001 "Wir müssen unbedingt Raum für Zweifel lassen, sonst gibt es keinen Fortschritt, kein Dazulernen. Man kann nichts Neues herausfinden, wenn man nicht vorher eine Frage stellt. Und um zu fragen, bedarf es des Zweifelns." - Richard P. Feynman, Es ist so einfach, München 2003, Seite 148
002 "Ohne durch die Dunkelheit zu gehen,
können wir nicht zum Glauben kommen. Wenn
die Erleuchtung kommt, verschwinden alle Zweifel." - John Gordon Bennett, Subud, Remagen 1958, Seite 267
004 Der Skeptiker ist jemand, der noch nach Wahrheit
sucht, während der Dogmatiker sie schon gefunden
zu haben glaubt.
004 "Wenn ich sehe, wie alle Welt im praktischen Leben wie in der Wissenschaft tatsächlich dasselbe Vertrauen auf die Wahrnehmung hegt, so kann ich nur eine wunderliche Verirrung eines lebens- und wirklichkeitsfremden Grübelns darin sehen, daß man sich von diesem festen Ausgangspunkt aller erkenntnistheoretischen Besinnung hinweglocken läßt durch jene Lieblingsargumentation des Idealismus. Je gewaltiger die Wirklichkeit uns packt und durch die Größe und Furchtbarkeit der Ereignisse, die sich in ihr abspielen, im Innersten erschüttert, umso mehr muß es als ein Skandal der Vernunft bezeichnet werden, daß gescheite Menschen ernsthaft daran zweifeln, ob eine vom Menschen unabhängige reale Welt existiert, oder daß sie eine solche geradezu leugnen, ja als "denkunmöglich" bezeichnen." - August Messer, Über Grundfragen der Philosophie der Gegenwart, Kant-Studien, Bd. XX, Berlin 1915, Seite 77
008 "Der Zweifel an der Realität der
sichtbaren, objektiven
und gegenständlichen
Welt ist der Anfang der Philosophie." - Nikolai Berdiaev, Das Ich und die Welt der Objekte, Darmstadt 1933, Seite 78
009 "Die gefährlichste Art der Täuschung
beruth darauf, als anerkannte Gewißheit hinzustellen,
was doch keine ist." Jean-Marie Guyau in Hans Pfeil, Jean-Marie Guyau und die Philosophie des Lebens, Augsburg/Köln/Wien 1928, Seite 54
010 "Das Dogma will ersessen sein, Skepsis
stellt sich beim Gehen ein." - Johann Wolfgang von Goethe, ohne weitere Quelle
011 "Was nämlich das praktische Leben
betrifft, so würde sehr oft die Gelegenheit zum Handeln
verstreichen, bevor wir uns von allen Bedenken
befreit haben." - Rene Descartes, Principia philosophiae
012 "Seine zweifelnde Seele findet nichts, darin sie sich ausruhen kann." - Sören Kierkegaard, Entweder - Oder, Köln 1985, Seite 221
015 Den Sinnen nichts blindlings vertrauen
heißt nicht, sie zu verachten.
016 "Nicht der Zweifel, die Gewißheit ist
das, was wahnsinnig macht..." - Friedrich Nietzsche in Colli/Montinari (Hg), KSA Bd. 6, München 1988, Seite 287
017 Echte Skepsis muß sich nicht gegen Zuversicht
wenden, sondern eher gegen den Pessimismus der Irrationalisten,
die das Geschehen höheren Mächten, oder dem
Zweifel überlassen.
019 "Ich schlief mit dem Vertrauen und sah
am Morgen, daß es ein Leichnam war. Ich trank und tanzte die ganze Nacht
mit dem Zweifel und sah am Morgen, daß
er jungfräulich war." - Aleister Crowley, ohne weitere Quelle
020 "Es wird keine Welt, kein Selbst,
nur einen großen Zweifel geben. Dies
ist Mu." - Meister Mumon in Zenkei Shibayama, Zu den Quellen des Zen, Bern/München/Wien 1977, Seite 41
022Fragen heißt sich nicht von Illusionen in den Schlummer wiegen zulassen. Doch der übertriebene Zweifel gibt letztlich auch keine besseren Antworten.
023 "Die Einnahme fester ideologischer
Positionen entlastet vom Zweifel und befreit von inneren Konflikten und der Anstrengung des Nachdenkens, sie liefert darüberhinaus eine kräftige Ersatzidentität,
denn man weiß sich durch sie mit vielen anderen verbunden." - Dieter Duhm, Der Mensch ist anders, Lampertheim 1979, Seite 65
024 Die Urfrage aller Skepsis ist die Frage nach der Wahrheit
der Wirklichkeitswelt.
025 Von Wissen kann allenfalls gesprochen
werden, wenn der Zweifel logisch ausgeschlossen ist.
026 "Perturbant homines non res ipsae, sed de rebus decreta." (Nicht
die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern
die Meinung über die Dinge.) - Epiktet, ohne weitere Quelle
027 Der Dogmatiker unterdrückt Zweifel und
läuft Gefahr, sie dadurch nur zu verstärken.
033 "Es ist, als ob die großartigste Erkenntnis
gerade dadurch erwächst, daß der Mensch die Grenze
sucht, an der das Erkennen strandet, nicht
falsch und vorläufig, sondern eigentlich und endgültig strandet, nicht
in Verlust und Verzweiflung, sondern im
eigentlichen Innewerden." - Karl Jaspers, Was ist Philosophie, München 1980, Seite 191
035 Wer skeptisch denkt muß sich deshalb keineswegs jeglichen Tuns
und aller Entscheidungen enthalten, sondern soll
sich bewußt sein, daß seine Handlungen und Entscheidungen
nicht absolut sein können.
038 Kühner, als das Unbekannte zu erforschen, kann
es sein, das Bekannte zu bezweifeln.
039 Der Skeptizismus ist eine Absage an alle Lehren,
die Gewißheit versprechen.
040 Die in die Geheimnisse der eleusischen Mysterien
Eingeweihten gelangen nicht nur zum Zweifel an der Wirklichkeit
der sinnlichen Dinge, sondern nötigenfalls auch
zur Verzweiflung.
041 "Froh und wohlgemut geht der berühmte Wolff in seiner Ontologie seinen geraden Gang durch lauter identische Sätze fort, und sagt mit der größten Wohlgefälligkeit, daß Substanz, Substanz, Ursache Ursache und Bewegung Bewegung ist. Man ist dabei in einer sonderbaren Bewegung zwischen zwei Empfindungen, nämlich zwischen der sympathetischen Teilnahme an einem sorgenfreien von keinem philosophischen Kummer gequälten Gemüt und dem Unwillen, den man darüber empfinden muß, daß er Untersuchungen, welche die großen Geister der griechischen Philosophen durch ihren bewundernswürdigen Scharfsinn zuerst auf die Bahn brachten, so leicht von der Hand schlägt, und die Urheber seiner Wissenschaften, ohne welchen er seine Metaphysik gewiß nicht würde haben schreiben können, nicht einmal zu kennen scheint. - Denn, mit einem Wort: die Skeptiker sind es, die die Metaphysik hervorgebracht haben, und obgleich alle Welt in dem Wahn steht, daß die Skeptiker die Leute seien, welche der Philosophie den Garaus zu machen trachten, so ist nichts desto weniger gerade das Umgekehrte wahr: daß die Skeptiker die Philosophie herbeigeführt haben, und daß man nie philosophiert haben würde, wenn man nie gezweifelt hätte. Wie sollte man wohl darauf gekommen sein, Begriffe zu untersuchen, die uns durchaus nicht verdächtig vorkommen können, da sie uns treulich durch unser ganzes Leben begleiten, und nie rätselhaft scheinen können, da sie so wenig mystisch sind, daß der gemeine Verstand* in ihnen eigentlich zuhause zu sein scheint und sie ihm so bekannt sind, wie die Genossen, mit welchen er von Jugend auf bis in sein Alter gegangen ist." - Wilhelm Mackensen, Grundzüge einer Theorie des Abstraktionsvermögens, Halle a. d. Saale 1799, Seite 43
042 Die eigentliche Natur des Geistes ist
zu fragen. Geist ist Zweifel. Der Geist spaltet
und macht Probleme.
047 "Es ist wirklich unglaublich, wie nichtssagend und bedeutungsleer,
von außen gesehen, und wie dumpf und besinnungslos, von innen empfunden,
das Leben der allermeisten Menschen dahinfließt.
Es ist ein mattes Sehnen und Quälen, ein träumerisches Taumeln durch die
vier Lebensalter hindurch zum Tode,
unter Begleitung einer Reihe trivialer Gedanken.
Sie gleichen Uhrwerken, welche aufgezogen werden und gehn, ohne zu wissen
warum; und jedesmal, daß ein Mensch gezeugt und geboren worden, ist die
Uhr des Menschenlebens aufs Neue aufgezogen, um jetzt ihr schon zahllose
Male abgespieltes Leierstück abermals zu wiederholen, Satz vor Satz und
Takt vor Takt, mit unbedeutenden Variationen." - Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Bd. 1 - Teil2, Zürich 1977, Seite 402
049 Das Zeugnis der Sinne ist dasjenige,
das am wenigsten in Frage gestellt werden kann. Es ist sinnlos oder pathologisch, an der schlichten und unmittelbaren Erfahrung von Dingen Zweifel anzumelden (unfreiwillige Hypnose-Experimente einmal ausgenommen).
059 Es ist sinnlos über die Kategorien
von Raum und Zeit hinauszudenken, weil wir,
ohne Raum und Zeit immer schon vorauszusetzen, gar nicht denken
oder fragen könnten.
061 "Wir müssen uns bewußt sein, daß das, was wir beobachten
nicht die Natur selbst ist, sondern die unseren
Befragungsmethoden unterworfene Natur." - Werner Heisenberg, ohne weitere Quelle
062Bedeutungen erhalten wir nicht von
der Umwelt, sondern wir übertragen sie.
098 Das Denken allein ist schon zweifeln, weil wir in jedem Denken Unterschiede machen und jeder Unterschied aus einer Menge anderer möglicher Unterscheidungen mit oft gleichwertigen Gründen ausgewählt wird.
105 Der Dogmatiker glaubt, daß wir die Dinge
mit unserem Verstand erfassen können, der Skeptiker
hält mit seinem Urteil zurück, weil er das nicht
glaubt.
107Prinzipien dürfen nicht in Frage gestellt
werden.
108 Die Skepsis ist der größte Verbündete der Freiheit.
109 "Man kann nicht Skeptiker sein, ohne die Natur
zu vergewaltigen, man kann nicht Dogmatiker sein,
ohne auf die Natur zu verzichten." - Blaise Pascal, Über die Religion und über einige andere Gegenstände, Heidelberg 1978, Seite 477
110 Der Parteinahme zwischen Dogmatik und
Skeptizismus kann sich niemand entziehen.
112 "Die Natur verwirrt die Skeptiker und
die Vernunft verwirrt die Dogmatiker." - Blaise Pascal, Über die Religion und über einige andere Gegenstände, Heidelberg 1978, Seite 202
119 "In necessaris unitas, in dubiis libertas, im omnibus caritas."
(In den notwendigen Dingen Einheit,
in den zweifelhaften Freiheit, in allen aber
Liebe.) - Rupertus Meldenius, ohne weitere Quelle
149 Ein Zweifel an dem, was wir wahrnehmen
ist ein Zweifel an der Wahrnehmung überhaupt und
ein solcher Zweifel kann sich pathologisch
auswirken, woraus viele Geheimlehren
die Basis ihrer Belehrungsberechtigung herleiten.
150 "... denn man lernt nur, indem man
sich Fragen stellt." - Max Planck, Vom Wesen der Willensfreiheit, Ffm 1990, Seite 22
158 "Für Scholem ist das mystische
Denken nicht aus Frage und Antwort konstituierbar." - Vgl. Gershom Scholem, Zur Kabbala und ihrer Symbolik, Ffm 1973, Seite 117
161 "Denn zweifeln heißt fragen, ob man ja oder nein
sagen soll. Hat weder das eine noch das andere ohne FreiheitSinn, dann hört auch der Zweifel auf sinnvoll zu
sein." - Heinrich Rickert, Grundprobleme der Philosophie, Tübingen 1934, Seite 122
162 Der Zweifel besitzt zwei Seiten: die des Lichts
und die der Finsternis.
163 Die Erfahrung stimmt skeptisch, Handeln aber erfordert Zuversicht.
164 "Herkunft des Logischen: Woher ist die Logik im menschlichen Kopfe entstanden? Gewiß aus der Unlogik, deren Reich ursprünglich ungeheuer gewesen sein muß. Aber unzählig viele Wesen, welche anders schlossen, als wir jetzt schließen, gingen zugrunde; es könnte immer noch wahrer gewesen sein! Wer zum Beispiel das "Gleiche" nicht oft genug aufzufinden wußte, in Betreff der Nahrung oder in Betreff der ihm feindlichen Tiere. wer also zu langsam subsumierte. zu vorsichtig in der Subsumtion war, hatte nur geringere Wahrscheinlichkeit des Fortlebens als der, welcher bei allem Ähnlichen sofort auf Gleichheit riet. Der überwiegende Hang aber, das Ähnliche als gleich zu behandeln, ein unlogischer Hang - denn es gibt ansich nichts Gleiches -, hat erst alle Grundlage der Logik geschaffen. Ebenso mußte, damit der Begriff der Substanz entstehe, der unentbehrlich für die Logik ist, ob ihm gleich im strengsten Sinne nichts Wirkliches entspricht, - lange Zeit das Wechselnde an den Dingen nicht gesehen, nicht empfunden worden sein; die nicht genau sehenden Wesen hatten einen Vorsprung vor denen, welche alles 'im Fluße' sahen. An und für sich ist schon jeder hohe Grad von Vorsicht im Schließen, jeder skeptische Hang eine große Gefahr für das Leben. Es würden keine lebenden Wesen erhalten sein, wenn nicht der entgegengesetzte Hang, lieber zu bejahen als das Urteil auszusetzen, lieber zu irren und zu dichten als abzuwarten, lieber zuzustimmen als zu verneinen, lieber zu urteilen, als gerecht zu sein - außerordentlich stark angezüchtet worden wäre. - Der Verlauf logischer Gedanken und Schlüsse in unserem jetzigen Gehirn entspricht einem Prozesse und Kampfe von Trieben, die an sich einzeln alle sehr unlogisch und ungerecht sind; wir erfahren gewöhnlich nur das Resultat des Kampfes: so schnell und so versteckt spielt sich jetzt dieser uralte Mechanismus in uns ab." - Friedrich Nietzsche, Werke II, Hg. Karl Schlechta, Ffm/Berlin/Wien 1984 Seite 392
165 "Es ist nicht gewiß, daß alles ungewiß
ist." - Blaise Pascal, ohne weitere Quelle
167 Der Skeptiker bestreitet, daß es eine Methode
gibt, um sich selbst, oder einen anderen zu irgend einer Überzeugung
zu zwingen.
168 Wer skeptisch denkt, kommt zu keiner positiven und zu keiner negativen Aussage und beharrt in der Enthaltung von jeglichem Urteil - nichts ist gerecht, nichts ungerecht.
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.