Wenn Berger und Luckmann mehr auf Konfrontation setzen würden, dann käme es nicht so oft vor, daß Machtkonflikte hinter Wirklichkeitsbestimmungen verschwinden. Aber Berger und Luckmann wollen sich nicht wirklich mit den Mächtigen anlegen, denn würden sie das tun, könnten sie keinen Verleger für ihr Buch finden und würden auch keine Anstellung an einer Universität erhalten. Deshalb bewegen sich ihre Vorstellungen auch in einem "erträglichen" Rahmen, der zwar Kritik erlaubt, aber keine radikale, grundsätzliche, die das ganze System in Frage stellt und zwar so, daß es auch "einfache" Leute kapieren können. Unsere Autoren haben auch selbst eine ganz bestimmte Wirklichkeit, in der sie leben, internalisiert, d. h. sich mit den herrschenden Machtverhältnissen so abgefunden, daß sie lieber als angesehene Wissenschaftler ihr Dasein fristen, als daß sie sich an einer Übermacht bestehender Herrschaftsverhältnisse bis zur Selbstaufgabe abarbeiten wollen. Sie übernehmen im System den Teil der Manipulation, der nach "lebendiger und kritischer Wissenschaft" aussehen soll, damit die Leute weiter das Gefühl haben können, daß alles in Ordnung ist, weil man ja frei seine Meinung sagen kann.