Es ist nicht die "Wirklichkeit", die zusammenbricht, sondern die eigene Macht, man selbst, eine äußere Gewalt, die die Gefahr bringt für das eigene Leben, sein Eigentum, seine Gesundheit etc. "Wirklichkeit" ist nur der entsubjektivierte Ausdruck, der mich als passiven "Empfänger" von etwas hinstellt, auf das ich keinen Einfluß habe, so, als könnte man keine erdbebensicheren Häuser bauen. "Wirklichkeitskrisen" sind dann wie "Wirtschaftskrisen", die irgendeiner "Natur" entsprechen, der "Natur des gesellschaftlichen Miteinanders" oder dem "Wesen des Geldverkehrs" etc. In solche Primitivitäten passen dann auch die Live-Übertragungen von Gottesdiensten nach einem solchen Schicksalsschlag, in denen die Herde wie die Schafe vom Schäferhund zusammengetrieben wird, um sich nicht in alle Winde zu zerstreuen. Man identifiziert sich mit dem Studenten, der mit seinem "Warum"-Schild von Massaker zu Massaker reist und in keiner Berichterstattung fehlt. Und die Krebskranken fragen sich pausenlos, warum es ausgerechnet sie selbst treffen mußte, wo doch genügend andere herumlaufen. Die Irrationalität wird mit Irrationalität bekämpft, ein altes homöopathisches Rezept, nach dem man Gleiches mit Gleichem behandelt. Und die "Alternativen" der offiziellen Wirklichkeit fordern, daß man vor Fremden dreimal ausspuckt. Toi! Toi! Toi!
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