Inkommensurabilitäten existieren nur in einer Ansich-Welt ohne konkreten Bezugspunkt und damit auch ohne übergeordnetes Kriterium. In einer Wertordnung von Dingen-ansich liegt alles auf derselen horizontalen Ebene und ist gleichwertig. Sobald es aber einen Bezugspunkt gibt, unterscheiden sich die Werte. Wenn die Dinge in der Relation und nicht absolut gesehen werden, fällt die Entscheidung schon leichter. Den Relationspunkt zu finden ist Arbeit, bedeutet Nachdenken und eigenes Bewußtsein schaffen, Widersprüche aufspüren usw., eben der Wahrheit verpflichtet sein. Wer alles als bloße Materie betrachtet, hat selbstverständlich kein Problem mit Inkommensurabilitäten. Je individueller aber "gesehen" wird, umso unvergleichlicher sind die Dinge, aber eben nur in der Ansich-Betrachtung. Gibt es ein konkretes Subjekt und damit ein lebendiges Bewußtsein aus Denken, Fühlen und Wollen (ein Ich, ein Gewissen, einen Charakter, ein Wertesystem) als Bezugspunkt, dann reduzieren sich solche Inkommensurabilitäten erheblich. Da wird dann die Großmutter für einen Appel und ein Ei verkauft, weil sie nichts anderes ist als ein lästiges Möbelstück. Was freilich nicht zugegeben wird, weil man ja auf ein gewisses Ansehen in der Öffentlichkeit erpicht ist. In der gleichen Manier geht ein Waffenverkauf an irgendwelche Neanderthaler über die Bühne, weil der Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr ist. Da läßt sich dann wunderbar vergleichen.
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