002 In der Natur und außerhalb des menschlichen Denkens gibt es weder ein Zählen, noch ein Messen.
003 Während des größten Teils der Menschheitsgeschichte war die WirklichkeitNatur, danach war die Wirklichkeit Technik, eine verdinglichte Welt. Heute ist die Wirklichkeit in erster Linie die soziale Welt.
004 "Der Verstand schöpft seine Gesetze nicht aus der Natur, sondern schreibt sie dieser vor." - Immanuel Kant
005 "Wir haben gezählt, gewogen, gemessen, was irgend zu zählen, zu wägen zu messen ist; wir haben die Welt in allen Breiten, Höhen und Tiefen quantifiziert; wir haben uns gewöhnt, von Mechanismen sogar lebendiger und seelischer Vorgänge zu sprechen, ganz ebenso, wie wir uns gewöhnten, den großen und kleinen Kosmos im Lichte eines äußerst zweckmäßig eingerichteten Laboratoriums zu sehen, und wir haben mit alledem die bekannte Herrschaft über die Natur erlangt." - Ludwig Klages, Der Geist als Widersacher der Seele, Bonn 1981, Seite 2
006Gesetzmäßigkeit der Natur ist ein Mythos, der von Menschen in die Natur hineingelegt wird. In der Natur gibt es keine Ordnung oder Unordnung.
008 "Was wir beobachten ist nicht die Natur selbst, sondern Natur, die unserer Art Fragestellung ausgesetzt ist." - Werner Heisenberg, Physik und Philosophie, Berlin 1973, Seite 40
009 "Der ganzen modernen Weltanschauung liegt die Täuschung zugrunde, daß die sogenannten Naturgesetze die Erklärungen der Naturerscheinungen seien." - Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, Ffm 1980, Seite 110
010 "Das Geistige weiß sich als die Macht über das Natürliche." - G. W. F. Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Bd. 1, Ffm 1986, Seite 275
012 "Ist die Natur nur groß, weil sie zu zählen euch gibt?" - Friedrich Schiller in Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse - Zur Naturgeschichte der Aggression, München 1983, Seite 23
013 "Die Anerkennung eines Naturgesetzes ist stark durch Gründe der Einfachheit, der Zweckmäßigkeit bedingt." - Friedrich Waismann, Logik - Sprache - Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 635
014 Es gibt keine Verben in der zwecklosen Natur. Verben sind eine Zusammenfassung unter menschliche Zwecke.
017 "Die ungenaturte Natur naturt nur insoweit, als sie sich naturen läßt. Sonst naturt sie nicht." - Gustav Landauer, Meister Eckharts Mystische Schriften, Wetzlar 1978, Seite 119
020 Das große Buch der Natur liegt aufgeschlagen vor uns. Um es lesen zu können, bedürfen wir der Mathematik, denn es ist in mathematischer Sprache geschrieben. Die Naturvorgänge sind quantitativ und damit meßbar, wo das nicht der Fall ist, muß die Wissenschaft die Anordnung des Experiments so treffen, daß sie meßbar gemacht werden.
023 Im Altertum waren nur drei Naturgesetze bekannt: Das Hebelgesetz, das optische Gesetz und das Gesetz des Auftriebs. Archimedes diskutiert alle drei, ohne jedoch den Terminus Naturgesetz zu gebrauchen.
024 In der Mathematisierung der Natur wird diese als eine Summe von Kausalzusammenhängen aufzufassen.
026 "Die Regeln des Universums, die wir zu kennen glauben, sind tief in unseren Wahrnehmungsprozessen begraben." - Gregory Bateson, Geist und Natur, Ffm 1987, Seite 47
030 "In dieser UnveränderlichkeitewigerNormen in der Natur spiegelt sich die grundsätzlich, keine individuelle Ausnahme leidende Allgemeingültigkeit des modernen Rechtssatzes." - Franz Borkenau, Der Übergang vom feudalen zum bürgerlichen Weltbild, Darmstadt 1971, Seite 363
033 "Hört man, mit welcher Ehrfurcht manche Leute von der Regierung sprechen, so könnte man glauben, daß der Kongress die Verkörperung des Gravitationsgesetzes sei, das die Planeten in ihren Bahnen hält." -Wendell Phillips Rudolf Rocker, Nationalismus und Kultur, Bd. 1, Bremen o. J., Seite 191
043 Dem Begriff des Naturgesetzes entsprach das Vorhandensein einer vernünftigen Ordnung in der Natur, aus der sich eine natürliche vernünftige Ordnung der Gesellschaft zu definieren läßt.
046 Einstein hat einmal gesagt, daß eine physikalische Theorie nicht von den Tatsachen der Natur bestimmt, sondern eine freie Erfindung des menschlichen Geistes ist.
047 "Eine vollständige Anpassung an jede individuelle, künftig auftretende, unberechenbare Tatsache ist natürlich unmöglich. Die vielfache, möglichst allgemeine Anwendbarkeit der Naturgesetze auf konkrete tatsächliche Fälle wird nur möglich, durch Abstraktion, durch Vereinfachung, Schematisierung, Idealisierung der Tatsachen, durch gedankliche Zerlegung derselben in solche einfache Elemente, daß aus diesen die gegebenen Tatsachen mit zureichender Genauigkeit sich wieder gedanklich aufbauen und zusammensetzen lassen. Solche elementare idealisierte Tatsachenelemente, wie sie in der Wirklichkeit nie in Vollkommenheit angetroffen werden, sind die gleichförmige und die gleichförmig beschleunigte Massenbewegung, die stationäre (unveränderliche) thermische und elektrische Strömung usw." - Ernst Mach, Erkenntnis und Irrtum, Darmstadt 1991, Seite 455
049 "Jagt die Natur zur Tür hinaus, und sie kommt durchs Fenster wieder herein." - Horaz
050 "Fragt ihr nicht auch: wodurch ihr die Natur aus dem Wege geräumt? ---- Bacon beschuldigt euch, daß ihr sie durch eure Abstractionen schindet." - Johann Georg Hamann, Sokratische Denkwürdigkeiten, Stuttgart 1987, Seite 113
064 Für Descartes ist das materielle Universum eine Maschine und nichts als eine Maschine. In der Materie gab es weder Sinn noch Leben, noch Spiritualität. Die Natur funktionierte nach mechanistischen Gesetzen.
084 "Es gibt keine fundamentalen Einheiten, keine fundamentalen Gesetze, Konstanten oder Gleichungen." - vgl. Geoffrey Chew in Fritjof Capra, Das neue Denken, Bern/München/Wien 1987, Seite 58
112 "Nahwirkungsgesetze und Wahrscheinlichkeitsgesetze beschreiben zwei Arten von Ereignisordnungen, die unabhängig voneinander existieren." - Bela Juhos in Ernst Topitsch (Hg), Probleme der Wissenschaftstheorie, Wien 1960, Seite 128
119 "Alles Wunderbare aber, das wir gerade an den Naturgesetzen anstaunen, das unsere Erklärung fordert und uns zum Mißtrauen gegen den Idealismusverführen könnte, liegt gerade und ganz allein nur in der mathematischen Strenge und Unverbrüchlichkeit der Zeit- und Raum-Vorstellungen. Diese aber produciren wir in uns und aus uns mit jener Nothwendigkeit, mit der die Spinne spinnt; wenn wir gezwungen sind, alle Dinge nur unter diesen Formen zu begreifen, so ist es dann nicht mehr wunderbar, dass wir an den Dingen eigentlich nur eben diese Formen begreifen: denn sie alle müssen die Gesetze der Zahl an sich tragen, und die Zahl gerade ist das Erstaunlichste in den Dingen." - Friedrich Nietzsche, KSA Bd. 1, München 1988, Seite 885
120 "Keine gesellschaftliche Ordnung kann die Ungerechtigkeit der Natur vollkommen ausgleichen." - Hans Kelsen, Was ist Gerechtigkeit?, Wien 1975, Seite 4
121 "Die Wissenschaft von der Natur kann nur Gott allein haben, weil er sie schuf. Aber die Wissenschaft von der Welt der Nationen und der bürgerlichen Welt können auch die Menschen erlangen, weil sie von ihnen geschaffen ist." - Giambattista Vico
124 Es gibt zweierlei Gesetze: das Gesetz der Natur und das Gesetz des Menschen.
125 "Das Gesetz geht über die Beobachtung hinaus: es behauptet, daß es auch für die noch nicht wahrgenommenen Fälle besteht." - Friedrich Waismann, Logik - Sprache - Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 613
126 Die Welt kann grundlegend von zwei Seiten aus betrachtet werden: entweder in der Gegenüberstellung von Trieb und Ordnung, oder als Natur und Recht, bzw. Ursache und Norm.
130 Unser gesamtes Erkenntnisvermögen hat zwei Gebiete: das des Naturbegriffs und das des Freiheitsbegriffs.
131 "Da man aus einem Naturgesetz unendlich viele Konsequenzen ziehen kann, ist das Ideal einer vollständigen Verifikation unerreichbar." - Friedrich Waismann, Logik - Sprache - Philosophie, Stuttgart 1985, Seite 627
132 "Die neue mechanistische Ordnung und die mit ihr zusammenhängende Werte Herrschaft und Kontrolle führen den Tod der Natur herbei." - Carolyn Merchant, Der Tod der Natur, München 1987, Seite 190
133 "Die Natur ist sichtbarer Geist, der Geist unsichtbare Natur." - Schelling Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung, Bd. 3, Ffm 1978, Seite 606
134 "Man hat es zu einem Problem erklärt, bzw. die weitgehendsten Folgerungen daraus gezogen, daß unser seelischer Prozeß, der rein naturhaft verläuft, doch in seinem Inhalt so gut wie immer zugleich den logischen Normen gemäß wäre; es ist in der Tat höchst merkwürdig, daß ein bloß von Naturursachen hervorgebrachtes Geschehen so vor sich geht, als ob es von den idealen Gesetzen der Logik regiert würde; denn es ist nicht anders, als ob ein Baumzweig, mit einem Telegraphenapparat so verbunden, daß seine Bewegungen im Wind diesen in Tätigkeit setzen, ihn damit zu Zeichen veranlaßte, die für uns einen vernünftigen Sinn ergeben." - Georg Simmel, Soziologie, Leipzig 1908, Seite 340
135 "Die modernen Wissenschaftler, die die substantiellen Formen okkulter Qualitäten fortlassen, haben die Phänomene der Natur durch mathematische Gesetze zu erklären unternommen." - Isaac Newton in Edgar Zilsel, Die sozialen Ursprünge der neuzeitlichen Wissenschaft, Ffm 1976, Seite 92
137 Der Begriff der Ursache war Vorläufer des Gesetzesbegriffs.
138 "Als Kausalität können wir ganz allgemein den gesetzlichen Zusammenhang im zeitlichen Ablauf der Ereignisse bezeichnen." - Max Planck, Vom Wesen der Willensfreiheit, Ffm 1990, Seite 86
139 Naturgesetze können erst dann aufgestellt werden, wenn die Lücken im Gegebenen durch Nichtgegebenes ergänzt wird.
140 Auf der mikroskopischen Ebene wurden die Gesetze der klassischen Mechanik durch die der Quantentheorie ersetzt; auf der Ebene des Universums hat die relativistische Physik die Physik Newtons abgelöst.
144 "Nur das Gesetzmäßige konnte das wissenschaftlich Wesentliche an den Erscheinungen sein, individuelle Vorgänge konnten nur als Typen, d. h. hier: als illustrative Repräsentanten der Gesetze, in Betracht kommen; ein Interesse an ihnen um ihrer selbst willen schien kein wissenschaftliches Interesse zu sein." - Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 186
154 "Wenn die Annäherung in der Regel eine sehr gute ist, so ist das nur der riesig großen Zahl der Moleküle zu verdanken, die bei dieser Erscheinung zusammenwirken. Je kleiner deren Anzahl, um so größere Zufallsabweichungen müssen wir erwarten." - Erwin Schrödinger, Was ist Leben, München 1989, Seite 49
157 Die Natur kennt keine Normen. Die Einführung von Normen geht auf den Menschen zurück. Naturgesetze können nicht auf Normen angewendet werden und umgekehrt.
158 Unterscheidung von Naturgesetzen und normativen Gesetzen.
164 "Der Ausdruck Naturgesetze wird schon von Roger Bacon benützt, konnte sich aber im 13. Jahrhundert noch nicht durchsetzen. Seit dem 18. Jahrhundert ist er eine gebräuchliche Redewendung." - vgl. Joseph Needham, Wissenschaftlicher Universalismus, Ffm 1979, Seite 260f
165 Die Natur als physikalische Theorie ist ein System raumzeitlicher Erscheinungen.
166 "Eindeutigkeit gegenständlicher Gegebenheiten ist ein anderer Ausdruck für Gesetzlichkeit." - Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftslehre, Bonn 1965, Seite 83
167 Ein Organismus muß eine vergleichsweise grobe Struktur besitzen, damit man einigermaßen genaue Gesetze mit Erfolg auf ihn anwenden kann.
168Kausalität bedeutet den Kontext der Natur unter dem Gesichtspunkt der Zeit. Jeder Bezug auf den Kontext der Natur ist ein Bezug auf Kausalität.
169 "Widersprüche gibt es nur in der Sprache, nur durch die Sprache. Die Natur, wie sie nur einmal da ist, ist auch einheitlich. Diese Einheit können wir nicht entdecken, wenn wir denken oder sprechen, diese Einheit können wir fühlen, wenn wir leben, ungetrennt von der Natur, wie Kinder im Mutterleibe der Natur. Man kann das auch Mystik nennen, erkenntniskritische, sprachkritische Mystik." - Gershom Weiler, Fritz Mauthner - Sprache und Leben, Salzburg/Wien 1986, Seite 104
170 "Das Vehikel der Forschung ist Mathematik; und bloß soweit Mathematik anwendbar ist, kann ein mechanisches Weltbild entstehen. Alles Qualitative, eigentlich Anschauliche, alles, was an sich wesenhaft erscheint, wird aus der Welt verdrängt. Die Natur wird entqualifiziert und damit entseelt. Sie wird in exakte Gesetzesbegriffe gefaßt, damit berechenbar und dadurch beherrschbar. In diesem Weltbild allein heißt es: Wir erkennen alles nur so weit, als wir es machen können. Die Natur wird ein Werkzeug des Geistes, als Mechanismus ein Apparat, sie wird damit inhaltlich ganz abstrakt, ganz allgemein. In diesem Weltbild sieht man nicht das, was gewöhnlich Wirklichkeit heißt und Fülle hat, sondern eine spezifische Unwirklichkeit, mit der, das sie eine Seite alles Wirklichen ist, sich die allergrößten Wirkungen in dieser erzielen lassen. Dies Weltbild umfaßt eben das, was an der Natur uns durch Berechnung ganz unterworfen ist, also vor allem die Welt nach ihrer räumlichen und zeitlichen Seite." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 158f
171 Jeder Versuch der logischen Ableitung der Grundbegriffe und Grundgesetze der Mechanik aus elementaren Erfahrungen ist von vornherein zum Scheitern verurteilt.
176 Die Natur wird als eine nach Gesetzen
zu bemächtigende aufgefaßt.
177 Die Wissenschaft konstruiert die Dinge
und Vorgänge der Natur in rein begrifflicher
Weise, um daraus bestimmte Sachverhalte ableiten
zu können.
178 Der Erfolg der Naturwissenschaft beruth
auf einer Reduktion der Wirklichkeit auf den einen oder anderen Aspekt,
wie z. B. die Reduktion der Qualität auf Quantität.
179 Engels und Lenin gehen davon aus, daß die Natur
ansich dialektisch sei und das menschliche Denken
diese Dialektik in der Natur lediglich widerspiegele.
180 Die irrational unberechenbaren Triebe und Begierden müssen unter eine rationale Kontrolle gebracht werden.
182 Herzschlag und Atmung sind das Unwillkürliche am Menschen (Dunkel des Vegetativen).
183 Die Nacht ist das Älteste in der ganzen Natur der Dinge.
184 Die Natur ist etwas, das nicht nach unserem Denken geordnet ist. Der Mensch ist zwar in ihr verwoben, das heißt aber nicht, daß ihre Gesetze seine Gesetze sind und umgekehrt.
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.