tb-2WundtDiltheyA. StadlerC. GöringC. Stumpf    
 
VIKTOR KRAFT
Die Grundlagen der
wissenschaftlichen Methoden

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"Für Husserl ist das im Wesen erfaßte identische Moment etwas, was als Allgemeines eo ipso nie in den einzelnen Anschauungen selbst enthalten sein kann: sondern es ist eben ein Glied aus einem anderen Reich, aus dem idealen Sein, dem individuelle Anschauungen immer nur  entsprechen.  Darum können diese für ihn nicht die logische Grundlage für die Erkenntnis des Wesens sein - weil es eben in ihnen als solchen nicht enthalten ist; sondern das Wesen hat keine andere Grundlage als sich selbst, es wird einfach  entdeckt  im Reich der Wahrheiten."

I. Die Methode der Wissenschaftslehre

2. Wissenschaftslehre und Wesensintuition

Wenn man aber nun wirklich von der Erkenntnis, wie sie tatsächlich in den Wissenschaften vorliegt, ausgehen will, so kann das natürlich nur der gegenwärtige Bestand der Wissenschaften sein und ihre geschichtliche Entwicklung bis hierher. Damit hat man aber nur eben einen bestimmten historischen Querschnitt der Wissenschaftsentwicklung vor sich; und jeder solche ist naturgemäß etwas Unfertiges, Zufälliges, Mangelhaftes. Die Wissenschaften weisen in ihrem inhaltlichen Zusammenhang noch große Lücken auf, sie sind mit Irrtümern und schiefen Halbwahrheiten durchsetzt. Manche grenzen sich undeutlich oder fehlerhaft gegen die anderen ab, manche sind in ihren Methoden unsicher. Man braucht sich nur in einen ein, zwei Jahrhunderte früheren Querschnitt der Wissenschaftsentwicklung zu versetzen, um das alles mit größter Deutlichkeit gegenwärtig zu haben.

Diesem jeweiligen historischen Zustand steht die Wissenschaft gegenüber, wie sie allein als eigentliche Wissenschaft vorschwebt: als unverrückbares System unwandelbarer Erkenntnisse in klar gegliederten Zusammenhängen, den Einzelwissenschaften. Daß sich mit dieser zeitlosen Wissenschaft ein historischer Wissenschaftsbestand niemals deckt, auch nicht mit einem Ausschnitt derselben, ist klar. Er kann einen solchen nur als seinen unvergänglichen, überhistorischen Gehalt neben vielem rein Zeitbedingten, Nichtdazugehörigen in sich enthalten. Man muß daher die  reine,  vollkommene Wissenschaft und die  wirkliche  Wissenschaft einer bestimmten  Zeit  mit ihrer Unvollkommenheit unbedingt auseinanderhalten: man darf nicht die eine für die andere nehmen.

Wenn man also das, was als Wissenschaft zu einer Zeit vorliegt, empirisch festgestellt und untersucht, so hat man damit nur ein historisches, wandelbares Gebilde von Wissenschaft zugrunde gelegt, in dem sich Wahres und Falsches, Endgültiges und Vergängliches in unentwirrbarer Weise vermischt. Der Wissenschaftslehre ist es aber um die  reine  Wissenschaft zu tun. Was soll ihr da ein induktiver Aufbau auf die  tatsächliche  wissenschaftliche Erkenntnis nützen? Bedeutet er nicht geradezu eine Irreführung für sie? Ist er unter diesen Umständen nicht gänzlich verfehlt und ausgeschlossen? Das ist der grundsätzliche Einwand gegen eine induktive Begründung der Erkenntnistheorie, wie er sich unter dem Gesichtspunkt einer idealen Wissenschaft und Wissenschaftslehre ergibt.

Gibt es aber einen Weg zu wahren, überhistorischen  ewigen  Wissenschaft selbst? Einen solchen Weg hat nun HUSSERL zu zeigen unternommen.

Was die Wissenschaftslehre zum Gegenstand hat: die Wissenschaft überhaupt und die Wissenschaften als  so und so geartete systematische Einheiten [4] - das ist nicht etwas empirisch Wirkliches. Eine Wissenschaft besteht so wenig wie in den Büchern auch in den einzelnen tatsächlichen  Erkenntnisakten,  Bewußtseinsvorgängen dieser oder jener Individuen, sondern sie besteht in Wahrheiten; d. h. sie besteht nicht in den einzelnen, individuellen, zeitlich bestimmten Erkenntnis erlebnissen  als solchen, sondern nur im objektiven Gehalt darin, der für alle erkennenden Individuen einer und derselbe ist. Dieser identische Gehalt, die  Wahrheit,  d. i. der wahre Satz, ist aber weder mit dem wirklichen physischen Erkenntniserlebnis, noch mit einem Bestandteil oder Moment an diesem identisch, sondern er wird im Erlebnis immer nur gemeint, bedeutet,  intentional erfaßt  (Seite 240). "Der Mannigfaltigkeit von individuellen Erkenntniskomplexionen, in deren jeder  dieselbe  Theorie - jetzt oder ein anderesmal, in diesen oder jenen Subjekten - zur Erkenntnis kommt, entspricht eben diese Theorie als der ideale identische Gehalt. Sie ist dann nicht aus  Akten,  sondern aus rein  idealen  Elementen, aus Wahrheiten, aufgebaut und dieses in rein idealen Formen, in denen von Grund und Folge" (Seite 240). Da der Gegenstand der Wissenschaftslehre, die Wissenschaft, also etwas ist, das ideal, nicht real existiert, kann er auch nicht an Tatsachen der Erfahrung erforschbar sein, sondern verlangt eine nichtempirische, apriorische Erkenntnis.

Die Wissenschaft und die Wissenschaften kommen als Gegenstände der Wissenschaftslehre ferner nicht in ihren zufälligen historischen Ausprägungen, in ihrem historischen  Dasein,  auch nicht als  Gattungen  empirisch-historischer Bildungen in Betracht, sondern in ihrem  Wesen,  d. i. in der zeitlosen und daseinsfreien Art, wie sie das ideale Wesen der Wissenschaft überhaupt und der einzelnen Wissenschaften als solcher ausmacht. Solches Wesen läßt sich nicht durch  Erfahrung  bestimmen, weil es der Erfahrung nicht angehört, sondern es wird  intuitiv  erkannt. Es ist in unmittelbarem Anschauen adäquat faßbar [5] (Seite 314). Das Wesen eines Gegenstandes leuchtet aufgrund der anschaulichen Vorstellung eines solchen Gegenstandes auf. Eine solche "Wissensanschauung ist aber nichts weniger als Erfahrung im Sinne von Wahrnehmung, Erinnerung oder gleichstehenden Akten und ferner nichts weniger als eine empirische Verallgemeinerung, die in ihrem Sinn individuelles Dasein von Erfahrungseinzelheiten existenzial mitsetzt. Die Anschauung erfaßt das Wesen als Wesenssein und setzt in keiner Weise Dasein" [5] (Seite 316) Es ist eine erfahrungsfreie,  apriorische Anschauung  (Intiution), weil es eine unmittelbare Vergegenwärtigung ist.

HUSSERL setzt also anstelle einer induktiven Wissenschaftslehre, die für ihn ein durchaus verfehltes, ungeeignetes Verfahren bedeutet, ein intuitives Erfassen des Wesens der Wissenschaft (und der Einzelwissenschaften). Die  Wissenschaftslehre  fällt nach HUSSERL mit der Logik zusammen und diese ist eine apriorische theoretische nomologische (d. i. eine, die durch die  systematische Einheit des Begründungszusammenhangs  und durch  ideal-gesetzliche Allgemeinheit  charakterisiert ist) Wissenschaft, die auf das ideale Wesen der Wissenschaft als solcher, also nach den Seiten ihres Gehalts an systematischen Theorien mit Ausschluß ihrer empirischen, anthropologischen Seite, Beziehung hat [4] (Seite 242). Die Erkenntnistheorie allerdings, die ein Glied der Phänomenologie bildet, ist keine nomologische, sondern eine deskriptive Wesenswissenschaft [6] (Seite 123), aber doch auch eine  Wesenswissenschaft  und darum intuitiv. Die Wissenschaftslehre gehört also jedenfalls, ob sie nun als Logik oder als Teil der Erkenntnistheorie gedacht ist, zu den Wesenswissenschaften.

 Wesen  wird von HUSSERL der  Tatsache  gegenübergestellt. Diese, wie sie durch die Wahrnehmung gegeben wird, ist immer etwas Individuelles; und individuell ist sie für HUSSERL durch ihr Dasein in einem bestimmten Zeitpunkt und (eventuell auch!) an einem bestimmten Ort des Raumes in einer bestimmten Gestalt. Jede individuelle Tatsache hat aber auch einen  Realitätsgehalt,  der ebensogut in jedem beliebigen anderen Zeitpunkt und "an jedem beliebigen Ort mit jeder beliebigen Gestalt sein könnte" [6] (Seite 8). Dieser Realitätsgehalt, "das im selbsteigenen Sein eines Individuums als sein  Was  Vorfindliche", bildet das  empirische  Wesen desselben; und dieses wird als "das  empirische  Wesen desselben; und dieses wird als "das entsprechende  reine  Wesen oder Eidos" erfaßt, in dem die erfahrende oder individuelle Anschauung in eine Wesensanschauung (Ideation) umgewandelt" wird [6] (Seite 10). Jede Tatsache hat ihr Wesen und "alles zum Wesen des Individuums Gehörige kann auch ein anderes Individuum haben" [6] (Seite 9). Das reine Wesen, das "unter Wesenswahrheiten verschiedener Allgemeinheitsstufe" steht, ist etwas anderes als einfach das individuelle  Was.  Am individuellen Gegenstand ist "ein Bestand an  wesentlichen  Prädikabilien, die ihm zukommen müssen, damit ihm andere, sekundäre, relative Bestimmungen zukommen können", zu unterscheiden.

Die Tatsache ist ferner real, das Wesen dagegen irreal oder ideal. Denn es kann nie zeitlich-räumlich individualisiert sein, während Reales individuell ist.

Jede Tatsache, "individuelles Sein jeder Art ist (endlich) zufällig" [6] (Seite 9). Das Wesen dagegen hat Notwendigkeit in sich,  sofern  es als eidetische Besonderung und Vereinzelung eines eidetischen [anschaulichen - wp] allgemeinen Sachverhaltes" [6] (Seite 15), d. i. als Spezifizierung eines allgemeinen Wesens zu begreifen ist.

Was HUSSERL somit als Wesen den Tatsachen gegenüberstellt, wird vor allem dadurch charakterisiert, daß es nicht an einer bestimmten Stelle in der Zeit und (eventuell) im Raum lokalisiert ist und deshalb nicht real ist und daß es nicht individuell, sondern allgemein ist. So ein Wesen ist z. B. der  Ton a  gegenüber den realen Tönen  a  dort und damals auf einer Geige oder einer Oboe usw. "und zuoberst Ton überhaupt" gegenüber den individuellen Tönen, die jemals wirklich waren [6] (Seite 9). So ein Wesen ist auch  ganze Zahl  gegenüber den einzelnen ganzen Zahlen  1, 2, 3  usw. in infinitum.

Die Art, wie das Wesen nach HUSSERL  erkannt  wird, ist das  intuitive Erschauen.  Dieses findet aber doch nicht so völlig unmittelbar und selbständig und ohne Vorbedingungen statt, wie uns Sinneseindrücke zuteil werden: sondern man muß von empirischen Anschauungen (Wahrnehmungen, Erinnerungen, Phantasievorstellungen) der individuellen Vereinzelungen, die einem Wesen entsprechen, ausgehen. Von den empirischen Phänomenen gelangt man zur Erfassung des Wesens durch mehrfache Ausschaltungen.  Reduktionen.  Die allgemeinste  Reduktion  ist die  eidetische  [4], "die vom psychologischen Phänomen zum reinen Wesen ... überführt" [6] (Seite 4). Dadurch wird der  Tatsachen gesichtspunkt ausgeschaltet und die Einstellung auf das Wesen hergestellt. Aber es bleibt noch immer eine Wesenslehre  realer  Phänomene. "Andere REduktionen, die spezifisch transzendentalen, reinigen die psychologischen Phänomen von dem, was ihnen Realität und damit Einordnung in die reale Welt verleiht" [6] (Seite 4). "Es liegt in der Eigenart der Wesensanschauung, daß ein Hauptstück individueller Anschauung, nämlich ein Erscheinen, ein Sichtigsein von Individuellem ihr zugrunde liegt, obschon freilich keine Erfassung desselben und keinerlei Setzung von Wirklichkeit: gewiß ist, daß infolge dessen  keine  Wesensanschauung möglich ist ohne die freie Möglichkeit der Blickwendung auf ein "entsprechendes" Individuelles und der Bildung eines exemplarischen Bewußtseins ..." Um ein Wesen selbst und originär zu erfassen, kann man von entsprechenden  erfahrenden  Anschauungen ausgehen, ebensowohl aber auch von  nicht-erfahrenden,  nicht-Daseinerfassenden, vielmehr bloß einbildenden Anschauungen" [6] (Seite 12). Wenn wir z. B. das Wesen der Wahrnehmung erfassen wollen, so geschieht dieses, indem wir uns in reiner Schauung, etwa von Wahrnehmung zur Wahrnehmung blickend, zur Gegebenheit bringen, was Wahrnehmung, Wahrnehmung an sich selbst - dieses Identische beliebiger fließender Wahrnehmungssingularitäten - ist." [5] (Seite 315). "Aber das ändert nichts daran, daß beiderlei Anschauungsarten (die empirische und die eidetische) prinzipiell unterschieden sind" [6] (Seite 12). Aber die empirischen Anschauungen sind nicht eine  Geltungsinstanz  in einem methodischen Verfahren der Wesensermittlung, sie sind nicht eine Erkenntnisquelle für das Wesen, sondern sie sind nur der psychologische  Anlaß  für das intuitive Gewahrwerden des Wesens.

Auch Wissenschaft ist ein  Wesen  gegenüber den einzelnen Theorien, Beweisen usw. Und die Wissenschaftslehre (als Teil der Erkenntnistheorie) ist "eine Wesenslehre nicht realer, sondern transzendental reduzierter Phänomene" [6] (Seite 4). Darum muß auch die Wissenschaftslehre auf dem Weg der Wesensschau ihre Aufgaben lösen. Diese formuliert HUSSERL in den Logischen Untersuchungen (I. § 66, Seite 241) dahin - wobei er allerdings eine Wissenschaftslehre im allgemeinsten Sinn: von Wissenschaft überhaupt, im Sinn einer Logik, im Auge hat: "Was macht das ideale Wesen von Theorie als solcher aus?" Welches sind die primitiven wesenhaften Begriffe und die reinen Gesetze, welche die Konstituentien von Theorie überhaupt bilden? Diese müssen demnach erkannt werden dadurch, daß uns ihr Wesen aufleuchtet, indem wir von einzelwissenschaftlicher Theorie zu Theorie blickend uns zur Gegebenheit bringen, was Theorie an sich selbst, als "das Wesen ihrer Form" (Seite 241) ist und was zur Idee der Theorie wesentlich gehört. Aus dieser fließt dann a priori und deduktiv die Spezialisierung derselben in ihre möglichen Arten, die Einzelwissenschaften [4] (Seite 241, 242). Es ist also ein ganz anderer Weg als der einer induktiven Wissenschaftslehre.

Die Wissenschaftslehre gehört nach HUSSERL zu den  Wesens- Wissenschaften und diese stehen den  Tatsachen- Wissenschaften als eine eigene, andere Art von Wissenschaften gegenüber. Tatsachenwissenschaften sind Erfahrungswissenschaften; weil sie Dasein feststellen, gründen sie sich auf die allein Wirklichkeit gebende empirische Anschauung, auf die Erfahrung. Für die Wesenswissenschaften bildet, weil sei nicht "Wirklichkeitsverhalte, sondern Wesensverhalte" erforschen, die eidetische Anschauung, die Wesenserschauung die Grundlage. Was sie zur Erkenntnis bringen, sind 1. "die unmittelbarer Einsicht zu erfassenden Wesensverhalte", die  eidetischen Axiome,  2. diejenigen Wesensverhalte, die "aus solchen  axiomatischen  Sachverhalten durch reine Folgerung erschlossen werden können." "Es macht also das Wesen rein eidetischer (Wesens-)Wissenschaft aus, daß sie ausschließlich eidetisch verfährt", daß sie lediglich aufgrund Wesensschau und ohne Erfahrungsbegründung ihre Erkenntnis gewinnt [6] (Seite 17). Der Sinn eidetischer Wissenschaft schließt jede Einbeziehung von empirischen Tatsachen sowie von Erkenntnisergebnissen empirischer Wissenschaften prinzipiell aus. Denn "aus Tatsachen folgen immer nur Tatsachen" [6] (Seite 18). Das Muster eidetischer oder Wesenswissenschaft ist die Mathematik [6] (Seite 17). Die Wissenschaftslehre baut sich also nach HUSSERL nicht auf Erfahrungstatsachen und nicht induktiv, sondern intuitiv und deduktiv auf.

In der Wesenserschauung macht HUSSERL tatsächlich eine neuartige Erkenntnisweise geltend. Wird das Wesen (z. B. der Theorie, als der Form von Wissenschaft überhaupt) unmittelbar  erschaut,  so bedarf es keines Geltungsnachweises, überhaupt keiner methodischen Begründung dafür mehr. Dem die intuitive Gewißheit, das einsichtige Gegebensein der Wesen und ihrer Grundbeziehungen bildet dann den letzten Geltungsgrund. Eine Wesenswissenschaft braucht, abgesehen von ihren deduktiven Folgerungen, nur auszusprechen, was sie erschaut. Sie kann nur "einsichtig feststellen und das heißt selbst wieder: durch originär gebende Anschauung aufweisen und es durch Urteile, die sich dem in ihr Gegebenen getreu anpassen, fixieren" [6] (Seite 36 und 44). Wie empirische Beobachtungen einfach angeführt werden, so auch gewissermaßen  eidetische  Beobachtungen in der Wesenssphäre. Denn "auch Wesenserschauung ist eben Anschauung, wie der eidetische Gegenstand (das Wesen) eben Gegenstand ist." Es ist nur eine  "Verallgemeinerung  der korrelativ zusammengehörigen Begriffe  Anschauung  und  Gegenstand".  [6] (Seite 11)

Und so sind ja auch tatsächlich HUSSERLs Darlegungen im allgemeinen beschaffen: sie stellen einfach dogmatisch hin, suchen es einsichtig zu machen, was sich ihm intuitiv ergeben hat. Eine Nachprüfung ist nur in der Weise möglich, daß man selbst die Einsicht in die betreffenden Wesensverhältnisse gewinnt - oder in ihr Nicht-Bestehen; aber nicht in der Weise, daß man die Stichhaltigkeit von Begründungen untersucht. Wesen sind eben keine vermittelten, abgeleiteten, sondern unmittelbare Erkenntnisse.

Bezeichnet die Wesensintuition nun den Weg, um die Aufgaben einer Wisssenschaftslehre zu lösen?

Es ist gewiß anzuerkennen: Das Objekt der Erkenntnistheorie und dasjenige, was eine methodische Wissenschaftslehre zugrunde legen muß, können so wenig wie die Erkenntniserlebnisse bestimmter Individuen in Zeit und Raum auch die durchschnittlichen Lehrmeinungen irgendeines historischen Zeitpunktes sein. Was für eine Wissenschaftslehre in Betracht kommt, besteht allein in einem System von überhistorischen, unwandelbaren Wahrheiten. Die Grundlagen der Wissenschaftslehre werden nicht durch reale, zeitlich-räumlich Tatsachen gebildet, sondern durch ideale, zeitlose und daseinsfreier Sachverhalte, Wesen im Sinn HUSSERLs. - Aber wenn nun eine methodische Wissenschaftslehre sich auf die Wissenschaften, wie sie gegenwärtig tatsächlich vorliegen, gründet, so verliert sie sich damit doch keineswegs in die realen, individuellen Bewußtseinsvorgänge des wissenschaftlichen Denkens: sie zieht ja darin ebenso nur die  Wahrheiten  in Betracht, die zeitlosen, unpersönlichen Erkenntnisinhalte, aber nicht persönliche Ansichten bestimmter Individuen zu einer bestimmten Zeit wie HUSSERLs eigene erkenntnistheoretische Untersuchungen. Wenn man die Untersuchungen der Wissenschaftslehre auf die tatsächliche Wissenschaft gründet, so geht sie damit also keineswegs von zufälligen, historischen Einzeltatsachen aus, sondern bewegt sich durchaus im Bereich der  ewigen Wahrheiten,  der idealen Wesen.

Ist nun der eigentlich und ausschließlich Weg, Wesen zu erkennen, die Intuition? und diese darum die spezifische Erkenntnisweise aller Wesenswissenschaften? Wenn die Wissenschaftslehre das Wesenhafte wissenschaftlicher Erkenntnis feststellt, hat sie es nicht mit Wesen realer Erscheinungen, sondern schon von Gefügen idealer Wesen, eben der wissenschaftlichen Erkenntnisse, zu tun, mit Wesen und Wesensbeziehungen von höherer Allgemeinheitsstufe. Darin steht die Wissenschaftslehre nicht allein: auch Recht, auch Kunst sind ideale Wesenheiten wie die Wissenschaft und die systematischen Wissenschaften von ihnen suchen ebenso Wesenswahrheiten höherer Stufe.

Alle diese Wissenschaften müßten nun nach HUSSERL intuitiv und deduktiv vorgehen, ohne dabei die Mannigfaltigkeit wissenschaftlicher Erkenntnis, lebender und toter Rechtssätze, tatsächlicher Kunstwerke in Musik, Malerei usw. methodisch, anders als bloß beispielsweise, heranzuziehen. Sie würden die Grundbegriffe und -gesetze in unmittelbarer Wesenserschauung zu erfassen und das Erschaute nur auszusprechen haben und einer weiteren Begründung dafür nicht bedürfen. Vom erschauten Wesen des Rechts, der Kunst überhaupt wäre deduktiv die Spezialisierung in ihre möglichen Arten und Erscheinungsformen zu entwickeln. Für die allgemeine Rechtslehre ist das auch tatsächlich bereits im Sinne HUSSERLs versucht worden. [7]

Eine solche Art von Wissenschaft wäre die einer  Theorie  - wie deren Eigenart später (Seite 31f) dargelegt wedern wird. (Es bleibe dabei unterdessen dahingestellt, ob die Ausgangssätze der Deduktion innerhalb der Theorie überhaupt mit intuitiver Sicherheit gelten.) Damit würde sich die Frage darum drehen, ob die Wissenschaftslehre und jene anderen Wissenschaften jetzt schon in der Form einer Theorie entwickelt werden können. Denn das setzt immer schon einen hohen Zustand der Reife einer Wissenschaft voraus. Und der bereitet sich ur vor in  induktiver Erarbeitung  ihrer Begriffe und Verknüpfungsgesetze. Der Differenzpunkt wäre also nur der, daß HUSSERL für die Wesenswissenschaften einen vollkommenen Reifezustand im Auge hat, während es für sie auch einen Vorzustand der induktiven Erkenntnisbildung von der tatsächlichen Wissenschaft, Kunst, Rechtsnorm aus gibt. Auch für eine Theorie wäre übrigens die Beziehung zu dieser Tatsächlichkeit nicht vollständig abgeschnitten; denn es ist für sie eine Verifizierung erforderlich und diese wird eben in dieser Beziehung hergestellt.

Es läßt sich aber doch auch zeigen, daß für die Erkenntnis von Wesen der Weg der reinen Intuition ein allzu summarisches Verfahren darstellt, daß sie sich, als wissenschaftliche, nicht einfach durch Intuition ohne weitere Begründung und Methode ergibt.

Um sogleich an das früher angeführte Beispiel HUSSERLs anzuknüpfen: wird das Wesen  Wahrnehmung  wissenschaftlich, also von der Psycholgie wirklich in der Weise erkannt, daß wir uns "in reiner Schauung, von Wahrnehmung zu Wahrnehmung blickend, zur Gegebenheit bringen, was Wahrnehmung ... ist?" Wenn wir das tatsächliche Verfahren der Psychologie ansehen. [8] so finden wir vielmehr die Methode einer induktiven Gattungsbegriffsbildung. Es wird eingehend, sogar experimentell untersucht, wodurch sich die Wahrnehmung eindeutig charakterisieren läßt, was sie von der Empfindung sicher unterscheidet: und es besteht selbst bei dieser methodischen Begriffsbildung noch eine Unsicherheit in Bezug auf die Definition der Wahrnehmung - die doch wohl unüberwindlich sein müßte, wenn man auf das bloße Überblicken zufälliger Wahrnehmungseinfälle angewiesen ist. Und wäre dann überhaupt z. B. das Kriterium der Veranlassung durch einen äußeren Reiz auf diese Weise zu finden? Man wird vielleicht sagen, die Psychologie sollte anders vorgehen, eben intuitiv. Aber betrachten wir einen anderen Fall, wo die Wissenschaft ein großes Ergebnis bereits unzweifelhaft gewonnen hat, in Bezug auf die Art und Weise ihres Verfahrens dabei.

Wie Wahrnehmung oder Ton oder Farbe ein Wesen bezeichnet, ebenso auch Wärme und Bewegung und Schwere. Auch in ihnen steht etwas Zeitloses, Allgemeines den einzelnen individuellen Wärme-, Bewegungs-, Schwere-Tatsachen gegenüber. Es handel sich hier natürlich nicht darum, wie diese Wesen historisch erkannt worden sind oder wie sich psychologisch der Prozeß ihres Erkennens vollzieht, sondern worauf ihre Geltung beruth. Um zu erkennen, was z. B. das Wesen Schwere ist, muß man in der Naturwissenschaft einen langen Weg der Einsichten gehen, dessen Meilensteine durch die großen Entdeckungen GALILEIs, KEPLERs und NEWTONs bezeichnet werden. Schwere definiert die Physik als einen besonderen Fall der allgemeinen Gravitation, als die Beschleunigung, welche speziell die Masse des Erdkörpers der Masse eines anderen Körpers erteilt (oder zu erteilen strebt). Um das als gültig einzusehen, muß man zunächst die Gesetzmäßigkeit der Schwere-Erscheinungen: des freien Falls der Körper und zwar aller Körper in gleicher Weise, des Wurfes, des Pendels usw. erkannt haben, theoretisch in klarer Begriffsbildung (Kraft, Geschwindigkeit, Beschleunig ...) erfaßt und experimentell (Messung des Falles auf der schiefen Ebene. Fall aller Körper im luftleeren Raum mit derselben Geschwindigkeit ...) erwiesen. Und dann muß man erkennen, daß diese Schweregesetzmäßigkeit sich einer viel allgemeineren Gesetzmäßigkeit sich einer viel allgemeineren Gesetzmäßigkeit, welche auch in der Gesetzmäßigkeit der Planetenbewegungen zu ersehen ist, einordnen und sich aus ihr ableiten läßt: dem Gesetz der Gravitation. Erst indem wir Schwere als Bewegungsantrieb begriffen haben, ist das Wesen all der einzelnen Schwere-Erscheinungen erkannt. Erst damit wissen wir, was die Größe der Schwere - das Gewicht - eines Körpers (P = mg! [Kraft = Masse x Beschleunigung - wp]) und die Schwingungsdauer eines Pendels bestimmt und weshalb sich das Gewicht eines Körpers und die Schwingungszeit eines Pendels mit dem Ort auf der Erde  ändert,  weshalb sie vom Äquator gegen die Pole hin zunehmen, mit der Erhebung über die Erdoberfläche abnehmen usw. Für alle diese einzelnen Gesetzmäßigkeiten der Schwere-Erscheinungen läßt sich erst durch ihre Unterordnung unter die Gravitation einheitlich  ein  Wesen finden.

Um zu erkennen, was das Wesen  Schwere,  Schwere  ansich,  als das Identische all der individuellen Schwere-Erscheinungen (-Tatsachen) ist, genügt es also keineswegs, von Schwere-Erscheinung zu Schwere-Erscheinung blickend, sich ihr Wesen  zur Gegebenheit zu bringen  - ist denn der steigende Rauch oder Luftballon und das schwingende Pendel von vornherein überhaupt schon eine Schwere-Erscheinung? - : sondern die Wesenserkenntnis der Schwere ergibt sich erst aus einer Reihe von begrifflichen Zerlegungen und ideellen Konstruktionen, Messungen und Schlußfolgerungen. Sie ergibt sich auf dem Weg der Induktion und der Folgerung aus einer Theorie. Der Grund ihrer Geltung ist darum nicht bloße Intuition, sondern eine methodische Begründung.

Man könnte dieser Darlegung gegenüber vielleicht sagen: Schwere ist kein  Wesen,  sondern eines Wesens beziehung,  eben weil sie die Massenanziehung der Erde bezeichnet, also eine Beziehung zwischen Bewegung und (einer bestimmten) Masse. Aber Masse, ein nicht weiter zurückführbarer bewegungsbestimmender Umstand, muß doch als ein Wesen angesehen werden und an diesem könnte man denselben Nachweis führen. Auch Masse läßt sich nicht durch ein bloßes Überblicken von beliebigen Bewegungserscheinungen erschauen. Auch sie ist nur aufgrund vielfacher Induktion - NEWTON beruft sich selbst bei der Einführung dieses Begriffes auf die Pendelexperimente von HUYGHENS u. a. - im Zusammenhang einer Theorie einzusehen. Es ist keine Rede davon, daß ihr intuitive Gewißheit zukommt.

So gut wie Wahrnehmung oder Ton ist aber auch Laut und Wort und Satz und Flexion ein Wesen. Denn sie alle sind nicht bloß individuelle Tatsachen, sondern auch (mit Ausnahme der Laute) zeitlose und allgemeine Bedeutungen. Solche Wesen erkennt die Sprachwissenschaft nicht anders als induktiv. Eine Grammatik kommt zu ihrem System von sprachlichen Wesen durch Vergleichung und damit Unterscheidung und Zusammenfassung eines empirischen Materials von Texten oder lebendiger Rede. "Die Entdeckung beginnt mit dem Nächstliegenden, Augenfälligsten: gleiche Erscheinungen mit gleicher Bedeutung schließen sich sozusagen in zwei Bündel Reihen zusammen. Das Wort  lapidis  [Stein - wp] z. B. gesellt sich einerseits zu allen übrigen Kasusformen von  lapis  und andererseits zu allen Genitiven singularis der dritten Deklination, die ja gleichfalls die Endung  is  haben und in gleichen syntaktischen Verbindungen wie  lapidis  erscheinen. Die gleiche Erfahrung wird mit den Formen des Genitivus singularis in den übrigen Deklinationen gemacht: und nun lehren Kongruenzfälle wie  huius magui lapidis,  alle diese Formen als gleichwertig erkennen. Andere syntaktische Analogien nötigen ferner, den Genitiven des Plurals denen des Singulars gleiche Formen zuzusprechen ..." So beschreibt GEORG von der GABELENTZ [9] die Art und Weise der  grammatischen Induktion.  Es bildet also auch hier nicht Intuition die Grundlage der Wesenserkenntnis; von der GABELENTZ fordert vielmehr ausdrücklich für die grammatischen Lehren einen Nachweis, der nur ein  induktiver Beweis  sein kann.

Die Wissenschaft hat es im größten Maß, mindestens ebensoviel mit Wesen als mit Tatsachen zu tun. Aber sie hat es nur in seltenen Fällen, am häufigsten wohl in der Psychologie, zur Aufgabe, Wesen unmittelbar von individuellen Anschauungen aus zu gewinnen. Sonst hat sie gewöhnlich Wesens beziehungen  zu entwickeln. Die zugrunde liegenden Wesen führt sie dabei im Fall einer Theorie (des Falles z. B. die Wesen Bewegung, Geschwindigkeit, Zeit, Raum)  definitorisch  ein und gewinnt sie nicht erst aufgrund von Anschauungen. Sie gelten gar nicht aufgrund von Intuition. Wo es sich aber wirklich um Wesenserkenntnis handelt, wo die Wissenschaft Wesen (z. B. Wahrnehmung) aufgrund von Anschauungen gewinnt, geschieht es auf dem Weg der  Induktion.  Der Rekurs auf das tatsächliche Verfahren der Wissenschaft bei der Wesenserkenntnis zeigt klar, daß sie keineswegs auf reinen Intution beruth, sondern auf methodischer Begründung. Das ist auch anders nicht möglich.

Auch nach HUSSERLs Meinung muß die Wesenserkenntnis immer von individuellen Anschauungen ausgehen: solche bilden zum Vollzug der Wesenserschauung (Ideation) die notwendige Basis [6] (Seite 12). Auch nach ihm kann also ein Wesen nicht für sich allein, ohne konkrete Unterlagen erfaßt werden. Es besteht somit eine innere Beziehung zwischen der  Erkenntnis  des Wesens und den diesem entsprechenden Anschauungen. Aber HUSSERL hält 1. schon eine einzelne oder einige beliebige Anschauungen für genügend, um von ihnen aus in  ideirender Abstraktion  das Wesen zu erfassen. Das Wesen  Ton  ist zu erkennen "als das aus dem  individuellen  Ton (einzelne oder durch Vergleichung mit anderen als  Gemeinsames)  herauszuschauende Moment" [6] (§ 2, Seite 9). Und 2. bilden sie für HUSSERL bloß den psychologischen  Anlaß  für die (intuitive) Wesenserkenntnis keinen Erkenntnisgrund dafür. Denn für ihn ist das im Wesen erfaßte identische Moment etwas, was als Allgemeines eo ipso [ansich - wp] nie in den einzelnen Anschauungen selbst enthalten sein kann [4] (II/1, Seite 157): sondern es ist eben ein Glied aus einem anderen Reich, aus dem idealen Sein, dem individuelle Anschauungen immer nur  entsprechen.  Darum können diese für HUSSERL nicht die logische Grundlage für die Erkenntnis des Wesens sein - weil es eben in ihnen als solchen nicht enthalten ist; sondern das Wesen hat keine andere Grundlage als sich selbst, es wird einfach  entdeckt  im Reich der Wahrheiten.

Aber indem dem Wesen doch individuelle Anschauungen  entsprechen,  indem es doch das Wesen  in Bezug auf  bestimmte Anschauungen ist, besteht auch dann eine zweifellose Aufeinanderbeziehung von allgemeinen Wesen und individuellen Anschauungen als zugehörigen. Und diese Beziehung muß für die Erkenntnis des Wesens maßgebend werden. Es muß ausdrücklich gezeigt werden, daß zu einem Kreis von teilweise verschiedenartigen - Anschauungen gerade dieses als Wesen gehört. Wesen ist nach HUSSERL als ein Gemeinsames und Identisches aus einzelnen Anschauungen  herauszuschauen.  Damit die Zusammengehörigkeit von Wesen und Anschauungen gesichert ist, muß aufgewiesen werden: 1. aus  welchen  Anschauungen überhaupt das Wesen  herauszuschauen  ist und 2. daß es darin das Gemeinsame und Identische ist. Damit bilden aber dann auch die Anschauungsgrundlagen für die Wesens-Intuition nicht mehr den bloßen Anlaß dafür, sondern notwendige Bedingungen für die Einsicht, daß gerade dieses Wesen zu diesen und diesen Anschauungen gehört. Sie gehören wesentlich mit zu den Geltungsgrundlagen einer Wesenserkenntnis.

Wenn von  einigen beliebigen  Anschauungen aus ein Wesen erfaßt werden soll, so ist die Richtung der  ideirenden  Abstraktion und damit dieses Wesen noch gar nicht eindeutig bestimmt. Denn einer oder einigen Anschauungen kann man  verschiedene  Wesen zuordnen, zunächst Wesen verschiedener Allgemeinheitsstufe, aber auch Wesen verschiedener Abstraktionsrichtung. Von einigen Fallerscheinungen aus kann man z. B. das Wesen  Fall  oder das Wesen  Bewegung  oder auch das Wesen  Luftwiderstand  (oder  widerstehendes Mittel)  erschauen (in psychologischem Sinn genommen). Denn psychologisch ist es gewiß oft genug der Fall, daß bloß von einigen Anschauungen aus ein Wesen erschaut wird. Aber erkenntnistheoretisch ist das, was so intuitiv aufblitzt, damit noch lange nicht als gültige Erkenntnis begründet. Die großen Einsichten leuchten in der Wissenschaft wohl gewöhnlich so auf. Aber gerade daraus, daß diese erst noch in ihrer Geltung erwiesen werden müssen, wird es deutlich, daß auch intuitive Einsichten noch nicht unbedingt zugleich auch die Gewähr ihrer Gültigkeit geben. Wenn man im Darüberhinblicken über beliebige Anschauungen ein Wesen erschauen will, so heißt das, es dem Zufalle überlassen, von  welcher Gruppe  von Anschauungen man ausgeht und zu welchem Wesen man gelangt. Man kann damit ebenso leicht zu ganz einseitigen, unzutreffenden Wesensbestimmungen kommen. Denn auch Wesen können  bald  richtig, bald fälschlich vermeint sein" [6] (Seite 43).

Es ist die Grundanschauung HUSSERLs, daß Wesen eine  unmittelbare  Erkenntnis, die sich ohne Zwischenglieder und -operationen ergibt und nicht eine vermittelte, abgeleitete Erkenntnis darstellt. Man kann es HUSSERL ohne weiteres zugeben: Ein allgemeines Wesen kann nicht aus individuellen Anschauungen abgeleitet, aufgebaut werden; es kann nur an ihnen erschaut werden. Aber damit ist sozusagen nur die elementare Sachlage bezeichnet. Das Verfahren der wissenschaftlichen Wesenserkenntnis, der Wesenswissenschaften, ist damit noch keineswegs gegeben.

Unmittelbare Erkenntnis ist nur möglich für Beziehungen, bei denen ihre Glieder unmittelbar vorliegen und die daran allein erfaßt werden können. Das ist der Fall bei unmittelbaren Verhältnissen der logischen Über- und Unterordnung, der logischen Konsequenz, der Gleichheit oder Verschiedenheit. Daß dieses aus den gegebenen Vordersätzen folgt, daß jenes als Besonderes unter jenes Allgemeine fällt, daß dieses und jenes gleich ist, das kann man nur unmittelbar einsehen, intuitiv erfassen. Es ist wirklich ein Erschauen dieser Verhältnisse, ein ebenso Unmittelbar-Gegebensein wie in der sinnlichen Anschauung. Aber das ist nur der Fall bei unmittelbarer logischer Konsequenz, Unterordnung, Vergleichung.

Aber Wesenserkenntnis, wie sie in der Wissenschaft der Fall ist, besteht nicht einfach in der Erkenntnis eines solchen Verhältnisses zwischen unmittelbar gegebenen Gliedern, sondern eines weit verwickelteren Beziehungsgewebes. Die einzelnen Anschauungen können nicht mehr zugleich überblickt werden, sondern müssen sukzessive herangezogen werden und die für die einzelnen Gruppen erschauten Wesen müssen dann identifiziert werden; das identische Moment (des Wesens) an ihnen springt nicht sofort von0 selbst in die Augen, sondern muß erst durch Zergliederung und Vergleichung aufgewiesen werden. Wen man aber in dieser Weise die Anschauungsgrundlagen für das intuitive Erfassen eines Wesens  geordnet und vollständig  zurechtlegt - was ist das dann anderes als ein  methodisches  Erarbeiten, ein  Nachweise  oder  Begründen  der Wesenserkenntnis?

Die wissenschaftliche Wesenserkenntnis vollzieht sich in einem geordneten Aneinanderfügen vieler zusammengehöriger Wesenseinsichten. Die einzelnen sozusagen elementaren Wesenseinsichten beruhen auf Intuition. Daß dieses Wesen zu diesen unmittelbar vorliegenden Anschauungen gehört, das ist eine unmittelbare, unzurückführbare Einsicht. Aber für komplexe Wesensverhältnisse, bei denen die zugehörigen Anschauungen nicht mehr unmittelbar überblickt werden können, sondern sukzessive aufgewiesen werden müssen, kann es demgemäß eine unmittelbare, intuitive Gewißheit nicht mehr geben. Die Wesenseinsicht wird hier durch Zwischenglieder vermittelt [Vgl. die eingehende Analyse des Beweises durch PASCH [10] I.: Um einen Beweis als richtig einzusehen, muß man ihn in  Beweisschritte  zerlegen und über jeden einzelnen Beweisschritt urteilen. "Bei dem Beweisschritt der einfachsten Art wird von einer Aussage zu einer anderen dadurch übergegangen, daß der Inhalt derselbe bleibt, nur die Einkleidung sich geändert hat. Ich muß also, wenn zwei Wortgefüge vorliegen, imstande sein, zu entscheiden, ob sie denselben Inhalt haben oder nicht" (Seite 366).]

Hier beruth die Geltung auf der intuitiven Gewißheit der einzelnen Glieder und ihres  Zusammenhangs  untereinander. Diese Gewißheit muß Schritt für Schritt aufgewiesen werden. Und das ist es eben, was man methodisches Verfahren, Begründung heißt. Jeder einzelne Schritt ist intuitiv begründet, aber im ganzen ist der Vorgang diskursiv. Die Geltung der letzten Ergebnisse ist eine vermittelte.

(Es ist klar, daß es deswegen bei konkreten Beweisen nicht erforderlich ist, alle solchen Schritte einzeln aufzuweisen, also jeden Beweis in einem lückenlosen Kettenschluß zu geben. Es kommt nur darauf an, daß die zweifellose Sicherheit vorhanden ist, daß Sprünge im Beweisgang ohne weiteres durch den Nachweis der intuitiven Einzelschritte ausgefüllt werden können. Denn das bildet die Grundlage der Gültigkeit des Beweises. Es ist aber der Darstellung natürlich nicht nur freigestellt, sondern geradezu geboten, aus der ideellen logischen Schlußkette nur die markanten Glieder herauszugreifen, nur die Wendepunkte des logischen Gedankengangs zu bezeichnen, im Bewußtsein, daß die Ausfüllung des Übersprungenen, das Verfolgen der Einzelschritte jederzeit möglich wäre; denn nur so wird die Übersicht und das Verständnis des Geltungszusammenhangs ermöglicht. Wenn PASCH [11] für die Mathematik lückenlose Beweise verlangt, so hat ihn dabei offenbar das Bewußtsein geleitet, daß nur solche die Geltung der Beweisergebnisse wirklich gewährleisten können. Aber das bedeutet einen ideellen logischen Zusammenhang und es ist eine ganz andere Sache, wie weit man ihn jeweils expressis verbis [ausdrücklich betont - wp] darstellt und wie weit man ihn stillschweigend als einen selbstverständlichen Zusammenhang voraussetzen darf.)

Daß auch Wesenserkenntnis einer methodischen Begründung bedarf, macht sich auch für HUSSERL selbst mehrfach fühlbar. Immer wieder begegnet man nämlich bei ihm dem Bestreben, seine phänomenologischen Wesensbestimmungen zu  erweisen.  Es findet einmal [4] (II. 1., Seite 417; V. § 21) seinen offenen Ausdruck: "Zur  Rechtfertigung  unserer Begriffsbestimmung (nämlich des  intentionalen Wesens  eines  Aktes)  kann zunächst der Hinweis auf folgende neue Reihe von Identifizierungen dienlich sein." Um seine Wesensbestimmungen klarzulegen, schlägt HUSSERL selbst mehrfach ein Verfahren ein, das deutlich einen Zug trägt, der seit BACON und MILL als Charakteristikum der  Induktion  hervorgehoben worden ist. Um die Verschiedenheit von Wesen klarzumachen, führt er ihre voneinander unabhängige Variierbarkeit an. Die Sonderung von Bedeutung und gegenständlicher Beziehung z. B. wird daraus klar, daß die ausgedrückte Bedeutung verschieden sein kann:  Der Sieger von Jena - der Besiegte von Waterloo,  und doch beiderseits derselbe Gegenstand gemeint ist: NAPOLEON; und ebenso umgekehrt [4] (II. 1. Teil, I. § 12, 2. Auflage, Seite 47). Ebenso ist es die unabhängige  Variation der gegenständlichen Beziehung  - "der eine Akt kann sich auf dieses, der andere auf jenes Gegenständliche beziehen" - und die der  Aktqualität  - Gegenständliches kann in der Weise eines vorgestellten oder beurteilten oder erfragten ... intentional sein -, durch welche deren Verschiedenheit klar wird [4] (V. § 20, Seite 413, ebenso Seite 417, 418). Für HUSSERL sind das freilich nur  Beispiele  [4] (Seite 47) zur Veranschaulichung des zu erfassenden Wesens, keine Beweise. Es sind nur Hilfen für das intentionale Erkennen des Wesens, nicht mehr. Aber man braucht nur diesen Weg der  Vorbereitung  der Intention weiter zu verfolgen, für kompliziertere Fälle auszubauen, so führt er zur  methodischen  Erarbeitung der Wesenserkenntnis, zur Induktion.

Es ist somit dargetan: Auch wenn man mit HUSSERL von der Scheidung zwischen idealem Wesen und realen Tatsachen ausgeht, so kann Wesenserkenntnis sich nicht auf reine Intuition berufen, sondern auch sie erfordert eine methodische Begründung. Und daher ist, auch wenn die Wissenschaftslehre als Wesenswissenschaft charakterisiert wird, für sie ein methodisches und begründendes Verfahren nicht zu umgehen. Daß aber dabei die Wissenschaftslehre die tatsächliche, konkrete wissenschaftliche Erkenntnis zur Grundlage nehmen muß, das drängt sich ebenfalls HUSSERL selbst auf. Der Frage: "Was macht das ideale Wesen von Theorie als solcher aus?" schickt er die Feststellung voraus: "Die Möglichkeit oder Wesenhaftigkeit von Theorie überhaupt ist natürlich gesichert durch einsichtige Erkenntnis irgendeiner  bestimmten  Theorie" [4] (I. § 66; 2. Auflage, Seite 241). Damit ist die Begründung auf die tatsächliche Wissenschaft für die Wissenschaftslehre im Prinzip anerkannt.

Man wird also auch auf der Basis von HUSSERLs Anschauungen und von seinen eigenen Begriffsbildungen aus zu einer methodisch begründenden, induktiven Wissenschaftslehre geführt. Es ist nur eine Induktion an einem anderen Material als in den Erfahrungswissenschaften: nicht an einem idealen Material. Es ist ein Bestand an idealen  Wahrheiten,  den die Wissenschaftslehre mit der tatsächlichen Wissenschaft zur Basis nimmt.


3. Kritische Induktion

Nun bleibt freilich der fragmentarische, unvollkommene Charakter dieser tatsächlichen Wissenschaft unleugbar. Was gegenwärtig an wissenschaftlicher Erkenntnis vorhanden ist, das ist natürlich ebenso ein historischer Bestand, lückenhaft und irrtumgemengt, wie zu irgendeiner anderen Zeit. Und dieser Charakter bleibt unüberwindlich. Denn eines Auslese der wahren gegenüber den vermeintlichen Wahrheiten, der bleibenden Erkenntnisse gegenüber den vergänglichen Irrtümern vermag nie eine Zeit selbst zu treffen. Auch die Wesensintuition ist dazu nicht imstande. Was sie erfaßt, ist der zeitlose  Sinn  von Denkerlebnissen, aber der ist noch keine zeitlose,  ewige Wahrheit.  Einem zeitlosen Sinn kann ebensogut Wahrheitswert zukommen als Irrtumscharakter. Und ein Kriterium der absoluten Wahrheit hat auch der erkenntnistheoretische Intuitionismus nicht. Seine Wesensschau kann ebenso subjektiv und bloß vermeintlich sein [6] (Seite 43) wie jeder andere Erkenntnisanspruch. Darum bietet auch er nicht das Zaubermittel, um die  ewigen Wahrheiten,  die wahre Wissenschaft aus den gegenwärtigen Meinungen auszusondern.

Über die Unvollkommenheit der tatsächlichen Wissenschaft kommt man nicht hinweg. Darum kann aber nun die Zugrundelegung der tatsächlichen Wissenschaft für die Wissenschaftslehre nicht den Sinn haben, daß einfach die vorliegende Art und Weise, die tatsächliche Praxis der verschiedenen Wissenschaften deskriptiv festzustellen und daraus induktiv Gattungsbegriffsbildungen zu entwickeln wären. Denn das hieße auch, sich den Mangelhaftigkeiten der tatsächlichen Wissenschaft ausliefern und sie in die Ergebnisse der Wissenschaftslehre mithinübernehmen. Man würde damit nur zu einem kulturgeschichtlichen Ergebnis kommen, nicht zu einem erkenntnistheoretischen. Es wird sich in den folgenden Untersuchungen mehrfach zeigen, daß das tatsächliche Vorgehen der Wissenschaften, z. B. in der Induktion oder bei der historischen Synthese, nicht als erkenntnistheoretisch hinreichend und vollgültig anerkannt werden kann - insofern nämlich ohne stichhaltige Berechtigung verallgemeinert oder allein aus der Einfühlung heraus synthetisch konstruiert wird. Es wird vielmehr das tatsächliche Vorgehen als unvollkommen angesehen und ihm gegenüber die Forderung strenger logischer Schlüssigkeit geltend gemacht. Eine solche Forderung ist eine  grundsätzliche  Anforderung, die an die tatsächliche Wissenschaft herangetragen, nicht aus ihr abgelesen wird. Es ist eine Anforderung aufgrund eines bestimmten  Ideals  von wissenschaftlicher Erkenntnis. An diesem wird das tatsächliche Erkennen zugleich gemessen, nach ihm zugleich  kritisch beurteilt.  Erkenntnis und ebenso Wissenschaft ist eben ein Wert und zwar ein idealer, nicht ein rein tatsächlicher. Und darum ergibt sich in Bezug auf die tatsächliche Wissenschaft die Kritik unter dem Gesichtspunkt des Wertcharakters, die Prüfung, inwieweit sie der idealen Forderung entspricht.

Dieses Ideal steht aber auch nicht wieder von vornherein (a priori) gegenüber der tatsächlichen Wissenschaft fest. Sonst könnte man beispielsweise nicht erwägen und versuchen - wie es die Schule DILTHEYs tut - ob sich die historische Rekonstruktion nicht doch auf einfühlendes Verstehen gründen ließe. Sondern dieses Ideal wird konstruiert erst im Zusammenhang mit der tatsächlichen Wissenschaft. Von dieser aus soll das Ideal wissenschaftlicher Erkenntnis entwickelt werden. Erst dadurch wird die sonst beliebige Festsetzung determiniert. Es hat keinen Sinn, ein Ideal willkürlich aufzustellen, ohne sich um die Bedingungen seiner Realisierung zu kümmern. Es handelt sich in der Wissenschaftslehre also darum, am tatsächlichen wissenschaftlichen Erkennen das klarzulegen, was damit eigentlich gewollt ist und was damit erreicht werden kann; die obersten Grundsätze wissenschaftlicher Arbeit daran aufzusuchen und explizit zu formulieren: durch kritische Prüfung der konkret vorliegenden Wissenschaft den Begriff der  idealen  Wissenschaft und ihrer Formen zu konstituieren.

Der Gesichtspunkt der Kritik ergibt sich dabei aus der Aufgabe, aus der Einstellung auf das Ziel einer einwandfreien, vorbildlichen und als solcher möglichen Erkenntnisform.  Was  als vorbildlich, einwandfrei zu betrachten ist, das bestimmt ein letzter, allgemeinster Wertgesichtspunkt, der wirklich a priori, als von vornherein feststehender zugrunde liegen muß, weil er unentbehrlich ist, weil sonst überhaupt nichts da wäre, was die konkrete Gestaltung des Erkenntnisideals leitet. Worin dieser letzte Wertgesichtspunkt besteht, ob es der logische Charakter der Einheitlichkeit und Konsequenz ist oder der biologische Charakter der  Ökonomie  oder ein anderer - das ist ein Problem für sich; das betrifft nicht mehr die Methode, sondern die Grundlagen der Arbeit der Wissenschaftslehre.

Die Wissenschaftslehre legt also nicht die tatsächliche Wissenschaft allein, sondern auch einen allgemeinsten Wertgesichtspunkt für deren kritische Beurteilung zugrunde. Dadurch vermag sie sich über die bloße Abschrift der tatsächlichen Praxis eines historischen Wissenschaftsstandes zu erheben. Damit geht aber auch eine im Prinzip willkürliche Festsetzung in sie ein, eben die jenes Wertes. Dieser läßt sich nicht mit HUSSERL als eine intuitive Einsicht in Anspruch nehmen, weil er in verschiedener Weise gewählt werden kann. Und dieser Charakter der Festsetzung, die in mehrfacher Weise zu treffen möglich ist, kommt dann auch bei der Konstituierung der idealen Wissenschaft und ihrer Formen zur Geltung. Wenn es später (Seite 287f) als eine wesentliche Eigenart der Wissenschaft erklärt wird, ihre Ergebnisse zu  begründen  und damit einsichtig und nachrechenbar zu machen, so ist das eine solche Festsetzung, ein bestimmtes Ideal von Wissenschaft. Es wäre aber auch ein Wissenschaftsbegriff denkbar, der diese Forderung fallen läßt und nur die systematisch Ordnung behält. Er würde freilich weniger leisten. Für das höher gespannte Ideal kommt es aber darauf an, zu zeigen, daß es möglich ist, es durchzuführen. Was man als Wissenschaft gelten lassen will, ist im Grunde ebenso willkürlich und Definitionssache als beim Kunstwerk oder bei der Sittlichkeit.

Damit ist der Sinn, in dem die Wissenschaftslehre die tatsächliche Wissenschaft zur Grundlage nimmt, wohl hinreichend klargestellt. Sie untersucht analytisch das konkrete Erkennen der vorliegenden Wissenschaften und leitet daraus induktiv die allgemeinen Verhältnisse, Formen und Prinzipien wissenschaftlicher Erkenntnis ab, dabei geleitet von diesem Gesichtspunkt grundsätzlicher Forderungen aus einem idealen Wert. Man darf ihre Methode daher wohl als eine kritisch geleitete Induktion bezeichnen.

Der Neu-Kantianismus erklärt mit Betonung als die Methode der Erkenntnistheorie die transzendentallogische. Sie ist das Verfahren der Fragestellung: Wie ist Erfahrung möglich? Wie ist Mathematik, wie ist Wissenschaft möglich? Es ist das Verfahren der regressiven Analyse der erkenntnistheoretischen Bedingungen, Voraussetzungen der Erkenntnis. [12] Damit erweist sie sich aber doch eigentlich nur als die spezifische Methode der Axiomatik. Es ist das wichtige Verfahren, die Voraussetzungen klarzulegen, aber es kann nicht das allgemeine Verfahren der Erkenntnistheorie oder wenigstens der Wissenschaftslehre bezeichnen. Denn es setzt schon ein  ideales  Erkennen voraus, um so fragen zu können und ein befriedigendes Resultat erwarten zu dürfen. Es wird dabei die Unvollkommenheit der Wissenschaft, von der man ausgehen kann, ganz vernachlässigt; oder vielmehr - es wird dabei zum  Problem,  ob die tatsächliche Wissenschaft überhaupt die Grundlage bildet als dasjenige, nach dessen Möglichkeit und Voraussetzungen man fragt. Lehnt man ihre Zugrundelegung aber ab, dann kann man die Möglichkeit der Wissenschaft nur frei und ganz ohne Basis konstruieren - als völlig willkürliche Festsetzung.
LITERATUR: Viktor Kraft, Die Grundlagen der wissenschaftlichen Methoden, Sitzungsbereicht der Akademie der Wissenschaften in Wien, philosophisch-historische Klasse, Bd. 203, Wien und Leipzig 1926
    L I T E R A T U R
    [4] EDMUND HUSSERL, Logische Untersuchungen, 1922
    [5] EDMUND HUSSERL, Philosophie als strenge Wissenschaft, 1910 (Logos I, Seite 314 - 316)
    [6] EDMUND HUSSERL, Ideen zu einer reinen Phänomenologie, 1913
    [7] So von FELIX KAUFMANN, Logik und Rechtswissenschaft, 1922 und FRITZ SCHREIER, Grundbegriffe und Grundformen des Rechts, 1924
    [8] Zum Beispiel KURT KOFFKA, Zur Grundlegung der Wahrnehmungspsychologie, 1915 (Beiträge zur Psychologie der Gestalt- und Bewegungserlebnisse III, Zeitschrift für Psychologie, Seite 73), worin wegen der Frage der Provenienz der Gestaltvorstellung (gegenüber BENUSSI) allgemeine die Kriterien des Unterschieds zwischen reiner Sinnesempfindung und Wahrnehmung untersucht werden.
    [9] GEORG von GABELENTZ, Die Sprachwissenschaft, ihre Aufgaben Methoden und bisherigen Ergebnisse, 1901, Seite 89, 91, 92
    [10] MORITZ PASCH, Begriffsbildung und Beweis in der Mathematik, 1924 (Annalen der Philosophie 4)
    [11] MORITZ PASCH, Mathematik und Logik, 1919
    [12] WILHELM WINDELBAND, Präludien, Kritische oder genetische Methode, 1883, 1902. HEINRICH RICKERT, Zwei Wege der Erkenntnistheorie, 1909 (Kantstudien 14) - Dazu auch NICOLAI HARTMANN, Systematische Methode, 1912 (Logos 3)