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Ähnlichkeit
Das junge Wort ähnlich ist etymologisch nicht mit Sicherheit zu erklären. Die Herleitung aus analogon die Anlehnung an Ahn (ähneln ist eine neuere Bildung) befriedigen nicht recht. Eine Lehnübersetzung von similis anzunehmen mutet mich sehr an, mag aber befremden. Die exakten Wissenschaften trachten der Gleichheit durch immer kleinere Maßeinheiten näher und näher zu kommen; aber auch sie müssen sich, trotz aller Präzisionsmechanik, mit Ähnlichkeiten begnügen, wie die Menschensprache seit jeher ihren Wortvorrat nach Ähnlichkeiten geordnet hat. Wären die menschlichen Sinne mikroskopisch scharf gewesen, wir hätten zu unserer Sprache gar nicht kommen können. Es wäre wunderbar daß unsere Präzisionsinstrumente trotz aller Ungleichheit doch funktionieren, daß unsere so viel gröbere Sprache im ganzen und großen doch auf die Wirklichkeitswelt paßt, - es wäre wunderbar, wenn es in der Wirklichkeit außer der Ähnlichkeit noch eine besondere Gleichheit gäbe, wenn Gleichheit nicht ein künstlicher Begriff wäre. Darum allein schon ist die Logik eine unfruchtbare Disziplin, weil sie innerhalb der Begriffe, mit denen allein sie praktisch arbeiten kann, eine Gleichheit voraussetzt, die es nicht gibt. Nicht Gleichheit, sondern Ähnlichkeit der Vorstellungen erzeugt das Erinnern oder die Gedächtnisarbeit, und Sprache wiederum ist nur Gedächtnis. Die wissenschaftlichen Disziplinen müssen sich darauf beschränken, die zufälligen und die ererbten Ähnlichkeiten auseinander zu halten, die wichtigen und die unwichtigen Ähnlichkeiten in der alten Gemeinsprache für wissenschaftliche Zwecke besser zu ordnen.
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