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Der Mensch ist ..! So geht's schon mal los. "Der" Mensch "ist" überhaupt nichts. Wer sowas behauptet, bedient sich der gleichen Vorurteile, wie der Intellektuelle, der diesen oder jenen Denker vorschnell in die Schublade des Idealisten, Realisten oder sonst einer Schule steckt oder wie der Kriegsherr, für den alle Aufständischen "Terroristen" sind oder Frau von Tratsch, die einer alleinstehenden Frau in der Straße nachsagt, sie sei ein "leichtes Mädchen", weil man sie schon dreimal mit verschiedenen Männern herumstehen hat sehen. Diese Art von blödem Dahergerede wird auch nicht besser, wenn sie in wissenschaftlicher oder gebildeter Sprache daherkommt. Sie richtet im einen, wie im anderen Fall nur unnötig Schaden an und vermehrt das Böse in der Welt. "Der" Mensch ist in erster Linie Individuum, also nicht der Mensch, sondern eine unverwechselbare Persönlichkeit. Wenn es eine Möglichkeit gibt, der Gewalt einigermaßen friedlich beizukommen, dann ist es der Weg der Verständigung, des Verstandes - ein geistiger Weg. Und auf diesem gibt es kein größeres Hindernis, als Ungereimtheiten, logische Widersprüche und irrtümliche Annahmen. Überall, wo vom "Menschen ansich", vom Wesen oder der Natur "des" Menschen die Rede ist, heißt es aufpassen, denn da will mit Sicherheit einer den anderen übers Ohr hauen [ob "er" sich dessen nun bewußt ist oder nicht]. Derselbe Betrug findet auch statt, wo von irgendwelchen anderen "Wesen" oder "Naturen" die Rede ist, vom Wesen der Politik oder der Natur der Kunst usw. Hier handelt es sich überall um unzulässige Verallgemeinerungen, Pauschalisierungen, Vorurteile, um ein Klischee, das der Sache nicht gerecht wird. So verstanden hat "man" es bei der Gerechtigkeit um eine Abteilung aus dem Hause Wahrheit zu tun. Wer unkritisch Verallgemeinerungen [Alle Worte, alle Abstraktionen sind Verallgemeinerungen.] als Gegebenheiten hinnimmt, macht sich eines logischen Fehlers schuldig und diese Schuld ist im Grunde eine moralische, so, wie die Logik eine Moral des Denkens zu sein hat, wenn das Ganze einen Sinn machen soll. Technischer Hinweis: Dazusagen muß ich, daß es sich hierbei, wie bei allem anderen, immer um meine eigene Meinung handelt, also bei jedem "ist" immer ein "meiner Meinung nach" bzw. ein "für mich" dazugedacht werden muß. Soviel, um von vornherein einen Widerspruch abzuwenden, der immer wieder gern genommen wird, um mir selbst ein "ansich geltendes" ist unterzuschieben. Das gilt auch für die "man"-Formel, die ich des öfteren gebrauche, um die Darstellung nicht unnötig zu überfrachten, bzw. weil ich die weithin üblichen Lesegewohnheiten nicht allzusehr überfordern will. Wollte man auf einen Schlag alle logischen Fehler aus der Sprache beseitigen, käme wohl kaum noch eine Verständigung heraus. |