Was will er denn mit seiner Geschichte der Sprachkritik? Was soll daran
geschrieben werden? Er glaubt doch nicht, daß deswegen irgendetwas besser
wird, oder? Sie sollen sich mit der Sache ordentlich auseinandersetzen,
diese Leute, diese Heringer und wie sie alle heißen und nicht ihren
Universitätssumpf pflegen und ihre unseligen Allianzen mit der mächtigen Lüge aufgeben.
Das ist eine ganz andere Geschichte. Das Prinzip der Sprachkritik, wie überhaupt des kritischen Denkens läßt sich in einer einfachen Formel fassen: A ≠ A . Oder auf lateinisch: "Individualitas non est scientia." (Das Einzelne ist kein Gegenstand der Wissenschaft.) Oder in einen Kalenderspruch gefaßt: "Der Mensch ist nicht der Mensch." (Sprich: Der Mensch ansich ist nicht der einzelne, konkrete, lebendige Mensch.) In einer noch ambitionierteren Variante:"Die Natur des Menschen ist eine Lüge." (...wie jedes Ding ansich eine unzulässige Verallgemeinerung ist. Es gibt kein Wesen der Dinge. Wer so etwas behauptet, ist entweder dumm oder von teuflischer Verschlagenheit.) Bliebe noch die unglaubliche Extremität, daß es gar keine Wirklichkeit gibt. (Denn nicht nur der Hammer ansich ist unwirklich, sondern auch der Hammer vor Steuern ...äh .. vor Augen natürlich, den als solchen ja niemand "sieht", weil der Stiel und die Klaue [= der Hammerkopf] ja erst im Gehirn zu einem Ganzen zusammengesetzt wird. Im Grunde ist es schon der Blick, der die Dinge als Einheit registriert und wie selbstverständlich das Etikett eines Wortes draufklebt, wo man auch Einzelteile sehen könnte.) Was sich daraus alles für Otto-Normalverbraucher folgern läßt?: So einiges. Fürs Erste sollte es aber genügen, wenn die Leute begreifen, daß auch da gelogen und betrogen wird, wo die meisten glauben, es mit Wahrheit zu tun zu haben. Also nicht nur in der Religion und in der Politik, sondern auch in der Moral und in der Wissenschaft (von den anderen mannigfaltigen pöbelhaften Irrlichtern einmal ganz abgesehen). Es gibt keine Naturgesetze. Es ist alles zweckbedingt, alles nur Verwertungslogik. Daß der heutige Tag dieses oder jenes Datum hat, ist keine Tatsache, sondern eine Sache von Vereinbarung usw. Und das alles ist auch kein Grund zu resignieren, sondern bedeutet Hoffnung, wie jede Wahrheit Hoffnung gibt und die Lüge verdirbt. |