ra-3 H. Kantorowiczvon MohlR. EuckenA. Comtevon RümelinTh. Veblen    
 
WERNER SOMBART
Die Anfänge der Soziologie

"Die menschliche Gesellschaft ist kein aus der Natur herausgehobener Zustand; sie ist vielmehr samt der Kultur, die sie in ihrem Schoß birgt, selbst ein Stück Natur. Die physiologische Anlage des Menschen, die Bedürftigkeit des kreatürlichen Menschen: als Kind und Greis, als Geschlechtswesen, als Unterhaltfürsorgetreibender, bringt es mit sich, daß er mit anderen in eine irgendwelche Verbindung tritt. Diese Verbindung aus Bedürftigkeit ist die menschliche Gesellschaft, die deshalb immer war und deshalb der natürliche Zustand ist."

I.

Im Jahre 1851 meinte ROBERT von MOHL (1): "Seit ganz kurzem" sei neben der Wissenschaft vom Staat eine neue Wissenschaft aufgetaucht: "die Wissenschaft von der Gesellschaft." In dramatischer Form schildert er uns, wie diese neue Wissenschaft plötzlich das Licht des Tages erblickt habe, als mit einem Mal das Wort "Gesellschaft" ausgesprochen sei: "Zuerst von Schwärmern und ihren Schulen; dann aber allmählich auch auf der Rednertribüne, in der Schenke und in den heimlichen Versammlungen Verschworener; es wird in entsetzlichen Straßenschlachten als Banner vorangetragen. Jetzt öffneten sich plötzlich die Augen . . . Die Gärung auf dem Markt und in der Hütte hat aber auch bald eine zahlreiche Literatur hervorgerufen . . . So ist durch Tat und Schrift ein ganz neuer Gegenstand des Bewußtseins, Wollens und Denkens entstanden . . . Die Wissenschaft der Gesellschaft ist zu begründen und zu entwickeln . . ." Als Vertreter dieser neuen Wissenschaft nennt er dann einige französische Sozialisten, wie er sie aus REYBAUD und STEIN kannte, und vor allem diese und einige andere Geschichtsschreiber des Sozialismus selbst.

Eine immerhin erstaunliche Zusammenstellung. COMTE, dessen Hauptschriften 1822 - 1842 erschienen waren, kennt von MOHL offenbar nicht einmal dem Namen nach; denn dieser fehlt im ausführlichen Literaturverzeichnis, das er am Schluß des dritten Bandes seiner Geschichte zusammengestellt hat. Und SAINT SIMON wird ebenfalls nicht erwähnt.

Jetzt lesen wir in der besten deutschen Geschichte der soziologischen Literatur (2), daß die "Soziologie" "der Sache nach" bis auf PLATO zurückgehe, früher aber "Politik" geheißen habe; daß diese älteren "Soziologen" aber im Grunde sich doch nur für den Staat interessieren und daß "erst die Erschütterungen und Wechselfälle der französischen Revolution und Restauration" "eine andere Auffassung" erzeugten, die zuerst in SAINT SIMON ihren Ausdruck fand: dieser habe also recht eigentlich als der Begründer der modernen Soziologie zu gelten.

Diese Konstruktion ist nicht minder falsch als die von MOHLS: einerseits haben PLATO, ARISTOTELES und die Naturrechtler der neueren Zeit, die PAUL BARTH nennt, nicht das Geringste mit moderner Soziologie zu tun; andererseits blickte diese beim Ausbruch der französischen Revolution schon auf eine ein reichliches Jahrhundert alte umfangreiche Literatur zurück.

Daß zwei so kenntnisreiche Gelehrte wie ROBERT von MOHL, und PAUL BARTH zu solchen Fehlurteilen kommen konnten, ist natürlich kein Zufall. Es ist vielmehr begründet in der Stellung, die die beiden Autoren zum Problem der Gesellschaftswissenschaft einnehmen. Für MOHL sollte die Gesellschaftswissenschaft, deren Begründung er im Werden sah, eine Art von Hilfswissenschaft, deren Begründung er im Werden sah, eine Art von Hilfswissenschaft der Staatswissenschaften werden gemäß seinem Begriff von der "Gesellschaft", die für ihne eine Art Zwischenreich zwischen Staat und Einzelperson bedeutete, etwa im HEGELschen Sinne: "Die bürgerliche Gesellschaft ist die Differenz (!), welche zwischen die Familie und den Staat tritt." BARTH aber vereinerleit, wie schon der Titel seines Buches erkennen läßt, Soziologie und Geschichtsphilosophie.

Von keinem dieser beiden Standpunkte aus kann man "die Anfänge der Soziologie" richtig bestimmen, weil man unter Soziologie etwas anderes versteht, als darunter verstanden werden muß. Verstanden werden  muß:  zu welchem Befehlston man ein Recht hat, wenn man - freilich auch nur dann - Geistes geschichte  treibt, das heißt wenn man gewisse Denkrichtungen und Problemkreise  a posteriori  zu bestimmen hat. (Man sich also von der Frage, was "Soziologie" ihrem Wesen nach  sei  oder im wissenschaftlichen Verstand sein soll, ganz frei halten kann.) Dann wird man vor allen Dingen festzustellen haben, daß mit der neuen Zeit eine ganz spezifische Art, das menschliche Zusammenleben anzusehen, aufkommt, die sich zu einer besonderen bis dahin unbekannten Wissenschaft von der menschlichen "Gesellschaft" (in ihrem weitesten Verstand) auswächst. Diese neue Wissenschaft "Soziologie" zu nennen haben wir deshalb das Recht, weil sie später, bis heute, in weiten Kreisen mit diesem Namen belegt wird. (Obwohl am Namen natürlich nichts gegelgen ist.) Das Wesen dieser modernen "Soziologie", das heißt derjenigen "Soziologie", die zuerst als ein Neues in die europäische Gedankenwelt einbrach, kann zunächst ganz im groben, ohne Einwände gewärtigen zu müssen, bestimmt werden als eine  Erfahrungswissenschaft,  die sich zur Aufgabe macht, die  Gesamtheit  der menschlichen Beziehungen und Kulturäußerungen  empirisch-kausal  zu erklären. Späteres in einem Wort vorwegnehmend: was als Aufgabe einer völlig neuen Wissenschaft auftaucht, ist die  Naturlehre  der menschlichen Gesellschaft in ihrem weitesten Verstand,' also vor allem auch den "Staat" inbegriffen.

Über die Anfänge dieser sozialen Naturlehre, als der Soziologie in ihrem ursprünglichen - und wir können hinzufügen westeuropäischen - Sinne möchte ich einiges mitteilen.


II.

Als die europäische Welt in die neue Zeit eintrat, beherrschten zwei Anschauungsweisen das auf das menschliche Zusammenleben gerichtete Denken: die theokratische Denkweise, die aus dem Mittelalter herübergekomen war, und die naturrechtlich-vertragstheoretische, die sich in ihrer profanen Gestalt seit dem 16. Jahrhundert ausbildete. So verschieden diese beiden Auffassungen waren, so waren sie sich doch in einem der Wesenspunkte gleich: beiden erschienen die menschlichen Verbände und die die Menschen bindenden Anschauungen als etwas von der kreatürlichen Erscheinungswelt Verschiedenes. Es sind entweder Abbilder des von Gottes Geist beseelten und nach  einem  Gesetz gebildeten Allganzen oder Schöpfungen der  einen  ewigen Vernunft. Staat und Recht - die weltlichen Formen, in denen die Menschen leben - gehören der sittlichen Welt an, die aber - das war aus dem Mittelalter auf die Theoretiker des 16. und auch noch des 17. Jahrhunderts übergegangen - in einem schroffen Gegensatz zur natürlichen Welt stehend gedacht wurde. Auch für die Naturrechtler und Vertragstheoretiker sind Recht und Staat für den geschichtlichen Menschen gegeben. Das Naturrecht ist ewiges Recht, in seiner Gültigkeit unabhängig von aller historischen Verwirklichung; der Staat ist ein von  Vernunft wesen geschlossener Vertrag, ist ein Akt aus  Freiheit

Recht und Staat können niemals aus empirisch-psychologischen Regungen stammen, sondern nur "per dictamen rectae rationis" [durch das Diktat der rechten Vernunft - wp] entstehen. Dieses nur kann die Auffassung der Naturrechtler und Vertragstheoretiker sein und ist es. So denken die großen Liberalisten GROTIUS und LOCKE, so die großen Realisten HOBBES und SPINOZA, so denkt auch noch ROUSSEAU, denken selbstverständlich die deutschen Staatsphilosophen des 17. und 18. Jahrhunderts. Oft läßt sich dieser Standpunkt mit manchen Grundansichten derer, die ihn vertreten, nicht recht vereinigen. So namentlich bei SPINOZA und HOBBES. Dann aber hilft ein  salto mortale  über die Lücke hinweg: wenn auch nach SPINOZA "homines magis caeca cupiditate, quam ratione ducuntur" [Die Menschen werden mehr von der blinden Begierde als von der Vernunft geleitet - wp], wenn "homo . . . tam in statu naturali quam civili ex legibus suae naturae agit, suaeque utilitate consulit" [Der Mensch, im staatlichen Zustand nicht anders als im natürlichen, handelt nämlich kraft der Gesetze seine Natur und ist auf seinen Vorteil bedacht - wp]: einmal muß doch ein Handeln aus Freiheit, das heißt aus reiner  Vernunft,  stattgehabt haben: als der Staat entstand. Und so bei allen andern.

Der meta-empirische, überindividuelle, transhistorische - wir können stattdessen auch sagen: dualistische Standpunkt der Vertragstheoretiker tritt in ein besonders helles Licht in der Postulierung eines Normcharakters des Rechts und der durchgängigen Annahme eine den Willen der Individuen - auch aller - übergeordneten Staatswillens, also wie man es nennen kann: in ihrem sozialen Realismus.

Das Recht ist auch für die profanen Naturrechtler ein göttliches Naturgesetz: in dem strengen Sinne eines Gesetzes, dem selbst Gottes Wille unterworfen ist, das nicht  jus voluntarium,  von Gott nicht: gewollt oder nicht gewollt sein kann, sondern das Gott wollen muß (wie  2 ⋅ 2 = 4):  "adeo immutabile, ut ne a Deo quidam mutari queat" [so unveränderlich, daß nicht einmal Gott sie ändern könnte - wp]: "perpetuum et immutabile" [dauerhaft und unveränderbar - wp]. Immer bleibt  jus naturale = jus divinum  [Naturrecht ist göttliches Recht - wp], weil es "ab auctore naturae Deo" [durch den Schöpfergott - wp] stammt. Selbst bei HOBBES darf das Naturrecht wenigstens nicht dem in der Bibel offenbartem Recht widersprechen. Die Grundgesetze des menschlichen Gemeinschaftslebens sind nach SPINOZAs "aeternae veritates, quas nemo ignorare potest" [ewige Wahrheiten, die niemand ignorieren kann - wp].

Der Staat aber ist eine dem Einzelwillen übergeordnete und entgegengesetzte Gesamtpersönlichkeit mit eigenem von Gott abgeleiteten Willen. Die Staatsauffassung aller Vertragstheoretiker - LOCKE und ROUSSEAU eingeschlossen - ist antinominalistisch. Das wir allzuoft verkannt. Zum Beispiel von GIERKE, der seit ALTHUSIUS nur noch nominalistische Staatsphilosophen kennt und seltsamerweise die Vertragstheorie selbst den nominalistischen Theorie zuzählt, während logischerweise gerade die Vertragstheorie zur Annahme eines allgemeinen, den Einzelnen auch in ihrer Gesamtheit übergeordneten Staatswillen, zu einer  volonté générale  [allgemeine Wille - wp] führen muß: der Vertrag wird ja "auf ewig" geschlossen. [...]

Wie Recht und Staat schroff der Natur gegenübergestellt werden, so wird auch - wenn man überhaupt dieses Problem sieht - ein scharfer Schnitt zwischen Tier- und Menschenreich gemacht. Wenn Recht und Staat Vernunftgebilde, Geist sind, so ist es absurd, sie oder auch nur ihre Anfänge bei den Tieren, "qui carent ratione" [die Vernunft fehlt - wp] (HOBBES) zu suchen. Siehe die sechsfache Ablehnung einer Verwischung des Unterschieds zwischen Tier- und Menschenreich bei HOBBES im 17. Kapitel des  Leviathan Es bleibt eben die Grundtatsache: "animalium illorum consensio a Natura est; consensio autem hominum a pactis est et artificiale" [Die Vereinbarung dieser Kreaturen ist natürlich, das der Menschen künstlich. - wp] (HOBBES); kraft seines sittlichen Bewußtseins tritt der Mensch mit allen Menschen gleichsam in eine Gemeinschaft "und macht mit ihnen eine solche Sozietät aus, wodurch er sich von anderen Kreaturen distinguiert" (LOCKE).

Welches Verhältnis haben nun diese in den ersten Jahrhunderten der neuen Zeit herrschenden Lehrmeinungen über das Wesen des menschlichen Zusammenlebens zu jener Wissenschaft, die wir als Soziologie bezeichnen wollen, also jener Erfahrungswissenschaft von der historischen Gesellschaft? Offenbar ein ausschließendes. Das heißt: solange theokratische oder naturrechtliche oder vertragstheoretische Ansichten herrschten, anders ausgedrückt: solange die Gedanken das Absolute in Staat und Recht suchten,  konnten die Menschen nicht zu einer Soziologie kommen.  Die Objekte dieser beiden Wissenschaften liegen in verschiedenen Ebenen, und von einer zur anderen zu gelangen, ist nicht möglich. So wie wir feststellen konnten, daß kein Weg aus der empirischen Gesellschaft in das Vernunft- und Geistreich des moralischen Rechtes und des  per dictamen rectae rationis  entstandenen Staates führt, so führt auch keiner aus diesem Reich in die Geschichte. Um zu einer umfassenden Erfahrungswissenschaft von der menschlichen Gesellschaft zu gelangen, in der dem Recht und dem Staat keine selbständige Stellung zuerkannt, die Überpersönlichkeit des sozialen Gebildes als wesenhaft sittliches Geschehen geleugnet wurde, mußte offenbar der Gegensatz zwischen Vernunft und Natur, zwischen Geist und Seele, zwischen Freiheit und Kausalität, zwischen Idee und Wirklichkeit aufgehoben werden. Erst mußte die alte rationale Betrachtungsweise in Trümmer geschlagen werden, ehe die Bahn für die neue Wissenschaft frei wurde.

Damit erhalten wir aber einen wichtigen Fingerzeig, wohin wir unser Augenmerk zu richten haben, wenn wir den Anfängen der modernen Soziologie auf die Spur kommen wollen.


III.

Unter den bewußten Gegnern des Naturrechts und namentlich der Vertragstheorie haben wir die Begründer der modernen Soziologie zu suchen. Ort und Zeit dieser Wissenschaft werden damit ziemlich genau umschrieben. Jenes Sturmlaufen gegen die herrschenden Lehrmeinungen des sozialen Rationalismus beginnt in England im Menschenalter, das auf die Hauptschriften des HOBBES (1642 - 51) folgt: der Kampf gegen diesen Schriftsteller ist es, der hauptsächlich die Geister entflammt; in bewußter Gegnerschaft gegen seine Ansichten entwickeln sich die neuen Ideen, die bestimmt sein sollten, der Soziologie zum Leben zu verhelfen. Wenn ich im folgenden einige der Schriften nenne, die mir vor allem bedeutsam erscheinen für die Herausbildung des neuen wissenschaftlichen Geistes, so macht diese Zusammenstellung ganz und gar nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist sehr leicht möglich, daß andere, mir unbekannt gebliebene Werke ebenso wichtig oder wichtiger wie die genannten sind. Meine Hinweise haben vielmehr nur den Zweck die Linie vorzuzeichnen, auf der sich in Zukunft die Forschung nach den Anfängen der Soziologie zu bewegen hat. Worauf es mir ja vor allem ankommt, ist dieses: den springenden Punkt herauszuheben, auf den wir hinzublicken haben, wenn wir sinnvoll die gestellte Aufgabe lösen wollen. [...]


IV.

Der Gedanke, dank dessen jene Gegner des HOBBES die Begründer der modernen Soziologie westlichen Gepräges wurden, wird heute - auch und gerade in Deutschland - so laut auf allen Straßen gepredigt, daß er uns ganz selbstverständlich erscheint und wir kaum noch zu ermessen vermögen, wie revolutionär er dereinst war und welche grundstürzende Wirkung er haben mußte, als er zuerst geäußert wurde. Der Gedanke ist dieser: Die menschliche Gesellschaft ist kein aus der Natur herausgehobener Zustand; sie ist vielmehr samt der Kultur, die sie in ihrem Schoß birgt, selbst ein Stück Natur. Die physiologische Anlage des Menschen, die Bedürftigkeit des kreatürlichen Menschen: als Kind und Greis, als Geschlechtswesen, als Unterhaltfürsorgetreibender, bringt es mit sich, daß er mit anderen in eine irgendwelche Verbindung tritt. Diese  Verbindung aus Bedürftigkeit ist die menschliche Gesellschaft,  die deshalb immer war und deshalb der natürliche Zustand ist. [...]

Die Scheidewand zwischen des Menschen Welt und der übrigen "Natur" ist gefallen; insbesondere trennt den Menschen von den Tieren nichts Spezifisches mehr. Auch und gerade die menschliche Gesellschaft hat viele Ähnlichkeiten in der Tierwelt. Gleich TEMPLE ordnet den Menschen zwischen die herdenmäßig und die vereinzelt lebenden Tiere in der Mitte ein. SHAFTESBURY vergleicht die menschliche Gesellschaft mit dem Dasein der Bienen, Ameisen, Biber und im Jahre 1778 bringt Lord KAME in seinen "Sketches of the History of Man" eine ausführliche "Soziologie der Tiergesellschaften".

Der sechsfach gefestigte Wall, den noch HOBBES errichtet hatte, um die menschliche Gesellschaft gegen den Einbruch des Naturalismus zu schützen, ist niedergerissen: die naturalistisch-monistische Betrachtungsweise hat sich durchgesetzt, wenn auch erst das 19. Jahrhundert die breite Tatsachenunterlage herbeischafft, auf der sich die "Einheit" der "Natur" beweiskräftig aufbauen läßt.

In dieser natürlich-menschlichen Gesellschaft geht es so "natürlich" zu wie überall sonst in der Welt: alles liegt in einer Ebene, alles ist Empirie, alles ist erklärbar, alles ist dem "bon sens" [common sense - wp] zugänglich.

Erklären in naturwissenschaftlicher Denkweise (und das ist die Denkweise, die die Zeit NEWTONs beherrschte) heißt aber kausal erklären, heißt eine Erfahrungstatsache als bewirkt, bestimmt, beeinflußt durch eine andere Erfahrungstatsache nachweisen. Heißt aber bei folgerichtiger Durchdenkung: die Einzelerscheinung auf Allgemeines zurückführen, sie kausal aus letzten elementaren Gegebenheiten ableiten.

Dieses Verfahren macht sich nun die junge Soziologie alsbald zu eigen, und mit seiner Hilfe legt sie die naturalistischen Grundlagen der naturalistischen Gesellschaftstheorie, die bis heute dieselben geblieben sind.

Die "elementaren Tatsachen", auf die jeweils Gleichheit oder Verschiedenheit gesellschaftlicher und kultureller Zustände - die Verschiedenheit der Kulturen, auf die man durch die Reiseliteratur immer wieder hingewiesen wurde, nachdem vorher schon der Vergleich mit dem Altertum das Denken erregt hatte, beschäftigt die Geister jener Zeit in besonders hohem Maße - zurückgeführt werden, sind verschiedene bei verschiedenen Theoretikern und geben Anlaß zu den jeweils verschiedenen Gesellschaftstheorien, die sich alle in derselben typischen Gestalt bei den Soziologen des 17. und 18. Jahrhunderts vorfinden, wie bei denen des 19. und 20. Jahrhunderts.

Vornehmlich folgende Typen lassen sich feststellen:
    1. Die  geographische  Gesellschaftstheorie, die ihren Höhepunkt dann später in BUCKLE erreicht. Bestimmend für die Gestaltung der Gesellschaft sind die natürlichen, namentlich die klimatischen Verhältnisse. Diese geographische Deutung der Kultur ist besonders beliebt und findet sich bei zahlreichen Schriftstellern. Lord KAME kann (1788) schon von "the endless number of writers who ascribe supreme efficacy to the climate" [die endlose Reihe von Schriftstellern, die dem Klima die größten Auswirkungen zuschreiben - wp] sprechen. [...]

    2. Die  technologisch-ökonomische  Gesellschaftstheorie, unter der unglücklichen Rubrik "materialistische Geschichtsauffassung" in der gelehrten Registratur geführt, findet sich keimhaft ebenfalls bei zahlreichen Autoren des 18. Jahrhunderts, um dann zu abschließender Vollendung von JOHN MILLAR gebracht zu werden. Seinen Gedanken hat das 19. Jahrhundert nichts als Einzelheiten hinzuzufügen vermocht. Seine unter technologisch-ökonomischem Gesichtspunkt durchgeführte Soziologie der Ehe beispielsweise ist eine so vollendete Behandlung des Gegenstandes, daß FRIEDRICH ENGELS in seinem Traktat über den Ursprung der Familie auch nicht einen einzigen neuen Gedanken entwickelt hat, der sich bei MILLAR nicht wenigstens im Keim bereits fände. Es mag genügen, jeden interessierten Leser aufzufordern, so schnell wie möglich dieses Werk zur Hand zu nehmen, damit er alles, was über die Dogmengeschichte der "materialistischen Geschichtsauffassung" bisher geschrieben ist, alsbald vergesse und sich überzeuge, daß es keines 19. Jahrhunderts bedurfte, um diese Gesellschaftstheorie auszubilden. [...] Man wird dann zugeben, daß diese Formulierung der ökonomischen Gesellschaftstheorie der MARX'schen an Vollständigkeit und Klarheit überlegen ist. Und daß es nicht unverstandene Phrasen sind, dafür zeugt der Inhalt des Buches, das die meines Wissens vollständigste Nutzanwendung der "materialistischen Geschichtausauffassung" auf die verschiedenen Gebiete der Kultur enthält, die wir besitzen.

    3. Die  psychologische  Gesellschaftstheorie ist wohl der am häufigsten wiederkehrende Typ: die menschliche Gesellschaft mit ihrem gesamten Inhalt wird zurückgeführt auf letzte elementare Grundeigenschaften - genauer Grund triebe  - der menschlichen Seele, die als geheime Naturgewalten wirken, dem Menschen selber unbewußt; die Gegnerschaft gegen den Rationalismus läßt den Nachdruck auf das Emotionale legen, die Gegnerschaft gegen den Intellektualismus auf das Unbewußte: "instincts, not speculations" (SHAFTESBURY) sind die treibenden Kräfte. Auch bei denjenigen Schriftstellern, die in der Bewertung der intellektuellen Kultur nicht zurückstehen und recht im eigentlichen Sinne zu den "Aufklärern" gehören, wie etwa VOLTAIRE, TURGOT, CONDORCET, ist dasjenige, was die Geschichte macht, doch letzten Endes keine freie Vernunftschöpfung, sondern eine Art von Aufklärungstrieb, Erkenntnistrieb, Bildungstrieb, der die Menschen beherrscht: die  opionions,  die  lumiéres  [Erleuchtungen - wp] treiben sie voran. Die Sensualisten und Emotionalisten unterscheiden sich dann wiederum durch die Ton- und Klangfarbe, die der von ihnen als Grundkraft angenommene Trieb hat, in dunkle und lichte Theoretiker, "Pessimisten" und "Optimisten", für die die klassischen Vertreter MANDEVILLE und SHAFTESBURY sind.
Für MANDEVILLE geht alles Geschehen in der Menschenwelt auf den Willen zur Macht zurück, wie wir heute sagen würden; er nennt den Trieb "pride" oder "thirst of dominion". Bei SHAFTESBURY sind es die Sympathie, das Mitleid, das Wohlwollen, der moral sense, die gesellschaftsbildend wirken.

Daneben finden sich hier und da andere Triebe namhaft gemacht, auf die die menschliche Gesellschaft aufgebaut wird; es fehlt wohl keiner von denen, auf denen dann im 19. Jahrhundert die zahlreichen Systeme der westlichen Soziologie errichtet worden sind. So mag darauf verwiesen werden, daß auch der Nachahmungstrieb, die  imitation,  schon von den Theoretikern des 18. Jahrhunderts in ihre Lehrgebäude verarbeitet worden war; ich finde die Erwähnung dieses Triebes als eines "Grundtriebes" beim Verfasser des Artikels "Société" in der Enzyklopädie, einem Artikel, der in gewissem Sinne eine Zusammenfassung der und eine Übersicht über die damals herrschenden soziologischen Ansichten enthält.

So sehr nun aber auch die einzelnen Autoren in der Auswahl der als letzte Elemente der Gesellschaftsbildung angesehenen Tatsachen voneinander abweichen, darin sind sie, soviel ich sehe, einig, daß sie alle die  Gesellschaft  aus der Vereinigung kleinster Teile entstehen lassen: "Assoziation" ist der Begriff, der allen Systemen gleichmäßig zugrunde liegt; "herding principle" [Herdenprinzip - wp] und "associating inclination" [verbindende Neigung - wp] nennt SHAFTESBURY das gesellschaftsbildende Prinzip. Alle lassen die Gesellschaft durch Zusammenschluß von Familien entstehen; die Familie selber aber wird erst in mühseliger und oft kunstvoller Weise, von TEMPLE bis FERGUSON, aus irgendwelchen Grundtrieben und Grundgefühlen: Bedürftigkeit, Sympathie, Dankbarkeit, Autorität, die in den einzelnen Individuen rege sind, empirisch aufgebaut. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts ist es dann ja mehr und mehr der Verkehr, ist es die durch fortschreitende Spezialisation erheischte Kooperation, die assoziierend wirkt; so namentlich dann bei ADAM SMITH.

Man wird geneigt sein, hier eine Parallele zu den naturwissenschaftlichen  Gravitationstheorien  einerseits, der  Assoziationspsychologie  andererseits zu erblicken. Das Zeitalter und das Geburtsland NEWTONs machen sich gleicherweise bemerkbar: "Der große NEWTON lehrte uns, daß sich Anziehung und Abstoßung der Materie auch bei wechselnden Umständen ineinander verkehren. Das trifft auch auf die Leidenschaften und die Abneigung zu, die man nicht zu unrecht als geistige Anziehungskraft und geistige Abneigung bezeichnet" (Lord KAME). "Die Liebe der Arten untereinander ist das große Prinzip der Anziehung, das für den rationalen Menschen - und in gewissem Grad auch für das Tier - ebenso wesentlich ist wie die Gravitation in der materiellen Welt. Es würde dem Versuch, die Harmonie des Sonnensystems mit der beschränkten Anziehungskraft eines Magnetismus zu erklären entsprechen, wollte man die Verbindung von Stämmen und die moralische Harmonie der Nationen als das Wirken von Teilinstinkten beschreiben." (JAMES DUNBAR)


V.

Was aber die westliche Soziologie vor allem kennzeichnet und sie vom deutschen Denken (was ganz bestimmt etwas anderes ist als das Denken Deutscher) so scharf unterscheidet, ist ein Denkverfahren, das man als die  Mediatisierung des Geistes  bezeichnen kann. Worin der soziale Naturalismus gerade seinen Stolz setzt, ist dieses: alles Geistige in Seelishes, alles Ideenhafte in Psychologisches zu verwandeln, das Geistige völlig im Gesellschaftlichen aufgehen zu lassen, alle Ideen aus letzten sozialen Elementen abzuleiten. Es ist ein ausgesprochener Nominalismus, der in dieser Auffassung zutage tritt, demzufolge es keine Realität außer den Einzeldingen gibt, die in der Anwendung des Begriffes auf das Gesellschaftliche die Einzelindividuen sind. (Das Wort  Individualismus  an dieser Stelle zu verwenden ist nicht ratsam wegen seiner Vieldeutigkeit.)

Bei dieser Zersetzung des Geistigen leistet dem sozialen Naturalismus  sein verabsolutierter Gesellschaftsbegriff  wertvolle Dienste. Dieser ist nicht nur (extensiv) so ausgeweitet, daß er alles Institutionelle umfaßt, sondern vor allem (intensiv) so voller Kraft gefüllt, daß er Gewalt über alles Menschliche bekommt. Die Gesellschaft selbst wird in der Vorstellung jener Denker schöpferisch; oder genauer gesprochen: der sich an den Einzelnen vollziehende Vergesellschaftungsprozeß. Alle Kultur entsteht nicht nur  in  der Gesellschaft, sondern  durch  die Gesellschaft. Daher liegt im Zug des naturalistischen Denkens eine Vorliebe für evolutionistische Konstruktionen: alles wird, bildet sich, entsteht; es war auch einmal nicht. Bildet sich in einem organischen naturhaften Wachstumsprozeß.

Es ist nun wichtig, festzustellen, daß wir gerade diesen Gedanken schon sehr früh in der westlichen Soziologie begegnen, auch in der Anfangsperiode, mit der wir uns hier beschäftigen, schon im ausgesprochenen Sinne. Ja, man kann sagen, daß sich jene Literatur an diesem Gedanken geradezu in die Höhe rankt. Wenn wir etwa die Dialoge MANDEVILLEs lesen, klingt es uns aus ihnen wie eine Vorahnung der MARXschen Thesen über FEUERBACH: Erst in der Gesellschaft, erst durch die Gesellschaft wird der Mensch Mensch.

Wie früh aber die Mediatisierung des Geistes einsetzt und wie fast durchgängig vollzogen sie am Ende unserer Periode ist, als das Gebäude der westlichen Soziologie fertig dasteht, werden folgende, ziemlich willkürlich herausgegriffene Beispiele schon zur Genüge erweisen.

Alle  Sittlichkeit,  alle Tugend "entspringt" aus der gesellschaftlichen Natur des Menschen, sei es nach der einen Auffassung aus wohlverstandenem Interesse (Prototy MANDEVILLE), seie es nach der anderen Meinung aus irgendwelchen sozialen Instinkten (Prototyp SHAFTESBURY).

Mit dem Problem der "Entstehung" der  Sprache  beschäftigen sich eingehend MANDEVILLE und VOLTAIRE; dieselben und andere mit dem der "Entstehung" der Religion, wobei die üblich gewordenen Erklärungsversuche (Furcht usw.) schon zur Anwendung gelangen.

Daß die  Nationalitätscharaktere  durch allerhand äußere Umstände "sich bilden", gilt seit TEMPLE, der sich schon eingehend mit diesem Problem befaßt und es mit Hilfe seiner Klimaphypothese zu lösen versucht, als ausgemacht. die Leistungen Lord KAMES, MONTESQUIEUs, VOLTAIREs, des anonymen Verfassers des "Esprit des nations" (1752) und anderer auf diesem Gebiet - wir würden heute sagen: der Soziologie der Nationen - sind bekannt. Sie sind die Vorbilder aller späteren naturalistischen Nationalitätsliteratur, wie etwa des bekannten Buches von OTTO BAUER.

Typisch ist das Verfahren des ADAM SMITH; er beginnt zahlreiche Kapitel mit der Phrase: "We come now to consider  the history of ..."  Damit meint er die "Ableitung" irgendeines sozialen Gebildes.

Aber es erübrigt sich, noch weitere Beispiele zu häufen; die angeführten genügen, um zu zeigen, wessen Geistes die neue Wissenschaft war. Nur auf ein Problem möchte ich zum Schluß noch mit ein paar Worten ausführlicher eingehen, weil es das zentrale Problem der Soziologie war und ist und sich an ihm mit besonderer Deutlichkeit die Wesensverschiedenheit der beiden Welten, der nominalistisch-naturalistischen Staatstheorien durch die soziologische Literatur vom Ende des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, von denen ich wiederum nur die wichtigsten herausheben will.

Daß der Staat ein gesellschaftliches Phänomen sei, und daß seine "Entstehung" aus gesellschaftlichen Ursachen abgeleitet werden muß, ist keinem Vertreter der neuen Wissenschaft zweifelhaft; kann ihm ja nicht zweifelhaft sein, daß diese Ansicht die unabweisliche Folgerung aus der Annahme jenes verabsolutierten Gesellschaftsbegriffes ist, den wir als das entscheidende Merkmal der modernen Soziologie kennengelernt haben.

Mit dem Problem der "Entstehung" des Staates beschäftigt sich schon eingehend WILLIAM TEMPLE. Er nennt auch schon die beiden Entstehungsursachen, die in aller späteren soziologischen Literatur wiederkehren, die Familie und die Eroberung.

Man darf bei dieser in der damaligen Literatur schon beliebten Ableitung des Staates aus der Familie beileibe kein Zurückgreifen auf ARISTOTELES erblicken. Von diesen trennt die modernen Soziologen eine Welt. Ja, wenn ARISTOTELES mittels seiner Theorie "die Begründung der  psychologischen  Notwendigkeit des Staates" bezweckt hätte, wie ein neuerer Bearbeiter der aristotelischen Staatslehre meint (KINKEL, Die sozio-ökonomischen Grundlagen der Staats- und Wirtschaftslehre von Aristoteles, 1911, Seite 95), wäre es richtig, zu behaupten, daß seine Theorie "die Grundlage aller  psychologischen  Begründungen des Staates" geworden sei. Aber ARISTOTELES darf eben nicht psychologisch verstanden werden, und gewiß lag ihm nichts ferner, als eine "psychologische Ableitung des empirischen Staates, wie sie die moderne Soziologie unternimmt.)

Auf TEMPLE folgen dann unzählige Versuche einer Ableitung des Staates und der Staats- und Regierungsformen aus der Gesellschaft. Von diesen verdienen die Darstellungen bei ADAM SMITH (1763) und ADAM FERGUSON (1767), deren Verfasser sich wohl gegenseitig beeinflußt haben, besonderer Hervorkehrung. Es ist wieder einmal erstaunlich, wie viel diese Autoren den Späteren vorweggenommen haben. Insbesondere wiederum liest sich die berühmte Entwicklungsgeschichte des Staates , die sich in FRIEDRICH ENGELS' "Ursprung der Familie" findet, wie eine geistlose Nachahmung dieser originalen Ausführungen.

Die Gedankengänge, die ADAM SMITH in seinen Lectures wandelt, sind etwa folgende:

Ursprünglich herrscht Gemeinbesitz; die richterliche und militärische Gewalt befindet sich in den Händen der Gesamtheit.

Auf der zweiten Stufe der Kultur setzt Eigentum an Viehherden ein und damit eine Differenzierung des Besitzes. Daraus folgt Unterordnung und Herrschaft,  das heißt der Staat:  die Häuptlingswürde wird erblich, und so kann die Macht des Führers umso leichter "mit der Entwicklung der Gesellchaft durch mannigfache Umstände vermehrt" werden. Auf der Stufe des Hirtenlebens sind "die Herrscher" die größten Herdenbesitzer, auf der des Ackerbaus die größten Landeigentümer. Das Eigentum ist der Anlaß zum Staat: "bevor es kein Eigentum gibt, kann es keinen Staat geben". Unter Jägern gibt es keinen eigentlichen Staat: erst die Aneignung des Herdenbesitzes schafft die Ungleichheit, und das war es, "was zuerst eine Regierung entstehen ließ".

Die Vorherrschaft des Führers wächst allmählich die Rechtsprechung zu, die zuerst bei der Gesamtheit lag: die  wirtschaftliche  Entwicklung macht die Rechtsprechung notwendig und komplizierter.

Aus der ersten Form des Staates entwickeln sich alle übrigen.

Ganz ähnlich verlaufen die Gedankengänge bei ADAM FERGUSON. Seine Darstellung erinnert noch etwas mehr an die von FRIEDRICH ENGELS.

Auch nach FERGUSON lebt die Menschheit in den Anfängenn ohne Staat. In der "Urgesellschaft" herrscht eine kommunistisch-anarchische Gemeinschaft der Güter. Es besteht  keine  Regierung. Es herrscht Mutterrecht (!). All das sucht FERGUSON zu belegen durch Zeugnisse zeitgenössischer Reiseschriftsteller, deren Bedeutung für die Entwicklung der modernen Soziologie einmal aufzuzigen wohl eine Doktorarbeit wert wäre. Diese erste Stufe ist die Stufe der Wildheit (savage), die abgelöst wird durch die Stufe der Barbarei (bavarians). Man sieht: bis auf die Ausdrücke ähnelt die FERGUSONsche Darstellung der MORGAN-ENGELSschen Konstruktion. Auf dieser zweiten Stufe wird die Viehzucht eingeführt; damit kommt das Eigentum in die Welt, der Besitz differenziert sich,  der Staat entsteht. 

Folgerichtig ist dann für FERGUSON (und SMITH) die jeweilige Staatsgewalt nichts anderes als der Ausdruck der bestehenden Klassenschichtung, das heißt Eigentumsverteilung: "Die Formen von Regierung nehmen ihre Entwicklung hauptsächlich auf dieselbe Weise in der die Mitglieder eines Staates ursprünglich klassifiziert wurden."

Man sieht, die MARXsche Auffassung, "der Staat ist der Verwaltungsausschuß der herrschenden Klassen", ist hier in der Anlage schon vorhanden. Sie folgt mit zwingender Notwendigkeit aus jeder naturalistischen Deutung des menschlichen Zusammenlebens.
LITERATUR: Melchior Palagyi (Hg), Hauptprobleme der Soziologie, München und Leipzig 1923
    Anmerkungen
    1) Geschichte und Literatur der Staatswissenschaften (1855), Seite 71. Die Abhandlung ist zuerst im Jahrgang 1851 der Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft unter dem Titel "Die Staatswissenschaften und die Gesellschaftswissenschaft" erschienen.
    2) PAUL BARTH, Die Philosophie der Geschichte als Soziologie, 3. Auflage, 1921. Zitat aus der 2. Auflage, 1915, 1. Buch, 1. Ableitung.