Jetzt kommen wir der Sache noch näher: "Objektivität ist eine reine Abstraktion und keine Wirklichkeit". Das heißt aber nicht, daß es keine Objektivität gibt. Aber woher denn! Objektivität ist abstrakt. Eigentlich logisch, denn es handelt sich um eine Verallgemeinerung und das ist ja Abstraktion. Das Problem ist nur, daß alles Abstraktion ist, was im sogenannten [abstrakten] Bewußtsein erscheint, ob das nun ein Wort ist oder bloß die Erinnerung an ein Zeichen, ein Gedanke oder sonstwas. Es gibt nämlich keine notwendige Beziehung zwischen so einer Abstraktion und dem ihr zugeteilten Gegenstand, außer eben den, daß jemand damit einen bestimmten Zweck, ein Interesse verfolgt. Da ist nichts selbstverständlich, sondern Willkür, Konvention, was weiß ich, alles mögliche, nur kein allgemeingültiger Zwang, der zurecht ausgeübt wird. "Die Anschauung des reinen Denkens ist unmöglich". Das heißt aber nicht, daß es kein reines Denken gibt. Es heißt nur, daß man das Denken nur denken kann und nicht fühlen, also auch das Fühlen nur fühlen und nicht denken. Eine logische Verbindung zwischen beidem ist unmöglich. Verbinden läßt sich beides nur über einen Zweck, ein Interesse, ein Wollen. Das reine Denken ist abstrakt und nichts als abstrakt, aber deswegen ist es keine Einbildung, nicht wahr? Nur, wer soll das entscheiden, wenn es aus dem Käfig des Denkens kein Entrinnen gibt? Ist eine Entscheidung überhaupt als Denken, ist ein Ich nur als Gedachtes möglich? Damit stellt sich die Frage, ob es sich beim Urteil, bzw. dem Denken selbst, um ein bloßes Denken handelt, das keinerlei Subjekt erfordert? Und dann wieder, ob so ein Subjekt, so ein Ich überhaupt als bloß denkendes und nicht fühlendes und wollendes möglich ist. Dann läßt sich alles eben nur abstrakt trennen, in Gedanken trennen, aber eben auch nur, wenn man will, sonst nicht, denn wo sollte der Denkzwang in genau dieser einen Richtung und keiner anderen herkommen? Die Widersprüche sind unausweichlich.
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