Als "Legitimation" noch kein Thema war, weil sie entweder aus den Gnaden Gottes bestand oder eben aus brutaler Gewalt, war es auch ziemlich egal, was die Masse der Menschen dachte. Im Zuge einer fortschreitenden Humanisierung, die seit der Renaissance nicht unbeträchtlich in einer "Individualisierung" bestand, führte eine zunehmende Entwicklung der Geisteskräfte von immer mehr Menschen [auch durch Erfindungen wie den Buchdruck] dazu, daß die "Gründe", das "Warum" immer Gegenstand von Diskussionen unter den Menschen wurden. Und seit der Aufklärung kursiert ein "Standard an Rationalität und Logik", der letzlich zur Bemessungsgrundlage für die Rechtmäßigkeit einer Ordnung geworden ist. Man nennt es "Vernunft" und auch "Moral". Seit der Einführung dieses Standards wurde immer wieder versucht, denselben als im Prinzip immun gegen Kritik hinzustellen, um so die herrschende Ordnung nicht in Zweifel ziehen zu müssen. Dieser "Not" ist es auch zu verdanken, daß eine Weiterentwicklung praktisch zum Stillstand gekommen ist. Sobald grundsätzlich etwas in Frage gestellt wird, befürchten die "Verantwortlichen" immer gleich, daß das totale Chaos ausbricht. Mittlerweile fehlen in der breiten Bevölkerung immer mehr die Voraussetzungen, um überhaupt noch eine komplexere Thematik zu durchschauen, so daß die Angst noch größer geworden ist, etwas zu verändern.