"Entsubjektivierung" ist dann der Fall, wenn symbolische Sinnwelten selbst eine sinnverleihende Qualität haben. Es ist kein konkret lebender Mensch aus Fleisch und Blut daran mehr beteiligt. Das Ganze läuft anonymisiert, entpersönlicht ab. Die Welt der Begriffe hat sich verselbständigt. Sie verfügt über eine eingebaute Logik, die in sich schlüssig ist. Eine Kritik daran zeugt lediglich von einer Unkenntnis der "wahren" Sachverhalte. Es wird vorgegeben, was was zu bedeuten hat und von Bedeutung ist nicht einmal die Rede, jedenfalls nicht, wenn damit nicht eine "objektive" allgemeingültige Bedeutung gemeint ist. Symbolische Sinnwelten sind einfach "Tatsachen" und daß sie Sinn verleihen auch. Das ist schon "per definitionem" so. Und dann stellt sich plötzlich heraus, daß es der reinste Unsinn ist, der da verliehen wird. Aber dann tritt automatisch § 1 in Kraft: "Es kann nicht wahr sein, was nicht wahr sein darf!" und man kommt zu dem Schluß, daß man nicht immer alles an die große Glocke hängen muß, wenn sowieso schon alles in Ordnung ist.