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Wenn man jemandem vorwirft, daß es ihm nur um die Macht geht, dann liegt die Betonung auf "nur", soll heißen: Die Macht ist nicht mehr Mittel, sondern zum Selbstzweck geworden. Steht das bloße Machtinteresse [in seiner ganzen psychologischen Fragwürdigkeit] an erster Stelle, dann ist jemand, der befürchten muß, seine Machtposition zu verlieren, selbstverständlich darauf aus, sein eigentliches, nämlich das Machtinteresse zu verheimlichen. So jemandem kommt es dann nur darauf an, sich den [Wähler-]Willen möglichst vieler Leute fügsam zu machen und das geschieht am effektivsten, indem man mit der bloßen Wortgläubigkeit seines Publikums rechnet. Dann genügt es, durch die geschickte Anordnung von Schlagworten den Eindruck zu erwecken, eine Sache "im Griff" zu haben, so daß das geblendete Volk einem Kompetenz zugesteht und vernünftige Führerschaft zutraut. Es geht dann in erster Linie darum, Hoffnungen zu wecken, nicht aber darum, sie zu erfüllen. Damit jemand aber so etwas wie ein Allgemeinwohl glaubhaft vertreten kann [um der Macht einen glaubhaften Inhalt geben zu können], darf ihm der Glaube an die Wahrheit und das heißt auch der Glaube an Gerechtigkeit und Freiheit nicht abhanden gekommen sein und deshalb ist die Verlogenheit der Politiker [neben der Verlogenheit der Wissenschaftler], die im Grunde gar keine Ahnung haben, was Sache ist, eine der schlimmsten, weil folgenreichsten "Sünden", die "man" begehen kann. Da ist die Wirtschaftswelt mit ihrem materiellen Interesse nicht so widersprüchlich und hinterhältig, wie die "Ungereimtheiten", die sich Staats- und Universitätsbetrieb erlauben, denn der Händler schreibt sich nicht die Wahrheit auf seine Fahnen, sondern den Profit. Und auch das Pfaffengeschwätz [zu unterscheiden von wahrer Religion] ist nicht so schlimm [weil heutzutage eher freiwillig angenommen, als erzwungen], als die Tyrannei einer falschen Realität, die aus unzulässigen Verallgemeinerungen zurechtgezaubert wird.
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