In der Sinnfrage ist ein Problem angesprochen, das sich nicht so ohne weiteres in "subjektiver Sinn" und "objektiver Sinn" aufteilen läßt. Eine solche Aufteilung verdankt sich einer ganz bestimmten Erkenntnistheorie, in der Subjektivität und Objektivität klar getrennt sind, wobei die Objektivität ohne die Beteiligung eines konkreten Subjekts zustande kommt. Erst aufgrund einer solchen Auffassung kann ich zu einer Gegenüberstellung von Individuum und Gemeinschaft kommen, die prinzipiell "logischer" Natur ist, also zu einer Frage von Wissen und neutraler Erkenntnis wird. Es sind dabei keine Willensbekundungen involviert. In diesem Sinn werden auch "Bedeutungen" als etwas verstanden, das objektiv-allgemeingültig ist, so daß keine individuell verschiedenen Interpretationsoptionen zur Verfügung stehen. Die werden allenfalls "ansich" zur Kenntnis genommen, weil sich letztlich ja auch nicht leugnen läßt, daß es in der "praktischen" Politik tatsächlich verschiedene Auffassungen von den Dingen gibt, worauf sich der politische Streit gründet. Aufgelöst werden solche Widersprüche nicht, weswegen auch landauf landab viel Verwirrung herrscht, wenn es darum geht einen klaren Weg für die Geschicke eines Landes zu beschreiten. Da gehen immer wieder rationalistische und materialistische Interessen durcheinander [mit der Gleichung Rationalismus = Realismus = Materialismus], weil die Prinzipien entweder nicht klar genug voneinander getrennt werden oder keine Abhängigkeiten veranschlagt werden, wo solche in Rechnung gestellt werden sollten. Die Sinnfrage wird zum Problem, wo es im Grunde ein Machtproblem zu lösen gilt, das darauf beruth, daß ungerechtfertigterweise Sinnbestimmungen dogmatisch verabsolutiert werden, indem diese "logisch" und nicht "moralisch" [d. h. als Willenssache] aufgefaßt werden oder aber nur "moralisch", ohne dabei auf logische Widersprüche zu achten.