Niemand steht vor einem Dilemma, denn "Subjektivität" muß nicht notwendigerweise mit "Unverbindlichkeit" gleichgesetzt werden. Es braucht nur etwas umdenken und ein grundsätzlich neues Konzept. Man kann auch auf die individuelle Persönlichkeit sehr viel Wert legen, ohne dabei die Schweinepriester und Gauner im Auge zu haben, wenn man auf Charakter und moralische Prinzipien geachtet wird. Ein wirklich moralischer Mensch [oder einfach Mensch, denn Mensch ist ja in erster Linie eine moralische Kategorie] ist nicht unverbindlich und auch nicht ungerecht, was seine Werturteile betrifft, er versucht es jedenfalls zu sein. Unverbindlich ist der "reine" Logiker, wenn er will, denn mit raffinierter Logik lassen sich leicht irgendwelche Hintertürchen finden, so daß auch der größte Teufel immer wieder seinen Hals aus der Schlinge bekommt. Deshalb sind die guten Anwälte auch so teuer, denn sie beherrschen, wie der Teufel, die logischen Lücken und das Kleingedruckte in den Verträgen. Wer über eine funktionierende [weitgehend widerspruchsfreie] Wertordnung verfügt, braucht auch weniger Vorurteile, weil immer erst dann definitiv geurteilt wird, wenn alle Zusammenhänge im System gründlich abgeklopft sind, sozusagen nach bestem Wissen und Gewissen. Da wird dann in erster Linie zwischen "wichtig" und "unwichtig", bzw. "weniger wichtig" entschieden, so daß die ganze Veranstaltung graduell abgestuft verläuft und weniger schwarz-weiß, weil man sich an [auch logische] Prinzipien hält, die nicht so leicht umzustoßen sind. Da sind dann Wertvorstellungen, die in sich stimmig sind, die Grundlage der Erkenntnis und nicht ein fiktives Wissen aus der logischen Trickkiste. Das Gegebene ist zur Aufgabe geworden.