Methode
Zur philosophischen Methode
p-2siehe auch Logik, Theorie, Erkenntnis, Kausalität, Denken, Allgemeinheit, Analogie, Identität, Abstraktion, Differenz

001 Methode: modus logicus

002 Erkenntnistheorie ist Methodenlehre.

003 "Sage mir wie du suchst, und ich werde dir sagen, was du suchst." - Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, Ffm 1980, Seite 67

004 Es gilt zwei Arten des Methodendenkens zu unterscheiden: Problemdenken und Systemdenken.

005 Der Bereich der Tatsachen ist so vielgestaltig, daß wir eine Auswahl, unseren Interessen entsprechend, treffen müssen.

006 "Alles Logische ist kategorial, alle Probleme des Logischen sind auch Kategorienprobleme." - Paul Natorp in Flach / Holzhey (Hrsg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 230

007 "Das Bekannte ist überhaupt darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt." - G. W. F. Hegel in Schmidt, Burghart (Hrsg), Materialien zu Ernst Blochs "Prinzip Hoffnung", Ffm 1978, Seite 446

008 Eine vollständige, lückenlose Beschreibung eines physikalischen Objekts ist niemals möglich. Keine Theorie erklärt eine sinnliche Qualität.

009 "Weber und Rickert verstanden beide unter Methodologie die Beschäftigung mit der Logik wissenschaftlicher Begriffsbildung." - Vgl. Guy Oakes, Die Grenzen kulturwissenschaftlicher Begriffsbildung, Ffm 1990, Seite 152

010 "Denn den bloßen Begriff der Tatsache setzen, heißt bereits das gesamte Gewebe und das vollständige System der logischen Kategorien implizit anerkennen." - Ernst Cassirer in Flach / Holzhey (Hrsg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 306

011 Jede Schlußfolgerung gilt immer nur bedingt, nur unter Voraussetzungen. Logische Beziehungen sagen nur etwas über einen Denkzusammenhang, aber nichts über die Wirklichkeit.

012 "Unter den Mechanismen der Konformität wissenschaftlichen Denkens dürfte der Zwang der Methode auf Kosten des Inhalts an erster Stelle rangieren." - Emile Durkheim, Soziologie und Philosophie, Ffm 1976, Seite 27

013 Harmlose Gemüter durchschauen den Definitionscharakter vieler wissenschaftlicher Theoreme nicht.

014 Organisation des Denkens bedeutet Einheit und Ordnung in unsere Gedankenwelt zu bringen.

015 Der Hauptfehler des gewöhnlichen Denkens besteht in der Gleichsetzung des Ungleichen.

016 "Auf der Einsicht in die Methode beruht der wissenschaftliche Geist, und alle Resultate der Wissenschaft könnten, wenn jene Methoden verlorengingen, ein erneutes Überhandnehmen des Aberglaubens und das Unsinns nicht verhindern." - Friedrich Nietzsche, Menschliches Allzumenschliches - Ein Buch für freie Geister, Frankfurt 1982, Seite 304

017 Es ist absurd zu glauben, daß wir etwas wahrnehmen können, wie es wirklich ist.

018 "Insofern ist auch der Ordner ein Schaffender, als er nicht katalogisiert, sondern die Zusammenhänge der geschauten Einsichten herstellt." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 214

019 Erst die Theorie bestimmt, was beobachtet werden kann.

020 Die meisten geistigen Probleme sind letzten Endes Probleme der Klassifikation.

021 Es ist unmöglich alles zu beweisen, denn das würde zu einem unendlichen Regress führen.

022 Die Wissenschaft besteht aus Gesetzen, nicht aus Tatsachen.

023 "Ich habe mein Ergebnis gefunden, aber ich weiß noch nicht, wie ich es finden soll." - Carl Friedrich Gauß, ohne weitere Quelle

024 "Ich habe den Gedanken einer naturwissenschaftlichen Universalmethode bekämpft und zu zeigen versucht, wie nichtssagend die Lehre ist, nach welcher die gemeinsamen Elemente der Dinge mit den wesentlichen Merkmalen der Begriffe identisch sind. Es war mir klar geworden, daß es stets eines bestimmten  Z w e c k e s  bedarf, mit Rücksicht auf den die wesentlichen von den unwesentlichen Merkmalen geschieden werden und daß es in der Methodenlehre darauf ankommt, die Verschiedenartigkeit dieser Zwecke kennenzulernen, um die Mannigfaltigkeit der wissenschaftlichen Methoden zu verstehen und ihr gerecht zu werden." - Heinrich Rickert, Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung, Freiburg/Br. 1902, Vorwort Seite III

025 Was untersucht werden kann ist immer eine Beziehung oder ein unendlicher Regress von Beziehungen, niemals ein Ding.

026 Ein Unterschied ist etwas abstraktes.

027 Die Methode darf nicht über die Sache triumphieren.

028 Der Naturfaktor entzieht sich prinzipiell jeder Meßbarkeit.

029 Die Natur ist kein Faktor der menschlichen Methode.

030 Der Mißbrauch der Sprache hat lange für ein Geheimnis der Wissenschaft gegolten.

031 Wahrheit muß eine Übereinstimmung des Denkens mit den Dingen sein.

032 Eine theoretische Vereinheitlichung ist nur über die Abstraktion zu gewinnen. Jede formulierte Problemstellung enthält bereits die Hälfte ihrer Lösung.

033 Das einfachste Denken ist denkstilbedingt.

034 Mit einer Methode stellen wir Fragen systematisch.

035 "Aus den das Begriffswort  Deduktion  klarstellenden Eingangsüberlegungen des Ersten Abschnittes des Zweiten Hauptstückes der  Analytik der Begriffe,  bzw. des § 13 in der Ausgabe B geht klar hervor, daß die transzendentale Deduktion der reinen Verstandesbegriffe mit dem Aufweis, bzw. dem Nachweis des  Rechtsgrundes  befaßt ist "damit durch die Befugnis" des "Gebrauchs" der reinen Verstandesbegriffe bei der Erkenntnis eines bestimmten Gegenstandes "deutlich" wird (A85; B117). Ebenso klar ist das Problem, das sich hiermit stellt. Es kommt darauf an, in zureichender Weise zu erklären, mit welchem Recht, d. h. aus welcher bestimmungslogischen Notwendigkeit heraus, die reinen Verstandesbegriffe zur Bestimmung des Gegenstandes der Erkenntnis unerläßlich sind, d. h. in jeder gegenständlichen Bestimmung als konstitutive Momente, als die Konstituentien der objektiven Gültigkeit dieser Bestimmung enthalten sind. Kant spricht dies in der Weise aus, daß er sagt: es steht die "objektive Realität" (A84; B117) der reinen Verstandesbegriffe in Frage. - Diese transzendentallogische Legitimationsfrage, die Frage quid juris, ist damit die Geltungsfrage. Sie zielt auf die geltungsbegründende Funktion der reinen Verstandesbegriffe. Sie unterstellt deren geltungsbegründende Funktion bei der Bestimmung eines Gegenstandes, dieses oder jenen Gegenstandes, eines welchen auch immer, und sie erfragt, woraus diese geltungsbegründende, diese den Begriff a priori auf einen Gegenstand beziehende Funktion erwächst." - Werner Flach, Das Problem der transzendentalen Deduktion in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 152

036 Methode heißt nichts anderes, als Problemlösungen in objektiver Form zu geben.

037 Wahrheit muß widerspruchslose Erkenntnis sein.

038 Alles Denken ist eine Funktion des Ich.

039 Jede Fragestellung ist von ihren sprachlichen Bedingungen abhängig.

040 Die Methode wird als von der jeweiligen Anwendungssituation und vom agierenden Subjekt als losgelöst betrachtet.

041 "Man hat es zu einem Problem erklärt, bzw. die weitgehendsten Folgerungen daraus gezogen, daß unser seelischer Prozeß, der rein naturhaft verläuft, doch in seinem Inhalt so gut wie immer zugleich den logischen Normen gemäß wäre; es ist in der Tat höchst merkwürdig, daß ein bloß von Naturursachen hervorgebrachtes Geschehen so vor sich geht, als ob es von den idealen Gesetzen der Logik regiert würde; denn es ist nicht anders, als ob ein Baumzweig, mit einem Telegraphenapparat so verbunden, daß seine Bewegungen im Wind diesen in Tätigkeit setzen, ihn damit zu Zeichen veranlaßte, die für uns einen vernünftigen Sinn ergeben." - Georg Simmel, Soziologie, Leipzig 1908, Seite 340

042 Weil wir eine Methode haben, müssen die einzelnen Situationen nicht jedesmal aufs Neue bewältigt werden.

043 "Gegenständlich sein heißt unabhängig vom Subjekt sein. Die Erklärung solcher Unabhängigkeit ist nur möglich in einer  Abstraktion  von der Relation auf das Bewußtsein. Die Abstraktion ist faktisch immer möglich und vollzogen, aber dadurch noch nicht als  zu Recht  bestehende ausgewiesen. Die Abstraktion selber muß gültig sein. Abstraktion heißt negatives  Absehen von.  Aber Abstraktion wird erst begriffen aus dem Positiven, um dessentwillen abgesehen wird. Da aber der Gegenstand nun positiv das Gesetz meint, ist in Ansehung dieser seiner Bedeutung die Subjektivität überwunden. Nur  weil  der Gegenstand das Gesetz  ist,  kann er gedacht werden als der Relation auf das Subjekt transzendent. An diese (falsche!) Argumentation schließt sich ein für NATORP entscheidender Gedanke an: Der Gegenstand hat seinen Geltungswert durch die objektivierende Arbeit des Subjekts in den Wissenschaften." - Wolfgang Marx, Die philosophische Entwicklung Paul Natorps in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 71

044 Das Ganze selber bleibt ideell.

045 Unser Erkennen kann nur in der Unterscheidung klar werden.

046 Im Verstehen wird Freiheit anerkannt.

047 Das Chaos der Einzelheiten oder der Teufel steckt im Detail.

048 Unbezüglichkeiten sind Absolutheiten.

049 Es gibt keinen größeren Irrtum, als den Glauben Ziele und Zwecke seien eine Sache, Methoden und Taktiken eine andere.

050 Objektivität ist eine Sache der wissenschaftlichen Methode.

051 Sprachliche Argumente begründen nur sprachliche Feststellungen.

052 Ideologisches Denken ist Rechtfertigungsdenken.

053 Die ständige Verwechslung von Abstraktionen mit der Wirklichkeit ist einer der offenkundigsten Fehler des menschlichen Denkens.

054 Die Wissenschaft behauptet den Vorrang der Methode vor der Sache.

055 In der singulären Empfindung zeigt sich die sprachlogische Ungreifbarkeit des Unmittelbaren.

056 "Es ist also einerseits wieder das Erbe des Rationalismus, das uns hier begegnet, sofern die Apriorität des Kausalprinzips als eine allgemein notwendige und für Gegenstände jeder möglichen Erfahrung unerläßliche betrachtet wird; und andererseits formuliert Cassirer dieses Prinzip doch wieder so, daß es einfach die  Methodik  definiert, nach welcher hier die Welt unter dem Gesichtspunkt allgemeiner und exakter Regeln, unter dem Gesichtspunkt  höchstmöglicher  Präzision erfaßt werden soll. Eine solche Methodik ist aber nicht allgemein verbindlich; die leitet sich - als Methodik - ausschließlich vom Zweck her, der hier verfolgt werden soll. - Man wird Cassirer übrigens nicht beipflichten können, wenn er behauptet, daß der Kausalsatz nicht sowohl eine Voraussage künftiger Ereignisse, als vielmehr ein Versprechen künftiger Erkenntnisse enthalte. Er stützt diese Behauptung durch den Hinweis, daß  in Strenge  wirklich genaue Voraussagen unmöglich sind; aber  in Strenge  sind auch keine Erkenntnisse im Rahmen der Physik möglich. Im Gegenteil: Es ist sogar höchst problematisch, in diesem Zusammenhang überhaupt von Erkenntnis zu reden. Je größer die Exaktheit und Präzision, mit welcher sich die Physik des Gegenstandes bemächtigt, desto mehr verliert sie sich in symbolischen Konstruktionen und idealen Festsetzungen. Nicht immer größere Erkenntnisse gewinnt sie, sondern ein immer größeres Instrument, die Natur zu beherrschen. Und dies, indem sie immer genauer und immer extensiver zu Prognosen befähigt." - Kurt Hübner, Cassirers Beitrag zur Philosophie der Physik in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 288f

057 In den fundamentalen Strukturen des Atoms hat es keinen Sinn mehr Vorstellung und Ding zu trennen.

058 Die Struktur des Denkens muß sich ändern wenn man das Neue verstehen will.

059 "Auch wenn alle Wissenschaften naturgemäß die Tendenz haben, deduktiv zu werden, so streben sie doch keineswegs nach einer gänzlichen Beseitigung der Induktionen; sie suchen dieselben nur auf eine möglichst kleine Anzahl zu reduzieren, indem sie die empirisch aufgefundenen Gesetze in einfachere, umfassendere aufzulösen suchen. Ihr eigentliches Endziel ist daher, kurz gesagt: aus der Kombination möglichst weniger und einfacher Induktionen das ganze Gewebe der auf ihr besonderes Forschungsgebiet bezüglichen Gesetze herauszuspinnen. Auch die Mathematik verfährt nach diesem Prinzip, und es gelingt ihr die sichere und konsequente Durchführung desselben nur aus dem Grund, weil durch die einfache Natur ihres Gegenstandes die nötigen Induktionen so nahe gelegt und zu einer so klaren Evidenz erhoben werden, daß die eigentliche Schwierigkeit nur allein in der richtigen Verknüpfung derselben liegt, während die der stofflichen Seite der Natur zugewandten Wissenschaft die ihrigen erst mit großer Mühe und vielem Zeitaufwand aus der unerschöpflichen Fülle der Erscheinungen herauszuarbeiten haben und daher dem Ziel ihrer systematischen Verknüpfung zum Teil noch sehr fern stehen." - Paul Kannengiesser, Dogmatismus und Skeptizismus, Elberfeld 1877, Seite 12

060 Es gibt keine für alle Wissenschaften anwendbare Universalmethode.

061 "In aller Wahrnehmung nimmst du lediglich deinen eigenen Zustand wahr." - Johann Gottlieb Fichte, ohne weitere Quelle

062 "Die Anlehnung mancher heutiger wissenschaftlichen Richtungen an moderne Sprachlogik mathematisierender und formalisierender Art läßt sie das Heil erblicken in Modelltheorien, in der Abbildung von Begriffssystemen der einen Wissenschaft mit denen einer anderen, so daß am Ende vor lauter Signifikationen, Relationen, Funktionen, Abbildungen und Modellen nichts mehr übrig bleibt,  was  abgebildet werden soll,  was  in einer Beziehung steht,  was  in einem Modell dargestellt werden soll. Der echte Rationalismus löst sich nicht in einen leeren Funktionalismus, Relationalismus oder Modellgötzendienst auf." - Simon Moser, Gesetz und Wirklichkeit, Innsbruck/Wien 1949, Seite 294

063 "Argumentation ist nichts anderes, als eine subtile und höchst wirksame Methode, einen vertrauensseligen Gegner zu lähmen." - Paul K. Feyerabend, Wider den Methodenzwang, Ffm 1979, Seite 278

064 "Make up the facts as we go along." - Paul K. Feyerabend, ohne weitere Quelle

065 Abbrechen der Problemkonsequenz zugunsten der Systemkonsequenz.

066 Ein Verfahren, das nicht dem Widerspruchsprinzip gehorcht, ist nicht Wissenschaft, sondern Chaos.

067 Es scheint, als wäre das Ideal der exakten Naturwissenschaften im Quantifizieren alles Qualitativen zu suchen.

068 Wir können Gefühle nicht durch Analyse kennen lernen, sondern nur wieder durch Gefühle.

069 Der Akt der Beobachtung beeinflußt die Erscheinung.

070 Alle Beobachtungen sind theoriegeprägt.

071 Die Probleme eine Auswahl treffen zu müssen sind unausweichlich.

072 In der endlichen Welt steht alles in Gegensatz zueinander. Für die Unendlichkeit kann es nichts Gegensätzliches geben.

073 In der Quantentheorie kann man ein mögliches Ereignis nur in Bezug auf einen möglichen Beobachter hin definieren. Zum erstenmal wird hier die Subjekt-Objekt-Spaltung von einem naturwissenschaftlichen Standpunkt aus thematisiert.

074 Pluralität methodologischer Standorte.

075 Es ist die verkehrte Methode von Wörtern auszugehen, um Sachen zu definieren.

076 "Ein Naturforscher, der selbst ein wirkliches und lebendes Wesen ist, seziert beispielsweise ein Kaninchen; dieses Kaninchen ist gleichfalls ein wirkliches Wesen und war, wenigstens vor kaum einigen Stunden, eine lebende Individualität. Nachdem der Naturforscher es seziert hat, beschreibt er es: Nun, das Kaninchen, das aus der Beschreibung hervorgeht, ist ein Kaninchen im allgemeinen, das, jeder Individualität beraubt, allen Kaninchen gleicht und deshalb nie die Kraft zu existieren haben wird und ewig ein unbewegliches und nichtseiendes Wesen bleiben wird, nicht einmal körperlich, sondern eine Abstraktion, der festgehaltene Schatten eines lebendigen Wesens. Die Wissenschaft hat nur mit solchen Schatten zu tun." - Michail Bakunin in Wolfgang Dreßen, Antiautoritäres Lager und Anarchismus, Berlin 1971, Seite 124

077 Liebe ist an sich die beste Methode.

078 Das Denken in Bezügen und das Denken in Ursachen sind Gegensätze.

079 Das allgemeingültige Wissen hat den Menschen die Herrschaft über die Welt verschafft.

080 Die Wissenschaft arbeitet mit einer Vorstellung von Empfindungen, als wären es Dinge.

081 Überall, wo nicht empfunden wird, wird geurteilt.

082 Denken ist urteilen.

083 Alles Denken strebt nach Einheit und will aus der Mannigfaltigkeit ein Prinzip ableiten.

084 Die Natur ist ein kompliziertes Gewebe von Zusammenhängen, die den Beobachter immer mit einschließen.

085 Die Wissenschaft baut sich ganz und gar auf der Unterscheidung zwischen Zufälligen und Notwendigem auf, die gleichzeitig die ist zwischen Ereignis und Struktur.

086 Außerhalb der reinen Logik und der Mathematik läßt sich nichts beweisen.

087 Jeder Name ist Fessel und Grenze.

088 Um sich nicht in einer unendlichen Menge von einzelnen Urteilen zu verlieren, bedient sich der Denker der Abstraktion und denkt alles Einzelne ins Allgemeine um.

089 Das Gesetz der Kausalität hat nur in Bezug auf Zeit und Raum Bedeutung.

090 Raum, Zeit und Kausalität kommen nur den Erscheinungen zu.

091 Schein ist das Wesen der Zeit.

092 Der Unterschied ist das wesentliche Denkprinzip.

093 Die phänomenologische Erklärung schaltet alle Empirie aus.

094 Der Unendlichkeitshorizont von Raum, Zeit und Kausalität.

095 "Die kritische Auseinandersetzung namentlich mit der kantischen Erkenntnistheorie und die daran anknüpfende Erforschung der Grundlagen der exakten Wissenschaften hat erkennen lassen, daß die formalen Disziplinen Logik und Mathematik ihre Formensysteme nicht nur unabhängig von der  Erfahrung,  d. i. von allen empirischen Datenzusammenhängen, konstituieren, sondern daß es auch nicht die geringsten Anhaltspunkte dafür gibt, irgendwelche formallogischen Sätze als Aussagen über die reale Welt, die von den empirischen Wissenschaften erforscht wird, zu verstehen. Aus der denknotwendigen Geltung formal-logischer, insbesondere auch logisch-mathematischer Sätze auf ihre  apriorische  Geltung in der empirisch-realen Welt, (wobei eine mehr oder weniger versteckte inhaltliche Deutung der formalen Ausdrücke gegeben werden muß) schließen zu wollen, ist wegen des Nichtvorhandenseins irgendwelcher Relationen zwischen den formallogischen und den inhaltlich gedeuteten Aussagesystemen, die einen solchen Schluß rechtfertigen würden, gänzlich unmöglich. Jeder Versuch, welchen formallogischen Satz auch immer als apriorisch gültige Aussage über die Wirklichkeit verstehen zu wollen, muß als unhaltbare Spekulation zurückgewiesen werden." - Bèla Juhos, Welche begriffliche Formen stehen der empirischen Beschreibung zur Verfügung, in Ernst Topitsch (Hg), Probleme der Wissenschaftstheorie, Festschrift für Viktor Kraft, Wien 1960, Seite 103

096 Wir vermögen die Dinge wie sie an sich selbst sind, unabhängig davon wie sie der menschlichen Auffassung erscheinen, nicht zu erkennen.

097 Alles erkennen ist gleichsetzen.

098 Die Tätigkeit des Scheidens ist Arbeit, Kraft und Macht des Verstandes.

099 Vielheit widerspricht der Einfachheit als Prinzip des Verstandes.

100 Unterschiede werden oft nur dadurch aufgehoben, indem man neue Unterschiede schafft.

101 Das Gedankending ist das rein Formelle ohne Realität.

102 Einheit, Unterschied und Beziehung sind Kategorien, die nur in Bezug auf ihr Gegenteil Bedeutung haben und daher nicht ohne ihr Gegenteil auskommen können.

103 Das Herausgreifen einer singulären Beziehung und die Fernhaltung aller übrigen, in denen der Gegenstand faktisch steht, ist eben die Abstraktion. Von da ab liegt die Verwirrung nicht mehr weit.

104 "Die ideelle Isolierung und Spaltung des Gegebenen, seine logische Trennung in verschiedene Seiten ist einer der am meisten angewandten Kunstgriffe des Denkens; ein real untrennbarer Komplex wird in verschiedene ideelle Elemente und Teile zerlegt und jedes dieser Elemente wird dann in seiner Isolierung betrachtet." - Hans Vaihinger, Die Philosophie des Als-Ob, Berlin 1919, Seite 372

105 Die Abstrakta sind ein süßes Gift, das Geistesverwirrung nach sich zieht.

106 "Wille", "Verstand", "Phantasie", "Gefühl" usw. sind bloße Sammelnamen.

107 "Die Wirklichkeit ist sicherlich ein Heraklitischer Fluß des Geschehens, aber unser Denken würde selbst verfließen, wollten wir nicht durch Fiktion imaginärer Haltepunkte und Grenzlinien uns jenes Wirklichkeitsflußes, jener fließenden Wirklichkeit bemächtigen." - Hans Vaihinger, Die Philosophie des Als-Ob, Berlin 1919, Seite 411

108 Unterschiede in der Terminologie sind keine Unterschiede in der Sache.

109 Wir operieren mit lauter Dingen, die es nicht gibt: Linien, Flächen, Körpern, Atomen, teilbaren Zeiten, teilbaren Räumen.

110 Das Logische ist nur möglich infolge des Grundirrtums daß es gleiche Dinge, gleiche Fälle gibt.

111 Der eigentliche Feind des Denkers ist der Schein.

112 Die Farbe ist ein Produkt des Lichts.

113 Wir pflegen altvertraute Eindrücke auf neue Empfindungen aufzupfropfen.

114 Menschliches Handeln ist unendlich komplex und aus vielen Quellen bestimmt. Wer ausschließlich Kausalitätsverhältnisse annimmt, muß sich den Vorwurf der groben Vereinfachung gefallen lassen.

115 "Zur Markierung und Artikulierung des in beständigen Fluß befindlichen und in ununterbrochenen raumzeitlichen Konnex stehenden Wirklichen, zur exakten Gliederung des Realen, zur Vermeidung vager Angaben treffen wir unter den Elementen der Wirklichkeit eine willkürliche Auswahl, und ziehen Striche und Grenzen, wo keine sind." - Hans Vaihinger, Die Philosophie des Als-Ob, Berlin 1919, Seite 470

116 Bleibt nicht alles Wesentliche ungesagt, ja ungefragt, wenn wir mit harmlosen Allgemeinvorstellungen an die Wirklichkeit herangehen.

117 Wir sehen, was wir wollen und sind blind für das, was wir nicht sehen wollen.

118 Alle wissenschaftlichen Beschreibungen von Tatbeständen sind hochgradig selektiv.

119 Schicht, Hierarchie, Stufe und Klasse sind Ordnungs- und nicht Realphänomene.

120 Beschreibung ist immer Verallgemeinerung von Einzelfällen.

121 Das ungeteilte, freie Einzelne ist empirischer Forschung nicht zugänglich und kann es seinen Begriff nach nicht sein.

122 Logik ist nur pragmatisch nützlich und praktisch. Mit Erkenntnis hat sie unwesentlich zu tun.

123 "Die Einsicht, daß zwischen dem formal-logischen Formenbereich und dem Bereich der empirischen Phänomenzusammenhänge keine inhaltlichen und keine Geltungsrelationen bestehen, steht im Gegensatz zur Auffassung der Mehrzahl der herkömmlichen erkenntnistheoretischen Systeme. Die von Aristoteles und im Mittelalter vertretene Auffassung, daß die Formen des Denkens immer auch die Formen des  Seins  seien, ist ein Glaube, den man durch metaphysische und theologische  Theorien  zu begründen versuchte. Bemerkenswert an diesen Versuchen ist der Umstand, daß diese Theorien sich meistens genötigt sahen, in irgendeiner Form ein  allgemeines  Bewußtsein anzunehmen, dessen Gedanken und Denkformen eben die Formen und Gesetze der Wirklichkeit sein sollen, wobei die menschlich-subjektiven Bewußtseine meist als weniger vollkommene Individuationen des allgemeinen Bewußtseins angenommen werden. Man sollte vermuten, daß mit dem Einsetzen der empirisch-exakten Forschung die erkenntnistheoretische Voraussetzung der Konformität von  Denken  und  Sein  einer kritischen Einstellung begegnet. Dies aber ist im allgemeinen nicht der Fall. Es werden höchstens einzelne bedenkliche Folgen der erwähnten Voraussetzung der Übereinstimmung des formalen Denkbereichs und der Realität einer Kritik unterzogen (so im Humeschen Skeptizismus), ohne aber die allgemeine Berechtigung dieser Annahme grundsätzlich in Frage zu stellen." - Bèla Juhos, Welche begriffliche Formen stehen der empirischen Beschreibung zur Verfügung, in Ernst Topitsch (Hg), Probleme der Wissenschaftstheorie, Festschrift für Viktor Kraft, Wien 1960, Seite 103f

124 In den empirischen Wissenschaften kann keine Wahrheit, sondern allenfalls Wahrscheinlichkeit erzielt werden.

125 Eine Theorie, die umfassend genug wäre, um die Tatsache ihrer eigenen Existenz miteinzubeziehen würde zu einem unendlichen Regress führen.

126 Erst die gedankliche Isolierung der Vorgehensweise, bei der nur das allgemeine Schema des jeweiligen Verfahrens zur Diskussion steht, ermöglicht es, methodische Prinzipien systematisch zu erfassen.

127 Es ist sinnlos oder "pathologisch" an der schlichten und unmittelbaren Erfahrung von Sinnesdingen Zweifel anzumelden.

128 Kritik des traditionellen Begriffs vom Gegenstand als Substanz.

129 Die Organisation des Denkens muß die Willkürlichkeit und das Zwanghafte berücksichtigen, durch die wir der ungeformten Natur die menschliche Begrifflichkeit überstülpen.

130 Mit dem Jonglieren von Abstraktionen wird es nicht gelingen die Verwirrung zu überwinden.

131 Es gibt nur ein paar Wege, mit denen wir mit der Außenwelt in Verbindung stehen, nämlich unsere fünf Sinne.

132 "Der ungeheuere Erfolg der Abstraktionen der Wissenschaft, die auf der einen Seite die in Raum und Zeit einfach lokalisierbare Materie lieferten und auf der anderen den wahrnehmenden, leidenden und denkenden, aber niemals in das Naturgeschehen eingreifenden Geist, hat die Philosophie unter den Zwang gestellt, diese Abstraktionen irgendwie als die konkreteste Wiedergabe der Tatsachen zu akzeptieren." - Alfred North Whitehead, Prozess und Realität, Cambridge 1929, Seite 255

133 Materialismus und Idealismus sind nur jeweilige Interpretationen dieser Welt.

134 Die Logik ist das Geld des Geistes.

135 "Unter Realität und Vollkommenheit verstehe ich dasselbe." - Spinoza, ohne weitere Quelle

136 Die Entfremdung durch das Unendliche und Abstrakt-Allgemeine.

137 das mystische Gefühl: der Übergang aus dem Abstrahieren in die Anschauung.

138 "Omnis determinatio est negatio." (Alle Bestimmung ist Verneinung) - Spinoza, ohne weitere Quelle

139 Wert und Unwert kommt von Menschen und liegt nicht in den Dingen.

140 Wertbetrachtung und Seinsbetrachtung sind die beiden Seiten des Methodendualismus.

141 Unableitbarkeit des Werts aus der Wirklichkeit.

142 Eigenwelt der Subjektivität - Gemeinwelt der Objektivität.

143 Die Wertbeziehung ist das Kriterium, durch das wir aus der Unmenge von individuellen Tatsachen wesentliche und unwesentliche zu unterscheiden vermögen.

144 "Die Wahrscheinlichkeitsbeschreibung im Bereich der Mikrophänomene bedient sich vornehmlich zweier Beschreibungsformen: der  Korpuskular-  und der  Wellenbeschreibung.  Trotz der Benützung dieser zwei Begriffssysteme können wir im Mikrobereich nicht von der empirischen Existenz (Realität), sei es von Korpuskeln, sei es von Wellen, sprechen. Denn dazu sind wir erst berechtigt, wenn wir eine  hinreichende Kennzeichnung  der Korpuskular- bzw. Wellenzustände durch Meßwerte geben können. Bei Korpuskeln müssen wir etwa den Bewegungszustand eines Teilchens an verschiedenen Punkten der Bewegungsbahn durch gemessene gleichzeitige Orts- und Impulswerte kennzeichnen können, erst dann sind wir berechtigt, von der empirischen Realität der Korpuskel zu sprechen. Die Realität von Wellen dürfen wir erst dann behaupten, wenn wir die Wellenintensität (es kann dies eine Energie- oder Impulserteilung durch die Welle sein) an verschiedenen Punkten des Wellenzugs durch Messung bestimmen können. Bekanntlich sind diese Forderungen an den  Korpuskeln  und  Wellen  im Mikrobereich nicht erfüllbar. Wir sprechen also hier im uneigentlichen Sinn von  Korpuskeln  und  Wellen,  d. h. es gibt wohl empirische Daten, die für den korpuskularen und andere Daten, die für den Wellencharakter der Phänomene sprechen, aber in beiden Fällen genügen diese Daten nur zu einer partiellen, nicht aber zu einer hinreichenden Kennzeichnung der Zustände. - Wenn wir nun Korpuskular- und Wellenbegriffe zu den Beschreibungen benützen, aber stets hinzufügen müssen, die Phänomene, die wir beschreiben, sind weder Korpuskeln noch Wellen, dann sind die zwei Begriffssysteme nicht anderes als leere begriffliche Formen, deren Ausdrücke nicht eindeutig empirisch realen Objekten zugeordnet werden können. Vielmehr gestatten die Systeme der korpuskularen und Wellenbegriffe lediglich Strukturen darzustellen, die geeignet sind, eine partielle Beschreibung der Phänomenzusammenhänge im Mikrobereich zu geben. Hier erhebt sich nun folgenen Frage: Wenn die Korpuskular- und Wellenbegriffe nur als Formalismus gelten und die Anwendung dieser Begriffssysteme nur partielle, keineswegs adäquat hinreichende Beschreibungen ermöglicht, weswegen wählen wir dann nicht ein anderes, gegebenenfalls reicheres Begriffssystem, das eine adäquate Beschreibung erlaubt, d. h. die Phänomene nicht als bloß uneigentliche Korpuskeln und Wellen kennzeichnet, sondern eine hinreichende eindeutige Kennzeichnung der Phänomene gestattet? - Auf diese Frage hat die  Kopenhagener Schule  eine bemerkenswerte Antwort gegeben. Nach dieser Richtung seien wir genötigt, Korpuskular- und Wellenbegriffe zu benützen, denn diese zwei Begriffssysteme seien, wenn man so sagen darf, unsere  apriorischen  Denkformen. Wir können nicht anders, als die Phänomene in der Form von Korpuskeln bzw. Wellen zu  denken.  Daraus aber folge keineswegs, daß die realen Phänomene auch wirklich korpuskularen oder Wellencharakter haben müssen. Es stehen lediglich unserem Denken keine anderen Begriffsformen zur Verfügung, für die Eigenschaften und Gesetzmäßigkeiten der empirischen Phänomene folge daraus aber gar nichts. Es könnte natürlich sein, daß die empirisch-realen Phänoeme korpuskularen bzw. Wellencharakter haben, dann würden wir durch die Anwendung unserer Denkformen zu einer eindeutig adäquaten Beschreibung der Phänomene kommen. Allein, die empirische Forschung läßt erkennen, daß wir bei der Anwendung der uns zur Verfügung stehenden Denkformen, eben der Korpuskular- und Wellenbegriffe,  nicht  zu einer eindeutig adäquaten Beschreibung gelangen. Daraus sei zu schließen, daß der Bereich unserer Denkformen nicht adäquat sei dem Bereich der empirischen Phänomenzusammenhänge. Es wird hier demnach eine  Diskrepanz  zwischen den Denkformen und den  Formen  der empirischen Wirklichkeit angenommen und damit werden die wichtigsten Voraussetzungen der herkömmlichen Auffassung bezüglich der Beziehungen zwischen  Denken  und (empirischem)  Sein,  bzw. der Erkennbarkeit der empirischen Wirklichkeit, aufgegeben." - Bèla Juhos, Welche begriffliche Formen stehen der empirischen Beschreibung zur Verfügung, in Ernst Topitsch (Hg), Probleme der Wissenschaftstheorie, Festschrift für Viktor Kraft, Wien 1960, Seite 116f

145 Was nicht  für uns  ist, ist  ansich

146 Das eigentlich logische Feld endet dort, wo die Subjekt-Objekt-Beziehung aufhört.

147 Wirklichkeit läßt sich nur am Leitfaden der Zeit bestimmen.

148 Die intuitive Erkenntnis faßt stets nur das Einzelne auf.

149 Der Wille übt auf den Verstand einen störenden Einfluß aus.

150 Es gibt zwei von Grund auf verschiedene Verhaltensweisen: die subjektive und die objektive. Auf dem rein objektiven Wege gelangen wir nie ins Innere der Dinge.

151 Das richtige Denken hängt ebenso vom richtigen Wollen ab, wie das Wollen vom Denken.

152 Man muß die Empfindung von der Wahrnehmung unterscheiden. Die Wahrnehmung ist Teil des Verstandes.

153 Der gewohnte Gebrauch der Worte und Bezeichnungen stiftet vielfältige Verwirrung.

154 "Wenn das Erkennen ein Tun ist, so folgt notwendig, daß das Erkannte leidet." - Platon, Theaitetos

155 Probleme entstehen dadurch, daß verschiedene Dinge irgendwie in einen Topf geworfen werden.

156 Wie man etwas sucht, drückt irgendwie aus, was man erwartet.

157 Die Kausalität beruht auf einer beobachteten Gleichförmigkeit.

158 Die Erwartung lenkt die Aufmerksamkeit.

159 "Die Vereinbarung von Signalen enthält immer eine Allgemeinheit, sonst ist die Vereinbarung unnötig." - Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, Ffm 1980, Seite 67

160 "Einer Frage entspricht immer eine Methode." - Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, Ffm 1980, Seite 14

161 "Suchen kann man nur in einem System: Also gibt es unbedingt etwas, was man nicht suchen kann." - Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, Ffm 1980, Seite 175

162 "Ein unendlich kompliziertes Gesetz heißt kein Gesetz. Das Gesetz würde dann höchstens lauten: Es ist alles, wie es ist." - Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, Ffm 1980, Seite 148

163 "Der Beweis beweist nur, was er beweist. Aber den Nebel kann er nicht heben." - Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, Ffm 1980, Seite 320

164 Gegen die Wahrheit gibt es kein Recht der Mehrheit.

165 Logik ist Rechnung.

166 Das Denken wird von der Materie begrenzt.

167 "Wie eine Größe gemessen wird, das ist sie." - Albert Einstein, ohne weitere Quelle

168 Eine große Anzahl ähnlicher Dinge in die gleiche Form zu fassen,um sie bequemer greifen zu können.

169 Alles wird mit allem gleichgesetzt. Die Herrschaft der Zahl feiert Triumphe.

170 Die wirklich wichtigen Dinge des Lebens lassen sich nicht berechnen.

171 Qualität ist weit schwieriger zu handhaben, als Mengen. Das Urteilen stellt eine höhere Tätigkeit dar als das Zählen und Rechnen.

172 Mengenunterschiede sind leichter zu fassen, als Qualitätsunterschiede.

173 Eine Sprache, die die Welt nicht erkennend spaltete haben wir nicht.

174 Wir fassen die Summe fortschreitender Veränderungen unter einen Zweckbegriff zusammen.

175 Die Rechtsidee ist ein idealer Gedanke, der sich niemals vollendet verwirklichen läßt.

176 Das Ordnen des Bewußtseins geschieht in der Richtung des Wahrnehmens und Wollens.

177 Mittel und Zweck sind Denkformen zur Ordnung unseres Bewußtseins.

178 Der Begriff Ursache wird verwendet, wo nur Mittel und Zwecke gemeint sind.

179 Die vier Grundarten zur Ordnung unseres Geisteslebens: wahrnehmen, wollen, sollen und werten.

180 Reiner Wissenschaft ist nur die Frage zugänglich, was ist, nicht die Frage was sein soll.

181 Praxis ist die Behandlung von Einzelfällen.

182 Das Höchste, was der Mensch erreichen kann ist die Objektivierung seiner Gedankenwelt.

183 Die sinnliche Wahrnehmung erschafft keine Erkenntnis eines Gesetzes das tut nur der ordnende Verstand.

184 Den wollendem Interesse entspricht mehr die Unterteilung in Zwecke und Mittel als die Einordnung in kausale Kategorien.

185 Fragen sind allgemein, Probleme speziell.

186 "Die Institutionen der Wissenschaft verlangen Zäune und Namensschildchen." - Ralf Dahrendorf, Pfade aus Utopia, München 1974, Seite 45

187 Der rechtliche Begriff hat es mit dem Ordnen von Willensinhalten und nicht mit der wissenschaftlichen Erkenntnis der Körperwelt zu tun.

188 Empfindungen sind bloße Maßstäbe, um die Änderungen der Wirklichkeit zu messen.

189 Aus dem verfehlten Versuch der Gesellschaftswissenschaften, die Methoden der Naturwissenschaften zu übernehmen und nachzuahmen, ist der Menschenwürde großer Schaden entstanden.

190 Wir denken mit Werten und empfinden auch mit ihnen. Sie sind unsere eigentlichen Werkzeuge, mit denen wir die Welt betrachten, deuten und erfahren.

191 Der "Erfolg" der Naturwissenschaften beruht auf einer Reduktion der Wirklichkeit, der Reduktion von Qualität auf Quantität.

192 "Aller Schein liegt darin, daß der subjektive Grund des Urteils für objektiv gehalten wird." - Immanuel Kant, ohne weitere Quelle

193 Alle Substantive zeugen nur vom Hang zur Personifikation, nicht von Wirklichkeit.

194 Alle Erkenntnis kann nur analogisch sein.

195 Das Krumme wird unter das Gerade subsumiert, um besser damit rechnen zu können.

196 In der Abstraktion werden faktische Gegensätze in logische Widersprüche umgedacht.

197 Die Abstraktion ist ein Trick, mit dem das Denken die Wirklichkeitsschwierigkeiten überlistet.

198 Alles Denken läuft auf Gleichsetzung hinaus.

199 In Beziehung setzen heißt gleichsetzen, womit die Denkrechnung ermöglicht wird.

200 "Denken ist ein regulierter Irrtum." - Hans Vaihinger, Die Philosophie des Als-Ob, Berlin 1919, Seite 217

201 Die kategoriale Verarbeitung der Empfindungen aber ist schon eine Veränderung der Erfahrung, eine Verfälschung der gegebenen Wirklichkeit.

202 Die Kategorien sind nichts, als bequeme Hilfsmittel, um die Empfindungsmassen zu bewältigen.

203 Das Wesen der rationalen Forschungsmethode ist es, in der Einbildung die Dinge von allen äußeren Einflüssen zu trennen, um sie ganz isoliert mit Rücksicht auf einen besonderen Zweck zu betrachten.

204 Das Einzelne ist unzählbar.

205 Das Wesen der Dinge jenseits des Willens, steht keinem Forscher offen.

206 Inkommensurabilität ist Unmeßbarkeit, Unvergleichbarkeit.

207 Begriffe sind nicht-räumliche und nicht-zeitliche Entitäten.

208 Wenn alles absolut ununterscheidbar von allem anderen wäre oder nicht die geringste Ähnlichkeit mit etwas anderem hätte, gäbe es nichts zu sagen.

210 Immaterielle Güter unterliegen keinem Verbrauch oder keinem Verschleiß.

211 Sprachkritik oder Denkkritik oder Erkenntniskritik.

212 Dauer ist das Kennzeichen des Ich, Dauer ist das Kennzeichen der Dinge.

213 Raum, Zeit und Kausalität sind nur menschliche, nur sprachliche Anschauungs- und Denkformen.

214 Gesetzmäßigkeit ist ein Mythos, den der Mensch in die Natur gelegt hat.

215 Aus Bildern und Metaphern lassen sich keine Schlüsse ziehen.

216 Für psychische Erscheinungen gibt es keine Maßeinheiten. Psychische Qualitäten lassen sich nicht in physische Quantitäten umsetzen.

217 Mathematiker messen immer nur die tote Natur, wenn sie das Leben selbst messen, haben sie vorher alles Leben weggedacht.

218 Außerhalb des menschlichen Denkens gibt es weder ein Zählen, noch ein Messen.

219 Einheitsbegriffe haben nur den Sinn, den sie als Maß für das Zählen haben.

220 Gesetze sind ökonomische Zusammenfassungen von Erfahrungen.

221 "Die Systemmacherei ist in der substantivischen Welt zu Hause, der Welt der Mystik." - Fritz Mauthner, Wörterbuch der Philosophie, Bd. 2, Zürich 1980, Seite 264

222 Raum, Zeit und Kausalität sind die Grundbegriffe des Denkens.

223 "Vollständigkeit ist der Tod der Wissenschaft." - Ulrich von Wilamowitz-Möllendorf, ohne weitere Quelle

224 Die Idee einer Verknüpfung von Ursache und Wirkung.

225 "Das Transzendente ist das Wissen von dem, wovon wir nichts wissen." - Fritz Mauthner, Wörterbuch der Philosophie Bd.2, Zürich 1980, Seite 480

226 Die Wahrheit ist ungreifbar, weil wortlos.

227 Wir müssen eine genaue Trennungslinie ziehen zwischen dem wirklich Empfundenen und dem Wahrgenommenen als dem Gefolgerten.

228 "Wir müssen uns vom Positivismus der Naturwissenschaften lösen, da alles Beobachtbare und Meßbare nur repräsentativen, nicht elementaren Bedeutungswert hat. Eine solche Naturwissenschaft ist nicht realistisch, nicht einmal relativistisch, sondern nur noch symbolistisch." - Viktor von Weizsäcker, Natur und Geist, München 1977, Seite 107

229 die Zahlenbarbarei

230 "... denn Tatsachen sind Beobachtungen, von Menschen gemacht, die der Natur eine bestimmte Frage stellen. Die Form und der Sinn der Frage ist aber bereits eine Theorie und Tatsachen müssen, da sie an sich dumm und stumm sind, antworten, ob die Theorie recht hat, oder nicht. Es steht also schlimm um die Wissenschaft, wenn man sieht, daß Theorien und Tatsachen ja ihre eigenen Wege gehen. Zwei Gegner, die darum kämpfen, ob eine Theorie richtig oder falsch ist, stehen noch auf dem selben Boden." - Viktor von Weizsäcker, Natur und Geist, München 1977, Seite 83

231 Der sogenannte materielle Gegenstand und seine durch das Bewußtsein vollzogene Aufzeichnung sind rein geistige Konstruktionen. Die Konformität des Konstruierten mit dem materiellen Gegenstand ist reine Vermutung.

232 Die Gefahr liegt nicht so sehr darin, daß sich Forscher spezialisieren, sondern daß Spezialisten generalisieren.

233 "Der Geist nämlich wird der Erfahrung bald überdrüssig und sucht seiner Bequemlichkeit wegen das Gebiet des Generellen." - Francis Bacon, Neues Organon der Wissenschaften, Darmstadt 1981, Seite 29

234 "Einmal ist keinmal, zweimal ist immer." - Soziologenweisheit

235 Dialektik ist der zur Methode gemachte Irrationalismus.

236 Alles Denken drängt zur Aufhebung der Widersprüche.

237 Das jüdische Prinzip der Entgegensetzung des Gedankens gegen die Wirklichkeit.

238 Wenn etwas gesetzt wird, wird damit gleichzeitig etwas nicht gesetzt und deshalb ausgeschlossen.

239 "Der menschliche Geist setzt gern eigenthümlich bei den Dingen eine größere Ordnung und Gleichheit voraus, als darin wirklich zu finden ist; und obgleich in der Natur manches einzeln dasteht und unter einander verschieden ist, dichtet er gern Parallelen und correspondierende Verhältnisse, die nicht vorhanden sind." - Francis Bacon, Neues Organon der Wissenschaften, Darmstadt 1981, Seite 34

240 "Wer sein Fach nicht als widersprüchlich gelernt hat, beherrscht es nicht." - Bernard Shaw, Der Sozialismus und die Natur des Menschen, Ffm 1973, Seite 234

241 Nichtlinearität aller lebenden Systeme.

242 Was wir sehen hängt davon ab, wie wir sehen.

243 Was nicht gemessen und quantifiziert werden kann ist nicht wissenschaftlich und auch nicht wirklich.

244 Das Elektron gibt eine Teilchenantwort, wenn wir ihm eine Teilchenfrage stellen und eine Wellenantwort auf eine Wellenfrage.

245 "Ich mißtraue allen Systematikern und gehe ihnen aus den Weg. Der Wille zum System ist ein Mangel an Rechtschaffenheit." - Friedrich Nietzsche, Götzendämmerung oder wie man mit dem Hammer philosophiert, Ffm 1985, Seite 14

246 Eine Amöbe herauspipettiert auf einem Objektträger ist etwas anderes, als eine Amöbe in ihrem natürlichen Lebensraum.

247 Wie kompliziert ist z.B. der logische Zusammenhang, der durch das Wörtchen obwohl symbolisiert wird...

248 "Etwas Unbekanntes auf etwas Bekanntes zurückzuführen, erleichtert, beruhigt, befriedigt, gibt außerdem ein Gefühl von Macht." - Friedrich Nietzsche, Götzendämmerung oder wie man mit dem Hammer philosophiert, Ffm 1985, Seite 48

249 Alles ist durch Berechnen beherrschbar, es gibt kein Geheimnis.

250 "Wie man es machen will, wissenschaftlich zu entscheiden zwischen dem Wert der französischen und deutschen Kultur, weiß ich nicht." - Max Weber, Wissenschaft als Beruf, Berlin 1984, Seite 27

251 Jeden von uns wohnt der Zwang inne, nach wiederholtem Eintreten eines bestimmten Ereignisses einen irgendwie gearteten, zunächst nicht näher definierbaren Zusammenhang zwischen den einzelnen Geschehnissen anzunehmen.

252 Individualität ist Lebendigkeit, die dem toten Begriff nicht gehorcht.

253 Die Form das Begriffs ist die Form des Gesetzes, der Allgemeinheit und Objektivität.

254 "Das Denken ist Dingheit, oder Dingheit ist Denken." - Georg Lukàcs, Der junge Hegel Bd.2, Ffm 1973, Seite 769

255 Jede symbolische Sinnwelt ist potentiell problematisch.

256 Der Begriff verleiht Objekten und Vorgängen, die vorher fließend und undeutlich waren Konturen.

257 methodologischer Relativismus.

258 Eine ethische Argumentation ist keine logische Ableitung.

259 Es widerspricht denkökonomischen Erwägungen für jeden Fall oder für jede Klasse von Fällen ein eigenes Prinzip zu benötigen.

260 So etwas wie das "Gute" gibt es gar nicht.

261 "Nicht also weil es ein Gesehenes ist, wird es gesehen, sondern im Gegenteil, weil es gesehen wird, ist es ein Gesehenes; nicht weil es ein Geführtes ist, wird es geführt, sondern weil es geführt wird, ist es ein Geführtes; und nicht, weil es ein Getragenes ist wird es getragen, sondern weil es getragen wird, ist es ein Getragenes." - Sokrates in Birnbacher/Hoerster, Texte zur Ethik, München 1976, Seite 161

262 die Methode absoluter Isolierung ist nur ein ideales Gespinst.

263 Rechtfertigung gibt es nur, wo jemand bereit ist rational zu sein.

264 Wissen ist nicht statisch, sondern dynamisch.

265 Generell heißt zeit-räumlich unbeschränkt.

266 Entdeckungszusammenhang - Begründungszusammenhang (Pragmatischer Unterschied von Erklärung und Prognose)

267 Feyerabends methodologischer Dadaismus

268 Explizite Definitionen sind wegen ihrer Vollständigkeit halber abzulehnen, sie sind zu statisch und können einer möglichen Erweiterung eines Wissensbereiches nicht gerecht werden.

269 Beobachtungsdaten sind nicht nur theorieimprägniert, sondern ganz und gar theoretisch.

270 Die Bedeutung des Wortes "Summe" ist für einen einzigen Bereich eindeutig festgelegt, nämlich für Zahlen. Will man es in anderen Fällen verwenden, so bedarf es jedesmal einer neuen Definition, und die ist allein durch praktische Rücksichten bestimmt, die sich nach vorliegenden Bedürfnissen richtet.

271 "Kein Mensch sieht die Welt mit unbefangenen Augen." - Ruth Benedict, ohne weitere Quelle

272 Begriffe haben einen subtilen Einfluß auf die Denkweise.

273 Wo Verstand ist, da ist Gesetz.

274 Logische Widerspruchslosigkeit eines Satzes ist kein Beweis für Wirklichkeit.

275 le terrible simplificateur

276 "Kein Denken, auch das reinste nicht, kann anders, als mit Hilfe der allgemeinen Formen unserer Sinnlichkeit geschehen." - Wilhelm von Humboldt, Schriften zur Sprache, Stuttgart 1985, Seite 3

277 Unterscheidung von sinnlichen und unsinnigen Gegenständen.

278 "Die Umrisse nebeneinander liegender Dinge vermischen sich leicht vor der Einbildungskraft, wie vor dem Auge. In der Zeitfolge hingegen schneidet der gegenwärtige Augenblick eine bestimmte Grenze zwischen den Vergangenen und Zukünftigen. Zwischen Sein und Nicht-mehr-sein ist keine Verwechslung möglich." - Wilhelm von Humboldt, Schriften zur Sprache, Stuttgart 1985, Seite 4

279 Die Idee ist das, was die Gegenstände der Sinnlichkeit fähig macht, zum Stoff des Denkens und des Wahrnehmens gebraucht zu werden.

280 "Der reale Stoff soll ideal verarbeitet und beherrscht werden. Subjektivität und Objektivität sind an sich ein und dasselbe und werden nur dadurch verschieden, weil die Reflexion sie einander entgegengestellt." - Wilhelm von Humboldt, Schriften zur Sprache, Stuttgart 1985, Seite 8

281 "Jede Sprache setzt dem Geist gewisse Grenzen, schließt, insofern sie eine gewisse Richtung gibt, andere aus." - Wilhelm von Humboldt, Schriften zur Sprache, Stuttgart 1985, Seite 13

282 Die Wörter sind die Zeichen der einzelnen Begriffe.

283 Vom ersten Element an ist die Sprache ein synthetisches Verfahren.

284 "Sowohl die Dinge in der äußeren Natur, als die innerlich angeregte Tätigkeit dringen auf den Menschen mit einer Menge von Merkmalen zugleich ein. Er aber strebt nach Vergleichung, Trennung und Verbindung und in seinen höheren Zwecken nach Bildung immer mehr umschließender Einheit." - Wilhelm von Humboldt, Schriften zur Sprache, Stuttgart 1985, Seite 46

285 Jedes Nomen läßt sich zum Verbum stempeln.

286 Das quantitative Denken ist Materialismus profanster Art.

287 Es gibt kein Bewertungskriterium oder Maßsystem, mit den das Unmeßbare im wirklichen Leben kommensurabel gemacht werden könnte.

288 Auf Zahlen kann man sich am ehesten einigen. Größen können mathematisch und damit "objektiv" ermittelt werden. Liegen erst einmal die Zahlen auf den Tisch, dann kann nichts mehr angezweifelt werden.

289 Die Analyse sondert die Tatsachen voneinander und reiht sie geradlinig-kausal auf.

290 Rationales Denken unterscheidet, mißt, kategorisiert und tendiert zur Zersplitterung.

291 Hauptziel der Wissenschaft ist nicht Bedeutung und Rolle der Dinge zu verstehen, sondern sie zu beherrschen und ihre Entwicklung vorauszusagen.

292 Die Welt geht restlos auf in der Zahl - das war die faszinierende Idee des letzten Jahrhunderts.

293 Restlose Beweise sollen erbracht und widerspruchsfreie Definitionen geliefert werden - bei allseitigem Objektivitätsanspruch und Ausschaltung von Wertaussagen.

294 "Dahin schwinden Sicht, Klang, Geschmack, Berührung und Geruch, und mit ihnen sind seither dahin Ästhetik und moralische Empfindsamkeit, Werte, Qualität, Form; dahin sind auch Gefühle, Motive, Absichten, Seele, Bewußtsein, Geist. Die Erfahrung an sich ist aus dem Reich wissenschaftlicher Forschung ausgestoßen worden." - Ronald D. Laing in Fritjof Capra, Wendezeit; München 1988, Seite 53

295 Die kartesianische Methode: die Welt in Teilen zu analysieren und diese Teile dann nach Kausalgesetzen anzuordnen.

296 Analytiker sind im Grunde unbelehrbare Mechanisten und Materialisten.

297 Weder das Elektron noch irgendein anderes atomares "Objekt" besitzt innerliche Eigenschaften, die von seiner Umwelt unabhängig sind. Seine Eigenschaften - teilchenähnlich oder wellenähnlich - hängen von der experimentellen Situation ab, d.h. von der Apparatur, zu der es in Wechselwirkung treten muß.

298 Kräfte werden in meßbaren Quantitäten beschrieben: Masse, Geschwindigkeiten, Energie.

299 Die Entdeckung, daß die Masse eine Form der Energie ist, hat einen tiefgreifenden Einfluß auf unser Bild von der Materie gehabt.

300 Auf makroskopischer Ebene ist der Begriff der Substanz eine nützliche Annäherung an die Wirklichkeit, auf atomarer Ebene jedoch hat er keinen Sinn mehr.

301 Idealbild des kühlen, unbeteiligten Beobachters.

302 Die Strukturen der Materie sind Spiegelungen der Struktur des Bewußtseins.

303 Die Modifizierung sinnlicher Wahrnehmung durch vergangene Erfahrungen, Erwartungen und Zielsetzungen erfolgt nicht nur durch die Interpretation, sondern bereits am Anfangspunkt, an den "Pforten der Wahrnehmung".

304 Gesundheit ist eine subjektive Erfahrung, deren Qualität man intuitiv kennen, jedoch niemals erschöpfend beschreiben oder quantifizieren kann.

305 Wissenschaft wird mit Messungen und quantitativen Feststellungen assoziiert. Letztes Begreifen aber überschreitet Worte und Vorstellungen.

306 Eine Methode gibt uns keine Resultate, sondern Werkzeuge in die Hand.

307 "Rien ne ressemble plus à la premeditation, que la logique des faits." (Nichts ist der Vorsätzlichkeit so ähnlich, wie die Logik der Tatsachen.) - Pierre-Joseph Proudhon, ohne weitere Quelle

308 Der Begriff der "Substanz" legt das Denken bereits auf eine gewisse, unbewußte Bahn fest.

309 Der deutsche Idealismus ist die Freude des Glaubens, daß die erfahrbare Welt wirklich sei.

310 Sinnesdaten können nicht getrennt werden vom Prozess ihrer Beschreibung.

311 Erkenntnistheoretische Probleme werden nicht durch Beweise, sondern durch Entschlüsse gelöst.

312 Verstehen ist Verdinglichung plus Kausalität.

313 Meßbarkeit heißt Quantifizierung.

314 "Die Einsicht, daß zwischen den formal-logischen Formenbereichen und dem Bereich der Phänomene der Wirklichkeit kein inhaltlichen und keine Geltungsrelationen bestehen, steht in Gegensatz zur Mehrzahl der erkenntnistheoretischen Systeme. Formen des Denkens werden mit "Formen" des Seins gleichgesetzt. Derartige Theorien sehen sich genötigt in irgendeiner Form ein "allgemeines" Bewußtsein anzunehmen, dessen Gedanken und Denkformen eben die Formen und Gesetze der Wirklichkeit sein sollen, wobei die menschlich-subjektiven Bewußtseine meist als weniger vollkommene Individuationen des allgemeinen Bewußtseins angenommen werden." - Vgl. Bela Juhos in Viktor Kraft (Hrsg), Probleme der Wissenschaftstheorie, Wien 1960

315 Der Zweck der wissenschaftlichen Methode ist es, zu Aussagen zu gelangen, die Gesetzeskraft haben.

316 An einem bestimmten Punkt hört jede Meßbarkei Wissenschaftstheorie, Wien 1960

315 Der
Zweck der wissenschaftlichen Methode ist es, zu Aussagen zu gelangen, die Gesetzeskraft haben.

316 An einem bestimmten Punkt hört jede Meßbarkeit auf.

317 Mit der angenommenen Diskrepanz zwischen den Denkformen und den "Formen" der Wirklichkeit wird die wichtigste Voraussetzung der herkömmlichen Auffassung bezüglich der Beziehungen zwischen Denken und Sein, bzw. Erkennbarkeit und Wirklichkeit aufgegeben.

318 Für unsere Sinnesorgane, ebenso wie für jedes Meßgerät, existiert eine untere Grenze der Ansprechbarkeit unterhalb derer nichts mehr registriert wird. Was keine Wirkung auf unsere Sinnesorgane ausübt, kann auch nicht von uns erkannt werden.

319 Die Naturgesetze zeugen von der psychophysischen Beschaffenheit unseres Erkenntnisapparates.

320 Alle Veränderung ist nur Verbindung und Trennung von Teilen.

321 Jede Definition setzt die eingebildete Kongruenz von Wort und Sache voraus.

322 "Die Abstraktion wurde zur Himmelsleiter, auf welcher der Philosoph zur Gewißheit emporstieg." - Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus Bd.1, Ffm 1974, Seite 59

323 Die Einzeldinge sind eigentlich gar nicht, sondern werden bloß. Die Erscheinungen fließen wesenlos dahin.

324 Jede Zusammenstellung des Wissens zu einen System hemmt den ferneren Fortschritt.

325 "Das Allgemeine ist nichts als der Name." - Nominalismus aus dem Mittelalter in Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus Bd.1, Ffm 1974, Seite 68

326 Die Tendenz, das Wesen unmittelbar aus dem Wort abzuleiten, ist der Grundpfeiler der aristotelischen Begriffslehre.

327 Die Täuschung liegt nicht in der Empfindung, sondern in der Wahrnehmung, im Urteil.

328 Einzeldinge sind nichtige Scheinwesen.

329 Schließen ist Rechnen und alles Rechnen läßt sich auf Addition und Substraktion zurückführen. Wo nichts zu addieren oder subtrahieren ist, hört das Denken auf.

330 Die Sprache drückt einen Wunsch nach Machbarkeit, Planung und Entmystifizierung aus.

331 Die Einfachheit ist ein Kunstgriff.

332 Wir lösen sprachlich, was sachlich nicht gelöst werden kann und möglicherweise nicht lösbar ist.

333 Werte sind keine Eigenschaften der Dinge.

334 Der menschliche Geist denkt alles Unbeständige beständig.

335 "Wo es Täuschung und Irrtum gibt, da beruth das auf Nichtübereinstimmung mit der Sache." - Nicolai Hartmann in Albert/Topitsch, Werturteilsstreit, Darmstadt 1979, Seite 26

336 Das Ideal der Wissenschaftlichkeit

337 Objektive Normen sind mit der menschlichen Freiheit unvereinbar.

338 Systematisierungsfragen sind Zweckmäßigkeitsfragen.

339 Das Interesse des Wissenschaftlers determiniert die Auswahl seiner Probleme.

340 Tatsachen und Wertungen sind so unentwirrbar miteinander verschmolzen, daß man sie nicht mehr unterscheiden kann.

341 Werte von Tatsachen abspalten heißt, dem puren Sein ein abstraktes Sollen gegenüberstellen.

342 Jede Theoriebildung ist selektiv, da sie bestimmte Aspekte der Wirklichkeit hervorhebt, andere dagegen im Hintergrund läßt.

343 Das Gegenteil der Objektivität ist Geheimhaltung.

344 Fehlschluss von einer deskriptiven auf eine normative Aussage.

345 Logische Regeln gelten im Nichtnormativen.

346 Alle Erkenntnis durch Sinne und Erfahrung ist nichts als lauter Schein.

347 Axiom von der Begreiflichkeit der Welt.

348 Die Gegenstände der Natur können niemals genau bestimmten Zahlen untergeordnet werden, da sie inkommensurabel sind.

349 Das transzendentale Problem liegt in der Einheit von Sinnlichkeit und Denken.

350 Die Erscheinungen sind Produkte unseres Verstandes und unserer Sinnlichkeit.

351 Es gibt kein reines Denken und kein reines Empfinden.

352 Auch die rein formale Mathematik ist durch das Prinzip der Generalisation entstanden.

353 Das Denken ist aktiv, die Sinnlichkeit passiv.

354 Kraft und Stoff sind nicht erklärbar.

355 Urteil und Schlußfolgerung führen zuletzt immer ins Unendliche, während wir ein Bedürfnis des Abschlusses empfinden.

356 "Man mag den Begriff der Materie und ihrer Kraft drehen und wenden wie man will, immer stößt man auf ein letztes Unbegreifliches, wo nicht gar auf etwas schlechthin Widersinniges, wie bei der Annahme von Kräften, die durch den leeren Raum in die Ferne wirken. Es bleibt keine Hoffnung, dies Problem je aufzulösen, das Hindernis ist ein transzendentes. Es beruth darauf, daß wir uns schließlich nichts ohne alle Sinnesqualitäten vorstellen können, während doch unser ganzes Erkennen darauf ausgerichtet ist, die Qualitäten in mathematische Verhältnisse aufzulösen." - Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus, Bd.2, Ffm 1974, Seite 597

357 Unsere Erkenntnis erschließt uns nicht die Dinge an sich, sondern nur ihr Verhältnis zu unseren Sinnen.

358 Der Widerspruch von Vielheit und Einheit ist dem menschlichen Denken überhaupt eigen.

359 die "Logik der Tatsachen"

360 "Wer die Anschaulichkeit festhält, gerät auf den Prozess ad infinitum, wer sie preisgibt, verläßt den sicheren Boden." - Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus, Bd.2, Ffm 1974, Seite 658

361 Das Sehen findet nicht im Auge statt, sondern im Gehirn.

362 allergewöhnlichste Verwechslung von Wort und Begriff.

363 Für jede Vorstellung braucht es ein genügendes Band an Einheit.

364 Das Sehen selbst ist ein Schließen.

365 Es ist der Unterschied, der wahrgenommen wird, der Zuwachs wird empfunden und an der Masse des bereits Vorhandenen gemessen.

366 Ohne das Idealbild der Welt, das wir in uns tragen, könnte es keinen Pessimismus geben. Erst das Ideal macht die Welt schlecht.

367 Die Tyrannei des Nennens von Dingen.

368 "Die Methode aber, welche sowohl zur Erkenntnis als auch zur Beherrschung der Natur leitet, verlangt nichts Geringeres, als eine beständige Zertrümmerung der synthetischen Formen, unter denen uns die Welt erscheint, zur Beseitigung alles Subjektiven." - F. A. Lange, Geschichte des Materialismus, Bd.2, Ffm 1974, Seite 985

369 Alle Kategorisierungsschemata sind beliebig.

370 Tatsachen sind Begründungen oder Begriffe, aber keine Tatsachen.

371 "Der Satz A = A ist zwar die Grundlage allen Erkennens, aber selbst keine Erkenntnis, sondern eine Tat des Geistes, ein Akt ursprünglicher Synthesis, durch welchen als notwendiger Anfang allen Denkens eine Gleichheit oder ein Beharren gesetzt werden, die sich in der Natur nur vergleichsweise und annähernd, niemals aber absolut und vollkommen vorfinden. Der Satz A = A zeigt also auch gleich auf der Schwelle der Logik die Relativität und Idealität alles unseres Erkennens an." - F. A. Lange, Geschichte des Materialismus, Bd.2, Ffm 1974, Seite 1010

372 Irrtum unangebrachter Gegenständlichkeit

373 In der quantitativen Methode werden sämtliche inkommensurable Größen und qualitativen Unterschiede außer acht gelassen und auf einen einzigen Koeffizienten reduziert: den der Zahl.

374 Tyrannei der willkürlichen Symbolsysteme

375 die Arithmomanie der abstrakten Berechnungen

376 Das Problem der Anwendung linearer "Entweder-oder-Logik" auf nichtlineare Systeme.

377 Ordnung und Chaos sind nur zwei Seiten ein und derselben Medaille.

378 Paradoxa deuten lediglich daraufhin, daß die Grenze eines bestimmten Symbolsystems erreicht ist.

379 Methodologisches Grundproblem zwischen Werturteil und Wirklichkeitsurteil.

380 Messungsmaßnahmen können miteinander unvereinbar sein.

381 "Tantum cognoscitur, quantum diligitur." (Wir erkennen nur soviel, wie wir lieben.) - Augustinus

382 Die Zurückführung der Qualität auf Quantitäten ist das Hauptanliegen der modernen Naturwissenschaft.

383 Die Unschärferelation Heisenbergs gibt die Grenze der Überprüfbarkeit und der begründeten Anwendung der Kausalität.

384 "Der Begriff der Maschine ist so schwierig zu definieren, wie derjenige eines lebendigen Organismus." - Marshall McLuhan, Das Ende des Buchzeitalters, Düsseldorf/Wien 1968, Seite 211

385 "Das Prinzip des Übertragens nicht visueller Erscheinungen wie der Bewegung und der Energie in visuellen Kategorien ist immer und überall das eigentliche Prinzip des "angewandten" Wissens." - Marshall McLuhan, Das Ende des Buchzeitalters, Düsseldorf/Wien 1968, Seite 212

386 Unsere Kenntnis der Mikro- und Makrostruktur des Universums beruth auf immer feinerer Messung und nicht auf direkter Beobachtung.

387 Die an physikalischen Gegenständen wahrgenommenen Eigenschaften sind von Zustand des Beobachters abhängig.

388 "Aus der Tatsache, daß die Dinge blau aussehen, wenn ich eine blaue Brille trage, läßt sich nicht schließen, daß sie nicht blau sind, sondern es muß gefolgert werden: zur Annahme, sie wären blau, besteht kein Grund." - Bertrand Russell, Autobiographie Bd.3, Ffm 1977, Seite 190

389 "Savoir pour prevoir." Wissen, um vorherzusehen. Das ist der Sinn aller Wissenschaft.

390 Der Zweck aller Begriffe ist Denkökonomie, Vorstellungsersparnis durch Zusammenfassung gleicher Erfahrungen.

391 "Euklid ist ein wirklicher Despot, und die geometrischen Sätze, die er uns überliefert hat, sind wahrhaft despotische Gesetze. Ihr legaler Despotismus und der personale Despotismus ihres Gesetzgebers sind ein- und dasselbe, nämlich die unwiderstehliche Macht der Evidenz." - Le Mercier de la Riviere: L'Ordre Naturel of Essentiel de Societes Politiques, 1767, Buch I, Kap.24

392 Nur mathematischen Gesetzen muß ein Zwangscharakter zugemutet werden. Auch für Gott muß ein Dreieck notwendigerweise drei Winkel haben.

393 Mathematische Gesetze können nur vermittels eines Trugschlusses auf den politischen Bereich angewendet werden, indem man stillschweigend voraussetzt, daß mathematische "Gesetze" dasselbe sind, wie Gesetze einer sozialen Gemeinschaft.

394 In der Wissenschaft ist der Inhalt wesentlich an die Form gebunden.

395 Gemessen wird in Zeit und Raum.

396 Die naturwissenschaftliche Medizin erzielte umwälzende Fortschritte, indem alle lebendigen Vorgänge auf exakte mechanische Erklärungen zurückgeführt wurden.

397 Es gibt zweierlei Arten von Gesetzen: Gesetze der Natur und Gesetze des Rechts.

398 Der Wissenschaft ist es unmöglich, den letzten und tiefsten Grund alles Seienden zu erklären.

399 Ohne Wechselbewegung gibt es keine Zeiten und ohne Form keinen Wechsel.

400 Zeiten entstehen erst mit den geformten Dingen.

401 Nur was Anfang und Ende hat kann gemessen werden.

402 Der schlüssige Schluß beruth auf der Gewißheit der Prämissen.

403 "Es ist ein Verbrechen am Höchsten, am Heiligsten, wissenschaftlich zu sein." - Friedrich Nietzsche in Colli / Montinari (Hrsg), KSA Bd6., München 1988, Seite 17

404 Mathematisierbarkeit gilt als Kodex wahrer Wissenschaftlichkeit.

405 Die Rechenhaftigkeit als Norm erfüllt am besten das wissenschaftliche Ideal der Exaktheit.

406 vom Substanzbegriff zum Funktionsbegriff

407 Dem Logiker kommt es nicht auf das Einzelne an, sondern auf das in der Abstraktion erfasste Allgemeine.

408 Schon bei Galilei findet sich der Satz, daß das "Buch der Natur" in mathematischer Sprache verfasst ist und nur in mathematischer Chiffreschrift zu lesen sei.

409 "Es ist das Ziel der Wissenschaft, Erfahrung so zu objektivieren, daß ihr keinerlei geschichtliches Moment mehr anhaftet. Das leistet das naturwissenschaftliche Experiment durch die Weise seiner methodischen Veranstaltung." - H. G. Gadamer, Der Begriff der Erfahrung in Wiehl, Reiner (Hrsg), Geschichte der Philosophie Bd.8; Stuttgart 1981, Seite 245

410 Durch die Abstraktion soll Objektivität verbürgt werden.

411 Das große Buch der Natur liegt aufgeschlagen vor uns. Um es lesen zu können, bedürfen wir der Mathematik, denn es ist in mathematischer Sprache geschrieben. Die Naturvorgänge sind quantitativ und damit meßbar, wo das nicht ohne weiteres der Fall ist, muß die Wissenschaft die Anordnung des Experiments so treffen, daß sie meßbar gemacht werden.

412 Die dynamische Methode ist vor allem daran interessiert, was mit den Dingen geschieht und nicht so sehr, was sie kategorisch kennzeichnet.

413 Die Psychoanalyse ist eine Unterscheidungsmethode, nichts anderes, ein Stil der Weltbetrachtung und des Ordnens verschiedener Tatsachen und Gefühle.

414 Die Methode war Deutung der Bestandteile dieser Welt nach irgendeiner harmonisierenden Vorstellung.

415 Betrachtung der Natur nach der quantitativen Methode.

416 Die Begriffe der naturgesetzlichen Weltbetrachtung sind allesamt von der Fragestellung abhängig.

417 Die Methode, Problemlösungen durch Definitionen zu ersetzen, ist kein besonders fruchtbares Verfahren.

418 Im Bereich der Individualität läßt sich nichts durch tote und mechanische Formeln ausdrücken.

419 Statt des Wortes "Gesetz" kann man auch "Formel" sagen.

420 Alle Dinge haben Realität nur in unserem Geiste.

421 Der Gegenstand der Naturwissenschaft ist allein das Physische.

422 "Wenn wir uns aber in Klaren bleiben, daß solche Formeln ganz einfach ein praktisches, graphisches Mittel sind, um eine bestimmte Anschauung auszudrücken, und wenn wir den geheiligten Namen der Wissenschaft nicht dazu mißbrauchen, unseren eigenen Kram anzupreisen, kann durch unser Vorgehen kein Schaden entstehen." - Lin Yutang, Weisheit des lächelnden Lebens, Stuttgart 1973, Seite 23

423 Seit Galileo und Newton heißt das Credo der modernen Naturwissenschaften: beobachten, messen, berechnen.

424 Materie und Masse wurden als im Grunde identisch aufgefasst. In ähnlicher Weise wurden Zeit und Raum miteinander verschmolzen.

425 Für den Physiker existiert nur das, was gemessen werden kann.

426 Die Belastung mit Qualitäten erschwert die methodische Aufgabe.

427 Es ist das alte Bestreben der Macht, die bloße Tatsächlichkeit in Denknotwendigkeit zu verwandeln.

428 Bei allen Bemühungen das Psychische nach der Art der physischen Vorgänge zu erklären, geht der eigentliche Gegenstand verloren.

429 Wir sprechen und denken in Gegenständen.

430 Die scheinbar einfache Unterscheidung von Werturteil und Tatsachenfeststellung zeigt, daß hier ein rational nicht lösbares Problem vorliegt.

431 Die Denkgebilde der Abstraktion stehen unter den Bedingungen einer gewollten Wirkung.

432 Mit dem Verstand stehen wir fassbaren Dingen gegenüber.

433 "Was wir als die veränderte Methode der Denkungsart annehmen (ist), daß wir nämlich von den Dingen nur das a priori erkennen, was wir selbst in sie legen." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 29

434 Unser Irrtum ist der der logischen Typisierung.

435 Die Abstraktionen der Kategorien sind Bilder. Wie aber sind Bilder zu prüfen?

436 Die Zahl gehört in die Welt der Gestalt wie die Quantität in die Welt des analogen Rechnens.

437 Wenn man die Zeit außer acht läßt, entstehen Paradoxien.

438 "Der befremdliche Physikalismus der Metaphern, die wir verwenden, um geistige Phänomene zu beschreiben." - Gregory Bateson, Geist und Natur, Ffm 1987, Seite 263

439 Der Objektivist glaubt, daß alle Phänomene im Sinne der Quantität untersucht und bewertet werden können und sollen.

440 Kepler und Galilei formulierten das Prinzip, daß die Gesetze der Natur durch Messung zu entdecken sind.

441 Das zwanghafte Streben nach immer genauerer Quantifizierung der Dinge.

442 Zu einer Messung braucht man ein Instrument, aber ein Elektron besitzt so wenig Masse, daß jedes erdenkliche Meßinstrument, und sei es auch so leicht wie ein Photon (Licht-Quantum), die Position des Elektrons bei jedem Versuch einer Messung verändern würde.

443 Wir können den Gang der Natur nicht beobachten, ohne ihn zu verändern. Beobachtung bedeutet einen Eingriff in das Beobachtete. Beobachtung verändert die Wirklichkeit.

444 Kein Beobachtungssystem kann sich selbst beim Beobachten beobachten.

445 Subjekt und Objekt, Energie und Materie, sind nur zwei Sichtweisen ein- und derselben Wirklichkeit.

446 Das Denken geht linear vor, die Wirklichkeit nicht.

447 Ein Ding entsteht, indem wir ihm Aufmerksamkeit zuwenden.

448 "Man kann zweierlei Kausalität in Ansehung dessen, was geschieht denken, entweder nach der Natur oder aus Freiheit." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 574

449 Die Wissenschaft ist eine Wahrnehmungsweise.

450 "Jedes Wie, jeder Weg, wohin sie auch führen mögen, führen vom Jetzt weg. Wo irgendein Weg dich hinführen kann, da bist du schon. Das Ziel und der Weg sind eins." - Ken Wilber, Das Spektrum des Bewußtseins, Bern/München/Wien 1987, Seite 309

451 Das symbolische Denken ist unverzichtbar - vorausgesetzt, wir verwechseln es nicht mit der Wirklichkeit.

452 Der Ichgedanke ist der Ursprung aller anderen Gedanken. Mit dem Ich-Denken verschwinden auch alle anderen Gedanken.

453 "Verfolgen wir nun die Zusammensetzung der Teile jedes Organismus, so weit wir können, und stoßen doch nie auf ein ganz Einfaches und daher Letztes, geschweige auf ein Unorganisches; verlieren wir uns endlich in die Berechnung der Zweckmäßigkeit aller jener Teile desselben zum Bestande des Ganzen." - Arthur Schopenhauer, Auswahl aus seinen Schriften, München 1962, Seite 60

454 "Es gibt keinen Weg zum Hier und es gibt keinen Weg zum Jetzt." - Ken Wilber, Das Spektrum des Bewußtseins, Bern/München/Wien 1987, Seite 308

455 Wir unterscheiden das, was Rechtens ist (quid juris) von dem, was die Tatsachen angeht (quid facti).

456 "Die Einheit des Bewußtseins ist Bedingung aller Erkenntnis, unter der jede Anschauung steht, um für mich Objekt werden zu können, weil sich ohne diese Einheit das Mannigfaltige sich nicht in einem Bewußtsein vereinigen würde." - Vgl. Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 180

457 Die Kausalität der Erscheinungen beruth auf der Zeitbedingung.

458 "Materielle Dinge sind nichts anderes, als das Produkt unseres Denkens und Teilens. Da alles Messen aber bloß Abstraktion ist, ist die Welt des Messens und der Materie eine Welt der Illusion. Alles Maß ist Produkt des Denkens aus praktischen Gründen." - Vgl. Ken Wilber, Das Spektrum des Bewußtseins, Bern/München/Wien 1987, Seite 113

459 "Allein, das schlechthin dem reinen Verstande nach, Innerliche der Materie ist auch eine bloße Grille; denn diese ist überall kein Gegenstand für den reinen Verstand, das transzendentale Objekt aber, welches der Grund dieser Erscheinung sein mag, die wir Materie nennen, ist ein bloßes Etwas, wovon wir nicht einmal verstehen würden, was es sei, wenn es uns auch jemand sagen könnte. Denn wir können nichts verstehen, als was ein unsern Worten Korrespondierendes in der Anschauung mit sich führet." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 361

460 "Wo der durchgängige Zusammenhang aller Erscheinungen, in einem Kontext der Natur, ein unnachläßliches Gesetz ist, dieses Gesetz alle Freiheit notwendig stürzen muß." - Vgl. Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 578

461 "Und hier zeigt die zwar gemeine, aber betrügliche Voraussetzung der absoluten Realität der Erscheinungen, sogleich ihren nachteiligen Einfluß, die Vernunft zu verwirren. Denn, sind Erscheinungen Dinge an sich selbst, so ist Freiheit nicht zu retten." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 577

462 "Kausalität hat gar keine Bedeutung und kein Merkmal seines Gebrauchs, als nur in der Sinnenwelt." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 643

463 Der fehlerhafte Zirkel im Beweisen besteht darin, daß vorausgesetzt wird, was eigentlich erst bewiesen werden soll.

464 Meßkunst und Philosophie sind zwei ganz verschiedene Dinge." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 744

465 Für das Kausalitätsgesetz gibt es keine zwingende Notwendigkeit, sondern bloß eine Brauchbarkeit im Laufe der Erfahrungen und entspringt gewissermaßen der Denkgewohnheit.

466 Die Wissenschaft geht auf das, was ist, die Moral auf das, was sein soll.

467 Die dogmatische Methode muß von der skeptischen Methode unterschieden werden.

468 Basissätze sind willkürliche Festsetzungen durch Beschluß oder Konvention.

469 die Methode der Ideen.

470 Tatsachenfragen und Geltungsfragen.

471 "Vom Induktionsproblem und vom Abgrenzungsproblem lassen sich fast alle anderen Probleme der Erkenntnistheorie ableiten." - Karl Popper ohne weitere Quelle

472 Die Wahl des Zweckes ist Sache des Entschlußes.

473 Es gibt keine logische Rechtfertigung für Verallgemeinerungen.

474 Die Wissenschaft lebt von der wiederholten Beobachtung. Reproduzierbarkeit heißt ihre Zauberformel. Das wissenschaftliche Experiment ist eine Reproduktionsanordnung.

475 Definitionen sind Dogmen.

476 An der Ableitung besteht ein praktisch-technisches Interesse.

477 Jede Darstellung verwendet allgemeine Zeichen und Universalien, jeder Satz hat den Charakter einer Theorie, einer Hypothese.

478 Die unmittelbaren Erlebnisse sind nur einmal unmittelbar gegeben. Sie sind einmalig.

479 Der wichtige Unterschied zwischen einer Begründung und einer Beschlußfassung.

480 Einer Verallgemeinerung messen wir Wahrscheinlichkeit bei.

481 Einfachheit kann zum Problem werden.

482 "Alle Messung beruth auf der Feststellung von Punktkoinzidenzen. Punktkoinizidenzen im strengen Sinn gibt es aber nicht. Zwei physische Punkte etwa ein Punkt des Meßbandes und ein Punkt des gemessenen Körpers können einander nur genähert werden, sie können aber nicht koinzidieren, d.h. in einem Punkt zusammenfallen." - Karl R. Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 87f

483 Das Fressen kommt vor der Moral.

484 Für Popper steht die Nichtfalsifizierbarkeit von Verallgemeinerungen, bzw. Wahrscheinlichkeitsaussagen außer Zweifel.

485 Das Kausalitätsprinzip kann mit den Naturgesetzen auf eine Stufe gestellt werden.

486 Kausalität ist unmöglich, weil wir das beobachtete Objekt stören.

487 Verallgemeinerungen sind hypothetisch.

488 Verallgemeinernde Beweisführung ist unzulässig.

489 Naturgesetze sind aus Beobachtungssätzen nicht logisch ableitbar. (Induktionsproblen)

490 Die Grundlage aller Induktionstheorien ist die Lehre vom Primat der Wiederholungen.

491 In der Regel wird der Gedanke der Wiederholung mit dem der Wahrscheinlichkeit verknüpft.

492 Das wiederholte Auftreten einer Erscheinung berechtigt uns nicht zur Annahme eines allgemeinen Gesetzes.

493 Die Heisenbergsche Unschärferelation besagt, daß die Genauigkeit unserer Messungen unüberschreitbare Grenzen hat.

494 Wenn die Anfangssätze nicht bewiesen sind, sind es auch die Schlußsätze nicht.

495 Definition ist Wesensdefinition und dient als solche als Beweisgrundlage, als das Prinzip (arche) von dem der Beweis seinen Ausgang nimmt. Die anarchistische Erkenntnistheorie lehnt dieses Prinzip als Wissensbasis ab. Die Wirklichkeit ist ohne Prinzip, ist An-archie.

496 Die Welt des Bewußtseins besteht aus Setzung, Entgegensetzung und Zusammenfassung.

497 Jede Wissenschaft bezieht sich auf eine abgrenzbare Gegenständlichkeit.

498 Die Erfahrung des Erlebens beschränkt sich auf das Einmalige.

499 "Das Verstehen hat immer ein Einzelnes zu seinem Gegenstand." - Wilhelm Dilthey, Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Ffm 1981, Seite 261

500 Das Problem einer Theorie des Wissens besteht in seiner Allgemeingültigkeit.

501 Begriffe sind der Praxis des Lebens erwachsen.

502 Die Begriffe dienen dazu, Geltung und Brauchbarkeit im Denken zu sichern.

503 Eine Beschreibung wird nur zu gern mit einer Erklärung verwechselt.

504 Das Motiv der Wissenschaft ist der Wunsch der Menschen nach zuverlässigem Wissen. Die Theorien der Wissenschaft basieren grundsätzlich auf objektiven Daten. Darunter werden jederzeit reproduzierbare Feststellungen verstanden. Nur objektive Daten sind für die Wissenschaft von Interesse. Man nennt diese Daten häufig auch Tatsachen.

505 Objektiv bedeutet lediglich, daß die Daten jederzeit reproduzierbar, d.h. vom jeweiligen Subjekt unabhängig sind.

506 Methode = griech. methodos (nachgehen, verfolgen) der Weg zum Ziel

507 "In alle Sphären des Lebens und des Geistes reichen die ursprünglichen Gegebenheiten, um durch Konstruktionen ersetzt zu werden. Diese behaupten, objektive Wirklichkeit zu sein, und wenn sie es nicht sind, so sind sie wenigstens ein Schritt auf dem Weg zu ihr." - William S. Haas, Westliches und östliches Denken, Reinbek 1966, Seite 145

508 Nicht Lösungen bieten, sondern Probleme aufzeigen.

509 Die kausale Erklärung einer individuellen Tatsachen ist niemals möglich, da schon eine Beschreibung selbst des kleinsten Ausschnittes der Wirklichkeit niemals erschöpfend denkbar ist.

510 "Nur das Gesetzmäßige konnte das wissenschaftlich Wesentliche an den Erscheinungen sein, individuelle Vorgänge konnten nur als Typen d. h. hier: als illustrative Repräsentanten der Gesetze, in Betracht kommen; ein Interesse an ihnen um ihrer selbst willen schien kein wissenschaftliches Interesse zu sein." - Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 186

511 Wissen ist etwas, das gilt, nicht etwas, das ist.

512 "Das Licht, welches jene höchsten Wertideen spenden, fällt jeweilig auf einen stets wechselnden endlichen Teil eines ungeheuren chaotischen Stromes von Geschehnissen, der sich durch die Zeit dahinwälzt." - Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 213f

513 Die wissenschaftliche Erkenntnis ist mit dem Finden von Gesetzen identisch.

514 das Problem der Tatsache.

515 Kategorien werden auf denkfremdes Material angewandt.

516 "Die Frage nach dem Gegenstand und dem Sinn von Gegenständlichkeit kann nur dann sinnvoll gestellt und beantwortet werden, wenn eingesehen ist, daß eine Theorie, die Gegenständlichkeit unter Absehung von der Erkenntnisrelation analysieren will, gerade das, was sie thematisiert, aus der Hand gibt. Gegenstand ist Sinn und nur als solcher theoretisch zu durchleuchten, genauso wie Geltung ein Sinn ist." - Werner Marx in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 69

517 Ein Urteil über Tatsachen läßt sich von dem über Prinzipien nicht trennen. Denn es gibt keine faktische Feststellung, die nicht bereits eine prinzipielle Behauptung einschließt. Jedes Urteil über einen Einzelfall schließt schon ein ganzes System der Physik ein. Es gibt keine Beobachtung und Messung vor aller Theorie und unabhängig von ihren Voraussetzungen.

518 "Physikalische Gegenständlichkeit hat niemals etwas mit dem naiven Dingbegriff der sinnlichen Wahrnehmung zu tun. Masse, Kraft, Äther, Atome, magnetisches, elektrisches Potential usw. haben keinen unmittelbaren Zusammenhang zu einzelnen Dingen wie Tisch und Baum; sie stellen vielmehr theoretische Setzungen und Konstruktionen dar, darauf gerichtet, das Wahrnehmbare in ein Meßbares und damit in einen Gegenstand der Physik zu verwandeln; selbst die einfachste Messung stützt sich auf theoretische Voraussetzungen, Prinzipien, Hypothesen, Axiome, die wir als Postulate des Denkens an die Welt herantragen." - Vgl. Ernst Cassirer in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 268

519 Das erkenntnistheoretische Problem ist überall dasselbe: Allgemeingültiges Wissen aus Erfahrung.

520 Wahrnehmungen sind synthetische Leistungen.

521 Aus strengen kausalen Aussagen wurden auf einmal bloße Wahrscheinlichkeitsbehauptungen mit rein statistischer Bedeutung.

522 Die Messungsbedingungen der klassischen Physik setzen voraus, daß Beobachter und Meßinstrument in die Struktur des Gegenstandes der Messung nicht eingreifen.

523 "Immer aufs Neue erhebt sich so die Aufgabe, in der Identität einer gegenständlichen Beziehung, d.h. in der Funktion das ist aufzuheben, was noch unvermittelt, gleichsam auf verschiedene Dimension verteilt, gleichgültig oder in ungelösten Widerspruch, nebeneinander steht." - Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftstheorie, Bonn 1965, Seite 72

524 Anschauung bedeutet nicht einen starren Bestand.

525 Das Gesetz der Sachlage ist das Prinzip der Gegenständlichkeit.

526 "Wenn die Beobachtung eine Störung der Vorgänge bewirkt, die ihr unterliegen, so entbehrt die Annahme objektiver, von aller Beobachtung unabhängiger Vorgänge, jeder Grundlage." - Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftstheorie, Bonn 1965, Seite 101

527 Die Annahme, daß Erscheinungen in strenger und exakt bestimmbarer Gleichförmigkeit verlaufen, ist unbegründet.

528 "Begriffe sind die Elementarfaktoren der Erkenntnis; in ihnen spiegelt sich eine bestimmte Problemlage; sie repräsentieren in relativ knapper sprachlicher Form ein Theorem." - Vgl. Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftstheorie, Bonn 1965, Seite 218

529 "Kaum betont zu werden braucht, daß auch die Probleme der Biologie und der Geschichte nicht biologische und historische Probleme sind. Denn sie betreffen die Frage des Gedankens der Gegenständlichkeit insonderheit die Grundlagen des Systems der Wissenschaften. Daß Biologie und Historiker selbst allen Anlaß haben mögen, sich mit ihnen zu beschäftigen, bedarf kaum der Erwähnung; ebenso, daß sie sich dabei ihrer eigenen Kriterien zu versichern haben. Unter welcher Flagge sie das tun, ist unerheblich. Der Sache nach handelt es sich immer nur um eines: um die Gründe und Formen der Differenzierung des Gegenstandsgedankens in den bezüglichen Forschungsbereichen." - Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftstheorie, Bonn 1965, Seite 253

530 Theorien dienen der Sicherung der Gegenständlichkeit der gegenständlichen Identität des Wahrnehmungsbestandes.

531 Die bürgerlichen Maße Meter, Kilometer etc.

532 "Was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar,
Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr.
Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht;
Was ihr nicht münzt, das glaubt ihr, gelte nicht."
- Johann Wolfgang von Goethe in Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse - Zur Naturgeschichte der Aggression, München 1983, Seite 20

533 "Ist die Natur nur groß, weil sie zu zählen euch gibt?" - Friedrich Schiller in Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse - Zur Naturgeschichte der Aggression, München 1983, Seite 23

534 Der Begriff der Geschichte meint das einmalige Geschehen.

535 "Die Wissenschaft denkt Naturobjekte nicht als Güter, sondern frei von der Verknüpfung mit Werten." - Heinrich Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft; Stuttgart 1986, Seite 36

536 "Man versuche nur einmal, die Wirklichkeit genau zu beschreiben, d. h. sie mit allen ihren Einzelheiten, so, wie sie ist, in Begriffe aufzunehmen, um dadurch ein Abbild von ihr zu bekommen, und man wird wohl bald die Sinnlosigkeit eines derartigen Unternehmens einsehen. Die empirische Wirklichkeit nämlich erweist sich als eine für uns unübersehbare Mannigfaltigkeit, die immer größer zu werden scheint, je mehr wir uns in sie vertiefen und sie in ihre Einzelheiten aufzulösen beginnen, denn auch das kleinste Stück enthält mehr, als irgendein endlicher Mensch zu beschreiben vermag, ja, was er davon in seine Begriffe und damit in seine Erkenntnis aufnehmen kann, ist geradezu verschwindend gering gegen das, was er beiseite lassen muß." - Heinrich Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft; Stuttgart 1986, Seite 49

537 "Hätten wir also die Wirklichkeit mit Begriffen abzubilden, so ständen wir als Erkennende vor einer prinzipiell unlösbaren Aufgabe, und so wird es denn, wenn irgend etwas, das bisher geleistet ist, überhaupt den Anspruch machen darf, Erkenntnis zu sein, auch für den immanenten Wahrheitsbegriff wohl dabei bleiben müssen, daß Erkennen nicht Abbilden durch Beschreibung der Phänomen, sondern Umbilden, und zwar, wie wir hinzufügen können, in Vergleich zum Wirklichen selbst, immer Vereinfachen ist." - Heinrich Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft; Stuttgart 1986, Seite 50

538 "Denn auch wenn wir die Grenzen noch so nah aneinanderlegen, so fließt doch immer die Wirklichkeit selbst mit ihrer kontinuierlichen und daher unerschöpflichen Andersartigkeit zwischen ihnen unbegriffen hindurch. Wir können also mit den Begriffen nur Brücken über den Strom der Realität schlagen, mögen die einzelnen Brückenbogen noch so klein sein. Daran wird keine Wissenschaft vom realen Sein etwas ändern." - Heinrich Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft; Stuttgart 1986, Seite 53

539 Die Wirklichkeit in ihrer Besonderheit und Individualität ist die Grenze für jede naturwissenschaftliche Begriffsbildung.

540 Das rein Quantitative ist unwirklich.

541 "Es bleibt also dabei: das Qualitative ist von dem Quantitativen durch eine Kluft getrennt, über die auch die Psychophysik der Zukunft keine Brücke schlagen wird. Der Rationalismus des siebzehnten Jahrhunderts mochte glauben, daß jedem einfachen und bloß ausgedehnten Körper eine ebenso einfache Sinnesempfindung parallel zu setzen sei, und daß man daher die Wirklichkeit more geometrico behandeln könne. Wir sollten heute endlich gelernt haben, daß die rationalen Welten erst Produkt der generalisierenden Abstraktion sind, und daß sie deshalb zwar gewiß nicht aufhören, theoretisch und praktisch wertvoll zu sein, aber niemals mit individuellen Wirklichkeiten zusammenfallen. Der Schritt vom Homogenen ins Heterogene, der uns vor eine prinzipiell unerschöpfliche Mannigfaltigkeit führt, ist stets der Schritt vom Unwirklichen zum Wirklichen, der auch mit dem vom Rationalen zum Irrationalen zusammenfällt. Wir können nur den Schritt von der irrationalen Wirklichkeit zu den rationalen Begriffen machen, indem wir das nicht Quantifizierbare weglassen, die Rückkehr zur qualitativen individuellen Wirklichkeit ist uns für immer versagt. Denn wir werden aus den Begriffen nie mehr herausholen als das, was wir in sie hineingetan haben. Der Schein, als führe ein Komplex von Allgemeinheiten zum Individuellen zurück, entsteht dadurch allein, daß wir uns ein ideales Sein rein quantitativer Art aufbauen, in den jeder beliebige Punkt beherrschbar ist, und daß wir dann diese begriffliche Welt mit der individuellen Wirklichkeit verwechseln, in der es keine Punkte gibt." - Heinrich Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft; Stuttgart 1986, Seite 152f

542 Wir halten für Prinzipien der Dinge, was in Wahrheit nur Bedingung der Erkenntnis ist.

543 "Das Gegebensein selbst bedeutet nur die vollständige Determination des Gedachten; diese ist von Denken gefordert und durch Denken allein zu vollziehen; und zwar gelangt man damit nie zum Abschluß, die Tatsache bleibt also immer Problem; sie ist nicht das Gegebene, sondern vielmehr die ewige Aufgabe der Wissenschaft. Diese Einsicht selbst - das Resultat der Logik, als der reinen Wissenschaft von den Verfahrungsweisen des wissenschaftlichen Verstandes - bezeichnet den höchsten Punkt, welchen der bloße Intellekt erreicht; aber eben damit auch seine Grenze. Sie gibt dem ganzen Bereiche seiner Erkenntnis die innere methodische Einheit und ermöglicht seine zentrale Organisation. Daher muß die Bildung des Verstandes sich bis zu diesem Punkte erheben; diese Erhebung bedeutet seine Selbstbefreiung, das Bewußtsein seiner Autonomie, das ihn zum Herrn macht über sich selbst und die Natur." - Paul Natorp in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 110f

544 Die Grundbeziehung alles wissenschaftlichen Denkens ist das Verhältnis des Allgemeinen zum Besonderen.

545 die Isolierungstendenzen der typisierenden Methode

546 "Subjektivität bedeutet das Verhältnis des Vorgestellten zum Vorstellenden." - Paul Natorp in H.L. Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 294

547 Es gibt für die Wissenschaft keine Anschauung, nur Konstruktion.

548 "Erfüllen sich die Bedingungen der Setzung, so erfüllen sich auch die der Gegenständlichkeit. Die Art nun, wie Gesetztes jenen Bedingungen genügt, heißt Begründung. Man könnte mithin an Stelle der Rechtfertigung füglich auch von Begründung oder von Gegenständlichkeit sprechen." - Richard Hönigswald in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 356

549 Die Letztbegründung ist das klassische Prinzip des rationalen Denkens.

550 "Die Frage ist nicht von heute. Zu allen Zeiten schon war das Einzigartige ein Prüfstein für die Kräfte der Logik." - Richard Hönigswald in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 363

551 Ockhams Rasiermesser: Man soll die wesentlichen Dinge nicht unnötig vervielfachen.

552 Der Streit was Licht sei: Welle oder Korpuskel; Licht ist beides.

553 Die klassische Begründungsidee führt dazu, daß auch die politischen Probleme more geometrico behandelt werden.

554 "Rationalität ist stets eine Sache der Methode und damit der Praxis." - Hans Albert, Kritische Vernunft und menschliche Praxis, Stuttgart 1984, Seite 78

555 "Die Schließung von Glaubenssystemen ist also nicht ein Gebot der Logik oder irgendeiner anderen objektiven Instanz, sondern ein Diktat des Willens und der Interessen und Bedürfnisse, die hinter ihm stehen; ihre Offenheit ist eine Frage der Moral." - Hans Albert, Kritische Vernunft und menschliche Praxis, Stuttgart 1984, Seite 88

556 Die naturwissenschaftliche Methode endet, wo das Gebiet des individuellen Lebens, des persönlichen Seins, der Willensfreiheit anfängt; die ganze moralische Welt ist ihr verschlossen.

557 "Jede Systematik wirkt geradlinig, steht immer als eine einreihige Folge da, schließt sich vielleicht einlinig zu einen Kreise. Die Sache aber ist fast nie so. Während die Sache vieldimensional ist, ordnet man in jedem Augenblicke eindimensional; während sie problematisch viele Zentren hat, ordnet man, indem man vielleicht viele eindimensionale Reihen aus einem Zentrum entwickelt; während die Sache konkret und unendlich ist, wird sie in ordnender Formung abstrakt und endlich. Man hilft sich dadurch, daß man an die einzelnen Glieder Nebenreihen, also weitere Dimensionen anlegt, daß man mehrere Zentren zueinander in Beziehung setzt und aus jedem eine Strahlenkugel von Reihen sich entfalten läßt. Aber man bleibt immer mehr oder weniger an letzthin räumliche Schemata gebunden, während die Sache vielleicht jedem noch so verwickelten System von Gliedern, Dimensionen, Orten inkommensurabel ist. Unsere Ordnung ist eine Gewaltsamkeit und dann vielleicht wieder ein Einschränken dieser Gewaltsamkeit." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 17

558 "Der Begriff gleicht einem toten Verhältnis, aus welchem man nicht mehr herausholen kann, als man anfangs hineingelegt hat, die Idee hingegen entwickelt sich in dem, welcher sie erfaßt hat. Sie gleicht einem lebendigen, sich entwickelnden, mit Zeugungskraft begabten Optimismus, welcher hervorbringt, was nicht in ihm eingeschachtelt lag." - G. W. F. Hegel in Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 62

559 "Alle Denktechniken, wie sie zu schildern sind, sind nur ein Formales, das Nachahmbare, Reproduzierbare. Was im einzelnen Fall der Inhalt, der neue Inhalt wird, was überall das Schöpferische ist, das kommt nie durch die Technik als solche, sondern in allen Fällen durch Intuition. Die Technik ist das Medium, die Erfindung hat andere Quellen." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 81

560 Der Übergang hat im Logischen kein Recht.

561 "Das Vehikel der Forschung ist Mathematik; und bloß soweit Mathematik anwendbar ist, kann ein mechanisches Weltbild entstehen. Alles Qualitative, eigentlich Anschauliche, alles, was an sich wesenhaft erscheint, wird aus der Welt verdrängt. Die Natur wird entqualifiziert und damit entseelt. Sie wird in exakte Gesetzesbegriffe gefaßt, damit berechenbar und dadurch beherrschbar. In diesem Weltbild allein heißt es: Wir erkennen alles nur so weit, als wir es machen können. Die Natur wird ein Werkzeug des Geistes, als Mechanismus ein Apparat, sie wird damit inhaltlich ganz abstrakt, ganz allgemein. In diesem Weltbild sieht man nicht das, was gewöhnlich Wirklichkeit heißt und Fülle hat, sondern eine spezifische Unwirklichkeit, mit der, da sie eine Seite alles Wirklichen ist, sich die allergrößten Wirkungen in dieser erzielen lassen. Dies Weltbild umfaßt eben das, was an der Natur uns durch Berechnung ganz unterworfen ist, also vor allem die Welt nach ihrer räumlichen und zeitlichen Seite." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 158f

562 "Die Frage, was ist Wirklichkeit, scheint so einfach. Wirklichkeit ist im physikalischen Weltbild, was meßbar ist; d.h. das Wirkliche ist in Raum und Zeit und hat dadurch jedenfalls immer Seiten, die räumlich und zeitlich, d.i. meßbar sind." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 186

563 Das Systematische ist das bloß Errechenbare.

564 Das wissenschaftliche Denken ist das objektive, das Denken, bei dem es auf das Individuum nicht ankommt.

565 Die Kategorien geben Gegenständlichkeit, die Ideen nicht.

566 Alles in Zeit und Raum unterliegt der Idee des Mechanismus.

567 Jeder Beweis ist hypothetisch. "Theoreme ergeben sich unter Zugrundelegung bestimmter Ableitungsregeln - immer nur aus bestimmten Axiomen. Zwar müssen wir die Theoreme anerkennen, wenn wir die Wahrheit der entsprechenden Axiome (und Ableitungsregeln) akzeptieren. Aber nichts zwingt uns dazu." - Vittorio Hösle in Forum für Philosophie Bad Homburg (Hrsg), Philosophie und Begründung, Ffm 1987, Seite 245

568 "Begründungen und Rechtfertigungen werden nicht festgestellt, sondern hergestellt." - C. F. Gethmann in Forum für Philosophie Bad Homburg (Hrsg), Philosophie und Begründung, Ffm 1987, Seite 269

569 Für den Skeptiker gibt es Grenzen des Begründbaren, für den Optimisten nicht.

570 Der Fortschrittsbegriff ist eine Denkform.

571 Das Berechenbare und Quantitative ist das Hauptkriterium alles Technischen.

572 "Wissenschaft hat von Anfang an einen Doppelcharakter: sie ist zweckmäßig zur Beherrschung der Natur und zur Beherrschung des Menschen. Bevor die Wissenschaft zur exakten Naturwissenschaft wurde und ihr Name noch Philosophie und Theologie war, bestand ihre Anwendung hauptsächlich darin, die Menschen besser zu beherrschen und nicht die Natur." - Otto Ullrich, Technik und Herrschaft, Ffm 1979, Seite 68

573 Idealistische Prinzipien in der Form mathematischer Prinzipien spielen eine zentrale Rolle bei der Entdeckung der Naturgesetze.

574 "Alle Wissenschaft wäre überflüssig, wenn die Erscheinungsform und das Wesen der Dinge unmittelbar zusammenfielen." - Karl Marx in Otto Ullrich, Technik und Herrschaft, Ffm 1979, Seite 71

575 "Das Herrschaftswissen über die Natur geht aus von bereinigten, isolierten Prozessen. Um einen komplexen Prozess, einen zusammengesetzten Arbeitsprozess, der Natur für den Menschen, in gleicher Weise zu beherrschen, bedarf es einmal einer großen Zahl partikularer Gesetze, und zum anderen muß das Naturmaterial auch genügend begradigt sein, damit der synthetisierte Prozess auch wirklich berechenbar abläuft." - Otto Ullrich, Technik und Herrschaft, Ffm 1979, Seite 101

576 Typisch für die wissenschaftliche Vorgehensweise ist das Zerlegen des nicht beherrschbaren Gesamtprozesses in isolierte, partikular bestimmbare Einzelprozesse.

577 "Die Grundlagen unseres sozialen Systems sind weit weniger erforscht als der Staub des Mondes. Die Exkremente der Rennfahrer werden genauer analysiert, als der Angstschweiß kleiner Schulkinder." - H. Kreuch in Otto Ullrich, Technik und Herrschaft, Ffm 1979, Seite 341

578 Nur bei der praktizierbaren Möglichkeit der Trennung von Sein und Sollen, von Information und Interesse kann Wissenschaft wertfreie Informationen produzieren.

579 Die menschliche Arbeit wird methodisch nach reinen Zeitmaßen quantifiziert.

580 Ein wichtiges methodologisches Prinzip ist die beliebige Wiederholbarkeit eines gesetzeserzeugenden Experiments.

581 "Die grundlegende Geistestätigkeit ist das begriffliche Erfassen." - Alfred North Whitehead, Prozess und Realität, Cambridge 1929, Seite 82

582 Unsere geordnete Erfahrung ist das Resultat schematisierter Denkformen wie Kausalität, Substanz, Qualität, Quantität etc.

583 "Im Grunde beruht doch alle wissenschaftliche Beobachtung immer auf der Voraussetzung, daß die direkt beobachtete Unveränderlichkeit irgendeines Instruments für Sekunden, Stunden, Monate oder Jahre anhält." - Alfred North Whitehead, Prozess und Realität, Cambridge 1929, Seite 244

584 Nichts Allgemeines ist jemals wahr oder falsch.

585 "Das Maß ist eine Relation." - G. W. F. Hegel, Wissenschaft der Logik Bd.1, Ffm 1986, Seite 8

586 "Die Zahl ist ein unsinnlicher Gegenstand, und die Beschäftigung mit ihr und ihren Verbindungen ein unsinnliches Geschäft." - G. W. F. Hegel, Wissenschaft der Logik, Bd. 1, Ffm 1986, Seite 398

587 "Das Quantum, indem es als eine gleichgültige Grenze genommen wird, ist die Seite, an der ein Dasein unverdächtig angegriffen und zugrunde gerichtet wird. Es ist die List des Begriffes, ein Dasein an dieser Seite zu fassen, von der seine Qualität nicht ins Spiel zu kommen scheint." - G. W. F. Hegel, Wissenschaft der Logik, Bd.1, Ffm 1986, Seite 398

588 die Grenzen der klassischen Begriffe "Materie", "Kausalität", "Substanz", "Zeit", "Raum" etc.

589 "Der experimentelle Dialog mit der Natur, den die moderne Wissenschaft entdeckte, beruht weniger auf passiver Beobachtung als vielmehr auf praktischer Tätigkeit. Es kommt darauf an, die physikalische Realität zu manipulieren, sie derart zu inszenieren, daß sie so eng wie möglich einer theoretischen Beschreibung entspricht. Das untersuchte Phänomen muß präpariert und isoliert werden, bis es einer idealen Situation nahekommt, die zwar physikalisch unerreichbar sein mag, aber dem angenommenen begrifflichen Schema entspricht." - Prigogine / Stengers, Dialog mit der Natur, München 1990, Seite 47

590 Die Objektivität einer Beschreibung wird gerade dadurch definiert, daß jeder Bezug auf den Urheber fehlt.

591 Die klassische Idealisierung, die zu unserer isoliert beschriebenen Welt führte, läßt sich bezüglich der mikroskopischen Welt nicht mehr durchführen.

592 "Etwas mit Worten beschreiben, und das mit Augen Gesehene sind irrationale Größen zueinander. Die Wahrnehmung ist nämlich ein Kontinuum, die Beschreibung kann es nicht sein. Die Aufgabe, durch Beschreibung den Gegenstand richtig darzustellen, kann nur auf verschiedene, nie auf dieselbe Weise gelöst werden. Es ist darin immer eine Verwandlung des Kontinuums, des konkreten Gegenstandes, in den diskreten, in eine aus einzelnen Sätzen bestehende Beschreibung, worin immer ein Urteil des Beschreibers mit enthalten ist, und notwendig einiges nicht beschrieben, übergangen, anderes zusammengezogen wird, weil sonst die Beschreibung eine unendliche werden müßte. Es gleicht diese Verwandlung eines Kontinuums der Verwandlung einer Fläche in einen einzelnen Punkt." - E. F. D. Schleiermacher, Hermeneutik und Kritik, Ffm 1977, Seite 246

593 "Ordnung ist ganz sicher nicht eine Eigenschaft der Materie und muß ihr von außen auferzwungen werden." - Paul Feyerabend, ohne weitere Quelle

594 "Begriffsdenken kann zu nichts mehr führen, als zum Totschlagversuch gegen die lebendige Welt: Bei unseren Versuchen, die Welt zu betasten und zu begreifen, haben wir sie entleibt und sie in die leeren Appartments unserer Assoziationen und Allgemeinbegriffe hineinkomplimentiert." - Gustav Landauer, ohne weitere Quelle

595 die anthropozentrische Verwertungslogik

596 Daß ein Stein fällt, ist alogisch; wie ein Stein fällt ist logisch.

597 Aus der logischen Beurteilung nach Begriffen kann niemals eine unmittelbare Folgerung auf das Gefühl der Lust oder Unlust gezogen werden.

598 "Ich glaube nicht mehr, daß die Gesetze der Logik Gesetze sind, die das Verhalten der Dinge selber bestimmen - ich halte sie inzwischen für Gesetze, die ausschließlich unsere Sprache betreffen." - Bertrand Russell, Eroberung des Glücks, Ffm 1978, Seite 104

599 Das Wissen von einem Vorgang ist etwas anderes, als der Vorgang selber.

600 "Die Rechtfertigung für unser Streben nach der größtmöglichen Verallgemeinerung besteht also darin, die Zeitverschwendung zu vermeiden, für bestimmte Spezialfälle etwas beweisen zu müssen, was sich möglicherweise mit unbeschränkter Allgemeinheit beweisen läßt." - Bertrand Russell, Eroberung des Glücks, Ffm 1978, Seite 278

601 "Ganz allgemein gesagt ist der wissenschaftliche Fortschritt ein Produkt der Analyse und der artifiziellen Isolierung bestimmter Elemente gewesen." - Bertrand Russell, Die Entwicklung meines Denkens; Ffm 1988, Seite 282

602 Schon der Begriff Beobachtung enthält bei einem lebenden Wesen Züge, die nicht physikalisch-objektiv definiert werden können.

603 "Denn alles Geistige, sei es in der Sprache, der Wissenschaft oder der Kunst, beruht auf der Verwendung und auf der Kraft der Symbole." - Werner Heisenberg, Ordnung der Wirklichkeit, München 1989, Seite 129

604 "Die Frage nach richtig oder falsch kann in aller Strenge zwar innerhalb einer Idealisierung, aber nicht in der Beziehung zur Wirklichkeit gestellt und entschieden werden." - Werner Heisenberg, Ordnung der Wirklichkeit, München 1989, Seite 145

605 Die wichtige Fragestellung ist schon mehr als der halbe Weg zur Lösung eines Problems.

606 In der klassischen Physik spielen nur beobachtbare Größen eine Rolle.

607 Abstraktionen sind Formen verfestigter früherer Erfahrungen.

608 Die klassische Physik beruhte auf der Illusion, daß wir die Welt beschreiben können, ohne von uns selbst zu sprechen.

609 Was wir beobachten, ist nicht die Natur selbst, sondern die Natur, die unserer Art der Fragestellung ausgesetzt ist.

610 "Nicht Individuen, sondern mehr oder weniger idealische Masken; keine Wirklichkeit, sondern eine allegorische Allgemeinheit." - Friedrich Nietzsche, Menschliches Allzumenschliches - Ein Buch für freie Geister, Frankfurt 1982, Seite 159

611 Wir können niemals das Ganze wissen, sondern müssen auswählen.

612 "Die Phänomene, die als geschlossene Einheiten erscheinen, müssen in ihrer Geschlossenheit respektiert werden und können nur um den Preis der Vernichtung dessen, was untersucht werden sollte, analytisch in Teile zerbrochen werden." - Perls/Hefferline /Goodmann, Gestalttherapie - Grundlagen, München 1991, Seite 21

613 "Gefühle sind Mittel des Erkennens. Sie sind nicht etwa Denkhindernisse." - Perls / Hefferline / Goodmann, Gestalttherapie - Grundlagen, München 1991, Seite 205

614 Typen sind stets gedankliche Konstruktionen und als solche niemals voll in der Wirklichkeit vorfindbar. In keinem Lebensbereich gibt es reine Typen.

615 Max Weber begreift das Problem der sozialwissenschaftlichen Objektivität als Frage nach dem Verhältnis zwischen Begriffsbildung und Erfahrung. Wie können wir von den Gegenständen unserer Wahrnehmung Begriffe bilden und als gültig ausweisen in Anbetracht der unendlichen Vielfältigkeit des real Existierenden.

616 Subjektive Wertvorstellungen bilden die Basis für den begrifflichen Rahmen.

617 Jede begriffliche Beschreibung der Wirklichkeit abstrahiert von der Mannigfaltigkeit der konkreten Eigenheiten.

618 Die Wirklichkeit selbst kann nicht auf irgendein Begriffssystem zurückgeführt werden.

619 Die generalisierende Methode zielt auf Gesetzesaussagen ab und die völlige Reduktion des Qualitativen auf das Quantitative. Einer solchen Wissenschaft liegt nichts an den Eigentümlichkeiten des Wirklichen.

620 Die klassischen Naturwissenschaften lösen das Problem des hiatus irrationalis dadurch, daß sie von der Besonderheit des Wirklichen abstrahieren.

621 Die abstrahierende Vorgehensweise korrespondiert einer nomologischen Auffassung von Natur.

622 "Individuell-historische Ereignisse lassen sich nicht durch allgemeine Gesetze erklären. Es gibt kein System nomologischer Aussagen, wie präzise und vollständig auch immer, aus dem man irgendeine Beschreibung eines individuellen Ereignisses ableiten kann. Aus diesem Grunde kann unser auf individuelle Erscheinungen gerichtetes Erkenntnisinteresse nicht mit den Mitteln der Naturwissenschaft befriedigt werden. Nomothetisches und ideographisches Erkenntnisinteresse sind voneinander unabhängig und stehen unvermittelt nebeneinander: Das Gesetz und das Ereignis bleiben als letzte, inkommensurable Größen unserer Weltvorstellung nebeneinander bestehen." - Wilhelm Windelband in Guy Oakes, Die Grenzen kulturwissenschaftlicher Begriffsbildung, Ffm 1990, Seite 54

623 Begriffe sind Gebilde zum Zweck der Erkenntnisgewinnung. Sie werden gebildet, indem man sich auf besondere Eigenschaften in der Welt physischer und psychischer Tatsachen bezieht.

624 Jede Erkenntnis besteht in Urteilen, jede Aussage, die einen Erkenntnisanspruch erhebt, ist ein Urteil.

625 Die Naturwissenschaft ist an der Gültigkeit ihrer Begriffe interessiert, nicht an den individuellen Gestaltungen.

626 Die naturwissenschaftliche Erkenntnis erwächst nicht aus einem lnteresse an der Wirklichkeit selbst, sondern entspringt unserem Wunsch, allgemeine Gesetzmäßigkeiten aufzudecken, die für die Wirklichkeit gültig sein sollen.

627 ".. jenen Sinn für Wahrheit, der im Grunde der Sinn für Sicherheit ist." - Friedrich Nietzsche, Werke Bd.2, hrg. von Karl Schlechta, Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 31

628 "Der heutige, an der sprachwissenschaftlichen Philosophie geschulte Leser muß oftmals viel Geduld aufbringen, will er überkommene, der älteren Bewußtseinsphilosophie verhafteten Texte studieren." - Guy Oakes, Die Grenzen kulturwissenschaftlicher Begriffsbildung, Ffm 1990, Seite 125

629 "Die Frage nach der Objektivität der wissenschaftlichen Begriffsbildung hängt ausschließlich von der Geltung der Werte ab." - Heinrich Rickert in Guy Oakes, Die Grenzen kulturwissenschaftlicher Begriffsbildung, Ffm 1990, Seite 130

630 "Es ist allererste Erfordernis wissenschaftlicher Denkweise, die Trennung der Außenwelt von der Ideenwelt anzuerkennen und durchzuführen. Mit der Annahme der Existenz einer selbständigen Außenwelt verknüpft die Wissenschaft nun gleich die Frage nach der Kausalität, d.h. nach der Gesetzlichkeit im Weltgeschehen, als einem von unseren Sinnesempfindungen ganz unabhängigen Begriff." - Vgl. Max Planck, Vom Wesen der Willensfreiheit, Ffm 1990, Seite 99

631 "Eine Wissenschaft, die sich selber das Prädikat der Objektivität prinzipiell aberkennt, spricht damit ihr eigenes Urteil." - Max Planck, Vom Wesen der Willensfreiheit, Ffm 1990, Seite 125

632 "Wir sind keine denkenden Frösche, keine Objektivier- und Registrierapparate mit kaltgestellten Eingeweiden..." - Friedrich Nietzsche, Werke Bd.2, hrg. von Karl Schlechta, Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 286

633 Allein schon der Umstand, daß die Versuchsperson davon Kenntnis hat, daß sie beobachtet wird, kann zu einer verhängnisvollen Fehlerquelle werden.

634 "Eine physikalische Messung ist reproduzierbar, wenn ihr Ergebnis nicht von der Individualität des Menschen abhängt, auch nicht von Ort und der Zeit der Messung oder sonstigen Begleitumständen. Das besagt aber, daß das für das Messungsergebnis Entscheidende außerhalb des Beobachters liegt." - Vgl. Max Planck, Vom Wesen der Willensfreiheit, Ffm 1990, Seite 182

635 "Denn genaugenommen gibt es überhaupt keine einzige physikalische Frage, welche direkt, ohne Zuhilfenahme einer Theorie, durch Messungen geprüft und eindeutig beantwortet werden kann. Jedes Messungsergebnis ist ja zusammengesetzter Art, bei jeder Messung wirken stets mehrere verschiedene physikalische Vorgänge zusammen, deren Zahl und Mannigfaltigkeit mit der Feinheit der Messung sich ins Unabsehbare steigert, so daß stets eine Theorie herangezogen werden muß, um das Knäuel zu entwirren und zu deuten." - Max Planck, Vom Wesen der Willensfreiheit, Ffm 1990, Seite 201f

636 "Die Hoffnung, durch Messung einen einigermaßen direkten Einblick in die Art der Gesetzlichkeit atomarer Vorgänge gewinnen zu können, rückt immer weiter in die Ferne. Das rührt einfach daher, daß die zu entscheidenden Fragen immer ferner werden und daß unsere Meßinstrumente, die doch alle aus einer ungeheuren Anzahl von Atomen bestehen, dieser Feinheit nicht mehr zu folgen vermögen. Es ist unmöglich, das Innere eines Körpers zu sondieren, wenn die Sonde größer ist, als der ganze Körper." - Max Planck, Vom Wesen der Willensfreiheit, Ffm 1990, Seite 207

637 "Nachdem es sich einmal herausgestellt hat, daß wir, um die Messungsergebnisse verstehen zu können, die anschaulichen Voraussetzungen der klassischen Physik aufgeben müssen, bleibt für die theoretische Forschung gar kein anderer Weg übrig, als zu neuartigen abstrakten Begriffsbildungen zu schreiten. Dieser Zug zur Entwicklung ist zwangsläufig, an ihm wird keine Macht der Welt etwas ändern." - Max Planck, Vom Wesen der Willensfreiheit, Ffm 1990, Seite 208

638 "Die Worte liegen uns im Wege! - Überall, wo die Uralten ein Wort hinstellten, da glaubten sie eine Entdeckung gemacht zu haben. Wie anders stand es in Wahrheit! - sie hatten an ein Problem gerührt, und indem sie wähnten, es gelöst zu haben, hatten sie ein Hemmnis der Lösung geschaffen. - Jetzt muß man bei jeder Erkenntnis über steinharte verewigte Worte stolpern, und wird dabei eher ein Bein brechen, als ein Wort." - Friedrich Nietzsche, Werke Bd.2, hrg. von Karl Schlechta, Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 45

639 "Erkenne dich selbst! ist die ganze Wissenschaft. Erst am Ende der Erkenntnis aller Dinge wird der Mensch sich selber erkannt haben. Denn die Dinge sind nur die Grenzen der Menschen." - Friedrich Nietzsche, Werke Bd.2, hrg. von Karl Schlechta, Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 45

640 "Nie etwas zurückhalten oder dir verschweigen, was gegen deinen Gedanken gedacht werden kann! Gelobe es dir! Es gehört zur ersten Redlichkeit des Denkens. Du mußt jeden Tag auch deinen Feldzug gegen dich selber führen. Ein Sieg und eine eroberte Schanze sind nicht mehr deine Angelegenheit, sondern die der Wahrheit, - aber auch deine Niederlage ist nicht mehr deine Angelegenheit." - Friedrich Nietzsche, Werke Bd.2, hrg. von Karl Schlechta, Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 208

641 vom Unbestimmten auf zu Berechnendes

642 "Es gibt keine alleinwissendmachende Methode der Wissenschaft! Wir müssen versuchsweise mit den Dingen verfahren, bald böse, bald gut gegen sie sein und Gerechtigkeit, Leidenschaft und Kälte nacheinander für sie haben. Dieser redet mit den Dingen als Polizist, jener als Beichtvater, ein Dritter als Wanderer und Neugieriger. Bald mit Sympathie, bald mit Vergewaltigung wird man ihnen etwas abringen; einen führt Ehrfurcht vor ihren Geheimnissen vorwärts und zur Einsicht, einen wiederum Indiskretion und Schelmerei in der Erklärung von Geheimnissen." - Friedrich Nietzsche, Werke Bd.2, hrg. von Karl Schlechta, Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 224

643 "... allein Recht haben wollen, wie es alle reine Logik will." - Friedrich Nietzsche, Werke Bd.2, hrg. von Karl Schlechta, Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 365

644 "Logik, d.h. Erzwingung der Zustimmung durch Gründe." - Friedrich Nietzsche, Werke Bd.2, hrg. von Karl Schlechta, Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 488

645 Jede Wissenschaft führt Vielfalt auf Einheit zurück.

646 "Das Problem der Wissenschaft kann nicht auf dem Boden der Wissenschaft erkannt werden." - Friedrich Nietzsche, KSA Bd.1, Colli / Montinari (Hrsg), München 1988, Seite 13

647 "Alle Wissenschaft läßt das Dasein als begreiflich und damit gerechtfertigt erscheinen." - Vgl. Friedrich Nietzsche, KSA Bd.1, Colli / Montinari (Hg), München 1988, Seite 99

648 "... diese vermeinte Wirklichkeit ist nichts als ein phantastisch läppisches Getändel." - Friedrich Nietzsche, KSA Bd.1, Colli / Montinari (Hrsg), München 1988, Seite 125

649 "Wir theilen die Dinge nach Geschlechtern ein, wir bezeichnen den Baum als männlich, die Pflanze als weiblich: welche willkürlichen Übertragungen!" - Friedrich Nietzsche, KSA Bd.1, Colli / Montinari (Hrsg), München 1988, Seite 878

650 "Ein Nervenreiz zuerst übertragen in ein Bild! erste Metapher." - Friedrich Nietzsche, KSA Bd.1, Colli / Montinari (Hrsg), München 1988, Seite 879

651 "Der Bau der Begriffe ist nämlich eine Nachahmung der Zeit- Raum und Zahlenverhältnisse auf dem Boden der Metaphern." - Friedrich Nietzsche, KSA Bd.1, Colli / Montinari (Hrsg), München 1988, Seite 886

652 "Ideen sind nicht Erkenntnisbegriffe, sie fallen nicht in das Gebiet der theoretischen, sie gehören zum Bereich der praktischen Vernunft." - Alois Riehl, Einführung in die Philosophie der Gegenwart, Leipzig/Berlin 1919, Seite 168

653 "Ideen sind Willensaufgaben und allein als Ziele des Schaffens und Handelns müssen sie verstanden werden. Sie gelten, aber sie sind nicht. Ideen sind Willensbegriffe, nicht Sachbegriffe." - Alois Riehl, Einführung in die Philosophie der Gegenwart, Leipzig/Berlin 1919, Seite 166

654 "Ideen sind niemals Realitäten, noch können sie durch Realitäten begründet werden. Ihre Bestimmung ist das Schaffen von Realitäten, die noch nicht sind." - Alois Riehl, Einführung in die Philosophie der Gegenwart, Leipzig/Berlin 1919, Seite 168

655 Es gibt kein Wissen von Gott, es gibt keine Möglichkeit, das prinzipiell Jenseitige in diesseitigen Kategorien zu begreifen. Die Wissenschaft dagegen ist durch den auf das System angelegten Begriff gekennzeichnet.

656 Der Zusammenhang zwischen Geist und Körper ist unbegreiflich; die Gründe dieser Unbegreiflichkeit sind unwiderleglich.

657 Dasein ist nach Hume keine Idee. Wäre Dasein eine Idee, so würde die Grenze aufgehoben sein zwischen Wirklichkeit und Erdichtung.

658 Die kritische Methode besteht in der prinzipiellen Trennung der ideellen Erkenntnisfaktoren von den empirischen.

659 Die Kardinalfrage der Erkenntnistheorie: was heißt objektive Wahrheit; was ist Objektivität?

660 Begreifen heißt aus Gründen ableiten.

661 "Lambert kannte schon das Prinzip einer ökonomischen Wissenschaft. Seine Definition lautete: Die wissenschaftliche Erkenntnis dient dazu, Erfahrungen überflüssig zu machen, und folglich das, was wir noch erst erfahren müßten, voraus zu bestimmen." - Vgl. Alois Riehl, Der philosophische Kritizismus Bd.1, Leipzig 1924, Seite 224

662 Was wir uns in einem Verhältnis von Ursache und Wirkung verbunden denken, denken wir uns als notwendig, verbunden. Die Wirkung, so glauben wir, folgt nicht bloß auf die Ursache, sie erfolgt aus ihr, geht aus ihr hervor; sie ist von der Ursache abhängig, so daß sie ohne eine solche nicht eintreten konnte. Das Verhältnis der Kausalität ist ein Verhältnis notwendiger Verknüpfung, und diese Notwendigkeit in der Beziehung von Ursache und Wirkung ist das eigentliche Problem.

663 Empfindungen lassen sich nicht zu Empfindungen addieren, noch von Empfindungen abziehen.

664 Die Zahlen sind die einfachsten und allgemeinsten Begriffe, die wir haben, und der Unterschied der Zahlen, der zahlenmäßige Unterschied, ist der klarste und bestimmteste, den wir kennen.

665 Jeder Zustand geht durch unwahrnehmbare Grade in den nächsten über.

666 "Die Kausalität ist das Postulat der Begründung der Veränderung, das Prinzip dieser Begründung - der Grundsatz der Identität." - Alois Riehl, Philosophische Studien aus vier Jahrzehnten; Leipzig 1925, Seite 213

667 Um Grenzen zu untersuchen muß man sie überschreiten.

668 Die Forderung der Begreiflichkeit wird erfüllt durch die Identität der Vorgänge.

669 Identität gibt es nur, wo von den konkreten Unterschieden in der Zeit abgesehen wird.

670 "Erklären heißt, eine Erscheinung durch eine andere in Form einer Gleichung ausdrücken. Die Möglichkeit einer solchen Gleichung aufzustellen, setzt die Vergleichbarkeit der Erscheinungen voraus. Wo eine solche nicht stattfindet, kann das Urteil nur ein unbegriffenes Zusammentreffen der Phänomene aussprechen." - Alois Riehl, Philosophische Studien aus vier Jahrzehnten; Leipzig 1925, Seite 122f

671 Es sollte nicht heißen: etwas ist rot und blau, sondern mir ist rot und blau.

672 Jeder Begriff ist ein Problem.

673 "Seit Kant den Dogmatismus zerbrach, ist die Frage nach der Realität der Außenwelt das wichtigste ja das eigentliche Grundproblem der Philosophie. Zwar ist der Empirismus mit der Entscheidung dieser Frage schnell zur Hand. Ohne Untersuchung der Grundbegriffe der Erfahrung, weist er auf Dinge hin, die gerade so seien, wie sie eben sind." - Alois Riehl, Philosophische Studien aus vier Jahrzehnten; Leipzig 1925, Seite 6

674 "Denn das Experiment ist eine beabsichtigte Beobachtung. Die Absicht oder der wissenschaftliche Zweck derselben beruth auf dem Vorausdenken des Erfolges." - Alois Riehl, Philosophische Studien aus vier Jahrzehnten; Leipzig 1925, Seite 1f

675 "Stoff, Kraft, Ursache, Veränderung, Bewegung. Wer diese Begriffe als selbstverständlich betrachtet, und es unternimmt aus ihnen, gleich wissenschaftlichen Bausteinen, den Weltbegriff zu konstruieren, verfährt zum mindesten voreilig, und setzt sich der Gefahr aus, von der Kritik der Begriffe, dieser wissenschaftlichen Baupolizei, gezwungen zu werden, sein ganzes Gebäude wieder abzutragen." - Alois Riehl, Philosophische Studien aus vier Jahrzehnten; Leipzig 1925, Seite 3

676 Es gibt Gesinnungen und Werthaltungen ausstrahlende Gefühle, denen Beständigkeit und Dauerhaftigkeit nicht abgesprochen werden können.

677 Im Anfang waren Gefühlskomplexe - nicht der Logos; das Angemutetsein, nicht das Denken; das Diffuse - nicht das Gestalthafte; das zuständliche, nicht das gegenständliche Erleben; das Erleben, nicht das Ich- und Gegenstandsbewußtsein.

678 Die ideographische Methode erforscht, in Gegensatz zur nomothetischen, das Einmalige, Besondere, Unwiederholbare.

679 Abstrakte Begriffe werden unvermerkt zu real-existenten Wesen, wo nicht scharf zwischen realer und mentaler Existenz unterschieden wird.

680 Wissenschaftlich werden nur solche Gegenstandsbestimmungen anerkannt, die sich auf beobachtbare, kontrollierbare Tatsachen, auf greifbare Dinge beziehen.

681 Die alten Fabelwesen Seele, Gesellschaft, Wille etc.

682 Das Physische und das Psychische sind zwei Seiten ein und desselben Vorgangs. (Psychophysik)

683 Die allergewöhnlichste Verwechslung von Wort und Begriff.

684 Unsere Begriffe richten sich nicht nach den Gegenständen, sondern die Gegenstände nach unseren Begriffen. Wir nehmen die Welt nicht wahr, wie sie in Wirklichkeit ist, sondern wie sie aufgrund unserer Bewußtseinsstruktur erscheint.

685 Was erschlossen wird ist lediglich eine logische Größe.

686 Wir können Eigenschaften und Tätigkeiten nur schwer als für sich bestehend denken, darum fassen wir sie auf, als würden sie den Dingen innewohnen.

687 Eine Psychologie, die den Seelenbegriff vermeidet, führt notgedrungen dieselbe Sache unter anderen Namen wieder ein.

688 Das seelische Leben ist in ständigem Fluß.

689 "Gegenstand und Denken sind eine unlösliche Relation." - Bruno Bauch in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 558

690 Erkennen ist Bejahen oder Verneinen, d.h. Stellung nehmen.

691 Das Problem des Gegenstandes, bzw. der Gegenständlichkeit wird gewöhnlich ignoriert.

692 "Unterordnung des Besonderen unter das Allgemeine ist also in allen Fällen das Wesen des Beweisens." - Wilhelm Windelband in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 358

693 Wissenschaft ist nichts anderes, als ein Mittel zur Lösung praktischer Probleme.

694 Wo Allgemeines als Gleichheit oder Ähnlichkeit vorliegt, ist Kontrolle und Objektivität möglich, d.h. Unabhängigkeit des Ausgesagten vom Aussagenden erreichbar.

695 Objektiv heißt eine Aussage, über die ein Konsens unter vielen oder allen Menschen erreichbar ist.

696 Alle Definitionen haben eine Behauptung wie eine Forderung in sich. In die quaestio facti mischt sich die quaestio juris mit ein. Der Beschreibungsgedanke wird selbst zur Norm.

697 Das Problem der Setzung ist ein Problem der Rechtfertigung.

698 "So wenig es Größe schlechthin, außer als diese oder jene Größe gibt, so wenig gibt es eine bestimmte Größe außer im Hinblick auf ein umfassendes Größensystem. Und auch das naturwissenschaftliche Experiment lehrt, indem es überall auf bestimmte Größen und Zahlen hinführt, nichts anderes, als daß die Erfahrung gerade in ihrer Besonderheit doch zugleich durch und durch gesetzlich geregelt ist." - Ernst Cassirer in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 296

699 "Denn es gibt keine Beobachtung, ohne daß wir eine bestimmte Frage an die Natur stellen; und keine solche Frage kann gestellt werden, ohne daß wir in ihr einen möglichen Zusammenhang von Einzeldaten gedanklich antizipieren. Die Idee ist somit nicht etwas, das nachträglich zur Tatsache hinzutritt, sondern sie ist bereits in der bloßen Setzung und Bestimmung des Faktums unverkürzt und in ihrer gesamten Funktion enthalten." - Ernst Cassirer in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 306

700 "Der Objektgedanke selbst, wenn er in seiner Reinheit und universellen Bedeutung erfaßt wird, gibt zugleich den besonderen Methoden sein Material. Er konstituiert Kraft seiner logischen Valenz den Wert genau so - nur im Rahmen eines anderen Bezugssystems - wie er die Wirklichkeit konstituiert; er beherrscht die Geschichte so gut wie die Naturforschung und überbrückt auf diese Weise die spezifische Methoden ohne sie aufzuheben." - Richard Hönigswald in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 290

701 Es gibt keine Ordnung in der Natur, Ordnung ist nur im menschlichen Verstand.

702 "Die absolut denkfremde Materie ist beseitigt, sobald einmal erkannt und anerkannt wird, daß die bloße Behauptung, daß es eine solche Materie gibt, das Grundmoment des logischen, das Grundmoment des Begriffs und Urteils in sich einschließt." - Ernst Cassirer in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 289

703 "Der Objektgedanke ist nicht der Gedanke von einem Ding, wenngleich jedes Ding durch ihn konstituiert wird. Er ist der Gedanke von einer allgemeinsten Beziehung, der jede andere in einem ganz bestimmten Umfang unterworfen ist. Es ist der Gedanke von einem formalen Geltungsprinzip, das als höchste Bedingung jene Systeme von Beziehungen beherrscht, die man 'Wissenschaft' und Wirklichkeit nennt. Denn beide wollen objektiv sein und beide sind es nur Kraft jenes formalen Geltungsprinzips." - Richard Hönigswald in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 288

704 "Die Erklärung, daß die Wahrheit einer Erkenntnis die Übereinstimmung mit dem Gegenstande bedeutet, erweist sich als Zirkel: denn sie stellt die Frage erst, die sie zu lösen vorgibt. Der Begriff des Gegenstandes vermag uns keine befriedigende Antwort zu geben, da in ihm die Aufgabe nur in anderer Wendung, dem eigentlichen Gehalt nach aber völlig identisch, wiederholt wird." - Ernst Cassirer in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 272

705 Die Logik des Gegenstandes

706 "Ich höre den Ton und der Ton ertönt mir, dies sind nicht zwei Tatsachen, sondern eine." - Paul Natorp in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 260

707 Keine Identität ist von vornherein gegeben, sondern muß erst erzeugt werden.

708 "Die wahren Anfänge und Grundlagen der Erkenntnis sind überall objektive Einheiten." - Vgl. Paul Natorp in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 166

709 "Die Stufe der reinen Subjektivität wäre identisch mit der Stufe der absoluten Unbestimmtheit." - Paul Natorp in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 165

710 "Gegebenes gibt es nur im Sinne einer gestellten Aufgabe, nicht aber als ein Datum der Erkenntnis. Das vermeintlich Erstgegebene ist eigentlich vielmehr das Gesuchte." - Vgl. Paul Natorp in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 164

711 "Der Gegenstand bedeutet positiv das Gesetz; er bedeutet die beharrende Einheit, wozu die wechselnde Mannigfaltigkeit der Erscheinung gedanklich geeint und festgestellt wird." - Paul Natorp in Flach/Holzhey (Hrsg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 153

712 Jede Veränderung bezieht sich auf die Einheit des Gegenstandes.

713 Alle Wirklichkeitsprobleme sind Probleme der Konstruktion.

714 "Die Kontinuität ist ein Denkgesetz." - Hermann Cohen in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 108

715 "Gegenstand wie Erkenntnis sind und bleiben Probleme der Verbindung." - Hermann Cohen in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 115

716 "Die Gegenstandsform ist das logische Prinzip überhaupt. Das Material als solches ist das Alogische. Die Kategorie ist deshalb das logische Urphänomen." - Vgl. Werner Flach in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 50

717 "Der Konsensus des Kundigen als Kriterium der Wahrheit wird dann im operationalen Behaviorismus auf den Konsensus  aller  ausgedehnt. Damit kommt zum Tierexperiment die Befragungsmethode, zur objektiven die subjektive Erfahrung von  Jedermann.  Man kann ihn über schlechtweg alles fragen: über Politik und Gesellschaft, Religion und Moral; kann ihn fragen, was Wissenschaft sei und was man unter Aggression verstehe, aus welchen Gründen man sich scheiden lassen dürfe, ob man nicht schon Sechzehnjährige zu allen Filmen zulassen solle usw. Herr und Frau Jedermann wissen alles. Man muß sie nur nach den Spielregeln der Statistik befragen. Und muß  viele  von ihnen fragen, mindestens so viele, daß man Signifikanzen errechnen kann. Da Jedermann seine Meinung nicht immer in wünschenswerter Klarheit kundtun kann, formuliert man die Fragen so, daß er nur mit  ja  oder  nein  oder  unentschieden  zu antworten braucht. Oder man liegt ihm Sentenzen, deren Behauptung er anerkennen oder ablehnen kann, oder ein Polaritätsprofil vor auf dem er nur anzugeben braucht, ob der erfragte Gegenstand mehr den einen oder dem anderen Pol zuzuordnen sei. - - - Die Befragungsmethode zusammen mit der Statistik hat heutzutage in der Psychologie ihren festen Platz. Mit ihr setzt sich in der Wissenschaft das demokratische Prinzip oder das  Gesetz der großen Zahl  durch. Die Frage ist, ob man die so ermittelten Ergebnisse als reine  Istwerte  über Urteilsverteilungen und Textbestände anzusehen habe oder ob sie auch  Sollenswert sind, das heißt, ob die statistisch häufigste Meinung auch die gültige sein kann." - Ludwig J. Pongratz, Problemgeschichte der Psychologie, Bern/München 1984, Seite 320f

718 Hermann Cohen vertrat die prinzipientheoretische These, daß Denken Sein erzeugt.

719 Das Problem der Objektivität ist das Problem der objektiven, bzw. allgemeinen Gültigkeit des Wissens.

720 Jede Erkenntnis ist gegenstandslogische Erkenntnis.

721 Der Erkenntnisprozess ist unabschließbar. Zu erkennen ist eine unendliche Aufgabe.

722 Die Wissenschaft soll nur beobachten, aber nicht Normen setzen.

723 "Die Grundidee des ökonomischen Liberalismus ist es, etwas Wirtschaftliches im politischen Leben zu isolieren und dieses Wirtschaftliche in einem gesellschaftlichen Wertmesser zu messen." - Gunnar Myrdal, Das politische Element in der nationalökonomischen Doktrinbildung, Berlin 1932, Seite 212

724 Die Fallkurve eines aus den Fenster geworfenen Blattes ist kaum im Voraus zu konstruieren.

725 Aus der logischen Maschine bekommt man schwerlich mehr heraus, als man hineigesteckt hat.

726 "Die Forschung leidet oft unter gar zu viel Originalität in Prinzipienfragen." - Gunnar Myrdal, Das politische Element in der nationalökonomischen Doktrinbildung, Berlin 1932, Seite 219

727 Wir können nur das denken, was uns die Sprache erlaubt.

728 Bei Definitionsfragen handelt es sich um Fragen der Zweckmäßigkeit und nicht der Wahrheit.

729 Der ökonomische Problemkreis fristet ein eigenartiges Zwischendasein zwischen der technischen und der ethischen Problematik.

730 "Die einheitliche Struktur wissenschaftlicher Erkenntnisse wird gewonnen und abgesichert durch die Techniken des kontrollierten Experiments, der Mathematisierung von Erfahrung und der Formulierung von Gesetzmaßigkeiten". - Vgl. Joseph Needham, Wissenschaftlicher Universalismus, Ffm 1979, Seite 9

731 "Früher habe ich einmal gesagt, die Wissenschaft sei mit einem scharfen Messer zu vergleichen. Alle Dinge, die mit ihm in Berührung kommen, werden der Klinge entlang aufgeschnitten. Auch die geheimnisvollsten Dinge wie Leben, Geist, Gefühl und Wille können sich so der Sektion nicht entziehen." - Chan Tung-sun in Joseph Needham, Wissenschaftlicher Universalismus, Ffm 1979, Seite 48

732 "Natürlich war Geometrie ein wesentlicher Stützpfeiler der modernen Wissenschaft, doch sie hatte den negativen Effekt, zu schnell den Glauben an alle möglichen abstrakten, zeitlosen axiomatischen Gesetze zu stärken, die angeblich selbstevident sein sollten, und sie führte weiter zu einer großen Bereitschaft, strenge logische und theologische Formulierungen zu akzeptieren. Als diese mit der Autorität ausgestattet wurden, die der lateinische Klerus von den römischen Rechtsgelehrten geerbt hatte, war nach dem Machtanstieg der Kaufmannsklasse, die Explosion der Reformation unvermeidlich; der Westen leidet noch immer unter den Schlagwörtern jener Zeit. China war dagegen algebraisch und babylonisch, nicht geometrisch und griechisch. Gegensätze galten daher eher als praktisch und approximativ denn als theoretisch und absolut, niemand fühlte sich zur Formulierung zeitloser axiomatischer Gesetzmäßigkeiten verpflichtet. Hieraus wohl rührten die ethischen Vorstellungen, die man als empirisch, historisch und statistisch bezeichnen kann, die wenig ideologische Fanatik kannten und keinerlei Verfolgung der Religion um ihrer selbst willen." - Joseph Needham, Wissenschaftlicher Universalismus, Ffm 1979, Seite 248f

733 Alles Wissen beruth auf Beobachtungen, diese setzen Gleichförmigkeit des Wirklichen voraus, da jedes Experiment nur eine begrenzte Zeitspanne dauert. So beruth alle Erkenntnis vorwiegend auf einen Glauben an die Wirklichkeit der Zeit.

734 Die wissenschaftliche Kausalität ist ethisch neutral.

735 "Gesetze sind wenn-dann-Beziehungen, keine weil-Beziehungen." - Edgar Zilsel, Die sozialen Ursprünge der neuzeitlichen Wissenschaft, Ffm 1976, Seite 11

736 "Die modernen Wissenschaftler, die die substantiellen Formen okkulter Qualitäten fortlassen, haben die Phänomene der Natur durch mathematische Gesetze zu erklären unternommen." - Isaac Newton in Edgar Zilsel, Die sozialen Ursprünge der neuzeitlichen Wissenschaft, Ffm 1976, Seite 92

737 Experiment und mathematische Analyse als die beiden Stützpfeiler moderner Wissenschaft.

738 Bloße Beobachtung ist passiv und bedeutet warten und sehen. Das Experiment dagegen ist eine aktive Forschungsmethode.

739 Die kausale Erklärung wurde zum Hauptziel der Experimentalwissenschaft.

740 Die Ursache ist der Vorläufer des Gesetzes.

741 Die Gültigkeit von Makrogesetzen wird durch die Quantenmechanik nicht berührt.

742 das übliche Durcheinander von Logik und Wahrnehmung.

743 Wie Locke war Demokrit davon überzeugt, daß etwa Wärme, Geschmack und Farbe nicht tatsächliche Eigenschaften eines Objekts sind, sondern daß unsere Sinnesorgane dafür verantwortlich sind. Eigenschaften wie Gewicht, Dichte und Härte hingegen sollten immer noch den Objekten selbst innewohnen.

744 "Die Geometrie beschäftigt sich mit exakten Kreisen; kein sinnlich wahrnehmbares Objekt ist jedoch vollkommen kreisförmig; auch wenn wir unseren Zirkel noch so sorgfältig benützen, es werden sich doch stets einige Unvollkommenheiten und Unregelmäßigkeiten ergeben. Daraus darf man schließen, daß alles streng logische Denken nur auf ideale Objekte im Gegensatz zu sinnlich wahrnehmbaren Objekten anwendbar ist." - Bertrand Russell, Philosophie des Abendlandes, Wien/Zürich 1988, Seite 58

745 "Logische Gegensätze sind zu unserer Bequemlichkeit erfunden worden." - Bertrand Russell, Philosophie des Abendlandes, Wien/Zürich 1988, Seite 179

746 "Den Wissenschaftler kennzeichnet nicht, was er glaubt, sondern wie und warum er es glaubt." - Bertrand Russell, Philosophie des Abendlandes, Wien/Zürich 1988, Seite 537

747 Die logische Systematisierung der wissenschaftlichen Arbeitsweise wird durch Generalisierung bewerkstelligt.

748 Jede Methode ist ein Ordnungsprinzip.

749 Die bloße Anhäufung von Tatsachen ist verwirrend.

750 Es sind im Grunde nur Wörter, die für Erkenntnisse von der Welt ausgegeben werden.

751 "Das Wesen, das wir erkennen können, ist ein Wort und nichts anderes, als die Definition eines allgemeinen Gattungsbegriffs." - Bertrand Russell, Philosophie des Abendlandes, Wien/Zürich 1988, Seite 621

752 Notwendigkeit ist etwas,das im Geist besteht und nicht in den Gegenständen.

753 "Wir nehmen lediglich das erste und letzte Glied dieses Prozesses, das Wollen und die Bewegung wahr, und wenn wir meinen, einen direkten Kausalzusammenhang zwischen ihnen feststellen zu können, dann irren wir uns." - Bertrand Russell, Philosophie des Abendlandes, Wien/Zürich 1988, Seite 679

754 Ohne Induktion wäre keine Wissenschaft möglich. Die Induktion ist jedoch ein unabhängiges logisches Prinzip, das sich weder aus der Erfahrung, noch aus anderen logischen Prinzipien folgern läßt.

755 "Die Abstraktion als ausschließendes Interesse bewirkt eo ipso Verallgemeinerung." - Edmund Husserl, Logische Untersuchungen Bd. 2, Teil 1, Tübingen 1980, Seite 151

756 "Das bloße Dasein eines Inhalts im psychischen Zusammenhang ist nichts weniger als dessen Gemeintsein." - Edmund Husserl, Logische Untersuchungen Bd. 2, Teil1, Tübingen 1980, Seite 165

757 "Das bloße Erlebtsein eines Inhalts als dessen Vorgestelltsein zu definieren, und in Übertragung alle erlebten Inhalte überhaupt Vorstellung zu nennen, das ist eine der schlauesten Begriffsverfälschungen, welche die Philosophie kennt." - Edmund Husserl, Logische Untersuchungen Bd. 2, Teil 1, Tübingen 1980, Seite 165

758 "Was Bedeutung ist, läßt sich nicht weiter definieren, es ist ein deskriptiv Letztes." - Edmund Husserl, Logische Untersuchungen Bd. 2, Teil 1, Tübingen 1980, Seite 183

759 "Was wir nicht denken können, kann nicht sein, was nicht sein kann, können wir nicht denken." - Edmund Husserl, Logische Untersuchungen Bd. 2, Teil 1, Tübingen 1980, Seite 239

760 In der logischen Definition soll dem Schwanken der Wortbedeutung eine Grenze gesetzt werden.

761 Gerade hinter dem Selbstverständlichen verbergen sich die schwierigsten Probleme.

762 In der gesamten griechischen Philosophie galt offen bis latent das Axiom: Die Sprache spiegelt die Welt, die selber logosartig ist.

763 "In der Sprache wird das Reale negiert und das Symbolische gestiftet." - Vgl. Bernhard Taureck, Psychoanalyse und Philosophie - Lacan in der Diskussion, Ffm 1992, Seite 41

764 "Lacan verkündet das Ende der Repräsentation: Die Sprache repräsentiert nicht, sie existiert als Körper, als Geste oder als Schweigen." - Vgl. Bernhard Taureck, Psychoanalyse und Philosophie - Lacan in der Diskussion, Ffm 1992, Seite 63

765 Was wir für Prinzipien der Dinge selbst halten, ist in Wahrheit nur Bedingung der Erkenntnis.

766 Es gibt keine Bedeutung, die nicht notwendig auf eine andere Bedeutung verweist.

767 Die Erforschung der Wahrheit ist das oberste Erkenntnisziel aller Wissenschaften.

768 Die Psychologie betrachtet das Denken wie es ist, die Logik wie es sein soll.

769 "Keine Wahrheit ist eine Tatsache, d.i. ein zeitlich Bestimmtes." - Edmund Husserl, Logische Untersuchungen Bd. 2, Teil 1, Tübingen 1980, Seite 76

770 "Jede Tatsache ist individuell, also zeitlich bestimmt." - Edmund Husserl, Logische Untersuchungen Bd. 2, Teil 1, Tübingen 1980, Seite 119

771 Der fundamentalste Unterschied ist der zwischen Realem und Idealem.

772 "Wissenschaftliche Erkenntnis ist als solche Erkenntnis aus dem Grunde, also Erklärung oder Begründung." - Edmund Husserl, Logische Untersuchungen Bd. 2, Teil 1, Tübingen 1980, Seite 231

773 "Wesentliche Einheit der Wahrheiten einer Wissenschaft ist die Einheit der Erklärung." - Edmund Husserl, Logische Untersuchungen Bd. 2, Teil 1, Tübingen 1980, Seite 233

774 Nomologische Wissenschaften besitzen im Gesetz das einigende Prinzip und wesentliche Forschungsziel.

775 Die Verworrenheit der Begriffe war von jeher Hemmnis für einen Erkenntnisfortschritt.

776 "Es ergibt sich aber, daß ein isoliertes Ding genaugenommen nicht existiert. Nur die vorzugsweise Berücksichtigung, auffallender, stärkerer Abhängigkeiten und die Nichtbeachtung weniger merklicher, schwächerer Abhängigkeiten erlaubt uns bei einer ersten vorläufigen Untersuchung die Fiktion isolierter Dinge. Auf demselben graduellen Unterschiede der Abhängigkeiten beruth auch der Gegensatz der Welt und des Ich. Ein isoliertes Ich gibt es ebensowenig, als ein isoliertes Ding. Ding und Ich sind provisorische Fiktionen gleicher Art." - Ernst Mach, Erkenntnis und Irrtum, Darmstadt 1991, Seite 15

777 "Die Naturforschung hat Ähnlichkeit mit der Entwirrung kompliziert verschlungener Fäden, wobei der glückliche Zufall fast ebenso wichtig ist, als Geschicklichkeit und scharfe Beobachtung. Die Arbeit des Forschers ist ebenso aufregend, wie für den Jäger die Verfolgung eines wenig bekannten Wildes unter störenden Umständen." - Ernst Mach, Erkenntnis und Irrtum, Darmstadt 1991, Seite 17

778 "Das Denken beschäftigt sich nicht mit den Dingen, wie sie an sich sind, sondern mit unseren Gedankenvorstellungen (Begriffen) von denselben." - Ernst Mach, Erkenntnis und Irrtum, Darmstadt 1991, Seite 142

779 "Die Anpassung der Gedanken an die Tat bezeichnen wir als Beobachtung, die Anpassung der Gedanken aneinander aber als Theorie." - Ernst Mach, Erkenntnis und Irrtum, Darmstadt 1991, Seite 164

780 "Jede Zersplitterung der Aufmerksamkeit, jede Belastung des durch zu Vielerlei, wird unangenehm empfunden, auch wenn keine Widersprüche mehr vorhanden sind. ... Das Ökonomisieren, Harmonisieren, Organisieren der Gedanken, welches wir als ein biologisches Bedürfnis fühlen, geht weit über die Forderung der logischen Widerspruchslosigkeit hinaus." - Ernst Mach, Erkenntnis und Irrtum, Darmstadt 1991, Seite 176

781 unvergleichbar wie etwa rot und grün.

782 "Jede physikalische Anwendung der Mathematik beruth auf der Beachtung der Analogie zwischen Naturtatsachen und Rechenoperationen." - Ernst Mach, Erkenntnis und Irrtum, Darmstadt 1991, Seite 222

783 "Wenn ein Objekt der Betrachtung M die Merkmale a, b, c aufweist und ein anderes Objekt N mit ersteren in den Merkmalen a, b, c übereinstimmt, so ist man sehr geneigt, zu erwarten, daß das letztere auch die Merkmale d, e aufweisen, mit M auch in diesen übereinstimmen werde. Diese Erwartung ist logisch nicht berechtigt." - Ernst Mach, Erkenntnis und Irrtum, Darmstadt 1991, Seite 225

784 "Schlüsse nach Ähnlichkeit und Analogie sind genau genommen kein Gegenstand der Logik, wenigstens nicht der formalen Logik, sondern nur der Psychologie." - Ernst Mach, Erkenntnis und Irrtum, Darmstadt 1991, Seite 225

785 "Außer den Elementen, welche zur Darstellung der Tatsachen, aus der eine Hypothese geschöpft ist, unerläßlich sind, enthält dieselbe immer, oder doch gewöhnlich noch andere, die zu dieser Darstellung nicht notwendig sind. Denn die Hypothese wird nach einer Analogie gebildet, deren Ähnlichkeits- und Differenzpunkte unvollständig bekannt sind, da ja sonst nichts mehr daran zu erforschen wäre." - Ernst Mach, Erkenntnis und Irrtum, Darmstadt 1991, Seite 245

786 "Ursache nennen wir ein Ereignis, an welches ein anderes (die Wirkung) unabänderlich gebunden ist. Freilich zeigt sich, daß dieses Verhältnis meist sehr oberflächlich und unvollständig aufgefaßt wird. Gewöhnlich werden nur zwei besonders auffallende Bestandteile eines Vorganges als Ursache und Wirkung aufgefaßt. Die genauere Analyse eines solchen Vorganges zeigt aber dann fast immer, daß die sogenannte Ursache nur ein Komplement eines ganzen Komplexes von Umständen ist, welcher die sogenannte Wirkung bestimmt. Deshalb ist auch, je nachdem man diesen oder jenen Bestandteil des Komplexes beachtet oder übersehen hat, das fragliche Komplement sehr verschieden." - Ernst Mach, Erkenntnis und Irrtum, Darmstadt 1991, Seite 277

787 "Eine vollständige Anpassung an jede individuelle, künftig auftretende, unberechenbare Tatsache ist natürlich unmöglich. Die vielfache, möglichst allgemeine Anwendbarkeit der Naturgesetze auf konkrete tatsächliche Fälle wird nur möglich, durch Abstraktion, durch Vereinfachung, Schematisierung, Idealisierung der Tatsachen, durch gedankliche Zerlegung derselben in solche einfache Elemente, daß aus diesen die gegebenen Tatsachen mit zureichender Genauigkeit sich wieder gedanklich aufbauen und zusammensetzen lassen. Solche elementare idealisierte Tatsachenelemente, wie sie in der Wirklichkeit nie in Vollkommenheit angetroffen werden, sind die gleichförmige und die gleichförmig beschleunigte Massenbewegung, die stationäre (unveränderliche) thermische und elektrische Strömung usw." - Ernst Mach, Erkenntnis und Irrtum, Darmstadt 1991, Seite 455

788 Für Mach ist die Inkommensurabilität von Physischen und Psychischem ein Vorurteil.

789 "Ohne die periodische Wiederkehr wäre Erkenntnis unmöglich, da wir nichts auf unsere früheren Erfahrungen beziehen könnten. Auch wäre ohne eine gewisse Regelmäßigkeit der periodischen Wiederkehr jegliche Messung ausgeschlossen." - Alfred North Whitehead, Wissenschaft und moderne Welt, Ffm 1988, Seite 45

790 "Ein ungelöstes Problem des Denkens: Wie kann man erklären, daß gegebene Materiekonfigurationen, die sich nach physikalischen Gesetzen im Raum bewegen, lebende Organismen bilden?" - Alfred North Whitehead, Wissenschaft und moderne Welt, Ffm 1988, Seite 55

791 Die Verwechslung des Abstrakten mit dem Konkreten nennt Whitehead den "Trugschluß der unzutreffenden Konkretheit". - Alfred North Whitehead, Wissenschaft und moderne Welt, Ffm 1988, Seite 66

792 Die wichtigste Eigenschaft des mathematischen Geistes ist die Fähigkeit, mit Abstraktionen zu arbeiten.

793 "Wir können nicht ohne Abstraktionen denken; deshalb ist es von äußerster Wichtigkeit, unsere Abstraktionsweisen sehr sorgfältig zu überprüfen." - Alfred North Whitehead, Wissenschaft und moderne Welt, Ffm 1988, Seite 75

794 "Die lebende Zelle ist für die Biologie, was Elektron und Proton für die Physik sind." - Alfred North Whitehead, Wissenschaft und moderne Welt, Ffm 1988, Seite 121

795 "Die Lehre von der Energie bezieht sich auf die Vorstellung, daß aller Veränderung eine quantitative Beständigkeit zugrunde liegt." - Alfred North Whitehead, Wissenschaft und moderne Welt, Ffm 1988, Seite 122

796 Alle Elektronen sind einander sehr ähnlich. Mit unseren Beobachtungsmöglichkeiten können wir aber keine Unterschiede feststellen.

797 Idealtypische Abstraktionen sind utopische Konstruktionen.

798 Tatsachen ohne Herz und Gemüt sind Inbegriff der brutalen Tatsächlichkeit.

799 "Etwas erkennen heißt stets: etwas als kategorial umkleidetes Material vor sich haben." -- Emil Lask, Gesammelte Schriften, Bd. 3, Tübingen 1924, Seite 143

800 "Erkennen ist Erkennen und nicht Erleben." - Emil Lask, Gesammelte Schriften, Bd. 3, Tübingen 1924, Seite 194

801 "Also letztlich ist durch Quantifizierung, die Unerschöpflichkeit nur zurückzudrängen, zu mildern, aber nie zu beseitigen." - Emil Lask, Gesammelte Schriften, Bd. 3, Tübingen 1924, Seite 246

802 Die Generalisation ist Bewältigungsmittel.

803 "Das Unmittelbare ist ein Kontinuierliches und ein Unteilbares." - Emil Lask, Gesammelte Schrifte, Bd. 3, Tübingen 1924, Seite 291

804 "Niemand kann - selbst bei bester Gesetzeserkenntnis - den Weg eines Wassertropfens in den Niagarafällen berechnen/voraussagen, weil die exakte Kenntnis der Anfangs-, Rand- und Systemdaten fehlt, bzw. utopisch bleibt. Die Komplexität eines politisch-ökonomisch-sozialen Systems mag vergleichbar sein." - Hans Lenk, Pragmatische Vernunft, Stuttgart 1979, Seite 128

805 "Die Grammatik ist autonom und keiner Wirklichkeit verantwortlich." - Friedrich Waismann, Logik, Sprache, Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 77

806 "Machen wir uns vor allen Dingen klar, daß das Wort gleich nicht eine Bedeutung hat, sondern viele! Wenn ich etwa weiß, wann zwei Raumstrecken gleich sind, so geht daraus noch gar nicht hervor, wann zwei Zeitstrecken gleich sind. Tatsächlich muß ich für diesen Fall eine neue Bestimmung treffen; das Wort gleich wird in beiden Fällen nach verschiedenen Regeln verwendet und hat daher eine verschiedene Bedeutung. Bedenkt man ferner, wenn man von gleichen Maßen, von gleichen Temperaturen spricht, so erkennt man, daß der Sinn dieses Wortes, weit entfernt davon, derselbe zu sein, in jedem dieser Fälle von neuem erklärt werden muß." - Friedrich Waismann, Logik, Sprache, Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 54f

807 Jede Bestimmung ist willkürlich.

808 Gesetze können postuliert werden, aber nicht begründet.

809 "Die Logik ist vor dem Wie, nicht vor dem Was." - Ludwig Wittgenstein in Friedrich Waismann, Logik, Sprache, Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 111

810 Wir wissen allenfalls wie die Dinge sich verändern, aber nicht warum. (Warum hat Wasser bei 4 Celsius seine größte Dichte?)

811 "Was ist also eine Größe? Etwas, das sich messen läßt? Das gäbe einen Zirkel, weil der Begriff des Messens den der Zahl voraussetzt." - Friedrich Waismann, Logik, Sprache, Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 240

812 Alle Definitionen sind Gebrauchsdefinitionen.

813 "Wir sind nicht mehr in Versuchung, in der Bedeutung eines Wortes einen Gegenstand zu sehen oder eine Art Atmosphäre, die um das Wort schwebt, und im Verständnis ein Erfassen dieser Atmosphäre." - Friedrich Waismann, Logik, Sprache, Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 344

814 Irreführend ist oft schon die Form einer Frage.

815 Definitionen können streng genommen nur in einer ganz bestimmten Situation gebraucht werden.

816 "Der Aufbau der Wirklichkeit aus festen Elementen scheint demnach die Bedingung für ihre Beschreibbarkeit zu sein. Wäre es anders, würden sich in den Tatsachen keine konstanten, immer wiederkehrenden Elemente finden lassen, so würde die Möglichkeit des Ausdrückens und Beschreibens aufhören." - Friedrich Waismann, Logik, Sprache, Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 450

817 Die Relationen in der Wirklichkeit sind zahllos und keine Sprache ist imstande, allen Schattierungen gerecht zu werden.

818 "Wir müßten ebenso bereitwillig wie von einem Bewußtsein des Blauen oder des Kalten von einem Bewußtsein des Und, des Wenn, des Aber und des Durch sprechen." - Friedrich Waismann, Logik, Sprache, Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 515

819 "Die Frage ist der erste, tastende Schritt des Geistes auf seiner Wanderung, die zu neuen Horizonten führt. Der große Geist ist der große Frager." - Friedrich Waismann, Logik, Sprache, Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 595

820 "Eine Frage handelt scheinbar von dem Wesen oder der Struktur der Wirklichkeit; während sie nur durch den Nebel hervorgerufen wird, der um unsere Begriffe ist." - Friedrich Waismann, Logik, Sprache, Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 611

821 "Das Gesetz geht also über die Beobachtungen hinaus: es behauptet, daß es auch für die noch nicht wahrgenommenen Fälle besteht." - Friedrich Waismann, Logik, Sprache, Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 613

822 "Da man aus einem Naturgesetz unendlich viele Konsequenzen ziehen kann, so ist das Ideal einer vollständigen Verifikation unerreichbar." - Friedrich Waismann, Logik, Sprache, Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 627

823 "Die vielgerühmte Dialektik bildet ein klassisches Beispiel jener Leerformeln, mit deren Hilfe man alles und das Gegenteil von allem "beweisen" oder "rechtfertigen" kann." - Ernst Topitsch, Erkenntnis und Jllusion, Hamburg 1979, Seite 34

824 "Alle Zählung, geht letzten Endes auf Zählung einer zeitlichen Reihe von Erlebnissen zurück." - Rudolf Carnap, Physikalische Begriffsbildung, Darmstadt 1966, Seite 15

825 Die Qualität der Empfindung bleibt immer unerklärt, wie man es auch anstellen mag.

826 Erklärt wird nur in einem Mittel-Zweck-Zusammenhang. Alle Erkenntnis ist bloße Beschreibung.

827 "Ist es auch Wahnsinn, hat es doch Methode." - Johann Wolfgang von Goethe, Faust

828 Man kann nicht sagen, daß zwei Töne gleich einem dritten sind; sie lassen sich nicht addieren.

829 "Man nehme von dem Begriff des Körpers die Ausdehnung, die Festigkeit und die Gestalt weg und es wird nichts übrig bleiben." - George Berkeley, Works, Ausg. Frazer, London 1871, Bd.III, de motu, §29

830 "Aber gerade weil wir das Gefühl haben, daß da eine Verkettung vorliegt, in der wir Gefahr laufen, uns zu verlieren, vereinfachen wir. Wir abstrahieren von allen Bedingungen, so wesentlich sie auch sein mögen, zugunsten einer einzigen, die wir hervorzuheben die Absicht haben." - Èmile Meyerson, Identität und Wirklichkeit, Leipzig 1930, Seite 37

831 Bei allen Eigenschaften der Dinge sind immer bestimmte Bedingungen wie Temperatur, Konsistenz etc. mitgedacht.

832 Ein Gegenstand ist nichts anderes, als eine Gruppe von Erscheinungen, bzw. Eigenschaften.

833 Da wir nur in der Zeit, sukzessive, beobachten können, so läuft in Wirklichkeit das empirische Gesetz auf ein Gesetz der Sukzession von Erscheinungen hinaus.

834 "Wenn es zuweilen den Anschein hat, als seien die von uns formulierten Gesetze unmittelbar auf die Wirklichkeit anwendbar, so beruth das ausschließlich auf der Grobheit unserer Sinne und auf der Unvollkommenheit unserer Untersuchungsmittel, die uns nicht erlauben, all die feinen Unterschiede zwischen den einzelnen Erscheinungen wahrzunehmen." - Èmile Meyerson, Identität und Wirklichkeit, Leipzig 1930, Seite 20

835 "Das Gesetz ist eine ideale Konstruktion, die nicht das ausdrückt, was wirklich geschieht, sondern das, was geschehen würde, wenn gewisse Bedingungen erfüllt wären." - Èmile Meyerson, Identität und Wirklichkeit, Leipzig 1930, Seite 21

836 Entgegen der Ansicht, daß die Wissenschaft versuchen sollte, eine "objektive Realität" hinter den Erscheinungen zu beschreiben, vertrat Mach die Auffassung, daß die Wissenschaft nur eine ökonomische Beschreibung der Beziehungen zwischen den Phänomenen zum Ziel habe.

837 Es gibt keine andere Methode, die soziale Wirklichkeit zu studieren, als vom Standpunkt menschlicher Ideale.

838 Messung ist immer raumzeitlich.

839 Ohne Fragen gibt es keine Antworten, und die Antworten sind beeinflußt durch die Formulierung unserer Fragen. Die Fragen bringen unser Interesse am Gegenstand zum Ausdruck. Diese Interessen können niemals rein wissenschaftlicher Natur sein.

840 "Der naive Empirismus versucht das Unmögliche: die Wirklichkeit zu beobachten, ohne vorgefaßte Meinungen, bis sich der Stoff von selbst ordnet und wissenschaftliche Gesetze gebiert. Damit gibt man sich natürlich einer Illusion hin, der man nur dadurch einen Schein von Objektivität gibt, daß man die gleichwohl vorhandenen aprioristischen Ideen sorgfältig zu verbergen sucht; ohne solche wäre man selbstverständlich gar nicht zu "Resultaten" gekommen." - Gunnar Myrdal, Das Wertproblem in der Sozialwissenschaft, Bonn-Bad Godesberg 1975, Seite 232

841 "Tatsachen verwandeln sich nicht unversehens in Begriffe und Theorien; außerhalb des Systems von Begriffen und Theorien gibt es keine wissenschaftlichen Tatsachen, nur das Chaos. Ein unabdingbares apriorisches Element findet sich in aller wissenschaftlichen Arbeit. Man muß Fragen stellen, bevor man sie beantworten kann. Alle Fragen sind Ausdruck unseres Interesses an der Welt; sie sind im Grunde Wertungen. Wertungen sind daher notwendig in das Gedankengebäude mit eingeschlossen, wenn wir die Wirklichkeit beobachten und die theoretische Analyse vorantreiben; sie bilden mehr als das Gerüst, wenn wir aus Tatsachen Wertungen und politische Forderungen ableiten." - Gunnar Myrdal, Objektivität in der Sozialforschung, Ffm 1971, Vorwort zur englischen Ausgabe, Seite IXf

842 "Die geläufige Terminologie ist bereits ideologisch; und solche terminologischen Mängel weisen auf tiefer liegende methodische Fehler hin." - Gunnar Myrdal, Objektivität in der Sozialforschung, Ffm 1971, Seite 49

843 Jahrhundertelang war es Tradition, die den wissenschaftlichen Methoden zugrunde liegenden Wertungen zu verleugnen.

844 "Was nun die Naturwissenschaft anbetrifft, so ist sie heute darauf ausgerichtet, die Störung zu berechnen, die vom Beobachter ins Phänomen eingeführt wurde. Die Richtung auf das reine Objekt jedoch bleibt unerschüttert. Das Subjekt ist, wo immer man auch in der westlichen Welt blickt, auf dem Rückzug. Dies ist die logische Konsequenz einer Struktur, die alle Gegebenheiten in ihrem objektivierenden Prozess absorbiert. Die absorbierende Einheit und Macht ist das begriffliche Denken. Der Drang, die Gegebenheiten des Bewußtseins zu objektivieren bedeutet eine ständig zunehmende Ausweitung begrifflicher Konstruktionen." - William S. Haas, Westliches und östliches Denken, Reinbek 1966, Seite 145

845 Naturwissenschaftliche Sätze beziehen sich auf feste Körper überhaupt, auf die Bakterienzelle überhaupt.

846 Eine Beziehung ist strukturell.

847 Das lebendige Gefühl tritt immer hinter das abstrakte Auffassen zurück.

848 Sicherungstendenzen des Methodendenkers.

849 Was qualitativ ist, muß subjektiv sein.

850 Was die Menschheit dringend nötig hat, ist eine Theorie des Wandels.

851 Unsere ganze Erkenntnis ist vergleichende Klassifikation.

852 Denken ist an die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt gebunden.

853 Wir können nur das denken, was uns die Sprache erlaubt.

854 Erst die gedankliche Isolierung der Vorgehensweise, bei der nur das allgemeine Schema des jeweiligen Verfahrens zur Diskussion steht, ermöglicht es, methodische Prinzipien systematisch zu erfassen.

855 Messung ist immer raumzeitlich.


zuschriften
  • Download der Seite mit den Kommentaren
  • Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.