B. RusselG. H. LewesS. I. HayakawaR. LoeningAristoteles | |||
Aristoteles
Diese Worte stehen handschriftlich in meiner alten griechisch-lateinischen Ausgabe des Organon. Sie sind einem Werke von GUTKE entnommen, einem einst berühmten, unglaublich bornierten und ebenso unglaublich gläubigen Aristoteliker aus Kölln an der Spree. Auch sonst ist ARISTOTELES nicht selten mit Gott verglichen worden. In seiner Physik spreche er als Mensch, in seiner Moral als Gott. Ein spanischer Theologe meint, ARISTOTELES sei über Menschenkraft in die Geheimnisse der Natur eingedrungen; also müsse ihm ein guter oder ein böser Engel beigestanden haben. AGRIPPA nennt ihn einen Vorläufer von JESUS CHRISTUS. In solchem Ansehen stand ARISTOTELES etwa fünfhundert Jahre lang, vom 12. bis 17. Jahrhundert. In dem ungeheuren Schulbetriebe dieser ganzen Zeit war er nicht ein Philosoph neben andern, sondern "der" Philosoph. Einzelne Gegner, die sich schon damals zu Worte meldeten, glaubten ihn nicht wie einen andern mangelhaften Schriftsteller bekämpfen zu dürfen; auch ihnen war er groß als der Antichrist. Die Gegner des ARISTOTELES wagten aber nicht viel weniger als die Gegner der Bibel. Fünfhundert Jahre lang lasteten des ARISTOTELES Lehren von Gott und Welt wie ein kirchliches Dogma auf den Geistern. Der Ruhm des ARISTOTELES ist noch weit älter. SCHOPENHAUER irrt, wenn er einer eitlen Tendenz zuliebe behauptet, ARISTOTELES sei erst zweihundert Jahre nach dem Tode berühmt geworden. Der Schüler PLATONs, der Lehrer ALEXANDERs des Großen, setzte sich durch Vielschreiberei sofort durch. In der Spätzeit der Griechen hatte er allerdings noch Nebenbuhler. Dann aber, in der Zeit der lateinisch-christlichen Kultur, wuchs seine Macht ruckweise mit dem Bekanntwerden seiner Schriften. Die Araber waren es schließlich, die seinen Sieg im Abendlande vollendeten. Durch die Araber wurde der Heide ARISTOTELES zum einzigen Philosophen der christlichen Welt. Die tiefsten Kämpfe des ausgehenden Mittelalters wurden um ARISTOTELES geführt, mit den Kunstworten des ARISTOTELES. Volle zweitausend Jahre lang, von ALEXANDERs Weltherrschaft bis ins 17. Jahrhundert hinein, haben die Schlagworte des Mannes das Denken beeinflußt, unheilvoll genug. Es gibt kein anderes Beispiel einer so langen Dauer für die Macht eines Wortsystems. Die Renaissance wollte zu PLATON zurückkehren, dem alten Gegner des ARISTOTELES, dem persönlichen Gegner, wenn dem Klatsch der Philosophiegeschichte zu trauen ist. Doch die unfehlbare Stellung des ARISTOTELES in dem ungeheuren Schulbetriebe blieb unerschüttert. Erst die wissenschaftlichen Taten von KOPERNIKUS, KEPLER und NEWTON vermochten das Gebäude zu stürzen, das einem GASSENDI noch trotzte. Noch MOLIÈRE spottet über die Schule des ARISTOTELES wie über einen lebendigen Feind. Zwei Jahrtausende brauchte ARISTOTELES, um sich auszuleben. Dann schien er gestorben zu sein wie die griechischen Götter. Die Naturwissenschaft suchte ihre eigenen Wege und die Philosophie begann sich von des ARISTOTELES Kategorien zu befreien. Kaum daß die Werturteile des Philosophen (Moral und Ästhetik) erhalten blieben, in den Worten wenigstens; neuer Wein wurde allenthalben in die alten Schläuche gegossen. Aufmerksame Beobachter hätten freilich sehen können, daß auch auf diesen Gebieten die alte Flagge eine neue Ladung deckte. Weder in der Kunstübung von CORNEILLE und RACINE, noch in der Dramaturgie LESSINGs war der wirkliche ARISTOTELES lebendig. Nur die Tradition lebte, sich auf ihn zu berufen. Noch aufmerksamere Beobachter hätten schon damals entdecken können, daß das immer so gewesen war, daß jedes Jahrhundert seinen eigenen Geist im Namen des ARISTOTELES gelehrt hatte, daß weder in der Metaphysik noch in der Physik des Philosophen die wissenschaftliche Arbeit zweier Jahrtausende vorweggenommen war: daß man zu allen Zeiten die gesamte Kulturentwicklung in ihn hineingelegt und ihn so zum Riesen gemacht hatte. Dieser Einsicht widersetzte sich nach dem Ausgang und Hingang der ARISTOTELES - Schule ein neues Schlagwort, das jetzt erst aufkommende Dogma vom klassischen Altertum. ARISTOTELES war nicht mehr "der" Philosoph; aber er wurde neben den andern Erscheinungen der Antike, neben den toten Symbolen der griechischen Mythologie und neben den Stilübungen römischer Dichter mit abergläubischer Verehrung genannt. Die Tradition wirkte weiter. Wortabergläubisch, wie kein wirklich großer Denker, hatte ARISTOTELES die Kompilation eines Weltbildes zusammengeschrieben. Der Wortaberglaube von zwei Jahrtausenden war von dieser Kompilation nicht losgekommen. Jetzt noch, bis in die Gegenwart hinein, klammert sich der Wortaberglaube an den tönenden Namen. SCHOPENHAUER, der Wiedererwecker von PLATONs Ideenlehre, übt an ARISTOTELES unzünftige Kritik. Er scheint ihm den Titel eines Philosophen abzusprechen, wenn er ihn zu den "Ungenialen" rechnet, wenn er ihm Mangel an Tiefsinn vorwirft, wenn er seine Metaphysik größtenteils ein Hin- und Herrede über die Philosophien seiner Vorgänger nennt (sein Vorgehen dabei sei wie eines, der von außen die Fenster einschlägt), wenn er die Lebhaftigkeit der Oberflächlichkeit die schwache Seite seines Geistes nennnt. "Daher denke sein Leser so oft: jetzt wirds kommen; aber es kommt nichts". Trotzalledem staunt derselbe SCHOPENHAUER über des ARISTOTELES tiefe Einsicht, über die Teleologie, bewundert ihn sogar als Zoologen, so oft es ihm in den Kram seines Systems paßt. Dann beruft er sich auf den Ruhm des Philosophen, dann zitiert er ihn als eine Autorität. LEWES hat ein glänzendes Buch über ARISTOTELES geschrieben und darin den Beobachter ebenso wie den Denker in seiner ganzen Blöße gezeigt. Vor dem Positivisten besteht kein Zug von des Griechen nüchterner Naturphilosophie. Dennoch beugt sich auch LEWES im Schlußkapitel vor dem Namen ARISTOTELES; das letzte Urteil werde unsere Vorstellung von seiner Größe zwar beträchtlich modifizieren, aber kaum verkleinern. F.A. LANGE, der unabhängige Geschichtsschreiber des Materialismus, erkennt in ARISTOTELES das Urbild des Verkehrten; aber auch LANGE scheut das Dogma vom klassischen Altertum und spricht von des ARISTOTELES System als von dem vollendetsten Beispiel wirklicher Herstellung einer einheitlichen geschlossenen Weltanschauung, welches die Geschichte uns bisher gegeben habe. Ebenso verfahren KIRCHMAN und EUCKEN. Sie sehen alle Flecken, halten sie jedoch für Sonnenflecken, weil man zweitausend Jahre lang geglaubt hatte, ARISTOTELES wäre das Licht der Welt. So sehr ist ARISTOTELES auch nach dem Hingang seiner Schule ein Herrscher geblieben, daß die Kritik sich nur byzantinisch, nur offiziös an ihn heranwagt. Hat doch erst vor kurzem ein Philosophieprofessor ein harmloses Gelegenheitswort gegen ARISTOTELES, daß er nämlich der "Anwalt" des finstern Mittelalters gewesen sei, ein Sakrileg genannt. So haftet der alte Namensaberglaube immer noch an der Lautgruppe: ARISTOTELES. Das halbe Jahrtausend, in dem er die alleinige Quelle, der unfehlbare Lehrer aller Wissenschaften hieß, ist freilich überwunden. Doch mit herkömmlicher Scheu wird er überall der Vater aller Wissenschaften genannt. In Wahrheit war er einer der Väter der christlichen Theologie. Nicht der christlichen Weltanschauung. Das Christentum hatte seine tiefsten Ideen der weltflüchtigen Sehnsucht der Neuplatoniker entnommen. Die Kirchenväter waren noch keine Aristoteliker. Nur der Vater der christlichen Theologie, der begriffsspalterischen, wortabergläubischen, scholastischen, fast möchte ich sagen: talmudischen Gottesgelahrtheit des Mittelalters war ARISTOTELES. Dieser Ruhm soll ihm ungeschmälert bleiben. Wer ihn jedoch den Vater aller unserer Natur- und Geisteswissenschaften nennt, der schreibt das in seinem Buche andern Büchern nach und aus, der hat die Schriften des ARISTOTELES nicht selbst oder doch nicht selbständig gelesen. Aber das Eine soll wohl ausgemacht sein und bleiben, daß ARISTOTELES der Vater der Logik war, ihr Begründert und ihr Vollender zugleich. Kein Geringerer als der Meister philosophischer Abstraktion hat seine Autorität dafür eingesetzt, KANT, der in der zweiten Vorrede zur "Kritik der reinen Vernunft" sagt (was sehr oft und niemals richtig zitiert wird), daß die Logik des ARISTOTELES keinen Schritt rückwärts hat tun dürfen, daß sie auch bis jetzt keinen Schritt vorwärts hat tun können. Der große Jongleur mit abstrakten Begriffen, HEGEL, hat sich in dieselbe Kerbe verhauen. Ich möchte nicht mit J.H. von KIRCHMAN glauben, daß KANT und HEGEL nicht einmal die "Analytiken" sorgfältig gelesen haben könnten, da sie sonst den Fehler einer solchen Überschätzung nicht begangen hätten. Gewiß ist, daß die formale Logik von den Nachfolgern besser und logischer dargestellt wurde, als von ihrem Begründer, daß das letzte Jahrhundert (von MILL bis SIGWART und SCHUPPE) beträchtlich über die bloß formale Logik hinausgegangen ist. Man hat ja die Geschichte der Logik oft geschrieben, nämlich die Geschichte seit vorgestern, seit ARISTOTELES. Und wenn man vorher noch die sieben Weisen Griechenlands nannte, so glaubte man das Wißbare zu wissen. Man dachte sich die Sache so, daß es irgendwo seit Urzeiten eine Logik gäbe, wie es eine Mathematik gibt, und daß die Geschichte der Logik darin bestände, zu erzählen, wie die "Gesetze" dieser ewigen Logik allmählich entdeckt wurden gleich mathematischen Gesetzen. Nun gibt es im Reiche der Wirklichkeit weder eine Mathematik noch eine Logik. Es gibt aber unveränderliche Erkenntnisverhältnisse zwischen den Dingen; unveränderliche Erkenntnisverhältnisse zwischen Gehirnen und Dingen gibt es nicht. Die wenigen wirklich ewigen Gesetze der Logik sind Armseligkeiten, Tautologien wie A = A. Alle wirksamen Denkgewohnheiten mußten sich entwickeln. Und da es eine Zeit gab, wo noch kein Gehirn auf Erden dachte, so mußten die Denkgewohnheiten auch einen Anfang genommen haben. Und wie die menschliche Sprache nur etwas ist zwischen den Menschen, so auch ihr Denken nur etwas zwischen den Menschen. Gedacht hat der Mensch, seitdem er ist, Über das Denken des Tiers hinaus hob sich das Denken des Menschen, als er anfing, die Beobachtung von Ähnlichkeiten in seinem Gedächtnis durch Lautzeichen aufzuspeichern. In den Worten "Rind" und "Tier" war schon eine Menge Material beisammen, an welchem die spätere Logik sich üben konnte. Vorsprachliches Denken - im menschlichen Sinne - hat es nicht gegeben; aber wohl vorlogisches Denken, das nicht schlechter war als das nachlogische. Unsere wichtigsten Kenntnisse von der Natur stammen aus der Zeit des vorlogischen Denkens. Gewiß ist, daß die Logik, so wie sie im Abendlande in Geltung stand oder steht, von ARISTOTELES begründet wurde. Dieser geringe Ruhm gebührt den Griechen unbestreitbar, auch wenn sich herausstellen sollte - worauf ich noch zurückkommen werde -, daß des ARISTOTELES Begriffsanalyse mißverstandene grammatische Analyse war, der gleichzeitigen und schon entwickelten Grammatik Indiens vielleicht entlehnt. Die Prioritätsfrage ist für so entlegene Zeiten gar nicht zu lösen; ist sie doch oft im vollen Lichte der Gegenwart unlösbar. Wie aber die erste Regung griechischer Naturphilosophie auffallend mit einer verwandten religiösen Bewegung im Orient zusammenstimmt, so wäre es auch gar nicht wunderbar, wenn die Keime zu des ARISTOTELES logischen Übungen aus dem Orient gekommen wären. Schon GOETHE sieht einmal eine Ähnlichkeit zwischen der talmudischen Bibelerklärung und dem Geiste des ARISTOTELES. Selbstverständlich will ich mich dabei nicht stützen auf die unhaltbaren und albernen rabbinischen Legenden nach denen ARISTOTELES zum Judentume bekehrt worden oder gar von Geburt Jude gewesen sei, nach denen er seine abgründige Weisheit den seitdem verlorenen Schriften Salomonis verdankte. Die Geschichte der griechischen Logik vor ARISTOTELES ist eine Geschichte der Rhetorik. Die Sophisten waren in der Praxis wie in der Theorie Rhetoriker. Es macht einem der berühmtesten unter ihnen, dem geistreichen GORGIAS, gar nichts aus, eine Werk zu betiteln "Über das Nichtseiende oder die Natur"; so wurde die Sprache mit Bewußtsein auf den Kopf gestellt. SOKRATES, der zu den Sophisten gehört wie JESUS zu den Juden, hatte niemals die Absicht oder die Ahnung, eine Logik oder Denklehre aufzustellen. Er wirkte dennoch außerordentlich dadurch, daß er - unschuldig und rücksichtslos wie ein Kind - die Worte gar nicht zu verstehen vorgab und jedesmal fragte: "Was ist das?" Seine Ironie bestand darin, daß er wohl wußte, in seinem ehrlichen Nichtwissen der Wohlweisheit der andern sehr überlegen zu sein. Damit, daß er sich von der launenhaften, subjektiven Geistreichelei der übrigen Sophisten abwandte, und bei jedem Wort erforschen wollte, was die Leute dabei sich vorstellten, daß er also - ohne Denklehre, immer noch vorlogisch - von den Worten der Sprache auf die Vorstellungen und folglich auf die Sinneseindrücke zurückging, damit wird Sokrates zum ersten Vorgänger einer Kritik der Sprache. Doch ist über das Denken des SOKRATES so schwer etwas Sicheres zu behaupten, wie über die Lehre JESU CHRISTI; in beiden Fällen besitzen wir die Aufzeichnungen begeisterter aber relativ subalterner Jünger. Des SOKRATES Enkelschüler ARISTOTELES hat seines Geistes keinen Hauch mehr verspürt. PRANTL sagt über ARISTOTELES:
In dieser historischen Betrachtungsweise könnte ARISTOTELES nur gewinnen. Aber selbst die historische Betrachtungsweise wird erschwert durch die immer wiederkehrenden Versuche, das Denken des ARISTOTELES in der einen oder andern Beziehung unserem Denken ernsthaft entgegenzuhalten. Man bedenke einmal - um den Nebenumstand wieder zu erwähnen -, daß die Poetik des ARISTOTELES im 17. Jahrhundert das Gesetzbuch war, welches die französischen Klassiker, die noch dem heutigen Geschlecht vorgehaltenen Musterschriftsteller, nicht umgehen zu dürfen glaubten, daß im 18. Jahrhundert unser LESSING diese Poetik für so unfehlbar erklärte, wie die Geometrie des EUKLIDES, und daß noch gegenwärtig wenigsten in unseren Schulen an den Lehren dieser Poetik aufrichtig herumgedeutelt wird. So gefährlich steht es nicht mehr um die politischen und um die naturwissenschaftlichen Schriften des ARISTOTELES. Aber um seine Metaphysik zerbrechen sich noch zu dieser Stunde nicht nur Geschichtsschreiber der Philosophie die Köpfe, sondern auch Männer, welche aus den Kenntnissen unserer Zeit heraus zu einer neuen Weltanschauung zu gelangen suchen. Vollends seine Logik aber ist noch so sehr in Geltung, daß man wirkliche sagen kann: es werde in unseren Schulen - wenn auch nicht mehr wörtlich - heute noch wie die Geometrie des EUKLIDES auch die Logik des ARISTOTELES gelehrt. Was z.B. heutzutage in verbreiteten Schulbüchlein, in Grundzügen der philosophischen Propädeutik, genau auf einem Druckbogen gelehrt wird, das ist die alte Logik des ARISTOTELES. Es ist also immer noch nicht Zeit für eine ruhige historische Betrachtungsweise. Man kann die Religion der Griechen historisch betrachten, nicht aber den Katholizismus. ARISTOTELES ist katholisch geworden. Wer die wissenschaftlichen Schriften der Alten zu einem anderen Zwecke lesen wollte, als zu seiner historischen Belehrung, der wird schon nach wenigen Seiten zu der Ahnung kommen, daß diese Bemühungen vollkommen unfruchtbar seien. Wir wissen, daß ein Fortschritt in der menschlichen Erkenntnis nach der Natur unseres Geistes nicht anders möglich ist, als durch neue Beobachtungen. Es war aber die schwache Seite der Griechen, daß sie sich von der Wichtigkeit der Beobachtung keine Vorstellung machten. Es fehlten ihnen nicht nur unsere Teleskope und Mikroskope, unsere Thermometer und Barometer, es fehlten ihnen nicht nur unsere Präzisionsinstrumente, ja selbst der Gedanke an unsere kleinen Maßeinheiten (nach denen unsere Astronomie Tausendstel von Sekunden, unsere Chemie Bruchteile von Grammen abmißt): das wäre nicht das Schlimmste gewesen. Es fehlte ihnen auch der beobachtende Sinn überhaupt, es fehlte ihnen - so seltsam es klingen mag - die Einsicht in den Wert eines sorgfältigen Gebrauchs unserer Sinne. Heutzutage belehrt der erste der beste Präsident eines Gerichtshofes jeden Zeugen darüber, daß er unterscheiden müsse zwischen seinen eigenen Wahrnehmungen und dem, was er vom Hörensagen wisse. Die Griechen der klassischen Zeit machten diesen Unterschied nicht. Wenigstens ARISTOTELES, der darum vielleicht nicht zu ihren besten Köpfen zu rechnen ist, berichtet bunt durcheinander, was er selbst oberflächlich gesehen hat, was er aus Büchern weiß und was ihm unwissende Fischer, Jäger und Wahrsager erzählt haben. Um aber dem ARISTOTELES nicht unrecht zu tun, sei ausdrücklich festgestellt, daß auch von seinen Nachfolgern keiner bis zu dieser Stunde Ernst gemacht hat mit der ahnungsvollen Entdeckung: alle Erklärung sei nur Gerede, also alle Kausalität sei nur in den Worten enthalten. Es muß ferner gesagt werden, daß die Neigung, diejenigen abstrakten Begriffe, durch welche wir unvorstellbare Ursachen bezeichnen, zu personifizieren und sodann unbewußt für wirksam und für wirklich zu halten, - daß diese Neigung unausrottbar dem menschlichen Geist anhaftet. Was aber dem ARISTOTELES gar wohl zum Vorwurf gemacht werden kann, das ist seine willige Unterwerfung unter das Wort. Heutzutage wird ein vorsichtiger Forscher jeden schwierigen Begriff vor der Anwendung definieren und wird damit nur sagen wollen, daß er den Begriff in diesem und keinem anderen Sinne verstehe; entspricht seine Definition dem allgemeinen Sprachgebrauch, so ist es gut, entspricht sie ihm nicht, so ist es auch gut. Jeder unserer Forscher versteht mehrere Sprachen und weiß daher aus Erfahrung, auch ohne die Lehren der Sprachwissenschaft, daß auf den Sprachgebrauch kein Verlaß sei. ARISTOTELES, der über sein Griechisch nicht heraus zu denken vermag, zieht seine Schlüsse aus den Worten seiner Sprache; und wenn er z.B. daraus, daß ein Ding in einem andern sei (der Teil im Ganzen, der Artbegriff im Gattungsbegriff, der Finger in der Hand, die Herrschaft im König) logische Schlüsse zu ziehen versucht, so müssen wir wirklich glauben, es mit unübersetzbaren und witzlosen Wortspielereien zu tun zu haben. Die fortgesetzten Versuche, im "Organon" des ARISTOTELES nach Erkenntnisquellen zu spüren, erinnern mich an die oft wiederholten Versuche, Gold und andere edle Metalle aus den Abraumerzen verlassener Bergwerke durch verbesserte Methoden herauszuholen. Eine Zeitlang geht das mit den Erzen, eine Zeitlang ging das mit ARISTOTELES. Solange die Vorgänger gar zu unwissenschaftliche Mittel angewandt hatten. Dann aber kommt der Tag, an dem die Ausbeute nicht mehr lohnt, an dem die Chemie nur noch nutzlose Laboratoriumsversuche anstellt, das Studium des ARISTOTELES nur noch für Schülerübungen taugt. Viele seiner falschen Beobachtungen beweisen, daß er ein mittelmäßiger Kopf war; Irrtümer sind aber auch bedeutenden Männern zugestoßen. Was ihn ganz besonders ungünstig auszeichnet, das ist gerade seine Unterwerfung unter das Wort, weil sie im engsten Zusammenhange mit seiner Logik steht. Hätte er begriffen, daß alle Urteile und Schlüsse auf Wahrnehmungen zurückgehen, also in den die Wahrnehmungen zusammenfassenden Worten schon enthalten sind, so hätte er bei seinem großen formalen Scharfsinn logisch dazu geführt werden müssen, den Worten nicht zu trauen. Er aber wollte unaufhörlich erklären, aus den Worten heraus. Er fand zu jeder Wahrnehmung verschiedene Worte, die er ihre verschiedenen Ursachen nannte, weil sie die Erscheinungen verschieden beschrieben. Ich glaube nämlich ganz bestimmt, daß die Geschichte der Philosophie irrt, wenn sie seine vier Arten der Ursachen für eine logische Einteilung des Begriffs Ursache hält. Ich glaube, für ihn hatte jede Erscheinung die vier Ursachen, die er die formale, die materielle, die bewegende und die finale Ursache nennt. Ich möchte das so ausdrücken: je nachdem er den Artbegriff einer Erscheinung oder ihren Stoff oder die vorausgehende Veränderung oder den erhofften Nutzen im Auge hatte und darum benannte oder beschrieb, je nachdem gebrauchte er ganz konfus das Wort Ursache, das dann durch Jahrhunderte zu neuen Konfusionen Veranlassung gab. Besonders deutlich wird das in seiner formalen Ursache, mit welcher er die Quiddität eines Dings oder seine Essenz oder sein Wesen bezeichnete. Das Wort "Quiddität" ist endlich abgestorben und begraben. Der eben so leere Begriff "Wesen" aber ist uns geblieben und wir sprechen von dem "Wesen der Elektrizität" oder vom "Wesen der Monarchie", als ob wir uns etwas dabei dächten, - fast ebenso, wie wir von der Seele des Menschen reden. Heutige Forscher werden sich aber hüten, aus diesem luftigen "Wesen" Schlüsse zu ziehen. Des ARISTOTELES Zweckbegriff ist ein Wertbegriff und geht sehr weit über den natürlichen Zweckbegriff heraus, den die menschliche Sprache ohnehin nach ihrem anthropologischen Charakter in die Natur hineingelegt. ARISTOTELES hat die Teleologie in ihrer plumpsten Form geschaffen und bildet sich noch etwas darauf ein, überall nach Zwecken gesucht zu haben. Dabei hat er den Zweckbegriff niemals allgemein begründet, ihn vielmehr unbesehen aus dem Sprachgebrauch übernommen. Unzählige Notizen und hübsche Beobachtungen verdanken wir ja der teleologischen Naturbetrachtung; nur daß der Zweckbegriff immer bloß eine anregende Frage war, niemals eine befriedigende Antwort. ARISTOTELES aber sah in dem Fragesatze mit kindlicher Sicherheit schon eine Antwort. Er beruhigte sich immer zu früh. Seine oft wiederholte Behauptung, die Natur tue nichts umsonst, scheint mir den Kern seiner falschen Naturphilosophie zu enthalten. ARISTOTELES glaubt da etwas zu wissen, wo kein anderer Mensch etwas weiß. Die Behauptung klingt nur eindringlicher, ist aber ebenso unbewiesen und unbeweisbar wie der vollkommen gleichwertige Satz: die Natur verfolge immer einen Zweck. Alles ist aus dem Zweckbegriff der Gemeinsprache herausgeholt. Alle Monstrositäten der späteren Teleologie finden sich darum schon bei ARISTOTELES. Schon die Regel, die Natur bringe von dem Möglichen immer das Beste hervor, also der Optimismus, den VOLTAIRE lächerlich und den SCHOPENHAUER ruchlos gefunden hat. Schon die nichtswürdige Lehre, die Pflanzen seien um der Tiere willen, die Tiere um des Menschen willen auf der Erde. Dieser ganzen Naturbetrachtung liegt das anmaßende Werturteil zu grunde, die Natur nach ihrem Nutzen für den Menschen einzuschätzen. Das wäre nur banal. Wir bleiben immer anthropomorphisch im Denken oder Sprechen. ARISTOTELES nur bringt es zustande, seinen Maßstab noch enger, noch kleiner zu nehmen. Die Tiere schätzt er ein nach ihrer Ähnlichkeit mit dem Menschen. Dann aber gibt das männliche Geschlecht allein den Maßstab und das Weib erscheint als geborener Sklave, von der Natur minderwertig geschaffen. Da kann es nicht Wunder nehmen, wenn es auch minderwertige Zahlen, minderwertige Adern, minderwertige Dimensionen gibt; "vorn" ist wertvoller als "hinten", "oben" ist wertvoller als "unten". Das Werturteil ist der schwache Punkt in der Teleologie. Im übrigen sind wir heute noch so weise wie vor zweitausend Jahren und nennen so hilflos wie ARISTOTELES "zufällig" die Erscheinungen, die wir grade bei dieser Gelegenheit wieder durch Ursachen noch durch Zwecke zu erklären vermögen. Ich habe in meiner "Kritik der Sprache" zu zeigen versucht, warum der Zweckbegriff auch von der neuern Naturwissenschaft nicht aus der Sprache hinausgedacht worden ist.
Dieses Zerteilen des Worts, dieses Auseinanderlegen des Begriffs hat ARISTOTELES in die Kanäle seines Schlußverfahrens zu zwingen gesucht. Und weil er dieses Schließen für das Wesen des Denkens hielt, weil er daneben erkannte, daß die Menschheit auch in Induktionen denkt, so blieb ihm nichts anderes übrig, als auch die von ihm richtig entdeckte Induktion sinnloserweise auf die Form des Schlusses zu bringen. Die angewandte Logik des ARISTOTELES besteht in der Verallgemeinerung von Beispielen. Er denkt wie der Engländer, der bei seiner Landung in Frankreich zuerst einen rothaarigen und verwachsenen Kellner antraf und deshalb in sein Tagebuch schrieb: Die Franzosen sind rothaarig und verwachsen. Nicht einmal in der Mathematik, wo doch das einzelne Beispiel mehr als ein Beispiel ist, wäre ein solcher Schluß zu loben; denn der Erkenntnisgrund gibt, wo alle Erklärung nur Beschreibung sein kann, sind solche Induktionen sträflich. Auf den Begriff der Verneinung hat ARISTOTELES den größten Teil seiner Logik, fast die ganze Lehre vom Urteil und den Schlüssen aufgebaut. Dazu ermüdet uns seine Metaphysik bis zum Ekel mit dem ewig wiederkehrenden Gegensatze zwischen dem Seienden und dem Nichtseienden. In seiner Vorstellung wirbeln die Begriffe Negation, Widerspruch und Gegensatz völlig unklar durcheinander. Er versetzt die sprachliche Negation in die Wirklichkeitswelt, nennt sie Widerspruch, und hat denn auch aus diesem Nichts seine Welt geschaffen. Deutlicher glaube ich die Tatsache nicht ausrücken zu können, die vorliegt. Die Negation, wie sie durch das Wörtchen "nein" und seine Verwandten ausgesprochen wird, ist eine Realität, aber doch nur eine Realität der menschlichen Sprache. In letzter Instanz ist diese Negation - wie ich an anderer Stelle sage - die stärkste Äußerung unseres Subjektivismus, unseres Egoismus, unseres Ichs. Das Kind, das energisch den Kopf von einer Nahrung wegbeugtSprache, übt die sinnfälligste Negation. Alle Negation heißt eigentlich: "Ich will nicht!" oder - was genau dasselbe bedeutet: "Ich kann nicht!" Am letzten Ende aller Enden sind alle Negationen solche Ablehnungen. Wenn mir zugemutet wird, ich solle etwas Schwarzes weiß nennen, sow ird eben auch meinem geistigen Ich eine Schüssel vorgesetzt, die ich nicht mag. Ich soll z.B. den "Raben" mit dem Begriffe "weiß" im Gehirn assoziieren. Mein Gehirn will und kann nicht. Und wie das Kind, so wende ich energisch den Kopf ab. Soll ich nun versuchen, meine kritischen Bemerkungen über die Kategorien des ARISTOTELES zusammenzufassen, so muß ich sagen: Der Plan des ARISTOTELES, die abstraktesten Analogien der Wirklichkeitswelt in Übereinstimmung zu bringen, scheiterte und mußte kläglich scheitern an seiner erkenntnistheoretischen Unschuld, die auf dem Gebiete der Sprache ebenso groß war, wie auf dem Gebiete der Wirklichkeit; wenn wir mit beiderlei Kenntnissen unendlich besser gerüste, den alten Plan wieder aufzunehmen suchen, so kommen wir - je nach unserer Weltauffassung - zu demselben oder zu einem viel wichtigeren Ergebnis, zu dem nämlch, daß die allgemeinsten Begriffe der Sprache den allgemeinsten Analogien der Wirklichkeit nicht entsprechen und nicht entsprechen können, daß es Kategorien der Wirklichkeit nicht gibt. Nachdem ich so die Grundlagen der Logik des ARISTOTELES betrachtet habe, hätte ich seine Darstellung der eigentlichen Denklehre kritisch wiederzugeben. Ich habe diese Aufgabe in meiner "Kritik der Sprache" an der geltenden Logik zu lösen gesucht. Denn die später kodifizierte heute noch allgemein in Ansehen stehende Logik, ist auch in ihrer bloßen Mechanik weit mehr eine Schöpfung des ARISTOTELES, als PRANTL das zugeben will. Er liebte es nur, aus jeder Unklarheit seines Meisters eine Tiefe zu machen. Ich glaube bestimmt, daß ARISTOTELES nach seiner ganzen Geistesanlage seine Nachfolger sehr bewundert hätte, daß sie in ihrer mechanischen Disziplin gewöhnlich das gefunden haben, wonach er mit mangelhaften Mitteln rang. Nur einige wenige seiner Bemerkungen will ich hinzufügen. ARISTOTELES kann nicht umhin, im Begriffe die Grundlage allen Denkens zu sehen. Da er aber nicht imstande war, Sprache und Wirklichkeit deutlich auseinander zu halten, da er die Sprache, das angeblich Werkzeug der Erkenntnis, auf Schritt und Tritt mit der Wirklichkeit, dem Gegenstande der Erkenntnis, verwechselte, so geschah ihm genau dasselbe was PLATON geschehen war: der Begriff war ihm bald etwas Logisches, bald etwas Wirkliches oder - wie man gewöhnlich sagt - Ontologisches. Er hatte wahrscheinlich die redliche Absicht, die Ideenlehre PLATONs zu überwinden und den Begriffen die zeugende Kraft abzusprechen. Aber immer wieder kehrt er zu der märchenmäßigen Ideenlehre zurück, immer wieder sieht er in den Begriffen Realitäten; himmelweit entfernt ist er von der nominalistischen Lehre. Er versteckt sich dabei hinter durchsichtigen Worten. Im Begriffe liegt für ihn das "wesentliche Sein" der Dinge; und trotzdem im Griechischen die beiden Worte "Wesen" und "Sein" womöglich noch deutlicher identisch waren als im Deutschen, bemerkt er die Tautologie nicht. An vielen Stellen meiner Sprachkritik mußte ich es aussprechen, daß die einzelnen hierher gehörigen Disziplinen dadurch über ihre Bedeutung täuschen, daß der in ihnen aufgewandte Scharfsinn allerdings das abstrakte Denkvermögen des Durchschnittsmenschen wesentlich überschreitet. Hier die Etymologie, dort die Logik treiben ein so geistreiches und belustigendes Spiel mit Worten, daß neugierige Kinder und Gelehrte eine Zeitlang von dem bunten Feuerwerk ergötzt werden. Bevor so ein Mensch das Spielerische des Vorgangs durchschaut, bevor er an den Wert dieser Spiele für die Welterkenntnis verzweifelt, muß der arme Teufel sterben. Und so erbt sich auch diese Spiel-Pietät von Geschlecht zu Geschlechte, bis dann nach vielen Generationen einmal ein Donnerwetter dreinschlägt, eine geistige Revolution ausbricht, welche klar zu scheiden versucht zwischen Erkenntnis und Spiel. Ein belehrendes Beispiel dafür, wie naiv man in alter Zeit die Grenzen zwischen der Logik, der angeblichen Grundlage aller Philosophie, und kindischem Spiele zu verwischen vermochte, liegt in der gelehrten Theorie des Rätsels, die ein unmittelbarer Schüler des ARISTOTELES aufgestellt hat. Es sei jedes Worträtsel eine logische Aufgabe, ein Problem, welches demnach den anderen Problemen der Topik gleich behandelt werden müsse. Den Alten war bei ihrer Freude an sophistischem Disputieren das Aufwerfen von Problemen ein Teil der geselligen Unterhaltung. In gebildeten Kreisen liebte man es so eine Frage aufzuwerfen, sie mit allen Schikanen der Halbbildung, bewußt oder unbewußt kalauernd, zu beschwatzen und die Aufstellung von Rätseln gehörte mit zu solchen Gesellschaftsspielen oder Tafelfreuden. Wenn bei uns intelligentere junge Leute aus gebildeten Kreisen beisammen sind, so wird mitunter ein ähnlich hübsches Spiel getrieben, bei welchem einer durch Fragen, auf welche immer nur mit ja oder nein geantwortet werden darf, das aufgegebene Rätselwort zu lösen hat. Besitzt der Jüngling einige Herrschaft über die Sprache und eine lebhafte Gedanken-Assoziation, so wird er nicht allzuviel Zeit brauchen, um nicht nur konkrete Dinge zu erraten (wie z.B. die kleine Perle in der Nadel von Fräulein Dora), sondern auch etwas Abstraktes (wie z.B. die Tugend der Lukrezia). Unsere jungen Leute halten diese Tätigkeit für einen besseren Zeitvertreib und haben keine Ahnung davon, daß sie damit logische Übungen anstellen im Geiste der Schule des ARISTOTELES. Das mag hart klingen. Das Lebenswerk des berühmten Philosophen, der Stolz zweier Jahrtausende, nicht mehr als ein Gesellschaftsspiel. ARISTOTELES ist für uns tot; selbst für die unter uns, die noch im Historismus stecken geblieben sind, sollte er nicht mehr lebendig heißen. Tot ist ARISTOTELES für uns, weil er keinen Sinn besaß für das höchste Glück GOETHEreifer Erdenkinder, für die Persönlichkeit. Nicht nur, daß der Grieche von den modernen Menschenrechten nichts wußte, daß er die Sklaverei verteidigte; nein, in Kunst und Leben ist sein Ideal der Normalmensch, der sich banalen Verstandesgesetzen unterwirft. Die mittelalterlichen Nominalisten, die das Individuum allein wirklich nannten und so unbewußt schon die Persönlichkeit schon auf den Schild hoben, beriefen sich allerdings auf ARISTOTELES; aber nur, wie damals alle Welt sich auf ARISTOTELES berufen mußte. Er war der poetischen Ideenlehre PLATONs gegenüber nüchtern und prosaisch genug, um kein Idealist zu sein. Für einen konsequenten Nominalismus fehlt ihm nicht weniger als alles. Er hatte keinen Sinn für den Adel der Persönlichkeit. Und er war bei seinem ausgebreiteten wissenschaftlichen Betriebe selbst keine philosophische Persönlichkeit. Der Mann der mittleren Linie, der Denker ohne schöpferische Kraft, der Schriftstelller ohne überzeugende Macht war kein Philosoph. ARISTOTELES ist tot, weil er wortabergläubischer war, als sonst leicht ein namhafter Autor aus der Philosophiegeschichte.
Und vielleicht hat es ARISTOTELES grade dieser seiner Sprachknechtschaft zu verdanken, daß die wissenschaftliche Sprache durch so lange Zeit unter die Knechtschaft seiner Kunstsprache geriet. Jawohl, er hat die technische Sprache der Philosophie beeinflußt, wie niemand vor ihm oder nach ihm; er schien zu herrschen, weil er sich unterwarf. Sein Wortaberglaube war niemals unzeitgemäß. |