001 "Unterdrückung der sinnlichen Mannigfaltigkeit durch die objektive Anforderung." - Emil Lask, Gesammelte Schriften, Bd. 3, Tübingen 1924, Seite 200 002 "Also letztlich ist durch Quantifizierung, die Unerschöpflichkeit nur zurückzudrängen, zu mildern, aber nie zu beseitigen." - Emil Lask, Gesammelte Schriften, Bd. 3, Tübingen 1924, Seite 246 003 "Das Material der individuellen Erlebnisströme ist völlig verschieden." - Rudolf Carnap, Der logische Aufbau der Welt, Ffm/Berlin/Wien 1979, Seite 90 004 "Nun beruhet jedes Kollektivum auf dem Gedanken, der das Mannigfaltige zusammenfasst; denn ausserhalb der Gedanken ist jedes einzelne isoliert, ein Ding für sich; nur die Beziehung macht es zum Teil des Ganzen, zum Gliede des Zusammen. Beziehung aber ist Operation des Denkens." - Moses Mendelssohn, An die Freunde Lessings, Berlin 1786, Seite 53 005 Max Weber begreift das Problem der sozialwissenschaftlichen Objektivität als Frage nach dem Verhältnis zwischen Begriffsbildung und Erfahrung. Wie können wir von den Gegenständen unserer Wahrnehmung Begriffe bilden und als gültig ausweisen in Anbetracht der unendlichen Vielfältigkeit des real Existierenden. 006 Wirklichkeit ist nicht anders als unendliche Mannigfaltigkeit erfahrbar. 007 Mannigfaltigkeit bis an die Grenze der Anarchie auf der einen Seite, Einheitlichkeit bis an die Grenze des Ameisenstaates. 008 "Die Mannigfaltigkeit des Inhaltlichen ist grenzenlos." - Wilhelm Dilthey in Reiner Wiehl (Hg), Geschichte der Philosophie, Bd. 8, Stuttgart 1981, Seite 218 009 die Vielheit der subjektiven Perspektiven. 010 Aus anarchistischer Sicht ist alles, was der Vielfalt des Lebens entgegensteht zu bekämpfen. 011 "Denn in der Tat, welcher noch so geniale Kopf, oder im Fall einer kollektiven Diktatur, selbst wenn sie aus mehreren hundert höchstbegabten Personen bestehen würde, welche Gehirne sind so groß und mächtig, um die unendliche Vielfältigkeit und Verschiedenheit der wirklichen Interessen, Aspirationen, Wünsche und Bedürfnisse zu umfassen und eine soziale Organisation zu erfinden, die imstande wäre, alle zu befriedigen. Eine solche Organisationen wäre stets nur ein Prokrustesbett, in das die unglückliche Gesellschaft durch mehr oder weniger hervortretende staatliche Gewalttätigkeiten hinein gezwungen würde." - Michail Bakunin, Gesammelte Werke III, Berlin 1923, Seite 269 012 "Die Vielheit, die sich nicht zur Einheit zusammenschließt, ist Verwirrung; die Einheit, die nicht von der Vielheit abhängig ist, ist Tyrannis." - Blaise Pascal, Über die Religion und über einige andere Gegenstände, Heidelberg 1978, Seite 362 013 "Soweit sich die Gesetze der Mathematik auf die Wirklichkeit beziehen, sind sie nicht genau; und soweit sie genau sind, beziehen sie sich nicht auf die Wirklichkeit." - Albert Einstein in Samuel I. Hayakawa, Sprache im Denken und Handeln, Darmstadt 1984, Seite 317 014 "Anything goes but you can't fuck them all." - Paul K. Feyerabend 015 Apollo, griech. Gott der Ordnung (a = negation, pollon = Vieles) 016 non multa (nicht vielerlei) 017 Der Weg der Wissenschaft ist es Regelmäßigkeit in der unendlichen Verschiedenheit zu entdecken. 018 Alle Verschiedenheiten beruhen auf der Zahl. 019 Verschiedenartigkeit ergibt sich durch Unterscheidung. 020 Es gibt keine beharrende Einheit, wie sie uns der Begriff "Bewußtsein" vorspiegelt. Die reine Erfahrung befindet sich in stetem Wandel. Gegeben ist nur die ursprüngliche Vielfalt der Erlebnisse. 021 Das Denken erfordert Zusammenfassung des Mannigfaltigen in Einheit. 022 Die ungeheure Vielfalt des Vorhandenen darf keiner der üblichen Klassifizierungen und Gruppierungen geopfert werden. 023 "Der Gegenstand bedeutet positiv das Gesetz; er bedeutet die beharrende Einheit, wozu die wechselnde Mannigfaltigkeit der Erscheinung gedanklich geeint und festgestellt wird." - Paul Natorp in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 153 024 "Jede der Wahrnehmungen, die unsere Erfahrung ausmachen, enthält eine zur Einheit geordnete Mannigfaltigkeit von Empfindungsqualitäten: aber diese Ordnung ist niemals nur zeit-räumlichen Charakters, sondern stets zugleich eine kategoriale; und diese beiden Ordnungen sind nicht etwa nur so miteinander verbunden, daß jede für sich bestehen könnte, sondern sie bilden eine untrennbare Einheit anschaulich-kategorialer und eben nur deshalb gegenständlicher Gestaltung des mannigfachen Inhalts." - Wilhelm Windelband in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 422 025 Jede Wissenschaft führt Vielfalt auf Einheit zurück. 026 "Das Mannigfaltige ist Unruhe." - Gaston Bachelard in Georges Canguilhem, Das Normale und das Pathologische, München 1974, Seite 165 027 In der Normierung wird die Vielfalt des Gegebenen als fremdes, wenn nicht feindliches Unbestimmtes dargestellt. 028 Das Wesen aller Wissenschaft besteht darin, daß wir das endlos Mannigfaltige der Erscheinung unter wenige abstrakte Vergleichsbegriffe bringen, aus denen wir dann ein System ordnen. 029 Der Gedanke der Verschiedenheit ist das ursprüngliche Prinzip der Erkenntnis. 030 In der Politik besteht immer die Tendenz, das Mannigfaltige zur Einheit zu bringen. 031 "Man versuche nur einmal, die Wirklichkeit genau zu beschreiben, d.h. sie mit allen ihren Einzelheiten, so, wie sie ist, in Begriffe aufzunehmen, um dadurch ein Abbild von ihr zu bekommen, und man wird wohl bald die Sinnlosigkeit eines derartigen Unternehmens einsehen. Die empirische Wirklichkeit nämlich erweist sich als eine für uns unübersehbare Mannigfaltigkeit, die immer größer zu werden scheint, je mehr wir uns in sie vertiefen und sie in ihre Einzelheiten aufzulösen beginnen, denn auch das kleinste Stück enthält mehr, als irgendein endlicher Mensch zu beschreiben vermag, ja, was er davon in seine Begriffe und damit in seine Erkenntnis aufnehmen kann, ist geradezu verschwindend gering gegen das, was er beiseite lassen muß." - Heinrich Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, Stuttgart 1986, Seite 49 032 "Es kann nicht viele Welten geben" ist nur eine Umformung des Satzes "Es gibt nur eine Wahrheit oder es gibt nur einen Gott." 033 Im Begriff wird Verschiedenens unter Gleiches gebracht. 034 "Im Geld ist die Verschiedenheit aller Waren ausgelöscht, weil es eben die ihnen allen gemeinsame Äquivalentform ist." - Marx/Engels, Das Kapital, Bd. 2 - MEW 24, Berlin 1983, Seite 50 035 Hinsichtlich der Deutung der Wörter sind die Menschen verschiedener Auffassung. Wo es Auslegung und Interpretation gibt, ist die Meinungsvielfalt ohne Ende. 036 Die Sicherung der Vielfalt und Unterschiedlichkeit ist wichtiger, als ein fiktives Allgemeininteresse. 037 Das Problem der Ordnung heißt Vielfalt. 038 "Zeit ist für Natorp einer der Ausdrücke für den Gang der Erkenntnis, in der sich Gegenständlichkeit bestimmt. Sie fungiert als eine der Formen, Einheit in der Mannigfaltigkeit zu stiften." - vgl. Hans-Ludwig Ollig (Hg), Neukantianismus, Stuttgart 1982, Seite 44 039 "Die Kategorie erfüllt das formale Bedürfnis einen Einheitspunkt in all den Wirrnissen und Gegensätzlichkeiten der Erscheinungswelt zu bieten, an dem die "Fremdheit der Realitität der Verwandtschaft weicht." - Georg Simmel, Hauptprobleme der Philosophie, Berlin 1964, Seite 33 040 "Für die Ordnung des chaotischen Nebeneinander, Durcheinander, Nacheinander der Elemente, d.h. für das Gestaltungsprinzip einer verständlichen Welt, haben wir keinen anderen Ausdruck als: Einheit des Mannigfaltigen." - Georg Simmel, Hauptprobleme der Philosophie, Berlin 1964, Seite 22 041 Die ideologische Vielfalt ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Grundsätze. 042 "Jedes Ereignis besitzt eine unbestimmte Anzahl von Eigenschaften, die ihrerseits eine unbestimmte Anzahl von Gesichtspunkten implizieren - und es gibt kein Prinzip, das uns zu einem vollständigen Bild all dieser Gesichtspunkte verhilft. Da jede Eigenschaft selbst wiederum unendlich viele Unterscheidungen umgreift, ist ein Ereignis auch in qualitativer Hinsicht unendlich mannigfaltig. Selbst die subjektiv-psychische Realität der Icherfahrung ist unendlich komplex. Aufgrund der unbegrenzten Fülle der intra-psychischen Vorgänge ist es mir nicht möglich, zu einer vollständigen Vorstellung meiner eigenen mentalen Erfahrung zu gelangen, d.h. alles zu erfassen, was ich je gedacht, gewünscht, gehofft, gewollt etc. habe. Zudem ist jeder einzelne mentale Vorgang, für sich genommen, ebenfalls unendlich vielfältig. So gleicht beispielsweise keine Gefühlsregung haargenau einer anderen, keine Wollung wiederholt sich in identischer Form. Dazu kommt noch, daß jeder geistige Vorgang ein temporaler Prozess ist, dessen Ablauf man in unzählige Teilstadien zergliedern kann." - Guy Oakes, Die Grenzen kulturwissenschaftlicher Begriffsbildung, Ffm 1990, Seite 60 043 "Wo es Ordnung gibt, da ist eine Vielheit von Meinungen zu einer Einheit zusammengefaßt." - Hans Barth, Die Idee der Ordnung, Erlenbach-Zürich/Stuttgart 1958, Seite 214 044 "Kurz gesagt ist es die Denkgewohnheit, die die Mannigfaltigkeit immer als Herausforderung zu weiterer Analyse betrachtet, so daß das letzte Endprodukt der Analyse nichts anderes sein kann als Gleichheit." - Arthur S. Eddington, Philosophie der Naturwissenschaft, Bern 1949, Seite 157f 045 "So zeigt denn die Gesamtlage einen Beziehungsreichtum, dem kein vereinzelter Terminus gewachsen ist." - Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftslehre, Bonn 1965, Seite 272 046 Der Auflösung des einheitlichen objektiven Weltbildes folgt die Pluralität einander widersprechender Weltanschauungen. 047 Die lebendige Wirklichkeit ist grundsätzlich vielfältiger, als es die besten Begriffe unserer Sprache sein können. 048 "Keine Idee ist groß genug, um die Alleinherrschaft oder das Alleininteresse beanspruchen zu können. Niemals darf das gesamte Leben auf einen einzigen Ton abgestimmt werden." - Rudolf Rocker in Günter Bartsch, Anarchismus in Deutschland 1945-1965, Hannover 1972, Seite 101 049 "Die Dinge "in principio", d.h. in ihrem Prinzip erkennen, das ist: sie erkennen "in Gott" in der ewigen Einheit ihres prinzipiellen Wesens, wo alles So und So, alles hic et nunc, alle Mannigfaltigkeit, alle Zweiheit ewige Einheit ist." - Rudolf Otto, West-östliche Mystik, München 1971, Seite 8 050 Durch Worte entstehen vielfach Konflikte, die sonst in der Wirklichkeit gar nicht vorhanden sind. 051 Eine Weisheit der alten Griechen lautet, daß der Träumende seine eigene Welt hat, die Welt des Wachen ist aber eine andere. 052 Die Verschiedenheit der Geschmäcker und Interessen steht die Gleichheit des Denkens gegenüber. 053 Die Botschaft der Ökologie heißt Vielfalt. 054 Verschiedenheit ergibt sich in Hinsicht auf Lust und Schmerz oder Schaden und Nutzen. 055 Toleranz bedeutet Anerkennung des Gleichseins im Anderssein. 056 Verschiedenheit bedeutet oft auch Konflikt. 057 Wir müssen uns vom Dogma der Alleingültigkeit befreien. 058 Die Vielheit ist ein bloßer Schein, in Wahrheit gibt es nur ein Bewußtsein. 059 Durch unsere Wahrnehmungsfähigkeit wird das Rohmaterial der Erfahrung, die chaotische Vielfalt der sinnlichen Reize in sinnvolle Eindrücke verwandelt. 060 Koexistenz in der Verschiedenartigkeit 061 Der äußeren formalen Gleichheit steht die innere inhaltliche Verschiedenheit gegenüber. 062 Einer Untersuchungsmethode entspricht eine Untersuchungsebene. 063 "Unter der Herrschaft der Liebe werden sämtliche Dinge zu einem einzigen Ganzen." - Empedokles in Wilhelm Capelle (Hg), Die Vorsokratiker - Fragmente und Quellenberichte, Stuttgart 1968, Seite 205 064 Wo die Leute ihrer Verschiedenheit entkleidet sind, sind sie gleich. 065 Wir müssen von der Individualität und der natürlichen Ungleichheit der Dinge selbst ausgehen. Verschiedenheit ist das universelle Gesetz. 066 Demokratie muß als eine pluralistische Gesellschaft verstanden werden, Freiheit in der Vielfalt der Gestaltung von freien Lebens- und Selbstverwaltungsformen. 067 Eine der zentralen Ideen des objektiven Wissens ist die Einheit von allem, der Einheit in der Vielheit. 068 "Bei den Fiktionen werden meistens beliebige Faktoren weggelassen, welche man zwar kennt, deren Hineinziehung aber die Denkrechnung zu kompliziert machen würde." - Hans Vaihinger, Die Philosophie des Als-Ob, Berlin 1911, Seite 362 069 Vielfalt verwirrt. 070 Die Einheit der Idee und die Vielheit der Dinge. 071 Die Menschen sind nicht nur verschieden, sondern sie leben auch in verschiedenen Welten. 072 Für die normale Wahrnehmung sind ständig verschiedenartige Sinneseindrücke nötig. 073 die vergewissernde Form des Identischen 074 Was wir an der Außenwelt erkennen, ist durch unser Bewußtsein vermittelt. Besonderheit und Mannigfaltigkeit entstehen auf keinem anderen Weg. 075 Das Leben besteht aus Vielfältigkeit. Einförmigkeit bedeutet den Tod. 076 "Alles ist das gleiche und alles ist verschieden." - Naranjo/Ornstein, Psychologie der Meditation, Ffm 1980, Seite 123 077 Jeder Mensch hat ein Bedürfnis, die Vielfalt der Erscheinungen zu ordnen. 078 Wir fühlen uns als völlig verschiedene Wesen, wenn wir unsere eigene Existenz betrachten. 079 Durch Vielfältigkeit kann nicht erworben werden, was nur in Einfältigkeit erfahren wird. 080 Der formalen Einheit steht die materiale Mannigfaltigkeit gegenüber. 081 Die libertäre Organisation der Gesellschaft heißt gegenseitige Vereinbarung entsprechend den unendlichen verschiedenen und immer wechselnden Bedürfnisse von Land und Leuten. 082 Was die Menschen eint, sind Glaubenssätze. Es gibt aber auch keine mächtigeren und gefährlicheren Ursachen der Uneinigkeit, als die Verschiedenheit im Glauben. 083 Es liegt in der Natur des Symbols vielseitig und vieldeutig zu sein. 084 Der Begriff der Moral ist kein Ordnungsbegriff, sondern ein Prinzipienbegriff. Durch ihn wird keine Mannigfaltigkeit von Phänomenen als Einheit begriffen, sondern es wird ein Sinnanspruch begründet. 085 Nichtübereinstimmung fällt mehr auf als Übereinstimmung. 086 Der künstlichen Einheit steht eine tatsächliche Vielheit gegenüber. 087 Die Ungleichheit der Fähigkeiten darf nicht zu einer Ungleichheit der Rechte führen, sondern nur zu einer Ungleichheit der Pflichten. 088 "Die Wahrheit ist die Tochter der Diskussion und nicht Tochter der Sympathie." - Gaston Bachelard, Die Philosophie des Nein, Ffm 1982, Seite 153 089 Die gleiche Welt erscheint verschiedenen Beobachtern verschieden. 090 "Im Wesen des Lebens liegt jenes Moment der Beliebigkeit, dessen Auswirkung in der Formbildung, d.h. in der Planbildung eines Typus rationaler Einsicht an und für sich entzogen ist." - Helmuth Plessner, Die Stufen des Organischen und der Mensch, Berlin 1975, Seite 210 091 Vielfalt und Freiheit bedeuten auch Unsicherheit und Selbstdisziplin. 092 Einheit nicht im formallogischen Sinn von A = A, sondern als wechselseitiger dialektischer Prozess. 093 Das Verschiedene wird der Rangordnung gemäß geordnet. 094 Freude und Glück sind für verschiedene Menschen ganz verschiedene Dinge. 095 Komplexe Ideen werden von verschiedenen Menschen sehr unterschiedlich gebildet. 096 "Ohne Mannigfaltigkeit ist Frieden lediglich ein leeres Wort." -René Dubos, Die Wiedergeburt der Welt, Düsseldorf 1981, Seite 147 097 Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung ist eine Frage von Gleichheit und Verschiedenheit. 098 Vertrag setzt Verschiedenheit und Gegensätzlichkeit voraus. 099 Das Prinzip der Verschiedenheit und das Prinzip des Bösen ist ein und dasselbe Prinzip. 100 "Zange und Hammer sind Abstraktionen." - Fritz Mauthner, Beiträge zu einer Kritik der Sprache, Bd. 1, Ffm/Berlin/Wien 1982, Seite 195 101 Gradunterschiede müssen nicht grundsätzliche Verschiedenheit bedeuten. 102 Freiheit ist Freiheit zur Verschiedenheit. 103 Im System wird die Vielfalt des Lebendigen gewaltsam vereinfacht. 104 Die Verschiedenheit der Lehren und Meinungen ist nützlich für das Fortschreiten der Erkenntnis. 105 Wenn Sinnzusammenhänge "insich" richtig sein können, wird nicht nur eine doppelte Wahrheit geschaffen, sondern sogar unendlich viele Wahrheiten. 106 Wir wählen aus der unendlichen Mannigfaltigkeit das für uns relevante aus. 107 Freiheit bedeutet Toleranz gegenüber anderen Meinungen. 108 Wir stehen vor der unabänderlichen Tatsache, daß die Menschen als einzelne Individuen, in ihrer Persönlichkeit, ihren Neigungen und Bedürfnissen die denkbar größte Verschiedenheit aufweisen, so daß keine allgemeine Ordnung imstande wäre, diesen Gegebenheiten auch nur annähernd Rechnung zu tragen. 109 Das logische Prinzip der Gattungen postuliert Identität, das Prinzip der Arten fordert Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit. 110 Von ein und demselben Ding sind mehrere verschiedene Vorstellungen möglich. 111 Der Utilitarismus nimmt die Verschiedenheit der Einzelmenschen nicht ernst. 112 Menschen haben verschiedene Vorstellungen von ihrem Wohl und Wehe. 113 Zwei qualitativ verschiedene Dinge wie weibliche Brüste und Feuerzeuge können nur gleichgesetzt werden, wenn sie unter Abstraktion von ihrer Verschiedenheit auf ein gemeinsames Drittes reduziert werden. Dieses gemeinsame Dritte ist der Gebrauchswert oder die Arbeit, die darin steckt. 114 Die Norm ist der Modus der Vereinheitlichung des Verschiedenen. 115 "Es gibt so viele Logiken, wie es Sprachen mit verschiedenem Bau gibt." - Fritz Mauthner, Beiträge zu einer Kritik der Sprache, Bd. 2, Ffm/Berlin/Wien 1982, Seite 64 116 Im sprachlichen Ausdruck wird die Mannigfaltigkeit des Seelenlebens verdeckt. 117 Verschiedenheit ist qualitativ und quantitativ. 118 "Jede Minute, jeden Augenblick sagt oder denkt man Ich, und jedesmal ist dieses Ich verschieden. Gerade jetzt war es ein Gedanke, nun ist es eine Begierde, dann eine Empfindung, dann wieder ein Gedanke, und so weiter ohne Ende. Der Mensch ist Vielheit. Sein Name ist Legion." - Peter D. Ouspensky, Auf der Suche nach dem Wunderbaren, Bern/München/Wien 1978, Seite 85 119 "Den Satz von der Gleichheit der Menschen muß der Feind aller Buntheit, der Satan, erfunden haben." - Gustav Meyrink, Der weiße Dominikaner, München 1981, Seite 76 120 Verschiedenheit ist durch Raum, Zeit und Kausalität bedingt. 121 Einheit wird mehr geschätzt, als Vielheit. 122 Soziale und politische Probleme ergeben sich aus unverwechselbaren und nicht vervielfältigbaren Einzelmenschen. 123 Die Materie ist das Prinzip der Vielheit und Individuation. 124 Menschliche Lebenssituationen sind verschiedenartig, aber gleichwertig. 125 Gleichheit, Unterschied und Grad sind logische Verhältnisbegriffe. 126 Die theoretische Vereinheitlichung ist nur über die Abstraktion zu erreichen. 127 Vielfalt wird aufgehoben in der Totalität. 128 Nicht von mechanischer Normierung, sondern von organischer Vielfalt gehen Harmonie und Ausgewogenheit in der Natur aus. 129 "Die Menschheit gerät rasch außerstande, Verschiedenartigkeit zu begreifen, wenn sie einige Zeit ihren Anblick nicht mehr gewohnt ist." - John Stuart Mill, Über die Freiheit, Stuttgart 1980, Seite 102 130 Der Hauptzweck der Maschine heißt Vervielfältigung. 131 "Wenn der Geist unterscheidet, so entsteht die Vielheit der Dinge, wenn er nicht unterscheidet, sieht er die wahre Beschaffenheit." - Lankavatara Sutra in Daisetz Teitaro Suzuki, Essays I, Seite 88 132 Zwischen der völligen Gleichheit und der völligen Verschiedenheit steht die Ähnlichkeit, die sich im Bereich des Mehr oder Weniger aufhält. 133 In der Sprache wird die überwältigende Empfindungsvielfalt des seelischen Erlebens gebunden. 134 Jede Identität, die man formulieren kann, setzt die Differenz voraus, die sie erst ermöglicht. 135 Es gibt keinen moralischen Grund für die natürliche Verschiedenheit der Menschen. 136 Die wissenschaftliche Theorie muß das eigentlich Gewesene mit dem wesentlich Gewesenen zur Deckung bringen. 137 Ordnung läßt sich definieren als Gleichheit in der Andersheit. 138 Menschen haben nicht nur ein, sondern viele Interessen. 139 Wir mögen den Anderen gerade wegen seiner Andersartigkeit. 140 Die falsche Wahl, die Dinge den Menschen vorzieht, die Zahlen den Qualitäten und die sterile Einheit der fruchtbaren Verschiedenheit. 141 Die Menschen sind verschieden, aber in ihrer Verschiedenheit haben sie gleiche Rechte und eine gleiche Würde. 142 "In der Sozialforschung ist eine annähernde Verallgemeinerung für die meisten praktischen Zwecke einer exakten gleichwertig; was nur wahrscheinlich ist, wenn von einzelnen, zufällig ausgewählten Individuen behauptet, wird zur Gewißheit, wenn vom Charakter und kollektiven Verhalten der Massen bestätigt." - John Stuart Mill in Peter Winch, Die Idee der Sozialwissenschaft und ihr Verhältnis zur Philosophie, Ffm 1974, Seite 90 143 In jedem Unterschied ist so etwas wie ein Widerspruch. 144 Gleichheit ist keine Grundlage für die Selbstachtung. Diese stützt sich auf die unterscheidenden Merkmale. 145 Wir nennen verschiedene Dinge einfach beim selben Namen, weil sie einander ähnlich sind, es ist nichts Identisches in ihnen vorhanden. 146 Das Geld hat die Funktion verschiedenartige Leistungen in eine zahlenmäßige Gleichheit zu verwandeln. 147 Viele Probleme ergeben sich dadurch, daß verschiedene Dinge in einen Topf geworfen werden. 148 Verschiedenheit muß nicht notwendigerweise Getrenntheit bedeuten. 149 Die größte Unterscheidung ist der Gegensatz. 150 Vielheit heißt der Grundcharakter der endlichen Wirklichkeit. 151 die Jllusion der Vielheit 152 Die Verschiedenheit der Werte bedeutet eine Verschiedenheit unzerlegbarer Qualitäten. 153 Der Widerspruch von Vielheit und Einheit ist dem menschlichen Denken eigen und nicht den Dingen. 154 Die Form macht das Wesen des Individuums, sieht man von der Form ab, wird Vielheit aus dem Individuum. 155 Es gibt soviele verschiedene Menschen, wie es verschiedene Willen sind. 156 Vielfalt bedeutet auch Widerspruch und Opposition. 157 "Die Vielheit ist Erscheinung, und die äußeren Vorgänge sind bloße Konfigurationen der Erscheinungswelt, haben daher unmittelbar weder Realität noch Bedeutung, sondern erst mittelbar, durch ihre Beziehung auf den Willen eines Einzelnen." - Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Bd. 2, Teil 2, Zürich 1977, Seite 521 158 Die Semantik vermittelt ein Bewußtsein von der Vielfalt der Bedeutungen. 159 Schon im Gebrauch tut sich der Unterschied hervor. 160 Die große Verschiedenheit und Gegensätzlichkeit ideologischer Behauptungen und Forderungen steht im Gegensatz zur dogmatischen Monopolwirklichkeit. 161 Harmonie kommt nicht aus der Einheit, sondern aus der Vielfalt. 162 Die Verschiedenheit der Meinungen und Ansichten kann dem "allgemeinen Wohl" gefährlich werden. 163 Es gibt keinen ausschließlichen Weg, der zur Wahrheit führt, nicht einmal einen besten. 164 Jeder sieht die Dinge entsprechend seiner Mentalität, seiner Erfahrung und Erziehung und hat eine andere Auffassung von der Wirklichkeit. 165 Gegenüber der sozialen Vermassung und der kulturellen Gleichschaltung werden Eigenart und Vielfalt bewahrt. 166 Die Relationen sind zahllos und keine Sprache ist imstande, all ihren Schattierungen gerecht zu werden. 167 Die Vielfältigkeit der Einzelmenschen ist von der Abstraktion des Individuums zu unterscheiden. 168 Es gibt nicht ein höchstes Gut, sondern viele. 169 die Endlosigkeit der Fakta 170 "Ich persönlich bin gegen die modische Verdünnung von Fächern und Ideologien, so daß sie einander immer ähnlicher werden; wer den heutigen Katholizismus nicht mag, sollte austreten und Protestant oder Atheist werden, statt ihn durch alberne Reformen wie Messen in der Muttersprache zu verderben. Das gilt für die Physik genau wie für die Religion oder die Prostitution." - Paul K. Feyerabend, Wider den Methodenzwang, Ffm 1979, Seite 410 171 Die Einheit in der Mannigfaltigkeit ist ein wichtiges Prinzip der Ästhetik. 172 Pluralität metholologischer Standorte. 173 Empfindungsmassen zu bewältigen. 174 Was die Menschen verschieden und vielfältig und gegensätzlich macht ist ihr Wollen und ihre Interessen und Bedürfnisse. 175 Politik heißt Integration der ewig antagonistischen gesellschaftlichen Vielheit zur staatlichen Einheit. |