Ausgehend von einem ganz bestimmten Wissensbegriff, bei dem es sich wahlweise um "praktisches" und dann wieder um "objektives" Wissen handelt, kommt es dementsprechend immer wieder zu Unklarheiten, die aber nur dann bewußt werden können, wenn man begreift, daß es sich dabei immer wieder um "Vermischungen" von zwei grundsätzlich verschiedenen Wissenstypen handelt. Beim praktischen Wissen geht es um kein allgemeingültiges, sondern um ein "subjektives" Wissen, das nur für denjenigen Menschen gilt, der glaubt, es zu haben, d. h. für den es als ein "Wissen" taugt. Das andere, das allgemeingültige Wissen tritt mit dem Anspruch auf, von jedem anerkannt werden zu müssen, unabhängig von seinem konkreten Bewußtseinszustand und individuellen Voraussetzungen, bzw. von besonderen Beziehungen, durch die dann alles relativiert wird. Vom subjektiven Wissen aus zum objektiven hin, gibt es deshalb "komplizierte und geheimnisvolle Zusammenhänge" in der objektiven Expertenschaft. "Prinzipiell" aber könnte der Alltagsmensch, wenn er nur weiß, was er nicht weiß und wo der nächste Experte ist, von dem es dann weiter zum nächsten Experten geht, alles erfahren, was er nicht weiß. Er tut es nur in der Regel nicht, weil er ein Alltagsmensch ist und nicht mehr will, als er braucht, was er zu glauben braucht. Mit einer solchen Einstellung hat es der Fortschritt natürlich sehr schwer, denn dabei wird alles Neue [Buchdruck, Dampfmaschine, Auto, Telefon] erst einmal verteufelt, bis es nach ein paar Jahrzehnten dann doch, meist durch eine idealistische Jugend initiiert, zur Gewohnheit geworden ist und sich niemand mehr über Langhaarige im Musikantenstadel aufregt.
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