Das eigentliche Problem ist das "Recht", d. h. letztlich die Frage, wie sich Macht rechtfertigen läßt. Diesbezüglich ist es ein Fortschritt, daß damit das Faustrecht "offiziell" keine Rolle mehr spielt, wenngleich es da immer noch Grauzonen außerhalb einer juristischen Definition gibt. Daß sich etwas durch "Wirklichkeit" rechtfertigt, widerspricht zwar dem juristischen Grundsatz, daß Fakten kein Recht schaffen, der ist aber bis in die Breiten der Bevölkerung noch nicht durchgedrungen. Da ist allein der Beweis der Existenz von etwas schon gleichbedeutend, daß es dann wohl auch "zu Recht" besteht. Was sollte auch dagegen sprechen? Und im beschränkten Verstand der meisten Leute spricht dann auch nichts dagegen. Eine Gefahr droht den bestehenden Machtverhältnissen, wenn den Herrschenden die Legitimation abgesprochen wird und eine Minderheit dann auch noch über die Mittel verfügt, sich intellektuell oder finanziell gegen die etablierte Macht zu behaupten. Dann tritt wieder das Faustrecht in Kraft und der Staat läßt sich z. B. von Terroristen nicht erpressen und tauscht das Menschrecht auf das Leben Einzelner gegen die Sicherheit der Vielen ein. Sollen die Legitimationen der Herrschenden nicht auch bloß eine willkürliche Macht von vielen sein, dann muß diese Legitimation auf soliden moralischen und logischen Fundamenten stehen. Es genügt nicht, auf eine Rechtsprechung zu vertrauen, die lediglich hofft, daß die Masse der Bevölkerung naiv und verblödet genug ist, um nicht gegen den Paragraphendschungel auzumucken. Es dürfen nicht bloß die organisatorischen und formellen Machtverhältnisse sein, durch die das Recht seine Geltung und Anerkennung erhält. Die Rechtsprechung ist immer nur so legitim, wie die Masse der Menschen begreift, was da vor sich geht und wird dafür nicht Sorge getragen, daß das so ist, hat auch die Politik ihr Recht verloren, die Interessen der Bevölkerung zu vertreten und ist eine abgehobene Machtorganisation, die es lediglich versteht, ihren diktatorischen Charakter zu verschleiern, etwa durch eine Auswechslung der Köpfe von Zeit zu Zeit, um den Anschein einer kontrollierten Politikerkaste zu erwecken.