ZweifelK. F. Stäudlin - Geschichte und Geist des Skeptizismus
p-2siehe auch Glaube, Wissen, Dogma, Irrationalität, Widerspruch, Wahrheit

001 "Wir müssen unbedingt Raum für Zweifel lassen, sonst gibt es keinen Fortschritt, kein Dazulernen. Man kann nichts Neues herausfinden, wenn man nicht vorher eine Frage stellt. Und um zu fragen, bedarf es des Zweifelns." - Richard P. Feynman, Es ist so einfach, München 2003, Seite 148

002 "Ohne durch die Dunkelheit zu gehen, können wir nicht zum Glauben kommen. Wenn die Erleuchtung kommt, verschwinden alle Zweifel." - John Gordon Bennett, Subud, Remagen 1958, Seite 267

003 "Wer fragt, irrt schon - wer antwortet, irrt ebenfalls." - Buddha, ohne weitere Quelle

004 Der Skeptiker ist jemand, der noch nach Wahrheit sucht, während der Dogmatiker sie schon gefunden zu haben glaubt.

004 "Wenn ich sehe, wie alle Welt im praktischen Leben wie in der Wissenschaft tatsächlich dasselbe Vertrauen auf die Wahrnehmung hegt, so kann ich nur eine wunderliche Verirrung eines lebens- und wirklichkeitsfremden Grübelns darin sehen, daß man sich von diesem festen Ausgangspunkt aller erkenntnistheoretischen Besinnung hinweglocken läßt durch jene Lieblingsargumentation des Idealismus. Je gewaltiger die Wirklichkeit uns packt und durch die Größe und Furchtbarkeit der Ereignisse, die sich in ihr abspielen, im Innersten erschüttert, umso mehr muß es als ein Skandal der Vernunft bezeichnet werden, daß gescheite Menschen ernsthaft daran zweifeln, ob eine vom Menschen unabhängige reale Welt existiert, oder daß sie eine solche geradezu leugnen, ja als "denkunmöglich" bezeichnen." - August Messer, Über Grundfragen der Philosophie der Gegenwart, Kant-Studien, Bd. XX, Berlin 1915, Seite 77

006 Niemand kann lange in Verzweiflung verharren, schnell treibt sie den Menschen entweder in den Tod oder zur Tat.

007 "Dogmatismus und Skeptizismus sind beide in gewissem Sinne absolute Philosophien: der eine ist überzeugt von seinem Wissen, der andere von seinem Nichtwissen." - Bertrand Russell, Unpopuläre Betrachtungen, Zürich 1973, Seite 34

008 "Der Zweifel an der Realität der sichtbaren, objektiven und gegenständlichen Welt ist der Anfang der Philosophie." - Nikolai Berdiaev, Das Ich und die Welt der Objekte, Darmstadt 1933, Seite 78

009 "Die gefährlichste Art der Täuschung beruth darauf, als anerkannte Gewißheit hinzustellen, was doch keine ist." Jean-Marie Guyau in Hans Pfeil, Jean-Marie Guyau und die Philosophie des Lebens, Augsburg/Köln/Wien 1928, Seite 54

010 "Das Dogma will ersessen sein, Skepsis stellt sich beim Gehen ein." - Johann Wolfgang von Goethe, ohne weitere Quelle

011 "Was nämlich das praktische Leben betrifft, so würde sehr oft die Gelegenheit zum Handeln verstreichen, bevor wir uns von allen Bedenken befreit haben." - Rene Descartes, Principia philosophiae

012 "Seine zweifelnde Seele findet nichts, darin sie sich ausruhen kann." - Sören Kierkegaard, Entweder - Oder, Köln 1985, Seite 221

013 Der Skeptiker legt mehr Gewicht auf die Schwierigkeiten, der Dogmatiker auf die Notwendigkeiten.

014 "Erhebe dich über dein Leben wie über dein Leiden, sieh hinab in die Gründe und die Grundlosigkeit." - Friedrich Nietzsche, Werke II, Hg. Karl Schlechta, Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 89

015 Den Sinnen nichts blindlings vertrauen heißt nicht, sie zu verachten.

016 "Nicht der Zweifel, die Gewißheit ist das, was wahnsinnig macht..." - Friedrich Nietzsche in Colli/Montinari (Hg), KSA Bd. 6, München 1988, Seite 287

017 Echte Skepsis muß sich nicht gegen Zuversicht wenden, sondern eher gegen den Pessimismus der Irrationalisten, die das Geschehen höheren Mächten, oder dem Zweifel überlassen.

018 Eine Erkenntnis hat nur einen Wert, wenn sie aus uns selbst erwächst. Keine Autorität und kein Lehrer kann wirklich etwas lehren außer, daß er Zweifel weckt.

019 "Ich schlief mit dem Vertrauen und sah am Morgen, daß es ein Leichnam war. Ich trank und tanzte die ganze Nacht mit dem Zweifel und sah am Morgen, daß er jungfräulich war." - Aleister Crowley, ohne weitere Quelle

020 "Es wird keine Welt, kein Selbst, nur einen großen Zweifel geben. Dies ist Mu." - Meister Mumon in Zenkei Shibayama, Zu den Quellen des Zen, Bern/München/Wien 1977, Seite 41

021 Die religiösen Vorstellungen waren auf einmal fragwürdig geworden.

022 Fragen heißt sich nicht von Illusionen in den Schlummer wiegen zulassen. Doch der übertriebene Zweifel gibt letztlich auch keine besseren Antworten.

023 "Die Einnahme fester ideologischer Positionen entlastet vom Zweifel und befreit von inneren Konflikten und der Anstrengung des Nachdenkens, sie liefert darüberhinaus eine kräftige Ersatzidentität, denn man weiß sich durch sie mit vielen anderen verbunden." - Dieter Duhm, Der Mensch ist anders, Lampertheim 1979, Seite 65

024 Die Urfrage aller Skepsis ist die Frage nach der Wahrheit der Wirklichkeitswelt.

025 Von Wissen kann allenfalls gesprochen werden, wenn der Zweifel logisch ausgeschlossen ist.

026 "Perturbant homines non res ipsae, sed de rebus decreta." (Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Meinung über die Dinge.) - Epiktet, ohne weitere Quelle

027 Der Dogmatiker unterdrückt Zweifel und läuft Gefahr, sie dadurch nur zu verstärken.

028 Der Geist ist immer Zweifler an der Realität der sinnlichen Dinge.

029 Wir leiden öfter an der Vorstellung, als an der Wirklichkeit.

030 Die einzig wirklich relevante Frage ist für Sokrates die nach Gut und Böse.

031 Es gibt weder gut noch böse, sondern nur Glaube und Zweifel.

032 Es gab eine Zeit, da war es lebensgefährlich, an der offiziellen Religion zu zweifeln, und tödlich jede Religion zu leugnen.

033 "Es ist, als ob die großartigste Erkenntnis gerade dadurch erwächst, daß der Mensch die Grenze sucht, an der das Erkennen strandet, nicht falsch und vorläufig, sondern eigentlich und endgültig strandet, nicht in Verlust und Verzweiflung, sondern im eigentlichen Innewerden." - Karl Jaspers, Was ist Philosophie, München 1980, Seite 191

034 Die skeptische Denkweise, als die Einsicht in die Unerkennbarkeit der Wirklichkeitswelt, ist keine bloße Negation, sondern unser bestes Wissen.

035 Wer skeptisch denkt muß sich deshalb keineswegs jeglichen Tuns und aller Entscheidungen enthalten, sondern soll sich bewußt sein, daß seine Handlungen und Entscheidungen nicht absolut sein können.

036 Sinn ergibt sich aus der Enthebung aus der Fraglichkeit.

037 Der Gegensatz von Dogmatismus und Skeptizismus, bzw. Realismus und Idealismus/Positivismus beruht auf dem Streit über die Realität der Außenwelt.

038 Kühner, als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.

039 Der Skeptizismus ist eine Absage an alle Lehren, die Gewißheit versprechen.

040 Die in die Geheimnisse der eleusischen Mysterien Eingeweihten gelangen nicht nur zum Zweifel an der Wirklichkeit der sinnlichen Dinge, sondern nötigenfalls auch zur Verzweiflung.

041 "Froh und wohlgemut geht der berühmte Wolff in seiner Ontologie seinen geraden Gang durch lauter identische Sätze fort, und sagt mit der größten Wohlgefälligkeit, daß Substanz, Substanz, Ursache Ursache und Bewegung Bewegung ist. Man ist dabei in einer sonderbaren Bewegung zwischen zwei Empfindungen, nämlich zwischen der sympathetischen Teilnahme an einem sorgenfreien von keinem philosophischen Kummer gequälten Gemüt und dem Unwillen, den man darüber empfinden muß, daß er Untersuchungen, welche die großen Geister der griechischen Philosophen durch ihren bewundernswürdigen Scharfsinn zuerst auf die Bahn brachten, so leicht von der Hand schlägt, und die Urheber seiner Wissenschaften, ohne welchen er seine Metaphysik gewiß nicht würde haben schreiben können, nicht einmal zu kennen scheint. - Denn, mit einem Wort: die Skeptiker sind es, die die Metaphysik hervorgebracht haben, und obgleich alle Welt in dem Wahn steht, daß die Skeptiker die Leute seien, welche der Philosophie den Garaus zu machen trachten, so ist nichts desto weniger gerade das Umgekehrte wahr: daß die Skeptiker die Philosophie herbeigeführt haben, und daß man nie philosophiert haben würde, wenn man nie gezweifelt hätte. Wie sollte man wohl darauf gekommen sein, Begriffe zu untersuchen, die uns durchaus nicht verdächtig vorkommen können, da sie uns treulich durch unser ganzes Leben begleiten, und nie rätselhaft scheinen können, da sie so wenig mystisch sind, daß der gemeine Verstand* in ihnen eigentlich zuhause zu sein scheint und sie ihm so bekannt sind, wie die Genossen, mit welchen er von Jugend auf bis in sein Alter gegangen ist." - Wilhelm Mackensen, Grundzüge einer Theorie des Abstraktionsvermögens, Halle a. d. Saale 1799, Seite 43

042 Die eigentliche Natur des Geistes ist zu fragen. Geist ist Zweifel. Der Geist spaltet und macht Probleme.

043 Das Individuum als nicht weiter hinterfragbare Einheit.

044 Das, was als logisches Denken bezeichnet wird, begann als Zweifel.

045 Es sollte weniger nach Antworten gesucht werden, als danach, wie die Fragen zu formulieren sind.

046 Der letzte Sinn der Skepsis liegt in der Unbeirrbarkeit.

047 "Es ist wirklich unglaublich, wie nichtssagend und bedeutungsleer, von außen gesehen, und wie dumpf und besinnungslos, von innen empfunden, das Leben der allermeisten Menschen dahinfließt. Es ist ein mattes Sehnen und Quälen, ein träumerisches Taumeln durch die vier Lebensalter hindurch zum Tode, unter Begleitung einer Reihe trivialer Gedanken. Sie gleichen Uhrwerken, welche aufgezogen werden und gehn, ohne zu wissen warum; und jedesmal, daß ein Mensch gezeugt und geboren worden, ist die Uhr des Menschenlebens aufs Neue aufgezogen, um jetzt ihr schon zahllose Male abgespieltes Leierstück abermals zu wiederholen, Satz vor Satz und Takt vor Takt, mit unbedeutenden Variationen." - Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Bd. 1 - Teil2, Zürich 1977, Seite 402

048 Die Skeptiker und Kyniker behaupteten mit dialektischen Mitteln, daß alles Erkennen überhaupt niemals zur Wahrheit, sondern nur zu einem Scheinwissen führen könne; sie endeten in einem schrankenlosen Relativismus und Konformismus. Denn wenn es keine objektive Wahrheit gibt, so ist das Vernünftigste, sich den jeweils herrschenden Glaubensvorstellungen und Sitten anzupassen.

049 Das Zeugnis der Sinne ist dasjenige, das am wenigsten in Frage gestellt werden kann. Es ist sinnlos oder pathologisch, an der schlichten und unmittelbaren Erfahrung von Dingen Zweifel anzumelden (unfreiwillige Hypnose-Experimente einmal ausgenommen).

050 Auf dem radikalen Zweifel wachsen keine Gründe. Die Skepsis grenzt an Unvernunft.

051 "Wir leben unter der Fuchtel von Fraglosigkeiten." - Werner Müller, Indianische Welterfahrung, Ffm/Berlin/Wien 1981, Seite 104

052 Wer die Macht in Frage stellt untergräbt die Autorität. Die meisten Fragen sind Manipulationen.

053 Rationaler Zweifel bedeutet die Emanzipation von Autorität.

054 Das Wissen duldet keinen Zweifel.

055 Eine Frage bedeutet die Methode des Suchens.

056 Wer die Macht in Frage stellt untergräbt die Autorität.

057 Der Positivismus ist frei von Skeptizismus und Relativismus.

058 Vertraut ist uns nicht die Wirklichkeit, sondern ihr gewohnter Anblick.

059 Es ist sinnlos über die Kategorien von Raum und Zeit hinauszudenken, weil wir, ohne Raum und Zeit immer schon vorauszusetzen, gar nicht denken oder fragen könnten.

060 Wissen wird als Antwort auf Fragen produziert.

061 "Wir müssen uns bewußt sein, daß das, was wir beobachten nicht die Natur selbst ist, sondern die unseren Befragungsmethoden unterworfene Natur." - Werner Heisenberg, ohne weitere Quelle

062 Bedeutungen erhalten wir nicht von der Umwelt, sondern wir übertragen sie.

063 Konkurrenz und Mißtrauen sind Konfliktursachen.

064 Die Art einer Frage bestimmt die Art der Antwort.

065 Der skeptische Frager akzeptiert weder eine realistische, noch eine idealistische Antwort.

066 Jeder Zweifel schwächt das Werk, der Glaube bekräftigt den Willen.

067 Der Zweifel lähmt die Fähigkeit zu handeln.

068 Ein qualifizierter Therapeut stellt die Annahmen des Klienten in Frage, daß sein sprachliches Modell die Realität sei.

069 Der Skeptiker ist der Ansicht, daß wir Wirklichkeit nur an ihrem Schein erkennen können.

070 Ein Patient der glaubt, wird leichter gesund als der, der zweifelt.

071 Das Handeln widerlegt den Zweifel.

072 "Alles Fragen ist Eindringen." - Canetti, Elias; Masse und Macht; Ffm 1981; Seite 317

073 Der Zweifel ist ein subjektives Gefühl.

074 Was "eins" ist kann man letzten Endes nicht mehr fragen.

075 Alles Leiden geht vor allem aus dem Mißverhältnis hervor was wir fordern, erwarten und hoffen.

076 Zweifel ist Zwiefalt, das Sehen zweier Möglichkeiten.

077 Zum Wesen des Skeptizismus gehört das Freisein von Autoritäten.

078 "Der 'Paperdoubt', der sich kaum auf die Küche erstrecken dürfte." - Charles Sanders Peirce, ohne weitere Quelle

079 Das Tao des Nichtzweifels entsteht, wenn wir das unterscheidende Bewußtsein aufheben.

080 Was in der Popular-Esoterik Initiation genannt wird, ist im Grunde Einweihung in die Geheimnisse des Skeptizismus.

081 Der große Zweifel und die große Erleuchtung (satori) sind die beiden Seiten der gleichen Münze. Unter dem großen Zweifel ist die große Erleuchtung.

082 sich einem zügellosen Zweifels hinzugeben.

083 Der Skeptizismus kann das Spiegelbild des Dogmatismus sein, ebenso fanatisch und brutal.

084 Wenn wir die Bedeutung der Wörter vor einem Gespräch nicht genau festlegen, so ist es nicht möglich, eine Frage mit Gewinn zu diskutieren.

085 Müde Resignation und kraftloser Skeptizismus oder aber die Flucht in einen unbegründeten Dogmatismus.

086 Man soll die Menschen lieber in ihrem religiösen Glauben lassen, auch wenn er illusorisch ist, als sie in Zweifel und Verwirrung stürzen.

087 Alles im Bewußtsein drängt auf Gewißheit und Unfraglichkeit.

088 Das Wesen der Wirklichkeit ist die Fraglichkeit.

089 Jede Setzung ist fraglich, auch ihre Entgegensetzung ins Negative.

090 Reflexion über das Handeln bedeutet Unsicherheit und damit die Notwendigkeit einer Entscheidung.

091 Der Zweifel ist konstruktives Element im geistigen Leben.

092 Der Zweifel kann nur durch die Tat allein beendet werden.

093 Mit Zweifel ist alles möglich.

094 Wechselspiel von Skepsis und Hoffnung.

095 Die Ideen des 'wahrnehmens', 'denkens', 'zweifelns', 'glaubens', 'schließens', 'erkennens', 'wollens'.

096 Der Zweifel ist ein geistiger Zustand.

097 Idealismus kontra Skepsis

098 Das Denken allein ist schon zweifeln, weil wir in jedem Denken Unterschiede machen und jeder Unterschied aus einer Menge anderer möglicher Unterscheidungen mit oft gleichwertigen Gründen ausgewählt wird.

099 Erkenntnisse gilt es gegen Zweifel zu sichern.

100 Zweifel braucht Gründe.

101 Radikalität ist eine Unbedingtheit des Zweifels.

102 Radikaler Skeptizismus ist die gänzliche Voraussetzungslosigkeit.

103 Das Fragwürdige ist der Aufenthaltsbereich des Denkens.

104 Problematisierung entsteht aus enttäuschten Erwartungen.

105 Der Dogmatiker glaubt, daß wir die Dinge mit unserem Verstand erfassen können, der Skeptiker hält mit seinem Urteil zurück, weil er das nicht glaubt.

106 Mit der Anhäufung von Widersprüchen ergibt sich eine wachsende Geistesverwirrung.

107 Prinzipien dürfen nicht in Frage gestellt werden.

108 Die Skepsis ist der größte Verbündete der Freiheit.

109 "Man kann nicht Skeptiker sein, ohne die Natur zu vergewaltigen, man kann nicht Dogmatiker sein, ohne auf die Natur zu verzichten." - Blaise Pascal, Über die Religion und über einige andere Gegenstände, Heidelberg 1978, Seite 477

110 Der Parteinahme zwischen Dogmatik und Skeptizismus kann sich niemand entziehen.

111 Der Zweifel ist eine Form des Schmerzes.

112 "Die Natur verwirrt die Skeptiker und die Vernunft verwirrt die Dogmatiker." - Blaise Pascal, Über die Religion und über einige andere Gegenstände, Heidelberg 1978, Seite 202

113 Irrationaler Zweifel steigert sich zum Wahnsinn, ist aber auch Chance.

114 Wissen hat den Anspruch gegen Zweifel gesichert und geschützt zu sein.

115 Zweiteilung ist ein sehr altes Attribut des Teufels (Zweifel als Zweiteilung)

116 Problembewußtsein artikuliert sich in klarer Fragestellung.

117 Mißtrauen ist ein Zeichen von Schwäche.

118 die Teufel des Zweifel

119 "In necessaris unitas, in dubiis libertas, im omnibus caritas." (In den notwendigen Dingen Einheit, in den zweifelhaften Freiheit, in allen aber Liebe.) - Rupertus Meldenius, ohne weitere Quelle

120 Fragen sind allgemein, Probleme speziell.

121 Das Kennzeichen der großen Probleme ist ihre Unlösbarkeit.

122 Dogmen sind geeignet Grundfragestellungen zu verhindern.

123 An der Wahrheit darf kein Zweifel möglich sein.

124 Der Skeptiker zweifelt an jeder Möglichkeit von Wahrheit und Gerechtigkeit.

125 Die Logik will Antworten ordnen, nicht Fragen.

126 Der Skeptiker vertritt die Auffassung, daß die Wahrheit eines Urteils nicht erkennbar sei.

127 Der Skeptiker ist Relativist.

128 Der Weg des Zweifels wird bei schwachen Geistern, die ohne Leitung sind, bisweilen zum Weg der Verzweiflung.

129 Unentschlossenheit und Verwirrung sind Ergebnis von Skepsis.

130 Die Taktik der Zerstörung des gegnerischen Glaubens als heimtückische Herrschaftsmethode.

131 skeptikos: prüfen, erwägen, suchen, forschen.

132 Der Irrglaube an eine mögliche Bösartigkeit anderer kann bei urteilsschwachen Geistern zu Zweifel und Verzweiflung führen.

133 Nicht aus überlegener Klugheit, sondern aus fraglos gewordener Unerschütterlichkeit handelt der erweckte Geist.

134 Als Menschen des Glaubens verachten sie Analyse und Zweifel.

135 Die Bodenlosigkeit des immerwährenden Zweifels.

136 Skeptizismus führt zu Nihilismus.

137 Im Skeptizismus wir der Zweifel zum Prinzip des Denkens.

138 der Zweifelsucht den Schlangenkopf zertreten.

139 wirklichkeitszersetzende Zweifel

140 Die Lüge ist eine auf Täuschung beruhende Aussage.

141 Wenn ich Schmerzen habe, dann kann es keinen Zweifel geben, keine Möglichkeit des Irrtums.

142 Der methodische Zweifel ist in gewissem Sinn der Anfang aller Wissenschaft.

143 Dogma, Skeptik und Kritik - alles steht gewissermaßen im Dienst der Wahrheit.

144 "Große Geister sind Skeptiker." - Friedrich Nietzsche in Colli/Montinari (Hg), KSA Bd. 6, München 1988, Seite 236

145 Dem Zweifel steht die Entscheidung gegenüber, das Urteil.

146 Der abgründige Zweifel ist die innere Not des Ego.

147 Die Verzweiflung ist ein leidenschaftliches Gefühl.

148 Einheit und Allgemeinheit gegen zerspaltende Kritik.

149 Ein Zweifel an dem, was wir wahrnehmen ist ein Zweifel an der Wahrnehmung überhaupt und ein solcher Zweifel kann sich pathologisch auswirken, woraus viele Geheimlehren die Basis ihrer Belehrungsberechtigung herleiten.

150 "... denn man lernt nur, indem man sich Fragen stellt." - Max Planck, Vom Wesen der Willensfreiheit, Ffm 1990, Seite 22

151 die dogmatische oder die skeptische Methode

152 Das Machtwort der Autorität wird gewöhnlich nicht offen in Zweifel gezogen.

153 Der Zweifel als solcher ist unfruchtbar.

154 Das Ich ist Augustin unmittelbare Erlebnisgegebenheit von unbezweifelbarer Gewißheit. Das Ich steht über den Akten.

155 Schon Pierre Bayle forderte das Recht auf Zweifel.

156 Irreführend sind meistens schon die Fragen, so daß von den Antworten nicht mehr viel erwartet werden sollte.

157 Der Zweifel ist nichts anderes, als das Bewußtsein, daß unser Denken das Absolute weder indirekt noch direkt erfassen kann.

158 "Für Scholem ist das mystische Denken nicht aus Frage und Antwort konstituierbar." - Vgl. Gershom Scholem, Zur Kabbala und ihrer Symbolik, Ffm 1973, Seite 117

159 Nicht glauben heißt zweifeln.

160 Keine Wahrheit ist erkennbar oder zu benennen.

161 "Denn zweifeln heißt fragen, ob man ja oder nein sagen soll. Hat weder das eine noch das andere ohne Freiheit Sinn, dann hört auch der Zweifel auf sinnvoll zu sein." - Heinrich Rickert, Grundprobleme der Philosophie, Tübingen 1934, Seite 122

162 Der Zweifel besitzt zwei Seiten: die des Lichts und die der Finsternis.

163 Die Erfahrung stimmt skeptisch, Handeln aber erfordert Zuversicht.

164 "Herkunft des Logischen: Woher ist die Logik im menschlichen Kopfe entstanden? Gewiß aus der Unlogik, deren Reich ursprünglich ungeheuer gewesen sein muß. Aber unzählig viele Wesen, welche anders schlossen, als wir jetzt schließen, gingen zugrunde; es könnte immer noch wahrer gewesen sein! Wer zum Beispiel das "Gleiche" nicht oft genug aufzufinden wußte, in Betreff der Nahrung oder in Betreff der ihm feindlichen Tiere. wer also zu langsam subsumierte. zu vorsichtig in der Subsumtion war, hatte nur geringere Wahrscheinlichkeit des Fortlebens als der, welcher bei allem Ähnlichen sofort auf Gleichheit riet. Der überwiegende Hang aber, das Ähnliche als gleich zu behandeln, ein unlogischer Hang - denn es gibt ansich nichts Gleiches -, hat erst alle Grundlage der Logik geschaffen. Ebenso mußte, damit der Begriff der Substanz entstehe, der unentbehrlich für die Logik ist, ob ihm gleich im strengsten Sinne nichts Wirkliches entspricht, - lange Zeit das Wechselnde an den Dingen nicht gesehen, nicht empfunden worden sein; die nicht genau sehenden Wesen hatten einen Vorsprung vor denen, welche alles 'im Fluße' sahen. An und für sich ist schon jeder hohe Grad von Vorsicht im Schließen, jeder skeptische Hang eine große Gefahr für das Leben. Es würden keine lebenden Wesen erhalten sein, wenn nicht der entgegengesetzte Hang, lieber zu bejahen als das Urteil auszusetzen, lieber zu irren und zu dichten als abzuwarten, lieber zuzustimmen als zu verneinen, lieber zu urteilen, als gerecht zu sein - außerordentlich stark angezüchtet worden wäre. - Der Verlauf logischer Gedanken und Schlüsse in unserem jetzigen Gehirn entspricht einem Prozesse und Kampfe von Trieben, die an sich einzeln alle sehr unlogisch und ungerecht sind; wir erfahren gewöhnlich nur das Resultat des Kampfes: so schnell und so versteckt spielt sich jetzt dieser uralte Mechanismus in uns ab." - Friedrich Nietzsche, Werke II, Hg. Karl Schlechta, Ffm/Berlin/Wien 1984 Seite 392

165 "Es ist nicht gewiß, daß alles ungewiß ist." - Blaise Pascal, ohne weitere Quelle

166 Fragen sind stets ein Ausdruck unseres Interesses an der Welt und sind im Grunde Wertungen.

167 Der Skeptiker bestreitet, daß es eine Methode gibt, um sich selbst, oder einen anderen zu irgend einer Überzeugung zu zwingen.

168 Wer skeptisch denkt, kommt zu keiner positiven und zu keiner negativen Aussage und beharrt in der Enthaltung von jeglichem Urteil - nichts ist gerecht, nichts ungerecht.

zuschriften
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.