ra-2H. H. GossenR. Zuckerkandlvon ZwiedineckR. StolzmannH. Oswalt    
 
ROBERT LIEFMANN
Die Entstehung des Preises
aus subjektiven Wertschätzungen

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"Was die Zurechnungstheorie versucht, ist so oder so eine glatte logische Unmöglichkeit, an der auch alle "mathematischen Beweise" ihrer Lösbarkeit nichts ändern können. Der Jäger, der mit Pfeil und Bogen einen Vogel erlegt, kann niemals angeben, welcher Teil vom Wert des Vogels dem Pfeil und welcher dem Bogen zuzuschreiben ist. Wer das in irgendeiner Form behauptet, kann wissenschaftlich nicht mehr ernst genommen werden."

"Man wird niemals in einem Stahlwerk den produktiven Beitrag eines Bessemerofens oder einer Walzenstrecke zum Wert des Gesamtprodukts feststellen können, ebensowenig den Anteil, der dem Maschinisten oder Werkmeister in einer Fabrik, dem einzelnen Korrespondenten in einer Bank, dem Schaffner bei der Straßenbahn zuzurechnen ist."

"Die Zurechnungslehre beruth auf der Verwechselung  technischer  und  wirtschaftlicher  Gesichtspunkte, die die ganze bisherige Nationalökonomie durchzieht, sie beruth auf dem alten Irrtum der  Wertproduktivität,  der, wenn man ihm auch vorne, in der Einleitung, die Tür gewiesen hat, doch hinten durch die Zurechnungslehre wieder hereinkommt, und der in vielen nationalökonomischen Schriften überhaupt noch ganz unverhüllt als Dogma figuiert."

"Es ist unmöglich, den Wert der Produkte auf die verwendeten Produktionsmittel, sei es eines oder mehrere, zurückzuführen oder ihnen zuzurechnen. Der Wert oder Nutzen entsteht nicht, weil etwas produziert worden ist, und die Produktionsmittel sind an der Entstehung des  Wertes  der von ihnen geschaffenen Produkte gar nicht beteiligt."

"Es gilt der Fundamentalsatz, daß der Preis niemals direkter Ausdruck des Wertes ist. Denn wenn eine Mietshausbesitzer sein Haus, der Droschkenkutscher Pferd und Wagen, der Aktionär einer Bank seine Aktien verkauft, so tun sie es eben, weil sie mit einer anderen Anlage der erhaltenen Geldsumme  einen höheren Ertrag  zu erzielen erwarten, das erworbene Gut, genau wie bei Genußgütern, ihnen mehr, das hingegebene weniger wert war als der Preis angibt."


VIII. Der Preis der Kostengüter

Wir haben schließlich noch die Frage nach der Entstehung des  Preises der Kostengüter  zu erörtern. Sie ist einer der dunkelsten Punkte in der bisherigen nationalökonomischen Theorie, zugleich aber auch einer der charakteristischsten Beweise für deren Unvollkommenheit. Die Anhänger der einen Gruppe von Preistheorie, der  Produktionskostentheorien,  von den Klassikern bis ADOLF WAGNER, von NEUMANN und LEXIS, kennen das Problem des Preises der Kostengüter  überhaupt nicht.  Für sie bestimmt sich der Preis und der in der Regel davon nicht scharf unterschiedene "Wert" der Güter nach den Kosten, der Wert und Preis der Kostengüter, "Produktionsmittel", daher nach  ihren speziellen Kosten.  Das geht zurück auf das letzte Kostengut, die  Arbeit die schon ADAM SMITH und vor ihm schon PETTY als den Bestimmungsgrund des Wertes und Preises der Güter bezeichnet hat. Wie dieser Gedanke dann durch den Sozialismus (RODBERTUS, MARX) noch weiter ausgebaut und übertrieben wurde, braucht hier nicht dargestellt zu werden.

Die Neueren erkannten wohl, daß diese Theorie doch gar zu wenig mit dem wirtschaftlichen Leben übereinstimmt, daß der Preis eigentlich nie gleich den Kosten ist, daß er sich oft von ihnen gewaltig entfernt und manchmal überhaupt keine Beziehung zu den Kosten zu konstatieren ist. Sie suchten daher durch eine vorsichtigere Formulierung, daß der Preis nur die  Tendenz  hat, nach den Kosten zu  gravitieren,  die Fehler der alten Lehre abzuschwächen, suchten sie durch eine Unterscheidung verschiedener Arten Preis und zahlreicher besonderer Spezialfälle zu vervollkommnen, kamen aber, weil sie die Grundlagen nicht antasteten, nicht zu einer allgemeinen Preistheorie. Am originellsten und nach außen hin am wirkungsvollsten war noch der Gedanke von MARX, nicht die spezielle auf das einzelne Produkt verwendete Arbeit, sondern die  "gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit"  für den Wert und Preis der Güter entscheidend zu sein lassen. Aber für eine wirkliche Erkenntnis der Preisbildung war natürlich mit den MARXschen Lehren nicht das Geringste gewonnen. Der gewaltige Einfluß, den sie erlangten, hat nur dazu beigetragen, die wirkliche Organisation des tauschwirtschaftlichen Mechanismus auf lange Zeit weiter zu verdunkeln.

Die andere Richtung ist die  "subjektivistische",  die  Grenznutzenlehre Nur für sie ist die Frage des Wertes oder Preises der  Kostengüter (Güter höherer,  besser:  entfernterer Ordnung  nennt sie MENGER; von  Produktivgütern  sprechen, mit einer falschen Identifizierung von Wirtschaft und Produktion, von BÖHM-BAWERK, von PHILIPPOVICH u. a.) ein Problem. Es wird sogar gelegentlich von ihren Vertretern als das schwierigste und streitigste Problem der ökonomischen Theorie bezeichnet. In der Tat tritt das charakteristische Merkmal der Grenznutzenlehre, daß sobald man den gemeinsamen Ausgangspunkt, den Wertbegriff, verlassen hat, alle Anschauungen auseinandergehen und nicht 2 ihrer Anhänger mehr ganz übereinstimmen, bei dieser Frage besonders deutlich hervor. Sie erkennen prinzipiell - in Einzelheiten ihrer Lehren wird freilich dieser Standpunkt nicht immer konsequent festgehalten -, daß der Wert der Kostengüter "sich nach dem Produkt richtet". Schon MENGER, auf den alles, was an der österreichischen Grenznutzenlehre richtig ist, schließlich zurückgeht, hat den Grundsatz der früheren Theorien, "daß die Güter deshalb für uns Wert erlangen, weil zur Hervorbringung derselben Güter verwendet wurden, welche für uns einen Wert hatten", scharf und treffend zurückgewiesen und den Satz aufgestellt, "daß umgekehrt der Wert der Güter höherer Ordnung stets und ausnahmslos durch den voraussichtlichen Wert jener Güter niederer Ordnung bedingt ist, zu deren Hervorbringung sie dienen." (77)

An der Frage,  wie sich nun der Wert der Güter höherer Ordnung aus dem der Genußgüter bestimmt,  haben sich alle Hauptvertreter der Grenznutzenlehre abgemüht. Ihr Ergebnis ist die sogenannte  Zurechnungslehre.  Sie betrachten diese Frage als das wichtigste Problem der ökonomischen Theorie und ihre Lösung als die größte Leistung der Grenznutzenlehre. Aber manchen ihrer Vertreter ist diese "Lösung", obwohl sie selbst eine solche liefern, offenbar so problematisch, daß sie sie auf die Erklärung des  Preises  der Güter entfernterer Ordnung gar nicht anwenden, und so, obwohl sie selbst das Gegenteil behaupten, doch tatsächlich himmelweit davon entfernt sind, eine Erklärung der Preisbildung aus den subjektiven Wertschätzungen der Konsumenten heraus zu geben.

Ein besonders charakteristisches Beispiel dafür bietet von BÖHM-BAWERK. Es ist so charakteristisch für die ganze österreichische Preis- und Werttheorie, daß es verdient, einmal schärfer beleuchtet zu werden, zumal es auch gleichzeitig zeigt, wie die Österreichische Theorie bei ihrer angeblichen Erklärung der Preisbildung aus subjektiven Wertschätzungen - ich habe das schon kritisiert -  das Angebot immer als eine feste gegebene Größe annimmt.  von BÖHM-BAWERK sagt:
    "Die Wert- und Preisbildung nimmt ihren Ausgang von den subjektiven Wertschätzungen der fertigen Produkte durch ihre Konsumenten. Sie bestimmen die Nachfrage nach diesen Produkten,  der als Angebot zunächst die Vorräte der Produzenten an fertigen Waren gegenüberstehen." (78)
Mit diesem kleinen unscheinbaren Relativsatz, wonach schon ein bestimmtes Angebot vorausgesetzt ist, setzt sich BÖHM-BAWERK mit bekannter Geschicklichkeit  über den Kernpunkt der ganzen Preistheorie hinweg  und versteht es, so die Lücke in seiner Theorie zu verbergen! Es sind ja doch  Vorräte  da! Woher aber das Angebot, in seinem Beispiel von Nägeln und Schienen, kommt, darüber sagt er kein Wort, er eskamotiert [wegzaubern - wp] einfach, was er nicht erklären kann (79). Er fährt dann fort:
    "Der Kreuzungspunkt der beiderseitigen Wertschätzungen, die Schätzungshöhe der  Grenzpaare  bestimmt in bekannter Weise den Preis, und zwar natürlich für jede Art von Produkten besonders. So wird z. B. der Preis eiserner Schienen durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage nach Schienen, der Preis eiserner Nägel durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage nach Nägeln, und so der Preis aller anderen Produkte, die aus dem Produktivgut Eisen angefertigt werden, Spaten, Hämmer usw. durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bestimmt, das gerade hinsichtlich der genannten speziellen Arten von Produkten besteht!"
Wie neu ist das! Wie wahr, aber auch wie nichtssagend! Kurzum:  der Preis jeden Gutes wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt! Wo ist von Böhm-Bawerk auch nur einen Schritt darüber hinausgekommen?  Und das nennt er Preistheorie und "die Verkettung von Wert, Preis und Kosten schildern"! Wie kann er behaupten: "der Kausalzusammenhang leitet auf das deutlichste in geschlossener Kette von Wert und Preis der Eisenprodukte zu dem des Kostengutes Eisen und nicht umgekehrt", "die subjektive Wertschätzung der Eisenprodukte durch die Konsumenten steht am Anfang der Kausalkette"! (Seite 238), und "diesen Zusammenhang klar erkennen heißt, die gute Hälfte der Nationalökonomie klar erkennen" (Seite 236).  Wo ist auch nur der geringste Versuch gemacht, diesen Zusammenhang klarzulegen, den Wert und Preis der Güter entfernterer Ordnung aus den Wertschätzungen der Genußgüter seitens der Konsumenten abzuleiten?  Der Hauptpunkt, auf den es ankommt,  wie das Angebot der Genußgüter auf Grund der Wertschätzungen der Konsumenten zustande kommt,  wird durch die Supponierung vorhandener Vorräte einfach umgangen! Es ist schlimm, daß man eine derartige Leistung als eine neue Erklärung der Preisbildung ausgeben konnte, sehr viel schlimmer freilich, daß man zwanzig Jahre lang die Art, in der hier die eigentliche Aufgabe umgangen wird, nicht bemerkte und daß sogar Gegner der Grenznutzentheorie in die Behauptung ihrer Anhänger mit einstimmen konnten, es sei ihr die "exakte Ableitung der Preise aus subjektiven Wertschätzungen" gelungen.

Die österreichische Grenznutzenlehre verwendet also die Zurechnungstheorie nicht zur Erklärung der Preisbildung - diese erklärt sie, wie gesagt, überhaupt nicht, weil sie gerade das, was zu erklären ist, das Angebot, als gegeben ansieht - sondern nur zur Bestimmung des  Wertes  mehrerer "komplementärer Güter", wie der bekannte von MENGER eingeführte Ausdruck lautet (80). Diese Anwendung der Zurechnungstheorie ist aber nur ein Spezialfall. In Wahrheit spielt sie eine viel größere Rolle, sie ist nämlich der Kern der sogenannten  Verteilungslehre die vielleicht wie keine andere seit den Anfängen der wirtschaftswissenschaftlichen Betrachtung die wirkliche Erkenntnis der ökonomischen Erscheinungen verdunkelt hat. Ihr Aufkommen ist historisch zu erklären aus dem Begriff des  "Volksreichtums",  "wealth of nations", der für die ökonomische Wissenschaft bekanntlich der Ausgangspunkt war. Indem man, statt vom Ertragsstreben des  einzelnen  Wirtschafters,  das,  wie wir jetzt wissen,  auch den ganzen Tauschverkehr organisiert,  vom Volksreichtum und den Mitteln seiner Vermehrung ausging, kam man leicht auf den Gedanken, daß das Einkommen der einzelnen Wirtschafter auf der  "Verteilung"  dieses Volkseinkommens beruth. Diese Verteilung sollte sich proportional der Mitwirkung der an der Produktion beteiligten Faktoren vollziehen und so gelangte man schon hier, also für die ganze Volkswirtschaft, zu einer  Proportionalitäts- und Zurechnungslehre,  woraus sich dann auch die Unterscheidung der verschiedenen "Einkommensarten" ergab. Indem man bei dieser Verteilungs- und Zurechnungslehre dann noch die typische Verwechslung von technischem und wirtschaftlichem Ertrag, Produkt und Wert der Produkte vornahm, entstand das unerhörte Konglomerat von Irrtümern, das bis in die neueste Zeit als theoretische Nationalökonomie vorgetragen wurde und dessen einzelne Grundideen noch heute so tief eingewurzelt sind, daß es vielen sehr schwer zu werden scheint, sich davon zu befreien. Am Verteilungsgedanken hält noch heute die ganze englisch-amerikanische Nationalökonomie, von den neuesten deutschen Schriftstellern namentlich LEXIS fest.

Die österreichische Grenznutzentheorie verwendet, wie gesagt, den Zurechnungsgedanken nicht mehr für die Erklärung des  Einkommens  der verschiedenen tauschwirtschaftlichen Personen, also der sogenannten  Einkommensarten,  sondern nur noch  innerhalb der Einzelwirtschaft  für die Feststellung des  Wertes der Güter entfernterer Ordnung.  Ganz inkonsequenterweise; denn wenn überhaupt eine Zurechnung möglich wäre, könnte man auch die den einzelnen tauschwirtschaftlichen Personen zustehenden Einkommensteile aus dem gesamten Volkseinkommen zurechnen.

Aber es gibt überhaupt keine Zurechnung und braucht auch keine zu geben,  um die Preisbildung und der Wert der Kostengüter erklären zu können; denn dieses Problem, auf das die Österreicher so viel Scharfsinn verwandt haben, erledigt sich, ganz ebenso wie das Kapitalzins- und Grundrentenproblem, aufgrund unserer Ertrags- und Preislehre von selbst, es hört ganz von selbst auf, ein Problem zu sein. Nichtsdestoweniger wollen wir hier ganz kurz zeigen, was die Österreicher damit leisten zu können meinen.

Über das Zurechnungsproblem selbst sagt von WIESER, der sich besonders eingehend mit dieser Frage beschäftigt hat:
    "Gelänge es nicht, die Regeln der Zurechnung des produktiven Ertrages zu formulieren, so bliebe die Schätzung der Produktivgüter ein Rätsel (!) und die heutige Ordnung der Dinge, wo die sachliche Zurechnung der Erträge die Grundlage für die persönliche Verteilung des Volkseinkommens wird, bliebe immer dem Vorwurf der Willkürlichkeit, wenn nicht dem schlimmeren Vorwurf des Zwangs und der Ungerechtigkeit ausgesetzt. Nicht einmal die Abstufungen der Entlohnung, die wir zwischen den Arbeiten untereinander machen, wären zu rechtfertigen" usw. (81)
Man sieht, wie hier Gedanken einer "gerechten Verteilung des Volkseinkommens", wie bei den Sozialisten, die Notwendigkeit einer Zurechnung des Wertes auf die einzelnen Produktionsfaktoren zu erfordern scheinen. Wir wissen aber jetzt vom Standpunkt unserer Theorie aus, ein wie ungeheurer Irrtum in dieser ganzen Verteilungs- und Zurechnungslehre steckt. Ertrag und Einkommen der einzelnen erwerbswirtschaftlichen Personen und der Preis aller Güter entsteht nicht durch eine Verteilung und Zurechnung eines Gesamteinkommens oder Gesamtwertes, sondern sie sind  das Resultat ökonomischer Kämpfe,  die sich allgemein theoretisch  nach dem Gesetz des Ausgleichs der Grenzerträge entscheiden. 

Aber noch neuestens, noch nach meiner Kritik der Zurechnungslehre in "Ertrag und Einkommen", schreibt SCHUMPETER über das Problem:
    "Die Hauptsache liegt in der Erkenntnis der Bedeutung der Wertzurechnung und der prinzipiellen Lösbarkeit des Problems. Darin liegt das Fundament der neueren ökonomischen Theorie" usw. (82)
Umso merkwürdiger berührt es demgegenüber, daß man sonst in den Lehrbüchern über dieses wichtigste Problem der ökonomischen Theorie gar nichts findet und daß mich einmal im Gespräch einer der berühmtesten jüngeren Nationalökonomen fragte: Zurechnungslehre, was ist das? In der Tat werden die wenigsten Nationalökonomen von der Bedeutung dieser Lehre in der herrschenden Theorie eine Ahnung haben und, wenn sie nur etwas anderes an ihre Stelle zu setzen hätten, könnte man sagen: zu ihrem Glück.

Wie gesagt, stimmt keiner der Anhänger der Grenznutzenlehre in der Lösung der Zurechnung des Wertes der Genußgüter an die komplementären Güter entfernterer Ordnung mit den anderen überein. Am vorsichtigsten und daher verhältnismäßig am wenigsten falsch ist noch CARL MENGER. Dafür kommt er aber auch kaum über den wenig bedeutenden Satz hinaus, daß "der Wert, welchen die Gesamtheit der zur Hervorbringung eines Gutes niederer bzw. erster Ordnung erforderlichen Quantitäten von Gütern höherer Ordnung ... hat, sein Maß im voraussichtlichen Wert des entsprechenden Produktes findet (83). In seinen folgenden Ausführungen "über den Wert, welchen die  einzelnen  Güter höherer Ordnung für uns haben", hat MENGER aber schon selbst den Gedanken der "Zurechnung", ohne dieses Wort zu gebrauchen, entwickelt und teilweise selbst schon die falschen Wege angedeutet, welche dann seine Nachfolger, insbesondere von WIESER und von BÖHM-BAWERK, mit vor nichts zurückschreckender Konsequenz bis ans Ende verfolgt haben. MENGER hat hier ganz allgemein den Gedanken vertreten, der, wie wir sahen, überhaupt seiner Wertlehre zugrunde liegt, daß der  Wert des einzelnen Produktivgutes sich nach dem durch seinen Verlust angerichteten Schaden,  also den dadurch herbeigeführten  Nutzenentgang  bestimmt. Gegen diesen Gedanken hat von WIESER den naheliegenden Einwand erhoben, daß, wenn ein Produkt durch das Zusammenwirken mehrerer Produktivgüter entsteht, der so bestimmte "Wert" derselben den des Produkts bei weitem übersteigen kann (84). von WIESER setzt daher anstelle des "Ertragsanteils eines Produktivgutes, der durch seinen Verlust verloren wird", an die Stelle "des von seiner Mitwirkung abhängigen Anteils" den  "Ertragsanteil, der durch den Besitz des Produktivgutes erreicht wird",  den  "produktiven Beitrag." (85) Das ist nun faktisch nichts anderes als die alte Vorstellung der  Wertproduktivität,  die eine notwendige Konsequenz der Kostentheorien war, wenn man von diesen aus zu einem Wert der Güter gelangen wollte. von BÖHM-BAWERK nahm daher den  Verlustgedanken  MENGERs wieder auf und suchte den Einwendungen von WIESERs dagegen zu entgehen, indem er ihn mit dem  "Substitutionsgedanken"  verband. Er unterscheidet zwischen Produktivgütern, welche bei einem Verlust von komplementären Gütern noch zu einem anderen Zweck verwendet werden können und die man durch andere ersetzen kann, wenn sie selbst verloren gehen und solchen, bei denen beides nicht der Fall ist. Bei ersteren glaubt von BÖHM-BAWERK wie bei Genußgütern von einem durch  ihren  Grenznutzen bestimmten "Eigen"(!)Wert sprechen zu können. Die "Aufteilung des Wertes" soll sich nun derart vollziehen,
    "daß aus dem durch den Grenznutzen der gemeinsamen Verwendung bestimmten Gesamtwert der ganzen Gruppe zunächst den ersetzlichen Gliedern ihr fixer Wert vorweg zugeteilt, und der - je nach der Größe des Grenznutzens variable - Rest den nicht vertretbaren Gliedern als ihr Einzelwert zugerechnet wird." (86)
Jede dieser Zurechnungsmethoden ist nun gleich willkürlich, alle sind reine Fiktion, theoretische Konstruktionen ohne jeden realen Hintergrund des wirtschaftlichen Lebens, und ich muß mich schon fast entschuldigen, hier, wo wir wichtigere positive Darlegungen zu bringen haben und wo auch, wie mir scheint, die Überflüssigkeit dieser Lehren schon durch unsere bisherigen Erörterungen dargetan ist, noch so weit auf sie einzugehen (87). Was die Zurechnungstheorie versucht, ist so oder so eine glatte logische Unmöglichkeit, an der auch alle "mathematischen Beweise" ihrer Lösbarkeit nichts ändern können. Der Jäger, der mit Pfeil und Bogen einen Vogel erlegt, kann niemals angeben, welcher Teil vom Wert des Vogels dem Pfeil und welcher dem Bogen zuzuschreiben ist. Wer das in irgendeiner Form behauptet, kann wissenschaftlich nicht mehr ernst genommen werden. Der Jäger kann weder aus der Größe seines Verlustes den Wert des einen oder anderen Produktivgutes feststellen, noch den "produktiven Beitrag", den das eine oder andere liefert, und es kommt auch nicht der "Substitutionswert" in Betracht, daß beim Verlust des Pfeiles der Bogen als Brennholz, beim Verlust des Bogen der Pfeil etwa zum Umrühren im Kochtopf verwendet werden könnte, ganz abgesehen davon, daß das  keine Ableitung des Wertes der Produktiv güter vom Nutzen des Genußgutes  ist. Man wird niemals in einem Stahlwerk den produktiven Beitrag eines Bessemerofens oder einer Walzenstrecke zum Wert des Gesamtprodukts feststellen können, ebensowenig den Anteil, der dem Maschinisten oder Werkmeister in einer Fabrik, dem einzelnen Korrespondenten in einer Bank, dem Schaffner bei der Straßenbahn zuzurechnen ist. Die Zurechnungslehre beruth auf der Verwechselung  technischer  und  wirtschaftlicher  Gesichtspunkte, die, wie ich nochmals betone, die ganze bisherige Nationalökonomie durchzieht, sie beruth auf dem alten Irrtum der  Wertproduktivität,  der, wenn man ihm auch vorne, in der Einleitung, die Tür gewiesen hat, doch hinten durch die Zurechnungslehre wieder hereinkommt, und der in vielen nationalökonomischen Schriften (vgl. die Zitate in "Ertrag und Einkommen") überhaupt noch ganz unverhüllt als Dogma figuriert.

Es ist unmöglich, den Wert der Produkte auf die verwendeten Produktionsmittel, sei es eines oder mehrere, zurückzuführen oder ihnen zuzurechnen. Der Wert oder Nutzen entsteht nicht, weil etwas produziert worden ist, und die Produktionsmittel sind an der Entstehung des  Wertes  der von ihnen geschaffenen Produkte gar nicht beteiligt.

Es sei mir noch gestattet, das einzigste Beispiel anzuführen, mit dem von WIESER die Möglichkeit der Zurechnung zu beweisen sucht und das er natürlich für diesen Zweck noch möglichst geschickt gewählt hat (88):
    "Zwei Äcker, ein fruchtbarer und ein dürftiger, beide genau mit denselben Mitteln bearbeitet, geben verschieden hohe Erträge. Auf wessen Rechnung ist der Mehrertrag des besseren Landes zu setzen, auf Rechnung der Aussaat, des Düngers, des Pfluges, der Arbeit? - die alle hier ebenso sind wie dort - oder nicht vielmehr auf Rechnung des Landes selbst und seiner größeren Fruchtbarkeit?"
Ich dachte, von WIESER wollte die Möglichkeit der  Wert zurechnung beweisen, stattdessen liefert er ein typisches Beispiel für die oft kritisierte Verwechslung von technischem Ertrag und Wert.  Über den Wert des "Ertrages", d. h. der geernteten Getreidemenge und den daraus sich ergebenden "Wert" des Ackers sagt er gar nichts.  Es ist aber klar, daß die doppelte Getreidemenge von einem Acker im Innern Argentiniens noch einen geringeren Wert haben kann als bei uns, und daß auch der schlechtere Acker bei uns mehr als das Doppelte wert sein kann als der fruchtbarere in Argentinien. Und hat denn der Verfasser wirklich nicht bemerkt, daß er die rein technische oder physikalische Zurechnung, um die es sich in seinem Beispiel allein handelt, in Wirklichkeit schon vorausgenommen hat, wenn er von einem besseren und einem schlechteren Acker spricht? Er hat eben als Beispiel einen der wenigen Fälle gewählt, wo man tatsächlich allenfalls von  technischer Zurechnung  reden kann, weil der Acker für sich allein auch schon Produkte erzeugt, und man daher ein Mehr allenfalls dem aufgewendeten Dünger zurechnen kann. Sobald man allerdings auch den Arbeitsfaktor, den Pflug, das Saatgut berücksichtigen will, geht auch diese ganze  technische  Zurechnung in die Brüche. Auch wird die größere Produktmenge des ergiebigeren Ackers mehr an Erntung und Verarbeitung kosten, es ist möglich, daß gerade die größere Getreidemenge den Preis drückt, so daß der Besitzer, der keinen Dünger anwandte, trotz der geringeren Getreidemenge per Hektar einen größeren Ertrag, d. h. natürlich Reinertrag, Geldertrag, Einkommen erzielt. Jedenfalls sagt das Beispiel nicht das Geringste über  Wert und Preis  und es ist klar, daß der Besitzer des ergiebigeren Ackers dennoch einen geringeren Wert oder Preis des Getreides erzielen kann. Aber selbst wenn das nicht der Fall ist, wäre immer noch keine  Ableitung des Wertes und Preises der Produktivgüter aus dem Wert der Produkte  geliefert.

Kurzum eine Wertzurechnung gibt es nicht und ich hoffe jetzt diese ganze Zurechnungslehre, an der freilich noch von vielen Nationalökonomen, allerdings meist stillschweigend und unbewußt festgehalten wird, endgültig erledigt zu haben. Wir wollen uns jetzt der viel wichtigeren positiven Aufgabe zuwenden, zu zeigen,  wie ohne Zurechnung der Preis der Kostengüter entsteht. 

Ich habe das Problem des Preises der Kostengüter schon in "Ertrag und Einkommen" ziemlich ausführlich behandelt, kann es hier aber schärfer fassen und muß auch deswegen das dort Gesagte hier wiederholen, weil ich die Terminologie etwas geändert habe. In "Ertrag und Einkommen" gebrauchte ich den Begriff "Wert" gleichbedeutend mit  Nutzen untersuchte diesen, wenn ich vom Wert sprach. Es scheint mir aber jetzt besser, nur den Ausdruck  Nutzen (= Genuß) zu verwenden und den so vieldeutigen und so viel mißbrauchten Ausdruck  Wert  ganz zu vermeiden. Das geht umso eher, als man mit den Begriffen  Nutzen, Kosten  und  Ertrag  den ganzen tauschwirtschaftlichen Mechanismus erklären kann.

Die österreichische Theorie geht, wie wir wissen, CARL MENGER folgend, von einem Begriff des  Wertes  aus.  Dieser Wert - das ist der erste Grundfehler jener Theorie - wird aber nicht abgeleitet aus dem individuellen Nutzen  (Genuß), den die Güter gewähren, sondern aus der  beschränkten Verfügbarkeit der Güter.  Wenn manche den Nutzen gelegentlich erwähnen (z. B. von Philippovich sagt gelegentlich [§ 82]: "Wir schätzen die Güter nach dem Nutzen, den sie uns gewähren"), so ist das eben eine Inkonsequenz, ein Gedanke, dem jedenfalls keine weiteren Folgen gegeben werden. Auch wird nirgendwo gesagt,  wie nun die Güter nach dem Nutzen geschätzt werden (89). Dieser ganze Ausgangspunkt der Österreicher, statt vom individuellen Nutzen der Güter von ihrer beschränkten Verfügbarkeit auszugehen, trägt schon einen  objektiven  Charakter und ist von einer wirklich subjektiven Betrachtung, die sie prinzipiell selbst als notwendig anerkennen, weit entfernt. Eine solche darf nur den individuellen Nutzen, nicht aber einen derartig konstruierten Wertbegriff zum Ausgangspunkt machen.

Die Bestimmung des Nutzens und seine Einwirkung auf das wirtschaftliche Handeln ist nämlich eine ganz andere als beim Wert im Sinne der österreichischen Lehre. Für den  Nutzen  nämlich gilt das  erste Gossensche Gesetz  von seiner  Abnahme bei zunehmender Bedürfnissättigung.  Dieser Satz wird zwar auch von MENGER noch entwickelt (90), aber MENGER gibt ihm leider gar keine Folgen, sondern setzt anstelle dieses subjektiven Nutzens alsbald den Wertbegriff, der auf der beschränkten Verfügbarkeit der Gegenstände der äußeren Natur beruth. Und hierfür entwickelt er nun sein Grenznutzengesetz, wonach
    "der Wert einer Teilquantität der verfügbaren Gütermenge für eine Person gleich der Bedeutung ist, welche  die am wenigsten  wichtige der durch die Gesamtquantität noch gesicherten und mit einer gleichen Teilquantität herbeizuführenden Bedürfnisbefriedigungen für sie haben."
Oder wie von BÖHM-BAWERK es ausdrückt:
    "Die Größe des Wertes eines Gutes bemißt sich nach der Wichtigkeit desjenigen konkreten Bedürfnisses oder Teilbedürfnisses, welches unter den durch den verfügbaren Gesamtvorrat an Gütern solcher Art bedeckten Bedürfnissen das mindest wichtige ist." (91)
Oder nach von WIESER:
    "Der Wert eines Gutes bestimmt sich nach der Größe seines Grenznutzens." (92)
Als Beweis für die Bedeutung dieses Satzes wird angeführt, daß wenn der Wirtschafter eine Teilquantität verlieren würde, er den Verlust bewerten würde nach dem Nutzen der letzten Teilquantität, der ihm jetzt entgangen ist. Bekannt ist das Beispiel, das von BÖHM-BAWERK bringt, von einem Kolonisten, der 5 Sack Korn besitzt, deren letzten er zur Fütterung von Papageien verwendet. Geht ihm ein Sack verloren, so braucht er nur auf dieses Vergnügen zu verzichten. Und daher soll er jeden einzelnen Sack nach dem Nutzen dieser letzten Teilquantität schätzen.

Diese Art der "Wert"bestimmung ist nun oft und mit überzeugenden Gründen angegriffen worden und ich brauche hier umso weniger darauf einzugehen, als ich gezeigt habe, daß es für das wirtschaftliche Handeln auf diesen Wertbegriff gar nicht ankommt (93). Es ist also zunächst eine reine Spielerei, einen solchen Begriff zu konstruieren, mit dem man gar nichts erklären kann. Und es ist in der Tat unsinnig, den Wert eines Gutes durch den Nutzen desjenigen bestimmen zu wollen, auf das man infolge einer Beschaffung des ersten verzichten mußte. Wenn ich in einem Restaurant zwischen einem Beefsteak und einem Rehbraten, die beide 2 Mark kosten, wähle und mich für ersteres entscheide, so ist doch der Wert des Beefsteaks für mich nicht  gleich  dem Wert des Rehbratens, sondern ich wähle eben ersteres,  weil es mir bei gleichen Kosten mehr wert ist.  Mit anderen Worten, entscheidend ist, wie wir wissen, der  Ertrag,  die  Differenz zwischen Nutzen und Kosten.  Will man überhaupt von einem besonderen "Wert" der Güter sprechen, so kann er sich nur nach dem  Ertrag  bestimmen, nicht aber nach den Kosten oder Opfern, die vielmehr nur die eine Ertragskomponente bilden.

Auch ist es, was wir schon des öfteren betont haben, durchaus verkehrt, wie es von BÖHM-BAWERK in jenem Beispiel wiederum tut und wie es überhaupt in der österreichischen Wert- und Preislehre üblich ist, einfach eine bestimmte Gütermenge (hier also 5 Sack Korn) als  gegeben  anzusehen und dann nach ihrem Wert oder Preis zu fragen. Es ist gerade die grundlegende Aufgabe der Theorie zu erklären,  warum sich der Wirtschafter so und so viel von diesem oder jenem Gut beschafft.  Und im Beispiel des Kolonisten ist sehr wahrscheinlich, daß er überhaupt nicht 5 Sack Korn ernten wird, einfach deswegen, weil das Füttern von Papageien (und vielleicht selbst das Erzeugen von Branntwein mit dem 4. Sack) ihm nur ein so geringes Bedürfnis befriedigt,  daß der Ertrag, den er mit der Arbeit der Korngewinnung für diesen Zweck erzielt, übertroffen wird von dem Ertrag, den er erzielen könnte, wenn er dieselbe Arbeit auf die Herstellung anderer Produkte verwenden würde.  Das Beispiel ist also ganz aus dem wirtschaftlichen Handeln herausgerissen und künstlich konstruiert, betrifft gar nicht das, was eigentlich zu erklären ist.

Wenn wir so den österreichischen Wertbegriff ablehnen, weil es für das wirtschaftliche Handeln nur auf  Nutzen und Kosten  ankommt, heißt das nun, daß die beschränkte Verfügbarkeit, die zu beschaffende Menge, welche die Grundlage für jenen Wertbegriff bildet, beim wirtschaftlichen Handeln überhaupt keine Rolle spielt? Gewiß nicht. Aber sie hat  nur auf der Kostenseite  Bedeutung und  nicht für den Nutzen.  Der  Genuß,  den mir der erste Apfel bereitet, ist immer der gleiche, einerlei, ob ich 5 oder 100 habe, den zweiten schätze ich schon geringer, aber auch ganz unabhängig von der vorhandenen Menge. Aber  wieviele Äpfel ich mir nun wirklich beschaffe,  wieviele  Kosten  ich auf sie verwende, das hängt ab von der auf dem Markt vorhandenen Menge, natürlich im Verhältnis zu den Nutzenschätzungen anderer Konsumenten. Sie bestimmt, wie hoch ich mit meinen Kostenaufwendungen gehen muß und wie weit ich meinen Bedarf befriedigen kann bzw. ob ich nicht durch andere Konsumenten, deren Nutzen in Geld ausgedrückt höher liegt, vom Bezug ganz ausgeschlossen werde. Eben deswegen darf man ja nicht einfach eine bestimmte Gütermenge als im Besitz eines Wirtschafters befindlich annehmen, wie das bisher immer üblich war und zu solch falschen quantitativen Vorstellungen wie bei den "mathematischen" Nationalökonomen von WALRAS bis SCHUMPETER geführt hat, sondern die Beschaffung einer bestimmten Gütermenge und ebenso auch das Vorhandensein einer solchen auf dem Markt ist  erst zu erklären  und die eigentliche Aufgabe der ökonomischen Theorie.

Von den  Kostengütern  dagegen, die bei der wirtschaftlichen Tätigkeit geopfert werden, kann ich behaupten, daß ich  die erste Teilquantität,  die ich opfere, am  geringsten schätze,  daß mir z. B. die erste Arbeitsstunde am wenigsten Beschwerde macht, bei jeder folgenden aber das Unlustgefühl sich steigert, daß also die  Bewertung der Kostengüter umgekehrt erfolgt wie die der Genußgüter.  Hier,  für die Kostengüter  kann man sagen, daß für die Schätzung der  einzelnen Teilquantität (94) einer derartigen Gütermenge das  Grenznutzengesetz  gilt, daß wir sie schätzen  nach dem geringsten Nutzen, für dessen Erlangung wir die letzte noch verfügbare Quantität aufwenden.  Dehnt man den Satz aber auch auf die  Genußgüter  aus, so bedeutet das, wie ich schon früher ausführte,  daß man die Genußgüter als Kostengüter auffaßt, die beim Genuß geopfert werden.  Damit vernachlässigt man aber einerseits die eigentlich  wirtschaftlichen Handlungen,  die nicht im Konsum selbst, sondern in der  planmäßigen Vorsorge  bestehen, andererseits den Fundamentalbegriff des individuellen Nutzens, der bei zunehmender Bedarfsbefriedigung abnimmt, und kommt so auch nicht zum Begriff des Ertrages, der das wirtschaftliche Handeln bestimmt.

Jener Grenznutzensatz liefert uns auch nicht den  "Wert"  der Kostengüter oder aller Güter überhaupt, wie die österreichische Theorie lehrt, sondern  er liefert uns nur die Ertragsbemessungsgrundlage,  er zeigt uns,  in welcher Weise  die eine Komponente des Ertrags,  die Kosten, festgestellt und mit dem Nutzen verglichen werden.  Er enthält nichts anderes als den  Nutzenvergleich,  den jeder Wirtschafter macht, um seinen Ertrag festzustellen. Er bezeichnet die von uns schon geschilderte Art, wie wir die Kosten in Nutzen ausdrücken. Um den Ertrag festzustellen, der jedem wirtschaftlichen Handeln die Richtung gibt, bringt der Wirtschafter, wie wir sahen, seine Kosten auf eine Nutzenformel, indem er sie im Nutzen des geringst geschätzten Genußgutes ausdrückt, auf das er gerade noch jene Kosten verwenden würde. Das ist, wie ich schon in "Ertrag und Einkommen" ausführte, der einzig richtige Kern der Grenznutzenlehre:  die Kosten werden als Ertragsbemessungsgrundlage geschätzt nach dem "Grenznutzen", nach dem Nutzen des geringst geschätzten Gutes, für dessen Erlangung wir sie aufwenden würden. (95) Aber sie liefert keineswegs, wozu die österreichische Theorie sie gebraucht, das Mittel zur Bestimmung des  "Wertes"  der Güter, weder der Genußgüter noch der Kostengüter. Wollte man einen besonderen, von Nutzen und Preis unterschiedenen  Wert begriff aufstellen, so könnte man ihn nur nach dem Ertrag bestimmen (96). Dieser ist, wie man wiederum erkennt, der Fundamentalbegriff, um den sich alles dreht.

Die Österreicher hätten alle ihre falschen Schlußfolgerungen vermieden und wären wahrscheinlich selbst auf den Begriff des Ertrages gestoßen, wenn sie
    1. für die Genußgüter nicht nach einem aus beschränkter Verfügbarkeit hervorgehenden  "Wert"  gefragt, sondern den individuellen  Nutzen  beobachtet und untersucht hätten, wie er das wirtschaftliche Handeln bestimmt, und wenn sie

    2. statt von "Gütern entfernterer Ordnung" zu sprechen und auch nach ihrem "Wert" zu fragen, den allgemeinen Begriff  Kosten  und sein Verhältnis zum Nutzen entwickelt hätten.
Der Ausdruck  Güter entfernterer Ordnung  ist nämlich sehr irreführend. Ansich sind sie gar keine Güter, sie befriedigen uns kein Bedürfnis, sie stehen nicht auf unserer Nutzenskala. Sie sind eben  Kosten, Aufwendungen,  die sich in der tauschlosen Wirtschaft alle auf Arbeit, in der Tauschwirtschaft regelmäßig auf Geld zurückführen lassen. Theoretisch ist es ganz gleich, ob sie sich in einer Sache verkörpern oder nicht.

Daß die österreichische Theorie daran ging, den "Wert" des einzelnen Kostenfaktors festzustellen, hat natürlich darin seinen Grund, daß das einzelne Kostengut in der Tauschwirtschaft einen bestimmten  Preis  erzielt. Man glaubte daraufhin, auch einen bestimmten  "Wert"  desselben feststellen zu können. Man verkannte aber auch hier, was ein Preis ist und wie er zustande kommt. Hätte man den allgemeinen Begriff des Ertrages entwickelt, so wäre man auch wohl zu den richtigen Schlußfolgerungen gelangt. So verkannte man den fundamentalen Satz, daß, wenn in der Tauschwirtschaft das einzelne Kostengut geschätzt wird und einen Preis erlangt, das nur wegen des Ertrages geschieht, der mit ihm erzielt werden kann. Vom Begriff des Ertrags müssen wir also wieder auch für die Erklärung des Preises der Kostengüter ausgehen.

Der tauschlose Wirtschafter erzielt, wie wir wissen, nur mit Genußgütern einen Ertrag, einen  Konsum-(Nutz-)Ertrag.  Die Gegenstände, die er bei seiner Tätigkeit der Güterbeschaffung aufwendet, Rohstoffe, Werkzeuge, in letzter Linie seine Arbeit, sind  Kosten,  die die eine Ertragskomponente bilden, während der Nutzen die andere ist. Auf diese Kosten darf aber der  Ertrag nicht ursächlich zurückgeführt werden.  Im Gegenteil ist die Aussicht auf Ertrag, die ja das wirtschaftliche Handeln bestimmt, die Ursache, daß und in welchem Umfang Kosten aufgewendet werden. Erst recht nicht darf natürlich der Ertrag als ein Wertbegriff auf die rein technische Verwendung von Produktionsmitteln zurückgeführt werden, wie das die Zurechnungs- und Proportionalitätstheorie tut.

Demgegenüber kann man in der entwickelten Tauschwirtschaft  mit jedem Gut irgendwelcher Art  einen Ertrag erzielen,  indem man es verkauft.  Das ist der  Erwerbsertrag  der tauschwirtschaftlichen Subjekte. Im Gegensatz zum Konsumertrag, der ein  Wert-(Nutzen-)Ertrag  ist, auf der Differenz von  Nutzen  und Kosten beruth, ist der Erwerbsertrag ein  Preisertrag,  also in Geld ausgedrückt,  der auf dem Preis der Kostengüter einerseits, dem der verkauften Produkte andererseits beruth.  Dieser Erwerbs- oder Preisertrag ist ebenso das Ziel des einzelnen Erwerbswirtschafters, der seiner Tätigkeit die Richtung gibt, wie es der Konsumertrag für den Konsumenten ist.

Wie kommt nun dieser Erwerbsertrag, der mit dem Verkauf von Kostengütern in der Tauschwirtschaft erzielt wird, zustande? Die Erklärung, die zugleich die Preisbildung der Kostengüter erklärt, ist aufgrund meiner oben entwickelten Preistheorie die einfachste Sache der Welt. Genau die gleichen Sätze, die wir für die Bildung des Preises der Genußgüter kennengelernt haben, gelten auch für die Güter entfernterer Ordnung. Ich habe diese Preisbildung der Kostengüter schon in "Ertrag und Einkommen" ausführlich behandelt (97), kann aber hier das dort Gesagte schärfer formulieren. Auch der Preis der Kostengüter wird durch den  volkswirtschaftlichen Grenzertrag  bestimmt,  d. h. auch der Beschaffung eines Kostengutes wenden sich in der heutigen arbeitsteiligen Volkswirtschaft nur solange Wirtschafter mit Kapital und Arbeit zu, als ihr Erwerbsertrag, den sie beim Verkauf erzielen, mindestens dem volkswirtschaftlichen Grenzertrag gleichkommt.  Die Preise der Kostengüter hängen aber natürlich von dem des Genußgutes ab, zu dessen Beschaffung sie dienen. Der Konkurrenzpreis des Genußgutes wird nun, wie wir wissen, bestimmt  durch die Kosten desjenigen Anbieters, der noch gerade den volkswirtschaftlichen Grenzertrag erzielt.  Wie hoch er aber mit diesen Kosten geht und damit der Preis hängt andererseits auch wieder ab von dem in Geld ausgedrückten Nutzen desjenigen Konsumenten, der gerade noch seine letzten Einkommensteile für den Ankauf dieses Genußgutes verwendet und von dem man wenigstens bei Massengütern behaupten kann, daß er ebenfalls gerade noch den volkswirtschaftlichen Grenzertrag erzielt.  So hängen der Preis des Genußgutes und die aufzuwendenden Kosten durch den Regulator des volkswirtschaftlichen Grenzertrags im letzten Grund vom individuellen Nutzen des letzten noch zur Versorgung gelangenden Konsumenten ab und das überträgt sich, wiederum mittels des volkswirtschaftlichen Grenzertrags, hinab auf alle Kostengüter immer entfernterer Ordnung. 

Die Kosten des letzten Anbieters des Genußgutes,  der also noch gerade den volkswirtschaftlichen Grenzertrag erzielt,  sind ja gleich den Preisen der gesamten von ihm benutzten Kostengüter, d. h. er bestimmt  als "Konsument" dieser Kostengüter durch sein Ertragsstreben  ebenso die obere Grenze ihres Preises, wie der letzte Konsument,  der noch den volkswirtschaftlichen Grenzertrag erzielt,  sie für das Genußgut bestimmt.  Auf das Angebot all dieser Rohstoffe, Halbfabrikate oder Werkzeuge werden nun wiederum nur solange Kapital und Arbeitskräfte verwendet,  wie der teuerste Anbieter beim Verkauf noch den volkswirtschaftlichen Grenzertrag erzielt.  Er bestimmt dadurch wieder den Preis und damit das Angebot für die  von ihm  benötigten Kostengüter usw.  So hängt der Preis und hängen die Kosten, die auf das entfernteste Kostengut angewandt werden, durch das Gesetz des Ausgleichs der Grenzerträge und durch den so bestimmten volkswirtschaftlichen Grenzertrag,  der für die Herstellung jedes Teilsprodukts die Grenze angibt,  ab vom individuellen Nutzen des letzten Konsumenten,  der, wiederum durch das Gesetz des Ausgleichs der Grenzerträge, den Preis des Genußgutes bestimmt. So erklärt sich die Entstehung des Preises selbst der entferntesten Kostengüter aus den subjektiven Wertschätzungen der Konsumenten ohne Zurechnung.

Verfolgen wir den Vorgang der Preisbildung der Kostengüter noch einmal an einem Beispiel, dem bekannten und in der Literatur viel benützten des Winterrocks. Das erste, was die bisherigen Preistheorien niemals erklärt haben, ist, warum, trotzdem 100 000 Konsumenten einen Bedarf an Winterröcken haben, vielleicht nur 10 000 hergestellt werden. Das rührt, wie wir jetzt wissen, daher, daß bei den übrigen 90 000 Nachfragenden die Nutzenschätzungen für einen Winterrock so niedrig sind, daß andere, noch unbefriedigte Bedürfnisse  mit einem größeren Ertrag für die Anbieter  befriedigt werden können. Das  Gesetz des Ausgleichs der Grenzerträge bestimmt also, wieviele Kosten auf die Herstellung jedes Genußgutes verwendet werden können.  Der Preis eines Winterrocks stellt sich so, daß sowohl der letzte noch versorgte Nachfragende als auch der mit den größten Kosten arbeitende Schneider gerade noch auf die Dauer den volkswirtschaftlichen Grenzertrag erzielen. Der Preis ist also  individueller Grenznutzen minus volkswirtschaftlicher Grenzertrag bzw. Grenzkosten plus volkswirtschaftlicher Grenzertrag.  Diese Grenzkosten aber, die Kosten  desjenigen  Schneiders, der bei Verkauf von Winterröcken gerade noch den volkswirtschaftlichen Grenzertrag erzielt, sind gleich den Preisen aller von ihm benutzten Kostengüter, also des Tuches, der Werkzeuge und der von ihm beschäftigten Arbeiter. Dieser Schneider, bzw. das Gesetz des Ausgleichs der Grenzerträge, bestimmt aber die Preise all dieser Kostengüter und damit auch wieder die Kosten, die auf  ihre  Herstellung verwendet werden können. Der Preis der Tuche wird also wiederum dadurch bestimmt, daß sich solange Webereien der Herstellung von Tuchen für Winterröcke zuwenden, daß der teuerste Produzent auf die Dauer noch den volkswirtschaftlichen Grenzertrag erzielt. Erzielt er ihn nicht, so wird er eben zur Herstellung anderer Webereiprodukte übergehen, für welche noch Wertschätzungen vorhanden sind, die mit einem größeren Ertrag befriedigt werden können.

Nur scheinbar ist also der Preis der Tuche unabhängig von den Nutzenschätzungen der Konsumenten für das fertige Produkt. In Wahrheit wird er durch das regelnde Prinzip der ganzen Volkswirtschaft, das Streben nach größtem Ertrag, schärfer theoretisch formuliert, durch das sowohl innerhalb der Einzelwirtschaft als auch in der Volkswirtschaft geltende  Gesetz des Ausgleichs der Grenzerträge  direkt mit den Bedarfsempfindungen der Konsumenten verbunden. Wenn z. B. in einem kalten Winter das Bedürfnis nach Winterröcken und damit die Nachfrage steigt, anders ausgedrückt, wenn die Konsumenten, denen bis dahin die Anschaffung eines Winterrocks einen unter ihrem Grenzkonsumertrag liegenden Ertrag geliefert hätte und die deshalb bisher darauf verzichteten, jetzt geneigt sind, einen größeren Teil ihres Einkommens auf den Ankauf eines Winterrockes zu verwenden, so werden sich auch mehr Schneider dieser Fabrikation zuwenden, weil auch sie damit jetzt einen größeren Ertrag erzielen als mit anderen Schneiderprodukten. Sie werden die Nachfrage nach Tuchen für Winterröcke steigern und es werden einige Produzenten, die bisher andere Stoffe herstellten, zu dieser Fabrikation übergehen bzw. die bisherigen Fabrikanten werden ihre Produktion ausdehnen und zwar theoretisch so lange, bis der Ausgleich der Grenzerträge wieder erreicht ist.  Der Preis der Tuche und die Kosten, die auf ihre Herstellung verwendet werden, hängt also ab von den Nutzenschätzungen für das fertige Produkt und, durch das Gesetz des Ausgleichs der Grenzerträge, von den Nutzenschätzungen für alle Genußgüter, die mit den verwendeten Kostengütern hergestellt werden können.  Das gilt, wie ich in "Ertrag und Einkommen" näher ausgeführt habe, bis hinab zur Wolle und zu den Schafen. Der Grenznutzen des letzten Konsumenten, der noch befriedigt wird und mindestens den volkswirtschaftlichen Grenzertrag erzielt, bestimmt den Preis eines Genußgutes und die Kosten, die auf seine Herstellung verwendet werden, so daß der teuerste Produzent auch noch den volkswirtschaftlichen Grenzertrag erzielt. Und von den so sich ergebenden Kosten und dem Preis des Genußgutes werden dann, wiederum durch den volkswirtschaftlichen Grenzertrag, die Preise aller entfernteren Kostengüter und die wieder auf ihre Herstellung aufzuwendenden Kosten bestimmt.

Unser Beispiel zeigt auch zugleich, ob und wie Naturbedingungen bei der  Rohstoffgewinnung  auf den Preis aller Kostengüter und des Genußgutes einwirken. Wenn durch eine Seuche ein großer Teil der Schafe zugrunde geht, welchen Einfluß hat das auf den Preis der Winterröcke? Im praktischen Leben wird ja durch den Handel und die Spekulation sicherlich der Preis der Wolle, der folgenden Halbfabrikate und schließlich auch der Preis der Winterröcke gesteigert werden, so daß es scheinen könnte, als ob die Preisveränderung hier vom Rohstoff aus und infolge technischer Veränderungen der Produktion erfolgt sei. Das ist aber unzutreffend, und auch im praktischen Leben braucht ein starker Rückgang der Wollproduktion keineswegs den Preis der Winterröcke zu steigern. Wie sich die Preisbildung in einem solchen Fall vollzieht und worauf es ankommt, was das Ausschlaggebende für Preisänderungen ist, das können wir jetzt genau erkennen. An den Nutzenschätzungen der Konsumenten für Winterröcke hat sich nichts geändert. Aber die Nachfrage der Schneider nach Tuchen, der Spinnereien und Webereien nach Kammzeug, der Kämmereien nach Rohwolle kann nicht mehr im bisherigen Umfang befriedigt werden. Ob deswegen aber die Preise steigen, hängt theoretisch, d. h. bei Voraussetzung völliger Einsicht aller Wirtschafter in die Verhältnisse, nicht von der Menge der Wolle, sondern ausschließlich vom Verhalten der Konsumenten ab. Hat ein großer Teil der Konsumenten bisher mit mehr als dem volkswirtschaftlichen Grenzertrag Winterröcke erstanden, so wären diese also bereit, mehr als den bisherigen Preis dafür zu geben, um sich die Bedarfsbefriedigung zu sichern. Der Preis wird dann so hoch steigen, daß der letzte jetzt noch zur Versorgung gelangende Konsument gerade noch den volkswirtschaftlichen Grenzertrag erzielt.

Werden nun aber die Schneider von diesem Kampf der Konsumenten um das verminderte Angebot profitieren? Nein, denn wenn sie die Bereitwilligkeit der Konsumenten, das geringere Angebot zu höheren Preisen zu erwerben, voraussehen, werden sie schon um das verminderte Angebot von Tuchen konkurriert haben, und die Preise für Tuche werden so hoch gestiegen sein, daß der letzte Schneider, der noch Tuche kauft, trotz der gestiegenen Preise für Winterröcke auch wieder gerade nur noch den volkswirtschaftlichen Grenzertrag erzielt. Aber auch die Weber und die Kämmereien werden um das verminderte Angebot von Wolle konkurrieren und auch hier wird der Preis sich so stellen, daß der letzte Käufer beim Verkauf seines Produkts gerade noch den volkswirtschaftlichen Grenzertrag erzielt. Der erhöhte Preis des Genußgutes muß also bei freier Konkurrenz den Anbietern des Rohstoffes, deren Angebotsmenge sich vermindert hat, zugute kommen.

Aber  daß sich so der Rohstoffpreis erhöht, hängt,  wie gesagt,  doch nur von den Nutzenschätzungen der Konsumenten  ab und es ist daher verkehrt, den erhöhten Preis unter allen Umständen auf die Verminderung der Angebotsmenge ursächlich zurückzuführen. Es ist nämlich ebenso möglich,  daß trotz verminderter Angebotsmenge der Preis des Rohstoffs nicht steigt.  Nehmen wir an, daß der größte Teil der Konsumenten schon mit dem Ankauf zu den früheren Preisen nur noch den volkswirtschaftlichen Grenzertrag erzielte und daher keinesfalls geneigt ist, einen höheren Preis zu bezahlen, oder daß der Nutzen der Winterröcke für die Konsumenten dem Nutzen irgendwelcher Surrogate sehr nahe kommt, so daß sie geneigt sein werden, bei geringerem Konsumertrag mit Winterröcken zu jenen überzugehen, oder endlich, daß die Verminderung der Wollproduktion mit einem sehr warmen Winter zusammenfällt, und daher die Nutzenschätzungen aller Konsumenten für Winterröcke geringer sind, so wird trotz einer Verminderung der Wollproduktion der Preis der Winterröcke nicht steigen und, vorausgesetzt, daß sie das einzigste wären, was aus Wolle hergestellt werden kann, auch der Preis der Wolle nicht.

Es ergibt sich, daß jedenfalls nicht schon deswegen, weil die Angebotsmenge sich vermindert, der Preis der Genußgüter steigen muß. vielmehr sind im letzten Grund die Nutzenschätzungen der Konsumenten in Geld ausgedrückt, theoretisch also das Gesetz des Ausgleichs der Grenzerträge, entscheidend für den Preis sowohl der Genuß- als auch der Kostengüter.

Genau das gleiche gilt natürlich auch, wenn nicht, wie in unserem Beispiel,  technische  oder  Naturereignisse,  sondern  planmäßiges Vorgehen von Monopolisten,  z. B. beim Boden, eine Preissteigerung der Kostengüter bezweckt. Ob sie möglich ist, hängt doch nur von den Nutzenschätzungen der Konsumenten ab (98).

Allgemein kann man also sagen, daß der Preis der Kostengüter, genau wie der der Genußgüter bestimmt wird durch die immer  wiederholte Anwendung, die Allgemeingültigkeit des Gesetzes des Ausgleichs der Grenzerträge, zunächst in der Konsumwirtschaft  derjenigen, die sich das Genußgut beschaffen,  dann in den Erwerbswirtschaften  all derjenigen, die eines der bei der Herstellung des Genußgutes benötigten Kostengüter zum Angebot bringen. Der Preis jedes dieser Kostengüter hängt ab vom Nutzen des durch das Gesetz des Ausgleichs der Grenzerträge bestimmten letzten Konsumenten.

Das gilt auch für die  Arbeit,  das letzte und wichtigste aller Produktionsmittel. Auch der Preis der Arbeit richtet sich nach dem Preis der fertigen Genußgüter, und wenn wollene Produkte so wenig geschätzt werden, daß auch die Arbeit, die auf ihre Herstellung verwendet werden muß, bis herab zu der auf Schafzucht verwendeten nicht mehr den volkswirtschaftlichen Grenzertrag erzielt, so wenden sich eben diese Arbeitskräfte anderen Erwerbszweigen zu, wo die Bedürfnisse der Konsumenten noch mit einem höheren Ertrag befriedigt werden können. Auch der  Preis der Arbeit,  mag sie sich auch an einem noch so entfernten Kostengut betätigen, steht so mit dem Nutzen des letzten Konsumenten, der den Preis des Genußgutes und die Kosten bestimmt, in Beziehung. Diese Verknüpfung wird aber noch viel enger dadurch, daß, wie ich aus "Ertrag und Einkommen" zitieren kann,  der Preis der wichtigsten Genußgüter auch zugleich die Kosten der Arbeit bildet und alle Arbeit,  wie die Aufwendung jedes Kostengutes,  nur wegen des Nutzens der Genußgüter erfolgt. So schließt sich der Kreislauf der Wertschätzungen, der von den Genußgütern zurück bis zum letzten Produktionsmittel, der Arbeit, und von dieser wieder direkt zu den Genußgütern führt. 


Was bedeutet nun diese Erklärung der Preisbildung für die ganze ökonomische Theorie? Sie ist offenbar über eine bloße Preistheorie hinaus eine  Erklärung der Grundlagen des tauschwirschaftlichen Mechanismus überhaupt.  Vor allem aber bietet sie zugleich die Grundlage für die ganze sogenannte  Einkommenslehre.  Ich habe in diesem Aufsatz in der Darstellung den umgekehrten Weg eingeschlagen wie vor 4 Jahren in meiner Schrift "Ertrag und Einkommen". Dort stellte ich meinen Hauptgedanken,  den allgemeinen Ertragsbegriff  an die Spitze, kritisierte von ihm aus die bisherigen speziellen Einkommenstheorien und kam zum Schluß auch auf die Preisbildung, ohne freilich die hier gegebene scharfe Formulierung und Begründung schon gefunden zu haben. Hier ist nun der systematischere Weg eingeschlagen und  auf der Grundlage des allgemeinen Ertragsbegriffs zuerst die Preistheorie entwickelt.  Die Einkommenslehre und die Kritik der bisherigen speziellen Einkommenstheorien ergibt sich daraus von selbst. Es ist unmöglich, das ihm Rahmen dieses Aufsatzes auszuführen, ich kann aber auch das in "Ertrag und Einkommen" dazu Gesagte verweisen und die Hoffnung aussprechen, daß man jetzt, auf der hier gegebenen Grundlage, vielleicht eher verstehen wird, was ich mit jener Schrift gewollt habe. Ein bißchen guter Wille, etwas Anpassungsfähigkeit, eine gewisse Entschlußkraft, alte eingewurzelte Vorstellungen fahren zu lassen, was alles ich offenbar den älteren Hauptvertretern der bisherigen Theorien nicht mehr zumuten kann, sind freilich immer noch nötig, um sich ganz auf den Boden meines Ausgangspunktes zu stellen und meinen Theorien bis in die Einkommenslehre zu folgen. Ich habe aus Briefen hervorragender älterer Fachgenossen den Eindruck gewonnen, den ich freilich schon voraussah, wie schwer es ihnen wird, die alte Vorstellung, die sie teilweise unbewußt beherrscht, aufzugeben, daß der Ertrag oder Gewinn der einzelnen Wirtschafter auf die Mitwirkung der verschiedenen persönlichen oder sachlichen Produktionsfaktoren ursächlich und proportional zurückzuführen bzw. ihnen aus dem Gesamtgewinn zuzurechnen sei. Es ist ihnen fast unmöglich, diese tiefeingewurzelte Verteilungs- und Zurechnungslehre aufzugeben und zu erkennen, daß nicht nur, wie die österreichische Theorie schon behauptet aber nicht bewiesen hat, der Wert und Preis aller Güter entfernterer Ordnung durch die Wertschätzungen der Konsumenten bestimmt wird, sondern daß auch der Ertrag, das Einkommen, das jedes Wirtschaftssubjekt erzielt, von ihnen abhängt. Ich glaube aber jetzt mit meiner Preistheorie schärfer als bisher gezeigt zu haben, daß die übliche Unterscheidung der Einkommensarten  Grundrente, Kapitalgewinn, Arbeitslohn, Unternehmergewinn die auf der Verteilungs- und Zurechnungslehre beruth, für die Theorie, d. h. für die Erkenntnis der Ertragserzielung und des Mechanismus des Tauschverkehrs, überhaupt keine Bedeutung hat und daß aller Scharfsinn, der zur Begründung dieser Einkommensarten verwendet wurde, unnütz angewendet worden ist.  Ob Einkommen aus Grund und Boden oder aus Hausbesitz, ob aus dem Verkauf von Produkten oder von Arbeitsleistungen, ob aus dem Darlehen von Sach- oder von Geldkapital erzielt wird, alle Einkommensbildung vollzieht sich nach dem Gesetz des Ausgleichs der Grenzerträge und geht, unter der Herrschaft dieses Gesetzes, hervor aus dem Ertragsstreben, das Zweck und Ziel jeder Wirtschaft ist.  So ergibt sich die notwendige und selbstverständliche engste Beziehung zwischen der Preistheorie und der Einkommenslehre, die allen bisherigen theoretischen Systemen fehlte, weil sie in der letzteren immer vom alten Verteilungs- und Zurechnungsgedanken ausgingen und bei der ersteren die eigentliche Aufgabe überhaupt nicht erkannten. Eine richtige Erklärung des Preises muß mit einem Schlag auch alle Einkommensarten erklären. Das tut unsere Theorie und deshalb ist sie, wie ich glaube, nicht  eine,  sondern  die  und überhaupt die  erste Erklärung  des Preises.

Man kann weiterhin wohl, aber nur in der Tauschwirtschaft, eine Unterscheidung von Arbeitsertrag und Sachgüter (Sachkapital-) und Geldkapitalertrag vornehmen, ohne daß man jedoch den Ertrag auf die Arbeit oder das Kapital ursächlich zurückführen darf, da er trotz der Aufwendung von Arbeit und Kapital keineswegs immer erzielt wird. Die Unterscheidung ist vielmehr allein darin begründet, daß bei einer Arbeitsleistung die Kosten nicht abgezogen werden, weil diese Kosten eben die Genußgüter und also das Ziel der Wirtschaft sind (betätigt sich der Arbeitleistende an einem fremden Produkt, so trägt eben der die Kosten, der ihn beschäftigt). Dagegen sind beim Verkauf oder beim Ausleihen von Sachgütern aus dem Erlös die Kosten abzuziehen, um den Ertrag zun finden.

Doch das ist alles in den ersten 3 Kapiteln meiner kleinen Schrift in möglichster Kürze auseinandergesetzt, und ich darf diejenigen, die nicht überhaupt schon in den bisherigen Theorien der Weisheit letzten Schluß sehen, sondern an eine Weiterführung und Verbesserung der ökonomischen Theorie und an eine schließliche Verständigung der Wissenschaft über ihre Grundlagen glauben, nochmals für die Einkommenslehre auf sie verweisen.

Jetzt, nachdem wir Wesen und Entstehung des Preises klargelegt haben, können wir noch über den Begriff des  Wertes  und seine Bedeutung für die ökonomische Theorie ein paar Worte sagen. Er war, wie wir gesehen haben, für eine ganze, jetzt hoffentlich überwundene Richtung der ökonomischen Wissenschaft Ausgangspunkt und Grundbegriff und hat dadurch so viel Unheil angerichtet und Unklarheiten verschuldet. Daß der Wertbegriff der österreichischen Schule für die Erkenntnis der wirtschaftlichen Erscheinungen keine Bedeutung hat, dürfte nach unseren Ausführungen klar sein, da wir ohne ihn, allein mit den Begriffen  Nutzen, Kosten  und  Ertrag,  auf die einfachste Weise die Probleme erklären (Preisbildung, ohne Angebot und Nachfrage als feste Größen anzusehen), die jene nicht einmal zu stellen wagte. Ob ein Gut beschränkt verfügbar ist, hängt allein von den Bedürfnissen der Nachfrage ab. Je mehr Nachfrage nach einem Gut bei einem gegebenen Vorrat vorhanden ist, umso mehr Kosten muß der einzelne Wirtschafter bei seiner Beschaffung aufwenden. Eine beschränkte Menge kommt also nur für die Feststellung der Kosten, nicht aber des Nutzens in Betracht. Hier schätzen wir das erste Gut am höchsten, dort, bei den Aufwendungen und Opfern am geringsten, und daher ist in diesem Fall die letzte verfügbare Einheit von Bedeutung. Das ist mein fundamentaler Gegensatz zur sogenannten Grenznutzenlehre, deren Fehler eben ist, daß sie nur eine Grenzkosten- oder Grenzwertlehre ist und den eigentlichen Nutzen übersieht.

Gerade weil jene Lehre aber eine  Grenzkostenlehre  ist, stimmen wir mit ihr darin überein, daß man diese Kostengüter auf eine Nutzenformel bringen muß. Jedoch nicht, was die Grenznutzenlehre will, um ihren "Wert" festzustellen, sondern nur,  um die Kosten mit dem Nutzen vergleichen und so den Ertrag festzustellen,  der das Ziel des wirtschaftlichen Subjekts ist. Die Kostengüter werden also als  Ertragsbemessungsgrundlage  geschätzt mit dem Nutzen des geringst geschätzten Genußgutes, für dessen Erlangung man sie gerade noch aufwenden würde. Es hat aber keinen Sinn und würde beim heutigen Zustand der ökonomischen Theorie nur zu Verwechslungen führen, diesen  nur gedachten Nutzen als Wert zu bezeichnen.  Zumeist macht ja auch der Wirtschafter überhaupt keinen Nutzen-, sondern einen Kostenvergleich, drückt nicht Kosten in Nutzen, sondern Nutzen in Kosten aus und stellt so einen Ertrag fest. Ob die Erträge so oder so festgestellt werden, ist ja auch ökonomisch ganz gleichgültig. Das wirtschaftliche Handeln beginnt eigentlich erst mit und besteht in der Sorge dafür,  daß die Grenzerträge gleich hoch sind.  All das muß den Lesern dieser Studie, wenn sie von ihr Gewinn haben wollen, jetzt vollkommen klar und geläufig geworden sein.

Wenn wir in der ökonomischen Theorie von Wert sprechen wollen, müssen wir also etwas ganz anderes darunter verstehen. Dabei treffen nun das theoretische Bedürfnis nach einer Bezeichnung und der Sprachgebrauch zusammen. Und wieder ist es - es kommt mir selbst fast sonderbar vor, was sich alles aus diesem einen Begriff gewinnen läßt - der  Ertrags gedanke, von dem aus wir auch zum ökonomischen Begriff des Wertes in unserem theoretischen System gelangen. Wenn überhaupt, hat es nur Sinn, von einem  Ertragswert  in der ökonomischen Theorie zu sprechen. Dieser Begriff füllt eine gewisse Lücke aus. Die Kostengüter gewähren, wie wir wissen, keinen Nutzen, sie werden nur des Ertrags von Genußgütern wegen geschätzt. Der so entstandene Ertragswert der Kostengüter ersetzt also hier den Begriff des Nutzens, statt Nutzen haben sie einen im letzten Grund mit dem Nutzen der Genußgüter zusammenhängenden Ertragswert, während, wie man leicht erkennt, für Genußgüter Nutzen und Ertragswert identisch sind, weshalb es besser ist, hier überhaupt nicht von Wert zu sprechen. Dieser Ertragswert hat eine besondere Bedeutung, auch im praktischen Leben, wenn es sich um Kostengüter handelt, die einer dauernden Verwendung fähig sind. So werden ein Mietshaus, ein Laden, eine Fabrik geschätzt nach ihrem Ertrag und der Ertragswert einer Aktiengesellschaft, dessen Schätzung im Kurszettel jeden Tag einen anderen Ausdruck findet, spielt im praktischen Leben eine große Rolle. Auch bei Kostengütern in der Einzelwirtschaft kann man von einem Ertragswert sprechen. Doch hat er natürlich seine besondere Bedeutung da, wo er sich durch eine Kapitalisation des Ertrags in Geld ziffernmäßig feststellen läßt.

Realisieren  läßt sich der Ertragswert der Kostengüter natürlich nur durch den Verkauf, also im  Preis.  Er ist aber keineswegs identisch mit dem Preis. Auch hier gilt vielmehr der Fundamentalsatz, daß der Preis niemals direkter Ausdruck des Wertes ist. Denn wenn eine Mietshausbesitzer sein Haus, der Droschkenkutscher Pferd und Wagen, der Aktionär einer Bank seine Aktien verkauft, so tun sie es eben, weil sie mit einer anderen Anlage der erhaltenen Geldsumme  einen höheren Ertrag  zu erzielen erwarten, das erworbene Gut, genau wie bei Genußgütern, ihnen mehr, das hingegebene weniger wert war als der Preis angibt.

Das ist der verhältnismäßig enge Kreis, wo ein besonderer Wertbegriff in der ökonomischen Theorie eine gewisse Berechtigung hat, indem er etwas bezeichnet, wofür ein anderer Ausdruck fehlt, denn wenn ein solcher vorhanden ist, sollte man das vieldeutige Wort  Wert  vermeiden.

Der Ertragswert eines  einzelnen  Kostengutes von mehreren bei der Beschaffung von Genußgütern Zusammenwirkenden läßt sich natürlich nicht angeben. Obwohl alle Kostengüter nur wegen des Ertrags der Genußgüter geschätzt werden, "vom Nutzen der Genußgüter Wert empfangen", ist eine Zurechnung des Wertes oder Nutzens eine logische Unmöglichkeit, mag man sie auch noch so viel "mathematisch" beweisen und berechnen. Aber jetzt wissen wir, warum deswegen doch und  ohne Zurechnung  das einzelne "Produktionsgut" in der Tauschwirtschaft  seinen Preis haben kann,  während die Tatsache des Preises der Kostengüter für die Österreicher gerade als Hauptbeweis für die Lösbarkeit der Zurechnung des Wertes galt (99). Das einzelne Kostengut kann ebenso wie jedes Genußgut seinen Preis haben,  weil Angebot und Preis aller Güter bestimmt werden durch ein allgemeines Ziel aller Wirtschafter, das Streben nach dem größten Ertrag, durch ein allgemeines Gesetz, das des Ausgleichs der Grenzerträge und durch eine allgemein für die ganze Volkswirtschaft gegebene Größe, den volkswirtschaftlichen Grenzertrag.  Dadurch und nur dadurch, aber nicht durch irgendeine Wertzurechnung hängt jedes Kostengut zusammen mit den Bedarfsempfindungen der Konsumenten für dasjenige Genußgut, zu dessen Herstellung es dient.


Damit wollen wir schließen. Es ließe sich zwar noch vieles näher ausführen, die herrschenden Anschauungen in zahlreichen äußerst charakteristischen Sätzen noch viel schärfer widerlegen, vor allem ließen sich noch zahlreiche Schlußfolgerungen nach den verschiedensten Richtungen hin ziehen, die ein neues Licht auf mancherlei Probleme der Volkswirtschaftslehre werfen, aber ich glaube, die Aufgabe, die wir uns im Titel dieses Aufsatzes stellten, ist erfüllt. Wir haben, was bisher unmöglich schien, tatsächlich aber nicht einmal recht versucht war, die Preisbildung aller Güter aus den subjektiven Wertschätzungen der Konsumenten heraus erklärt. Ich glaube die Bedeutung der hier entwickelten Gedanken nicht zu überschätzen, wenn ich die Meinung ausspreche, daß sie das Fundament für einen neuen systematischen Aufbau der ökonomischen Theorie bilden können. Einen solchen zu liefern wird meine Lebensaufgabe sein. Das Gebäude ist doch immerhin so weit gediehen, daß die Kundigen sich aus dem hier Gegebenen den Plan des Ganzen unschwer werden konstruieren können. Wenn wohl auch noch manche Jahre vergehen werden, bis die hier ausgesprochenen Grundgedanken allgemein durchdrungen sind, so darf ich doch vielleicht die Hoffnung aussprechen, daß zumindest unter den jüngeren theoretisch interessierten Nationalökonomen einige am Ausbau dieser Gedanken mit- und weiterarbeiten werden. Dann, so glaube ich, kann eine neue Blüte der ökonomischen Theorie und ein erheblicher Fortschritt der ökonomischen Wissenschaft mit der Zeit daraus erwachsen.
LITERATUR Robert Liefmann, Die Entstehung des Preises aus subjektiven Wertschätzungen, Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Bd. 34, Tübingen 1912
    Anmerkungen
    77) MENGER, a. a. O., Seite 124
    78) BÖHM-BAWERK, Positive Theorie des Kapitals, Seite 236
    79) Und ebenso nimmt er auch "die Eisen vorräte  der Berg- und Hüttenbesitzer" einfach als gegebene Größe für die Preisbildung an (ebd. Seite 238)
    80) Es ist überhaupt ihr Fehler, immer Wert und Preis etc. "bestimmen" zu wollen, ohne sie "erklären" zu können.
    81) FRIEDRICH von WIESER, Der natürliche Wert, Seite 76. Bei von WIESER ist  Ertrag  natürlich nicht in unserem Sinne, sondern gleich  Produkt  gebraucht.
    82) JOSEPH SCHUMPETER, Bemerkungen über das Zurechnungsproblem, Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung, Bd. 18, 1909, Seite 131
    83) a. a. O., Seite 138. Denselben Gedanken vertreten DIETZEL und von PHILIPPOVICH, vgl. meine Kritik in "Ertrag und Einkommen", Seite 65f.
    84) von WIESER, Der natürliche Wert, Wien 1889, Seite 80f
    85) Ertrag und Ertragsanteil ist bei von WIESER nicht in unserem Sinne, Spannung zwischen Nutzen und Kosten gebraucht, sondern gleich Produkt, Ergebnis der Produktionsfaktoren, das dann aber mit dem Wert der Produkte verwechselt wird.
    86) von BÖHM-BAWERK, Positive Theorie des Kapitals, Seite 185
    87) Wer sich näher dafür interessiert, findet eine ausgezeichnete klare Darstellung bei SCHUMPETER, der ihr den oben angeführten Aufsatz widmet und sie auch noch in einem Punkt zu verbessern glaubt. Für die Lösbarkeit des Problems liefert aber auch er naturgemäß nicht den geringsten Beweis (siehe auch unten Anmerkung 99).
    88) von WIESER, a. a. O., Seite 76
    89) von PHILIPPOVICH faßt auch den Nutzen ganz anders auf als wir, nämlich objektiv = allgemeine Nützlichkeit. Er fährt nämlich fort: "Dieser Nutzen ist jeweils bedingt durch die besonderen technischen Eigenschaften der Güter und ihre dadurch gegebene Fähigkeit, unserem Zweck zu dienen, d. h. durch ihre allgemeine Nützlichkeit"!
    90) von WIESER, a. a. O., Seite 99
    91) von BÖHM-BAWERK, Grundzüge der Theorie des wirtschaftlichen Güterwerts, a. a. O., Seite 28 bis 29.
    92) von WIESER, Über den Ursprung und die Hauptgesetze des wirtschaftlichen Wertes, Seite 128.
    93) Vgl. dazu SCHOR, Kritik der Grenznutzentheorie, Conrads Jahrbücher 1902, III. Folge, Bd. 23; SCHARLING, Grenznutzentheorie und Grenzwertlehre, ebd. 1904, III. Folge, Bd. 27, und SCHADE, Böhm-Bawerks Zinstheorie und seine Stellung zur Produktivitätstheorie, Annalen des Deutschen Reiches 1906, Seite 234f.
    94) Aber auch nur dafür! Ein  "Wert"  einer gesamten Güterquantität läßt sich auf solche Weise niemals angeben.
    95) Übrigens wird auch der tauschlose Wirtschafter in der Regel nicht einen Nutzen-, sondern einen  Kostenvergleich  anstellen, er wird sich sagen: Für die Beschaffung dieses Genußgutes habe ich tatsächlich so und soviel Arbeit aufzuwenden gehabt - dabei wird er die auf Werkzeuge, Rohstoffe und dgl. verwendete Arbeit einrechnen - ich würde äußersten Falles so und soviel Arbeit darauf verwendet haben, die Differenz ist mein Ertrag.
    96) Siehe darüber unten die letzten Seiten.
    97) Ertrag und Einkommen, a. a. O., Seite 54f
    98) Auf die wichtigsten Konsequenzen unserer Preistheorie für manche heute besonders streitige und auch praktisch sehr bedeutsame Probleme, wie  Grundrente, Mietpreise, Lohntheorie,  vor allem auch für die  Steuerüberwälzungslehre  kann im Rahmen dieses Aufsatzes, der nur die Grundlagen liefern soll, nicht eingegangen werden. Alle diese Streitfragen schreien förmlich nach einer klaren Erkenntnis der Preisbildung als notwendiges Fundament, das ihnen die bisherigen Preistheorien nicht liefern konnten.
    99) Charakteristisch z. B. SCHUMPETERs Bemerkungen über das Zurechnungsproblem a. a. O., Seite 84: "Lösbar ist das Zurechnungsproblem ganz sicher. Darüber ist jeder Zweifel ausgeschlossen durch die Tatsache, daß Werte und Preise der Produktivgüter in der Praxis sich durch nichts von denen der Genußgüter unterscheiden ... Die Praxis also löst das Problem gewiß und beweist so seine Lösbarkeit durch die Tat!" Ich zeigte demgegenüber, wie die Praxis die Preisbildung der Produktivgüter  ohne  Zurechnung löst.