Platon läßt seinen Kleanthes in der 'Hymne an Zeus' sagen: "Also stimmest du Alles zu Einem, das Böse zum Guten." - Das Problem ist also schon länger bekannt, doch mit seiner Lösung scheint die Menschheit immer noch auf der Stelle zu treten, wenn man Herrn Spir oder gewissen Wahrnehmungspsychologen so zuschaut. Wo doch die Sache gar nicht so kompliziert ist, hat man einmal den Ansich-Haken begriffen. Ansich sind die Dinge alles zugleich, aber das ansich ist eben nicht das "für mich" und darauf kommt letztlich entscheidend an, in der Logik, wie in der Moral. Es gibt keine allgemeingültigen Voraussetzungen, die für jeden Menschen notwendigerweise und zwingend dieselben sind. Nicht einmal die Frage von Leben und Tod. Gewisse Schlaumeier glauben nämlich, aus der sogenannten Tatsache, daß alle Menschen sterblich sind, alles mögliche an Wahrheit und Sicherheit ableiten zu können. Weit gefehlt! In Bezug auf die Menschlichkeit ist Sterblichkeit nämlich nicht von vorrangiger Bedeutung. Sterblichkeit ist nämlich nichts typisch  Menschliches.  Sterblichkeit hat mit Menschlichkeit im Grunde überhaupt nichts zu tun. Menschlichkeit ist eine geistige Größe und verschwindet nicht einfach so, wie irgendeine Materie vergeht. "Mensch" ist nämlich eine moralische Kategorie, eine Wertvorstellung, wenn größere logische Zusammenhänge einen Sinn machen sollen. Wenn ich mich als bloßen Körper betrachte und nicht als Bewußtsein, bzw. Geist, dann ist mit der Sterblichkeit alles aus. Deshalb kommt auch vielen Leuten im Altersheim plötzlich jeder Lebenssinn abhanden, wenn der Körper einmal nicht mehr so mitmacht und ihr Geist [Gehirn] auch nichts weiter als einen Körperteil [im Kopf] darstellt, der auf einmal nicht mehr so funktioniert, wie er sollte. Bei so einer [körperlich-materiellen] Betrachtung geht es nicht wirklich darum, was eigentlich  wichtig  ist. Die Wertvorstellungen sind da ganz andere und man muß sich dann auch nicht wundern, wenn man plötzlich nichts mehr wert ist, wenn es mit der Materie nicht mehr so klappt und einem plötzlich klar wird, daß man wie ein Tier dahin lebt [das gewaschen und gefüttert wird] und daß man sein ganzes Leben lang eigentlich wie ein Tier [mit Fernseher und Auto] dahingelebt hat.