"Weit" und "neu" sind nicht unbedingt deshalb schon "gut" oder "besser". Man kann damit die Verwirrung auch vergrößern und überhaupt nicht für Klarheit sorgen. Was in der "soziokulturellen Lebenswelt als gesichert und gesellschaftlich bewährt erlebt wird" kann auch das Nazi-Deutschland unter Adolf Hitler sein. Eine solche Relevanz sagt nichts über Sinn oder Unsinn einer solchen Veranstaltung aus. Damit läßt sich auch die größte Borniertheit und Ignoranz absegnen in Zeiten in denen sich der Horizont der meisten Leute nicht über den vielgerühmten eigenen Tellerrand hinaus bewegt. Mit einem erweiterten Wissensbegriff können auch Einbildungen und Phantasie als "Wissen" gelten. Ohne eine penible Unterscheidung zwischen subjektiven und objektiven, d. h. allgemeingültigen Erkenntnissen kommt man hier nicht weiter. Fällt das objektive Wissen als logisch unmöglich weg, dann muß ich subjektive Interessen als Maßstab im Vergleich wählen und die Wissenssoziologie wird zu einer Interessen soziologie, oder noch besser: zu einer Macht soziologie, so daß entscheidend ist, mit welcher Begründung das eine Interesse über das andere gestellt wird. Solange aber versucht wird, allein mit einer logisch-allgemeingültigen Wissenschaft für Orientierung zu sorgen, ist das Unternehmen von vornherein als gescheitert zu betrachten. Allgemeinheit als Herrschaftsmethode ist nur auf der Basis einer freiwilligen Zustimmung möglich. Die wiederum setzt das ausreichende Informiertsein über die Zusammenhänge voraus, das sich aber nach anderen Kriterien richten muß als die bloß "gesellschaftliche Bewährung", denn wenn es nach dieser geht, würde in Deutschland wieder die Todesstrafe eingeführt werden.
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