ra-2Böhm-BawerkF. J. NeumannJ. WolfK. KniesR. Liefmann    
 
OTTO GERLACH
Über die Bedingungen
wirtschaftlicher Tätigkeit

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"Der  Wert,  das allen Waren Gemeinsame, ist die Bedingung ihrer Austauschbarkeit. Welches auch immer ihr Austauschverhältnis ist, es ist stets darstellbar in einer Gleichung, worin ein gegebenes Quantum Weizen irgendeinem gegebenen Quantum Eisen gleichgesetzt wird. Was besagt diese Gleichung? Daß ein Gemeinsames von derselben Größe in zwei verschiedenen Dingen existiert."

"Alle Güterübertragungen sind mit einer Wert messung  verbunden. Als Maß kann natürlich nur ein Gegenstand dienen, welcher selbst Wert hat. Nun tritt aber die Schwierigkeit hervor, daß die wirtschaftlichen Güter untereinander  different  sind, daher  inkommensurabel  erscheinen. Eine  Messung  ist jedoch nur an  Gleichartigem  möglich:  folglich müssen  alle Güter ein Gemeinsames umschließen. Daß dieses Gemeinsame ihre Eigenschaft als Produkt menschlicher Arbeit ist, muß abgelehnt werden, da auch Güter übertragen werden, welche das nicht sind. Es bleibt nur  ein  Merkmal, das  alle Güter gemein  haben: daß sie erschöpfliche Mittel zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse sind. Erst im Wert werden die Elemente und die Produkte der Technik kommensurabel."

"Der Wert ist die  Bedingung  des Wirtschaftens, denn nur in ihm sind Kosten- und Nutzgrößen vergleichbar. Ist der Wert auch  rein subjektiver  Natur und kann man infolgedessen einem  Gut  auch einen  falschen  Wert beimessen, so ist er doch nicht etwa ein Produkt der Laune, sondern er muß sich auf Nutzen und Kosten beziehen."

"Hier steht eine Mühle, dort liegt ein Dutzend Austern: nach welcher Regel nun wird das Gefühl oder das Urteil über die Wichtigkeit meiner Interessen mit diesen Gütern verbunden, damit ich Wertvorstellungen von ihnen erlange? Soll etwa mit den Gebrauchsgütern das Gefühl unmittelbar verbunden werden, bei den Produktivgütern aber erst eine  Reduktion des Gefühls  nach den Regeln der Bewertung von Kapitalgütern erfolgen?! Das Verhältnis der  Güter  zum Subjekt müßte doch irgendwie berücksichtigt werden, wenn man fragt, wie man Güter bewertet."


I. Die Wertlehren von
Marx, Knies, Schäffle und Wieser.


§ 2.

1. Für KARL MARX (1) existiert der  Wert begriff nur mit Rücksicht auf  Waren.  Er sucht nach den  "Naturgesetzen der kapitalistischen Produktion". (2) In dieser Absicht muß er das Phänomen, welches dieselbe auszeichnet, den  Tausch,  nach  seinen  Bedingungen erforschen. - Es werden Waren gegeneinander ausgetauscht. Das Verhältnis, in welchem sie sich austauschen, ist stets in einer  Gleichung  darstellbar. Diese  Gleichung  ist aber nur möglich, wenn beide Waren ein  Gemeinsames  enthalten (3).  Dieses Gemeinsame ist ihr Wert  (Nominaldefinition). Um dasselbe festzustellen, wird die Ware analysiert, d. h. es werden diejenigen Momente aufgesucht, welche sie als  Ware  auszeichnen. Deren findet MARX drei: Waren sind  Gebrauchswerte,  d. h. sie sind fähig, sich unterscheidende menschliche Bedürfnisse zu befriedigen; sie sind  Produkte konkreter Arbeit;  sie sind schließlich  Produkte menschlicher Arbeit "überhaupt".  (4) Da jede der beiden ersten Eigenschaften gerade das ausmacht, was die einzelnen Waren  voneinander unterscheidet,  so kann  keine  von beiden das allen Waren  Gemeinsame  sein; hierfür bleibt folglich nur das dritte übrig: der  Wert,  das allen Waren Gemeinsame, die Bedingung ihrer Austauschbarkeit, ist  "Materiatur abstrakt menschlicher Arbeit." Tauschwert  ist die Form, in welcher der Wert in Erscheinung tritt.

Es wird vielfach behauptet, MARX habe keinen Beweis dafür geliefert, daß der Wert eine Materiatur menschlicher Arbeit ist. Es scheint jedoch, daß der seiner Entwicklung zugrunde liegende Gedanke für einen Beweis das genügende Fundament bietet: daß der Tausch der Waren nur möglich ist, wenn es in ihnen ein Gemeinsames, genannt Wert gibt; von allen bei der Untersuchung der Ware gefundenen, sie auszeichnenden Eigenschaften ist nur die, Materiatur menschlicher Arbeit zu sein, das einzige Gemeinsame: folglich ist der Wert diese Materiatur. Aber noch weiter: der Tausch ist wirklich; folglich hat auch der Wert als Materiatur menschlicher Arbeit objektive Realität. Um die Frage, wie die erforderliche  Reduktion konkreter auf abstrakte Arbeit  zu vollziehen ist, braucht sich MARX nach diesem Beweis füglich nicht zu kümmern, sondern kann ihre Beantwortung getrost den Psychologen oder sonst wem überlassen; daß sie stattfindet, daß der Wert als Materiatur abstrakt menschlicher Arbeit Realität hat, beweist der Tausch ("daß diese Reduktion beständig vorgeht, zeigt die Erfahrung") (5).

Man kann daher MARX nicht vorwerfen, seine Behauptung ermangele des Beweises, sondern man kann nur die Richtigkeit des letzteren in Frage stellen und dieselbe prüfen.

Ob der grundlegende Satz, daß in den ausgetauschten Waren ein Gemeinsames sein  müsse,  haltbar ist, wird später untersucht werden. - Von den Kritikern der MARXschen Wertlehre macht KNIES (6) mit Recht darauf aufmerksam, daß in den Tauschverkehr auch Dinge eingehen, welche nicht Arbeitsprodukte sind - weil sie nützlich und appropriiert sind, - und daß für diesen Austausch die MARXsche Ausfüllung seines Wertbegriffs versagt. Der etwaige Einwand gegen KNIES, MARX hätte nur den Warenaustausch, d. h. den Austausch  produzierter  nützlicher Gegenstände,  "beliebig vermehrbarer Güter",  zum Vorwurf der Untersuchung gemacht (7), ist hinfällig; denn dann könnte man dem das allgemeinere Phänomen entgegensetzen und dessen Erklärung fordern: diese müßte die des darunter fallenden, speziellen ebenfalls enthalten. - Dagegen können wir KNIES (8) nicht darin beistimmen, daß sich MARX in einen Widerspruch verwickelt, wenn er den Tauschwert einmal "unabhängig" vom Gebrauchswert nennt, das andere mal dagegen anerkennt, daß Tauschwert an einer Ware ohne Gebrauchswert nicht möglich ist. Die erste Stelle hat den Sinn, daß in dem den Waren  Gemeinsamen  nichts von diesem oder jenem Gebrauchswert "enthalten sein kann" (9), da dieser ja gerade das ist, was die Waren voneinander unterscheidet. Die zweite Stelle dagegen besagt nur, daß eine Ware, Träger von Tauschwert, nur dann Ware ist, wenn sie  überhaupt  Gebrauchswert hat. So spielt dann diese Bedingung auch eine  sehr bedeutende  Rolle bei der Bestimmung der  gesellschaftlich notwendigen  Arbeitszeit.

Die Kritiker, welche anerkennen, daß Warenaustausch ein Gemeinsames in den Waren voraussetzt (z. B. KNIES, a. a. O.; SCHÄFFLE, Bau und Leben des sozialen Körpers III, Seite 327), greifen dann auch richtigt auf die Analyse der Ware, um ihren Angriff gegen diese zu wenden. Das Verlangen SCHÄFFLEs nach dem Beweis, "daß ein anderer gemeinsamer Realgrund alles Güterwerts nicht nachweisbar ist", dürfte freilich als unerfüllbar zu weit gehen: wer wollte wohl von der sorgfältigsten Analyse ihre Vollständigkeit behaupten oder gar beweisen? Wird ein gemeinsamer Realgrund geboten, so dürfte dies genügen, es sei denn, die Kritik zeigte, daß derselbe id an ihn gestellten Anforderungen nicht erfüllt, oder daß man noch anderes mit gleichem Recht bieten kann. Dieser Versuch ist nach beiden Richtungen von KNIES gemacht worden, indem er die Unzulänglichkeit der Arbeit als Erklärungsgrund für den Tausch nachweist und anstelle derselben den Gebrauchswert  in genere  setzt. -

In seiner trefflichen Kritik der kapitalistischen Preisbildung und der sozialistischen Forderungen unter dem Gesichtspunkt des höchsten, reinen Nutzens für die Gesamtheit geht SCHÄFFLE auf den MARXschen und den KNIEschen Wertbegriff näher ein und nimmt ihn als das  Gemeinsame in den Gütern  auf (10). Er weist ihn dann aber unter seinem Gesichtspunkt als  Sozialkraft  auf, welche in der Produktion gebunden, in der Konsumtion entbunden wird. ("Die Gesellschaft ist ruhend die  eine  Personal- und Gütersubstanz, welche in den Kosten und im Nutzen der Güter verwertet, das  gleiche Wertige  aller Güter begründet.") (11)

Der Versuch, anstell der abstrakten Arbeit  "Produktionskosten",  "gesellschaftlich-notwendige Kapitalauslagen (inklusive der üblichen Gewinne)" zu setzen (12), scheint dem Suchen nach dem den Waren  Gemeinsamen  nicht zu entsprechen.

Es muß noch dringend davor gewarnt werden, das quantitative Verhältnis des Wertes bereits in diese Untersuchung hineinzuziehen. Um dieses kann es sich vielleicht später handeln. Hier wird nur das Gemeinsame gesucht. Wäre dies in der Arbeit gefunden, so könnte wohl das Postulat aufgestellt werden, daß sich gleiche Arbeitsquanta austauschen sollten, bzw. es könnte gezeigt werden, daß dies heute nicht geschieht. Das gehört aber alles nicht in und nicht gegen die MARXsche  Konstituierung  des Wertbegriffs.

Wir heben nochmals hervor, daß für MARX der Wert als Bedingung des Tausches nur ein gemeinsames Reales in den  Waren,  nicht etwa in den  Gütern überhaupt  ist. Nur in der  bürgerlichen,  Waren produzierenden Gesellschaft kommt er vor. Mehrfach spricht sich MARX in aller Schärfe in diesem Sinn aus:
    "Woher entspringt also der rätselhafte Charakter des Arbeitsprodukts, sobald es Warenform annimmt? Offenbar aus dieser Form selbst. Die Gleichheit der menschlichen Arbeiten erhält die sachliche Form der gleichen Wertgegenständlichkeit der Arbeitsprodukte, das Maß der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft durch ihre Zeitdauer erhält die Form der Wertgröße der Arbeitsprodukte, endlich die Verhältnisse der Produzenten, worin jene gesellschaftlichen Bestimmungen ihrer Arbeiten betätigt werden, erhalten die Form eines gesellschaftlichen Verhältnisses der Arbeitsprodukte." (13)

    "Erst innerhalb ihres Austausches erhalten die Arbeitsprodukte eine von ihrer sinnlich verschiedenen Gebrauchsgegenständlichkeit getrennte, gesellschaftlich gleiche Wertgegenständlichkeit." (14)

    "Die Wertform ist die abstrakteste, aber auch allgemeinste Form der  bürgerlichen  Produktionsweise, die  hiermit  als eine  besondere  Art gesellschaftlicher Produktion und damit zugleich historisch charakterisiert wird. Versieht man sie daher für die  ewige Naturform gesellschaftlicher  Produktion, so übersieht man notwendig auch das  Spezifische der Wertform also der Warenform, weiter entwickelt der Geldform, Kapitalform usw." (15)
Hierauf ist zu achten, da verschiedene Polemiken gegen MARX den Inhalt  seines  Wertbegriffs angreifen, aber einen ganz anderen Wertbegriff einsetzen: so SCHÄFFLE in der "Quintessenz des Sozialismus", auch im "Kapitalismus und Sozialismus". Dasselbe ist gegen ADOLF WAGNER einzuwenden, wenn er sagt: "Jene Theorie (die MARXsche Werttheorie) ist aber nicht sowohl eine allgemeine Wert-, als auch eine Kostentheorie." (16) MARX fragt aber gar nicht nach den Kosten, sondern nach dem in den Waren Gemeinsamen, welches er Wert nennt. Danach fallen auch die weiteren Einwände gegen MARX, die gegen seine  Kosten theorie gerichtet sind. - Der Wert ist für MARX ein  quaestio domestica  der Warenzirkulation: es geschieht daher zu Unrecht, wenn er aus anderen Gesichtspunkten beurteilt wird. (17)

Das Gleiche ist im Auge zu behalten, wenn man im Sozialistenstaat von Wert spricht und dorthin den MARXschen Wertbegriff überträgt (18). Innerhalb einer Gesellschaft mit gemeinsamen Produktionsmitteln, mit planvoller Arbeitsteilung und Güterverteilung, in welcher der Tausch ausgeschlossen wäre, gibt es für MARX auch keinen Wert der Produkte. - Wenn es in den verschiedensten Schriften heißt, es werde eine Verteilung der Produkte nach der vom einzelnen geleisteten Arbeitszeit verlangt, weil diese den Wert bildet, so ist das letztere - bezüglich der viel herangezogenen MARXschen Lehre zumindest - falsch; auf den ersten Satz ist ein "vielleicht!" zu erwidern. Die Verteilung des gemeinsamen Verbrauchseinkommens könnte doch auch nach ganz anderen Prinzipien, z. B. nach dem der absoluten Gleichheit auf den Kopf der Bevölkerung, geschehen. So äußert sich dann auch MARX (19):
    "Aber ein anderer Teil wird als Lebensmittel von den Vereinsgliedern verzehrt. Er muß daher unter sie verteilt werden.  Die Art dieser Verteilung wird wechseln  mit der besonderen Art des gesellschaftlichen Produktionsorganismus selbst und der entsprechenden geschichtlichen Entwicklungshöhe der Produzenten.  Nur zur Parallele mit der Warenproduktion  setzen wir voraus, der Anteil jedes Produzenten an Lebensmitteln sei bestimmt durch seine Arbeitszeit."
2. Die Wertlehre von KARL KNIES (20) wird in den folgenden Zeilen im engen Anschluß an sein Werk "Das Geld" mitgeteilt, in welchem er seine Ansichten über diesen Gegenstand mit großer Schärfe zusammengefaßt hat. Er weicht hier in der Formulierung des Wertbegriffs von seiner ersten Schrift über "die nationalökonomische Lehre vom Wert" insofern ab, als er in der letzteren den Wert "als Grad der Brauchbarkeit der wirtschaftlichen Güter" definierte, während er ihn jetzt als  Maß  der Nutzwirkung der Güter" auffaßt. Seine Lehre läßt sich in den folgenden Worten kurz zusammenfassen:

Alle Güterübertragungen sind mit einer Wert messung  verbunden (21). Als Maß kann natürlich nur ein Gegenstand dienen, welcher selbst Wert hat. (22) Nun tritt aber die Schwierigkeit hervor, daß die wirtschaftlichen Güter untereinander  different  sind, daher  inkommensurabel  erscheinen. Eine  Messung  ist jedoch nur an  Gleichartigem  möglich:  folglich müssen  alle Güter ein Gemeinsames umschließen." (23) Daß dieses Gemeinsame ihre Eigenschaft als Produkt menschlicher Arbeit ist, muß abgelehnt werden, da auch Güter übertragen werden, welche das nicht sind. Es bleibt nur  ein  Merkmal, das  alle  Güter gemein haben: daß sie erschöpfliche Mittel zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse sind. (24) Das Gemeinsame an ihnen, welches gemessen werden kann, ist also nur das, daß sie dazu tauglich sind, einen  Teil der fraglichen menschlichen Bedürfnisse  zu befriedigen: insofern haben sie  Gebrauchswert in genere.  (25)

Das Generische im Gebrauchswert wird auch  gesellschaftlich  anerkannt (26); sofern dies geschieht, haben wir nun einen  vertretbaren, fungiblen  Gebrauchswert, dessen Träger alle für die betreffende Gesellschaft in Frage kommenden Güter sind: der daher zum Zweck des  Tausches  vergleichbar ist. (27)

Und weiter geht nun die KNIEsche Lehre, daß die Gleichheit des fungiblen Wertes die Tauschgleichung bedingt (28): der Preis sei  Wert äquivalent in diesem Sinne (Wert = gesellschaftlich anerkannter, fungibler Wert) (29), während natürlich zwischen den  subjektiven  Wertschätzungen des angebotenen und begehrten Gutes eine Differenz besteht (3).

Es sei an dieser Stelle gleich zwei Bedenken gegen die letzte Lehre Ausdruck gegeben. Zunächst: das gleiche Maß  gesellschaftlich anerkannten  Wertes. Wer erkennt denselben an, und wie geschieht es? Die Gesellschaft! Wer steckt dahinter? Alle, oder einige welche? Und wie findet die Anerkennung statt, einstimmig oder durch Majorität oder wie sonst?  Durch Bildung des Marktpreises!?  Diese letzte Antwort hat man sich abgeschnitten, da man ja für die Tauschgleichung, also auch für den Marktpreis in jenem gesellschaftlich anerkannten Wert die  bedingende Ursache  sucht. - Das zweite Bedenken liegt so nahe, daß man es nur mit gewisser Scheu davor aussprechen kann, dem Gedanken des Verfassers nicht gefolgt zu sein; und doch scheint uns die scharfe Fassung eine andere Deutung nicht zuzulassen: "daß, wo immer bestimmte Quantitäen verschiedenartiger Güter im Verkehr gegeneinander umgesetzt weren, diese ein gleiches Maß gesellschaftlich anerkannten Wertes zur Geltung bringen." Also jede Tauschgleichung enthält eine Gleichung gesellschaftlich anerkannten Wertes! Wie nun, da doch verschiedene Tauschgleichungen am gleichen Ort, zu gleicher Zeit, zwischen gleichen Waren bestehen? Welche enthält dann die Wertgleichung? Weshalb diese und die anderen nicht? Und wie sind die anderen möglich? Und wie ist dann weiter der  notwendige Zusammenhang  zwischen jener  Wert gleichung und der  Tausch gleichung zu denken?

3. ALBERT SCHÄFFLE (31) hält den  Wert  für  die Bedingung des Wirtschaftens überhaupt.  Die wirtschaftliche Tätigkeit des Menschen zielt darauf ab, "daß mit möglichst geringer persönlicher Aufopferung möglichst viel persönliche Lebensförderung, d. h. mit möglichst geringen  Kosten  möglichst viel  Nutzen  erlangt und so die möglichst reiche Versorgung des ganzen persönlichen Lebens sichergestellt wird." (32) Eine solche Tätigkeit setzt  Größenbestimmung  voraus (33), und zwar eine Größenbestimmung eigener Art: sie geht nämlich auf  Maximalgrößen  und  Minimalgrößen  (größter Nutzen, geringste Kosten) und auf die  Differenz  beider; es werden bei ihr nicht natürliche Größen erwogen, sondern Größen  ethischer  (persönlicher) Verhältnisse (Kraftaufwand und Nutzen); sie ist schließlich  abwägende  Kollektivgrößenbestimmung." (34)

Diese wirtschaftliche Größenbestimmung ist nur möglich als ein  innerer,  nicht näher aufklärbarer Vorgang, durch welchen uns die Kosten- und Nutzgrößen als  innere  Anschauungsgrößen, als  Wert  ins Bewußtsein kommen (35). So erhalten wir Vorstellungen vom  Kostenwert  der Güter, von ihrem  Gebrauchswert  und von ihrem  privatwirtschaftlichen Wert  - der Differenz der beiden ersteren (36).  Der Wert nun ist die Bedingung des Wirtschaftens,  denn:  nur in ihm sind Kosten- und Nutzgrößen vergleichbar.  (37)

Ist der Wert auch  rein subjektiver  Natur und kann man infolgedessen einem  Gut  auch einen  falschen  Wert beimessen, so ist er doch nicht etwa ein Produkt der Laune, sondern er muß sich auf Nutzen und Kosten beziehen. (38)

Im "Bau und Leben des sozialen Körpers" wird die Frage erörtert, was denn in  Kosten und Nutzen  das  gemeinsame Reale  sein soll, dessen Größe durch Reflexion gegen unser Bewußtsein zum Ausdruck gelangt; als solches, als "Substanz des Wertes" (39), wird die "Sozialkraft" aufgewiesen, deren Träger die  eine  Personal- und Vermögenssubstanz" ist, oder es wird auch die letztere selbst als das Reale in Kosten und Nutzen bezeichnet (40). Dieselbe läßt sich nicht erkennen, sofern sie in den Gütern  ruhend,  wohl aber, wenn sie  in Bewegung  ist, d. h. wenn sie (als Kosten) bei der Produktion gebunden, und wenn sie (als Nutzen) in der Konsumtion entbunden wird. (41)

Der Wert wird  äußerlich  durch  Symbole" dargestellt;  es ist dies möglich, da er  äußere Wirkungen  hat: eine derselben ist die  Preiszahlung,  speziell die  Geldpreiszahlung.  (42) Der  Geldwert,  d. h. der  Geldpreis  eines Gutes, ist das  äußere Symbol des inneren Wertes. 

Der  Geldpreis,  eine  Folge gesellschaftlich festgestellten Wertes,  wird im Tauschverkehr zur Grundlage der meisten Wertschätzungen (43). (Dies ist wohl so zu verstehen, daß man bei ausgebildeter Tauschwirtschaft in den meisten Fällen wirtschaftlicher Erwägungen den Anschaffungs- bzw. Verkaufspreis der Güter zu berücksichtigen hat, daß man also diesen ihren Geldwert mit dem subjektiven Wert vergleicht.) (44)

Um den Begriff von einem gesellschaftlich festgesetzten Wert zu erläutern, besonders aber um uns ein Bild davon zu machen, wie es SCHÄFFLE versucht,  wirtschaftliche Tatsachen,  nämlich  die Preise der Güter,  im Wert zu objektivieren, müssen wir in Kürze seine Ansicht über den  natürlichen  Tauschwert" und über dessen Verhältnis zum  Preis  mitteilen: unter allen subjektiven Kosten- und Gebrauchswerten wird derjenige als  volkswirtschaftlicher  Wert" - und für Güter in einer auf Konkurrenz gegründeten Produktion und Zirkulation als  Tauschwert" - bezeichnet, bei welchem Angebot und Nachfrage "sich stellen", d. h. bei dessen Geltung der möglichst große reine Gesamtnutzen erzielt wird. (45) Er richtet sich jederzeit und auf jedem Markt wirtschaflicher und daher "naturgemäßer" Weise: "bei überschüssigem Angebot nach  jenem relativ niedrigsten individuellen Kostenwert der Angebotsreihe -, bei überwiegender Nachfrage nach jenem relativ höchsten individuellen Gebrauchswert der Nachfragereihe, bei welchem - nach erfolgter Ausstoßung der absolut kostspieligsten Angebote und der absolut mattesten Begehrungen - die mindest kostspieligen Angebotsmassen mit den begehrtesten Nachfragemassen sich in das allseitige und meist nützliche Gleichgewicht setzen." (46)

Dieser  natürliche Tauschwert  ist nur unter zwei Voraussetzungen  maßgebender Wertsatz  für den  wirklichen Preis:  "1. wenn die Kosten- und Gebrauchswerte der Angebots- und der Nachfragereihe bestimmte und klarbewußte Größen sind; 2. wenn keine  Störungen  in der wirtschaftlichen Ausgleichung von Angebot und Nachfrage eintreten." (47)

Da aber beide Voraussetzungen fast nie eintreffen, so wird der  wirkliche  Tauschwert, d. h. "der den wirklichen Preis bestimmende individuelle Wertsatz" häufig oder fast immer vom natürlichen Tauschwert abweichen, aber:  er wird wenigstens zu ihm gravitieren.  (48)

(Mit Rücksicht auf diese Ausführungen darf man wohl eine andere Stelle, die dieser Ansicht scharf widerspricht, als der Meinung SCHÄFFLEs selbst nicht entsprechend, übergehen, zumal sie eine Hymne auf das Geld abschließt: Der Geldpreis ist eben der jeweilige Ausdruck des wahrhaft volkswirtschaftlichen Wertes.") (49)

Über das Verhältnis von Tauschwert und Geldpreis sei ausdrücklich hervorgehoben, daß für SCHÄFFLE der Preis eine  Folge  des Tauschwerts ist, und daß beide nicht etwa gleichbedeutend sind (50).

4. FRIEDRICH von WIESER (51) geht von der MENGERschen Wertlehre als Grundlage aus, führt dieselbe dann aber in Bahnen weiter, welche unseres Erachtens in einem grundsätzlichen Widerspruch zur Auffassung MENGERs stehen.

Nach der elementaren Theorie des Wertes entsteht derselbe durch eine  Assoziation  des Gefühls, das man für die Wichtigkeit seiner Interessen hat, mit der Vorstellung der Güter." "Die Güter, ansich gleichgültig, empfangen Wert vom Werte, den ihre Verwendungen haben." (52) Dieser ist aber der Wert der  Bedürfnisbefriedigung,  und von der Bedürfnisbefriedigung rührt aller  Nutzen  her.

Nach dem GOSSENschen Gesetz ("Innerhalb einer jeden Bedürfnisperiode wird jeder hinzukommende Akt der Befriedigung minder hoch angeschlagen als ein vorhergehender, der mit einer Gütermenge gleicher Art und Größe vorgenommen ist." (53) ist der Nutzen jedes folgenden, in eine Wirtschaftsperiode eingehenden Gutes (gleicher Art) geringer als der des vorangehenden; der des letzten heißt sein  Grenznutzen".  Bei Gütern mannigfaltiger Verwendung, sowie bei Gütern, deren Verwendung aufgeschoben werden kann, ist der Nutzen in den verschiedenen Zweigen der Verwendung zu berücksichtigen und hiernach der Grenznutzen zu bestimmen. - Der  Wert  eines Gutes wird sich nach dem  Gesamtnutzen  desselben bestimmen, wenn es vereinzelt ist, der eines Güterkomplexes, wenn er unteilbar ist. In einem Vorrat von gleichen, fungiblen Gütern ist dagegen der  Wert  des einzelnen Gutes gleich dem  Grenznutzen  und der Wert des ganzen Vorrates gleich dem Produkt aus dem Grenznutzen des einzelnen Gutes in die Anzahl der Güter; denn unter gegebenen Verhältnissen werden die einzelnen, gleichen Güter gleich wertgeschätzt. In den Wert eines Güterkomplexes geht also der Nutzen desselben nicht voll ein.

Aus dieser Werttheorie ergeben sich eine Paradoxie und eine Antinomie. Die erstere besteht darin, daß bei Vergrößerung eines Vorrates an bestimmten Gütern, da hierdurch der Wert des einzelnen Gutes sinkt, zunächst zwar eine Steigerung des Wertes des ganzen Vorrates eintreten kann (aufsteigender Ast), daß dann aber, je mehr sich der Vorrat dem Überfluß nähert, der Wert desselben abnimmt; - dieser Vorgang ist vielfach zu beobachten. Die Lösung dieser Paradoxie wird in den beiden sich entgegenstehende Elementen der Wertbildung gesucht, in der Freude am Güternutzen und in der natürlichen Gleichgültigkeit des Menschen gegen die Güter (wohl Gegenstände gemeint).

Die Antinomie zeigt sich darin, daß das Prinzip der Wirtschaft, möglichst viel Wert zu erlangen, nicht Anlaß geben würde, eine Gütervermehrung eintreten zu lassen, wenn jener Kulminationspunkt erreicht ist. Der Widerspruch wird gehoben, indem das Prinzip der Wirtschaft in den  Gesamtnutzen  verlegt wird. Für den Wert wird nur  innerhalb des aufsteigenden Astes  die Bedeutung in Anspruch genommen, daß er das Kalkül und die Kontrolle der Wirtschaft  erleichtert. 

Für die Behandlung des  Verkehrswertes  und es  natürlichen Wertes  bildet der  Preis  den Ausgangspunkt. Er "ist eine gesellschaftliche Tatsache, aber er bezeichnet nicht eine gesellschaftliche Würdigung der Güter." (54)

Als allgemeines Preisgesetzt wird abgeleitet, daß der Preis "durch das Geldäquivalent des Grenzkäufers, bzw. der Grenzkäuferklasse für das Grenzstück, bzw. die Grenzstücke" (55) bestimmt wird. Dem Preis der Güter entspricht ihr  objektiver Tauschwert  oder  Verkehrswert. 

Scharf von diesem zu unterscheiden ist der  subjektive Tauschwert  der Güter. Dieser ist  antizipierter Gebrauchswert.  Da sich der subjektive Tauschwert der  Güter  auf den ihres  Geldäquivalents  zurückführen läßt, so ist es nur nötig, WIESER in seinen Ausführungen über den subjektiven Tauschwert des Geldes zu folgen. Derselbe ist gleich dem Wert der für die betreffenden Geldsummen zu erwerbenden Güter.

Nach dem Grenzgesetz ist der Wert der letzten Einheit zu bestimmen. Der Wert einer Geldsumme ist dann gleich dem Produkt aus dem Wert der letzten Einheit in die Anzahl Einheiten, welche die Summe enthält. So erscheint der  subjektive Tauschwert des Geldes  für  ein  Subjekt bei gegebenem Bedarf als  Funktion der verfügbaren Geldsummen,  etwa des Einkommens (Kaufkraft). - Durch die Beziehung des subjektiven Tauschwertes der Geldeinheit in einem Einkommen und des subjektiven Wertes eines (zu beschaffenden oder zu veräußernden) Gutes wird heute im Verkehr die persönliche Wirtschaft ermöglicht.

Hervorzuheben ist hier, daß der Preis der Güter für den subjektiven Tauschwert Bedingung ist: denn nur, wenn der Preis der Güter gegeben ist, läßt sich der subjektive Tauschwert des Geldes durch den subjektiven Wert der Güter bestimmen.

An dieser Stelle ist ein wesentlicher Unterschied zwischen der WIESERschen und der SCHÄFFLEschen Lehre zu beachten: für SCHÄFFLE ist das hingegebene (bzw. empfangene) Tauschäquivalent, der Preis, eine  Folge  des subjektiven Wertes: der erstere steht in einem kausalen Folgeverhältnis zu letzterem. Bei WIESER dagegen ist der  Preis  eine gesellschaftliche Tatsache; der subjektive Wert des Gutes  und  der des Preises werden zur Vergleichung gefordert, um die Einzelwirtschaft in einem auf Tausch gegründeten Wirtschaftssystem zu ermöglichen.

Kehren wir nach dieser Abschweifung zum  Verkehrswert  zurück. Bei ihm tritt uns ähnlich wie beim subjektiven Wert eine  Antinomie  entgegen: auch er zeigt für einen ganzen Vorrat bei dessen Vermehrung einen aufsteigenden und einen absteigenden Ast. Da nun bei der heutigen Organisation der Volkswirtschaft nicht der größte Nutzen für die Gesamtheit, sondern der für den einzelnen das leitende Wirtschaftsmotiv ist, so liegt die Gefahr nahe, daß die wirtschaftliche Tätigkeit aller einzelnen nicht den größten Nutzen für die Gesamtheit bewirken wird, sobald der Verkehrswert in den absteigenden Ast eintritt. In den meisten Fällen wird aber die freie Konkurrenz und das Streben jedes einzelnen, seine Produktion auszudehnen, um dadurch mehr zu gewinnen, diese Gefahr beseitigen,- was ja auch die Erfahrung zeigt. Wo dies freilich nicht geschieht, müßte eventuell der Staat eintreten. - Diese Antinomie betrifft den sachlichen oder wirtschaftlich-technischen Dienst des Verkehrswertes", d. h. seine Bedeutung für die  Produktion  und deren Richtung und Ausdehnung. Derselbe leistet aber außerdem einen  persönlichen Dienst,  indem er die  Güterverteilung  beeinflußt. Dabei ist ihm vorzuwerfen, daß - infolge des subjektiven Tauschwertes des Geldes, welcher mit steigendem Einkommen fällt - der Arme die allgemeinen Lebensmittel nach  seiner  Kraft zahlen muß, während der Reiche dieselben Gegenstände nur nach der  Kraft des Armen  zahlt. Dieses hat dann weiter zur Folge, daß dem Reichen größere Summen für die Befriedigung von Luxusbedürfnissen übrig bleiben, wodurch die Nachfrage nach Luxusartikeln gesteigert und die Produktion in Bahnen geleitet wird, welche volkswirtschaftlich nicht zu billigen sind, weil in ihnen nicht der größte Gesamtnutzen erstrebt wird.

Der  Verkehrswert  ist also nicht lediglich eine Funktion vom Nutzen für die Gesamtheit und vom Vorrat der Güter, sondern er ist zugleich beeinflußt durch die Kaufkraft der einzelnen im privatwirtschaftlichen Wirtschaftssystem, sowie durch viele tatsächliche Momente, wie "menschliche Unvollkommenheit, Irrtum, Betrug, Zwang, Zufall" usw. Von all diesen störenden Einflüssen soll nun abstrahiert werden; nur der Nutzen für die Gesamtheit soll im Wert Beachtung finden; und es sollen sodann Wertgesetze und Berücksichtigung der Produktion hergeleitet werden. Der Gegenstand der Untersuchung wird  natürlicher  Wert" genannt: er ist bestimmt durch den gesellschaftlichen Vorrat und Bedarf als gesellschaftlicher Grenznutzen, "wie er aus dem gesellschaftlichen Verhältnis von Gütermenge und Nutzen hervorgeht." Zur  leichteren Anschauung  stellt ihn WIESER als Wert dar, wie er im  kommunistischen Staat  gelten würde, wenn in diesem alles auf das Beste eingerichtet wäre, und wenn der höchste Nutzen für die Gesamtheit erzielt würde.

Welche Dienste soll denn dieser natürliche Wert der Wissenschaft leisten?  Wir könnten in Beantwortung dieser Frage auf einzelne Abschnitte der beiden WIESERschen Werke Bezug nehmen. Bei der Schwierigkeit der Materie jedoch und bei der Neuheit vieler Gedanken in den Ausführungen, deren Kenntnis für unsere Absicht erforderlich ist, erscheint es ratsam, ihm zunächst einmal in seinem Gedankengang genau zu folgen. Sollte aber dieses kurz gedrängte Referat über seine Ansichten nicht volle Klarheit geben können, so bitten wir es damit zu entschuldigen, daß ein kurzer Auszug aus abstrakten Betrachtungen - da die Einzelausführungen nicht mit aufgenommen werden können - diesen Mangel nur zu leicht haben dürfte; wir müssen dann auf das interessante Werk selbst verweisen.

WIESER geht  vom Wert der Gebrauchsgüter  aus, welcher als  Grenznutzen  derselben für die  Gesamtheit  bestimmt ist. Es fragt sich nun zunächst, welches der  Wert  der  Produktivgüter  ist. Da diese nicht unmittelbar Nutzen stiften, sondern dies erst in ihren Produkten tun, so muß auch ihr Wert vom Wert der Gebrauchsgüter abgeleitet werden. Und zwar ist darüber eine erste Entscheidung zu treffen, welche Teile des Wertes eines Gebrauchsgutes den einzelnen Produktivgütern als deren Erfolg beizumessen sind. Zu diesem Zweck muß man an die Produktion herantreten. Das Erzeugnis derselben hat einen bestimmten  Ertragswert;  dieser ist an die verschiedenen Produktivgüter als deren  produktive Beiträge  aufzuteilen: der Ertragswert ist gleich dem Wert der Beiträge der auf ihn verwendeten Produktivgüter. Wie ist die Aufteilung desselben wohl möglich? Läge nur eine einzelne Produktion vor, so wäre sie ein vergebliches Bemühen; denn aus  einer  Gleichung kann man nicht mehrere unbekannte Größen bestimmen. Es wird aber jedes oder fast jedes Produktivgut in verschiedenen Produktionen verwendet; hier eröffnet sich der Weg, der zu betreten ist. Angenommen, in der fraglichen Gesellschaft wäre die Wirtschaft so abgewogen, daß der höchste, mögliche Nutzen erzielt würde - es würde also im gegebenen Augenblick eine Verschiebung der Produktivgüter aus einer Produktion in eine andere keinen höheren Nutzen stiften -, so könnten wir in der Tat genug Gleichungen zwischen den unbekannten produktiven Beiträgen der Produktivgüter einerseits und den bekannten Ertragswerten andererseits aufstellen, um die unbekannten Größen zu bestimmen.

Zur Erläuterung ein ganz einfaches, bzw. vereinfachtes Beispiel. Es werden an einem Tag verbraucht:
    in einer Holzwarenfabrikation:
    10 Einheiten Holz, 1 Eisen, 1 einfache Handarbeit;
    erzielt werden: 33 Einheiten Ertragswert;

    in einer Nagelfabrikation:
    2 Holz, 20 Eisen, 3 Handarbeit;
    erzielt werden: 94 Werteinheiten;

    in einer Hufeisenfabrikation:
    5 Holz, 20 Eisen, 2 Handarbeit;
    erzielt werden 90 Werteinheiten.
Die produktiven Beiträge der Einheiten Holz, Eisen und Handarbeit werden mit  x, y, z  bezeichnet; so haben wir 3 Gleichungen:
    10x + 1y + 1z = 33
    2x + 20y + 3z = 94
    5x + 20y + 2z = 90
 x = 2, y = 3, z = 10,  das heißt es ist der produktive Beitrag einer Einheit Holz =2, einer Einheit Eisen = 3 und eines Tages Handarbeit = 10 Werteinheiten.

Auf diesem Weg läßt sich also der  Produktivwert  der Produktivgüter bestimmen.

An einzelnen Momenten, die ihn beeinflussen, sind folgende hervorzuheben:
    1.  Der Vorrat:  bei steigendem Vorrat eines Produktivgutes wird sein Produktivwert geringer. 2.  Der effektive Bedarf und der Reichtum an komplementären Gütern:  bei steigendem effektiven Bedarf - sei es durch Wachsen des Bedürfnisses, sei es durch Steigerung des Reichtums an komplementären Gütern - steigt der produktive Beitrag.

    3.  Die Technik:  Fortschritte in der Technik steigern den produktiven Beitrag aller oder einzelner Produktivgüter; derjenige  einzelner  kann jedoch auch sinken, zumal der  Kostengüter. 

    4.  Kostengüter und Monopolgüter:  der produktive Beitrag der letzteren ist dem der ersteren gegenüber relativ höher, bzw. hat die Tendenz, höher zu werden:

      a) wegen ihres geringeren Vorrats;

      b) wegen des in der Regel steigenden Vorrats an Kostengütern;

      c) wegen des Einflusses der Technik (siehe Punkt 3)

    5.  Erzeugungsfaktoren bevorzugter Qualität:  von gleichartigen Produktivgütern verschiedener Qualität haben die besseren - sei es wegen größerer Quantität oder besserer Qualität der erzeugten Produkte - einen um die Differenz des Ertragswertes beider größeren produktiven Beitrag. Sind die minderwertigen im Überfluß vorhanden, so haben nur die besseren Produktivwert, und zwar ist derselbe dann gleich der Differenz der Ertragswerte.
Die vorliegende Theorie der produktiven Beiträge enthält eine  Grundrententheorie  in sich. Nach ihr ist die Grundrente einer Landfläche gleich deren produktivem Beitrag. Damit steht sie im Gegensatz zur RICARDOschen Differentialrententheorie; sie leistet aber mehr als diese: denn die letztere berücksichtigt nur
    1. den verschiedenen Ertrag verschiedener  Bodenklassen; 

    2. den verschiedenen Ertrag verschiedener  Bodenkräfte  desselben Grundstücks (Intensitätsrente).
Übersehen sind von RICARDO die beiden Bedingungen dieser Differentialrente, daß nämlich:
    1. Grundstücke geringerer Qualität im Überfluß vorhanden sein müssen, da die Grundrente sonst höher als die Differentialrente ist; und daß

    2. Kapital und Arbeit beschränkt vorhanden sein müssen.
Die Differentialrente reicht weder zur Erklärung der Grundrente aus, bevor ein Übergang zu schlechterem Boden möglich ist, noch zur Erklärung einer  allgemeinen Grundrente".  Die Lehre vom produktiven Beitrag leistet dagegen die Begründung einer Grundrente in beiden Fällen.

Überleitend zur Lehre vom  Wert der Produktivgüter - bisher war nur von ihrem  produktiven Beitrag,  ihrem  Produktivwert  die Rede - haben wir nun den  natürlichen  Kapitalbetrag zu erörtern. Das Kapital erzeugt (als seinen produktiven Beitrag) einen Rohertrag, welcher in der Regel in anderen Gütern besteht als das verwendete Kapital; dieser läßt sich aber durch Tausch in einen Rohertrag umwandeln, der von derselben Art, aber meist größer als das aufgewendete Kapital ist (physischer Rohertrag). Es erzeugt sich also selbst wieder, vermehrt um einen Reinertrag (physischer Reinertrag). - Hiervon, von der  physischen  Produktivität", nicht von der  Wertproduktivität  des Kapitals muß man ausgehen, um den Wert der Produktivgüter zu bestimmen, da der Kapital   ja gar nicht gegeben, sondern erst gesucht ist, und nur nach dem Wert seines Ertrages bestimmt werden kann.

Im  physischen Rohertrag  des Kapitals, d. h. in der Menge  derselben  Kapitalgüter, welche für den auf das Kapital entfallenden Beitrag am Ertrag eintauschbar sind, findet sich also das Kapital und ein Reinertrag. Der Wert des Kapitals muß also kleiner sein als der des Rohertrages, und zwar um den des Reinertrages. bei vollkommenster Wirtschaftlichkeit wird die Widmung des Kapitals so ausfallen, daß das Verhältnis von Reinertrag zu Kapital (Zuwachsprozent) möglichst groß ist, daß es sich also in den einzelnen Widmungen fast  gleich  stellt. Das landesübliche Zuwachsprozent ist der  Zinsfuß. 

Der natürliche Wert des Kapitals ist nun bestimmbar: bekannt, bzw. bestimmbar war nach der obigen Ausführung sein  produktiver Beitrag,  sein  Produktivwert;  nach der letzten Betrachtung ist auch die landesübliche Zuwachsrate, das Verhältnis von Kapital und Reinertrag 
bestimmbar: nach diesem ist der produktive Beitrag auf Kapitalwert und Reinertragswert zu verteilen. Der Kapitalwert stellt sich dar als Differenz der Werte von Roh- und Reinertrag (Diskontierung) oder, was jetzt das Gleiche ist, als ein durch den Zinsfuß bestimmtes Vielfaches des Reinertragswerts (Kapitalisierung) oder, wie wir hinzufügen können, als bestimmter Teil des Ertragswertes.

Der  natürliche Wert des Landes  ist der nach dem herrschenden Zinsfuß zu bestimmende, kapitalisierte Wert des auf das Land entfallenden Ertragswertes (Bodenrente).

Der natürliche Wert einer  Arbeitsleistung  ist gleich dem auf sie entfallenden Ertragswert.

Nachdem wir so, ausgehend vom Grenznutzen der Gebrauchsgüter, zum Wert der Produktivgüter gelangt sind, fragt es sich, ob dieser seinerseits wieder eine Wirkung auf den Wert der Gebrauchsgüter haben kann, mit anderen Worten, welche Bedeutung der  natürliche Kostenwert  der Erzeugnisse hat.

Der natürliche Wert der zu verschiedenen Produktionen verwendbaren Produktivgüter richtet sich nach ihrem Beitrag zum Grenzprodukt.

Diejenigen Produktivgüter sind  Kosten,  welche bei einer einzelnen Widmung um ihrer anderweitigen Verwendbarkeit willen als Aufwand eingesetzt werden" (56) (im Gegensatz zu Monopolgütern, welche nur eine einzige Verwendungsart zulassen).

Die Kosten bestimmen nun den Wert der Erzeugnisse:  mittelbar,  indem ihre Verwendung in den einzelnen Produktionen (der "produktionsverwandten Güter") so abgewogen wird, daß in allen der Grenznutzenwert gleich dem Kostenwert wird:  unmittelbar,  wo infolge der springenden Wertskala oder sonstiger Verhältnisse diese Ausdehnung einer einzelnen Produktion nicht möglich ist, wo also der Nutzwert höher als der Kostenwert ist: hier ist für die Wertschätzung der Kostenwert maßgebend, wenn die "Nachschaffung noch mit der Wirkung voller Bedarfsbefriedigung möglich ist." (57)

Als Kosten werden die gesellschaftlich notwendigen berechnet. Sind Güter zu verschiedenen Kosten herstellbar, so sind die höchsten zur Bedarfsbefriedigung noch erforderlichen zu berücksichtigen.

Hiernach lautet das Kostengesetz:
    1. Gleiche Produktivgüter behaupten in aller Regel in jedem Produkt den  gleichen  Wert, nämlich jenen Wert, wie er ihnen durch den produktiven Grenzbeitrag zukommt.

    2. Der Wert eines Produktes ist in aller Regel ein Vielfaches aus der Multiplikation der verwendeten produktiven Quantität mit dem produktiven Einheitswert, bzw. ... eine Summe von solchen Vielfachen. (58)
Das  Kostengesetz  gilt für die  Wertschätzung von Erzeugnissen  nur, soweit dieselben im  Augenblick  der Wertschätzung "als Erzeugnisse in Betracht kommen, d. h. abhängig von ihren Bildungselementen." (59)

Nach dieser Betrachtung über die Wertschätzung nach dem Grenznutzen (privatwirtschaftliche Wertschätzung) gibt WIESER einige Andeutungen über die  staatswirtschaftliche Wertschätzung.  Nur wenige Wort zur Charakteristik derselben:

Wo es sich um  allgemeine Interessen  handelt, wird die Wertschätzung derselben und der in ihrem Dienst erforderlichen Güter meist eine vage, rein subjektive sein. Sie erfolgt aber bei den staatlichen Aufgaben und ist zu berücksichtigen. Die Frage, ob Güter für staatliche Zwecke oder in der Privatwirtschaft zu verwenden sind, ist danach zu entscheiden, ob der Wert hier oder dort höher ist. Für den einzelnen ergibt sich hieraus, daß er gehalten ist, so viel zur Staatswirtschaft beizutragen, als die gesamte Staatstätigkeit für ihn Wert hat: dies wäre der Zustand vollendetster Wirtschaftlichkeit. Da nun bei der heutigen Einkommens- und Vermögensverteilung der Wert des Geldes in den verschiedenen Einzelwirtschaften ein verschiedener ist, so würde sich daraus ergeben, daß die Beiträge für den Staat unter Berücksichtigung dieser Verschiedenheit zu ordnen sind. Während in der Privatwirtschaft jeder nach den Kräften des Grenzkäufers zahlt, müßte in der Staatswirtschaft jeder nach seiner eigenen Leistungsfähigkeit zu den Lasten des Staates herangezogen werden. - So ist die staatswirtschaftliche Wertschätzung im Gegensatz zur privatwirtschaftlichen nach dem    eine Wertschätzung nach dem  Nutzen überhaupt


§ 3.

Im vorigen Abschnitt galt es, anhand der Schriften von MARX, KNIES, SCHÄFFLE und WIESER deren Wertlehren so kurz, als es die Rücksicht auf Deutlichkeit gestattete, darzulegen. Jetzt wollen wir rückblickend die Punkte hervorheben, welche die vier vorgetragenen Lehren charakterisieren, und dabei diejenigen Fragen feststellen, zu denen sie Anlaß geben.

Die drei ersten Lehren stimmen in der Behauptung überein, der Wert sei zur Erklärung wirtschaftlicher Tatsachen erforderlich. Es müsse in allen Gütern ein  Gemeinsames  sein, und dieses, bzw. die Erkenntnis desselben, sei der Wert. Bezüglich aller drei können wir noch festellen, daß das Gemeinsame, welches sie verlangen, etwas  Spezifisches,  ein  Gleichartiges  sein soll und muß, welches nur graduelle, bzw. quantitative Unterschiede zuläßt, welches aber nichts materiell Verschiedenes enthalten darf.

MARX verlangt dieses Gleichartige, damit die    möglich ist. Ihm steht also nicht die  Entschließung zum Tausch,  sondern die  Tauschtatsache  in Frage, und diese hält er nur für möglich, wenn ein Gleiches in den Gütern besteht, welches er als  Materiatur abstrakter Arbeit  aufweist.

KNIES und SCHÄFFLE verlangen dagegen das Gleiche, damit  menschliche  Entschließungen möglich sind. KNIES glaubt, daß eine  Wertmessung  jede  Tauschentschließung  begleitet; SCHÄFFLE behauptet, daß  Wertmessungen  notwendig sind, wenn man wirtschaftliche Entschlüsse fassen will. Beide halten also menschliche Entschlüsse zum wirtschaftlichen Handeln dadurch bedingt, daß die Güter etwas Gemeinsames hätten, und zwar suchen beide das Gemeinsame in einer Beziehung der Güter zu einem bestimmten Kreis von Menschen. Nun kann man noch hinzufügen, was nur bei SCHÄFFLE genügend berücksichtigt ist: kann man sich zum Handeln (Tauschen) nur entschließen, wenn in den Gütern ein Gemeinsames ist, so muß auch gezeigt werden, ob und wie dieses Gemeinsame  erkannt  wird; es muß gezeigt werden, daß den wirtschaftlichen Handlungen wirklich eine  Messung des Gemeinsamen  voraufgeht, bzw. voraufgehen kann.

MARX, KNIES und SCHÄFFLE haben es versucht, dieses Gemeinsame, dessen Realität lediglich aus der Tatsache des Wirtschaftens gefolgert ist, über welches aber jede weitere, positive Bestimmung zunächst noch fehlt, aufzusuchen und begrifflich festzustellen. Dieses aufzufindende Gemeinsame soll also ein Erklärungsgrund für die Möglichkeit der Wirtschaft, des Tausches sein.

Das  Wirtschaften,  das  Tauschen  sind  äußere Erscheinungen,  somit  Naturerscheinungen:  wir nehmen hier den Begriff  Natur  in seiner weitesten Bedeutung, als Inbegriff aller Erscheinungen in Raum und Zeit. - Wird nun behauptet, daß eine solche Erscheinung nur möglich ist, wenn ein bestimmtes Verhältnis besteht, so muß auch dieses Verhältnis eine Naturerscheinung, der Begriff von demselben ein Naturbegriff sein. Es wäre dann also notwendigerweise behauptet, daß man die tatsächlich geschehenden Wirtschaftsakte und Tauschhandlungen verständigerweise gar nicht begreifen könnte, es sei denn unter Zuhilfenahme des Begriffes  Wert,  der nach dem Obigen eine gesetzmäßige Beziehung zwischen Gütern und Menschen sein soll, und welcher sonach für die Nationalökonomie dasselbe bedeuten würde, wie etwa der Begriff "Kraft" für die Naturwissenschaft. - Hierauf beruhen alsdann auch die Versuche,  Erscheinungen im Wirtschaftsleben,  vornehmlich die Preise, aber auch Zinsen u. a. m., im Wert wissenschaftlich zu erfassen: Denn dieses müßte natürlich möglich sein unter den  beiden  Bedingungen -  aber auch nur unter diesen -, daß der Wert eine einheitliche Beziehung zwischen Gütern und Menschen ist, und daß sich diese Beziehung  notwendigerweise  in jeder wirtschaftlichen Erscheinung überhaupt, oder zumindest in jeder, welche in ihm objektiviert werden soll, findet. Es ist sicher, daß sich dann alles, was von der betreffenden Beziehung ausgesagt wird und was an ihr erkannt werden kann, auch in den wirtschaftlichen Erscheinungen selbst finden müßte. - Wir haben daher bei den drei genannten Schriftstellern festzustellen,  daß ihr Wertbegriff ein Naturbegriff  im angeführten Sinn sein müßte.

Hiermit ist nun der Punkt genau bezeichnet, auf welchen eine kritische Nachprüfung der besprochenen Werttheorien ihr Hauptaugenmerk richten muß.

Die folgende Untersuchung hat zum leitenden Gedanken: soll eine Erscheinung nach ihrer Möglichkeit erklärt werden, so muß dasjenige, was zu dieser Erklärung beigebracht wird, entweder in der Erfahrung  ganz sicher gegeben  sein - oder es muß bewiesen werden, daß es eine  notwendige Bedingung  jener Erscheinung ist, daß also ohne die Annahme jenes Erklärungsgrundes die fragliche Erscheinung ganz und gar nicht verständlich sein würde, obwohl es uns vielleicht noch nicht gelungen ist, das für die Erklärung notwendig zu Verlangende in der Erfahrung zu finden. So muß der Naturforscher den Äther annehmen, um die Erscheinungen der Optik zu erklären, obwohl es noch nicht gelungen ist, den Äther selbst in der Erfahrung zu entdecken.

Eine dieser beiden Forderungen muß erfüllt sein. Andernfalls haben wir es mit Erdichtungen zu tun, welche recht fein ausgedacht sein mögen, bei denen auch Widersprüche mit Vorsicht vermieden sein können; nun und nimmermehr haben wir dann aber einen Erklärungsgrund für Erscheinungen.

Wenden wir diesen Grundgedanken auf das vorliegende Problem an.

Wirtschaftliche Tatsachen sollen also dadurch  bedingt  sein, daß in den Gütern ein  Gemeinsames,  der  Wert.  Dieses Gemeinsame soll nun "abstrakte Arbeit", "Gebrauchswert in genere" und "Sozialkraft" sein.

Unsere  erste  Aufgabe wird daher die sein, zu untersuchen, ob jenen drei Begriffen Erscheinungen in der Erfahrung entsprechen, die gerade in jenen zur Einheit zusammengefaßt sind (§ 4).

Unsere Untersuchung wird ergeben, daß die genannten Begriffe sich als  empirische  nicht  legitimieren,  daß sie daher jenen Begriff des Gemeinsamen in den Gütern nicht  ausfüllen  können. Es kann sich vielmehr nur fragen, wie wir an  zweiter  Stelle erwägen werden, oder der Wertbegriff als ein  Gemeinsames  in den Gütern - obwohl für denselben keine ihn ausfüllenden Erscheinungen aufgewiesen sind - für die Möglichkeit wirtschaftlicher Tätigkeit als unumgängliche Bedingung angenommen werden muß.

Daher prüfen wir zunächst die MARXsche Behauptung und fragen: Verlangt die Tauschtatsache ein Gemeinsames in den Gütern? (§ 5)

Diese  Deutung der MARXschen Ansicht, daß nicht für die Tausch tatsache,  sondern für die Tauschentschließung  dieses Gleichartige gefordert wird, können wir mit den Behauptungen von KNIES und SCHÄFFLE dahin vereinigen, daß wirtschaftliche Tätigkeit  überhaupt  dadurch bedingt ist, daß in den Gütern ein Gemeinsames, Meßbares enthalten ist, welches in der Beziehung derselben zu einem bestimmten Kreis von Menschen gefunden werden muß. Indem wir diese behauptete Beziehung zum Problem machen, fragen wir: Setzt die wirtschaftliche Tätigkeit der Menschen eine spezifische, gleichartige Beziehung zwischen den Gütern und einem bestimmten Kreis von Menschen voraus? (§ 6, § 7, §8)

Mit dieser Frage sind schließlich diejenigen zu verbinden, zu denen die WIESERsche Wertlehre Veranlassung bietet. Dieselbe charakterisiert sich durch die grundsätzliche Unterscheidung zwischen "individuellem Wert" und "natürlichem Wert".

Der erstere hat die Aufgabe, die Leitung der Wirtschaft eines einzelnen zu ermöglichen, - sei diese nun isoliert, oder befinde sie sich im Verkehr mit anderen Wirtschaften: nach ihm werden die  Einsätze  und  Erfolge  gegeneinander abgemessen. WIESER will in der Wirtschaft selbst die Wertbildung beobachten und feststellen. Nach seiner Meinung entsteht der Wert durch "Assoziation des Gefühls, das man für die Wichtigkeit seiner Interessen hat, mit der Vorstellung der Güter". (60)

Prüfen wir zunächst die Bedeutung dieses Satzes. Worauf zielt die Wichtigkeit der Interessen? Diese Frage dürfte sich nach den von WIESER ausgesprochenen Ansichten dahin beantworten lassen, daß es das  Wohl  des Individuums ist, auf welches das Interesse gerichtet ist, und daß für die Wichtigkeit desselben das  Gefühl der Lust und Unlust  das Kriterium bildet. - Nun aber: das Gefühl für diese Wichtigkeit! Dieses kennen wir nicht: es dürfte wohl diese Wichtigkeit nicht Sache des Gefühls, sondern Gegenstand des Urteils sein.

Weiter: Assoziationi dieses Gefühls mit der Vorstellung der Güter! Nach welcher Regel denn? Hier steht eine Mühle, dort liegt ein Dutzend Austern: nach welcher Regel nun wird das Gefühl oder das Urteil über die Wichtigkeit meiner Interessen mit diesen Gütern verbunden, damit ich Wertvorstellungen von ihnen erlange? Soll etwa mit den Gebrauchsgütern das Gefühl unmittelbar verbunden werden, bei den Produktivgütern aber erst eine  Reduktion des Gefühls  nach den Regeln der Bewertung von Kapitalgütern erfolgen?! Das Verhältnis der  Güter  zum Subjekt müßte doch irgendwie berücksichtigt werden, wenn man fragt, wie man Güter bewertet.

Aus der zitierten Stelle können wir sonach nicht erkennen, worin das Wesen des Wertes besteht. Auch die im genannten Werk sofort folgende Definition MENGERs klärt uns darüber nicht auf, da nicht zu ersehen ist, was "die Bedeutung" ist.

Wir müssen daher in WIESERs Lehre vom individuellen Wert selbst die Momente feststellen, welche das Wesen desselben ausmachen.

1. den  individuellen Werten  der Güter für  eine  Person wird Vergleichbarkeit zugesprochen; demnach muß eine einheitliche Beziehung zwischen den Gütern und dem Individuum gefordert werden. - Die Einheit der Beziehungen von  Vorstellungen zum Lustgefühl mit welcher argumentiert wird, und welche auch wir zugeben werden, kann die  Vergleichbarkeit  des Wertes der  Güter  noch nicht begründen: dies wäre doch nur möglich, wenn  alle  Güter nur deshalb wertgeschätzt würden, weil ihre Vorstellung mit Lustempfindung verbunden wäre, und in dem Grad, wie dies der Fall ist; das trifft aber nicht zu, da Güter entweder Verbrauchsgüter oder Produktivgüter sind. Der Güterwert kann daher nur dann der Größe nach verglichen werden, wenn eine Einheit in der Beziehung der  Güter zum Subjekt  angenommen wird.

Bei MENGER hat diese von uns geforderte Beziehung auch Ausdruck gefunden, indem er dem Wert der Güter ihre Bedeutung für das Subjekt zugrunde legt: "Derselbe (d. h. der Wert) ist ein Urteil, welches die wirtschaftenden Menschen über die Bedeutung der in ihrer Verfügung befindlichen Güter für die Aufrechterhaltung ihres Lebens und ihrer Wohlfahrt fällen." (61) Auch WIESER führt eine solche Beziehung der Güter zum Menschen für den Wert ein; es ist der  Nutzen  der Güter für das  Individuum.  Diesen hält er für vergleichbar, also für eine einheitliche Beziehung.

2. Der Punkt, auf welchen diese Beziehung gerichtet ist, ist die Bedürfnisbefriedigung des Individuums; das Kriterium für dieselbe wird im Gefühl (der Lust und Unlust) gefunden.

Unsere Frage gegen die WIESERsche Lehre vom individuellen Wert lautet daher: Ist in der Wirtschaft eines Individuums und für die Leitung derselben eine einheitliche Beziehung der Güter zum Individuum vorhanden und ist eine solche überhaupt möglich? (§ 6) -

- Wozu soll Wieser der natürliche Wert nützen? 

Er betrachtet ihn für die Produktion. Ausgangspunkt bildet der Nutzen für die Gesamtheit. Er sucht nach Regeln, nach welchen allen Gütern, den Kapitalgütern und dem Land, sowie der Arbeitsleistung Wert zuerkannt werden muß, wenn der höchste Nutzen für die Gesamtheit erzielt werden soll.

Fürs Erste sucht er also nach Regeln, wie jedem Gut, und wie der Arbeit Wert beizulegen ist, damit der höchste Gesamtnutzen erzielt werden kann.

Er sucht sonach fürs zweite Gesetze festzustellen, welche aus der Idee wirtschaftlicher Tätigkeit herzuleiten sind, welche daher in jedem Wirtschaftssystem  zugrunde liegen,  mag nun die Rechtsordnung die wirtschaftlichen Verhältnisse gestalten, wie sie will: dadurch kann die letztere nur Abweichungen von diesen Gesetzen bewirken.

So hält er dann auch den natürlichen Wert für ein "Bildungselement des Verkehrswertes". Er enthält die jedem  Wirtschafts system zugrundeliegenden Gesetze.
    "Die Frage, ob ein solches Gemeinwesen (d. h. ein ganz und gar geeinigtes und höchst vernünftiges, welches den natürlichen Wert erkennt und nach seinen Gesetzen handelt) bestehen könnte oder einmal bestehen wird, interessiert uns gar nicht. Wir lassen es uns an seiner Vorstellung genügen, die ein vortrefflicher Behelf ist, um dasjenige zusammenzufassen, was von unserer heutigen Volkswirtschaft bleibt, wenn wir das Privateigentum, sowie alle Störungen, die aus der menschlichen Unvollkommenheit folgen, hinwegdenken." (62)
Er sucht also im natürlichen Wert die jeder Staatswirtschaft, auch unserer Staatswirtschaft, zugrundeliegenden Gesetze, und sein Werk ist ein großartiger Versuch die Erscheinungen des Wirtschaftslebens innerhalb der Produktion im gesellschaftlichen Grenznutzen zu objektivieren.

Für die Erkenntnis der heutigen Wirtschaft hofft er auf diesem Weg das zu leisten, daß man an den Gesetzen des natürlichen Wertes erkennen kann, wie weit der heute die Wirtschaft beherrschende Verkehrswert diesen Gesetzen folgt, was also in den Erscheinungen des Verkehrswertes das  Notwendige  ist, - wo er dagegen von den Gesetzen des natürlichen Wertes abweicht, was also in ihm  zufällig  ist, welche Erscheinungen in ihm durch  Rechtsinstitutionen  und menschliche Unvollkommenheit bewirkt werden.

Der Weg, auf welchem WIESER zu seinen Gesetzen des natürlichen Wertes gelangt, ist folgender: er geht aus vom natürlichen Wert der Gebrauchsgüter als dem gesellschaftlichen Grenznutzen der Gütereinheiten. Durch denselben ist  objektiv  - da unter bestimmten, vorliegenden Produktionsverhältnissen die produktiven Beiträge gegeben und nur zu erkennen sind - der  Produktivwert  der einzelnen Produktivgüter bestimmt. Dieser bestimmt wieder unter Berücksichtigung der allgemeinen Zuwachsrate, die unter gegebenen Verhältnissen  objektiv  bestimmbar ist, den  Wert  der Produktivgüter. Dieser nun ist unter gewissen Bedingungen bestimmend für den Wert der Gebrauchsgüter. So erscheint der natürliche Wert aller Güter als Funktion des gesellschaftlichen Grenznutzens. Der Inhalt der Funktion soll, verstehen wir WIESER richtig, gar nichts subjektives enthalten (dasselbe liegt wohl aber im Grenznutzen), sondern zu bestimmter Zeit  objektiv  gegeben sein. Er ist bedingt durch den Vorrat an Produktivgütern, durch die produktiven Beiträge der einzelnen Produktivgüter in den einzelnen Produktionen, sowie durch andere tatsächliche Verhältnisse. Die produktiven Beiträge sind aber auch nur durch natürliche Eigenschaften der Güter und der menschlichen Arbeit und durch den Stand der Technik, also lediglich durch objektive Momente, bedingt.

Sehen wir vorerst zu, ob es WIESER wirklich gelungen ist, diesen Gedanken durchzuführen. Wir finden, daß seine Bemühung auf ein Hindernis stieß, welches er mit Hilfe des natürlichen Wertes und des physischen Reinertrags überwunden zu haben glaubt, während er in Wirklichkeit den  Preis,  also ein Produkt menschlicher Tätigkeit, bzw. Übereinkunft, zu Hilfe rufen mußte: wir meinen die  Bewertung  der Produktivgüter. Bis zum produktiven Beitrag derselben kam er mit dem natürlichen Wert aus. Da aber, wo es sich um den physischen Roh- und Reinertrag handelt und um die Größe derselben, da tritt uns der  Preis  entgegen: der wirkliche Rohertrag, der einem bestimmten Kapital zuzurechnen ist, läßt sich  umtauschen  gegen Kapitalgüter der verwendeten Art; man wird in der Regel etwas mehr Güter erhalten, als man verwendet hat: physische Roherträge, das ursprüngliche Kapital enthaltend plus einem Reinertrag. Hieraus ergibt sich das Verhältnis vom Kapital zum Rohertrag, mittels dessen man aus dem Ertragswert des produktiven Beitrags den Wert des Kapitals bestimmen kann. Nun behaupten wir, daß diese ganz weitläufige Berechnung den Satz zugrunde liegen hat: der Wert eines Kapitals ist gleich dem Wert der Gebrauchsgüter, die gegen dasselbe austauschbar sind; - daß also die ganze Berechnung, sowie die ganze Lehre vom produktiven Beitrag für die Bestimmung des Kapitalwertes überflüssig war: sie verschleiert nur die Annahme jenes Satzes.

Ein Beispiel wird unsere Ansicht vielleicht erläutern; wir stellen zunächst die von WIESER geforderte Rechnung an:
    Von 1000 kg Fleisch, deren (Ertrags-)Wert = 100 sein soll, kommen auf die in der Produktion verwendeten 200 Einheiten Ölkuchen als produktiver Beitrag 400 kg Fleisch oder 40 Werteinheiten. Welches ist der Wert der Ölkuchen? 400 kg Fleisch lassen sich gegen 210 Einheiten Ölkuchen eintauschen. Dann ist der physische Reinertrag = 10 Einheiten, die Zuwachsrate ist  5,  das Verhältnis von Kapital und physischem Rohertrag ist 20 zu 21 = 0,95. Der Produktivwert des Kapitals war 40, folglich ist sein Wert 40. 20/21 = 38,1 Werteinheiten, oder der natürliche Wert einer Einheit Ölkuchen ist 0,195 Werteinheiten. Und sagen wir nun, daß diese Berechnung zur Voraussetzung hat, daß der Wert der 210 Einheiten Ölkuchen gleich dem Wert der dafür eingetauschten 400 kg Fleisch ist; und in der Tat brauchen wir nur den Wert gleichzusetzen, so erhalten wir den Wert von 210 Einheiten Ölkuchen = 40, also von 1 Einheit Ölkuchen = 40/210 = 0,195 Werteinheiten.
Ich hoffen, an diesem Beispiel klargelegt zu haben, wie jene ganze Berechnung auf dem Satz basiert, daß der Wert der Produktivgüter gleich dem Wert der für sie eingetauschten Gebrauchsgüter ist.

Diese Schwäche hat WIESER selbst gefühlt und den Einwand berührt, daß der physische Reinertrag den Kapitalwert bereits voraussetzt.
    "Bei den Umsätzen, die notwendig sind, um anstelle der unmittelbar gewonnenen Rohertragsgüter die Kapitalersatzgüter zu beschaffen, werden die Güter selbstverständlich nach ihrem Wert berechnet. Die Kapitalgüter also nach ihrem Kapitalwert; insofern scheint es, daß die Kenntnis des Kapitalwertes und seiner Gesetze der Reinertragszurechnung vorausgehen muß.

    Nur in einem so einfachen Fall, wie der  Thünens  ist, kann die Reinertragszurechnung ohne vorhergehende Kenntnis des Kapitalwertes erfolgen; damit ist aber der Beweis erbracht, daß  grundsätzlich  die Reinertragszurechnung von der Schätzung des Kapitalwertes unabhängig ist. Praktisch allerdings ist dieser Grundsatz nicht mehr durchzuführen, sobald die Produktioin verwickelter geworden ist. Sobald die Produktion verwickelter geworden ist, muß aber praktisch überhaupt jede neue Kalkulation auf die alten bekannten gestützt werden, sonst käme man nicht zum Ende; dann setzt jede neue Wertbestimmung praktisch immer bereits alte Wertbestimmungen voraus. So wenig hieraus der Schluß gezogen werden könnte, daß die Theorie den Wert braucht, um den Wert zu erklären, so wenig kann auch der Schluß gezogen werden, daß theoretische der Kapitalwert die Reinertragsrechnung bedingt." (63)
Die hier angeführten Momente können uns nicht überzeugen. THÜNENs Beispiel (Auftreten des  ersten  Kapitals und Erhöhung des Produktivertrages  hierdurch)  könnte überhaupt "grundsätzlich" gar nichts beweisen. Bei der Berechnung des physischen Reinertrages und im Anschluß hieran der Zuwachsrate, wodurch nach WIESER die Bewertung des Kapitals erst möglich wird, kommt er um den  Preis  - auch in THÜNENs Beispiel - nicht herum.

Stellen wir nunmehr unsere Frage gegen die Lehren WIESERs vom natürlichen Wert fest: Er sucht im natürlichen Wert die notwendigen Gesetze jeder Staatswirtschaft, folglich auch der bestehenden. Seine Lehre setzt voraus, daß der natürliche Wert der Gebrauchsgüter, d. h. ihr gesellschaftlicher Grenznutzen,  vergleichbar  ist; derselbe muß also eine  einheitliche  Beziehung enthalten. Da in ihm die Wirtschaftsgesetze auch für unser Wirtschaftssystem enthalten sind, muß sich auch in diesem jene  einheitliche  Beziehung entdecken lassen. In der Tat glaubt auch WIESER, daß sie besteht:
    "Soweit ich mir selbst Rechenschaft zu geben vermag, habe ich hiermit (d. h. mit der Fiktion eines natürlichen Wertes und des utopistischen Kommunistenstaates) nirgends eine fremde unempirische Kraft in die Wirklichkeit der Wirtschaft hineingedeutet. Ich habe nur so weit fingiert, daß ich Tatsachen, welche unzweifelhaft wirksam sind, aus der Betrachtung ausgelassen habe." (64)
Gegen die Versuche, die Wirtschaft im natürlichen Wert zu objektivieren, lautet daher unsere Frage: Ist eine Beziehung der Güter zu einem Kreis von Menschen, welche man als  natürlichen Wert  der Güter oder als deren  gesellschaftlichen Nutzen  anspricht, als einheitliche in der Wirtschaft im Sinne WIESERs vorhanden (§ 4), und ist eine solche überhaupt möglich? (§§ 6-8)

Ferner versucht WIESER die Leitung der Staatswirtschaft lediglich unter dem Gesichtspunkt des  höchsten Nutzens für die Gesamtheit  darzustellen, indem er aus diesem Gesichtspunkt die Bewertung aller Güter und der Arbeitsleistungen unternimmt. Dagegen ist zu erwägen: Ist die Leitung einer Staatswirtschaft denkbar allein unter dem Gesichtspunkt des höchsten Wohles aller, oder treten hier nicht Faktoren bestimmend auf, welche auf jenen ersten Bestimmungsgrund nicht zurückzuführen sind? (§§ 7 und 8)

Auch die beiden Wertbegriffe WIESERs stellen sich als Naturbegriffe dar: denn der Wert soll ja nach ihm ein Element in Erscheinung sein. Es tritt also in entsprechender Weise die Alternative auf, welche wir oben festgestellt haben.

Hiernach sind wir in der Lage, die gemeinsame Grundfrage, welche sich allen hier in Rede stehenden Wertlehren gegenüber erhebt, einheitlich zu formulieren. Das Problem lautet: Welches sind die notwendigen Bedingungen wirtschaftlicher Tätigkeit? (§§ 6-8)
LITERATUR Otto Gerlach, Über die Bedingungen wirtschaftlicher Tätigkeit, Staatswissenschaftliche Studien, Bd. 3, Jena 1890
    Anmerkungen
    1) KARL MARX, "Zur Kritik der politischen Ökonomie", 1859. - "Das Kapital", Bd. I, dritte Auflage, Hamburg 1883, Bd. II, 1885.
    2) Vgl. Kapital, Vorwort zur ersten Auflage, Seite VII.
    3) "Welches auch immer ihr Austauschverhältnis ist, es ist stets darstellbar in einer Gleichung, worin ein gegebenes Quantum Weizen irgendeinem gegebenen Quantum Eisen gleichgesetzt wird, ... Was besagt diese Gleichung? Daß ein Gemeinsames von derselben Größe in zwei verschiedenen Dingen existiert." (Kapital I, Seite 3)
    4) Kapital I, Seite 4f.
    5) a. a. O., Seite 11
    6) KARL KNIES, Das Geld, zweite Auflage, Seite 157
    7) GEORG ADLER, Die Grundlagen der Marx'schen Kritik, Tübingen 1887, Seite 204.
    8) a. a. O., Seite 156f.
    9) a. a. O., Seite 4
    10) SCHÄFFLE, Bau und Leben etc., Bd. III, Seite 327
    11) a. a. O., Seite 328
    12) G. ADLER, a. a. O., Seite 91f
    13) MARX, Kapital I, Seite 40f
    14) MARX, Kapital I, Seite 42
    15) MARX, Kapital I, Seite 50
    16) Grundlegung, zweite Auflage, Seite 45
    17) Vgl. die Anmerkung bei SCHÄFFLE, Bau und Leben III, Seite 309
    18) Vgl. SCHÄFFLE, Quintessenz des Sozialismus, dritte Auflage, Seite 44
    19) a. a. O., Seite 48
    20) KNIES, "Die nationalökonomische Lehre vom Wert", in der Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, 1885, Seite 421-475, 644-648. - "Geld und Kredit". "Das Geld", zweite Auflage 1885; "Der Kredit", 1876-79.
    21) "Da ferner jede entgeltliche Übertragung eines Gutes verbunden ist mit einer Wertbemesseung desselben in einem anderen Gut ..." (Das Geld, Seite 10)
    22) "Es steht deshalb ebenso unumstößlich fest, daß, wenn und soweit überhaupt das besondere Quantum  wirtschaftlichen Wertes,  welches die unterschiedlichen konkreten Güter umschließen, geschätzt und bemessen werden kann und soll, dies nur mittels eines Gegenstandes möglich ist, der selbst wirtschaftlichen Wert hat, selbst ein wirtschaftliches Gut ist." (a. a. O., Seite 148)
    23) "Somit erhebt sich nunmehr die Frage, ob Etwas und Was in allen wirtschaftlichen Gütern verschiedenster Gattung umschlossen ist, das sie ingesamt, einschließlich des Geldgutes,  in derselben Art  besitzen, so daß es einem wirklichen Messungsvorgang für den Zweck zunächst des  Tausches  zugänglich wird." (a. a. O., Seite 152)
    24) "... einmal sind sie darin  alle  gleichartig, daß sie "erschöpfliche" Befriedigungsmittel äußerer Bedürfnisse der Menschen sind; Gebrauchswert haben, ohne überschüssig für den Bedarf der Menschen vorfindlich zu sein, ..." (a. a. O., Seite 152)
    25) "... Und es ist doch nun in der Tat so, daß alle  verschiedenartigen  Gebrauchsgüter eine  gemeinsame Einheit  als  Gebrauchsgüter  haben. Während sie die unterschiedlichen Bedürfnisgattungen befriedigen, befriedigen sie zugleich insgesamt, die einen mit den andern, den summarischen Bestand des fraglichen Kreises menschlicher Bedürfnisse. Eben deshalb enthalten die verschiedenen  Spezies  der Güter doch einen  Gebrauchswert  in genere." (a. a. O. Seite 160)
    26) "Wie jeder einzelne für die Gesamtheit der von ihm gebrauchten Güter neben dem Unterschied zugleich diesen generischen Charakter anerkennt, so wird der letztere auch von der Gesellschaft als für ihre Mitglieder vorhanden anerkannt." (a. a. O., Seite 160)
    27) "Die gesellschaftliche Anerkennung des Generischen im Gebrauchswert verschiedenartiger Gütergattungen kommt im  Tauschverkehr  bei arbeitsteiliger Produktion als Anerkennung eines  vertretbaren, fungiblen  Gebrauchswertes, dessen gleichgeartete Träger die gesamten, unseren wirtschaftlichen Bedarf befriedigenden Gegenstände sind, zur tatsächlichen Geltung. Werden wirtschaftliche Güter von einer besonderen Gattung für Güter von anderen besonderen Gattungen gegeben und genommen, so werden die einen wie die anderen als wirtschaftlich gebrauchswertig und so weit als artgleich und durcheinander vertretbar und bemeßbar anerkannt." (a. a. O., Seite 160)
    28) "... so wird ein  gleiches Quantum  unseres fungiblen Gebrauchswertes, welcher die bedingende Ursache für die Gleichung des Tauschwertes ist, ..." (a. a. O., Seite 161).
    29) "Gleichwohl bleibt Bezeichnung und Begriff der Wertäquivalente in dem Sinne wohl zutreffen, daß, wo immer bestimmte Quantitäten verschiedenartiger Güter im Verkehr gegeneinander umgesetzt werden, diese ein gleiches Maß gesellschaftlich anerkannten Wertes zur Geltung bringen." (a. a. O., Seite 171)
    30) "... so muß die alle einzelne beherrschende Nötigung zum entgeltlichen Umsatz ihrer Güter sich selbstverständlich als Differenz der  subjektiven  Wertschätzung des Angebotenen und des Begehrten zum Ausdruck bringen." (a. a. O., Seite 171f)
    31) ALBERT SCHÄFFLE, "Über die ethische Seite der nationalökonomischen Lehre vom Wert", Tübingen 1862. - "Über den Gebrauchswert und die Wirtschaft nach den Begriffsbestimmungen Hermanns", Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft", 1870, Seite 122-179. - "Kapitalismus und Sozialismus", Tübingen 1870. - "Die Quintessenz des Sozialismus", Gotha 1878 - Vor allem aber: "Das gesellschaftliche System der menschlichen Wirtschaft, 2 Bde., Tübingen 1873 - "Bau und Leben des sozialen Körpers", 4 Bde. Tübingen 1881.
    32) Schäffle, Gesellschaftliches System etc., Bd. I, Seite 1
    33) "Alle wirtschaftliche Tätigkeit - veranlaßt durch das quantitative Mißverhältnis von Bedarf und von freien Gütern - ist und bleibt durchgehend ein Inbegriff von Größenbestimmungen, denn sie hat zu erzielen ein  Minimum  der Aufopferung von persönlichen Leistungen und Vermögensnutzungen, und ein  Maximum  von Nutzgegenständen und von persönlichem Nutzen." (a. a. O., Seite 20)
    34) Vgl. a. a. O., Seite 20f - SCHÄFFLE sagt a. a. O., Seite 21: Die Wirtschaft ist Inbegriff der Bilanzierung von Kosten und  Nutzen-Summen, abwägende Kollektivgrößenbestimmung; denn sie ist nicht auf einen vereinzelten Nutzeffekt für ein vereinzeltes Bedürfnis in einem abgerissenen Zeitpunkt, sondern auf größte Gesamtförderung und mindeste Lebensaufopferung einer Persone gerichtet, zuhöchst auf Befriedigung der ganzen sittlichen Gemeinschaft durch wirksamste Bildung, Verteilung, Anwendung und Erneuerung des Einzel- und des Volkseinkommens." Und Seite 22: "Zwar ergreift die Wertschätzung das  einzelne  Gut  elementar  nach Kosten- und Gebrauchswert, aber durch Summierung und Differenzierung der Einzelgüterwerte bilden sich die zusammengesetzten und bilanzierten, eigentlich wirtschaftlichen Wertgrößen als maßgebende Vorstellungen über wirtschaftliche Kollektivgrößen." Diese Summierung und Differenzierung will uns nun aber nur möglich erscheinen, wenn der Kreis der in Betracht zu ziehenden Güter  geschlossen  ist, nicht aber, wenn er erst durch diese Operation - wie es faktisch der Fall sein müßte - bestimmt werden muß.
    35) "Die wirtschaftliche Größenbestimmung läßt sich äußerlich praktisch nur durch die Vermittlung eines begleitenden  inneren Prozesses  durchführen, welcher im Zusammenwirken des rechnenden Verstandes und wertbestimmenden Gefühls die Kosten- und Nutzgrößen der zu bildenden und zu gebrauchenden Güter und Gütersummen zur Vorstellung und Empfindung bringt, sie als innere Anschauungsgrößen für das nachfolgende praktische Handeln bestimmt und so quantitativ durch entsprechende äußere  Symbole  (Geldwerte) vorstellt und festhält." (a. a. O., Seite 22) Vgl. auch a. a. O., Seite 160.
    36) vgl. a. a. O., Seite 166f
    37) "Hier genügt es, mit aller Bestimmtheit festzustellen, daß die äußeren Kosten- und Nutzgrößen nur als Werte vergleichbar sind, und daß nur mittels der Wertbestimmung die Wirtschaft als einheitlicher Prozeß durchführbar ist" (a. a. O., Seite 23). "... denn erst im Wert werden die Elemente und die Produkte der Technik kommensurabel ..." (a. a. O., Seite 160)
    38) Vgl. "Bau und Leben etc." Bd. III, Seite 279: "Der Wert hat zur gegenständlichen Basis Nutzen  und  Kosten, aber auf beide muß das Subjekt reflektieren." "... daß der Wert des Gutes ein subjektiver Reflex von Nutzen und Kosten gegen das Bewußtsein der wirtschaftlichen Subjekte ist, ein möglichst richtiger, wenn das Subjekt um seiner Erhaltung willen richtig wertet, aber möglicherweise ein höchst unwahrer, wenn sein Lebensgefühl, Verstand und Wille verkehrt ist."
    39) Dieser Ausdruck ist im Sinne folgender Stelle aufzufassen: "Folgerichtig kann es nach unserer Ansicht vom  spezifisch-subjektiven, innerlich  reflektierenden Inhalt der Wertbestimmung eine  Substanz  des Wertes im materiellen Sinn des Wortes überhaupt nicht geben. Wohl aber  bestimmende Rücksichten auf eine solche Substanz".  (a. a. O., Seite 278)
    40) "Das gemeinsame Reale der volkswirtschaftlichen Kosten und der volkswirtschaftlichen Nutzeffekte ist die lebendige oder die stofflich latente Sozialkraft der gegebenen Zivilisation. Im Doppelgesicht der Kosten und des Nutzens, welches uns an jedem Gut entgegentritt, erscheinen nur zwei Seiten der am  Stoffwechsel  beteiligten  einen  Kraft! Hier unaufhörliches  differenzierendes  Binden realer Sozialkräfte in den Stoff durch Arbeit, dort das  integrierende  Wiederentbinden durch Konsumtion!" (a. a. O., Seite 274f) "Als Kosten- und Nutzäquivalente haben also alle wirtschaftlichen Güter innerhalb des geschlossenen Bedürfniskreises, welchem sie angehören, ein und dieselbe  zusammengesetzte  und  unteilbare Kraft  zur Quelle. Sie sind eben deshalb im Wert unter dem  wirtschaftlichen  Gesichtspunkt vergleichbar, kommensurabel." (a. a. O., Seite 275f.
    41) vgl. a. a. O., Seite 310f
    42) "Die Möglichkeit einer  äußeren Darstellung  (Symbolisierung)  des Wertes  wird durch die äußeren Wirkungen des Wertes gegeben; der Wert veranlaßt den Wirt, für ein Gut bestimmte Opfer zu bringen und bestimmten Ersatz zu verlangen. Eine dieser äußeren Wirkungen, an welchen der Wert ermessen werden kann, ist - beim Fortschritt von der Einzelwirtschaft zum Verkehr - das Tauschäquivalent, die Preiszahlung" (Gesellschaftliches System I, Seite 23). Vgl. auch Seite 161: "Der Wert ist übrigens  dar stellbar und stellt sich äußerlich dar auch ohne das gesellschaftliche gemeingültige Wertsymol des Geldes, nämlich an den  tatsächlichen  Folgen, die man den inneren Wertanschauungen schon in der isolierten Wirtschaft gibt."
    43) "Im Geldpreis, sog.  Geldwert  erhält der innere Wert einen äußeren Maßstab, und zugleich, wie wir sehen werden, einen Maßstab gesellschaftlich festgestellten Wertes, einen Maßstab von objektiver gesellschaftlicher Geltung, auf welchen sich bald auch die isolierte Wertschätzung der Tauschgüter allgemein bezieht." (a. a. O., Seite 23)
    44) "Der Tauschwert stellt so eine volkswirtschaftliche Größennorm, ein volkswirtschaftliches Richtmaß aller verschiedenen privatwirtschaftlichen Werte desselben Tauschgutes dar, nicht einen für jede Privatwirtschaft gleichen privatwirtschaftlichen Wert des Tauschgutes." (a. a. O., Seite 159) - "Im Geldpreis der Weltmärkte empfängt das individuelle Wertbewußtsein den Maßstab einer  communis opinio  [allgemeinen Meinung - wp] über den Wert, und die Herrschaft des Ausdrucks der öffentlichen Meinung über den Güterwert, im Geldpreis der Weltmärkte, wird umso unwiderstehlicher, je mehr die einzelnen nur einzelne Räder im großen Triebwerk der Arbeitsteilung sind, und sich im Engros-Preis des Weltmarktes der Wert nicht mehr am individuellen Zwiespalt von Bedarf und Befriedigung bestimmt." (a. a. O., Seite 219)
    45) "Es muß ein volkswirtschaftlicher Wert durch  gesellschaftliche  Vorgänge normiert werden, um für alle Produzenten und Konsumenten jeder Güterart zu jeder Zeit und an jedem Ort die individuellen Kostenwerte und Gebrauchswerte latent werden; nur dann wird wirklich der möglichste reine  Gesamt nutzen für die Gesamtheit erreicht und Unwirtschaft in der bürgerlichen Gesellschaft auf allen Punkten zurückgedrängt sein - es wird dann wahrhaft  volkswirtschaftlicher Wert  gelten." (a. a. O., Seite 184f)
    46) a. a. O., Seite 189
    47) a. a. O., Seite 196
    48) a. a. O., Seite 197
    49) a. a. O., Seite 219
    50) "... für  Tausch güter ist es (d. h. jede äußere praktische Folge, welche ein derartiger Wert nach sich zieht, und welche so seine äußere Darstellung ermöglicht), das vom Tauschwert bewirkte Tauschäquivalent oder der  Preis - ..." (a. a. O., Seite 218). "... der Preis ist nicht gleichbedeutend mit dem Tauschwert, sondern äußere Folge desselben und daher Mittel der  Dar stellung des letzteren" (ebd.)
    51) von WIESER, "Über den Ursprung und die Hauptgesetze des wirtschaftlichen Wertes", Wien 1884. - "Der natürliche Wert", Wien 1889.
    52) Der natürliche Wert, Seite 20.
    53) a. a. O., Seite 7
    54) a. a. O., Seite 50
    55) a. a. O., Seite 44
    56) a. a. O., Seite 168
    57) a. a. O., Seite 171
    58) a. a. O., Seite 165
    59) a. a. O., Seite 173
    60) WIESER, Der natürliche Wert, Seite 20
    61) MENGER, Grundsätze der Volkswirtschaftslehre, Seite 86
    62) WIESER, Der natürliche Wert, Seite 60
    63) WIESER, Der natürliche Wert, Seite 131, Anm.
    64) WIESER, Der natürliche Wert, Seite 236