Jemanden als einen von vielen ansehen, eine Person als Teil einer Masse betrachten und ihr keine individuellen Merkmale zubilligen, die nur ihr zukommen, heißt nichts anderes, als sie zu verachten. So jemandem wird keine ernstgemeinte Aufmerksamkeit zuteil. Es wird nicht versucht, eine solche Person in ihrer Eigenart zu verstehen. Eine solche Person ist nur eine Nummer, eine Zahl innerhalb einer Unmenge anderer Zahlen, kein Mensch im wahrsten Sinne des Wortes. In diesem Sinne ist Masse auch ein Schimpfwort, so, wie jede Allgemeinheit ein Schimpfwort ist, wenn sie nicht in einem ordentlichen moralischen Verfahren zustande kommt. "Man muß sofort suchen, worin man gefehlt hat, sobald man den Beifall der Masse erlangt", hat schon Francis Bacon gesagt. "Volk" und "Bevölkerung" hat nur dann eine positive Bedeutung, wenn davon ausgegangen werden kann, daß die Leute hinter den Sätzen ihrer Verfassung stehen und die dort angegebenen Vorschriften als verbindlich empfinden. Dazu gehört selbstverständlich, daß man versteht warum so ein Rechtssystem Sinn macht und daß man in der Lage ist, mögliche Widersprüche zu bemerken und willens, auf ihre korrekte Beseitigung hinzuwirken. Ansonsten ist diese Allgemeinheit nur ein gemeiner Haufen, ein Pöbel, vor dem sich jeder anständige Mensch in acht nehmen sollte.
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