Wer von der Autonomie des Individuums ausgeht, d. h. das eigene Denken und die eigene Einsicht in die Begründungen der gesellschaftlichen Verhältnisse als vorrangig behandelt, für den sind solche Determinierungen zuerst einmal Machteinflüsse, die auf ihre Legitimität hin zu hinterfragen sind. Mit irgendwelchen "signifikanten Anderen", die angeblich verantwortlich sind, ist die Sache nämlich nicht abgetan. Die Frage ist, auf welchen Prinzipien die Regeln beruhen, nach denen eine monopolisierte Gewalt organisiert ist, die als Staat die Macht hat, mit Recht meine Freiheiten zu beschneiden. Sollte es so sein, daß diese Regeln widersprüchlich sind, weil z. B. die "Gleichheit", die angeblich vor dem Gesetz gilt, in Wahrheit überhaupt nicht existiert und damit Recht und Gesetz nicht den Ansprüchen einer höheren Vernunft genügen, dann müssen diese Regeln abgeschafft und durch andere ersetzt werden. Wer allerdings nach dem Motto: "Du bist nichts, dein Volk ist alles!" vom Einzelnen Menschen bedingungslos verlangt, sich der Macht des Gemeinwesens widerspruchslos unterzuordnen, der setzt auf Autorität und Unterwerfung und damit auf die Methoden einer unzivilisierten Vergangenheit. So jemand befindet sich permanent in einem Kriegszustand, in welchem eine ständig drohende Gefahr es nicht erlaubt, das Wollen der Menschen zu spalten, so daß es wie auf See nur einen Kapitän geben kann, der sagt, wo's lang geht. In der Politik ist das "der Führer".
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