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FRANZ STAUDINGER
Cohens Logik der reinen Erkenntnis
und die Logik der Wahrnehmung

[2/2]

"Das  Sein  der Gedanken in der Psyche mit den Gegenständen der Gedanken, dem was sie bedeuten, zusammenwerfen, heißt alle Philosophie aufheben, die Gegenstände zu Bewußtseinsdaten macht. Als psychische Daten sind diese zwar selbstgewiß und verführen darum, gerade wenn sie reine Begriffe sind, so gerne zum Glauben an ihr  objektive  Gewißheit. Sie sind aber doch für sich gestellt, eben auch nur Daten und ihre  Bedeutung  müssen sie -  außerhalb ihrer Selbstgewißheit -  erst  suchen.  Auf diese Bedeutung allein aber geht die Erkenntniskritik."

Nicht einmal die Bildung der Zahl geht  an  der Zeit vor sich. Ehe wir Zeitintervalle zählen lernen, haben wir die Zahl längst selber gebildet. Und hier können wir ja ganz empirisch die Abstraktion verfolgen, die durch sie entsteht. Es sind  Gruppen  von  gleichartigen  Dingen (Nüssen, Kügelchen), an denen das Kind die Zahl abstrahieren lernt. Eine Gruppe muß es sein, also eine Einheit von Mehreren, Mehrere als zusammengehöriges Ganzes gefaßt. Nur am Gegensatz zur zwei, drei läßt sich  eins  als Zahl bilden.  Gleichartig  müssen dabei die Gegenstände sein, wenigstens so weit, daß sie als Gruppe von Einzelheiten aufgefaßt werden können. Der Begriff "gleich", wenn auch nicht im mathematischen Sinne, kommt also schon hier zur Anwendung, wie ja das Wesen der abstrakten Zahl Gleichheit enthalten muß.

Wie das Kind freilich von den sinnlichen Beigaben völlig abstrahieren und völlig abstrakt denken lernt, das geht uns hier nichts an. Wesentlich ist hier nur zweierlei, was in der Abstraktion steckt und worauf sie Bezug hat.

Es  steckt  in der Zahl nichts als Diskretion von Einheiten, die ihrerseits identisch zusammengehören in der Einheit der betreffenden Zahlenordnung. Das ist ihre erste, ihre rein begriffliche Beziehung. Die zweite aber ist die Beziehung der Zahl auf die Gegenstände, die durch sie  bestimmt  werden sollen. Das ist zunächst kein besonderes Rätsel, falls wir einmal wissen, wie die Zahlbegriffe von den betreffenden Gegenständen zu abstrahieren sind. Hier gilt der Lehrsatz: Was in einer Abstraktion gefunden wird, muß für die Gegenstände der Abstraktion selber gelten; genau so, wie wir wissen, daß der Baum, in dessen Asche wir Eisen finden, selbst Eisen enthalten haben muß. Die tiefere Frage freilich ist, auf welchen Fundamenten, welchen "Konstruktionsstücken" an den Gegenständen die Abstraktion selber ruht.

Statt aber diese Untersuchung anzustellen, geht COHEN auch hier den umgekehrten Weg und wendet unserer Überzeugung nach vergeblichen Fleiß darauf,  die naturwissenschaftlichen Kategorien ihrerseits aus Mathematik - abzuleiten.  In der Gleichung kommt ihm die Substanz (Seite 200), in der Funktion die Kausalität (Seite 246) zum Vorschein. Freilich ist dieses Ergebnis schon dadurch vorbereitet, daß Raum und Zeit in der vorhergehenden Urteilsklasse aus Anschauungsformen, wie sie KANT nimmt und wie sie ehemals COHEN selbst nahm, zu Urteilsfunktionen, zu Gedanken verflüchtigt sind. Daß man sich aufgrund von Raum und Zeit Begriffe bilden, daß man diese wieder auf Raum und Zeit anwenden kann, ist ja richtig. Aber dagegen, daß Raum und Zeit in Begriffe  auflösbar  sind, ist doch entschieden Einspruch zu erheben.

Das geht hier ebensowenig an, wie bei der Empfindung, mit der COHEN die gleiche Operation vornimmt, indem er sie in Schwingung auflösen will. - Nun ist ja freilich die Empfindung oder wie wir lieber sagen möchten, die raumzeitliche, aber dem Gegenstand nach noch unbestimmte Anschauung erst mittels anderer Konstruktionsstücke bestimmbar. Und ferner ist diejenige Seite an jener Anschauung, die wir abstrahiert "Empfindung" nennen, allerdings auch durch die Zahl bestimmbar, nämlich als Schwingung. Aber damit ist sie ebensowenig in Zahlen aufgelöst, wie etwa ein Brett, das ich a2b berechne. Daß sie dem Dasein nach aufgelöst ist, behauptet natürlich auch COHEN nicht. Aber sie ist es auch der Erkenntnis nach nicht. Die betreffende Schwingung  bedeutet  eben die betreffende Empfindung, bzw. deren Ursache; und andererseits sind die Empfindung sowie die Schwingung  identisch  auf denselben  Gegenstand  zu beziehen.

Die Beziehung auf den Gegenstand.  Damit kommen wir zum Grundbegriff der Erkenntnis, dem Grundbegriff der formalen, wie der realen Logik. Für die formale Logik haben wir ihn als Beziehungseinheit bestimmt. Was aber in der Reallogik diese Einheit bedeutet und was darauf zu beziehen ist, das erfordert eine besondere Untersuchung. Hier ist die Meta, der Prellstein, an der die Philosophie bisher immer zerschellt ist. Und hier zerschellt auch, wie wir glauben, vor allem COHENs Philosophie. Denn diese Beziehung hat er, wie wir schon mehrfach wahrzunehmen Gelegenheit hatten und im folgenden weiter erkennen werden,  gar nicht  auf ihren Grund verfolgt. Vor allem hat er zwei hier maßgebende Begriffe und deren Grundlagen gar nicht beachtet: Den Begriff der Gewißheit und den der Wahrnehmung.

Gewiß  ist zunächst und im strengen Sinne alles, was unmittelbar gegeben ist. Der Ton, den wir hören, der Gedanke, den wir denken, sie sind uns gewiß, weil sie  als solche  ohne weiteres im Bewußtsein gegeben sind.

Gegen das "gegeben" sträubt sich COHEN mächtig (Seite 68). Und doch ist das von uns gemeinte Gegebensein genau dasselbe, das COHEN an jener Stelle anspricht. Gegeben soll dem Denken nur sein, was es selbst aufzufinden vermag. Ganz Recht! Das Denken  findet  reflektierend, daß die Farbenempfindung so  ist,  wie sie ist, wenn ihm auch zweifelhaft sein mag, ob sie einen roten Lappen oder eine Mohnblume  bedeutet.  Selbst den Irrtum als psychische Tatsache muß die Logik "gewiß" nennen.

In dieser bloßen Konstatierung fällt der Gegenstand und die Beziehung zum Gegenstand in eins. Ein Gegenstand im eigentlichen Sinne ist damit nicht angezeigt, selbst bei den reinsten Begriffen nicht.

Mit der Gewißheit  gegebener Data  ist also auch gar nichts vermittelt, was Erkenntnis heißen könnte. Sie sind, wie COHEN, allerdings speziell von den Empfindungsdaten, sagt, nichts als Ansprüche, die sie anmelden, aber nicht zur Befriedigung bringen können. (Seite 409) Diese Befriedigung liegt in der Beziehung auf den Gegenstand.

Was ist der Gegenstand? Wenn wir allgemein  psychologisch  darauf antworten wollen, so ist er nichts als die Verbindung gegebener Faktoren in einen einheitlichen Bewußtseinszusammenhang. Objektivierung wäre dann nichts als widerspruchslose Verknüpfung. Das ist freilich eine  Voraussetzung  aller Objektivität; aber welcher Art diese Objektivität dann beschaffen ist, darüber ist gar nichts gesagt. Es könnte derart ein formal-wissenschaftlich ganz geschlossener Zusammenhang geschaffen werden, der dennoch ein bloßes Phantasiestück wäre. Da nehmen wir selbst die Mathematik nicht aus. Insofern ihr nicht eine Beziehung zur Natur zukommt, wäre sie trotz ihrer Geschlossenheit nur von solcher Art. Wenn sie mehr sein wollte, so wäre sie Zahlenmetaphysik. Die Begründung ihrer Geltung  als Mathematik  mag in jenem Zusammenhang beschlossen bleiben, die Begründung ihrer Geltung  für die Natur  aber fordert einen neuen Nachweis: Die Beziehung auf Natur  als  Gegenstand.

COHEN meint wirklich (Seite 274f), das Problem des Gegenstandes sei "Objektivierung der Gesetze"; die Einheit der Synthesis allein macht schon ganz allgemein die Einheit des Gegenstandes. Das ist wohl kantisch, aber, wie unten gezeigt wird, gerade für den Gegenstand "Natur" falsch. Wir gehen darum umgekehrt und fragen, bevor wir die Objektivierung der Gesetze vornehmen, einmal nach dem Gesetz der Objektivierung.

Psychologisch haben wir den Drang, unmittelbar Gegebenes an anderes zu knüpfen. Die bestimmte Empfindung "blau", "hart", die Zahl "drei", der Ausdruck "dividiert durch", die uns momentan durch den Kopf schießen mögen, genügen uns nicht als psychische Daten. Sie verlangen Beziehung zu etwas, was nicht in ihnen selbst liegt, das "Blau", "hart" auf einen Naturgegenstand, die "drei" auf ein Zahlensystem oder auf gezählte Sachen, das "dividiert durch" auf etwas, das dividiert werden soll. Und nun vollziehen wir solche Verbindungen und vollziehen sie oft - falsch. Im Hafen der Gewißheit hätten wir geistig verhungern müssen; wir steuern aufs offene Meer, um höhere Gewißheit, Wahrheit zu finden und finden Zweifel und Irrtum.

Da kommt die Erkenntniskritik und will helfen. Ganz recht! so sagt sie; alle gültige Beziehung muß einheitlich sein. Das ist ihre erste Grundbedingung. Aber  darin liegt  schon mehr als man glaubt. Darin liegt auch die Forderung, daß alle Data auf den Ort bezogen werden, zu dem sie gehören - Ort hier allgemein, nicht räumlich gedacht. Und so sagt sie, es sei zweierlei Frage, ob die Mathematik  in sich  einheitlich sei und ob sie für etwas  gilt,  was nicht  in ihr selbst  liegt, ob sie  für Natur gilt.  Das kann aus ihr als solcher heraus nicht entschieden werden, sondern nur durch ihre Anwendung. Die Anwendung zeigt empirisch, daß eine solche Geltung besteht. Aber wir wollen uns nicht mit dieser empirischen Tatsache begnügen, sondern begründen, warum sie notwendig für Natur gilt. Also haben wir eine neue Frage zu erörtern: Die Beziehung auf die Natur, als  Gegenstand  der Mathematik - als Gegenstand, der nicht in dieser liegt.

Aber nun haben wir die Natur selbst als einen psychologischen Zusammenhang in Raum und Zeit, den wir gar nicht wegschaffen können, im Bewußtsein. Und wieder tritt die Frage auf: Ist dieser Zusammenhang, im Bewußtsein einheitlich verbunden, wirklich schon Natur? Hat er keinen  Gegenstand  als  sich  selbst, als  in sich  selbst?

Diese Frage muß  gestellt  und  gelöst  werden. Hat die Bewußtseinsnatur einen Gegenstand, der nicht Bewußtsein, nicht im Bewußtsein ist?

Diese Frage ist mindestens nicht a limine [von vornherein - wp] mit der bekannten Bemerkung abzuweisen, daß doch unsere Vorstellungen allesamt im Bewußtsein seien, daß der Gegenstand also hier gedacht sein muß, um für uns Gegenstand zu heißen. Daß er hier und nirgends anders psychologisch gedacht sein muß, ist eine Binsenwahrheit. Es handelt sich darum,  ob  und  aufgrund wovon  er etwas  über diesen Gedanken hinaus  zu  bedeuten  habe.

Nun haben wir schon bei der Mathematik gesehen, daß ihr  Gegenstand,  sofern sie angewandt werden soll, gänzlich außer ihr selbst liegt. Und so sehen wir allenthalben, daß jeder Gegenstand, der nicht als unmittelbar gewisses Datum auftritt,  außerhalb  des Gedankens liegt, der sich darauf bezieht. Der  Gedanke  an KARL den Großen  ist  nicht KARL der Große, sondern bedeutet ihn bloß; der Gegenstandsgedanke wird natürlich psychisch in uns gedacht, aber gedacht in Bezug auf einen anderen, außerhalb dieses Gedankens, ja in obigem Fall außer all unserer Psyche befindlichen Gegenstand. Das Bewußtsein greift also mittels des Gegenstandsgedankens über das bloße "hier" und "jetzt" hinaus zu etwas, was eventuell nie im Bewußtsein war und sein kann. Sobald wir etwas vorstellen,  stellen  wir ein gegenwärtiges Datum (Anschauung, Wahrnehmung, Begriff)  vor  den Gegenstand, auf den es bloß als Repräsentant und Wegweiser deutet. Und  nur so  schaffen wir aus psychischen Zusammenhängen - Erkenntnis. - Das ist der zentralste kritische Einwand, den ich KANT wie auch COHEN gegenüber zu erheben habe. An ihn schließt sich daher alles Folgende an.

Von hier aus ist schon deutlich, daß der Gedanke bloßer einheitlicher Verknüpfung nicht als solcher genügt, daß er erweitert heißen muß: einheitliche Verknüpfung  in Beziehung  zum Gegenstand.

Und nun fragen wir, was der Gegenstand in der Natur bedeutet. Die Natur  nehmen  wir  wahr,  so sagen wir. Was heißt  Wahr-Nehmen?  Oft ist es ja Falsch-Nehmen, wenn wir z. B. das ferne Licht für einen Stern halten. Aber diese Frage kümmert uns hier nicht. Bei allem Wahrnehmen, auch wenn es sich nachher im Einzelfall als Falschnehmen herausstellen sollte, verfährt das Bewußtsein völlig gleich. Und nur diese Art,  wie  wir ein Naturobjekt als solches wahrnehmen, interessiert uns hier. Und zwar interessiert uns nicht so sehr, ob die dabei in Frage kommenden psychischen Faktoren Empfindungen oder Anschauungen oder Begriffe zu heißen haben, sondern was sie  in der  Wahrnehmung  für den  Gegenstand zu  bedeuten  beanspruchen.

Diese  Wahrnehmung  wirft COHEN völlig beiseite. Ich kann mich nicht erinnern, das Wort auch nur einmal in der Logik gelesen zu haben. Und doch ist es der zentrale Begriff, von dem aus die Frage nach der Natur zu behandeln ist. KANT hat die Wahrnehmung, wenn er sie auch nicht immer scharf bestimmt hat, doch der Sache nach seiner Untersuchung geradezu zugrunde gelegt. Die sogenannten "Analogien der Erfahrung" sind eine fast bis zum entscheidenden Abschluß fortgeführte Untersuchung der Wahrnehmung. In dieser hat er letztgültig den Grund dafür gesucht und gefunden, warum eine Mathematik auf die Natur anwendbar ist.

Aber gerade hier erscheint auch bei KANT die Vermengung psychologischer mit kritischer Betrachtungsweise, durch die dieser Forscher sich den letzten Abschluß versperrt hat. Sie tritt an einer bemerkenswerten Stelle deutlich zutage. Auf der zweiten bis vierten Seite der zweiten Analogie befinden sich folgende Sätze:
    "Nun kann man zwar alles und sogar jede Vorstellung, sofern man sich ihrer bewußt ist, Objekt nennen; allein, was dieses Wort bei Erscheinungen zu  bedeuten  habe, nicht insofern sie  als Vorstellungen Objekte sind,  sondern nur  ein Objekt bezeichnen,  ist von tieferer Untersuchung."
Hier ist auf das allerdeutlichste das Problem der Kritik von dem der Psychologie auseinandergehalten. Aber kurz danach heißt es:
    "Wir haben es doch nur mit unseren Vorstellungen zu tun; wie Dinge an sich, ohne Rücksicht auf Vorstellungen, dadurch sie uns affizieren, sein mögen, ist gänzlich außer unser Erkenntnissphäre" ... "Nun  ist  das Haus gar kein Ding an sich, sondern nur eine Erscheinung,  d. i. Vorstellung"  ... "Hier wird das, was in der sukzessiven Apprehension [aufeinanderfolgene Erfassung - wp] liegt, als Vorstellung, die Erscheinung aber, die mir gegeben ist, unerachtet sie nichts weiter als ein Inbegriff dieser Vorstellungen  ist,  als  der Gegenstand  derselben  betrachtet"  ... Also "die Bedingung der notwendigen Regel der Apprehension  ist  das Objekt."
Hier liegt aufs klarste der Tatbestand aufgedeckt, daß der  Gesichtspunkt  der Fragestellung sich gänzlich verschoben hat. Im ersten Satz wurde gesagt, es handle sich nicht um die Vorstellungen, sofern sie "als Vorstellungen Objekte  sind."  Hier aber wird die Erscheinung ganz allein unter dem Gesichtspunkt behandelt, daß sie Vorstellung  ist.  Dort wird gefragt, welches Objekt sie  bezeichnen;  hier wir die Antwort aus der psychologischen Tatsache hergeholt, daß sie als Erscheinungen bloß Vorstellungen  sind.  Das Objekt ist - der  Objektgedanke  im Zusammenhang der Vorstellungen. Das ist die Lösung.

Ist dem so, dann darf aber KANT auch nicht von Dingen an sich reden, die uns "affizieren". Dieser Entwurf wird nicht falsch dadurch, daß er alt ist. Er springt als völlig zutreffend ins Auge, sobald wir obige Verschiebung des Gesichtspunkts bemerkt haben. Wir wollten ja wissen, was der Objektgedanke  ausagt,  was er  bedeutet;  und nun wird uns aus der psychologischen Tatsache heraus, daß er - wie alle unsere Vorstellungen - in uns  ist,  die Antwort gegeben. Das hatte uns aber, wenn wir Kritik treiben wollten, nicht das mindeste zu kümmern. Aus der Einheit der  bloß objektiven Untersuchung,  nicht aus psychologischer Reflexion heraus mußte die Antwort erwachsen.

Hier liegt der Quell des methodischen Grundfehlers bei KANT, der die psychologische "Idealität" der grundlegenden Konstruktionsstücke, der das Ding an sich, der all die Streitigkeiten, die sich daran knüpfen, verschuldet hat. Es zeigt sich hier, daß das "Ding an sich" keineswegs  bloß  ein Grenzbegriff zur Abhaltung der Anmaßungen des Verstandes, sondern daß es an obiger Stelle ganz ausdrücklich dasjenige Objekt ist, auf das der gemeine Verstand seine Urteile bezieht, für das sie aber nach KANTs psychologischer Reflexion nicht gelten sollen. Von diesem Naturding und keinem anderen wird uns im obigen gesagt, daß es "gänzlich außer unserer Erkenntnissphäre" liegt. Denn in der Tat wollen wir von den Dingen, die wir sehen und fühlen, obwohl wir sie nur durch diese Affektionen wahrnehmen, auch  wissen was sie, abgesehen von diesen Affektionen, sind. Der völlige und uneingeschränkte Phänomenalismus ist dann die  einzig mögliche  Konsequenz.

Den Quell eines Irrtums zeigen, heißt, den Irrtum selbst als  methodischen Irrtum  nachweisen. Das ist nicht in allen Stellen bei KANT so leicht, wie hier. In der Erörterung des Raumes und der Zeit z. B. versucht KANT seinen Idealismus gerade dadurch zu begründen, daß die allgemeinen und notwendigen Urteile der Mathematik sich derart allein denken ließen. Das konnte vorschnell scheinen; aber es war doch der Schein eines Grundes. Hier jedoch zeigt sich, daß der wahre Grund dieses Grundes in einer Unterschiebung des psychologischen unter den kritischen Gesichtspunkt liegt.

Immerhin könnte eine Sache richtig sein, wenn auch ein Beweis mißglückt ist. Wir dürfen also nicht still stehen. Aber wenigstens haben wir jetzt das Feld frei. Wir knüpfen also einmal der Kürze halber an KANTs erste Analogie an, lassen jedoch den psychologischen Gesichtspunkt völlig beiseite. Wir fragen zunächst einzig, was in der Wahrnehmung eines Dings  tatsächlich  ausgesagt wird. Haben wir dann die  Analyse  der Wahrnehmung vollzogen, dann erst kommt die Kritik; und dann erst, zu allerletzt, die Ursprungsfrage.

Sehen wir also einmal zu, was jeder von uns, der gemeine Mann, wie der Gelehrte,  wirklich tut,  wenn er z. B. einen Baum, den er gestern sah und einen Baum, den er heute sieht, für  denselben Baum erklärt. 

Psychologisch war da im Bewußtsein zweimal und zwar gestern und heute, eine gleichartige oder doch sehr ähnliche Fläche in gleichem räumlichen Zusammenhang.  Dieselbe  Fläche war es aber  nicht.  Denn die erst "war" gestern, die zweite "ist" heute. Das ist schon kein bloß psychologischer, es ist schon ein objektiver Unterschied. Das gestrige Schauen bezog sich auf ein gestriges, das heutige bezieht sich auf ein heutiges Etwas. Diese beiden gesonderten Anschauungen oder Einzelwahrnehmungen aber bezieht der Mann auf  dasselbe  Etwas. Von den Erinnerungsvorstellungen, die ihn veranlassen, dieses Etwas "Baum" zu nennen, sei hier abgesehen. Worauf es hier allein ankommt, das ist die Tatsache, daß zwei zeitlich  objektiv getrennte  Inhalte  identisch  bezogen worden sind.

Was aber steckt in dieser so einfach erscheinenden Tatsache? Was wird mit dieser Identifizierung unmittelbar ausgesagt? Eine ganze Menge von Beziehungen:
    1) Vor allem, daß  ein  einziger Baum da ist, wo doch zwei Vorstellungen waren.

    2) Daß er an sich selbst dauerte zwischen gestern und heute.

    3) Daß er also auch unangesehen der beiden Vorstellungen, dadurch er affiziert hatte, existiert.

    4) Daß er steht und bleibt, während die Vorstellungen wechseln können.

    5) Daß er im Raum besteht

    6) Daß er an einem Ort im Raum besteht.

    7) Daß also der Raum nicht bloß als Anschauungsform, sondern als Form für das Existierende an sich gefaßt wird.

    8) Daß ebenso die Zeit nicht bloß Anschauungsform, sondern Form des Existierenden als solchen ist.

    9) Daß also Raum, Zeit und Ding, die doch psychologisch bloß in rhythmischen Absätzen verfolgbar sind, nicht bloß dauern, sondern kontinuierlich sind.

    10) Daß die Inhalte der Sinnesempfindungen, dadurch wir den Baum wahrnehmen,  Eigenschaften  des Baumes bedeuten.
Das ist recht vielerlei, aufgrund von zwei einfachen, zeitlich getrennten Farbenklexen ausgesagt. Es geht hier "wie mit dem Webermeisterstück". Freilich nicht, ohne daß noch andere Fäden neben den ins Auge gefaßten im Bewußtsein wären und nicht, ohne daß noch Erinnerungseindrücke hinzukämen. Aber was eben ausgesagt ist, genügt für unsere Frae. Wir müssen betonen: Alle genannten Momente sind mit Ausnahme des zehnten frei von sinnlicher Empfindung.

Der Mann hat also  die sinnlichen Empfindungen bloß als Mittel benutzt  und damit das "Ding an sich" mit urwüchsiger Geistesfaus ergriffen und bewältigt. Er hat über die Empfindungen hinaus, ganz aus seiner Psyche, aus seiner angeblichen "Erkenntnissphäre" herausgegriffen und geradezu gesagt, daß der Baum "als Ding an sich selbst" im strengsten Sinnes des Wortes "ohne Rücksicht auf Vorstellungen, dadurch er ihn affiziert" und zufällig zu seiner Kenntnis gekommen ist,  existiert.  Gerade das also sagt das gemeine Urteil aus, was KANT für unmöglich erklärt, was er aus einem psychologischen, gar nicht zur Sache gehörigen Gesichtspunkt heraus abgewiesen hat. -

Und nun kommt die  Kritik  dieses tatsächlichen Urteils. Daß diese nicht mit Berufung auf die psychologische Tatsache, wir hätten es nur mit unseren Vorstellungen zu tun, abgetan sein kann, ist offenbar. Denn daß unsere Vorstellungen nur in uns und sonst nirgends sein können, bestreitet niemand. Das weiß schon ein halbwegs entwickelter Verstand. Die Frage ist eben, ob die Vorstellungen etwas darüber hinaus wirklich  bedeuten,  wie sie zu tun vorgeben.

Nun haben wir aber gesehen, daß im Urteil, die beiden Flecke bedeuteten denselben Baum, unweigerlich ausgesprochen ist, daß dieser  an sich  von gestern bis heute gedauert hat. Lasse ich z. B. nur diesen Gedanken aus dem Urteil fort, so kann ich gar nicht mehr sagen, es sei  derselbe  Baum. Wir hätten dann nur einen gestrigen und einen heutigen Baum oder vielmehr, da der gestrige Baum schon aus einer Menge von gleichbezogenen Urteilen, die dann allesamt falsch wären, zusammengegossen ist, überhaupt keinen Baum mehr, sondern soviel Gegenstände, als wir Sinnesempfindungen haben. Das heißt, unsere ganze Vorstellungswelt fiele in sich zusammen; es bliebe nur jene Gewißheit einzelner Daten, die uns ein Chaos, keine Welt vorstellt. Das Urteil, der Baum existiert an sich, ohne Rücksicht auf Vorstellungen, weil er uns affiziert, ist also notwendig, um die zerstreuten und wechselnden Vorstellungen in eine Einheit zu sammeln.

Nun könnte aber doch noch der Gegenkritiker, insgeheim auf jenem psychologischen Tatbestand fußend, kommen und sagen: Freilich; das Urteil sagt das aus; es muß das aussagen, um eine Einheit unter unseren Vorstellungen zu schaffen; aber das Urteil gilt dann doch eben nur für diese Einheit als Erscheinungszusammenhang.  Dann,  so müssen wir entgegnen,  gilt das faktisch gefällte Urteil  eben  nicht.  Denn das behauptet zweifellos, der Baum existiere nicht bloß als Erscheinung, sondern an sich, an sich genau in der Bedeutung, die KANT an vorhin erörterter Stelle bestreitet. Gilt aber dieses Urteil nicht für das, was es faktisch aussagt, dann lügt es uns etwas vor, dann ist unsere Erscheinung nur Schein. - Das ist auch ein alter Gegeneinwurf, der nicht weniger wahr ist, weil er alt ist; und wenn der psychologische Quell der sogenannten idealistischen Behauptung erkannt ist, gilt obiger Einwurf auch hier nicht mehr.

Der entscheidendste Gegengrund aber liegt in folgendem: Wenn ich einfach mittels jener konstruktiven Gedanken meine Welt zusammenfügte, so müßte ich die Gedanken frei verknüpfen können, meine Welt nach Willkür zu bauen vermögen. Einheitlichkeiten lassen sich, wie jeder gute Romen zeigt, in der mannigfaltigsten Weise konstruieren. Wenn ich nur die einmal gemachten Annahmen konsequent durchführe, so habe ich der wissenschaftlichen Forderung der Einheitlichkeit genüge getan. Das gilt bekanntlich sogar für die strengen Konstruktionen der Mathematik und Geometrie, bei denen wir nach Belieben vom Zweiersystem, vom Zehnersystem, von recht- oder schiefwinkligen Koordinaten, von verschiedenen Flächendurchdringungen etc. ausgehen und ganz konsequent und wissenschaftlich weiterarbeiten können. Aber der Natur gegenüber versagt solches Belieben ganz. Die erscheint uns, wie sie erscheint und ändert sich, wie sie sich ändert und zwar nur in ganz kleinen Stücklein mit unserem tätlichen Zutun, niemals aber durch das bloße Zutun unseres Urteils.

Ist das aber Zwang, so ist auch das Urteil ein Zwangsurteil, durch welches wir diese Natur herstellen. Ist diese Natur notwendigt so, wie sie ist und durch kein Urteil zu ändern, so ist auch die ganz naive und instinktive Synthese, mittels derer wir diese Natur bauen, notwendig. Der Schluß geht folgendermaßen:
    1. Die tatsächliche, von unserem Belieben unabhängige Weltanschauung  enthält  Synthesen, die, in Urteilsform ausgedrückt, besagen, daß Gegenstände in Raum und Zeit  unabhängig von unserem Vorstellen  beharren (Substanz) und sich ändern (Kausalität).

    2. Diese Synthesen sind für unsere Weltvorstellung unweigerlich  notwendig. 

    3. Folglich ist auch der Inhalt der dadurch notwendig gemachten Urteile für eine Welt, die unabhängig von unserem Vorstellen existierte,  als gültig anzuerkennen  und wir können sie nicht durch ein vermeintlich "transzendentales", in Wirklichkeit aber psychologisches Urteil aufheben. -
Der Schluß ist doch wohl bündig. Wer ihn bestreiten will, muß entweder beweisen, daß unsere Naturwahrnehmung jene Urteile nicht notwendig enthält oder daß diese Wahrnehmung samt jenen Urteilen Blendwerk ist. - Aber welchem Urteil und Beweis könnte man dann überhaupt noch trauen?

Nur betreffs der Sinnesempfindungen möchte noch ein Bedenken kommen, weil wir ebensowohl sagen, der Baum ist "drei Jahre alt", "sechs Meter hoch" und "der Baum ist grün". Aber schon der wenig erwachte Verstand unterscheidet auch hier. Daß der Baum so und so hoch ist, gehört zu seinem  Dasein;  daß er grün ist, ist eine  Eigenschaft.  Und so unterscheiden sich zwanglos, worauf wir hier nicht weiter eingehen,  Konstituentien  und  Eigenschaften,  deren erstere das betreffen, was den Dingen, auch unangesehen aller Vorstellung, an sich zukommt, deren zweite nur das Verhältnis zu uns, durch welches sie uns wahrnehmbar werden, angehen.

Damit sind die apriorischen Konstruktionsstücke, die der Idealismus aus der Psychologie ableitet und in einem Bewußtsein überhaupt oder sonst einem rätselhaften metaphysischen Himmel unterzubringen pflegt, als für die Welt an sich außerhalb des Bewußtseins gültig legitimiert. Sind sie das aber, so ist es auch kein Rätsel mehr, daß Folgerungen a priori, die aus ihnen gezogen werden, ohne weiteres ebenfalls für die Welt an sich gelten. Was für ein aus der notwendigen Weltvorstellung abstrahiertes Element gilt, gilt für die Welt selbst. (1) Dieser Geltungswert besteht und ist somit ganz unabhängig von der Frage, welches der letzte Ursprung der apriorischen Elemente sei.

Diesem Ursprung nachzugehen, wäre die dritte Aufgabe. Sie können wir aber hier, als zu weit führend, nicht in Angriff nehmen. (2) Wir wollen nur sagen, daß, wenn einmal der psychologische, vermeintlich transzendentale Spuk gebannt ist und wenn also wirklich Dinge als uns affizierend außerhalb der Vorstellungswelt befindlich zu denken sind, die Frage, wie aus deren Affektionen das Weltbild aufgebaut werden kann, nicht rätselhafter sein dürfte, als die Frage, wie wir Größe und Entfernungen von Sternen berechnen, an die wir nicht herankommen können.

Wie dem aber auch sei: Das Gesagte genügt, um zu begründen, daß jeder Versuch, wie der COHENs, die apriorischen Formen von der Idee, der letzten Abstraktion aus, abzuleiten, abgewiesen werden muß. Wir finden jene Formen durch Analyse der Wahrnehmung. Wenn wir sie also abstrakt vorstellen, so sind sie eben aus dieser Analyse abstrahiert, nirgendwo anders her. Hier ist ihr Geburtsort für unsere Erkenntnis, wenn auch ihre Erzeugungsstätte noch weiter zurückliegen mag. Möge diese aber auch so oder so festgestellt werden, nicht von ihr, sondern von der Wahrnehmung erhalten sie ihre  Beglaubigung.  Der Weg der Abstraktion von hier aus und der Rückkehr aller für die Natur Geltung beanspruchenden Folgerungen dabei, ist wissenschaftlich unausweichlich vorgeschrieben.

Wer das einmal durchdacht hat, für den ist dem psychologischen Idealismus wie dem Skeptizismus endgültig das Rückgrat gebrochen. Ersterer ist nicht einmal, wie HELMHOLTZ meinte, ein theoretisch möglicher Standpunkt mehr. Der Nachweis, daß alle Naturverknüpfung dann aufhört, bzw. willkürlich wird, schließt jede theoretische Möglichkeit dieses metaphysisch-psychologischen Idealismus aus.

Der beliebte Einwand ist somit unmöglich gemacht, der Gegenstand sei doch  gedacht;  das könne unmöglich bestritten werden. Nicht der Gegenstand an sich, sondern der auf ihn bezügliche Gedanke ist gedacht. Der allein ist Begrif; und wenn wir psychologisch erwägen, so ist ja alles Begriff, wovon wir reden. Auch das Blau, das wir eben am Himmel in concreto sehen, ist Begriff, sobald wir darüber eine Mitteilung machen. Das "Sein" der Gedanken in der Psyche mit den Gegenständen der Gedanken, dem was sie bedeuten, zusammenwerfen, heißt alle Philosophie aufheben, die Gegenstände zu Bewußtseinsdaten macht. Als psychische Daten sind diese zwar selbstgewiß und verführen darum, gerade wenn sie reine Begriffe sind, so gerne zum Glauben an ihr  objektive  Gewißheit. Sie sind aber doch für sich gestellt, eben auch nur Daten und ihre  Bedeutung  müssen sie -  außerhalb ihrer Selbstgewißheit -  erst  suchen.  Auf diese Bedeutung allein aber geht die Erkenntniskritik.

Damit haben wir hoffentlich genug begründet, daß es nicht möglich ist, selbst bei freundlichsten Willen nicht, COHENs Bahnen zu folgen. Bei aller Verehrung, die ich von jeher für den Mann habe, der mir neben KANT selbst, neben LANGE und RIEHL, Führer in die Philosophie in jungen Tagen gewesen ist, ist es mir unmöglich zu verschweigen, daß diese Logik die Philosophie geradezu auf den Kopf zu stellen und wieder in jene Bahnen zu sollen scheint, die seit HEGEL Fall für überwunden galten. Einen grundsätzlichen Unterschied zwischen HEGELs und COHENs Ableitung des Etwas aus dem Nichts können wir kaum entdecken. Der methodische Weg vom allgemeinsten und abstraktesten zum besonderen ist da wie dort zu finden. Die Selbstgewißheit des Begriffs und die Nichtunterscheidung seines psychischen Wesens und seiner logischen Bedeutung ist bei dem einen wie bei dem andern zu rügen.

Was mir einst als erlösendes Wort erschien und geradezu das Verständnis der Philosophie KANTs auftat, das ruhte leider nicht, wie ich damals glaubte, auf einem grundlegenden, weiter zu bauenden Gesichtspunkt. Es war nur für den Referenten selbst ein Anstoß, sich zwar im Anschluß an das alte  methodische  Prinzip COHENs, aber in völligem Gegensatz zu dessen neueren metaphysisch-psychologischen Konstruktionen weiter zu entwickeln. Gegenüber der Ableitung von der Idee und aus dem Nichts, gilt strenges Festhalten an der Wahrnehmung, gegenüber den Ableitungen der Naturwissenschaft von der Mathematik tritt die Fixierung der Natur als Gegenstand der Mathematik, gegenüber der Betonung des psychologischen Idealismus, der als Materialisierung der psychologischen Begriffe erscheint, erhebt sich die furchtlose Frage nach der Bedeutung für den Gegenstand, egal zu welchem Ende das führen wird. Vielleicht auch zu einem Idealismus; der aber dann anderer Art ist, einem solchen vielleicht, dem die Gegensätze Idealismus und Materialismus bedeutungslos werden. Denn das Unsinnliche ist und bleibt auch hier die objektive Grundlage des Sinnlichen, wie unsere Analyse der Wahrnehmung gezeigt hat.

Aber in einem weiß ich mich doch nach wie vor eins mit COHEN, außer in den angeführten früheren Gängen seiner Methodik, im Glauben an die Reinheit der Gesinnung, der Würde der Wahrheit. Wenn es den Meister, auch ebenso schmerzen sollte, des Schülers Kritik zu hören, wie es diesen schmerzt, daß er es glaubt, sie nicht verschweigen zu dürfen, so möge er es verzeihen. Wir  müssen  erklären: Die alten Bestandteile jener Methode COHENs, mit denen er den Geltungswert der apriorischen Konstruktionsstücke nachzuweisen suchte, werden zwar stets dankbare Anerkennung behalten; die weiteren und insbesondere die neueren Gedankengänge dagegen, die von der Idee aus begründen, müssen im Interesse der wissenschaftlichen Grundlegung der Philosophie auf das allerentschiedenste bekämpft werden. Eine aus Pietätsrücksichten eintretende Zurückhaltung wäre hier nicht am Platz und zeigte im Grunde auch wenig von Pietät. Denn die besteht doch im Weiterbau nach der gegebenen Anregung.
LITERATUR - Franz Staudinger, Cohens Logik der reinen Erkenntnis und die Logik der Wahrnehmung, Kant-Studien Bd. 8 , Berlin 1903
    Anmerkungen
    1) Das oben Gesagte gilt freilich nur für die Abstraktionen erster Ordnung. Wenn neue Abstraktionen von diesen gemacht werden, wenn also wie in der Mannigfaltigkeitslehre z. B. vom Parallelensatz oder in GRASSMANNs Ausdehnungslehre vom sinnlichen Raum abstrahiert wird, so kann das sehr aufklären, es kann auch indirekt für die Naturwissenschaft förderlich sein, aber eine direkte Beziehung zur Natur hat das so Gefundene nicht.
    2) In einem Aufsatz über "Das Ding an sich" (Kantstudien IV) habe ich anzudeuten versucht, auf welchem Weg diese Frage lösbar sein mag.