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Über persönliches und Gemeinbewußtsein (1)
Der Ausdruck unbewußte Tätigkeit wird übrigens von den verschiedenen Autoren nicht im gleichen Sinn gebraucht. Es wird deshalb gut sein, vor allen Dingen auf die wesentlicheren Anschauungen, die in diesem Punkt vorhanden sind, hinzuweisen. Der Begriff der unbewußten Seelentätigkeit ist bekanntlich zuerst von LEIBNIZ (2) eingeführt worden, hat sich seitdem in der subjektiven Psychologie befestigt und bei den Vertretern der allerverschiedensten Richtungen Anklang gefunden. Nach LEIBNIZ hat man zu unterscheiden merkliche Perzeption oder Apperzeption von unmerklicher oder unbewußter Perzeption schlechthin. Letztere ist z. B. im Schlaf oder in der Ohnmacht vorhanden, wo die Perzeption keineswegs ganz aufhört. Unbewußte Perzeptionen müssen nach LEIBNIZ einen gewissen Inhalt haben und einen Inhalt haben und einen bestimmten Charakter aufweisen. Sie bilden im allgemeinen die Grundlage des ganzen bewußten Lebens. Durch Aufmerksamkeit lösen sich von ihnen einzelne Erscheinungen ab, die Gegenstand bewußter Perzeption werden. Die Aufmerksamkeit wird ihrerseits bestimmt teils durch die Lebhaftigkeit des äußeren Eindrucks, teils durch Gewöhnung und Teilnahme gegenüber den betreffenden Eindrücken. Das sind ganz allgemein die Grundzüge von LEIBNIZ' Lehre über unbewußte Perzeption. Diese Anschauungen waren auch von großem Einfluß auf WUNDTs moderne Apperzeptionslehre (3). WUNDT nimmt an, daß wirkliche Vorstellungen nur bewußte Vorstellungen sein können; tritt eine Vorstellung aus dem Bewußtsein, dann erübrigt nur eine psychische Neigung zur Erneuerung der Vorstellung im Bewußtsein, von irgendeinem Bewußtsein kann aber dabei keine Rede sein. Von diesem Gesichtspunkt erscheint eine unbewußte Tätigkeit als ein Zustand, wenn die physiologischen Vorgänge nicht die Bewußtseinsschwelle erreichen. Da als charakteristische Eigentümlichkeit des Bewußtseins nach WUNDT Vorstellungen erscheinen, so handelt es sich offenbar in Zuständen von Hypnose und Schlaf ebenfalls nur um eine bewußte, wenn auch modifizierte Seelentätigkeit. Auch WILHELM WUNDT gebraucht den Ausdruck Perzeption und versteht darunter die Einführung von Vorstellungen in das innere Gesichtsfeld, unter Apperzeption den Eintritt von Vorstellungen in den Bereich des deutlichen Fixationspunktes im Bewußtsein. Dieser letztere Vorgang kann aktiv und passiv sein und ist begleitet von einem besonders subjektiven Gefühl innerer Tätigkeit, das je nach der Art der Apperzeption selbst wechselt. ZIEHEN erkennt den Begriff der Perzeption im WUNDTschen Sinne ebenso nicht an, wie den selbsttätigen Charakter des Bewußtseins. Nach seiner Auffassung tritt in der Psyche überall die Tätigkeit der Assoziation in den Vordergrund. Er spricht indessen vom Vorhandensein latenter Vorstellungen und latenter Erinnerungsbilder als Ausdruck unbewußter Seelentätigkeit. Andere Psychologen stehen der Annahme einer unbewußten Seelentätigkeit ganz ablehnend gegenüber. So äußert sich unlängst ALEKSANDER NETSCHAJEFF (4):
Er kommt schließlich zu dem Ergebnis, die Lehre vom unbewußten Tun "habe etwas Metaphysisches an sich, da das Vorhandensein eines unbewußten Seelenlebens im eigentlichen Sinn des Wortes weder beweisbar, noch durch das Experiment widerlegbar sein sei." Einige Autoren dehnen den Begriff Bewußtsein auch auf elementare Empfindungen aus, die selbst bei Mangel eines selbstbewußten Zustandes vor sich gehen. HERZEN z. B. spricht von unpersönlichem Bewußtsein, falls jemand Empfindungen hat, diese ihm aber nicht als etwas zu ihm Gehörendes zu Bewußtsein kommen. Hier werden offenbar einfache Empfindungen als Elemente des Bewußtseins gedeutet und letzteres demnach nicht, wie bei WUNDT, auf das Gebiet der Vorstellungen beschränkt. Zu den Autoren, die für eine Erweiterung des Bewußtseinsbegriffs eintreten, gehört beispielsweise KRÄPELIN, da er als unbewußt nur Zustände bezeichnet, bei welchen eine Umsetzung physiologischer Vorgänge in psychische nicht statthaben kann. Auch einige andere Psychiater teilen diese Ansicht. So bemerkt Professor ANFIMOW in seiner Rede "Persönlichkeit und Bewußtsein", Bewußtsein beginne in dem Augenblick, "wenn die träge Masse des Keimes beweglich wird. Eine Bewußtseinstätigkeit setzt somit schon im Embryonalleben ein." Zugleich denkt dieser Autor auch an "eine geheime psychische Welt jenseits der Schwelle des Bewußtseins". Die meisten Psychiater verstehen unter unbewußter Tätigkeit besondere seelische Vorgänge, wobei, wie KRAFFT-EBING sich ausdrückt, Nervenbewegungen in Stimmungen, Vorstellungen in Gedanken und Impulse umgesetzt. Willkürbewegungen reguliert werden usw. Diese unbewußte Tätigkeit erlangt somit eine weitaus größere Bedeutung als die Tätigkeit des Bewußtseins, unseres "Ich". Analoge Anschauungen entwickelt auch SCHÜLE in der Ausnahme, daß wir uns gewissermaßen beständig in einer doppelten psychischen Welt hin- und herbewegen - im Bewußten und Unbewußten. Nach MEYNERT sind Bewußtseinsvorgänge begleitet von Vorstellungen, die unterhalb der Bewußtseinsschwelle verlaufen. Diese sekundären Vorstellungen können nach seiner Ansicht untereinander in logische Assoziation treten, sogenannte unbewußte Schlußfolgerungen bilden und zur Grundlage bewußter Schlüsse und Urteile werden. S. KORSAKOW nimmt eine unbewußte Ideation an unter Voraussetzung, daß im Unbewußten nicht nur Gedanken entstehen, sondern auch eine Assoziation derselben untereinander, kurz eine Art "unbewußte Ideation" vor sich geht. Augenscheinlich ist hier unter unbewußter Seelentätigkeit eines solche verstanden, die sich von der normalen nur dadurch unterscheidet, daß ihr das Charakteristikum des Bewußtseins fehlt, die Subjektivität oder das Sichbewußtsein der Vorgänge, die den Inhalt dieser Art Seelentätigkeit bilden. Im übrigen unterscheidet sie sich kaum von der normalen Seelentätigkeit, nur daß sie im Seelenleben eine größere Rolle als diese spielt. IGNATJEW (6) versteht unter bewußter Seelentätigkeit eine solche, wobei die "die Vorgänge der Assoziation von Vorstellungen von uns direkt apperzipiert werden als Tätigkeit unseres Ich im Ganzen durch das Vorhandensein und die Aufeinanderfolge dieser Vorgänge bestimmtem Umfang". Mit anderen Worten,
Als Merkmale außerbewußter Tätigkeit erachtet IGNATJEW vor allem "den Mangel elektiver Vorgänge im Ablauf der Vorstellungsassoziationen", sodann "unterscheidet sich der Charakter außerbewußter Seelentätigkeit in auffallender Weise von der der Bewußtseinstätigkeit eigentümlichen Logik". "Die Logik außerbewußter Tätigkeit liefert häufig Stoff für wichtigere Schlußfolgerungen als die Logik des bewußten Denkens". Gemeint ist hier das Zutreffen des ersten Eindrucks, die logische Sicherheit des außerbewußten Denkens bei der Lösung mathematischer Aufgaben, im Schlaf und dergleichen Erscheinungen. Eine dritte Besonderheit der Sphäre des Außerbewußten bildet schließich "die tiefe intuitive Bedeutung ihrer Produkte für unser Bewußtsein", worunter das Unabweisliche und Zwangsartige der Derivate außerbewußter Tätigkeiten gemeint ist, falls sie in den Bereich des Bewußtseins gelangen. Ein weiterer Unterschied zwischen außerbewußter und bewußter Tätigkeit ist gegeben durch ihr Verhalten zu sensitiven Reizen. Lebhaftere, bestimmtere, deutlichere, isolierte, neue Eindrücke kommen dem Bewußtsein zugute; gewohnheitsmäßig, wenig lebhafte, allgemeine und unbestimmte Reize, die das Gemeingefühl beeinflussen, werden hauptsächlich vom Außerbewußtsein apperzipiert. Auch in der Hypnoseforschung traten große Differenzen der Meinungen hinsichtlich der psychologischen Natur der hypnotischen Zustände zutage. Es wurde der Versuch gemacht, die Theorie der unbewußten Tätigkeit im wahren Sinn des Wortes auf hypnotische und verwandte pathologische Zustände auszudehnen. Aber das Unstatthafte dieser Versuche ist hier mehr als augenscheinlich. Die Erscheinungen nämlich, die in der Hypnose beobachtet werden, stehen im Punkt der Zusammengesetztheit keineswegs den Erscheinungen des normalen Bewußtseins nach; es geht also bei der Erklärung der Hypnose durch unbewußte Gehirntätigkeit jeder Unterschied zwischen Unbewußtem und Bewußtem verloren, wenn das Kriterium der Subjektivität des Bewußten ausgeschlossen wird. Zu bemerken ist übrigens, daß die Ausdehnung der Theorie unbewußter Gehirtätigkeit auf das Gebiet der Hypnose große Bedenken hat. Wir entnehmen hier aus B. SYDIS (7), lebhafter Kritik dieses Gegenstandes einige charakteristische Sätze:
"Die Vertreter der bewußtlosen Gehirntätigkeit sollten zumindest das eine zugeben, daß Hypnose einen bewußten Zustand darstellt. Aus der Theorie unbewußter Gehirntätigkeit ist nicht zu verstehen, wie psychischen Prozesse unterdrückt werden können, während die sie begleitenden unbewußten physiologischen Vorgänge für sich bestehen bleiben - bloß auf das Wort des Experimentators hin. Die Herstellung der Erinnerung ist noch unbegreiflicher als suggerierte Amnesie. Der Befehl des Experimentators: Jetzt können Sie sich erinnern! führt einen Strom von Ideen und Bildern in das Bewußtsein. Der Experimentator gibt dem Hypnotisierten nicht eine Andeutung, die Reihen besonderer Bilder und Ideen wachruft, sondern die allgemeine abstrakte Suggestion: Sie können sich erinnern! und das reicht aus, um Erinnerungen lebendig zu machen, die anscheinend schon aus dem Geist verschwunden waren. Sollten unbewußte physiologische Nervenveränderungen wirklich imstande sein, Suggestionen zu begreifen und ihnen zu folgen? Versteht denn jene unbewußte Gehirntätigkeit den Befehlt des Experimentators, wird sie diesem zuliebe bewußt? Forscht man weiter, dann ergibt sich, daß der Ausdruck "unbewußte Gehirntätigkeit" ein so weiter Begriff ist, der oft Tatsachen umfaßt, die eine deutliche Vernunftätigkeit verraten." "Die Verteidiger der unbewußten Gehirntätigkeit verstehen darunter nicht nur physiologische Nervenprozesse, sondern auch Seelenzustände. Stellt man sich den eigentlichen Sinn einer unbewußten Gehirntätigkeit vor als etwas, was nur physiologische Nervenprozesse ohne begleitende Seelenvorgänge betrifft, dann werden die Schwierigkeiten, auf diesem Weg die Erscheinungen des hypnotischen Gedächtnisses zu erklären, wahrhaft unüberwindlich. Denn wenn die in die Kategorie der unbewußten Gehirntätigkeit einbegriffenen physiologischen Vorgänge vollkommen des psychischen Elements entbehren, wie konnte eine allgemeine abstrakte verneinende Phrase spezielle Seelenzustände unterdrücken, und wie könnte eine ähnliche positive Phrase vergessene Erinnerungen im Bewußtsein zurückbringen? Das ist einfach unfaßbar. Wir können jemandem in der Hypnose suggerieren, daß er nach dem Erwachen sich an nichts erinnern, aber an ein Tischchen gesetzt alles, was in der Hypnose geschah, aufschreiben wird. Nun weckt man ihn auf. Er erinnert sich an keinen der Vorgänge in Trance; sowie er aber an den Schreibtisch kommt, gibt seine Feder eine vollkommene zutreffende Darstellung von allen Erscheinungen. Fragt man den Hypnotisierten jetzt, was er da schreibt, dann macht er ein verwundertes Gesicht, er weiß nicht von dem Aufgeschriebenen. Wie will man sich das durch unbewußte Gehirntätigkeit erklären? Können unbewußte physikalischen Prozesse vernünftige Dinge aufschreiben? Das ist wunderbar, unbegreiflich." Bei all diesen vollkommen zutreffenden Erwägungen möchte ich meinerseits darauf hinweisen, daß auch Suggestionen auf Zeit sich keineswegs mit der Lehre der unbewußten Gehirntätigkeit vertragen. Gelangten diese Zeitsuggestionen streng automatisch, ohne jegliche Beteiligung des Bewußtseins, zur Verwirklichung, so ist zu fragen, was den Zeitpunkt der Suggestion bestimmt, und wie das geschieht? Die Dauer der Frist wird ja wohl nach dem gleichen Maßstab bemessen, wie jede andere Zeit in gewöhnlichen psychischen Zuständen. Wie soll nun eine unbewußte Tätigkeit den Zeitpunkt bestimmen, wenn jener Maßstab nur dem Bewußtsein bekannt ist? Auch Suggestion mit Metamorphose der Persönlichkeit können zur Widerlegung der Theorie des Unbewußten dienen. Ein Beispiel. Wir sagen jemand in der Hypnose, er sei nicht erwachsen, sondern noch ein Knabe, der die Schule besucht. Daraufhin erwacht in seinem Kopf ein Gewirr von Erinnerungen aus der Schulzeit, die er mit allen Einzelheiten wiedergibt, wobei es sich erweist, daß mindestens ein Teil dieser Erinnerungen wirklich erlebten Eindrücken entsprechen. Wie sollten derartige Erinnerungsbilder durch eine unbewußte Gehirntätigkeit wiederbelebt werden, und warum sollte man sie selbst für unbewußt ansehen, wenn die gleichen Bilder im Zustand der Norm sonst für bewußt gelten? Kurz, je mehr man sich in die Erscheinungen der Hypnose und Suggestion vertieft, umso mehr wachsen die Schwierigkeiten, diese Erscheinungen aufgrund unbewußter Gehirntätigkeit zu erklären. Die Hypothese hält also einer wissenschaftlichen Kritik nicht stand und ist als unsicher und faktisch unbegründet aufzugeben. Im Hinblick auf die Unhaltbarkeit der Hypothese haben sich mehrere französische und andere Forscher in dem Sinne geäußert, daß es sich in Fällen von Hypnose und anderen analogen Zuständen nicht um unbewußte Vorgänge handelt, sondern um bewußte Erscheinungen, die im Bereich des sekundären oder sogenannten unterbewußten "Ich" vor sich gehen, also in einem ganz besonderen Bewußtsein, das in diesen Fällen hervortritt und als etwas Unabhängiges und Selbständiges wirksam wird. Wegen der Unhaltbarkeit der Theorie von der unbewußten Gehirntätigkeit, bemerkt hierüber B. SYDIS, gelangen wir zur psychischen Erklärung der Hypnose im allgemeinen und des hypnotischen Gedächtnisses im besonderen. Das Unterbewußtsein ist kein unbewußter physiologischer Automatismus, sondern ein sekundäres Bewußtsein, ein sekundäres Ich. Dieses sekundäre Bewußtsein begreift die vom Experimentator erteilten Suggestionen, nimmt sie auf, gehorcht ihnen, hält unterdrückte Erinnerungen fest, sendet dem höheren Bewußtsein eine allgemeine Idee von ihnen und teilt auf Wunsch die einzelnen Befehle in allen Einzelheiten mit. Die Frage des doppelten "Ich" ist, wie vorhin erwähnt, besonders von den französischen Forschern eingehend behandelt worden. Dr. PRELLE nimmt z. B. an, daß es außer dem bewußten "Ich" noch ein anderes höheres "Ich" gibt, welches zum Deutlichsehen, zu einer feineren Perzeption unserem Bewußtsein unzugänglicher äußerer Eindrücke, zu einer übersinnlichen Erkenntnis befähigt ist; unser Bewußtsein erscheint als eine besondere Äußerung dieses höheren "Ich". Ebenso eifrig tritt PIERRE JANET (8) für das "doppelte Ich" ein. Seiner Ansicht nach ist eine zweifache Seelentätigkeit zu unterscheiden: eine aktive oder schöpferische und eine passive oder erhaltende. Die erstere, die schöpferische Tätigkeit, ist eine Leistung unseres Bewußtseins. Die andere schafft nichts Neues und dient nur der Erhaltung fertiger Produkte psychischer Tätigkeiten und der Bildung von Assoziationen aus vorhandenen Vorstellungen; sie, die ihrem Wesen nach automatisch ist, entspricht der außerbewußten Tätigkeit. Eine Abschwächung der ersten Fähigkeit führt unweigerlich zum Zerfall der psychischen Individualität und zur Entstehung eines psychischen Automatismus oder eines zweiten "Ich". JANET weist nach, daß die dem sekundären oder zweiten "Ich" eigentümlichen psychischen Vorgänge höchst zusammengesetzter Art sind und sogar einer höheren Ordnung angehören, da das zweite "Ich" einen gewissen Grad von Selbstbewußtsein äußeren kann, das zudem unter Umständen entwicklungsfähig erscheint. Diese Tatsachen sollen sich angeblich auf Beobachtungen von JANET selbst und anderen Forschern stützen, die die Selbständigkeit der aus dem unterbewußten oder sekundären "Ich" herauswachsenden neuen Individualität zu erweisen suchen. Um zu zeigen, was damit gemeint ist, führe ich hier ein Beispiel an. JANET fragt eine gewisse Louise, die er hypnotisiert hat:
Antwort: Nein. Janet: Aber um zu antworten, muß man doch hören! Antwort: Freilich. Janet: Wie machen Sie es dann? Antwort: Ich weiß es nicht. Janet: Jemand muß mich doch wohl hören? Antwort: Ja. Janet: Wer mag das wohl sein? Antwort: Louise nicht. Janet: Also jemand anderes, sagen wir Blanche. Antwort: Ja, Blanche. Janet: Also hören Sie mich, Blanche? Antwort: Ja. Es stellte sich nun heraus, daß Adrienne Dinge wußte, von denen Louise keinen Begriff hatte. So z. B. stellte sich bei Louise ein von wildem Geschrei im hysterischen Anfall begleitetes Entsetzen bei der Erinnerung an gewisse Personen ein. Louise hatte keine deutliche Erinnerung vo diesen Personen und Ereignissen, während Adrienne sie mit allen ihren Einzelheiten schildern konnte. Dann drückte ihr JANET im Zustand der Katalepsie die linke Hand zusammen, gab ihr in die rechte einen Bleistift, und als Louise ihm ihre Linke entziehen wollte, fragte sie JANET: "Adrienne, was machen Sie?" Sie wollte ihm ihre linke Hand wieder entziehen; ihr Gesicht sprach von innerer Wut, während ihre rechte Hand schrieb: "ich bin wütend". - "Auf wen?" - "Auf F." - "Warum?" - "Ich weiß nicht, aber ich bin sehr böse." JANET ließ darauf ihre Hand los und führte sie an ihre Lippen. Lächelnd warf Louise eine Anzahl Handküsse. "Sind Sie noch böse, Adrienne?" - "Nein, es ist vorbeit." - "Und jetzt?" - "O, ich bin glücklich." - "Und Louise?" - Die weiß nichts, sie schläft." Es bedarf wohl kaum eines Hinweises, daß alles hier auf Suggestion hinauslief, sowohl die Suggestion der neuen Persönlichkeit in Gestalt von Blanche und später von Adrienne, wie auch der Zorn Adriennes beim Drücken der linken Hand, wie schließlich das Küssen der zum Mund geführten Hand. Wenn Adrienne Dinge wußte, die Louise unbekannt waren, so ist das so zu verstehen, daß diese Dinge und Ereignisse sich auf hysterische Anfälle bezogen, also ein gestörtes Bewußtsein betrafen, aus welchem gewöhnlich keine Erinnerungen für das normale Bewußtsein bewahrt werden, während im Zustand der Hypnose, wie ich dies schon vor vielen Jahren nachgewiesen habe (9), alles, was im hysterischen Somnambulismus erlebt wurde, mit Leichtigkeit reproduziert wird. Alles, was wir in diesem Beispiel finden, erklärt sich also ungezwungen durch Suggestion einer fremden Individualität in Hypnose; es beweist aber in keiner Weise das Vorhandensein eines besonderen zweiten "Ich", wie dies der Autor meint und worin der durch B. SYDIS unterstützt wird. SYDIS bemerkt von aus zum Beispiel JANETs:
Anläßlich dieser Beobachtung schreibt B. SYDIS in Übereinstimmung mit den Anschauungen von JANET selbst:
Im Fall von Léonie, die in der Hypnose den Namen Léontine annimmt, handelt es sich ebenfalls um Suggestion oder Autosuggestion, der zufolge gleichzeitig mit der Hypnose eine Persönlichkeitsverwandlung vor sich geht. Es darf nicht vergessen werden, daß wir es in den erwähnten Fällen mit hysterischen Personen zu tun haben, die ja überhaupt außerordentlich zu Autosuggestionen jeder Art geneigt sind. Von diesem Gesichtspunkt aus erscheinen diese beiden, wie auch alle anderen ihnen ähnlichen Fälle von Persönlichkeitsverwandlung leicht erklärlich. Im zweiten Fall haben wir, abgesehen von allem anderen, Anfälle von spontaner hysterischer Trance, worin die Kranke all das durchlebt, was ihr suggeriert worden war oder sich in ihr durch Autosuggeston während der Hypnose befestigt hatte; sie bleibt in der Rolle der neuen Leontine mit ihrem bestimmten Verhalten zur wirklichen Leonie. Kurz, die genannten Erscheinungen sind allesamt durch Suggestion oder Autosuggestion einer neuen Persönlichkeit erklärbar. Es liegt keinerlei Notwendigkeit vor, im Menschen ein ständig vorhandenes unterbewußtes oder unterwaches "Ich" anzunehmen, das in der Hypnose hervortritt und das sich sogar gelegentlich zur wachen Individualität feindlich verhalten soll. Von diesem Standpunkt wäre man auch zu der Annahme genötigt, daß sich auf irgendeine Weise in uns zwei einander widersprechende, manchmal auch einander feindliche Individualitäten entwickeln, von denen die eine im Wachzustand sich als vorherrschend erweist, während sich die zweite in der Hypnose oder ähnliche Trancezuständen bemerkbar macht. Zur Bestätigung dessen, daß die Sphäre des Unterbewußtseins die Stufe des Bewußten erreichen und sich darauf eine zweite Persönlichkeit entwickeln kann, werden auch Fälle von hysterischer Spaltung oder besser Alternierung der Persönlichkeit angeführt, wobei von Zeit zu Zeit statt der normalen Persönlichkeit eine andere mit neuen Kenntnissen, neuen Ansichten, Gewohnheiten, Neigungen usw. auftritt. Hierzu gehört der mehrfach von AZAM und schon vorher von MEKSCHITSCH beschriebene Fall der Felide X., der Fall von Dr. O. M., der Fall von BORRUT und BOCHUT, von HADYSON usw. Diese Fälle dienen außerdem zum Beweis, daß es sich dabei um eigentümlich hysterische Persönlichkeitsverwandlungen handelte. Es können sich dabei sogar mehrere Personen nacheinander ablösen. Schon im Fall von O. M. finden wir statt einer Person deren zwei, wovon die eine als "Knabe", die andere pathologische Persönlichkeit ablöste. In der Beobachtung von BORRUT und BOCHUT begegnet man bereits fünf neuen pathologischen Persönlichkeiten, die einander ablösten. Das beweist wohl in hinreichendem Grad, daß es sich hier um eine hysterische Trance, bzw. um Somnambulismus handelt, der die Personenverkehrung begleitet. Die Hysterie ist überhaupt eine Krankheit aller möglichen Behaftungen, Inversionen der Persönlichkeit und Charaktere, und man braucht sich daher nicht zu wundern, daß Trance und Somnambulismus hier gewöhnlich mit Verkehrungen der Individualitäten einhergehen, was beispielsweise in epileptischen Trancezuständen nicht der Fall ist. Beweisen aber diese anormalen Fälle, daß ein besonderes unterwaches "Ich" vorhanden ist, das unterhalb der Schwelle des Wachzustandes liegt? Gewiß nicht. Zumindest sprechen dafür keine positiven Tatsachen, wohl aber viele dagegen. Nun gibt es auch pathologische Zustände mit wirklicher Ichspaltung, wobei die Kranken eine Art doppelten Gedankenstrom haben, so wals wenn ihre eigenen Gedanken sich in ihren Köpfen wiederholen würden. Aber diese pathologischen Zustände haben wenig mit den vorigen zu tun und bedeuten eigentlich nicht zwei "Ich" im normalen Individuum, sondern eine pathologische Spaltung des einheitlichen "Ich" des normalen Menschen. Für das Vorkommen zweier "Ich" im Menschen sollen auch Fälle von automatischem Schreiben sprechen, wobei "das unterwache Ich hervortritt, ohne zugleich das primäre Bewußtsein zu alterieren". In diesem Fall gehen wie B. SYDIS sagt,
Wenn ein automatisch Schreibender seines Tätigkeit am Tischchen beginnt, macht sein Stift anfangs gewöhnlich nur Gekritzel; später treten dann Buchstaben, Zahlen, Wörter, Sätze, ganze Betrachtungen auf. Es vergeht eine bestimmte Zeit ehe das unterwache Ich sich von der wachenden Persönlichkeit gelöst hat. Nach und nach tritt das unterwache Ich aus dem Trancezustand, beginnt latente Erinnerungen zu offenbaren, lallt anfangs, versucht unzusammenhängend zu denken, sammelt Gedanken, erwirbt einiges Selbstbewußtsein, gibt sich einen Namen, wird zuzeiten gesprächig und ergeht sich in Betrachtungen über Metaphysik und Religion. Um die ersten Schritte im automatischen Schreiben zu machen, bedarf es ganz derselben Vorbedingungen wie beim normalen Suggerieren. Bei der ersten Lektion im automatischen Entlehnen muß der Betreffende seine Aufmerksamkeit auf irgendeinen Buchstaben, eine Zahl, ein Wort, lebhaft konzentrieren, er muß seine Aufmerksamkeit ablenken von dem, was unter seiner Hand vor sich geht; er muß sich in einer monotonen Umgebung befinden, er darf sich durch den Wechsel der Eindrücke nicht verwirren lassen; er muß sich ruhig verhalten, seine Willkürbewegungen einschränken; sein Bewußtseinsfeld muß eingeengt sein: andere Ideen als die notwendigen, dürfen in seinem Geist nicht vorhanden sein und falls sie auftreten, müssen sie unterdrückt werden. Diese Bedingungen sind, wie wir wissen, günstig für eine Dissassoziation und Desaggregation des Bewußtseins. In den Erscheinungen des automatischen Schreibens haben wir eine Desaggregation des Bewußtseins; das sekundäre unterwache Ich löst sich vom primären wachenden Selbstbewußtsein. Beide Ich koexistieren; eines behindert nicht das andere. Hat sich die Trennung vollzogen, dann kommt es auf eine weitere Beobachtung der Bedingungen natürlich nicht mehr an, die Erscheinungen des automatischen Schreibens gehen frei vor sich; das unterwache Ich, einmal im Gang, betrachtet lebhaft allerhand Dinge, solange es seine eigene Existenz führt."
Um zu zeigen, um welcherlei Erscheinungen es sich hier handelt, sind die Fälle von automatischem Schreiben selbst anzuführen. Ein bemerkenswertes, auch von SYDIS als lehrreich anerkanntes Beispiel von automatischem Schreiben erwähnt JAMES in seiner Psychologie. Folgendes erzählt SIDNEY DEAN selbst von seinem automatischen Schreiben:
Jetzt und zu bestimmten Zeiten wird unabhängig von meinem Willen eine Reihe von vierundzwanzig Kapiteln über die wissenschaftlichen Seiten des Lebens, der Moral, des Geistigen, des Ewigen geschrieben. Sieben sind auf diese Weise bereits fertig gestellt. Vorher sind 24 Kapitel geschrieben worden, die im allgemeinen über das Leben nach dem Tod des Körpers berichten, von seinen charakteristischen Eigentümlichkeiten usw. Jedes Kapitel trägt den Namen irgendeiner Person, die auf der Erde lebte; mit einigen von ihnen war ich persönlich bekannt; andere sind historische Namen. Ich weiß vom Verfasser eines Kapitels nichts, ehe es nicht fertig und der Name unterschrieben ist. Ich interessiere micht nicht nur für bekannte Autoren, sondern auch für Philosophie, Gedanken, die ich nicht kenne, bevor diese Kapitel erschienen sind. Das alles schreibt ein intellektuelles Ich oder die Eingebung nimmt Individualität an, was praktische die Eingebnung zur Persönlichkeit macht; auf jedem Schritt des Prozesses weiß ich, daß nicht ich es bin." Wie weit es sich hier um etwas wirklich von unserem Wachbewußtsein Getrenntes handelt in diesen Fällen von sogenanntem sekundären "Ich", geht unter anderem aus folgenden Worten von B. SYDIS hervor: Wenn die Spaltung der beiden "Ich" vor sich geht, das unterwache Ich anfängt sich zu äußern und sich irgendeines Organs bemächtigt, das sich früher unter einer Kontrolle der wachenden Individualität befand, wird dieses Organ anästhetisch. Das höhere wachende Ich erhält nun keine peripheren Eindrücke von diesem Organ her. Jetzt beherrscht das unterwache Ich diese Eindrücke und ist sich ihrer bewußt. Das sekundäre Ich kann seine Beziehungen zur Außenwelt erweitern; es kann fortfahren sich mit der Beute zu bereichern, welche dem wachenden "Ich" geraubt wurde. Es entsteht Amaurose, hysterische Anästhesie, Analgesie. Anästhesie findet man nicht nur bei Hysterie vor, sondern auch in Fällen, wo die Spaltung eine vorübergehende war und das unterwache "Ich" nur auf einen Augenblick sich des Organs bemächtigte. Eine solche Anästhesie ist natürlich nur eine augenblickliche, dauert nur solange, wie das Organ sich in der Gewalt des sekundären "Ich" befindet. - An einer anderen Stelle bemerkt derselbe Autor:
"Das träumende unterpersönliche unterwache Ich", sagt B. Sydis, "ist seiner Natur nach ein Chamäleon, es besitzt fast absolute Plastizität; es kann sich in alle möglichen Geschöpfe verwandeln, kann beliebig jeden Augenblick alle möglichen Charaktere und Individualitäten annehmen, da es eben keine eigene Individualität besitzt. Hat es irgendeine Individualität angenommen, dann kopiert das unterwache Ich sie mit vollendeter Genauigkeit. Schnell wie der Blitz, dem bösen Geist gleich, bemächtigt sich das unterwache Ich aller Ideen und Assoziationen, die sich auf die angenommene Individualität beziehen, verkörpert sich darin, und es erscheint eine neue Persönlichkeit. Nach der Lehre der Psychologen, die in jeder Person ein sekundäres Ich annehmen, muß man demselben eine größere Empfindlichkeit gegenüber dem Wach-Ich zuerkennen und ferner zugeben, daß das unterwache hypnotische Ich im Normalzustand anwesend ist und das hören und erraten kann, wovon das wache Ich keine Ahnung hat."
Schließlich sind nach JANET (11) und anderen Vertretern dieser Richtung die verschiedenen hysterischen Stigmata, wie Anästhesie, Abulie, Amnesie, nichts anderes als ein Funktionsausfall der normalen Individualität unter Ersatz durch das zweite "Ich". Im obigen äußerte ich mich bereits in dem Sinne, daß kein hinreichender Grund vorhanden ist, in uns die reale Existenz eines besonderen sekundären oder unterwachen Ich anzunehmen. Meiner Ansicht nach kann von der Koexistenz zweier "Ich" in uns keine Rede sein; sie sind genetisch sogar unverständlich, wenn wir uns selbst Wesen vorstellen, die sich überall der gleichen Organe bedienen. Nichtsdestoweniger ist nach den bisher angeführten Tatsachen so viel zweifellos, daß das "Ich" weitaus nicht alle Erscheinungen unseres Bewußtseins in sich vereinigt, daß es abgesehen von den Erscheinungen, die unserem Ich unterstehen, in unserem Bewußtsein eine Reihe anderer Erscheinungen gibt, die, ohne eine nähere Beziehung zum Ich zu verraten, eine besondere psychische Gruppe darstellen, die, obwohl sie nicht in unser Ich übergeht, demungeachtet in keinen Gegensatz zu ihm tritt etwa in Gestalt eines "zweiten Ich", vielmehr als ergänzendes Glied unseres Seelenlebens unserem Ich als eine Art Schatzkammer dient, die ihm zwar nicht ohne weiteres offensteht, aber trotzdem seine sichere Existenz gewährleistet. Wenn wir unser Ich mit allen ihm unterstehenden Erscheinungen des Seelenlebens persönliches oder aktives Bewußtsein nennen wollen, so können wir jene zweite Gruppe psychischer Erscheinungen, die nicht in nächster Beziehung zum Ich steht, Gemeinbewußtsein oder passives Bewußtsein nennen, als ein Etwas, das in uns keine besondere Persönlichkeit bildet und sogar nicht individuell-organisationsfähig ist, aber wie die Erfahrung bezeugt, eine besondere Neigung zur Aufnahme jeglicher Suggestionen beurkundet. Wir wollen hier nicht die Frage erörtern, wie unser Ich entsteht und wie es überhaupt zur Bildung der Persönlichkeit im Menschen kommt. Dazu wird sich ein anderes Mal und an einem anderen Ort Gelegenheit bieten. Hier wird es genügen zu bemerken, daß mit unserem Ich die Gesamtheit aller Willensvorgänge untrennbar verbunden ist, sowie die damit auf das engste zusammenhängende aktive Aufmerksamkeit. Willensvorgänge und aktive Aufmerksamkeit sind in ihrer Art Werkzeuge unseres Ich. Vermöge des Willens wirkt unser Ich in bestimmter Weise auf die umgebende Außenwelt zurück; die aktive Aufmerksamkeit entlehnt der Außenwelt bestimmte Eindrücke, die dank der Zusammengehörigkeit der aktiven Aufmerksamkeit mit unserem Ich zu letzterem in innigste Wechselwirkung treten und zum dauernden Besitz desselben werden. Was wird nun aus jenen Eindrücken, die wir ohne aktive Aufmerksamkeit, sozusagen im Zustand der Zerstreutheit aufnehmen? Die Erfahrung zeigt, daß sie von uns trotzdem perzipiert werden, daß sie bei gewissen Gelegenheiten sogar reproduktionsfähig sind, aber sie treten nicht wie jene in nähere Beziehungen zu unserem Ich und gelangen, von diesem gar nicht oder nur wenig bemerkt, in den Bereich des Gemeinbewußtseins, wo sie vom Gedächtnis wie alle anderen erlebten Eindrücke festgehalten werden. Zu diesem Gemeinbewußtsein hat unser Ich zwar gewisse Beziehungen, aber keine so direkten wie zu all jenen Bildern, die mit Aufmerksamkeit, also bei aktiver Beteiligung unseres Ich zur Perzeption kommen, und die ihren Zusammenhang mit dem Ich nicht verlieren und selbst in einem latenten Zustand als Erinnerungsbilder bewahrt bleiben. Sie sind daher in jedem Augenblick willkürlich reproduktionsfähig und unserem Ich vollkommen dienstbereit, sozusagen beständig zu seiner Verfügung. Was jene Eindrücke betrifft, die von uns ohne Aufmerksamkeit bzw. im Zustand der Zerstreutheit aufgenommen werden, so stehen sie nicht unmittelbar unserem Ich zur Verfügung, sind nicht willkürlich reproduzierbar, und doch bilden sie unseren inneren Reichtum und können bei bestimmter Gelegenheit von selbst mit unserem Ich in Verbindung treten, um dann zum dauernden Besitz desselben zu werden. Der Gedanke kann durch folgendes Beispiel erläutert werden. Nehmen wir an, wir wären in irgendeiner Gegend, haben sie genauer kennengelernt, und sie ist uns so fest im Gedächtnis geblieben, daß wir mit dieser von uns gesehenen Gegend jede andere, in die wir kommen, vergleichen können. Die Erinnerung an jene erste Gegend steht also unserem Ich beständig und direkt zur Verfügung. In einem anderen Fall waren wir in einer Gegend unter Verhältnissen, wo wir die Umgebung nicht genauer beachten konnte. Die Eindrücke dort wurden nun aufgenommen ohne aktive Aufmerksamkeit, haben deshlab keine Verbindung mit unserem Ich gefunden, sind im allgemeinen Feld des Bewußtseins geblieben und können sich nur bemerkbar machen, bzw. in der Sphäre des persönlichen Bewußtseins auftreten nur bei irgendeiner Gelegenheit, z. B. wenn wir in irgendeine neue Gegend kommen, die mit der früheren, von uns aufmerksam betrachteten, Ähnlichkeit hat. Wir erkennen sofort, daß wir etwas Ähnliches schon irgendwo gesehen haben, und schließlich können wir in unserem Gedächtnis das Bild der früher gesehenen Gegend sogar hervorrufen, obwohl die Erinnerung an sie ursprünglich von uns nicht willkürlich belebt werden konnte. Hier genügte die Ähnlichkeit zwischen zwei Gegenden als Anstoß dazu, um einen gegebenen Eindruck aus dem Gemeinbewußtsein in die Sphäre des persönlichen Bewußtseins überzuführen. In anderen Fällen kann als Anstoß dazu irgendeine Gedankenassoziation dienen, selbst eine von uns in der Zerstreutheit gesehene Gegend kann in unserem Bewußtsein als Traum oder Halluzination, z. B. beim Sehen durch einen Kristall, auftreten und so zum Besitz unseres Ich werden. Wir gelangen somit zu der Notwendigkeit, alle Vorgänge der Perzeption einzuteilen in zwei Hauptordnungen: in Perzeptionsvorgänge, die mit aktiver Aufmerksamkeit verlaufen, und Perzeptionsvorgänge, die ohne aktive Aufmerksamkeit bzw. in der Zerstreutheit verlaufen. Jene Sphäre des Bewußtseins, in welche Perzeptionsvorgänge mit aktiver Aufmerksamkeit, also mit Beteiligung unseres Ich eintreten, können wir persönliches Bewußtsein nennen; jenes Gebiet des Bewußtseins, in welches Perzeptionsvorgänge ohne aktive Aufmerksamkeit gelangen, können wir unpersönliches oder Gemeinbewußtsein nennen. Nach WILLIAM JAMES (12)
Es wird hieraus klar, wie eng die Grenzen des persönlichen Bewußtseins, wie weit jene des Gemeinbewußtseins sind. Diese Engheit des persönlichen Bewußtseins ist dadurch erklärbar, daß die es bestimmende Willensaufmerksamkeit nicht zu gleicher Zeit auf eine größere Zahl von Eindrücken gerichtet sein kann. Man hat experimentelle Untersuchungen über den Umfang des Bewußtseins (von WUNDT (13), DIETZE (14), mir (15) CATTEL und anderen), die eigentlich den Umfang des persönlichen Bewußtseins betreffen, welches im allgemeinen mehr oder weniger beschränkt und jedenfalls beschränkter erscheint, als der vermutliche Umfang des Gemeinbewußtseins, der sich übrigens noch einer genaueren Berechnung entzieht. Die psychologische Analyse ergibt, daß ähnlich der Perzeption auch noch andere psychische Prozesse in uns unter Beteiligung aktiver Aufmerksamkeit oder ohne eine solche vor sich gehen. Nehmen wir ein Beispiel aus der Sphäre der Motilität [Fähigkeit zur Bewegung - wp]. Jeder weiß, daß wir gewisse Bewegungen unter aktiver Aufmerksamkeit und bewußt vollführen, während andere Bewegungen ohne Aufmerksamkeit, mechanisch vor sich gehen. Beide hinterlassen eine Spur in der Erinnerung, aber im ersten Fall können wir diese Spur zu jeder Zeit willkürlich in unserem Gedächtnis hervorrufen, nicht aber im zweiten Fall, obwohl auch hier bei gewissen Gelegenheiten ein spontaner Eintritt in das persönliche Bewußtsein stattfindet. Die eine Reihe von Bewegungen dient somit zur Bereicherung unseres persönlichen Bewußtseins, die andere tritt in das allgemeine Bewußtseinsfeld oder in das allgemeine unpersönliche Bewußtsein. An der Bewegungssphäre erweist sich unter anderem, daß Handlungen, die ursprünglich einer Beteiligung der willkürlichen oder aktiven Aufmerksamkeit bedurften und sich somit im Besitz unseres Ich befanden, mit der Zeit ohne Anteilnahme aktiver Aufmerksamkeit vor sich gehen und demnach in das Gebiet des unpersönlichen oder Gemeinbewußtseins hineintreten. Wir können also auch hier, wie bei allen Vorgängen des Seelenlebens, eine Sphäre des persönlichen Bewußtseins und eine Sphäre des unpersönlichen Gemeinbewußtseins unterscheiden. Ebenso können auch komplizierteste Denkprozesse in uns ohne persönliche Anteilnahme vor sich gehen, d. h. ohne jede Aufmerksamkeit und ohne jeden richtenden Einfluß seitens unseres "Ich", während sich in anderen Fällen unser "Ich" aktiv am Ideengang beteiligt. Im ersten Fall können wir von einem passiven Ablauf unserer Gedanken sprechen, von einem Vorgang, der uns selbst entgeht, den wir nicht einmal verfolgen; im zweiten Fall handelt es sich um einen Ideenablauf mit Beteiligung unserer Aufmerksamkeit, also unter Mitwirkung unseres Ich, welches manchmal nicht nur dem Gedankengang folgt, sondern auch aktiv in ihn hineingreift und ihn in bestimmter Weise richtend beeinflußt. Dank diesem Verhalten unseres Ich zu den psychischen Vorgängen in uns und infolge des Verhaltens dieser letzterem zu unserem Ich verlaufen diese Vorgänge entweder im Bereich unseres persönlichen Bewußtseins, wo das Ich sie wahrnimmt, oder sie verlaufen im Bereich des allgemeinen unpersönlichen Bewußtseins, wo sie vom Ich unbemerkt bleiben. Es versteht sich von selbst, daß Vorgänge, die von unserem Ich bemerkt werden und die unter Mitwirkung aktiver oder willkürlicher Aufmerksamkeit vor sich gehen, in einem mehr oder weniger dauernden Zusammenhang mit unserem Ich treten; alle anderen Vorgänge hingegen, die ohne Beteiligung aktiver Aufmerksamkeit verlaufen und dementsprechend unserem Ich entgehen, mit letzterem keine Assoziation gewinnen, sich also seinem richtenden Einfluß und selbst seiner Kenntnis entziehen, sich von Anfang an bis zum Ende außerhalb des Ich abspielen und jedenfalls keinerlei direkte Verbindung mit ihm aufweisen. Auch hier gelangen alle psychischen Prozesse, die mit unserem Ich koordiniert erscheinen, in den Bereich des persönlichen Bewußtseins, während alle psychischen Prozesse, die mit unserem Ich nicht direkt verknüpft sind, in den Bereichs des Gemeinbewußtseins hineingehören. Aus dem Dargelegten erhellt sich, daß die erwähnte Koordination in jedem einzelnen Fall zustande kommt vermöge jenes Vorgangs, welchen wir aktive Aufmerksamkeit nennen und welcher stets einen aktiven Zustand unseres Ich zum Ausdruck bringt. Bei all dem sind aber jene Prozesse, die außerhalb unseres Ich verlaufen, in keiner Weise gänzlich oder für alle Zeiten von unserem Ich losgerissen. Wie schon erwähnt, treten sie bei irgendwelchen Gelegenheiten in das persönliche Bewußtsein ein, das sie stofflich bereichern. Sie repräsentieren solchergestalt besondere Schätze unserer Psyche, welche unserem Ich an und für sich nicht ohne weiteres zur Verfügung stehen, die aber nichtsdestoweniger einen unschätzbaren Born geistiger Kostbarkeiten darstellen und sich unter bestimmten Verhältnissen spontan unserem Ich zur Disposition stellen. Bei jeglicher Gedankenarbeit äußert sich die aktive Mitwirkung unseres Ich in der Weise, daß sie eine bestimmte Koordination unseres Ideenablaufs herbeiführt; das Material selbst zum Denkprozeß wird häufig nicht nur so durch Reproduktion latenter Erscheinungen des persönlichen Bewußtseins geliefert, sondern auch von jenem weiten Vorrat geistigen Besitzes, welcher im Bereich des Gemeinbewußtseins aufgestapelt ist. Es besteht also zwischen persönlichem und Gemeinbewußtsein ein gewisser Austausch, dadurch bedingt, daß aus dem Bereich des Gemeinbewußtseins unabhängig vom Willen der eine oder andere Stoff beständig dem persönlichen Bewußtsein disponibel wird. Andererseits können auch Erzeugnisse des Gedächtnisses und Nachdenkens, die stets mit dem persönlichen Bewußtsein verbunden waren, im Laufe der Zeit, infolge einer Schwächung der Reproduktivität und bei mangelhafter Erneuerung und Belebung, diesen Zusammenhang verlieren und aufhören reproduktionsfähig zu sein. Aber sie verschwinden demungeachtet nicht ganz aus der Psyche, sondern werden im Gemeinbewußtsein festgehalten und können bei irgendwelchen besonderen Anlässen von neuem mit unserem Ich in Beziehung treten, für dasselbe sozusagen von neuem erwachen. Beispiele einer Wiederbelebung verlorener Erinnerungen brauchen hier wohl nicht besonders aufgeführt werden, da sie zahlreich und allgemein bekannt sind. Es ist nach dem Bisherigen klar, daß wenn wir eine Spaltung der Seelentätigkeit in eine Sphäre des Ich oder des persönlichen Bewußtseins und eine Sphäre des Außer-Ich oder des Gemeinbewußtseins haben, daraus keineswegs folgt, daß hier zwei gewissermaßen voneinander unabhängige Gruppen psychischer Erscheinungen vorliegen. Im Gegenteil, sie befinden sich in innigster Beziehung und Gemeinschaft zueinander, sie bilden im Grunde ein Ganzes; die einen Vorgänge, sofern sie auf aktiver Perzeptioin, auf einer Perzeption unter Mitwirkung willkürlicher Aufmerksamkeit beruhen, stehen überall in nächster Beziehung zum Ich des Individuums und können, da sie dem Willen verfügbar sind, stets auf Wunsch des Ich, willkürlich, unter Vermittlung der Willensaufmerksamkeit, belebt werden, während andere psychische Vorgänge, sofern sie ohne Mitwirkung willkürlicher Aufmerksamkeit perzipiert wurden, nicht dem Ich zur Verfügung stehen, nicht dem Willen unterliegen und folglich nicht willkürlich im Bewußtsein belebt werden können: obwohl im Außer-Ich-Bereich verlaufend, bilden sie demungeachtet eine wesentliche Grundlage der Psyche und selbst des Ich, denn unter geeigneten Verhältnissen stellen sie sich spontan dem Ich zur Verfügung und erscheinen jedenfalls in Beziehung zum Ich als eine unerschöpfliche Fundgrube, aus der neben den anlangenden äußeren Eindrücken ein beständiger Strom dem persönlichen Bewußtsein zufließt. Es braucht nicht besonders betont zu werden, daß geistige Leistungen, wie schöpferisches und jedes andere Denken überhaupt, sehr wesentlich auf das Zusammenarbeiten von persönlichem und Gemeinbewußtsein gegründet sind. Das persönliche Bewußtsein ist in diesen Fällen nur ein lenkendes Prinzip, das den allgemeinen Hergang des Denkprozesses verfolgt und seine Endresultate sorgfältig überwacht, während die ganze zusammengesetzte Vorarbeit, die den Stoff für schöpferische Leistungen und Gedankenhervorbringung liefert, wesentlich im Gemeinbewußtsein ihre Wurzeln hat. Bei schöpferischer Tätigkeit markiert das persönliche Bewußtsein oft nur die Hauptpunkte, die die Aufgabe ausmachen sollen; die Erfüllung des ganzen geht größtenteils unabhängig von jeder Aufmerksamkeit vor sich, allmählich aus den Tiefen des Gemeinbewußtseins auftauchend. Wie überall in der organischen Welt Schwankungen im Sinne von Ruhe und Tätigkeit vorherrschen, so zeigt auch das Gebiet des persönlichen Bewußtseins einen Wechsel von Tätigkeit und Erholung, woraus sich Wachen und Schlaf erklärt. Im Wachen haben wir einen Zustand beständiger Tätigkeit des persönlichen Bewußtseins, das Gemeinbewußtsein erscheint dabei nur als eine Art Adjuvans [Hilfsstoff - wp] das nicht aktiv in den Kreis geistiger Tätigkeit hineingreift. Im zweiten Fall tritt das persönliche Bewußtsein zurück und wird mehr oder weniger vollständig unterdrückt, während die psychischen Prozesse, die im Bereich des Gemeinbewußtseins ihre Stätte haben, in den Vordergrund gelangen. Selbständige Erregungen im Gemeinbewußtsein liefern das Gewebe für jene merkwürdigen Erscheinungen, die wir als Traum bezeichnen und die, bis zum beginnenden Erwachen des Ich andauernd, von letzterem wahrgenommen werden und so in den Bereich des persönlichen Bewußtseins gelangen als Erinnerungsbilder an stattgefundene Träume, von denen jedenfalls nur der geringste Teil mit dem persönlichen Bewußtsein während seines Erwachens in Zusammenhang tritt. Hypnose ist nichts anderes, als ein modifizierter Schlaf, in seinen tiefen Stufen mit natürlichem Somnambulismus ähnlich. Wie bei letzterem, so erlischt auch in Hypnose das persönliche Bewußtsein vollkommen oder teilweise; an seiner Statt bleibt nur ein unpersönliches Gemeinbewußtsein. Da die Kontrolle und Kritik des Ich dabei fehlt, so ist klar, daß Hypnose einen günstigen Boden für jegliche Suggestion bilden muß, die ohne weitere Kontrolle in das unpersönliche Gemeinbewußtsein gelangen und sich dort festsetzen, mit der Zeit aber nach dem Erwachen aus der Hypnose unter gewissen Verhältnissen, die durch die Suggestion bestimmt sind, auch in das persönliche Bewußtsein eintreten als fertige und vom Standpunkt des persönlichen Bewußtseins unerklärliche Produkte der Seelentätigkeit, die nicht selten unser Ich vollkommen unterwerfen. Nichtsdestoweniger liegt in der Hypnose kein zweites Ich vor, sondern bloße eine Herabsetzung oder vielleicht eine zeitweilige volle Unterdrückung des Ich des Subjekts, wobei das Gemeinbewußtsein in den Vordergrund rückt, das wegen Fortfall des dem persönlichen Bewußtsein eigentümlichen richtenden Prinzips im allgemeinen der Einführung und Aufdrängung oder Einimpfung beliebiger oft ganz zusammenhangsloser Empfindungen und Ideen, günstig ist. So ist es auch mit der Idee der Persönlichkeitsverwandlung, mit dem Auftreten einer Scheinperson neben einer wirklich vorhandenen, wie es in den erwähnten Beobachtungen von JANET der Fall war. Daß Hypnose sich durch eine Unterdrückung oder ein Schwinden des persönlichen Bewußtseins äußert, wird auch durch die Art und Weise erwiesen, wie man Hypnosen hervorzurufen pflegt. Zu diesem Zweck konzentrieren wir die Aufmerksamkeit - das Hauptwerkzeug des persönlichen Bewußtseins - auf einen bestimmten Punkt, z. B. auf den Gedanken an Schlaf bei Verbalsuggestion, auf irgendeinen Gegenstand beim Hypnotisieren durch Fixation, auf einen bestimmten Körperteil beim Hypnotisieren durch Passes [Streichungen - wp], auf einen gleichförmigen Ton usw. Das reicht aus, um das Feld des persönlichen Bewußtseins einzuengen und dem Gemeinbewußtsein mehr Raum zu schaffen. Um nun die aktive Aufmerksamkeit völlig auszuschalten, unterdrücken wir sie entweder durch Ermüdung bei andauerndem Fixieren, oder durch Suggerieren von Schlaf, womit ja schon unter normalen Verhältnissen ein Verschwinden der aktiven Aufmerksamkeit verbunden ist; beim Suggerieren von Schlaf erfolgt die Beseitigung der aktiven Aufmerksamkeit wie in vielen anderen Fällen durch Assoziation unter Entwicklung von Hypnose. Hypnose ist insofern ein günstiger Boden für allerhand Suggestionen, da jede Suggestion auf einem direkten Eindringen von Gefühlen, Emotionen oder Ideen in das Gemeinbewußtsein ohne jede Mitwirkung des persönlichen Bewußtseins beruth. Schon in meiner Untersuchung "Die Bedeutung der Suggestion im sozialen Leben" (16) definierte ich Suggestion als eine derartige Einwirkung einer Person auf eine andere, die in die Psyche nicht durch logische Überzeugung eindringt, sondern unter Umgehung des persönlichen Bewußtseins und des Willens, was auch im Wachzustand erreichbar ist; in der Hypnose, wo das persönliche Bewußtsein schon ohnehin unterdrückt ist, gelangt die Suggestion fast ohne Widerstand in das Gemeinbewußtsein, und zwar selbst in dem Fall, wenn das Widersinnige des Suggerierten für das wachende Bewußtsein mehr als augenscheinlich ist. Daraus folgt aber nicht, daß das Gemeinbewußtsein mit den Gesetzen des gesunden Menschenverstandes, des moralischen Empfindens usw. gar nicht rechnet. Da das Gemeinbewußtsein kein vom Ich des Subjekts isoliertes, vollkommen getrenntes Bewußtseinfeld darstellt, sondern überall in engster Gemeinschaft damit steht als Grundlage unserer Seelentätigkeit, so müssen offenbar für das Gemeinbewußtsein im Großen und Ganzen die gleichen Gesetze der Logik und die gleichen moralischen Prinzipien Geltung haben, wie für das wachende Bewußtsein. Obgleich daher die volle Äußerung jener Gesetze und Prinzipien in der Hypnose durch die Beseitigung des kontrollierenden Ich und der aktiven Aufmerksamkeit erschwert ist, ist der Hypnotisierte immerhin weder frei von Logik, noch auch von moralischen Begriffen. Zumindest erscheint bei zusammengesetzten Geistesvorgängen die Sicherheit des Gedankens beim Hypnotiker nicht wesentlich alteriert. Andererseits ist bekann, daß Leute von ungleichem moralischen Niveau sich nicht in der gleichen Weise gegenüber Suggestionen verhalten, die ihre Ehre, ihre moralischen und religiösen Begriffe berühren. Aus dem Bisherigen ergibt sich, daß sich auf dem Gebiet des Gemeinbewußtseins mannigfaltige psychische Prozesse abspielen, die hinsichtlich ihrer Kompliziertheit sich nicht von den Vorgängen des persönlichen Bewußtseins unterscheiden, aber charakterisiert sind erstens dadurch, daß ihnen das richtende Prinzip fehlt, das im persönlichen Bewußtsein des Ich des Subjekts wurzelt, und zweitens dadurch, daß sie an und für sich nicht willkürlich dem persönlichen Bewußtsein zugeführt werden können. Damit erscheinen ohne weiteres erklärbar jene eigentümlichen Vorgänge, die bisher von den Autoren im Sinne eines in uns vorhandenen zweiten Ich gedeutet worden sind. Zum Beweis eines zweiten Ich in uns hat man unter anderem die Tatsache angeführt, daß der Mensch imstande sein soll, in Hypnose eine andere Individualität mit anderem Namen und anderem Charakter und selbstmit größeren Kenntnissen, als ein gewöhnliches Individuum anzunehmen, wobei von dieser Persönlichkeit später nicht einmal eine Erinnerung übrig bleibt, während sie sich auf Suggestion hin auch im Wachzustand durch bestimmte Handlungen zu äußern vermag. In Wirklichkeit aber ist die neue Persönlichkeit nichts anderes, als ein Erzeugnis von Suggestion. In Hypnose kann ja, wie jeder weiß, alles Erdenkliche suggeriert werden, so auch eine neue Individualität mit neuem Namen; manchmal braucht man nur einfach den Namen zu ändern, wie dies JANET tat als er Louise den Namen Blanche oder Adrienne gab, damit sofort mit diesem neuen Namen assoziativ ein anderer Charakter, andere Manieren, andere Handlungen und selbst feindseliges Verhalten gegenüber der eigenen Person verknüpft wird. Etwa vorhandene neue Kenntnisse beziehen sich, wie wir sahen, eigentlich auf Zeiten von hysterischem Somnambulismus, aus welchem, wie ich feststellen konnte, Erinnerungen auch im Hypnosezustand leicht angeregt werden. Louise z. B. stieß in ihren Anfällen ein wildes Geschrei aus bei der Erinnerung an gewisse Personen, und nach dem Anfall wußte sie nichts davon, in der Hypnose aber verband sie mit dem Namen Adrienne, der im Grunde ganz überflüssig war, eine vollkommene Erinnerung der Vorgänge selbst und der sie belästigenden Reminiszenzen. Man kann natürlich ohne Mühe einen Hypnotiker durch Suggestion auch im Wachen sich der neuen in der Hypnose benützten Persönlichkeit erinnern lassen, wie ich dies in meinen hypnotischen Séancen mehrfach beobachtete. Kurz, was die Autoren als zweite Persönlichkeit, als zweites "Ich" aufführen, findet meiner Ansicht nach eine einfache Erklärung vom Standpunkt der Suggestion in Hypnose. Es liegt kein Grund vor, ein hypnotisches zweites "Ich" in uns anzunehmen. Jene pathologischen Zustände mit periodischer Personenveränderung bei Hysterischen (Mekschitsch, Azam, O. M. und andere), die ebenfalls das Vorhandensein eines zweiten Ich beweisen sollen, stellen nichts anderes vor als Zustände einer hysterischen Personenverkehrung, die dem hysterischen Somnambulismus nahe stehen; sie beweisen selbstverständlich ebensowenig die Existenz eines zweiten Ich, wie dies epileptische Anfälle mit Bewußtseinstrübung, die sogenannte epileptische Absenz oder alkoholische Trancezustände usw. tun. Daß es sich in der Tat hier nicht um ein zweites "Ich", sondern um eine Anlage von hysterischem Somnambulismus handelt, in denen ein eigentümliches Verhalten zum normalen Ich hervortritt, geht aus dem Umstand hervor, daß in solchen Fällen nicht nur eine zweite, sondern wir wir sahen, auch eine dritte Person auftreten kann, wie beispielsweise im Fall von O. M.; manchmal gibt es sogar mehrere Personen, wie in der Beobachtung von Borru und Bochut. Vom Standpunkt der Zwei-Ich-Theorie wäre es folgerichtig, das Bestehen eines dritten, vierten, vielfachen Ich anzunehmen. In Wirklichkeit aber ist die Sache auf einen, dem Somnambulismus ähnlichen pathologischen Zustand zurückzuführen, dem sich wie eine Art Autosuggestion eine neue Individualität animpft, manchmal mit neuem Namen und auf jeden Fall mit anderen Charakterzügen, anderen Empfindungen, fremdem Betragen usw., woebei wie zu erwarten, nach dem Aufhören des Zustandes keinerlei Erinnerung an die neue Person zurückbleibt, während im Verlauf der Hypnose die Erinnerungen normaler psychischer Vorgänge vollkommen beibehalten werden. Letzteres trifft übrigens nicht immer zu, wie z. B. aus der Beobachtung von HODYSON hervorgeht. Einen besonderen Beweis für die Existenz eines zweiten Ich finden viele in den Erscheinungen des sogenannten automatischen Schreibens. Hier liegt in der Tat eine Teilung des Bewußtseins vor in ein persönliches Bewußtsein, dem auch Selbstbewußtsein zukommt, und ein unpersönliches oder Gemeinbewußtsein. Letzteres leitet in diesem Fall die automatische Schrift. Fälle, wo ohne Mitwirkung des Willens, bei bloßer Konzentrierung der Aufmerksamkeit geschrieben wird, erklären sich durch unwillkürliche Impulse und erscheinen als eine besondere Stufe dieser unwillkürlichen Bewegungen. Letztere gehören unbestreitbar zum Gebiet des Gemeinbewußtseins, denn sie erfolgen ganz unabhängig vom Ich und bleiben dem persönlichen Bewußtsein so lange fern, als sie nicht Gegenstand der Aufmerksamkeit sein. Auffallendere Fälle von automatischer Schrift, wie der von JAMES geschilderte Sidney Dean, stellen natürlich schon eine abnorme, äußerst hochgradige und dauernde Abspaltung des persönlichen Bewußtseins vom Gemeinbewußtsein dar, wobei letzteres gewissermaßen unabhängig vom ersteren tätig ist und das persönliche Bewußtsein nur in der Rolle des passiven Beobachters auftritt. Ähnliche Zustände gibt es bekanntlich auch im Schlaf. Das Gemeingefühl hat die Empfindung des Träumens, aber das persönliche Bewußtsein ist noch nicht ganz erloschen, der Mensch weiß, daß er träumt, er beobachtet die Traumgestalten. Hochgradige solche Erscheinungen kommen in pathologischen Fällen zur Beobachtung und sind dort als psychomotorische Halluzinationen bekannt. SEGLAS (17) unterschied zuerst 1888 von der Gruppe der sogenannten psychischen Hallzinationen BAILLARGERs als "psychomotorische Worthalluzinationen" besondere Zustände, bei welchen es sich um eine Objektivierung von Bildern handelt, die ihrer Lokalisation und Natur nach motorische Bilder vorstellen. In diesem Fall sprechen die Kranken vor sichher, bewegen Zunge und Lippen, aber nicht freiwillig, sondern so, als wenn jemand anderer ihre Lippen in Bewegung versetzen würde. Analoge Beobachtungen machten BALLET (18) und ROUBINOWITSCH (19). Ich selbst habe ebenfalls viele solche Fälle gesehen. Es sind mir unter anderem Fälle vorgekommen, wo vollständig analoge Erscheinungen nicht nur an der Sprache, sondern auch hinsichtlich der Extremitätenbewegungen zur Beobachtung gelangten (20). Eine Patientin erzählte, daß sie auf Fragen, die ihr in den Sinn kommen, durch Bewegungen ihrer Finger Antwort erhält. Einige ihrer linken Finger waren in ihrer Vorstellung mit bestimmten Personen in dem Sinne verknüpft, daß diese Personen sich mit ihr unterhalten konnten, indem sie sich des von der Patientin hingehaltenen Fingers als Werkzeug bedienten. Die Patientin stellte in Gedanken oder laut irgendeine Frage und wartete nun, was mit ihren Fingern geschehen wird, und wenn einer von ihren Fingern ohne ihren Willen sich in Bewegung setzen würde, faßte sie diese Bewegung als Bejahung ihrer Frage auf seitens der betreffenden Person. Wir haben augenblicklich eine Patientin in Beobachtung, die nicht nur psychomotorische Worthalluzinationen in dem vorhin angedeuteten Sinn hatte, sondern auch eine Schreibautomatie, wobei das Ich der Kranken unbetreiligt ist, ihre Hand aber bestimmte Worte hinschreibt, gewissermaßen von einem fremden Willen geleitet und ohne vorher sagen zu können, was sie schreiben wird. Ihre Schreibautomatie kann die Kranke beliebig auf Wunsch reproduzieren. Sie braucht, erzählt die Kranke, ihre rechte Hand lose auf den Tisch zu legen, wie zum gewöhnlichen Schreiben, und dann die Hand sich selbst überlassen, damit das automatische Schreiben einsetzt, an welchem sie selbst, d. h. ihr Ich unbeteiligt ist, welches sie aber selbst wie als dritte Person beobachten kann, ohne vorher zu wissen, was auf dem Papier erscheinen wird. Diese automatische Schrift erklärt die Kranke, ebenso wie ihre psychometrischen Worthalluzinationen, durch den Einfluß eines fremden suggerierenden Willens auf ihre Person. In den angeführten Fällen handelt es sich zweifellos um besondere pathologische Zustände bzw. psychische Alterationen. In der gleichen Ordnung pathologischer Erscheinungen gehört unzweifelhaft auch der vorhin angeführte von JAMES mitgeteilte Fall Sidney Dean. "Das Schreiben", sagt Sidney Dean, "vollführt meine eigene Hand, aber es diktiert nicht mein Verstand und mein Wille, sondern jemand anderer, und zwar erden Dinge diktiert, von denen ich nichts weiß; während meine Hand schreibt beurteile ich bewußt Gedanken, Tatsachen, Ausdrucksweise, Worte, die aufgeschrieben werden sollen; wenn ein Satz beginnt, weiß ich nicht wovon er handeln und wie er enden wird." "Ich weiß nichts vom Autor irgendeines Abschnittes, bis er beendet und unterschrieben ist. Ich interessiere mich nicht nur für bekannte Autoren, sondern auch für Philosophie, für Gedanken, die ich nicht kenne, bevor diese Kapitel erschienen sind. Dies schreibt das intellektuelle Ich oder die Eingebung nimmt Individualität an, was praktische die Eingebung zur Individualität macht. Aber auf jedem Schritt des Prozesses weiß ich, daß nicht ich es bin." (21) Es ist klar, daß es sich hier um einen Zustand handelt, in welchem der Mensch schreibt, ohne zu wissen was er schreibt, und daß er selbst vollkommen begreift, daß in diesem Fall - die Eingebung (die ihren Stoff wie immer aus dem Gemeinbewußtsein schöpft) Individualität annimmt. Halluzinationen und Träume sind ebenfalls Produkte des Gemeinbewußtseins, die in das persönliche Bewußtsein bei mehr oder weniger ausgesprochener Depression desselben hineintreten. So erklären sich meiner Ansicht nach in ungezwungener Weise auch jene halluzinatorischen Erscheinungen, die von einigen Personen beim Sehen durch einen Kristall und beim Hören an einer Muschel empfunden werden. Gibt man genauer acht auf das, was man durch einen Kristall sieht, so ergibt sich, daß die Bilder im Grunde nichts anderes vorstellen, als eine Personifizierung von Produkten des sogenannten unbewußten Gedächtnisses, also jener Erinnerungsbilder, die passiv bzw. ohne Mitwirkung aktiver Aufmerksamkeit perzipiert, von Anbeginn an im Gemeinbewußtsein abgelagert werden und gewissermaßen in Gestalt unbemerkter Eindrücke verbleiben; beim Sehen durch einen Kristall, infolge der damit verbundenen Aufmerksamkeitsermüdung und der dadurch bedingten Unterdrückung des persönlichen Bewußtseins, zu einer Zeit, wenn das Gemeinbewußtsein sich anschickt mit größerer Stärke auf das persönliche Bewußtsein einzuwirken, tauchen diese Erinnerungsbilder mit besonderer Lebhaftigkeit auf und gelangen solchergestalt in die Sphäre des Gemeinbewußtseins. Ein auch zu automatischem Schreiben befähigter Beobachter schildert in folgender Weise seine im Kristall gesehenen Bilder:
"Am 9. März sah ich ein felsiges Ufer im Kristall, ein wogendes Meer und davor eine Sandfläche. Als ich das beobachtete, schien das Bild fast ganz durch die Erscheinung einer Maus verdeckt. Zwei Tage darauf blätterte ich in einem Band Gedichte und erinnert mich nun, daß ich ihn im Gespräch aufgeschnitten hatte, wobei ich natürlich unbewußt las. Beim Durchblättern waren mir die Verse aufgefallen:
Hinter der Kulisse ein Mäuslein."
Jemand sah z. B. im Kristall ein Bild, das, wie sich später herausstellte, auf Ereignisse der frühesten Kindheit Bezug hatte, die gar keine Spuren im persönlichen Bewußtsein hinterlassen hatten. In einem anderen Fall konnte eine Dame ein verlegtes wertvolles Silberservice lange Zeit nicht finden, als sie sich aber später mit einem Kristall beschäftigte, erblickte sie darin das Bild einer Kiste mit diagonalliegenden Gegenständen; sie nahm sogleich einen Stuhl, trat auf denselben, griff mit der Hand auf den Schrank und fand dort die Kiste mit den diagonal darin liegenden Gegenständen. Und so geht es weiter. Alle diese Beispiele zeigen, daß es sich beim Kristall um eine Reproduktion von Eindrücken handelt, die ohne Mitwirkung des persönlichen Bewußtseins, in der Zerstreutheit perzipiert wurden und somit im Gemeinbewußtsein geblieben waren. Es handelt sich also bei diesen Kristallvisionen um ein Hervortreten einer gewissen Aktivität des Gemeinbewußtseins bei einer gewissen Unterdrückung des persönlichen Bewußtseins. Ganz analoge Erscheinungen sind auch beim Hören an einer Muschel zu beobachten. Auch hier werden gewöhnliche Gespräche gehört, die ohne Beteiligung der Aufmerksamkeit vernommen wurden und in das Gemeinbewußtsein der betreffenden Person gelangt waren. Wenn Bilder, die im Gemeinbewußtsein latent sind, infolge einer Unterdrückung des persönlichen Bewußtseins eine für sie ungewöhnliche Klarheit erlangen, dringen sie spontan, gewissermaßen gewaltsam, also nicht assoziativ, in das Bewußtsein ein, sie werden dabei zu jenen pathologischen Zuständen, die man Halluzinationen nennt. Halluzinationen sind also nichts anderes, als Produkte des unpersönlichen Gemeinbewußtseins, die spontan in das persönliche Bewußtsein hineintreten und letzteres allmählich unterwerfen. Aus dem Bereich der Halluzinationen, die das persönliche Bewußtsein manchmal durch ihren Inhalt bestürzen, können zahlreiche lehrreiche Beispiele angeführt werden, die für die obige Erklärung sprechen. Um nicht lange nach Beispielen zu suchen, will ich jene Halluzinationen erwähnen, wobei die Kranken behaupten, daß jemand ihnen ihre Gedanken im Voraus sagt. Will der Kranke lesen, dann liest eine Stimme, die er vernimmt, ihm aus dem Buch vor, das er in der Hand hält. (22) Dieses Vorauseilen der halluzinatorischen Perzeption vor der normalen aktiven Perzeption ist vom Standpunkt der bisherigen Darlegungen so zu verstehen, daß die aktive Aufmerksamkeit als Willensakt stets langsamer verläuft, als der automatische Prozeß, den wir in der passiven Perzeption haben. Kurz, alles was wir über Halluzinationen wissen, beweist nicht im mindesten das Vorhandensein eines zweiten Ich in uns, sondern beweist nur die Spaltung unserer Seelentätigkeit in ein persönliches Bewußtseins, in welchem sämtliche Seelenerscheinungen mit unserem Ich koordiniert sind und seinem Willen unterliegen, und in ein Gemeinbewußtsein, das in sich aufnimmt und festhält, psychische Erscheinungen, die mit unserem Ich nicht koordiniert sind, wobei nur unter besonderen Verhältnissen seelische Erscheinungen aus dem Gemeinbewußtsein mit unserem Ich Verbindung gewinnen und zugleich in das persönliche Bewußtsein eintreten. Wenn psychische Gebilde aus dem Gemeinbewußtsein in das Gebiet des persönlichen Bewußtseins auf gewöhnliche Weise übertreten infolge irgendeiner Assoziation, dann haben wir eine normale Wiederbelebung von Bildern, die ohne Beteiligung unseres Ich, ohne unsere Aufmerksamkeit bzw. im Zustand von Zerstreutheit zur Perzeption gelangt waren. Diesen Fall beobachten wir bei jedem Denkvorgang, beim normalen Ablauf unseres Ideenganges, bei dem geistige Bilder mitwirken, die nicht nur aus dem latenten Gebiet des persönlichen Bewußtseins herrühren und auf gewöhnliche Weise perzipiert wurden, sondern auch aus der Sphäre des Gemeinbewußtseins durch eine Assoziation mit Bildern, die sich im persönlichen Bewußtsein befinden. Ein klares Beispiel einer unwillkürlichen Rückwirkung des Gemeinbewußtseins auf das persönliche Bewußtsein bilden die Fälle von Problemlösngen im Schlaf, wo eine Lösung im Wachzustand undenkbar schien. Allgemein bekannt sind Beispiele, wo sich eine bestimmte Aufgabe im gewöhnlichen Zustand jeder Lösung entzog, sich im Schlaf jedoch wie durch einen Zauber offenbarte. Auch hier handelt es sich augenscheinlich um ein Hineindringen von Tätigkeiten des Gemeinbewußtseins in das Gebiet des persönlichen Bewußtseins infolge dieser oder jener Assoziationen. Kurz, unser bisherigen Ausführungen deuten nicht auf das Bestehen eines doppelten "Ich" in der normalen Psyche, sondern auf die Anwesenheit psychischer Bilder, die einerseits innig mit unserem "Ich" zusammenhängen, und andererseits von Bildern, die in uns ohne jede Mitwirkung unseres "Ich" abgelagert werden. Dabei vollzieht sich eine Wechselwirkung zwischen diesen beiden Arten von Bildern bei jedem beliebigen Denkvorgang, bei jeglicher Seelentätigkeit, ohne daß eine Alteration der Einheit unserer Persönlichkeit zustande kam. ![]()
1) Vortrag, gehalten in der Gesellschaft für normale und pathologische Psychologie im Jahre 1904. 2) Die philosophischen Schriften von G. W. LEIBNIZ, Berlin I-VII, 1875-1890. Vgl. W. SEREBRENNIKOW, Die Lehre von Leibniz über das unbewußte Seelenleben, Westnik psichol. I, Heft 2, 1904. 3) WILHELM WUNDT, Grundzüge der physiologischen Psychologie, Seite 265. 4) A. NETSCHAJEW, Grundriß der Psychologie für Pädagogen und Lehrer, St. Petersburg, 1904, Seite 23 5) Hier und im Folgenden vom Verfasser gesperrt. 6) Vortrag in der Gesellschaft für normale und pathologische Psychologie, 5. Dezember 1905 7) B. SYDIS, Psychologie der Suggestion. 8) PIERRE JANET, L'automatisme psychologique 9) Vgl. meinen Vortrag in der Neuropathologischen und Psychiatrischen Gesellschaft zu Kasan, 1892, meine Abhandlung "Kompression des Lendenmarkes, kompliziert mit Anfällen von Somnambulismus" in Nervenkrankheiten und Einzelbeobachtungen, Kasan 1898 usw. 10) B. SYDIS, a. a. O. 11) PIERRE JANET, Etat mental des hysteriques. 12) WILLIAM JAMES, Psychologie, 1896 13) WILHELM WUNDT, Grundzüge der physiologischen Psychoogie, Bd. II 14) TH. RIBOT / W. DIETZE, Psychologie der Aufmerksamkeit, 1908 15) BECHTEREW, Das Bewußtsein und seine Grenzen, Kasan 1886 16) siehe "Grenzfragen des Nerven- und Seelenlebens", Wiesbaden 1905. 17) SEGLAS, L'hallucination dans ses rapports avec la fonction du langage; les hallucinations psychomotrices, Progres méd. 1884, Seite 33 und 34 18) G. BALLET, Le langage interieur, Paris 1886, Seite 64 (siehe "Lécons à l'hôpital St. Antoine", Semaine méd. 1891) 19) ROUBINOWITCH, Sur les hallucinations verbales psychomotrices etc. Paris 1893 20) W. Bechterew, Oboscenie psychiatrii, Nr. 6, 1905 21) Proceedings of the Society for psychical research, May 1899, Zitiert nach B. SYDIS, Pschologie und Suggestion. 22) Einer von meinen Patienten hatte gefunden, daß seine Stimmen nur dann vorauslesen, wenn er seine Brille aufsetzt und das Buch in die Hand nimmt, daß aber ohne Brille nie ein Vorauslesen der Stimmen eintrat; er kam daraufhin zu dem Schluß, daß auch seine Stimmen, ganz wie er selbst, Brillen brauchen, ohne die sie ihm das zu Lesende nicht vorzusagen imstande sind. 16) siehe "Grenzfragen des Nerven- und Seelenlebens", Wiesbaden 1905. |