ra-2 Roscher und KniesH. CohnA. DöringT. Grigorovici    
 
KARL KNIES
Die nationalökonomische
Lehre vom Wert

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"Je allgemeiner das Bedürfnis nach einem Gut unter den Einzelnen verbreitet ist, je dringlicher es sich im Einzelnen geltend macht, umso größer muß die Zahl derjenigen sein, welche sich in den Besitz desselben zu setzen suchen, umso entschiedener wird ihr Wille sein, dies zu tun. Und eben darin liegt die Bedigung des höheren Tauschwertes; der Inhaber des Gutes muß in der Lage sein, bei einer größeren Zahl von Menschen und bei ihnen sicherer auf die Bereitwilligkeit, ihm andere Güter für sein eigenes hinzugeben, rechnen zu können."

"Der Gattungstauschwert des Geldes ist größer als der aller anderen Güter, der der Nahrungsmittel größer als der der Vergnügungsmittel, der des Brotes größer als der der Seidenwaren, der des Eisens größer als der der Edelsteine usw."

Wir sehen: Die Größe des Gebrauchswertes der einzelnen Güter gattungen  im Vergleich zueinander hängt auch innerhalb der Volkswirtschaft von der  Art  des Bedürfnisses ab, das sie befriedigen, von der Größe ihres Gattungsgebrauchswertes. Die Höhe der Staffel, auf welcher sie in  dieser  Beziehung für ein Volk stehen, wird in keiner Weise durch das  Quantum  bestimmt, welches infolge von Naturgesetzen usw. zur Befriedigung des entsprechenden Bedürfnisses erforderlich ist. Ob dieses Quantum ein größeres oder ein kleineres ist, hat ansich nicht den geringsten Einfluß auf die Bestimmung des Gebrauchswertes einer Güterart, wie entschieden auch der konkrete Wert durch das  Verhältnis des einmal vorhandenen Güterquantums zum einmal begehrten Quantum derselben  bestimmt wird. Es ist wesentlich für die Abschätzung des konkreten Gebrauchswertes von Arzneien, ob das Quantum, das man hat, dem Quantum, dessen man bedarf, genügt oder nicht, dadurch aber, daß der Kranke statt eines kleinen Glases einen Eimer voll Medizin trinken müßte, würde der Gebrauchswert der Medizin in keiner Weise erhöht. Daher auch der hochwichtige Satz,  daß man auch in der Volkswirtschaft einen gleichen oder einen verschiedenen Gebrauchswert zweier Güter durchaus nicht durch zwei gleiche Quantitäten derselben anzeigen kann!  Der quantitative Bedarf zur Befriedigung des Bedürfnisses ist bei Gütern verschiedener Art ganz verschieden und unabhängig von der Abschätzung der Höhe ihres Gebrauchswertes. Darum ist es ganz sinnlos, zu folgern: weil der Gattungsgebrauchswert des Brotes höher ist, als der feiner Leinenspitzen, und der Gebrauchswert des gesamten Vorrates von Brot größer, als der des vorhandenen Gesamtquantums von feinen Leinenspitzen, also ist auch der Gebrauchswert eines Pfundes Brot höhter zu erachten, als der eines Pfund Spitzen, und sollte in einer "vernünftigen" Volkswirtschaft auch der Tauschwert eines Pfundes Brot höher sein als der des Pfundes Spitzen! Das setzte nichts anderes voraus, als zum wenigsten: daß das Bedürfnis nach Spitzen mit ebensofviel Pfunden Spitzen befriedigt würde, als das Brotbedürfnis mit Pfunden Brot! Man kann zunächst nur den Gesamtvorrat an Brotfrüchten, der das Gesamtbedürfnis nach ihnen befriedigt, gegenüberstellen dem Gesamtquantum jeder anderen Güterart, also auch beispielsweise dem an Leinenspitzen, welches das Gesamtbedürfnis nach Leinenspitzen befriedigt. Jede einzelne Quote des Gesamtvorrates hat den Teil eines Gebrauchswerts des Ganzen, der durch ihr Mengenverhältnis gegenüber der Menge des Gesamtvorrates angezeigt wird. Gesetzt, dieses Gesamtquantum an Brotfrüchten wäre bei einem Volk 24 Millionen Zentner und an Leinenspitzen 24 Zentner, so entfiele auf den Gebrauchswert des Pfundes Brotfrucht [Getreide - wp] 1 durch 24 mio, des Pfundes Spitzen 1 durch 2400 vom Gebrauchswert des Gesamtvorrats. Wären wir nun so glücklich, einen "Mann der Zukunft" schon jetzt genießen zu können, der uns zur Bekräftigung seiner Angriffe auf die Grundlagen der praktischen Volkswirtschaft beweist, daß der Gebrauchswert der Brotfrucht genau 1000 mal so groß ist, wie der der Brotfrucht, so müßte man doch noch, wenn "der Tauschwert in voller Übereinstimmung mit dem Gebrauchswert sein soll" für 1 Pfund Spitzen 1000 Pfund Brotfrucht eintauschen können.

Es hängt also die Größe des Gebrauchswertes wie auch des Tauschwertes der einzelnen kleinen Quantität einer Güterart in der Volkswirtschaft unbedingt ab von dem Gebrauchs - wie vom Tauschwert des Gesamtvorrats derselben Güterart. Ebendeshalb kann auch die Frage nach dem  Verhältnis  zwischen dem Gebrauchs- und dem Tauschwert von Quantitäten  verschiedener Güterarten zueinander  nur durch die Frage nach dem Gebrauchs- und Tauschwertverhältnis der Gesamtvorräte derselben zueinander beantwortet werden - und es ist von vornherein nicht die geringst Ursache vorhanden, Widersprüche zu finden, wenn einer Quantität einer Güterart ein weit größerer Gebrauchs- und Tauschwert in der Praxis und Theorie beigelegt wird, wie  derselben  Quantität einer Güterart mit weit höherem Gattungswert. Wer erforschen will, ob der Gebrauchswert und der Tauschwert von verschiedenen Gütern, die an einzelner Stelle in bestimmten Quantitäten zum Verbrauch kommen, sich in Harmonie befindet, kann dies nur so, daß er festzustellen sucht, ob Gebrauchs-  und Tausch wert der Gesamtvorräte verschiedener Güterarten, welche die Gesamtbedürfnisse nach ihnen befriedigen, sich gleichmäßig auf die Sprosse der Skala stellen, welche durch die Stufe des Gattungsgebrauchswertes angezeigt ist; also ob das Gesamtquantum des dem Verbrauchsbedürfnis dienenden allgemeiner und dringlicher begehrten Gutes auch einen höheren Tauschwert hat, als das Gesamtquantum des entbehrlicheren Gutes.

Bei jedem Versuch, diese Frage zu lösen, muß vorab Folgendes beherzigt werden.

Wenn wir uns auf  das  besinnen, was früher über den Tauschwert der Güter im Allgemeinen gesagt worden ist, so ist zunächst klar, daß die Frage nur eventuell überhaupt einen Sinn hat. Denken wir uns eine Volkswirtschaft in sich abgeschlossen und in ihr den Zustand, daß jedermann seine Bedürfnisse, z. B. nach Brotfrucht selbst mittels seines Bodenschatzes und seiner Bewirtschaftung desselben erzielt, so wird ein Tauschwert der Brotfrüchte überhaupt nicht zur Erscheinung kommen. Es findet dies erst statt, wenn sie übertragbar werden und so auch nur für das Gesamtquantum dann und soweit als es übertragbar gegen andere Güter ist. Die heutige Verkehrsanbindung der Völker untereinander räumt regelmäßig dieses eventuelle Hindernis einer  Abschätzung  des Tauschwertes überhaupt hinweg. Immer aber ist allerdings aufrechtzuerhalten, daß das in den Modalitäten der Übertragbarkeit von Gütern begründete und für den Tauschwert  allein  mitbestimmende Element eine besondere Wirkungskraft entfalten und hinsichtlich aller  nur  hierauf zurückführender Ergebnisse von einer Disharmonie mit dem Gebrauchswert gar keine Rede sein kann. Sodann haben wir gesehen, daß der in Harmonie mit dem Gebrauchswert nachzuweisende Tauschwert sich nicht bloß in der Höhe der Preise, sondern auch in der Menge der Preise darstellt. Diese Unterscheidung scheint auf den ersten Blick für die Zustände der Geldwirtschaft alle Bedeutung zu verlieren. Alle Güter werden ja gegen Geld vertauscht und sofern überhaupt für ein Gut Geld erlangt ist, kann mit Geld  jedes  andere Gut erkauft werden. Die erhöhten Preise in unserem Sinn scheinen bedeutungslos, weil  Geld erhalten  und  alle  Preise für die Hingabe eine Gutes realisieren, identisch geworden ist. Allein jene wichtige Unterscheidung taucht in der anderen Form auf, daß der Tausch verschiedenartiger Güter auf eine größere und kleinere Zahl von Gelddarbietern gegründet ist. Daß in diesem Sinn auch die Staffeln des konkreten Tauschwertes mit denen des konkreten Gebrauchswertes durchaus zusammenfallen, bedarf gar keines Nachweises, weil der letztere ja gerade danach als größer oder kleiner geschätzt wird, daß die Bedürfnisse mehr oder weniger allgemein verbreitet sind, sich mehr oder weniger dringlich in jedem geltend machen. Will man den Tauschwert der notwendigen Güter in dieser Beziehung abschätzen durch die Aussicht auf Abgabe des Gesamtquantums an andere Völker, so begegnet uns der Beweis, daß der Grad der Notwendigkeit der Güter ja gerade mit Rücksicht auf die  allgemein menschlichen  Verbrauchsbedürfnisse gemacht wird. Nehmen wir das inländische Bedürfnis ins Auge, so entfällt auf jedes einzelne Individuum die Teilungsquote vom Gesamtbedürfnis, welche es zum Ganzen beiträgt, und es wird hier entscheidend, daß jeder Einzelne, was für Güter er auch verbrauchen mag, sich vorab in den Besitz der allgemein notwendigeren setzt und bereit ist, vorkommmenden Falls dem Weiterverbrauch derselben den Weiterverbrauch entbehrlicherer Güterarten zu opfern. Je geringer der Gattungsgebrauchswert eines Gutes ist, in umso kleineren Kreisen findet es Gebrauch.

Außer Frage steht also die Harmonie zwischen dem Tauschwert und dem Gebrauchswert der Gütergattungen, welche in konkreten Quantitäten quantitativ konkreten Bedürfnissen in der Volkswirtschaft gegenüberstehen, soweit sich der höhere Tauschwert durch  erhöhten  Preise ausweisen muß. Allein es ist zweifellos die andere Seite des höheren Tauschwertes, der  höhere  Preis, für die Beurteilung gerade auf dem Boden der Geldwirtschaft die wichtigere, zumindest im gewöhnlichen *Lauf der Dinge. Es fragt sich also: ist auch  das  wahr, daß das bei einem Volk zum Verzehr gelangende Gesamtquantum einer Güterart mit höherem Gebrauchswert auch ein größeres Quantum anderer Güter eintauschen kann, als das Gesamtquantum einer Güterart mit geringerem Gattungswert? Oder in anderer Form: läßt sich mit jenem das letztere und noch ein Mehreres hierzu eintauschen? kann man mit dem letzteren das erstere nicht eintauschen?

Ich hege nicht das leiseste Bedenken, auszusprechen, daß soweit wir überhaupt auf den jetzigen Grundlagen unserer Kenntnisse auf diese Fragen einzugehen vermögen, überall die volle Zuversicht auf die Harmonie zwischen Gebrauchs- und Tauschwert auch in dieser Beziehung angeregt wird.

Die Berechnungen des durchschnittlichen Einkommens für den Kopf der Einwohner eines Landes zeigen, daß die Größe dieses Durchschnittseinkommens weit von der Mittelgröße des Einkommens hinweg nach unten hin liegt. Ich bin weit entfernt, diese Berechnungen für ganz exakt zu halten, es ist aber gewiß erlaubt, auf den Umstand ein entscheidendes Gewicht zu legen, daß noch in jeder Rechnung sich jener Durchschnittssatz weit näher dem geringeren Einkommen als dem größeren stellt. Nun ist es ganz notorisch, daß bei der breiten untersten Volksschicht regelmäßig alles Einkommen für die unerläßlichsten Verbrauchsgüter drauf geht, für deren gleichzeitigen Verbrauch alle über ihr stehenden Schichten zumindest ebensoviel aufwenden. Derselbe Vorgang wiederholt sich stetig für die bei jeder höheren Schicht neu hinzukommenden Verbrauchsgüter. Allerdings erweitert sich aufsteigen der Kreis der Güter, welche einzelne Volksschichten zu den notwendigen Verzehrsgegenständen rechnen, aber immer wieder wird der weitaus größte Teil des für diese Schichten mittleren Einkommens eben für den Verzehr der Güter aufgebraucht, die ihnen notwendig erscheinen. Dazu nehme man die Tatsache, daß weit hinauf zu den höheren Einkommensschichten doch der Mehrverbrauch und die höheren Bedürfnisse zum weitaus kleinsten Teil sich auf  neue  Güter beziehen.  Bessere  und  mehr  Nahrungsmittel, besserer und mehr Wohnungsraum, bessere und mehr Kleider, mehr Brennholz usw. das ist es, was vornehmlich den Mehrverbrauch macht, aber hier wie dort: Nahrung, Wohnung, Kleidung usw. Überall tritt alos auch der Tauschwert der konsumierten Gesamtquantitäten entbehrlicherer Güter weit zurück. Es ist allerdings nicht möglich, aber bei Licht betrachtet auch ohne alle erheblichere Bedeutung, das hier besprochene Tauschwertverhältnis an jeder Stelle der Grenze zwischen den Güterarten, im Einzelnen und für die zarten Übergänge nachzuweisen. Die Abstufungen des Tauschwerts lassen sich mit dem präzisen Maß der Zahl feststellen, die des Gebrauchswertes eben nicht. Wollten wir nach dem Verhältnis etwa zwischen Zeitungen und Volksbüchern, Wachskerzen und Gaslicht usw. fragen, so würden wir uns einesteils eher veranlaßt sehen, den Tauschwert und nicht den Gebrauchswert zum Ausgangspunkt für unsere Beurteilung der Verhältnisstellung zu nehmen, andernteils auf jeden Fall dem Widerspruch der individuellen Wertschätzung des Gebrauchs nach Geschmack usw. begegnen. Überhaupt ist entschieden zu bekennen, daß sich die kleineren Übergänge im Gebrauchswert der Gütergattungen einer für alle gültigen objektiven Norm entziehen. Der Gebrauchswert beruth auf dem Bedürfnis. Das Bedürfnis macht sich aber nicht bloß mit Hunger, der gestillt, Frost, der abgewehrt werden will, geltend, sondern eben auch in den Strebungen der Seele, für die sich kein allen gleicher objektiv bestimmbarer Naturzwang erkennen läßt. Das Bedürfnis hört auch darum nicht auf, sich als Bedürfnis geltend zu machen, daß es auf einer "Meinung" oder selbst "Einbildung" beruth - die also nicht bloß für die Bestimmung des Tauschwertes, sondern auch des Gebrauchswertes ihre Rolle spielen. Freilich, wie oft bemäkelt jemand eine "Meinung", weil es ihm an Urteil, und eine "Einbildung", weil es ihm an einer Ausbildung des Gefühls gebricht. Hauptsache war und ist wie für den Angriff so für die Verteidigung der Harmonie zwischen Gebrauchswert und Tauschwert, daß man die unbestreitbaren großen Abstände zwischen den Gütergattungen sehr verschieden großen Gebrauchswerts ins Auge faßt. Und da erscheint die Sachlage so sicher festgestellt, daß wir weitaus das größere Gewicht auf die Zustimmung zu unserem früheren Satz legen, wonach Gebrauchs- und Tauschwertverhältnis der Gütergattungen nur nach den Gesamtquantitäten, womit sie das Gesamtbedürfnis befriedigen, abgeschätzt werden darf. Während für ein Land, welches z. B. Brotfrüchte in überschüssiger, zum Teil nicht einmal für den auswärtigen Absatz verwendbarer Menge zieht, die Abschätzung des Tauschwerts sehr erschwert wo nicht unmöglich gemacht ist - vgl. die analogen Zustände des einzelnen Landbauers - können Länder wie die Schweiz, Großbritannien, welche regelmäßig starker Einfuhren an notwendigen Lebensmitteln bedürfen, klarsprechende Belege abgeben. Indem wir nun überhaupt auf die offiziellen Einfuhrlisten und auf die Wertabschätzungen verweisen, wie sie entweder gleichfalls offiziell festgestellt oder durch Heranziehung der landes- und zeitüblichen Preise zu gewinnen sind, bemerken wir im Vorbeigehen, daß natürlich der Tauschwert, der für den Export von Fabrikaten bestimmten Rohstoffe hier außer aller Vergleichung bleiben muß. Ein erster Ausgangspunkt für die suchende Vergleichung läßt sich auch aus Einfuhrlisten, wie sie über die australischen Kolonien publiziert sind, gewinnen, zumal aus denen aus dem laufenden und dem verflossenen Jahr, da bis Ende 1853 so gut wie alles importiert wurde und nur zu den weit überwiegenden Werten der notwendigeren Lebensmittel die kleine einheimische Produktion zu rechnen ist.  Der  Satz besteht übrigens auch für die Volkswirtschaften, daß je ärmer ein Volk ist, umso größer sich auch das Übergewicht des Tauschwerts der für den allernotwendigsten Lebensunterhalt bestimmten Gütermassen über den Tauschwert der den entbehrlichen Genüssen dienenden Güter herausstellt. Umso schöner läßt sich dann wieder bei den kapitalreichen Völkern - also solchen, welche die Mittel haben - im Tauschwert jenes Motiv für die Begründung der Skala des Gebrauchswertes wirksam erkennen: daß für den Fall des Zwangs und der Not für die Konsumtion der notwendigeren Güter der Verbrauch der minder notwendigen geopfert wird, oder wie wir uns hier ausdrücken müssen, daß man bei einem im Allgemeinen gleich verbliebenen oder selbst verminderten Einkommen für die notwendigen Lebensmittel weit höhere Preise zu zahlen bereit ist. So hatten z. B. nach CORDIER (vgl. weiter unten) 64 Millionen Hektoliter Weizen in Frankreich 1819 den Tauschwert von 1170 Millionen Franken, im Jahre 1817 aber nur 48 Millionen Hektoliter den Tauschwert von 2046 Millionen Franken.

Schließlich können wir noch den schlagenden Beleg anreihen, daß da, wo die  Abstufungen  des Gebrauchswertes sich wirklich quantitativ bestimmt für das praktische Leben angeben lassen, sich auch der Tauschwert vollkommen adäquat gestaltet. Ganz genau bestimmen lassen sich nämlich die Stufen des Gebrauchswertes, welchen wir den Spezieswert genannt haben. Sollen z. B. Buchen und Kiefern als Brennholz, Weizen und Roggen als Brotfrucht verwendet werden, so verhält sich der Gebrauchswert gleicher Quantitäten wie die quantitati zu bestimmende Heizkraft und Nährkraft derselben. Sie dienen ja demselben Bedürfnis, und ihr Gebrauchswert kann sich dann nur nach der anderen Bestimmungsursache richten, nach der Intensivität, mit welcher sie das Bedürfnis befriedigen. Das Verhältnis zwischen dem konkreten volkswirtschaftlichen Gebrauchswert, z. B. des Buchenholzes und des Kiefernholzes, setzt sich dann freilich zusammen aus der Heizkraft gleicher Quantitäten und der Gesamtmasse des vorhandenen Holzes beider Arten. Aber  gleiche  Quantitäten haben ein Gebrauchswertverhältnis, das allein dem Verhältnis ihrer Heizkraft entspricht. Die Übereinstimmung des Tauschwerts mit dem Gebrauchswert könnte also nur dann angenommen werden, wenn sich der Tauschwert etwa der Klafter Buchenholz zu dem eines Klafter Tannenholz in dasselbe Zahlenverhältnis stellen würde wie ihre Heizkraft. Das aber ist bekanntlich ganz entschieden nachzuweisen! Der Speziesgebrauchswert findet seinen genauen Ausdruck in den Preisen. Wo und sofern sich der Einfluß von Nebenbedürfnissen geltend machen kann, also etwa des Wohlgeschmacks, der leichteren Verdaulichkeit einer Mehlart, der Benötigung eines (Tannenholz-) Flach feuers, etwa wo Porzellanfabriken arbeiten und dgl., da wäre eine vollkommene Gleichheit der Preise ein Widerspruch gegen die Übereinstimmung des Tauschwertes mit dem Gebrauchswert. Und gewiß wird niemand, wie er auch sonst über die Bestimmgründe des Tauschwertes denken mag, daran zweifeln, daß je mehr die exakte Kenntnis von den Verhältnissen des Specieswertes in die Masse der Verbraucher eindringt, umso entschiedener der Tauschwert sich genau in das gleiche Verhältnis zum Gebrauchswert stellen wird und daß nicht das geringste Hemmnis diesem Vorgang entgegensteht. Haben wir schon hieran die erfreuliche Aussicht, daß ein Wachstum von Kenntnis und Einsicht im Volk und nicht ein Wachstum unsittlicher Leidenschaften und zuchtloser Ungerechtigkeit wünschenswerte Verhältnisse heranbilden wird, so sehen wir dieselbe dadurch noch erweitert, daß man, wo irgendeine Aussicht auf Erfolg ist, den Gebrauchswert der Güter für bestimmte Zwecke auf exakte Maße zurückzuführen sucht und dann rasch feste Positionen für die Bestimmung der Tauschwertverhältnisse zu gewinnen weiß. Wir werden weiter unten auf diesen Punkt noch einmal zurückkommen. Schließlich können wir daran erinnern, wie sich in solchen Fällen der Unterschied des abstrakten und (volkswirtschaftlich) konkreten Gebrauchswertes der Güter auch mit dem Maß der Zahlen bestimmen läßt. Verhält sich z. B. die Nährkraft des Weizens zu der des Roggens wie 4 : 3, und ein Volk ist im Besitz von 3 Millionen Malter Weizen und von 6 Millionen Malter Roggen, so verhält sich der abstrakte Gebrauchswert des Weizens zum Roggen wie 4 : 3, der volkswirtschaftlich konkrete Gebrauchswert wie 2 : 3 (12 Millionen : 18 Millionen derselben Nährkraftsquantität); steht der Tauschwert des einzelnen Scheffels Weizen auf 20 Gulden, so wird sich der des Scheffels Roggen annähernd auf 15 Gulden stellen; der volkswirtschaftlich konkrete Tauschwert der Gesamtmasse des Weizens und Roggens stellt sich in Übereinstimmung mit dem Gebrauchswert des Ganzen in das Verhältnis von 2 : 3 (60 Millionen Gulden zu 90 Millionen); dagegen der des einzelnen Malter wieder wie 4 : 3, da jeder einzelne Scheffel im Verhältnis seiner Quantität zur Gesamtquantität seiner Gütergattung am Gesamtgebrauchswert Teil nimmt; also jeder Scheffel Weizen 12 mio (Nährkraft) durch 3 mio (Malter Weizen) = 4; jeder Malter Roggen 18 mio (Nährkraft) durch 6 mio (Malter Roggen) = 3. -

Haben wir bis dahin das Gebrauchs- und Tauschwertverhältnis der verschiedenen Güterarten zueinander betrachtet, so bleibt jetzt die zweite Frage zu erledigen: wie verhalten sich die Wertschwankungen derselben Güterart zueinander?

Wir begegnen hier zwei Tatsachen, welche vornehmlich die Steine des Anstoßes für die Anerkennung der Harmonie zwischen dem Gebrauchswert und dem Tauschwert in der Volkswirtschaft geworden sind.

Die erste besteht darin, daß man wahrnahm,  wie durch eine Vermehrung von Güterquantitäten, welche Gebrauchswert haben, der Tauschwert eben solcher Quantitäten verringert wird.  Wenn der Malter Weizen in einem Jahr der Mißernte 40 Gulden kostete und nun Witterung und Arbeit des Landmannes im nächsten Jahr mit einer reichlichen Ernte dem hungrigen Menschengeschlecht eine reiche Fülle von Weizen mit seinem notorischen Gebrauchswerte zur Verfügung stellte, so sankt der Tauschwert des Malters vielleicht auf 20 Gulden! Das erschien nicht nur wie ein Memento gegen die Bedeutung, welche die Volkswirtschaftslehre dem Tauschwert der Güter beilegt, sondern insbesondere auch als ein unlösbarer Widerspruch zwischen Tauschwert und Gebrauchswert. Doch ist dem nicht bei weitem so und es liegt vielmehr hier einer der schönsten Beweise für die Harmonie zwischen den beiden Werten vor. Der Irrtum liegt darin, daß man übersah, wie z. B. auf den  einzelnen  Malter Brotfrucht immer der Quotengebrauchswert entfällt, der durch das Verhältnis seiner Quantität zum vorhandenen Gesamtquantum dargestellt wird. Das Gesamtquantum der Brotfrüchte oder einer einzelnen Gattung muß das Gesamtbedürfnis nach ihr befriedigen. Bleibt sich dieses Bedürfnis gleich, und im einen Jahr soll es durch 1000 Malter, im anderen durch 2000 Malter befriedigt werden, so ist im ersten Fall der Gebrauchswert des einzelnen Malters ein Tausendstel desselben Ganzen, im zweiten ein Zweitausendstel - es wäre eben ein Widerspruch, wenn sich der Tauschwert anders verhielte, als in der Weise, die man anklagt. Doch ich kann hier statt aller weiteren Ausführung auf die wohlgelungene Entgegnung HILDEBRANDs gegen PROUDHONs Angriffe auf die nationalökonomische Werttheorie verweisen (1). Freilich ist zuzugeben, daß es Arten und Definitionen des Gebrauchswertes gibt, welche, wenn einseitig in Betracht genommen, dergleichen Angriffe hervorrufen müssen.

Man kann nicht genug Nachdruck darauf legen, daß der Gebrauchs  wert  der Güter, also der  Grad  ihrer Brauchbarkeit festgestellt wird durch das  Verhältnis,  in welchem sich Gegenstände mit bestimmten Eigenschaften zu gewissen Bedürfnissen der Menschen befinden und daß der konkrete Gebrauchswert nicht bloß von den bestimmten Quantitäten vorhandener Güter mit bestimmten Eigenschaften abhängt, sondern vom Verhältnis dieser zu den konkreten Bedürfnissen des Volkes. Man hat zur Charakterisierung des Tauschwertes gesagt: "er ist keine inhärente Eigenschaft eines Gutes, sondern nur ein Verhältnis, worin es zu anderen Gütern steht" (ROSCHER). Aber auch der Gebrauchs wert  ist keine inhärente Eigenschaft der Güter. Inhärent ist den Gegenständen die Eigenschaft der Brauchbarkeit für menschliche Zwecke, ihr Gebrauchs wert,  die Größe dieser Brauchbarkeit, welche auch den Tauschwert bestimmt, beruth auf dem Verhältnis jener Eigenschaft zu der - wechselnden Stärke des Verbrauchs- Bedürfnisses.  Es kann deshalb eine Steigerung oder eine Minderung des Gebrauchswertes sowohl des vorhandenen Gesamtquantums, z. B. von Weizen, wie jeder einzelnen Quote, z. B. des Malters, eintreten, wenn es selbst sich gleichbleibt, aber das Bedürfnis nach Weizen etwa durch eine Zunahme der Bevölkerung, Mißraten anderer Brotfrüchte usw. steigt - und nicht minder dann, wenn das Bedürfnis sich gleich bleibt und sich das zur Befriedigung desselben verwendungsfähige Gesamtquantum mindert oder vermehrt. Also die Verminderung tritt ein sobald und  weil  das Verhältnis sich ändert, nicht weil sich eine Quantitätsveränderung mit dem vorhandenen Weizen eingestellt hat. Und diese Änderung kann natürlich auch - wie gewöhnlich - durch eine gleichzeitige Veränderung auf beiden Seiten, hinsichtlich beider Träger der Proportion vor sich gehen. Aber hört! hört! was hierin liegt, könnte ein PROUDHON rufen - bisher haben wir den Vorwurf erhoben, daß man einen geringeren Tauschwert der Güter infolge einer Erhöhung des Gebrauchswertes der Güter produziert sieht und umgekehrt - nach dem Vorstehenden wäre es möglich, daß durch eine Abnahme des vorhandenen Quantums einer Güterart der Tauschwert  und  der Gebrauchswert des kleineren Restes sich steigern könnte! Welcher Abgrund für die  Produktion

Wir sind hiermit am zweiten Stein des Anstoßes angelangt, der umso mißlicher erscheint, weil ihn die Nationalökonomie selbst anerkennt. Es ist wirklich ein  zweiter  Stein des Anstoßes. Früher war die Rede davon, daß der Tauschwert wie der Gebrauchswert z. B. eines Scheffels Weizen durch eine Verminderung des für das gleich große Gesamtbedürfnis bestimmten Gesamtquantums von Weizen (etwa infolge einer Mißernte) steigen und unter entgegengesetzten Bedingungen fallen könnte. Jetzt stünde zu erweisen, daß der Gebrauchswert wie der Tauschwert des  Gesamtquantums  von Weizen steigen kann  bei und infolge einer Verminderung eben dieses Gesamtquantums von Weizen.  Freilich hängt, wie ich meine, das Eine und das Andere doch innerlich so eng zusamen, daß ich nicht absehe, wie man beide Fälle entgegengesetzt beurteilen kann. Nehmen wir beispielsweise ROSCHERs Grundlagen zur Hand. Da finden wir, daß es in § 5, Note 5 heißt: Der Widerspruch, den PROUDHON in den Gegensatz vom Gebrauchs- und Tauschwert hineinzuklügeln versucht, ist gut beseitigt worden von HILDEBRAND (vgl. weiter oben). Im Text aber heißt es auch dort, um den natürlich wahren Satz, daß der Tauschwert mit dem Gebrauchswert nicht identisch ist, zu bekräftigen: So kann auch der  Tauschwert  eines Gutes  steigen,  während der  Gebrauchswert gesunken  ist und umgekehrt. Die Gesamtmasse des Korns nach einer schlechten Ernte besitzt of einen höheren Tauschwert als die ungleich bedeutendere nach einer guten Ernte. In der Note dazu ist bemerkt: In Frankreich betrug die Weizenernte 1817: 48 mio Hektoliter zum Tauschwert von 2046 mio Franken, 1818: 53 mio Hektoliter zum Tauschwert von 1442 mio Franken, 1819: 64 mio Hektoliter zum Tauschwert von 1170 mio Franken. Aus demselben Grund ließ die holländisch-ostindische Kompanie 1652 den größten Teil der Gewürzpflanzen auf den Molukken ausrotten: Muskatnüsse sollten allein auf Banda, Gewürznelken auf Amboina gezogen werden, wo man den Schleichhandel besser verhüten konnte (das wäre ein Grund, der nicht hierher gehört). Und auch sonst wurden oft, um den Tauschwert zu erhöhen, große Massen Gewürz in Ostindien verbrannt. Mit dem nordamerikanischen Tabak hat man 1832 und den darauffolgenden Jahren ähnliche Versuche gemacht. Mir kommt es vor, als ob die hier ausgesprochene, übrigens überhaupt aufgenommene Meinung, nicht einen Mangel an Identität belegt, sondern einen wirklichen Widerspruch zwischen dem Gebrauchswert und dem Tauschwert zugibt. Warum sollte hier PROUDHON nicht ausrufen können: also gebt ihr Volkswirtschaftsgelehrten doch eine Steigerung des Tauschwertes, den ihr obenan stellt, durch eine Verminderung des Gebrauchswertes zu, während ihr jede Erhöhung des Gebrauchswertes als einen wirtschaftlichen Segen für das Volk bezeichnen müßt. Der Sachverhalt wird sich aus Folgendem ergeben:

Der konkrete Gebrauchswert der Güter, d. h. also der  Grad  ihrer Brauchbarkeit für die Konsumtion eines Volkes beruth, wie wir sahen, nicht auf dem  Quantum,  in welchem sie zur Disposition stehen, sondern im Verhältnis dieses Quantums zum Quantum von Bedürfnissen, das sie befriedigen müssen. Nicht schon der Gebrauchswert, sondern zunächst nur die Fähigkeit, Gebrauchswert zu erlangen, ist den Gegenständen mit gewissen Eigenschaften innewohnend. Gegenstände, welche in einer das Bedürfnis überschreitenden Menge vorhanden sind, behalten ihren vollen Gebrauchswert (nur) bis zur Grenze des Bedürfnisses - sagt ja auch ROSCHER selbst. Tritt also eine Ernte von 5 Millionen Hektoliter Weizen ein, während ein Volk mit den sonst geernteten 4 Millionen alle Bedürfnisse des jährlichen Verbrauchs, der Aussaat, die Gelegenheit zum Absatz nach außen hin usw. realisiert, so wächst der Gebrauchswert des disponiblene Weizens nicht um ¼ des vorigen, sondern die 5 Millionen und darum auch nur den Tauschwert, und weil man nicht 1 Million ganz beiseite stellt, so zeigt sich proportional eine Verringerung des Gebrauchs- wie des Tauschwerts bei sämtlichen 5 Millionen einzelnen Hektolitern.

Das ist ja doch gewiß die Meinung, von der auch HILDEBRAND bei seiner Ausführung gegen PROUDHON ausgeht, welche ROSCHER mit Recht rühmt. Zunächst ist also unbestreitbar, daß ein  kleineres  Quantum von Gütern nicht bloß einen gleichen Tauschwert, sondern auch einen  ebensogroßen Gebrauchswert  wie ein  größeres  haben kann. Es sind auch hier durchaus keine Konsequenzen in Aussicht, die man zu scheuen hätte. Stünde es in der Gewalt der Landbauproduktion, mit Wissen und Willen 1 Millionen Hektoliter Getreide zu erzeugen, die über den effektiven Bedarf hinaus sind, so würde sie gerade so töricht handeln, wie der Fabrikant von Seidenwaren, der bei überfülltem Markt seine Produktion ausdehnt, oder wie der Hinterwäldler, der an der Grenze des unabsehbaren Urwaldes forstmäßig vollendete neue Waldkulturen anlegt. - Wir haben nun fernerhin schon gesehen, daß der Gebrauchswert wie der Tauschwert  gleichgroßer  Quoten (z. B. Malter) von einem verschieden großen Gesamtquantum sich  verschieden groß  stellen kann, nämlich wenn und weil der Gebrauchswert der verschieden großen Gesamtqualitäten gleich ist. Mit anderen Worten: weil demselben Malter im einen oder anderen Fall ein verschieden großes Bedürfnis entgegengebracht wird; er ist hier wie dort ein Malter Weizen mit seiner Nährkraft. Wenn man aber zugesteht, daß der Gebrauchs- und der Tauschwert von 1 Malter Weizen in einem Teuerungsjahr = 1½ Malter in einem reichen Erntejahr zu schätzen ist, sofern das Land in jenem nur 20 Millionen Malter hat, während es den Umfang seines Bedürfnisses mit den 30 Millionen in diesem befriedigte, so bleibt doch auch gar kein Grund, es zu bezweifeln, daß fünft Viertel Malter in einem Hungerjahr einen  höheren  Gebrauchs- und Tauschwert haben müssen, als sechs Viertel im reichen Jahr. Soll aber der entscheidende Grund, daß im einen Fall dem kleinen Quantum ein größeres Bedürfnis gegenübersteht, als im anderen dem größeren Quantum, soll der wohl für die einzelnen Malter nicht aber für ein kleineres Gesamtquantum von Weizen gegenüber einem größeren Gesamtquantum gelten? Man unterscheide wohl den abstrakten und den konkreten Gebrauchswert. Eine größere Leistungs fähigkeit,  eine größere  Nährkraft  hat ganz ohne Zweifel das größere Quantum Weizen - aber dieses, die Intensivität, mit welcher eine Quantität von Gütern Bedürfnisse befriedigen  kann,  das ist ja nur  ein  Moment des konkreten Gebrauchswertes, das zweite ist die Intensivität des Bedürfnisses, das ihr gegenübersteht. Je größer jenes und je größer dieses - sehen wir - desto größer ist der Gebrauchswert. In unserem Fall ist das Verhältnis so,  daß die Verringerung der Leistungsfähigkeit in der vorhandenen Güterqualität überflügelt, mehr als ausgeglichen wird durch eine größere Verstärkung des Bedürfnisses!  Dann ist der effektive Gebrauchs wert  des kleineren Quantums größer als der des größeren. Würde sich das Bedürfnis nach dem Verbrauch von Brotfrüchten in einem Hungerjahr nur ebenso stark äußern wie in einem gesegneten Jahr; so würde das kleinere Gesamtquantum nur  denselben  Gebrauchs- und Tauschwert des größeren in einem reichen Jahr haben; es würde bei jedermann, der gleichviel andere Güter als sonst hingibt, der Verzehr eines kleineren Brotfrüchtequantums eintreten. Allein so ist eben der Sachverhalt  nicht.  Bei jedermann äußert sich alsbald ein stärkeres Bedürfnis; wie sehr es gewachsen ist, können wir daraus ersehen, daß er mit Bewußtsein seinem Bedürfnis nach Getreidefrüchten ein weit größeres Prozentverhältnis in der Gesamtmasse seiner Bedürfnisse einräumt. Ja selbst die Kraftwirkung der Brotfrüchte zur Erhaltung des Lebens der Menschen, jene Intensivität ihrer Leistungsfähigkeit wird über das gewöhnliche Maß hinaus erhöht durch eine vollständigere Ausnützung, ängstliche Vorsorge gegen eine Vergeudung von Nutzkraft in jeder Gestalt; selbst Nüchternheit, Fasten und Hungern können und müssen den Gebrauchswert der wirklich konsumierten Nahrungsmittel vervollständigen. Übrigens ist das Nebensache. Jener Vorgang kann bei allen Gütern eintreten, nach deren Verbrauch der Begehr abseits eines Volkes (oder auch abseits einer Volksschicht, welche die Konsumenten stellt), so groß ist, daß eine Minderung der Leistungsfähigkeit einer Güterart durch eine Verringerung der vorhandenen Masse in ihrer Wirkung auf Minderung des Gebrauchswertes mehr als ausgeglichen wird durch die Wirkung einer Steigerung des Bedarfs für die Erhöhung des Gebrauchswertes. Was übrigens das oben angeführte Beispiel hinsichtlich des Weizens in Frankreich betrifft, so ist zu bedenken, daß jede einzelne Fruchtgattung, z. B. Weizen, nur neben und mit anderen das Gesamtbedürfnis nach Brotfruchtnahrung befriedigt. Findet nun in einem Jahr der Mißernte vielleicht ein verhältnismäßig stärkerer Ausfall in der Ernte der übrigen Nahrungsmittelfrüchte statt, so muß auch deshalb verhältnismäßig der Gebrauchs- und Tauschwert der kleineren Weizenmenge steigen, weil auf sie jetzt eine größere Quote des Gesamtbedürfnisses entfällt wie vordem. Wie durchaus unabhängig in jenen Jahren der Tauschwert und (unserer Meinung nach) der Gebrauchswert des Weizens vom Quantum der Ernte und wie abhängig er von der Stärke des empfundenen Bedürfnisses war, zeigt sich recht schlagend, wenn man noch das Jahr 1820 hinzunimmt, in welchem nach derselben Quellen nur 44½ Millionen Hektoliter und nur zum Tauschwert von 895 Millionen Franken geerntet wurden. Aber "1817 zitterte alle Welt noch unter dem Eindruck der Mißernte von 1816, 1820 dagegen herrscht die behagliche Sicherheit vor, welche der Reichtum von 1819 zurückgelassen hatte." Gewiß, das ist es - aber soll dieses zitternde Verlangen und dieses Gefühl der Behaglichkeit auch 1817 bei denen, welche Brotfrüchte für ihren Bedarf erlangt hatten, nicht in Anschlag kommen für die Abschätzung auch des Gebrauchswerte von Weizen, weil wir den gewöhnlich nur mit dem Körper genießen? Das Bedürfnis überhaupt, auch das Bedürfnis nach Getreide kann größer werden sowohl durch intensives wie durch extensives Wachstum. Es kann also in einem Volk nicht bloß dadurch wachsen, daß  mehr Menschen  gesättigt werden wollen oder daß  dieselbe Zahl  von Menschen ein  größeres Quantum  von Getreidefrüchten in einem Teuerungsjahr verzehren, was freilich regelmäßig wirklich erstrebt wird, weil sich ganze Massen auf eine Ernährung durch Brot beschränken, die sie sonst mit Brot, Fleisch usw. zugleich beschafften. Es wächst vielmehr auch dann, wenn dieselbe Zahl von Menschen nach demselben oder selbst nach einem kleineren Quantum von Nahrungsmitteln einen heftigeren Bedarf empfinden, ich möchte sagen, wenn zum Hunger der Leiber der Hunger der Seelen hinzukommt. Wir sind ja längst darüber einverstanden, daß der Gebrauchswert nur von einer kleinen Anzahl von Gütern durch einen objektiv abzumessenden, unbedingt naturgesetzlichen Zwang zum Verbrauch bestimmt wird. Wir erkennen längst an, daß es auch Faktoren des Gebrauchswertes gibt, die als solche nur durch eine Beziehung zum Geist und der Seele des Menschen existieren. Nun in unserem Fall tritt ein solcher Gebrauchswert für jene Güter neu oder in erhöhtem Maß hinzu.

Wir hören den Einwurf: Also gibt es eine Steigerung des Gebrauchswertes volkswirtschaftlicher Güterzweige, welche durch eine Minderung auch derjenigen Quantität derselben herbeigeführt wird, die  innerhalb  der Grenze des Bedürfnisses, wenn auch eines weniger intensiv sich äußernden liegt? Ja, es gibt eine solche, wie es eingestandenermaßen eine Steigerung des Tauschwertes der Güterzweige gibt, welche nicht auf einer Vermehrung der Quantität derselben nach ihrer nach äußeren Normen zu bestimmenden quantitativen Wirkungskraft beruth.

So käme man zu der Absurdität, daß man durch eine fortschreitende Vertilgung von Güterquantitäten, die einen Verbrauch finden können, den Gebrauchswert der immer kleiner werdenden Reste erhöht? Dahin kommt man nicht. Wir haben jene Steigerung des Gebrauchswertes nur für den Fall und soweit zugegeben, daß die Verminderung der quantitativen Wirkungskraft durch eine intensive Steigerung des Bedürfnisses überflügelt wird. Sie kann also bei all denjenigen Gütern überhaupt nicht eintreten, wo dieser Fall wegen der geringeren Stärke des Bedürfnisses nach ihnen nicht möglich ist. Sowie jener Punkt überschritten ist, wo sich noch ein stärkeres Steigen des Bedürfnisses und eine schwächere Abnahme der quantitativen Wirkungskraft der vorhandenen Gütermasse begegnet, tritt die Abnahme des Gebrauchswertes überhaupt ein. Man denke etwa an den Grund, warum der kälteste Tag nicht auf den 21. Dezember, der heißeste nicht auf den 21. Juni fällt, der kühlste und wärmste Moment nicht 12 Uhr Mitternachts und Mittags ist! Jener Punkt macht sich bestimmt fühlbar, weil sich die Konsumtion subjektiven Gebrauchswertes nur  verbinden  kann mit der Konsumtion des objektiven, der erstere muß also zugleich von dem Augenblick an abzunehmen  beginnen,  wo der letztere nicht mehr dem Bedarf voll zu entsprechen vermag.

Aber kann man bei dieser Steigerung des Gebrauchswertes auch noch von einer wahren Bereicherung des Volkes sprechen? Nein, sowenig wie in jeder Steigerung des Tauschwertes eines Güterzweigs eine solche zu erblicken ist. Wie es entbehrlichere Güter neben notwendigeren gibt, so gibt es einen entbehrlicheren Gebrauchswert für die Konsumtion neben einem notwendigeren. Produziert man entbehrliche Güter  auf Kosten  von notwendigeren, so produziert man zwar allerdings Güter, in dieser Weise aber ohne Frage zum Schaden des wirtschaftlichen Volkswohls. Ganz ebenso verhält es sich mit der Produktion eines entbehrlicheren Gebrauchswertes  auf Kosten  eines notwendigeren.

Handelt es sich um Güter, deren Verbrauch ganz allgemein ist, so steht der Gebrauchswert derselben, sowohl der Gesamtmasse wie der aliquoten [ohne Rest teilend - wp] Teile, in einem stetigen Verhältnis zu einem Bedürfnis von allen Volksgliedern. In dem Grad, wie auch das Maß des Verbrauchs bei den Einzelnen durch Naturbedingungen nach beiden Seiten hin bestimmter abgegrenzt und der Umfang der Produktion der freien Bestimmung durch den Menschen entzogen ist, wird der Gebrauchs- und der Tauschwert der aliquoten Teile des produzierten Gesamtquantums heftigere Schwankungen erkennen lassen. Für den Gebrauchswert anderer Güter ist nur der Umfang und die Stärke des Bedürfnisses derjenigen entscheidend, welche sie verbrauchen. Das Übrige bleibt sich gleich, nur daß hier die Möglichkeit oder Leichtigkeit eines Verzichts auf den Gebrauch oder eines Eintretens auf einen knapperen oder reichlicheren Verbrauch und die Möglichkeit einer Ausdehnung der Zahl der Verbraucher und die Möglichkeit einer Ausdehnung der Zahl der Verbraucher wie einer Ausdehnung der Produktion eine weit größere Stetigkeit des Wertes der aliquoten Teile verbürgt. Über den Umfang des Gebrauchs der notwendigeren Güter entscheidet vornehmlich Tod und Geburt, welche die Gesamtziffer der Bevölkerung bestimmen, dann auch etwaige entbehrliche Nebengebrauchsarten unentbehrlicher Güter, welche hinzukommen oder hinwegfallen können; für die letztere Art ist entscheidend die Zunahme oder Abnahme des Wohlstandes und der Produktionskosten.

Obgleich die Volkswirtschaft aus Privatwirtschaften zusammengesetzt ist und die Interessen der ersteren und der letzteren in der mannigfaltigsten Weise ineinander verschlungen sind, so lassen sich doch bekanntlich manche Sätze aufstellen, die nur für die Privatwirtschaft und andere, die nur für die Volkswirtschaft Gültigkeit haben. Auch in Bezug auf den Gebrauchs- und Tauschwert läßt sich diese Wahrnehmung machen.

Der  privatwirtschaftlich konkrete  Gebrauchs- und Tauschwert läßt manche ihm allein eigentümliche Merkmale erkennen. Auch wird man gleich erkennen, wie man von ihm aus am besten die  örtlichen Schwankungen  im Gebrauchs- und Tauschwert der aliquoten Teile eines Gesamtquantums vorhandener Güter zu erklären vermag.

Auf  diesen  Wert, auf den Wert eines konkreten Quantums von einer bestimmten im Besitz des Volkes befindlichen Güterart für eine inmitten des Volkes bestehende Privatwirtschaft paßt RAUs Erklärung des konkreten Wertes überhaupt, gegenüber dem Gattungswert. Indem wir abermals dieselbe Einteilung auch für den Tauschwert geltend machen, können wir gar wohl an RAUs schöne Beobachtungen über den konkreten Wert anknüpfen (2). Zunächst weisen wir darauf hin, wie sich aus RAUs Bemerkungen unmittelbar die Notwendigkeit einer Unterscheidung des volkswirtschaftlichen konkreten Gebrauchswerts neben dem von ihm geschilderten und dem abstrakten Gattungswert ergibt. Treffen denn nicht für jene  bestimmte vorhandene  Quantität von "40 Zentner Roggen in der Hand dessen, der 70 beistzt und nur 30 gebrauchen kann", sofern ihnen ein bestimmtes vorhandenes Gebrauchsbedürfnis für die  Volkswirtschaft  gegenübersteht, alle Merkmale eines konkreten Wertes im Gegensatz zu einem abstrakten, zu einem Gattungswert von Weizen, Kupfer, Sohlenleder zu? Hat denn das zweite Exemplar eines Buches in der Hand des Besitzers des ersten, welches zweite Exemplar möglicherweise das einzige für die Bedürfnisse aller übrigen Volksglieder ist, nur den  Gattungswert der guten Bücher  auch in der Volkswirtschaft? Diese Güter haben offenbar für die Bedürfnisse der  Volkswirtschaft  einen durchaus  konkreten  Wert, sie sind konkrete Güter konkreten Bedürfnissen gegenüber.

Einen Gattungswert, einen Wert der Güterarten  in abstracto  schreiben wir nur dem Weizen überhaupt gegenüber den Nahrungsbedürfnissen der Menschen zu, die durch Weizen befriedigt werden können; einen Gattungsgebrauchswert schreiben wir auch 40 Scheffeln Weizen zu, insofern diese eine bestimmte Nährkraft gegenüber den naturwissenschaftlich und erfahrungsmäßig zu bestimmenden Mehlnahrungsbedürfnissen des Menschen haben. Aber 40 Scheffel Weizen, die vorhanden, die im Besitz eines Volksgliedes sind, das sie zwar selbst nicht braucht, denen aber ein wirkliches Bedürfnis anderer Volksglieder gegenübersteht, die haben nur Merkmale des konkreten Wertes. Und abschätzen läßt sich zumindest der konkrete Wert eben dieser für den Gebrauch einer Privatwirtschaft überschüssigen 40 Scheffel Weizen für jede andere Privatwirtschaft in konkreter Lage, realisieren kann sie ihn erst, wenn sie sich in den Besitz derselben gesetzt hat. Es wird gewiß unverfänglich sein, zu sagen: der konkrete Gebrauchswert eines Güterquantums ist bestimmend für das Maß der Güter, das jemand gegen jenes anzubieten bereit sein wird.  Nur bis zur Grenze des Bedarfs haben die "Güter" Gebrauchswert.  Der Stz gilt für die  Privatwirtschaft wie für die Volkswirtschaft,  aber für die Privatwirtschaft auch schon in Bezug auf die Quantitäten, hinsichtlich welcher er für die Volkswirtschaft noch nicht gilt. Was über den Eigenbedarf hinaus zur Disposition steht oder erlangt werden kann, hat nur dann, soweit und so hoch Wert als Bedürfnisse anderer Menschen oder Völker nach ihnen sich kundgeben. Das was der Einzelne oder ein Volk über den eigenen Verbrauchsbedarf hinaus besitzt, ohne daß ein Verbrauchsbedürfnis anderer Individuen oder Völker gegenübersteht, hat auch keinen Tauschwert. Vom volkswirtschaftlich konkreten Gebrauchswert entfällt auf jeden einzelnen nur dann derselbe privatwirtschaftliche konkrete Gebrauchswert, wenn jeder ein gleich großes Bedürfnis nach demselben aliquoten Teil der Gesamtmasse wie alle übrigen hat und keiner denselben Teil mehr wie andere auszunutzen Gelegenheit findet. Andernfalls treten Unterschiede und häufig sehr große hervor. Der privatwirtschaftlich konkrete Gebrauchswert der im Besitz des Volkes befindlichen Güter kommt überhaupt immer nur für die Kreise zur Erscheinung, die sie gebrauchen. Der Gebrauchswert von einigen Zentnern zum Verkauf angebotener Brotfrucht wird in einem Mißjahr für den, der noch keine besitzt, der höchste sein können, für den, der hinlänglich versehen ist, erscheint er gleich Null, die Größe des volkswirtschaftlich konkreten Gebrauchswertes desselben Fruchtquantums fällt weder mit der einen noch mit der anderen Abschätzung zusammen. So haben die der Volkswirtschaft zur Disposition stehenden Maschinenkräfte überhaupt, wie dann auch die Maschinen für die verschiedenen Industriezwecke, in ihrer Gesamtsumme wie in den einzelnen Exemplaren von Maschinen einen konkreten Gebrauchswert - dagegen hat die Maschine für den Einzelnen, der sie aus inneren oder äußeren Gründen nicht in Verwendung nehmen kann, keinen privatwirtschaftlichen Gebrauchswert, für den, welcher die möglichen Leistungen der Maschinen stärker auszunutzen vermag, haben sie einen höheren Gebrauchswert, wie für andere. An diese Tatsache schließen sich sehr wichtige Folgerungen für die Bestimmung des Tauschwertes bzw. des Geldpreises der Güterquantitäten. Wenn für die Volkswirtschaft eine neue Ernte von 10 Millionen Zentnern Weizen gemacht wird, so wird der volkswirtschaftlich konkrete Gebrauchswert derselben bestimmt durch das Verhältnis, in welchem sich die effektive Nährkraft dieses Quantums gegenüber der Gesamtsumme von Bedürfnissen befindet, die sich innerhalb des Volkes nach Weizen geltend machen. Der volkswirtschaftlich konkrete Gebrauchswert des einzelnen Malters Weizen jenes Quantums ist 1 zu 10 mio. des Ganzen, und ebenso verhält es sich auch hinsichtlich des Tauschwertes. Nichtsdestoweniger entfällt bekanntlich nicht ohne weiteres für jeden einzelnen Malter jener - für alle einzelnen Malter - gleiche Durchschnittsteil des Ganzen, vielmehr lassen sich die größten Differenzen konstatieren. So muß es aber auch sein, wenn sich auch an dieser Stelle die Harmonie zwischen dem Gebrauchswert und dem Tauschwert ausweisen soll. Es wird ja keineswegs jene Gesamtsumme des Bedarfs der Volkswirtschaft, durch welche der volkswirtschaftliche Gebrauchswert der 10 mio Weizen bestimmt wird, gebildet durch  gleiche Einzelquoten von Bedarf,  vielmehr durch mannigfach abgestufte. Auf dem einen Marktplatz ist möglicherweise gar kein Gebrauchswert für Privatwirtschaften aufzuspüren, da alle vollständig für ihren Bedarf versehen sind; an einem andern geht das zum Markt gebrachte Quantum weit über den Bedarf hinaus, das übergroße Angebot hat nur Gebrauchswert bis zur Grenze des Bedarfs, von 1000 Maltern wird auf den einzelnen Malter ein Tausendstel, von 3000 wird nur ein Dreitausendstel des Ganzen entfallen. An einer dritten Stelle kann das vorliegende Gesamtquantum zwar ganz einen Gebrauchswert finden, er ist aber doch geringer wie an einer vierten, weil hier der unaufschiebbare Bedarf sich erst nach einiger Zeit geltend machen kann, während er dort schon im Moment vorhanden ist. Und so kann man sich auch mit einem Mal die sämtlichen 10 mio Malter all jenen Einzelbedürfnissen gegenüber denken, um wahrzunehmen, daß der Gebrauchswert der einzelnen Quantitäten hier und dort je nach den Bedürfnissen, denen er sich gegenüber befindet, verschieden sein muß. Man kann an dieser Stelle nur so lange von so vielen absonderlichen Bestimmungsgründen des Tauschwerts im Gegensatz zu denen für den Gebrauchswert reden, als man den Gebrauchswert abstrakt faßt, nämlich wenn man ihn, den  Grad  der Brauchbarkeit der Güter für die Konsumtion im Gegensatz zum Tauschwert als etwas den Gütern  Inhärentes  ansieht. Inhärent ist den Gegenständen nur der abstrakte Gebrauchswert den menschlichen Bedürfnissen  in abstracto  gegenüber gedacht, inhärent ist den konkreten Quantitäten von Gütern nur die Eigenschaft, menschliche Bedürfnisse von verschiedener Stärke befriedigen zu können, ihr konkreter Gebrauchswert richtet sich nach der Stärke des Bedürfnisses, das sie  in concreto  befriedigen, und dadurch wird dann auch ihr konkreter Tauschwert bestimmt. Selbst jener Einfluß der  Meinung  auf die Bestimmung der  Preise  der Güter ist nur deshalb zu beobachten, weil ihm eine Meinung über den konkreten Gebrauchswert der Güterquantitäten zugrunde liegt. Wenn Käufer oder Verkäufer den Tauschwert eines Getreidequantums anerkennen, den sie nicht anerkannt haben würden, wenn sie den wirklichen Vorrat des Getreides richtig abgeschätzt hätten, so irren sie zunächst eben hinsichtlich der Grundlagen für die Abschätzung des konkreten Gebrauchswertes und nur im Anschluß an diesen Vorgang ergibt sich dann auch die Feststellung des Tauschwertes. Wie zuzugestehen ist, daß sich der Gebrauchswert etwa der einzelnen Malter Weizen nebeneinander nicht verschieden hoch gestalten kann infolge einer Differenz der Transportkosten, so ist hervorzuheben, daß das gleichmäßig hinsichtlich des Tauschwertes gilt. Bei Tausend Maltern Getreide, welche ein konkret bestimmtes Bedürfnis in bestimmter Zeit und Lokalität befriedigen sollen, wird weder eine Differenz infolge verschieden kostspieliger landwirtschaftlicher Produktion noch infolge einer verschiedenen Höhe der Transportkosten bis zum Markt anerkannt. Eine verschiedene Höhe der Produktionskosten für eine Gütergattung überhaupt in verschiedenen Zeiten und Orten steht in Relation zum Wert der Güter überhaupt, also zum Gebrauchswert wie zum Tauschwert.

Wir haben gesagt, daß ein konkreter Gebrauchswert der Güter nur bis zur Grenze des Bedarfs vorhanden ist. Wir können hinzufügen, daß  ein konkreter Tauschwert  der im Besitz einer Privatwirtschaft befindlichen Gütermenge erst  jenseits jenes Bedarfs, nur für die über diesen Bedarf hinaus vorhandene Gütermenge hervortritt.  Wenn eine Privatwirtschaft 70 Zentner Brotfrucht besitzt, 40 davon vollständig ihren Bedarf decken, so haben nur 40 Zentner für sie Gebrauchswert, aber auch nur 30 Zentner Tauschwert. Es ist nicht nötig, daß wir diesen ansich wichtigen Satz weiter begründen. Dagegen verweisen wir auf eine bedeutsame Folgerung, welche sich an ihn knüpft. Wir sehen, der konkrete Gebrauchswert z. B. von 10 Maltern Weizen hängt nicht bloß von der Nährkraft dieses Fruchtquantums ab, sondern auch von der nicht immer gleichen Stärke des Bedürfnisses, das ihr entgegengebracht wird. Es gibt eine vom Inhaber selbst immer peinlich empfundene Steigerung des Bedarfgefühls, welche die Bedeutung der Minderung jener Quantität für die Bestimmung der Gebrauchswertes überflügeln kann, und bereit ist, in einem Mißjahr den konkreten Gebrauchswert von 9 Maltern Weizen höher abzuschätzen, als den von 10 in einem reichen Jahr, demzufolge auch mehr Güter für das kleinere Quantum als für das größere hinzugeben. Privatwirtschaften nun, z. B. landbautreibende, welche Brotfrüchte nur bis zur Grenze ihres eigenen Verbrauchsbedarfes produzieren, haben kein Eigeninteresse am Auftreten jener unverhältnismäßigen Steigerung des Bedürfnisses bei anderen, wohl aber Wirtschaften, wenn und soweit sie für den Gebrauch anderer produzieren. Für jene kommt nur  der  Eigenwert der Brotfrüchte in Betracht, welcher durch den Eigengebrauchswert bestimmt wird, für diese wird die Rücksicht auf den Wert der Früchte im Verkehr, auf den Tauschwert maßgebend. Und so können letztere eben auch in die Lage kommen, für einen in einer Mißernte geringeren Überschuß ihrer Produkte über den Eigengebrauchsbedarf mehr Güter von anderen zu erhalten als für einen größeren nach einer reichen Ernte. Nun wird freilich aus naheliegenden Gründen niemand daran denken können, diese Eventualität für den Wert der Brotfrüchte durch eine Verringerung seines eigenen Überschusses über den Bedarf zu erzielen, wenn  daneben  die Vorräte von Tausenden anderer Privatwirtschaften in gleicher Größe fortbestehen. Er kann es aber zweifelsohne in dem Maße mehr, als sein überschüssiger Gütervorrat mit dem Gütervorrat zur Befriedigung der Bedürnisse aller zusammenfällt. Eine furchtbare Lehre gegen das Monopol in der Produktion, bzw. den Verkauf irgendwelcher Güter, deren konkreter Gebrauchswert einer großen Steigerung durch die Steigerung des Bedürfnisses nach ihnen fähig ist.

Schon der Tauschverkehr setzt voraus, daß für die Individuen der Gebrauchswert derselben Güterqualität ein verschieden großer ist. Er findet statt, nicht weil man zwei Quantitäten zweier Arten von Gütern gleich, sondern weil man sie in entgegengesetzter Weise auf beiden Seiten ungleich schätzt; wäre das nicht der Fall, so würde die Arbeitsleistung der Übertragung aus einer Hand in die andere nicht übernommen werden. Güter, die nur Einzelne gebrauchen (Affektionswert), haben auch nur ihrem Begehr gegenüber Tauschwert. Doch sollte man nicht im Allgemeinen sagen, daß für die Abschätzung des Tauschwerts nur "die Abschätzung dritter Personen" maßgebend ist. Man kann gewiß alsbald die Mitwirkung des Inhabers, der ein Gut abzugeben bereit ist, wahrnehmen, wenn dasselbe gar keinen, oder nur einen kleinen oder einen großen Gebrauchswert für ihn selbst haben kann. Nur im ersten Fall wird er z. B. einem Sinken des Tauschwertes gar nicht entgegenwirken. Und so ist doch auch zu bedenken, in welcher Weise jene holländisch-ostindische Kompanie auf die Bestimmung des Tauschwertes der Gewürze eingewirkt hat usw. Aber nur  unter entscheidender Mitwirkung  dritter Personen wird der Tauschwert bestimmt. Dieser Tauschwert der Güter tritt mit der Zunahme der Arbeitsteilung immer entschiedener in den Vordergrund, weil mit jener Zahl und Umfang zunehmen muß, in welchen von Privatwirtschaften über das Maß des eigenen Bedarfs hinaus oder ganz von diesem abgesehen produziert wird. Es hängt damit zusammen, daß der Tauschwert für die Abschätzung auch der Volksvermögensbestandteile in dem Grad wichtiger wird, als die internationale Arbeitsteilung und der internationale Austauschverkehr an Stärke und Umfang zunimmt.

Damit wir von Gütern reden können, ist notwendig, daß ein menschliches Bedürfnis und ein Gegenstand, der es befriedigt, vorhanden ist. Bei der Einteilung des Wertes in einen Gebrauchswert und einen Tauschwert, bei der Einteilung des Gebrauchswertes in einen Genußwert und einen Produktionswert, bei der Einteilung des Genußwertes in einen Benützungs- und einen Verzehrungswert der Güter liegt immer das Prinzip der Einteilung auf derselben einen Seite, es ist der Verwendungszweck, wie er vom Menschen gegenüber den mit bestimmten Eigenschaften behafteten Gegenständen aufgestellt wird, welcher als maßgebend erscheint. Allerdings wird jener Verwendungszweck, der als den menschlichen Bedürfnissen inhärent angesehen werden kann, eben auch nur im Hinblick auf die Verwendungsfähigkeit, welche den Gegenständen inhärent ist, bestimmt werden. Allein wenn wir glauben, daß auch eine Einteilung des Wertes nach der letzteren anzuerkennen ist, wird ebenso geltend gemacht werdne müssen, daß sie nur dann Wahrheit hat, wenn wir gleichzeitig den Verwendungszweck zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse im Auge behalten. Wie bei jener Einteilung des Wertes die Kategorien der Verwendungsarten der Güter maßgebend sind, während man von der Verschiedenheit der Eigenschaften zunächst absieht, die ihnen Gebrauchs- und Tauschwert usw. verleihen, ist hier gerade aus der letzteren das Prinzip der Einteilung zu gewinnen.

Wir unterscheiden demnach

1) einen  Stoffwert  der Güter.  Er beruth auf den physikalischen und chemischen Eigenschaften der Körper.  Er kommt in Frage, sobald und soweit menschliche Bedürfnisse stofflicher Art sind, nur eben durch Stoffe, als solche befriedigt werden können. Hierher sind also zu rechnen die Grade der Härte und Weichheit, Sprödigkeit, Elastizität, Schwere, Dauerhaftigkeit, Wärmeleitung, Elektrizität, Konsistenz, Undurchdringlichkeit, Expansionskraft der Körper, die auf der chemischen Zusammensetzung beruhende Nährkraft, Heizkraft, der Farbstoffgehalt, Säuregehalt, das Verhalten zum Oxydationsprozeß, zum Verwesungsprozeß in seinen verschiedenen Formen der Gährung, Zersetzung usw.

An dieser Stelle liegt vornehmlich die außerordentliche Bedeutung, welche die Fortschritte jener naturwissenschaftlichen Disziplinen für die Volkswirtschaftslehre haben. Chemie und Physik haben durch die Ergebnisse ihrer Forschungen das wirtschaftliche Vermögen der modernen Völker unabsehbar erhöht, ihnen ist der  Reichtum  unserer Nationen ebensowohl zu danken wie dem Fleiß der Industrie, der Sparsamkeit der Produzenten und Konsumenten. Indem sie die Stoffeigenschaften der Körper exakt analysierten, haben sie einen Stoff wert  derselben begründet, von dem die Vorfahren keine Ahnung hatten. Nur aus diesem Grund können wir tausende von Bedürfnissen befriedigen, die früher versagt waren. Sie lehren uns produzieren, sie lehren uns genießen, sie lehren uns sparen. Unabsehbar ist der Einfluß, der von dieser Seite her für die Umgestaltung der Volkswirtschaft in der Zukunft bevorsteht. Jedenfalls ist er wohltätig, indem er sich ganz im Geleis echter Wirtschaftlichkeit bewegt: nichts Nutzfähiges ungenutzt zu lassen und den größten Nutzeffekt mit den geringsten Mitteln zu erzielen. Auch dieser wohltätige Einfluß wird schon seit Jahren in der Volkswirtschaft bemerklich: Man bestimmt nicht nur die Stoffeigenschaft, sondern auch den Grad ihrer Wirkungskraft gegenüber dem bestimmten Bedürfnis. Indem man nicht nur die Nährkraft aller Nahrungsmittel, die Brennkraft aller Hölzer, sondern auch die Elastizität der Seide, Wolle, Baumwolle, die Hebel-, Trieb- und Schwungkraft jeder Maschine, die Dauerkraft des Steins usw. usf. bestimmt, führt man mit einem Mal den langsam arbeitenden Instinkt des Volkes zur klaren Einsicht und erzwingt zumindest gerade hinsichtlich des Stoffwertes eine Übereinstimmung zwischen Gebrauchswert und Tauschwert der Güter, an deren Begründung für verschiedene Zeiten und Orte die Ausdehnung des Welthandels und die Verbesserung des Transportwesens gleichzeitig mit größtem Erfolg mitarbeiten. Wir machen hier darauf aufmerksam, daß dieser Stoffwert der Güter ebensowohl für die Betrachtung eines Tauschwertes der Güter wie für den Gebrauchswert, für den Produktions- wie für den Benutzungswert seine Geltung hat. Dasselbe gilt hinsichtlich der noch zu besprechenden Arten.

Von ihnen müssen wir dem Stoffwert zunächst gegenüberstellen

2) den  Formwert. Er beruth auf der Gestaltung der Gegenstände im Verhältnis zum Zweck, der durch sie erreicht werden kann oder soll.  Er ist durchaus selbständiger Wert und als solcher durchaus unabhängig vom Stoffwert des Gegenstandes, an dem er zur Erscheinung kommt. - Größe oder Kleinheit, kolossale oder niedliche Dimensionen, Breite oder Schmalheit, Schönheit für das Auge, Handlichkeit für den Gebrauch, Faßbarkeit für den Arm, Schärfe, Abrundung oder eckige Gestaltung, Symmetrie, Proportion, kurz alle Merkmale, welche wir der Gestalt eines Gegenstandes zuweisen, werden hier maßgebend. Auch die Farbe rechnen wir hierher in ihrer formellen Wirkung, nicht mit Rücksicht auf ihr stoffliches Verhalten. Der Wert des herrlichsten Gemäldes kann durch schlechte, leicht verbleichende Farb stoffe  wie durch schlechte leichtbrüchige Leinwand, durch unpassendes Öl und dgl. sehr viel geringer werden, umgekehrt verleiht die Verwendung der besten Farb stoffe  allein usw. dem Gemälde keinen selbständigen Wert in unseren Augen. Im Allgemeinen liegt es in der Natur der Sache, daß sich gleichzeitig an demselben Gegenstand ein Stoffwert und ein Formwert wahrnehmen und abschätzen läßt. Sind sie beide zugleich an demselben Gegenstand bedeutsam, so setzt sich der Wert derselben aus der Summe beider zusammen, ist der eine gering, der andere große, so ist der Wert Folge der Beurteilung eines Gegensatzes oder als der Rest einer Substraktion zu fassen, ähnlich wie sich die Springflut des Meeres einstellt, wenn sich die Anziehungskraft des Mondes und der Sonne in der Stellung der Konjunktion und Opposition miteinander verbinden, die Nippflut, wenn sie sich in der Stellung der Quadratur entgegenarbeiten. Bald kann der Stoffwert, bald der Formwert diejenige Größe sein, welche man höher veranschlagt. Jedenfalls schätzt man an einem Haus, an Kleidungsstücken, Werkzeugen usw. gleichzeitig Stoff und Form. Ein hoher schlanker Baumstamm ist zu einem Schiffsmast wenigstens für einige Zeit auch dann verwendbar, wenn er aus weniger gutem Holz besteht, die niedliche Form einer Taschenuhr wird vielleicht gleichmäßig entscheidend in Anschlag kommen, ein Zwergpferdchen hat vorzugsweise, ein Kirschkern mit einem eingeschnittenen Vaterunser nur Formwert. Es kann auch die Rücksichtnahme auf einen geringeren Stoffwert eines Gutes wirtschaftlicher sein. Beim Aufbau eines modernen Hauses wird die Rücksichtnahme auf Erzielung eines hohen Formwertes sich ebenso rentabel erweisen, wie die Verwendung eines Materials, das Jahrhunderte überdauert, sicher Verluste bringt. Ein Industrie-Ausstellungsgebäude, das nach Verlauf eines Jahres seine Dienste getan hat, eine Maschine, deren Nutzwert durch neue Erfindungen höchst wahrscheinlich vermindert wird, lassen dieselbe Beobachtung machen. Der Landmann, der seinen Rock jahrelang tragen will, wird ebenso gleichgültig gegen Formmängel wie aufmerksam für Stoffmängel sein, während der Stutzer, der mit jeder Mode wechselt, vom Fabrikanten ebenso leicht wie vom Schneider schwer zu befriedigen ist.

Durchaus selbständig neben dem Stoffwert und dem Formwert läßt sich beobachten:

3) der  Orts wert der Güter. Auch vom Stoff- und Formwert der Dinge läßt sich im Hinblick auf gewisse Eigenschaften derselben nur deshalb sprechen, weil es menschliche Bedürfnisse gibt, die durch Gegenstände mit solchen Eigenschaften befriedigt werden. Eben dieses Merkmal läßt sich auch vollkommen selbständig von der Betrachtung des Platzes, des Standortes aus geltend machen, auf welchem Gegenstände mit Brauchfähigkeit zur Verwendung gelangen können, müssen und sollen. Sie mögen was auch immer für einen Stoff oder Form zeigen, der  Ort,  wo sie sind, diese ihre "Modalität zu sein" (SAY), verleiht ihnen Brauchbarkeit, entzieht sie ihnen, steigert, vermindert sie. Es tritt der Ortswert zum Stoff- und Formwert in Kombinationen, wie wir sie bereits zwischen dem Stoffwert und dem Formwert erwähnt haben. Je nachdem lokal die menschlichen Bedürfnisse vorhanden sind oder fehlen, haben Gegenstände, die ihnen dort mit bestimmten Stoff- und Formeigenschaften gegenüberstehen, Brauchbarkeit und Wert oder nicht. Sehr schön und rein läßt sich der Ortswert zunächst hinsichtlich der Naturkräfte und derjenigen Güter hervorstellen, welche der Fülle wegen, in der sie sich dem Verbrauch darbieten, herrenlos sind. Wie Mehl überall geeignet ist, den Hunger des Menschen zu stillen, so kann man mit Wasser überall den Durst löschen. Aber das Trinkwasser bietet sich im Allgemeinen in solcher Fülle dar, daß es niemand ausschließlich in Besitz habt. Dieses ist indessen nicht auf allen Stellen der Erde der Fall. Wo jene Voraussetzung wegfällt, wie in der Wüste, auf dem Kamm von Kalkstein- und Sandgebirgen usw., wo es in begrenzter Menge, ausschließlich besessen wird, erhält es, in Stoff und Form nicht anders wie anderswo, dem schwerer zu befriedigenden Bedürfnis gegenüber Tauschwert, ja es aknn dort als ein unumgängliches Lebensmittel eventuell selbst auf die höchsten Staffeln des konkreten Tauschwertes gestellt werden müssen. Derselbe Vorgang wiederholt sich hinsichtlich des  guten  und  gesunden  Trinkwasser für Orte, wo das in unbegrenzter Menge dargebotene Trinkwasser schlecht, ungesund ist. Im Vorbeigehen mag bemerkt werden, wie sich hier der merkwürdige Vorgang einer produktiven Arbeit mittels Werterhöhung eines herrenlosen, in größter Fülle sich darbietenden Gutes, wahrnehmen läßt, ohne daß eine Ortsveränderung desselben oder eine Konsumtionsverstärkung eintritt. Und sicherlich würde die Erfindung eines Mannes, welcher das ungesunde Trinkwasser an einem Platz in gesundes umzuwandeln vermöchte, dadurch keinesfalls den Charakter einer produktiven Arbeit verlieren, daß die Kostenlosigkeit des technischen Prozesses hernach das  gute  Trinkwasser zum herrenlosen Gut machen würde. Im Übrigen muß darauf aufmerksam gemacht werdne, daß das Holz im unabsehbaren Urwald, die Beeren des Waldes, das Trinkwasser der Quelle eben nur an dem Ort, wo sie in Überfülle herrenlos sind, keinen Tauschwert haben; der Holzstamm hat auf unserem Hof, die Waldbeere hat in unserem Haus schon durch den Ortswert Tauschwert erhalten, mögen wir nun selbst die Translokation beschaffen oder andere; selbst für das Trinkwasser in unserer Stube gilt derselbe, da es mit einem Teil des Gesindelohns bezahlt wird.

Nur auf den Ortswert ist der Gebrauchswert oder Wertunterschied von Stromschnellen zurückzuführen, welche an wohlgelegener Stelle der Ebene, wo Menschen wohnen und sich Städte aufbauen können, gefunden werden, gegenüber anderen, welche dieselbe Wasserkraft hoch oben im öden Gebirge usw. unverwendbar oder wenig nutzfähig für den Menschen gleichsam vergeuden. Nur auf dem Ortswert beruth der Wertunterschied zwischen Landgütern in der Nähe dichtbevölkerter Städte, Häusern an lebhaft frequentierten Straßen und anderen, fern von solchen. Das Steinkohlenlager hat in waldarmen Ländern einen höheren Wert als in waldreichen. Der Umstand, daß sich im glücklichen Boden Englands Kohlenlager und Eisenlager an derselben Stelle übereinander befinden, verleiht der englischen Eisen- und Eisenwarenproduktion einen mächtigen Rückhalt für den Weltmarkt. Doch wir schließen die Reihe der Beispiele, die so leicht von jedermann vermehrt werden können.

Die merkwürdige Tatsache, daß  die drei großen Produktionskreise materieller Güter, Rohproduktion, gewerbliche Industrie, Handel sich je eine, vornehmlich die Erzielung von Stoffwert, Formwert, Ortswert zur Aufgabe stellen,  glauben wir als einen schönen Beleg für die Richtigkeit unserer Beobachtung ansehen zu dürfen. Stoffe erzeugt auch die Rohproduktion freilich nicht in dem Sinne, daß sie einer Materie Existenz verschafft, die vordem noch in keiner anderen Art vorhanden war. Dennoch ist die Tätigkeit der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft, welche die elementaren Bestandteile der Früchte, des Holzes schon in der Erde und in der Luft vorfindet, zweifelsohne darauf gerichtet, diesen elementaren Dingen den menschlichen Bedürfnissen gegenüber Brauchbarkeit und Wert als Stoffen zu verleihen. Auch ist RAUs Bemerkung, daß es sich beim Bergbau, bei der Jadt und Fischerei im Gegensatz zur Tätigkeit des Verkehrsstandes in erster Linie nicht um die Herbeiführung einer Ortsveränderung des Wildes und der Metalle, sondern darum handelt, sie in den Besitz der Menschen zu bringen, sie verwendungs- und verbrauchsfähig für den Menschen zu machen, so einleuchtend, daß man auch bei diesen Tätigkeiten der Rohproduktion nur von einer Erzeugung von Stoffwert reden kann. Der Zweig der Landwirtschaft, welcher die meisten Analogien mit dem gewerblichen Schaffen zeigt, der Gartenbau läßt auch am stärksten eine gleichzeitige Rücksichtnahme auf die Erzielung von Formwert hervortreten. Formwert will vorab die gewerbliche Industrie erzeugen. Allerdings soweit es angeht für den Bereich ihrer Tätigkeit, welcher jenseits der Benützung des organischen Wachstumsprozesses der Natur liegt, sucht sie mit Aufgebot mechanischer und chemischer Kräfte auch den Stoffwert der Rohprodukte zu erhöhen. Indem sie dörrt und wässert, hämmert und kittet, gähren und klären läßt, indem sie die Hitze und den Frost, das Wasser und den Luftdruck zu Hilfe nimmt, will sie eben auch jene Eigenschaften für eine Abschätzung des Stoffwertes: Schwere, Dichte usw. ihren Fabrikaten in erhöhtem Maß verleihen, als sie der Rohstoff, wie er ihr zuging, besaß. Doch macht das nur die weitaus kleinste Tätigkeit der gewerblichen Industrie aus und auch bei ihr ist ihr das allgemeine stoffliche Verhalten des Körpers, den sie bearbeitet, immer gegeben, sie entwickelt nur gleichsam die Fähigkeit, die im gegebenen Stoff liegt, zur Form, welche die Natur in ihren freien Bildungen versagt hat. Im Großen und Allgemeinen ist es immer der Formwert der Güter, auf den die Tätigkeit der Gewerbe gerichtet ist, und den sie regelmäßig dem Stoffwert der Rohprodukte hinzufügen. Der Zweck der Handelstätigkeit ist schließlich:  Erzielung von Ortswert.  Ortswert, eine örtliche Brauchbarkeit und ein Grad der Brauchbarkeit der Güter, welcher nicht durch ihren Stoff, nicht durch ihre Form, sondern durch ihren Standort gegenüber den menschlichen Bedürfnissen bedingt ist, kann natürlich sowohl dadurch erzielt werden, daß man menschlichen Bedarf, menschlichen Verbrauch lokal erweckt oder steigert, wie dadurch, daß man einem lokal vorhandenen menschlichen Bedarf und einem höheren Grad desselben Güter zubringt, welche an ihrem Standort trotz ihres Stoffes und ihrer Form keinen Gebrauch oder einen weniger wertvollen finden. Während nur der erstere Fall möglich ist hinsichtlich der Ausnutzung von Gegenständen und Verhältnissen, welche nicht von ihrer Stelle gerückt werden können, und die Bedeutung derselben in erster Linie lokal bleibt, ist ein stetiges über die ganze Menschheit unter tausenderlei Gestalt verbreitetes Interesse an die Verwirklichung des zweiten Falles geknüpft, der eben den Gegenstand der Handelstätigkeiten bildet. Sie wollen und sollen Gütern durch Begründung oder Hinzufügung des Ortswertes neben dem Stoff- und Formwert den höchst möglichen Nutzeffekt durch intensivste Befriedigung des intensivsten Bedürfnisses sichern. Mit Recht kann man von einem  naturgemäßen Standort der Produktion  sprechen. Er ist da, wo in der wirtschaftlich besten Weise der Stoff- und Formenwert der Güter erzeugt wird. Ein Ortswert der Güter kann gleichzeitig schon begründet sein. Regelmäßig indessen und immer für alle nicht am Standort der Produktion konsumierten Güter schließt sich selbständig die Produktion des Ortswertes als ein erst hinzutretender Akt an. Auf alle Fälle aber und zumal auch im Hinblick auf die Erzeugung des Ortswertes für die zur produktiven Konsumtion bestimmten Roh- und Hilfsstoffe können wir sagen: Es ist die Aufgabe der Handelstätigkeiten, die Güter an die Stelle zu bringen, wo sie die wirtschaftlich beste  Verzehrung  finden, mit anderen Worten, der Handel will und soll den  naturgemäßen Standort der Konsumtion  begründen (3).



Nachtrag zur Lehre vom Wert

Erst nach Absendung des Aufsatzes über den Wert kamen mir die "Grundzüge der Nationalökonomie" von MAX WIRTH, Köln 1856, zu Gesicht. Dieses Buch ist angeregt worden durch den von Friedrich Bastiat dargelegten Wertbegriff. "Es lag nicht allein das Bedürfnis, sondern auch die Notwendigkeit vor, ein Lehrbuch auszuarbeiten, welches auf dem Axiom beruth:  "der Wert ist das Maß der Dienstleistung." 

Ich hatte mir freilich gar nicht zum Ziel gesetzt, alle Partien der Lehre vom Wert durchzusprechen, habe auch nur die in Deutschland zumeist aufgenommenen Ansichten zum Ausgangspunkt genommen. Im vorliegenden Fall aber rechtfertigt sich wohl eine kurze nachträgliche Besprechung von selbst.

Obwohl aus mehreren Gründen dem Buch WIRTHs in Deutschland größere Verbreitung zu wünschen ist, werden doch schwerlich viele Leser die Begeisterung des Verfassers für den Wertbegriff BASTIATs teilen. Ja bei dem Maßstab, der für diesen genialen, leider zu frühe verstorbenen Mann verwendbar ist, wird es zulässig erscheinen, die Darlegung desselben für eine minder lehrreiche Partie zu erklären. Die gepriesene Erklärung: Wert ist das Maß der Dienstleistung, Wert ist das Verhältnis zweier Dienstleistung, ist das Ergebnis einer in Deutschland, aber nicht in Frankreich, überflüssigen Polemik gegen die unterscheidungslose Zusammenwerfung der Begriffe: Gebrauchswert und Tauschwert, oder vielmehr der Begriffe: Brauchbarkeit und Tauschwert. Die erste Eigentümlichkeit in der Werttheorie BASTIATs muß in Deutschland so charakterisiert werden: BASTIAT will die Bezeichnung  Wert - valeur - nur auf den Tauschwert angewendet, nicht aber auch auf den aus der Werttheorie vielmehr auszuschließenden Gebrauchswert ausgedehnt wissen. Und so setzt dann auch WIRTH gleich bei der uns bedenklichen "Erklärung einiger Wörter" auf Seite 5 Wert und Tauschwert als gleichbedeutend. Daß in diesem, natürlich bei der Behandlung aller Themata zu berücksichtigenden Verfahren BASTIATs nichts Neues liegt, kann man auch aus RAUs Lehrbuch I, § 59 ersehen:
    "Mehrere Neuere nennen den Gebrauchswert Nützlichkeit und behalten das Wort  Wert  lediglich zur Bezeichnung des Tauschwerts oder Preises. Es ist hierbei zu beachten, daß im französischen und englischen Sprachgebrauch  valeur, value  nicht genau dem deutschen Wort  Wert  entspricht ... Unter  valeur  schlechthin wird der Tauschwert verstanden."
Sobald man dies weiß, versteht man die längere Deduktion BASTIATs, daß Sonnenlicht, Luft unter freiem Himmel, Wasser für gewöhnliche Verhältnisse keine Valeur, wohl aber Wasser in Paris, Luft in einer Taucherglocke usw.  valeur  haben, daß  valeur  eine Anstrengung und Leistung, Vergleich und Abschätzung voraussetzt, lange bevor man sie zu Ende gelesen hat. Ich bin wie viele andere entschieden der Meinung, daß die deutsche Terminologie, welche: Wert, Gebrauchswert (auch  neben  Brauchbarkeit oder Nützlichkeit) und Tauschwert (auch neben Tauschfähigkeit) unterscheidet, unbedingt im Vorteil ist. Doch wäre schon immerhin zu demselben Ziel zu gelangen, wenn es sich nur um eine Anwendung anderer Wörter handeln würde. Wenn aber der Ausspruch erfolgt, daß in der Volkswirtschaftslehre nur der Wert in jenem Sinn von Valeur, also nur der Tauschwert in Betracht kommt, so kann darin nur ein starker Rückschritt der Theorie erblickt werden. Man mag das, was wir im Gegensatz zum Tauschwert: Gebrauchswert nennen, als Wert oder als Nützlichkeit usw. bezeichnen; hinwegfallen kann die Heranziehung dieses Begriffs in der Volkswirtschaftslehre nicht und ganz besonders auch nicht in der Lehre vom Preis. Dazu müssen wir aber freilich noch hinzufügen, daß WIRTH wie BASTIAT statt Brauchbarkeit und Tauschfähigkeit, und Gebrauchs wert  und Tausch wert  gegenüberzuhalten, die Brauchbarkeit dem Tauschwert, dem Maß der Dienstleistung parallel stellt. Diese Verwechslung ist für BASTIATs Argumentation folgenreich gewesen und für WIRTH, wie wir sehen werden, Veranlassung zu ganz unberechtigten Schlußfolgerungen geworden. Indem wir also wiederholen, daß BASTIAT (und WIRTH) beim Gebrauch des Wortes "valeur" ("Wert") nur den Tauschwert im Auge hat, könnte man zunächst in der Definition: Wert ist das Maß der Dienstleistung, Wert ist die Gleichstellung zweier Dienstleistungen, gegenüber der gewöhnlichen Erklärung: der Tauschwert eines Gutes wird durch das Quantum anderer für es erhältlicher Güter bezeichnet, kein anderes Verhältnis zu finden versucht sein, als das einer kurzen, schönen aber auch leicht mißzuverstehenden und daher näher zu erläuternden Formel zu einem etwas schwerfälligen aber klarverständlichen Satz.  Ich  würde dann sogar eine kleine Änderung vorschlagen, nämlich zu sagen: Tauschwert ist das Maß  für eine  Dienstleistung und dabei in Gedanken nach "Maß" und nach "Dienstleistung"  verschiedene  wirtschaftliche  Güter  supplieren, indem wir es für durchaus statthaft halten, den Begriff einer Dienstleistung für vorhandene Bedürfnisse nach einem letztere befriedigenden Sachgut ohne besondere Nebengedanken zu vindizieren.

Es ist aber mit dem Ausdruck:  Maß der Dienstleistung  noch etwas anderes,  freilich auch der Hauptsache nach nicht neues,  gemeint. Er soll ähnlich wie die stellenweise schon von ADAM SMITH vertretene Erklärung, daß der Tauschwert nur auf der menschlichen Arbeit beruth, bekräftigen, daß die von der Naturkraft abhängige Brauchbarkeit des Stoffes nichts mit dem Wert (Tauschwert) zu schaffen hat, der vielmehr nur und allein auf eine menschliche Dienstleistung zurückzuführen ist. Einen Unterschied vermögen wir nur insofern aufzufinden, als bei der Erklärung:  der Tauschwert beruth auf dem Maß der Arbeit - die Schätzung vom Gegenstand her erfolgt, an welchem die Tätigkeit sich - wenn wir so sagen dürfen - inkorporiert und objektiviert finden, während in der Erklärung:  Tauschwert ist das Maß der Dienstleistung,  die Schätzung als erfolgend gedacht wird von Seiten der zum Tausch Bereiten, denen eine eigene Bemühung erspart wird (also vorgestellt und subjektiviert).
    "Eine Menge von Dingen (zitiert  Wirth  aus  Bastiat)  kann die relative Wichtigkeit einer Dienstleistung erhöhen. Wir finden diese Dienste mehr oder weniger groß, je nachdem sie uns mehr oder weniger nützlich sind, je nachdem mehr oder weniger Personen geneigt sind sie uns zu machen; je nachdem sie mehr oder weniger Arbeit, Mühe, Geschicklichkeit, Zeit, Vorstudium von diesen Personen erheischen, je nachdem sie uns mehr oder weniger Mühe ersparen. Alles läuft somit auf einen Tausch von Dienstleistungen hinaus."
Wir haben also eine Erneuerung des Satzes vor uns, daß für die Bestimmung des Tauschwertes jede Mitwirkung des von der Natur erzeugten Stoffes mit seiner Brauchbarkeit zurückgewiesen werden muß. Das führt schließlich zu nichts anderem, als zur Ignorierung oder Bestreitung der Erheblichkeit der Tatsache, daß die Naturkräfte des Bodens, welche nur die Stoffe mit ihrer Brauchbarkeit erzeugen, nicht nur in nicht unbeschränktem Umfang, sondern auch im Gegensatz zu anderen Naturkräften in einem angeeigneten, ausschließlichen Besitz befindlich sich darbieten. Man begreift deshalb gleich, warum die Darlegung BASTIATs da unbestritten bleiben wird, wo ein Akt der Tauschwertverleihung bei sogenannten freien Gütern wie Luft, Wasser oder bei Gegenständen nachgewiesen wird, die noch in unbegrenzter Menge und noch nicht ausschließlich besessen vorhanden sind, wie wenn ein Baum aus dem großen freien Wald herbeigeschleppt wird. Für die übrigen Fälle erscheint sie nicht stichhaltig. Das gilt selbst von seiner Erklärung des Tauschwertes des Diamanten, durch die, wie er rühmt, "aller Streit geschlichtet wird und die hadernden Parteien, jede in ihrer Art Recht behält." "Der Diamant hat großen Wert, weil viel Zeit und Mühe angewandt werden muß, weil viele Mühe oft vergeblich angewandt wird, um ihn zu finden" usw. Es liegt hier die ganz unberechtigte Voraussetzung zugrunde, daß jeder in einem Diamantenbezirk frei suchen und behalten darf, wenn er nur will oder daß man überall, wenn man nur irgendwo auf dem weiten Erdboden sucht, durchschnittlich in einer gewissen Zeit einen Diamanten findet. Damit daß man auf die von jedermann zugestandene Wahrheit hinweist, wie es einer menschlichen Dienstleistung bedarf, um das Metall aus dem Schacht der Erde zu holen, wie Menschen säen und ernten müssen, ein Korn vom Acker zu gewinnen, dadurch werden die "Naturkräfte, welche die Stoffe mit ihrer Brauchbarkeit erzeugen", noch nicht zu freien Gütern, an denen jedermann seine Dienstleistung vermitteln kann. Es ist offenbar kein Schluß in der Folgerung: weil die Natur nur Stoffe mit Brauchbarkeit hervorbringt, Brauchbarkeit und Wert (Tauschwert) aber zwei verschiedene Begriffe sind, also kann auch jene von ausschließlich besessenen Naturkräften ausgehende Brauchbarkeit des Stoffes kein Element für die Bestimmung des Tauschwertes abgeben. Allerdings führt der Satz, daß der Tauschwert nur durch das Maß der menschlichen Dienstleistung bestimmt wird, zu dem Ausspruch (Seite 12):
    "Die Nutzbarkeit der Stoffe und Kräfte der Natur, in Verbindung gesetzt mit den Anstrengungen der Menschen erzeugen die Produkte: je größer der Anteil der ersteren, desto geringer der der letzteren, desto größer die Nutzbarkeit, desto geringer der Wert."
Wir müssen aber die  Möglichkeit  bestreiten, diesen Ausspruch mit den ersten Sätzen WIRTHs über den Preis (siehe unten) und der tatsächlichen Wirklichkeit in Einklang zu erweisen. - Wir verstehen es gar nicht, daß wie ein Grundstein für die Feststellung der neuen Werttheorie der Satz (Seite 10 und sonst) hingesetzt wird: die Natur schafft nur Brauchbarkeit, keinen Wert, und wie (Seite 9 und sonst) hervorgehoben werden kann, daß sämtliche Nationalökonomen darin übereinstimmen, daß außer der  Arbeit  auch die  Natur  Wert schafft - da, wie wir wissen, jedesmal an  Tausch wert zu denken ist. Das ist uns gänzlich neu, daß sämtliche Nationalökonomen übereinstimmend bekennen, die Natur schaffe  Tausch wert. Dieser unleugbare Irrtum WIRTHs gibt auch seinem so frisch geschriebenen und an feinen Bemerkungen sehr reichen Kapitel über die Bodenrente eine durchaus störende Folie. Wir haben mit Unterscheidung von Gebrauchswert und Brauchbarkeit sogar bestritten, daß die von der Natur erzeugten Stoffe auch nur Gebrauchswert haben, ohne daß wir einzusehen vermöchten, warum die Meinung beseitigt werden müsse, daß zwar  Tauschwert  immer nur vermittelt durch menschliche Tätigkeit ins Leben trete, aber doch auch auf dem Gebrauchswert, wie dieser auch auf der natürlichen Brauchbarkeit beruth.

Aus naheliegenden Gründen steht immer die Lehre vom Preis mit der Lehre vom Wert in engster Beziehung und ist ein wahrer Prüfstein derselben. Wenn aber gar der Wert nur als Tauschwert gefaßt wird, dürfte sie kaum anders als wie eine Fortsetzung erscheinen dürfen. In dem schätzbaren Buch WIRTHs ist sie nicht nur ansich eine schwache Partie, sondern ergänzt auch die Einwendungen gegen die vorgetragene Werttheorie in auffälliger Weise. Obendrein finden wir die einzelnen zum Teil unklaren Sätze weder untereinander noch mit dem Abschnitt vom Wert in Harmonie.
    "Der Preis ist der jeweilige Schwebepunkt des Wertes, wie er für einen anderen Wertgegenstand je nach Zeit und Umständen gefordert, hingegeben, ausgetauscht wird. Während das Wesen des Wertes in sich selbst, d. h. im Maß der Dienstleistung beruth, ist der Preis - wie das Gewand, das je nach Jahreszeit und Mode wechselt - durch Äußerlichkeiten bedingt und geregelt. Sein Umfang ist das Ergebnis von Nachfrage und Angebot. - Stets wird der Preis um den Wert wie um einen festen Pol ventilieren. Übersteigt der Preis den Wert, dann wird sich Konkurrenz einstellen, um den Gewinn zu teilen. Das Angebot wird sich vermehren und den Preis wieder auf das Niveau herabdrücken" usw.
Diese Erörterung kommt natürlich zu den Sätzen
    "Adam Smith unterscheidet zwischen Real- und Nominalpreis; allein was er Realpreis nennt ist eigentlich nichts anderes als der Wert. Die Arbeit, sagt er - ist der wahre Maßstab des Tauschwertes aller Waren ... Setzt man statt Arbeit -  Dienstleistung,  dann ist auch das, was  Adam Smith  meint, erschöpfender ausgedrückt. Der Dienst z. B., den das Kapital leistet (den aber, wie wir hinzufügen, Adam Smith nicht ausschließt), läßt sich nicht gut mit  Arbeit  bezeichnen."
Wir bleiben nach wie vor über das Erscheinen dieses Buches recht erfreut, können aber nicht umhin, in diesen Sätzen des Verfassers selbst einen sehr kräftigen Beleg für unser obiges Urteil über die Werttheorie BASTIATs zu finden. Einen  Beleg zur Empfehlung der neuen Werttheorie haben wir dagegen in diesem Buch nur mit Unmut gelesen. Die Auslassungen über das Verhältnis der Theorie aller anderen Nationalökonomen zu den Ansprüchen der Kommunisten hätte sich der Verfasser doch noch zwei oder dreimal überlegen sollen. Er soll doch nicht glauben, daß auch, wenn wir alle auf die Werttheorie BASTIATs schwören und alle mit ihm selbst die Bodenrente in die Kapitalrente auflösen, darum ein einziger Mann aus den Reihen derer tritt, von denen "10 000 in den Straßen von Paris ihr Leben gelassen haben" und daß  einem  von uns der Haß geschenkt wird, mit welchem ja niemand mehr als gerade ADAM SMITH trotz seiner Lehre vom Verhältnis der Arbeit zum Wert und trotz seiner so warmen und rücksichtslosen Sprache zugunsten der ärmeren Volksklassen, von den Führern und deshalb auch vom Troß überschüttet worden ist. Was jenen 10 000 mißhehagte, das war das Privateigentum, gleichviel, ob es aus Bodenrente oder aus Kapitalrente oder aus einem anderen Einkommenszweig entsteht. Sie wollten nicht, daß der Boden, "welcher Stoffe mit Brauchbarkeit schafft", gleichviel ob er die Grundlage einer Bodenrente oder einer Kapitalrente ist, in privatem Besitz ist, sondern daß er wie Luft, Licht, Wasser als ein freies Gut anerkannt wird. Eine Anwendung auf unseren Stoff zu machen unterlassen wir, weil die Wahrheit volkswirtschaftlicher Tatsachen und Gesetze doch weder erschüttert noch gestützt wird durch das, was irgendein einzelner Bruchteil eines Volkes meint und begehrt.
LITERATUR Karl Knies,Die nationalökonomische Lehre vom Wert, Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Bd. 11, Tübingen 1855
    Anmerkungen
    1) BRUNO HILDEBRAND, Nationalökonomie der Gegenwart und Zukunft, Seite 318: "Je mehr die Quantität eines nutzbaren Gegenstandes vermehrt wird, desto mehr fällt bei unverändertem Bedürfnis der Nutzwert jedes einzelnen Stückes. Denn, da der Nutzwert immer eine Relation der Sache zum Menschen ist, so hat jede Gütergattung das Maß ihres Nutzwertes an der Summe und Rangordnung der menschlichen Bedürfnisse, welche sie befriedigt, und wo keine Menschen und keine Bedürfnisse existieren, gibt es auch keinen Nutzwert. Die Summe des Nutzwertes, welche jede Gütergattung besitzt, bleibt daher, sobald sich nicht die Bedürfnisse der menschlichen Gesellschaft ändern, unveränderlich und verteilt sich auf die einzelnen Stücke der Gattung je nach Quantität derselben. Je mehr sich die Summe der Stücke vergrößert, desto geringer wird der Anteil, welcher jedem Stück vom Nutzwert der Gattung zufällt, und umgekehrt, je geringer die Masse wird, desto größer wird der Anteil jedes Stücks am Nutzwert der Gattung. Setzt man das Gesamtbedürfnis einer Nation gleich 100, so würde der Nutzwert jeder Gütergattung in gewissen Produkten ausdrückbar sein und es würde z. B., den Nutzwert des Eisens zu 5 % angenommen, unter der Voraussetzung, daß sich das Nationalbedürfnis nicht ändert, in jedem Augenblick, in welchem die Produktion des Eisens steigt, auch eine neue Verteilung der 5 % Nutzwert auf die einzelnen Quantitäten des produzierten Eisens stattfinden. Während bei einer Produktion von 500 Zentner jeder Zentner Eisen ein Hundertstel Prozent des gesamten nationalen Nutzwertes besitzen würde, so würde bei einer Produktion von 5000, 50 000, 500 000 usw. Zentnern der Nutzwert jedes Zentners auf 0,001, 0,0001 und O,00001 usw. Prozent der Summe aller Nutzwerte der Nation herabsinken. - - - Nun bleibt zwar das Gesamtbedürfnis der Völker nie dasselbe, sondern steigt teils mit der Bevölkerung, teils mit dem Wohlstand, teils mit dem durch die Fortschritte der Produktion verminderten Preise der Waren; aber diese Steigerung des Bedürfnisses wirkt ebensosehr und in derselben Weise auf den Tauschwert wie auf den Nutzwert.
    2) Der konkrete Wert fällt nicht immer mit dem Gattungswert zusammen, sondern steht zugleich unter dem Einfluß - - der Ausdehnung des Bedarfs und des schon im Besitz der Person befindlichen Vorrates anderer Mengen des nämlichen Gutes. Der über den Bedarf hinausgehende Teil des Vorrates erscheint als überflüssig, weil es an einer Veranlassung fehlt von seiner Nützlichkeit wirklich Gebrauch zu machen, er kann also nur als Erwerbsmittel im Verkehr nach seinem Verkaufspreis geschätzt werden, und wer nicht als Handeltreibender auf den Wiederverkauf Bedacht nimmt, wird von jedem Gut nur soviel mit einer Aufopferung an sich bringen mögen, als er selbst zu verwenden gedenkt. Deshalb ist oft eine Sache vom höchsten Gattungswert für viele Personen ohne allen oder nur von einem geringen konkreten Wert. Bis zur Grenze des Bedarf dagegen ist dieser Gattungswert gleich. - Note c: Das zweite Exemplar des geschätzten Buches, Kupferstiches ist für den Eigentümer fast ohne konkreten Wert. Wer sich mit dem Bedarf versorgt hat, kauft nicht mehr von derselben Sache, wenn sie auch noch so wohlfeil ist, außer er will sie weiterverkaufen oder länger aufbewahren und auch können.
    3) Ich bin erst während des Abdrucks dieses Aufsatzes das auf die Erklärung des Werts durch BASTIAT begründete Buch "Grundzüge der Nationalökonomie" von MAX WIRTH gestoßen: er behält sich vor, im nächsten Heft einen hierdurch angeregten kleinen Nachtrag mitzuteilen.