Ideologie | Max Frischeisen-Köhler: Weltanschauung | |
siehe auch Wahrheit, Manipulation, Objektivität, Wissen, Realität, Theorie, Idee, Politik | ||
001 Grundlage jeder Herrschaft ist die fraglose Verinnerlichung der jeweiligen Ideologie durch die Beherrschten.
002 Wirklichkeit bezieht sich immer auf Meinungen und den Sinn und Wert, der den jeweiligen "Tatsachen" zugeschrieben wird. 003 "Die Lehre stützt sich auf Tatsachen und die Tatsachen stützen sich auf die Lehre." - Gustav Flaubert, Bouvard und Pécuchet, München 1979, Seite 334 004 Ideologien sind Ideenkomplexe, die sich um die Aufrechterhaltung der bestehenden Ordnung bemühen. 005 In allem Denken spiegelt sich das Interesse wider. 006 Herrschaft und Machtstreben ziehen ihre Nahrung und Kraft stets aus einer passenden Ideologie. 007 "Ideologien sind kunstvolle erdachte Maschinerie, die durch die Gleichschaltung der sozialen Vorstellungswelten die gesellschaftlichen Gruppen und ihre Organisationen einheitlichen Direktiven, den sogenannten Parteilinien, unterwerfen. In ihren Methoden und ihren Schematismen imitieren sie uralte Herrschaftsformen, die in den großen Religionen ausgebildet wurden. An die Stelle des Priesters tritt der Funktionär; an die Stelle des Mittlers göttlicher Lehren der Schulungsleiter; an die Stelle der Propheten der Propagandist. Den Platz der Götter nehmen Leitbilder ein." - Georg Picht, Mut zur Utopie, München 1970, Seite 135 008 Sprachen mit verschiedenen Grammatiken führen zu verschiedenen Beobachtungen und verschiedenen Bewertungen äußerlich ähnlicher Beobachtung und letztlich zu verschiedenen Ansichten von der Welt. (linguistisches Relativitätsprinzip). 009 Unversöhnbarkeit widerstreitender Weltanschauungen. (Inkommensurabilität) 010 Sprache ist ein vorgeformtes Denkmodell. 011 Das von einer politischen Haltung beherrschte Denken kann es sich nicht erlauben, ständig an neue Erfahrungen angepasst zu werden. 012 Die Intelligenz, als besondere soziale Gruppe, besorgt die Deutung der Welt und hat die Weltinterpretation monopolisiert. 013 Die Auflösung des einheitlichen objektiven Weltbildes hat zu einer Pluralität einander widersprechender Weltanschauungen geführt, die sich oft als unversöhnliche Denkstile darstellen. 014 "Das, was dem einen Wahrheit bedeutet, mag dem anderen als Irrtum erscheinen." - Ebert/Benedict, Macht von unten, Hamburg 1968, Seite 13 015 Jede Herrschaftsorganisation beruht in letzter Linie auf dem Glauben der Beherrschten daran, daß eine Existenz ohne die jeweilige Machtorganisation gar nicht möglich ist. 016 Geschichte ist Gesinnungsfach. 017 Alle Abstraktionen sind ideologischer Natur. 018 Ohne Sprachkritik ist jede Ideologie eine worthypnotische Weltanschauung. 019 Die Ideologien haben die Nachfolge der Religionen angetreten. 020 Den scheinheiligen Beteuerungen der ideologischen Dogmatiker nach entspringt das Elend aus der Überbevölkerung. 021 Anarchismus heißt Kampf gegen die Ächtung politisch oder ideologisch Andersdenkender. 022 Der Ausbeutungscharakter der wirtschaftlichen Ordnung wird verdeckt und mit ideologischen Phrasen verschleiert. 023 Mit dem Eigentum ist der Mensch wirtschaftlich, juristisch und ideologisch von seinesgleichen abgegrenzt. 024 Materielle und ideologische Macht funktioniert zur Aufrechterhaltung der Privilegien. 025 Die Ideologie der Erziehung, Freiheit und Gleichheit. 026 Werturteile sind stets ideologisch. 027 Durch keine Ideologie hinweginterpretierbare Grundsituation der Herrschaft. 028 "Weltanschauungen sind letzte Stellungnahmen gegenüber der Natur, dem Menschen, gegenüber der normativen Sphäre." - Heinz Hartmann, Psychoanalyse und Wertproblem, in "Imago", Bd. XIV, Wien 1928, Seite 433 029 "Die heute noch nicht gebrochene Herrschaft der Ideologien über die Gemüter ist das große Werkzeug zur Organisation und Mobilisierung der unreinen d. h. nicht durch die Krisis des Geistes hindurch gegangenen Passion." - Helmut Kuhn, Werte - eine Urgegebenheit, München 1975 030 Wer einen Gewalttyp hervorhebt, ohne den anderen zu berücksichtigen, kann schwerlich als wissenschaftlich bezeichnet werden, sondern hat eindeutig politische Tendenz. (Überbetonung der direkten Gewalt) 031 Die Struktur der Alltäglichkeit wird zur Ideologie. 032 Die Ideologie des "Kampfes ums Dasein". 033 Es gibt keine Trennung von Wissenschaft und Ideologie. 034 Die Ideologie der Wertneutralität. 035 "Few men think; yet all will have opinions." - George Berkeley 036 Die Handelsfreiheit hat an die Stelle der mit religiösen und politischen Illusionen verhüllten Ausbeutung die offene, unverschämte und direkte Ausbeutung gesetzt. 037 Wenn nicht durch Zwang und Strafe, so werden die Menschen durch Überzeugung zum Gehorsam gebracht. 038 Alle sog. Tatsachen enthalten ideologische Bestandteile und ältere Anschauungen. 039 Nicht das Tun an sich, sondern die Überzeugung in der etwas getan wird, entscheidet, ob etwas gut oder böse ist. 040 "Aus Wahnsinn wird Vernunft, vorausgesetzt der Wahnsinn ist genügend reich und regelmäßig, um als Grundlage einer neuen Weltauffassung dienen zu können." - Paul K. Feyerabend, Wider den Methodenzwang, Ffm 1979, Seite 370 041 Ideologische Positionen entlasten vom Zweifel, befreien von inneren Konflikten und ersparen die Anstrengung des Nachdenkens. 042 "Die größten Übel, die der Mensch dem Menschen zugefügt hat, entstanden meist daraus, daß Menschen von etwas faktisch Falschem fest überzeugt waren." - Bertrand Russell, Unpopular Essays, NY 1950, Seite 162 043 Allen Psychotherapien liegt eine Weltanschauung zugrunde. 044 Wer von Prinzipien, anstatt von Tatsachen ausgeht, ist Ideologe. 045 Die Ideologie ist Waffe der Herrschaft. 046 Weltbilder sind immer partikulare Erkenntniswelten, die fälschlicherweise zum Weltsein überhaupt verabsolutiert werden. 047 Der ideologische Diskurs ist allein um politische Wirksamkeit bemüht. 048 Relativität als Vielheit der Sehweisen. 049 "Gänzlich wertfreie Vorkommnisse gibt es für uns nicht. Daher ist unser Weltbild stets auch ein Wertbild." - Robert Reininger, Wertphilosophie und Ethik, Wien/Leipzig 1939, Seite 29 050 die Massenvernichtung Andersdenkender. 051 "Der Begriff der Ideologie reflektiert die dem politischen Konflikt verdankte Entdeckung, daß herrschende Gruppen in ihrem Denken so intensiv mit ihren Interessen an eine Situation gebunden sein können, daß sie schließlich die Fähigkeit verlieren, bestimmte Tatsachen zu sehen, die sie in ihrem Herrschaftsbewußtsein verstören könnten." - Karl Mannheim, Ideologie und Utopie, Ffm 1978, Seite 36 052 Das Wesen der Überzeugung besteht darin, daß sie frei und ungezwungen vernünftigen Überlegungen entspringt. 053 Ideologien rechtfertigen Herrschaft. 054 Ideologie als falsches Bewußtsein. 055 Das Bedürfnis des zusammenhängenden Wissens schafft die Ideologien der Systeme. 056 Meinungsfreiheit 057 Die Pädagogik steht im Dienste der Politik. 058 Objektivität als Objektivismus. 059 "Es ist natürlich einfacher einen Menschen umzubringen, als ihn zu überzeugen." - Maxim Gorkij, Unzeitgemäße Gedanken über Kultur und Revolution, Ffm 1974, Seite 160 060 Materialismus, Rationalismus, Idealismus, Kollektivismus, Individualismus, Demokratie, Imperialismus, Marxismus, Rassisismus, Nationalismus, Liberalismus, Konservatismus, Anarchismus, Faschismus. 061 Alle Ideologien sind Interpretationen der Welt. 062 Wissenschaft als Ideologie. 063 Fortschrittsideologie. 064 Der Ideologe ist das Opfer der Illusion, die Abstraktion für die Wirklichkeit zu halten. 065 Die Welt ist hinter dem Weltbild verschwunden. 066 Keine politische Auffassung ist beweisbar, noch widerlegbar. 067 Real ist bloß das Interesse, die Ideologie ist nur ein Vorwand. 068 Überzeugungen und Absichten sind private, geistige Zustände. 069 Es ist nicht so schlimm, daß Menschen irren, sondern daß sich diese Irrtümer zu Systemen auswachsen. 070 Wer durch Gewalt seine Ziele nicht erreicht, versucht zu überzeugen. 071 Ohne gemeinsame Vorstellungen gibt es kein gemeinsames Tun. 072 Die herrschende Meinung als die Meinung der Allgemeinheit. 073 Die Weltanschauung hängt vom Interesse ab und ist subjektiv. 074 Alle unsere Gesetze, Definitionen und Weltanschauungen sind Analogien zur Wirklichkeit und nicht die Wirklichkeit selbst. 075 Ideologie als mehr oder minder bewußte Verhüllung eines Tatbestandes, dessen wahre Erkenntnis nicht im Interesse ihres Vertreters liegt. 076 In historisch-politischen Dingen gibt es keine reine Theorie. 077 Ideologie als interessengebundenes Denken. 078 Reines Wissen, das von allen weltanschaulichen Prämissen frei ist. 079 Soziale und moralische Fragen können nicht unpolitisch behandelt werden. 080 Wer sich verantwortlich fühlt, hat schon eine Gesinnung. 081 Die Bildung einer festen und dauernden Gesellschaft verlangt den vereinten Einfluß gemeinsamer Ansichten, die dem Auseinanderfallen der Meinungen der Einzelnen Einhalt gebieten. 082 Das geozentrisch-anthropozentrische Weltbild des christlichen Mittelalters betrachtet die Erde und den Menschen als die Krönung der Schöpfung. 083 Ideologieverdacht gegen den Begriff des Bösen. 084 Wenn es keine Meinungen gäbe, gäbe es auch keine Platz für Wahrheit und Falschheit. (in einer rein materiellen Welt) 085 Nach Marx sind Ideologien Gedankensysteme, die Menschen entwickeln, um vor sich selbst die ökonomischen Motive ihrer Aktionen zu verbergen. 086 Die Ideologie ist die Tyrannei geistiger Bevormundung. 087 Politische Freiheit beeinhaltet die Trennung von Politik und Weltanschauung. 088 Die Ausschließlichkeit des Wahrheitsanspruches drängt zu Absolutheit, Totalität und damit Diktatur. 089 "Ideologie heißt ein Gedanken - und Vorstellungskomplex, der sich dem Denkenden zur Deutung der Welt und seiner Situation in ihr als absolute Wahrheit darstellt, jedoch so, daß er damit eine Selbsttäuschung vollzieht zur Rechtfertigung, zur Verschleierung, zum Ausweichen in irgendeinem Sinn zum gegewärtigen Vorteil. Die Auffassung eines Denkens als Ideologie bedeutet daher die Entschleierung des Irrtums und Entlarvung des Bösen. Die Bennenung eines Denkens als Ideologie ist der Vorwurf der Unwahrheit und Unwahrhaftigkeit und ist damit der heftigste Angriff." - Karl Jaspers, Vom Ursprung und Ziel der Geschichte, Ffm 1959, Seite 129 090 Ideologische Grundsätze behandeln den Menschen immer nur als bloße Funktion eines abstrakten Machtstrebens. 091 Semiotik als Ideologiekritik. 092 Ideologien sind Werturteile, die als Tatsachen verkleidet sind. 093 Ideologie ist Indoktrination. 094 Ideologie als Wert- und Glaubenssystem. 095 Die Illusion ist das Werkzeug des Ideologen. 096 Alle Ideologien sind dogmatisch. 097 "Die Verschiedenheit der Sprachen ist eine Verschiedenheit der Weltansichten selbst." - Wilhelm von Humboldt, Über das vergleichende Sprachstudium, 1820, Seite 20 098 Ideologien sind, wie Religionen, Glaubenssache. 099 Wissen im Gegensatz zur Meinung. 100 Gerechtigkeit ist ein kautschukartiger, ideologischer Begriff. 101 Die Ideologien von Wahrheit, Objektivität und Realität. 102 Die Wirklichkeit ist im Grunde anders, als sie scheint. 103 Ideologie ist Widerspiegelung und Rechtfertigung von Wirklichkeit. 104 Anarchismus ist wesentlich Anarchie der Überzeugungen und nicht chaotisches Handeln. 105 Justiz, Politik, Moral, Religion - alles ideologische Unterabteilungen. 106 Der Relativismus ideologischer Fiktionen. 107 Was der Mensch am meisten will, das glaubt er am liebsten. 108 Allein aus der Tatsache, daß der Mensch spricht, hat jeder Mensch eine eigene Weltanschauung. Die Sprache ist immer eine Art Weltanschauung in embryonaler Form. 109 Ideologie als fadenscheinige Begründung einer Interessenlage. 110 "Kein Dogmatiker - ob Katholik, Protestant oder Bolschewist - kann kann die unparteiische Verbreitung von Wissen tolerieren. Jeder Dogmatiker weiß im Unterbewußtsein, daß es Tatsachen gibt, die sein Dogma als falsch erweisen, diese Tatsachen wünscht er um jeden Preis zu verschweigen. Wenn er den Staatsapparat erobern kann, wird er ihn dazu benutzen, alles Wissen zu unterdrücken, das für sein Credo nachteilig ist." - Bertrand Russell, Erziehung ohne Dogma, München 1974 111 Wissenschaftliche Objektivität und Gesinnungslosigkeit haben keine Verwandtschaft. 112 Jede Form des Wertens ist ideologieverdächtig. 113 Wenn die Wissenschaft Wertbilder liefert, dann hat sie ihren Auftrag verraten. 114 Eine ideologische Wissenschaft verfälscht bewußt oder unbewußt ihre Aussagen. 115 Unwissenschaftliche Aussagen wirken propagandistisch. 116 Seit dem 17. Jahrhundert denken wir uns Wirklichkeit als etwas, das allen kompetenten Beobachtern gleichermaßen zugänglich sein muß. 117 Die Überzeugung muß frei sein. Recht der freien Meinungsäußerung. 118 Ideologische Verkündung der Bosheit und Gefährlichkeit der menschlichen Natur, die durch einen starken sapparat im Zaum gehalten werden muß. 119 Der Teufelskreis von Produktion und Konsumtion muß ideologisch mit einem Netz des Betrugs und der Täuschung abgesichert werden. 120 Ideologie als Denken im Schatten der Macht. 121 Die Religion der Wirtschaftswissenschaften. 122 Die Weltanschauung des praktischen Bedürfnisses ist ihrer Natur nach borniert und in wenigen Zügen erschöpft. 123 Laßt hundert Blumen blühen und hundert Denkrichtungen miteinander streiten. 124 Freie Konkurrenz im Wettstreit der Meinungen, ohne Kartelle und monopolistische Geheimabsprachen. 125 Die Kritik der Sprache ist eine Kritik des Rationalismus. 126 Zuerst kommt die Gewalt, dann die Überzeugung. 127 Materialismus wie Idealismus sind Interpretationen der Welt. 128 Ideologie als unechte Scheintheorie. 129 Der jeder konsequenten Logik abholde Meinungsteufel. 130 Unterschied von Einsicht und bloßer Meinung. 131 In den Ideologien sitzt eine Tendenz zur begrifflichen Totalität, welche die gesamte Wirklichkeit in ihr System integrieren möchte, so daß außerhalb dieses Systems keine dem System gefährlich werdende Realität mehr existiert. Hieraus ergibt sich die Anfälligkeit von Ideologien für totalitäre Gesellschaftssysteme. 132 Ideologie als Objektivierung des Nichtobjektiven. 133 Der Staat hat sich nicht um die Meinungen der Menschen, sondern allein um ihre Taten und Handlungen zu kümmern. 134 Überzeugungen verdanken sich Interessen. 135 Die Gesinnung macht den Täter. 136 Ursache der Uneinigkeit ist die Verschiedenartigkeit im Glauben. 137 Die Autorität garantiert die Einheit der Lehre. 138 Ohne die Gemeinsamkeit von Anschauungen kann kein gesellschaftliches Gebilde Bestand haben. 139 Die Ideologie ist eine gewaltsame Anwendung eines universalistischen Schemas. 140 Die Ideologie steckt im Produktionsprozess selbst. 141 Jede Ideologie hat so etwas wie einen "wahren" Kern, ohne den sie nicht glaubhaft wäre. 142 Die Ideologien, die unsere Welt lenken, stammen aus der Zeit der wissenschaftlich absoluten Größen. Unsere wirklichen Erkenntnisse erlauben jedoch nur ein Denken in relativen Größen. 143 Ideologie als Ideenlehre. 144 Terminologische Verwirrung als Strukturelement von Ideologie. 145 Der ideologische Kampf mit den Mitteln der Überzeugung und Überredung. 146 Die politische Ordnung hat sich auf Daseinsfragen zu beschränken, auf das, was allen Menschen über die Verschiedenheit und Abweichung von Glaube und Weltanschauung gemeinsam ist oder sein kann, auf das Allgemeinmenschliche. 147 Was sich Geisteswissenschaft nennt betrifft immer nur Meinungen. 148 Es wird immer mehr überredet, als überzeugt. 149 Ideologen sind Rechtfertigungsdenker. 150 Die über Konfessionsgrenzen hinweg bestehenden Analogien des sprachlichen Ausdrucks, Gefühls, der Einstellung zum Tod sind viel stärker, als die durch unterschiedliche religiöse Überzeugungen oder Bräuche bedingte Differenzen. 151 die ideologische Verfälschung der Vergangenheit. 152 "Perturbant homines non res ipsae, sed de rebus opiniones." (Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben.) 153 Ideologien sind festgefügte Prinzipien, die man nicht ständig durchdenken muß. 154 "Es muß also, wer andere täuschen will, selbst aber nicht getäuscht werden, die Ähnlichkeit der Dinge und ihre Unähnlichkeit genau kennen." - Platon, Phaedrus, Reinbek 1958, Seite 42 155 Das Weltbild des Primitiven ist magisch. 156 "Alle rechten politischen Theorien setzen den Menschen als böse voraus." - Carl Schmitt 157 Ideologien sind Konglomerate vereinfachter Ideen. 158 "Zu vorurteilsloser, wissenschaftlicher Erkenntnis der geschichtlichen politischen Wirklichkeit ist nur derjenige fähig, dessen politischer Wille so weit von dieser Wirklichkeit in ihrer je gegenwärtigen Unmittelbarkeit unabhängig ist, daß er sich zu ihr frei als zu den objektiven Umständen verhalten kann, unter deren Bedingung sein politisches Handeln und aus denen die Mittel der Verwirklichung seines politischen Zieles sich ergeben. Diese Überlegungen Bernsteins sind nichts anderes als der Versuch einer philosophischen Explikation der These vom Widersinn einer liberalen Physik oder sozialistischen Mathematik in analoger Anwendung auf die Wissenschaften von der Gesellschaft und ihrer Geschichte. Freilich gibt jeder gern zu, daß die Idee einer konservativen Chemie Nonsens ist. Bei den Sozialwissenschaften verhält es sich anders. Woran liegt das? Es liegt daran, daß zu den Elementen der Realität, von denen die Naturwissenschaften handeln, der praktische Wille nicht schon gehört, der sich auf Grund ihrer Erkenntnisse bildet, während umgekehrt die Wissenschaften von der geschichtlichen Welt solches zum Gegenstand haben, was stets schon durch den Willen handelnder Menschen bestimmt und geprägt ist. Diese geschichtliche Wirklichkeit objektiv zu erkennen - das ist deswegen so schwierig, weil das Subjekt dieses Erkennens selber einen sittlichen, politischen Willen hat, der jenem der geschichtlichen Wirklichkeit selbst imanenten Willen korrespondiert, sich von ihm abstößt oder sich mit ihm identifiziert. Auf diese Weise wird das, was bloße Erkenntnis sein wollte, ein Zustimmen und Ablehnen, ein Verwerfen und Anerkennen, ein Rühmen und Tadeln und Selbstbestätigen. Wie kann die Wissenschaft von der geschichtlichen gesellschaftlichen Wirklichkeit diesem Dilemma entkommen, ohne sich als Wissenschaft aufzugeben? Entweder scheinhaft, auf die geschilderte Weise durch die dogmatische Prätention, daß der eigene politische Wille nichts anderes sei als die praktische Reflexion des geschichtlichen Ganges der Dinge in sich, oder eben umgekehrt durch rigorose methodische Trennung des Willens von der Erkenntnis, des Wertens vom Feststellen, des Sollens vom Sein . Jene Position ist die Position des orthodoxen Marxismus, der konsequenterweise die Parteilichkeit zur wahren Form der Objektivität erklärt, dem die Linientreue zum Kriterium der Wahrheit wird und der Irrtum zum Beweis des Verrats. Die andere Position ist die methodische Position der als an ihrem Klassiker an Kant orientierten Wissenschaftstheorie jener Jahrzehnte; Max Weber hat sie am wirkungsreichsten vertreten. Diese Position ist nicht die Position eines Rückzugs der wissenschaftlichen Theorie aus der politisch-sozialen Praxis, sondern eine Position der methodischen Garantie jener theoretischen Objektivität, der sich zu unterwerfen der politischen Praxis auf die Dauer die besseren Chancen sichert." - Hermann Lübbe, Neukantianischer Sozialismus in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Seite 258f 159 Jeder konstruiert sein eigenes parteiisches Realitätsmodell, indem er die Aspekte seiner Erfahrung, die ihm bedeutsam erscheinen her vorhebt und die anderen wegläßt. 160 Die Ideologie ist nur ein Vorwand für das Interesse. 161 Der Relativismus läßt alle Ansichten sowohl falsch, als auch richtig erscheinen. Alles, was von einem Standpunkt aus bejaht wird, kann von einem anderen aus verneint werden. 162 Wir pflegen altvertraute Eindrücke und Erfahrungen auf neue Empfindungen aufzupfropfen. 163 Unsere glaubensmäßige Einstellung färbt und bedingt unsere Wahrnehmung. 164 Verwendung der Staatsgewalt zur Behauptung oder Vertilgung von Ansichten und Meinungen. 165 "Nichts existiert, als die Atome und der leere Raum, alles andere ist Meinung." - John Locke in F. A. Lange, Geschichte des Materialismus, Bd. 1, Ffm 1974, Seite 18 166 Aus ideologischen Aussagen werden dann politisch-programmatische Konsequenzen gezogen. 167 "Da aller objektiven Wahrnehmung unvermeidlich Subjektivität beigemischt ist, so kann man, schon unabhängig von der Sprache, jede menschliche Individualität als einen eignen Standpunkt der Weltansicht betrachten." - Wilhelm von Humboldt, Schriften zur Sprache, Stuttgart 1985, Seite 53 168 Das politisch-ideologische Ziel ist die Erregung bestimmter Emotionen und die Rechtfertigung bestimmter Maßnahmen. 169 Wissenschaft bedeutet immer auch eine Weltanschauung und nicht bloß ein Wissensgebäude. 170 "Seit langem, liebe Sophie, leide ich an der Unstimmigkeit zwischen meinem Leben und meinen Überzeugungen." - Tatjana Tolstoi, Ein Leben mit meinem Vater, München/Zürich 1980, Seite 231 171 "Die Funktion der Ideologie besteht nicht in der Erklärung bestimmter Vorgänge, sondern in ihrer Rechtfertigung. Da sie sich durch ihre pseudo-objektive Formulierung den Anschein positiv-wissenschaftlicher Aussagensysteme geben, gehören sie in die Kategorien der Pseudotheorien." - Hans Albert in Ernst Topitsch (Hg), Logik der Sozialwissenschaften, Königstein/Taunus 1984, Seite 127 172 ganzheitlich-ökologisches Weltbild 173 "Vernünftige Leute respektieren ehrliche Überzeugungen." - Bertrand Russell, Autobiographie, Bd. 2, Ffm 1973, Seite 96 174 Die letzten überhaupt möglichen Standpunkte zum Leben sind möglicherweise unvereinbar und ein Kampf unaustragbar, bzw. sinnlos, obwohl die Notwendigkeit besteht, sich zwischen solchen zu entscheiden. 175 "Die geistige Einstellung ist alles - die Tat allein nichts." - Gustav Meyrink, Der weiße Dominikaner, München 1981, Seite 148 176 Die Quantenphysik hat das klassische Ideal einer objektiven Beschreibung der Natur entwertet und den Mythos einer wertfreien Wissenschaft in Frage gestellt. 177 Die "Brillen" unserer Denk- und Anschauungsformen, wie Kausalität, Substanz, Raum und Zeit sind Funktionen unserer neurosensorischen Organisation. 178 Die Modifizierung sinnlicher Wahrnehmungen durch vergangene Erfahrungen, Erwartungen und Zielsetzungen erfolgt nicht nur durch die Interpretation, sondern beginnt bereits an den "Pforten der Wahrnehmung". 179 In Wertfragen wird unterschiedlich geurteilt. Es gibt Meinungsverschiedenheiten. 180 Ideologien beanspruchen ein Wissensmonopol in Sachen Wahrheit und Gerechtigkeit. 181 Streitfragen, über die wir zu keiner Entscheidung kommen machen uns zu Feinden. 182 Über Geschmack kann man nicht streiten. 183 Es sind mehrere geschlossene und logisch gleichwertige, aber einander widersprechende normative Ordnungen möglich, zwischen denen man sich letztlich nur durch Willensentschluß entscheiden kann. 184 Ein Werturteil ist keine Tatsachenaussage. 185 Allerweltsengagiertheit läßt sich vom wandelbaren Interesse treiben. 186 Letzte Überzeugungen sind keiner Kritik mehr zugänglich. 187 Der Versuch praktische Werturteile als wissenschaftliche Annahmen auszugeben ist ideologische Verzerrung. 188 So viele angeblich objektive Analysen sind nur maskierte politische Empfehlungen. 189 Die mangelnde Übereinstimmung in Wertungsfragen ist häufig die Ursache von Streitigkeiten über angebliche Sachfragen. 190 Ideologie als pragmatische Rechtfertigung. 191 Weltanschauliche Gedankengebäude sind illusionäre Ersatzbefriedigungen für reale Versagungen und ideologische Rechtfertigungen für die Durchsetzung massiver Lebens- oder Herrschaftsansprüche. 192 Logik verabsolutiert Ideologie. 193 Veränderung ideologischer Strukturen. 194 Die Sprache ist auch ein Medium von Herrschaft und sozialer Macht und ihr ideologisches Moment. 195 "Die Quellen des Wissens sind immer schon verunreinigt, der Weg zu den Ursprüngen ist uns verstellt. Daher muß die Frage nach der Herkunft der Erkenntnis durch die Frage nach ihrer Geltung ersetzt werden." - Karl Raimund Popper, Conjectures and Refutations, Seite 3f 196 "Das positive Recht ist Herrschafts-Technik, ist eine besonders dünn aufliegende Herrschaftsideologie." - Ernst Bloch, Naturrecht und menschliche Würde, Ffm 1985, Seite 208 197 "Ist doch der Ort des objektiven Rechts allemal der Staat, der unter sich zwar konkurrierenden, doch in ihrem Gemeinnutz grundsätzlich einigen herrschenden Klasse. Und für die Schlechtweggekommenen, den Beherrschten, wird ein illusionäres Allgemeininteresse ausgegeben, eine formale Gleichheit der Gesetze im bürgerlichen Staat, ein homogen gemachter Anstrich überall." - Ernst Bloch, Naturrecht und menschliche Würde, Ffm 1985, Seite 245 198 Gefahren für die Routinegewißheit der Wirklichkeit. 199 Die wichtigste ideologische Funktion des Staates besteht nicht nur darin, Instrument zur Verhüllung der Klassenherrschaft zu sein, er gibt sich zugleich den Anschein einer allgemeinen Macht, die scheinbar über der Gesellschaft steht und ausgleicht. 200 Das Wort "Ideologie" taucht zum ersten Mal bei den Enzyklopädisten Condillac und Destutt de Tracy. Bei ihnen bezeichnet es genau das, was der Name besagt: die Ideo-logie, d.h. die Lehre von den Ideen, den geistigen Gebilden im Gegensatz zu den Lehren von stofflichen Dingen und wahrnehmbaren Erscheinungen. 201 Die Wissenschaft dient keiner Macht, keinen Interessen, keinen noch so "guten" Absichten, sie beantwortet keine Lebens-, Schicksals- und Sinnfragen, sondern enthält sich ausdrücklich jeder Bewertung. 202 Ideologien wirken als Waffen für gesellschaftliche Interessen. 203 Traditionelle Wirklichkeitsbestimmungen behindern den sozialen Wandel. 204 Die natürliche Einstellung ist die Einstellung des normalen Jedermannsbewußtseins, weil sie sich auf eine Welt bezieht, die für jedermann eine gemeinsame ist. 205 Jede Wirklichkeit ist eine Wirklichkeit für besondere Interessen. 206 "Die primäre Sozialisation endet damit, daß sich die Vorstellung des generalisierten Anderen im Bewußtsein der Person angesiedelt hat." - Berger/Luckmann, Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, Ffm 1980, Seite 148 207 Abweichungen von den "offiziellen" Wirklichkeitsbestimmungen werden sozial kontrolliert. 208 Jede Verfälschung der Wirklichkeit greift die Grundlagen unserer geistigen Existenz an. 209 "The deep slumber of decided opinion" (der tiefe Schlaf einer feststehenden Ansicht) - John Stuart Mill 210 Die gerechte Verteilung der Güter, aber nicht mit Gewalt, sondern durch Umändern der Gesinnung. 212 "Rien ne ressemble plus A la prèmeditation, que la logique des faits." (Nichts ist der Vorsätzlichkeit so ähnlich, wie die Logik der Tatsachen.) - Piere-Joseph Proudhon in Alexander Herzen, Die gescheiterte Revolution, Ffm 1977, Seite 210 213 Wenn erst einmal der Vorwand der öffentlichen Wohlfahrt, der öffentlichen Notwendigkeit oder des öffentlichen Nutzens anerkannt ist, dann gibt es keine Grenze mehr der Staatsgewalt. 214 Unter dem Vorwand die Freiheit der Bürger und ihren Reichtum zu schützen, verlangt der Staat Steuern. 215 Der Finanzadel macht die öffentliche Meinung, die sie im Interesse ihrer Geschäfte brauchen. 216 Die Presse macht die öffentliche Meinung selbst. 217 Entdeckungskontext im Gegensatz zum Rechtfertigungskontext. 218 Argumentieren lernen gehört zum Lernen des Umgangs mit Menschen. 219 Vollständige Ersetzung des Alltagsverstandes durch ein wissenschaftliche Ideologie. 220 Die Schwächen eines allumfassenden Denksystems wie die Umgangssprache. 221 Über materielle Vorgänge wird viel, über Bewußtseinsvorgänge wenig gewußt. 222 Eine kausale Welt der Vollkommenheit steht einer Welt der Erscheinung und Täuschung gegenüber. 223 Meinungseinheit ist nicht wünschenswert, es sei denn sie folgt aus freiem und allseitigem Vergleich gegensätzlicher Meinungen. 224 Hauptinteresse der Sowjetunion wie der USA besteht in der Steigerung der Produktion. 225 Alles Wissen ist politisch. 226 Es ist das Meinen, das einem Satz Sinn gibt und das Meinen ist etwas im seelischen Bereich. Bedeutung und Verstehen sind Bewußtseinsvorgänge. 227 Jeder kann sich auch dem zwingendsten Argument entziehen indem er sagt: "Das paßt mir nicht." 228 Eine der totalitärsten Ideologien ist die Lehre von "ständigen wirtschaftlichen Fortschritt". 229 "Die herrschende Weltanschauung hält Quantifizierung für etwas unbedingt Gutes und Fortschrittliches." - E. F. Schumacher in Herbert Gruhl, Ein Planet wird geplündert, Ffm 1980, Seite 196 230 Die Tyrannei des Nennens von Dingen. 231 Die Tatsachen sind Begründungen oder Begriffe, aber keine Tatsachen. 232 Das Normative ist ein wesentlicher Aspekt der menschlichen Existenz. 233 "Die Wirtschaftswissenschaften sind lediglich getarnte Politik." - Arthur Hazlewood 234 Die quantitative Methode kaschiert Sozial- und Wertkonflikte so, als handele es sich um rein technische oder wirtschaftliche Fragen. 235 Ökonomische Wertkonflikte können nur durch politische Prozesse gelöst werden. 236 "Politische Probleme werden mit intellektuellen Söldnern bekämpft, die dafür eingesetzt werden, zur Untermauerung gegensätzlicher Positionen und zur Stützung von Interessengruppen immer renommiertere Berichte zu erstellen." - Hazel Henderson, Das Ende der Ökonomie, München 1985, Seite 323 237 die Anarchie aller tieferen Überzeugungen 238 Menschliche Motive und Zielsetzungen sind keiner Berechnung zugänglich 239 Die tiefste Herrschaftsursache ist die Bestrebung von Politik und Religion den Geist der Menschen in Abhängigkeit zu halten. 240 Alles Unbekannte, das dem einfachen Verstand unfassbar ist, wirkt unheimlich und beunruhigend auf den Geist. 241 Vom Unheimlichen bis zum Grauenerregenden ist nur ein Schritt. 242 "Keine Macht erhält sich auf Grund besonderer Charaktermerkmale, die ihr innewohnen; ihre Größe fußt stets auf Eigenschaften, die der Glaube der Menschen ihr beilegt." - Rudolf Rocker, Nationalismus und Kultur, Bd. 2, Bremen o. J., Seite 749 243 "Das Denken ist der Hauptfeind der Herrscher!" - Napoleon Bonaparte 244 Die Menschen denken nicht, sondern werden gedacht. 245 "Es gibt eine gewisse Unlauterkeit in der menschlichen Natur, nämlich eine Neigung, seine wahren Gesinnungen zu verhehlen und gewisse angenommene, die man für gut und rühmlich hält, zur Schau zu tragen." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 763 246 "Die Gefahr der sozialen Bewegung kann allein dadurch gebrochen werden, daß eine Teilung der Massen stattfindet. Denn der Tisch des Lebens ist auf den letzten Platz besetzt, und darum kann die Wirtschaft ihre Angestellten niemals mehr als die nackte Existenz gewähren. Das ist ein unumstößliches Naturgesetz. Darum ist auch jede Sozialpolitik eine namenlose Dummheit." - Ernst Horneffer in Rudolf Rocker, Nationalismus und Kultur Bd. 1, Bremen o. J., Seite 325 247 "Der Masse wird der Glaube suggeriert, daß sie das auswerwählte Werkzeug einer höheren Macht ist und einem heiligen Zweck dient, der ihrem Leben erst Inhalt und Farbe gibt. In dieser Verwurzelung der faschistischen Bewegung, in dem Anbetungsbedürfnis der Massen, liegt ihre eigentliche Stärke. Denn auch der Faschismus ist nur eine primitive Massenbewegung in religiösem Gewande." - Rudolf Rocker, Nationalismus und Kultur Bd. 1, Bremen o. J., Seite 333 248 Die Lauterkeit der Gesinnung 249 Die Überzeugung ist keine logische, sondern eine moralische Gewißheit. 250 In der Ideologie setzt sich der Machtgedanke seine Maske auf. 251 Die Lehre formt nicht die Gesinnung, sondern die Gesinnung formt die Lehre. 252 "Keine Macht kann auf die Dauer mit reinen Machtmitteln aufrechterhalten werden, sie ist stets gezwungen, durch eine bestimmte Ideologie ihre Ansprüche zu rechtfertigen, um ihren eigentlichen Charakter zu verschleiern." - Rudolf Rocker, Nationalismus und Kultur, Bd. 2, Bremen o. J., Seite 753 253 Die Demokratie beruth nicht auf Gewalt, sondern auf einem gegenseitigen Sich-Überzeugen. 254 In der Rechtfertigung wird die Gewalt zu einem politischen Phänomen. 255 Jemand, dem man im Hypnoseschlaf suggeriert hat, er solle beim Erwachen eine bestimmte Tat verrichten, tut dies tatsächlich und erfindet sich zur Rechtfertigung dieser ihm befohlenen Tat oft recht spitzfindige Gründe. 256 Jede Autorität beruth letztlich auf Anerkennung, auf Meinung. 257 Politisch repräsentiert werden können nur Interessen, nicht aber aen und Meinungen. 258 Überzeugungen kann man nicht beweisen. 259 Die Gesinnung entscheidet, nicht das Denken; denn erst in der Gesinnung wird das Denken Wirklichkeit und Quelle von Handlungen. 260 Die Freiheit ist nicht empirisch beweisbar, sondern der Glaube an ein Ideal. 261 Die Ideologie ist das falsche Bewußtsein. 262 "Da also Ideologien von Haus aus immer solche der herrschenden Klassen sind, so rechtfertigen sie den bestehenden gesellschaftlichen Zustand, indem sie dessen ökonomische Wurzeln verleugnen, die die Ausbeutung verschleiern." - Ernst Bloch in Burghart Schmidt (Hg), Materialien zu Ernst Blochs "Prinzip Hoffnung", Ffm 1978, Seite 171 263 "Unser Wahlspruch muß also sein: Reform des Bewußtseins nicht durch Dogmen, sondern durch Analysierung des mystischen, sich selbst unklaren Bewußtseins, trete es nun religiös oder politisch auf. Es wird sich dann zeigen, daß die Welt längst den Traum von einer Sache besitzt, von der sie nur das Bewußtsein besitzen muß, um sie wirklich zu besitzen." - Karl Marx, Brief an Ruge, 1843 264 Die Wissenschaft dient als Magd der jeweiligen Ideologie. 265 "Überzeugungen sind Gefängnisse." -Friedrich Nietzsche, KSA 6, Colli/Montinari (Hg), München 1988, Seite 236 266 "Zur Überredung nehmen die Menschen erst dann Zuflucht, wenn sie nicht die Macht haben, ihre Überzeugungen anderen Menschen aufzuzwingen." - Lin Yutang, Weisheit des lächelnden Lebens, Stuttgart 1973, Seite 71 267 Durch eine künstlich vereinfachte Formelhaftigkeit und Stilisierung ergibt sich ein Weltbild übertriebener Simplizität. 268 Ideologien sind keine logischen Systeme. 269 Ideologie ist die Tendenz, die Tatsachen von den Ideen von den Tatsachen abhängig zu machen. 270 Die Pluralität der Meinungen beschränkt die Möglichkeit organisierten Handelns. 271 In den Produkten der Unterhaltungsindustrie kommen die herrschenden Ideologien zum Ausdruck. 272 Der Alltag formt Ideologie. 273 "Ohne die Peitsche wird der Neger nicht arbeiten", sagte der Sklavenbesitzer. 274 Ja es ist für die herrschenden und ausbeutenden Klassen geradezu eine Lebensfrage, ob das Volk versimpelt wird, oder nicht. 275 Die Gesetze erhalten ihre Weihe nicht durch die Überzeugungen der Individuen, sondern durch die Gewalt der Waffen. 276 Hinter jeder Ideologie steht die Absicht, in weltanschaulichen Dingen zu täuschen, um bestimmte Ziele zu erreichen. 277 Die Meinung der Menge stützt sich auf oberflächliche Erfahrung. 278 "Gegen die gewöhnlich meinungsbildenden Kräfte mit den üblichen Methoden im Rahmen der Verfassung mehr als einen eng begrenzten Erfolg zu erzielen, ist sehr schwer." - Bertrand Russell, Autobiographie, Bd. 3, Ffm 1977, Seite 203 279 Die Notwendigkeit der Befreiung von geistiger Unterdrückung wird kaum empfunden. 280 Jedes nationalökonomische Lehrgebäude kann von Interessengruppen genutzt, aber auch mißbraucht werden. 281 Gerade ethische Probleme will man vermeiden, wenn man notwendige Zusammenhänge postuliert. 282 Harmonie-ökonomische Theoretiker nehmen die Besitzverteilung als gegeben und implizite als gerechtfertigt hin. 283 "Aufgabe der sozialwissenschaftlichen Intelligenz, im Rahmen der Machtkritik ist die ideologische Propaganda der herrschenden Mächte zu bekämpfen. Diese Aufgabe ist nicht konstruktiv, sondern destruktiv, aber darum nicht minder wichtig. Macht und materiales Interesse werden so gezwungen, ihre Sache mit eigenen Waffen und mit offenem Visier auszufechten, und nicht das Arsenal des wissenschaftlichen Denkens zu plündern, um ihre Ziele zu rechtfertigen." - vgl. Geiger, Theodor in Hans Albert, Ökonomische Ideologie und politische Theorie, Göttingen 1954, Seite 147 284 Das Problem der Entscheidung ist kein rationales, sondern ein existenzielles Problem. Für seine Lösung ist daher die empirische Wissenschaft nicht zuständig. Die ökonomische Ideologie, die den gegenteiligen Anschein erweckt, dient lediglich der Verschleierung dieser existenziellen Problematik." - Hans Albert, Ökonomische Ideologie und politische Theorie, Göttingen 1954, Seite 146 285 "Eine Gesinnung ist echt, wenn sie die Kraft hat, sich in Handlungen zu bewähren." - vgl. Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 514 286 "Wer die demokratische Ideologie aufgibt, hat sich damit keineswegs gegen die Demokratie entschieden." - Hans Albert, Ökonomische Ideologie und politische Theorie, Göttingen 1954, Seite 122 287 "Einen wirklichen Willen hat nur der einzelne Konsument, und dieser bringt ihn in einer konkreten Machtsituation durch seinen Kaufakt zum Ausdruck. Der in der Souveränitätstheorie auftretende Wille der Gesamtheit der Konsumenten ist dagegen eine ökonomische Konstruktion. ...Es kann ja keinem Zweifel unterliegen, daß die Souveränität des Konsumenten das ökonomische Pendant zur Souveränität des Staatsbürgers der demokratische Ideologie ist, die in der Staatswissenschaft die gleiche Rechtfertigungsfunktion erfüllt wie jene in der Wirtschaftswissenschaft. ...daß es daher weder angebracht ist, die freie Güterwahl des Konsumenten als seine Herrschaft über die Produktion, noch die freie Personenwahl des Staatsbürgers als seine Herrschaft über die Exekutive zu interpretieren." - Hans Albert, Ökonomische Ideologie und politische Theorie, Göttingen 1954, Seite 116 288 Es gibt keine Möglichkeit politische Handlungen wissenschaftlich zu rechtfertigen. 289 Keine Empfehlung, die Wirtschaftsforscher aussprechen oder niederschreiben, ist ohne weltanschauliche Prämissen möglich. Diese sind notwendig außerökonomischer Art. 290 "Schließlich liegt das Geheimnis des weltgeschichtlichen Erfolges jener tautologischen Formeln und Zirkelschlüsse gerade in ihrer Leerheit, denn diese erlaubte es, ihnen jeden beliebigen weltanschaulichen Inhalt mit dem Anspruch auf Allgemeingültigkeit zu unterlegen. Durch mehr als zwei Jahrtausende haben derartige Denkformen den verschiedensten Werten und Idealen, Zielen und Interessen gedient. Der griechische Weise und der römische Jurist, der katholische Scholastiker und der aufgeklärte Literat, der liberale Freihändler und der sozialistische Revolutionär haben jene altehrwürdige Begriffswelt benützen können, um ihre Lehren als wahrhaft natürlich oder wahrhaft vernünftig hinzustellen und ihnen auf diese Weise den Anschein einer höheren Legitimation zu geben. Dazu kommt, daß sich solche Leerformeln für alle Arten institutioneller Menschenführung besonders eignen. Sie erwecken - zumal bei den Geführten - den Eindruck unerschütterlicher Stetigkeit der obersten Grundsätze, während sie die lenkenden Autoritäten bei ihren konkreten Entscheidungen in keiner Weise behindern." - Ernst Topitsch, Soziologie des Existenzialismus in Merkur, 7. Jahrgang 1953, Heft 6, Seite 504f 291 "Die Ideologie, sie ist es, die der bösen Tat die gesuchte Rechtfertigung und dem Bösewicht die nötige zähe Härte gibt. Jene gesellschaftliche Theorie, die ihm hilft, seine Taten vor sich und vor anderen reinzuwaschen, nicht Vorwürfe zu hören, nicht Verwünschungen, sondern Huldigungen und Lob. So stärkten sich die Inquisitoren am Christentum, die Eroberer an der Erhöhung des Vaterlandes, die Kolonisatoren an der Zivilisation, die Nationalsozialisten an der Rasse, die Jakobiner an der Gleichheit, der Brüderlichkeit und am Glück zukünftiger Generationen." 292 "Mit Hilfe der Dialektik läßt sich eben alles aus allem ableiten, aber auch alles rechtfertigen." - Alexander Solschenizyn, Der Archipel Gulag, Bern 1974, Seite 172 293 Unter "Wortrealismus" kann die Neigung verstanden werden, überall dort, wo die Sprache für etwas einen eigenen Namen, eine selbständige Bezeichnung hat, einen Wirklichkeitssachverhalt, ein reales Ding anzunehmen und das Wort für eine Entsprechung derselben zu halten. 294 Soziomorphe, technomorphe, biomorphe oder ähnliche Gedankengebilde vermindern als Form der "Weltverklärung" den Druck der Realität, indem sie ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln. 295 "Diese (abstrakten) Gedankengebilde bestehen nämlich zu erheblichem Teil aus beliebig manipulierbaren Leerformeln, die den jeweils schon an der Macht Befindlichen und den noch nach Macht Strebenden gleichermaßen zur scheinbaren Rechtfertigung ihrer Positionen, Interessen und Ziele verfügbar sind." -Ernst Topitsch (Hg), Logik der Sozialwissenschaften, Königstein/Taunus 1984, Seite 15 296 Das beste Mittel zur Unterwerfung von Menschen ist die Unterwerfung ihres Geistes, und diese ist dort am wirksamsten, wo die dazu verwendeten Lehren der menschlichen Illusionsbedürftigkeit entgegenkommen. 297 "Gewiß ist die Sprache nicht die einzige oder letzte Grundlage unserer Weltauffassung und darf keinesfalls mit dem Denken gleichgesetzt werden..." - Ernst Topitsch (Hg), Logik der Sozialwissenschaften, Königstein/Taunus 1984, Seite 31 298 "Die vielgerühmte Dialektik bildet ein klassisches Beispiel jener Leerformeln, mit deren Hilfe man alles und das Gegenteil von allem beweisen oder rechtfertigen kann." - Ernst Topitsch (Hg), Logik der Sozialwissenschaften, Königstein/Taunus 1984, Seite 34 299 "Der naive Empirismus versucht das Unmögliche: die Wirklichkeit zu beobachten, ohne vorgefaßte Meinungen, bis sich der Stoff von selbst ordnet und wissenschaftliche Gesetze gebiert. Damit gibt man sich natürlich einer Jllusion hin, der man nur dadurch einen Schein von Objektivität gibt, daß man die gleichwohl vorhandenen aprioristischen Ideen sorgfältig zu verbergen sucht; ohne solche wäre man selbstverständlich gar nicht zu "Resultaten" gekommen." - Gunnar Myrdal, Das Wertproblem in der Sozialwissenschaft, Bonn-Bad Godesberg 1975, Seite 232 300 Die Ideologie liegt in der Objektivierung des Nicht-Objektiven. 301 "Der Begriff der Ideologie setzt als sein Gegenstück denjenigen ideologiefreier, unbefangener Aussagen voraus." - Theodor Geiger, Ideologie und Wahrheit, Stuttgart/Wien 1953, Seite 182 302 Jahrhundertelang war es Tradition, die den wissenschaftlichen Methoden zugrunde liegenden Wertungen zu verschweigen. 303 "Tatsachen verwandeln sich nicht unversehens in Begriffe und Theorien; außerhalb des Systems von Begriffen und Theorien gibt es keine wissenschaftlichen Tatsachen, nur das Chaos. Ein unabdingbares apriorisches Element findet sich in aller wissenschaftlichen Arbeit. Man muß Fragen stellen, bevor man sie beantworten kann. Alle Fragen sind Ausdruck unseres Interesses an der Welt; sie sind im Grunde Wertungen. Wertungen sind daher notwendig in das Gedankengebäude mit eingeschlossen, wenn wir die Wirklichkeit beobachten und die theoretische Analyse vorantreiben; sie bilden mehr als das Gerüst, wenn wir aus Tatsachen Wertungen und politische Forderungen ableiten." - Gunnar Myrdal, Objektivität in der Sozialforschung, Ffm 1971,Vorwort zur englischen Ausgabe, Seite IXf) 304 Belastung mit Qualitäten erschwert die methodologische Aufgabe. Für den Physiker existiert nur das, was man messen kann. Qualitativ bedeutet für den Wissenschaftlier immer nur ungenau quantitativ. 305 Es ist das alte Bestreben, die bloße Tatsächlichkeit in eine Denknotwendigkeit zu verwandeln. 306 Die Wahrnehmung erkennt nichts Dauerndes, gibt also nicht Gewißheit, sondern nur täuschende Meinung. 307 Die Leute lieben ihre Meinung nicht deshalb, weil sie wahr ist, sondern weil es die ihre ist. 308 "Die Freudsche Psychologie, sie wurde eine allumfassende amerikanische Ideologie, eine neue Religion. Sie füllte das Vakuum an Gedanken und Zielen, das bei vielen bestand, denen Gott, die Flagge oder das Bankkonto nicht mehr genügten - und die es überdrüssig waren, sich für Lynchen, Konzentrationslager und hungernde Kinder in Afrika verantwortlich zu fühlen. Sie bot eine willkommene Ablenkung von der Atombombe, McCarthy und all den beunruhigenden Problemen, die uns den Genuß an Steaks, Autos, Farbfernsehen und Schwimmbädern im eigenen Garten verleiden könnten." - Betty Friedan, Der Weiblichkeitswahn oder die Selbstbefreiung der Frau, Reinbek 1988, Seite 84 309 Die Ideen dienen zur Legitimation der jeweiligen Wünsche. 310 "Die große Menge glaubt nur an das Geld. Besteht nun die heutige Religion in der Geldwerdung Gottes oder in der Gottwerdung des Geldes." - Heinrich Heine, Beiträge zur deutschen Ideologie, Ffm/Berlin/Wien 1971, Seite 209 311 Ideologische Konstruktionen ohne Realitätsgehalt 312 Entscheidungen über Basissätze sind nicht durch innere Erlebnisse "begründet", sondern logisch betrachtet eine willkürliche Festsetzung. 313 "Einen vernünftigen, argumentierenden Meinungsstreit kann es nur zwischen denen geben, die denselben Zweck verfolgen; die Wahl des Zweckes aber ist allein Sache des Entschlusses, über den es einen Streit mit Argumenten nicht geben kann." - Karl Raimund Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 12 314 Gegensatz zwischen einer Begründung und einer Beschlußfassung. 315 Das Recht der subjektiven Einsicht besteht darin, daß etwas noch so wahr sein kann, ohne von einem Menschen eingesehen werden zu "müssen", solange er selbst glaubt, mit seiner eigenen Meinung leben zu können. 316 Gesinnung ist Innerlichkeit. 317 "Die Staatsgesetze können sich also auf die Gesinnung nicht erstrecken wollen, denn im Moralischen bin ich für mich selbst, und die Gewalt hat hier keinen Sinn." - G. W. F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, Ffm 1986, Seite 181 318 Es ist zuletzt nicht mehr der Bedarf, der befriedigt werden muß, sondern die Meinung. 319 Wählen ist überhaupt etwas Überflüssiges oder reduziert sich auf ein geringes Spiel der Meinungen. 320 Was gelten soll, gilt nicht mehr durch Gewalt, sondern durch Einsicht und Gründe. 321 "Wer erst gelernt hat, vor der Macht der Geschichte den Rücken zu krümmen und den Kopf zu beugen, der nickt zuletzt chinesenhaft-mechanisch sein Ja-Ja zu jeder Macht, sei dies nun eine Regierung oder eine öffentliche Meinung oder eine Zahlenmajorität, und bewegt seine Glieder genau in dem Takt, in welchem irgendeine Macht am Faden zieht." - Gershon Weiler, Fritz Mauthner - Sprache und Leben, Salzburg/Wien 1986, Seite 53 322 "Nehmen Sie einem Durschschnittsmenschen die Lebenslüge und Sie nehmen ihm zur gleichen Zeit das Glück. ...gebrauchen Sie doch nicht das Fremdwort Ideale; wir haben ja unser gutes Wort Lügen." - Henrik Ibsen in Gershon Weiler, Fritz Mauthner - Sprache und Leben, Salzburg/Wien 1986, Seite 140 323 "Wahr und Falsch sind ein Wertpaar oder Wertgegensatz, wie gut und böse, schön und häßlich usw. Das Wahre soll sein, das Falsche soll nicht sein." - Heinrich Rickert, Grundprobleme der Philosophie, Tübingen 1934, Seite 117 324 Die Verbindung zwischen Wert und Wirklichkeit geschieht im freien Akt des Stellungnehmens. 325 Letztlich gibt es keine Unparteilichkeit. 326 "In dem Weltbild des bloß Allgemeinen, des bloß Gewußten ist kein Leben. Als gelerntes Wissen in der Form von Konstruktionen und Fachwerken, von Sprache und Gedanken ist eine Welt da, die doch nur ein Kartenhaus, nichtig ist, wenn sie nicht konkret wird, d.h. in Herz und Gemüt in adäquater Selbsterfahrung in der sinnlichen Realität verankert ist." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 147 327 "Man findet Menschen, die alle möglichen Weltbilder als Kostüm benützen." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 147 328 "Der aus Gesinnung handelt, dem ist der Erfolg gleichgültig, er handelt der Tat selbst und des Prinzips wegen; wer des Erfolgs wegen handelt, dem ist der Erfolg allein entscheidend, die Gesinnung gleichgültig." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 314 329 Infolge der wissenschaftlichen Leistung veränderte sich das Weltbild. 330 Millionen von Menschen sind wegen unbewiesener Lehrsätze ums Leben gekommen. 331 "Das gefährlichste von allen Vorurteilen ist, zu glauben, daß man keine habe." - Maturin Veyssière de La Croze in Fritz Mauthner, Der Atheismus, Bd. 3, Ffm 1989, Seite 328 332 "Um die Menschen sicher zu betrügen, muß man die Lüge mit der Wahrheit verbinden." - Fritz Mauthner, Der Atheismus, Bd. 3, Ffm 1989, Seite 473 333"Wenn irgendein gewöhnlicher Unternehmer heute einen Teich mit Menschenblut füllen wollte, damit reiche Leute darin baden könnten, so wäre das ohne despotische Mittel auszuführen; man müßte nur die Armen durch Hunger zur Hergabe ihres Blutes zwingen, die Gelehrten veranlassen, den Nutzen der Sache zu beweisen, und die Geistlichkeit einladen, den Teich kirchlich einzuweihen." Fritz Mauthner, Der Atheismus, Bd. 4, Ffm 1989, Seite 342 334 "Die Voraussetzung einer sinnvollen sozialen Veränderung ist die geistige Transformation der Menschen. Denn die Quelle der Staatsautorität liegt im Autoritätsglauben der Massen. Der wirkliche Feind ist die desparate Situation des menschlichen Geistes, der in Routine, BeweA HREF="reform.html">Veränderung ist die geistige Transformation der Menschen. Denn die Quelle der Staatsautorität liegt im Autoritätsglauben der Massen. Der wirkliche Feind ist die desparate Situation des menschlichen Geistes, der in Routine, Bewegungslosigkeit und Abhängigkeit gefangen ist." - vgl. Ulrich Linse, Gustav Landauer und die Revolutionszeit 1918-1919, Berlin 1974, Seite 28 335 "Da griff der (Erzbischof) zu Mitteln des geistigen Kampfes: auf einmal wurden die Zehntverweigerer zu Teufelsanbetern gemacht." - Fritz Mauthner, Der Atheismus, Bd. 1, Ffm 1989, Seite 201 336 Der Alltagsmaterialismus will uns versichern, daß Töne in Wahrheit Luftschwingungen sind, Erregungen des Akustikus usw. 337 "Dennoch darf man die Behauptung wagen, daß der durchschnittlich gebildete Bürger des 20. Jahrhunderts den Erschütterungen des physikalischen Weltbildes, erst recht den daraus abzuleitenden philosophischen Konsequenzen mit einem gediegenen Desinteresse begegnet." - Jürgen Busche in Werner Heisenberg, Ordnung der Wirklichkeit, München 1989, Seite 121 338 "Außerdem kann man sich nie auf die Ursache einer Handlung beziehen, um die Handlung zu rechtfertigen." - Friedrich Waismann, Logik - Sprache - Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 184 339 "Befreiung vom Aberglauben heißt Aufklärung." - Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, Stuttgart 1986, Seite 215 340 Die Wissenschaft sollte vor dem Chaos der Meinungen geschützt werden. 341 "Die Theoriebildung beginnt nicht erst mit dem sprachlich artikulierten Denken. Sie fängt vielmehr innerhalb der Wahrnehmungstätigkeit an." - vgl. Hans Albert, Kritische Vernunft und menschliche Praxis, Stuttgart 1984, Seite 117 342 "Die ideologische Konstruktion eines für alle akzeptablen Gemeinwohls." - vgl. Hans Albert, Kritische Vernunft und menschliche Praxis, Stuttgart 1984, Seite 199 343 Die Ideologie der Leistungsgerechtigkeit der bürgerlichen Produktivitätsideologie. 344 Dem mechanischen Weltbild entspricht die Einstellung eines funktionalisierten Menschen oder einer Gesellschaft, die sich durch naturwissenschaftlich legitimierte Mechanismen erhält. 345 "Nicht die Dinge, sondern die Meinungen über Dinge, die es gar nicht gibt, haben den Menschen so verstört." - Friedrich Nietzsche, Werke Bd. 2, Schlechta, Karl (Hg), Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 276 346 Calvin hat den menschlichen Geist als eine unablässig arbeitende Götzenfabrik beschrieben. 347 "In alle Bekenntnissen - seien es liturgische, theologische oder ethische Bekenntnisformen einer Gemeinschaft - muß deutlich zum Ausdruck kommen, daß sie nicht letztgültig, nicht unbedingt sind. Ihre Funktion ist vielmehr, auf das Unbedingte hinzuweisen, das sich jenseits von allem befindet." - Paul Tillich, Wesen und Wandel des Glaubens, Ffm/Berlin/Wien 1975, Seite 39 348 Kirchenanbetung, Staatsanbetung, revolutionäre Zukunftsanbetung, humanistische Menschheitsanbetung. 349 Politische Pseudoreligionen wie Kommunismus, Faschismus oder Nationalismus. 350 die Ideologie der Sachdeterminierung 351 Die Technik der herrschaftsverschleiernden Ideologie. 352 Der Dadaismus ist ein auf die Zerstörung jedes ismus gerichtete Haltung. 353 Die Ideologie wird dem realen Prozess entgegengesetzt. 354 All Objektivität ist objektiv für uns Menschen oder ähnlich organisierte Wesen. 355 Da, wo gewertet wird, muß die Wertung klar als persönliche Entscheidung erkenntlich sein und nicht unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Objektivität verborgen sein. 356 "Keine Wissenschaft knüpft an anschauungsfrei gegebene Wirklichkeit an." - Wilhelm Perpeet in Hans-Ludwig Ollig, Materialien zur Neukantianismus-Diskussion, Darmstadt 1987, Seite 369 357 "Ein Denken, das absolute Normen erkennen zu können vermeint, muß einen Hang dazu haben, andere Meinungen zu unterdrücken, die eigenen Ansichten anderen aufzuzwingen - kurz: totalitär zu sein." - Vittorio Hösle in Forum für Philosophie Bad Homburg (Hg), Philosophie und Begründung, Ffm 1987, Seite 218 358 Die Theorie der molekularen Verursachung von Krankheiten entspricht der materialistischen Denkweise. 359 "Aber mit dem Wort wirklich soll man vorsichtig umgehen. Seine Bedeutung kann manchmal recht zweifelhaft sein, und sein Gebrauch am ungeeigneten Ort hat schon oft zu Mißverständnissen Anlaß gegeben. Was ist denn z.B. das Wirkliche an einem Stern, den wir am Nachthimmel leuchten sehen? Ist es die glühende Materie, aus der der Stern besteht, oder ist es die Lichtempfindung, die wir von ihm in unserem Auge haben? Eine jede dieser Behauptungen hat etwas für sich und läßt sich mit einleuchtenden Argumenten vertreten. Und doch darf keine von ihnen den Anspruch erheben, allein berechtigt zu sein. Wenn man aber beide Behauptungen als zulässig betrachtet, so hat das Wort wirklich gar keinen bestimmten Sinn mehr. Solange dieser Punkt nicht ausdrücklich klargestellt ist, verbleibt hier eine stete Quelle von Undeutlichkeit und von Mißverständnissen." - Max Planck, Vom Wesen der Willensfreiheit, Ffm 1990, Seite 194f 360 "Zur Vermeidung von Mißverständnissen empfiehlt es sich, sich nicht einfach auf ihre Wirklichkeit zu berufen." - vgl. Max Planck, Vom Wesen der Willensfreiheit, Ffm 1990, Seite 196 361 Die Gründe stehen dem Glauben gegenüber. 362 "Der gebundene Geist nimmt seine Stellung nicht aus Gründen ein, sondern aus Gewöhnung." - Friedrich Nietzsche, Menschliches Allzumenschliches - Ein Buch für freie Geister, Frankfurt 1982, Seite 165 363 "Alle Staaten und Ordnungen der Gesellschaft: die Stände, die Ehe, die Erziehung, das Recht, alles dies hat seine Kraft und Dauer allein in dem Glauben der gebundenen Geister an sie - als in der Abwesenheit der Gründe, mindestens in der Abwehr des Fragens nach Gründen." - Friedrich Nietzsche, Menschliches Allzumenschliches - Ein Buch für freie Geister, Frankfurt 1982, Seite 165 364 "Aus den Leidenschaften wachsen die Meinungen; die Trägheit des Geistes läßt diese zu Überzeugungen erstarren." - Friedrich Nietzsche, Menschliches Allzumenschliches - Ein Buch für freie Geister, Frankfurt 1982, Seite 305 365 "Unter allen Erzeugnissen des menschlichen Kunstsinns sind nämlich Gedanken das Dauerhafteste und Haltbarste." - Friedrich Nietzsche, Menschliches Allzumenschliches - Ein Buch für freie Geister, Frankfurt 1982, Seite 379 366 Überzeugungen als Regeln des Handelns. 367 Der Begriff der Ideologie macht sich an seiner Wirklichkeitsnähe fest, oder daran, daß eine ideologische Aussage eben wirklichkeitsfremd ist.
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