Man muß die Objektivität nur oft genug wiederholen und schon wird sie zum festen Bestandteil eines Systems von Wahnvorstellungen. Dann wird der unkritische Gebrauch von Allgemeinbegriffen auf einmal zur "intersubjektiven Ablagerung". Und dann muß man auch immer wieder die  Objektivation,  d. h. die notwendige Vergegenständlichung bei der Begriffsbildung, als etwas Allgemeingültiges, Objektives erscheinen lassen und schon hat man eine gemeinsame Erfahrung, die aber lediglich darin besteht, sich dem Zwang äußerer Verhältnisse zu beugen. Und dieser Widerstand, der einem bei der Erfüllung seines Wollens entgegensteht ist es auch, der die Menschen gemeinsam handeln läßt, um ihre Macht erweitern. Die Entsubjektivierung des Menschen aus diesem Geschehen beginnt bereits mit der  Abstraktion  und zwar in dem Augenblick, in dem geglaubt wird, daß es  ansich  für die Dinge die "richtigen", wahren,  einzig  wahren Worte gibt. Das ist der objektive Wahn. Die vermeintliche Anonymität ist nichts anderes als eine Entfernung des Subjekts, des konkreten Bewußtseins eines Menschen, zugunsten einer vorgefertigten  Kategorie,  die man als Kind gedankenlos übernimmt und mit diesem geistigen Prinzip etablieren sich die Normalos dann später in einer vermeintlich objektiven Realität. Der Verlauf ist durchgängig ein autoritärer. Was einem dabei  tatsächlich  bewußt wird, ist die eigene  Abhängigkeit,  aber das darf man sich nicht eingestehen, weil überall von  Freiheit  die Rede ist, eine Formel, mit der sich die Leute über die eigene Ohnmacht hinwegtäuschen - der ganz alltägliche Verdrängungsprozeß. Was da von Generation zu Generation übertragen wird ist eine knechtische Gesinnung, die einen selbst glauben macht, daß es die "Realität" ist, die unüberwindbar ist und nicht die jeweiligen Machtverhältnisse. Die Machtapostel selbst lassen sich von diesem Realitätsgefasel nicht beeindrucken und setzen es lediglich für ihre Zwecke ein. Sie wissen, daß eine Intrige viel schneller zum Ziel führt, als mühsame Überzeugungsarbeit.