Man kann die Unterwerfung unter traditionelle Herrschaftsverhältnisse auch als "Sozialisation" bezeichnen. Dann erfindet man eine  ideale  Geschichte der Institutionen, in der der Staat in der Neuzeit zum Zweck der Gerechtigkeit gegründet wurde und lehrt, daß die Vergangenheit der absoluten Herrscher nun überwünden ist, weil sich das Volk seine Herrscher selbst wählen kann. Die Rechtfertigung besteht darin, daß eine Monopolgewalt installiert wird, die berechtigt ist, über alle anderen Formen der Machtausübung zu richten, ob sie akzeptiert werden können, oder verurteilt werden müssen. Alle anderen Institutionen, die im Grunde nur von ökonomischem Wert sind, indem immer wiederkehrende Tätigkeiten vereinfacht und automatisiert werden, werden vom Staat, als oberster Institution, reguliert. "Ansich" ist das alles wunderbar, im Prinzip. Es beruth leider alles nur auf der Voraussetzung, daß man sich über die  Zwecke  im Klaren ist, für die ein Mittel wie der Staat oder irgendeine Macht eingesetzt wird. Da kann sich ein Staat dann auch aus der Affäre ziehen und lediglich für die "Rahmenbedingungen" verantwortlich sein, innerhalb deren die Bürger sich dann in all ihren "natürlichen" Freiheiten nach Belieben austoben können, wenn sie nur das gleichberechtigte Interesse anderer dabei nicht verletzen. Aber solche "Interessen" und "Freiheiten" sind ein  weites  Feld und Begriffe, unter denen sich alles Mögliche fassen läßt, so daß es letztlich, wie vor Gericht, darauf ankommt, wie gut man sich in der Materie auskennt, bzw. wie gut der Anwalt ist, der einen vertritt. Die Volksvertreter, die über den Staat als obersten Gerichtsherrn bestimmen, werden von Bürgern gewählt, die entweder vom Staat selbst in seinen Schulen und Universitäten in ganz bestimmter Weise erzogen werden oder aber durch die Medien in vielfältigster Weise manipuliert werden. Die Gesetze werden so ausgelegt, daß hauptsächlich  Frieden  herrscht und nicht zuviel Wirbel entsteht. Die neue Generation wird in der Regel auf ein abgekartetes Spiel verpflichtet, in dem die Freiheiten auf ganz bestimmte Bevölkerungsgruppen verteilt sind [in der Regel haben die einen ganz bestimmten Eigentumsbegriff] und nur in den seltensten Fällen regt sich bei einer neuen Generation ein  Widerstand,  der über die Pubertät hinaus andauert, weil alles andere gelehrt wird als  kritisches  Denken. Der jugendliche Idealismus ist von überschwänglichen Gefühlen begleitet und macht bald einem materialistischen Realitätssinn Platz, in dem man sich den herrschenden Machtverhältnissen anpaßt.