Da in der Wissenschaft, wie gesagt, die Allgemeinheiten eine essentielle Rolle spielen, ist es nicht verwunderlich, daß immer wieder die Gemeinsamkeiten als "normal" und "selbstverständlich" herausgehoben werden. In dieser "natürlichen" Einstellung ist alles mehr oder weniger direkt auf die Notwendigkeit des Überlebens bezogen, wobei der alltägliche Mensch mehr Gemeinsamkeiten mit einem Tier hat, als mit einer höheren Stufe der Zivilisation, in der andere als die bloß körperlichen Bedürfnisse von der größten Bedeutung sind. Die Interessenkonflikte der Menschen untereinander werden heruntergespielt, die Machtfrage spielt im Grunde keine Rolle, wird bei Bedarf in die Methodologie verschoben. Daß in einer solchen Welt der gemeinsamen Auffassung, die sich aus banalen, trivialen Gemeinplätzen herleitet, sich gerade faschistische Ansichten besonders gern ausbreiten, steht in keinem Zusammenhang, daß darin prinzipiell kein Unterschied in den moralischen Qualitäten der Menschen gemacht wird, ebensowenig, denn das wäre auch "unwissenschaftlich". In einer solchen "praktischen" Welt haben nicht nur "theoretische" Überlegungen nichts verloren, es entwickelt sich auch eine ausgesprochene Feindschaft dem Denken gegenüber, so daß Demagogen leichtes Spiel haben.
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