Es kommt immer darauf an, für welchen Zweck ich ein Wort verwende und demensprechend ändert sich auch der Begriffsumfang. Verbunden ist damit immer eine Wertvorstellung, die sich in den verschiedensten Zusammenhängen "erurteilen" läßt. Ist es für den Sinn und Zweck einer Sache nicht erforderlich, daß auf nähere Einzelheiten eingegangen wird, so mag das bloße Wort ohne Kontext hinreichend sein [etwa in einem sprachpsychologischen Experiment]. Handelt es sich um einen Nachbarschaftsstreit, werden andere Kriterien wichtig und irgendeine Sache wird von den Parteien dann entsprechend konträr gesehen. Mit der präzisen Definition aller möglichen Fälle, in denen ein Wort zum Begriff werden kann, ist es so, wie mit der Formulierung von Gesetzen. Da kann man entweder den Begriffsapparat aufblähen bis zum geht nicht mehr und für nur jede denkbare "Gegebenheit" einen eigenen Paragraphen schaffen oder so etwas wie den Geist oder den Willen des Gesetzgebers deutlich machen und dem Richter die Interpretation überlassen, womit dieser oder jener Zweck einmal mehr und einmal weniger erreicht wird. Wer eine allgemeine Wissenschaft will, der muß allgemeine und damit eher nichtssagende Begriffe wollen und dann muß man sich fragen, ob diese Wissenschaft nicht eher ein Aushängeschild für ganz andere Interessen, als die Wahrheit, bzw. die zweckfreie Forschung "gut" ist. Es gibt kein Wissensgebiet, in dem sich nicht bei gründlicher Überlegung auch moralische Probleme stellen und es gibt überhaupt keinen Grund, weswegen Wissenschaft nichts mit Moral zu tun hat oder haben soll. Nur wer Wissenschaft und Moral falsch versteht, zieht scharfe Grenzen zwischen diesen beiden "Sinnsystemen" und dieses falsche Verständnis beruht in erster Linie auf einem fahrlässigen Umgang mit logischen Verallgemeinerungen an der falschen Stelle.