Womit das Bewußtsein der meisten Leute geprägt ist, das ist ein sogenannter "naiver Realismus" oder "Begriffsrealismus", der sich in der Regel über ein ganzes Leben hinzieht. Von diesem Aberglauben, der vorwissenschaftlichen Variante des Objektivismus, sind aber nicht nur eher ungebildete Schichten betroffen, sondern auch Akademiker, die ganze "intellektuelle Elite" eines Landes, wenn sie einer "allgemeingültigen Logik" frönt, die in allen Lebensbereichen Anwendung findet und als "gesunder Menschenverstand" bezeichnet wird. Selbst "dialektisch" geschulte Experten wie Berger und Luckmann, denen die "Verdinglichung" ein Begriff sein sollte, gelingt es nicht, zum Kern des Problems vorzudringen, das ein Machtproblem ist. Sie teilen ihr Schicksal mit vielen anderen Denkern und Forschern, die zwar eine mitunter hervorragende Analyse liefern, aber dann doch vor den radikalen Konsequenzen ihres Denkens zurückschrecken und sich mit einer Übermacht an "allgemeinem Bewußtsein" konfrontiert sehen, der sie nicht gewachsen sind. Das, was früher ein Gott als Klotz am Bein eines kritischen Denkers (Kant) war, das ist heute eine gewisse Vorstellung von allgemeingültiger Rationalität und objektiver Logik, welche als höhere, aber falsche Autorität den geistigen Fortschritt der Menschheit behindert. Erst wenn die Subjektivität in all ihren Konsequenzen vom Wahn der logischen Allgemeinheit befreit ist, lassen sich auf dieser Grundlage tragfähige Einheiten schaffen, die auch von Dauer sind.
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