Die Frage, ob dieser Kampf menschenwürdig ist oder nicht, hängt davon ab, inwieweit so ein Unternehmen "vernünftig" ist, also auf Wille und Verstand beruht und nicht auf bloßer Gewalt. Das geht nicht ohne lückenlose Aufklärung und unbedingte Aufrichtigkeit. Das heißt, daß man, sollte sich so eine "Lücke" [Kluft] auftun, die sich prinzipiell nicht auf logischem Weg schließen läßt, dann auch zugibt, daß etwas unmöglich ist. Ohne diese "moralischen Qualitäten" landet man bei irrationalen Befürchtungen und allen möglichen Fehlreaktionen [Angst vor Nihilismus, Skeptizismus, Solipsismus usw.] Ganz ohne Irrationalität geht es nicht und der Unterschied besteht darin, daß der zugegeben irrationale Glaube an das Vermögen einer Vernunft für mich sinnvoller ist, als das Gegenteil. "Ansich" sind die logischen Gründe für eine pessimistische Betrachtungsweise um keinen Deut "schlechter" als die für eine optimistische [weil ein "verstandener" Pessimismus ja immer noch eine ziemlich rationale Veranstaltung ist. Schlimmer wäre ein irrationaler Pessimismus.] "Für mich" bedeutet eine solche Einstellung, daß ich jemandem zuerst einmal einen Vertrauensbonus gewähre und nicht gleich vom Schlimmsten ausgehe. Das ist die Art und Weise wie in der Regel Kinder aufwachsen [die berühmte kindliche Naivität]. So eine Einstellung mag sich im Laufe eines Lebens ändern, weil gewisse Erfahrungen dazu beitragen, daß der Glaube an das Gute abhanden kommt. Damit das nicht passiert, sind die "Guten" [die Verstehenden] gefordert, das Ihre dazu beizutragen, um "Verhältnisse" [Beziehungen] zu schaffen, an die man glauben kann. In diesem Sinne genügt es nicht, sich von einer "reinen" Wahrheit zu verabschieden, um dann doch wieder bei einer objektiv gültigen Allgemeinheit zu landen, die aus demselben Stoff gestrickt ist. Der "Wille zur Macht" fährt dabei immer als blinder Passagier mit. Deshalb vermag ich auch nicht an Herrn Marcuses Dialektik zu glauben, an seine moralischen Motive [seinen guten Willen] schon eher, aber auch nicht absolut.
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