Leider gibt es in Bezug auf die Wirklichkeit als solcher keine echte Konkurrenzsituation, denn selbst die Gottgläubigen verfechten eine Wirklichkeit, an der es nichts zu zweifeln gibt. Eine Kontradefinition zur Wirklichkeit, die diesen Namen tatsächlich verdienen würde, müßte eine sein, die ohne eine solche "tatsächliche" Wirklichkeit auskommt, die den Anspruch hat, die einzig richtige zu sein. In Sachen "Wirklichkeit" hilft es auch nichts, das Problem, das damit verbunden ist - nämlich die Frage nach der Wahrheit und der Sicherheit des Wissens - auf sowas wie eine "Akzentuierung" derselben zu verschieben oder etwa den Wirklichkeitsverlust als Geisteskrankheit zu definieren. Denn wenn eine Wirklichkeit "ansich" erkennbar ist, dann ist alles andere keine Wirklichkeit und damit auch nicht "real", nicht relevant, muß sich dieser "ersten" und "obersten" Wirklichkeit unterordnen. Betrachte ich das Wort "Wirklichkeit" aber als praktische Abkürzung z. B. für die Summe meines Erlebens oder meiner Erfahrung, dann kommt es entscheidend darauf an, welche Bedeutung ICH mit dieser Abstraktion verbinde und "Bedeutung" heißt, daß etwas "mir" etwas bedeutet und nicht jemand anderem, es sich also um eine subjektive Angelegenheit handelt. Und dann ist es in Ordnung von Wirklichkeit zu reden, weil immer nur "meine" Wirklichkeit gemeint ist. Und nicht anders steht es mit der "Wahrheit" oder dem "Wissen". Es handelt sich immer um meine Wahrheit und mein Wissen, weil ich immer erst etwas anerkennen muß, damit es gilt. Und das ist bei den sogenannten Naturgesetzen nicht anders. Es ist meine Entscheidung, ob ich die Naturgesetze anerkenne oder nicht und dann eben mit meinem Leben dafür bezahle, wenn die Schwerkraft nicht so will, wie ick wol wil.