Ich wage zu bezweifeln, ob das hier ausgegebene Rezept jemals dazu führen kann, daß ein Mensch mehr über sich selbst erfährt oder sich gerade die vielen Unterschiede im Menschsein damit erklären lassen. Die Modellvorstellung einer Identität muß auch die Konflikte enthalten und was zu denselben führen kann. Es gibt keine allgemeinverbindlichen Kriterien dafür, daß man von einem Menschen schließlich sagen kann, daß er "sich selbst gefunden" hat. Je nach Menschenbild gibt es da die unterschiedlichsten Vorgehensweisen. Man kann sich auch mit seinem Beruf identifizieren und das hauptsächlich, um dann mit Beginn der Rentenzeit in ein tiefes Loch fallen, aus dem man nicht mehr herausfindet. Man kann aber auch jemand sein, der immer jemand anderer sein will und nie mit sich selbst zufrieden ist und das sein Leben lang. Das sind Leute, die in der Regel eine schlechte Meinung von sich haben und diese dann auch auf andere projizieren. Es gibt viele Möglichkeiten, den Zustand der Welt zu erklären und diese unterscheiden sich ganz wesentlich darin, daß die eine Hälfte der Menschheit, die wahrscheinlich weit mehr als die Hälfte ausmacht, daran glaubt, daß es eine objektive Realität gibt, die von jedem Menschen mit Verstand gleichermaßen so gesehen werden muß und dann die Menschen, die davon ausgehen, daß einem Allgemeinbegriff keine Realität entspricht, Realität also, wenn sie überhaupt sinnvoll sein soll, nur in Bezug auf ein ganz konkretes Bewußtsein von Bedeutung ist und gelten kann. Für die Anhänger der subjektiven Richtung kann Allgemeingültigkeit nur auf der Basis willentlicher Zustimmung zustande kommen und ist auf rein logischer Basis unmöglich.
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