Warum gerade dieses und nicht jenes zum Typus gemacht wird, ist im Grunde völlig willkürlich und hängt immer davon ab, worauf man hinauswill. In diesem Fall ist es die "reziproke Sinngebung", die "bewiesen" werden soll. Aus einer irrationalen Willkürlichkeit dessen, was "Sache der Frauen" ist oder was jemand darf, der Waffen herstellt, soll eine rationale Regelmäßigkeit von "Sinngehalten" mit Konsistenz werden. Berger und Luckmann wissen, was passiert, wenn der einzelne Mensch nachdenkt, daß er "Bedeutungen" integrieren will - im weitesten Sinne versteht sich. Es wird nicht klar, daß der Bedeutungsbegriff nur subjektiv einen Sinn macht, weil er die Anerkennung eines Wertes erfordert, eine Willensleistung ist und eine objektive Bedeutung überhaupt keinen Sinn macht, denn die wäre dann ja ein allgemeingültiges Wissen. Objektive Werte sind genauso sinnlos, wie einem überzeugten Selbstmörder einreden zu wollen, daß das Leben ansich einen objektiven Wert hat. Dem Versuch, Menschen auf ein vereinheitlichtes Denken einzuschwören, liegt ein Machtinteresse zugrunde, nämlich das Interesse Verhalten vorhersagbar und kontrollierbar zu machen. So regiert es sich einfacher. Es kommt aus ganz praktischen Gründen, wie in der heutzutage üblichen Rechtsprechung, weniger darauf auf an, daß der Gerechtigkeit Genüge getan wird, sondern daß Frieden herrscht im Land, daß in der Geschäftswelt Planungssicherheit vorhanden ist, ein anderer Ausdruck dafür, daß die bestehenden Machtverhältnisse nicht verschoben werden dürfen.
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