Durch die dialektische Finte der "Wechselwirkung" und der "gegenseitigen Durchdringung" sollen sich grundsätzliche Widersprüche aufheben lassen. Die Quadratur des Kreises besteht darin, daß in einer Ansich-Betrachtung der Einzelne gleichzeitig auch mit dem Ganzen identisch ist. Es geht nicht um Machtinteressen und die Frage, was gerecht ist. Dieses Thema spielt sich in einer ganz anderen Arena ab. Zementiert sind die herrschenden Machtverhältnisse von Vornherein in einer Logik der Allgemeingültigkeit, die mit objektiver Wahrheit, Wissen und Erkenntnis operiert und im Grunde die meisten Bereiche der Wirklichkeit auf scheinbar "neutrale" Weise schon so gut wie ganz abdeckt, so daß für moralische Bedenken nur noch wenig Raum bleibt. Daß Fakten kein Recht schaffen oder etwa der sogenannte "naturalistische Fehlschluß", nach dem sich aus Wirklichkeit keine Moral ableiten läßt, sind zwar eingeweihten Kreisen bekannt, aber leider noch nicht im Alltag, der die Mehrheitsverhältnisse bestimmt, angekommen. Im Alltag herrscht, was solche Fragen angeht, ein heilloses Durcheinander, nicht zuletzt wegen solcher soziologisch-dialektischer Zwielichtigkeiten wie sie Berger und Luckmann unter die Leute bringen. Wenn die Machtverhältnisse im Grunde auf einen demokratischen Wahlvorgang, der alle 4 Jahre stattfindet, reduziert werden, dann besteht die einzige Macht des Bürgers darin, seine Macht abzugeben . Dafür erhält er das Versprechen, daß seine Interessen vertreten werden und dann kann er sich fleißig mit dem Staat, in dem er lebt identifizieren und glauben, daß schon alles seine Richtigkeit hat und weiter seiner eintönigen Sklavenarbeit nachgehen. Was an der "Gesellschaft" objektiv ist, das sind die Machtverhältnisse. Macht und die Ohnmacht als ihr Nichtvorhandensein, sind das gemeinsame Maß zwischen Individuum und Allgemeinheit. Und von dieser allgemeinen Macht besitzt der Einzelne in Deutschland rechnerisch gerade mal eineb 80 Millionsten Teil. Das ist genau die Bewegung von links unten nach rechts oben und von links oben nach rechts unten und dauert so lange, bis das Kreuz auf dem Wahlzettel fertig ist. Die Wechselwirkung besteht darin, daß auch die Politiker zum Wählen gehen oder wenn etwa Angela Merkel behauptet, ihre Stimme zählt wie die jedes anderen Bürgers auch, nicht mehr und nicht weniger.
Verzerrte Analyse? Ja! Aber die beruth grundsätzlich auf einer verqueren und verquasten Logik.
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