Es gibt keine andere Freiheit als die Freiheit des  Denkens,  aber es kommt ganz darauf an, was unter "Denken" verstanden wird. Freiheit ist eine  Idee  und läßt sich nicht in Zeit und Raum messen. Das Problem der Freiheit ist das Problem der Ideen und damit ein Problem des Bewußtseins, genauer einer  Idee von Bewußtsein.  Das Denken [die Idee des Denkens] ist da nur ein Teilaspekt [wobei es meiner Meinung nach der entscheidende sein sollte] unter anderen Teilaspekten [wie der Idee des Wollens, des Fühlens, Empfindens, des Unbewußten, der Phantasie, des Urteilens usw.]. So ein "nur" des Denkens verflüchtigt sich schnell, wenn erst einmal klar ist, daß man es immer nur mit "Ideen" zu tun hat und es keine andere Instanz als das eigene Bewußtsein gibt, um zu  entscheiden,  um was es gerade geht, also ob Freiheit oder nicht, ob Gegenstand oder nicht, ob dieses oder jenes. Darin besteht die Macht und die Freiheit eines solchen Subjekts. Das heißt nun aber nicht, daß deshalb jedwede Logik ausgehebelt ist, denn das Gebot der Widerspruchslosigkeit gilt weiterhin, allerdings eben nur in Bezug auf anerkannte Voraussetzungen. Es bedeutet auch nicht, daß zwischen den verschiedenen Ansichten keine "vernünftigte" Auseinandersetzung mehr möglich ist. Eine solche kann weiter stattfinden, aber eben nicht auf einer allgemeinen Ansich-Wesens-Basis. Herr Marcuse geht immer davon aus, daß irgendwas allgemeingültig [also mit unzweifelhaft notwendigen Voraussetzungen = ansich]  bewiesen  werden kann. Fällt diese Möglichkeit weg, dann entfällt auch der Unterschied von Theorie und Praxis, weil ein ganz bestimmtes Subjekt die Oberhoheit über diese Veranstaltung genießt. Das mögen ordnungsliebende Systematiker aus tiefstem Herzen bedauern, aber es beißt die Maus keinen Faden ab. Beweise, die  erschlichen  werden, machen die Sache [von Ordnung und Sicherheit] nicht besser, sondern nur noch schlimmer.