Wie wäre es denn überhaupt nicht von Erkenntnis zu sprechen, sondern von Funktion? Denn, was ist denn das für eine Erkenntnis, die auf einem erfundenen Gegenstand beruht, dem dann eine an den Haaren herbeigezogene Beziehung zu demselben folgt. Eine Erkenntnis, bei der der Willkür Tür und Tor geöffnet sind, kann eigentlich nur bei solchen Leuten durchgehen, die sich um jeden Preis auf die fixe Idee eines allgemeingültigen Wissens, einer allgemeingültigen Wahrheit versteift haben und deshalb blind sind für jeden kritischen Einwand, der diesem Wahn widerspricht. Es gibt keine Erkenntnis "ansich" und deshalb muß es bei Erkenntnis und Wahrheit immer heißen "Erkenntnis wozu?" und "Wahrheit für wen?" Es ist letztlich auch egal, wie diese Relativität, dieses Beziehungsmoment bezeichnet wird, ob als Funktion, als Zweck, als Wille, als Interesse, Motiv, Intention usw. Entscheidend ist, daß es im Grunde genommen immer genau um diese Art von Subjektivität und "Wahlfreiheit" geht, die in einem objektiven System Probleme macht und deshalb von den Machthabern auch gern unter den Teppich abstrahiert wird [ausgenommen natürlich, es geht um die eigene Persönlichkeit und deren Wahlfreiheit, die läßt sich von den Bestimmern selbstverständlich keiner nehmen]. Da wird dann alles mögliche als "nicht wichtig" und unwesentlich behauptet, was einem nicht in den Kram paßt, nur daß diese Veranstaltung unter dem Banner "Objektivität" abläuft und deshalb der Vorwurf des persönlichen [womöglich egoistischen] Privatinteresses mit Entrüstung zurückgewiesen wird. Ich denke, also erkenne ich! Diese Art von Größenwahn in machtvoller Position. Wohin soll das wohl führen? Da kann man fast froh sein, daß die meisten politischen und ökonomischen Leitfiguren intellektuell etwas schlichter gestrickt sind und derartigen ideologischen Irrsinn nicht auch noch mit teuflischer Energie perfektionieren.
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