tb-1Was ist Aufklärung?    
 
IMMANUEL KANT
(1724-1804)
Die Analytik der Begriffe
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"Der Begriff der Ursache, welcher die Notwendigkeit eines Erfolgs unter einer vorausgesetzten Bedingung aussagt, würde falsch sein, wenn er nur auf einer beliebigen uns eingepflanzten subjektiven Notwendigkeit, gewisse empirische Vorstellungen nach einer solchen Regel des Verhältnisses zu verbinden, beruhte. Ich würde nicht sagen können: die Wirkung ist mit der Ursache im Objekt (d. i. notwendig) verbunden, sondern: ich bin nur so eingerichtet, daß ich diese Vorstellung nicht anders als so verknüpft denken kann, welches gerade das ist, was der Skeptiker am meisten wünscht; denn alsdann ist alle unsere Einsicht durch vermeinte objektive Gültigkeit unserer Urteile nichts als lauter Schein und es würde auch an Leuten fehlen, die diese subjektive Notwendigkeit (die gefühlt werden muß) von sich nicht gestehen würden; zum wenigsten könnte man mit niemandem über dasjenige hadern, was bloß auf der Art beruth, wie sein Subjekt organisiert ist."

Von den Prinzipien einer
transzendentalen Deduktion überhaupt


§ 20.
Alle sinnlichen Anschauungen stehen unter den Kategorien als Bedingungen
unter denen allein das Mannigfaltige derselben in einem Bewußtsein zusammenkommen

Das mannigfaltige in einer sinnlichen Anschauung Gegebene gehört notwendig unter die ursprüngliche synthetische Einheit der Apperzeption, weil durch diese die  Einheit  der Anschauung allein möglich ist (§ 17). Diejenige Handlung des Verstandes aber, durch die das Mannigfaltige gegebener Vorstellungen (sie mögen Anschauungen oder Begriffe sein) unter eine Apperzeption überhaupt gebracht wird, ist die logische Funktion der Urteile (§ 19). Also ist das Mannigfaltige, so fern es in einer empirischen Anschauung gegeben ist, in Ansehung einer der logischen Funktionen zu urteilen  bestimmt,  durch die es nämlich zu einem Bewußtsein überhaupt gebracht wir. Nun sind aber die  Kategorien  nichts anderes als eben diese Funktionen zu urteilen, so fern das Mannigfaltige einer gegebenen Anschauung in Ansehung ihrer bestimmt ist (§ 13). Also steht auch das Mannigfaltige in einer gegebenen Anschauung notwendig unter Kategorien.


§ 21.
Anmerkung

Ein Mannigfaltiges, das in einer Anschauung, die ich die meinige nenne, enthalten ist, wird durch die Synthesis des Verstandes als zur  notwendigen  Einheit des Selbstbewußtseins gehörig vorgestellt, und dieses geschieht durch die Kategorie. (1) Diese zeigt also an, daß das empirische Bewußtsein eines gegebenen Mannigfaltigen einer Anschauung ebenso wohl unter einem reinen Selbstbewußtsein  a priori,  wie empirische Anschauung unter einer reinen sinnlichen, die gleichfalls  a priori  statt hat, stehe. - Im obigen Satz ist also der Anfang einer  Deduktion  der reinen Verstandesbegriffe gemacht, in welcher ich, da die Kategorien  unabhängig von Sinnlichkeit bloß im Verstand  entspringen, noch von der Art, wie das Mannigfaltige zu einer empirischen Anschauung gegeben werde, abstrahieren muß, um nur auf die Einheit, die in die Anschauung mittels der Kategorie durch den Verstand hinzukommt, zu sehen. In der Folge (§ 26) wird aus der Art, wie in der Sinnlichkeit die empirische Anschauung gegeben wird, gezeigt werden, daß die Einheit derselben keine andere sei, als welche die Kategorie nach dem vorigen § 20 dem Mannigfaltigen einer gegebenen Anschauung überhaupt vorschreibt und dadurch also, daß ihre Gültigkeit  a priori  in Ansehung aller Gegenstände unserer Sinne erklärt wird, die Absicht der Deduktion allererst völlig erreicht werden.

Allein von einem Stück konnte ich im obigen Beweis doch nicht abstrahieren, nämlich davon, daß das Mannigfaltige für die Anschauung noch vor der Synthesis des Verstandes und unabhängig von ihr  gegeben  sein müsse; wie aber, bleibt hier unbestimmt. Denn, wollte ich mir einen Verstand denken, der selbst anschaute (wie etwa einen göttlichen, der nicht gegebene Gegenstände sich vorstellte, sondern durch dessen Vorstellung die Gegenstände selbst zugleich gegeben oder hervorgebracht würden), so würden die Kategorien in Ansehung einer solchen Erkenntnis gar keine Bedeutung haben. Sie sind nur Regeln für einen Verstand, dessen ganzes Vermögen im Denken besteht, d. i. in der Handlung, die Synthesis des Mannigfaltigen, welches ihm anderweitig in der Anschauung gegeben worden, zur Einheit der Apperzeption zu bringen, der also für sich gar nichts erkennt, sondern nur den Stoff zur Erkenntnis, die Anschauung, die ihm durchs Objekt gegeben werden muß, verbindet und ordnet. Von der Eigentümlichkeit unseres Verstandes aber, nur mittels der Kategorien und nur gerade durch diese Art und Zahl derselben Einheit der Apperzeption  a priori  zustande bringen, läßt sich ebenso wenig ferner ein Grund angeben, als warum wir gerade diese und keine anderen Funktionen zu Urteilen haben oder warum Zeit und Raum die einzigen Formen unserer möglichen Anschauung sind.


§ 22.
Die Kategorie hat keinen anderen Gebrauch zur Erkenntnis der Dinge,
als ihre Anwendung auf Gegenstände der Erfahrung.

Sich einen Gegenstand  denken,  und einen Gegenstand  erkennen  ist also nicht einerlei. Zur Erkenntnis gehören nämlich zwei Stücke: erstlich der Begriff, dadurch überhaupt ein Gegenstand gedacht wird (die Kategorie), und zweitens die Anschauung, dadurch er gegeben wird; denn köntte dem Begriff eine korrespondierende Anschauung gar nicht gegeben werden, so wäre er ein Gedanke der Form nach, aber ohne allen Gegenstan und durch ihn gar keine Erkenntnis von irgendeinem Ding möglich, weil es, so viel ich wüßte, nichts gäbe noch geben könnte, worauf mein Gedanke angewandt werden könnte. Nun ist alle uns mögliche Anschauung sinnlich (Ästhetik), also kann das Denken eines Gegenstandes überhaupt durch einen reinen Verstandesbegriff bei uns nur Erkenntnis werden, so fern dieser auf Gegenstände der Sinne bezogen wird. Sinnliche Anschauung ist entweder reine Anschauung (Raum und Zeit) oder empirische Anschauung desjenigen, was im Raum und der Zeit unmittelbar als wirklich, durch Empfindung vorgestellt wird. Durch Bestimmung der ersteren können wir Erkenntnisse  a priori  von Gegenständen (in der Mathematik) bekommen, aber nur ihrer Form nach, als Erscheinungen; ob es Dinge geben könne, die in dieser Form angeschaut werden müssen, bleibt doch dabei noch unausgemacht. Folglich sind alle mathematischen Begriffe für sich nicht Erkenntnisse, außer so fern man voraussetzt, daß es Dinge gibt, die sich nur der Form jener reinen sinnlichen Anschauung gemäß von uns darstellen lassen.  Dinge im Raum  und der  Zeit  werden aber nur gegeben, so fern sie Wahrnehmungen (mit Empfindung begleitete Vorstellungen) sind, mithin durch empirische Vorstellung. Folglich verschaffen die reinen Verstandesbegriffe, selbst wenn sie auf Anschauungen  a priori  (wie in der Mathematik) angewandt werden, nur so fern Erkenntnis, als diese, mithin auch die Verstandesbegriffe mittels ihrer auf empirische Anschauungen angewandt werden können. Folglich liefern uns die Kategorien mittels der Anschauung auch keine Erkenntnis von Dingen, als nur durch ihre mögliche Anwendung auf  empirische Anschauung,  d. i. sie dienen nur zur Möglichkeit  empirischer  Erkenntnis. Diese aber heißt  Erfahrung.  Folglich haben die Kategorien keinen anderen Gebrauch zur Erkenntnis der Dinge, als nur so fern diese als Gegenstände möglicher Erfahrung angenommen werden.


§ 23.

Der obige Satz ist von der größten Wichtigkeit; denn er bestimmt ebenso wohl die Grenzen des Gebrauchs der reinen Verstandesbegriffe in Ansehung der Gegenstände, als die transzendentale Ästhetik die Grenzen des Gebrauchs der reinen Form unserer sinnlichen Anschauung bestimmte. Raum und Zeit gelten als Bedingungen der Möglichkeit, wie uns Gegenstände gegeben werden können, nicht weiter als für Gegenstände der Sinne, mithin nur der Erfahrung. Über diese Grenzen hinaus stellen sie gar nichts vor; denn sie sind nur in den Sinnen und haben außer ihnen keine Wirklichkeit. Die reinen Verstandesbegriffe sind von dieser Einschränkung frei und erstrecken sich auf Gegenstände der Anschauung überhaupt, sie mag der unsrigen ähnlich sein oder nicht, wenn sie nur sinnlich und nicht intellektuell ist. Diese weitere Ausdehnung der Begriffe über unsere sinnliche Anschauung hinaus hilft uns aber zu nichts. Denn es sind alsdann leere Begriffe von Objekten, von denen, ob sie nur einmal möglich sind oder nicht, wir durch jene gar nicht urteilen können, bloße Gedankenformen ohne objektive Realität, weil wir keine Anschauung zur Hand haben, auf welche die synthetische Einheit der Apperzeption, die jene allein enthalten, angewandt werden, und sie so einen Gegenstand bestimmten könnten. Unsere sinnliche und empirische Anschauung kann ihnen allein Sinn und Bedeutung verschaffen.

Nimmt man also ein Objekt einer  nichtsinnlichen  Anschauung als gegeben an, so kann man es freilich durch alle die Prädikate vorstellen, die schon in der Voraussetzung liegen,  daß ihm nichts zur sinnlichen Anschauung Gehöriges zukomme,  also daß es nicht ausgedehnt oder im Raum sei, daß die Dauer desselbe keine Zeit sei, daß in ihm keine Veränderung (Folge der Bestimmungen in der Zeit) angetroffen werde usw. Allein das ist doch keine eigentliche Erkenntnis, wenn ich bloß anzeige, wie die Anschauung des Objekts  nicht sei,  ohne sagen zu können, was in ihr denn enthalten sei; denn alsdann habe ich gar nicht die Möglichkeit eines Objekts zu meinem reinen Verstandesbegriff vorgestellt, weil ich keine Anschauung habe geben können, die ihm korrespondiere, sondern nur sagen konnte, daß die unsrige nicht für ihn gelte. Aber das Vornehmste ist hier, daß auf ein solches Etwas auch nicht einmal eine einzige Kategorie angewandt werden könnte, z. B. der Begriff einer Substanz d. i. von etas, das als Subjekt, niemals aber als bloßes Prädikat existieren könne, wovon ich gar nicht weiß, ob es irgendein Ding geben könne, das dieser Gedankenbestimmung korrespondierte, wenn nicht empirische Anschauung mir den Fall der Anwendung gäbe. Doch mehr hiervon in der Folge.


§ 24.
Von der Anwendung der Kategorien auf Gegenstände
der Sinne überhaupt.

Die reinen Verstandesbegriffe beziehen sich durch den bloßen Verstand auf Gegenstände der Anschauung überhaupt, unbestimmt ob sie die unsrige oder irgendeine andere, doch sinnliche sei, sind aber eben darum bloße  Gedankenformen,  wodurch noch kein bestimmter Gegenstand erkannt wird. Die Synthesis oder Verbindung des Mannigfaltigen in denselben bezog sich bloß auf die Einheit der Apperzeption und war dadurch der Grund der Möglichkeit der Erkenntnis  a priori,  so fern sie auf dem Verstand beruth und mithin nicht allein transzendental, sondern auch bloß rein intellektual. Weil in uns aber eine gewisse Form der sinnlichen Anschauung  a priori  zum Grunde liegt, welche auf der Rezeptivität der Vorstellungsfähigkeit (Sinnlichkeit) beruth, so kann der Verstand als Spontaneität den inneren Sinn durch das Mannigfaltige gegebener Vorstellungen der synthetischen Einheit der Apperzeption gemäß bestimmen und so synthetische Einheit der Apperzeption des Mannigfaltigen der  sinnlichen Anschauung a priori  denken, als die Bedingung, unter welcher alle Gegenstände unserer (der menschlichen) Anschauung notwendiger Weise stehen müssen, dadurch denn die Kategorien als bloße Gedankenformen objektive Realität, d. i. Anwendung auf Gegenstände, die uns in der Anschauung gegeben werden können, aber nur als Erscheinungen, bekommen; denn nur von diesen sind wir der Anschauung  a priori  fähig.

Diese Synthesis des Mannigfaltigen der sinnlichen Anschauung, die  a priori  möglich und notwendig ist, kann figürlich (synthesis speciosa) genannt werden, zum Unterschied von derjenigen, welche in Ansehung des Mannigfaltigen einer Anschauung überhaupt in der bloßen Kategorie gedacht würde und Verstandesverbindung (synthesis intellectualis) heißt; beide sind  transzendental,  nicht bloß weil sie selbst  a priori  vorgehen, sondern auch die Möglichkeit anderer Erkenntnis  a priori  begründen.

Allein die figürliche Synthesis, wenn sie bloß auf die ursprüngliche synthetische Einheit der Apperzeption, d. i. diese transzendentale Einheit geht, welche in den Kategorien gedacht wird, muß zum Unterschied von der bloß intellektuellen Verbindung die  transzendentale  Synthesis der Einbildungskraft heißen.  Einbildungskraft  ist das Vermögen, einen Gegenstand auch  ohne dessen Gegenwart  in der Anschauung vorzustellen. Da nun alle unsere Anschauung sinnlich ist, so gehört die Einbildungskraft der subjektiven Bedingung wegen, unter der sie allein den Verstandesbegrifen eine korrespondierende Anschauung geben kann, zur  Sinnlichkeit;  so fern aber doch ihre Synthesis eine Ausübung der Spontaneität ist, welche bestimmend und nicht wie der Sinn bloß bestimmbar ist, mithin  a priori  den Sinn seiner Form nach der Einheit der Apperzeption gemäß bestimmen kann, so ist die Einbildungskraft so fern ein Vermögen die Sinnlichkeit  a priori  zu bestimmen und ihre Synthesis der Anschauungen  den Kategorien gemäß  muß die transzendentale Synthesis der  Einbildungskraft  sein, welches eine Wirkung des Verstandes auf die Sinnlichkeit und die erste Anwendung desselben (zugleich der Grund aller übrigen) auf Gegenstände der uns möglichen Anschauung ist. Sie ist als figürlich von der intellektuellen Synthesis ohne alle Einbildungskraft bloß durch den Verstand unterschieden. So fern die Einbildungskraft nun Spontaneität ist, nenne ich sie auch bisweilen die  produktive  Einbildungskraft und unterscheide sie dadurch von der  reproduktiven,  deren Synthesis lediglich empirischen Gesetzen, nämlich denen der Assoziation unterworfen ist und welche daher zur Erklärung der Möglichkeit der Erkenntnis  a priori  nichts beiträgt und um dessentwillen nicht in die Transzendentalphilosophie, sondern in die Psychologie gehört.

Hier ist nun der Ort, das Paradoxe, was jedermann bei der Exposition der Form des inneren Sinnes (§ 6) auffallen mußte, verständlich zu machen: nämlich wie dieser auch sogar uns selbst nur, wie wir uns erscheinen, nicht wie wir an uns selbst sind, dem Bewußtsein darstelle, weil wir nämlich uns nur anschauen, wie wir innerlich  affiziert  werden, welches widersprechend zu sein scheint, indem wir uns gegen uns selbst als leidend verhalten müßten; daher man auch lieber den  inneren Sinn  mit dem Vermögen der  Apperzeption  (welche wir sorgfältig unterscheiden) in den Systemen der Psychologie für einerlei auszugeben pflegt.

Das, was den inneren Sinn bestimmt, ist der Verstand und dessen ursprüngliches Vermögen, das Mannigfaltige der Anschauung zu verbinden, d. i. unter eine Apperzeption (als worauf selbst seine Möglichkeit beruth) zu bringen. Weil nun der Verstand in auns Menschen selbst kein Vermögen der Anschauung ist, und diese, wenn sichauch in der Sinnlichkeit gegeben wäre, doch nicht  in sich  aufnehmen kann, um gleichsam das Mannigfaltige  seiner eigenen  Anschauung zu verbinden, so ist seine Synthesis, wenn er für sich allein betrachtet wird, nichts anderes als die Einheit der Handlung, deren er sich als einer solchen auch ohne Sinnlichkeit bewußt ist, durch die er aber selbst die Sinnlichkeit innerlich in Ansehung des Mannigfaltigen, was der Form ihrer Anschauung nach ihm gegeben werden mag, zu bestimmen vermögende ist. Er also übt, unter der Benennung einer  transzendentalen Synthesis der Einbildungskraft,  diejenige Handlung aufs  passive  Subjekt, dessen  Vermögen  er ist, aus, wovon wir mit Recht sagen, daß der innere Sinn dadurch affiziert werde. Die Apperzeption und deren synthetische Einheit ist mit dem inneren Sinne so gar nicht einerlei, daß jene vielmehr als der Quell aller Verbindung auf das Mannigfaltige der  Anschauungen überhaupt  unter dem Namen der Kategorien, d. i. vor aller sinnlichen Anschauung auf Objekte überhaupt geht; dagegen der innere Sinn die bloße Form der Anschauung, aber ohne Verbindung des Mannigfaltigen in derselben, mithin noch gar keine  bestimmte  Anschauung enthält, welche nur durch das Bewußtsein der Bestimmung desselben durch die transzendentale Handlung der Einbildungskraft (synthetischer Einfluß des Verstandes auf den inneren Sinn), welche ich die figürliche Synthesis genannt habe, möglich ist.

Dieses nehmen wir auch jederzeit in uns wahr. Wir können uns keine Linie denken, ohne sie in Gedanken zu  ziehen,  keinen Zirkel denken, ohne ihn zu  beschreiben,  die drei Abmessungen des Raums gar nicht vorstellen, ohne aus demselben Punkt drei Linien senkrecht auf einander zu  setzen,  und selbst die Zeit nicht, ohne indem wir im  Ziehen  einer geraden Linie (die die äußerlich figürliche Vorstellung der Zeit sein soll) bloß auf die Handlung der Synthesis des Mannigfaltigen, dadurch wir den inneren Sinn sukzessiv bestimmen und dadurch auf die Sukzession dieser Bestimmung in demselben Acht haben. Bewegung als Handlung des Subjekts (nicht als Bestimmung eines Objekts) (2), folglich die Synthesis des Mannigfaltigen im Raum, wenn wir von diesem abstrahieren und bloß auf die Handlung Acht haben, dadurch wir den  inneren Sinn  seiner Form gemäß bestimmen, bringt sogar den Begriff der Sukzession zuerst hervor. Der Verstand findet also in diesem nicht etwa schon eine dergleichen Verbindung des Mannigfaltigen, sondern  bringt sie hervor,  indem er ihn affiziert. Wie aber das Ich, der ich denke, von dem Ich, das sich selbst anschaut, unterschieden (indem ich mir noch andere Anschauungsart wenigstens als möglich vorstellen kann) und doch mit diesem letzteren als dasselbe Subjekt einerlei sei, wie ich also sagen könne:  Ich  als Intelligenz und  denkendes  Subjekt erkenne  mich  selbst als  gedachtes  Objekt, so fern ich mir noch über das in der Anschauung gegeben bin, nur gleich anderen Phänomenen nicht, wie ich vor dem Verstand bin, sondern wie ich mir erscheine, hat nicht mehr auch nicht weniger Schwierigkeit bei sich, als wie ich mir selbst überhaupt ein Objekt und zwar der Anschauung und innerer Wahrnehmung sein könne. Daß es aber doch wirklich so sein müsse, kann, wenn man den Raum für eine bloße reine Form der Erscheinungen äußerer Sinne gelten läßt, dadurch klar dargetan werden, daß wir die Zeit, die doch gar kein Gegenstand äußerer Anschauung ist, uns nicht anders vorstellig machen können als unter dem Bild einer Linie, so fern wir sie ziehen, ohne welche Darstellungsart wir die Einheit ihrer Abmessung gar nicht erkennen könnten, imgleichen daß wir die Bestimmung der Zeitlänge oder auch der Zeitstellen für alle inneren Wahrnehmungen immer von dem hernehmen müssen, was uns äußere Dinge Veränderliches darstellen, folglich die Bestimmungen des inneren Sinnes gerade auf dieselbe Art als Erscheinungen in der Zeit ordnen müssen, wie wir die der äußeren Sinne im Raum ordnen, mithin, wenn wir von den letzteren einräumen, daß wir dadurch Objekte nur so fern erkennen, als wir äußerlich affiziert werden, wir auch vom inneren Sinn zugestehen müssen, daß wir dadurch uns selbst nur so anschauen, wie wir innerlich von  uns  selbst affziert werden, d. i. was die innere Anschauung betrifft, unser eigenes Subjekt nur als Erscheinung, nicht aber nach dem, was es an sich selbst ist, erkennen. (3)


§ 25.

Dagegen bin ich mir meiner selbst in der transzendentalen Synthesis des Mannigfaltigen der Vorstellungen überhaupt, mithin in der synthetischen ursprünglichen Einheit der Apperzeption bewußt, nicht  wie  ich mir erscheine, noch  wie  ich an mir selbst bin, sondern nur  daß  ich bin. Diese  Vorstellung  ist ein  Denken,  nicht ein  Anschauen.  Da nun zur  Erkenntnis  unserer selbst außer der Handlung des Denkens, die das Mannigfaltige einer jeden möglichen Anschauung zur Einheit der Apperzeption bringt, noch eine bestimmte Art der Anschauung, dadurch dieses Mannigfaltige einer jeden möglichen Anschauung zur Einheit der Apperzeption bringt, noch eine bestimmte Art der Anschauung, dadurch dieses Mannigfaltige gegeben wird, erforderlich ist, so ist zwar mein eigenes Dasein nicht Erscheinung (viel weniger bloßer Schein), aber die Bestimmung meines Daseins (4) kann nur der Form des inneren Sinnes gemäß nach der besonderen Art, wie das Mannigfaltige, das ich verbinde, in der inneren Anschauung gegeben wird, geschehen, und ich habe also demnach keine  Erkenntnis  von mir, wie  ich bin,  sondern bloß, wie ich  mir selbst erscheine.  Das Bewußtsein seiner selbst ist also noch lange nicht eine Erkenntnis seiner selbst, unerachtet aller Kategorien, welche das Denken  eines Objekts überhaupt  durch Verbindung des Mannigfaltigen in einer Apperzeption ausmachen. So wie zur Erkenntnis eine von mir verschiedenen Objekts außer dem Denken eines Objekts überhaupt (in der Kategorie) ich doch noch einer Anschauung bedarf, dadurch ich jenen allgemeinen Begriff bestimme, so bedarf ich auch zur Erkenntnis meiner selbst außer dem Bewußtsein oder außer dem, daß ich mich denke, noch einer Anschauung des Mannigfaltigen in mir, wodurch ich diesen Gedanken bestimme; und ich existiere als Intelligenz, die sich lediglich ihres Verbindungsvermögens bewußt ist, in Ansehung des Mannigfaltigen aber, das sie verbinden soll, einer einschränkenden Bedingung, die sie den innere Sinn nennt, unterworfen ist, jene Verbindung nur nach Zeitverhältnissen, welche ganz außerhalb der eigentlichen Verstandesbegriffe liegen, anschaulich zu machen, und sich daher selbst doch nur erkennen kann, wie sie in Absicht auf eine Anschauung (die nicht intellektuell und durch den Verstand selbst gegeben sein kann), sich selbst bloß erscheint, nicht wie sie sich erkennen würde, wenn ihre  Anschauung  intellektuell wäre.


§ 26.
Transzendentale Deduktion des allgemein möglichen
Erfahrungsgebrauch der reinen Verstandesbegriffe

In der  metyphysischen Deduktion  wurde der Ursprung der Kategorien  a priori  überhaupt durch ihre völlige Zusammentreffung mit den allgemeinen logischen Funktionen des Denkens dargetan, in der  transzendentalen  aber die Möglichkeit derselben als Erkenntnisse  a priori  von Gegenständen einer Anschauung überhaupt (§ 20, 21) dargestellt. Jetzt soll die Möglichkeit,  durch Kategorien  die Gegenstände, die nur immer  unseren Sinnen vorkommen mögen,  und zwar nicht der Form ihrer Anschauung, sondern den Gesetzen ihrer Verbindung nach  a priori  zu erkennen, also der Natur gleichsam das Gesetz vorzuschreiben und sie sogar möglich zu machen, erklärt werden. Denn ohne diese ihre Tauglichkeit würden nicht erhellen, wie alles, was unseren Sinnen nur vorkommen mag, unter den Gesetzen stehen müsse, die  a priori  aus dem Verstand allein entspringen.

Zuvörderst merke ich an, daß ich unter der  Synthesis der Apprehension  [Bewußtwerdung - wp] die Zusammensetzung des Mannigfaltigen in einer empirischen Anschauung verstehe, dadurch Wahrnehmung, d. i. empirisches Bewußtsein derselben (als Erscheinung) möglich wird.

Wir haben  Formen  der äußern sowohl als inneren sinnlichen Anschauung  a priori  an den Vorstellungen von Raum und Zeit und diesen muß die Synthesis der Apprehension des Mannigfaltigen der Erscheinung jederzeit gemäß sein, weil sie selbst nur nach dieser Form geschehen kann. Aber Raum und Zeit sind nicht bloß als  Formen  der sinnlichen Anschauung, sondern als  Anschauungen  selbst (die ein Mannigfaltiges enthalten), also mit der Bestimmung der  Einheit  dieses Mannigfaltigen in ihnen  a priori  vorgestellt (siehe transzendentale Ästhetik). (5) Also ist selbst schon  Einheit der Synthesis  des Mannigfaltigen außer oder in uns, mithin auch eine  Verbindung,  der alles, was im Raum oder der Zeit bestimmt vorgestellt werden soll, gemäß sein muß,  a priori  als Bedingung der Synthesis aller Apprehension  mit  (nicht in) diesen Anschauungen zugleich gegeben. Diese synthetische Einheit aber kann keine andere sein, als die der Verbindung des Mannigfaltigen einer gegebenen  Anschauung überhaupt  in einem ursprünglichen Bewußtsein den Kategorien gemäß, nur auf unsere  sinnliche Anschauung  angewandt. Folglich steht alle Synthesis, wodurch selbst Wahrnehmung möglich wird, unter den Kategorien und da Erfahrung Erkenntnis durch verknüpfte Wahrnehmungen ist, so sind die Kategorien Bedingungen der Möglickeit der Erfahrung und gelten also  a priori  auch von allen Gegenständen der Erfahrung.



Wenn ich also z. B. die empirische Anschauung eines Hauses durch Apprehension des Mannigfaltigen derselben zur Wahrnehmung mache, so liegt mir die  notwendige Einheit  des Raums und der äußeren sinnlichen Anschauung überhaupt zum Grunde und ich zeichne gleichsam seine Gestalt dieser synthetischen Einheit aber, wenn ich von der Form des Raumes abstrahiere, hat im Verstand ihren Sitz und ist die Kategorie der Synthesis der Gleichartigen in einer Anschauung überhaupt d. i. die Kategorie der  Größe,  welcher also jene Synthesis der Apprehension d. i. die Wahrnehmung durchaus gemäß sein muß. (6)

Wenn ich (in einem anderen Beispiel) das Gefrieren des Wassers wahrnehme, so apprehendiere ich zwei Zustände (der Flüssigkeit und Festigkeit) als solche, die in einer Relation der Zeit gegen einander stehen. Aber in der Zeit, die ich der Erscheinung als innere  Anschauung  zum Grunde lege, stelle ich mir notwendig synthetische  Einheit  des Mannigfaltigen vor, ohne die jene Relation nicht in einer Anschauung  bestimmt  (in Ansehung der Zeitfolge) gegeben werden könnte. Nun ist aber diese synthetische Einheit als Bedingung  a priori,  unter der ich das Mannigfaltige einer  Anschauung überhaupt  verbinde, wenn ich von der beständigeren Form meiner inneren Anschauung, der Zeit abstrahiere, die Kategorie der  Ursache,  durch welche ich, wenn ich sie auf meine Sinnlichkeit anwende,  alles, was geschieht, in der Zeit überhaupt seiner Relation nach bestimme.  Also steht die Apprehension in einer solchen Begebenheit, mithin diese selbst der möglichen Wahrnehmung nach unter dem Begriff des  Verhältnisses der Wirkungen und Ursache;  uns so in allen anderen Fällen.



Kategorien sind Begriffe, welche den Erscheinungen, mithin der Natur als dem Inbegriff aller Erscheinungen (natura materialiter spectata) Gesetze  a priori  vorschreiben und nun fragt sich, da sie nicht von der Natur abgeleitet werden und sich nach ihr als ihrem Muster richten (weil sie sonst bloß empirische sein würden), wie es zu begreifen sei, daß die Natur sich nach ihnen richten müsse, d. i. wie sie die Verbindung des Mannigfaltigen in der Natur, ohne sie von dieser abzunehmen,  a priori  bestimmen zu können. Hier ist die Auflösung dieses Rätsels.

Es ist um nichts befremdlicher, wie die Gesetze der Erscheinungen in der Natur mit dem Verstand und seiner Form  a priori,  d. i. seinem Vermögen das Mannigfaltige überhaupt zu  verbinden,  als wie die Erscheinungen selbst mit der Form der sinnlichen Anschauung  a priori  übereinstimmen müssen. Denn Gesetze existieren ebenso wenig in den Erscheinungen, sondern nur relativ auf das Subjekt, dem die Erscheinungen inhärieren, so fern es Verstand hat, als Erscheinngen nicht an sich existieren, sondern nur relativ auf dasselbe Wesen, so fern es Sinne hat. Dingen an sich selbst würde ihre Gesetzmäßigkeit notwendig auch außer einem Verstand, der sie erkennt, zukommen. Allein Erscheinungen sind nur Vorstellungen von Dingen, die nach dem, was sie an sich sein mögen, unerkannt da sind. Als bloße Vorstellungen aber stehen sie unter gar keinem Gesetz der Verknüpfung als demjenigen, welches das verknüpfende Vermögen vorschreibt. Nun ist das, was das Mannigfaltige der sinnlichen Anschauung verknüpft, Einbildungskraft, die vom Verstand der Einheit ihrer intellektuellen Synthesis und von der Sinnlichkeit der Mannigfaltigkeit der Apprehension nach abhängt. Da nun von der Synthesis der Apprehension alle mögliche Wahrnehmung, sie selbst aber, diese empirische Synthesis, von der transzendentalen, mithin den Kategorien abhängt, so müssen alle möglichen Wahrnehmungen, mithin auch alles, was zum empirischen Bewußtsein immer gelangen kann, d. i. alle Erscheinungen der Natur ihrer Verbindung nach unter den Kategorien stehen, von welchen die Natur (bloß als Natur überhaupt betrachtet) als dem ursprünglichen Grund ihrer notwendigen Gesetzmäßigkeit (als natura formaliter spectata) abhängt. Auf mehrere Gesetze aber als die, auf denen eine  Natur überhaupt  als Gesetzmäßigkeit der Erscheinungen in Raum und Zeit beruth, reicht auch das reine Verstandesvermögen nicht zu, durch bloße Kategorien den Erscheinungen  a priori  Gesetze vorzuschreiben. Besondere Gesetze, weil sie empirisch bestimmte Erscheinungen betreffen, können davon  nicht vollständig  abgeleitet werden, ob sie gleich alle insgesamt unter jenen stehen. Es muß Erfahrung dazu kommen, um die letzteren überhaupt kennen zu lernen; von Erfahrung aber überhaupt und dem, was als ein Gegenstand derselben erkannt werden kann, geben allein jene Gesetze  a priori  die Belehrung.


§ 27.
Resultat dieser Deduktion der Verstandesbegriffe

Wir können uns keinen Gegenstand  denken,  ohne durch Kategorien; wir können keinen gedachten Gegenstand  erkennen,  ohne durch Anschauung, die jenen Begriffen entsprechen. Nun sind alle unsere Anschauungen sinnlich, und diese Erkenntnis, so fern der Gegenstand derselben gegeben ist, ist empirisch. Empirische Erkenntnis aber ist Erfahrung. Folglich ist uns keine Erkenntnis a priori möglich, als lediglich von Gegenständen möglicher Erfahrung. (7)

Aber diese Erkenntnis, die bloß Gegenstände der Erfahrung eingeschränkt ist, ist darum nicht alle von der Erfahrung entlehnt, sondern, was sowohl die reinen Anschauungen als die reinen Verstandesbegriffe betrifft, so sind diese Elemente der Erkenntnis, die in uns  a priori  angetroffen werden. Nun sind nur zwei Wege, auf welchen eine  notwendige  Übereinstimmung der Erfahrung mit den Begriffen von ihren Gegenständen gedacht werden kann: entweder die Erfahrung macht diese Begriffe oder diese Begriffe machen die Erfahrung möglich. Das erstere findet nicht in Ansehung der Kategorien (auch nicht der reinen sinnlichen Anschauung) statt; dem sie sind Begriff  a priori,  mithin unabhängig von der Erfahrung (die Behauptung eines empirischen Ursprungs wäre eine Art von generatio aequivoca [Urzeugung - wp]). Folglich bleibt nur das zweite übrig (gleichsam ein System der Epigenesis [nachträgliche Entstehung - wp] der reinen Vernunft), daß nämlich die Kategorien von Seiten des Verstandes die Gründe der Möglichkeit aller Erfahrung überhaupt enthalten. Wie sie aber die Erfahrung möglich machen, und welche Grundsätze der Möglichkeit derselben sie in ihrer Anwendung auf Erscheinungen an die Hand geben, wird das folgende Hauptstück vom transzendentalen Gebrauch der Urteilskraft das Mehrere lehren.

Wollte jemand zwischen den zwei genannten einzigen Wegen noch einen Mittelweg vorschlagen, nämlich daß sie weder  selbstgedachte  erste Prinzipien  a priori  unserer Erkenntnis, noch auch aus der Erfahrung geschöpft, sondern subjektive, uns mit unserer Existenz zugleich eingepflanzte Anlagen zum Denken wären, die von unserem Urheber so eingerichtet wurden, daß ihr Gebrauch mit den Gesetzen der Natur, an welchen die Erfahrung fortläuft, genau stimmte (eine Art von  Präformationssystem  der reinen Vernunft), so würde (außer dem, daß bei einer solchen Hypothese kein Ende abzusehen ist, wie weit man die Voraussetzung vorbestimmter Anlagen zu künftigen Urteilen treiben möchte) das wider gedachten Mittelweg entscheidend sein, daß in solchem Falle den Kategorien die  Notwendigkeit  mangeln würde, die ihrem Begriff wesentlich angehört. Denn z. B. der Begriff der Ursache, welcher die Notwendigkeit eines Erfolgs unter einer vorausgesetzten Bedingung aussagt, würde falsch sein, wenn er nur auf einer beliebigen uns eingepflanzten subjektiven Notwendigkeit, gewisse empirische Vorstellungen nach einer solchen Regel des Verhältnisses zu verbinden, beruhte. Ich würde nicht sagen können: die Wirkung ist mit der Ursache im Objekt (d. i. notwendig) verbunden, sondern: ich bin nur so eingerichtet, daß ich diese Vorstellung nicht anders als so verknüpft denken kann, welches gerade das ist, was der Skeptiker am meisten wünscht; denn alsdann ist alle unsere Einsicht durch vermeinte objektive Gültigkeit unserer Urteile nichts als lauter Schein und es würde auch an Leuten fehlen, die diese subjektive Notwendigkeit (die gefühlt werden muß) von sich nicht gestehen würden; zum wenigsten könnte man mit niemandem über dasjenige hadern, was bloß auf der Art beruth, wie sein Subjekt organisiert ist.


Kurzer Begriff dieser Deduktion

Sie ist die Darstellung der reinen Verstandesbegriffe (und mit ihnen aller theoretischen Erkenntnis  a priori)  als Prinzipien der Möglichkeit der Erfahrung, dieser aber als  Bestimmung  der Erscheinungen in Raum und Zeit überhaupt, - endlich dieser aus dem Prinzip der  ursprünglichen  synthetischen Einheit der Apperzeption als der Form des Verstandes in Beziehung auf Raum und Zeit als ursprüngliche Formen der Sinnlichkeit.
LITERATUR - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Ausgabe Erdmann, Hamburg und Leipzig 1889
    Anmerkungen
    1) Der Beweisgrund beruth auf der vorgestellten  Einheit der Anschauung,  dadurch ein Gegenstand gegeben wird, welche jederzeit eine Synthesis des mannigfaltigen zu einer Anschauung Gegebenen in sich schließt und schon die Beziehung dieses letzteren auf die Einheit der Apperzeption.
    2) Bewegung eines  Objekts  im Raum gehört nicht in eine reine Wissenschaft, folglich auch nicht in die Geometrie, weil, daß etwas beweglich sei, nicht  a priori,  sondern nur durch Erfahrung erkannt werden kann. Aber Bewegung als  Beschreibung  eines Raumes ist ein reiner Aktus der sukzessiven Synthesis des Mannigfaltigen in der äußeren Anschauung überhaupt durch produktive Einbildungskraft und gehört nicht allein zur Geometrie, sondern sogar zur Transzendentalphilosophie.
    3) Ich sehe nicht, wie man so viel Schwierigkeit darin finden könne, daß der innere Sinn von uns selbst affiziert werde. Jeder Aktus der  Aufmersamkeit  kann uns ein Besipiel davon geben. Der Verstand bestimmt darin jederzeit den inneren Sinn der Verbindung, die er denkt, gemäß zur inneren Anschauung, die dem Mannigfaltigen in der Synthesis des Verstandes korrespondiert. Wie sehr das Gemüt gemeiniglich hierdurch affiziert werde, wird ein jeder in sich wahrnehmen können.
    4) Das "Ich denke" drückt den Aktus aus, mein Dasein zu bestimmen. Das Dasein ist dadurch also schon gegeben, aber die Art, wie ich es bestimmen, d. i. das Mannigfaltige, zu demselben Gehörige in mir setzen solle, ist dadurch noch nicht gegeben. Dazu gehört die Selbstanschauung, die eine  a priori  gegebene Form, d. i. die Zeit zum Grunde liegen hat, welche sinnlich und zur Rezeptivität des Bestimmbaren gehörig ist. Habe ich nun nicht noch eine andere Selbstanschauung, die das  Bestimmende  in mir, dessen Spontaneität ich mir nur bewußt bin, eben so vor dem Aktus des  Bestimmens  gibt, wie die  Zeit  das  Bestimmbare,  so kann ich mein Dasein als eines selbsttätigen Wesens nicht bestimmen, sondern ich stelle mir nur die Spontaneität meines Denkens d. i. des Bestimmens vor und mein Dasein bleibt immer nur sinnlich d. i. als das Dasein einer Erscheinung bestimmbar. Doch mach diese Spontaneität, daß ich mich  Intelligenz  nenne.
    5) Der Raum als  Gegenstand  vorgestellt (wie man es wirklich in der Geometrie bedarf) enthält mehr als bloße Form der Anschauung, nämlich  Zusammenfassung  des mannigfaltigen nach der Form der Sinnlichkeit Gegebenen in eine  anschauliche  Vorstellung, so daß die  Form der Anschauung  bloß Mannigfaltiges, die  formale Anschauung  aber Einheit der Vorstellung gibt. Diese Einheit hatte ich in der  Ästhetik  bloß zur Sinnlichkeit gezählt, um nur zu bemerken, daß sie vor allem Begriff vorhergeht, ob sie zwar eine Synthesis, die nicht den Sinnen angehört, durch welche aber alle Begriffe von Raum und Zeit zuerst möglich werden, voraussetzt. Denn da durch sie (indem der Verstand die Sinnlichkeit bestimmt) der Raum oder die Zeit als Anschauungen zuerst gegeben werden, so gehört die Einheit dieser Anschauung  a priori  zum Raum und der Zeit und nicht zum Begriff des Verstandes (§ 24).
    6) Auf solche Weise wird bewiesen, daß die Synthesis der Apprehension, welche empirisch ist, der Synthesis der Apperzeption, welche intellektuell und gänzlich  a priori  in der Kategorie enthalten ist, notwendig gemäß sein müsse. Es ist eine und dieselbe Spontaneität, welche dor unter dem Namen der Einbildungskraft, hier des Verstandes Verbindung in das Mannigfaltige der Anschauung hineinbringt.
    7) Damit man sich nicht voreiliger Weise an den besorglichen nachteiligen Folgen dieses Satzes stoße, will ich nur in Erinnerung bringen, daß die Kategorien im  Denken  durch die Bedingungen unserer sinnlichen Anschauung nicht eingeschränkt sind, sondern ein unbegrenztes Feld habe und nur das  Erkennen,  dessen, was wir uns denken, das Bestimmen des Objekts, Anschauung bedürfe, wo beim Mangel der letzteren der Gedanke vom Objekt übrigens noch immer seine wahren und nützlichen Folgen auf den  Vernunftgebrauch  des Subjekts haben kann, der sich aber, weil er nicht immer auf die Bestimmung des Objekts, mithin auf die Erkenntnis, sondern auch auf die des Subjekts und dessen Wollen gerichtet ist, hier noch nicht vortragen läßt.