|
Hinterlistig deswegen, weil etwas vorgetäuscht wird, das nicht der Fall ist. Je mehr etwas "ansich" behauptet wird, umso weniger sind von so einer Behauptung Abweichungen möglich. Wer von jemandem die Meinung hat, daß es sich um einen "guten" Menschen handelt, wird bei diesem eher geneigt sein, irgendwelche Ungereimtheiten zu übersehen, als wenn man von jemandem von Haus aus keinen guten Eindruck hat. Dann wird jede noch so kleine Lappalie hochstilisiert und auf das Konto seiner Bosheit geschlagen. Das Ansich-Urteil wird gefällt, weil man glaubt, sich dadurch einer permanenten Neubeurteilung entziehen zu können. Von dieser Verallgemeinerung wird dann nur noch schwer abgegangen [nach ostfriesischer Art: man braucht lange, bis man mit diesen Nordlichtern warm wird, aber dann ist es für alle Ewigkeit]. In so einem Verallgemeinerungsverfahren kann es aber auch zu den derbsten Scheinheiligkeiten und Verlogenheiten kommen, so daß das Bild, das sich jemand von einem anderen macht, weniger der Wahrheit, als dem eigenen Vorteil entspricht und dann wird immer dann, wenn Konflikte ins Haus stehen, dieses falsche, bzw. geschönte Bild auf heftigste beschworen und die Wogen glätten sich wieder. Es soll aber auch vorkommen, daß bei entsprechendem Tiefgang der Auseinandersetzung so ein Bild grundsätzlich in Frage gestellt wird nach dem Motto: "Wie konnte ich mich nur so irren?" oder "Das ist nicht der Mann, den ich geheiratet habe." Dann ist es mit der bisherigen allgemeinen Gültigkeit vorbei und man muß sich neu orientieren.
|