Jacobi - HumeVerycken - KausalitätIdentitätHume als Nominalist | |||||
David Hume und das Problem der persönlichen Identität
Die Methode, nach der HUME den Begriff des Selbst untersucht, verdient unseren Beifall. HUME zeigt zunächst, daß das Selbst keine besondere Vorstellung, sondern lediglich eine Beziehungsform der Vorstellungen sein.
Um nun nachzuweisen, wie überhaupt die Vorstellung der persönlichen Identität entstanden sein möge, untersucht HUME die verschiedenen Fälle und Bedeutungen der Identität. Der erste ist die Verwechslung der Ähnlichkeit aufeinanderfolgender, numerisch verschiedener Impressionen mit ihrer völligen Gleichheit vermöge des unmerklichen Übergangs der Phantasie von der einen zur anderen. Die Identität der Person ist jenes erdichtete Etwas, von derselben Art, wie das, welches wir den pflanzlichen und tierischen Körpern zuschreiben. Sie rührt von dem sanften und unmerklichen Fortschritt der Gedanken her. Sie ist keine reale Vereinigung, sondern eine Verknüpfung in der Einbildung. Das Gemüt ist ein System verschiedener Vorstellungen oder verschiedener Existenzen, einem Freistaate gleich, in welchem die verschiedenen Glieder gesetzlich durch Regierung und Subordination vereinigt sind. In diesem Satze, der nur richtig ist, wenn der Nachdruck auf das Wort System gelegt wird, erscheinen die Vorstellungen verdinglicht, sie werden aus dem Zusammenhange, in welchem und durch welchen sie allein Vorstellungen sein können, herausgehoben, - ein charakteristisches Merkmal jeder reinen Assoziationspsychologie. HUME bestreitet, daß das Selbst Substanz oder von dinghafter Natur ist, mit Gründen, die denjenigen entsprechen, welche nachmals KANT für den gleichen Zweck gebraucht hat. Wäre das Selbst ein realer Begriff, erklärt er, so müßte es von einer Impression abstammen. Nun ist es aber keine Impression, sondern das, worauf, wie man annimmt, alle unsere Impressionen und Begriffe eine Beziehung haben. Enstünde es aus einer Impression, so müßte diese eine solche sein, die unseren ganzen Lebenslauf hindurch dieselbe bliebe, da ja angenommen wir, daß es auf diese Art existiere. Es gibt aber keine einzige, sich stets gleiche und unveränderliche Impression. Man vergleich damit die Worte KANTs: das Ich ist eine Substanz nur in Gedanken; um die Kategorie der Substanz auf das Ich anzuwenden, fehlt es an einer beharrlichen Anschauung. Ohne Vorstellungen kein Ich:
Um zu zeigen, daß das Selbst keine Impression sei, fordert er uns auf, ein Bewußtsein zu imaginieren, tiefer stehend als das einer "Auster" und auf eine einzige Vorstellung eingeschränkt, etwa die des Durstes, oder des Hungers, und bemerkt nicht die innere Unmöglichkeit dieser Fiktion. Eine Vorstellung könnte nie ein Bewußtsein bilden, sie könnte nicht Vorstellung sein. Weil HUME von dem Ergebnis einer Analyse ausging, konnte er nicht mehr zur ursprünglichen Synthese gelangen. Diese aber ist das Bewußtsein selbst vermöge der ihm wesentlichen Einheit. Zwar hat, oder ist das Bewußtsein nur die Einheit einer Leistung, einer Tätigkeit, nicht die eines dauernden Dinges. Seine Stellung aber, als Ausgangspunkt aller Erfahrung, bringt es mit sich, daß seine Einheitsform den Rahmen gibt für alle übrigen, empirischen Formen des Zusammenhanges. So ist die allgemeine Einheit der Erfahrung, das systematische Grundgepräge der Dinge, wonach alle Erfahrungen wesentlich zu Einer Erfahrung gehören, zunächst der Reflex des in Anschauung und Denken einheitlichen Bewußtseins. Die Gegenstände, die zur Erfahrung kommen können, m.a.W. von denen Erfahrung überhaupt möglich sein soll, müssen die Einheitsform des Bewußtseins haben. Es muß möglich sein, von ihnen einen Begriff zu bekommen. Tatsächlich intermittiert das Bewußtsein, zum Beweis, daß es nicht von substantieller Natur ist, sondern von aktueller; dennoch aber ist der über alle diese empirischen Unterbrechungen übergreifende Gedanke seiner Einheit und Kontinuität, Grund und Quelle aller übrigen Stetigkeitsvorstellungen. Diese erkenntnistheoretische Bedeutung des Bewußtseins überhaupt, oder des Begriffes des Bewußtseins, die sich über alle Erscheinungen der Außen- wie der Innenwelt erstreckt, hat HUME übersehen, über der von ihm mit Recht verneinten Frage: ob das Selbst ein Ding sei oder ein Ding, eine Monade, zum Grunde liegend habe. Seine Philosophie läuft daher dem Problem der Identität gegenüber in völlige Ratlosigkeit aus.
Keiner hat dies mit klareren Worten ausgedrückt, als HELMHOLTZ:
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