"Übergang von Mythologie zu Theologie" soll heißen, daß die große Mehrheit der Menschen die eine Art von Blözinn gegen eine andere eingetauscht hat. Man braucht schon ein paar Jahrhunderte Abstand, um zu so einer Beurteilung kommen zu können. Wie soll man da zu einer objektiven Beurteilung der Gegenwart kommen? Da lassen sich vielleicht materielle Umwälzungen im großen Stil festellen, wie etwa die Industrialisierung im Gegensatz zur Landwirtschaft oder das Computerzeitalter im Vergleich zur vorher verbreiteten Technik. Es bleibt aber alles ziemlich im Ungefähren, Wahrscheinlichen, Spekulativen. Dabei geht es immer um "Strömungen" bei größeren Mengen und nie um den einzelnen Menschen. Einem solchen mag schon vor 2000 Jahren klar gewesen sein, daß das mit den Göttern und Geistern Humbug ist. Daß man vor zweitausend Jahren für eine abweichende Meinung noch mit dem Tod bestraft wurde, spricht nicht wirklich für eine "Modernisierung" im Verhältnis zwischen Allgemeinem und Besonderem in der heutigen Zeit. Es sind nach wie vor die Machtverhältnisse, die es ermöglichen, eine "kesse Lippe" zu riskieren. Auch heute noch müssen Einzelne sich die [finanzielle oder geistige] Macht dazu verschaffen, eine unabhängige Meinung zu haben, die sich gegen die etablierten Ansichten wendet, wenn sie nicht von der Masse plattgemacht werden wollen. Ein solcher Kampf wird auch nicht argumentativ entschieden, sondern durch Mittel, die weniger was mit Logik, als mit Durchsetzungsvermögen, Ausdauer, Charakterstärke, also mit Macht zu tun haben, denn Leuten, die nur auf Macht reagieren, ist auch nicht anders beizukommen.