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FRITZ MAUTHNER
Wert der Sprache
I -05

"Für die Praxis genügt die menschliche Sprache, wahrscheinlich darum, weil es jedem einzelnen nur um sich selbst zu tun ist."

Über den Nutzen der Sprache ist seit Jahrhunderten, vor und nach HERDER viel geschrieben worden. Man hat den Nutzen der Sprache beinahe leidenschaftlich gepriesen, aber doch nur in ähnlicher Weise wie etwa den Nutzen des Feuers oder den Nutzen des aufrechten Ganges. Man könnte in unseren Tagen mit dem gleichen Rechte Loblieder singen auf die Erfindung des Telegraphen und der Lokomotive. Die Telegraphie hat nur die Mittel weiter verbessert, durch welche die Menschen sich miteinander verständigen können; und die Lokomotive hat nur die Beweglichkeit und die freie Verfügung über die Gliedmaßen gesteigert. Es ist ein Nebenumstand, daß bei diesen Erfindungen nicht die menschlichen Sprachwerkzeuge und die menschlichen. Knochen (wie beim Sprechen und Aufrechtgehen) entwickelt worden sind, sondern daß man äußerliche Mittel zu Hilfe nahm. So ist es ein Nebenumstand, daß ein Mensch sein Skelett im Innern seines Körpers trägt, der Krebs und der Käfer an der Außenseite seines Körpers.

Diese Ähnlichkeit der Sprache mit anderen praktischen menschlichen "Erfindungen" verrät sich schon darin, daß man eben immer von dem  Nutzen  der Sprache redet und nur in besonders begeisterten Augenblicken von ihrem selbständigen Wert, von ihr als göttlichem Attribut gewissermaßen. Die Sprachforscher werden in solchen Stimmungen unwillkürlich immer theologisch, wie ja auch HERDER bei aller geistigen Freiheit niemals ganz aufhört, christlicher Theologe zu sein. Selbst WHITNEY schreibt noch den traurigen Satz hin (Sprachwissenschaft S. 599):
"Ganz allgemein läßt sich der Nutzen der Sprache dahin ausdrücken, daß sie die Menschen in den Stand setzt, ihrer Naturbestimmung gemäß ... in geselligen Vereinen zusammen zu leben. Ohne Sprache gäbe es kein Volk und also auch keine Geschichte."
Dieser Satz drückt so unbefangen die landläufige Meinung aller Welt und auch der Sprachphilosophen aus, daß es sich wohl der Mühe verlohnt, ihn genauer anzusehen.

WHITNEY hat gewiß keine Ahnung davon, daß aus seinen wenigen Alltagsworten und Dutzendgedanken nicht weniger als gleich zwei Gespenster auf einmal herausblicken, die Gespenster von LEIBNIZ und von HEGEL. Oder vielmehr das alte Gespenst der Teleologie in diesen beiden Verkleidungen. Das Wort Naturbestimmung ist zwar sicherlich ganz naiv gebraucht. Aber was sich dahinter verbirgt, das kann doch nichts anderes sein, als der für uns undenkbare Begriff der Zweckursache, mit dessen Hilfe der liebe Gott den Menschen ihre Bestimmung im voraus festgelegt hat. Und noch besser versteckt lauert hinter der Gleichsetzung von Volk und Geschichte etwas von HEGELs Geschichtsauffassung. Über die Bestimmung des Menschen hat sich bereits SCHILLER lustig gemacht in dem Epigramm "Buchhändleranzeige":
"Nichts ist der Menschheit so wichtig, als ihre Bestimmung zu kennen:
Um zwölf Groschen Courant wird sie bei mir jetzt verkauft."
Mehr ist sie auch nicht wert, diese Zwölfgroschenweisheit von den Zweckursachen. Und wenn WHITNEY ganz ehrlich hinzufügt, ohne Sprache gäbe es kein Volk, also auch keine Geschichte, so möchte ich wohl ein paar gleichgesinnte Genossen um mich haben, um den schlichten Satz mit ihnen zu genießen. Nichts gleicht der feinen Heiterkeit, mit der mich der unfreiwillige Humor eines so selbstsicheren "also" anzulächeln pflegt. Man sollte es nicht für möglich halten, aber WHITNEY verwechselt an dieser Stelle die wirkliche Geschichte, d.h. die reale Entwicklung, mit unserer Kenntnis von der Entwicklung, d.h. mit der Überlieferung oder Geschichteschreibung. Man sollte es nicht für möglich halten, und dennoch sehen wir an anderer Stelle, daß auch der große Begriffsvirtuose HEGEL, dessen imponierendste Leistung seine Geschichtsphilosophie war, die beiden Bedeutungen des Wortes Geschichte gröblich miteinander verwechselt oder vertauscht hat. Nicht in der wirklichen Entwicklung bewegen sich die Begriffe, sie bewegen sich allein im Kopfe des konstruierenden Geschichtsschreibers.

Wollen wir Teleologie und Abstraktion aufgeben und nach einem vorstellbaren Nutzen der Sprache fragen, so müssen wir solche Begriffe wie die Naturbestimmung und die Geschichte der Menschheit fallen lassen. Von der Menschheit wissen wir so wenig wie vom einzelnen Menschen Ausgangspunkt und Ziel der Reise. Wirklich ist am Ende nur das Individuum und nur, was dem Individuum nützt, ist Nutzen. Man glaubt hoffentlich nicht, daß ich da nur den gemeinen Vorteil im Auge habe, daß ich keinen Sinn habe für reinlichen Nutzen. Die ganze Untersuchung dieses Buches ist der Frage gewidmet, ob die menschliche Sprache ein nützliches Werkzeug sei für die Welterkenntnis, also für ein Streben, dem jeder gemeine Vorteil fremd ist. Den unreinen, den gemeinen Nutzen der menschlichen Sprache wird niemand leugnen.

Da ist es nun freilich gewiß, daß der einzelne Mensch in dem Erbe aller seiner Ahnherren einen Schatz besitzt, der ihm allein ermöglicht, in der Gegenwart zu leben, wie er lebt. Die Erziehung, das heißt die Mitteilung seiner Volkssprache, bringt den einzelnen Menschen in wenigen Jahren so weit, wie sein Geschlecht in Jahrtausenden gelangt ist. Es wird durch die Sprache die Mitteilung der Schätze erleichtert, welche die Erwachsenen einer jeden Generation besitzen. Und da diese Schätze in Erinnerungen bestehen, da die ungeheure Masse dieser Erinnerungen ohne die Registratur der Sprache kaum beisammen zu halten wäre, so ist die Sprache nicht nur für die Mitteilung des ererbten Wissens, sondern auch für die Vererbung selbst, für das Gedächtnis, von außerordentlichem Nutzen. Es war einmal eine wirklich ganz epochemachende Erfindung, das Gedächtnis an die Sprache zu knüpfen.

Es war für die Menschen von außerordentlicher Wichtigkeit, daß sie laufen lernten und die Arme für andere Erfindungen frei bekamen. Es war für die Menschen ebenfalls von großer Wichtigkeit, daß sie ihre Vorstellungen und Erinnerungen an äußerst leichte und bequeme Bewegungen der Sprachwerkzeuge knüpfen lernten. Alle Welt irrt aber, wenn sie glaubt, das Kind erlerne mit der Sprache seines Volkes auch die Erfahrungen des Volkes, sein Wissen und seine Kultur. Die Sachlage ist sonnenklar und muß dennoch ausdrücklich beschrieben werden, wenn der Aberglaube an die geheime Macht der Sprache auch auf diesem Punkte gestürzt. werden soll.

Die Sprache eines Volkes ist kein vollkommener Bau; sie enthält durchaus keinen übersichtlichen und geordneten Weltkatalog. (Vergl. 11,2.) Es ist eine Utopie, trotz LULLUS, WILKINS und LEIBNIZ, eine solche Weltkatalogsprache erfinden zu wollen. Denn die Sprache geht unserer Welterkenntnis nicht voraus, sondern hinkt ihr nach. Immerhin bietet die Sprache der Erfahrung dem Erwachsenen ein Mittel, seine Vorstellungen ungefähr zu gruppieren und mitzuteilen. Die unzähligen Erinnerungen an einzelne Hunde knüpft er oberflächlich genug an das Wort Hund, weiter hinauf hat er sich das Wort Tier erfunden, dann wieder die Worte: Ohren, Füße, Haare, braun, groß, laufen, bellen. immerhin befreien ihn diese Gedächtniszeichen von dem Zwang, seine Vorstellungen jedesmal von dem Ding abhängig zu machen, welches augenblicklich auf seine Sinne wirkt. Nun aber ist der erwachsene Mensch niemals und nirgends und nicht in einem einzigen Falle im stande, irgend einem Kinde mit dem Worte allein eine Vorstellung mitzuteilen. Auch die Sprache ist kein Nürnberger Trichter. Nur die Geistesarbeit einer unendlich langen Zeit kann dem Kinde dadurch abgekürzt werden, daß es in frühester Jugend bereits gewissermaßen das Netz der Sprache mitgeteilt erhält. Mag es nachher sehen, was es damit einfängt. Eine Abkürzung der unendlich langen Sprachentwicklung findet statt, mehr nicht. Das Kind lernt sprechen, aber es lernt nicht die Sprache. Wenn man hier unter Sprache die Summe der menschlichen Erfahrungen verstehen will.

Die Abkürzung der Sprachentwicklung vollzieht sich beim menschlichen Kinde ganz gewiß schon im mikroskopischen Bau der Sprachwerkzeuge, wohlgemerkt: auch des Gehirns. Das viel richtiger ein Werkzeug der Sprache hieße, als die Sprache ein Werkzeug des Denkens. Sicherlich, wenn auch für unsere grobe Beobachtung unwahrnehmbar, ist dieses körperliche Organ beim heutigen Kinde anders als beim Kinde des legendären Urmenschen. Das einjährige Kind lallt heute schon fast alle wichtigen Lautgruppen seiner Volkssprache. Es hat dann aber noch nicht sprechen gelernt, weil es noch nicht versteht, die einzelne Lautgruppe willkürlich auszuführen. Später, bis zum vollendeten dritten Jahre etwa, lernt das Kind allerdings sprechen, und es kann nach Ablauf dieser Periode schon die meisten Sätze der Erwachsenen deutlich artikulieren. Die Eltern, haben ihre Freude daran, wie das Kind plötzlich den Wortlaut ganz schwieriger Begriffe nachplappert und oft ungefähr in der richtigen Anwendung. Ich habe von einem noch nicht dreijährigen Kinde einmal gehört: "Das tu' ich absolut nicht"; es hatte sich das Wort "absolut" als eine Bekräftigung so angewöhnt wie kurz vorher "Donnerwettermal".

Das Kind erlernt doch seine Sprache so, daß es Sprachstoff und Sprachformen bald zuerst mechanisch nachplappert und nachher mit Inhalt erfüllt, bald einen neuen Gegenstand zugleich mit seinem Namen kennen lernt. Im letzteren Fall besteht die Bereicherung des Wissens in dem neuen Objekt; Sprache hat alle Vorzüge und Fehler anderer menschlicher Erfindungen. Man muß freilich zwischen der Erfindung selbst und den Nebenerfindungen, welche die Verbreitung der Haupterfindung fördern, scharf unterscheiden. Die Schrift, der Druck, der Phonograph, welche alle die Sprache über den Augenblick hinaus bewahren, der Telegraph und das Telephon, welche die Mitteilung über die Tragweite der menschlichen Stimme weit hinaus ermöglichen, sind solche Nebenerfindungen. Auch sie werden von den meisten Menschen rein mechanisch benutzt; die wenigsten, welche telegraphieren oder telephonieren, verstehen den Apparat. Der lebendige Apparat, welcher das Sachgedächtnis an Schallempfindungen knüpft und welcher gar das Beziehungsgedächtnis an Laute bindet, wird noch seltener von den Menschen verstanden, die ihn ererbt haben und ihn täglich gebrauchen. Ich weiß, daß ich damit den Begriff der Erfindung ausdehne; aber wir haben für das Erlernen des Gebrauchs von Naturkräften kein besseres Wort. Der Gebrauch des Feuers beruht auf einer Reihe von Erfindungen; aber auch das Atmen, als die nützliche Tätigkeit, den Kohlenstoff des Blutes mit Hilfe des Luftsauerstoffs zu verbrennen, ist eine Art von Erfindung. Zu diesen Erfindungen des menschlichen Organismus gehört auch die menschliche Sprache. Sie ist eine nützliche Erfindung.

Wir werden jetzt die Frage nach dem Nutzen der Sprache schon besser verstehen. Der Wortlaut der Frage verrät, daß der Frager in der Sprache irgend ein übermenschliches Wesen sieht, eine unnahbare Gottheit, nach deren Gnade für den Menschen geforscht wird. Man würde schwerlich nach dem Nutzen der Eisenbahn in diesem Sinne fragen. Es ist selbstverständlich, daß eine so nützliche Erfindung nützlich ist. Über ihren Nutzen Phrasen zu dreschen, wäre die Aufgabe eines deutschen Aufsatzes. Höchstens die zahlenmäßige, volkswirtschaftliche Berechnung des Nutzens hätte einen wissenschaftlichen Sinn. So ist auch die Sprache nicht ein übermenschliches Wesen, welches nebenbei und zufällig Nutzen bringt; sie ist vielmehr wesentlich eine nützliche Erfindung. Der Nutzen ist eine Eigenschaft der Sprache, nicht ein Geschenk, das sie gewährt.

Wie es aber in der Geschichte der Erfindungen eigentlich keine Revolutionen gibt, sondern die großen Leistungen fast immer nur die Endglieder kleiner Veränderungen sind, so stecken in der menschlichen Sprache - und viel untrennbarer als bei anderen menschlichen Gebrauchsschöpfungen - in der gegenwärtigen Form die veralteten Formen. Niemals ist die Sprache einer Zeit vollkommen auf der Höhe dieser Zeit. Immer besteht die Anstrengung eines philosophischen Kopfes darin, sich teilweise von dem Netz der alten Kategorien zu befreien. Denn es ist das Eigentümliche bei diesem Netzwerk, daß der Fischer mit seinem eigenen Kopfe selbst ins Netz gerät. So ist die Sprache niemals so nützlich, wie sie sein könnte.

Ich werde an vielen Stellen darauf hinweisen, daß die Kategorien unserer Sprache nicht mehr mit unserer gegenwärtigen Welterkenntnis zusammenstimmen, daß wir z.B., was die Physik als Bewegungen zu erkennen geglaubt hat, nach wie vor in Adjektiven und in Verben unterscheiden. Das ist doch offenbar dieselbe Erscheinung, die der Darwinismus Rudiment nennt und die wir auch in den bekanntesten anderen Erfindungen beobachten können. Die Art, wie wir heizen, widerspricht gröblich unserer wissenschaftlichen Erkenntnis vom Verbrennungsprozeß. Die Einrichtung unserer Eisenbahnwagen mit ihren getrennten Coupés, mit ihren Größenverhältnissen und dergleichen erinnert deutlich daran, daß man vor zwei Generationen, als man die Eisenbahn erfand, nur den alten Postwagen auf eiserne Schienen setzte. Es ist derselbe Vorgang, wie wenn wir vom Aufgehen der Sonne sprechen. Wir können heute Speisesäle, Schlafzimmer, ganze Wohnräume auf Räder setzen und von New York bis nach San Francisco sausen lassen; wir können uns den relativen Stillstand der Sonne vorstellen, wie wir seit Beginn der Schifffahrt den Stillstand der Ufer gegen den offenbaren Augenschein wissen; aber die Vorzeit wirkt auf unser Leben wie auf unsere Sprache gespensterhaft nach, wir sitzen im engen Coupé und reden vom Sonnenaufgang.

So haben wir von der unendlichen Reihe der Vorfahren die Sprache mit all ihren Vorzügen und all ihren Fehlern geerbt. Je nachdem wir die eine oder die andere Seite der Sache betrachten, sind wir geneigt, uns als Schuldner oder Gläubiger der Vorzeit anzusehen, ihr zu danken oder uns über sie zu beklagen. Die überkommene Sprache, die der einzelne zu ändern außer stande ist, erscheint uns dann je nach unserem Gesichtspunkte nützlich oder schädlich; nützlich, wenn wir uns mit ihrer Hilfe in der mit der Sprache zugleich auf uns gekommenen Weltkenntnis orientieren wollen, schädlich, so oft uns die Sehnsucht erfüllt, über diese Orientierung hinaus zu einer objektiven Erkenntnis fortzuschreiten. So wird selbst der einfachste Begriff, der des persönlichen Nutzens, fließend und undeutlich. Wir erkennen hilflos, daß auch die Sprache in die rücksichtslose Welt der notwendigen Entwicklungen hinein gehört, und daß es vermessene Menschenschwäche ist, wenn wir den Maßstab des Nutzens auf diese Form der Entwicklung anlegen wollen. Die Frage nach dem Nutzen der Sprache wird töricht wie die Frage, ob der Tiger an sich gut oder böse sei. Er ist eben ein Tiger geworden.

Wir können noch einen Schritt höher steigen, wenn wir uns erinnern, daß die Kategorien unserer Sprache in einer notwendigen Abhängigkeit von unseren Sinnesorganen stehen, daß aber unsere Sinne - wie später ausgeführt werden soll - Zufallssinne sind. Es ist kein Zufall, daß wir nach der Konstruktion unserer Sinnesorgane an der Welt unser Ich von den Dingen unterscheiden, an den Dingen Eigenschaften von Bewegungen, an den Eigenschaften Farben, Töne u.s.w. Es ist aber ein Zufall, daß die Tiere der Erde bis hinauf zum Menschen gerade die Sinne für Töne, Farben u.s.w. entwickelt haben. Das tote Stück Eisen ist seinerseits weit empfindlicher für die uns völlig unbekannten Kategorien der Chemie und der Elektrizität. Auf diesem, um einen kleinen Schritt höheren und luftärmeren Standpunkt erscheint uns dann der Streit um den Nutzen der Sprache etwa so, wie ein Streit um den Nutzen unserer Sinne, d.h. um die Vorteile und Nachteile unseres Körperbaus. Solange man an einen Gott glaubte, der alles sehr gut gemacht hatte, mußten die schwachen Seiten unserer Organisation zum Glauben an einen Teufel führen, der die Fehler machte.

Die Unterwerfung unter die blinde Entwicklung lehrt die letzte Resignation, das Verstummen der Frage nach gut und böse, nach Nutzen und Schaden. Die Sprache wird zum Gedächtnis des Organismus, welcher Mensch heißt, und dieser Organismus selbst ist auch nur das Gedächtnis seiner eigenen Entwicklung. Das Leben und die Sprache fällt zusammen zu einer unlösbaren Einheit. Man kann sagen: wie das Gedächtnis als "Vermögen", als Gehirnfunktion und das Gedächtnis als Einzelakt (Erinnerung) in einem Worte überhaupt zusammenfließen, so auch hier; der Organismus ist das Gedächtnis aller lebenden Natur, die Sprache ist dasselbe Gedächtnis noch einmal, seit der Erinnerungsmöglichkeit, - mit der Erinnerungsmöglichkeit. Und die Frage nach dem Nutzen der Sprache, d.h. ob ich mir nützlich bin, zerfließt in einer bloßen Stimmung, in dem Gemeingefühl, welches wechselt von Moment zu Moment, ob ich mich meines Lebens freue oder nicht.
rückerLITERATUR - Fritz Mauthner, Beiträge zu einer Kritik der Sprache I,
Zur Sprache und Psychologie, Stuttgart/Berlin 1906