Sie bilden sich jede Menge ein auf ihre unmittelbare Wahrnehmung, die Positivisten und sonstige Naivlinge und glauben, sie hätten ungehinderten Zugang zu ihrer Wirklichkeit. Typisch "menschliche" Anmaßung. Der Mensch als Maß aller Dinge! Da ist auch tatsächlich etwas dran, nur sollte man dieses Prinzip nicht in Bezug auf die Fähigkeit, so etwas wie Wirklichkeit zu erkennen, anwenden, denn die Wirklichkeit ist nicht menschlich. Das Thema läuft auch unter dem Namen "anthropomorph". Es ist der gleiche Blözinn wie die Anschauung, daß sich die Sonne um die Erde dreht. Sowas passiert, wenn man die eigene Sicht überbewertet, den eigenen Standpunkt verabsolutiert. Sollte man nicht machen, jedenfalls nicht ohne wirklich guten Grund. Und was in Sachen "Stellvertretung" noch dazu kommt ist, daß diese "Repräsentation" nicht erst beim Begriff, sondern schon in der sogenannten Wahrnehmung berücksichtigt werden muß. Ja, im Grunde schon bei der Empfindung [wenn man einmal von der unbewußten Empfindung absieht], denn um mir eine Sache bewußt zu machen, brauche ich irgendein Zeichen davon und wenn es nur die Vorstellung eines gehörten Tones ist, irgendeine Art von Vergegenständlichung, bzw. Verdinglichung, die mir als "Datum" bewußt ist. Man kann mit der Erkenntnis des Statthalters, bzw. Platzhalters gar nicht früh genug anfangen, denn je weiter weg von der Quelle die Untersuchung beginnt, desto fataler sind die Auswirkungen. Da ist es so, wie mit der stillen Post. Je mehr Vermittler da zwischen der ursprünglichen Nachricht und dem letzten Empfänger sind, desto arger sind die Entstellungen, so daß am Schluß überhaupt nichts mehr mit dem Original übereinstimmt. Ist mir aber klar, worauf es ganz speziell ankommt, also nicht ansich, sondern für einen bestimmten Zweck und nehme ich mir vor, genau diesen Zweck zu kommunizieren, so stehen die Chancen schon erheblich besser, daß dieses Ziel auch beim letzten Glied der Kette ankommt und praktiziert werden kann. Die Veranstaltung ist eine ganz andere, wenn sie nicht unter der Rubrik "Wahrheit", sondern im Namen von "Mittel und Zweck", bzw. im Namen eines bestimmten "Interesses" abgehalten wird. Da muß man sich dann über seine Ziele im Klaren sein und gewisse Wertvorstellungen haben, die untereinander auch zusammenpassen müssen, wenn ein Schuh draus werden soll. Da ist die Wahrheit dann sicher auch ein Thema und zwar als derjenige Zweck, der keinen höheren Zweck über sich hat, sozusagen Selbstzweck ist. Und man braucht dazu auch gar keine "absolute Wahrheit". Es reicht schon, wenn nach bestem Wissen und Gewissen das Wahrheitsprinzip, bzw. das Prinzip der Widerspruchslosigkeit befolgt wird, so daß alles als Wahrheit gelten kann, was nicht mit Sicherheit unmöglich, bzw. widersprüchlich ist. Logik braucht es aber in jedem Fall, denn wenn jeder reden und denken könnte, wie es ihm gerade einfällt, wäre es vorbei mit der menschlichen Vernunft und der Sprache als Verständigungsmittel.
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