Du glaubst dann nämlich an etwas, das gar nicht "existiert" und zwar so, daß es existieren müßte. Der Glaube selbst wäre ja gar nicht so schlimm, denn ohne so einen Glauben geht es ja gar nicht. Von früh bis spät wird etwas geglaubt und angenommen, gehofft und gefürchtet, was möglicherweise niemals stattfinden wird, aber doch stattfinden könnte. Es handelt sich dabei um eine Art "Vorsicht" oder besondere Aufmerksamkeit, die weniger etwas mit Wirklichkeit, als damit zu tun hat, daß man den eigenen Willen durchsetzen und deshalb Widerstand dagegen vermeiden möchte. Wird dieser praktisch-nützliche Glaube aber in einem Ausmaß praktiziert, indem eine totale [vom eigenen Willen unabhängige] Wahrheit herrscht, der man sich nur unterwerfen kann, dann hat das genau diese Qualität, die man als "religiös" bezeichnen könnte. Der Meinung bin ich auch. In diesem Sinne werden auch Naturgesetze angebetet.
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