001 "Ich habe den Gedanken einer naturwissenschaftlichen Universalmethode bekämpft und zu zeigen versucht, wie nichtssagend die Lehre ist, nach welcher die gemeinsamen Elemente der Dinge mit den wesentlichen Merkmalen der Begriffe identisch sind. Es war mir klar geworden, daß es stets eines bestimmten Z w e c k e s bedarf, mit Rücksicht auf den die wesentlichen von den unwesentlichen Merkmalen geschieden werden und daß es in der Methodenlehre darauf ankommt, die Verschiedenartigkeit dieser Zwecke kennenzulernen, um die Mannigfaltigkeit der wissenschaftlichen Methoden zu verstehen und ihr gerecht zu werden." - Heinrich Rickert, Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung, Freiburg/Br. 1902, Vorwort Seite III
002Universalität kommt nicht den Dingen
selbst zu. Die Dinge sind in ihrer Existenz sämtlich einzeln.
005 Die Frage ist, wie man aufgrund von Beobachtungen zu einer allgemeinen Aussage kommt, die ihrem Gehalt nach über das Beobachtete
hinausgehen muß, um Prognosen zu ermöglichen.
006 Alles Wirkliche bleibt ungesagt und ungefragt, wenn wir mit harmlosen Allgemeinvorstellungen an die Wirklichkeit herangehen.
016 "Der Objektgedanke ist nicht der
Gedanke von einem Ding, wenngleich jedes Ding durch ihn konstituiert wird.
Er ist der Gedanke von einer allgemeinsten Beziehung, der jede andere in
einem ganz bestimmten Umfang unterworfen ist. Es ist der Gedanke von einem
formalen Geltungsprinzip, das als höchste Bedingung jene Systeme
von Beziehungen beherrscht, die man Wissenschaft
und Wirklichkeit nennt. Denn beide wollen objektiv sein und beide sind es nur Kraft jenes formalen Geltungsprinzips." - Richard Hönigswald in Flach / Holzhey (Hrsg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 288
020 "Der Transzendenz der Darstellung, die schon bei singulären Aussagen - also auch sogenannten Basisaussagen - zu konstatieren ist, weil in ihnen Allgemeinbegriffe auftreten, entspricht eine ganz analoge Transzendenz der Wahrnehmung da auch in ihr schon ein gesetzmäßiges Verhalten der wahrgenommenen Gegenstände angenommen wird. Das bedeutet keineswegs, daß Aussagen durch Erlebnisse verifiziert werden können, sondern nur, daß schon die Wahrnehmung selbst mit Hypothesen arbeitet." - Hans Albert, Kritische Vernunft und menschliche Praxis, Stuttgart 1984, Seite 118
021 "Weitaus die meisten Dinge und Vorgänge interessieren uns nur
durch das, was sie mit einem anderen gemein haben, und daher achten wir
auch nur auf dies Gemeinsame, obwohl tatsächlich jeder Teil der Wirklichkeit
von jedem anderen individuell verschieden ist, und nichts in der Welt sich
genau wiederholt. Weil die Individualität der
meisten Objekte uns also gleichgültig ist, so kennen wir ihre Individualität auch nicht, sondern diese Objekte sind für uns nichts anderes, als Exemplare eines allgemeinen Gattungsbegriffs, die durch andere Exemplare desselben Begriffs ersetzt werden können, das heißt, wir sehen sie, obwohl sie niemals gleich sind, als gleich an, und bezeichnen sie daher auch nur mit allgemeinen Gattungsnamen. Diese jedem bekannte Beschränkung des Interesses,auf das Allgemeine im Sinne des einer Gruppe von Gegenständen Gemeinsame oder die generalisierende Auffassung, auf Grund deren wir mit Recht glauben, es gäbe wirklich so etwas wie Gleichheit und Wiederholung in der Welt, ist für uns zugleich von großem praktischen Wert. Sie gliedert die unübersehbare Mannigfaltigkeit und Buntheit der Wirklichkeit für uns in bestimmter Weise und macht es uns möglich, daß wir uns in ihr
zurechtfinden." - Heinrich Rickert in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 368
022 Es ist ein Irrtum zu glauben, die
Wirklichkeit wäre etwas, das allen kompetenten Beobachtern gleichermaßen
zugänglich sein muß.
023 "Schließlich liegt das Geheimnis des weltgeschichtlichen Erfolges
jener tautologischen Formeln und Zirkelschlüsse
gerade in ihrer Leerheit, denn diese erlaubte es, ihnen jeden beliebigen
weltanschaulichen Inhalt mit dem Anspruch auf Allgemeingültigkeit zu unterlegen.
Durch mehr als zwei Jahrtausende haben derartige Denkformen
den verschiedensten Werten und Idealen,
Zielen und Interessen gedient. Der griechische
Weise und der römische Jurist, der katholische Scholastiker und der aufgeklärte
Literat, der liberale Freihändler und der sozialistische Revolutionär haben jene altehrwürdige Begriffswelt benützen
können, um ihre Lehren als wahrhaft natürlich
oder wahrhaft vernünftig hinzustellen und
ihnen auf diese Weise den Anschein einer höheren Legitimation zu geben.
Dazu kommt, daß sich solche Leerformeln für alle Arten institutionellerMenschenführung besonders eignen. Sie erwecken - zumal bei den Geführten - den Eindruck unerschütterlicher Stetigkeit der
obersten Grundsätze, während sie die lenkenden Autoritäten
bei ihren konkreten Entscheidungen in keiner Weise behindern." - Ernst Topitsch, Soziologie des Existenzialismus in Merkur, 7. Jahrgang 1953, Heft 6, Seite 504f
024 Es ist ein verhängnisvoller Fehler, das Denken als Mittel anzusehen etwas zu wissen, was immer und überall in der Welt
zu jeder Zeit unbedingte Geltung haben muß.
Für Berkeley war die Mathematik in
diesem Sinne eine ähnliche Pest, wie der Materialismus.
026 "Haec est causa mortalibus omnium malorum, non posse communes
notiones aptare singularibus." (Dies ist für die Menschen die Ursache
aller Übel: daß sie die allgemeinen Begriffe nicht auf die einzelnen
Fälle anwenden können.) - Epiktet dissert. III 26
027 "Der Geist nämlich wird der Erfahrung
bald überdrüssig und sucht seiner Bequemlichkeit wegen das Gebiet des Generellen." - Francis Bacon, Neues Organ der Wissenschaften, Darmstadt 1981, Seite 29
028 "Das Geheimnis aller Wissenschaft
besteht in der Generalisierung." - Gunnar Myrdal, Das Wertproblem in der Sozialwissenschaft, Bonn-Bad Godesberg 1975, Seite 81
029 Den Gattungsnamen entspricht nichts Wirkliches in den Dingen.
030 Antike Philosophie und Wissenschaft
sind davon überzeugt, daß es letzten Endes Einsichten gibt, die allgemeingültig
sind und von jedem Menschen eingesehen werden können und sollen.
031 Um sich nicht in einer endlosen Menge von Einzelurteilen zu verlieren, bedienen wir uns der Abstraktion und denken alles
Einzelne ins Allgemeine um.
032 Beim Abstrahieren werden Faktoren
beliebig weggelassen, um die Denkrechnung nicht zu kompliziert zu machen.
033 In Bezug auf das Allgemeine ist das Besondere immer etwas Zufälliges.
035 Etwas Allgemeines ist nicht anschaulich und kann gar nicht anschaulich sein.
036 Der Fehler des Generalisierens besteht darin, daß angenommen wird, daß wenn zwei Dinge in vielen bekannten Eigenschaften
übereinstimmen, sie wohl auch noch in den unbekannten
Eigenschaften übereinstimmen werden.
040 Unzulässige Zusammenkoppelung von Allgemeingültigkeit und Wahrheit
041 Will man in der Wissenschaft ein Problem richtig lösen, dann muß man es nur allgemein genug stellen.
042 "Die Wesen allein und nichts als die Wesen zu erkennen und anzuerkennen,
das ist Religion: ihr Reich ein Reich der Wesen,
des Spuks und der Gespenster." - Ludwig Feuerbach, in Fritz Mauthner, Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande Bd. 4, Ffm 1989, Seite 203
043 "Die Rechtfertigung für unser Streben nach der größtmöglichen
Verallgemeinerung besteht darin, die 'Zeitverschwendung'
zu vermeiden, für bestimmte Spezialfälle etwas beweisen zu müssen, was sich
möglicherweise mit unbeschränkter Allgemeinheit beweisen laßt." - Bertrand Russell, Philosophie - Die Entwicklung meines Denkens, Ffm 1988, Seite 278
044 "Es gibt keine Wissenschaft vom Einmaligen und Besonderen, die es mit Rücksicht auf seine Einmaligkeit und Besonderheit darstellt. Es gilt vielmehr, alle Objekte allgemeinen Begriffen, womöglich Gesetzesbegriffen, unterzuordnen." - Heinrich Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, Stuttgart 1986, Seite 59
045 Zurechstutzen der subjektiv geprägten,
konkreten Erfahrung zugunsten eines allgemeinen,
wiederholbaren Effekts.
046 Es bringt offensichtlich nichts ein, für jeden Fall oder für jede Klasse von Fällen ein eigenes Prinzip zu benötigen.
047 Der Unterschied ist kein Unterschied der Sache selbst, sondern liegt nur im Worte.
053 Es gibt nichts Sichtbares und Fühlbares überhaupt, weil es kein Fühlen oder Sehen überhaupt gibt.
054 "Der Gebrauch der undifferenzierten Kollektivbegriffe, mit denen die Sprache des Alltags arbeitet, ist stets der
Deckmantel von Unklarheiten des Denkens oder Wollens, oft genug das Werkzeug bedenklicher Erschleichungen, immer aber ein Mittel,
die Entwicklung der richtigen Problemstellung
zu hemmen." - Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 212
055 "Eine Neigung der Köpfe zum Operieren mit solchen abstrakten
und zu weit gefassten Begriffen hat sich fast zu allen Zeiten gezeigt: sie
mag zuletzt auf einer gewissen Trägheit des Intellekts beruhen dem es zu
beschwerlich ist, das Denken stets durch die Anschauung
zu kontrollieren. Solche zu weiten Begriffe werden dann allmählich fast wie
algebraische Zeichen gebraucht und wie diese hin und her geworfen, wodurch
das Philosophieren zu einem bloßen Kombinieren, zu einer Art Rechnerei ausartet, welche (wie alles Rechnen) nur niedrige Fähigkeiten beschäftigt und erfordert. Ja zuletzt entsteht hieraus ein bloßer Wortkram." - Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung Bd. 1, Teil 2, Zürich 1977, Seite 402
056"Unterordnung des Besonderen unter das Allgemeine ist also in
allen Fällen das Wesen des Beweisens." - Wilhelm Windelband in Flach / Holzhey (Hrsg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 358
057 Spaltung zwischen besonderem und allgemeinem Interesse als Grundlage für eine dem Menschen gegenüber stehende Macht.
058 "Die Fiktion einer einheitlichen, von
allen Mitgliedern der Gesellschaft akzeptierten
und für alle akzeptablen Wertskala, von der her
ein prinzipiell realisierbares "Gemeinwohl" mit den Mitteln der Erkenntnis
bestimmbar und ein sich daran orientierender "Gemeinwille"
herstellbar wäre, kann nicht mehr aufrechterhalten werden." - Vgl. Hans Albert, Kritische Vernunft und menschliche Praxis, Stuttgart 1984, Seite 199
059 "Man kann die AllgemeinbegriffeGleichheitszentra nennen." - Hans Vaihinger, Die Philosophie des Als-Ob, Berlin 1919, Seite 407
061 Die Zahlen sind die einfachsten und allgemeinsten Begriffe, die wir haben, und der Unterschied der Zahlen, der zahlenmäßige Unterschied ist der klarste und bestimmteste, den wir kennen.
062 Vieles, was Freud für charakteristisch für die menschliche Natur ansah, galt lediglich für gewisse Angehörige der europäischen
Mittelklasse.
063Anarchismus ist die Bekämpfung der
Generalisierung in ihrem Charakter als System.
064 Die Zusammenfassung der allgemeinen Gleichheit ist der Ausgangspunkt der Macht.
066 Eine Institution ist eine bestimmte
Art der Gleichförmigkeit und Gleichförmigkeit
kann nur in einer Verallgemeinerung erfasst werden.
067 Der anarchistische Gelehrte verneint
die Überlegenheit der allgemeinen Theorie.
068 Allgemeinheit ist kein Verhältnis des Seins, sondern des Denkens.
069 "Die Menschen glauben nämlich, ihre Vernunft führe die Herrschaft über die Worte; allein nicht
selten beherrschen gegenteils die Worte den Sinn so, daß dadurch die Philosophie
und die Wissenschaften zu unnützer Sophisterei
herabgesunken sind. Denn die Worte werden meist im Sinne des
Haufens geprägt und begrenzen die Dinge der gemeinen Fassungskraft gemäß;
will nun ein geschärfter Verstand, eine tiefere Beobachtung in jene Grenzen
versetzen, um sie der Natur anpassender zu machen: so empören sich die Worte
dagegen." - Francis Bacon, Neues Organ der Wissenschaften, Darmstadt 1981, Seite 40
070 "Man muß sofort untersuchen, worin man gefehlt, wenn man den
Beifall des Haufens erlangt." - Phocion in Francis Bacon, Neues Organ der Wissenschaften, Darmstadt 1981, Seite 57
071 Es ist auf der Welt nichts allgemein außer den Namen, denn jedes benannte Ding ist individuell und
einzeln.
072Abstrakte Konstruktionen müssen als allgemein angewandte idealtypische Einkleidungen betrachtet werden, in denen man die behauptete höhere Faktizität von Normen vorträgt.
073 "Die Subsumtion des Tatbestandes unter die generelle Norm ist
somit ein Akt der Rechtserzeugung, ein wesentlicher Bestandteil des Prozesses,
in dem Recht gesetzt wird." - Hans Kelsen, Aufsätze zur Ideologiekritik, Neuwied 1964, Seite 91
074 "Daß diese Theorien (welche Denk-
mit Seinsformen identifizieren) sich meist genötigt sahen, in irgendeiner
Form ein "allgemeines" Bewußtsein anzunehmen,
dessen Gedanken und Denkformen eben die Formen und Gesetze der Wirklichkeit
sein sollen, wobei die menschlich-subjektiven Bewußtseine
meist als weniger vollkommene Individuationen des allgemeinen Bewußtseins
angenommen werden." - Bela Juhos in Topitsch, Ernst (Hg), Viktor Kraft - Probleme der Wissenschaftstheorie, Wien 1960, Seite 104
075 Allgemeine Sätze sind auf 'jeder' Abstraktionsstufe hypothetisch.
076 "Was ist der Staat? Die Metaphysiker
und Rechtsgelehrten antworten uns darauf, daß der Staat das allgemeine Interesse sei." - Michail Bakunin, Staatlichkeit und Anarchie, Ffm/Berlin/Wien 1972, Seite 113
078 Da alle Gesetze nur allgemeine Prinzipien darstellen, müssen sie ausgelegt werden.
079 "Wo Allgemeines als Gleichheit oder
Ähnlichkeit vorliegt ist Kontrolle
und Objektivität möglich, d.h. Unabhängigkeit
des Ausgesagten vom Aussagenden erreichbar. Die Wiederholung ist gewissermaßen
das Allgemeine an der Wirklichkeit. Einen wirklichen
Willen hat nur der einzelneKonsument, und dieser bringt ihn in einer konkreten Machtsituation durch seinen Kaufakt zum Ausdruck.
Der in der Souveränitätstheorie auftretende Wille
der Gesamtheit der Konsumenten ist dagegen eine ökonomische Konstruktion. ... Es kann ja keinem Zweifel unterliegen, daß die Souveränität des Konsumenten das ökonomische Pendant zur Souveränität des Staatsbürgers der demokratische Ideologie ist, die in der Staatswissenschaft die gleiche Rechtfertigungsfunktion erfüllt wie jene in der Wirtschaftswissenschaft. ... daß es daher weder angebracht ist, die freie Güterwahl des Konsumenten als seine Herrschaft über die Produktion, noch die freie Personenwahl des Staatsbürgers als seine Herrschaft über die Exekutive zu interpretieren." - Hans Albert, Ökonomische Ideologie und politische Theorie, Göttingen 1954, Seite 116
080 "Gesetzmäßigkeit ist nur eine besondere Form der Allgemeinheit: Allgemeinheit einer Beziehung,
gegenüber der Allgemeinheit eines Merkmals. Der Gedanke der Gesetzmäßigkeit wurzelt ganz in der Eigenart des Denkens, Allgemeinheit zu sehen und zu suchen. Der Gesichtspunkt des "alle" ist überhaupt nur dem Denken eigen; und in ihm hat der Gedanke des Gesetzes als eines gleichen Verhältnisses in allen Fällen allein seinen Grund. Gesetzmäßigkeit ist im Grund nichts anderes, als das Denken selber, als die spezifische Art und Weise, in der das Denken sich geltend macht. Gesetzmäßigkeit heißt, daß ein Verhältnis in einer bestimmten Art von Fällen identisch ist. Die Statuierung eines solchen "multiponiblen" Verhältnisses enthält aber genau dasselbe wie das Phänomen eines allgemeinen Begriffs überhaupt." - Viktor Kraft, Weltbegriff und Erkenntnisbegriff, Leipzig 1912, Seite 103
081 "Es gibt nur einzelne Sterne, keinen Stern ansich, es gibt nur einzelne Hunde, keinen Hund überhaupt. Es gibt nur einzelne Menschen, keinen Menschen überhaupt. Also Stern, Hund und Mensch sind Vorstellungen, denen keine Wirklichkeit entspricht." - Hans Vaihinger frei nach Antisthenes, Die Philosophie des Als-Ob, Berlin 1919, Seite 401
082 Allgemeinerkenntnis ist verworrene, undeutliche Erkenntnis.
083Abstrakta sind ein süßes Gift, das Geisteszerrüttung nach sich zieht.
084 Für die traditionelle Theorie war
die Geltung der Allgemeinbegriffe durch die Hypothese der Gleichheit von Begriff und realer Wesenheit vermittels der Verdinglichung
des Begriffs und der Rationalisierung des Dinglichen gestützt.
085 "Die Verallgemeinerung ist kein Schluß: sie ist der Übergang vom Wissen zum Tun." - Heinrich Gomperz in Albert/Topitsch, Werturteilsstreit, Darmstadt 1979, Seite 411
087 Das Sein als Dauerhaftigkeit wird
durch das Allgemeine repräsentiert.
088 "Die ausschließliche Singularität
alles Seienden, die Leugnung jeglicher extramentalenRealität des Allgemeinen, hatte die Begriffe
und ihre Objekte auseinander gerissen." - Erich Hochstetter, Studien zur Metaphysik und Erkenntnislehre Wilhelms von Ockham, Berlin 1927, Seite 117
093 "Nun beruhet jedes Kollektivum auf dem Gedanken, der das Mannigfaltige zusammenfasst; denn ausserhalb der Gedanken ist jedes einzelneisoliert, ein Ding für sich; nur die Beziehung macht es zum Teil des Ganzen, zum Gliede des Zusammen. Beziehung aber ist Operation des Denkens." - Moses Mendelssohn, An die Freunde Lessings, Berlin 1786, Seite 53
094 "Die natürliche Einstellung ist die Einstellung des normalen Jedermanns-Bewußtseins, eben weil sie sich auf eine Welt bezieht, die
für jedermann eine gemeinsame ist." - Berger/Luckmann, Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, Ffm 1980, Seite 26
095 "Das logische Gesetz des Nichtwiderspruchs, welches Kant unter dem Namen Allgemeinheit und Notwendigkeit zum Kriterium
der praktischen Vernunft
macht, eint Rechtsphilosophie und Ethik
um den Preis, daß beide gleichgültig gegen jeden Inhalt sind, also - was
dasselbe ist - jeden Inhalt vertragen." - Ernst Bloch, Naturrecht und menschliche Würde, Ffm 1985, Seite 85 096 Das Objektive entbindet uns nicht von unserer Verantwortung.
097 Zwischen dem Allgemeinen und Besonderen besteht eine dialektische Beziehung.
098 Streifen wir alle ungerechtfertigten und überflüßigen Denkzutaten ab, erkennen wir das, was es in der Welt gibt als Zusammenhang von Farben, Tönen, Gerüchen, Geschmäcken usw. Es hat keinen Sinn zu fragen, wie etwas ansich beschaffen ist, abgesehen vom Zusammenhang mit allem anderen.
099 "Denn in der herkömmlichen Theorie
der Begriffsbildung wird das
Allgemeine, das den Inhalt des Begriffs ausmacht, immer erst nachträglich aus dem Besonderen,
das als solches vor aller begrifflichen Bestimmung als gegeben gilt, entwickelt und genommen. Es bildet demnach ein sekundäres Produkt, das gleichsam in
einer ganz anderen Ebene liegt als die primären anschaulichen Elemente, an welche die Begriffsbildung anknüpft. In der Beziehung dieser beiden Ebenen zueinander ergeben sich alsdann all jene Schwierigkeiten, die in dem mittelalterlichen Kampf um die Realität der Universalien ihren bekanntesten und prägnantesten Ausdruck gefunden haben, die aber, in anderer Fassung und Formulierung noch bis tief in die Philosophie hinein weiterwirken. Sind indessen die echten, wissenschaftlich fruchtbaren Begriffe als Ausdruck von Relationen erkannt, so schwindet die eigentliche Schwierigkeit: denn die Relation ist nichts Vermitteltes und Nachträgliches, was zu dem anschaulichen Bestand hinzutritt, sondern sie bildet eine konstitutive Bedingung dieses Bestandes selbst." - Ernst Cassirer in Flach / Holzhey (Hrsg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 284
100 Das Induktionsproblem besteht in der Frage nach der logischen
Rechtfertigung allgemeiner Sätze über die Wirklichkeit.
101 Was existiert ist immer das Einzelne, das Allgemeine existiert nicht.
106 "In der Tat, der Philosoph ist ein Mensch, der die versteckten
Risse im Aufbau unserer Begriffe spürt, dort,
wo andere nur den ausgetretenen Pfad der Alltäglichkeit
vor sich sehen." - Friedrich Waismann in Karl Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt, München 1989, Seite 202
107 "Massenhalluzinationen können keine
Bestätigung liefern." - Paul Feyerabend, Probleme des Empirismus, Braunschweig 1981, Seite 202
108 "In einem Prozess der Verdinglichung wird das, was die Dinge
in einer konkreten Lage für uns sind, und was die Menschen in einer bestimmten
Situation für uns bedeuten, zu einem Ansich hypostasiert, welches sodann
den scheinbar neutralisierten Gegenständen als sozusagen anhängende Qualität
eines Wertes zugeschrieben werden kann. Die Wertfreiheit des erfahrungswissenschaftlichen Objektivierten ist ebenso ein Produkt dieser Verdinglichung, wie die vom Lebenszusammenhang abstrahierten Werte selber." - Jürgen Habermas in Adorno, Dahrendorf, Pilot u.a., Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, Ffm 1989, Seite 185
110 "Die Natur ist so beschaffen, daß kein
Gesetz jemals allgemeingültig sein kann." - Paul Feyerabend, Probleme des Empirismus, Braunschweig 1981, Seite 246
115 "Da alles wissenschaftliche Forschen und Beweisen in der Form des Begriffs vonstatten geht, so bleibt für
die Logik immer die Untersuchung über Wesen, Begründung
und Anwendung des Allgemeinen das nächste und bedeutendste Interesse. - Wilhelm Windelband in Hans-Ludwig Ollig (Hrsg), Neukantianismus, Stuttgart 1982, Seite 169
116 Die unwirkliche, substantivische Welt ist die Welt der Mystik.
126 "Gemeinwohl ist kein denkbarer Zweck." - Niklas Luhmann, Zweckbegriff und Systemrationalität, Ffm 1973, Seite 180
127 Die Erkenntnis des Speziellen kommt
vor dem Allgemeinen. Allgemeine Sätze kommen nicht mit Beginn des Verstandesgebrauchs
zu Bewußtsein.
128 "Zwischen Theorie und Praxis ist ansich innigste Verbindung und Verwandtschaft; jene verhält sich zu dieser wie das Allgemeine zum Besonderen, wie die Regel zu ihrer Anwendung, wie das Mittel zu seinem Zweck."- Paul Johann Anselm von Feuerbach, Blick auf die deutsche Rechtswissenschaft, München 1810, Seite 3
129 "Der Konsensus des Kundigen als Kriterium der Wahrheit wird dann im operationalen Behaviorismus auf den Konsensus aller ausgedehnt. Damit kommt zum Tierexperiment die Befragungsmethode, zur objektiven die subjektive Erfahrung von Jedermann. Man kann ihn über schlechtweg alles fragen: über Politik und Gesellschaft, Religion und Moral; kann ihn fragen, was Wissenschaft sei und was man unter Aggression verstehe, aus welchen Gründen man sich scheiden lassen dürfe, ob man nicht schon Sechzehnjährige zu allen Filmen zulassen solle usw. Herr und Frau Jedermann wissen alles. Man muß sie nur nach den Spielregeln der Statistik befragen. Und muß viele von ihnen fragen, mindestens so viele, daß man Signifikanzen errechnen kann. Da Jedermann seine Meinung nicht immer in wünschenswerter Klarheit kundtun kann, formuliert man die Fragen so, daß er nur mit ja oder nein oder unentschieden zu antworten braucht. Oder man legt ihm Sentenzen, deren Behauptung er anerkennen oder ablehnen kann, oder ein Polaritätsprofil vor auf dem er nur anzugeben braucht, ob der erfragte Gegenstand mehr den einen oder dem anderen Pol zuzuordnen sei. - - - Die Befragungsmethode zusammen mit der Statistik hat heutzutage in der Psychologie ihren festen Platz. Mit ihr setzt sich in der Wissenschaft das demokratische Prinzip oder das Gesetz der großen Zahl durch. Die Frage ist, ob man die so ermittelten Ergebnisse als reine Istwerte über Urteilsverteilungen und Textbestände anzusehen habe oder ob sie auch Sollenswert e sind, das heißt, ob die statistisch häufigste Meinung auch die gültige sein kann." - Ludwig J. Pongratz, Problemgeschichte der Psychologie, Bern/München 1984, Seite 320f
132 "Im Gebiete des Geistes ist ein allgemeiner Beifall sehr verdächtig. Denn nur das kann allgemein gefallen, was die
Einbildungskraft anspricht und den Verstand und in Netze herkömmlicher Begriffe verwickelt." - Francis Bacon, Neues Organ der Wissenschaften, Darmstadt 1981, Seite 57
133 "Die Einheit des Geistes
mit seiner Realität muß sich zerreißen. Das
ideelle Prinzip muß sich in der Form der Allgemeinheit
konstituieren, das Reelle sich als Einzelheit festsetzen und die Natur
als entweihter Leichnam liegen bleiben." - Georg Lukàcs, Der junge Hegel Bd. 2, Ffm 1973, Seite 739
138 Die kategorische und unbedingte Geltung
der Sollensforderung ist nichts anderes, als ihre
Verallgemeinerbarkeit.
139 Der typisch-deutsche Student ist 21,3 Jahre alt.
140 Extreme oder reine "Typen", die in der konkreten Realität
nur selten, wenn überhaupt, anzutreffen sind; sie vermögen jedoch als begriffliche
Bezugspunkte oder "Pole" zu dienen, zwischen
denen alle in der Wirklichkeit vorkommende Phänomene in einer Reihe eingeordnet
werden können.
141 Ein Idealtypus soll ein interpretatives
und erklärendes Schema sein, das eine Reihe allgemeiner Erfahrungsregeln
umfasst, die subjektiv-bedeutsame Verbindungen
zwischen verschiedenen Aspekten einer Klasse von Phänomenen herzustellen.
Idealbegriffe sind keine Begriffe im eigentlichen Sinn, sondern vielmehr
Theorien.
143 Von den faktischen Einzelfällen auf
Allgemeine, Gesetzmäßige schließend, erzeugt diese
Methode ein Wissen,
dessen Anwendung die Möglichkeit eröffnet, mit gezielten Eingriffen Vorgänge
in der Natur und auch in der Gesellschaft
zu beeinflußen und zu beherrschen.
144 Kein Begriff kann so allgemein sein,
daß er sich nicht auf einen allgemeineren bringen ließe.
148 "Die primäre Sozialisation endet damit,
daß sich die Vorstellung des generalisierten Anderen im Bewußtsein der Person
angesiedelt hat." - Berger/Luckmann, Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, Ffm 1980, Seite 148
149 "Was heute (1937) am gesellschaftlichen Horizont Europas und
der Welt heraufzieht, ist die Diktatur des Ungeistes, der da glaubt, die
ganze Gesellschaft auf das
tote Räderwerk einer Maschine einstellen zu können, deren Gleichgang
alles Organische erstickt und die Seelenlosigkeit
der Mechanik zum Prinzip erhebt." - Rudolf Rocker, Nationalismus und Kultur Bd. 2, Bremen ohne Jahr, Seite 721
151 Die alte Erkenntnistheorie, die von
Aristoteles bis zur Scholastik
unumschränkt herrschte, beruthe auf dem Satze, daß ein Allgemeines das Bestimmende
und gestaltgebende Innere der Dinge sei.
156 "Massenmedien sind bestimmt von der Notwendigkeit alle anzusprechen
und wenden sich deshalb an den "Durchschnittsempfänger". Das Gebotene wird
in der Regel auf einem allgemeinverständlichen Niveau
vorgelegt, das unvermeidlich von Vereinfachungen, unpräzisen Sätzen, banalen
Beigaben und anderem bestimmt ist, woraus unterdurchschnittlich gebildete
Empfänger, die das Gros des Massenpublikums
ausmachen, hauptsächlich Schlagworte und schlichte Redewendungen behalten,
ohne das Ganze im Zusammenhang zu überdenken." - Georgi Schischkoff, Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 1978, Seite 424
157 "Der Mensch, welcher nicht zur Masse
gehören will, braucht nur aufzuhören, gegen sich bequem zu sein; er folge
seinem Gewissen, welches ihm zuruft: "Sei du
selbst! Das bist du alles nicht, was du jetzt tust, meinst, begehrst.
Jetzt bist du nur ein öffentlich meinender Scheinmensch." - Friedrich Nietzsche, Schopenhauer als Erzieher, 1874
161 Für den Common Sense ist der naive
Realismus eine Selbstverständlichkeit.
162 Der Drang nach Macht äußert sich als
Erweiterung der Kenntnisse ins Allgemeine.
163Macht und Reichtum sind etwas Abstraktes, Allgemeinbegriffe.
164 Wellen- und Teilchenbegriffe sind die einzigen, die zur Beschreibung
der Beschaffenheit von Licht und Materie zur
Verfügung stehen. Diese Begriffe sind nicht mehr allgemein, also unabhängig
von der jeweiligen Untersuchungsmethode, anwendbar.
Wir müssen die Beschreibung von Licht und Materie ersetzen durch eine
Beschreibung dessen, wie Licht und Materie unter bestimmten experimentellen
Bedingungen erscheinen. Zwischen Teilchen und Welle besteht keine auch nur
irgendwie geartete Beziehung, sie haben nichts
gemeinsam für die menschliche Logik und stellen
einen unvorhersagbaren und unteilbaren Sprung
dar. In der Quantentheorie gibt es keine rationale Verallgemeinerung des
Phänomens.
166 In jeder Wissenschaft ist die Forderung nach Allgemeingültigkeit enthalten.
167 Aller Wert ist auf eine durchschnittliche
Lebensdauer berechnet. Wie bei aller Wertbestimmung,
bestimmt der Durchschnitt.
168 "Das Einzelne wird den Zwecken des
Auffassens der Wirklichkeit unterworfen; die Veränderlichkeit des intuitiv
Gegebenen wird in einer Beziehung von Begriffen zu allgemeingültiger Repräsentation
erhoben; das Konkrete wird durch Abstraktion
und analytisches Verfahren in gleichartige Reihen gebracht, welche Aussagen von Regelmäßigkeiten gestatten." - Wilhelm Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Ffm 1981, Seite 152
169 "Und je ungenauer die Wörter sind,
desto größer ist die Delegierung, einfach deshalb, weil sie dann auf mehr
Einzelfälle angewendet werden können, dies ist
das einzig wichtige Charakteristikum der Wörter in einem Gesetzesentwurf und einer Rechtsinterpretation." - Marshall McLuhan, Die Gutenberg-Galaxis - Das Ende des Buchzeitalters, Düsseldorf/Wien 1968, Seite 226
171 Je weiter die Allgemeinheit vorwärts schreitet, desto stärker
ist das Moment des Hypothetischen in ihr.
172 Die Zeit ist die allgemeinste Form
aller Objekte.
173 Der "Leib" ist nichts anderes, als eine abstrakte Generalisierung einer sich von Augenblick zu Augenblick verändernden Zusammensetzung chemischer Bestandteile.
174 "Die letzten Elemente der wissenschaftlichen Begriffe sind nämlich
unter allen Umständen allgemein, und einen Begriff kann man deswegen nur
aus allgemeinen Elementen bilden, weil die Worte, deren sich die Wissenschaft
bedient, um allen verständlich zu sein, allgemeine Bedeutung
haben müssen." - Heinrich Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, Stuttgart 1986, Seite 59
176 "Jede Vorstellung ist eine Verallgemeinerung
und diese gehört dem Denken an. Etwas allgemein
machen heißt, es denken." - G. W. F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, Ffm 1986, Seite 47
177 "Unabhängigkeit scheint lautlos verloren
zu gehen in der Überflutung allen Daseins durch das Typische, die Gewohnheiten,
die unbefragten Selbstverständlichkeiten." - Karl Jaspers, Was ist Philosophie, München 1980, Seite 97
179 "Die allgemeine Denkungsweise ist Erkennen,
ist Erkennen von Etwas und bringt ein Wissen,
das ich dann habe und besitze. Es liegt gleichsam auf dem Tisch. Ich greife
zu, indem ich die Verstandesoperation mache, die zum Verständnis gehören,
und dann ist es mein Eigentum wie jedes anderen,
der es ebenso verstehen kann." - Karl Jaspers, Was ist Philosophie, München 1980, Seite 155
180 Allgemeingültige Ergebnisse sind etwas, das man wissen und damit
besitzen kann.
181 "Ein Wille, der nur das abstrakt
Allgemeine will, will nichts und ist deswegen kein Wille." - G. W. F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, Ffm 1986, Seite 54
182 "Das Allgemeine ist als Abstraktes nicht zu vollbringen." - G. W. F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, Ffm 1986, Seite 54
186 "Wirklichkeit ist immer Einheit
der Allgemeinheit und Besonderheit." - G. W. F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, Ffm 1986, Seite 428
187 "Die Logik des täglichen
Lebens ist deshalb erfolgreich, weil sie Kamele verschluckt und durchaus
keine Mücken." - F. A. Lange, Geschichte des Materialismus Bd. 2, Ffm 1974, Seite 493
189 Die Stabilität statistischer Häufigkeiten scheint fast sicher.
190 Allgemeine Sätze sind raum-zeitlich
nicht beschränkt.
191 Der individuelle Mensch ist das Maß
aller Dinge, eine allgemeingültige Wahrheit
ist deshalb nicht möglich.
192 "Wissenschaftliche Theorien sind allgemeine
Sätze." - Karl Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 31
193 "Die logische Nichtfalsifizierbarkeit
der Wahrscheinlichkeitsaussagen steht außer Zweifel." - Karl Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 146
194 Der Weg der Wissenschaft führt von
der weniger allgemeinen Theorie zur allgemeineren
Theorie.
195 Eine verallgemeinernde Beweisführung ist unzulässig.
197 Das Ding ansich ist unerkennbar, wir können immer nur die Erscheinung
erkennen.
198 "Man kann hinzufügen, daß sich für jede endliche Gruppe oder
Menge von Dingen, mag sie noch so regellos zusammengestellt sein, bei einiger
Geschicklichkeit Standpunkte finden lassen, von denen aus alle zu der Menge
gehörenden Dinge ähnlich (oder teilweise gleich)
sind. Das bedeutet, daß jedes beliebige Ding oder Ereignis als Wiederholung
jedes beliebigen anderen angesehen werden, wenn man nur den geeigneten Standpunkt
einnimmt." - Karl Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 376
199 Der allgemeine Wille soll die Vielen in eine Einheit zusammenbinden.
200 Einer Verallgemeinerung können wir lediglich Wahrscheinlichkeit
beimessen.
204 "Das Nomen ist dem Verbum gegenüber
das Allgemeine." - Aristoteles, Kategorien - Lehre vom Satz, Hamburg 1974, Seite 121
205 "Die Generalisation ist gleichfalls eine Form der Übertragung,
sei es nun auf der verhältnismäßig elementaren Stufe der bedingten Reflexe
oder auf der komplexen Stufe abstrakter wissenschaftlicher
Verallgemeinerung, wo eine einzelne Aussage eine Myriade
von Einzelheiten zusammenfasst." - John A. McGeoch, Die Psychologie des
individuellen Lernens, NY 1942
206 Das Schema der Abstraktion ist ein
Produkt der menschlichen Einbildungskraft.
213 "Also muß der Arbeitsprozess so organisisert
werden, daß alle qualitative Besonderheiten
des Stoffes für den Arbeiter irrelevant sind. Für die Organisierung
der Arbeit dürfen nur die allgemeinen Eigenschaften aller Stoffe - Größe,
Figur, Gewicht, Härte und dgl. - in Frage kommen. Alles andere bleibt außer
Betracht." - Franz Borkenau, Der Übergang vom feudalen zum bürgerlichen Weltbild, Darmstadt 1971, Seite 8
218 Das logische Ideal wäre ein System
absolut allgemeingültiger Formeln.
219 Die über den einzelnen Gesetzen stehende,
höhere Systematisierungsform ist die Theorie.
220Mystik ist das Bewußtsein
der Identität des eigenen Wesens mit dem aller
Dinge oder dem Kern der Welt.
221 Die Gefahr der Verselbständigung des Allgemeinen als das Wahre
und Eigentliche besteht nicht mehr, da es kaum mehr etwas Partikulares und
Individuelles gibt.
222 Norma (lat. Maß, Winkel) als Normalbezeichnung eines allgemeinen Typus.
223 Es liegt im Wesen des Naturgesetzes,
allgemeingültig zu sein, denn erst, wenn wir eine Regel gefunden haben,
die das Geschehen ganz ausnahmslos beschreibt, nennen wir die Regel ein
Naturgesetz.
224 Generalisieren ist wesentlich, um mit der Weltfertig zu werden.
225 "In der Mikrowelt handelt es sich immer um System-Aussagen,
nicht aber um Aussagen über das, Verhältnis räumlich-zeitlichindividualisierter Faktoren." - Vgl. Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftstheorie, Bonn 1965, Seite 45f
226 Das Allgemeine ist Prinzip und Wesen der Wahrnehmung.
227Naturwissenschaftliche Sätze beziehen
sich auf "feste Körper überhaupt" oder auf die "Bakterienzelle überhaupt".
228 Fragen sind allgemein, Probleme speziell.
Fragen ergeben sich, Probleme werden gemacht. Fragen sind exoterisch, Probleme
esoterisch.
243 "Urteilskraft überhaupt ist das Vermögen,
das Besondere als enthalten unter Allgemeinem zu denken." - Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, Stuttgart 1986, Seite 33
244 Die formale Logik ist nur dann wertvoll,
wenn es allen Menschen gemeinsame, abstrakte Begriffe
gibt.
245 "...nicht Individuen, sondern mehr oder weniger idealische
Masken; keine Wirklichkeit, sondern eine allegorische
Allgemeinheit." - Friedrich Nietzsche, Menschliches Allzumenschliches - Ein Buch für freie Geister, Frankfurt 1982, Seite 159
246 Das Recht entspringt der Tatsache, daß
es ein abstrakte Verallgemeinerung besonderer Interessen
gibt.
247 Verallgemeinerungsfähige Interessen und solche, die es nicht sind.
248 Der Grundsatz der Verallgemeinerung ist das Moralprinzip.
249 "Das Allgemeine begründet die Möglichkeit der Kommunikation." - Nikolai Berdiaev, Das Ich und die Welt der Objekte, Darmstadt 1933, Seite 222
250Wissen, d.h. die Produktion eines Zustandes
der Unveränderlichkeit und Allgemeinheit einer Theorie.
251 Allgemeinbegriffe sind Kunstgriffe, die uns umständliches Denken ersparen sollen.
254 "Die Abstraktion als ausschließendes
Interesse bewirkt eo ipso Verallgemeinerung." - Edmund Husserl, Logische Untersuchungen Bd. 2, Teil 1, Tübingen 1980, Seite 159
257 Alle Sprache spricht nur Allgemeines
aus, von den Individualnamen einmal abgesehen.
258 "Zu sagen, daß das Wesen oder daß die Idee das Reale sei, hat
seine Veranlassung darin, daß dem ungebildeten Denken
die abstraktesten Kategorien, wie Sein, Dasein, Realität die geläufigsten
sind." - G. W. F. Hegel, Wissenschaft der Logik Bd. 1, Ffm 1986, Seite 165
259 Das "Wasser" oder die "Materie" oder
die "Atome" sind Gedanken, allgemein und ideell, nichts, was wir unmittelbar
vorfinden.
260 "Im Objekt kann man nicht das einmalig
Individuelle, sondern nur das Allgemeine fassen,
und darum bleibt immer eine Entfremdung bestehen. Objektiviertes Sein ist
nicht mehr das Sein, es ist vom Subjekt für Erkenntniszwecke
präpariert. Die Entfremdung vom Subjekt ist das, was am besten seiner Erkenntnisstruktur
entspricht. Erkenntnis ist Entfremdung." - Nikolai Berdiaev, Das Ich und die Welt der Objekte, Darmstadt 1933, Seite 64
261 Als Objektivierung hat Erkenntnis
immer mit einem Allgemeinen zu tun.
262 Eine Organisation, die soviele Menschen
wie möglich zu gewinnen bestrebt ist, muß sich auf einen allgemeinen Bereich
beschränken.
263 Allgemeiner Konsens bedeutet ja gerade
das Fehlen von Konflikten.
278 Allgemeingültige Sätze reichen über die individuell vorhandene
Erfahrung hinaus.
279 "Wahre Gemeinschaft ist wesentlich
Gemeinschaft verantwortlicher Personen - bloße Masse aber nur Summe entpersönlichter Wesen." - Viktor Frankl, Ärztliche Seelsorge [Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse], München 1980, Seite 90
280 Nicht alle menschlichen Bedürfnisse
sind allgemein und permanent.
281 Aussagen über Gleichförmigkeit setzen Urteile
über Identitäten voraus.
282 Die konkrete Situation ist keine
Spezialisierung einer allgemeinen Regel oder eines allgemeinen Begriffs.
289 "Bei Objektivierung und Sozialisierung
beginnt die Zahl zu herrschen." - Nikolai Berdiaev, Das Ich und die Welt der Objekte, Darmstadt 1933, Seite 222
311 Die Gefahr der wissenschaftlichen
Vorgehensweise liegt nicht so sehr darin, daß
sich Forscher spezialisieren, sondern daß Wissenschaftler generalisieren.
312 "jene mystische Allgemeinheit" - Heinrich Heine, ohne weitere Quelle
315TYPOS (griech.= Schlag, Stoß, Prägestempel, Prägung, Muster, Gestalt) bezeichnet alle Momente des Gestaltungsprozesses.
316 Allgemeinheit ist die Vertretung von Erscheinungen derselben
Art.
317 "Erst wenn der wirklich individuelle
Mensch den abstrakten Bürger in sich zurücknimmt und als individueller Mensch
in seinem empirischen Leben, in seiner individuellen Arbeit,
in seinen individuellen Verhältnissen Gattungswesen geworden ist, ... erst
dann ist die menschliche Emanzipation vollbracht." - Karl Marx in Gustav Radbruch, Rechtsphilosophie, Stuttgart 1973, Seite 225
318 "Die zerstückelnde Betrachtung der Naturkörper macht den Geist
kleinlich und beschränkt; die allgemeine und combinierende
Übersicht dagegen zerstreut und betäubt ihn leicht." - Francis Bacon, Neues Organ der Wissenschaften, Darmstadt 1981, Seite 39
319 Das Allgemeine maßt sich dem Besonderen gegenüber das Recht
der Gesetzgebung an.
320 Die Wahrnehmung ist vor der sinnlichen
Wahrnehmung ausgezeichnet, daß Allgemeinheit ihr Prinzip ist.
321 Das Allgemeine hat gegenüber dem Besonderen Vorrang.
322 Die Sprache ist die erste wirkliche
Allgemeinheit.
323 Die Aufgabe der Abstraktion ist das
Aufheben und die Reduktion des sinnlichen Stoffes
als bloßer Erscheinung auf das Wesentliche, welches sich nur im Begriff
manifestiert.
328 Der Einzelne besitzt das Recht in der
Form der Allgemeinheit, als allgemeine Person.
329 Die Herrschaft des Gesetzes erstreckt
sich auf die allgemeine Person und nicht auf das konkrete Individuum.
330 "Erst der Anspruch auf allgemeine Geltung verleiht einem Interesse,
einem Willen oder einer Norm
die Würde moralischer Autorität." - Lawrence Kohlberg in Jürgen Habermas, Moralbewußtsein und kommunikatives Handeln, Ffm 1991, Seite 59
331 Die logische Form der Allgemeinheit
ist der Begriff.
332 Abstrakte Gedanken sind solche, die
immer mehr die Form der Allgemeinheit annehmen.
333 Die Menschheit, nicht der Staat
ist das wirklich Allgemeine.
334 Das Generelle ist auf das analytisch bestimmbare begrenzt, das Lebensgeschichtliche ist mehr.
335Kategorien sind bequem, alles, was
man beobachtet läßt sich subsumieren.
337 "J.M. Keynes wandte gegen die Häufigkeitstheorie
ein, daß sie den Begriff "Belang" nicht definieren könne." - Vgl. Karl Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 116
338 Lehrbares Wissen erhält man durch Wissen vom Allgemeinen, durch
Wissen des Warum, des Notwendigen, des Ewigen.
339 Die Hauptmethode für die Untersuchungen
in der politischen Ökonomie ist die Methode der
logischen Abstraktion.
340 Ein moralisches Urteil
betrifft niemals nur den Einzelfall, sondern
ist immer auf eine Klasse von Fällen anwendbar.
355 Die Gesellschaft als Allgemeinheit
der Anderen.
356 Im Leben verkehren wir mit Individuen,
in der Wissenschaft mit Gattungen.
357Unbeschränkt ist die Gattung, beschränkt
nur das Individuum.
358 Wir ziehen logisch Schlüsse mit Hilfe
allgemeiner Prinzipien.
359 Nur was mathematisch erzeugt ist, ist erkennbar,
nur was man mechanisch begreifen kann, wird verstanden. Zum inhaltlichen
Substrat der Dinge, die aus derartigen Abstraktionengefolgert werden haben wir gar keinen Bezug mehr,
wir beziehen uns lediglich auf formale Gesetze. Politische
Parteien befassen sich mit dem Allgemeinen und nicht mit den Einzelfällen,
mit Ideen, nicht mit den Menschen.
361 Wer der allgemeinen Begriffe bedarf fühlt sich genötigt, eine
große Zahl übereinstimmender Dinge in die gleiche
Form zu fassen, um sie bequemer zu greifen.
362 Es ist ein Irrtum zu glauben man könnte sich mit Hilfe der allgemeinen
Begriffe der zeitraubenden Mühe entheben, sich mit den Einzelfällen
zu befassen.
363 Wenn Sein mit Erkennbarkeit identifiziert
wird, ist die Kategorie eines "Dings ansich" sinnlos.
364 Jeder Mensch hat den allgemeinen Wunsch,
glücklich zu werden.
365 Ursprüngliche Einheit von Allgemeinem
und Besonderem unter der Herrschaft des Lustprinzips.
375 Alles wird mit allem gleichgesetzt. Die Herrschaft der großen
Zahl feiert auf dem Markt Triumphe. Den Dingen
wird ein Preis zugeordnet, um sie austauschbar zu machen.
376 vom Casus zum Typus: vom Individuellen zum Allgemeinen.
379 Die Vereinheitlichung als Methode
der Wissenschaften hat zur Folge, daß sie mit
ihren Kategorien die physische und psychische
Einzigartigkeit von Ding und Mensch
zum Verschwinden bringt, also alles seiner Individualität beraubt und zur
bloßen Illustration allgemeiner Kategorien und Prinzipien erniedrigt.
383 "Die Institution macht aus individuellen
Akteuren und individuellen Akten Typen." - Berger/Luckmann, Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, Ffm 1980, Seite 58
384 Die Zahl ist die einfachste und allgemeinste Idee.
385 Die sinnliche Lust steht deshalb obenan, weil sie eine allgemeine ist.
386 Wenn wir Begriffe bilden, dann lassen
wir von den verschiedenen Eigenschaften der Dinge einige fallen, wodurch
unsere Vorstellungen zwar an Anschaulichkeit einbüßen, wir aber an Übersichtlichkeit
und an Leichtigkeit der Handhabung gewinnen.
387 "Der Verstand ist die Form der Formen." - Aristoteles, ohne weitere Quelle
389 Der Ansicht des Nominalismus
gemäß liegt dem Allgemeinbegriff keine Realität
zugrunde. Der Scholastiker nimmt eine Realität der Allgemeinbegriffe an.
390 Allgemeinbegriffe führen ins Blaue, wo sie nicht mehr meßbar
sind.
392 Die bloße Denkökonomie fordert die Schaffung eines praktischen Generalnenners
für unsere Probleme in Gestalt von Allgemeingültigkeit.
393Sicherheit heißt das Motto, nachdem
das Einzelne unter das Allgemeine gebracht wird.
394 Die Vereinbarung von Signalen enthält immer eine Allgemeinheit,
sonst ist die Vereinbarung unnötig.
395 Es liegt im Wesen des Naturgesetzes,
allgemeingültig zu sein, denn erst, wenn wir eine allgemeine Regel gefunden
haben, die ein Geschehen ganz ausnahmslos beschreibt, nennen wir die Regel
ein Naturgesetz.
396 Wer an Gesetzen interessiert ist, der muß sich den generalisierenden Wissenschaften
zuwenden.
397Die Menge urteilt nach dem Äußeren,
weil sie allein dafür Sinn hat.
399 Die sinnliche Empfindung bezieht sich auf das Einzelding,
der Intellekt abstrahiert aus dem Vorstellungsding die allgemeinen Begriffe.
400 Die Reduktion des Einzelnen auf eine rational erfassbare Allgemeinheit
entbehrt jeder Grundlage. Das Individuum kann nichts anderem untergeordnet
werden und erscheint deshalb in seiner unersetzlichen Einmaligkeit.
401 "Einmal ist keinmal - zweimal ist immer." - Soziologenweisheit
411 Allgemeine Ideen ermöglichen gleichsam
die gruppenweise Betrachtung der Dinge.
412 "In der Ausnahme durchbricht die Kraft des wirklichen Lebens
die Kruste einer in Wiederholung erstarrten Mechanik." - Thomas Hobbes, ohne weitere Quelle
413 "..du sollst der Menge nicht folgen
zum Bösen!" - 2. Buch Mose 23,2
418 In der Alltagssprache sind weit mehr theoretische Elemente enthalten, als gewöhnlich angenommen wird; diese abstrakten Elemente gehen weit über das hinaus, was direkt beobachtet wird.
419 Wir verallgemeinern die ständige Wiederkehr eines Ereignisses derselben Art.
420 "Die Sinne sind flüchtig, wie das Wasser
im Bach, die Ideen hingegen beharrend." - Platon, ohne weitere Quelle
421 "Ihr Amt ist's zu entnebeln." - J. G. Herder, Sprachphilosophie, Hamburg 1960, Seite 221
425 "Der Staat, der alles im Großen sieht,
kümmert sich herzlich wenig um den Einzelnen, solange die Maschine läuft." - Marquise de Sade, Justine oder vom Mißgeschick der Tugend, Ffm/Berlin/Wien 1967, Seite 21
426 Es gibt keine universale Zeit, es
gibt nur Eigenzeiten.
428 Begriffe erhalten wir nur durch das Identifizieren
des Nichtgleichen und tun dann so, als ob z.B.
der Begriff Mensch etwas wirkliches wäre, während er doch nur durch Fallenlassen
aller individuellen Züge zustandekommt.
429 Zu ihrem Überleben benötigt jede GesellschaftNormen, die allgemein anerkannt werden.
430 "Jede Gesellschaft braucht um ihrer
Stabilität willen die anerkannte Abweichung.
Leute, die seltsam aussehen, oder sich merkwürdig benehmen, gelten solange
als subversiv, bis ihre besonderen Merkmale mit einem formellen Namen belegt
und ihr beunruhigendes Verhalten in einem Schubfach
katalogisiert ist. Durch die Zuweisung eines Namens und einer
Rolle werden unheimliche, beängstigende Monster gezähmt und zu berechenbaren
Randfiguren gemacht, die dann gehätschelt, gemieden, unterdrückt oder verstoßen
werden können." - Henry E. Sigerist, Zivilisation und Krankheit, Chicago Press 1970, Seite 249
431 Die Physik wurde erkenntnistheoretisch und untersuchte unmittelbar das Wissen, während die klassische Physik eine Wesenheit (die äußere Welt) untersuchte, oder zu untersuchen bestrebt war, welche das Wissen beschreiben soll.
435 "Die echte Liebesintention dringt also
bis zu jener Seinsschicht vor in der jeder einzelne
Mensch nicht mehr irgendeinen Typus darstellt, sondern nur mehr rein
eigenes einziges Exemplar, unvergleichlich, unvertretbar
und ausgestattet mit der ganzen Würde solcher Einzigartigkeit." - Viktor Frankl, Ärztliche Seelsorge - Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse, München 1980, Seite 143
436Idealia sunt realia ante rem - das Allgemeine
ist vor dem speziellen Ding Wirklichkeit.
437 Der Definitionsprozess
ist die Festsetzung genereller Merkmale.
438 Es gibt Theorien unterschiedlicher
Allgemeinheitsgrade, aber keine Theorie unter einem Mindestmaß an Abstraktion.
439 "Die Sprache scheint es, ist nur für
Durchschittliches, Mittleres, Mitteilsames erfunden. Mit der Sprache vulgarisiert
sich bereits der Sprechende." - Friedrich Nietzsche, Götzendämmerung oder wie man mit dem Hammer philosophiert, Ffm 1985, Seite 84
440 Aufgrund der unbestreitbaren Fundamentalität und Allgemeinheit
bestimmter menschlicher Bedürfnisse entsprechen
allgemeine Arten der Tugend und der Verpflichtung
in irgendeiner Form bis zu irgendeinem Grad in fast jedem vorstellbaren
Moralsystem.
442Herrschaft geht immer auf das Ganze
aus, auf die Totalität, auf alles.
443 Aufklärung bedeutet die Vermittlung von Erkenntnissen
und Einsichten, zu denen jedermann fähig ist und die den einzelnen Menschen
von der intellektuellen Vorherrschaft, heute vor allen Dingen pseudowissenschaftlicher
Autoritäten befreit.
444 Die weniger allgemeinen Aussagen schließen hauptsächlich Begriffe
ein, die sich auf leicht beobachtbare Eigenschaften
und Relationen beziehen. Die mehr allgemeinen
Aussagen sind solche, die nicht so leicht beobachtbare Eigenschaften und
Relationen betreffen.
454 "So wie die Sprache typisiert, so
entpersönlicht sie auch." - Berger/Luckmann, Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, Ffm 1980, Seite 41
455 Die Einfachheit ist ein Kunstgriff, um sich der entmutigenden
Fülle und überfordernden Verflochtenheit der Probleme wenigstens zur Ordnung
zu entledigen.
456 Die Gesellschaft ist der Träger logischer
Allgemeinheit.
457 Das Individuelle ist wichtiger, als
das Allgemeine; das Schöpferische wichtiger, als das Gesetzmäßige.
458 "Die Franzosen werden zu Tausenden nach einer Schablone produziert.
In allen Städten des Kaiserreichs wird an ein und demselben Tage, zur gleichen
Stunde und nach denselben Büchern ein und dasselbe unterrichtet. Bei allen
Prüfungen werden ein und dieselben Fragen gestellt, ein und dieselben Rechenexempel
aufgegeben; Lehrer, die vom Text abweichen oder
das Programm ändern, werden unverzüglich entlassen. Diese seelenlose Gleichförmigkeit
der Erziehung hat nur das in eine obligatorische, erbliche Form gebracht,
was vorher in den Köpfen geisterte. Das ist das formal-demokratische
Niveau, übertragen auf die geistige Entwicklung." - Alexander Herzen, Die gescheiterte Revolution, Ffm 1977, Seite 123
462 Im physikalischen Mikrobegriff wird der Bereich des Alltäglichen und anschaulich Vorstellbaren verlassen und damit werden zahlreiche alltägliche
Begriffe nicht mehr anwendbar, darunter auch insbesondere der Begriff der
Ursache.
463 Das Zeichen ist allgemein und willkürlich, das Symbol
individuell und begründet.
472 Ungehorsam gegen den Gemeinwillen
ist ein ungleich schlimmeres Delikt, als einst der Ungehorsam gegen die
staatlichen Herrschaftsformen.
473 "Ist doch der Ort des objektiven
Rechts allemal der Staat
der unter sich zwar konkurrierenden, doch in
ihrem "Gemeinnutz" grundsätzlich einigen herrschenden
Klasse. Und für den Schlechtweggekommenen, den Beherrschten, wird ein
illusionäres Allgemeininteresse ausgegeben,
eine formale Gleichheit der Gesetze im bürgerlichen Staat, ein homogen gemachter
Anstrich überall." - Ernst Bloch, Naturrecht und menschliche Würde, Ffm 1985, Seite 245
488 "Die natürliche Weltansicht, die Ansicht des gesunden Menschenverstandes gegenüber aller philosophischen Grübelei ist vor allem eben kein theoretisches und darum kein systematisches Gebilde von bewußter Allgemeinheit, sondern ein Geschöpf des praktischen Lebens, eine Begriffsbildung, die auf die Zusammenfassung von Einzelnem, Geläufigen eingestellt ist und nur auf eine ungefähre Bezeichnung, die geworden ist und nicht gesucht. Darum sind ihr auch die Grundformen des Wirklichen, in die sie die Welt gliedert: die Dinge und das Ich und das Du, so deutlich und einfach und ohne Fraglichkeit. Sobald man aber diese anscheinend bis zur Selbstverständlichkeit klaren Unterscheidungen des gewöhnlichen Lebens ins Begriffliche heben will, dann zeigen sich sofort schwere Unklarheiten und Widersprüche; dann sieht man, daß sie unfertig und unzulänglich sind, daß sie erst zuende gedacht werden müssen. Mit der Notwendigkeit, sie selbständig auszubauen und umzugestalten, bis sie den Anforderungen theoretischer Begrifflichkeit genügen, kommt man eben zur philosophischen Reflexion und gerät in die Probleme. So, wie sich das naive Bewußtsein die Welt denkt, ist sie unklar und widerspruchsvoll, die Wirklichkeiten, die ihm die Welt aufbauen, sind nicht eindeutig und scharf gefaßt, und auch nicht faßbar. Sobald wir dem auf den Grund zu gehen suchen, was wir gewöhnlich mit Dingen, mit dem Ich, mit Beseeltheit meinen, treffen wir teils auf geradezu falsche, teils auf innerlich zwiespältige Vorstellungen, auf Begriffsbildungen, die eigentlich nach gegensätzlichen Richtungen auseinandergehen und die sich dann eben der präzisierenden theoretischen Fassung als Problem darstellen." - Viktor Kraft, Weltbegriff und Erkenntnisbegriff, Leipzig 1912, Seite 25f
491 Der allgemeine Wille ist der Ort, von
dem Herrschaft herkommt.
492 "In Zeiten der Gleichheit traut einer dem andern nicht, weil alle
einander ähnlich sind; aber gerade diese Ähnlichkeit gibt ihnen ein
fast unbegrenztes Vertrauen in das Urteil der Allgemeinheit, denn es
erscheint nicht wahrscheinlich, daß, da alle die gleiche Einsicht haben,
die Wahrheit nicht auf der Seite der größten Zahl zu finden sein soll." - Alexis de Tocqueville in Gustave Le Bon, Psychologie der Massen, Stuttgart 1982, Seite 135
493 die unterscheidungs- und bestimmungslose Allgemeinheit.
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.