Um es abschließend nochmal möglichst klar zu sagen: Wissenschaft sollte als Technik verstanden werden, als Mittel zum Zweck und ist deshalb der Ethik unterzuordnen. Dieser sogenannte "wertfreie" Status von Wissenschaft ist entweder Betrug oder eine Dummheit. "Der Mensch als Mensch" ist niemals Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. "Individualitas non est scientia." Das Prinzip logischer Allgemeingültigkeit auf menschliches Verhalten anzuwenden ist eine Inhumanität. Es gibt keinen objektiven Menschen. Das Problem ist immer die Individualität, das Einzelne, das sich im System querstellt. Es ist das Individuum, dem gar nicht genug Wert beigemessen werden kann und das hat besonders in der Geschichtswissenschaft auch zu einem Umdenken geführt. Der Forschungsgegenstand "Gesellschaft" hat nur deshalb einen so dominierenden Charakter, weil er zum Sammelbecken aller möglichen ungelösten Probleme geworden ist, die auch weiter ungelöst bleiben, wenn man an einen unaufhörlichen historischen Prozeß glaubt, bei dem am Ende "alles gut" ist. Es kann auch auf unabsehbare Zeit schlechter werden, wenn nicht aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt wird und da gibt es Fehler, die weit in der Vergangenheit zurückliegen und immer noch nicht korrigiert wurden, besonders was die Auffassung des logischen Denkens und damit von Rationalität und Vernunft angeht. Das staunenswerte Phänomen ist, wie es überhaupt möglich ist, daß sich Irrtümer so lange halten können und ich denke, daß man dabei mit einer Analyse des Machtproblems weiterkommt, als mit einer Untersuchung von Realitäten, Wirklichkeiten und Tatsachen.
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