Die Suche nach der reinen Wahrheit ist eine fixe Idee aus der Zeit des Absolutismus und schwer religiös geprägt. Damit läßt sich heute kein Blumentopf mehr gewinnen, jedenfalls nicht, wenn es dabei auf logische Widerspruchslosigkeit ankommt. Eine reinere Wahrheit als ein reines Gewissen gibt es nicht und ein reines Gewissen ist äußerst selten, bzw. kommt so gut wie gar nicht vor, denn niemand kann angesichts der Zustände auf dieser Welt den Unwissenden und unschuldig Naiven spielen. Ein reines Gewissen erfordert auch das entsprechende verantwortungsvolle Interesse an allen möglichen Zusammenhängen und dabei läßt sich nur mit schlechtem Gewissen ein Schlußstrich ziehen. Da gibt es dann keine Entspannung und Erholung als Selbstzweck mehr, sondern alles dient der "großen Aufgabe", die eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte und nur deshalb zur "großen Augabe" wird, weil die Masse der Menschen in der Regel ihre moralische Pflicht vernachlässigt und es in der Regel auch an der erforderlichen institutionellen Unterstützung eines wirklich anständigen Lebens fehlt. Da bleibt es eher bei großen Tönen wie "Die Würde des Menschen ist unantastbar" und dergleichen Werbesprüchen. "Praktisch", d. h. in der Regel nützlich sind die "Dinge" meistens für einen selbst. Es ist der pure Egoismus [der eigene Vorteil, bzw. der Nutzen für die Organisation für die man arbeitet], der aus dem Munde des Pragmatikers spricht und nicht so sehr der Wunsch nach Effektivität in der Sache. An eine gemeinsame Sache wird nur geglaubt, wenn der persönliche Vorteil dabei entsprechend ist. Überindividuelle moralische Prinzipien sind nur etwas wert, wenn es dabei auch gerecht zugeht, aber das ist nicht der Fall. In einer Gerichtsverhandlung geht es nicht um Wahrheit oder Gerechtigkeit, sondern nur darum, was sich beweisen und unter einen Paragraphen unterordnen läßt.
|