Der Rationalismus ist weit weniger Wahrheitstheorie, als gewöhnlich angenommen wird. Ich halte das sogar für eine ganze gefährliche Ideologie, zu glauben, daß sich auf dieser Welt prinzipiell alles logisch erklären läßt, so daß es nur eine Frage der Zeit ist, bis das, was jetzt noch unbekannt ist, erkannt werden kann. Man muß den Rationalismus eher als Optimismus verstehen, als psychische Einstellung, für die es genausowenig  guten  Grund gibt, wie für Pessimismus, bzw. für einen Irrationalismus, der nichts anderes sein will, als irrational. In diesen klassischen Gegensätzen der alten Theorien wird der menschliche Wille und seine Subjektivität meistens [wenn überhaupt] dem Irrationalismus zugeschlagen, so daß so etwas wie ein "vernünftiger Wille" nur in einem eigenen [moralischen] Bereich stattfinden kann, der mit einer allgemeingültigen, objektiven Wirklichkeit nichts zu tun hat. Ist aber schon die Wahrnehmung zweckbezogen, kann es keine Wirklichkeit geben, die nicht mehr oder weniger willkürlich zustande käme. Dann hat man es überall da, wo von Realität und Fakten die Rede ist, mit  Macht  zu tun und zwar mit ungerechtfertigter.