Ein  Mensch ist nicht  der Mensch ansich.  In diesem Sinne ist ein "Mensch ansich" so irrelevant wie das Ding-ansich. Ob der Mensch ansich frei oder unfrei ist, interessiert genauso wenig wie die Frage ob der Mensch ansich gut oder böse ist. Das Ansich ist die Reinheit, die Marcuse an anderer Stelle so gern kritisiert. Mit dem Menschen ansich muß "ich mich" erst identifizieren und das ist so ähnlich wie sich mit einem "Staatsbürger" zu identifizieren oder sich als "Familienvater" oder U-Bahn-Schaffner zu "fühlen" oder "Nichtraucher" oder "Autofahrer"  zu sein.  In diesem Sinne identifiziert man sich auch mit irgendeiner "Freiheit" oder einem "Wohlbefinden" etc. Das ist ein Urteilsakt, eine Bewertung, aber keine Tatsache. Das Ganze erfüllt einen bestimmten Zweck, je nach der Rolle, die jemand in einem bestimmten Kontext einnimmt. Man ist nicht "ansich" Raucher [weil es auch Momente gibt, in denen nicht geraucht wird]. Man ist aber auch nicht ansich Nichtraucher [wie jemand unbedarft annehmen könnte], weil es dazu das permante Bewußtsein des Nichtraucherseins bedürfte, was niemand andauernd durchhält. In diesem Sinne gibt es auch keine "ansich" wesentlichen Verhältnisse [nicht einmal die von Leben und Tod, weil jemand auch höhere Werte als das bloße Vegetieren geltend machen kann]. Wenn es jetzt nur darum ginge, in Sachen "Leben" eine Mehrheit auf die Beine zustellen, dann wäre das wahrscheinlich kein Problem, denn die meisten Menschen sind lieber am Leben als tot. Diese Mehrheit aber dazu zu benützen, um alle möglichen Vorschriften aufzustellen, steht aber wieder auf einem ganz anderen Blatt. Eine solche Verknüpfung ist logisch nicht gerechtfertigt. Was die "Verhältnisse" angeht, dann ist die grundlegende Relation die von Gesetzlichkeit und Willkür [bereits in der Begriffsbildung]. Gesetzlichkeit darf nicht mit Willkür zusammenfallen. Das wäre ein Widerspruch. Wie aber läßt sich Gesetzlichkeit ohne Willkür logisch rechtfertigen? --- Gar nicht! So einfach ist das. Es ist nicht möglich! Und warum? Weil der Ausgangspunkt nicht logisch sein kann. Der Ausgangspunkt ist immer eine bestimmte Idee, ein Zweck, der erreicht werden soll und zwar ein guter. Sowas läßt sich nicht beweisen. Bewiesen wird erst, wenn dieser Ausgangspunkt feststeht und  in Bezug auf diesen  eine Logik in Kraft tritt. In diesem Sinne habe ich die Freiheit, mich für eine bestimmte Prämisse zu entscheiden. Habe ich mich entschieden, bin ich gezwungen, einer konsequenten Logik zu folgen. Wenn dieser wesentliche Unterschied zwischen Willkür und Gesetzlichkeit nicht verstanden wird, purzelt alles wild durcheinander und es tun sich Schwierigkeiten auf, die vermieden werden können. Da bleibt dann oft nur noch das bloße Wunschdenken, um den ganzen Schlamassel noch irgendwie zu retten.