Herr Flieger können davon ausgehen, daß keiner Partei der unterschiedliche Gebrauch von Ausdrücken bewußt ist, denn mit der Unterschiedlichkeit in der Auffassung des gerade anwesenden Gesprächspartners ist es nicht getan. Es geht immer auch um die unterschiedlichen Voraussetzungen, die alle möglichen Rezipienten eines Arguments in ihrem Verstand vorfinden und die sind so different, wie die möglichen Zusammenhänge, die sich mit allen möglichen Interessen verbinden lassen. Eine einigermaßen akzeptable Ordnung läßt sich da nur über eine möglichst breite Aufklärung über die prinzipiellen Prioritäten von Wertehierarchien und die logische Stufenfolge von semantischen Ebenen schaffen, so daß ein fruchtbarer Diskussionsprozeß in Gang kommen kann, der dann zu den ihm eigenen Ergebnissen führen wird. Ohne diese grundsätzliche Ordnung und die Einsicht in logische Fehler, die sich aus den eigenen Prämissen ergeben, müssen alle gesellschaftlichen Diskussionen sinnlos und ohne ein Ergebnis bleiben, das einem moralischen Anspruch genügt. Solange auf breiter Ebene nicht prinzipiell verstanden wird, daß Freiheit ohne Gerechtigkeit zur Tyrannei ausartet und auch verabsolutierte Gleichheit als Schreckensherrschaft angesehen werden muß, fehlen die erforderlichen logischen Voraussetzungen, um vernünftig miteinander zu diskutieren. Es geht auch nicht ohne eine gewisse Vorstellung von Wahrheit oder dem, was als widersprüchlich und damit kritikfähig angesehen werden kann, wenn von einem demokratischen Entscheidungsfindungsprozeß die Rede sein soll. Faustrecht kann auch durch Paragraphen abgesegnet werden, die keinen schlüssigen Zusammenhang zu übergeordneten Prinzipien ermöglichen. Geistige Willkür ist um nichts weniger despotisch, als brutale physische Gewalt und deshalb muß auf eine sorgfältige Theorienbildung größter Wert gelegt werden. In dieser Hinsicht gibt es für einen kritischen Denker auch an den geistigen Ergüssen der akademischen Flohknacker genügend Anlass, Mängellisten über sprachlogische Ungereimtheiten zu erstellen, die versteckte Machtinteressen kaschieren.