Verstand
Jonas Cohn - Hauptformen des Rationalismus
p-2siehe auch Vernunft, Sinn, Denken, Irrationalität, Gefühl, Logik, Theorie, Erkenntnis, Wahrheit, Glaube


001 "Wir erklärten, im ersten Teil unserer transzendentalen Logik, den Verstand durch das Vermögen der Regeln, hier unterscheiden wir die Vernunft von demselben dadurch, daß wir sie das Vermögen der Prinzipien nennen wollen." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Riga 1781, Seite 300

002 Vernunft und Rationalität sind keineswegs identisch.

003 Die Allgemeinheit maßt sich das Recht der Herrschaft über das Verstandlose und Unvernünftige an.

004 Begründungen sind letztlich Entscheidungen.

005 Berechenbarkeit ist das Kriterium von Rationalität.

006 "Ich wollte, ich könnte all denen, die an ihre einzigartigen Köpfe und die harte Währung ihrer Gedanken glauben, zurufen: Seid guten Glaubens! Aber sie sind außer Kurs gesetzt, diese Münzen, mit denen ihr klimpert, ihr wißt es nur noch nicht." - Ingeborg Bachmann, Das dreißigste Jahr, München 1979, Seite 22

007 Die Hybris reiner Rationalität als Ratiofaschismus

008 Rational ist gleichbedeutend mit realistisch.

009 Der Rationalismus ist die Idee, daß es allgemeine Maßstäbe für Denken und Handeln gibt.

010 Rationalität ist nichts als eine Theorie unter anderen.

011 Der Endpunkt rationale Diskussionen wird durch Normen, Kriterien, Zwecke und Ziele gesetzt.

012 Rationales Denken dient einzig Rechtfertigungszwecken.

013 "Das Windelbandsche Prinzip der Konsequenz bedeutet ihm, daß alles Untersuchen und Überlegen, Beweisen oder Widerlegen aussichtslos wäre, wenn nicht ein vernünftiges Bewußtsein einen normativen Zwang anerkennen würde, daß z.B. mit dem Grunde die Folge gesetzt oder etwa mit der Folge auch der Grund aufgehoben ist." - vgl. Wilhelm Windelband in Flach/Holzhey (Hg), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980, Seite 406

014 Die Vernunft strebt im Gegensatz zum Verstand über die Wissensgrenze hinaus.

015 Die Vernunft ist das Vermögen, das Einheit stiftet und alles zu verbinden sucht.

016 Wer rationalisiert, verschleiert, was er nicht wahr haben möchte.

017 Der Verstand denkt das Allgemeine, die Sinnlichkeit erfährt das Einzelne.

018 Ein rein logisches Verstandeswesen wüßte nicht, was "Wert" bedeutet.

019 Der Rationalismus ist machtlos, die Mystik ziellos.

020 Die Existenz als das eigentliche Selbstsein des Menschen ist in rationalen Begriffen nicht zu fassen.

021 Jede Rechtfertigung und Begründung muß irgendwo ein Ende nehmen.

022 Irrationale Angst verlangt nach starker Autorität und Gesetzen.

023 Das Irrationale erscheint dem Verstand unerträglich.

024 Eine Wertvorzugsordnung ist letztlich immer irrational.

025 Rationalität wird zur Rationalisierung, wenn sie das Unvernünftige verscheucht.

026 In einer Welt, die durch das rationale Denken als kausal bestimmt angesehen wird, hat die Freiheit keine besondere Bedeutung. Freiheit wird zu einer Bezeichnung dessen, was von der Kausalität übriggelassen wird.

027 individuelle Erfahrung ist ein irrationales und logisch nicht weiter legitimierbares Element des Wissens.

028 Das Irrationale entspricht nicht unseren Denkmustern.

029 Irrationales ist ohne Grund.

030 Wo Vernunft und Logik aufhören beginnt unser Unbewußtes.

031 Allgemeinheit ist das Merkmal des Verstandes.

032 Die reine Vernunft führt uns in die Irre.

033 der Wahn des Rationalismus.

034 Es würde zu einem unendlichen Regress führen, wenn wir alle Urteile beweisen müßten.

035 Die Allerweltsengagiertheit und ihre immer wandelbaren Interessen, die sich zum Knecht und Lobredner aller Dunkelmächte machen, die gegen Rationalität stehen.

036 Verhexung unseres Verstandes durch die Sprache.

037 "Die Theorie ist das Netz, das wir auswerfen, um die Welt einzufangen, sie zu rationalisieren, zu erklären und zu beherrschen." - Karl Raimund Popper

038 Wer rationalisiert, dem dienen Ideen dazu, seinen Handlungen rechtfertigende Motive anstelle der wirklichen zu unterschieben.

039 Grundentscheidung zu rationaler Argumentation.

040 Die Welt ist weitgehend nach rationalen Ordnungen aufgebaut, obwohl die Gesetze der Natur nicht die der Menschen sind und umgekehrt.

041 Vernunft ist der ethische oder gesellschaftliche Gebrauch des Verstandes.

042 "Wenn der Verstand die Phantasie verläßt, gebiert sie unmögliche Monster." - Francisco Goya

043 Manipulationen sind wir umso leichter ausgeliefert, je mehr wir uns auf unser Gefühl verlassen, deshalb müssen wir alle Fähigkeiten unseres Verstandes zusammennehmen, um unsere Beurteilungskraft zu behalten.

044 Rational ist, wer Rechenschaft darüber ablegen kann, wie seine Erkenntnis zustande gekommen ist.

045 Irrationalität ist eine Funktion des Realitätsanspruches, den wir haben.

046 Das Irrationale sind die von der Ratio noch nicht geordneten Vorstellungen und Gefühle.

047 Die Logik der instrumentellen Rationalität ist die Logik des Reduktionismus.

048 Kapitalismus und Kommunismus, beide Systeme beruhen auf Materialismus, Technik und einem engen Rationalismus.

049 Die Gewohnheiten einer konformen Rationalität.

050 Paradigmenwandel von materieller, empirischer, objektiver und instrumenteller Rationalität zu einer subjektiveren, an Werten orientierten Kultur.

051 Rationales Denken ist eine Kontrollbestrebung.

052 Wo Verstand ist, ist das Gesetz.

053 Wir sind so besessen vom reinen Verstandeswissen, von Objektivität und Quantifizierung, daß wir sofort unsicher werden, sobald es um menschliche Werte und Erfahrungen geht.

054 Wille und Verstand sind ein und dasselbe, lehrt Spinoza.

055 Rationalität ist nicht mehr bloß Mittel, sondern der Endzweck des Erhalts der geistigen Gesundheit in einer unsicheren und unbestimmten Welt.

056 Der Objektivist ist Rationalist, sein subjektivistischer Gegner ist Irrationalist.

057 Der moralische Diskurs muß rational sein.

058 Rationales Denken heißt unterscheiden, messen, kategorisieren. Ein solches Denken tendiert zu Auflösung und Zersplitterung.

059 Die Entscheidung zur Rationalität ist keine intellektuelle, sondern eine moralische Angelegenheit.

060 Die Anhänger des Rationalismus behaupten, daß es möglich ist, durch reines Denken, also unabhängig von jeder Erfahrung, Erkenntnisse über die Wirklichkeit zu gewinnen.

061 Die Vernunft setzt sich der Entzweiung durch den Verstand entgegen.

062 Aufgabe der Erziehung ist Entwicklung der Willens- und Verstandeswelt.

063 Die Sprache objektiviert die Welt, indem sie das "panta rhei" (alles fließt) der Erfahrung in eine kohärente Ordnung bringt.

064 Der Rationalist glaubt an die Macht der gesetzten Wirklichkeit.

065 Der Verstand wird durch unpassende Wortbezeichnungen vielfach irregeführt.

066 Worte tun dem Verstand direkt Gewalt an.

067 Der menschliche Verstand ist kein reines Licht, Eigensinn und Affekte trüben ihn.

068 Es ist ein schlimme Gewohnheit und ein Mißbrauch der Sprache sich in Abstraktionen zu verlieren.

069 Gefühle können niemals ein Argument darstellen.

070 Es gibt zwei Hauptstämme menschlicher Erkenntnis: Sinnlichkeit und den Verstand.

071 Kant war es, der die Sinnlichkeit zu einer dem Verstande gleichberechtigten Erkenntnisquelle erhob.

072 Die Dinge sind nur deshalb Erscheinungen und Phänomene, weil sie ein Produkt unseres Verstandes und unserer Sinnlichkeit sind.

073 Die Vernunft ist auf das Ganze gerichtet, während der Verstand sich mit dem Einzelnen befasst.

074 "Die intelligible Welt ist eine Welt der Dichtung". - Friedrich Nietzsche

075 Wer Anschaulichkeit festhält, gerät in einen unendlichen Regress, wer sie preisgibt verläßt den sicheren Boden.

076 Vernunft ist der ethische oder gesellschaftliche Gebrauch den wir von unserem Verstand und unserer Intelligenz machen.

077 Die Vernunft beschäftigt sich mit dem Ganzen, der Verstand mit dem Einzelnen.

078 Der Verstand sucht mit Notwendigkeit zu jeder Ursache eine frühere Ursache eine frühere Ursache, zu jedem scheinbaren Anfang einen früheren, während die Einheitsbestrebungen der Vernunft einen Abschluß verlangen.

079 "Ohne Abstraktion wäre weder Vernunft noch Sprache." - J. G. Herder, Sprachphilosophie, Hamburg 1960, Seite 226

080 Das Bedürfnis nach Rechtfertigung ist ein Bedürfnis nach Rationalität.

081 Der Schuldbeweis obliegt der Anklage.

082 Die irrationalen, unberechenbaren Triebe müssen unter die Kontrolle des Rationalen gebracht werden.

083 Überzeugungen kann man nicht beweisen.

084 Den tiefverwurzelten Glauben kann kein Scharfsinn des Verstandes erschüttern.

085 Die Wahrheit liegt außerhalb des Verstandes und läßt sich nicht mit Worten, sondern nur auf dem Wege direkter Einfühlung, mit Intuition erfasst werden.

086 Die Macht des Verstandes steht gegen die Macht der Gewalt.

087 Die Nominalisten sehen im Begriff etwas, das ausschließlich in unseren Köpfen existiert.

088 Die Mystik beruth auf der Verneinung der Sinnenwelt, aber auch der Verneinung der Logik des Verstandes.

089 Der Verstand sucht das Wahre, findet dabei aber nicht immer das Angenehme.

090 Auch das Unerklärliche will der Verstand erklären.

091 "die Natürlichkeit des flachen Rationalismus." - Marx/Engels, Das Kapital Bd. 2 - MEW 24, Berlin 1983, Seite 96

092 Mit jeder Quantifizierung ist eine Verräumlichung und Rationalisierung des Seelischen verbunden.

093 Es war Kant, der Alleszermalmer, der die Beweisführung von der Existenz Gottes zerstörte.

094 Der Verstand ist eine Kraft.

095 Der Verstand erschlägt die Wirklichkeit.

096 Unser Verstand reicht nicht weiter, als unsere Sinne.

097 "Wir können nichts Unlogisches denken, weil wir sonst unlogisch denken müßten." - Ludwig Wittgenstein, Ludwig, Tractatus logico-philosophicus, Ffm 1980, § 3.03

098 Der naive Rationalist glaubt an die strenge Beweisbarkeit seiner Sätze.

099 "Etwas der Logik Widersprechendes in der Sprache darstellen kann man ebenso wenig, wie in der Geometrie eine den Gesetzen des Raumes widersprechende Figur durch ihre Koordinaten darstellen; oder die Koordinaten eines Punktes angeben, welcher nicht existiert." - Ludiwg Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, Ffm 1980, §3.032

100 Popper setzt die rationale Einstellung mit der kritischen gleich.

101 "Gibt es keine Gesetzmäßigkeiten, so gibt es keine Beobachtungen und keine Sprache keine Beschreibungen und insbesondere keine Argumente." - Karl Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1989, Seite 226

102 Sinnlichkeit und Verstand sind die zwei Grundformen menschlicher Erkenntnis.

103 "Es gibt das Gesetz in meinem Geist, das das Gute gebietet, und das Gesetz in meinen Gliedern, das diesem Gebot zuwiderhandelt." - Sören Kierkegaard, Die Leidenschaft des Religiösen, Stuttgart 1981, Seite 8

104 "Im Verhältnis zum Unbedingten gelangt mehr Verstand nicht weiter, als weniger Verstand, - im Gegenteil: sie kommen gleich weit, der hervorragend Begabte langsam, der Einfältige rasch." - Sören Kierkegaard, Die Leidenschaft des Religiösen, Stuttgart 1981, Seite 86

105 die lineare, rationale Welt, in der nichts vorkommt, was nicht gerade, eben und gleichförmig ist.

106 In der Unterscheidung von Werturteil und Tatsachenfeststellung liegt ein rational nicht lösbares Problem vor.

107 Unsere Denkformen sind die des menschlichen Verstandes.

108 Unser Verstand ist auf das Praktische gerichtet.

109 Die Vernunft ist ein Denken, das über den Verstand hinausgeht.

110 Das Unbedingte kann nicht nachgewiesen werden. Was wir wissen, ist immer ein Bedingtes.

111 "Der Verstand ist eine Hure, denn er gibt sich preis an beliebige Dinge." - Nikolaus von Kues

112 "Die Wissenschaft ist eine Hure." - Lenin

113 Was den gesunden Menschenverstand ausmacht, ist das Urteilsvermögen.

114 Der Existenzialismus will die Bewußtseinsinhalte in ihrer Bedeutung erfassen. Der Grund für die Bewußtseinsinhalte war nicht mehr im rationalen Gegenstand.

115 "Der modernen Wissenschaft ist nichts gleichgültig. Alles, das Kleinste und Häßlichste, das Fernste und Fremdeste, was immer irgendwo faktisch ist, das ist ihr allein darum, weil es ist, schon relevant. Sie wurde schlechthin universal. Es gibt nichts, was sich ihr entziehen kann. Nichts soll verborgen, nichts soll verschwiegen, nichts soll Geheimnis bleiben." - Karl Jaspers, Was ist Philosophie, München 1980, Seite 185

116 Das Ich ist Allgemeinheit und Identität des Verstandes.

117 Die Liebe ist ein ungeheurer Widerspruch, den der Verstand nicht lösen kann.

118 Der Verstand ist es, der die Unterschiede auffasst.

119 Unsere Begriffe entspringen dem Verstand und nicht der Empfindung. "Der Verstand ist das Vermögen der Begriffe." - Immanuel Kant

120 Der Verstand ist das Vermögen die sinnliche Anschauung zu denken.

121 "Erst der Verstand macht die Vorstellung eines Gegenstandes überhaupt erst möglich, indem er die Zeitordnung auf die Erscheinungen überträgt." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 278

122 Die Blendwerke des reinen Verstandes begegnen uns, wo die Kategorie über die Erfahrung hinaus gebraucht werden.

123 Die Vernunft dient eher zur Beschränkung des Verstandes, als zu seiner Erweiterung.

124 Der Verstand erkennt durch die Begriffe, nicht durch die Anschauung.

125 "Verstand und Sinnlichkeit können bei uns nur in Verbindung Gegenstände bestimmen. Wenn wir sie trennen, so haben wir Anschauungen ohne Begriffe, oder Begriffe ohne Anschauungen." - Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, Stuttgart 1982, Seite 344

126 Naturgesetze werden vom Verstand geschaffen, die Freiheit von der Vernunft.

127 Seit Hume haben sich viele Logiker mit der Induktion (Schluß vom Einzelnen aufs Allgemeine) befaßt und mit der Frage, ob sie logisch zu rechtfertigen ist, ob wir nur glauben oder ob wir Grund haben zu glauben.

128 "Der Letztbegründungsrationalismus ist insgesamt gescheitert. Dies kann und darf kein Grund dafür sein, daß Vernunft sich selber aufgibt." - Hans Lenk, Pragmatische Vernunft, Stuttgart 1979, Seite 19

129 der Dualismus von Sinnlichkeit und Verstand.

130 Ratio (Vokabel aus der röm. Kaufmannssprache) = Rechnen, Rechnung, Rechenschaft, Summe, Menge, Zahl.

130 "Die Gesetzgebung durch Naturbegriffe geschieht durch den Verstand, und ist theoretisch. Die Gesetzgebung durch den Freiheitsbegriff geschieht von der Vernunft, und ist bloß praktisch." - Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, Stuttgart 1986, Seite 26

131 "Der gemeine Menschenverstand, den man, als bloß gesunden (noch nicht kultivierten) Verstand, für das geringste ansieht, dessen man nur immer sich von dem, welcher auf den Namen eines Menschen Anspruch macht, gewärtigen kann, hat daher auch die kränkende Ehre, mit dem Namen des Gemeinsinnes (sensus communis) belegt zu werden; und zwar so, daß man unter dem Worte gemein (nicht bloß in unserer Sprache, die hierin wirklich eine Zweideutigkeit enthält, sondern auch in mancher andern) so viel als das vulgäre, was man allenthalben antrifft, versteht, welches zu besitzen schlechterdings kein Verdienst oder Vorzug ist." - Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, Stuttgart 1986, Seite 213

132 "Die Vernunft geht in ihrer äußersten Forderung auf das Unbedingte; da hingegen der Verstand ihr immer nur unter einer gewissen Bedingung, die gegeben werden muß, zu Diensten steht." - Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, Stuttgart 1986, Seite 382

133 Die Ökonomie ist der Versuch einer Rationalisierung des Wertproblems.

134 die mehr oder weniger versteckten dogmatischen Züge des klassischen Rationalitätsmodells.

135 "Rationalität ist stets eine Sache der Methode und damit der Praxis." - Hans Albert, Kritische Vernunft und menschliche Praxis, Stuttgart 1984, Seite 78

136 Die Letztbegründung ist das klassische Prinzip der rationalen Methode.

137 Die objektive Realität der reinen Verstandesbegriffe steht in Frage.

138 Der Sinn der verallgemeinerten Erkenntnis ist die Rationalisierung und Objektivierung der Welt.

138 Ein psychisches Faktum wie Interesse kann keine logische Begründungsfunktion übernehmen.

139 Weder Rationalität noch intellektuelle Anständigkeit bestimmen das politische Geschehen.

140 In letzter Instanz kann sich das politische Handeln nicht rational begründen, es realisiert vielmehr eine Entscheidung zwischen konkurrierenden Wertordnungen und Glaubensmächten, die zwingender Argumente entraten und einer verbindlichen Diskussion unzugänglich bleiben.

141 Das Rationale und das Ausgeglichene wird höherwertiger gehalten als das Irrationale und Spannungsvolle.

142 Bereits unsere Wahrnehmung ist eine Stufe von Rationalität.

143 "Wissenschaft ist begründetes Wissen. Die Begründung aber bezieht sich nicht auf die subjektive Erlangung und Entstehung, sondern auf die objektive Geltung." - Bruno Bauch in Hans-Ludwig Ollig (Hg), Neukantianismus, Stuttgart 1982, Seite 247

144 Die rationale Begründung und Rechtfertigung ist ein Problem.

145 Begründung ist die Aufdeckung von Grund und Folge. Grund und Folge bilden einen unlöslichem Zusammenhang. Kein Grund ohne seine Folge, keine Folge ohne Grund.

146 Der in jeglicher Rationalität innewohnende Machtwille und die in jeglichem positiven und unmittelbaren Wissen lauernde Gewalt, wurde schon bei den alten Griechen in die Wege geleitet.

147 Im Geist des Rationalismus wurde die Welt, das Leben, die Menschen more geometrico, d.h. in universell vergleichbaren Größen beschreiben. Das Meßbare tritt an die Stelle der okkulten Qualitäten, das Allgemeine an die Stelle des unverwechselbaren Individuellen, die Prinzipien an die Stelle des konkreten Lebens.

148 Prinzipien, die die bloße Willkür ausschalten, sollen unser Rationalitätsbedürfnis befriedigen.

149 Der Mensch ist ein animal rationale.

150 Rational ist das Nützliche.

151 Die Rationalität hängt ab von der Zuverlässigkeit des in ihr verkörperten Wissens.

152 Viele Rationalisierungen sind, besonders bei intelligenten Leuten, völlig richtige Aussagen, und doch sind es Rationalisierungen.

153 Die Grenze der Rationalität besteht darin, daß eine kausale Erklärung der Einzelerscheinungen nicht nur faktisch, sondern prinzipiell unmöglich ist.

154 Werturteile sind nicht letztbegründbar.

155 "Das Prinzip rationaler Konstruktion tut der Wirklichkeit Gewalt an." - vgl. Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 200

156 Das zweckrationale Handeln ist an Erwartungen orientiert.

157 "Das spezifische Interesse des rationalen kapitalistischen Betriebes liegt an rationalen Ordnungen, deren praktisches Funktionieren wie eine Maschine berechnet werden kann." Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 474

158 "Was uns täuscht, ist nicht unser Sinn, sondern unser Verstand." - Max Planck, Vom Wesen der Willensfreiheit, Ffm 1990, Seite 88

159 Wo liegen die Grenzen zwischen Sinn und Verstand?

160 "Der Geist erforschet alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit." - Paulus, Kor 1 - 2,10

161 Der Verstand wird vom Willen verführt.

162 "Die Begründung der Kausalität liegt im Begriff der Begründung selbst, d.h. in dem gegenständlicher Bedingtheit." - Richard Hönigswald, Grundprobleme der Wissenschaftslehre, Bonn 1965, Seite 201

163 "Der Halt in einem begrenzten wird gewonnen in Grundsätzen, Dogmen, Beweisbarkeiten, traditionellen Einrichtungen, absoluten und zugleich generellen Forderungen. Der Halt wird gegenständlich, nennbar der rationalen Form unterworfen. Es wird etwas Lehrbares und Lernbares geboten." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 304

164 "Das gemeinsame aller Gehäuse ist, daß dem Menschen in rationaler Form etwas Allgemeingültiges, etwas Notwendiges und Geordnetes, eine Regel, ein Gesetz als Pflicht, als Rezept, als das Gehörige gegenübersteht. Allen Gehäusen gemeinsam ist der Rationalismus." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 306

165 "Das Rationale ist gleichsam das Knochengerüst dieser Gebilde, ihr Leben steckt in Kräften, die man hinter dem Rationalen suchen muß. Die logische Analyse erfaßt nur die Knochen, die psychologische möchte die Muskeln sehen, durch die das Ganze Zusammenhang, Bewegung und Leben hat." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 313

166 Dem menschlichen Verstand ist nur Begrenztes faßlich.

167 "Alle Lehre, alles Rationale ist etwas Allgemeines." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 378

168 "Die Krise der Vernunft ist eine Krise der Wertsysteme und ihrer Geltung und Durchsetzbarkeit, eine Krise der für die Menschheit sinnvollen Zielsetzungen und insbesondere eine Konsequenz der mangelnden Durchsetzungskraft von humanen, moralischen und liberalen Überzeugungen." - Hans Lenk, Pragmatische Vernunft, Stuttgart 1979, Seite 13

169 "Die Urteilskraft ist das Mittelglied zwischen Verstand und Vernunft." - Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, Stuttgart 1986, Seite 16

170 "Das moralische Gesetz ist eine formale Vernunftbedingung des Gebrauchs unserer Freiheit." - Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, Stuttgart 1986, Seite458

171 Es gibt keine universale Wahrheit, keine universale Rationalität und keine universale Realität.

172 vernünfteln und beweistümeln

172 "Die rationale Grenzsetzung ist eine Grenzsetzung gegen ein anderes: Allgemein ausgedrückt, die rationale Formung bewegt sich unvermeidlich in Gegensätzen. Indem die rationale Einstellung irgendein Umgrenztes setzt, schließt sie ein anderes aus." - Karl Jaspers, Psychologie der Weltanschauungen, Berlin/Heidelberg/New York 1971, Seite 71

zuschriften
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.