ra-2Schubert-SoldernI. RubinN. BucharinK. Marx    
 
TATIANA GRIGOROVICI
Die Wertlehre
bei Marx und Lassalle

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"Mit der Anerkennung der Zweckmäßigkeit als notwendiger Bedingung jeder wertbildenden Arbeit führte Lassalle ein völlig neues Element in die Werttheorie Marx' ein und zwar das des gesellschaftlich wechselnden Bedarfs. Durch die Einführung dieses Elements in die Marxsche Wertlehre wird aber alles Bezeichnende und Entscheidende, alles Sozialistische in der Lehre von Marx ausgelöscht, denn damit sind die Unternehmer, welche die Arbeit der wechselnden Bedürfnissen der Gesellschaft gemäß leiten, nichts mehr die unnützen Drohnen im Bienenkorb, sondern sie haben einen ebenso großen Anteil an der Schaffung der Werte wie die Arbeiter, welche die Arbeit leisten. Denn ist es richtig, daß es einzig und allein der Zweck ist, der die an sich tote Arbeitskraft erst wertbildend macht, dann ist der Eck- und Grundstein von Marx umgewälzt und das Gebäude, das er mit größtem Aufwand von Gelehrsamkeit auf ihn gerichtet hat, kracht in allen Fugen. Denn dann ergibt sich mit notwendiger Konsequenz, daß die menschliche Arbeit allein zwar Werte schaffen kann, also einen unentbehrlichen Faktor des Wertes darstellt ..., daß sie aber nicht ohne weiteres Werte schafft, sondern nur insoweit, als sie dem ewig wechselnden realen Bedürfnis der Individuen entgegenzukommen versteht."

E i n l e i t u n g

Im Vorwort zur ersten Auflage des "Kapital" entschuldigte MARX, wie bekannt, seine Absicht, die schon in "Zur Kritik der politischen Ökonomie" enthaltene Analyse der Wertsubstanz und der Wertgröße im "Kapital" zu popularisieren, hauptsächlich damit, daß nicht einmal LASSALLE seine Ausführungen über jene Themata verstanden habe. Die Popularisierung, heißt es wörtlich in diesem Vorwort, schien umso nötiger zu sein, "als selbst der Abschnitt von FERDINAND LASALLEs Schrift gegen SCHULZE-DELITZSCH, worin er die "geistige Quintessenz" meiner (MARX') Entwicklung über jene Themat zu geben erklärt, bedeutende Mißverständnisse enthält".

Diese Bemerkung MARX' ließ keinen Zweifel darüber zu, daß LASSALLE die MARXsche Werttheorie mißverstanden hat. Aber worin eigentlich dieses Mißverständnis bestand, darüber hat sich MARX selbst nicht geäußert, so daß er seinen Interpreten wie denen LASSALLEs bei Aufsuchung des von MARX nun konstatierten, aber nicht näher bezeichneten Unterschieds zwischen seiner und der LASSALLEschen Werttheorie einen weiten Spielraum ließ.

Anfangs glaubte man zwar noch, die oben erwähnte Bemerkung MARX', LASALLE habe seine Werttheorie mißverstanden, ignorieren und auch  nach  dem Erscheinen des I. Bandes des "Kapital" an der vollkommenen Übereinstimmung der LASSALLEschen Werttheorie mit der von MARX festhalten zu können, (1) aber allmählich trat eine Reaktion ein und die Ansicht gewann die Oberhand, daß LASSALLE die Werttheorie MARX' nicht bloß "mißverstanden", sondern ihr auch eine solche Fassung gegeben habe, die sie in ihr gerades Gegenteil umwandelte. Die Werttheorie, wie sie LASSALLE in seiner Schrift "Schultze-Delitzsch" dargelegt hat, hieß es nunmehr, ist nicht nur nicht identisch mit der von MARX, sondern umgekehrt: sie ist geeignet, die MARXsche Wertlehre samt den Schlüssen, die MARX aus ihr gezogen hat, umzustürzen.

Diese Auffassung fand dann die weiteste Verbreitung und nicht selten konnte man beobachten, wie Gegner des MARXschen ökonomischen Systems gegen dieses mit Argumenten kämpften, die sie der Werttheorie LASSALLEs entnahmen, derselben Werttheorie, die, sofern sie eine Weiterbildung der RICARDOschen Werttheorie darstellte, nach LASSALLE selbst nichts anderes sein wollte, als "der gedrängte Gedankenextrakt" aus der Schrift von KARL MARX "Zur Kritik der politischen Ökonomie."

Die Ursache des Mißverständnisse, dem LASSALLE unterlegen sein sollte, sah man darin, daß LASSALLE eine von MARX verschiedene Auffassung des Begriffs der "gesellschaftlich notwendigen Arbeit" als einziger Quelle allen Werts hatte. Darin stimmten Gegner wie Anhänger der MARXschen Werttheorie überein, wenn auch die letzteren sich wohl hüteten, daraus dieselben Schlüsse zu ziehen wie die ersteren.

Diese Übereinstimmung der Gegner wie Anhänger MARX' hinsichtlich der Unterschiede zwischen der MARXschen und LASSALLEschen Werttheorie konnte jedoch nur Hand in Hand gehen mit der Übereinstimmung in Bezug darauf, was MARX selbst unter dem Begriff der "gesellschaftlich notwendigen Arbeit" verstand. Wurde aber der Sinn dieses MARXschen Begriffes selbst einem Zweifel unterworfen - und strittig ist ja diese Frage noch bis auf den heutigen Tag geblieben - dann mußte auch der Streit über die erste Frage von selbst neu entbrennen. Und in der Tat finden wir jetzt, was diese Frage anbelangt, die denkbar verschiedensten Meinungen in der Literatur vertreten. Die einen sehen auch jetzt die Unterschiede zwischen den zwei Werttheorien in der verschiedenen Auffassung des Begriffes der "gesellschaftlich notwendigen Arbeit"; die anderen kehrten zur alten Auffassung zurück, wonach LASSALLE die MARXsche Werttheorie vollkommen richtig erfaßt hat, und wagt man es auch nicht mehr, die MARXsche Bemerkung im Vorwort zum "Kapital" ganz zu ignorieren, so wird jedenfalls darauf hingewiesen, daß die "Mißverständnisse", von denen MARX gesprochen hat, nur ganz nebensächlicher Natur seien; am vorsichtigsten handeln diejenigen, die sich darauf beschränken, zu konstatieren, daß die Wertlehre LASSALLEs von der MARX' abweiche, die Richtigkeit dieser Konstatierung durch den Hinweis auf die oben erwähnte Bemerkung MARX' bekräftigen, auf das Wesen dieses Unterschieds aber nicht weiter eingehen; aber auch an einem positiven Versuch, der Sache eine neue Fassung zu geben, fehlt es nicht, einem Versuch, der von FRANZ MEHRING unternommen, aber leider von ihm nicht näher ausgeführt wurde und daher bis jetzt auch nicht die genügende Beachtung gefunden hat.

Aber trotzdem die Ansichten darüber, worin eigentlich LASSALLE die MARXsche Werttheorie mißverstanden haben mag, dermaßen voneinander abweichen, finden wir keine einzige dieser Ansichten eingehend genug begründet. Es sind meist leicht hingeworfene Bemerkungen, wie man sie gewöhnlich in Bezug auf längst feststehende Tatsachen zu gebrauchen pflegt, Tatsachen, die keiner näheren Begründung bedürfen, weil sie von niemandem mehr bezweifelt werden können. In Wirklichkeit aber ist gerade dieses von uns aufgeworfene Problem eines der am wenigsten geklärten und wir halten es daher nicht für unnütz, diese Frage einmal gründlicher zu untersuchen und ihr etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als das bisher geschehen ist.

Im vorliegenden wollen wir uns nun mit der Lösung dieser Frage beschäftigen, wobei uns folgender Ausführungsplan leiten soll. Vor allem sollen die Ausführungen einiger kritischer Autoren, die sich auf diese Frage beziehen, vorgeführt werden. Dann soll dort, wo die Abweichungen der LASSALLEschen Auffassung von der MARXens behandelt werden, die Stichhaltigkeit dieser Ansichten geprüft und schließlich diejenigen Unterschiede in der Wertauffassung von MARX und LASSALLE dargelegt werden, die nach unserem Dafürhalten tatsächlich bestehen.




I. Kapitel
Die Unterschiede der Marxschen und der Lassalleschen
Werttheorie im Rahmen der bisherigen Kritik

Wie wir in der Einleitung bereits bemerkt haben, geht die am meisten verbreitete Ansicht über die Unterschiede zwischen der MARXschen und der LASSALLEschen Werttheorie dahin, daß diese Unterschiede einzig und allein in der Verschiedenheit der Auffassung des Begriffes der "gesellschaftlich notwendigen Arbeit" zu suchen seien. Diese Ansicht wurde, soviel wir übersehen können, zuerst von HEINRICH von SYBEL in seinem Werk "Die Lehren des heutigen Sozialismus und Kommunismus" (1872) geäußert; dieselbe Ansicht wurde dann auch von FRANZ MEHRING in seiner Schrift "Die deutsche Sozialdemokratie, ihre Geschichte und ihre Lehren" (1877) sowie von der Redaktion der sozialistischen Zeitschrift "Die Zukunft" vertreten; schließlich fand sie ihre Anhänger und Verteidiger auch Mitte der Neunzigerjahre in der Person von GUSTAV MAYER und LAMPERT OTTO BRANDT.

Faßt man diese in Bezug auf den Unterschied zwischen der MARXschen und der LASSALLEschen Wertlehre vorherrschende Ansicht, die, Anfang der Siebzigerjahre zuerst geäußert, noch bis auf den heutigen Tag unter Autoren verschiedenster Richtung Anhänger findet, in einigen Worten zusammen, so läßt sie sich folgendermaßen ausdrücken: Der Unterschied besteht darin, daß die von MARX und LASSALLE als die einzige Quelle allen Wertes bezeichnete "gesellschaftlich notwendige Arbeit" beim einen einen anderen Begriff deckt, als beim anderen. Während MARX unter "gesellschaftlich notwendiger Arbeit" die Arbeit ansich versteht, insofern sie unter normalen Produktionsbedingungen und mit dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Intensität geleistet wird, führt LASSALLE in diese Definition der "gesellschaftlich notwendigen Arbeit" noch ein neues Element ein, das der  Zweckmäßigkeit,  der Anpassung an das reale quantitative Bedürfnis der Gesellschaft.' Damit also die Arbeit nach LASSALLE "gesellschaftlich notwendig" und folglich wertbildend sei, muß sie nicht bloß unter normalen Produktionsverhältnissen und mit durchschnittlicher Intensität und Geschicklichkeit wie nach MARX, sondern auch dem gebenen  Quantum  des gesellschaftlichen Bedürfnisses entsprechend und in diesem Sinne zweckmäßig geleistet worden sein. Die Definition der "gesellschaftlich notwendigen Arbeit", wie sie MARX gegeben hat, ist somit enger, einseitiger und bildet nur einen Teil der LASSALLEschen Definition.

Diese verschiedene Definition der "gesellschaftlich notwendigen Arbeit", als der Quelle des Wertes, müßte nun konsequenterweise MARX und LASSALLE zu verschiedenen Resultaten führen, auch in Bezug auf die weitere Konstruktion ihres ökonomischen Gebäudes. War das nicht der Fall, so ist es einzig und allein auf die Inkonsequenz LASSALLEs zurückzuführen.

Dies in kurzen Worten der Inhalt der herrschenden Meinung über den Unterschied zwischen der MARXschen und der LASSALLEschen Werttheorie. Doch lassen wir die Anhänger dieser Auffassungen selbst sprechen und sehen wir uns ihre Argumentationen näher an!

MARX sagt ganz richtig - lesen wir bei HEINRICH von SYBEL in seinem Werk "Die Lehren des heutigen Sozialismus und Kommunismus" - daß die Arbeit nur insofern Wert erzeuge, als sie "gesellschaftlich notwendige" Arbeit sei. Wenn die Dampfspinnerei dreißigmal mehr Garn in derselben Zeit liefert, als der Handspinner, so mag sich der Handspinner einen Monat lang mit saurem Fleiß plagen, sein Garn stellt immer nur den Wert eines Arbeitstages dar. Ebenso richtig aber sagt LASSALLE: Wenn die menschliche Gesellschaft heute zum Beispiel einer Million Ellen Seide bedarf und die Unternehmener produzieren deren fünf, so muß der Wert der Elle Seidenzeug mindestens auf ein Fünftel sinken, da das reale Bedürfnis aller Individuen nach Arbeit in Seide nicht gewachsen, vier Fünftel der gelieferten Arbeit also keine "gesellschaftlich notwendige" gewesen ist. Man sieht - setzt SYBEL fort - auf den ersten Blick, daß in beiden Fällen das Wort "gesellschaftlich notwendige Arbeit" in ganz verschiedenem Sinn gebraucht wird. Im ersten Fall bezeichnet es das Minimum der Arbeit, welche zur Erzeugung einer bestimmten Warenmenge erforderlich ist, im zweiten das Maximum der Arbeit, welche den Gesamtbedarf des Marktes befriedigt. Im ersten Fall ändert sich der Warenwert durch Änderungen der erzeugenden Arbeitskraft, im zweiten bei gleichbleibender Arbeitskraft durch die Änderung ihres Verhältnisses zum Bedürfnis. (2)

Der Unterschied zwischen der Werttheorie MARX' und LASSALLEs ist also klar. Beide, sowohl MARX als auch LASALLE, bezeichnen die "gesellschaftlich notwendige Arbeit" als einzige Quelle allen Wertes, aber während MARX unter "gesellschaftlich notwendiger Arbeit" die menschliche Areit für sich allein, insofern sie zur Erzeugung eines bestimmten Gegenstandes notwendig ist, versteht, versteht LASSALLE darunter nicht bloß die Zeitdauer, sondern auch die Zweckmäßigkeit der Arbeit im Sinne ihrer Anpassung an das quantitative gesellschaftliche Bedürnis.

Dieser Unterschied in der Definition der "gesellschaftlich notwendigen Arbeit" als Quelle allen Wertes ist nach SYBEL von größter Wichtigkeit. Denn gibt man zu, daß die Arbeit ansich, ohne Rücksicht auf ihre Zweckmäßigkeit, die Quelle allen Wertes sei, so muß man auch konsequenterweise mit MARX übereinstimmen, daß die Arbeiter allein es sind, die Werte schaffen und daß folglich der Gewinn der Unternehmer ausschließlich auf die Ausbeutung der Arbeiter, auf die unberechtigte Aneignung des Überschusses des Arbeitsertrages über den Arbeitslohn zurückzuführen sei. Zu anderen Resultaten kommt man aber, wenn man die  Zweckmäßigkeit  der Arbeit als Quelle und Maß des Wertes bezeichnet; denn daraus ergibt sich in unwiderleglicher Weise, "daß nur  der  Mensch der Arbeit in Wahrheit ihren Wert verleiht, der ihr den Charakter der Zweckmäßigkeit aufdrückt, der ihr die nützlichen Zwecke setzt und für die Verwirklichung derselben die angemessenen Mittel entdeckt und wirken läßt", (3) oder - dieses Ergebnis auf den Arbeitsprozeß einer großen Manufaktur oder Fabrik angewendet - daß nicht der Arbeiter, sondern der Unternehmer es ist, der als Schöpfer des Zwecks, als diejenige Person, die "den behandelten Stoffen die Eigenschaft von Werten" verleiht, anzusehen ist. "Er prüft die Konjunktur, er bestimmt danach Art und Umfang der Produktion, er schafft die Maschinen und deren Verbesserung, die Handarbeiter und deren Auswahl", (4) mit einem Wort, er macht erst die ansich tote Arbeit zu zweckmäßiger, zu werthervorbringender Arbeit. Die Lohnarbeiter aber sind bloß Werkzeuge in der Hand des Unternehmers, "beseelte menschliche Werkzeuge, darum aber für den Arbeitsprozeß der Fabrik nichts anderes, als eine besondere Art von Arbeitsgerät neben den Maschinen." (5) Sie sind daher auch in keinem anderen Sinn wertbildend "als die Maschine, mit der sie zusammenwirken". (6) Freilich geht der Arbeitslohn mit ein in den Wert der Ware, aber nur so "wie ein Teil der Kosten von Nadel und Schere in den Rock, den der Schneider verfertigt." Niemand wird aber daraus den Schluß ziehen, "daß Nadel und Schere den Rock und seinen Wert geschaffen haben und so ist bei der großen Fabrikation nicht die Arbeit des Handarbeiters, der die Maschine bedient, sondern die Kopfarbeit des Fabrikherrn, der sie beherrscht, die Schöpferin des Wertes und des Mehrwertes." (7)

Zu diesem Schluß muß man nach SYBEL konsequenterweise gelangen, wenn man mit LASSALLE nicht die Arbeit ansich, sondern die  zweckmäßige  Arbeit als Quelle allen Wertes bezeichnet; aus diesem Schluß aber, der die Werttheorie, Mehrwerttheorie, wie überhaupt das ganze ökonomische System von MARX umstößt, ist wieder zu ersehen, welch großer prinzipieller Unterschied zwischen der Werttheorie MARX' und der LASSALLEs besteht. War LASSALLE selbst nicht einsichtig genug, diesen Unterschied zu bemerken, der scharfe Kopf MARX' brachte diesen Unterschied sofort heraus. Daher seine Polemik gegen LASSALLE.

Dieselbe Ansicht über den Unterschied zwischen der MARXschen und der LASSALLEschen Werttheorie wie SYBEL vertrat auch FRANZ MEHRING in seinem Werk "Die deutsche Sozialdemokrati, ihre Geschichte und ihre Lehre" (8) Auch er führte diesen Unterschied auf die verschiedene Auffassungen des Begriffes der "gesellschaftlich notwendigen Arbeit" bei MARX und LASSALLE zurück. Die Richtigkeit dieser Auffassung bewies MEHRING, indem er zwei Beispiele, die MARX und LASSALLE zur Jllustration ihrer Werttheorie gebraucht haben, zitierte und miteinander verglich.

Im I. Band des "Kapital" gibt nämlich MARX der gesellschaftlich notwendigen Arbeit, die sich im Wert der Ware verkörpert, folgende Definition: Gesellschaftlich notwendige Arbeit oder gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist: "Arbeitszeit erheischt, um irgendeinen Gebrauchswert mit den vorhandenen gesellschaftlich normalen Produktionsbedingungen und dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Intensität der Arbeit darzustellen". (9) Und um diese Definition den Lesern klarzumachen, gebrauchte MARX folgendes Beispiel: "Nach der Einführung des Dampfwebstuhls in England zum Beispiel genügte vielleicht halb so viel Zeit als vorher, um ein gegebenes Quantum Garn in Gewebe zu verwandeln. Der englische Handweber brauchte zu dieser Verwandlung in der Tat nach wie vor dieselbe Arbeitszeit, aber das Produkt seiner individuellen Arbeitsstunde stellte jetzt nur noch eine halbe gesellschaftliche Arbeitsstunde dar und fiel daher auf die Hälfte seines früheren Wertes. Es ist also - so schließt MARX weiter - nur das Quantum gesellschaftlich notwendiger Arbeit oder die zur Herstellung eines Gebrauchswertes gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, welche seine Wertgröße bestimmt." (10)

Dieser Stelle nun stellte MEHRING das schon oben erwähnte Beispiel LASSALLEs von den fünf Millionen Ellen Seide gegenüber und erklärte, der Vergleich dieser zwei Stellen lassen keinen Zweifel darüber zu, daß der Begriff der gesellschaftlich notwendigen Arbeit bei MARX ein anderer ist als bei LASSALLE. "MARX meint die Arbeit ansich, insoweit sie nur nicht durch individuelle Faulheit, Ungeschicklichkeit, Unzulänglichkeit der Werkzeuge etc. vergeudet wird. LASSALLE aber findet nach seinem Beispiel diese Voraussetzung noch nicht im entferntesten genügen, da er offenbar annimmt, daß seine fünf Millionen Ellen Seide ansich durchaus zweckmäßig produziert sind; er erkennt die Arbeit erst als wertbildend an, insoweit sie sich "dem realen Bedürfnis der Individuen", das heißt den Zwecken der Gesellschaft anpaßt, insoweit sie zweckmäßig geleitete Arbeit ist ..." "Nach LASSALLE ist es somit" - meint MEHRING - "einzig und allein ihr Zweck, welcher der ansich toten Arbeitskraft die gesellschaftliche Wertseele einhaucht, sie überhaupt erst wertbildend macht." (11)

Mit der Anerkennung der Zweckmäßigkeit als notwendiger Bedingung jeder wertbildenden Arbeit führte LASSALLE jedoch nach den Meinung MEHRINGs ein völlig neues Element in die Werttheorie MARX' ein und zwar das des gesellschaftlich wechselnden Bedarfs. Durch die Einführung dieses Elements in die MARXsche Wertlehre wird aber "alles Bezeichnende und Entscheidende, alles Sozialistische in der Lehre von MARX ausgelöscht, denn damit sind die Unternehmer, welche die Arbeit der wechselnden Bedürfnissen der Gesellschaft gemäß leiten, nichts mehr die unnützen Drohnen im Bienenkorb, sondern sie haben einen ebenso großen Anteil an der Schaffung der Werte wie die Arbeiter, welche die Arbeit leisten." (12) MARX wirft daher, meint MEHRING, seinem früheren Freund und Jünger LASSALLE mit Recht vor, er habe seine Anschauung bedeutend mißverstanden. Denn ist es richtig, daß es einzig und allein der Zweck ist, der die an sich tote Arbeitskraft erst wertbildend macht, dann "ist der Eck- und Grundstein von MARX umgewälzt und das Gebäude, das er mit größtem Aufwand von Gelehrsamkeit auf ihn gerichtet hat, kracht in allen Fugen." (13) Denn dann ergibt sich mit notwendiger Konsequenz, daß die menschliche Arbeit allein zwar Werte schaffen  kann,  also einen unentbehrlichen Faktor des Wertes darstellt ..., daß sie aber nicht ohne weiteres Werte  schafft,  sondern nur insoweit, als sie dem ewig wechselnden "realen Bedürfnis der Individuen" entgegenzukommen versteht. (14) Da nun die Arbeit zu leisten, Sache des Arbeiters, sie den Zwecken der Gesellschaft anzupassen, Sache des Unternehmers ist, so muß man anerkennen, daß sowohl Arbeiter wie auch Unternehmer zwei "gleichberechtigte, auf die Dauer gleich starke Faktoren" (15) der Wertbildung sind.

Sowohl die Werttheorie wie die Mehrwerttheorie von MARX erscheinen damit widerlegt. Die Arbeit ansich, insofern man von ihrer Zweckmäßigkeit absieht, schafft keine Werte, die Arbeit des Unternehmners, die in der Zweckbestimmung der Produktion besteht, bildet einen unentbehrlichen Faktor der Wertbildung, der Unternehmergewinn beruth daher keineswegs auf der Ausbeutung der Arbeiter; er ist vielmehr ein vom Unternehmer durch seine wertbildende Arbeit wohlverdienter Anteil am Produkt des Arbeitsprozesses.

Im Jahre 1894 erschien eine Dissertationsarbeit von GUSTAV MAYER, betitelt: "Lassalle als Sozialökonom" und auch in dieser Arbeit begegnen wir derselben Ansicht. MARX, meint auch MAYER, hat "vollkommen recht, wenn er behauptet, daß LASSALLE seine  Wertlehre unrichtig  aufgefaßt habe", denn "sie nimmt in der Tat bei LASSALLE einer vollkommen anderes Aussehen an", (16) Und fragen wir, worin dieses "vollkommen andere Aussehen" besteht, so erhalten wir dieselbe Antwort wie von SYBEL und MEHRING und zwar daß die "gesellschaft notwendige Arbeit", die sowohl MARX wie LASSALLE als die einzige Quelle allen Wertes bezeichnen, bei beiden einen verschiedenen Sinn habe. "Nach MARX ist  die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit die Arbeitszeit, die notwendig ist, um irgendeinen Gebrauchswert mit den vorhandenen gesellschaftlich normalen Produktionsbedingungen und dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Intensität der Arbeit darzustellen.  LASSALLE dagegen definiert die "gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit" folgendermaßen: Unter der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit  ist diejenige Zeit zu verstehen, welche erforderlich ist, um so viel von einem Gegenstand herzustellen, wie zur Deckung des vorhandenen Bedarfs notwendig ist."  (17)

"Der tiefgreifende Unterschied dieser beiden Auffassungen" - setzt MAYER unmittelbar fort - "ist leicht erkennbar. Während MARX bei seiner Definition der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit, wie überhaupt in seiner ganzen Wertlehre, durchweg das Moment des  Bedarfes unberücksichtigt  läßt, beruth LASSALLEs Definition völlig auf demselben. Während MARX das Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot absichtlich völlig eliminiert, führt LASSALLE mit seiner Definition dieses Spezifikum der individualistischen Volkswirtschaft wieder ein." (18) Und ebenso wie SYBEL und MEHRING beweist auch MAYER dies am bekannten Beispiel LASSALLEs von den 5 Millionen Ellen Seide und ebenso wie sie zieht er dieselben Schlüsse daraus. "Gerade die  Abstraktion vom Bedürnis  nach den betreffenden Waren war es, welche der MARXschen  Wertlehre  ihren  sozialistischen  Charakter gab. Indem LASALLE aber gerade vom  Schwanken  der  Nachfrage  den  Wert der Waren abhängig  machte, stellte er sich, ohne es zu merken, wieder völlig auf den Boden der  kapitalistischen  Wirtschaftsordnung und an die Seite der liberalen Ökonomenen." (19)

Die Folge davon ist, daß die sozialistischen Folgerungen bei LASSALLE, insofern sie aus seiner Werttheorie abgeleitet sind, im krassen Widerspruch zu dieser Wertlehre selbst stehen. So ist zum Beispiel nicht einzusehen, wie LASSALLE das Recht des Arbeiters auf den vollen Arbeitsertrag und die Unrechtmäßigkeit des Unternehmergewinns aus seiner Werttheorie hat ableiten können. "Denn gerade aus  seiner  Wertlehre würde folgen, daß innerhalb einer verkehrswirtschaftlich organisierten Volkswirtschaft der Stand des Unternehmers nicht nur nicht unentbehrlich ist, sondern sogar direkt erst Werte schafft. Der  Unternehmer  ist heute dasjenige Element, welches in das ungeregelte Chaos von Konsumtion und Produktion Ordnung zu bringen sucht, welches den  vorhandenen  Gütervorrat mit dem  zur Deckung des Bedarfes notwendigen  vergleicht und danach die Richtung der Produktion quantitativ und qualitativ bemißt. Der Unternehmer studiert die Konkunkturen und macht seine produktive Tätigkeit von den Bedürfnissen der Gesamtheit abhängig. Natürlich kann er das nicht unentgeltlich tun und das Plus der Produktionskosten, welches ihm beim Verkauf der Güter zufällt, der  Unternehmergewinn  als, ist darum  unter unseren heutigen Verhältnissen völlig berechtigt.  Wenn die Arbeiter ohne Leitung, unbekannt mit den Gesetzen des Weltmarktes, darauf los produzieren würden, so würde ihre Tätigkeit fast niemals eine Werte schaffende sein" ... (20)

Die Darstellung MAYERs beruth übrigens vollständig auf den Ausführungen MEHRINGs, dessen Werk: "Die deutsche Sozialdemokratie. Ihre Geschichte und ihre Lehre" er oft zitiert.

Derselben Anschauung begegnen wir endlich auch bei LAMPERT OTTO BRANDT, in seiner Dissertation: "Ferdinand Lassalles sozialökonomische Anschauungen und praktische Vorschläge." (21)

Und glaubten noch die von uns zuerst zitierten Autoren, die von ihnen vertretene Ansicht durch irgendwelche Belege bekräftigen zu müssen, L. O. BRANDT fand dies schon für vollkommen überflüssig. Er brauchte eine schon längst feststehende Tatsache bloß zu konstatieren.

Und in der Tat war die Ansicht, die den Unterschied zwischen der MARXschen und LASSALLEschen Werttheorie auf die verschiedene Auffassung des Begriffs der gesellschaftlich notwendigen Arbeit zurückführte, dermaßen verbreitet, daß sie von Freund und Feind, von Anhängern und Gegnern der MARXschen Wertlehre gleich geteilt wurde.

So ist zum Beispiel auch in der sozialistischen Zeitschrift "Die Zukunft" gelegentlich der Rezension des Buches von FRANZ MEHRING "Die deutsche Sozialdemokratie usw." folgende Bemerkung des Rezensenten, eines Anhängers der MARXschen Wertlehre, zu lesen: "LASSALLE und andere Schüler von MARX haben dem Begriff  gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit,  unter welchem MARX versteht ... (folgt die MARXsche Definition der gesellschaftlich notwendigen Arbeit) noch den Sinn beigelegt:  Arbeitszeit,  erforderlich, um das für die realen Bedürfnisse der Gesellschaft nötige Quantum Produkte zu liefern.' Der Unterschied ist in die Augen springend; doch ist diese Auslegung ... eine der marxistischen Theorie, wenigstens soweit diese im "Kapital" entwickelt ist,  fremde."  (22)

Mit dieser Bemerkung des Rezensenten erklärte sich dann gelegentlich auch die Redaktion der "Zukunft" einverstanden. (23)

So teilten die meisten Anhänger der MARXschen Wertlehre mit ihren Gegner die Ansicht, LASSALLE habe dem Begriff der gesellschaftlich notwendigen Arbeit, den er MARX entnommen hat, eine falsche Fassung gegeben. Sie fühlten sich jedoch dadurch nicht im geringsten veranlaßt, auch die Konsequenzen, die die Gegner MARX' daraus gezogen haben, zu teilen. Und mit Recht. Die Tatsache als solche, die Abweichung der LASSALLEschen Definition des Begriffs der gesellschaftlich notwendigen Arbeit von der MARX' und zwar im oben dargelegten Sinne, hat nämlich mit den Schlüssen, die die Gegner MARX' aus ihr gezogen, nichts zu tun. Denn insofern diese aufgrund der Definition der wertbildenden Arbeit als zweckmäßig geleisteter Arbeit, im Sinne ihrer Anpassung an das qualitative und quantitative Bedürfnis der menschlichen Gesellschaft den Beweise führen wollten, daß nicht nur die Hand-, sondern auch die Kopfarbeit, nicht nur die physische, sondern auch die geistige Arbeit produktiv sei - insofern sie  dies  beweisen wollten, war ihre Mühe ganz überflüssig. Denn weder MARX noch LASSALLE haben die geistige Arbeit der Leitung der Unternehmung unterschätzt und keinem von ihnen fiel es ein, den Anspruch auf Vergütung dieser Arbeit irgendwie streitig zu machen. Im Gegenteil, beide, sowohl MARX wie auch LASSALLE, bezeichneten diese Arbeit, insofern sie nicht auf dem Gegensatz zwischen dem Arbeiter und dem Eigentümer der Produktionsmittel beruth, sondern aus der Natur des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses selbst entspringt, als wertbildende Arbeit; aber eben deshalb rechneten sie auch die Entlohnung des Unternehmers für die von ihm als Leiter der Produktion etwa geleistete geistige Arbeit, ebenso wie die Entlohnung der Arbeiter für ihre physische Arbeit, zu den  Arbeitslöhnen  und nicht zum Unternehmergewinn. MARX weist ausdrücklich darauf hin, daß die Darstellung des Unternehmergewinns als Aufsichtslohn zum Teil darauf beruth, "daß in der Tat ein Teil des Profits als Arbeitslohn abgesondert werden kann und sich wirklich absondert oder vielmerh umgekehrt, daß ein Teil des Arbeitslohns, auf der Basis einer kapitalistischen Produktionsweise, als ein integrierender Bestandteil des Profits erscheint." (24) Dieser Teil des Kapitaleinkommens hat aber mit dem Unternehmergewinn als solchem nichts zu tun und kann selbständig und getrennt vom Unternehmergewinn dargestellt werden und zwar "im Gehalt des Dirigenten in solchen Geschäftszweigen, deren Ausdehnung usw. eine hinreichende Teilung der Arbeit erlautbt, um einen besonderen Arbeitslohn für einen Dirigenten zu gestatten." (25) Aber auch LASSALLE bemerkt ausdrücklich, daß bei ihm dieser Teil des Einkommens des Unternehmers, der eine Entlohnung für die von ihm als Leiter des Unternehmens geleistete Arbeit darstellt,  "nie in dem begriffen"  ist, was er  "Kapitalprofit  nenne." (26) Und in der Tat definiert LASSALLE in seinem Werk "System der erworbenen Rechte" den Kapitalprofit als eine Prämie, die "sich  bildet  durch die  Differenz  zwischen dem  Verkaufspreis  des Produkts und der Summe der Löhne und Vergütungen  sämtlicher, auch geistiger  Arbeiten, die in irgendeiner Weise zum Zustandekommen des Produkts beigetragen haben." (27) Ob diese geistige Arbeit vom Unternehmer selbst oder von einem von ihm angestellten geistigen Arbeiter geleistet wird, bleibt sich natürlich gleich.

Also es kommt nicht darauf an, ob die geistige Arbeit und insbesondere die der Leitung eines Unternehmens ansich wertbilden ist- das hat niemand bestritten - auch nicht darauf kommt es an, ob der Unternehmer einen Anspruch auf Entlohnung für die von ihm eventuell geleistete geistige Arbeit hat - auch das wurde sowohl von MARX als auch von LASSALLE anerkannt - worauf es ankommt, ist nur, ob sich das  ganze  Unternehmereinkommen auf Arbeitslohn zurückführen läßt. Denn was MARX und LASSALLE von ihren Kritikern in dieser Frage unterschied, war eben, daß, während die letzteren im Unternehmereinkommen  nur  die Vergütung für die geistige Arbeit des Unternehmers sahen, MARX und LASSALLE bewiesen zu haben glaubten, daß diese Vergütung - daß der Kapitalist zugleich Leiter der Unternehmung ist, wird vorausgesetzt - bloß einen unbeträchtlichen Teil des Unternehmergewinns ausmacht und den Unternehmerprofit daher zu erklären nicht imstande sei. Daß diese Einwendung gleichermaßen in Kraft bleibt, ob man unter wertbildender, gesellschaftlich notwendiger Arbeit Arbeit in rein technischem Sinne, wie sie MARX oder im Sinne ihrer Anpassung an das quantitative gesellschaftliche Bedürnis, wie sie LASSALLE aufgefaßt haben soll, versteht, ist evident und so darf man sagen, daß der Versuch, aus der zweiten Definition des Begriffes der gesellschaftlich notwendigen Arbeit die Berechtigung des Unternehmergewinnes, seine Zurückführung auf Arbeitslohn für wertbildende Arbeit abzuleiten, als mißglückt anzusehen ist. Daß die Leitung einer Unternehmung eine geistige wertbildende Arbeit ist - das leugneten MARX und LASSALLE nicht, das zu beweisen war also im besten Falle überflüssig; daß aber der Unternehmerprofit nichts anderes ist als eben eine Entlohnung für diese produktive Arbeit - das läßt sich weder durch die eine noch durch die andere Definition der wertbildenden Arbeit beweisen.

Aber für uns, da wir uns eine bestimmte, eng begrenzte Aufgabe gestellt haben, kommt diese Seite der Frage weniger in Betracht. Wir hoben sie bloß hervor, um zu zeigen, welche Waffe die Gegner des wissenschaftlichen Sozialismus in der neuen Auffassung des Begriffes der gesellschaftlich notwendigen Arbeit zu finden gehofft haben.

Was uns vor allem interessiert, ist die Frage, inwiefern die angeführten Autoren den Unterschied zwischen der MARXschen und der LASSALLEschen Wertlehre richtig erfaßt haben, wenn sie diesen Unterschied in der verschiedenen Auffassung des Begriffs der gesellschaftlich notwendigen Arbeit erblicken zu können glaubten. Ist es richtig, daß LASSALLE die gesellschaftlich notwendige Arbeit in dem ihm zugeschriebenen Sinn aufgefaßt hat; wenn ja, ist diese Auffassung eine der MARXschen entgegengesetzte? Diese Fragen müssen zuerst beantwortet werden, bevor wir dazu übergehen, die Bedeutung dieser verschiedenen Auffassung eines und desselben Begriffes für die Wertlehre zu beurteilen.

Aber diesen Fragen geht wieder noch eine andere voraus, die nämlich, was MARX selbst unter dem Begriff der gesellschaftlich notwendigen Arbeit verstanden hat. Müssen wir doch selbst zuerst über den Sinn dieses Begriffes bei MARX ganz im klaren sein, bevor wir uns zu Richtern über LASSALLE und über die Richtigkeit seiner Auffassung dieses MARXschen Begriffes erheben. Dies zu tun, scheint aber umso mehr geboten zu sein, als noch bis auf den heutigen Tag über diese Frage die verschiedensten Meinungen bestehen.
LITERATUR - Tatiana Grigorovici, Die Wertlehre bei Marx und Lassalle, Wien 1908
    Anmerkungen
    1) So spricht zum Beispie EUGEN JÄGER in seiner Schrift "Der moderne Sozialismus", Berlin 1873, Seite 248, von der "vollständigen" Übereinstimmung dieser zwei Werttheorien, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren, daß MARX selbst anderer Meinung war als er.
    2) HEINRICH von SYBEL, Die Lehren des heutigen Sozialismus und Kommunismus, Bonn 1872, Seite 14 und 15
    3) HEINRICH von SYBEL, a. a. O., Seite 29
    4) HEINRICH von SYBEL, a. a. O., Seite 30
    5) HEINRICH von SYBEL, a. a. O., Seite 31
    6) HEINRICH von SYBEL, a. a. O., Seite 31
    7) HEINRICH von SYBEL, a. a. O., Seite 32
    8) Obwohl MEHRING, wie wir weiter sehen werden, seine Meinung in dieser Frage geändert hat, glauben wir uns trotzdem mit seinen im oben zitierten Werk vertretenen Ansichten ausführlicher beschäftigen zu müssen, weil diese manchen lange nach diesem Werk erschienenen Arbeiten als Grundlage dienten.
    9) KARL MARX, Kapital, Bd. 1, Seite 5, 4. Auflage
    10) KARL MARX, Kapital, Bd. 1, Seite 5 und 6
    11) FRANZ MEHRING, Die deutsche Sozialdemokratie - ihre Geschichte und ihre Lehre, 3. Auflage, Bremen 1879, Seite 292
    12) MEHRING, a. a. O. Seite 290
    13) MEHRING, a. a. O. Seite 292
    14) MEHRING, a. a. O. Seite 294
    15) MEHRING, a. a. O. Seite 295
    16) GUSTAV MAYER, Lassalle als Nationalökonom, Berlin 1894, Seite 103
    17) Bei Lassalle finden wir übrigens nirgends  wörtlich  eine solche Definition der "gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit". Sie läßt sich höchstens aus dem erwähnten Beispiel von den 5 Millionen Ellen Seide  ableiten. 
    18) GUSTAV MAYER, a. a. O. Seite 103 und 104
    19) GUSTAV MAYER, a. a. O. Seite 105 und 106
    20) GUSTAV MAYER, a. a. O. Seite 106 und 107
    21) L. O. BRANDT, Ferdinand Lassalles sozialökonomische Anschauungen und praktische Vorschläge, Jena 1895, Seite 50
    22) Die Zukunft, Sozialistische Revue, Berlin 1877, Seite 94, Anmerkung
    23) Die Zukunft, ebenda, Seite 113
    24) MARX, Kapital III, Seite 369
    25) MARX, Kapital III, Seite 369
    26) Ferdinand Lassalles Reden und Schriften, herausgegeben von EDUARD BERNSTEIN, Berlin 1893, Bd. III, Seite 205
    27) zitiert nach der Ausgabe BERNSTEINs, Bd. III, Seite 798