Teile ich nicht, so einen logischen, bzw. rationalistischen oder objektivistischen Optimismus. Sicher lassen sich immer wieder Fehler vermeiden durch sorgfältiges, konzentriertes Arbeiten, aber wenn es prinzipiell an den Voraussetzungen hapert - wenn man z. B. von einer Objektivität träumt, die nicht sein kann - dann hilft auch das nichts. Es geht nicht um das Zurückdrängen oder Offenbarmachen subjektiver und persönlicher Interessen und Vorlieben, sondern darum, daß jedes Resultat bei einer sogannten Erkenntnis oder objektiven Wahrheit willkürlich zustande kommt und es genau für diese Willkür Regeln braucht. Diese Willkür kann prinzipiell nicht verhindert werden, aber es macht einen Unterschied, ob ich dabei von einer [diskutierbaren] Moral ausgehe, die aus in sich logisch begründbaren Wertvorstellungen besteht oder ob dabei ein beliebiger Relativismus umsich greift, beim dem mehr oder weniger immer der Stärkere zum Zug kommt. Es kommt darauf an, wie das Recht begründet wird. "Sozialer Friede" und "politische Ordnung" sind kein Grund, der diesen Zweck erfüllt, sondern nichts als Begriffsrealismus, wenn man sich damit zufrieden gibt. Mit "Freiheit" oder "Gleichheit", bzw. "Gerechtigkeit" kommt man der Sache schon näher. Es geht immer um Machtverhältnisse, wo Menschen am Werk sind, die nicht nur einen Verstand, sondern auch einen Willen haben. Diese Machtverhältnisse bleiben von einer objektiv-neutralen Wissenschaft unangetastet, weil allein mit Tatsachen kein Grund vorhanden ist, irgendwelche Herrschaftsstrukturen anzugreifen. Das geht nur im Bezug auf Normen, die entweder irrational begründet oder nicht eingehalten werden, so daß die hehrsten Ideale nicht das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt sind.
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