"Wirklichkeit ist gesellschaftlich bestimmt" heißt nichts anderes als: "Allgemeinheit ist durch Allgemeinheit bestimmt" oder mit anderen Worten: Logik bestimmt sich durch Logik. Dieser "entsubjektivierte" Zustand ist aber viel zu absurd, um wahr sein zu können. Deshalb behelfen sich Berger/Luckmann mit einem dialektischen Kompromiß, der die Individuen mit einschließt, aber eben gerade nur soviel, daß dabei die Allgemeinheit ihre Macht behält. Der gegenseitigen Durchdringung von beidem wird nach Bedarf einmal auf der einen, dann auf der anderen Seite mehr Gewicht gegeben. Weil die Erkenntnisfrage und damit das Denken und nicht die Machtfrage und somit nicht das Wollen und Interesse im Vordergrund steht, wird es auf einmal eine Organisation zum Problem, die es den "Bestimmern erlaubt, zu bestimmen". Irgendwie muß der Sprung aus den Wolken zu "echten" Menschen führen, auch wenn es nur der Schein eines konkreten Individuums ist, mit dem sich die Leute dann betrügen lassen. Die Geschichte von der "Sinnwelt, die Produkt der Aktivität von Menschen" ist, führt nicht dazu, überhaupt den objektivistischen Sums aufzugeben, denn damit hätte auch alle Wissenschaft bis auf die technischen Funktionen ihr Recht als Wissensautorität verloren und dafür ist die Menschheit noch nicht bereit. Würde man die Sache wirklich konsequent zu Ende denken, dann wäre klar, daß in jedem abstrakten "Was" bereits ein "Wer" steckt, der verloren geht, wenn sich das Was als Ansich verselbständigt und eine absolute, objektive Existenz gewinnt. Die linke Manier, die Subjektivität [nachdem das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist, hinterher] über die "Gesellschaft" wieder einzuführen, ist ein untauglicher Versuch, den Widerspruch zwischen Individuum und Allgemeinheit zu beseitigen und bringt nur Verwirrung, dient vielmehr den finsteren Mächten in der Welt, die kein Interesse an Aufklärung haben, weil ihnen die Verhältnisse zupaß sind.
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