Wenn es darum geht, ein Haus als Haus zu erkennen, werden in einem Experiment wahrscheinlich 98% aller Beteiligten die richtige Antwort geben. In einem Kulturkreis, in dem es keine Häuser gibt [und der mit anderen Kulturkreisen keinen Kontakt hat] wird das Ergebnis schon anders ausfallen. Innerhalb einer Sprachgemeinschaft wird es über die Bezeichnungen der Dinge des täglichen Gebrauchs, bzw. der täglichen Sehgewohnheiten keine großen Differenzen geben. Das ist ein Baum ein Baum und ein Hund ein Hund. Wenn es aber z. B. darum geht, die momentane politische Lage in Syrien [April 2011] einzuschätzen, gehen die Meinungen dann schon weit mehr auseinander. "Politische Lage" ist ein Begriff, bei dem so gut wie gar kein Einverständnis darüber besteht, welche Kriterien zu seiner Beurteilung relevant sind. Da kommt es dem einen auf politische, dem anderen auf ökonomische Macht an, der andere wertet die Menschenrechte an erster Stelle und wieder ein anderer hat Verwandte dort und sieht die Sache wieder ganz anders. Und so gibt es auch noch länderspezifische Unterschiede, so daß man die Sache in Israel anders sieht, als in Norwegen. Es hat also wenig Sinn zu fragen, wie die politische Lage in Syrien  ansich  beschaffen ist. Hier kann es nur Meinungen geben und wer darauf besteht, in dieser Angelegenheit die Wahrheit oder objektive Realität zu vertreten, endet damit notwendigerweise in einer endlosen absurden Auseinandersetzung. Es geht immer um Interessen und die Macht, solche durchzusetzen. "Wirklichkeit" spielt dabei überhaupt keine Rolle, auch wenn noch so viele Zahlen und Fakten in den Ring geworfen werden. Im politischen Lager ist man sich auch im Klaren darüber, daß letztlich nur die Machtverhältnisse zählen. Dennoch wird über die Realitätsschiene versucht, die eigene Logik als die stichhaltigere und damit mächtigere zu beweisen, was wiederum nur dann funktioniert, wenn das Publikum einer solchen Veranstaltung weitgehend verblödet ist. In einer vernünftigen Diskussion werden die  Interessen  thematisiert und damit die Wertvorstellungen. Eine Diskussion, die zu einem brauchbaren Ergebnis führt, ist notwendigerweise eine moralische, aber die fällt leider wegen einer vorurteilsbedingten Angst gegenüber "fundamentalistischen" [und damit unrealistischen, nicht praktikablen] Ansichten aus.