Mein Wissen funktioniert nur solange befriedigend, solange ich will, daß es funktioniert. Wenn nicht, dann gibt es immer einen Grund, eine berechtigte Kritik anzubringen und auf Veränderungen zu drängen. Die Frage ist, nach welchen Kriterien ich mir mein Weltbild eingerichtet habe. Bin ich der Meinung, daß es auf dieser Welt keine Gerechtigkeit gibt und sich daran auch nichts ändern läßt, dann verhalte ich mich auch so. Ich kann mir aber auch eine dialektische Schizophrenie zulegen, in der ich beides bin: der rücksichtslose Geschäftsmann und der sensible Schöngeist mit einem Hang zur Philosophie gleichermaßen. In einer solchen "Typisierung" läßt sich dann auch vom KZ-Aufseher sprechen, der vormittags die Juden vergast und am Nachmittag mit seinem Schäferhund oder seinen Kindern spielt. Dem sind keine "ernsthaften" Zweifel an seinem Tun gekommen, weil der Alltag straff durchorganisiert war mit allen deutschen Tugenden, die man sich nur vorstellen kann. Von den Demagogen wurden die Leute mit "Ideen" wie dem 1000-jährigen Reich versorgt und wer wollte sich da schon im Dienst an der großen Sache verweigern.
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