Leider kann ich Berger und Luckmann selbst auch nicht vom Vorwurf der "Standardversionen" und "dialektischer Taschenspielertricks" freisprechen. Eine Verwechselung der eigenen Begrifflichkeiten mit "Gesetzen der Weltordnung" liegt insofern vor, als es solche "Gesetze der Weltordnung" nicht gibt, weil nichts in den sogenannten "Naturgesetzen" ist, was nicht vorher hineingelegt wurde. In ihrer Auffassung von Wissenschaftlichkeit machen sich die beiden Autoren zu Lobrednern "überindividueller Autoritäten", die bislang im Fahrwasser göttlicher Allmacht dahergekommen sind. Das Grundproblem der Verdinglichung wird in dialektischer Manier so verwurstet, daß ihm seine "geistige Macht" und der Einfluß auf ein fortschrittliches menschliches Denken abhanden kommt. Dialektisch ist an diesem Werk nur, daß es auf der einen Seite vielleicht frischen Wind in verkrustete "old school" Strukturen in der Soziologie bringt, aber auf der anderen genausoviele logische Vorurteile weitertradiert, die sich noch dazu den Anschein einer falschen Triftigkeit geben. Tatsächlich passiert aber nach vorne überhaupt nichts. Man verhindert nach hinten bestenfalls, daß sich nicht ein noch größerer Unfug in den Vordergrund drängt.