Der Unterschied ist der, daß ein Leben als Pianistin oder Juristin nicht "ansich" grob gleich ist, sondern eben in der subjektiven Einschätzung einer bestimmten Person grob gleich gemacht wird. Eine solche "grob gleiche" Einschätzung muß aber nicht sein, wenn man das Ganze etwas weiter, etwas tiefer denkt. Dann heißt die Frage, ob Kreativität wichtiger ist, als ökonomische Sicherheit, besonders dann, wenn die Kreativität gar nicht so sicher ist, weil man als Pianistin nicht unbedingt "kreativ" sein muß - oder eben eine Juristin genauso kreativ sein kann und diese Kreativität gar nichts mit Pianistin oder Juristin zu tun hat usw. Daß zum Beispiel die ökonomische Sicherheit als Juristin davon abhängt, inwieweit man bereit ist, der Gerechtigkeit zu dienen und deshalb weder Kosten noch Mühen scheut, um auch scheinbar aussichtslose Kämpfe zu bestreiten, was unter Umständen ziemlich ins Geld gehen kann usw. Oder nehmen wir einfach an, daß die Person, um die es sich handelt, einfach nicht in der Lage ist, ein bißchen weiter zu denken und für Kreativität und finanzielle Sicherheit den gemeinsamen Oberbegriff zu finden, daß beides nicht wirklich was mit den zwei Berufen zu tun hat und schon gar nicht damit, daß dann so etwas wie ein "gutes Leben" dabei herauskommt [was dann als kontingenter Umstand verbucht wird.]
|