Man muß sich fragen, warum die Menschen ihre Gemeinschaften pflegen, ob sie das freiwillig tun oder ob es einem Zwang, einer mehr oder weniger offenen Nötigung entspricht. Die Produktion aller möglichen Bedarfsgüter funktioniert ohne Zweifel effizienter und ökonomischer, wenn gewisse Tätigkeiten verallgemeinert, d. h. automatisiert und im großen Stil koordiniert werden. Die Frage ist aber, inwieweit das ökonomische Treiben, das auf ganz bestimmte, meist körperliche Bedürfnisse abzielt, immer mehr auch alle anderen Bereiche des menschlichen Interesse dominiert, so daß etwa in den Schulen im Grunde genommen nur noch Industriesoldaten ausgebildet werden und der homo oeconomicus gar keine Ahnung mehr hat, was "soziales" Handeln bedeuten soll. Es geht nicht darum, das eine (materialistische) Interesse grundsätzlich gegen das andere (idealistische) auszuspielen. Die Frage ist lediglich, wie die Grenze zwischen beidem zu verlaufen hat, so daß es weder auf der einen noch auf der anderen Seite zu perversen Ausartungen kommt. Wo fängt das Mitgefühl für den anderen Menschen an und wo hört es auf? Diese Frage läßt sich, genausowenig wie die nach der Gerechtigkeit mit einem bloßen Gefühl oder einem bloßen Wollen beantworten. Es bedarf dazu der gründlichen Überlegung und auch der Verwertung der Anstrengungen relevanter Denker in der Menschheitsgeschichte, um die (Macht-)Verhältnisse dauerhaft gerechter, besser verteilt, gestalten zu können. Ohne eine solche Gründlichkeit ist der Kampf gegen unnötiges Leiden aussichtslos. Das Gefühle und Wollen flackern immer nur für einen bestimmten Zeitraum auf und sind dann erloschen. Bis es wieder einmal zu einem solchen Ausbruch kommt. Gelernt wird daraus nichts! Die richtigen Fähigkeiten auszubilden ist deshalb das A und O jeder menschlichen, d. h sozialen Gesellschaft.
Dann wird mehr Freiheit auch nicht zu mehr Ungerechtigkeit führen.
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