![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
||||
Die Erleuchtung des Selbst
Allein bei dem mächtigen Rückschwung in den Sonnenschein, der der Lohn ist für den mühsamen Abstieg in die "Höhle der Selbsterkenntnis", scheidet er sich von diesen anderen Pilgern. Die, die noch eine kleine Strecke mit ihm gehen, - gewisse Propheten, Dichter, Künstler, Träumer - tun es kraft jenes mystischen Geistes, jenes Instinktes für die übersinnliche Wirklichkeit, den Seher und schöpferische Geister so oft besitzen. Diese Menschen haben ein gewisses Maß - bisweilen ein großes - von Erleuchtung; sie sind die Eingeweihten der Schönheit oder der Weisheit, wie der große Mystiker der Eingeweihte der Liebe ist. Er hat nunmehr in der übersinnlichen Welt, in die auch sie ab und zu eindringen können, wirklich Fuß gefaßt, hat die Kunst der Gemeinschaft - wenn auch noch nicht der Einswerdung - mit dem "großen Leben des Alls" gelernt, und zieht daraus Kraft und Freude. Er hat wirklich und tatsächlich wie einer, dessen Noviziat beendet ist, den "inneren Chor betreten, wo die Seele der Sophia, der göttlichen Weisheit, die Hand zum Tanz reicht", und indem er sich in den großen Rhythmen der Geisteswelt bewegt, fühlt er, daß er seinen Platz gefunden hat. Wie plötzlich und erstaunlich diese Wandlung des Bewußtseins dem Selbst, das sie erfährt, auch scheinen mag, dem Psychologen erscheint sie als ein normaler Teil der organischen Entwicklung, die mit dem Erwachen des transzendentalen Sinnes begann. Indem das Selbst auf die Weisungen, die es bei diesem Erwachen erhält, eingeht, sich zu ihrer Ausführung tauglich macht, seine zerstreuten Kräfte auf das Eine konzentriert, findet es sich nach langen und mannigfachen Läuterungsprozessen zu einer neuen Ordnung der Wirklichkeit durchgedrungen. Es ist zum lebendigen Bewußtsein einer Welt emporgestiegen, die immer da war, und in der sein eigentliches Wesen - der Grund, der von Gott ist - immer wurzelte. Ein solches Bewußtsein ist ein "transzendentes Gefühl" in excelsis [in der Höhe - wp], eine tiefe, unmittelbare Erkenntnis des "geheimen Plans". Wie der Chor sich um den Chorführer bewegt, sagt PLOTIN in einer Stelle, die BÖHMEs Bild eigenartig vorwegnimmt, so bewegen wir alle uns um das Prinzip aller Dinge. Aber weil unsere Aufmerksamkeit abgelenkt wird, indem wir unsere Augen auf Dinge außerhalb des Chors richten, auf alle die törichten Verworrenheiten der Welt des Scheins, auf die täglichen kleinen Begebenheiten des Daseins, das wir Leben nennen, bemerken wir es nicht. Anstatt daher frei und bewußt am großen Leben des Alls mitzuwirken, wodurch allein unser persönliches Leben seinen Wert erhalten kann, bewegen wir uns wie Sklaven oder Marionetten; und des Ganzen nicht achtend, zu dem unsere kleinen Schritte beitragen, bemerken wir nichts vom Rhythmus der Welten. Da unser Geist vom Chorführer in der Mitte, dem "zeugenden Wort", das den Rhythmus angibt, abgelenkt ist, sehen wir Ihn nicht. Wir sind von den Täuschungen der Sinne ganz in Anspruch genommen, das "Auge, das auf die Ewigkeit blickt", ist müßig, "aber wenn wir auf Ihn blicken", sagt PLOTIN, "dann winkt uns das Zielt und die Ruhe, und wir disharmonieren nicht mit Ihm, indem wir in Wahrheit einen gottbegeisterten Reigen um Ihn herum aufführen. In diesem Reigen schaut der Geist die Quelle des Lebens, die Quelle der Vernunft, das Prinzip des Seienden, die Ursache des Guten, die Wurzel der Seele." (2) Ein solches Anschauen, ein solches Erheben des Bewußtseins von einer selbstzentrischen zu einer gottzentrischen Welt, ist das eigentliche Wesen der Erleuchtung. Man wird bemerkt haben, daß in diesen angeführten Stellen das Streben der Mystiker noch nicht auf die höchste Vereinigung gerichtet ist, auf "die Flucht des einzig Einen zum einzig Einen", wie PLOTIN die höchste Seligkeit der befreiten Seele bildlich ausdrückt. Das erstrebte Ideal ist eine Vision und eine Erkenntnis, die das Resultat bewußter Harmonie mit der göttlichen Welt des Werdens ist, nicht ein Eintauchen in das Prinzip des Lebens, sondern ein freiwilliges und harmonisches Sichbewegen um dieses Prinzip, auf daß wir "tanzend das erkennen, was geschieht". Dies trifft auf fast jede Erleuchtung zu, von der wir eine authentische Schilderung besitzen, und dies unterscheidet sie von der mystischen Einswerdung in jeder Form. Alle freudigen und erhöhten mystischen Bewußtseinszustände, in denen das Gefühl der Ichheit noch besteht, in denen das Verhältnis des Sellbst zum Absoluten noch das des Subjekts zum Objekt seiner Liebe und Freude ist, gehören zur Erleuchtung, die in der Tat eine ungeheure Entwicklung des intutiven Lebens zu höheren Ebenen bedeutet. Alle wahrhaften und ursprünglichen Wahrnehmungen des Göttlichen in Symbolen wie im religiösen Leben, alle Phasen dichterischer Inspiration, "Wahrheitsblitze", sind Tätigkeiten des erleuchteten Geistes. Die einfachste und allgemeinste Form der Erleuchtung ist die, "Gott in der Natur zu sehen", ein flammendes Bewußtsein von der "Andersartigkeit" natürlicher Dinge zu erlangen. Die meisten Menschen haben unter dem Zauber der Gefühlserregung oder der Schönheit solche jähen visionären Erkenntnisse gehabt. Wo ein solches Bewußtsein dauernd ist, wie bei vielen Dichtern (3), da hat es zur Folge die teilweise, doch oft überwältigende Wahrnehmung des allen Lebewesen immanenten unendlichen Lebens, die manche modernen Schriftsteller des Namens "Naturmystik" gewürdigt haben. Auf der höchsten Stufe dieser Wahrnehmung wird der Schleier vom Licht, das dahinter ist, ganz vertilgt, und der Glaube geht in ein Schauen über, wie bei BLAKE, in dem der Mystiker den Dichter verschlungen hat. "Mein Freund", sagt dieser große Geist in einem seiner charakteristischen Briefe, der unmittelbar nach einer visionären Erleuchtung, wie sie ihm viele Jahre nicht zuteil geworden war, geschrieben wurde, "entschuldigen Sie meine Begeisterung oder vielmehr Tollheit, denn ich bin wirklich trunken von geistigem Schauen, jedesmal wenn ich einen Bleistift oder Stichel zu Hand nehmen." (4) Mancher große Maler, Philosoph oder Dichter, jeder inspirierte Musiker vielleicht, hat diesen unbeschreiblichen Wirklichkeitsrausch erfahren in den Augenblicken der Erhebung, wo er sein Meisterstück konzipierte. Dies ist der "rettende Wahnsinn", von dem PLATO in seinem Phaidros spricht, die Ekstase des "Gottberauschten Menschen", die Liebenden, des Propheten und des "von Leben trunkenen" Dichters. Wenn der christliche Mystiker, sein Erstgeburtsrecht fordernd, ruft: "Sanguis Christi, inebria me!" [Blut Christi, tränke mich! - wp] so fordert er eben diese Gabe himmlischer Lebenskraft, einen Trunk vom Wein des absoluten Lebens, der in den Adern der Welt fließt. Die, denen dieser Becher gereicht wird, erlangen einen höheren Grad an Lebenskraft und infolgedessen ein schärferes Wahrnehmungsvermögen und lebhafteres Bewußtsein als andere Menschen. Es ist der Preis der Reinigung, der Übergang, "vom Tod zum Leben". BLAKE erkannte, daß es sein Beruf war, diese mystische Erleuchtung, diese Vision der Wirklichkeit den anderen Menschen zugänglich zu machen, "die Tore der Wahrnehmung freizumachen". Sie hielten ihn darum für einen Wahnwitzigen.
Die ewigen Welten zu erschließen und des Menschen Unsterblich Auge innenwärts zu öffnen auf die Welt des Denkens, Die Ewigkeit, die sich in seinem Geist, dem Schoß Gottes, breitet. O Heiland, deinen Geist der Demut und der Liebe gieß auf mich, Lösch' alle Selbstheit aus in mir, sie du mein ganzes Leben!" (5)
in Frieden mit Gott, teilhaftig der Weihen, in Reinheit des Wandels im Thiasos ziehn, im Bergwald schweifen, zu sühnen die Seele mit läuternden Bräuchen." (7)
O Wunde, die begnadet! O holde Hand! Berührung, die berauschet, Wie Trunk vom Lebensbronnen, Und aller Schuld entladet: Hast tötend Tod in Leben umgetauschet! (9) Wir haben gesehen, daß allen wahren Künstlern, ebenso wie allen reinen Mystikern, bis zu einem gewissen Maß das Leben der Erleuchtung teil wird, daß sie, wenn nicht wahre Bürger, so doch zeitweilige Gäste des Landes der Sehnsucht sind. Sie haben mit BLAKE aus dem Becher geistiger Schau getrunken, der der Kelch des Lebensgeistes ist; sie haben den göttlichen Rausch gespürt, immer wenn die Schönheit sie zum Schaffen inspirierte. Einige haben nur daran genippt. Einige, wie JOHANN von Parma, haben einen tiefen Zug getan und damit das mystische Erbe mit allen seinen Verpflichtungen angetreten. Aber alle, die die Schönheit von Angesicht zu Angesicht geschaut haben, sind vom Gral gespeist worden, und durch dieses sakramentale Mahl sind sie zu Teilhabern am Weltmysterium geworden. In einem der schönsten Kapitel der "Fioretti" wird erzählt, wie Bruder JAKOB von la Massa, "dem Gott die Tür Seiner Geheimnisse öffnete", in einer Vision sah, wie Christus dem hl. Franziskus diesen Kelch des Lebensgeistes in die Hände gab, damit er seinen Brüdern daraus zu trinken gäbe.
Wir haben gesehen, daß das Entwicklungsstadium, das die Mystiker als den Weg der Erleuchtung bezeichnen, ein weites Erfahrungsgebiet umfaßt, ja, die ganze Erfahrung, die sich aus der Berührung eines geläuterten und erhöhten Bewußtseins mit der Welt des Werdens, von der es eingeschlossen wird, ergibt, und dazu einen großen Teil derjenigen Erfahrung, die aus der Berührung eines solchen Bewußtseins mit dem Absoluten erfolgt. Das ist die ausgedehnteste und am dichtesten bevölkerte Provinz des Reiches der Mystik. Die verschiedenartigsten Seher, wie SEUSE und BLAKE, BÖHME und Madame GUYON, MECHTHILD von Magdeburg, FOX, ROLLE, die hl. TERESA und zahllose andere, haben uns Berichte über ihren dortigen Aufenthalt gegeben. Auch bei solchen, die wir nicht mit Recht zu den eigentlichen Mystikern zählen können, wie bei PLATON und HERAKLIT, WORDSWORTH, TENNYSON und WALT WHITMAN, bemerken wir gewisse Anzeichen, daß auch sie, mehr als die meisten Dichter und Seher, mit den Erscheinungen des erleuchteten Lebens vertraut waren. Wir werden es daher bei unserer Betrachtung dieser Stufe mystischer Entwicklung mit einer großen Masse von anscheinend unvereinbarem Material zu tun haben: da jeder Grad von Hellsichtigkeit, jede Art von Naturanlage uns Zeugnisse ihrer Beziehung zur übersinnlichen Welt hinterlassen hat. Daß Gott unendlich ist, bedeutet, daß Er auf unendlich mannigfache Weise begriffen und vorgestellt werden kann. Der Kreis, dessen Mittelpunkt überall und dessen Peripherie nirgends ist, läßt sich von jedem Winkel aus mit Sicherheit finden. Die Geschichte der Mystik, besonders der Teil, der es mit dem Weg der Erleuchtung zu tun hat, ist ein Beweis für diese Tatsache. Hier, wo "das erste mystische Leben", der bewußte Verkehr mit der Wirklichkeit erreicht ist, kommt das Selbst, das zwischen zwei Bewußtseinsformen geschwankt und sich seinen zunehmenden intuitiven Erkenntnissen des Absoluten abwechselnd widersetzt und leidenschaftlich hingegeben hat, eine Zeitlang Ruhe. Die widerstrebenden Elemente seines Charakters sind zum großen Teil auf dem Weg der Reinigung hinweggewaschen. Die "dunkle Nacht der Sinne" ist vorüber, obwohl die furchtbare "Nacht des Geistes" noch bevorsteht. Zeitweise wenigstens hat der Geist auf höherer Ebene "seine Einheit gefunden" und, wie er glaubt, ein dauerndes Bewußtsein der göttlichen und wirklichen Welt erlangt. Die Tiefe und der Reichtum seiner Natur werden entscheiden, wie intensiv dieses Bewußtsein sein wird. Doch wie weit sich diese neue Wahrnehmung der Wirklichkeit nun auch erstrecken mag, zuerst erscheint sie dem erleuchteten Selbst als endgültig und vollkommen. Wie der wahre Liebende immer überzeugt ist, daß er in seiner Braut die eine Rose der Welt gefunden hat, so ist der Mystiker sicher, daß seine Aufgabe nun erfüllt ist. In der ersten Begeisterung seiner Aufnahme in das "vollkommene Land" kann er sich kein höheres Entzücken als dieses, kein innigeres Erleben der Seele vorstellen. Noch nichts ahnend vom letzten Akt der Vereinigung, bis an den das innere Auge und Ohr nicht reicht, ruft er mit vollkommener Sicherheit aus: "Beati oculi qui exterioribus clausi, interioribus autem sunt intenti" [Selig sind die Augen, die geschlossen sind, die sehen, was ihr seht. - wp], (13) und ganz versunken in diesen neue selige Schau, vergißt er, daß sie denen zuteil wird, die noch "auf dem Weg" sind. Mehr Erfahrung ist nötig, damit er lernt, wieviel himmlische Geheimnisse noch auf seine Entdeckung warten; wie machtlos die himmlische Speise, die er hier erhält, ist, seinen "Hunger nach dem Absoluten" zu stillen; wie weit entfernt vom wahren Ziel des Seins noch dieses Sichsonnen in den Strahlen des unerschaffenen Lichts, dieses Sichbewegen um das Prinzip der Dinge ist. Nur die allergrößten Seelen, die Galahads der mystischen Suche, erfahren dies und durchmessen die ganze Länge der "königlichen Heerstraße", die den Menschen zu seinem Ursprung zurückführt. "Von den vielen, die nach Bethlehem kommen, werden nur wenige bis Golgatha gelangen." Die übrigen bleiben hier, in diesem irdischen Paradies, auf diesen blumigen Wiesen, wo das befreite Selbst ganz nach Lust und Laune umherwandelt und uns, so gut es kann, bald diesen bald jenen Winkel des Landes der Seele beschreibt. In diesen Schilderungen der Freude der Erleuchtung, in den Ergüssen der Liebe und Wonne, die zu diesem Zustand gehört, finden wir die lyrischen Stellen der mystischen Literatur. Hier stehen Dichter, Mystiker und Musiker auf einem gemeinsamen Boden, den nur durch die Vermittlung der Kunst, nur durch künstlerische Suggestion und musikalischen Rhythmus läßt sich das Wunder jener Vision ausdrücken. Wenn das Gute, Wahre und Schöne, - Licht, Leben und Liebe - vom Herzen wahrgenommen wird, so kann, ob nun das Herz einem Liebenden, einem Maler oder einem Heiligen gehört, diese Wahrnehmung nur in einer lebendigen, d. h. künstlerischen Form angemessen wiedergegeben werden. Hier also küssen sich Genie und Heiligkeit, und jedes sieht bei dieser hehren Begegnung einen Augenblick mit den Augen des andern. Und so ist es natürlich und unvermeidlich, daß der Mystiker hier alle künstlerischen Ausdrucksmittel spielen läßt: die wundervolle Bildersprache JULIANEs und MECHTHILDs von Magdeburg, SEUSEs dichterische Visionen, St. AUGUSTINs Glut und Glanz, die himmlischen Harmonien des hl. FRANZISKUS und RICHARD ROLLEs. Auch Symbole spielen eine große Rolle, nicht nur in der Schilderung der Erleuchtung, sondern auch in diesem Vorgang selbst: die Intuitionen vieler Mystiker stellen sich dem Oberflächenbewußtsein unmittelbar in symbolischer Form dar. Wir müssen uns daher gefaßt machen auf eine große Verschiedenheit und Flüssigkeit des Ausdrucks bei den Schriftstellern, die versucht haben, uns das Geheimnis dieses Bewußtseinszustandes mitzuteilen. Wir haben ein sehr mannigfaltiges Erlebnismaterial zu prüfen und auch, soweit dies möglich ist, zu klassifizieren, einiges, das von Freund und Feind in gleicher Weise als rein "mystisch" anerkannt wird, einiges, in dem sich das Wirken der dichterischen Phantasie deutlich zeit, einiges, das "seelische Phänomene" und andere abnorme Tätigkeiten des Geistes umfaßt. Man darf sich durch das seltsame und scheinbar widerspruchsvolle Aussehen dieser Dinge nicht von ihrer Erforschung abschrecken lassen. Nun gibt es drei Haupttypen des mystischen Erlebens, die immer wiederkehren und vorwiegend auf der Stufe der Erleuchtung. Ich glaube, daß diese drei Typen als die Haupteigentümlichkeiten dieser Stufe angesehen werden können, obwohl es mit ihrer Erörterung noch nicht getan ist. Bei wenigen Lebensformen zeigt sich die Spontaneität des Individuums so sichtbar wie hier, und bei wenigen ist das allemal tödliche Verfahren der Klassifizierung so gewagt. Die drei charakteristischen Erlebnisse, die ich meine, sind:
2. Diese Klarheit des Schauens kann auch in Bezug auf die Erscheinungswelt genossen werden. Die eigentlichen physischen Wahrnehmungskräfte sind wunderbar gesteigert, so daß das Selbst eine tiefere Bedeutung und größere Wirklichkeit in allen natürlichen Dingen sieht, oft überzeugt ist, daß es endlich "das Geheimnis der Welt" weiß. Um mit BLAKE zu sprechen: "Die Tore der Wahrnehmung sind freigemacht", so daß "alles dem Menschen erscheint, wie es ist, unendlich." (14) Diese beiden Formen der Wahrnehmung stellen offenbar jene zweifache Intuition einer transzendent-immanenten Wirklichkeit dar, jenes Sichausdehnen des Bewußtseins nach zwei Richtungen, bis es sowohl die Welt des reinen Seins wie die Welt des Werdens umfaßt, worin wir eines der unterscheidenden Kennzeichen des mystischen Typs erkannten. 3. Zugleich mit dieser zweifachen Ausdehnung des Bewußtseins ist die Energie des intuitiven oder übersinnlichen Selbst ungeheuer gesteigert. Die seelischen Umwälzungen des Läuterungsweges haben dazu gedient, es zum Mittelpunkt des Lebens zu machen und alle die Elemente, die seine Tätigkeit hemmten, aus dem Charakter auszumerzen.
b) Gesprächen zwischen dem Oberflächenbewußtsein und einer anderen Intelligenz, die sich göttlich nennt, c) Visionen, und bisweilen d) automatischer Schrift. Die Erleuchtung erscheint nun gewöhnlich in der Hauptsache unter einer von diesen drei Formen oder auch unter allen dreien. Oft treten alle auf, doch scheint in der Regel eine von ihnen vorzuherrschen. Das wird in jedem einzelnen Fall bedingt durch die seelische Beschaffenheit des Selbst, je nachdem es seiner Anlage nach zur "reinen Kontemplation", zur "Hellsichtigkeit" oder zum automatischen Ausdruck, zu Emanation oder Immanenz, zu einer metaphysischen, künstlerischen oder gefühlsmäßigen Auffassung der Wahrheit hinneigt. Die Verbindungsmöglichkeiten zwischen diesen verschiedenen Faktoren sind so unzählig wie die Möglichkeiten des Lebens selbst. In Bruder LAURENTIUS' "VergegenwärtigungGottes", in St. BERNHARDs Gespräch mit dem Wort, in RICHARD ROLLEs "state of song", wo er "die lieblichste himmlische Melodie vernahm, die in seiner Seele wohnte", haben wir wundervolle Ausdrücke der ersten Form des erleuchteten Bewußtseins. JAKOB BÖHME wird mit Recht als ein typisches Beispiel der zweiten angesehen, die sich auch in einer ihrer anziehendsten Gestalten bei FRANZ von Assisi findet. SEUSE und die hl. TERESA können vielleicht als Beispiele der dritten Form gelten, da bei ihnen die Gesichts- und Gehörerscheinungen besonders hervortraten. Das vorbereitende Studium dieser Eigentümlichkeiten nacheinander wird uns helfen, die vielen Fäden zu entwirren, die die seelischen Gewebe dieser großen komplizierten mystischen Typen ausmachen. Der übrige Teil dieses Kapitels wird sodann der Analyse der beiden Hauptformen des erleuchteten Bewußtseins gewidmet werden: seiner Wahrnehmung der Wirklichkeit in der ewigen und in der zeitlichen Welt. Das wichtige Thema der Stimmen und Visionen erfordert ein Kapitel für sich. der Gegenwart Gottes" Dieses Bewußtsein ist in seinen mannigfachen Formen vielleicht das konstanteste von allen charakteristischen Merkmalen der Erleuchtung, und es ist das, was diesen Zustand für die mystische Seele zur intensivsten Freude macht. Damit meine ich nicht, daß der Mensch Monate oder Jahre in einer beständigen Ekstase der Vereinigng mit dem Göttlichen verbringt. Zwischenperioden seelischer Ermüdung oder "Trockenheit", die letzten Spuren der Reinigung, die herannahende Finsternis der "dunklen Nacht" - all das kann, wie es häufig der Fall ist, jenen Zustand unterbrechen; ebenso wie plötzliche Erkenntnisblitze, die von der Erleuchtung nicht zu unterscheiden sind, beständig die Eintönigkeit des Läuterungsweges unterbrechen. Allein die Seele hat die Berührung dieses persönlichen Lebens, das im Weltall allgegenwärtig ist, gespürt und kann sie nie vergessen, wenn sie ihr auch entzogen wird. Der "Geist, der seine Arme nach Gott ausstreckt", versichert, daß er Ihn berührt hat, und sein Normalzustand ist hinfort ein tiefes und freudiges Bewußtsein Seiner Gegenwart mit "vielen heimlichen Berührungen lieblicher geistlicher Gesichte und Gefühle, die uns in dem Maß zuteil werden, wie unsere Einfalt sie ertragen kann." (15) Wo der Mystiker eine weniger bestimmte oder mehr pantheistische Sprache vorzieht, können seine Wahrnehmungen die Form der "Harmonie mit dem Unendlichen" annehmen, - dieselbe göttliche Musik, in eine tiefere Tonart transponiert. Dieses "Gefühl der Gegenwart Gottes" ist keine bloße Metapher. Unzählige Aussagen beweisen, daß es ein ebenso deutliches Bewußtsein ist wie das, welches andere Menschen von der Farbe, der Wärme oder dem Licht haben oder zu haben glauben. Es ist eine wohlbekannte, obwohl meistens vorübergehende Erfahrung im religiösen Leben, wie der Heimkehrinstinkt der Vögel, eine Tatsache, die sich weder leugnen noch erklären läßt.
So schreibt die hl. TERESA mit der ihr eigenen Einfachheit und Unmittelbarkeit über ihre Erfahrung:
Ein solches Gefühl der göttlichen Gegenwart verträgt sich durchaus mit dem täglichen Leben und den normalen geistigen Tätigkeiten seines Besitzers, der nicht notwendig ein Ekstatierk oder ein dem Wirken in der Welt fernstehender, entrückter Visionär ist. Allerdings ist das übersinnliche Bewußtsein jetzt ein für allemal zum Mittelpunkt seines Interesses geworden, und seine Wahrnehmungen und Weisungen beherrschen und erleuchten sein tägliches Leben. Das Ziel der Erziehung im platonischen Sinne ist erreicht: seine Seele hat sich "von der werdenden Welt abgewandt zur Betrachtung des Seienden und des Glänzendsten unter dem Seienden." (20) Bei vielen labilen oder Künstlertemperamenten wird dieses intuitive Bewußtsein des Absoluten so unbändig, daß es beständig durchbricht, sich gewaltsam des Bewußtseinsfeldes bemächtigt und als Ekstase und Verzücktheit in Erscheinung tritt. Bei andern weniger beweglichen Temperamenten wallt es auf in einem leidenschaftlichen Erfassen, in einer "Liebesflamme", in der das Selbst "Gott im Seelengrund begegnet". Dies ist "reine Kontemplation", jener Zustand tiefer Versenkung, in dem das Subjekt zugleich "zu sehen, zu fühlen und zu denken" scheint. Durch diese spontane Übung all seiner Kräfte unter der Herrschaft der Liebe erlangt der Mystiker jene Vision des Herzens, die "noch innerlicher vielleicht als die Visionen des Traumes oder der Ekstase" (21) jene Fähigkeiten, die sie außer Tätigkeit zu setzen scheint, auf das Höchste ausgedehnt, wie ein Kreisel "schläft", wenn er sich aufs Geschwindeste dreht. "Ich schlafe, aber mein Herz wacht." (Hohelied 5, 2) Dieser Akt der Kontemplation, diese frohe Hingabe an ein überwältigendes Bewußtsein der Gegenwart Gottes, hinterläßt im Geist kein scharf umrissenes Bild, sondern nur die Gewißheit, daß wir emporgehoben wurden zu einem wirklichen Schauen dessen, was kein Auge gesehen hat. Der hl. BERNHARD hat uns in einer seiner Predigten einen einfachen, freimütigen und offenbar persönlichen Bericht über solche "heimliche Berührungen", solche unzweifelhaften, doch nicht faßbaren Kontakte der Seele mit dem Absoluten hinterlassen.
Diese ziemlich feine Unterscheidung zwischen zeitweiliger Vereinigung und dem Leben der Einigung kommt vielleicht am besten heraus in einem Gespräch zwischen der Seele und dem Selbst in HUGO von St. Victors mystischem Traktak "De Arrha Animae". Die Seele sagt:
Der Geist, dessen Interesse auf ein höheres Ziel gerichtet ist, läßt sich durch seine eigenen Neigungen und Abneigungen nicht ablenken und verrichtet die ihm zugewiesene Aufgabe auf eine tüchtige und erfolgreiche Weise. Wo dies nicht der Fall ist, liegt die Schuld eher an der normalen Ausstattung als an der mystischen Veranlagung des Subjekts. Die hl. KATHARINA von Genua fand in dieser göttlichen Gefährtschaft die Kraft, die ihr Hospital zu einem Erfolg machte. die hl. TERESA war eine bewundernswerte Hausfrau und erklärte, daß es ihr sehr leicht würde, ihren Gott zwischen den Töpfen und Pfannen zu finden (26). Allem Anschein zum Trotz würde Maria wahrscheinlich die bessere Köchin geworden sein als Martha, hätten die Umstände ihr diese Tätigkeit aufgezwungen. Bei Menschen von schwachem oder unklarem Verstand jedoch kann dieses tiefe Sichversenken in das Gefühl der göttlichen Wirklichkeit leicht in einen Mono-Ideismus ausarten. Dann zeigt sich die "dunkle Seite" der Erleuchtung: eine Sucht nach übersinnlichen Freuden, die "geistliche Völlerei", die St. JOHANNES vom Kreuz verdammt.
Die früheren Biographen der hl. KATHARINA von Genua haben behauptet, daß sie in der Krisis ihrer Bekehrung vom Leben der Reinigung unmittelbar zum Leben der Einigung übergegangen ist und niemals die charakteristischen Kennzeichen der Erleuchtung aufgewiesen hat. Dies wurde überzeugend widerlegt von Baron von HÜGEL, (28) obwohl auch er in ihrem Fall geneigt ist, die gewöhnliche Reihenfolge der mystischen Zustände abzulehnen. Doch die Schilderung von KATHARINAs Zustand nach den vier Jahren ihrer großen Kasteiung, wie sie im sechsten Kapitel der "Vita e Dottrina" enthalten ist, gibt uns ein fast vollkommenes Bild gesunder Erleuchtung des nach innen gerichteten oder "immanenten" Typus, und man tut gut, sie mit der oben angeführten Stelle aus Madame GUYONs Leben zu vergleichen. Ohne Zweifel gab es Stunden, wo das Erleben der hl. KATHARINA gleichsam ihre Erfahrungen vorwegnahm und wo sie sich nicht nur von einem innewohnenden Licht erleuchtet, sondern zeitweise ganz darin eingetaucht fühlte. Diesen Augenblicken verdanken wir solche wundervollen Aussprüche wie den im fünften Kapitel der, für sich genommen, wie eine Schilderung des wahren Zustandes der Einigung erscheint. Einmal sagte sie:
"Non voglio quello che esce da te." Wenn die wachsende Seele so weit gelangt ist, hat sie den Weg der Erleuchtung fast beendet. Sie hat das Ziel gesehen, "Das Land, das keine bloße Vision, sondern eine Heimat ist" (31), und ist eifrig bestrebt weiterzukommen. So sagt auch GERTRUDE MORE:
bonta senza figura lume fuor di mesura resplende nel mio core." (33)
Erschien es mir, daß Er, der solches kann, Die Welt mit einer zweiten Sonn' erhelle",
Es scheint in der Tat, als ob das Erreichen neuer Bewußtseinsebenen den Mystikern die Fähigkeit gibt, einen Glanz wahrzunehmen, der immer da ist, allein unserem beschränkten Blick nicht zugänglich, für den er höchstens ein "leuchtendes Dunkel" ist. "In der ewigen Natur oder im Reich des Himmels" sagt LAW, "besteht die Körperlichkeit in Leben und Licht (37): Die Zeugnisse über diesen Punkt sind so gehäuft, daß sie auf jedem anderen Wissensgebiet als Beweis gelten würden, daß in der Tat ein wirkliches, wunderbares, unbeschreibliches Licht da ist, "das das Licht selbst erleuchtet" und der Erkennung durch die Menschen harrt. (38) Man beachte, mit welchem Realismus der hl. AUGUSTINUS sich ausdrückt an der berühmtesten Stelle seiner "Bekenntnisse", wo wir sehen, wie ein geborener Psychologe sich verzweifelt abmüht, einen höchst positiven Zustand mit Hilfe von Negationen zu beschreiben.
die nur in seinem Anschaun Frieden finden" (41),
Daß meine Blick' am Lichte haften blieben, Eindringend, bis das Schauen dort verging! In seiner Tiefe schloß, vereint durch Lieben, Wie in ein einzig Buch sich alles ein, Was durch das Weltall steht getrennt geschrieben, Substanz und Akzidenz nach Art und Sein Gleichsam in eins verschmolzen und verwoben, Und was ich sag', ist nur ein blasser Schein. Die Urform dieses Knotens sah ich droben, Das glaub' ich, und dies Wort, es kund zu tun, Hat höher noch in mir die Freud' erhoben. O gegen mein Anschaun welch' ärmlich Ding Mein Wort! und gegen das erblickte Sein Ist mein Anschaun - zuviel noch sagt gering. Ewiges Licht, du ruhst in dir allein; Allein dich kennend und von dir verstanden, Liebst du verstehend dich und freust dich dein." (43) In einer wundervollen, in der mystischen Literatur ganz einzigen Stelle schildert ANGELA da FOLIGNO die Lichtvision, durch die ihr die Wahrheit offenbart wurde: die zweifache Wahrnehmung eines Absoluten, das zugleich demütig und allmächtig, persönlich und transzendent, das die unvorstellbare Synthese von "unaussprechlicher Macht" und "tiefer Demut" ist.
Bisweilen - so reich und mannigfach ist die Natur des großen Mystikers - geht die erhabene und unpersönliche Sprache der dionysianischen Theologie, ohne daß es irgendwie störte, Hand in Hand mit Gleichnissen von rührender Schlichtheit, die den gewöhlichsten Vorfällen des täglichen Lebens entnommen sind. SEUSE, bei dem die Erleuchtung und die Reinigung sechzehn Jahre lang gleichzeitig dauerten und abwechselnd das Feld des Geistes beherrschten und bei dem die Schwankungen zwischen härtester Kasteiung und höchster ekstatischer Freude jäh und heftig waren, ist ein charakteristisches Beispiel einer solchen Geisteshaltung. Seine Erleuchtung gehörte zum großen Teil dem "immanentalen" und intimen Typus an, allein sie war nicht ohne Spuren mystischer Transzendenz, die in jenen zarten und entzückenden Stellen, wo der Diener der ewigen Weisheit von seiner Liebe zu sprechen versucht, mit plötzlichem Glanz hervorbricht. So schildert er in einem der ersten Kapitel seiner Lebensbeschreibung, wie er,
![]() ![]()
1) So sagt die wahnsinnige Ophelia zur Königin, indem sie ihr Raute gibt: Hamlet IV, 5. Unübersetzbar wegen des Doppelsinns von rue = Raute und Reue. Also "Ihr müßt eure Raute mit einem Abzeichen tragen" und zugleich "eure Reue mit Unterschied". 2) PLOTIN, 6. Enneade IX, Seite 8f. Man vergleiche mit diesem Bild des rhythmischen Tanzes der Dinge um einen göttlichen Chorführer in ihrer Mitte die auffallend ähnlichen Stellen im apokryphen [nur in der griechischen, nicht in der hebräischen Bibel enthalten - wp] "Hymnus Jesu", wo der Logos oder Christus, im Kreis seiner Jünger stehend, sagt: "Ich bin das Wort, das alle Dinge spielen und tanzen macht. Nun antwortet auf meinen Tanz!" "Tanzend versteht, was ich tue." Und wiederum: "Wer nicht tanzt, weiß nicht, was geschieht." "Ich will pfeifen, tanzt ihr alle!" Und schließlich: "Auch das Ganze, dem zu tanzen gegeben ist, tanzt." (S. M. R. JAMES, Apocrypha Anecdota II, Seite 12-13; G. R. S. MEAD, Fragmente eines verschollenen Glaubens, Seite 352f; Neutestamentl. Apokryphen, Seite 453) 3) z. B. KEATS, SHELLEY, WORDSWORTH, TENNYSON, BROWNING, WHITMAN. 4) Letters of William Blake, Seite 171 5) WILLIAM BLAKE, Jerusalem, Kap. 1 6) Vgl. J. E. HARRISON, Prolegomena to the Study of Greek Religion, Kap. XI-XI - ein Werk, das dem Sinn der orphischen Weihen die günstigste Deutung gibt. 7) EURIPIDES, Bakchen V, 73-77 (übersetzt von ULRICH von WILAMOWITZ-MOELLENDORFF). 8) Rückverweis auf die oben angeführte Stelle aus EURIPIDES' Bakchen, die in der freieren englischen Übersetzung lautet: Wose sins are lifted pall-wise | As he worships on the Mountain. 9) Der hl. JOHANNES von Kreuz, Llama de Amor Viva, Strophe 2 (übersetzt von W. STORCK). 10) FIORETTI, Kap. 48 11) RICHARD ROLLE of Hampole, ed. HORSTMANN II, Seite 79 12) MECHTHILD von Magdeburg, Das fließende Licht der Gottheit, Bd. 1, Kap. 44 13) THOMAS von KEMPEN, De Imitatione Christi III, 1 14) WILLIAM BLAKE, The marriage of Heaven and Hell 15) JULIANE von Norwich, Revelations, Kap. 43 16) WALTER HILTON, The scale of Perfection III, 11 17) DELACROIX, Etudes sur le Mysticisme, Anhang I. "Hallucinations Psychiques, Sentiment de Présence." 18) Vita, Kap. XVIII 19) Brief an den Bischof von Osma von 1581, der zweiten Reihe IV, 8. 20) PLATON, Staat VII, 4 (518C). 21) EDOUARD RÉCÉJAC, Fondements de la Connaissance Mystique, Seite 151 22) St. BERNHARD, Sermones in Cantica Canticorum Sermo LXXIV. 23) Kapitel XIV. 24) HUGO von St. Victor, De arrha animae, Schluß (Migne, P. L. CLXXVI, Seite 970). 25) The Practice of the Presence of God, Second Conversation. 26) G. CUNNINGHAME GRAHAM, Santa Teresa I, Seite 299. 27) Vita I, Kap. 17 28) The Mystical Element of Religion I, Seite 105 29) Vita, Kapitel V, 3 30) "Ich will nicht das, was von dir kommt, sondern ich will nur dich allein, o süße Liebe" (Vita Kapitel VI). 31) AUGUSTINUS, Bekenntnisse VII, 20. Vgl. die hl. Teresa: "Verzücktheit ist eine große Hilfe, um unsere wahre Heimat zu erkennen und zu sehen, daß wir auf Erden Pilger sind; es ist eine große Sache, zu sehen, was dort vorgeht und zu wissen, wo wir leben sollen; denn wenn jemand in ein anderes Land übersiedeln muß, ist es ihm bei den Beschwerden seiner Reise ein großerTrost, zu wissen, daß dies ein Land ist, wo er in vollkommenstem Frieden leben kann." (Vida, Kapitel 37, § 8). 32) Spiritual Exercises, Seite 26 und 174. 33) "Unaussprechliche Liebe, unvorstellbare Güte, unermeßliches Licht leuchtet in meinem Herzen" (JACOPONE da TODI, Lauda XCI 34) Pitra, Analecta S. Hildegardis opera, Seite 332 35) Vida, Kapitel 27, § 7f. 36) DANTE, Paradies I, 61; XXX, 100; XXXIII, 90 37) Ein Appell an alle die zweifeln. (Ich führe die ganze Stelle weiter unten an.) 38) Es läßt sich natürlich behaupten, daß diese ganze Bildersprache vom Licht letzten Endes auf den Prolog des vierten Evangeliums zurückzuführen ist, wie das Bild von der geistlichen Hochzeit auf das Hohelied Salomons zurückgehen soll. Aber wir müssen bedenken, daß die Mystiker im wesentlichen Realisten sind, die immer nach einer Sprache suchen, die ihrer Vision der Wahrheit angemessen ist. Daher ist die Tatsache, daß sie diese Bildersprache angenommen haben, eine Gewähr, daß sie etwas darstellt, was sie kennen und zu beschreiben versuchen. 39) AUGUSTINUS, Bekenntnisse VII, 10 (HEFELE, Seite 125f). 40) MECHTHILD von Magdeburg, Das fließende Licht der Gottheit VII, Seite 45 41) DANTE, Paradies XXX, 100 42) DIONYSIUS der Aeropagit, Von mystischer Theologie I, 1 43) DANTE, Paradies XXXIII, 82-93 und 121-126. 44) Angelae de Fulginio Visionum et Instructionum Liber Kap. 22 (Seite 78f). 45) SEUSE, Leben, Kap. VI (Bihlm. 14, 28-15, 15). |