001 Die materielle Welt ist die Welt, die gemessen wird oder meßbar ist.
002Wissen ist stofflich, was bedeutet, daß es an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit nur eine bestimmte Menge gibt.
003 Die Materie ist auch nur ein Wort von dem wir annehmen, daß ihr in der Wirklichkeit etwas entspräche.
004 Der Materialismus ist der Auffassung, daß nur physische Objekte existieren und daß die sogenannten geistigen Phänomene in den Termini der bewegten Materie vollkommen beschreibbar sind.
005 "Wie die körperliche, so ist auch die seelische Welt nur eine abstrakte Begriffsbildung der Erkenntnis; sie sind beide etwas gedanklich Geschaffenes, begrifflich herausgelöst aus dem einheitlichen Tatbestand unseres Erlebens, Reflexionspunkte, aber nicht Arten von Realität." - Viktor Kraft, Weltbegriff und Erkenntnisbegriff, Leipzig 1912, Seite 126
006 "Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele!" - Matth. 16,26
008 "Die Gegenstandsform ist das logische Prinzip überhaupt. Das Material als solches ist das Alogische. Die Kategorie ist deshalb das logische Urphänomen." - vgl. Werner Flach in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 50
009 "Die absolut denkfremde Materie ist beseitigt, sobald einmal erkannt und anerkannt wird, daß die bloße Behauptung, daß es eine solche Materie gibt, das Grundmoment des Logischen, das Grundmoment des Begriffs und Urteils in sich einschließt." - Ernst Cassirer in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 289
010 Der Zusammenhang zwischen Geist und Körper ist unbegreiflich; die Gründe dieser Unbegreiflichkeit sind unwiderleglich.
012 "Hönigswald lästert über die fragwürdige Anschaulichkeit des dunklen Klumpens den der Common Sense vor sich sieht, wenn von Materie die Rede ist." - vgl. Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftslehre, Bonn 1965, Seite 80
013 Der Begriff der Substanz ergibt sich nicht ohne den Begriff der Identität.
014 Der Alltagsmaterialismus will uns versichern, Töne seien in Wahrheit Luftschwingungen, Erregungen des Akkustikus usw.
015 Keine Wissenschaft von der Materie kann logisch befriedigend ausfallen, weil es sich bei der Materie um eine Abstraktion, d. h. um etwas im vollen Sinne nicht Wirkliches handelt.
016 Der vorherrschende Zug des gesamte Zeitraums von drei Jahrhunderten war, daß der Materialismus eine geeignete Grundlage für die wissenschaftlichen Begriffe bildete. Der Materialismusherrschte unangefochten.
017 "Die Natur ist eine öde Angelegenheit, tonlos, geruchlos und farblos; nichts als das endlose und bedeutungslose Vorbeihuschen von Material." - Alfred North Whitehead, Wissenschaft und moderne Welt, Ffm 1988, Seite 70
018 "Der Mensch ist Materie und kann die Materie nicht ungestraft verachten." - Michail Bakunin, Staatlichkeit und Anarchie, Ffm/Berlin/Wien 1972, Seite 113
019Beharrlichkeit gehört notwendig zum Charakter der Substanz. "In der Tat ist der Satz, daß die Substanz beharrlich sei, tautologisch. Denn bloß diese Beharrlichkeit ist der Grund, warum wir auf die Erscheinung die Kategorie der Substanz anwenden." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 263
020 Materielle Dinge sind lediglich das Produkt unseres Messens und Teilens. Alles messen aber ist bloße Abstraktion.
021 "Das Schema der Substanz ist die Beharrlichkeit
des Realen in der Zeit." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 219
022 "Alle Körper sind nur Gedankensymbole für Empfindungskomplexe." - vgl. Ernst Mach, Die Analyse der Empfindungen, Darmstadt 1991, Seite 23
023 Eine Materie für sich genommen, unter Absehung aller Formen, kann es nicht geben.
026 Der wichtigste Einwand gegen den Materialismus ist, daß es für ihn keinen Sinn geben kann.
027 Materie - mater - mutter
028 Unter Materie verstand man etwas Stoffliches, bestehend aus Atomen;
unveränderliche, undurchdringliche, nicht mehr zerlegbare, also letzte Bausteine
der gesamten Natur. Von solchen Vorstellungen hat
die seitherige Entwicklung der Physik nichts übriggelassen. Wir haben erkannt,
daß das Atom aus wesentlich kleineren Elementarteilchen besteht - zum weitaus größten Teil jedoch aus leerem Raum.
031 Wie alle Systeme, die etwas über einen Grund der Dinge aussagen wollen, ist auch das materialistische ein metaphysisches.
032 "Es geht ein Zug zum Materialismus durch unsere moderne Kultur, welcher jeden, der nicht irgendwo einen festen Anker gefunden hat, mit sich fortreißt. Philosophen und Volkswirtschaftler, Staatsmänner und Gewerbetreibende begegnen sich mit dem Lobe der Gegenwart und ihren Errungenschaften. Mit dem Lobe der Gegenwart verbindet sich der Kultus der Wirklichkeit. Das Ideale
hat keinen Kurs; was sich nicht naturwissenschaftlich und geschichtlich legitimieren kann wird zum Untergang verurteilt." - F. A. Lange, Geschichte des Materialismus, Bd. 2, Ffm 1974, Seite 978
033 Protagoras steht am Anfang der antimaterialistischen Entwicklung, da er gezielt vom Subjekt und dem geistigen Wesen des Menschen ausging und nicht mehr vom Objekt.
034 "Der Materialismus nimmt hartnäckig die Welt des Sinnenscheins für die Welt der wirklichen Dinge." - F. A. Lange, Geschichte des Materialismus, Bd. 1, Iserlohn 1873, Seite 378
035 Unter Fortschritt versteht man fast nur den materiellen.
039 Für Descartes war das materielle Universum eine Maschine und nichts als eine Maschine. In der puren Materie gab es weder einen Sinn noch Leben, noch Spiritualität. Die Natur funktionierte nach mechanischen
Gesetzen.
040 Die Materie galt als Grundlage allen Seins. Man meinte, komplexe Phänomene könnten immer verstanden werden, wenn man sie auf ihre Grundbausteine reduziert und nach dem Mechanismus sucht, der diese Einzelteile zusammenwirken läßt.
048 "Die Menschen eignen sich umso besser als Material, je weniger sie denken." - Maxim Gorkij, Unzeitgemäße Gedanken über Kultur und Revolution, Ffm 1974, Seite 231
060 Von jeher hat der Mensch versucht, die Natur
der Welt von zwei entgegengesetzten Enden zu
erforschen: durch Erforschung der Materie und durch die Erforschung von
menschlicher Seele und Geist.
061 Für die materielle Natur gilt das Prinzip der Kausalität.
099 Aus moralischer Hinsicht muß man sich darüber einig sein, daß die Versorgung mit Wirtschaftsgütern kein Maßstab für die Errungenschaften der Menschheit ist.
100 "Auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift." - Karl Marx
104 "Trägheit ist die Dummheit des Körpers, Dummheit ist Trägheit des Geistes." - Maxim Gorkij, Unzeitgemäße Gedanken über Kultur und Revolution, Ffm 1974, Seite 193
105 Geschlechtliche Liebe ist das machtvollstes Erlebnis der Körperlichkeit.
106 Essen ist magischer Vorgang und Mysterium, der das Leben erhält.
128 Der Materialismus hat die Tendenz, die Liebe, den Respekt, die Sympathie, den Glauben und weitverbreitete
Ansichten über die Qualität des Lebens zu Illusionen zu degradieren.
129 Entschluß, nur diejenigen Dinge als wirklich anzusehen, die in dem Leben, das wir Leben wollen, eine wichtige Rolle spielen.
130 Krankheiten auf materielle Störungen zurückzuführen; der Materialismus und sein besonderer Einsatz in der Medizin.
132 Eine materialistische Psychologie ist zum Scheitern verurteilt.
133 Man weiß viel über materielle Gegenstände, aber sehr wenig über Bewußtseinsvorgänge.
134 Die Welt besteht aus zwei Bereichen: der äußeren materiellen und der inneren Bewußtseinswelt.
135 Unser Wissen von der Außenwelt bleibt immer hypothetisch. Die innere Bewußtseinswelt dagegen ist direkt erfahrbar.
136 Die Grundeigenschaften der Materie können wir nicht erkennen.
137 Quantennatur der Materie.
138 "Geist und Materie sind sich gegenseitig einfaltende Projektionen einer höheren Wirklichkeit, die weder Materie noch Bewußtsein ist." - Fritjof Capra, Wendezeit, München 1988, Seite 102
149 "Die Bewegung, in der sich die Sprache konstituiert, geht vom Stoff zur Form und wieder zurück zum Stoff. Sprache ist geformter Stoff und stoffhaltige Form." - Wilhelm von Humboldt, Schriften zur Sprache, Stuttgart 1985, Seite 232
151 Was der Materialismus nötig hat ist Materie und immer wieder Materie.
152 "Das amerikanische System ist in den Händen des "Big Business" und wird von seinen vulgären Idealen beherrscht." - Harold J. Laski in Bertrand Russell, Autobiographie, Bd. 2, Ffm 1973, Seite 171
153 Die Bürokratie macht das Leben
so materiell wie möglich.
154 Die Menschenwürde kann niemals eine Frage des materiellen Besitzstandes sein. Der Anspruch auf Würde ist ein moralischer.
155 Der alte Begriff der Materie als einer toten, starren und trägen Substanz.
156 Jeder Körper ist eine Zusammensetzung letzter Teile, die durch Anziehungskraft zusammengehalten werden und keiner weiteren Analyse fähig sind.
166 Stoff nennen wir dasjenige an einem Ding,
das sich nicht mehr weiter in Kräfte auflösen läßt.
167 "In den Begriffen von Kraft und Materie sehen wir denselben Dualismus wiederkehren, der sich in den Vorstellungen von Gott und der Welt, von Seele und Leib hervordrängt. Es ist, nur verfeinert, dasselbe Bedürfnis, welches einst die Menschen trieb, Busch und Quell, Fels, Luft und mehr mit den Geschöpfen ihrer Einbildungskraft zu bevölkern." - F. A. Lange, Geschichte des Materialismus, Bd. 2, Ffm 1974, Seite 650
169 Wenn wir der Materie auf den Grund gehen, stellen wir fest, daß sie keine Ausdehnung hat.
170 "Der Materialismus hält sich mehr als irgendein andres System an die Wirklichkeit, d. h. an den Inbegriff der notwendigen, durch Sinneszwang gegebenen Erscheinungen." - F. A. Lange, Geschichte des Materialismus, Bd. 2, Ffm 1974, Seite 981
171 "Es ist ganz unmöglich sich die letzten Elemente der Materie unabhängig von jedem Denken, allem Bewußtsein, allem dem unseren mehr oder weniger verwandten Leben vorzustellen." - Hans Pfeil, Jean-Marie Guyau und die Philosophie des Lebens, Augsburg/Köln/Wien 1928, Seite 72
177 "... denn nur durch deine Selbstheit hat die Welt Macht über dich, und wenn du dieser Selbstheit abgestorben bist, bist du auch der Welt abgestorben." - Sören Kierkegaard, Die Leidenschaft des Religiösen, Stuttgart 1981, Seite 144
180 Alle Arten der Materie neigen in gewissem Grad dazu Gewohnheiten auszubilden.
181 Der Materialismus behandelt physische Körper und ihre Bewegungen
als die Urwirklichkeit. Der Idealismus
dagegen sah diese Wirklichkeit im Geist oder in
der Seele.
182 Für die Materialisten ist alles Bewußtsein
physiologisch.
202Satan ist der Vertreter des materiellen Konsums.
203 "Da der Mechanismus die Natur als tot und die Materie als passiv
betrachtete, konnte er als Rechtfertigung für die Ausbeutung und Bearbeitung der Natur und ihrer Ressourcen dienen." - Carolyn Merchant, Der Tod der Natur, München 1987, Seite 117
206 Alle Materie bestand aus stofflich gleichartigen, nur quantitativ verschiedenen kleinsten Teilen.
207 Die mechanistischen Systeme leugnen jede spezifische qualitative Wirkung. Die Materie ist ihnen totes Substrat, das durch äußere Stöße bewegt wird.
209 Ein Organismus, der auf die Befriedigung der materiellen Bedürfnisse reduziert ist, fällt seelenlos auseinander.
210 "Allein, das schlechthin, dem reinen Verstande nach, Innerliche der Materie ist auch eine bloße Grille; denn diese ist überall kein Gegenstand für den reinen Verstand, das transzendentale Objekt aber, welches der Grund dieser Erscheinung sein mag, die wir Materie nennen, ist ein bloßes Etwas, wovon wir nicht einmal verstehen würden, was es sei, wenn es uns auch jemand sagen könnte. Denn wir können nichts verstehen, als was ein unsern Worten Korrespondierendes in der Anschauung mit sich führet." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 361
212 Nie und nirgends hat es Bewegung ohne Materie gegeben. Alle Ruhe und jedes Gleichgewicht hat nur Sinn in Bezug auf diese oder jene bestimmte Bewegungsform.
213 "Der Wille, nicht die ökonomische Bedingungen, ist die Grundlage seiner sozialen Revolution." - Karl Marx über Bakunin in MEW 18, Seite 633f
214 Die wirkliche Einheit der Welt besteht in ihrer Materialität.
215 "Es ist gar nicht unwahrscheinlich, daß Materie und Quantität in Wirklichkeit dasselbe sind." - G. W. Leibniz in G. W. F. Hegel, Wissenschaft der Logik, Bd. 1, Ffm 1986, Seite 215
217 Die Newtonsche Mechanik beginnt mit dem Begriff Substanz. Sie nimmt an, daß jeder Körper aus einer bestimmten, durch Form oder Bewegungsänderungen nicht beeinflußbaren Menge Materie besteht, die als seine Masse bezeichnet werden kann.
218 Die Entthronung des Materialismus mußte wichtige Auswirkungen auf jeden Bereich des Denkens haben. (Die physikalische Energie ist ganz offensichtlich eine Abstraktion.)
219 "Wie kann man erklären, daß gegebene Materiekonfigurationen, die sich nach physikalischen Gesetzen im Raum bewegen, lebende Organismen bilden." - Alfred North Whitehead, Wissenschaft und moderne Welt, Ffm 1988, Seite 55
226 "Die materielle Welt konnte bloß konstruiert werden um den Preis, daß das Selbst, der Geist, daraus entfernt wurde. Der Geist (mind, mens) gehört also nicht dazu und kann darum selbstverständlich die materielle Welt weder beeinflußen noch von ihr beeinflußt werden." - Erwin Schrödinger, Geist und Materie, Zürich 1989, Seite 60
228 "Denn die fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt. Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede. Denn fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott." - Römer 8,17
230 Der materialistischen Denkweise nach sind Krankheiten molekular verursacht.
231 So wie die Elektronen keine Dinge sind, so ist auch der menschliche Körper kein Ding.
232 Das Entstehen des Bewußtseins und des geistigen Lebens ist nicht aus den Atomen der Materie begreiflich.
233 Das Verbrechen ist zuerst ein materieller Vorgang, eine materielle Beziehung.
234 "Der richtig verstandene erkenntnistheoretische
Idealismus will lediglich sagen, daß es unmöglich ist, den zu erkennenden realen Gegenstand in jeder Hinsicht unabhängig vom erkennenden Subjekt zu denken." - Heinrich Rickert, Grundprobleme der Philosophie, Tübingen 1934, Seite 49
238 "Was wir Materie nennen, ist nach Mach ein gewisser gesetzmäßiger Zusammenhang der Empfindungen." - vgl. Ernst Mach, Die Analyse der Empfindungen, Darmstadt 1991, Seite 270
240 "Substanz ist eine Idee. Substanz wird nicht bewiesen." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 31
241 "Für das Ich ist die Psychologie, für die Körper die Physik zuständig. Die alte Frage nach der Realität der Außenwelt erledigt sich, weil sie sinnlos ist." - Fritz Mauthner, Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande, Bd. 1, Ffm 1989, Seite VI
242 "Unbekümmert entdeckten die Physiker neue und kleinere Einheiten, die sogenannten Elektronen und Protonen, aus denen sich die Atome zusammensetzten; und diese Einheiten hielt man einige Jahre lang für unzerstörbar, wie zuvor die Atome. Leider zeigte es sich, daß Protonen aufeinandertreffen und explodieren können, wobei keine neue Materie, sondern eine Energiewelle
entsteht. Die Energie mußte nun an Stelle der Materie die Rolle des Beständigen übernehmen. Doch ist Energie, im Gegensatz zur Materie, nicht etwa ein verfeinerter Ding-Begriff im Sinne des gesunden Menschenverstandes, charakterisiert vielmehr nur physikalische Vorgänge. Bei viel Phantasie könnte man sie als heraklitisches Feuer bezeichnen; doch ist Energie der Vorgang des Brennens, nicht das, was brennt. Das, was brennt ist aus der modernen Physik verschwunden." - Bertrand Russell, Philosophie des Abendlandes, Wien/Zürich 1988, Seite 68
243 Für Marx ist die Beziehung des Menschen zur Materie die treibende Kraft und das wichtigste daran seine Produktionsweise.
244 Der reine Geist ist ausschließlich aktiv, die reine Materie ausschließlich passiv.
245 Für den Hausgebrauch wird der vulgäre Begriff "Materie" verwendet.
247 Der Austausch von Energie hat materielle Veränderungen zur Folge und materielle Veränderungen bedingen den Austausch von Energie.
248 Die Aktualitätstheorie
soll eine Absage an die Substanz sein. Sie betont den Geschehens-, Ereignis- oder Verlaufscharakter des psychologischen Gegenstandes.
251 Die kleinsten Bestandteile der Atome sind keine Materie, sondern Energie.
252 "Die Form gilt; sie erhöht das Material
zur Gegenständlichkeit." - Werner Flach in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 49
253 Materie und Energie sind nur Zustandsformen ein und derselben Sache und austauschbar.
254 "Nicht die Körper zeugen Empfindungen, sondern Empfindungskomplexe bilden die Körper." - Ernst Mach, Analyse der Empfindungen, Seite 23
257 "Der Tastsinn reagiert auf die physikalischen
Eigenschaften der Körper, Geruch und Geschmack auf die chemischen Beschaffenheiten. Der Tastsinn vermittelt das Erlebnis des Widerstandes der Materie, gleichsam das Urerlebnis im Erleben der Welt. In diesem Widerstand, wie er eben durch den Tastsinn erlebt wird, hat der Mensch die letzte sinnliche Evidenz der Realität eines Dings. Dinge erleben wir überhaupt nur durch ihn und aber auch den Gesichtssinn. Dieser jedoch entwirklicht bereits die Dinge: der Mensch traut manchesmal seinen Augen nicht, wohl aber dem Griff seiner Hand. Er muß etwas begreifen können,
um seiner Existenz sicher zu sein. In der Richtung dieses Begreifenwollens liegt die Substanzialisierungstendenz des Denkens, der zufolge wir uns alles, was existiert und für uns - und unser objektives Denken - wirkliche Existenz haben soll, als Existieren einer Substanz denken müssen. Die Substanz ist aber keine Seins-, sondern eine Denknotwendigkeit." - Ferdinand Ebner, Das Wort und die geistigen Realitäten, Innsbruck 1921, Seite 60f
258 Das Wort "Ideologie" taucht zum ersten
Mal bei den Enzyklopädisten Condillac
und Destutt de Tracy. Bei ihnen bezeichnet es genau das, was der Name besagt:
die Ideo-logie, d.h. die Lehre von den Ideen, den geistigen Gebilden im Gegensatz zu den Lehren von stofflichen Dingen und wahrnehmbaren Erscheinungen.
259 Die uns bekannten Partikel des Atomkerns sind in keiner Weise die kleinsten Teile der Materie, sondern in noch unendlich kleinere Wellen aufteilbar. Wheeler glaubt sogar, daß die kleinsten Einheiten energetisch belebte Teile sein könnten.
263 Das Gesetz der Materie und alles Zusammengesetzten ist das Gesetz der Sterblichkeit.
264"Substanz ist einer der am meisten vorherrschenden Begriffe bei unserem alltäglichen Ausblick auf die Welt der sinnlichen Erfahrung und es ist einer von denen, mit denen die Wissenschaft ständig auf Kriegsfuß steht. Die Substanz ist wesentlich positiv, im Gegensatz zur Form, die ganz unparteiisch positiv und negativ ist. Eine andere Eigenschaft der Substanz ist ihre Permanenz oder Halbpermanenz: und in dieser Hinsicht hat sich die Physik vom Substanzbegriff zwar freigemacht, aber ihn durch etwas nicht minder permanentes ersetzt. Daher beherrscht die Substanz noch immer unsere Denkweise: eine verwässerte Substanz, von der keine Eigenschaft übrigbleibt, außer ihrer Permanenz. - - -
Damit die Zerlegung des Universums in seine Teile mit dieser Denkform übereinstimme, wird verlangt, daß sie keine flüchtige Zerteilung sei, sondern eine Trennung in Teile, in irgendeinem Grad von Permanenz haben. Die Permanenz wird wissenschaftlich in Erhaltungsgesetzen formuliert: Erhaltung der Masse, der Energie, des Impulses, der elektrischen Ladung. In Verbindung mit dem Atombegriff führt uns die Forderung nach Permanenz dazu, als letzte Elementarteilchen Einheiten (Protonen und Elektronen) anzuerkennen, die normalerweise und wahrscheinlich überhaupt unzerstörbar sind. Ferner haben wir in der Wellenmechanik,
die es ausdrücklich mit der Wahrscheinlichkeit zu tun hat, eine Zerlegung in Elementarzustände vor uns, das heißt Wahrscheinlichkeits- verteilungen, die einen beträchtlichen Grad von Permanenz besitzen. - - - Infolge des Unterschiedes in den betreffenden zeitlichen Maßstäben hat die Permanenz in der Makrophysik eine andere erkenntnistheoretische Bedeutung als die Permanenz in der Mikrophysik. Im zeitlichen Maßstab der atomistischen Veränderungen ist ein Hundertstel einer Sekunde tatsächlich eine Ewigkeit. Ein Merkmal muß bei diesem Maßstab "ewig" sein, wenn es überhaupt im Zeitmaß gewöhnlicher menschlicher Wahrnehmung erscheinen soll. Man hat daher guten Grund, die dauernden Grundzüge mikroskopischer Systeme auszuwählen und die flüchtigen unbeachtet zu lassen. Sowohl die klassische als auch die moderne statistische Mechanik beruth auf dieser Überlegung, welche wahrscheinlich das älteste erkenntnistheoretische Prinzip ist, das in der Physik ausdrücklich anerkannt wird. In der Makrophysik aber
bezieht sich die Permanenz auf eine viel längere Zeitspanne des Fortdauerns und daher liegt nicht derselbe Grund vor, die Aufmerksamkeit auf Merkmale zu konzentrieren, die permanent sind. Es ist ein natürliches Ergebnis unserer grobkörnigen Zeitwahrnehmung, daß unsere subjektive Formulierung physikalischen Wissens uns eine Auswahl auferlegt zugunsten eines Beharrens ungefähr bis zu einem Hundertstel einer Sekunde." - vgl. Arthur S. Eddington, Philosophie der Naturwissenschaft, Bern 1949, Seite 164f
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.