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HERMANN BROCH
Entwurf für eine Theorie
massenwahnartiger Erscheinungen


"Es besteht kein Zweifel, daß ein allgemein psychologisches Modell nach einem Gesichtspunkt suchen muß, welcher geeignet ist, verschiedene disparate Bedingungen in ein einheitliches System zu ordnen, so daß tatsächlich mit einem Minimum von Aufbauelementen das Auslangen gefunden werden kann. Die bisherigen Untersuchungen haben ergeben, daß der  Wertbegriff  hierfür fruchtbar gemacht werden kann. Denn wenn mit Fug angenommen werden darf, daß alles Denken des isolierten Ichs wesensgemäß und notwendig nach einem Zustand hinstrebt, der als  Wahrheit  zu bezeichnen ist, so darf für die Verhaltensweisen des Ichs (von denen das Denken nur ein Teil ist) stets das Streben nach einem ähnlichen positiven Zustand angenommen werden, und für diesen Zustand ist der Ausdruck  Wert  am adäquatesten."


I. Methodologische Vorbemerkungen  (1)

1. Theorien und Modelle

Jede menschliche Erkenntnis und im besonderen also jede wissenschaftliche Erkenntnis gibt ein Modell der Wirklichkeit oder richtiger eines Wirklichkeitsausschnittes.

Ein solches Wirklichkeitsmodell ist ein Gedankengebilde - man kann auch sagen ein Gedankenexperiment -, welches versucht, ein vereinfachtes rationales Abbild des beobachteten Wirklichkeitsausschnittes zu liefern, d. h. die unendliche Vielfalt der Wirklichkeit durch eine endliche Anzahl von Darstellungsmitteln abzubilden. Die Aufbauelemente für das Modell werden der empirischen Erfahrung entnommen oder richtiger aus früheren Wirklichkeitsmodellen, welche sich bereits so sehr bewährt haben, daß die nunmehr verwendeten Aufbauelemente als selbstevident und "empirisch richtig" anerkannt werden können. Ein Modell ist umso brauchbarer, mit je weniger Elementen es den beobachteten Wirklichkeitsausschnitt darzustellen vermag.

Die eigentliche Abbildung der Wirklichkeit, welche immer ein prozessualer Ablauf ist, wird durch die Funktion des Modells gegeben. Modelle benötigen also Operationsregeln, nach welchen die in ihm enthaltenen Aufbauelemente bewegt werden sollen. Auch diese Funktionsregeln sind der empirischen Wirklichkeit entnommen, denn sie tragen physikalistischen und mechanistischen Charakter. Im physikalischen Modell sind es diese physikalistischen Funktionen selbst, welche die Bewegung des Modells bestimmen; im außerphysikalischen Bereich werden diese Funktionen als Analogien zu einem physikalischen Modell gefaßt. Unabhängig jedoch von der Beobachtbarkeit der mechanischen Funktion im physikalischen Bereich tragen diese Operationsregeln ein aprioristisches Gepräge, d. h. sie werden vom menschlichen Geist axiomatisch (als Kausalität usw.) verwendet, und sie erlauben, das Modell durch deduktive Überlegungen zu konstruieren und in Gang zu halten.

Das Wirklichkeitsmodell bewährt sich als "richtig", wenn es im Ablauf seiner Funktion zu neuen Bildkonstellationen führt und diese wiederum ein Abbild der Wirklichkeit liefern, d. h. wenn die Resultate der Modellkonstruktion eine sichere Vorhersage der Wirklichkeitsabläufe beinhalten. Mit diesem Augenblick liefert das Modell ein "Wirklichkeitsgesetz".

Beispiele für Modellbildungen liegen in allen Wissenschaften vor. So verwendet die FREUDsche Theorie die Wirklichkeitselemente "Vorstellung", "Trieb" etc. als Aufbauelemente ihres Modells und hält diese durch mechanistische Vorstellungen wie etwa die der "Verdrängung", des "Aufsteigens" etc. in Gang. Die MARXsche Nationalökonomie und Gesellschaftstheorie läßt unschwer ähnliche Vorgänge erkennen. Die Physik als Gesamtwissenschaft wird immer das vollkommenste Beispiel eines Wirklichkeitsmodells sein.

Aufgabe der Psychologie ist es, ein tunlichst komplettes Modell des Ich zu liefern. Die verschiedenen Konstruktionen, welche bisher im psychologischen Bereich aufgestellt worden sind, dürfen als Teilmodelle aufgefaßt werden; ihre Zusammenfassung zu einem Gesamtmodell ist zweifelsohne auf dem Weg.


2. Modell der Psychologie

Das Modell des Ichs, um das es in der Psychologie geht, soll mit einem Minimum von Aufbauelementen die Verhaltensweisen des menschlichen Ichs sowohl in Anbetracht seiner eigenen natürlichen Abläufe wie in Anbetracht der Außenwelt und ihrer Beeinflussungsmöglichkeiten zur Abbildung bringen und hieraus die Gesetzlichkeiten dieses Verhaltens ableiten.

Zweierlei Phänomengruppen sind daher bei der Aufstellung des psychologischen Modells zu berücksichtigen, nämlich erstens die innerpsychologischen Bedingungen, unter welchen der Mensch denkt und handelt, und zweitens die Außenweltbedingungen, unter welchen dieses Denken und Handeln vor sich geht, und zwar im besonderen jene Außenweltbedingungen, welche sich der Mensch infolge seiner psychischen Struktur selbst geschaffen hat.

Um die wichtigsten der in Betracht kommenden Problemgruppen herauszugreifen, sei bloß vermerkt, daß an den Fragen des innerpsychologischen Verhaltens sowohl Erkenntnistheorie wie empirische Psychologie, wie Ichphänomenologie, wie Psychoanalyse beteiligt sind; die Fragen der zweiten Problemgruppe sind ebensowohl biologischer wie soziologischer Natur, wobei sich diese einzelnen Gebiete gegenseitig überlappen und verkreuzen. Es besteht kein Zweifel, daß ein allgemein psychologisches Modell nach einem Gesichtspunkt suchen muß, welcher geeignet ist, diese verschiedenen disparaten Bedingungen in ein einheitliches System zu ordnen , so daß tatsächlich mit einem Minimum von Aufbauelementen das Auslangen gefunden werden kann. Die bisherigen Untersuchungen haben ergeben, daß der  Wertbegriff  hierfür fruchtbar gemacht werden kann. Denn wenn mit Fug angenommen werden darf, daß alles Denken des isolierten Ichs wesensgemäß und notwendig nach einem Zustand hinstrebt, der als "Wahrheit" zu bezeichnen ist, so darf für die Verhaltensweisen des Ichs (von denen das Denken nur ein Teil ist) stets das Streben nach einem ähnlichen positiven Zustand angenommen werden, und für diesen Zustand ist der Ausdruck "Wert" am adäquatesten. Kurzum, das Denken strebt stets nach einem Zustand maximaler Wahrheit, das Leben hingegen nach einem Zustand maximalen Wertes.

Tatsächlich hat sich auch im Zug der Untersuchungen ergeben, daß eine Durchleuchtung der verschiedenen oben angeführten Disziplinen vom werttheoretischen Standpunkt sich als durchaus angebracht erwiesen hat, und daß insbesondere die einfachste und weitesttragende Grundlage der Operationsregeln des Modells von hier aus geschaffen werden konnte.


3. Massenpsychologie

Unter Massenpsychologie kann keine Psychologie der Masse als solcher verstanden werden. Die Masse ist keine mystische Einheit, welche eine eigene Seele, einen eigenen Willen oder dergleichen besitzt. Wissenschaftlich erfaßbar ist immer nur das Individuum und das Einzel-Ich. Unter Massenpsychologie ist also ein Teil des allgemeinpsychologischen Modells zu verstehen, und zwar jener, welcher sich auf das Verhalten des Ichs in der Masse bezieht.

Genauer gesagt handelt es sich dabei um die Außenweltbedingungen, unter welche das Ich durch das Vorhandensein einer soziologischen Gruppe, wie es die Masse ist, gestellt erscheint. Alle bereits vorher angeführten Problemgruppen, wie etwa die soziologische, ökonomische usw., spielen in das Verhältnis zwischen Masse und Ich hinein, insbesondere treten hier innerpsychische Phänomene, wie etwa die der Gemeinschaftsgefühle etc., in besonderem Maße auf.

Was also für das psychologische Modell im allgemeinen ausgesagt worden ist, gilt im besonderen Maß für das Teilmodell der Massenpsychologie. Gerade weil der Begriff der Masse ein durchaus fluktuierender und vager ist, erscheint es doppelt notwendig, hier mit größter methodologischer Schärfe vorzugehen, und gerade hier hat es sich erwiesen, daß durch die Einführung des Wertbegriffs am ehesten ein Zugang zur Geamtproblemlage zu finden ist.


II. Wertbegriff in psychologischer Anwendung

1. Ich-Erweiterung und Ich-Verengung

Grundwert allen Lebens ist das Leben selbst. Der Lebenstrieb eines jeden Organismus will bewußt oder unbewußt das Leben bis zur Erschöpfung aller Möglichkeiten verlängern. Vom Lebenstrieb aus gesehen, ist die Überwindung des Todes, kurzum das ewige Leben als höchster Wert des Ichs zu betrachten.

Die Todesbedrohung geht vom Non-Ich aus, letztlich sogar von der "Zeit" selber, nicht nur weil das Ich, soweit es auf sich selbst beschränkt ist, sich zeitlos fühlt, sondern auch weil es weiß, daß es durch sein Leben in der Zeit und durch seine Gebundenheit an den Zeitablauf zum Tod hingeführt wird. Der gesamte Komplex des Non-Ich wird also als todbringend und feindlich empfunden, als etwas, das gegen den angestrebten ( niemals erreichbaren) höchsten Wert der Todesüberwindung gerichtet ist.

Als Annäherung an jenen höchsten Wert, d. h. also als Teilwert oder kurzum als "Werte", werden vom Ich all jene Teile des Non-Ichs oder der Welt anerkannt, denen der feindliche Charakter genommen worden ist und die zu "freundlichen" Weltbestandteilen geworden sind. Um dies zu erreichen, versucht das Ich unausgesetzt, Teile der Außenwelt sich zu eigen zu machen, d. h. also Non-Ich-Bestandteile in Ich-Bestandteile umzuwandeln. Erste Stufe dieses Bestrebens, Non-Ich-Bestandteile dem Ich einzuverleiben, ist sicherlich die naturgegebene Nahrungsaufnahme eines jeden Organismus, und daran schließt sich das einfache materiale Possessivverhältnis, das wahrscheinlich die Grundstruktur allen Wertes überhaupt bildet: je mehr der Mensch über Weltbestandteile frei verfügt, je mehr er deren "besitzt", desto geringer werden die Todesbedrohungen. Das nämliche gilt für das Verhältnis zum Nebenmenschen: je mehr Nebenmenschen sich das Individuum, sei es durch Liebe, sei es durch Zwang, unterwürfig macht, desto weniger Bedrohungen ist es ausgesetzt.

Der Akt des Erkennens dient auf der primitiv-materialen Stufe in erster Linie zur Erweiterung des Possessivverhältnisses zur Welt. Er rückt jedoch in dem Augenblick von der Stufe des Sekundär- zu einem Primärwert auf, sobald erkannt wird, daß die materialen Possessivwerte zwar die Lebensdauer unter Umständen verlängern, jedoch nicht verewigen können. Mit anderen Worten, sobald erkannt wird, daß die Zeit als solche durch die Possessivwerte und die daran geknüpften Triebbefriedigungen nicht aufhebbar ist. Hingegen hat sich der Akt des Erkennens ebenso als eine Ich-Erweiterung erwiesen, wie es der Akt der materialen Besitzergreifung in primitiverer Form gewesen ist. Das Erkennen der Welt, das Erkennen des Non-Ich, wird nun zu einem sublimierten Besitz der Welt, kurzum zu einer Triebsublimierung. Es hat sich herausgestellt, daß es unmöglich ist, die gesamte Welt tatsächlich zu besitzen, aber statt dessen ist der symbolische Besitz als Möglichkeit vorhanden und nun wird von diesem verlangt, daß er das leistet, was der primitive Possessivwert nicht zu leisten vermocht hatte, nämlich die Aufhebung der Zeit: wem es gelingt, alles zu erkennen, der hat die Zeit und damit auch den Tod aufgehoben.

Überall, wo das Ich bereits erlangte Werte wiederum verliert, also Teil des Ichs wieder an das Non-Ich abgeben muß, tritt eine Ich-Verengung ein. Hierzu gehört also jeder Zwang, den das Ich vom Non-Ich her erleidet, jede Beschränkung seiner Triebauslebung, also ebensowohl jeder Freiheits- wie jeder Besitzentzug. All dies wird zum Symbol des näherrückenden Todes.


2. Die psychologischen Begleiterscheinungen
des Werterlebnisses

Jede Ich-Erweiterung wird von bestimmten positiven Gefühlen begleitet, die als Lust, Freude etc. bekannt sind, denen jedoch allen eine gewisse gemeinsame Grundstimmung anhaftet, die am besten mit dem Ausdruck "ekstatisch" zu bezeichnen ist. Das Ich strebt zweifelsohne unausgesetzt nach einem Zustand der Voll-Ekstase und erwartet, daß diese im Augenblick der Todesüberwindung auch tatsächlich eintritt. Die verschiedenen kleineren und materialen Werterlebnisse wie die der materialen Besitzergreifungen, der Machtausübung über den Nebenmenschen, sei es durch Zwang, sei es durch Liebe, laufen demnach unausgesetzt parallel mit Teil-Ekstasen, und sehr oft werden diese Teil-Ekstasen sogar zum Selbstzweck gemacht, d. h. mittels künstlicher Herbeiführung von Rauschzuständen, die zweifelsohne allesamt unter der Jllusion einer starken Ich-Erweiterung stehen.

Hingegen: treten durch den Zwang äußerer Umstände oder anderer Ursachen Ich-Verengungen ein, so wird ein zur Ekstase entgegengesetztes Gefühl ausgelöst, nämlich das der Furcht, hinter der bekanntlich stets Todesfurcht steht. Die Verweigerung oder Einschränkung von Triebauslebungen führt, wie die Analyse sehr eindeutig zeigt, stets zu Angstzuständen, und die Ich-Verengung weiter fortschreitet, so steigern sich diese Angstzustände zur hoffnungslosen Angst, d. h. zur Panik, welche also den genauen Gegensatz zur Voll-Ekstase darstellt.


3. Wertsysteme

Die Handlungen und Einstellungen des Menschen sind also durchgängig auf die Erreichung von "Wertzuständen" gerichtet, und zwar wirken der Hauptsache nach drei Motivgruppen dabei mit:
    a) von der materialen Realität her die praktische Bewältigung des Lebens durch Besitz, Macht etc.,

    b) von der geistigen Realität her die Erreichung von erkenntnismäßigem Wissen um die Welt und die Weltinhalte,

    c) von der emotionalen Realität her die Erreichung von ekstatischen und pseudo-ekstatischen Zuständen, wobei die ersteren sich an die Motivgruppen  a)  und  b)  anschließen, während die pseudo-ekstatischen Zustände sozusagen "objektlos" sind, also Rauschzustände, die meistenteils durch Triebauslebungen um der Triebauslebung selber willen erzeugt werden.
Wertsystem sind also recht komplexe Systeme von Einstellungen und Verhaltensweisen und in gewissem Sinne selber Wirklichkeitsmodelle oder enthalten zumindest derartige Wirklichkeitsmodelle wie ein Stützgerippe in sich eingebaut.

Ihrem Wesen gemäß sind alle Wertsysteme von vornherein auf Vermeidung von Panik abgestellt. Sie sind also in vieler Beziehung auch Schutzsysteme, welche sozusagen aus Angst vor der Angst errichtet werden. Hieraus ergeben sich letztlich auch Invertierungen, welche beinahe kontradiktorisch erscheinen, so z. B. der Wunsch nach Selbstvernichtung. Wie weit es sich hierbei um eigene Todestriebe etc. handelt, braucht hier nicht untersucht zu werden.


4. Werttheologie

In der ständigen Wechselwirkung zwischen Leben und Erkennen, also auch zwischen "Wert" und "Wahrheit", wird die Errichtung der Wertsysteme selber von erkenntnismäßigen Akten begleitet, d. h.: Wertsysteme werden vom Ich nicht nur errichtet und befolgt, sondern zugleich auch erkannt. In diesem Erkennungsvorgang liegt eine Begründung der vom Wertsystem vorgeschriebenen Handlungsweisen; sie werden rationalisiert und zur Norm erhoben.

Wenn von Wertsystemen gesprochen wird, so werden darunter im allgemeinen fast immer nur diese rationalisierten Inhalte samt ihren Normungen und ethischen Vorschriften verstanden, da ja nur sie, nicht aber die diffusen Verhaltensweise etc. dem rationalen Begreifen zugänglich sind. Norm erhoben. Das gelebte Wertsystem verhält sich zum rationalisierten wie das Urbild zum Abbild, so daß also wiederum das letztere als Modell des ersteren gelten darf.

Beispielsweise ist jedes Religionssystem ein überaus umfassende Wertgebäude, bestehend aus emotionalen und traditionsmäßigen, innerlichen und äußerlichen Haltungen, welche außerdem von erkenntnismäßigen Elementen durchsetzt sind. Die rationale Zusammenfassung dieses Systems zeitigt dann die Theologie der betreffenden Religion, und deswegen ist es nicht unangebracht, den rationalen Teil jedes Wertsystems als die ihm eigentümliche Werttheologie zu bezeichnen.


5. Offene und geschlossene Wertsysteme

Nach dem Prinzip des kleinsten Kraftaufwandes versucht das Ich, bei der Bewältigung des Non-Ich (und im empirischen der Mensch bei der Bewältigung der Welt) mit den jeweils vorhandenen und erreichten Mitteln das Auslangen zu finden. Das heißt, ist einmal ein Wertsystem errichtet, so versucht der Mensch, sein gesamtes Wertstreben bis zur Vollekstase darin unterzubringen, und er wird sich erst dann zu einer Erweiterung des Systems entschließen, wenn er von äußeren Umständen zur Einsicht gezwungen wird, daß eine Totalbewältigung der Welt mit dem jeweils gegebenen Wertsystem nicht möglich ist. Schon der Übergang von den rein materialen, possessiven Wertsystemen zu den sublimierten der Erkenntnis zeigt diesen Vorgang in recht deutlicher Weise. Im übrigen ist in den Modellerrichtungen selber, die ja mit einem Minimum von Elementen auskommen sollen, gleichfalls das Prinzip des kleinsten Kraftaufwandes sichtbar.

Dieses Haften gibt jedem Wertsystem zweifelsohne den Charakter eines Strebens nach absoluter Geltung. Die gesamte Welt soll unter die Herrschaft des betreffenden Systems gebracht und damit bewältigt werden. Es ist dies ein Phänomen, das unter der Bezeichnung "Apperzeptionsschema" sehr gut bekannt ist. Jeder Mensch, jede soziale Gruppe, jeder Beruf usw. versucht, die Welt in seinem spezifischen Apperzeptionsschema, das eben das seiner Wertschematik ist, zu begreifen und ausschließlich in diesem unterzubringen. In jeder Werttheologie scheint das Phänomen einer Wertdogmatik auf, deren Grenzen nicht überschritten werden sollen.

Ein System, welches unter der Herrschaft einer Wertdogmatik steht, darf als "geschlossenes System" bezeichnet werden.

"Offene Systeme" hingegen zeichnen sich dadurch aus, daß sie nicht versuchen, in einem bestimmten materialen Wertdogmengebäude sämtliche Weltphänomene unterzubringen, sondern sich bemühen, die erwünschte absolute Geltung durch eine ständige Fortentwicklung des Systems zu erreichen. Das offene System ist sich der Unendlichkeit der Welt bewußt und es weiß daher auch, daß die Absolutgeltung bloß ein unendlich ferner Zielpunkt, nicht jedoch ein konkret erreichbares Endstadium sein kann. Als Typus eines offenen Systems kann stets das System der Erkenntnis als solcher, insbesondere also das System der Wissenschaft schlechthin, gelten (obwohl es sogar in der Wissenschaft immer wieder dogmatisch eingeschränkte, geschlossene Systeme gibt).

Die Idee des offenen Systems ist die einer ständig sich weiter entwickelnden Evolution, während geschlossene Systeme, die sich als unzureichend erwiesen haben, bloß durch eine revolutionäre Sprengung in eine neue Phase übergeführt werden können.


6. Soziale Konkretisierung von Wertsystemen

Jedes Wertsystem wird von Menschen getragen, und zwar von gewissen sozialen Gruppen, welche ihre Verhaltensweise nach den Normen des von ihnen apperzipierten Wertsystems eingerichtet haben. In der sozialen Gliederung dieser Gruppen lassen sich demnach gleichfalls die beiden Haupttypen der offenen und geschlossenen Systematik wiedererkennen.


7. Individuum und Wertsystem

Die jeweilige Werttheologie spielt in dem Wertsystem, nach welchem ein bestimmtes Individuum lebt, vielfach die Rolle des Über-Ichs, das dem Individuum gewisse Triebauslebungen gestattet, andere aber verbietet oder sublimiert. Der sogenannte "Charakter" eines Menschen ist demnach zum großen Teil von den ihm eigenen Wertzielen, Wertnormungen etc., kurzum von dem ihm eigenen Wertsystem abhängig.

Je einheitlicher ein Leben unter einem bestimmten Wertsystem steht, desto ausgeprägter wird der Charakter dieses Lebens. Auch hier ist zwischen offenem und geschlossenem System zu unterscheiden. Für das Individuum bedeutet das offene System mit seinem ständigen Wertzuwachs eine fortgesetzte Persönlichkeitsentfaltung. Wenn also auch die Normierungen der jeweiligen Werttheologie durchaus rational sind, es wirkt das unendlich ferne Ziel eben infolge seiner Unerreichbarkeit als etwas Irrationales, und zwar als jene Irrationalität, die für das individuelle Leben im Begriff der "Persönlichkeit" und der "Persönlichkeitsentfaltung zweifelsohne vorhanden ist.

Das persönliche Wertsystem des Individuums ist allerdings nur zu einem geringen Teil als das eigene Produkt des Individuums anzusehen. Es ist die Auseinandersetzung des Individuums mit seiner inneren und äußeren Realität und ist demnach von sämtlichen Wertsystemen in seiner Umgebung abhängig. Das individuelle Wertsystem ist daher ein sehr komplexes Gebilde, da die Umgebungswertsysteme in der mannigfachsten Weise verarbeitet werden.


III. Psychische Funktion der Gemeinschaft

1. Individuum und Gemeinschaft

Das persönliche Wertsystem des Individuums (insofern es ein solches besitzt) enthält demnach einen höchsten Irrationalwert, nämlich den der freien Persönlichkeitsentfaltung. Für das Individuum in der Gemeinschaft gibt es einen parallelen Irrationalwert, und zwar ist dieser mit dem Begriff "Gemeinschaftsgefühl" am besten umrissen.

Das Individuum in der sozialen Gemeinschaft sieht sich demnach einer Reihe innerer und äußerer "Wertforderungen" gegenübergestellt, welche sich etwa folgendermaßen aufgliedern lassen:
    a) Es hat sein eigenes persönliches Wertsystem zu bilden, und zwar womöglich jenes offene, das ihm die "freie Persönlichkeitsentfaltung" gestattet.

    b) Dieses persönliche Wertsystem enthält auch sämtliche sozialen Werte, und soweit diese in Betracht kommen, ist das Individuum ein Mitglied einer oder mehrerer sozialer Gemeinschaften seiner Umgebung, respektive ein Mitglied ihrer jeweiligen Wertsysteme.

    c) Als Mitglied der äußeren Sozialgemeinschaften und ihrer Wertsysteme kann und darf das Individuum "Gemeinschaftsgefühle" als einen ihm zukommenden positiven Wert anstreben.
Wird zwischen diesen drei Gruppen ein befriedigender Ausgleich erzielt, so bieten die verschiedenen mitbeteiligten Wertsysteme, respektive deren rationale Theologien dem Individuum eine "Rationalbereicherung", während ihm durch das Leben innerhalb der dazugehörigen Sozialgruppen eine "Irrationalbereicherung" in Gestalt von Gemeinschaftsgefühlen geboten wird. Gelingt es, einen solchen Ausgleich zu treffen, so darf mit Fug von einem harmonischen Leben gesprochen werden. Wo es keine freie Persönlichkeitsentfaltung gibt, tritt im individuellen Leben zumeist eine Irrational-Verarmung ein, d. h. das Individuum wird vorwiegend von teilweise lediglich materialen, teilweise rationalen Vorschriften in seiner Haltung geleitet. Eine Parallele hierzu ist die "Rational-Verarmung", welche im sozialen Leben eintritt, wenn dieses dem Individuum keine sozialen Rationalwerte, sondern bloß triebmäßige Gemeinschaftsgefühle zumittelt.

Das Leben in einer Religionsgemeinde bedeutet Irrationalbereicherung unter Aufrechterhaltung des rationalen Status, das Leben in einer Lynchhorde bedeutet "Rationalverlust" zugunsten vager und triebmäßiger Gemeinschaftsgefühle.


2. Idealtypus der Gemeinschaft

Es darf behauptet werden, daß jede gesunde Gemeinschaft solcherart dem Individuum sowohl ein Maximum an rationalen wie an irrationalen Werten bietet, letztere ebensowohl in Gestalt der freien Persönlichkeitsentfaltung wie der von Gemeinschaftsgefühlen. Die soziale Gemeinschaft, welche solches leistet, gibt demnach dem Individuum
    a) ein Maximum ökonomisch-materialer Sicherheit,

    b) ein Maximum erkenntnismäßiger Sicherheit,

    c) ein Maximum emotionaler Sicherheit.
Das Ideal einer solchen Sozialgemeinschaft ist in der Utopie der "Civitas Dei" gegeben; es ist die Tragik des abendländischen Staates, daß es ihm immer nur gelungen ist, Teile dieses allgemeinsten Systems zu verwirklichen. Das Wesentliche der gottesstaatlichen Idee liegt in der Existenz eines Zentralwertsystems (wie es eben das christliche ist), dem sich alle anderen Werthaltungen und Untersysteme einzuordnen haben. Ist nun dieses Zentralwertsystem außerdem noch ein offenes (wie es dem Prinzip nach das christliche ist), so sind die Vorbedingungen für die erwähnte Harmonie gegeben.


IV. Massenwahn

1. Seelische Erkrankungen

Zum Unterschied von körperlichen Erkrankungen, welche im allgemeinen durch empirischen Befund am Patienten ohne Berücksichtigung seiner Umwelt konstatiert werden können, ist die psychische Erkrankung vor allem an der Verhaltensweise des Patienten gegenüber seine Umwelt zu diagnostizieren. Die Diagnose der "Normalität" oder "Abnormalität" hängt also aufs innigste vom jeweiligen Wertsystem der Umgebung und dessen Normierungen ab.

Es ist also die Frage, ob Wertsysteme als solche die Bezeichnung "normal" oder "abnormal" verdienen können. Dies ist keine objektive Entscheidung mehr. Hingegen kann objektiv entschieden werden, ob ein System offen oder geschlossen ist. Und hier zeigt sich nun allerdings bei den meisten geistigen Erkrankungen, seien sie psychotischer oder neurotischer Natur, daß sich der Kranke vornehmlich in geschlossenen Systemen bewegt. Ohne die klinische Seite dieser Annahme allzusehr unterstreichen zu wollen, kann sie für die Betrachtung massenpsychologischer Phänomene immerhin recht nutzbar gemacht werden.


2. Psychische Zyklen in der Geschichte

Werden die bisherigen Annahmen historisch betrachtet, so ergibt sich beiläufig folgendes Bild:
    a) Jedes Wertsystem strebt nach Absolutgeltung. Gelingt dies unter besonderen Umständen (wie es z. B. die geographischen und machtpolitischen Verhältnisse des christlichen Europa gewesen sind), so entsteht ein echtes Zentralwertsystem, in dessen Rahmen ein mehr oder weniger harmonischer Kulturaufbau erfolgt, so daß dem Individuum das Maximum der jeweils möglichen materialen und psychischen Sicherheit geboten werden kann. Dieses Gesamtwertsystem entzieht sich infolge seiner Abgeschlossenheit weitgehend jeder Realitätskontrolle: es versucht die Bewältigung der Welt mit den einmal gegebenen Werten ohne weitere Ergänzungen, so weit sie nicht aus dem System selbst entspringen, zu bewerkstelligen.

    b) Innerhalb eines solchen abgeschlossenen Systems wird die "Werttheologie" autonom, sie handelt lediglich mehr nach ihren logischen, allerdings einwandfrei logischen, dialektischen Abläufen und nimmt auf die Realität keine Rücksicht. Mit anderen Worten, die Theologie des Systems  hypertrophiert.  Werden nun die Normen dieser Hypertrophie [Übermaß - wp] auf die Realität übertragen, so treten wahnhafte Zustände ein. Zum Beispiel war es für die Theologie des 16. und 17. Jahrhunderts eine deduktiv unumstößliche Wahrheit, daß es Hexen geben muß, und diese Forderung wurde der Realität aufgezwungen, so daß also tatsächlich ein echter Massenwahn entstehen mußte. Es läßt sich mit ziemlicher Sicherheit behaupten, daß jedes Zentralwertsystem, und mag es noch so kulturaufbauend gewesen sein, in dem Augenblick zerfällt und zu einem richtigen Massenwahn degneriert, in welchem seine Theologie zum geschlossen-autonomen System wird und als solches hypertrophiert. Die daraus entstehenden Wahnformen können mit Fug als "Hypertrophie" bezeichnet werden.

    c) Ist einmal ein Zentralwertsystem auf diese Art und Weise erschüttert, so beginnt eine neue Konfrontation mit der inneren und äußeren Realität. Eine solche hat - nebenbei parallel mit dem Hexenwahn, denn die Perioden überlappen sich - in Europa als Reformation und Renaissance eingesetzt und hat mit dem naturwissenschaftlichen 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt gefunden.

    d) Die Auflösung eines Zentralwertsystems gibt jedoch alle Untersysteme frei, so daß also jedes von ihnen nunmehr selbständig seinen eigenen Absolutheitsanspruch anmelden und seine eigene Theologie entwickeln kann. Das Indidivuum ist nun nicht mehr Angehöriger eines einzigen großen Wertsystems, sondern einer ganzen Anzahl verschiedener; so gehört der Mensch sozial dem Staat, seiner Nation, seinem Berufsstand, seiner Religionsgemeinschaft usw. an, und da die Wertsysteme dieser Gruppen, jedes mit seinem eigenen Absolutheitsanspruch, einander bekriegen, ist ihm jegliche Wertsicherheit genommen (der Conscientious Objector (2), aber auch der Fifth Columnist (3) sind schlagende Beispiele für diesen Sachverhalt). Der Mensch in diesem Stadium völliger Unsicherheit gerät in einen durchaus wahnhaften Zustand, den man etwa mit dem Ausdruck "Zerrissenheit" belegen könnte.
Der Ablauf dieser vier Phasen scheint unausweichlich zu sein, und des weiteren läßt sich hierbei feststellen, daß die  hypertrophia  einen eher psychotischen, hingegen der "Zerrissenheitswahn" eher einen neurotischen Charakter besitzt. Ob dahinter eine allgemein psychotische Veranlagung des Menschengeschlechts steht - was angesichts des allgemeinen Grauens in der Weltgeschichte nicht unvorstellbar wäre -, müßte noch untersucht werden. Jedenfalls aber kann mit einiger Sicherheit vorausgesagt werden, daß die Einführung von Zentralwertsystemen (nach denen sich der Mensch freilich immer wieder sehnt, insbesondere in der Phase des Zerrissenheitswahns) die größte Gefahr für einen Wiederausbruch von Hypertrophien in sich trägt; je größer das Wirkungsfeld eines Zentralwertes ist, desto größer sind die Wahngefahren, die von einer unkontrollierten und unkontrollierbaren Werttheologie dann gezeitigt werden würden.

Soweit die bisherigen Untersuchungen gediehen sind, scheint in diesem Ablauf tatsächlich ein Gesetz psychischer Zyklen für das historische Geschehen gegeben zu sein.


3. Wahnauslösende Momente

Wenn ein Wertsystem in einer sozialen Gemeinschaft zusammenbricht, so ist diese Gemeinschaft zumeist auch nicht mehr fähig, ihren materialen, erkenntnismäßigen und emotionalen Verpflichtungen nachzukommen. Dies gilt ebensowohl für Zentralwertsysteme wie für Einzelwertsysteme. Der Zusammenbruch des mittelalterlichen Systems war zugleich ein ökonomischer Zusammenbruch für den Bauernstand Europas, und der gegenwärtige Kampf der verschiedenen Wertsysteme gegeneinander spielt sich zum Großteil auf ökonomischem Gebiet ab, also als ein Versagen des kapitalistischen Systems.

Wo Sicherheiten verloren gehen, tritt notwendigerweise Angst ein, umso mehr als hierdurch die sadistischen Triebe, welche in einem festgefügten System (wie z. B. dem kapitalistischen) einen geordneten Abfluß gehabt hatten, sich stauen und damit zusätzlich angsterzeugend wirken. Kurzum, das Individuum gerät in einen Zustand des Wertentzugs, also der Ich-Verengung, und nähert sich hierdurch der Panik.

Tritt ein solcher Zustand der Panik oder auch nur der Vorpanik ein, so ergeben sich zwei Hauptfolgen:
    a) Die Massen oder das Individuum in der Masse sehen sich nach einem Führer um, welcher sie aus diesem Zustand der Panik herausleiten könnte.

    b) Diese Führung soll eine Wiedergutmachung all der erlittenen Schäden bewerkstelligen.
Es ist hierbei ein wichtiges Phänomen festzustellen. Mit Wiedergutmachung allein ist es dem geschädigten Menschen nicht getan. Vielmehr verlangt er nach einer Art emotionaler "Superbefriedigung", kraft welcher er seine zurückgedrängten sadistischen Triebe nunmehr befriedigen kann. Man kann geradezu von einer  Regel der Superbefriedigungen  sprechen, einer Regel, welche in allem revolutionärem Geschehen eine ausschlaggebende Rolle spielt.

Diese sadistischen Superbefriedigungen sind fast durchweg auf "Sieg" abgestellt und zwar auf sicheren Sieg. Wenn z. B. durch ökonomischen und sozialen Druck, dessen Herkunft für den Menschen unerforschbar ist, also fast mythische Gestalt annimmt (der Mythos der Konjunktur), ein Stadium der Vorpanik eintritt, so wird notwendigerweise nach irgendeinem Verursacher dieses Mißstandes gesucht. Und da jeder Wertverlust, also jede Ich-Verengung, vom unbekannten Non-Ich ausgeht, wird insbesondere der "Fremde" zum Verursacher aller Schäden gestempelt; er wird zum "Feind" gemacht, und die Lynchakte, Pogrome usw. sind die notwendige Folge des damit einsetzenden Rationalitätsverlustes. Es ist ein Rückfall in magische Vorstellungen, ja sogar in die des Menschenopfers, und die panikisierte Masse verlangt vom Führer, daß er sie diesen Weg gehen läßt.


4. Richtunggebende Zusatzkräfte

Die in der Masse wirkenden autogenen Kräfte, wie sie bisher beschrieben worden sind, haben zum Großteil diffusen und richtungslosen Charakter; insbesondere in der Panik tritt diese Diffusität außerordentlich zutage, und eben darum setzen gerade in einem solchen Zeitpunkt die richtunggebenden Zusatzkräfte ein, welche von einem Führer oder einer Führergruppe ausgeübt werden. Diese richtunggebenden Zusatzkräfte stehen zu den autogenen diffusen Kräften etwa im Verhältnis der Ratio zur Irrationalität, d. h. die autogenen Kräfte werden durch sie faßbar gemacht und auf ein Ziel gerichtet.

Auch in der Führerfrage zeigt sich die doppelte Funktion des Massengeschehens. Denn der Führer kann
    a) entweder in der Richtung der Irrationalbereicherung wirken, wie dies besonders beim Religionsstifter zum Ausdruck gelangt, oder

    b) er wirkt in der Richtung des Rationalverlustes, wie sich dies besonders beim Demagogen und modernen Diktator sich zeigt.
Der Erfolg der Führerpersönlichkeit hängt nicht zuletzt von seiner Einordnung in die Realitätsrichtung ab, d. h. von seiner Einordnung in die Logizität der Geschehnisse, wie sie durch ökonomische und psychologische Gesetzlichkeiten gegeben sind.


5. Normalitätsepochen

Gegen gesetzliche Abläufe läßt sich nicht ankämpfen; sie bestimmen eben die Realitätsrichtung des Geschehens. Es erscheint jedoch durchaus möglich, daß man eben durch eine Kenntnis der Gesetzlichkeiten eine Kontrolle des Geschehens ausüben kann und sofern mit dem "Gesetz der psychischen Zyklen" tatsächlich eine reale Struktur der Abläufe aufgedeckt ist, dürfte es möglich sein, die Periode, welche zwischen den beiden Wahnformen der Hypertrophie und des Zerrissenheitswahns liegt, durch eine entsprechende Massenbeeinflussung zu verlängern, so daß der Pendelausschlag zwischen den beiden Wahnpolen nicht so kraß wird. Es läßt sich mit ziemlicher Sicherheit behaupten, daß die Normalitätsperioden, welche eben die der Wirksamkeit eines offenen Systems sind, sich mit denen der Anwendung und Anwendbarkeit von Humanitätsprinzipien, also letztlich mit den Prinzien der Demokratie decken. Es wäre also Aufgabe der richtunggebenden Zusatzkräfte, einen solchen Zustand (sicherlich unter Berücksichtigung der Regel der Zusatzbefriedigung) herbeizuführen.


V. Der Kampf gegen den Massenwahn

1. Die Problemlage

Ein Primitiver, der das Bild seiner Beute in den Sand zeichnet, bevor er planmäßig und zielstrebig seine Jagd beginnt, handelt gemäß magischen Auffassungen, aber er ist kein Irrer; er befindet sich in Übereinstimmung mit den Normen seines Stammes, und der Stamm würde ihn als Irren betrachten, wenn er nicht zeichnete, denn damit verstieße er gegen die Normen. Es wäre ein Normenverstoß wie etwa der Gebrauch falscher Jagdmittel, z. B. stumpfer Pfeile beim Töten eines Tigers. Die Einsicht, daß jenes Ritual, das dem Jäger eine sichere Hand verleihen soll, nur subjektive Gültigkeit hat, während der spitze Pfeil eine objektive Notwendigkeit ist, diese Einsicht bleibt dem magischen Denken unzugänglich. Umgekehrt würde ein Weißer als objektiv irr betrachtet werden, wenn er sich - gleichgültig ob er mit stumpfen oder spitzen Pfeilen oder mit modernen Waffen schießt - genötigt sieht, zunächst ein magisches Zeichenritual zu absolvieren.

Das Fehlen von Absichten und Zielen ist sicherlich ein wichtiges Symptom des Wahns. Aber Zielgerichtetheit alleine ist noch kein objektives Kriterium für Gesundheit; die meisten massenwahnartigen Erscheinungen gehören jenem Krankheitstyp an, bei dem trotz Zielgerichtetheit und Logik Realitätsfremdheit zu konstatieren ist. Innerhalb ihrer Kriegsideologie handeln z. B. die faschistischen Staaten völlig rational und zielgerichtet, aber diese Ideologie selbst (mit dem sie tragenden Glauben an die Überlegenheit der deutschen bzw. der japanischen Rasse) ist äußerst realitätsfremd und weist alle Symptome eines geschlossenen Systems auf.

Wenn der Irrsinnige Amok läuft, sieht die Gemeinschaft, in der er lebt, nur eine Möglichkeit, sich vor der Vernichtung zu schützen: der Irre muß durch physische Kraft überwunden werden. Auch Lynchhorden kann man nur mit Wasserschläuchen und Tränengas oder, wenn es nicht anders geht, mit bewaffneter Macht begegnen; und dies ist umso nötiger, wenn die Gefahr der Ansteckung, die bei jedem psychischen Verhalten - besonders bei Epidemien von Geistesgestörtheit - gegeben ist, proportional zum Erfolg des betreffenden Verhaltens wächst. Ein erfolgreicher Kampf gegen psychische Epidemien sollte jedoch zu einem früheren Zeitpunkt beginnen, und zwar in Form vorbeugender Maßnahmen gegen die Gefahr der psychischen Ansteckung.

Wenn krankhaftes Verhalten aus dem Verhaftetsein an ein geschlossenes Wertsystem resultiert, so ist es die Aufgabe jeder psychopathologischen Heilungsmethode, den Patienten zu veranlassen, das realitätsfremde geschlossene System zu verlassen und ihn aus jenen Gruppenbindungen herauszulösen, die ihm gestatten, jenen Impulsen nachzugeben, die einen ständig größer werdenden Realitätsverlust zur Folge haben. Das Ziel dabei muß sein, dem Patienten zu ermöglichen, sich wieder an die Wirklichkeit anzupassen und ein offenes System betreten zu können. Die klinischen Maßnahmen bei der Ausführung einer solchen Behandlung hängen natürlich vom jeweiligen individuellen Krankheitsfall ab.

Massenpsychologische Phänomene dagegen können weder bei der Heilung noch bei der Vorbeugung individuell behandelt werden. An die Stelle individueller Behandlung tritt hier eine Reihe von Maßnahmen, die logischerweise politischer Natur sind. Es handelt sich um Maßnahmen, die - bewußt oder unbewußt - immer eine bedeutende Rolle im politischen Leben gespielt haben, die aber jetzt in Anbetracht der sich häufenden Symptome von Massenwahn gesammelt und vereinheitlicht werden müssen zu einem System von "politischer Gesundheitspflege".


2. Theorie der Bekehrung

Die Geschichte aller politischen Bewegungen weist zahllose Beispiele für die Beeinflussung und Führung von Massen auf. Daß man, wie in unserem Fall, die Massen zweifellos in ein offeneres System führen kann, zeigt klar die Entwicklung der Religion, insbesondere die der beiden großen christlichen Bekehrungsbewegungen. Der katholische Kampf gegen das Heidentum ist in diesem Zusammenhang äußerst aufschlußreich. An dieser Stelle können wir eine allgemeine Theorie der Bekehrung ansich aufstellen.

Anhand des aufgestellten Wertmodells und seiner Mechanik zeigt sich jegliche "Bekehrung" (sei sie nun individuell oder kollektiv) als Bewußtmachungsfunktion, die von den richtunggebenden Rationalkräften eines höheren Wertsystems ausgeht und sich etwa folgendermaßen schematisieren läßt:
    1. Die Basis fast jeder Bekehrung ist irrational; sie ist als wundersame (gnadenhafte) Erleuchtung bekannt, als eine Erleuchtung, durch die ein neuer und höherer Zentralwert plötzlich zu innerstem Erleben, damit aber letztlich auch zu Bewußtsein gebracht wird. Wenn irgendwo, so liegt hier die Quelle aller "Irrationalbereicherung".

    2. Neben dieser irrationalen, dem menschlichen Eingriff vielfach unzugänglichen Seite der Bekehrung besitzt sie auch eine rationale, und hier wirkt das eigentliche Bekehrungswert. Hierunter ist jedoch nur zum geringsten Teil eine rational-didaktische Wirksamkeit gemeint; das "bekehrende" höhere Wertsystem wendet sich an eines von niedrigerer Rationalität, muß also eine diesem gemäße Sprache reden, und insbesondere im Massengeschehen muß es eine den Massen gemäße Symbolsprache sein, d. h. eine, deren Rationalität sich weit mehr in Haltungen und Taten als in lehrhaften Worten ausdrückt. Denn der Mensch versteht eben immer nur die Sprache des Wertsystems, in dem er sich jeweils befindet. Zum Unterschied von der irrationalen Erleuchtung und der von ihr verursachten unmittelbaren "Irrationalbereicherung" geht es hier vornehmlich um die Bekämpfung und Hintanhaltung des "Rationalverlustes", wie er vor allem in den Wahnkomponenten der niedrigeren Systeme in Erscheinung tritt. Auch hierin vollzieht sich also ein Bewußtmachungsprozeß, und zwar einer, der sozusagen als Vorbereitung, als Wegbereitung für die "Erleuchtung" gelten kann; allerdings, wiederum zum Unterschied von dieser, ist er kein plötzlicher, sondern geht in distinkten Phasen vor sich:

    a) Die erste Annäherung der beiden Wertsysteme, des "bekehrenden" und des "bekehrungsbedürftigen" könnte man die Periode der "Amalgamierung" nennen, denn in dieser wird der erste Versuch unternommen, das höhere System an die Stelle des niedrigeren zu setzen, und zwar derart, daß Wert- und Glaubenselemente aus dem niedrigeren System in das höhere eingefügt werden, allerdings an untergeordneter Stelle, so daß sich, sozusagen unbemerkt, dennoch symbolhaft für den Angehörigen des niedrigeren Wertsystems verständlich, eine Überlegenheit des neuen Systems äußert.

    b) Hieraus entwickelt sich die zweite Periode, nämlich die der "Konkurrenz"; das höhere Wertsystem hat nun die Aufgabe übernommen, die ekstasierenden Superbefriedigungen, welche dem Menschen im Rahmen des Rationalverlustes gewährt werden, durch äquivalente zu ersetzen, und in der zumeist symbolhaften Erfüllung dieser Aufgabe (Tieropfer statt Menschenopfer usw.) liegt zugleich eine Vorbereitung für die irrationale "Erleuchtung", die - wird sie tatsächlich erzielt - die totalste Superbefriedigung abgibt.

    c) Sind diese beiden ersten Schritte getan, so ist der Bewußtmachungsprozeß bis zur eigentlichen "Systemetablierung" vorgedrungen, d. h. bis zu einem Punkt, an welchem sich der bekehrte Mensch im neuen Wertsystem seelisch "sicher" fühlt, und besonders dann, wenn er daselbst auch seine äußeren Lebenssicherheiten findet.

    d) Es folgt schließlich, freilich schon vorher schrittweise vorbereitet, die Periode des "Tabus", in welcher die Werte des alten Systems nun von der neuen Gemeinschaft unter Strafandrohung "verboten" werden, oder richtiger, verboten werden können, weil mit dem erweckten Wertbewußtsein auch die Angst vor dem überstandenen Wahnsinn, die Angst vor dem Rückfall und einem neuerlichen Rationaverlust miterweckt wird.
Es ist also ein ganzes "Entwertungssystem", das da vom bekehrenden gegen das bekehrungsbedürftige System errichtet wird, und da es einem Prozeß zunehmender Bewußtmachung dient, mit dem ein Rationalverlust bekämpft oder hintangehalten werden soll, entwickelt es sich selber im Sinne einer zunehmenden Rationalität: die vier Schritte, welche hier gewissermaßen als Hauptpunkte des ansich recht komplizierten Vorgangs herausgehoben worden sind, beginnen in der Periode der "Amalgamierung" mit einer mehr oder minder lediglich symbolhaften Sprache (nämlich der des unteren Systems), um schließlich in der Periode des "Tabus" sich zu vollrationaler Artikulation aufzuschwingen, denn "Verbote" sind bereits rationale Gesetzgebung.

"Bekehrung" unterscheidet sich somit grundsätzlich von bloßer "Erziehung"; sowohl der irrationale Prozeß der Erleuchtung wie der rationale der bewußtmachenden Entwertung sind spezifische Formen jeglichen Bekehrungswerkes und damit auch der Massenwahnbekämpfung, soweit diese unter die Kategorie der Bekehrung fällt; sicherlich ist jedoch in der Massenwahnbekämpfung nicht bloß mit didaktischen Maßnahmen das Auslangen zu finden.

Als klassisches Beispiel für den Aufbau eines Bekehrungswerkes wird, wie erwähnt, stets das der katholischen Mission, wie es seit den Anfängen der Kirche bis zu den heutigen Tagen geübt worden ist, angeführt werden müssen. In ihrem Kampf gegen das Heidentum, das von ihr durchaus als ein Phänomen der Rationalverarmung, ja eines Massenwahns genommen wird, kommt es ihr unentwegt darauf an, den Heiden von der Insuffizienz seines Denkens zu überzeugen, und so lassen sich hier die vier Stufen der zunehmenden Bewußtmachung deutlicher als irgendwo anders verfolgen:
    a) die Periode der "Amalgamierung", während welcher heidnische Glaubenselemente, allerdings in untergeordneter Stellung, in die christliche Glaubenshierarchie und -ritualität aufgenommen werden;

    b) die Periode der "Konkurrenz", während welcher die Ekstasemotive des heidnischen Rituals fortschreitend durch die höheren Ekstasen der christlichen Gemeinschaft ersetzt werden, so daß sich hierdurch auch eine symbolhafte "Besiegung" der alten Mächte ergibt;

    c) die Periode der "Etablierung", während welcher die neue Religion dem Menschen vollkommene seelische Sicherheit gewährt, so daß die "besiegten" alten Mächte zu entrechteten und "harmlosen" Dämonen herabsinken;

    d) die Periode des "Tabus", nämlich eines Tabus, das jede Erinnerung an das Heidnische unter schärfste Strafsanktion stellt, so daß jeder Rückfall in Rationalverarmung, unter welchem Namen auch immer sie auftritt, radikal abgeschnitten werden möge.
Der gesamte Prozeß kann als der einer fortschreitenden "Entdämonisierung" bezeichnet werden, ein Bewußtmachungsprozeß, in welchem die Kirche, ungeachtet der zentralen Stellung des Gnadenheils sich weit mehr auf ihre höhere Rationalität als auf ihre höhere Irrationalität gegenüber dem Heidentum beruft.


3. Demokratische Bekehrung

Es wird hier keine oberflächliche Parallele gezogen, wenn darauf hingewiesen wird, daß es bei den faschistischen Bewegungen Symptome einer Wiederverheidung gibt. Der Kampf gegen den Massenwahn, die Zurückführung des Menschen in das offene System der Humanität ist die Aufgabe der Demokratie. Es ist der Kampf gegen die magische Ideologie des Sieges, ein Kampf für die Idee der "humanen Gerechtigkeit"; und das ist der Grund, weshalb die demokratische Mission als die Fortsetzung der christlichen betrachtet werden muß, obgleich sie von einer säkularen, wissenschaftlichen und besonders psychologischen Basis ausgeht. Das Schema aller religiösen Bekehrungen kann daher auch sehr gut für ihre säkulare Fortsetzung gelten.

Wir werden keine Analogien herausarbeiten zu einer irrationalen "Bekehrung durch Gnade", wobei es sich freilich um Analogien handelt, die leicht gezogen werden könnten, denn Humanität und Demokratie sind entschlossen, "Irrationalbereicherung" oder "Rationalverlust" zu unterstützen; aber eine solche Unterstützung bezieht sich nicht auf die Religion, sondern schafft eher der Religion Raum, da die Demokratie ihr eigentliches Fundament in der Vernunft hat und deshalb auf eine ständige "Rationalbereicherung" ausgerichtet ist. Daher muß hier vor allem die "Bekehrung durch Hintanhaltung von Rationalverlust" angewandt werden. Die Analogie zur christlichen Methode ist dabei offensichtlich:
    a) Phase der "Amalgamierung"
    Elemente des "niederen" Wertsystems werden an untergeordnete Stellen des "höheren" eingebracht. So wird die "Ritualsprache" des "niederen" Systems übernommen, wobei ihre alte Bedeutung entwertet wird. Die Wertrituale des modernen Lebens sind fast ausnahmslos "Erfolgsrituale" und "Siegesrituale". Eine Entwertung dieser Rituale hat daher mit einer Umorientierung des Siegeswillens zu beginnen, wobei das Ziel die "Besiegung des Sieges" ist.

    b) Phase der "Konkurrenz"
    Die Konkurrenz zwischen zwei Wertsystemen bedeutet heute vor allem eine "Propagandakonkurrenz". In unserem Fall geht es um die Gegenpropaganda gegen die faschistischen Dogmen, und es gilt hierbei die Kenntnisse über massenpsychologische Phänomene zu nutzen. Was bei allen vorangegangenen Bekehrungen gültig gewesen ist, muß auch hier als wirksames Prinzip anerkannt werden: der heidnische Gott muß zu einem Dämon verkleinert werden, dessen Gebote alle Bedeutung verloren haben.

    c) Phase der "Sicherung"
    Das letzte Ziel einer jeden durchgeführten Bekehrung ist die Etablierung einer Kirche; das letzte Ziel ihrer säkularen Fortsetzung ist die organisierte Humanität, also kurz: die demokratische Organisation. Die faschistischen Systeme haben auf ihre Weise eine ideale Lösung ihrer organisatorischen Probleme gefunden, indem sie - oft unbewußt - neue psychologische Prinzipien zur Anwendung bringen. In jeder Hinsicht ist die Demokratie fähig, von ihren eigenen Grundprinzipien aus eine Organisation aufzubauen, die nicht weniger effektiv, psychologisch wirksam und überzeugend arbeitet. Da diese Organisation gegen den faschistischen Wahn arbeiten muß, wird das "Bewußtsein der Normalität" des Menschen vor allem geweckt werden müssen.

    d) Phase des "Tabu"
    Sobald eine neue demokratische Ordnung tatsächlich geschaffen worden ist, werden die alten Wertauffassungen an Wirkungskraft verlieren. Dieser Prozeß liegt jedoch bereits außerhalb des Einflusses der eigentlichen Psychologie. Hier werden bereits Probleme der Verfassung und der Legislative berührt, die nicht Teil des Bekehrungswerkes, wohl aber Ergebnis der abgeschlossenen Bekehrung sind. Die Verjüngung der Demokratie wird und muß nach diesem Schema erfolgen.
Es ist klar, daß diese vier Phasen, die früher sehr genau aufeinander zu folgen pflegten, sich heute überschneiden oder gar zusammenfallen.


VI. Empirische Forschung

Dieses theoretische Gebäude ist im einzelnen beschrieben in einem dreihundert Seiten umfangreichen Manuskript (4). Obgleich es eine Reihe von empirischen Aspekten enthält, muß die Theorie doch noch durch ausreichende empirische Belege gestützt werden, besonders dann, wenn es für die praktische Politik einen Gebrauchswert haben soll. Diese empirische Forschung hat sich in zwei Richtungen zu bewegen:
    1. Auf historischem Gebiet müssen wir massenpsychologische Phänomene erforschen, wie sie immer wieder in der Geschichte und besonders in der Religionsgeschichte auftauchen, wobei besondere Aufmerksamkeit den tatsächlich stattgefundenen Bekehrungen und der Sektenbildung zu widmen ist.

    2. Der gegenwärtige Zustand der Massen muß mit jenen Fragestellungen untersucht werden, wie sie besonders innerhalb dieser Theorie entwickelt worden sind. Das geschieht am besten mit dem Mittel der Umfrage. Einige dieser Fragen seien hier kurz referiert:

      a) In welchem Ausmaß gehören Individuen verschiedenen Wertsystemen an, und wie stark fühlen sie sich an sie gebunden?

      b) Bis zu welchem Grad führen solche psychologischen Situationen zu psychopathischen oder neurotischen Phänomenen?

      c) In welchem Umfang führen diese Umstände zu einem Verlangen nach Führung und nach dem Zusammenschluß der Werte?

      d) Welche gefühlsmäßigen Superbefriedigungen erwartet das Individuum von einem solchen Zusammenschluß und von einer solchen Führerschaft?
Die Anzahl dieser Fragen kann nahezu beliebig vermehrt werden. Die Ausarbeitung eines Fragebogen-Programms wird derzeit unternommen.
LITERATUR - Hermann Broch, Massenwahntheorie, Frankfurt/Main 1979
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    Anmerkungen
    1) Im Frühjahr 1941 verfaßte BROCH den "Entwurf" für HADLEY CANTRIL, Direktor am  Office of Public Opinion Research  der Princeton University. Aufgrund dieses Exposés erhielt BROCH für die Zeit von Mitte 1942 bis Ende 1944 die Stelle eines unabhängigen Assissenten bei HADLEY CANTRIL, wobei die Bezahlung über die  Rockefeller Foundation  erfolgte.
    2) Kriegsdienstverweigerer
    3) Mitglied der fünften Kolonne
    4) Gemeint ist der Abschnit "Massenwahntheorie" (1939 und 1941)", der 200 Schreibmaschinenseiten umfangreich ist.