So etwas wie eine pragmatische Notwendigkeit an eine Welt zu glauben gibt es nicht, d. h. es gibt keinen zwingenden Grund dafür. Man kommt auch ohne Welt aus, wenn man nur die Einzelheiten nimmt und auf die große Einheit verzichtet. Die Welt als Ganze ist nicht notwendig, wenn auf Zusammenhänge kein Wert gelegt wird. Dann existieren quasi nur Momentaufnahmen und ein ganz persönliches Gedächtnis, das die relevanten Erinnerungen miteinander verbindet und den Rest einfach ignoriert, als wäre er nicht vorhanden. Man muß sich da schon ganz speziell für das interessieren, was über den eigenen Tellerrand hinausgeht und das ist bekanntlich nicht jedermanns Sache. Man kann die Welt auch als großen Ton spucken und so tun, als würde man dabei über eine zusammenhängende und logisch widerspruchsfreie Bedeutung verfügen, aber das ist dann eher ein Fall für die Psychologie und gehört in die Rubrik "Wunschvorstellung". Das Wort "Wirklichkeit" ist für meine Begriffe nichts weiter, als eine bequeme Abkürzung für etwas, das im Grunde das logische Vermögen eines Menschen übersteigt und in eine höhere geistige Sphäre eingeordnet werden muß. Mit dem Begriff der Wirklichkeit wird sozusagen auf das Feld der Transzendenzien gewechselt, werden religiöse Gefilde beschritten. Wenn jede nicht überprüfbare Behauptung als Fundamentalismus gelten soll, dann würde es vor Fundamentalisten nur so wimmeln. Keine Wirklichkeit ist überprüfbar, weil es keine logische Verbindung zwischen Individuum [das konkret Wirkliche] und Allgemeinheit [die gewortete Abstraktion] gibt. Es kann immer nur die Widerspruchslosigkeit von gesetzten Zwecken zu ihren gefolgerten Konsequenzen überprüft werden. In diesem Sinne wird auch der widerspruchslose Zusammenhang der Zwecke untereinander geprüft. [Absolute Freiheit verträgt sich z. B. nicht mit dem Prinzip der Gerechtigkeit.] Das heißt dann aber immer noch nicht, daß dabei nur eine einzige Art von Ordnung und keine andere herauskommen muß. Freilich werden sich die verschiedenen Wertordnungen durch logische Prüfung einander annähern, aber dazu müssen erst einmal irrationale Absolutismen wie das Prinzip "objektive Gültigkeit" beseitigt werden.