p-4cr-2ra-1tb-1KantDunkmannMalottkiHerbartAsterMFKSigwart    
 
WILLI WARSTAT
Vom Individualbegriff
[Ein Beitrag zur Geschichte der formalen Logik.]

"Der reine Verstandesbegriff, beruhend auf einer Funktion des Denkens, faßt das Mannigfaltige der reinen Anschauung, das seinerseits wieder schon eine Synthesis mittels des Schematismus von Raum und Zeit in der Einbildungskraft gefunden hat, zur Einheit der Vorstellung zusammen und gibt dadurch vermöge seiner Natur unserer Erkenntnis Allgemeingültigkeit und Notwendigkeit. Der Begriff bildet als gewissermaßen die Form, in die das Material der Anschauung gefaßt werden muß, bevor es Erkenntnis heißen kann."

"Kants Ablehnung eines Individualbegriffs: ein durchgängig bestimmter Begriff würde als seinen Umfang ein durchgängig bestimmtes Einzelnes in Anspruch nehmen; da dies aber dem allgemeinen, gedanklich-formalen Wesen des Begriffs widerspricht, der als Gemeinvorstellung das in sich enthält, was verschiedenen Dingen gemein ist, so kann es keine niedrigste Art und keinen durchgängig bestimmten Begriff geben."

"Das ist nun nicht so aufzufassen, als ob in dieser durchgängig bestimmten anschaulichen Erkenntnis gar kein Begriff vorhanden wäre; wir haben allerdings Begriffe, die wir unmittelbar auf Individuen anwenden. Es können jedoch in Anbetracht derselben doch noch spezifische Unterschiede vorhanden sein, die wir entweder nicht bemerken, oder die wir außer Acht lassen. Dies sind also keine wirklich durchgängig bestimmten, niedrigsten Begriffe, sondern werden nur aufgrund einer Art Konvention auf Individuen angewandt. Nur komparativ für den Gebrauch gibt es niedrigste Begriffe, die gleichsam durch Konvention diese Bedeutung erhalten haben, sofern man übereingekommen ist, hierbei nicht tiefer zu gehen."

"Da die Menge der möglichen Empfindungen eine unendliche ist, so ist es der Sprache unmöglich, alle einzelnen Abstufungen der Empfindungen der Helligkeit, Wärme usw. einzeln sprachlich zu fixieren und dadurch im Gedächtnis festzuhalten. Sie muß sich vielmehr damit begnügen, von der Übersicht über die ganze durch verschwindende Unterschiede gebildete Reihe auszugehen und in diesem Kontinuum Grenzen zu ziehen, zwischen welchen eine bestimmte Bezeichnung gelten soll."


Erster Abschnitt
Der Individualbegriff in der
formalen Logik Kants.

Die logische Möglichkeit eines Individualbegriffs leugnet KANT in seiner von JÄSCHE herausgegebenen Logik durchaus, indem er sagt:
    "Die höchste vollendete Determination würde einen durchgängig bestimmten Begriff (conceptum omnimode determinatum), d. h. einen solchen geben, zu dem sich keine weitere Bestimmung mehr hinzudenken ließe

    Anm: Da nur einzelne Dinge oder Individuen durchgängig bestimmt sind, so kann es auch nur durchgängig bestimmte Erkenntnisse als Anschauungen, nicht aber als Begriffe geben ..." (1)
Im Gegensatz dazu ist die moderne Logik geneigt, die Möglichkeit eines Individualbegriffs zuzugeben. Um fürs Erste uns an einem Zitat genügen zu lassen, so behauptet ALOIS RIEHL in seinen "Beiträgen zur Logik" (2).
    "Daß es von Individuen wirklich Begriffe gibt und nicht bloß Anschauungen, steht außer Zweifel, obwohl es von Kant bestritten wird. Jede geschichtliche Persönlichkeit, jedes Ereignis als Gegenstand begrifflicher Erkenntnis liefert dafür den Beweis, und obgleich es nur einen Raum gibt, unterscheiden wir ganz richtig zwischen Raumanschauung und Raumbegriff." (3)
Es soll hier unsere nächste Aufgabe sein, den Grund dieses Gegensatzes zwischen KANT und der modernen Logik zu untersuchen.


1. Das Wesen des Begriffs
bei Kant

KANTs Auffassung vom Wesen des Begriffs innerhalb der formalen Logik ist augenscheinlich beeinflußt, wenn nicht in ihren wesentlichen Bestandteilen hervorgerufen, durch die Rolle, welche der Begriff in der transzendentalen Logik spielt.

Die transzendentale Logik untersucht unsere Erkenntnis mit Rücksicht auf ihre objektive Gültigkeit und unternimmt es, aus ihr diejenigen Elemente auszusondern, die "auf Gegenstände a priori bezogen" werden (4). Das Resultat dieser Untersuchungen interessiert uns hier insoweit, als es zur Aussonderung der Kategorien als solcher a priori aus dem Denken herrührender Elemente führt. Die Kategorien sind "als Handlungen des reinen Denkens" wohl Begriffe, aber "weder empirischen noch ästhetischen Ursprungs" (5); sie sind vielmehr "reine Verstandesbegriffe" und als solche das Resultat einer "Funktion", wie alle Begriffe, d. h. der "Einheit der Handlung verschiedene Vorstellungen unter einer gemeinschaftlichen zu ordnen". (6) Die Einheit der Synthesis in den reinen Verstandesbegriffen beruth genau auf denselben Funktionen, die "verschiedenen Vorstellungen in einem Urteil Einheit" geben, nur mit dem Unterschied vom Urteil, daß in einem Verstandesbegriff die "bloße Synthesis verschiedener Vorstellungen in einer Anschauung Einheit erhält. (7)

Die Rolle des Begriffs als reiner Verstandesbegriff innerhalb der transzendentalen Logik könnte man also etwa so beschreiben: Der reine Verstandesbegriff, beruhend auf einer Funktion des Denkens, faßt das Mannigfaltige der reinen Anschauung, das seinerseits wieder schon eine Synthesis mittels des Schematismus von Raum und Zeit in der Einbildungskraft gefunden hat, zur Einheit der Vorstellung zusammen und gibt dadurch vermöge seiner Natur unserer Erkenntnis Allgemeingültigkeit und Notwendigkeit. (8) Der Begriff bildet als gewissermaßen die Form, in die das Material der Anschauung gefaßt werden muß, bevor es "Erkenntnis" heißen kann.

Genau dieselbe Rolle spielt zunächst der Begriff auch in der formalen Logik, und da diese "von allem Inhalt der Erkenntnis, d. h. von aller Beziehung derselben auf das Objekt" abstrahiert und nur "die logische Form im Verhältnis der Erkenntnis aufeinander, d. h. die Form des Denkens überhaupt" betrachtet (9), so ist nicht nur der apriorische, sondern auch der empirische Begriff Gegenstand der formalen Logik: der Unterschied zwischen apriorischer und empirischer Verstandesform tritt für die formale Logik in den Hintergrund, dafür wird in ihr der Gegensatz zwischen Inhalt und Form, zwischen der durch die Sinnlichkeit vermittelten "Anschauung" und dem durch das Denken hinzugebrachten Begriffe als solchem aktuell. (10)

Schon hier machen sich Bedenken gegen die Art und Weise geltend, wie KANT den Begriff der "Anschauung" gebraucht. Es steigt die Frage auf, ob nicht auch schon in der Anschauung ein begriffliches Element vorhanden und dadurch die Kluft zwischen Inhalt und Form der Erkenntnis keine absolute ist.

KANT aber spricht zunächst dem Raum begrifflichen Charakter durchaus ab:
    "Der Raum wird als eine unendliche gegebene Größe vorgestellt. Nun muß man zwar jeden Begriff als eine Vorstellung denken, die in einer unendlichen Menge von verschiedenen möglichen Vorstellungen (als ihr gemeinschaftliches Merkmal) enthalten ist, folglich diese unter sich enthält, als ob er eine unendliche Menge von Vorstellungen in sich enthielte. Gleichwohl wird der Raum so gedacht (denn alle Teile des Raumes ins Unendliche sind zugleich). Also ist die ursprüngliche Vorstellung vom Raum Anschauung a priori und nicht Begriff." (11)
Hier hat der Mangel einer psychologischen Auffassung der Raumanschauung KANT zum Irrtum verleitet. Der Raum wird keineswegs von uns so vorgestellt "als ob er eine unendliche Menge von Vorstellungen, d. h. verschiedenen Vorstellungen in sich enthalten würde; vielmehr liegt jeder Vorstellung eines Raumes dieselbe Raumanschauung zugrunde, und bei einer Teilung des Raumes wird keine neue Vorstellung innerhalb einer allgemeinen angeordnet, sondern nur psychologisch eine Funktion der Raumanschauung auf Objekte angewandt.

Gegenstand der formalen Logik ist nunmehr für KANT der Begriff nur als bloße Verstandesform überhaupt, die zum Zweck logischer Behandlung streng von jedem Inhalt geschieden werden muß.

Wie gelangt nun die Logik zu dieser "bloßen Form des Denkens" als zu ihrem Gegenstand, und mittels welcher Methode legt sie den Gegensatz: Inhalt - Form in unserer Erkenntnis klar heraus und auseinander?

Die transzendentale Logik beschäftigte sich mit der Möglichkeit einer Erkenntnis überhaupt, d. h. mit der Möglichkeit der reinen Synthesis eines Mannigfaltigen a priori (12).

Die formale Logik setzt eine Erkenntnis als Resultat der Synthesis "eines Mannigfaltigen ... (es sei empirisch oder a prioir gegeben") voraus. (13)

Durch die bloße Synthesis wird diese Erkenntnis allerdings noch nicht deutlich (14), sie kann vielmehr "anfänglich noch roh und verworren sein", so daß sie "der Analysis bedarf" (15). Diese Analysis ist das Geschäft der formalen Logik: mittels ihrer bringt sie "verschiedene Vorstellungen unter einen Begriff", während die Synthesis überhaupt sie erst "auf Begriffe" gebracht und damit den ersten Ursprung der Erkenntnis gegeben hatte. (16)

Damit liegt auch der trotz aller Wesensgleichheit vorhandene Unterschied des Begriffs als Gegenstand der formalen Logik vom Begriff als Gegenstand der transzendentalen Logik klar zutage.

Hier bestand der Begriff "lediglich im Bewußtsein der Einheit der Synthesis" (17), und dieses "eine Bewußtsein ist es, was das Mannigfaltige, nach und nach Angeschaute, und dann auch Reproduzierte, in eine Vorstellung vereinigt" (18). Diese Vorstellung ist sonach das Produkt der synthetischen Einheit der Apperzeption.

An der Vorstellung kann aber "das Bewußtsein dieser synthetischen Einheit" (und damit die begriffliche Klarheit der Vorstellung) "oft nur schwach sein, sodaß wir es nur in der Wirkung, nicht aber im Aktus selbst, d. h. unmittelbar mit der Erzeugung der Vorstellung verknüpfen; aber ungeachtet dieser Unterschiede muß doch immer ein Bewußtsein angetroffen werden, wenngleich ihm die hervorstechende Klarheit mangelt." (19).

Sonach ist innerhalb der transzendentalen Logik zweierlei zu beachten: in der synthetischen Einheit der Apperzeption wird das Mannigfaltige der Anschauung zu einer Vorstellung zusammengefaßt, es handelt sich um eine Einzelvorstellung; und zweitens braucht das begriffliche Element an dieser Vorstellung nicht klar bewußt zu sein:

In der transzendentalen Logik trägt demnach der Begriff noch einen durchaus psychologischen Charakter. Erst in der formalen Logik wandelt sich dieser Charakter zum rein Logischen.

In der formalen Logik handelt es sich nämlich um die Beziehungen zwischen verschiedenen Vorstellungen und um die Klarheit, mit der diese Beziehungen im Bewußtsein sind.

Hier liegt dem Begriff eben die analytische Einheit der Apperzeption zugrunde, zufolge derer eine Vorstellung "als Verschiedenen gemein gedacht werden soll", so daß sie "als zu solchen gehörig angesehen wird, die außer ihr noch etwas Verschiedenes an sich haben". (20) Innerhalb der formalen Logik wird infolgedessen der Begriff zu einer "allgemeinen (repraesentatio per notas communes) oder reflektierten Vorstellung (repraesentatio discursiva" (21).

Ist nun der Begriff eine solche "allgemeine Vorstellung oder eine Vorstellung dessen, was mehreren Objekten gemein ist, also eine Vorstellung, sofern sie in verschiedenen enthalten sein kann", so tritt er dadurch in einen Gegensatz zur Anschauung (22). Auf die Wichtigkeit dieses Gegensatzes für die formale Logik wurde schon oben hingewiesen.

Die Anschauung nämlich hat allerdings mit dem Begriff das gemeinsam, daß sie eine "mit Bewußtsein auf das Objekt bezogene Vorstellung" ist, sie ist aber eine "einzelne Vorstellung (repraesentatio singularis), während ja der Begriff eine allgemeine sein sollte (23). Der Unterschied wird durch folgendes Gleichnis KANTs sehr klar gemacht: "Sieht ... ein Wilder ein Haus aus der Ferne, dessen Gebrauch er nicht kennt, so hat er zwar eben dasselbe Objekt wie ein anderer, der es bestimmt als eine für Menschen eingerichtete Wohnung kennt, in der Vorstellung vor sich ... Aber der Form nach ist diese Erkenntnis ein und desselben Objekts in beiden verschieden. Bei einem ist es bloße Anschauung, bei dem anderen Anschauung und Begriff zugleich." (24)

KANT will durch dieses Gleichnis klar machen, daß der Wilde nur das Material der Anschauung, den Inhalt in der Vorstellung hat, daß ihm dagegen die subjektive Form des Begriffs fehlt.

Sieht man genauer hin, so findet man, daß eine solche rein theoretisch-logische Scheidung zwischen Anschauung und Begriff, Inhalt und Form psychologisch nicht zulässig ist. Das zeigt sich sogar an jenem Beispiel. Der Wilde kann unmöglich das bloß Mannigfaltige der Anschauung allein im Bewußtsein haben. Auch bei ihm muß dieses Mannigfaltige eine Synthesis in der Einheit der Apperzeption, d. h. nach den reinen apriorischen Verstandesbegriffen, erfahren. Denn genauso, wie "Gedanken ohne Inhalt leer sind", so sind auch "Anschauungen ohne Begriffe blind". (25)

Zu aller Erkenntnis ist demnach ein Begriff erforderlich, "dieser mag nun so unvollkommen oder so dunkel sein, wie er will." (26)

Nun sahen wir aber oben (27), daß in der synthetischen Einheit der Apperzeption in der Erzeugung der Erkenntnis das Bewußtsein dieses Aktus durchaus kein absolut klares zu sein braucht, vielmehr ein unbestimmtes und dunkles bleiben kann.

Hören wir weiter, daß "das Bewußtsein die wesentliche Bestimmung aller logischen Form der Erkenntnis ist", so daß die Logik sich "auch nur mit klaren, nicht aber mit dunklen Vorstellungen beschäftigen" kann und darf (28), so tritt dadurch der letzte Unterschied des Begriffs als Gegenstand der formalen Logik vom Begriff, soweit er Gegenstand der transzendentalen Logik ist, in der Tat wieder scharf hervor.

Bei der Erzeugung unserer Erkenntnis mittels der synthetischen Einheit der Apperzeption konnte das Bewußtsein dieses Aktus unklar und dunkel sein, wenn es auch nie ganz fehlen durfte; dadurch blieb der Begriff zwar noch logisch unklar; ich glaube aber behaupten zu dürfen, daß er psychologisch innerhalb der Erkenntnis vorhanden sein mußte.

Bei der logischen Behandlung dieser fertig vorliegenden Erkenntnis in der analytischen Einheit der Apperzeption tritt der Begriff klar ins Bewußtsein als die subjektive Form oder Regel der Erkenntnis, welche als solche nur das enthält, was als Gemeinsames in verschiedenen möglichen Vorstellungen enthalten sein kann (29) und nicht an die aktuelle Vorstellung allein gebunden ist.

Infolge dieser Abstraktion von allem anschaulichen Inhalt erfährt dann der Begriff eine Entgegensetzung gegenüber der Anschauung; wir sahen jedoch, daß diese Scheidung und Gegenüberstellung von Anschauung und Begriff eine rein gedankliche ist und sich nur von einem rein logischen Standpunkt aus verteidigen läßt, daß, psychologisch betrachtet, auch in der Anschauung schon "begriffliche" Elemente vorhanden sind. (30)

Es wird sich nun gerade in der Lehre vom Individualbegriff zeigen, daß der rein logische Gesichtspunkt hier nicht ausreicht, und daß die logische und psychologische Betrachtung sich zur Erreichung des Zieles die Hand bieten müssen.


2. Der Individualbegriff bei Kant.

Ist die Rolle, welche der Begriff in unserer Erkenntnis spielt, festgesetzt und er nach seinem Wesen als diejenige Form des Denkens bestimmt, die das Gemeinsame der Vorstellungen unter sich faßt und ordnet, so ist es eine fernere Aufgabe der formalen Logik, nun auch die Begriffe selbst in eine Ordnung und in ein System zu bringen und dadurch "unserer Erkenntnis die größtmögliche Einheit bei der größtmöglichen Ausdehnung zu verschaffen". (31)

Jeder Begriff enthält als "allgemein gültige Vorstellung" das, "was mehreren Vorstellungen von verschiedenen Dingen gemeinsam ist". (32)

Insofern er nun "in der Vorstellung der Dinge enthalten" ist, ist er Teilbegriff (33), sofern aber durch ihn "alle Dinge, die unter ihm enthalten sind, durch ihn vorgestellt werden", ist er "Erkenntnisgrund" (34) für diese Dinge, und sie sind unter ihm als Merkmal enthalten (35).

Die Summe der einen Begriff bildenden Teilbegriffe macht den Inhalt eines Begriffs aus, die Menge der Gegenstände, die mittels dieser Teilbegriffe als "Erkenntnisgründe" oder "Merkmale" gedacht werden können, seinen Umfang (36).

Entferne ich auf dem Weg logischer Abstraktion aus einem Begriff einen Teilbegriff, so wird dadurch der Inhalt des Begriffs kleiner; durch den Wegfall eines Merkmals wird aber auch zugleich sein Umfang größer, indem durch die Summe der übrig bleibenden Merkmale eine größere Anzahl von Gegenständen gedacht werden kann. (37)

Der Begriff mit kleinerem Inhalt und infolgedessen größerem Umfang enthält den Begriff mit größerem Inhalt und infolgedessen kleinerem Umfang unter sich: er ist der höhere Begriff gegenüber diesen niederern. (38)

Der höhere Begriff kann auch Gattungsbegriff heißen, der niedere Artbegriff (39).

Nun sagt aber KANT wörtlich: "Der höhere Begriff heißt in Rücksicht seines niederen Gattung (genus); der niedere Begriff in Anbetracht seines höheren Art (species) (40). Er braucht sonach gleichwertig "Gattungsbegriff", "Artbegriff" und "Gattung", "Art" (41).

Nun bezeichnet aber der Ausdruck "Gattung" oder "Art" den Begriff zunächst nur mit Beziehung auf seinen Umfang, d. h. mit Beziehung auf seine Fähigkeit, als "Erkenntnisgrund" auf die unter ihm enthaltenen Dinge bzw. Vorstellungen angewandt zu werden. Wenn also KANT in der Folge "Gattung" und "Gattungsbegriff", "Art" und "Artbegriff" gleichsetzt, so ist dadurch unvermerkt ein Element aus der Anschauung, d. h. dem psychologischen Inhalt des Denkens in die rein formale Logik eingedrungen. (42)

Damit ist aber im Grunde für die weitere Lehre vom Begriff die strenge Scheidung und Entgegensetzung von Anschauung und Begriff, Inhalt und Form, verloren gegangen, und es bedarf beim Individualbegriff eines gewaltsamen Rucks, um wieder auf diese Entgegensetzung zu kommen.

Behandelt man den Begriff nämlich zunächst weiter als reine Form des Denkens, so kommt man allerdings durch fortgesetzte logische Abstraktion zu immer höheren Begriffen, und endlich durch die größte mögliche Abstraktion zum höchsten und abstraktesten Begriff, "von dem sich, als solchem, nichts weiter abstrahieren läßt, ohne daß der ganze Begriff verschwindet." (43)

Gegen diesen Gedankengang ist logisch nichts einzuwenden; des weiteren ist aber für KANT mit der Möglichkeit eines höchsten Begriffs auch zugleich die Möglichkeit eines höchsten Genus, das nicht wieder Spezies sein kann, postuliert: "zu einem solchen müssen wir gelangen, weil es doch am Ende einen höchsten Begriff (conceptum summum) geben muß." (44)

In entgegengesetzter Richtung erhält man durch fortgesetzte logische Determination immer niedrigere Begriffe, und "die höchste vollendete Determination würde einen durchgängig bestimmten Begriff (conceptum omnimode determinatum), d. h. einen solchen geben, zu dem sich keine weitere Bestimmung mehr hinzudenken läßt." (45)

Damit ist von KANT zugegeben, daß die Annahme eines Individualbegriffs den Gesetzen des rein formalen Denkens ansich nicht widerspricht.

Wenn er trotzdem die Möglichkeit eines Individualbegriffs sofort ableugnet, so geschieht das - allerdings für KANT unbewußt, da er "Gattung" und "Art" einerseits und "Gattungsbegriff" und "Artbegriff" andererseits gleichsetzt - aus Überlegungen, die sich auf den psychologischen Inhalt des Denkens beziehen, nämlich auf den für einen Individualbegriff zu postulierenden Umfang, die niedrigste Art, und auf die Art und Weise, wie diese niedrigste Art oder Individuum in unserer Erkenntnis auftreten kann.

Wenn der höchste und allgemeinste Begriff seinen Umfang als einen allumfassenden Kreis zieht, der als "der allgemeine und wahre Horizont ... alle Mannigfaltigkeit als Gattungen, Arten und Unterarten unter sich befaßt (46), so würde ein durchgängig bestimmter Begriff im Gegensatz dazu gar keinen Umfang haben, man würde sich für ihn keinen "logischen Horizont" denken können, den man von ihm aus als Mittelpunkt zu übersehen vermöchte: er würde sich nur auf "Punkte, die keinen Umfang haben" (Individuen), beziehen können.

Steigt man also von oben nach unten herab, so gelangt man von der Gattung zur Art, von der Art zur Unterart; nur bis hierher vermag die bestimmte, begriffliche Erkenntnis zu folgen; keine Art kann "als die unterste an sich selbst angesehen" werden, "weil, da sie doch immer Begriff ist, der nur das, was verschiedenen Dingen gemeinsam ist, in sich enthält, dieser nicht durchgängig bestimmt, folglich auch nicht zunächst auf ein Individuum bezogen sein kann, folglich jederzeit andere Begriffe, d. h. Unterarten unter sich enthalten muß." (47)

Sonach können wir den Gedankengang, vermöge dessen KANT zur Ablehnung eines Individualbegriffs gelangt, so zusammenfassen: ein durchgängig bestimmter Begriff würde als seinen Umfang ein durchgängig bestimmtes Einzelnes in Anspruch nehmen; da dies aber dem allgemeinen, gedanklich-formalen Wesen des Begriffs widerspricht, der als Gemeinvorstellung "das in sich enthält, was verschiedenen Dingen gemein ist", so kann es keine niedrigste Art (48) und keinen durchgängig bestimmten Begriff geben (49).

Das "wirklich Unterste an sich selbst", die "einzelnen Dinge oder Individuen" sind als solche allerdings durchgängig bestimmt; eine Erkenntnis von ihnen, d. h. "durchgängig bestimmte Erkenntnisse", kann es daher nur "als Anschauungen, nicht aber als Begriffe geben" (50).

Das ist nun nicht so aufzufassen, als ob in dieser durchgängig bestimmten anschaulichen Erkenntnis gar kein Begriff vorhanden wäre (51); wir haben allerdings Begriffe, die wir "unmittelbar auf Individuen anwenden". Es können jedoch in Anbetracht derselben doch noch spezifische Unterschiede vorhanden sein, die wir entweder nicht bemerken, oder die wir außer Acht lassen." Dies sind also keine wirklich durchgängig bestimmten, niedrigsten Begriffe, sondern werden nur aufgrund einer Art Konvention auf Individuen angewandt. "Nur komparativ für den Gebrauch gibt es niedrigste Begriffe, die gleichsam durch Konvention diese Bedeutung erhalten haben, sofern man übereingekommen ist, hierbei nicht tiefer zu gehen." (52)

Schauen wir noch einmal auf den Weg zurück, den wir bis zu einer logisch-klaren begrifflichen Erkenntnis nach KANT durchmessen müssen, so finden wir also etwa Folgendes:

Das Material der Sinnlichkeit, zusammengefaßt unter den Anschauungsformen Raum und Zeit, findet eine Synthesis in der Einheit der Apperzeption nach den apriorischen reinen Verstandesformen oder Kategorien.

Die so hervorgebracht Vorstellung ist eine Einzelvorstellung oder Anschauung (53).

Dieses Material an Einzelvorstellungen setzt die formale Logik als gegeben voraus, bevor sie an ihr Geschäft geht.

Dieses Geschäft besteht nun darin, diejenigen begrifflichen Elemente, welche auch schon in der Anschauung wenn auch nur dunkel, enthalten sind, zu völliger, d. h. logischer, Klarheit einerseits zu bringen, und sie andererseits in ihrem Wesen als reine Formen des Denkens, abstrahiert von allen Inhalt, darzustellen.

Als eine solche bloße Form des Denkens erhält der Begriff konsequenterweise seine Wesensbestimmung als allgemeine Vorstellung (54) und tritt dadurch in einen Gegensatz zur empirischen Einzelvorstellung der Anschauung.

Die formale Logik beginnt also für KANT erst hinter der Einzelvorstellung. Nur insofern in dieser Teilbegriffe eines höheren Begriffs enthalten sind, kann sie vermöge dieser im Umfang jenes Begriffes mitgedacht werden.

Sie ist dagegen nicht befähigt, als durchgängig bestimmte Erkenntnis den Umfang eines Begriffs allein auszufüllen. Diesem Begriff würde dadurch die Möglichkeit geraubt werden, etwas Verschiedenen Gemeinsames zu bezeichnen, sein Umfang würde lediglich ein Einzelnes umfassen. Damit würde er aber seinem Wesen nach nicht mehr als rein formal logisch, sondern vielmehr als empirisch-psychologisch anzusprechen sein.

Die Einzelvorstellung als durchgängig bestimmte Erkenntnis bleibt demnach stets eine bloße Anschauung, d. h. das in ihr liegende gedankliche Element kommt nie völlig zu begrifflicher Klarheit.

Fragt man: weshalb denn nicht?, so speist uns KANT mit einer sonderbaren Ausflucht ab: Wir wenden zwar Begriffe auf Einzelvorstellungen an, aber das sind keine durchgängig bestimmten Begriffe, sondern niedrigste Artbegriffe; und wir bleiben bei diesen stehen "vermöge einer Konvention, nicht tiefer zu gehen".

Hier liegt es klar auf der Hand, daß KANT sich nur aus dem Grund einer so schwachen Notbrücke bedient hat, um die Kluft zwischen dem uns empirisch gegebenen Vorstellungsinhalt unseres Denkens und dem formal-logischen, begrifflichen Denken selbst zu überbrücken, weil er innerhalb der Grenzen der formalen Logik bleiben wollte, weil er sich scheute, die psychologische Methode zu Hilfe zu nehmen bei der Beantwortung jener letzten Frage: warum läßt sich das Denken mit einer "Konvention" abspeisen, warum verlacht es nicht diese ihm aufgedrängte Konvention und dringt dennoch zu den letzten Merkmalen vor?

Die Antwort: weil das eine psychologische Unmöglichkeit ist, konnte KANT, der sich durch seine Wesensbestimmung des Begriffs an die Grenzen der formalen Logik gebunden hatte, nicht geben; daher bleibt bei ihm im letzten Grund in der Tat eine Lücke zwischen Anschauung und Denken.


Zweiter Abschnitt
Der Individualbegriff in der neueren Logik,
speziell bei Riehl und Sigwart.

Während es innerhalb der formalen Logik als solcher die streng logische Auffassung des Begriffs als Gemeinvorstellung war, welche das Einsetzen der logischen Bearbeitung unserer Erkenntnis erst hinter der Einzelvorstellung mit sich brachte und damit das Aufklaffen jener Lücke zwischen dem psychologischen Inhalt und der gedanklichen Form unserer Erkenntnis veranlaßt hat, werden wir des weiteren finden, daß die neuere Logik durch eine mehr psychologische Auffassung des Begriffes und damit verbunden durch eine weitere Begrenzung der formalen Logik es versucht, jene Lücke zu beseitigen und damit zu einem Individualbegriff - im Gegensatz zu KANT - zu gelangen.

Es soll hier nicht meine Aufgabe sein, in historisch chronologischer Entwicklung das Werden dieses neuen Standpunktes darzulegen; ich will lediglich seine fertige Gestalt an zwei Beispielen auseinandersetzen.

Wenn wir dabei von dem jüngeren Logiker ALOIS RIEHL ausgehen, so tue ich das aus dem Grund, weil bei ihm der Gegensatz zu KANT einen derart schroffen Ausdruck findet, daß ich bewogen wurde, ihn am Anfang dieser Ausführungen als Antipoden KANTs zu zitieren.

Andererseits wird es gerade bei ihm klar, daß es unmöglich ist, unsere Frage zu lösen, ohne daß man sich um die Stellung des Individualbegriffs in der formalen Logik kümmert.

Wie nur durch eine Behandlung unserer Frage auch nach dieser Seite hin, d. h. wie doch nur schließlich auf dem Boden der formalen Logik sie der Lösung näher gebracht werden kann, möchte ich innerhalb des logischen Systems von SIGWART zeigen. -


1. Das Wesen des Begriffs im allgemeinen und des
Individualbegriffs im besonderen bei Alois Riehl.

In seinen "Beiträgen zur Logik" (55) bezeichnet RIEHL den Begriff als die mit einem Zeichen, in der Regel mit einem Wort, verschmolzene Bedeutung (56).

Die Begriffe als solche stehen im Gegensatz zu den "anschaulichen, konkreten und darum individuellen Vorstellungen der Sinne und der Einbildungskraft" (57). Sie sind eben "gedankliche abstrakte und daher allgemeine Vorstellungen, welche in unserem Bewußtsein die Stelle der anschaulichen vertreten." (58)

Es klingen zwar bei dieser Vertretung "gleichsam die sinnlichen Vorstellungen, deren Stelle das bedeutsame Zeichen vertritt, in unserem Bewußtsein nach oder begleiten wie Schatten die Bewegung unseres Denkens", aber das Zeichen und der damit im Bewußtsein verschmolzene Begriff bleibt immer "der Ausstrahlungspunkt für die anschaulichen Vorstellungen." (59)

Das Denken ist demnach eigentlich nichts anderes als eine abgekürzte Art des Vorstellens und der Begriff die "Form des Vorstellens" (60)

Damit wird aber im Grunde der Begriff lediglich zu einem mit dem Wort als "gedanklichem Symbol" verknüpften Bewußtsein von der Reproduktionsmöglichkeit der anschaulichen Vorstellungen.

In der Anschauung erhalten wir eine unmittelbare Vorstellung vom Gegenstand.

Dieser "unmittelbaren Vorstellung" steht der Begriff als eine "mittelbare" gegenüber, nämlich als Vorstellung des Gegenstandes "durch andere Vorstellungen oder einen Teil der anschaulichen Gesamtvorstellung".

Es werden bei der Begriffsbildung "Vorstellungen aus einem Anschauungsgebiet auf Objekte eines anderen übertragen", und bei dieser Übertragung müssen sie "ihre eigene anschauliche Bedeutung notwendig einbüßen und zu gedanklichen Symbolen der durch sie bezeichneten Dinge werden". Der Begriff gewinnt dadurch eine von der Anschauung unabhängige, "obschon nicht ohne Verbindung mit ihr bleibende Bedeutung" (61), er wird eine "abstrakte Vorstellung".

Beim Wesen einer solchen "abstrakten Vorstellung" müssen wir noch einen Augenblick verweilen. Ist eine "abstrakte Vorstellung" überhaupt noch berechtigt, den Namen "Vorstellung" zu führen?

RIEHL sagt: "Eine Farbe anschaulich vorstellen, heißt, sich ihren Eindruck in die Erinnerung rufen, sie denken bedeutet, sie durch Wellenlänge und Schwingungszahl definieren, also mittelbar vorstellen." (62)

Was stelle ich denn aber überhaupt vor, wenn ich eine solche Definition ausführe? Zunächst doch wohl überhaupt gar nicht die Farbe, sondern nichts weiter als eben die Wellenlänge und die Schwingungszahl als solche, und diese stelle ich mir anschaulich vor (63).

Indem ich nun auf diese Wellenlänge und diese Schwingungszahl als Eigenschaften der Farbe reflektiere, bringe ich sie mit der anschaulichen Vorstellung der Farbe in einen assoziativen Zusammenhang und bereichere dadurch meine Vorstellung von der Farbe.

Dieser ganze Vorgang ist sonach ein Urteilen, und es ist unberechtigt, ihn als Vorstellen zu bezeichnen; denn ein eigentliches Vorstellen der Farbe kommt gar nicht in Betracht: "mittelbares Vorstellen" ist eben kein Vorstellen, sondern ein Denken, und wir sind durch RIEHLs Definition (64) genauso klug wie vorher.

Die Definition ist aber in Wirklichkeit nichts anderes als das bewußte Reflektieren auf Eigenschaften unserer anschaulichen Vorstellung (welche Eigenschaften primär auch ihrerseits zur Anschauung gebracht worden sein müssen), wodurch diese mit größerer Klarheit in unser Bewußtsein tritt.

Der Begriff wird dann dadurch insofern beeinflußt, als die Bedeutung eines Wortes, an das er geknüpft ist, mit der Definition erst völlige Klarheit erhält, d. h. daß sich die Fülle der mit einem Wort im Bewußtsein verknüpften Reproduktionsmöglichketen bereichert und klärt.

RIEHL darf demnach wohl sagen, daß ein Begriff abstrakt (65) ist, nicht aber, daß er eine abstrakte Vorstellung ist. (66) -

In der Abstraktheit der Begriffe gibt es nun nach RIEHL Abstufungen "je nachdem diese der Anschauung näher oder ferner stehen". So ist "eine Gattung in höherem Grad abstrakt als die Art", und "Begriffe von Individuen, denen ein einziges wirkliches Objekt entspricht, sind im allgemeinen weniger abstrakt als solche, die eine Mehrheit von verschiedenen Objekten unter sich begreifen". (67)

Die größere oder geringere Abstraktheit eines Begriffs hängt also ab von seiner Möglichkeit, zu einer anschaulichen Vorstellung zu gelangen. Bei einem Begriff, der aus einer Menge von verschiedenen Einzelvorstellungen von verschiedenen Gegenständen genommen ist, wird das natürlich schwerer, wenn nicht unmöglich sein.

Aber auch wenn der Gegenstand eines Begriffs "individuell, ja einzig in seiner Art ist", bleibt der Begriff immer noch abstrakt und allgemein, denn die Vorstellungen, "durch deren Verknüpfung wir ein solches Einzelnes begrifflich bestimmen, sind selbst abstrakter Natur, daher ebensogut in jedem beliebigen anderen Zusammenhang zu verwenden". (68)

Auf diesem Weg kommt RIEHL zu seiner schroff gegen KANT gerichteten Behauptung, daß es von Individuen nicht nur Anschauungen, sondern auch Begriffe gibt. (69)

Sieht man aber genauer zu, so behauptet er damit nichts anderes, als es auch KANT getan hatte. Auch KANT hat zugegeben, daß es Begriffe gibt, die wir aufgrund einer "Konvention" auf Individuen anwenden. Er leugnet nur, daß sie das vollständige Material der Anschauung bis zu völliger Determination aufnehmen können.

Man kann also RIEHL ohne Gefahr zugeben, daß wir uns ein historisches Ereignis, eine historische Persönlichkeit auch begrifflich vorstellen können, nachdem sie uns irgendwann einmal anschaulich geworden sind (wenn nicht in Wirklichkeit, so doch in der schöpferischen Phantasie) und daß wir nicht nur eine Raumanschauung, sondern auch einen Raumbegriff haben, obgleich sich KANT geradeheraus weigert, den Raum einen Begriff zu nennen (70).

Aber wir fragen sofort: was enthält dieser Begriff? Enthält er die Reproduktionsmöglichkeit des vollständigen Materials der Anschauung, wie es KANT vom Individualbegriff verlangt, und wie ist das möglich? Oder enthält er nur eine Beschränktheit von Merkmalen, und aus welchen Gründen beruhigen wir uns bei dieser Beschränkung unseres Denkens?

Auf diese Fragen finden wir bei RIEHL überhaupt keine Antwort. Es tritt vielmehr ihnen gegenüber klar zutage, daß RIEHL eine ganz andere Auffassung vom Wesen des Individualbegriffs hat als KANT. Der Begriff heißt eben schon dann bei ihm ein Individualbegriff, wenn er auf ein numerisch Einzelnes angewendet wird.

Daß sich RIEHL an dieser oberflächlichen Auffassung genügen läßt, rührt daher, daß er nicht berücksichtig welche Stellung der Individualbegriff innerhalb eines Systems der Begriffe einnehmen müßte, wie es die formale Logik herzustellen versucht, und welche Forderungen sich daraus an ihn ergeben.

So bleibt die Lücke zwischen Anschauung und Begriff, die wir bei KANT konstatiert haben, bei RIEHL durchaus bestehen, ja gerade dadurch, daß RIEHL das eigentümliche Wesen des Begriffs in seine Abstraktheit setzt, wird diese Lücke noch weiter aufgerissen. Das Denken und damit die Logik beginnt so erst hinter jeder Anschauung überhaupt, während bei KANT auch die in jeder Anschauung schon a priori vorhandenen begrifflichen Elemente zur Überbrückung jenes Gegensatzes zwischen Anschauung und Begriff mit beigetragen haben.

Eine befriedigende Lösung der Frage nach dem Individualbegriff wird man also nur von einer Logik zu erwarten haben, die die formale Logik aus einer material-psychologischen hervorwachsen läßt, so den Gegensatz zwischen Anschauung und Begriff, Inhalt und Form zu überwinden trachtet und in der allmählichen Entwicklung des Systems der Denkformen dem Individualbegriff, wenn es einen gibt, seinen Platz anweist.

RIEHL gegenüber muß aber energisch betont werden, daß das logische Wesen eines Individualbegriffs nicht darin liegt, daß sein Gegenstand zufällig ein numerisch Einzelnes ist, sondern darin, daß er das Material der Anschauung - die als solche ja immer von einem aktuell einzelnen herrühren muß - in völliger Bestimmtheit enthält.

Dadurch wird der Individualbegriff aber durchaus noch nicht in seiner Anwendung auf einen einzelnen Gegenstand beschränkt; er würde auf alle Objekte angewandt werden können, die jenem ersten, von dem er gewonnen wurde, absolut gleich sind, und so immer eine gewisse Allgemeinheit [grup5b] behalten, die ihm als Form des Denkens gebührt. Ob es in der Erfahrung solche absolut gleichen Objekte gibt, das würden die realen Wissenschaften auszumachen haben. -

Wir werden bei SIGWART sehen, daß gerade an diesem Punkt die Auffassung des Individualbegriffs bei ihm eine Veränderung erleidet.


2. Die psychologische Ergänzung der
formalen Logik bei Sigwart.

Die formale Logik, wie sie KANT aufgefaßt hat, setzte das natürliche Denken mit seinen psychologischen Vorgängen voraus; diese Voraussetzung blieb aber noch ganz latent, wenn auch die Logik von ihr aus die Formen des reinen logischen Denkens zu erfassen suchte. Dabei mußte sie wieder möglichst von den psychologischen Bedingungen des natürlichen Denkens zu abstrahieren und sich von ihnen zu befreien suchen, aber eine unausweichliche Notwendigkeit versetzte sie in die Lage, schließlich doch auf das natürliche Denken und damit den Inhalt der reinen Denkformen zurückgreifen zu müssen.

Für die Lehre vom Begriff aber hatte die Fassung der Aufgabe der Logik als einer letztenendes doch formalen unmittelbar die Folge, daß das Wesen des Begriffs recht eigentlich in seiner ihm als reine Form des Denkens anhaftenden Allgemeinheit gefunden wurde (71).

Seine Allgemeinheit setzte dann den Begriff in einen auf rein logischem Weg unüberbrückbaren Gegensatz zu der Einzelvorstellung der Anschauung und damit zum natürlichen Denken und machte es KANT auch unmöglich, einen Individualbegriff, als durchgängig bestimmten Begriff, anzunehmen, da dieser wegen seiner durchgängigen Bestimmtheit auf Einzelnes sich hätte beziehen müssen und so seinem eigenen Wesen als Begriff, als Gemeinvorstellung, widersprochen hätte. -

SIGWART (72) betrachtet seinerseits die formale Logik aus einem etwas veränderten Gesichtspunkt. Sie ist ihm lediglich "eine Kunstlehre des zweckmäßigen Denkens" (73), und zwar zum Zweck des "Wahrdenkens" (74). Die logische Betrachtung des Denkens bezieht sich auf den Zweck, es so zu vollziehen, daß die daraus hervorgehenden Urteile "wahr, d. h. notwenig, und gewiß, d. h. vom Bewußtsein ihrer Notwendigkeit begleitet, und eben darum allgemein gültig sind". (75)

Dabei verbürgt die formale Logik aber nur die formale Richtigkeit des Verfahrens, nicht aber die materiale Wahrheit der Resultate (76); denn sie ist notwendig eingeschränkt auf die Regelung des Fortschritts im Denken, weil es "schlechterdings keine Methode geben kann, das Denken von vorne anzufangen, sondern immer nur eine Methode, es von schon vorhandenen Voraussetzungen aus fortzusetzen." (77)

Diese gegebene Voraussetzung bildet auch für SIGWART das natürliche Denken; aber die formale Logik hat bei ihm eben die Regeln des Verfahrens zu suchen, "durch welches vom unvollkommenen Zustand des natürlichen Denkens aus aufgrund der gegebenen Voraussetzungen und Hilfsmittel der vollkommene erreicht werden kann." (78)

Nun ist für SIGWART die Grundfunktion des Denkens, mittels deren es sein Ziel, jenen vollkommenen Zustand des Denkens, erreicht, das Urteilen (79). So ist naturgemäß die Analyse des Urteils da, "wo es sich ohne Reflexion kunstlos im natürlichen Verlauf des Denkens bildet" (80), der Ausgangspunkt seiner Untersuchungen.

Damit aber ist es nicht genug.

Da das Urteil mindestens schon die Prädikatsvorstellung als innerhalb des unbewußten natürlichen Denkens gebildet voraussetzt, so fällt es zwar allerdings formell "außerhalb unserer Aufgabe, dasjenige Denken zu betrachten, durch welches Vorstellungen überhaupt zuerst entstehen; aber eine fortschreitende Analyse muß diese Fragen berühren." (81)

Wir betrachten daher zunächst, was die Analyse des natürlichen Denkens für die psychologische Entwicklung des Begriffs ergibt.


a) Die psychologische Entwicklung des
Begriffs im natürlichen Denken.

In derselben Weise wie KANT geht auch SIGWART davon aus, daß alles Vorgestellte entweder als einzeln existierend vorgestellt werden kann (als einzelnes Ding oder als Eigenschaft, Tätigkeit, Relation einzelner Dinge bzw. unter den Bedingungen der Einzelexistenz wie die Produkte der Bilder schaffenden Phantasie (82) oder daß abgesehen werden kann von den Bedingungen seiner Einzelexistenz; insofern wird dann das Vorgestellte allgemein. (83)

Diese Allgemeinheit erhält nun bei SIGWART einen völlig potentiellen Charakter.

Ein Vorgestelltes wird nämlich insofern allgemein, als es "rein innerlich gegenwärtig ist, in einer beliebigen Menge von einzelnen Dingen oder Fällen existierend gedacht werden kann." (84)

Der Träger und der Ausdruck für diesen "innerlich gegenwärtigen Gehalt des Vorgestellten ist das Wort" (85), d. h. die für sich bedeutungsvollen Wörter (86) sind uns "Zeichen von Vorstellungen, die innerlich gegenwärtig sind" und imstande, aus der Erinnerung "durch ihren bloßen Laut ohne Hilfe einer gegenwärtigen Anschauung einen bestimmten Vorstellungsinhalt ins Bewußtsein zu rufen" (87).

Es fragt sich nun, wie die Wörter zu dieser ihrer Bedeutung kommen. Der psychologischen Untersuchung zeigt es sich hier, daß mit ihnen im natürlichen Denken durchaus "individuell differente und in vielfacher Umbildung begriffene Bedeutungen" verknüpft sind (88), und daß die Fixierung dieser Bedeutungen zu festen Begriffen, zu "Kunstprodukten einer bewußten Bearbeitung unserer Vorstellungen" (89), nur ein Ideal ist, das zu erreichen, "eben die Logik helfen soll". (90)

Das individuelle Denken knüpft nämlich in seiner primitiven Entwicklung zunächst an eine einzelne Anschauung und das von dieser zurückgebliebene allgemeine und unsichere Erinnerungsbild, welches als solches reproduzierbar und als Bedeutung mit dem in Frage kommenden Wort verknüpft ist (91). Der individuelle Gehalt dieses Erinnerungsbildes besteht in den Elementen, "welche der einzelne wirklich mit Bewußtsein erfaßt und festgehalten hat". (92)

Dabei bringt es die Unsicherheit des Erinnerungsbildes mit sich, daß dieses Erinnerungsbild sich mit Reihen von neuen Bildern vereinigt und so die Rolle einer allgemeinen Vorstellung erhält." (93)

Zugleich führt aber die Übung in der Auffassung zu einer Beobachtung und Fixierung der frappantesten Züge, und die Bilder werden dadurch bestimmter und inhaltsreicher (94).

Andererseits ist es vor allem das Interesse, das die Aufmerksamkeit und die Genauigkeit der Auffassung beeinflußt. Was erfreut oder erschreckt, was mit des Menschen Bedürfnissen oder Trieben im Zusammenhang steht, prägt sich mit allen Einzelheiten dem Gedächtnis ein, während wieder zur Unterscheidung von Gleichgültigem schon ganz allgemeine Bilder genügen (95).

So durchläuft die mit dem Wort verknüpfte Bedeutung eine Reihe von Entwicklungsstadien, in denen der Gehalt dieser Bedeutung auf das mannigfachste bereichert und modifiziert wird. (96)

Was sich aus dieser Betrachtung zunächst ergibt, ist dies, daß im Individuum das Allgemeine früher ist als das Spezielle, die unvollständigere und unbestimmtere Vorstellung früher als die vollständige, die eine weitergehende Unterscheidung voraussetzt. (97)

Für unsere spezielle Frage muß es uns an dieser Stelle besonders interessieren, wie weit dieser allmählich im individuellen Denken sich vollziehende Prozeß gehen kann, wie weit das Material der Anschauung in die Bedeutung des Wortes und damit in den Begriff aufgenommen werden kann.

Daran schließt sich aber sofort die weitere Frage, ob durch eine eventuelle völlige Aufnahme dieses Mannigfaltigen das Wesen des Begriffs als allgemeine Vorstellung verändert wird, so daß er dadurch in der Tat die Fähigkeit erhält, auf ein Einzelnes anwendbar zu sein.

Man mag die erste Frage als in einem bejahenden Sinn wirklich beantwortet voraussetzen, so ist dennoch zu betonen, daß dadurch die Allgemeinheit des Begriffs ansich in keiner Weise eine Beeinträchtigung erleiden würde. Denn die Fähigkeit einer Vorstellung, als eine allgemeine Vorstellung auf eine Vielheit von Einzelvorstellungen angewandt zu werden, rührt nicht von ihrer Erzeugung aus einer Vielheit von Einzelvorstellungen her, sondern liegt in ihrer Natur als frei reproduzierbare Vorstellung. "Sobald sie sich von der ursprünglichen Anschauung und ihren räumlichen und zeitlichen Verbindungen losgerissen hat und ein inneres Bild geworden ist, das frei reproduziert werden kann, hat sie auch die Fähigkeit, mit einer Reihe neuer Anschauungen oder Vorstellungen zu verschmelzen und als Prädikat in einem Urteil aufzutreten." (98)

Dabei ist es zunächst völlig gleichgültig, ob die Einzelanschauung von verschiedenen Gegenständen oder von immer denselben, ja empirisch nur einzeln vorhandenen herrührt, wie von der Sonne, dem Mond oder einzelnen bestimmten Personen. Die Erkenntnis von der Identität aller dieser Sonne- und Mondbilder usw. und ihres Gegenstandes ist etwas Späteres und, wo die Kontinuität der Anschauung fehlt, gar nichts Notwendiges (99).

Die Vorstellung enthält nur die Möglichkeit, allgemein angewandt zu werden, zufolge ihrer Natur in sich. Daß sie auf einen einzelnen Gegenstand angewendet wird, beruth nicht auf logischen Gründen, sondern nur auf der empirischen Einzelheit des Gegenstandes. -

Die endgültige Beantwortung jener ersten Frage, ob überhaupt das Material der Anschauung völlig in den Begriff eingehen kann, ist er möglich,, wenn man die Anforderungen, die das logische, bewußte Denken an den Begriff stellt, in Betracht zieht.


b) Das Wesen des Begriffs
im logischen Denken.

Wenn ich auch auf dem Gebiet des natürlichen Denkens bisher von Begriffen gesprochen habe, so meinte ich damit den mit der Bedeutung eines Wortes verknüpften und in einem steten Fluß befindlichen Gehalt an reproduzierbarem Vorstellungsmaterial.

Von diesem empirischen Begriff unterscheidet sich der logische (100) durch seine durchgängige Konstanz, vollkommene Bestimmtheit, allgemeine Übereinstimmung und unzweideutige sprachliche Bezeichnung" (101), die im natürlichen Gang unseres Denkens noch keineswegs erreicht wird (102). Die logischen Begriffe haben also die natürlich entstandenen Vorstellungen zu vollenden (103).

Das geschieht dadurch, daß der "natürlichen Expansionskraft der Vorstellungsbildung eine negative, begrenzende, Form und Konsistenz gebende Tätigkeit" (104) entgegentritt. Diese Tätigkeit besteht im bewußten Richten der Aufmerksamkeit auf den Vorstellungsgehalt eines Wortes.

Das Wesentliche eines Begriffs besteht in der Konstanz und allseitigen Unterscheidung seines Vorstellungsgehaltes.

Nun setzt aber die Konstanz voraus, "daß mit Bewußtsein ein bestimmter Vorstellungsgehalt mit seiner sprachlichen Bezeichnung fixiert worden ist, um ihn immer als denselben mit dem Bewußtsein seiner strengen Identität reproduzieren zu können", und die allseitige Unterscheidung "ist bedingt durch eine vollständige Übersicht ... über die am meisten ähnlichen und der Verwechslung am leichtesten ausgesetzten Objekte, ... und ruht ebenso auf bewußtenn Akten, durch welche die Unterschiede der Vorstellungen A, B, C, D usw. zu Bewußtsein gebracht und der Abstand derselben voneinander ebenso festgehalten wird wie die Bestimmtheit der einzelnen". (105)

Es fragt sich aber, wie es dieser bewußten Tätigkeit möglich wird, den Gehalt der Vorstellung in seinen Einzelheiten zu erfassen.

Wenn man bedenkt, daß die meisten unserer Vorstellungen "zusammengesetzt, d. h. durch unterscheidbare Akte geworden" sind (106), so wird man allerdings zugeben müssen, daß die Fixierung einer Vorstellung nur so vor sich gehen kann, "daß die bewußte Aufmerksamkeit sich auf die einzelnen Elemente" (Merkmale, Teilvorstellungen) (107) "und die Art ihrer Synthesis richtet" (108).

Bei dieser Analyse der Begriffe in einfache Elemente gelangt man nun zu einem "System zusammengehöriger und aufeinander bezogener Funktionen", in denen die logischen Kategorien ("Einheit" "Unterschied", "Identität" die "Anschauungsformen des Raumes und der Zeit" und die "realen Kategorien (Ding, Eigenschaft, Tätigkeit, Relation)" einerseits verknüpft sind "mit dem anschaulich gegebenen Inhalt unserer unmittelbaren sinnlichen oder inneren Auffassung". (109)

Von diesen "einfachen Merkmalen, d. h. nicht weiter analysierbaren und doch vollkommen bestimmt fixierten und unterschiedenen Vorstellungselementen" (110) bieten die durch "unmittelbare Empfindung oder innere Wahrnehmung anschaulich gegebenen" diejenige Schwierigkeit dar, welche für die Beantwortung unserer speziellen Frage ausschlaggebend ist.

Allerdings ist, auch schon rein psychologisch betrachtet, jede bestimmte Empfindung, jedes einzelne Schmerzgefühl ... etwas Einfaches, Elementares, nicht weiter Zerlegbares und läßt sich als solches nicht weiter beschreiben, sonder nur noch aufzeigen.

Aber da die Menge der möglichen Empfindungen eine unendliche ist, so ist es der Sprache unmöglich, alle einzelnen Abstufungen der Empfindungen der Helligkeit, Wärme usw. einzeln sprachlich zu fixieren und dadurch im Gedächtnis festzuhalten. Sie muß sich vielmehr damit begnügen, "von der Übersicht über die ganze durch verschwindende Unterschiede gebildete Reihe auszugehen und in diesem Kontinuum Grenzen zu ziehen, zwischen welchen eine bestimmte Beeichnung gelten soll." (111) Innerhalb dieser Grenzen erlangt das Wort Allgemeinheit vermöge der Fähigkeit der Sprache, Ähnliches, welches durch unmerkliche Unterschiede zusammenhängt, mit einem Wort zu bezeichnen. (112)

So finden wir in der Analyse der Begriffe neben wirklich elementaren Bestandteilen (den logischen und realen Kategorien sowie den Anschauungsformen) solche, welche nur durch "Gemeinnamen einfacher Merkmale" (113) ausgedrückt werden können und infolgedessen nie zu absolut völliger Bestimmtheit in den Begriff aufgenommen werden können.

Aber um genau diesen Punkt dreht sich die ganze Frage nach dem Individualbegriff.


c) Der Individualbegriff

Jener Prozeß, in dessen Verlauf die Vorstellung in ihre Elemente zerlegt und diese Elemente im Bewußtsein fixiert wurden, hat nämlich allerdings einerseits zur Folge, daß dadurch der Begriff als solcher festgelegt und zu stets identischer Wiederholung befähigt wird (114), zugleich aber entstehen im allmählichen Fortschreiten dieses Prozesses "Reihen von Begriffen, in welchen jedes folgende Glied durch ein weiteres unterscheidendes Merkmal determiniert ist und dadurch, dem vorangehenden gegenüber, einen reicheren Inhalt hat". (115)

Wenn wir nun aber in Betracht ziehen, was oben über die Natur der letzten einfachen Vorstellungselemente, welche uns durch eine Empfindung oder durch innere Wahrnehmung geliefert werden, festgestellt worden ist, so werden wir allerdings einsehen, daß eine solche Beschreibung, Determination des Begriffes, "in der Regel doch dem einzelnen Bild nicht äquivalent" sein und "die Anschauung nicht ersetzen" kann (116).

Daher bleibt aber auch jene Beschreibung nur eine Formel, "eine Aufgabe für die Einbildungskraft, sich ein Ding anschaulich vorzustellen, das den Bedingungen der Aufgabe genügt". (117)

Die Allgemeinheit dieser Formel, als einer "Regel der Vorstellungsbildung, der genügt werden soll, aber in verschiedener Weise genügt werden kann" (118), hängt sogar nicht nur mit "der Weite der einzelnen Merkmale", sondern auch mit der Möglichkeit zusammen, "noch weitere differente Merkmale zu den gegebenen hinzuzufügen"; (119) denn erfahrungsgemäß erschöpfen "die angebenen Merkmale häufig nicht alles, was die direkt wahrnehmbaren oder erschließb(120)aren Eigenschaften eines Objekts ausmacht" . Infolgedessen hat jene Formel nicht bloß eine numerische, sondern auch eine generelle Allgemeinheit (121).

Und wenn man selbst annähme, es wären alle empirisch auffindbaren Merkmale eines Begriffs angegeben, der Begriff wäre der speziellste Begriff, so bliebe ihm diese Allgemeinheit infolge der Weite einzelner Merkmale.

Nur wenn man auch alle Merkmal als vollkommen bestimmt annimmt, bleibt ihm bloß noch die numerische Allgemeinheit (122).

Diese bloß numerische Allgemeinheit ist nun allerdings für das Wesen des Begriffs ansich irrelevant; sie verhindert nicht, daß ein völlig determinierter Begriff keinen Umfang mehr hat, d. h. daß sein Umfang durch den Punkt repräsentiert wird (123). Ob das ihm Entsprechende in der Wirklichkeit in Millionen Exemplaren vorhanden ist oder nur in einem einzelnen, das ist in Wahrheit ein völlig empirischer Zufall. (124)

Gibt man nun die Existenz solcher durchaus determinierter Begriffe, für die SIGWART als Beispiele einen Kubus aus reinem Gold von 1 cm Seite und eine gußeiserne Kugel von 10 cm Durchmesser, "alles Gußeisen als gleich vorausgesetzt", anführt (125), uneingeschränkt zu, so wäre damit KANTs Ansicht vom Individualbegriff bedingungslos verworfen; KANT versteht eben unter einem Individualbegriff nichts anderes als einen völlig determinierten Begriff, d. h. einen solchen, der das vollständige Material der Anschauung in sich aufgenommen hat.

Eine solche bedingungslose Anerkennung der Ansicht SIGWARTs ist aber mit Rücksicht auf die Natur der Merkmale, die zu dem speziellsten Begriff erforderlich sind, nicht möglich. Ich komme weiter unten noch einmal kritisch auf diesen Punkt zurück.

SIGWART selbst nennt seinen solchen "speziellsten" Begriff noch nicht Individualbegriff. Wenn auch zufällig in der Wirklichkeit nur ein Ding existiert, das ihm entspricht, so hindert doch nichts in seinem Wesen, daß nicht noch viele andere solche Dinge existieren sollten, auf die er in gleicher Weise anwendbar wäre (126).

"Individualbegriff" kann daher nach SIGWART nur der heißen, "durch dessen Merkmale schon die Einzigkeit eines ihm entsprechenden Objekts gegeben ist." (127)

Ein Individualbegriff in diesem Sinne ist z. B. der Mittelpunkt der Welt (128).


Schluß.

Ich will versuchen,, das, was sich aus SIGWARTs Auffassung der Logik und des Individualbegriffs - verglichen mit der KANTs - als Fortschritt in der Lösung unseres Problems anscheinend ergibt, zusammenzufassen.

KANT hat im Zusammenhang mit seiner Auffassung der Logik als der Lehre von der reinen Form des Denkens, die als solche den psychologischen Inhalt des Denkens wohl voraussetzt, in ihrer Methode und bei ihrer Bearbeitung dieser Form von diesem Inhalt aber möglichst zu abstrahieren sucht, die Allgemeinheit des Begriffs, sein Wesen als Gemein-Vorstellung betont.

Die Allgemeinheit des Begriffs faßt KANT wesentlich als generelle Allgemeinheit auf.

Deshalb leugnet er die Möglichkeit eines vollständig determinierten Begriffs, den er Individualbegriff nennt; denn ein solcher Begriff hätte das Material der Anschauung vollständig in sich enthalten müssen, wäre also nur auf ein Einzelnes anwenbar gewesen. Den Unterschied zwischen genereller und numerischer Allgemeinheit zieht KANT hier nicht in Betracht.

Ich kann diese rein logische Beantwortung der Frage nach dem Allgemeinbegriff nicht als ausreichend anerkennen, da durch sie eine völlig unüberschreitbare Lücke zwischen unserer anschaulichen und unserer begrifflichen Erkenntnis geöffnet wird, die KANT mit seine "konventionellen" Individualbegriffen nur mangelhaft auszuführen vermag. Ich verlange daher eine psychologische Beantwortung unserer Frage.

Den Versuch einer solchen Beantwortung fanden wir bei SIGWART, der die formale Logik lediglich als eine Kunstlehre des Denkens auffaßte, für die er das Material aus einer psychologischen Analyse der natürlichen Vorstellung und des natürlichen Denkens herbeizuschaffen suchte.

Dabei wird dann der Begriff zu dem mit einem Wort verknüpften, jederzeit konstant reproduzierbaren Vorstellungsgehalt.

Der Vorstellungsgehalt jedes Begriffs muß aber durch bewußte Analyse des allgemeinen natürlichen Vorstellungsbildes, der Anschauung, d. h. durch Determination, gewonnen und erworben werden.

Auch die am meisten determinierten, d. h. speziellsten Begriffe, besitzen nach SIGWART noch generelle Allgemeinheit infolge der Weite gewisser Merkmale, z. B. der Empfindungsqualitäten, die empirisch in unendlich vielen Abstufungen vorhanden sind; die Sprache kann aber nicht mit jeder dieser Stufen ein eigenes Wort verbinden, faßt vielmehr eine Anzahl zusammenhängender Stufen mit einem Ausdruck zusammen unter der Allgemeinheit des Worts. (129)

Bisher trifft das Resultat aus den psychologischen Untersuchungen SIGWARTs ganz mit dem aus den logischen Erwägungen KANTs geflossenen zusammen.

Des weiteren geht nun SIGWART über KANT hinaus und behauptet, daß es wirklich Begriffe gibt, deren Merkmale sogar völlig konstant sind, und die deshalb erst mit ganzen Recht speziellste Begriffe heißen und führt als Beispiel einen Kubus von reinem Gold von 1 cm Seite und eine gußeiserne Kugen von 10 cm Durchmesser an, "alles Gußeisen als gleich vorausgesetzt".

Sind diese Begriffe wirklich in ihren Merkmalen durchgängig bestimmt, so hätte sie KANT nach seiner Terminologie als niedrigste Begriffe, als Individualbegriffe, anerkennen müssen, obgleich SIGWART diese Begriffe noch nicht Individualbegriffe nennt.

Untersuchen wir nun aber die Merkmale der angeführten Begriffe genauer, so finden wir unter ihnen zunächst allerdings solche, die ohne Frage völlig konstant sind; nämlich die in ihnen enthaltenen mathematischen Begriffe: "Kugel von 10 cm Durchmesser", "Kubus von 1 cm Seite". Sie sind eben aus der apriorischen Anschauungsform des Raumes genommen.

Anders steht es dagegen mit den übrigen Merkmalen. Beim Merkmal "Gußeisen" muß SIGWART hinzusetzen: "alles Gußeisen als gleich vorausgesetzt", beim Merkmal "Gold" - den Begriff "rein", um seinen Zweck zu erreichen und ein anscheinend völlig konstantes Merkmal zu geben. Wendet man sich aber an die Anschauung, so belehrt uns diese, daß es in Wahrheit kein Gußeisen gibt, das in sich völlig gleich geartet ist, und daß dasselbe auch mit dem Gold der Fall ist, das die Anschauung nie in absoluter Reinheit erfassen kann.

Die Begriffe "gleich" und "rein" sind an dieser Stelle von völlig negativem Wert und lediglich logische Abstraktionen, die in der Anschauung nie ein Äquivalent finden können.

Da es sich bei uns mit um die Frage handelt, ob der Individualbegriff geeignet ist, die Lücke zwischen Anschauung und Denken auszufüllen, so müssen wir diese Begriffe als untauglich dazu bezeichnen.

Da nun solche "vollkommen bestimmte" Begriffe doch immer noch numerische Allgemeinheit behalten würden, so weigert sich SIGWART, ihnen den Namen von "Individualbegriffen" zuzuerkennen und verlangt vielmehr von diesen, daß schon durch ihre Merkmale die Einzigartigkeit ihres Gegenstandes dargelegt wird.

Nach dem, was wir oben schon von der Weite und der Konstanz der Merkmale gehört haben, läßt sich nun schon a priori ausmachen, aus welchen Gebieten die Merkmale werden genommen werden müssen, um solche Individualbegriffe zu erzeugen. Da alle Daten, die aus der Welt der Empfindungen und der Welt inneren Sinnes hergenommen sind, unter ihrer Weite und der "Allgemeinheit des Wortes" leiden, so können sie nicht absolut konstante Merkmale abgeben.

Um solche zu erhalten, ist man angewiesen auf das Gebiet der "apriorischen Verstandesbegriffe", um mit KANT, der "logischen und realen Kategorien", um mit SIGWART zu reden, und auf die Anschauungformen des Raumes und der Zeit.

So ist dann in dem Beispiel eines Individualbegriffs, das SIGWART anführt: "Mittelpunkt der Welt" in der Tat das einzige Merkmal, das diesen Begriff zu einem individuell fixierten machen könnte, nämlich "Mittelpunkt" mathematisch räumlicher Natur. Daß das Merkmal "Welt" nicht das Material der Anschauung völlig in sich faßt, liegt klar auf der Hand. Es läßt sich nur in einem völlig abstrakten Sinn als konstantes Merkmal halten, wenn man es etwa auffaßt als die "Allheit" der Erscheinungen.

Dann verliert aber auch dieser Begriff jeden anschaulichen Wert und wird eine bloße logische Abstraktion. Dasselbe würde aber bei jedem anderen Begriff der Fall sein, den man etwa auf dieselbe Weise bilden wollte wie z. B. das "Absolute" oder "der 12. Februar 1804". Auch beim letzten Beispiel wäre der Begriff nur dann brauchbar, wenn man ihn ganz abstrakt als Fixierung eines bestimmten Punktes im Zeitverlauf auffassen würde.

Auch hier zeigt es sich in der Tat, daß die apriorischen Verstandesformen ohne die Anschauung leere logische Abstraktionen bleiben und erst anhand der Anschauung Erkenntniswert erhalten.

Will man nun diese abstrakten Begriffe als Individualbegriffe ansprechen, so ist deren Existenz zuzugeben.

Kehrt man aber zurück zum Gegensatz zwischen Anschauung und Begriff, so hat dieser Individualbegriff für die Auflösung des Gegensatzes keine Bedeutung. Man muß vielmehr zugeben, daß in der Tat das Material der Anschauung nie in völliger Bestimmtheit in den Begriff eingehen kann, so daß dieser uns dann zur Formel, zur Regel würde, gerade diese individuelle Anschauung, und zwar in völliger Bestimmtheit nach seiner Anleitung zu rekonstruieren, zu reproduzieren.

Die psychologische Methode hat uns aber eine befriedigende Antwort auf die Frage nach der Ursache dieser Lücke gegeben und damit über sie eine Brücke gebaut, die wir ohne philosophische Bedenken wohl betreten können.

Nur jene Antwort war uns KANT schuldig geblieben und seine formale Methode mußte sie uns schuldig bleiben.

LITERATUR: Willi Warstat, Vom Individualbegriff [Gekrönte Preisschrift] Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie, 33. Jahrgang, Neue Folge, Bd. VIII, Leipzig 1909
    Anmerkungen
    1) Kants Werke, hg. von Rosenkranz und Schubert, Bd. III, Seite 279.
    2) Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. XVI (1892), Heft 1 und 2.
    3) ebd. Seite 5.
    4) Vgl. Kr. d. r. V., Werke von Rosenkranz II, Seite 69: "Eine Wissenschaft, welche den Ursprung, den Umfang und die objektive Gültigkeit solcher Erkenntnisse bestimmte, würde transzendentale Logik heißen müssen, weil sie es bloß mit den Gesetzen des Verstandes zu tun hat, aber lediglich, sofern sie auf Gegenstände a priori bezogen wird."
    5) Kr. d. r. V., a. a. O., Seite 60.
    6) ebd. Seite 69.
    7) Kr. d. r. V., Werke II, Seite 78.
    8) ebd. Seite 77f.
    9) ebd. Seite 59
    10) Logik (Jäsche), Werke III, Seite 269, § 1, Anm. 1
    11) Kr. d. r. V., Werke II, Seite 712, Suppl. VIII.
    12) Vgl. Kr. d. r. V. Seite 169: "Zu aller Erfahrung und deren Möglichkeit gehört der Verstand, und das erste, was er dazu tut, ist nicht: daß er die Vorstellung der Gegenstände deutlich macht, sondern daß er die Vorstellung eines Gegenstandes überhaupt möglich macht."
    13) Vgl. auch Kr. d. r. V., Suppl. XIV, a. a. O., Seite 731. "Man wir hier leicht gewahr, daß diese Handlung (die Synthesis) ursprünglich einig und für alle Verbindung gleichgeltend sein muß, und daß die Auflösung, Analysis, die ihr Gegenteil zu sein scheint, so doch jederzeit voraussetzt." - Trotz Kants Ableugnung eines begrifflichen Elements in der Raumanschauung wird man Moritz Steckelmacher (Die formale Logik Kants in ihren Beziehungen zur transzendentalen, Breslau 1879) zustimmen müssen, wenn er gegenüber Trendelenburgs Behauptung, Kant habe die formale Logik völlig unabhängig von allem Erfahrungsinhalt begreiflich gefunden, betont, daß gerade an dieser Stelle, wie auch in der ganzen Lehre vom Begriff, die Abhängigkeit der formalen Logik vom objektiven Gehalt der Erkenntnis vorausgesetzt ist (vgl. Steckelmacher, Seite 4-9, 16f, 31-34 und öfter. Die formale Logik setzt den objektiven Inhalt der Erkenntnis voraus, abstrahiert aber von ihm, um uns das Gebäude derjenigen apriorischen Regeln und Formen aufzubauen, "ohne die überhaupt keine Erkenntnis, weder apriorische noch aposteriorische, möglich ist." (Steckelmacher), und um so ihre Aufgabe zu erfüllen: "eine Wissenschaft des richtigen Verstandes- und Vernunftgebrauchs überhaupt, aber nicht subjektiv, d. h. nicht nach empirischen (psychologischen) Prinzipien, wie der Verstand denkt, sondern objektiv, d. h. nach Prinzipien a priori, wie er denken soll" (Logik, Werke III, Einleitung I, Seite 175), d. h. ein Kanon des Verstandes zu sein (Kr. d. r. V., Werke II, Seite 57).
    14) vgl. die oben zitierte Stelle Kr. d. r. V., Seite 169.
    15) Kr. d. r. V., Werke II, Seite 77.
    16) ebd.
    17) ebd. Seite 96.
    18) ebd. Seite 97.
    19) ebd.
    20) Kr. d. r. V. Werke II, Seite 733, Anm.
    21) Logik, Werke III, Seite 269, § 1. Vgl. auch Kr. d. r. V. Suppl. VIII, Werke II, Seite 712.
    22) vgl. Logik, § 1, Anm. 1. Werke III, Seite 269.
    23) ebd.
    24) Logik, Einleitung V, a. a. O., Seite 197.
    25) Kr. d. r. V., Werke II, Seite 56.
    26) ebd. Seite 98.
    27) vgl. Kr. d. r. V. Seite 97
    28) Logik, Einleitung V, a. a. O., Seite 197.
    29) Logik, Einleitung VI, Werke III, Seite 269. Vgl. Kr. d. r. V. Suppl. VIII, Werke VI, Seite 712: "Nun muß man jeden Begriff als eine Vorstellung denken, die in einer unendlichen Menge von verschiedenen Vorstellungen (als ihr gemeinschaftliches Merkmal) enthalten ist, folglich diese unter sich enthält."
    30) Ich weise darauf hin, daß auch Schopenhauer in seiner Kritik des kantischen Kritizismus eine Lücke zwischen Anschauung und Begriff gefunden hat, diese allerdings so auszufüllen suchte, daß er innerhalb der Anschauung Raum und Zeit als wirklich logisch-begriffliche Elemente, als Erscheinungsformen des Satzes vom Grunde auffaßte. Vgl. Schopenhauers Werke (von Grisebach), Bd. 1.
    31) vgl. Steckelmacher, a. a. O., Seite 30. Kants "Logik", §§ 5 und 6. Werke III, Seite 272f.
    32) ebd. § 8, Anm. Werke III, Seite 275f.
    33) ebd. § 7, Werke III, Seite 275.
    34) ebd. § 8, Anm. Seite 276.
    35) ebd. § 7.
    36) ebd. § 7.
    37) Logik §§ 7 und 8, Werke III, Seite 275f.
    38) ebd. § 9, Seite 276.
    39) ebd. § 10, Abs. 2, Seite 276
    40) ebd. § 10, Abs. 1, Seite 276.
    41) vgl. für diesen Gebrauch besonders auch den nächsten § 11, Seite 277f. Auch Sigwart, Logik I, Seite 361.
    42) Kant beweist durch diese Vertauschung der Ausdrücke selbst, was Trendelenburg, "Logische Untersuchungen, Bd. 1, Seite 7, gegen die formale Logik behauptet: "Der Inhalt" (des Begriffs) "als Inbegriff von Merkmalen mag zwar für sich deutlich sein. Der Umfang läßt sich indessen durch die bloße Form des Denkens kaum verstehen. Denn wie der Begriff wiederum als Merkmal in einem anderen Begriff werden kann, liegt nicht unmittelbar in ihm selbst. Diese äußere Beziehung wird nur dadurch begreiflich, daß die Anschauung, welche dem Begriff die Erscheinungen zuführt, unbemerkt zu Hilfe eilt." Gerade daß eine solche Vertauschung aber bei Kant möglich war, beweist auch wieder, daß Kant eine solche strenge Lostrennung der formalen Logik nicht beabsichtigt hatte, wie Trendelenburg sie Kant zuschreibt (Seite 4f). Dies des weiteren zu erweisen unternimmt Steckelmacher in seiner schon öfter zitierten Schrift "Die formale Logik Kants usw.", Breslau 1879.
    43) Logik, § 15, Seite 279
    44) Logik § 11, Anm. Seite 277.
    45) Logik § 15, Werke III, Seite 279.
    46) Kr. d. r. V., Werke II, Seite 511. Ich bediene mich im Folgenden der Bestandteile dieses Bildes.
    47) a. a. O. Seite 509
    48) Logik § 11, Abs. 2, Werke III, Seite 277.
    49) ebd. § 15, Anm., Seite 279.
    50) ebd.
    51) Ich habe oben schon auseinandergesetzt, daß auch der Anschauung als der psychologischen Voraussetzung ihrer Möglichkeit die synthetische Einheit der Apperzeption und damit apriorische reine Verstandesbegriffe zugrunde liegen müssen.
    52) Logik, § 11, Anm., a. a. O., Seite 277.
    53) Der Begriff der Anschauung schwankt bei Kant. So nennt er (Kr. d. r. V., Seite 717, Suppl. XI) "das, was als Vorstellung vor aller Handlung, irgendetwas zu denken, vorhergehen kann", die Anschauung.
    54) So daß es "eine bloße Tautologie ist, von allgemeinen oder gemeinsamen Begriffen zu reden" (Logik § 1, Anm. 2, Werke III, Seite 269).
    55) Alois Riehl, Beiträge zur Logik, Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie, Bd. XVI, 1892, Heft 1 und 2.
    56) ebd. Seite 2
    57) ebd.
    58) Vierteljahrsschrift, a. a. O., Heft 1, Seite 2.
    59) ebd. Seite 3.
    60) a. a. O., Seite 2
    61) a. a. O., Seite 7
    62) ebd.
    63) Bevor ich mir nicht Wellenlänge und Schwingungszahl im Experiment anschaulich gemacht habe, kann ich gar nicht zu ihnen, als Eigenschaften der Farbe, gelangen; die Induktion ist die Voraussetzung der Deduktion.
    64) Riehl, a. a. O., Seite 4
    65) ebd.
    66) Nur wenn man die "Abstraktheit" in dieser Weise auffaßt, wird es verständlich, daß Riehl abstrakt "das Vorgestellte im Gegensatz zum Wirklichen, auch zu seiner eigenen Wirklichkeit als Vorstellung" nennt (a. a. O., Seite 5).
    67) Riehl, a. a. O., Seite 3.
    68) a. a. O., Seite 6
    69) a. a. O., Seite 5
    70) Vgl. Kr. d. r. V., Suppl. VIII, Werke II, Seite 712 und meine Kritik dieser Stelle (bei Anmerkung 21).
    71) vgl. noch Kant, Logik, § 2, Werke III, Seite 270.
    72) Sigwart, Logik, 2 Bde. zweite Auflage, Tübingen 1904.
    73) Logik I, Seite 14
    74) ebd. Seite 10
    75) ebd.
    76) ebd. Seite 11
    77) ebd. Seite 12
    78) ebd. Seite 17
    79) ebd. Seite 9 und 17.
    80) ebd. Seite 21
    81) ebd. Seite 31
    82) Für die Ableitung dieser obersten Gattungen des Vorgestellten" vgl. Logik I, 1, § 6, Seite 32f.
    83) Logik I, 1, § 6, Seite 48
    84) ebd.; vgl. auch Seite 330, 6.
    85) ebd. Seite 48
    86) Es gibt auch Wörter, z. B. Pronomina und Demonstrativa, die erst mit Hilfe einer Anschauung zu Zeichen bestimmter Vorstellungen werden. Vgl. Logik I, Seite 49, 2.
    87) Logik I, Seite 493
    88) ebd. Seite 48
    89) ebd. Seite 50f.
    90) ebd. Seite 51
    91) ebd. Seite 53, 8.
    92) ebd. Seite 51, 6.
    93) ebd. Seite 54.
    94) ebd. Seite 54.
    95) Logik I, Seite 55.
    96) ebd. Seite 52.
    97) ebd. Seite 56. Die ältere, vor allem die kantische Logik, gewann die allgemeine Vorstellung durch Abstraktion aus der Einzelvorstellung. Vgl. Kant, Logik, § 5, Werke III, Seite 272f und auch Sigwart, Logik I, Seite 327f.
    98) Sigwart, Logik I, Seite 56f.
    99) ebd. Seite 57.
    100) Man vergleiche für diese Unterscheidung und für die dritte mögliche, metaphysische Auffassung des Begriffs "Logik I", Seite 324-326.
    101) Logik I, Seite 323
    102) ebd. Seite 321 und 322.
    103) ebd. Seite 330.
    104) ebd. Seite 333.
    105) ebd. Seite 333. Vgl. auch Seite 340: "Der Begriff verhält sich zur natürlich entstandenen Vorstellung wie die bewußte Konstruktion eines Objekts zu seiner unbewußten und unwillkürlichen Bildung."
    106) Sigwart, Logik I, Seite 336.
    107) ebd.
    108) ebd. Seite 340. Die Form dieser Synthesis ist selbst wieder in einem weiteren Sinn ein Element und Merkmal dieses Begriffs.
    109) ebd. Seite 336f; vgl. auch Seite 340-47.
    110) ebd. Seite 340.
    111) ebd. Seite 347f; vgl. auch Seite 335f.
    112) ebd. Seite 348. Über die Allgemeinheit des Wortes im Gegensatz zur Allgemeinheit der Vorstellung vgl. ebd. Seite 58f.
    113) ebd. Seite 350
    114) ebd. Seite 352f
    115) ebd. Seite 351
    116) ebd. Seite 354
    117) ebd. Seite 354
    118) ebd. Seite 355
    119) ebd. Seite 355
    120) ebd. Seite 354
    121) ebd. Seite 354.
    122) ebd. Seite 356
    123) Sigwart, Logik I, Seite 358f.
    124) ebd. Seite 359.
    125) ebd. Seite 356 und 359.
    126) ebd. Seite 359
    127) ebd.
    128) ebd.
    129) Man vergleiche hier Kants "konventionelle" Individualbegriffe (siehe oben).