002 "Die Zahl ist ein unsinnlicher Gegenstand, und die Beschäftigung mit ihr und ihren Verbindungen ein unsinnliches Geschäft." - G. W. F. Hegel, Wissenschaft der Logik, Bd. 1, Ffm 1986, Seite 249
004 Die Quantität ist eine den Inhalten gegenüber gleichgültige Konzeption.
005 Die höhere Würde des Menschen duldet keine Quantifizierung.
006 "Auf das Existieren der Persönlichkeit ist die Kategorie der Zahl so wenig anwendbar, daß ein Mensch als Persönlichkeit mehr sein kann als zwei Menschen, als die Masse der Menschen, als die Gesellschaft und das Kollektiv. Zehn Menschen sind keineswegs doppelt so viel wie fünf Menschen, hundert Menschen durchaus nicht zehnmal so viel wie zehn Menschen." - Nikolai Berdjajew, Das Ich und die Welt der Objekte, Darmstadt 1933, Seite 223
009 "Wenn ich die Richtung, in der unsere Zeiten sich bewegen, in einem Wort zusammenfassen müßte, würde ich sagen: Quantität. Die Menge, der Geist der Masseherrscht allenthalben vor und zerstört die Qualität." - Emma Goldmann in Erwin Oberländer (Hg), Anarchismus, Freiburg/Br. 1972, Seite 282
010 Es wäre doch gelacht, wenn sich nicht alles auf der Weltin Mark und Pfennige umrechnen ließe.
011 "Bei der Objektivierung beginnt die Zahl zu herrschen." - Nikolai Berdjajew, Das Ich und die Welt der Objekte, Darmstadt 1933, Seite 222
012 "Nur wo alles vollkommen maschinenhaft ist, läßt sich berechnen und voraussagen." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 287
013 "Siegessicher proklamierten sie das allgemeine Wahlrecht als Grundlage der neuen Staatsordnung. Diese arithmetische Flagge war ihnen sympathisch, die Wahrheit ließ sich durch Addition und Subtraktion ermitteln, man konnte sie auf dem Rechenbrett ausrechnen und mit Stecknadeln abstecken." - Alexander Herzen, Die gescheiterte Revolution, Ffm 1977, Seite 169
015 Die Zahl ist für unseren Geist das gegebenste Instrument, eine Ordnung herzustellen oder zu erfassen. Sie dient hauptsächlich zur Erfassung von Regelmäßigkeiten, bzw. zum Feststellen einer Ordnung. Prinzipiell sind Zahlen jedoch ideale Gebilde, denen nichts wirklich in der Realität entspricht. Aus praktischen Gründen können wir aber diesen wesentlichen Unterschiedvernachlässigen.
017 Die Frage der Quantifizierbarkeit der Bedürfnisse ist von elementarer Bedeutung für die Ökonomik.
018 Die Zahlen sind die einfachsten und allgemeinsten Begriffe, die wir haben, und der Unterschied der Zahlen, der zahlenmäßige Unterschied, ist der klarste und bestimmteste, den wir kennen. Jede Maßeinheit ist jedoch eine willkürliche Konstruktion.
019 "Quantität ist dafür viel wichtiger, als Qualität. Da alle Quantitäten unter die des Raumes fallen, wird das entfremdete Bewußtsein den Raum über die Zeit stellen. Es wird damit den toten Gegenständen viel eher gerecht, als allen Lebendigen. Quantifizierung und Verräumlichung sind den Leben entgegengesetzte Tendenzen." - Josef Rattner, Wirklichkeit und Wahn, Ffm 1979, Seite 39
021 "Aber die Verschiebung der ganzen Nutzenproblematik von der Empfindungs- auf die Bedeutungsbasis kann an dem Tatbestand der Nichtquantifizierbarkeit nichts ändern, da die Bedeutung ebensowenig wie die Empfindung Größencharakter besitzt." - Hans Albert, Ökonomische Ideologie und politische Theorie, Göttingen 1954, Seite 70
022 "Also letztlich ist durch Quantifizierung die Unerschöpflichkeit nur zurückzudrängen, zu mildern, aber nie zu beseitigen." - Emil Lask, Gesammelte Schriften, Bd. 3, Tübingen 1924, Seite 246
023 Die qualitativen Momente im Erkenntnisaufbau müssen von einer bloß formalen Logik vernachläßigt werden.
025 "Was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar,
was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr.
Was ihr nicht wägt, hat für euch
kein Gewicht; was ihr nicht münzt,
das glaubt ihr, gelte nicht." - Goethe in Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse, München 1983, Seite 20
026 "Ist die Natur nur groß, weil sie euch zu zählen gibt?" - Friedrich Schiller in Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse, München 1983, Seite 23
027 Ohne Wert und Qualität wäre das Leben ein bloßes Existieren ohne Sinn und Zweck.
032 "Jedes Ereignis besitzt eine unbestimmte Anzahl von Eigenschaften, die ihrerseits eine unbestimmte Anzahl von Gesichtspunkten implizieren - und es gibt kein Prinzip, das uns zu einem vollständigen Bild all dieser Gesichtspunkte verhilft. Da jede Eigenschaft selbst wiederum unendlich viele Unterscheidungen umgreift, ist ein Ereignis auch in qualitativer Hinsicht unendlich mannigfaltig." - Guy Oakes, Die Grenzen kulturwissenschaftlicher Begriffsbildung, Ffm 1990, Seite 60
036 Quantitatives Wissen erhalten wir durch Messung.
037 "Das allrationalistische System, das die ganze Welt als bloße Quantität fassen und die Verschiebung der quantitativen Verhältnisse aus einigen Gleichungen deduzieren will, die ihrerseits metaphysische Wahrheiten sind. Seine Wurzel ist das optimistische Bestreben, die Grundkategorie des kapitalistischen Formalrechts, den Austausch von Äquivalenten, als Wesen der Welt zu deduzieren." - Franz Borkenau, Der Übergang vom feudalen zum bürgerlichen Weltbild, Darmstadt 1971, Seite 374
040 "Das siebzehnte Jahrhundert hatte schließlich ein Schema des wissenschaftlichen Denken hervorgebracht, das von Mathematikern für Mathematiker geschaffen wurde. Das hervorstechende Merkmal des mathematischen Geistes ist seine Fähigkeit, mit Abstraktionen umzugehen und aus ihnen klare, demonstrative Überlegungen abzuleiten, die solange vollkommen befriedigend sind, wie man über diese Abstraktion nachdenken möchte. Der ungeheure Erfolg der wissenschaftlichen Abstraktionen, die auf der einen Seite die Materie mit ihrer einfachen Lokalisierung in Raum und Zeit erbrachten, auf der anderen Seite den wahrnehmenden, leidenden, denkenden, aber nicht eingreifenden Geist, hat die Philosophie unversehens vor die Aufgabe gestellt, diese Abstraktionen als die konkreteste Darstellung der Tatsachen zu akzeptieren. Dadurch ist die moderne Philosophie ruiniert worden." - Alfred North Whitehead in Prigogine/Stengers, Dialog mit der Natur, München 1990, Seite 101
048 "Bewußtsein ist waches Bewußtsein, und waches Bewußtsein ist potentiell zählendes Bewußtsein, die Anzahl aber ist, was immer sie sonst sei, Sinnbild der Unwandelbarkeit." - Ludwig Klages, Der Geist als Widersacher der Seele, Bonn 1981, Seite 842
049 "Auf dem Markt feiert die Herrschaft der großen Zahl ihre Triumphe. Alles wird mit allem gleichgesetzt." - E. F. Schumacher, Small is Beautiful, Reinbek 1985, Seite 41
050 "Stets sind sie eilig, nur zu messen und zu rechnen, halten es für die Hauptsache und le calcul! le calcul! ist ihr Feldgeschrei." Arthur Schopenhauer, Auswahl aus seinen Schriften, München 1962, Seite 231
053 "Das Wieviel und Wiegroß hat für praktische Zwecke Wichtigkeit: in der Theorie aber kommt es hauptsächlich und zunächst auf das Was an." - Arthur Schopenhauer, Auswahl aus seinen Schriften, München 1962, Seite 232
054 Qualität ist weit schwieriger zu handhaben, als Mengen, deshalb stellt auch das Urteilen eine höhere Fähigkeit dar, als Zählen und Rechnen.
055 "Die Sprache versichert durch die Syntax von Subjekt und Prädikat ständig, daß Dinge irgendwie Qualitäten und Attribut haben."- Gregory Bateson, Geist und Natur, Ffm 1987, Seite 81
057 Die Frage der Mehrheit geht auf die Kategorie der Quantität zurück, die der Richtigkeit betrifft eine Erwägung der Qualität.
058 "Dennoch beruth auch die Quantentheorie immer noch auf Messungen und ist genaugenommen die quantitativste aller wissenschaftlichen Disziplinen, da sie alle Eigenschaften der Atome auf ganze Zahlen reduziert." - Fritjof Capra, Wendezeit, München 1988; Seite 423
059 Reine Mathematik hat es nur mit Quantitäten zu tun.
060 Für psychische Erscheinungen sind keine Maßeinheiten vorhanden. Psychische Qualitäten lassen sich nicht in physische Quantitäten übersetzen.
062 "Die moderne Industrie begann nicht mit der Fabrik, sondern mit der Messung der Arbeit. Als der Wert des Produktes in Produktionseinheiten definiert wurde, taxierte man den Wert des Arbeiters in ähnlicher Weise." - Karl Marx in Hazel Henderson, Das Ende der Ökonomie, München 1985, Seite 219
063 Wer quantifiziert, muß immer erst von qualitativen Differenzen der Elemente absehen.
064 Der Wert wurde bisher immer als objektive Qualifikation eines Gegenstandes betrachtet.
071 "Durch die Gleichsetzung von Realität mit Quantität ist der menschliche GeistErkenntnis geworden." - Èmile Meyerson Herbert Gruhl, Ein Planet wird geplündert, Ffm 1980, Seite 71
073 Der Gegensatz einer objektiven Welt der Quantitäten einer subjektiven Welt der Qualitäten, der drei Jahrhunderte lang die Philosophie verwirrt hatte, wurde durch die Mach'sche Analyse der wissenschaftlichen Erkenntnis überwunden.
074 Auf Zahlen kann man sich noch am ehesten einigen. Größen kann man mathematisch und damit "objektiv" ermitteln, sie können nicht angezweifelt werden.
080 "Schließen aber ist Rechnen, und alles Rechnen läßt sich Zurückführen auf Addition und Subtraktion." - F. A. Lange, Geschichte des Materialismus, Bd. 1, Ffm 1974, Seite 250
102 "Wo das Rechnen anfängt, hört das Verstehen auf. Das Resultat aber besagt nie mehr, als Wieviel; nie Was."- Arthur Schopenhauer, Auswahl aus seinen Schriften, München 1962, Seite 26
116 "Die institutionalisierten Werte, welche die Schule einimpft, sind quantitativer Art. Die Schule führt junge Menschen in eine Welt ein, in der alles meßbar ist, auch ihre Phantasie und sogar der Mensch selber." - Ivan Illich, Entschulung der Gesellschaft, Reinbek 1978, Seite 52
118 "Tausend Engel sind in der Ewigkeit nicht mehr an Zahl als zwei oder einer, den in der Ewigkeit gibt es keine Zahl: sie ist jenseits aller Zahl." - Meister Eckhart, Deutsche Predigten und Traktate, Zürich 1979, Seite 338
119 "Wer dich, Gott, erkennen soll, der muß dich messen ohne Maß ... daß wir in die Erkenntnis kommen mögen, die da dann ohne Weise und ohne Maß ist." - Meister Eckhart, Deutsche Predigten und Traktate, Zürich 1979, Seite 334
120 Der Wert ist kein Ding, sondern eine Qualität.
121 Nur Quantitäten und kontextunabhängige Größen können einen mathematischen Modell unterworfen werden.
122 "Bei aller Wertbestimmung bestimmt der Durchschnitt." - Marx/Engels, Das Kapital, Bd. 2 - MEW 24, Berlin 1983, Seite 176
123 "Kapitaleigenschaften kommen den Dingen nicht als solchen und unter allen Umständen zu, sondern nur als Funktion, mit der sie je nach den Umständen bekleidet oder nicht bekleidet sind." - Adam Smith, Wohlstand der Nationen, Buch 2, Kapitel 1, Seite 186
133 "Alle Zählung geht letzten Endes auf Zählung einer zeitlichen Reihe von Erlebnissen zurück." - Rudolf Carnap, Physikalische Begriffsbildung, Darmstadt 1966, Seite 15
135 Jede echte Bewertung betrifft individuelle Qualitäten und individuelle Zuständlichkeiten.
136 "Die Idee ist nicht eines, sondern eher Zahl." - Plotin, Ausgewählte Schriften, Stuttgart 1979, Seite 148
137 Für Locke gab es noch ursprüngliche oder primäre Qualitäten wie Festigkeit, Ausdehnung, Gestalt, Bewegung, bzw. Ruhe und Zahl; aber auch schon Qualitäten, die nicht den Objekten selbst zukommen, sondern in den Sinnen begründet sind, sekundäre Qualitäten wie Farben, Töne, Geschmäcke. Die Form eines Gegenstandes war eine Eigenschaft ansich, seine Bräune jedoch nur eine Eigenschaft für uns, präziser: für Lebewesen, die imstande sind, bestimmte Wellenlängen des Lichts als braun zu empfinden. Die Eigenschaft der Bräune eines Gegenstandes ist nicht objektiv gegeben, sondern eine Zutat des betrachtenden Subjekts, das imstande ist, in bestimmter Weise zu sehen oder zu hören.
138 Die Marktwirtschaft steht und fällt mit quantitativen Berechnungen.
150 "... denn Gott ist Einer außerhalb aller Zahl ... im Einen gibt es weder Grad noch Rang." - - Meister Eckhart, Deutsche Predigten und Traktate, Zürich 1979, Seite 453
153 "Die moderne Medizin lebt von der Idee, daß die körperlichen Prozesse berechenbar und in wesentlichen derselben Art von Logik zugänglich sind, mit deren Hilfe wir auch die anderen Naturphänomene zu verstehen suchen. Den physiologischen Prozessen haftet nichts Außergewöhnliches an, das sie von den physikalischen Prozessen unterscheiden würde, die wir anderswo in der Natur betrachten. Auch bei physiologischen Prozessen sprechen wir ganz selbstverständlich von überprüfbaren Daten und unumstößlichen Tatsachen, so als würden wir über die Theorie der Kontinentalverschiebung oder über das Wachstum von Kristallen reden." - Larry Dossey, Die Medizin von Raum und Zeit, Reinbek 1987, Seite 36
157 "Die unaufhebbare Grenze zwischen Subjekt und Objekt der Arbeit ist für Marx zugleich die zwischen Subjekt und Objekt der Erkenntnis." - vgl. Alfred Meusel, Untersuchungen über das Erkenntnissubjekt bei Marx, Jena 1925, Seite 2
158"Böse bedeutet soviel wie individuell,frei,willkürlich,ungewollt, unvorhergesehen, unberechenbar ..." - Friedrich Nietzsche, Werke Bd. 2, Schlechta, Karl (Hg), Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 19
160 Die abstrakte, quantitative Wissenschaftzwingt dem Naturprozess ein ihm äußerliches Gesetz auf. Dadurch wird jedoch der wirkliche Zugang zur Natur versperrt, das Verhältnis zur Natur bleibt abstrakt.
167 "Das Maß ist eine Relation." - G. W. F. Hegel, Wissenschaft der Logik, Bd. 1, Ffm 1986, Seite 81
168 "Der abstrakte Geldbegriff ermöglicht und suggeriert eine Weltbetrachtung, in der alle Werte und Beziehungen auflösbar, ersetzbar sind durch beliebige andere." - Otto Ullrich, Technik und Herrschaft, Ffm 1979, Seite 107
170 "Weil sie auf Gesetzesaussagen und somit auf eine völlige Reduktion des Qualitativen auf das Quantitative abstellen, liegt den Naturwissenschaftlern nichts an den Eigentümlichkeiten des Wirklichen als solchen." - Guy Oakes, Die Grenzen kulturwissenschaftlicher Begriffsbildung, Ffm 1990, Seite 30
171 "Das Qualitative ist mehrdeutig, das Quantitative läßt nur eine Deutung zu." - Raoul Vaneigem, Handbuch der Lebenskunst für die junge Generation, Hamburg 1977, Seite 87
173 "Es ist gar nicht unwahrscheinlich, daß Materie und Quantität in Wirklichkeit dasselbe sind." - Gottfried Wilhelm Leibniz in G. W. F. Hegel, Wissenschaft der Logik, Bd. 1, Ffm 1986, Seite 215
176 "Das Quantum, indem es als eine gleichgültige Grenze genommen wird, ist die Seite, an der ein Dasein unverdächtig angegriffen und zugrunde gerichtet wird. Es ist die List des Begriffes, ein Dasein an dieser Seite zu fassen, von der seine Qualität nicht ins Spiel zu kommen scheint." - G. W. F. Hegel, Wissenschaft der Logik, Bd. 1, Ffm 1986, Seite 398
179 "Die Quantifizierung des Gemeinwohls mittels des Bruttosozialprolukts ist Ausdruck eines realitätsfernen Hanges der bürgerlichen Gesellschaft zu abstrakter Systematisierung und Reduzierung aller Realität auf das Meßbare." - vgl. Strasser/Traube, Die Zukunft des Fortschritts, Berlin/Bonn 1984, Seite 67
182 Es gibt keine Ware, deren Herstellung unter allen Umständen die gleiche Arbeitskraft erfordert. Deshalb gibt es auch keinen unveränderlichen Wertmesser zur Messung von Arbeit.
183Erkenntnis reduziert sich auf mathematisch Quantifizierbares. Das "wieviel", nicht das "wie" ist das Entscheidende.
184 "Die Qualität ist die erste, unmittelbare Bestimmtheit, die Quantität die Bestimmtheit, die dem Seingleichgültig geworden ist." - G. W. F. Hegel, Wissenschaft der Logik, Bd. 1, Ffm 1986, Seite 209
188 "Der ökonomische Liberalismus beruth auf den Versuch, mit Hilfe des Zweck-Mittel-Denkens aus der ethischen Fragestellung einen autonomen Teilbereich abzuspalten, ihn ethisch zu neutralisieren und mit den Instrumentarium des quantitativen Denkens zu bearbeiten." - vgl. Hans Albert, Ökonomische Ideologie und politische Theorie, Göttingen 1954, Seite 52
189 "Es bleibt also dabei: das Qualitative ist von dem Quantitativen durch eine Kluft getrennt, über die auch die Psychophysik der Zukunft keine Brücke schlagen wird. Der Rationalismus das siebzehnten Jahrhunderts mochte glauben, daß jedem einfachen und bloß ausgedehnten Körper eine ebenso einfache Sinnesempfindungparallel zu setzen sei, und daß man daher die Wirklichkeit more geometrico behandeln könne. Wir sollten heute endlich gelernt haben, daß die rationalen Welten erst Produkt der generalisierenden Abstraktion sind, und daß sie deshalb zwar gewiß nicht aufhören, theoretisch und praktischwertvoll zu sein, aber niemals mit individuellen Wirklichkeiten zusammenfallen ... Der Schritt vom Homogenen ins Heterogene, der uns vor eine prinzipiell unerschöpfliche Mannigfaltigkeit führt, ist stets der Schritt vom Unwirklichen zum Wirklichen, der auch mit dem vom Rationalen zum Irrationalen zusammenfällt. Wir können nur den Schritt von der irrationalen Wirklichkeit zu den rationalen Begriffen machen, indem wir das nicht Quantifizierbare weglassen, die Rückkehr zur qualitativen individuellen Wirklichkeit ist uns für immer versagt. Denn wir werden aus den Begriffen nie mehr herausholen als das, was wir in sie hineingetan haben. Der Schein, als führe ein Komplex von Allgemeinheiten zum Individuellen, zurück, entsteht dadurch allein, daß wir uns ein ideales Sein rein quantitativer Art aufbauen, in dem jeder beliebige Punkt beherrschbar ist, und daß wir dann diese begriffliche Welt mit der individuellen Wirklichkeit verwechseln, in der es keine Punkte gibt." - Heinrich Rickert, Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, Stuttgart 1986, Seite 152f
190 In der Produktion drohen die quantitativen Eigenschaften der Menge die Qualitäten zu verdrängen.
191 "Sehen wir nach, warum Protonen und Elektronen nicht zählbar sind. Es ist nicht einfach deshalb so, weil ihrer so viele sind. Die Quantenphysiker sagen uns, daß ein Elektron sich nicht endgültig an einem Platz befindet, sondern über eine Wahrscheinlichkeitsverteilung hin verwischt ist, so daß Elektronen von einander nicht unterschieden werden können. Da ist kein vielversprechendes Material zum Zählen. Es gibt da nichts, was man sich über das letzte Elektron, das man gezählt, hat, merken könnte, weder seine Lage, noch irgendein Unterscheidungsmerkmal. Wie können wir daher wissen, ob das nächste, das wir bemerken, ein neues ist, oder eines, das schon gezählt wurde? Je genauer wir seine Lage in einen gegebenen Augenblick fixieren, desto größer wird gemäß dem Unschärfeprinzip unsere Ungewißheit über seine Geschwindigkeit und darüber, wo es in nächsten Augenblick auftauchen wird. Man könnte vielleicht vor den Einschlafen sich damit unterhalten, Elektronen in einer Wahrscheinlichkeitsverteilung zu zählen, als Variante zum Schafezählen auf einer grünen Weide." - Werner Heisenberg
192 "Das Vehikel der Forschung ist Mathematik; und bloß soweit Mathematik anwendbar ist, kann ein mechanisches Weltbild entstehen. Alles Qualitative, eigentlich Anschauliche, alles, was an sich wesenhaft erscheint, wird aus der Welt verdrängt. Die Natur wird entqualifiziert und damit entseelt. Sie wird in exakte Gesetzesbegriffe gefaßt, damit berechenbar und dadurch beherrschbar. In diesen Weltbild allein heißt es: Wir erkennen alles nur so weit, als wir es machen können. Die Natur wird ein Werkzeug das Geistes, als Mechanismus ein Apparat, sie wird damit inhaltlich ganz abstrakt, ganz allgemein. In diesem Weltbild sieht man nicht das, was gewöhnlich Wirklichkeit heißt und Fülle hat, sondern eine spezifische Unwirklichkeit, mit der, da sie eine Seite alles Wirklichen ist, sich die allergrößten Wirkungen in dieser erzielen lassen. Dies Weltbild umfaßt eben das, das an der Natur uns durch Berechnung ganz unterworfen ist, also vor allem die Welt nach ihrer räumlichen und zeitlichen Seite." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 158f
193Fragen der Qualität müssen strikt von Fragen der Quantität unterschieden werden.
194 Die nichtmaterielle Welt ist die Welt der Qualitäten und Werte. Materie ist Quantität, Geist Qualität.
195 Das Natürliche wird mit den quantitativ Durchschnittlichen identifiziert.
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.