Die vielgerühmte Offenheit des Denkens oder der Kommunikation, sowie die Offenheit Andersdenkenden gegenüber ist nichts weiter als eitler Wahn, in dem sich logische Optimisten ihre abstrakte Welt schönreden. Die ganze Idee der demokratischen Offenheit beruht auf dem Glauben an eine prinzipiell rationale, bzw. größtenteils vorhersagbare Welt und ist mit dem Wegfall dieser Voraussetzung hinfällig. Bei dieser Offenheit handelt es sich im Grunde um einen moralischen Wert, der auch unter Wertgesichtspunkten zu beurteilen ist. Offenheit ansich ist genauso gut, wie sie schlecht ist. Mit Offenheit kann man Gutes wie Böses wollen. Ein kleines Kind, bzw. einen unbedarften Menschen, kann man mit zuviel Offenheit ziemlich überfordern, ja sogar verrückt machen. Bei der Offenheit kommt es auf den guten Willen an, darauf, daß man sich vernünftigen Argumenten nicht verschließt, bzw. keine [den eigenen logischen Voraussetzungen gegenüber] unvernünftigen oder unlogischen Argumente als gültig akzeptiert. Wenn es z. B. keine guten Gründe für etwas "allgemeingültig Gegebenes" gibt, dann macht es auch keinen Sinn, solche zu behaupten. Dann müssen die logischen Konsequenzen aus einer solchen Erkenntnis befolgt werden, bzw. alle möglichen Schlußfolgerungen daraus gründlich und auf breiter Basis diskutiert werden. Dann sind gewisse Geheimniskrämereien weder auf wissenschaftlicher, noch auf politischer Ebene hinnehmbar und es erzähle mir niemand, daß nirgendwo Informationen zurückgehalten, bzw. manipuliert oder nicht bestimmte Diskussionen unterdrückt werden. [Wo es nämlich auf die Quote ankommt, da finden gewisse Auseinandersetzungen nicht mit der erforderlichen Öffentlichkeit statt, weil ja von vornherein behauptet werden kann, daß das "niemanden" interessiert.] Solange ein objektivistischer Deckmantel möglich ist, werden immer wieder partikulare Interessen einem Allgemeininteresse gegenüber erfolgreich sein, weil sich der eigene Vorteil als "Tatsache" oder "Realität" oder gar als "Allgemeinwohl" tarnen läßt. Im objektivistischen Dogma werden immer nur falsche logische Voraussetzungen überprüft. Eine Prüfung, bzw. Kontrolle der Zwecke und Interessen findet nicht statt, weil im Objektivismus die Moral außen vor bleibt. Man hat es mit einem Paralleluniversum an Wahrheit und Wirklichkeit zu tun. Die eine Wahrheit für die einen, die andere Wahrheit für die anderen. Die eine Wirklichkeit für die einen, die andere Wirklichkeit für die anderen. Eine einzige Ordnung gibt es da nicht mehr. Bei diesem ganzen Gesumse von den theoretischen Fiktionen wird vergessen, daß in einer gesetzlichen Ordnung zum Teil ziemlich drastische Strafen verhängt werden und das Leben vieler Menschen, ihr Auskommen und ihr Glück von bestimmten Sätzen abhängt, die ihre "Richtigkeit" haben sollen und müssen. Es geht darum, daß so etwas wie Recht und Gesetz praktiziert werden kann und zwar so, daß dagegen kein vernünftiger Widerspruch möglich ist. Das ist letztlich der Sinn und Zweck von Wissenschaft, bzw. des geistigen Vermögens der species "Mensch". Wenn nur das tierische Recht des Stärkeren ausschlaggebend sein sollte, bräuchte es nur Gewalt und keine Logik und keine Vernunft und auch kein Recht und Gesetz. Dann wird alles mit Macht entschieden. Unter der objektivistischen Käseglocke ist jedes Reden über Wahrheit und Wirklichkeit irreführend, weil es ansich keine allgemeingültigen Wahrheiten und keine allgemeingültige Wirklichkeit geben kann. Wahrheit ist ein Ergebnis aus Verstand und Vertrag. Es gibt nur soviel Wahrheit, wie jemand imstande ist zu begreifen und jemand in der Lage ist, sich mit anderen darüber zu verständigen. Irgendwann wird dann die beste Wahrheit auch mehrheitsfähig sein, aber bis dahin ist noch ein weiter Weg.
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