Solange das Märchen von der Möglichkeit objektiver Tatsachen aufrechterhalten wird, ist eine unselige Vermischung von Tatsachen und Werten unvermeidbar. Wo keine klaren Grenzen gezogen werden können, ist der Erschleichung und allem möglichen Betrug Tür und Tor geöffnet. Es herrscht das Recht des Stärkeren und das gilt für die sog. Wissenschaft genauso, wie für Recht und Gesetz im Staat. Deswegen wird es auch bei einer eher harmlosen Kritik an allzu verallgemeinernden Methoden bleiben, wobei dieses "allzu" wieder eher Geschmackssache ist und in seiner Bedeutung beliebig gedehnt oder gestrafft werden kann. An den Grundfesten der Macht wird dadurch nicht gerührt, weil es nicht um den grundlegenden logischen "Fehler" geht [nicht um das proton pseudos, die erste Lüge], nicht um die petitio principii, den Fehler in der Voraussetzung und das ist die Gleichsetzung des Materials mit der Erkenntnis davon. In dieser Rechnung fehlt nämlich ein entscheidender Faktor und das ist das Interesse, der Wille, der Zweck, der dazu führt, daß aus einer endlosen Menge von Material genau dieses und kein anderes ausgewählt wird. In der Wissenschaft geht es nur um Verallgemeinerung, aber diese Verallgemeinerung wird hergestellt, erzeugt und fällt nicht vom Himmel. Verblendete und konditionierte Rationalitätsapostel glauben, sie könnten wertfrei, neutral, objektiv einfach etwas "beobachten". Das ist die Krankheit einer totalitären Ansich-Logik. Wenn etwas unerklärlich ist, dann liegt das daran, daß man mit seinem Wissen noch nicht so weit ist, aber prinzipiell ist alles logisch und rational. Von grundsätzlichen Grenzen der menschlichen Erkenntnis ist hier keine Spur und das ist auch der Grund für die Intoleranz mit der die Mächtigen dieser Welt über Andersgläubige herfallen und im Namen [aber eben nur als Ausrede] aller möglichen hehren Ideale [wie z. B. dem der Demokratie] ganz pragmatisch und praktisch unterdrücken. Es ist ein Hohn von Demokratie zu reden, wo die Verdummung mit staatlichen und ökonomischen Machtapparaten systematisch betrieben wird und Werte wie Wahrheit und Gerechtigkeit nur dann zum Zug kommen, wenn die Pfeffersäcke voll sind. Unter solchen Umständen ist es immer eine Ausrede und eine Verlogenheit, militärische Aktionen dadurch zu rechtfertigen, daß man einem Land "die Demokratie bringen" will. Eine solche Demokratie ist nicht besser als die Tatsachen, die keine sind, die nichts weiter als eine Jllusion bedeuten und dieser Traum platzt sofort wie eine Seifenblase, sobald auch nur der leiseste Hauch eines ökonomischen Sachzwangs um die Ecke weht. Wenn es nur gelänge, "der Menschheit" solche romantische Flausen von Demokratie, Wahrheit oder Gerechtigkeit auszutreiben, dann könnte sich die Bevölkerung dieses Planeten viele Enttäuschungen ersparen, nicht wahr? Leider gehört nunmal so ein gewisses geistiges Bedürfnis zum Menschsein [per definitionem] und auch wenn Menschlichkeit nur ein Ideal [ein moralischer Sollzustand] ist, kann die systemische Verblödungsmaschinerie noch so unablässig drauf los rattern - diese Idee ist nicht unterzukriegen und wird deshalb den Unmenschen auch immer ein Dorn im Auge sein, jedenfalls solange es noch so etwas wie Menschen gibt.
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