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Babeuf und die Verschwörung für die Gleichheit
Vorrede Nahe am Ende meines Lebens, ist es Zeit, dieser Verpflichtung nachzukommen, welche früher zu erfüllen mich mehrere Umstände verhindert haben. Andere Pflichten, eine lange und strenge Gefangenschaft, dazu eine längere und oft sehr lästige Überwachung auf drei entgegengesetzten äußersten Punkten Frankreichs, nahmen mir lange die Möglichkeit, mit Augenzeugen über die Ursachen der großen Ereignisse der Revolution zu sprechen und mir einige Beweisstücke zu verschaffen, welche ich brauchte, um gewisse Tatsachen aufzuklären, die ich bekannt zu machen beabsichtigte. Indessen wäre es mir möglich gewesen, dieses Werk viel früher zu veröffentlichen, wenn ich nicht von der Besorgnis zurückgehalten worden wäre, neue Vorwände zu Feindseligkeiten und Verfolgungen zu geben. Heute, durch das Alter gedrängt, entschließe ich mich, es erscheinen zu lassen, mit umso größerer Sicherheit, als einerseits die Zeitgenossen fast verschwunden und endlich die gegenwärtigen politischen Lehren unendlich verschieden von denen sind, zu welchen sich die Demokraten des Jahres IV der französischen Republik bekannten; keine gefährliche Verquickung ist mehr zu fürchten. Überdies ist es gerecht, daß die demokratische Partei endlich in ihrem wahren Licht bekannt wird. Da ich über ein sehr kühnes Unternehmen Rechenschaft abzulegen habe, habe ich zeigen müssen, wie wir dahin geführt wurden, und es scheint mir, daß ich es nur tun konnte, indem ich an den Zustand erinnerte, in dem damals die Revolution war, an die aufeinanderfolgenden Entwicklungsstufen, die sie bis dahin geführt hatten, und an die Tugenden oder die Laster, welche uns einigen Einfluß auf sie ausgeübt zu haben schienen. Auch habe ich meine Erzählung durch eine kurze Bemerkung über diese Revolution eingeleitet, bis zu der Zeit, wo sich die Ereignisse abspielten, die ich erzähle. Ich habe nicht beansprucht, deren Geschichte zu schreiben, und wollte nur die Eindrücke schildern, welche wir davon erhalten hatten. Um die Aufgabe zu erfüllen, die ich mir gestellt habe, genügt es nicht, zu erzählen, was BABEUF und seine Freunde taten oder tun wollten, um ihren Plan zu Ausführung zu bringen; ich mußte auch das Endziel erklären, das sie sich steckten, und mußte sagen, wie sie sich dessen Berechtigung und Notwendigkeit vorstellten; ich mußte also den Bericht der Tatsachen zusammen aufmarschieren lassen mit der Entwicklung ihrer Lehrsätze und ihrer Pläne. Meine Erinnerungen, die Schriften der Verschworenen, die Akten des Prozesses, der gegen sie geführt wurde, und einige bisher unbekannte Fragmente sind die Quellen, aus denen ich all das geschöpft habe, was ich in Bezug auf die Verschwörung behaupte. Nicht alle Papiere wurden von der Polizei beschlagnahmt; einige von denen, die BABEUF nicht bei sich hatte, wurden durch zu vorsichtige Freunde vernichtet; andere habe ich wieder entdecken können, welche ich in dem Zustand der Unvollkommenheit veröffentliche, indem sie mir übergeben worden sind. Ich weiß wohl, daß die politischen und ökonomischen Grundsätze, welche ich entwickeln mußte, von vielen verworfen werden; das ist kein Grund, sie nicht zu veröffentlichen; andere angebliche Irrtümer sind unbestreitbare Wahrheiten geworden. Gibt es nicht Menschen, die sich blenden lassen durch das Flittergold der zivilisierten Gesellschaft und durch die Systeme derer, die sich anmaßen, die öffentliche Meinung zu leiten? Sie werden vielleicht die Wichtigkeit dieser Grundsätze schätzen und ein wenig Bedauern empfinden in der Erinnerung an die mutigen Bürger, welche von der Gerechtigkeit dieser Grundsätze durchdrungen sind und stolz darauf, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um sie zu erhalten, sie schließlich mit ihrem Blut besiegelten. Fest mit ihnen verbunden durch die Übereinstimmung unserer Gefühle, teilte ich ihre Überzeugung und ihre Anstrengungen, und wenn wir uns täuschten, war unser Irrtum wenigstens ein erhabener; sie hielten daran fest bis zum Tod, und ich, nachdem ich seither und lange Zeit darüber nachgedacht habe, ich bin überzeugt geblieben, daß diese Gleichheit, welche sie liebten, die einzige geeignete Einrichtung ist, um alle wirklichen Mängel auszugleichen, die nützlichen Neigungen zum Guten zu leiten, die gefährlichen Leidenschaften zu fesseln und der Gesellschaft eine freie, glückliche, friedliche und dauernde Form zu geben. Erster Teil Babeuf und die Verschwörung für die Gleichheit Unter den Parteien, welche der französischen Revolution so viele verschiedene Farben verliehen, ist eine, welche die Blicke des Weisen auf sich lenken muß durch die beständige Aufopferung, mit der sie ihre Anstrengungen der wahren Befreiung der Menschheit widmete. Der Ehrgeiz, die Eifersucht, die Neigung und die unüberlegte Liebe zu den Neuerungen verursachten einen beklagenswerten Streit unter den Menschen, von denen die einen kämpften, um die alte Monarchie wiederherzustellen, andere, um eine neue Dynastie auf den Thron von Frankreich zu bringen, wieder andere, um die Macht von einer Kaste auf eine andere zu übertragen - die einen wie die anderen, um sich ausschließlich die Herrschaft und dievon ihr ausgehenden Genüsse zu verschaffen. Währenddessen bildete sich langsam eine Klasse von Bürgern, die aufgrund ganz anderer Anschauungen auch eine große politische Veränderung wünschten, aber eine ganz andere, als sie die Anschauungen und Leidenschaften der an den bürgerlichen Unruhen interessierten Führer verlangten. Man sah in der tat, wie mehrere politische Sekten versuchten, Frankreich neue Verwaltungsformen zu geben; aber wenige Menschen trachteten zugunsten der Masse nach einer vollständigen Reform der Gesellschaft. So kam es, daß die Menge derer, welche auf dem Schauplatz der Revolution erschienen, ihre Anstrengungen darauf beschränkten, eine Regierungsform durch eine andere zu ersetzen, ohne sich allzuviel um das Schicksal derer zu kümmern, zu deren Gunsten jede berechtigte Regierung existieren muß: so kommt es, daß so viele angebliche Gesetzgeber geglaubt haben, dadurch allein eine Republik gegründet zu haben, daß sie einen König verurteilt und die Autorität von mehreren anstelle eines einzigen gesetzt hatten. Das Interesse und die Grundsätze waren die Ursachen unserer Uneinigkeiten während der Revolution. Während die einen ein System verteidigten, weil sie es für gut hielten, stürzten sich andere in viel größerer Zahl in die Partei, welche ihnen am vorteilhaftesten für ihr Vermögen und ihren Ehrgeiz erschien; die ersten folgten beständig dem Weg, den sie sich vorgeschrieben hatten, die anderen änderten ihr Verhalten zugunsten der Umstände und Leidenschaften. Nur nach und nach konnte man jeder politischen Sekte ihren besonderen Charakter zuschreiben, denn mehrere unter ihnen schienen im gleichen Sinne handeln zu müssen, solange sie gemeinsame Feinde zu bekämpfen hatten. Bei jedem Schritt zu einem neuen Grad der Verbesserung bildete sich eine neue Klasse von Gegnern, die Interesse an der Erhaltung der Laster hatten, gegen die er gerichtet war. Wenn einige Adelige der Konstituierenden Versammlung beim Morgenrot der Revolution populär erschienen, zögerten sie nicht, einen entgegengesetzten Weg einzuschlagen, sowie sich die ersten Wünsche für die wahre Gleichheit vernehmen ließen; wenn andere sich gegen die herrschende Familie erhoben in der Absicht, sie durch eine andere zu ersetzen, sah man sie sich um das Banner des Königstums scharen, wenn die Hoffnung allen anderen Dynastien genommen war; wenn Priester den Anstrengungen der Reformatoren gegen die Anmaßungen der hohen Geistlichkeit Beifall zollten, wurden sie die heftigsten Verteidiger des Fanatismus, sobald sich die Nation jeder Art von Gottesdienst widersetzte. Wenn jene, welche zu ihrem Vorteil das konstitutionelle Königtum hatten ausschlachten wollen, sich in der gleichen Absicht republikanisch zeigten, standen sie in einem offenen Gegensatz zu den eifrigsten Verteidigern der Republik, sobald das Volk nur das verlangte, was doch die Sache der ganzen Welt war. Während der Gewitter, welche notwendigerweise die Mischung so vieler widerstreitender Elemente hervorbringen mußte, ergriffen die Menschen, welche seit Beginn der Revolution die Hoffnung gehegt hatten, in Frankreich die Herrschaft der wahren Gerechtigkeit zu errichten, mit Eifer die häufigen Gelegenheiten, welche eine so große Gärung bot, um ihre Mitbürger daran zu gewöhnen, über ihre Rechte nachzudenken, und sie allmählich dahin zu führen den Sturz all der lasterhaften Einrichtungen zu wünschen, welche ihnen deren Genuß untersagten. Die nützlichen oder gefährlichen Leidenschaften, welche die Franzosen in verschiedenem Sinne bewegten, sind sozusagen in den Versammlungen repräsentiert worden, welche seit der Revolution die oberste Gewalt ausgeübt haben. Da entwickelten sich die verworfensten Laster und die erhabensten Tugenden. Dort wurde das Signal für so viele Kämpfe gegeben. Dort ergriffen die Mitglieder von verschiedenen politischen Sekten die Gelegenheit und regten sie an, um deren Systemen und Interessen die Oberhand zu geben. Die Partei, welche beständig mit der Sache des Volkes verbunden blieb, sah zu verschiedenen Zeitpunkten, wie die Parteien sich trennten, um zugrunde zu gehen, welche zum Triumph ihrer Pläne beigetragen hatten bis zu dem Augenblick, wo letztere in Widerspruch waren mit ihren besonderen Ansichten. Solange die Monarchie in Frankreich bestand, schien die republikanische Partei sehr zahlreich, und obgleich man schon lange die wesentlichen Unterschiede bemerkt hatte, welche diejenigen abstuften, die sich damals um die Banner der Republik scharten, sah der 10. August 1792 doch eine Menge Menschen gegen den Hof kämpfen, welche sich später trennten und unter denen es verschiedene gab, die später die Sache der Könige verteidigten. Man rechnete zur Zahl der Kämpfer gegen die königliche Regierung und derer, die dem Triumph jener Beifall zollten, die Menschen, welche die Eifersucht und Rache dazu trieben, und diejenigen, welche bei der Wahrscheinlichkeit iner Regentschaft oder einem Wechsel der Dynastie einen persönlichen Einfluß erhofften. Indessen trägt alles dazu bei, zu glauben, daß die Mehrheit damals eine republikanische Regierung wollte, obgleich es große Unterschiede unter ihnen gab, sowohl bezüglich der Idee, die sie sich davon machten, als auch bezüglich der Leidenschaften, die sie ihnen wünschenswert erscheinen ließen. Alle Systeme öffentlicher Politik und Ökonomie dienten zu Anlässen oder Vorwänden bei den Uneinigkeiten des Nationalkonvents. Die einen predigten den ausschließlichen Einfluß der Klasse, die durch Vermögen und Erziehung bevorzugt war. Die anderen sahen die Teilnahme aller an der Herrschaft als eine unerläßliche Bedingung für das dauernde Glück und die dauernde Ruhe der Gesellschaft an. Jene seufzten nach den Reichtümern, dem Überfluß und dem Glanz Athens; diese wollten die Genügsamkeit, die Einfachheit und die Bescheidenheit der schönen Tage Spartas. Indessen kann man nicht wohl die Natur dieser Uneinigkeiten wiedergeben, wenn man sie mit den politischen Systemen der Alten vergleicht. Man muß sie in unseren Sitten und unseren Kenntnissen des natürlichen Rechts suchen. Was sich in Frankreich unmittelbar nach der Schaffung der Republik zutrug, ist in meinen Augen der Ausbruch des vorhandenen Zwiespaltes zwischen den Anhängern des Reichtums und der Bevorzuguung auf der einen und den Freunden der Gleichheit oder der zahlreichen Klasse von Arbeitern auf der anderen Seite. Wenn man weiter zurückgeht, wird man die Quelle der Streitigkeiten, welche zu jener Zeit stattfanden, einerseits in der englischen Lehre der Ökonomisten, (2) andererseits in der von ROUSSEAU, MABLY und einigen anderen modernen Gelehrten finden. Es ist bekannt, daß zahlreiche Schriftsteller das Gedeihen der Nationen in der Menge ihrer Bedürfnisse fanden, in der immer wachsenden Mannigfaltigkeit ihrer materiellen Genüsse, in einer ungeheuren Industrie, in einem unbegrenzten Handel, im schnellen Umsatz der gemünzten Metalle und zuguterletzt in der unruhigen und unersättlichen Habsucht der Bürger. (3) Bald hat man vorgezogen, die Anhäufung von Grundbesitz in den Händen von wenigen zu lassen, bald hat man sich für die Vermehrung der kleinen Eigentümer ausgesprochen. Während die einen das Elend und die viehische Dummheit der arbeitenden Klasse notwendig hielten für den Wohlstand und die Ruhe des Ganzen, öffneten andere den Weg zu neuer Verderbnis und Ungleichheit, indem sie dem Handel und den Verträgen unbegrenzte Freiheit gaben, als Mittel, die bestehende Ungleichheit zu beseitigen. Sobald man das Glück und die Macht der Gesellschaft im Reichtum suchte, kam man notwendigerweise dahin, die Ausübung der politischen Rechte all denen zu verweigern, welche nicht durch ihr Vermögen eine Garantie ihrer Anhänglichkeit für eine solche Ordnung bieten, die den Besitz als Höchstes ansieht. In jedem politischen System dieser Art ist die große Majorität der beständig mühsamen Arbeiten unterworfenenen Bürger verdammt, im Elend, in der Unwissenheit und in der Sklaverei zu schmachten. (4) ROUSSEAU proklamierte die von der menschlichen Natur untrennbaren Rechte. Er sprach für alle Menschen ohne Unterschied. Er sah das Gedeihen der Gesellschaft im Glück jedes einzelnen ihrer Glieder und ihre Kraft in der Unterwerfung aller unter die Gesetze. Der öffentliche Reichtum liegt für ihn in der Arbeit und in der Mäßigkeit der Bürger, und die Freiheit liegt in der Macht des Herrschers, welcher für ihn das ganze Volk ist, von dem jedes Element den Einfluß erhält, der notwendig ist für das Leben des sozialen Körpers, durch die Wirkung der unparteiischen Verteilung der Genüsse und der Aufklärung. Diese soziale Ordnung, welche die Handlungen und die persönlichen Besitztümer dem Willen des Volkes unterwirft, befördert die allen nützlichen Künste, verbannt die, welche nur der Minderheit schmeicheln, entwickelt ohne Bevorzugung die Vernunft jedes einezlnen, setzt anstelle der Habsucht die Liebe zum Vaterland und zum Ruhm, mach aus allen Bürgern eine einzige und friedliche Familie, unterwirft den einzelnen dem Willen von allen, niemand demjenigen eines anderen, war zu allen Zeiten der Gegenstand geheimer Wünsche der wahren Weisen und hatte in allen Jahrhunderten berühmte Verteidiger. Zu ihnen gehörten im Altertum MINOS, PLATO, LYKURG und der Gesetzgeber der Christen, und in den uns näher liegenden Zeiten THOMAS MORUS, MONTESQUIEU und MABLY (5) Man hat die von den Ökonomisten aufgestellte Ordnung die des Egoismus oder der Aristokratie (6) genannt, und die von ROUSSEAU die Ordnung der Gleichheit. (7) Sobald man die Bestrebungen der verschiedenen politischen Sekten, welche auf dem Theater der Revolution auftraten, begreifen konnte, wandten sich die durch die verderbten Herzen irregeleiteten Geister den Beförderern der Ordnung des Egoismus zu, und die reinen Herzen, die von einem gerechten Geist geleitet wurden, mußten sich notwendigerweise dem vollständigen Triumph der Ordnung der Gleichheit zuwenden. Aber unter den Anhängern des Systems, das auf dem Egoismus beruhte, gab es außer denen, welche durch alte Vorurteile daran hingen, andere, welche sich die ausschließlichen Genüsse und die Vorrechte erhalten, andere, welche sie erobern wollten. Diese, jeder Tugend bar, heuchelten die Liebe zur Gleichheit und schienen deren aufrichtige Freunde zu lieben, solange sie sich schmeicheln konnten, deren Errichtung zu verhindern und die allgemeine Gärung, welche sie selbst veranlaßt hatten, zu ihren Gunsten zu wenden. Seit den ersten Tagen der Revolution hatten sich die Freunde der Gleichheit, das heißt der Gerechtigkeit, angestrengt, deren Triumph vorzubereiten, indem sie sich sofort den Ansichten der Parteien widersetzten, die dren Feinde waren. Unter der Konstituierenden Versammlung bekämpften sie die unterechten Unterscheidungen der Bürger in aktive und nicht aktive, den Beitrag der Silbermark, die als Bedingung für die Wählbarkeit der nationalen Vertretung verlangt wurde, das königliche Veto und das Kriegsgesetz. Sie donnerten zugleich gegen die erklärten Royalisten und gegen die, welche sich unter einem Anstrich von Patriotismus verbargen. Sie schlugen die Progressivsteuer vor, sie widersetzten sich der Wiedereinsetzung des Königs nach seiner erzwungenen Rückkehr aus Varennes. Sie hielten den Mut der Patrioten aufrecht, der nach dem Gemetzel des Marsfeldes fast geschwunden war, und enthüllten die Komplotte derjenigen, welche vor der Zeit die Republik verlangten. Unter der ersten Legislatur kündigten sie die Rücksendung der patriotischen Truppen an. Sie zeigten die Falle, die hinter der Kriegserklärung an Österreich verborgen war. Sie ließen den Schweizer Soldaten von Châteaux-Vieux Ehrenzeichen zuerkennen. Sie enthüllten die Verstellung des Hofes, die Verbrechen der Minister, die Verrätereien von Narbonne und den ränkevollen Weg der Gironde, und erhielten das heilige Feuer, das die Reichen und Mächtigen durch Verleumdung und Verfolgung ersticken wollten. Hauptsächlich nach dem 10. August 1792 hegten die Männer, die ich eben geschildert habe, die schmeichelhaftesten Hoffnungen und verdoppelten ihre Anstrengungen, um der erhabenen Sache den Triumph zu sichern. Zu den Verdiensten der Gedanken von ROUSSEAU fügten sie die Kühnheit von deren Verwirklichung bei einer Gesellschaft von 25 Millionen Menschen. Zur gleichen Zeit wurde der Streit zwischen den Freunden der Gleichheit und den Anhängern der Ordnung des Egoismus erkennbarer und lebhafter. Der Plan, unter anscheinend republikanischen Formen zu regieren, während der Staat wie unter der Monarchie eingerichtet war, wurde öffentlich aufrechterhalten. Diejenigen, welche in den politischen Krisen ihre Einkünfte zu verlieren fürchteten, verbündeten sich damit, und wie die gleiche Furcht sie an das Königtum gefesselt hatte, suchten sie Gelegenheit, die Anführer einer scheinbaren Republik zu beschuldigen, daß sie sich für die Wiederherstellung des Throns verschworen hätten. (8) So groß war damals die Zahl und der Einfluß der aufrichtigen Freunde der Gleichheit, die die Dolche der Aristokratie noch nicht dahingerafft hatten, so groß war die Tätigkeit, welche die Hoffnung auf eine baldige Besserung in der Menge erhielt, und so groß war die Gewalt derjenigen, welche in der Hoffnung, die ehemaligen Großen zu ersetzen, sich zu den heuchlerischen Apostln der Gleichheit, die sie verabscheuten, machten, daß die Anhänger der Ordnung des Egoismus angegriffen, besiegt und zum Stillschweigen gezwungen wurden. Das veranlaßte die Streitigkeiten des Nationalkonvents vor dem 31. Mai 1793 und den Bürgerkrieg, welcher diesem denkwürdigen Tag folgte. Aus dem Sieg vom 10. August ergaben sich sofort einige Fortschritte der öffentlichen Sache. Wenige Tage nach dem Sturz des Thrones wurde die Ausübung der politischen Rechte allen Bürgern verliehen. Alle wurden für gleichberechtigt an den öffentlichen Ämtern erklärt, und es wurde feierlich anerkannt, daß dem Volk keinerlei Staatsverfassung ohne seine Einwilligung auferlegt werden kann. Gleichzeitig wurde die Ehe von jener hoffnungslosen Unauflöslichkeit befreit, welche sie oft sowohl dem Glück der Individuen und der Familie hinderlich, wie den Sitten und der Freiheit unheilvoll macht. Die Zunahme oder Abnahme der nationalen Energie für die Verteidigung der Revolution ist eine der Beobachtung würdige Tatsache, je nachdem die Gesetze die Gleichheit zu begünstigen schienen oder sich davon entfernten. Die arbeitende und so oft ungerecht verachtete Klasse hat so viele Wunder von Aufopferung und Tugend gezeitigt; fast der ganze übrige Teil hat beständig die öffentliche Wiedergeburt verhindert. Kein Zweifel, daß die Ordnung des Egoismus oder der Aristokratie (9) im Nationalkonvent zahlreiche und geschickte Verteidiger hatte. Die Beweise dafür sind in den arglistigen Reden und die Schriften der VERGNIAND, GUADET, RABAUT, BRISSOT, GORSAS, CONDORCET, LANJUINAIS, LOUVET, BARBAROUX und so vieler gleicher Richtung; in den Machenschaften mit dem Hof; in ihren beständigen Schmähungen gegen jeden Freund der Gleichheit; im Hass, den sie gegen die wahren Leiter des Aufstandes vom 10. August hegten; in ihren Verbindungen mit NARBONNE, DUMOURIEZ, CUSTINE und anderen ungetreuen Generalen; in ihrem beständigen Widerstand gegen die Progressivsteuer; (10) im Interesse, das sie dem vor das Tribunal der Nation gestellten König entgegenbrachten; in ihren feindlichen Maßregeln gegen die Anhänger der Demokratie; im Terror, den sie den Reichen und den verdorbenen Menschen einzuflößen sich bestrebten; in den Streitfackeln, die sie in ganz Frankreich entzündeten, und in ihrer eigensinnigen Beharrlichkeit, ihre volksfeindlichen Grundsätze durch die Gesetze bestätigen zu lassen. (11) Es handelte sich darum, der beginnenden Republik eine Verfassung zu geben. Die Notwendigkeit einer geregelten Autorität machte sich allgemein geltend, und man dachte ziemlich allgemein, daß eine gute Verteilung der Macht allein genügen würde, um dem Volk die Wohltaten der Gleichheit und der Freiheit, nach denen es lechzte, zu sichern. Indessen teilten die Klarblickenden unter den Freunden der Gleichheit diese Deutungsweise nicht. Was man auch darüber gesagt hat, die Aristokraten des Konvents waren eifriger, an dieser Verfassung zu arbeiten, als die Freunde der Gleichheit. Diese, da sie weniger zahlreich waren, fühlten, daß ohne ein Ereignis, das geeignet wäre, ihre Gegner zu erschrecken, man nicht nur keine Reform in den bürgerlichen Elementen der Gesellschaft erlangen könnte, sondern daß es auch unmöglich wäre, eine Organisation zu errichten, die sich auf die Gleichheit der politischen Rechte gründete. Diese Eile der Aristokraten war also ein Zweig der großen Verschwörung gegen die natürlichen Menschenrechte, und man mußte deren Hauptanstifter entfernen, ehe man auf den Erfolg der Anstrengungen von einer Handvoll wohlmeinender Menschen rechnen konnte. Diese Partei wurde die Girondisten genannt, weil sie fast alle Abgeordneten des Departements der Gironde in der legislativen Versammlung als Führer anerkannte. Als die erste Erklärung der Menschenrechte durch die konstituierende Versammlung proklamiert wurde, stieß die offene und vollständige Anwendung der natürlichen Gleichheitsprinzipien, denen einige davon gewidmet waren, schon die Männer zurück, die durch eine falsche Wissenschaft oder durch die Laster der Zivilisation irregeführt waren. Sie dachten schon damals daran, wie sie diese Prinzipien umgehen könnten, während sie ihnen beizustimmen schienen. Das war der Ursprung der Parteien, die unter den drei ersten Nationalversammlungen bemüht waren, den Eifer des französischen Volkes für seine vollständige Befreiung aufzuhalten und die Revolution auf die politischen Systeme zu richten, welche sie am günstigsten für ihre Leidenschaften oder am geeignetsten für ihre Lehren hielten. Sie schadeten der Errichtung der Freiheit viel mehr, als der offene Widerstand der bevorzugten Kasten, weil sie das Volk täuschten, indem sie die Sprache des Patriotismus vorspiegelten. Am Ende der Konstituierenden Versammlung war der Geist dieser Parteien vorherrschend, und die Partei, die der öffentlichen Sache treu blieb, wäre unbemerkt darin geblieben, wenn sie sich nicht durch die Energie ihrer Einwände bemerkbar gemacht hätte. Diesem Geist muß man die rückläufigen Schritte und die Widersprüche dieser Versammlung zuschreiben. Mit der Umgehung der Gleichheitsrechte, welche beschlossen worden waren, wurden Millionen von Bürgern des Rechts der Wahlstimme und der Wählbarkeit beraubt. Ein Blutgesetz wurde den Klagen entgegengestellt, welche die mißlichen Umstände des Volkes und das zweifelhafte Vorgehen des Gesetzgebers hervorriefen. Dieser beharrte darin, entgegen der Vernunft und dem Nationalwunsch, das anvertraute Gut der Staatsverfassung wieder in die Hände des Königs zu legen, der sich eben offen zu ihrem Feind erklärt hatte und dessen Macht er also so vermehrte, statt sie zu beschränken. Er ließ auf dem Marsfeld das Blut der Bürger fließen, welche einen entgegengesetzten Entschluß betreiben wollten. Er zwang das Volk, zur Gewalt zu greifen, um Gerechtigkeit zu erlangen, welche damals ein einfacher Erlaß friedlich erreicht hätte. Er griff das Recht, sich zu versammeln, an und wollte die Nation auf ewig an den Wagen der Aristokratie spannen. Die wahre Verachtung, die die Konstituierende Versammlung für die Masse des Volkes hatte, flößte ihr diese Vorsichtsmaßregeln ein, mit denen sie mit schüchterner Hand die königliche Macht untergrub, aus der sie sich, wenn sie sie auch angriff, einen Wall gegen das demokratische Aufbrausen machen wollte. Daher kommt auch ihre Nachlässigkeit, sich den Enthusiasmus des Volkes und die Fehler des Hofes zunutze zu machen, um die Monarchie zu beseitigen oder um sie in die Grenzen zurückzudrängen, die nach und nach eine wahre Republik daraus hätten machen können. Das sind die Gründe des Mißtrauens, welche sich gegen LAMETH, gegen LAFAYETTE, gegen die Minorität des Adels, sowie gegen mehrere hervorragende Mitglieder des Bürgerstandes erhoben. Die gleichen Ansichtenn wurden von jenem berühmten MIRABEAU geteilt, den die ungeheure Verderbtheit seiner Sitten dahin brachte, sichgegen schönes bares Geld zum Spießgesellen der Monarchie zu machen, die er soeben bekämpft hatte. Aber die Liebe zum Luxus, der Durst nach Gold und der Wunsch, zu glänzen und zu herrschen, waren nicht der ausschließliche Anteil des Adels. Zwischen ihnen und der ungeheuren Klasse von arbeitsamen Menschen gab es eine andere zahlreiche Klasse von Bürgerlichen, welche durch Reichtümer, durch eine Feinheit der Manieren, durch Feinheit des Geistes, durch Geschwätz, durch Verfall der Sitten und durch Religionsverachtung glänzten. Diese Klasse verachtete auch die Masse des Volkes, glaubte sich dazu geschaffen, es zu meistern, gab vor, der gesunde Teil der Nation zu sein, und fügte die Ränkesucht und die Eifersucht zu den Lastern der Adligen, die sie zu verdrängen strebte. Diese Klasse setzte sich zum großen Teil zusammen aus Advokaten, aus Staatsanwälten, Ärzten, Bankiers, reichen Kaufleuten, wohlhabenden Bourgeois und Gelehrten, die aus der Wissenschaft einen Handel und ein Mittel zum Emporkommen machten. Habsüchtig, eitel und beweglich, widmete sie sich den ersten Bewegungen der Revolution und ließ die Mege daran teilnehmen, welche die Not und der Mangel an Bildung in ihre Abhängigkeit brachte. Ihre Mitglieder, die an vielen Orten die Rednerbühnen und die Verwaltungsposten einnahmen, wurden von ihren Freunden in die legislative Versammlung und in den Konvent gewählt, wo sie den Kern der girondistischen Partei bildeten. Im allgemeinen wollten die Girondisten nichts vom häßlichen alten Regime. Aber sie wollten auch nicht, daß das neue so weit ginge, sie mit dem zu vermengen, was sie das Volk nannten, und sie jener Überlegenheit beraube, die ihnen so vorteilhaft war. Im Grunde kümmerten sie sich wenig darum, ob Frankreich monarchisch oder republikanisch regiert wurde, wenn nur sie und die Ihrigen Besitzer und Spender der Gunstbezeugungen blieben, welche der Macht entspringen, und wenn die Volksherrschaft in Wahrheit nichts würde als ein glücklich erfundenes Wort, um die Unterwerfung und den Gehorsam des Volkes gegen die Gesetze, die sie erfanden und vollstreckten, besser zu sichern. Also sah man sie während der legislativen Versammlung abwechselnd die besonderen Interessen von LUDWIG XVI. bekämpfen und fördern, je nachdem dieser vorgab, den Plänen seiner ehemaligen Höflingen zu folgen oder sich nach den Ratschlägen dieser Partei zu richten. Die persönlichen Ansichten ihrer Führer in den geheimen Versammlungen, welche sie mit dem König begannen, in den willfährigen Ratschlägen, die sie ihm gaben, um seine Macht zu befestigen, wurden durch Schriftstücke und durch Zeugen bewiesen. Hervorragende Girondisten in ihrer Partei haben sich nicht gescheut, in ihren Memoiren das Geständnis ihrer Anhänglichkeit an die alte Monarchie niederzulegen und daß sie wünschten, sie wiederherzustellen, als sie nicht mehr existierte. Es scheint mir ein großer Irrtum, zu glauben, daß die Girondisten wahre Freunde der Freiheit und aufrichtige Republikaner waren. Im Gegenteil, sonst wären sie kaum so erpicht darauf gewesen, jene Pariser Gemeindeverwaltung vom 10. August so zu verleumden und zu verfolgen, der man hauptsächlich den Triumpf dieses Tages verdankte. Hätten sie sonst daran gedacht, noch während der Dauer des Kampfes den öffentlichen Enthusiasmus herabzustimmen unter dem Vorwand, die Ordnung wiederherzustellen, der so notwendig erhalten und angeschürt werden mußte? Hätten sie sonst so viel gegen jene schrecklichen, aber unvermeidlichen Hinrichtungen des 2. und 3. September geeifert, die offenbar in der Absicht beschlossen wurden, die Revolution zu befestigen, beklagenswerte Folgen waren von den offenen und heimlichen Feindseligkeiten der Freiheitsfeinde und der ernsten und ungeheuren Gefahren, von denen das französische Volk damals bedroht war? Hätten sie sonst das Heiligtum der Gesetze in eine Arena von Gladiatoren verwandelt durch ihre heftigen und verleumderischen Anklagen, die sie gegen jene erhoben, die am meisten dazu beigetragen hatten, den Mut des Volkes zu heben? Hätten sie sonst die Reichen erschreckt, den Zwiespalt gesät und davon gesprochen, Frankreich zu verbünden in dem Augenblick, wo es die vollkommenste Einigkeit brauchte, um das bewaffnete Bündnis der Könige zurückzuweisen? Hätten sie sonst, selbst nach ihrer Vertreibung aus dem Konvent, den Bürgerkrieg entzündet und versucht, die Departments gegen jene Kommunie von Paris zu bewaffnen, die hauptsächlich der fremde Feind haßte? Hätten sie schließlich nicht wissen können, daß das einzige Mittel, die Revolution zu stählen und die Freiheit, das Glück und den Frieden auf immer zu befestigen, darin bestand, dem Volk beizustehen, die geheimen Wünsche so vieler Millionen von Unterdrückten zu befriedigen und gleichmäßig die Wohltaten der Gesellschaft auf jedes irher Glieder zu verteilen? Unglückliche Gironde! Nicht ohne Grund schreibt man dir die Absicht zu, den Thron wieder zu errichten. Waren nicht einige Royalisten unter diesen Girondisten, welche in Lyon gegen die Republik kämpften unter dem Befehl eiens Offiziers des Königs und welche in ihren Reihen die Ausgewiesenen aufnahmen, die sie aus dem Gefängnis befreiten oder die in Menge in diese aufrührerische Stadt eilten? Waren nicht einige Royalisten unter jenen anderen Girondisten, die Toulon dem Feind auslieferten und dort am gleichen Tag die königliche Herrschaft wiederherstellten? Der knechtische Geist der Gironde erscheint am deutlichsten in dem von ihr hartnäckig festgehaltenen Vorschlag, das Urteil gegen LUDWIG XVI. den Urversammlungen zur Bestätigung zu unterbreiten. Vergeblich gab sie vor, daß sie dadurch der Souveränität des Volkes huldigt, da es sich um einen gerichtlichen Akt und nicht um ein Gesetz handelt. Konnte sie sich schmeicheln, in das Herz der Franzosen den Haß gegen das Königtum einzupflanzen, auf den sich die Republik stützen sollen, indem sie zugunsten des gefangenen Königs ein so neues Privileg schuf? Weshalb fürchtete sie nicht, Frankreich der Zögerung und der Zerstückelung auszusetzen, die das Grab der Freiheit hätten unterwühlen können? War ein solches Beispiel von Unentschlossenheit, von Furcht und knechtischer Achtung vor einer gestürzten Macht ein gutes Mittel, in der Seele der Bürger den Mut und die Tugenden zu stärken, die ihnen so nötig waren, um den Gewalttätigkeiten und den Schlingen der Feinde der Revolution zu entgehen? Erhebt man Charakteres, indem man Winkelzüge macht? Bricht man um jeden Preis Republikaner in den Girondisten sehen will, muß man wenigstens gestehen, daß ihre Benehmen abgeschmackt war und daß, wenn sie eine Republik wünschten, diese so war, daß der Druck, mit dem sie auf dem Volk lastete, dieses bald die frühere Knechtschaft hätte zurückwünschen lassen. Unglückliche Gironde! Spielzeug deiner Eitelkeit! Du konntest weder offen königlich noch zuverlässig republikanisch sein. Du machtest uns umso mehr Schaden, als du deine Fehler mit dem Anschein des Patriotismus und der Mäßigung bedecktest und daß du jene Strenge dringend und notwendig machtest, welche erst die Republik rettete, dann aber soviele Hilfsmittel für jene lieferte, durch die sie nacheinander niedergerissen und zerstört wurde. Unglückliche Gironde! Indem du die Männer bekämpftest, die aufrichtig nach dem Glück des Volkes trachteten, liefertest du sie wehrlos den Verdorbenen aus, von denen sie am 9. Thermidor geopfert wurden. Indem du nur auf die Ratschläge der Rache hörtest, führtest du jene Zeit des Blutbades der Republikaner herbei, und dein aristokratischer Geist schuf die Verfassung des Jahres III, der wir die Tyranneie BONAPARTES verdanken, die zum großen Teil dein Werk war. Mögen andere die Beredsamkeit der Girondisten rühmen, wir können sie in keiner Hinsicht loben, weil wir überzeugt sind, daß ihr Einfluß eine der wirksamsten Ursachen war für den Verfall der Revolution, den Sturz der Republik und den Verlust der Freiheit. Man verschwor sich gegen die zahlreichen Verschwörer, welche sich in die Hauptgewalt der Republik gedrängt hatten. Man verschwor sich für die unverjährbaren Rechte der Menschheit, gegen den Hochmut und die Habgier, welche jene verletzten. Und während die Aristokraten, welche der Konvent in seinem Schoß in sich faßte, das Zeichen gaben für die allgemeine Ächtung der Freiheitsfreunde, die sie Anarchisten nannten, trug das Volk von Paris den Terror in die Seele der ungetreuen Abgeordneten und zwang sie (12), die Anführer ihrer Verschwörung der öffentlichen Gerechtigkeit auszuliefern. Die Freiheit des Konvents wurde verletzt, um die des Volkes zu retten. Die Macht der Bevollmächtigten wurde unterdrückt, um die nationale Souveränität zur Achtung zu bringen, mit der die Mehrzahl von ihnen so unverschämt ihr Spiel getrieben hatten. Beim Mangel an Schriften, Reden und Tatsachen, welche die Wahrheit dieses Komplotts bewiesen, wird man sie leicht erkennen im Bündnis von fast allen Reichen gegen die Revolution vom 31. Mai 1793 und in der Schnelligkeit, mit der sich von da ab die demokratischen Wahrheiten verbreiteten. ![]()
1) Gegen sie wurde die Todesstrafe ausgesprochen und die Deportation gegen GERMAIN, MOROY, CAZIN, BOUIN, MÉNEISSIER, BLONDEAU und mich. 2) Ich verstehe unter dieser Benennung die Schriftsteller und die Beamten, welche die Industrie und den Handel den Gesetzen unterwerfen wollten, sowie die, welche dafür stimmten, ihnen die ausgedehnteste Freiheit zu lassen. 3) Es war immer schwierig für die Menschen, sich darüber zu einigen, eine vernünftige soziale Ordnung herzustellen. Durch den Handel des Überflusses und durch die Luxuskünste entrissen unsere Väter ohne Gewalt den Günstlingen des Lehnwesens einen Teil ihrer Reichtümer. Sklaven, die auf diese Weise ihren Herren notwendig wurden, schwächten deren Macht. Ein Übel, welches einem anderen als Heilmittel diente, wurde für das höchste Gut gehalten, so daß die Freiheit für viele Leute nichts ist, als die unbegrenzte Möglichkeit zu erwerben. 4) Von der großen Zahl der Lohnarbeiter und der kleinen der Lohnzahlenden kommt notwendigerweise das Elend der ersteren. Die Unwissenheit ist sowohl eine Notwendigkeit für die überbürdeten Arbeitenden, wie eine Vorsichtsmaßregel für die, welche ihnen ihre eigene Bürde zugeschoben haben. Vom Elend und der Unwissenheit kommt bei uns die Sklaverei, welche überall da herrscht, wo die Menschen nicht Gebrauch von ihrem Willen machen können oder es nicht verstehen. - - - Soll ich noch sagen, daß die Ökonomisten schließlich ein Mittel gefunden haben für alles Elend, was von der großen Zahl der Lohnarbeiter kommt? Sie raten den Arbeitern, nicht zuviele Kinder in die Welt zu setzen. Lacht nicht! 5) Grundsätze der Gesetzgebung und anderes, beiläufig. - MABLY betrachtet die Gemeinsamkeit der Güter als die einzige Ordnung, die dem wahren Zweck der Gesellschaft entspricht, welcher das Glück aller ihrer Glieder ist. Nach ihm sind alle die Übel, welche die menschliche Gesellschaft drücken, Wirkungen der Habgier und des Ehrgeizes. Die Politik beschränkt sich auf die Kunst, diese Leidenschaften wirksam zu unterdrücken. Die Habgier kann nur durch die Gemeinschaftlihckeit der Güter erstickt werden. Diese zerstört das individuelle Eigentum, und indem sie gleichzeitig die Reize der Macht vermindert, ist sie ein Wall gegen den Ehrgeiz, welcher auch durch die Sitten und die Einrichtungen gemäßigt werden muß. 6) Diese Benennung hat den Zweck, verständlich zu machen, daß in diesem System die einzige Quelle der Gefühle und der Handlungen der Bürger das ausschließlich persönliche Interesse ist, unabhängig von jeder Rücksicht auf das allgemeine Wohl. 7) Die Gleichheit, deren Idee die Basis der Geselligkeit und des Trostes der Unglücklichen ist, ist nur in den Augen der Menschen eine Schimäre, die durch die Liebe zum Reichtum und zur Macht verdorben sind. - - - Abgesehen von jedem System und jeder Leidenschaft, wo ist der Mensch, der nicht im Grunde seines Herzens in einem Individuum seiner Art, wer es auch sei, seinesgleichen erkennt? - - - Wo ist der Mensch, der, in die gleiche Lage versetzt, nicht denselben Schauer des Mitleids empfindet beim Anblick der Leiden seiner Mitmenschen? - - - Dieses Gefühl, die Folge unserer ersten Erfahrungen, wird durch die Vernunft gerechtfertigt, welche uns lehrt, daß die Natur die Menschen gleich geschaffen hat. Aber wie und worin? Das zu wissen, ist sehr wichtig. - - - Die, welche die sozialen Ungleichheiten billigen, behaupten, daß sie unvermeidlich sind, weil sie nach ihnen ihren Ursprung in den Ungleichheiten haben, die die Natur unter den Individuen der menschlichen Art geschaffen hat. - - - Die Menschen, sagen sie, unterscheiden sich von Natur aus durch das Geschlecht, durch die Größe, durch die Farbe, durch die Gesichtszüge, durch das Alter und durch die Kraft ihrer Glieder. Sie können also nicht gleich sein, weder in der Macht noch im Reichtum. Die Gleichheit, ob natürlich oder sozial, ist also ein wahres Wesen der Vernunft. - - - Indessen wenn die Unterschiede, von denen wir eben sprachen, wirklich existieren, wieso wären die Ungleichheiten der Einrichtung deren notwendige Folgen? Wäre das so, so würden der Reichtum und die Autorität immer Hand in Hand gehen mit der Kraft, mit der Größe, mit der Schönheit; was doch sehr häufig nicht der Fall ist. - - - Es gibt unter den Menschen, sagen die Anhänger der Ungleichheit, einen anderen natürlichen Unterschied, welcher notwendigerweise einen solchen nach sich zieht in ihrer Aufklärung und ihrer sozialen Stellung, das ist der des Geistes. Man ist so weit gegangen, zu behaupten, daß man in den mehr oder weniger hervorspringenden Erhöhungen des Gehirns die unfehlbaren Zeichen unserer Neigungen und unserer Leidenschaften erkennen kann. - - - Indessen scheint uns ein geheimes Gefühl zu belehren, daß die Dinge nicht so eingerichtet werden durch den Schöpfer der Natur, und daß, wenn die Menschen alle gleich gut organisiert sind, nicht alle die gleichen Geistesanlagen haben. Der Unterschied, der in dieser Beziehung zwischen ihnen herrscht, ist weit weniger die Wirkung der Mannigfaltigkeit ihrer Übereinstimmung, als die der Umstände, in welche sie sich versetzt finden. Wer will zweifeln, daß viele unwissende Menschen es nicht gewesen wären, wenn sie die Gelegenheit gehabt hätten sich zu unterrichten? Braucht der gewöhnlichste Viehhirt nicht zur Leitung seiner Arbeiten und zur Verteidigung seiner Interessen ebensoviel Geistesfeinheit, als NEWTON brauchte, um die Gesetze der Anziehungskraft zu entdecken? Alles hängt vom Gegenstand ab, auf den sich unsere Aufmerksamkeit lenkt. - - - Außerdem, selbst wenn die Ungleichheit der Intelligenz so natürlich wäre, wie man vorgibt, wäre es unmöglich, darin die Quelle der Unterschiede des Reichtums und der Macht zu sehen, die in der Gesellschaft bestehen. denn es ist durchaus nicht wahr, daß die Güter und die Autorität gewöhnlichder Anteil des Wissens und der Weisheit sind. - - - Aber handelt es sich eigentlich um die Eigenschaften, von denen wir eben sprachen? Durchaus nicht. die natürliche Gleichheit, die man im Auge hat, ist jene Gleichmäßigkeit der Bedürfnisse und Gefühle, welche mit uns geboren werden oder sich mit dem ersten Gebrauch entwickeln, den wir von unseren Sinnen und Organen machen. - - - Das Bedürfnis, sich zu nähren und sich fortzupflanzen, die Eigenliebe, das Mitleid, die Anlage zu empfinden, zu denken, zu wollen, seine Gedanken mitzuteilen und die von seinesgleichen zu verstehen und seine Handlungen der Regel anzupassen; der Haß des Zwangs und die Liebe zur Freiheit existieren fast im gleichen Maß bei allen gesunden und normalen Menschen. Das ist das Naturgesetz, aus dem sich für alle Menschen die gleichen natürlichen Rechte ergeben. - - - In den Augen von jedem, der sich aus zwei Wesen verschiedener Natur zusammengesetzt erkennt, entspringt ein neuer Grund zugunsten der natürlichen Gleichheit aus der geistigen Natur des denkenden Prinzips. Dieses Prinzip, welches allein das ganze menschliche Sein ausmacht, das unsichtbar und rein ist und immer aus der gleichen Quelle kommt, ist natürlich in allen Individuen unserer Art das gleiche. - - - Es ist kein Zweifel, daß die Ungleichheit der physischen Kräfte, wenigstens für den Augenblick, den Genuß der natürlichen Gleichheit stören kann. Wahrscheinlich um diesem Übel vorzubeugen, nahm man Zuflucht zu den Verträgen und errichtete die bürgerliche Gesellschaft. - - - Aus Mangel an Voraussicht stürzte man sich in ein Unglück, da größer war als das, welches man verhüten wollte. Die Gleichheit, welche die Natur erreichtet und die Vernunft bestätigt hat, wurde in der Gesellschaft durch eine Reihe von Verträgen verletzt, welche bestimmt waren, sie zu erhalten. Anstelle der vorübergehenden Nachteile, die durch die Ungleichheit der physischen Kräfte hervorgebracht wurden, kamen andere unheilvollere, längere und unvermeidliche Unannehmlichkeiten durch die vertragsmäßige Ungleichheit des Reichtums und der Macht. So sind durch eine seltsame Wandlung die Dümmsten, die Lasterhaftesten, die Schwächsten und die am wenigsten Zahlreichen dahin gelangt, die Menge der Stärksten, der Tugendhaftesten und der Unterrichtetsten mit schweren Pflichten zu überlasten und sie der natürlichen Freiheit zu berauben. - - - Von der ungleichen Verteilung der Güter und der macht kommen all die Frevel, über die sich neun Zehntel der Einwohner der zivilisierten Länder mit Recht beklagen. Daher kommen für sie die Entbehrungen, die Leiden, die Demütigungen und die Sklaverei. Daher kommt auch jene Ungleichheit der Aufklärung, welche man fälschlicher weise aus egoistischen Gründen der übertriebenen Ungleichheit der Geister zuschreibt. - - - Der Reichtum und die Macht der Individuen muß also in gerechte Grenzen eingeschränkt werden, welche die Einrichtungen einer wahren Gesellschaft aufstellen müssen. Die Macht, indem alle Bürger dem gleichen Gesetz unterstellt werden, das von allen ausgeht. Der Reichtum, indem alle Dinge so geordnet werden, daß jeder gnug hat und keiner zuviel. Darin besteht die Gleichheit, von der in diesem Werk gesprochen wird. - - - In Wahrheit, so wie die Dinge jetzt stehen, beschränkt sich diese Gleichheit fast nur auf die Reichtümer, welche heute fast allein den Preis bilden für die Macht, sowohl in den Augen derer, die befehlen, als in den Augen deren, die gehorchen. 8) Es gab solche, welche wirklich der königlichen Sache ergeben waren; andere paßten sich gleichmäßig allen Regierungsformen an, durch die sie das Ansehen und die Macht zu erhalten hofften. Das Interesse, das die einen und die anderen am Leben des Königs hatten, wie es vor dem Konvent zum Ausdruck kam, gab der gegen sie gerichteten Beschuldigung des Royalismus ein großes Gewicht. 9) Die Aristokratie oder herrschende Gewalt, die durch einen Teil der Nation über das Ganze ausgeübt wird, ist eine unvermeidliche Folge der Ungleichheit, die durch die Ordnung des Egoismus gutgeheißen wird. 10) Die Progressivsteuer unterscheidet sich von der Proportionalsteuer dadurch, daß das Verhältnis von dieser zum Einkommen, wie hoch es auch sei, immer das gleiche ist, während bei jener das Verhältnis mit dem Überfluß wächst. Die Progressivsteuer verhindert die großen Vermögen und schont die kleinen. 11) Die Freiheit einer Nation ergibt sich erstens aus der Gleichheit, die die Gesetze in den Verhältnissen und in den Einkünften der Bürger herrschen lassen; zweitens aus der unbeschränkten Ausübung der politischen Rechte. Das Projekt der ersten Verfassungskommission des Konventes, die ganz aus Girondisten zusammengesetzt war, vernachlässigte diese erste Bedingung vollständig und lieferte das Volk dem Einfluß der Reichen, der Müßiggänger und der Intriganten durch die Entwicklung aus, welche sie dem zweiten Teil zu geben schienen. 12) Am 31. Mai und den folgenden Tagen des Jahres 1793. |