Wenn die Wissenssoziologie fälschlich so benannt wird, dann deswegen, weil es kein objektives, neutrales und zweckfreies Wissen gibt und dieses Schicksal teilt die Wissenssoziologie mit jeder anderen Wissenschaft, so daß überhaupt allgemeingültige Wissenschaft unmöglich ist. Was freilich denjenigen, die sich schnell mal mit einer unbegründeten Objektivität zufrieden geben, als eine arge Ketzerei vorkommt, die ganz selbstverständlich abzulehnen ist. Die Hartnäckigkeit mit der sich der "Mythos der Objektivität" hält ist auch gar nicht anders als  psychologisch  auf seine Motivation hin analysierbar, als Angst vor dem Chaos, das dann ausbricht und diese Angst ist auch durchaus "gesellschaftlich bewährt". Dabei handelt es sich nur um das "von-einem-hohen-Sockel-holen" einer Wissenschaft, die in einem Atemzug mit der "Wahrheit" genannt wird. Wissenschaft ist nichts weiter als Mittel zum Zweck, eine  Technik,  mit der man Bedürfnisse befriedigt, die aber nichts über den Sinn und Wert solcher Bedürfnisse aussagt und schon erst recht nichts über ein Wissen, das  nicht  zweckrational, also nicht subjektiv-relativ ist.