalls einen stark Druck in entgegengesetzter Richtung in der Richtung auf ein Wiederansteigen und nicht auf ein bleibendes Schwinden des Kapitalzinses üben.

Entscheidend müßten aber, selbst wenn das Angebot an Kapital gar keine Verminderung erführe, die Verhältnisse der  Nachfrage  nach Kapital werden. Nehmen wir an, es wäre wirklich für einen Moment der Zins aus der Volkswirtschaft völlig verschwunden: Das will sagen, gegenwärtige und künftige Güter würden ohne Agio [Aufschlag - wp] auf gleichem Fuß gegeneinander vertauscht und Darlehen wären zinslos zu haben. Dann wäre die unausbleibliche Folge eine jede Grenze überschreitende Steigerung der Nachfrage nach gegenwärtigen Gütern. Das empirische Gesetz von der Mehrergiebigkeit der zeitraubenden, stärker kapitalistischen Produktionsumwege könnte nicht verfehlen, sich in der Richtung geltend zu machen, daß die Unternehmer wetteifernd ihre Produktionsperioden verlängern, sich auf die technisch ergiebigsten, aber dabei langwierigsten und zeitraubendsten Produktionsmethoden einrichten würden. Das automatisch wirkende Hindernis, das heute solchen maßlosen Ausdehnungen der Produktionsprozesse entgegenwirkt, bestünde ja nicht mehr: dieses Hindernis ist ja der Zins, welcher die Wahl längerer und längster Produktionsmethoden gewissermaßen selbstwirkend progressiv besteuert. Wenn aber die längere Produktionsmethode, von der progressiven Last des Zinses befreit, nicht mehr kostet als die kürzere und dabei mehr Produkt bringt als diese, so entsteht in universeller Anreiz zu maßloßer Ausdehnung der Produktionsperioden. Diese findet aber ihre physische Schranke in der jedenfalls begrenzten, wenn nicht durch die behinderte Ersparung sogar noch positiv verminderten Menge der Subsistenzvorräte, aus welchen die Subsistenz der Arbeiter während der vergrößerten Wartezeit, die die verlängerte Produktionsperiode auferlegt, zu bestreiten ist: mit der gegebenen (und zumal mit einer noch verminderten!) Menge von Subsistenzvorräten kann unmöglich die Subsistenz für dieselbe Zahl von Arbeitern für eine grenzenlos verlängerte Wartezeit bestritten werden. (29) Es muß und wird vielmehr die Entwicklung von zwei Seiten her in die Schranken des Möglichen zurückgedrängt werden. Es wird zunächst die Dauer der Produktionsperioden, wenn auch verlängert, so doch auf ein mögliches Maß eingegrenzt werden durch eine Auslese, die innerhalb des schrankenlosen Wettbewerbes zugunsten der gewinnbringendsten unter den zahllosen möglichen gewinnbringenden Produktionsverlängerungen getroffen wird; und da diese Auslese natürlich nur zugunsten des zahlungsfähigsten Teils der Nachfrage durch Bewilligung höherer Preise, das will ich in diesem Fall sagen, durch die Bewilligung eines entsprechend hohen Aufgeldes auf die nachgefragten Subsistenzmittel bewirkt werden kann, so wird mit  diesem  Teil der notwendigen Entwicklung der durch unsere Hypothese für einen Augenblick aus der Volkswirtschaft verbannte Kapitalzins in sie wieder zurückkehren - so, wie ich es deutlicher und ausführlicher in meiner positiven Theorie des Kapitals geschildert habe. (30)

Aber es wird gleichzeitig noch etwas anderes eintreten. Durch die soeben geschilderte, mit einer Wiederentstehung des Kapitalzinses verbundene Auslese wird zwar einer Verlängerung der Produktionsperioden ins Grenzenlose ein Riegel vorgeschoben, nicht aber eine Verlängerung überhaupt gehindert. Im Gegenteil: die durch Bezahlung des höchsten Aufgeldes auf Gegenwartsgüter obsiegenden Unternehmer werden normalerweise geradezu gezwungen sein, längere als die ursprünglichen Produktionsperioden anzunehmen. Denn während sie ursprünglich, vor dem Eintritt der auf ihre Dauerfähigkeit zu untersuchenden Lohnerhöhung, an Zins und Lohn zusammen nur so viel zu zahlen hatten, als sie jetzt an erhöhtem Lohn allein zu zahlen haben, müssen sie jetzt darüber hinaus auch noch den von neuem entstandenen Zins bezahlen. Dazu reicht aber das erzielte Produkt nur unter der Voraussetzung einer größeren als der bisherigen Ergiebigkeit, und diese kann, wenn wir nicht den Zufall neuer, die Ergiebigkeit erhöhender Erfindungen und dgl. als  deus ex machina  [Gott aus der Maschine - wp] zu Hilfe rufen, sondern die Sache im Rahmen unserer ursprünglichen Annahmen zuende denken wollen, nur durch eine entsprechende Verlängerung der Produktionsperiode gewährleistet werden. Dann aber bleibt es eine Unmöglichkeit, daß aus dem vorhandenen, eher verringerten als vermehrten Subsistenzvorrat die Subsistenz von ebensovielen Arbeitern als bisher für die nunmehr verlängerte Produktionsperiode bestritten werden könnte. Es muß daher auch noch nach einer zweiten Seite hin eine Eingrenzung erfolgen: es muß auch noch die Zahl der angestellten Arbeiter restringiert werden, und zwar beiläufig in demselben Verhältnis, in dem sich die Dauer der Subsistenzvorschüsse verlängert hat. Diese physische Notwendigkeit wird sich ökonomisch durchsetzen durch das Interessenmotiv, daß bei hohem Lohn und niedrigem Zins eine stärker kapitalistische Produktionsmethode, das ist die Anstellung von weniger Arbeitern in länger dauernden Produktionsperioden rentabler ist. (31) Es wird sich daher, so lange sich der durch Machteinflüsse erzwungene höhere Lohnsatz erhält, ein provisorischer Gleichgewichtszustand von beiläufig folgender Beschaffenheit einstellen. Durch die allgemeine Annahme längerer Produktionsperioden wird die Ergiebigkeit per Kopf der beschäftigten Arbeit erhöht. Das hierdurch (und auch durch die Verringerung der Zahl der beschäftigten Arbeiter) erhöhte "Grenzprodukt" der Arbeit stimmt sich jetzt mit dem erzwungenen höheren Lohn zusammen, welcher das "Grenzprodukt" des vorangegangenen Zustandes übertroffen hatte. Der Kapitalzins, der sich wieder eingestellt hat, ist niedriger als zuvor. Die Unternehmer können bestehen, weil infolge der gesteigerten "Grenzproduktivität" der Arbeit auch der letzte von ihnen angestellte Arbeiter ihnen noch den zu zahlenden höheren Lohn einträgt, und weil die Mehrergiebigkeit des ganzen verlängerten Produktionsprozesses ihnen auch über den gesteigerten Arbeitslohn hinaus noch genug übrig läßt, um den - in seiner Rate verringerten - Kapitalzins zu bezahlen. Aber dieser neue Gleichgewichtszustand ist nur möglich geworden um den Preis der Beschäftigung einer geringeren Zahl von Arbeitern. Und das ist der Punkt, von welchem aus nach aller menschlicher Voraussicht der momentane Gleichgewichtszustand wieder zum Umkippen gebracht werden muß.

Die koalierte Arbeiterschaft spaltet sich nämlich jetzt in zwei Teile: in einen zu hohem Lohnsatz beschäftigten und in einen völlig erwerbslosen unbeschäftigten Teil. Der letztere wird gegenüber dem ersten desto ansehnlicher sein, je stärker die erzwungene Lohnsteigerung war und je weiter daher die neu angenommene Produktionsperiode erstreckt werden mußte, um durch die mit der Erstreckung zunehmende Ergiebigkeit das neue Gleichgewicht zwischen Grenzprodukt und Lohnhöhe zu finden. Nun ist ein doppelter Verlauf der Sache möglich: entweder bleiben beide Teile der Arbeiterschaft in der Koalition beisammen, was wohl voraussetzt, daß die erwerbslosen Genossen durch Beiträge der Erwerbenden erhalten werden. Sind diese Subsistenzbeiträge reichlich, dann zehren sie für die beschäftigten Arbeiter den Gewinn aus der Lohnsteigerung auf - zumal ja nicht übersehen werden darf, daß das Gesamtprodukt, das von einer verringerten Zahl von Arbeitern mit höchstens gleichbleibendem Kapital selbst bei einer verbesserten Methode erzielt werden kann, hinter dem bei Vollbeschäftigung von Kapital und Arbeit erzielbaren Produkt zurückbleiben muß. Es hat also von der neuen künstlichen Ordnung der Dinge gegenüber der alten "natürlichen" Ordnung niemand Vorteil, und viele einen Nachteil - ein Verhältnis, das der dauernden Erhaltung eines nur durch stärksten einmütigen Machtdruck aufrechtzuhaltenden Zustandes gewiß nicht günstig ist. Ist aber die Subsistenz der unbeschäftigten eine wesentlich kärglichere, dann wird das wieder von den letzteren als fortdauernder Zustand nicht ertragen werden; es kommt zu Unzufriedenheit, Uneinigkeit und schließlich zum Zerfall. Die Malkontenten [Unzufiredenen - wp] werden früher oder später Outsider, die den Unternehmern ihre Dienste im Wettbewerb anbieten; und der wiedererwachende Wettbewerb mit seinen Unterbietungen macht dem monopolistischen Lohndiktat der Arbeiterkoalition ein Ende und führt den Lohn wieder auf dasjenige Niveau zurück, welches bei Vollbeschäftigung aller Arbeiter ökonomisch möglich ist, das ist auf das "Grenzprodukt" des in weider verkürzter Produktionsperiode angestellten letzten Arbeiters. (32)

Versorgen endlich die beschäftigten Arbeiter die infolge der Lohnerhöhung beschäftigungslos gewordenen Kollegen gar nicht, dann setzt sich derselbe Prozeß natürlich noch viel rapider durch: die Masse der Brotlosen tritt viel rascher und drängender in einen unterbietenden Wettbewerb.

Vielleicht könnte man denken, daß auch noch ein Ausweg nach einer ganz anderen Seite hin möglich wäre: daß nämlich die koalierten Arbeiter nicht allein den höheren Lohn, sondern auch die Vollbeschäftigung  aller  Arbeiter zu diesem höheren Lohnsatz erzwingen. Allein selbst wenn die Arbeiter die Macht hätten, dies für den Moment zu erzwingen, so wäre dieser Zustand nicht der Dauer fähig. Er würde nämlich mit Notwendigkeit in einen der oben betrachteten Wechselfälle 4 oder 5 hineinführen. Denn durch die Nötigung, den Arbeitern einen Lohn zu bezahlen, der schon für sich allein um den ganzen Betrag des ursprünglich bestandenen Kapitalzinses höher ist, daneben aber doch noch einen, wenn auch in geringerer Höhe wiederentstandenen Kapitalzins ebenfalls zu bezahlen, wachsen die Auslagen der Unternehmer über das Produkt hinaus, die Bilanz ist Verlust und das Ende früher oder später freiwilliges Aufgeben der Unternehmung oder Bankrott.

Außerdem ist aber ein Zwang zur Anstellung aller jeweils existierenden Arbeiter nahezu undenkbar. Bestenfalls können auf dem Weg des Zwangs Entlassungen des alten Arbeiterstandes verhindert werden; aber schon viel schwerer wäre es, Neuanstellungen im Ausmaß der sich ergebenden natürlichen Abgänge zu erzwingen, und noch schwerer natürlich Neuanstellungen einer stets steigenden Zahl von Arbeitern entsprechend der fortdauernden Zunahme der Bevölkerung.

Ich glaube, daß aus allen diesen Erwägungen, die sich noch viel mehr ins Detail ausbauen ließen und dessen wohl auch noch sehr bedürftig sind, eine völlige Aufsaugung des Kapitalzinses in einer Volkswirtschaft durch künstlich erzwungene Lohnerhöhungen unmöglich ist. Ist aber vielleicht eine  teilweise  Aufsaugung des natürlichen Kapitalzinses dauernd möglich?

Ich glaube, daß wir keine Veranlassung haben, einen anderen als einen mit dem bisher geschilderten parallelen Verlauf der Dinge anzunehmen. Eine schwächere, auf Kosten des natürlichen Kapitalzinses gehende Lohnerhöhung wird der Art nach dieselben entgegenwirkenden Kräfte und Motive auslösen, nur in entsprechend schwächeren Grade. Eine bloße Verringerung des Zinsfußes wird zunächst die im Zins liegende Ersparungsprämie nicht aufheben, sondern bloß herabsetzen - mit einer allerdings nicht sicher vorherzusagenden Wirkung auf das Quantum der ferneren Ersparungen. (33) Vielleicht wird die Masse der Ersparnisse herabgesetzt werden, vielleicht auch nicht. Dies ändert jedoch insofern nichts am Gesamtgang der Dinge, als ich ja auch in der vorangegangenen Teiluntersuchung der auf Seiten des Kapitalangebotes eintretenden Verminderung absichtlich mehr nur in Parenthese [rhetorischer Einschub - wp] gedachte, ohne ihr den ausschlaggebenden Einfluß zuzuschreiben. Der letztere liegt vielmehr bei der Nachfrage nach Kapital. Und auf dieser Seite der Sache ist es unvermeidlich, daß jede Erhöhung des Arbeitslohnes über das bisherige Grenzprodukt, die mit einer Verminderung der Kapitalzinsrate verbunden ist, Impulse in der Richtung einer Verlängerung der Produktionsmethoden und Verringerung der Zahl der angestellten Arbeiter auslöst. Es muß, wenn die Unternehmer nicht positive Verlust erleiden sollen, was auf die Dauer nicht angeht, die Deckung des erhöhten Lohnes durch eine erhöhte Grenzproduktivität der Arbeit bewirkt werden, wozu - falls sich nicht zufällige verbessernde Erfindungen einstellen, die wir aber als bloßen Zufall nicht in Rechnung stellen dürfen - eine Verlängerung der Produktionswege die Handhabe bietet, die aber unter sonst gleichen Umständen nur unter gleichzeitiger Verminderung der Zahl der angestellten Arbeiter erfolgen kann. Und die erzwungene Erwerblosigkeit eines Teils der Arbeiter birgt wieder den Keim des Zerfalls der Arbeiterkoalition in sich. All das in verringerter Intensität, entsprechend der vorausgesetzten geringeren Intensität des ersten Anstoßes, der von der Koalition erzwungenen Lohnerhöhung. Geringere Intensität der kontinuierlich gegen die Beharrung des momentan gesetzten Zustandes wirkenden Kräfte bedeutet aber nicht ein anderes, sondern nur ein späteres Ergebnis ihrer Wirkung. Es kann nicht bedeuten, daß ein Zustand, der die physische Möglichkeit zwar nur um ein weniges, aber doch überschreiten würde, jemals dauernd möglich werden könnte, und es kann auch nicht bedeuten, daß die Aussperrung einer kleinerer Zahl von Arbeitern, für diese gar keinen Impuls zum Wettbewerb um Anstellung bilden würde. Wohl aber bedeutet es, daß der eines vollkommenen dauernden Beharrens nicht fähige Zustand sich gegen den Andrang schwächer wirkender Gegenkräfte durch längere Zeit behaupten kann; daß z. B. geringe aus der momentanen Sachlage hervorgehende positive Geschäftsverluste der Unternehmer von diesen länger ertragen werden können, ehe es zum Bankrott oder zur freiwilligen Aufgabe der Unternehmung kommt; oder daß eine kleine Zahl beschäftigungsloser Arbeiter länger aus der Gewerkschaftskasse souteniert [weiterbehalten - wp] oder durch moralischen Druck von einem koalitionswidrigen Unterbieten zurückgehalten werden kann.

Und dies wiederum kann auch noch etwas anderes bedeuten. Ich habe schon bei einer früheren Gelegenheit bemerkt, daß etwas längere Zeiträume wohl niemals unter sonst völlig ungeänderten Verhältnissen verstreichen. Wenn ein wirtschaftlicher Entwicklungsprozeß längere Dauer in Anspruch nimmt, mischt sich in seinen Verlauf fast immer auch der Einfluß von Änderungen ein, die inzwischen aus irgendwelchen zufälligen oder unabhängigen Ursachen, gewissermaßen spontan, auch sonst in der Sachlage eingetreten sind. Während einer Reihe von mehreren oder gar von vielen Jahren bleibt nie die Produktionstechnik und noch weniger die wirtschaftliche Konjunktur stillstehen. Die letztere kann aufwärt oder abwärt gehen, die erstere schreitet fast mit Sicherheit vorwärts. Und ist die Frist eine recht lange, so können sich sogar in den grundlegendsten "Daten" der Volkswirtschaft, wie in der Bevölkerungszahl und in ihrem Verhältnis zum Kapitalstock, merkliche Änderungen fühlbar machen. Und noch etwas kann geschehen. Es können unter anderem auch gerade von denjenigen Anstößen, deren regelmäßige Folgewirkungen wir beobachten und kontrollieren wollen, sozusagen halbzufällige Impulse auf die Änderung anderer äußerer Daten ausgeübt werden; das will sagen, solche Impulse, die einen Erfolg in Bezug auf die Änderung äußerer technischer Daten zwar nicht haben  müssen,  wohl aber haben  können,  so daß diese Erfolge zwar nicht als sicher vorauszusehende Zwischenglieder der ganzen deduktiven Entwicklungskette eingestellt werden dürfen, aber als möglich doch nicht völlig außer acht zu lassen sind. In unserem Fall kann z. B. die gedrückte Lage, in die die Unternehmer durch eine ihnen aufgezwungene Lohnerhöhung geraten, einen energischen und vielleicht auch erfolgreichen Anreiz zur Ersinnung und Durchführung von technischen Produktionsverbesserungen üben - ähnlich, wie man bekanntlich dem bedrängenden Wetteifer der freien Konkurrenz einen mächtigen Anreiz zur Erzielung von Fortschritten in der Produktion nachrühmt; oder es kann die nachhaltige Erhöhung des Lebensfußes, deren sich die arbeitenden Klassen infolge der erstrittenen Lohnerhöhung erfreuen, denkbarerweise den schon öfters beobachteten zurückhaltenden Einfluß auf die Bevölkerungsvermehrung nehmen, den wir bei den wohlhabenden Klassen regelmäßig zu sehen gewohnt sind, und dgl. mehr.

Tritt nun irgendein solches zufälliges oder halbzufälliges Ereignis ein, welches direkt oder indirekt die Grenzproduktivität der Arbeit hebt, dann kann es auch geschehen, daß die anfänglich die Grenzproduktivität übersteigende Lohnerhöhung von der nachträglich sich ebenfalls erhöhenden Grenzproduktivität wieder eingeholt und daduch eines dauernden Beharrens fähig wird. Das wird umso leichter und häufiger geschehen können, je weniger exzessiv die erzwungene Lohnerhöhung schon ursprünglich war, das ist je weniger sie über die damals herrschende Grenzproduktivität der Arbeit hinausging. Mit Sicherheit ist freilich auch bei geringen Lohnerhöhungen auf diesen Ausgang nicht zu rechnen; denn die zufälligen und halbzufälligen Ereignungen dieser Art können ja doch auch ausbleiben oder sogar den entgegengesetzten Gang nehmen; die Konjunktur kann schlechter werden, die Bevölkerung gegenüber dem Kapitalvorrat rapide wachsen und dergleichen mehr - in welchen Fällen die Wiedersenkung des erhöhten Lohnes unter dem Einspielen der früher geschilderten Zwischenmotive umso sicherer erfolgen müßte.

Die Fälle aber, in welchhen einen nachträglich eintretende Änderung im "wirtschaftlichen Milieu" einer anfangs übermäßigen erzwungenen Lohnsteigerung die Möglichkeit der Dauer verleiht, können leicht die theoretische Beurteilung verwirren. Sie scheinen empirische Proben dafür abzugeben, daß durch Machtdiktat nicht nur mit momentaner, sondern auch mit Dauerwirkung Löhne über das durch die Grenzproduktivität angezeigte Niveau emporgehoben werden können. Genau besehen liefern sie aber natürliche diese Probe nicht. Die ursprüngliche Emporhebung war die Wirkung des Machtdiktates; aber das dauernde Beharren ist nicht seine, sondern die Wirkung dritter Umstände, die unabhängig vom Machtdiktat oder mindestens ohne notwendigen Zusammenhang mit diesem die Grenzproduktivität der Arbeit und mit ihr das mögliche Dauerniveau des Arbeitslohnes emporgehoben haben. Ich werden auf diesen Punkt unten, bei der Zusammenfassung der aus unserer Untersuchung entspringenden Ergebnisse, noch einmal zurückzukommen haben.

Zuvor aber muß der Vollständigkeit halber noch eines siebenten möglichen Wechselfalles gedacht werden, dessen geringe praktische Wichtigkeit freilich außer Verhältnis zu seiner recht bedeutenden theoretischen Schwierigkeit steht. In der Stufenleiter der möglichen Lohnsätze schaltet sich nämlich zwischen jene Lohnhöhe, die schon ein Teil des Kapitalzinses absorbiert, und jene, die glatt mit der Grenzproduktivität der Arbeit zusammentriff, als denkbar auch noch eine Sprosse ein, welche zwar die Grenzproduktivität der Arbeit übertrifft, aber mit dem Plus doch noch nicht in den Ertragsteilen des Kapitals schneidet, sondern sich noch innerhalb des Gesamtertrages der angewendeten Arbeit hält. Wenn nämlich mit einem in seiner Größe - wenn auch nicht in seiner technischen Zusammensetzung - gegebenen Kapitalstock eine wachsende Zahl von Arbeitern kooperiert, so fügt jeder ferner hinzutretende Arbeiter zum gemeinsamen Produkt einen geringeren Ertragszuwachs hinzu. (34) Der jeweils letzte der angestellten Gesamtzahl fügt dann das "Grenzprodukt", jeder vorangehende um etwas mehr zum Gesamtprodukt hinzu; und darum verdient der Unternehmer, falls der Lohn gerade dem Grenzprodukt gleichkommt, am letzten angestellten Arbeiter nichts, an jedem zuvor angestellten Arbeiter aber - abgesehen von dem dem mitwirkenden Kapital zuzrechnenden Anteil - stufenweise mehr. Steigt nun der Lohn über das Grenzprodukt, so erleidet der Unternehmer zwar an dem oder den zuvor angestellten Arbeitern gemachten Gewinn. Insofern dies zutrifft, oder, anders gefaßt, insofern die gesamte Lohnsumme nicht mehr beansprucht, als im gesamten, von allen Arbeitern zusammen erzeugten Produktzuwachs seine Deckung findet, braucht der Anteil des Kapitals noch nicht geschmälert werden. (35) Die das Grenzprodukt übertreffende Lohnquote geht dann auf Kosten eines bisher vom Unternehmer bezogenen echten "Unternehmergewinns".

Im Sinne unserer Untersuchung haben wir nunmehr die Frage zu stellen, ob eine solche, lediglich den Unternehmergewinn antastende oder erschöpfende Lohnsteigerung, wenn durch Machtdiktat momentan erzwungen, die Möglichkeit eines dauernden Beharrens für sich hat? Diese Frage ist wohl noch schwieriger deduktiv zu beantworten, als bei den früheren Gliedern unserer Untersuchung, und empirisch gar nicht zu erproben.

An Impulsen, die einem Beharren auf der jetzt in Rede stehenden Lohnstaffel entgegenstehen, wird es auch hier nicht fehlen; dieselben werden jedoch klein und äußerst langsam wirkend sein. Die Unternehmer nämlich, die an ihrem letztangestellten Arbeiter verlieren, werden bestrebt sein, bei passender Gelegenheit ihren Betrieb so zu reorganisieren, daß sie ihre Arbeiterzahl um die verlustbringenden Köpfe reduzieren. Hindernisse gegen diese Reorganisation können von Seiten der Arbeiterschaft vorliegen, welche Arbeiterentlassungen nicht dulden will - dies verzögert das Abstoßen Überzähliger bis zum Eintreten natürlicher Lücken, die nicht mehr ausgefüllt werden; und ferner erfordert die bestmögliche Organisation des Betriebes mit einer verringerten Arbeiterzahl zugleich eine Umformung der technischen Kapitalausrüstung; diese kann ebenfalls, wenn Extraverlust durch plötzliche Abstoßung noch brauchbarer Kapitalstücke vermieden werden wollen, nur allmählich nach Maßgabe der natürlichen Abnützung der alten Kapitalstücke erfolgen. Während der langen Verzögerungen aber, di so von zwei Seiten dem Wirken oder ohnedies nur geringfügigen Impulse sich entgegenstellen, können und werden sich wahrscheinlich längst allerlei Änderungen in der Gesamtlage ergeben, die mit viel größerer Kraft an der Auf- oder Abwärtsbewegung des Lohnes tätig sind, und die jene geringfügigen Impulse entweder als kaum beachtete Verstärkung in sich aufnehmen oder umgekehrt als Gegenkraft weit mehr als wettmachen: die kleinen Wellen, die von jenen Impulsen ausgehen könnten, verrinnen unverfolgbar und unkontrollierbar in dem viel höher gehenden Gewoge neu gesetzter wirtschaftlicher Tatsachen. Eine Erprobung am Erfolg ist schlechterdings nicht möglich.

Zumal endlich die Lohnverschiebungen, die lediglich an jenem anderen Faktor überzugreifen, überhaupt wohl nur minimal sein können. Denn eine in der ganzen Branche oder vollends in der ganzen nationalen Produktion erzwungene Lohnerhöhung tritt großen und kleinen, starken und schwachen Unternehmern gegenüber; und eine Lohnerhöhung, die auch bei den schwächsten, mit dem geringsten Unternehmergewinn arbeitenden Elementen des Unternehmertums noch in diesem geringsten Unternehmergewinn soll ihre volle Deckung finden können, kann kaum das Maß des Merklichen erreichen. Sowie sie dieses aber überschritte, müßte sie mindestens bei einem Teil der Unternehmer schon auf den Kapitalgewinn oder vollends auf das Geschäftskapital selbst übergreifen, womit die Sache in das Geleis eines der früher betrachteten Wechselfälle übergelenkt würde. Eine geschlossene theoretische Untersuchung mag darum auch an diesem 7. Fall nicht ohne den Versuch einer genaueren Ergründung vorübergehen - die ihr übrigens noch größere als die von mir absichtlich nur ganz flüchtig skizzierten Schwierigkeiten in den Weg legen wird -; aber das weitaus größte praktische und darum auch theoretische Interesse hängt nicht an diesem, sondern am vorausgegangenen 6. Fall: an der Frage, ob durch künstliche Machteinflüsse dauernd der Anteil der Arbeit auf Kosten des Anteils des Kapitals emporgehoben werden kann oder nicht.

Wie der Leser gesehen hat, vermochte ich diese Frage nicht bejahend zu beantworten. Ich weiß ganz gut, daß ich gerade mit diesem Stück meines Meinungsbekenntnisses auf die stärkste Neigung zum Widerspruch und auf den Vorwurf eines Rückfalles in die alte überwundene Lehre von der Herrschaft "reiner Naturgesetze" im Wirtschaftsleben stoßen werde. Ich weiß auch, daß viele eine lebendige empirische Widerlegung meiner Ansicht in der nicht zu leugnenden Tatsache werde erblicken wollen, daß während der letzten Dezennien zahllose Streiks zu einer nicht wieder rückgängig gemachten Verbesserung der ökonomischen Lage der Arbeiter geführt haben, und daß fast allgemein und überall die Lage der organisierten Arbeiter, die den Hebel der "Macht" für sich in Bewegung zu setzen vermögen und verstehen, eine günstigere ist als die der nicht organisierten Arbeiter.

Ich glaube jedoch beiden Einwürfen entgegentreten zu können. Es kommt mir gewiß nicht in den Sinn, die Vorstellung von im Wirtschaftsleben waltenden "reinen Naturgesetzen" wieder beleben und mit ihr gegen den Glauben an eine Wirksamkeit von Machteinflüssen ankämpfen zu wollen. Im Gegenteil, ich glaube an eine Wirksamkeit, und zwar auch an eine bedeutungsvolle und tiefgreifende Wirksamkeit der Machteinflüsse; ich glaube nur nicht an ihre Omnipotenz; und da ferner ihre genauere Analyse mich darüber belehrt hat, daß diese ökonomischen Machteinflüsse selbst durch Machteinflüsse geschaffenen Situationen unter Umständen auch ihrerseits wieder Interessenmotive auslösen können, die dem unveränderten Beharren bei jenen Situationen entgegenstreben. Wenn durch das Interessenmotiv der Wahl des "kleineren Übels" der Unternehmer dazu bestimmt worden ist, in eine ihm abgeforderte Lohnerhöhung zu willigen, so treibt ein analoges Interessenmotiv ihn nunmehr an, die Kombinationi von Produktionsfaktoren, mittels welcher er seine Produkte herstellen kann und will, zu revidieren. Wenn aber der Produktionsfaktor Arbeit infolge der erzwungenen Lohnerhöhung im Verhältnis zu den anderen Produktionsfaktoren kostbarer geworden ist als zuvor, so ist es fast undenkbar, daß dasselbe Mischungsverhältnis der Produktionsfaktoren, das vorher bei einem anderen Preisstan derselben das ökonomisch rationellste gewesen war, es auch jetzt noch geblieben sein könnte; und indem der Unternehmer, dem zwar in Bezug auf den Preis der Arbeit, aber nicht in Bezug auf die gesamte technische Einrichtung seiner Produktion die Hände gebunden sind, die nunmehr billigste Kombination der Produktionsfaktoren wählt, wird er eine andere als die bisherige Kombination wählen müssen, und zwar eine solche, die an dem nunmehr verteuerten Produktionsfaktor spart - geradeso wie man z. B. bei der Teuerung des Naturfaktor von extensiven zu intensiveren Produktionssystemen übergeht -; und wenn endlich dieses Sparen am verteuerten Produktionsfaktor Arbeit weiterwirkend zu den von mir oben geschilderten Verschiebungen im Begehren nach Arbeit führt, die schließlich den anfangs aufgezwungenen Lohnsatz unhaltbar machen, dann hat nicht "Natur" gegen "Macht", sondern nur ein der neuen Sachlage entsprungenes Interessenmotiv über ein in einer anderen, entschwundenen Sachlage wirksam gewesenes Interessenmotiv gesiegt, oder noch richtiger ausgedrückt, dasselbe Interessenmotiv der Wahl des verhältnismäßig besten Ausweges hat in einer veränderten Sachlage seinen Ausschlag eben auch wiederum in geänderter Richtung gegeben. Das ist kein Glaube an "ökonomische Naturgesetze", sondern das ist einfach die Abwehr der kurzsichtigen Vorstellung, daß nach einer tiefgreifenden Verschiebung im Preisniveau der Produktonsfaktoren der Zug der wirtschaftlichen Interessen genau das gleiche Gefälle in genau der gleichen Richtung werde bewahren können wie zuvor, oder daß man etwa gegenüber einem fatumartig hinzunehmenden Machtdiktat überhaupt darauf verzichten werde, in Hinkunft einem Zug der Interessen zu folgen!

Ich wiederhole mit Nachdruck, ich erkenne eine positive Wirksamkeit von Machtverhältnissen auf die Verteilung grundsätzlich durchaus und auch praktisch in sehr erheblichem Umfang an, wobei es, um auch das noch zu erwähnen, keinen Unterschied macht, ob die auf Machtmittel gestützten künstlichen Eingriffe auf monopolartigen Organisationen einer der Marktparteien, oder aber auf einem direkten Gebot der Staatsgewalt beruhen. Ich habe den letzteren Fall in meiner obigen Skizze nur deshalb nicht besonders erwähnt und behandelt, weil er sich mir mehr nur durch die Natur des äußeren Anlasses als in der Art seiner Wirkung von dem viel häufigeren Fall der Parteigewalt zu unterscheiden scheint. Ich glaube z. B., daß die Feststellung eines gesetzlichen Minimallohnes in ihren Wirkungen ganz ähnlich zu beurteilen ist, wie das Lohndiktat einer stramm organisierten Arbeiterschaft.

Um aber gar keinen Raum zu Mißverständnissen zu lassen, will ich die Ergebnisse meiner Untersuchung nochmals ausdrücklich zusammenfassen. Durch künstliche Machtmittel können jedenfalls  temporär  energische und tiefgreifende, auch  sehr  tiefgreifende Wirkungen erzielt werden. Unter Umständen kann diesen Wirkungen aber auch  bleibende Dauer  beschieden sein: vor allem dann, wenn durch sie nur eine entgegengesetzte künstliche Machtwirkung zu brechen war, die vorher die Verteilungslinie nach der entgegengesetzten Richtung von ihrer "natürlichen" Lage abgebogen hatte; also wenn z. B. im Streik die Erhöhung des Arbeitslohnes, den vorher die Unternehmer durch Ausnützung ihrer monopolartigen Machtstellung  unter  der Höhe des Grenzproduktes zurückgehalten hatten, bis auf die Höhe des Grenzproduktes erzwungen wird. Ferner dann, wenn der nachfolgende Gang der spontanen wirtschaftlichen Entwicklung die anfangs künstlich erzwungene Verteilungslinie nachträglich zur "natürlichen" macht: dann bedeutet der künstliche Eingriff gewissermaßen die zeitliche Vorausnahme eines Ergebnisses, das ohne ihn ebenfalls, aber später gekommen wäre. Endlich dann, wenn bei dem durch den momentanen Erfolg der Machtwirkung bedrängten Teil durch eben diese Bedrängnis Anstrengungen und Erfolge ausgelöst werden, die die wirtschaftliche Lage so glücklich verschieben, daß der anfangs bedrückende Verteilungsschlüssel für die glücklich verbesserte Lage wieder zum "natürlichen" wird. Dieser Fall, der freilich nie die Regel bilden und auf dessen Eintritt gewiß nicht mit Zuversicht gerechnet werden kann, stellt die für den Erfolg von Machtdiktaten denkbar günstigste, weitreichendste Kombination dar: denn in diesem Fall - und wohl  nur  in diesem Fall - kann in einem gewissen Sinn mit Recht gesagt werden, daß nicht nur der erste Eintritt, sondern auch die bleibende Dauer einer über die natürliche Verteilungslinie emporgehobenen Verteilungsquote durch den Machtanstoß - wenigstens indirekt -  verursacht  war.

Außerhalb der hier aufgezählten Spezialfälle kann dagegen, wie ich glaube, ein künstlicher Eingriff seiner Wirkung keine Dauer verleihen gegen die leise und langsam, aber unablässig und durch diese Unablässigkeit schließlich siegreich wirkenden Gegenkräfte "rein wirtschaftlicher Natur", die durch den künstlichen Anstoß und die durch ihn gesetzte neue Sachlage ausgelöst werden.

Und noch eines kann, wie ich genügend anschaulich gemacht zu haben hoffe, auch das gebieterischste Machtdiktat nicht: es kann nicht gegen, sondern nur innerhalb der ökonomischen Wert-, Preis- und Verteilungsgesetze wirken, sie nicht aufhebend, sondern bestätigend und erfüllend. Und das ist vielleicht zugleich das wichtigste und das sicherste Ergebnis der hier skizzierten Gedanken.

Wie steht es aber endlich demgegenüber mit dem zweiten von mir vorausgesehenen Einwurf, mit der vermeintlichen empirischen Gegenprobe, die die Erfahrungen mit dem Streikwesen und den Lohnbewegungen während der letzten Generationen zu liefern scheinen?

Richtig ausgelegt liefern sie diese Gegenprobe eben  nicht.  Wo nämlich wirklich Dauerwirkungen von Streikerfolgen ausgegangen sind, lag wohl jedesmal der eine oder der andere Umstand vor, dessen Hinzutreten auch nach meiner Auffassung die Dauerwirkung zu begründen vermochte.

Vor allem, glaube ich, fanden die einsetzenden Bestrebungen der Arbeiterorganisationen im weitesten Umfang einen Zustand vor, in welchem die Konkurrenz der Unternehmer zu ungunsten der Arbeiterschaft gedrosselt gewesen war; wo Unternehmerkoalitionen oder unorganisierte, aber faktische Übermacht der Unternehmer diesen ein Monopol oder doch eine dem Monopol sich annähernd, "monopoloide" Stellung - wenn ich nicht irre, hat WIESER diesen Ausdruck geprägt - gegenüber den atomisierten Arbeitern verschafft hatte, und wo daher im Sinne unseres Schemas durch Macht nur eine entgegengesetzte künstliche Machtwirkung zu beseitigen und für die Zukunft - ohne zeitliche Grenze - fernzuhalten war. Hierin liegt wohl  ein  plausibler Grund für die in der Tat zu beobachtende bessere Lage der organisierten gegenüber den nicht organisierten Arbeitern. Ein zweiter Grund mag sodann darin liegen, daß aus ebenfalls von mir dargestellten Gründen dort, wo sich eine Aufwärtsbewegung des Lohnes in der wirtschaftlichen Entwicklung vorbereitet, die organisierte Arbeiterschaft ihren Eintritt durch Machtwirkung künstlich verfrühen kann und dadurch der nichtorganisierten Arbeiterschaft stets um einen Schritt voraus bleibt. Und endlich wird man natürlich auch nicht übersehen dürfen, daß bisweilen bloß der  Anschein  einer Besserstellung der organisierten Arbeiterschaft vorliegt. Insofern nämlich die Zweige der geschulten und mehr oder weniger qualifizieren Arbeit sich viel häufiger und allgemeiner der Vorteile der Organisation erfreuen, als die gemeine und gemeinste Arbeit, fällt der Gegensatz zwischen organisierter und nicht organisierter Arbeit vielfach zugleich mit dem Gegensatz von qualifizierter oder mindestens geschulter und gemeiner Arbeit zusammen. Da aber die erstere schon nach allgemeinen Gesetzen die Anwartschaft auf einen höheren Lohnsatz hat als die letztere, so darf natürlich die zu beobachtende Überhöhung des Lohnsatzes der nicht organisierten gemeinen Arbeit durch jene der organisierten geschulten Arbeit auch nicht, oder mindestens nicht ohneweiteres und nicht völlig auf das Konto der Machtwirkungen der Organisation gebucht werden.

Ferner standen und stehen wir in einer Zeit, in welcher, von kleineren ephemeren [kurzfristigen - wp] Schwankungen abgesehen, der große Zug der Entwicklung dem spontanen Eintritt von Lohnsteigerungen fortdauernd und in hohem Grade günstig war. Infolge davon kam es gar nicht zur reinen Probe, ob die im einzelnen Fall durch Streikwirkung künstlich emporgetriebenen Lohnsätze etwa durch jene leise und langsam wirkenden Gegenkräft, auf deren "Minierarbeit" ich in meiner Untersuchung hinwies, bei sonst unveränderter Sachlage wieder abgetragen worden wären. Sondern die Sachlage war über und über erfüllt von durchkreuzenden und ändernden dritten Einflüssen, die  diesmal  sicherlich in ihrer Bilanz der Emporhebung der Produktivität der Arbeit und der Steigerung ihres für den Lohnsatz maßgebenden "Grenzproduktes" günstig waren. Und so unterliegt ein Großteil der starken und dauernden Lohnbewegungen der letzten Generationen ungezwungen der in meinem Schema vorausgesehenen gemischten Erklärung: sie setzten ein als Zwangswirkungen von Arbeiterkoalitionen und Streiks; und sie konnten sich, ohne rückläufig zu werden, erhalten, weil der gewaltige Strom der Zeit immer neue fruchtbare technische Erfindungen, immer verbesserte Gelegenheiten, die menschliche Arbeit nutzbar zu machen, und, bei einer gar nicht geringen Zunahme der Bevölkerung, ein noch weit stärkeres Wachstum des Kapitals brachte.

Wie es aber geworden wäre oder wie es werden würde, wenn die Streiksiege statt in eine Glanzzeit des stürmischsten Fortschritts - eines so stürmenden Fortschritts, daß viele durch ihn geblendete Enthusiasten allen Ernstes auch an den ehernen Grundlagen des MALTHUSschen Gesetzes zweifeln zu dürfen glauben! - in eine Periode des Stillstandes oder auch nur einer mäßigen, langsamen Vorwärtsbewegung gefallen wären, darüber haben wir keine Probe!

Und endlich gibt es auch hier einen Bezirk, in dem bloß ein  Anschein  von dauernd verbliebenen Lohnsteigerungen vorligt. So manche im Lauf der Jahre im Streik erkämpfte Lohnaufbesserung ist zwar niemals formell wieder rückgängig gemacht, wohl aber reell der Arbeiterschaft wieder entwunden worden durch die Teuerung ihrer Lebensbedürfnisse. In welchem Maß eine eingetretene reelle Teuerung gewisser wichtiger Lebensbedürfnisse in Verbindung mt einer durch Geldentwertung verursachten allgemeinen nominellen Teuerung die errungenen Lohnsteigerungen ihres reellen Charakters entkleidet und in belanglose bloß nominelle Lohnsteigerungen umgewandelt habe, ist bekanntlich sehr bestritten. Ich persönlich pflichte keineswegs der zumal von sozialistischer Seite oft vertretenen Meinung bei, daß die in den letzten Dezennien errungenen Lohnsteigerungen sich auf diesem Weg wieder völlig verflüchtigt hätten. Ich glaube vielmehr, daß ein erheblicher Teil derselben reell und dauernd verblieben ist; aber eben doch nur ein Teil - und hinsichtlich des anderen Teils hat sich materiell eben jener Abtrangunsprozeß durch still und geräuschlos wirkende Gegenkräfte vollzogen, auf den ich in meiner Untersuchung hinwies; es ist in anderer Form dieselbe Sache.

Mag übriges sein, daß meine Untersuchung, die ich selbst nicht im mindesten für erschöpfend halte, in gar manchem Punkt eine weitere Ergänzung, Vertiefung oder auch Berichtigung erfordert: das Wesentlich für mich ist, daß wir für die hier berührten Probleme heute jedenfalls eine neuerliche, von allen Vorurteilen einer vermeintlich bereits entschiedenen Sache befreite Untersuchung bedürfen. Der Prozeß zwischen natürlicher und sozialer Kategorie ist in unserer Wissenschaft bereits zweimal geführt und beide Male durch einen Fehlspruch entschieden worden. Das erste Mal in der klassischen Zeit einseitig zugunsten der Naturgesetze, das zweite Mal in den modernen "sozialen" Verteilungstheorien nicht minder einseitig zugunsten der sozialen Macht. Was not tut, ist, daß der alte Prozeß völlig von neuem wieder aufgenommen und unbefangen durchgeführt werde auf der Grundlage der ebenso trivialen als bisher ungenügend berücksichtigten Erkenntnis, daß die Einflüsse der sozialen Macht eben auch hindurchgehen und hindurchgehen müssen durch die Formeln und Gesetze der reinen ökonomischen Theorie.

Zur Vermeidung neuer Mißverständnisse endlich noch ein letztes Wort, das in diesem Zusammenhang nicht ungesagt bleiben darf. J. B. CLARK, dem ich schon oft und auch in wichtigen Fragen polemisch entgegentreten mußte, in dem ich aber auch als Gegner einen der gedankenreichsten und gedankentiefsten Forscher unserer Wissenschaft verehre, hat einmal eine außerordentlich wichtige und zutreffende Unterscheidung unter einem ebenso glücklich als bezeichnend gewählten Namen gezogen, als er die "funktionelle" von der "personellen Verteilung" schied. (236) Die funktionelle Verteilung entscheidet darüber, nach welchem Schlüssel die einzelnen an der Produktion beteiligten Faktoren für die von ihnen beigetragenen produktiven Funktionen entlohnt werden - ohne Rücksicht auf die Person, welche die Funktion geleistet hat, und auch ohne Rücksicht darauf, ob eine konkrete Person viel oder wenig an solchen Funktionen beigesteuert hat. Die funktionelle Verteilung zeigt uns so die Zerfällung des gesamten Nationproduktes in die großen Kategorien von Arbeitslohn, Grundrente, Kapitalrente und Unternehmergewinn. Die "personelle Verteilung" weist uns dagegen die Größe der Portionen auf, welche die einzelnen Personen vom gesamten Nationalprodukt für sich erlangen, ohne Rücksicht darauf, für welche Funktionen sie dieselben erlangen, und insbesondere auch ohne Rücksicht, ob sie ihre Portion nur für eine einzige oder für mehrere oder viele gleichzeitig beigesteuerte Funktionen erhalten. Die funktionelle Verteilung zeigt uns hohen oder niedrigen Arbeitslohn, hohen oder niedrigen Zinsfuß und dgl., die personelle Verteilung zeigt uns große und kleine Einkommen, wobei eine und dieselbe Einkommensgröße z. B. von 100 000 Kronen ebensogut aus "Arbeitslohn" eines hochbesoldeten Bankdirektors, oder aus Grundrente, oder aus hohen oder niedrigen Kapitalzinsen oder aus einem Gemisch aller funktionellen Einkommensarten zugleich entspringen, oder wobei ein dürftiges Einkommen von nur 1000 Kronen ebensogut das Einkommen eines besitzlosen Arbeiters als das eines kleinen Kapitalisten oder Grundeigentümers sein kann. Die funktionelle Verteilung zeigt uns verhältnismäßig wenige und einfache ordnende Linien genereller Art, die personelle Verteilung zeigt ein überaus buntes Mosaik, wie es sich bildet aus dem Auftreffen jener einfachen generellen Verteilungsregeln auf eine unübersehbare Mannigfaltigkeit von "Daten", welche aufweisen, welche Arbten von Funktionen, in welchen Mengen und in welchen Qualitäten sie von jeder einzelnen anteilsberechtigten Person beigesteuert werden.

Das primäre Objekt jeder wissenschaftlichen Verteilungstheorie und damit auch dasjenige Objekt, welchem die hier geschilderten alten Streitfragen galten, ist nun die funktionelle Verteilung (37); und demgemäß beziehen sich auch die Sätze, die ich oben über die Grenzen des Einflusses künstlicher Machtdiktate auf die Verteilung aufstellen zu dürfen glaubte, lediglich auf die  funktionelle  Verteilung. Für den Einfluß der Macht auf die  personelle  Verteilung sind die Grenzen ungleich weiter gesteckt - nach Intensität sowohl wie nach Dauer des Einflusses. Indem durch Macht auch die "Daten" bleibend verschoben werden können, in die die funktionellen Verteilungsregeln einspielen, sind auf dem Feld der personellen Verteilung Eingriffe möglich, deren Wirkung keinerlei zeitliche Grenzen gesteckt sind. Wenn die Regierung eines Landes durch Landzuweisungen aus Proletariern Grundeigentümer macht, mögen sie und ihre Nachkommen ohne jedes absehbare Ende ihr persönliches Einkommen durch Grundrente erhöht finden - ganz einerlei, wie in der funktionellen Verteilung die Scheidelinie zwischen Grundrente und Arbeitslohn gezogen sein mag; und wenn ein Sozialstaat Gemeineigentum an allen Produktionsinstrumenten einführt, das ist alles Kapital und allen Boden in Gesellschaftseigenum umwandelt, an dessen Ertrag in irgendeiner Form jedes Gesellschaftsmitglied seinen Anteil erhält, dann werden oder würden in alle Zukunft hinein, solange sich eben eine solche sozialistische Verfassung erhielte, alle personellen Quoten sich gleich oder ähnlich zusammensetzen aus dem Ertrag der eigenen Arbeit und einer gleichmäßigen Zubuße aus dem Ertrag des gesellschaftlichen Vermögensbesitzes - weit und dauernd verschieden von den heutigen Verhältnissen der "personellen Verteilung".
LITERATUR - Eugen Böhm-Bawerk, Macht oder ökonomisches Gesetz?, Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung, Bd. 23, Wien 1914
    Anmerkungen
    27) Daß und wie niedriger Zins und hoher Lohn zu einer Verlängerung, hoher Zins und niedriger Lohn zu einer Verkürzung der durschnittlichen Produktionsperiode drängt und anreizt, habe ich in meiner Positiven Theorie des Kapitals, 3. Auflage, Seite 599f dargestellt. Vgl. auch meinen Exkurs I, Seite 47f.
    28) Vgl. hierüber mein Vorwort zur 3. Auflage der Positiven Theorie, Seite XIf.
    29) Ich sehe davon ab, daß ja durch die supponierte Erhöhung des Lohnes auch der Lebensfuß, auf dem die Arbeiter zu erhalten sind, sich erhöht: aber das mag sich mit dem niedrigeren Lebensfuß kompensieren, auf dem die "besitzenden Klassen" sich nach Wegfall des Kapitalzinses einrichten müßten.
    30) BÖHM-BAWERK, Positive Theorie des Kapitals, insbesondere Seite 540f (der 3. Auflage)
    31) Vgl. auch hierüber meine genauere Auseinandersetzung in der Positiven Theorie, besonders die tabellarischen Vergleich auf Seite 604f; wozu nur zu bemerken ist, daß die dort vorausgesetzte völlig freie beiderseitige Konkurrenz durch unsere jetzigen Voraussetzungen mindesten auf der Arbeiterseite, die durch strammes Zusammenhalten Unterbietungen verhindert, ausgeschlossen ist.
    32) Ich weiß ganz gut, daß Verlängerungen und Wiederverkürzungen der Produktionsperiode, da sie ja die ganze Struktur zumal auch des stehenden Kapitals ändern, sich nicht reibungslos im Handumdrehen durchführen lassen. Natürlich ist es aber auch sehr wenig wahrscheinlich, daß in der Wirklichkeit sich jemals die ganze Pendelschwingung bis zum Extrem des gänzlichen Verschwindens des Zinses und wieder zurück in die Nähe des ursprünglichen Ausgangspunktes im vollen Ausmaß vollziehen könnte. Viel wahrscheinlicher ist es vielmehr, daß diejenigen ökonomischen Kräfte, die nach Erreichung des Extrems das Wiederverlassen desselben und die Rückkehr gegen den Ausgangspunkt erzwingen würden, sich schon vorher der Erreichung des Extrems hemmend und hindernd in den Weg stellen und die ganze Hin- und Herbewegung in viel engeren Schranken zurückhalten würden, womit natürlich auch die der jedesmaligen Preislage der Produktionsfaktoren anzupassenden Verschiebungen in der Technik des Produktionsprozesse viel weniger weit ausgreifend würden. Da ich aber, um keine methodische Lücke zu lassen, auch den extremen Fall untersuchen und zu diesem Ende als eingetreten voraussetzen mußte, mußte ich natürlich auch die daraus entspringenden Gegenbewegungen in voller drastischer Stärke vor Augen führen.
    33) Siehe hierüber die sehr interessanten Ausführungen in CASSELs "Nature and necessity of interest", Seite 144f
    34) Nach einer - allerdings nicht unbestrittenen - Variante des Gesetzes vom "abnehmendem Ertrag".
    35) Ich bemerke, daß in diesem Gedankengang geflissentlich von denjenigen Ausfällen abstrahiert wird, die der Entfall eines Teils oder aller Arbeiter durch die Störung der schon festgelegten Organisation bewirken würde. Ich setze gewissermaßen eine reibungslos umbildbare Organisation voraus, was ich oben mit den Worten andeutete, daß das mitwirkende Kapital zwar in seiner Größe, aber nicht in seiner technischen Zusammensetzung gegeben sei.
    36) JOHN BATES CLARK, Distribution of wealth, Seite 5f
    37) "... The science of distribution does not directly determine what each person shall get. Personal sharing results from another kind of sharing: only resolving of the total income of society into wages, interest and profits, as distinct kinds of income, falls directly and entirely within the field of economics." - J. B. CLARK, Distribution of wealth, Seite 5