Wenn Berger/Luckmann hier das "übernehmen" und "verstehen" in Anführungszeichen setzen, dann wollen sie damit andeuten, daß man beides nicht wirklich "wortwörtlich" nehmen darf, sondern es in einem übertragenen Sinn gemeint ist. Von einem übertragenen Sinn muß aber auch bei allem anderen gesprochen werden: Auch die "Welt" ist nicht wortwörtlich zu nehmen, denn anders als in Gedanken als Abstraktion gibt es eine solche Welt nicht, indem man Teile davon mit dem Ganzen identifiziert und in diesem übertragenen, metaphorischen Sinn handelt es sich auch beim "Erfassen". Diese Worte machen nur Sinn, wenn sie für einen ganz bestimmten Menschen eine ganz bestimmte Bedeutung haben, es sich also um einen subjektiven Sinn handelt. Aus diesem subjektiven Sinn läßt sich nicht so ohne weiteres ein objektiver machen, schon gar nicht durch logische Kalkulation. Genausowenig wird aus einer subjektiven Welt eine objektive, was aber nicht heißt, daß nicht zwei Menschen der Meinung sein können, in derselben Welt zu leben. Das ist dann aber so, weil sie das vereinbaren, nicht weil es so ist. Eine übergreifende, umfassende Perspektive in einem objektiven Sinn ist ein Wunschtraum, denn das Wort "Perspektive" [wenn es überhaupt Sinn machen soll] bezeichnet immer eine Möglichkeit von mehreren und ist ein Merkmal von Relativität, wogegen Objektivität Absolutheit bedeutet.