001 "Nicht der Zweifel, die Gewißheit ist das, was wahnsinnig macht." - Friedrich Nietzsche, KSA Bd. 6, Colli/Montinari (Hg), München 1988, Seite 287
002 "Niemals merkt man ihm an, daß er irgendwelche Erlebnisse gehabt hat, bei denen er Gefahr lief, den Verstand zu verlieren; alle tieferen Aspekte des moralischen Lebens sind ihm offenbar unbekannt." - Bertrand Russell über Aristoteles in Bertrand Russell, Philosophie des Abendlandes, Wien/Zürich 1988, Seite 204
003 "Der gespaltene Mensch betritt die Bühne als Herr Völlig-Normal." - Marshall McLuhan, Das Ende des Buchzeitalters, Düsseldorf/Wien 1968, Seite 289
004 "Das Sprechen, ja das Denken wird mir verhaßt: höre ich denn nicht hinter jedem Worte den Irrthum, die Einbildung, den Wahngeist lachen?" - Friedrich Nietzsche , Werke Bd. 2, Schlechta, Karl (Hg), Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 219
005 "... so z.B. daß ich jetzt hier bin, daß ich, mit meinem Winterrock angetan, am Kamin sitze, daß ich dieses Papier mit den Händen betaste und ähnliches; vollends daß die Hände selbst, daß überhaupt mein ganzer Körper da ist, wie könnte man mir das abstreiten? Man müßte mich denn mit ich weiß nicht welchem Wahnsinnigen vergleichen." - Renè Descartes in Alfred North Whitehead, Prozeß und Realität, Ffm 1987, Seite 151
007 "Beim Buchdruck handelt es sich um einen Wahn; um eine verwandelnde und verzaubernde Droge, welche die Kraft besitzt; ihre Postulate und Annahmen allen Bewußtseinsebenen aufzuzwingen." - Alexander Pope in Marshall McLuhan, Das Ende des Buchzeitalters, Düsseldorf/Wien 1968, Seite 349
008 "Im Sein gibt es aber einen dunklen Grund. Das Denken ist mit diesem dunklen Grunde nicht identisch." - Nikolai Berdjajew, Das Ich und die Welt der Objekte, Darmstadt 1933, Seite 77
009 Es geht ein tiefer Riss durch die abendländische Kultur. Der moderne Mensch steckt in einer Identitätskrise.
010 Der Wahnsinn ist die Entgleisung des Mystikers.
011 "Mystiker und Schizophrene befinden sich im selben Ozean; doch die Mystiker schwimmen, während die Schizophrenen ertrinken." - Stan Grof
012 "Nicht das von Gesetzen geordnete, sondern im Gegenteil das anarchische Element des Eintauchens in die Freiheit von aller Bindung und in die Promiskuität alles Seienden stellt sich in jenem Leben dar, das in dem Abgrund brodelt, in den der Mystiker zu tauchen berufen und verdammt ist." - Gershom Scholem, Zur Kabbala und ihrer Symbolik, Ffm 1973, Seite 45
013 Der Psychotiker versteht das Symbolische als Reales, er kann nicht zwischen symbolischer und realer Bedeutung unterscheiden.
020 "Derselbe Mensch kann als Unternehmer die Umwelt vergiften und sich nach Feierabend im Naturschutzverein über den Rückgang der Artenvielfalt ereifern. Diese eingeschliffene Rollenschizophrenie macht die Widersprüchlichkeit unseres gesellschaftlichen Handelns erträglich." - vgl. Strasser/Traube, Die Zukunft des Fortschritts, Berlin/Bonn 1984, Seite 247
025 Schizophrenie ist eine spezielle Strategie, die einzelne Menschen erfinden, um in nicht lebenswerten Situationen zu überleben.
026 Uneins mit sich selbst sein (ein schlechtes Gewissen haben)
027 Die Logik beruth auf Voraussetzungen, denen nichts in der wirklichen Welt entspricht.
028 Es gibt kein Ich anders als in der Vorstellung.
029 "Weil unsere Individualität für uns der Typus aller Einheit überhaupt ist, so haben wir etwas wie eine geheime Neigung, an die Einheit unseres Geistes zu glauben." - Èmile Meyerson, Identität und Wirklichkeit, Leipzig 1930, Seite 476
030 Was vorher nur Widerspruch war, kann sich zur Konfusion steigern.
031 Wie wir im Leben vom Tod umgeben sind, so auch in der der Gesundheit des Verstandes vom Wahnsinn.
032 Es ist ein schwärmerischer Wahn, Ideen für Wahrnehmungen zu halten.
037 "... der Vogel der Finsternis war durch seinen geöffneten Mund in die Tiefen des Herzens hinabgefahren." - Joseph Görres, Christliche Mystik, Ffm 1989, Seite 52
043 "Verkaufe deine Gescheitheit und kaufe dafür Verwirrung; Gescheitheit ist bloß Meinung, Verwirrung dagegen unmittelbare Erkenntnis." - Djalal al-din Rumi in Aldous Huxley, Die ewige Philosophie, München 1987, Seite 180
044 "Ich kann nicht arbeiten, nicht gehen, nicht stehen, nicht reden, sondern all dies scheint mir ein unnützes und der Welt überflüssiges Ding. Viele wundern sich darüber, und da sie die Ursache nicht verstehen, nehmen sie Anstoß. Und wahrlich, wenn nicht dies wäre, daß Gott mir beisteht, würde ich manches Mal von der Welt für toll gehalten werden; und dies ist, weil ich fast immer außer mir lebe." - Katharina von Genua in Martin Buber (Hg), Ekstatische Konfessionen, Heidelberg 1984, Seite 152
046 Gegen 1900 wurde die KrankheitseinheitSchizophrenie erfunden, bis dahin begnügte man sich mit Manie und Depression.
048 "Wer das Leben des Geistes lebt, der wird zum Heimatlosen in dieser Welt nach dem Vorbilde seines Herrn: denn die Füchse haben ihre Gruben, die Vögel unter dem Himmel ihre Nester, der Menschensohn aber hat nicht, wo er sein Haupt hinlegen könnte." - Ferdinand Ebner, Das Wort und die geistigen Realitäten, Innsbruck 1921, Seite 239
049 "Ist es auch Wahnsinn, hat es doch Methode." - Goethe, Faust
050 "... eine tiefsinnige Wahnvorstellung jener unerschütterliche Glaube, daß das Denken, an dem Leitfaden der Causalität, bis in die tiefsten Abgründe des Seins reiche." - Friedrich Nietzsche, KSA Bd. 1, Colli/Montinari (Hg), München 1988, Seite 99
051Ein Mensch, der er selbst ist, sieht wie ein Wahnsinniger aus und benimmt sich wie ein solcher für diejenigen, die in der Welt der Illusionen leben.
052 "Aus Wahnsinn wird Vernunft, vorausgesetzt der Wahnsinn ist genügend reich und regelmäßig, um als Grundlage einer neuen Weltauffassung dienen zu können." - Paul K. Feyerabend, Erkenntnis für freie Menschen, Ffm 1980, Seite 146
053 "Die Paranoia ist der Schatten der Erkenntnis." - Max Horkheimer
054 In der Provinz gilt ein Original schon als halbverrückt.
055 Die Gefängnisbauten trennt von den Irrenhäusern nur der Name.
057 "... der Wandel in seinem Leben, ... die Erfahrung des inneren Lichts, die ungewöhnlich stark und ausgeprägt auftrat, machen es zu Gewißheit, daß Pascal das kosmische Bewußtsein besaß. Es ist natürlich auch von ihm wie von Paulus und anderen gesagt worden, daß er wahnsinnig sei." - Richard M. Bucke, Kosmisches Bewußtsein, Celle 1925, Seite 145
058 Die Aufgabe der Erziehung ist es, die Einheit unseres Bewußtseins immer wieder herzustellen, indem sie das Gute und die Pflicht in Einklang bringt.
059 Jeder, der tut, was niemand tut und nicht tut, was jeder tut, steht in der Gefahr, für verrückt erklärt zu werden.
060 Für den östlichen Menschen gibt es so etwas wie Geisteskrankheit nicht.
061 Der Abgrund des schlechthin Unbegreiflichen rückt in die Nähe des Wahnsinns.
062 Die Schule isoliert die Gesellschaft von ihren Problemen, genauso, wie es Gefängnisse und Irrenhäuser tun.
076 Der Geist gewinnt seine Wahrheit nur, indem er in der absoluten Zerrissenheit zu sich selbst findet.
077 "Was Geisteskrankheit genannt wird, entpuppt sich als Name für das Produkt einer bestimmten Beziehung zwischen Unterdrücker und Unterdrückten." - Thomas Szas
078 "Die Liebe ist eine Geisteskrankheit, sie tritt ein durch das Auge und sie tritt aus durch das Geschlechtsglied; ihre Heilung besteht im Beischlaf." - Antoine Artaud
079 Jesus galten die Geisteskranken als von Dämonen besessen. Dämonen und Engel haben in der Welt die Macht.
097 Ohne Orientierungsmöglichkeiten in Zeit und Raum und ohne die versichernde Bestätigung eines aktiven Außenweltbezugs entstrukturiert sich die Innenwelt.
104 In einer Gesellschaft, in der die Entfremdung in ihren hauptsächlichen Strukturen verschwunden wäre, bestünde kein Bedürfnis nach Verrücktheit, diesem verzweifelten Versuch der Ent-Entfremdung.
123 Der Wahnsinnige ist nur auf das Gegenwärtige beschränkt.
124 Das zentrale Problem unserer Zeit ist es, seine Identität in einer Welt zu bewahren, in der es immer schwieriger wird, seine Individualität zu behalten.
135 Ein Zweifel an dem, was wir wahrnehmen ist ein Zweifel an der Wahrnehmung überhaupt.
136 Kaum ein Zustand kommt dem des Wahnsinnigen näher, als der des Betrunkenen.
137 Wahnsinn ergibt sich, wenn das Handeln eines Menschen in entscheidendem Widerspruch steht zu seinem Denken.
138 Übersteigerte Phantasie ist eine Vorstufe zum Wahnsinn, desgleichen die Zerstörungswut.
139 Wenn die hervorgebrachte Wirkung keine Beziehung mehr zu ihrer Ursache hat, dann entsteht Auflösung.
140 "Erkenntnis ohne Gnade, die lieblose und auf das Wort verzichtende Erkenntnis, ist geistige Verlorenheit. Sie weist den Weg zum Wahnsinn, vielleicht auch zum Verbrechen, gewiß zur Verwirrung." - Ferdinand Ebner, Das Wort und die geistigen Realitäten, Innsbruck 1921, Seite 224
145 Die verschiedenen Formen der Geisteskrankheit haben ihre Wurzel im Ego.
146 der ewig magisierte Bewußtseinszustand, übermagisiert bis in den letzten Alltagswinkel.
147 "Leid läutert die Sinne des Menschen von ihrer Abhängigkeit von den äußeren Dingen. Leid reinigt den Geist bis in seinen Wesenskern und befreit ihn von der Herrschaft des eigensüchtigen Ich. Beide Reinigungsfeuer schildert Johannes vom Kreuz als Nacht der Sinne und als Nacht des Geistes. Die Grenzen von Natur und Geist werden in diesen Läuterungen überschritten. Verluste an irdischen Gütern, Enttäuschungen durch Freunde und geliebte Menschen, Mißerfolge, Anfeindung und Verleumdung, Verlust des Ansehens und guten Namens, körperliche Krankheiten und seelische Verwirrung, durch Skrupel, Zweifel und Verzweiflung, Selbsterkenntnis bis auf den Grund: all dies vernichtet die Anhänglichkeit des Menschen an die Welt und an sich selbst. "Auf diese Weise zermürbt und vernichtet Gott die geistigen Substanz der Seele und hüllt sie in eine so tiefe und schwarze Finsternis ein, daß sie sich der Vernichtung und Auflösung durch einen schrecklichen Geistestod preisgegeben glaubt." - Johannes vom Kreuz in Andreas Resch (Hg), Mystik, Innsbruck 1975
148 Der Grund, weswegen wir das Falsche und Unwahre verurteilen liegt in der unerträglichen Vieldeutigkeit und Verwirrungen, die durch falsche Aussagen entstehen. Alle Übel der Lüge entspringen den Verwechslungen, die auch Folge von Mehrdeutigkeiten sind.
149 Das Phänomen der Persönlichkeitsspaltung stützt die Unmittelbarkeit der Idee dämonischer Einflüsse.
150 Der Wahnsinn, der sich aus der Absonderung ergibt.
153 "Er war nun nicht besessen in der Weise, wie man gewöhnlich die Besessenheit zu nennen pflegt, in unfreiwilliger Verstrickung mit der feindlichen Macht, daher im Leibe blos gebunden; sondern die Seele hatte in voller Besonnenheit sich hingegeben, und von ihr aus wurde erst der Leib mit ihrem vollen Wissen und Willen eingenommen. So war er selber es gewesen, der das Malefiz geübt, während sein Verdacht auf anderen fortwährend haftete; wie er auch, indem er die Dämonen zu besitzen glaubte, von ihnen besessen wurde. Eben weil eine Umkehr seines ganzen Wesens erfolgte, war keine Ahnung seines Zustandes ihm geblieben an dem er durch Vergleichung sich zurecht zu finden vermocht. Der Grund seines Zustandes erschien ihm gut und recht, denn er glaubte sich vollkommen orientiert zu finden; seines Heiles war er in ihm gewiß." - Joseph Görres, Christliche Mystik, Ffm 1989, Seite 52
154 Geisteskrankheit ist eine gesunde Antwort auf eine kranke Welt.
155 "Es gibt keine schizophrene Person, sondern nur ein schizophrenes System." - Ronald D. Laing in Frijof Capra, Das neue Denken, Bern/München/Wien 1987, Seite 139
156 Der Wahnsinn ist der Abgrund der Fraglichkeit.
157 Die kartesianische Weltanschauung gilt als einzig gültige Beschreibung der Wirklichkeit. Alles andere gilt bei konventionellen Psychiatern als psychotisch.
158 Geisteskrankheit läßt sich nur durch ein Studium des gesellschaftlichen Systems verstehen.
159 "Im Kartesianischen Modus nehmen wir die Alltagswirklichkeit in Form von getrennten Objekten mehr, im dreidimensionalen Raum und in linearer Zeit. In der transpersonalen Form werden die gewöhnlichen Grenzen der Sinneswahrnehmung und des logischen Denkens transzendiert, und unsere Wahrnehmung verlagert sich von festen Objekten zu fließenden Energiemustern." - vgl. Stan Grof in Frijof Capra, Das neue Denken, Bern/München/Wien 1987, Seite 132
160 "Die Wirklichkeit in ausschließlich transpersonaler Form zu erleben ist mit unserem normalen Funktionieren in der Welt des Alltags unvereinbar und wer den Konflikt und Zusammenprall der beiden Formen erlebt, ohne imstande zu sein, sie zu integrieren, ist psychotisch." - Stan Grof in Frijof Capra, Das neue Denken, Bern/München/Wien 1987, Seite 132
161 "Da wird es also heißen: siehe alles ist bereit, siehe die Grausamkeit der Abstraktion macht die Endlichkeit in ihrer Täuschung als solcher offenbar, siehe der Unendlichkeit Abgrund öffnet sich, der Nivellierung scharfe Sense läßt alle, jeden besonders, über die Klinge springen - siehe, Gott wartet! So spring zu in Gottes Arme." - Sören Kierkegaard in Ferdinand Ebner, Das Wort und die geistigen Realitäten, Innsbruck 1921, Seite 244
168 Im Zen muß die Befreiung (Satori) plötzlich über den Menschen kommen. Nicht stufenweise Übungen führen dazu, sondern harte Reden und rohes, schockierendes Benehmen des Zen-Meisters, die die Ich-Verkrustung des Menschen allein aufreissen können.
169 "Die Behandlungsmethode besteht darin, den Kontakt mit der aktuellen Krise immer weiter voranzutreiben, bis man den Sprung ins Unbekannte riskiert und sich mit der sich zeigenden schöpferischen Integration der Spaltung identifiziert." - Perls/Hefferline/Goodmann, Gestalttherapie - Grundlagen, München 1991, Seite 23
172 "So wie die Sprachetypisiert, so entpersönlicht sie auch." - Berger/Luckmann, Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, Ffm 1980, Seite 41
017 "Der Mensch muß gleichsam in seine latente Wahnsinnigkeit hineindringen selbst auf die Gefahr des Ausbruchs hin - und durch sie hindurch, um hinter sie zu gelangen: bis zu jenem Punkt, wo er ihrer wirklich Herr wird. Und da tritt er ein in ein Verhältnis zu Gott als einer geistigen Realität. Es gibt keine andere Rettung aus dem Verflochtensein ins Irreale, das jeden in Bann hält, als das innere Durchdringen bis zu diesem Punkt. Das aber vergesse man nicht: der Mensch steckt immer mitten drinnen in seinem geheimen Wahnsinn, solange sein Gottesverhältnis geistig auf Eigensinn seiner Idee, seiner Vorstellung vom Göttlichen beruth. Vor Gott ist nicht nur kein Mensch ein Genie, vor ihm kann auch keiner neurotisch oder wahnsinnig sein. Das wird man immer nur dann, wenn man geistig nicht vor Gott lebt, sondern vor dem Menschen." - Ferdinand Ebner, Das Wort und die geistigen Realitäten, Innsbruck 1921, Seite 103
174 "Statt Irrenhäuser benötigen wir Initiationsrituale, in denen die Person auf ihrer Reise durch den inneren Raum von Leuten geführt wird, die bereits dort gewesen und von dort zurückgekehrt sind." - Ronald D. Laing in Frijof Capra, Das neue Denken, Bern/München/Wien 1987, Seite 140
175 Eine vollständige Identität gibt es bei niemandem.
176 "Ihr Erscheinen ist einem plötzlich hervortretenden Lichtstrahl ähnlich, selbst wenn sie das Resultat eines langen, vorbereitenden Prozesses des Denkens, des Experimentierens oder der Betrachtung sind. Die Empfindung des betroffenen Individuums gleicht dem Gefühl, herausgehoben zu sein über das alltägliche Dahinfließen des seelischen und geistigen Stromes. Für die Dauer dieses einen erleuchteten Augenblicks kommt es mit einem anderen Reich in Berührung. Eine derartige Erfahrung stellt einen tiefen Aufruhr des gesamten Seins dar. Oft liegt überhaupt keine bewußte, unmittelbar auf die tatsächliche Offenbarung bezogene Vorbereitung vor. Diese Idee, die Intuition oder, besser noch, diese Inspiration - dieser Ausdruck ist etymologisch am überzeugendsten - kann in einem Augenblick oder von einer Seite kommen, die man überhaupt nicht in Rechnung gestellt hatte. Sie kann alle vorhergehende Vorbereitungen und Tendenzen ignorieren, und so kann es geschehen, daß der philosophische oder wissenschaftliche Beweis im Nachhinein durchgeführt werden muß. Die Psychologie großer Erfindungen und Entdeckungen, künstlerischer oder philosophischer Entwürfe und religiöser Offenbarungen verfügt über umfangreiches Beweismaterial für diesen Einbruch des Geistes. Eine so gewaltige Erfahrung erweckt im Menschen das Gefühl, weniger ein spontaner Schöpfer, als vielmehr das auserwählte Instrument einer höheren Macht oder vielleicht nur der Schauplatz eines folgenschweren Ereignisses zu sein." - William S. Haas, Westliches und östliches Denken, Reinbek 1966, Seite 87f
188Genialität und Wahnsinn haben eine Seite, wo sie aneinander grenzen ja ineinander übergehen.
189 "Die Unruhe des Geistes wurzelt in der Einsamkeit des Ichs. Darin besteht die eigentliche Geistesbedürftigkeit des Menschen - die ihn zum Gottsucher und ihm nur in der religiösen Einstellung seines Lebens bewußt werden kann." - Ferdinand Ebner, Das Wort und die geistigen Realitäten, Innsbruck 1921, Seite 76
191 "... wer gebären muß, der ist krank." - Friedrich Nietzsche, Werke Bd. 2, Schlechta, Karl (Hg), Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 801
192 Es besteht die Neigung, Menschen als krank zu bezeichnen, die in Wirklichkeit Nonkonformisten sind.
193 "Das Wagnis des Glaubens an das unbedingte Anliegen ist das größte Wagnis, das ein Mensch eingehen kann. Denn wenn sich dieses Unbedingte als bedingt erweist und der Glaube daran als trügerisch, so kann der Lebenssinn daran zerbrechen." -Paul Tillich, Wesen und Wandel des Glaubens, Ffm/Berlin/Wien 1975, Seite 27
194 Die Erfahrung der Zerissenheit ist unerträglich und drängt zu einer Einheit.
196 Die religiöse Mystik ist nur die eine Hälfte der Mystik. Die andere Hälfte hat keine gesammelten Traditionen, außer denen, welche die Textbücher des Wahnsinns zusammenstellen.
197 Der Abendländer verneint die Existenz von Bewußtseinsvorgängen, für die er keine Bezeichnung hat. Etwas, das jenseits der allgemeinen Vorstellung von Zeit, Raum und Persönlichkeit, kann für ihn kein Gegenstand der Erfahrung sein. Er verwechselt die ichlose Erfahrung mit Schizophrenie.
200 Wie sollen wir das Nichtidentische begreifen wenn nicht als etwas.
201 Wo die Einheit des Bewußtseins fehlt, da fehlt auch der Tatbestand des Bewußtseins selber.
202 Es gibt keine unmittelbare Gesundheit im Geist eines Menschen.
203 "Der Glaube ist Stillstehen des Denkens, Ruhen der Gedanken in Gott. Wie der Mensch aber einmal beschaffen ist, kommt er nicht früher zum Glauben, als bis ihn sein Leben ihn tatsächlich zu dem Punkt hingeführt hat, wo einem der Verstand stillsteht."- Ferdinand Ebner, Das Wort und die geistigen Realitäten, Innsbruck 1921, Seite 80
204 "... die Unberechenbarkeit im Sinn der fehlenden Deutbarkeit ist, mit anderen Worten, das Prinzip des Verrückten."- Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, Seite 67
205 "Zu sehr wohnt der mystischen Erfahrung, ihrer Natur nach, die Gefahr der Abirrung ins Unkontrollierte und Unkontrollierbare inne." - Gershom Scholem, Zur Kabbala und ihrer Symbolik, Ffm 1973, Seite 29
206 "Great wits to madness sure are near allied, and thin partitions do their bounds divide." (Dem Wahnsinnigen ist der große Geist verwandt, und beide trennt nur eine dünne Wand.) - Alexander Pope
209 Die Spaltung der Persönlichkeit ist für Perls ein Teil der Menschennatur, ihr Zusammenbruch Zeichen eines Gleichgewichts.
210 "Ich bin" ist die Definition der menschlichen Identität, nicht "Ich bin Ich".
211 Nullum magnum ingenium sine mix tura dementiae fuit. (Es hat kein Genie ohne eine Beimischung von Wahnsinn gegeben)
212 Die Auflösung der Einheit des Ich ist eine der tiefgreifendsten Erfahrungen eines Menschen.
213 "Der Mensch krankt geistig an nichts anderem als der Dulosigkeit des Ichs." - Ferdinand Ebner, Das Wort und die geistigen Realitäten, Innsbruck 1921, Seite 47
216 "Es gibt einen alten Wahn, der heißt Gut und Böse." - Friedrich Nietzsche, Werke Bd. 2, Schlechta, Karl (Hg), Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 722
217 Wahn und Schein ist es, die Wahrheit erfassen zu wollen.
218 "Und vieles Schwere legte sich ihm über den Sinn..." - Friedrich Nietzsche, Werke Bd. 2, Schlechta, Karl (Hg), Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 775
219 "Fast überall ist es der Wahnsinn, welcher dem neuen Gedanken den Weg bahnt." - Friedrich Nietzsche, Werke Bd. 2, Schlechta, Karl (Hg), Ffm/Berlin/Wien 1984, Seite 23
220 Das Ich ist seiner Natur nach eine unlösbare Einheit, die entstehen oder verlöschen, aber nicht dem Prozess des Teilens oder Zusammenfügens ausgesetzt werden kann.
221 "Der Vorgang des Satori im Zen muß als ein Durchbruch eines in der Ichformbeschränkten Bewußtseins in die Form des nichtichhaften Selbst begriffen werden." - vgl. Gerhard Wehr, Meister Eckhart, Reinbek 1989, Seite 121
225 "Jede Verfälschung der Wirklichkeit greift die Grundlagen unserer geistigen Existenz an." - F. A. Lange in Hans-Ludwig Ollig (Hg), Neukantianismus, Stuttgart 1982, Seite 56
230 "Die Idee von der Vertretbarkeit der Volksinteressen, an der die große Mehrzahl der Demokraten immer noch mit Zähigkeit und aufrichtigem Glauben festhält ist eine durch einen falschen Lichteffekt, einen effet de mirage, hervorgerufene Wahnidee." - Robert Michels in Hans Albert, Ökonomische Ideologie und politische Theorie, Göttingen 1954, Seite 120
231 "Eins der großen Probleme alles personhaften Lebens ist das Auseinanderstreben der Bewußtseinsinhalte. Wenn ein einendes Zentrum fehlt, so kann die unendliche Vielfalt der begegnenden Welt und der inneren geistigen Vorgänge zur Zersplitterung oder gar völligen Auflösung der Persönlichkeit führen. Gegen diese ständige Drohung kann nichts anderes schützen als die zentrierende Kraft unbedingten Ergriffenseins." - Paul Tillich, Wesen und Wandel des Glaubens, Ffm/Berlin/Wien 1975, Seite 123
Hinweis: Bei den nicht näher gekennzeichneten Textstellen handelt es sich um Passagen, die in verschiedenen Quellen mehr oder weniger sinngleich auftauchen, so daß nicht klar ist, wer von wem abgeschrieben hat.