Es ist nicht einfach so, daß die Leute irgendwas glauben. Sie sollen auch irgendetwas glauben und zwar etwas ganz Bestimmtes. In diesem Fall, daß die Alltagswirklichkeit die oberste, absolute Wirklichkeit ist. Dementsprechend werden Erfahrungen so in eine überwölbende Sinnwelt integriert, daß allein die Routine die erforderliche Sicherheit gibt, um die Dämonen der Nacht zu verscheuchen. Und so, wie der Teufel der Erste ist, wenn es darum geht, die Existenz des Teufels zu verleugnen, so gibt es auch keinen "ungesünderen" Gedanken als den, daß die gewonnene Sicherheit nichts weiter als eine Jllusion ist, geboren aus einem Vergleich mit den falschen Bezugspunkten, mit solchen, die nicht unbedingt die einzig möglichen, die einzig richtigen sind. Das Entscheidende bei solchen Betrachtungen ist immer, daß man es mit einer einheitlichen Sicht der Dinge zu tun hat, also nicht zu vielen verschiedenen Ansichten, so daß sich auf eine "Mehrheit" einwirken läßt und damit das Ganze kontrolliert werden kann. Das ist der Zweck, der hinter irgendwelchen "Sinnwelten" liegt, die immer mehr oder weniger logisch, bzw. rational sind. Es soll auch stets der Anschein erweckt werden, daß irgendetwas einfach "so ist", ohne daß dabei ein Subjekt am Werk ist, das etwas will und im Sinn hat. So ist auch in der bürokratischen Welt selten jemand verantwortlich, wenn es darum geht, einen Schuldigen zu finden. Es sind dann die "Verhältnisse" schuld oder noch besser: man schiebt es auf die Realität, die nun einmal so ist, wie sie ist.
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