Gewalt
Walter Benjamin - Zur Kritik der Gewalt
p-2siehe auch Macht, Herrschaft, Unterdrückung, Konflikt, Gegensatz, Widerstand

001 "Es ist nichts so unwürdig, als Gewalt zu erleiden. Wer sie uns antut, macht uns nichts anderes, als die Menschheit streitig; wer sie feigerweise erleidet, wirft seine Menschheit weg." - Ernst Bloch, Naturrecht und menschliche Würde, Ffm 1985, Seite 14

002 Schußwaffen wirken auf Entfernung, ermöglichen einen abstrakten Abstand. "Kein geistig gesunder Mensch würde auch nur auf die Hasenjagd gehen, mußte er das Wild mit Zähnen und Fingernägeln töten." - Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse - Zur Naturgeschichte der Aggression, München 1983, Seite 227

003 "Der Staat ist derjenige Verband, der als Monopol legitimer Gewaltsamkeit in Anspruch nimmt, anders ist er nicht zu definieren. Dem: Widerstehet nicht dem Übel mit Gewalt der Bergpredigt setzt er das: Du sollst dem Recht ansich mit Gewalt zum Siege verhelfen." - Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Tübingen 1988, Seite 547

004 "Die Gewalt, die im Namen des Rechts ausgeübt wird, Kant spricht vom Recht zu zwingen, hat den Sinn, die allgemeine Möglichkeit der Verfolgung von Zwecken auch gegen den Einzelnen zu erhalten." - Günter Figal in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 176

005 Objektivität wird nur allzuleicht als geistige Gewalt gegen andere benützt.

006 "Das Herrschen und die Macht an sich sind böse, aber es ist nötig, ihr ebenfalls machtgemäß entgegenzutreten, als kategorischer Imperativ mit dem Revolver in der Hand, wo sie nicht anders vernichtet werden kann." - Ernst Bloch, Geist der Utopie, Ffm 1985, Seite 406

007 Es gibt keinen größeren Gegensatz als den von Recht und Gewalt.

008 "Da aber keine Macht auf die Dauer mit reinen Gewaltmitteln aufrechterhalten werden kann, so ist sie stets gezwungen, durch eine bestimmte Ideologie ihre Ansprüche zu rechtfertigen, um ihren eigentlichen Charakter zu verschleiern." - Rudolf Rocker, Nationalismus und Kultur, Bd. 2, Bremen o. J., Seite 753

009 "Jeder Staat ist auf Gewalt gegründet." - Leo Trotzki in Max Weber, Politik als Beruf, Berlin 1982, Seite 8

010 Gewalt ist weder legitimationsfähig, noch legitimationsbedürftig.

011 "Daher muß man alle Gewalttaten auf einmal begehen, damit sie weniger fühlbar waren und dadurch weniger verletzen; Wohltaten hingegen muß man nach und nach erweisen, damit sie besser wahrgenommen werden." - Niccolò Machiavelli, Der Fürst, Stuttgart 1976, Seite 73

012 Kritik ist schon halb-gewaltsam.

013 Gewalt wird durch die Rechtsordnungzur Rechtsgewalt verformt.

014 Das Wort besitzt geistige Gewalt.

015 Alle Praxis hat etwas gewalttätiges. Ein echter Macher scheut sich nicht, nötigenfalls Gewalt anzuwenden.

016 Die gesellschaftliche Hierarchie beruth letztendlich auf der Gewalt wie sehr sie auch legalistisch verhüllt sein mag.

017 Die Widersprüche des Wirklichen werden immer mit Gewalt überwunden. Alles praktische Verändern hat ein gewaltsames Moment.

018 In der wissenschaftlichen Rationalität vollendet sich etwas, das sich schon seit den griechischen Anfängen ankündigte, nämlich der jeglicher Rationalität innewohnende Machtwille, die in jeglichem positiven und mittelbaren Wissen lauernde Gewalt.

019 "In der Überlieferung einer schon vorhandenen Sprache tritt dem denkenden Menschen die Gewalt eines schon vorgeformten Stoffes entgegen." - Wilhelm von Humboldt, Schriften zur Sprache, Stuttgart 1985, Seite 80

020 Die logische Unmöglichkeit und Gewaltsamkeit der Annahme eines abstrakten Begriffs als Realum tut, nicht nur der Wirklichkeit, sondern auch dem Denken einen Zwang an.

021 "Daß mit der fiktiven Analogie eine Härte begangen wird ist, unbestreitbar; ja es ist mehr, als eine Härte, es ist ein direkter Fehler, den man begeht." - Hans Vaihinger, Die Philosophie des Als-Ob, Berlin 1911, Seite 527

022 In der Praxis der Rechtsprechung ergeben sich Fälle, welche nach den bestehenden Gesetzen nicht behandelt werden können. Da werden sie unter analoge Fälle gerechnet und geradezu gewaltsam unter gewisse Gesetze gerechnet.

023 Zur Überredung wird erst Zuflucht genommen, wenn die Macht nicht da ist, Überzeugungen anderen Menschen aufzuzwingen.

024 Der Bezwingung mit der Waffe muß eine zweite Unterwerfung folgen, und zwar die Unterwerfung des Geistes durch Theorien und Ideologien als Machtmittel des Geistes.

025 Gewalt läßt sich nicht rechtfertigen, sei es durch institutionelle oder rebellische, es sei denn durch Gewalt.

026 Was nicht durch Gewalt gilt, gilt durch Einsicht und Gründe.

027 "Du sollst dich dem Bösen nicht mit welcher Gewalt auch immer widersetzen." - der Nazarener

028 Es muß auch die lautlose Gewalt besiegt werden, die wehrlosen Menschen den Ausweg aus ihrem Elend verbaut.

029 Wer, welche Gewalt auch immer, nicht bekämpft, macht sich an ihr schuldig.

030 In der Rechtfertigung wird die Gewalt ein politisches Phänomen.

031 Das Gewaltmonopol ist das Identitätsprinzip des modernen, bürgerlichen Staates.

032 Einsicht und Liebe haben einen gemeinsamen Gegner: die Gewalt.

033 "Ultima ratio populorum." (Die Gewalt ist das letzte Mittel der Völker.)

034 Wo im Recht die Möglichkeit der Zustimmung aufhört, da verkehrt sich Recht in Unrecht und rechtlicher Zwang in Gewalt.

035 Die Gewalt ist eine Teufelsmacht.

036 Gewalt kommt keine Permanenz zu, Gewalt kann immer nur Durchgangspunkt sein.

037 Die Gewalt wird aus der bösen Natur der Menschen gerechtfertigt.

038 Die Menschen sind entweder durch Gewalt, oder durch Täuschung zur Knechtschaft gebracht.

039 "Gewalt ist der Geburtsheber jeder alten Gesellschaft, die mit einer neuen schwanger geht." - Karl Marx

040 "Ihr habt das Reich auf dem Rücken der Pferde erobert, doch vom Rücken der Pferde herab werdet ihr es nie regieren können." - Seneca

041 Eine ist eine chinesische Überzeugung, daß das Schwert zwar gewinnen, doch nur der Logos die Macht bewahren könne.

042 Rechtlosigkeit ist Herrschaft der Gewalt.

043 An die Stelle der Gewaltausübung tritt ihre bloße Androhung. Die Gewalt wird gleichsam latent.

044 Politische Gegner werden offen durch Gewalt und Terror ausgeschaltet: sie werden verhaftet, mißhandelt, ermordet, in die Emigration oder Illegalität gezwungen.

045 Anonymität trägt viel dazu bei, Aggression zu erleichtern.

046 "Wer der Gewalt bedarf, um seiner Wahrheit zum Sieg zu verhelfen, wird sie schwerlich entbehren können, um neue Wahrheiten zu unterdrücken." - Mahatma Gandhi

047 Wo Gewalt ist, ist nicht Recht. Wo Recht ist, richtet es sich gegen Willkür.

048 Äschylus läßt Bias, die personifizierte Gewalt kein Wort reden. Sie muß stumm sein.

049 Gewaltanwendung bedeutet immer, daß eine Gruppe ihren Standpunkt und nur für ihren Standpunkt als richtig verabsolutiert. Womit die Gewaltanwendung als Notwehr wieder gerechtfertigt wäre.

050 "Strukturelle Gewalt als vermeidbare Umweltbedingung, die ohne sichtbaren Akteur die körperliche und geistige Entfaltung von Menschen behindern." - Johan Galtung

051 Der stumme Zwang der ökonomischen Verhältnisse.

052 "Der Sieg der Gewalt beruth auf der Produktion von Waffen, und diese wieder auf der Produktion überhaupt." - Frantz Fanon

053 Auf die Dauer ist die Gewalt unfähig irgend etwas wirklich zu organisieren und muß deshalb früher oder später dem Geist weichen.

054 Gewalttätigkeit hat einen größeren Markt als Sex.

055 Anstatt Gewalt anwenden solltest du den Streitgegenstand lieber finanziell beseitigen oder durch Überzeugung aus dem Weg räumen.

056 "In absolutistischen Systemen ist der Herrscher sichtbar und greifbar. Der wahre Despotismus der republikanischen Institutionen geht sehr viel tiefer, ist verninnerlicht, denn er beruth auf der allgemeinen Illusion von Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Darauf gründet sich die demokratische Tyrannei, und mit einer Kugel kann man sie nicht treffen. Im modernen Kapitalismus ist nicht so sehr die politische Unterdrückung der wahre Feind des Volkes, sondern vielmehr die ökonomische Ausbeutung. Die Politik ist nur ihr Handlanger. Deshalb muß der Kampf auf ökonomischem und nicht so sehr auf politischem Gebiet ausgetragen werden." - Alexander Berkmann in Emma Goldmann, Gelebtes Leben, Bd. 1, Berlin 1988, Seite 370

057 Die herrschende Macht sieht Gewalt nur da, wo Aktionen gegen etablierte Instanzen stattfinden.

057 Alle Gewalt beruth letzten Endes auf der Macht zu töten.

059 "Durch die Bürokratie wird täglich Herrschaft und Autoriät ausgeübt, weit über ihre direkten Funktionen der Gewalt und Verbrechensbekämpfung hinaus." - Max Weber

060 Man stellt Grundsätze von Gerechtigkeit deshalb auf, damit Gewaltanwendung vermieden wird.

061 Für Ordnung sorgen heißt meist Integration mit Mitteln der Gewalt herstellen.

062 Die Einheit der Gegensätze läßt sich nur mit Gewalt aufrechterhalten.

063 Schwert und Geist sind die beiden Urgegensätze der Menschheit.

064 Physische Gewalt ist die Methode der Unwissenheit und die Waffe der Schwachen. Die Schlauen üben geistige und psychische Gewalt aus um ihre Interessen durchzusetzen.

065 Es besteht die zunehmende Tendenz für Gewaltzwecke Rechtszwecke einzusetzen.

066 "Sind nicht die Reichen die, die Gewalt an euch üben.. ?" - Jakobusbrief 2.6

067 Das Eigentum lebt von der Gnade des Rechts.

068 "Die Robe verhüllt das Maschinengewehr." - Ernst Bloch

069 Macht, Herrschaft,Recht, Autorität, Krieg, Terror, Aggression, Verbrechen, Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Ausbeutung und Zwang sind verschiedene Formen von Gewalt, die nur unter jeweils anderem Namen laufen.

070 "In jedem Erkennenwollen ist ein Tropfen Grausamkeit." - Marquis de Sade

071 Gewalt steht unter dem unwiderstehlichen Zwang, wieder Gewalt zu erzeugen.

072 Die Anwendung physischer Gewalt ist immer ein unwiderlegbarer Beweis für moralische Schwäche.

073 Gewalt kann nur den Zweck haben, die Gewalt anderer zurückzuweisen.

074 Strukturelle Gewalt ist das Wesen der staatlichen Macht.

075 Gewalt ist eine Körperfunktion.

076 Strukturelle Gewalt ist in einer historischen Herrschaftsanalyse festzumachen.

077 Die Arglist tritt auf einmal an die Stelle der Gewalttätigkeit.

078 Gewalt kann auch in der Gewaltlosigkeit sein.

079 Das in der technokratischen Industriegesellschaft herrschende Realitätsverständnis und ihr Wertesystem sind so unaufdriglich durchdringend wie die Luft, die wir atmen.

080 "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus." - Grundgesetz, Art. 20, Abs. 2

081 mystische Brutalität

082 Der Gedanke einer konfliktlosen Gesellschaft ist ein Gewaltakt an der menschlichen Natur.

083 Das Recht ist die Politik der Gewalt.

084 Die Gewalt allein stützt eine Regierung nicht, es bedarf dazu der Gesetze.

085 Das industrielle Produktionssystem vergewaltigt die Natur.

086 Zuerst kommt die Gewalt, der Gedanke zu überzeugen kommt erst später.

087 Das Hauptziel des politischen Urteils besteht darin, dem die Gewalt zu entziehen, der sie mißbraucht.

088 strukturelle Gewalt - aktuelle Gewalt.

089 "... wer mit der Politik, d. h. mit Macht und Gewaltsamkeit als Mitteln, sich einläßt, mit diabolischen Mächten einen Pakt schließt." - Max Weber, Politik als Beruf, Berlin 1982, Seite 60

090 Revolution ist die gewaltsame Zerstörung politischer Institutionen.

091 Unrecht geschieht durch Gewalt oder durch List.

092 Gewalt wird allgemein mit Aggression identifiziert.

093 Alle Herrschaft ist Gewalt. Wo immer Gewalt ist, da ist Ungerechtigkeit.

094 Gewalt kann immer nur im Sinne eines Angriffs angewendet werden.

095 "Der Säbel ist zwar der Säbel, aber ist nie das Recht." - Ferdinand Lasalle in George Bernard Shaw, Der Sozialismus und die Natur des Menschen, Ffm 1973, Seite 37

096 Gewalt ist eine soziale Krankheit, physische wie psychische.

097 Eine Gesellschaft, die nicht durch brutale Gewalt zusammengehalten werden soll, muß sich auf gemeinsame Werte stützen.

098 Hinter der Macht steht die Gewalt.

099 Liebe gegen Gewalt

100 Jeder Staat wird auf Gewalt gegründet.

101 Einfügung der Gewaltsamkeit in die Ethik als Zuchtmittel.

102 Gewalt als Mittel der Glaubensverteidigung (Glaubenskrieg)

103 Die Gewalt der Rede und die zwingende Macht der Überzeugung.

104 Diabolische Mächte lauern in jeder Gewaltsamkeit.

105 Die Aufgaben der Regierung beschränken sich genaugenommen auf die Aufrechterhaltung des Friedens und die Verteidigung des Volks gegen den Feind, d. h. auf die Ausübung der polizeilichen und militärischen Gewalt.

106 "Wer die absolute Gerechtigkeit auf Erden mit Gewalt herstellen will, der Bedarf dazu der Gefolgschaft." - Max Weber, Politik als Beruf, Berlin 1982, Seite 62

107 Das Verstehen eines Satzes kann nicht durch Gewalt erzwungen werden. Sprachliche Kommunikation ist nur möglich, wenn Herrschaft wenigstens partiell außer Kraft gesetzt ist.

108 Töten zum Zweck des Nahrungsgewinns (Naturgesetz)

109 Gewisse Folgerungen können einem Gedanken Gewalt antun.

110 die Gewalt von Eigentumsverhältnissen.

111 Der Wille des Volkes bildet die Grundlage für die Autorität der öffentlichen Gewalt.

112 Drei Grundformen menschlicher Transaktionen: Drohsystem - Tauschsystem - Liebe

113 "Raskolnikow ist ein höherer Mensch, der unter Umständen das Recht hat zu töten." - Fjodor Dostojevski, Schuld und Sühne

114 Gewalt ist irrational.

115 Wer mit theologischen Fragen nicht übereinstimmte, wurde bei lebendigem Leibe verbrannt.

116 Gewaltsam ist, was seinen Ursprung außerhalb hat, und zwar so, daß der Handelnde oder Leidende keinen Einfluß darauf nehmen kann.

117 Bestialität ist die erste Naturbestimmung, Friede und Sicherheit die zweite.

118 Sittlichkeit schafft sich allein durch persönliche Überzeugung Geltung, nicht durch Gewalt.

119 Die Minderheit wird mit Gewalt zur Konformität gezwungen.

120 Einen absoluten Schutz gegen organisierte Gewalt kann es nicht geben.

121 Unterscheidung von direkter und indirekter Gewalt: physische Gewalt als Schmerzzufügung ist personal; indirekte Gewalt als Ungleichheit stille Unterdrückung und Ungerechtigkeit ist strukturell.

122 Richtige Verteilung der Güter nicht durch Gewalt, sondern durch Änderung der Gesinnung.

123 Bei der gewaltsamen Verbrechensbekämpfung besteht immer die Gefahr, Unschuldige zu Opfern zu machen.

124 Geld ist Gewalt.

125 Die Gewalt des verdrängten und abgeschiedenen Lebens.

126 Gewalt gegen Personen muß von der Gewalt gegen Sachen unterschieden werden. Leben ist ein höherwertiges Rechtsgut als Eigentum.

127 Der Irrglaube an die Bösartigkeit ist selbst bösartig und führt möglicherweise zu Gewalt.

128 Wir müssen lernen, Gegensätze anders auszutragen als mit welcher Gewalt auch immer.

129 Widersprüche werden meist gewaltsam aus der Welt geschafft.

130 Sklaverei hat ihren Ursprung in der Gewalt, die Armut in der List.

131 Konflikte werden im allgemeinen durch Gewalt gelöst.

132 Jedes Eigentum bedeutet eine Gewalttätigkeit.

133 Die Lust an der Gewaltausübung.

134 "Konfusion ist mächtiger, als das Schwert." - Abbie Hoffman, Revolution for the Hell of it, NY 1968, Seite 68

135 Vergewaltigung der Wirklichkeit im Interesse des Systemdenkens.

136 Das Recht Gewalt gegen Gewalt einzusetzen ist das Recht auf Widerstand.

137 Der Begriff der materiellen Gewalt.

138 Die Gewalt ist ihrem Wesen nach stumm.

139 Alle politische Macht schafft unausweichlich für die Menschen, die sie ausüben, eine privilegierte Situation.

140 Die Gewalt hat ihre Quelle im Leiden, die Macht im Handeln.

141 "Wo die Gewalt selbst in die Politik eindringt, ist es um die Politik geschehen." - Hannah Arendt, Über die Revolution, München 1974, Seite 20

142 Im Recht wird der Zustand, der sich durch Gewaltanwendung ergeben hat, auf Dauer gestellt und in Herrschaft verwandelt.

143 Die Macht kann immer durch bewaffnete Gewalt zerstört werden.

144 "Es ist selbstverständlich, daß es kein legales Mittel der Emanzipation geben kann, wo doch das Gesetz ausschließlich dazu bestimmt ist, den Zustand zu verteidigen, der zerstört werden soll." - Hector Zoccoli, Die Anarchie und die Anarchisten, Berlin 1980, Seite 388

145 Freiheit ist unvereinbar mit Gewalt.

146 Eine Organisation, die mit Gewalt errichtet wurde, ist notwendigerweise von kurzer Dauer.

147 Die Macht des Verstandes gegen die Macht der Gewalt.

148 Solange einige Menschen - welche Gewalt auch immer - ausüben möchten, kann es keine völlige Freiheit geben.

149 Nackte Gewalt ist unvermittelt, legitimierte Herrschaft vermittelt.

150 "Wird die deutsche Revolution eine trockene sein oder eine naßrote?" - Heinrich Heine, Beiträge zur deutschen Ideologie, Ffm/Berlin/Wien 1971, Seite 370

151 Der Staat ist nichts weiter, als die Systematisierung von Gewalt.

152 Das Prinzip rationaler Konstruktion tut der Wirklichkeit Gewalt an.

153 Gewalt ist zwingender und unmittelbarer als die Macht.

154 Die Unsichtbarkeit und Anonymität der "Partner" in den Gewaltverhältnissen wird zur realen Gewalt über das Bewußtsein.

155 Wird die Gerichtsbarkeit abgelehnt oder ist gar nicht vorhanden, so herrscht unvermeidlich Gewalt.

156 Kapital ist die Gewalt über fremde Arbeit.

157 Wir unterliegen alle der sanften Gewalt des Wohlstands.

158 Die Anarchie oder besser: die Herrschaft der reinen Gewalt.

159 Gewalt ist eine Verhältnisgröße.

160 Das entscheidende Gewaltverhältnis ist nach wie vor die private Aneignung des Mehrwerts.

161 Gewalt und Betrug sind im Kampf die Kardinaltugenden.

162 Kein noch so edles Gesetz rechtfertigt die Gewaltanwendung auch nur gegen einen einzigen Menschen.

163 Die Zeitrechnung ist wahrscheinlich die oberste symbolische Gewalt.

164 "Insofern als wir von anderen mehr abhängen, als sie von uns, mehr auf andere angewiesen sind, als sie auf uns, haben sie Macht über uns, ob wir nun durch nackte Gewalt von ihnen abhängig geworden sind oder durch unsere Liebe oder durch unser Bedürfnis geliebt zu werden." - Norbert Elias in Otto Ullrich, Technik und Herrschaft, Ffm 1979, Seite 156

165 Übergang von Konflikt zur Gewalt

166 Demut ist der Mut auf Gewalt zu verzichten.

167 Im Bewußtsein der Relativitäten findet man nicht den Mut, Gewalt anzuwenden.

168 "Jede Systematik wirkt geradlinig." - Karl Jaspers, Was ist Philosophie, München 1980, Seite 17

169 Die unpersönliche Macht der täglichen Notdurft ist ein Zwang, der unerbittlicher und drängender zwingt, als alle Gewalt.

170 Der Markt ist ein Mechanismus, dem sich alle unterwerfen.

zuschriften
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.