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Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft [5/7] X. DIE HISTORISCHEN KULTURWISSENSCHAFTEN Das Problem, um das es sich jetzt handelt, bezeichnen wir als das der historischen Begriffsbildung, da wir ja unter "Begriff" mit einer Erweiterung des Sprachgebrauchs jede Zusammenfassung der wissenschaftlich wesentlichen Bestandteile der Wirklichkeit verstehen. Diese Erweiterung ist berechtigt, sobald man eingesehen hat, daß begreifen und generalisieren nicht zusammenzufallen brauchen. ![]() Von der Antwort auf diese Frage aber hängt nicht nur die Einsicht in den formalen Charakter der Geschichtswissenschaft, sondern schließlich auch die Rechtfertigung der materialen Einteilung in Natur- und Kultur wissenschaften ab. Die Gliederung nämlich ist gerechtfertigt, wenn, wie ich glaube, sich zeigen läßt, daß eben derselbe Begriff der Kultur, als der einer sinn- und wertbehafteten Wirklichkeit, ![]() Dieser Zusammenhang ist im Grunde einfach und muß sofort deutlich werden, wenn wir nun fragen, welche Objekte es denn sind, die wir nicht allein naturwissenschaftlich begreifen, sondern auch historisch individualisierend kennenlernen und nacherleben wollen. Wir werden finden, daß wir an den Wirklichkeiten, mit denen keine Werte verknüpft sind oder die keinen Sinn tragen, den wir verstehen ![]() ![]() Damit ist der allgemeinste Zusammenhang zwischen dem materialen und dem formalen Einteilungsprinzip der spezialwissenschaftlichen Methoden gegeben und auch den Grund dieses Zusammenhangs begreifen wir leicht. Die Kulturbedeutung eines Objekts, also der verständliche Wert und Sinn, den es trägt, beruth nämlich, soweit es als Ganzes in Betracht kommt, nicht auf dem, was ihm mit anderen Wirklichkeiten gemeinsam ist, sondern gerade auf dem, was es von den andern unterscheidet und daher muß die Wirklichkeit, die wir mit Rücksicht auf ihr Verhältnis zu den Kulturwerten als deren realen Träger betrachten, auch auf das Besondere und Individuelle hin angesehen werden. ![]() Ja, die Kulturbedeutung eines Vorgangs wächst häufig in demselben Maße, je ausschließlicher mit seiner individuellen Gestaltung der betreffende Kulturwert oder das verstehbare Sinngebilde geknüpft ist. Nur die individualisierende historische Behandlung wird also dem Kulturvorgang gerecht, sobald er als Sinnträger oder in seiner Bedeutung für die Kulturwerte in Frage steht. Als Natur angesehen, d. h. unter allgemeine Begriffe oder Gesetze gebracht, würde er ein gleichgültiges Gattungsexemplar werden, für das ebensogut ein anderes derselben Gattung eintreten könnte und seine naturwissenschaftliche oder generalisierende Behandlung kann uns daher für sich allein nicht befriedigen. Sie ist zwar auch möglich, ja eventuell notwendig, da jede Wirklichkeit generalisierend aufzufassen ist, aber ihr Erfolg würde in diesem Fall der sein, daß sie das, "was nur gesondert ein Leben hat", um wieder mit GOETHE zu reden, "in eine tötende Allgemeinheit zusammenreißt". ![]() Dieser Zusammenhang zwischen sinnvoller, wertbehafteter Kultur ![]() ![]() Wohl hängt nämlich die Bedeutung eines Kulturvorgangs durchaus von seiner individuellen Eigenart ab und wir können daher in der historischen Kulturwissenschaft nicht seine allgemeine "Natur" feststellen wollen, sondern müssen individualisierend verfahren. Aber andererseits ist es doch auch wieder nicht die aller Wirklichkeit anhaftende und wegen ihrer Unübersehbarkeit niemals erkennbare und darstellbare individuelle Mannigfaltigkeit, auf der die Kulturbedeutung eines Objekts als eines realen Trägers ![]() ![]() Daraus ergibt sich, wie auch für die historischen Wissenschaften von Kulturvorgängen die Wirklichkeit in wesentlich und unwesentliche Bestandteile, nämlich in historisch bedeutsame, sinntragende Individualitäten und bloßes Anderssein zerfällt und das leitende Prinzip, das wir für die historische Begriffsbildung, d. h. für die Umformung des heterogenen Kontinuums der Wirklichkeit unter Beibehaltung ihrer Individualität und Besonderheit suchten, haben wir somit wenigstens in seiner allgemeinsten, wenn auch noch unbestimmten Gestalt gewonnen. Wir können jetzt zwei Arten des Individuellen als bloß Andersartigkeit und als Individualität im engeren Sinne voneinaner scheiden. Die eine Individualität fällt mit der Eigenart des Wirklichen selbst zusammen und geht in keine Wissenschaft ein. Die andere ist eine bestimmte Auffassung des Wirklichen und kann in Begriffe aufgenommen werden. ![]() ![]() Für die historische Begriffsbildung liefert der Begriff der Kultur als das Prinzip zur Auswahl des Wesentlichen ![]() Die angegebene Art der Begriffsbildung ist ebenso wie die Scheidung der beiden Arten des Individuellen bisher in der Logik nicht beachtet worden. Man kann sie leicht übersehen, denn es treten, wie ich ausdrücklich hervorheben möchte, die historischen Begriffe, welche die historischen Individualitäten darstellen und sie aus der überall individuellen Wirklichkeit herauslöse, nicht so deutlich und klar zutage, wie das bei den naturwissenschaftlichen Begriffen der Fall ist. Den Grund dafür kennen wir bereits. Nur selten werden sie wie die allgemeinen Begriffe in abstrakten Formeln oder Definitionen dargestellt. Der Inhalt, aus dem sie bestehen, ist vielmehr meist von der Geschichtswissenschaft mit einer Fülle von anschaulichem Material sozusagen bekleidet. In einem anschaulichen Bild bisweilen geradezu versteckt lernen wir sie kennen, für dessen Entwerfung sie nur das Schema und den Leitfaden geben und wir sind dann geneigt, das Bild für die Hauptsache zu halten und in ihm ein Abbild der individuellen Wirklichkeit zu sehen. So konnte man sich darüber täuschen, welches logische Prinzip den zum Teil anschaulichen Darstellungen der Geschichte zugrunde liegt und über das, was historisch wesentlich ist, entscheidet. Ja, man konnte wohl gar denken, daß hier überhaupt kein Prinzip der Auswahl vorhanden sei, sondern die Geschichte einfach sage, was wirklich gewesen ist. Weil man dann mit Recht annahm, daß die bloße "Beschreibung" des Einzelnen noch keine Wissenschaft gibt, kam man auf den Gedanken, die Geschichte müsse zum Rang einer Wissenschaft erst erhoben werden und weil man nur das eine Prinzip der Begriffsbildung kannte, empfahl man ihr die generalisierende Methode der Naturwissenschaft. Auf diesem Weg war es dann unmöglich, das Wesen der Geschichtswissenschaft zu verstehen. Zugleich erklärt sich aus dem Übersehen des individualisierenden Auswahlprinzips die auffallende Tatsache, daß vielfach den widersinnigen Versuchen, aus der Geschichte eine Naturwissenschaft zu machen, auch von logischer Seite, die nur das eine Prinzip der generalisierenden Auswahl herausgearbeitet hatte, zugestimmt worden ist. Freilich werden sogar viele Historiker nicht zugeben wollen, daß das hier entwickelte logische Prinzip das theoretische Wesen ihrer Tätigkeit in richtiger Weise zum Ausdruck bringt, d. h. erst die Scheidung der historischen Individualität von der unwesentlichen Andersartigkeit ermöglicht, sondern sie werden meinen, daß sie außer einer Wiedergabe der Wirklichkeit nichts zu leisten hätten. Hat doch einer ihrer größten Meister ihnen ausdrücklich die Aufgabe zugewiesen, darzustellen, "wie es eigentlich gewesen ist". Aber das beweist gegen die Richtigkeit meiner Ausführungen nichts. Gewiß war gegenüber einer Darstellung, die entweder mit subjektiver Willkür die Tatsachen fälschte oder mit Lob und Tadel ihre Erzählung durchbrach, das Verlangen RANKEs nach "Objektivität" berechtigt und besonders im Gegensatz zur willkürlichen Geschichtskonstruktion mußte auf den notwendigen Respekt vor den Tatsachen ![]() Wir werden dabei an eine bekannte Formel für die naturwissenschaftliche Methode erinnert, die ein Gegenstück zu RANKEs Formel bildet. Wenn KIRCHHOFF es als Aufgabe der Mechanik bezeichnet, "die in der Natur vor sich gehenden Bewegungen vollständig und auf die einfachste Weise zu beschreiben", so steht dieser Satz zwar gewiß höher als das gedankenlose Gerede von der "reinen" Deskription, aber es ist damit ebenfalls methodologisch noch nicht viel gesagt, denn das ist gerade die Frage, wodurch eine "Beschreibung" "vollständig" wird und worin die "einfachste Weise" besteht. Solche Wendungen dienen daher nur zur Verdeckung der methodologischen Probleme, nicht zu ihrer Lösung und so sehr die Logik als Wissenschaftslehre sich an den Werken der großen Forscher orientieren muß, so wenig braucht sie sich daher an deren Wort über das Wesen ihrer eigenen Tätigkeit zu halten. Mit Recht sagt ALFRED DOVE (1) von RANKE, daß er der einseitigen Teilnahme nicht durch Neutralität, sondern durch Universalität des Mitgefühls entgangen sei. Also selbst der Meister der "objektiven" Geschichte bleibt nach diesem Ausspruch seines besten Kenners auch als Forscher doch immer der mitfühlende Mensch und er ist dadurch vom Naturforscher, in dessen wissenschaftlicher Arbeit das "Mitgefühl" keine Rolle spielen kann, prinzipiell verschieden. Für den Historiker, dem es gelänge, sein Selbst auszulöschen, wie RANKE es sich gewünscht hat, für den gäbe es keine wissenschaftliche Geschichte mehr, sondern nur ein sinnloses Gewimmel von lauter bloß andersartigen Gestaltungen, die alle gleich bedeutungsvoll oder bedeutungslos wären und von denen keine eine historisches Interesse darböte. ![]() Seine "Geschichte", d. h. seinen einmaligen Werdegang hat, wenn wir alles Seiende als bedeutungsfrei und ohne Beziehung zu Werten ansehen, ein jedes Ding in der Welt, ebenso wie jedes seine "Natur" hat, d. h. unter allgemeine Begriffe oder Gesetze gebracht werden kann und schon der Umstand, daß wir Geschichte meist nur von Menschen schreiben wollen und können, zeigt daher, daß wir dabei von Werten geleitet sind, die sinnvolles von sinnfreiem Geschehen trennen und daß es ohne leitende Werte keine Geschichtswissenschaft geben könnte. ![]() ![]() Wir sehen jetzt ein, warum es früher wichtig war, hervorzuheben, daß durch den Wert gesichtspunkt die Kulturvorgänge sich von der Natur mit Rücksicht auf ihre wissenschaftliche Behandlung unterscheiden. ![]() ![]() ![]() Was dieses Wort bedeutet, ist leicht klarzumachen. Jeder Historiker muß es als Vorwurf gegen seine Wissenschaftlichkeit empfinden, wenn man ihm sagt, daß er das Wesentliche nicht vom Unwesentlichen unterscheiden könne. Er wird daher auch ohne weiteres zugeben, daß er nur das darzustellen hat, was "wichtig", "bedeutsam", "interessant" ist oder wie man sonst sagen mag und er muß geringschätzig auf den blicken, der froh ist, wenn er Regenwürmer findet. Das alles ist in dieser Form so selbstverständlich, daß man es nicht ausdrücklich zu sagen braucht. Trotzdem steckt gerade darin ein Problem und dieses Problem kann dadurch allein gelöst werden, daß man die Beziehung der geschichtlichen Objekte auf die Werte zu Bewußtsein bringt, die an den Gütern der Kultur haften. Wo diese Beziehung fehlt, da sind die Ereignisse eben "unwichtige", "bedeutungslos", "langweilig", ohne Sinn, den wir verstehen ![]() ![]() Trotzdem ist unser Begriff der Wertbeziehung noch nach einer anderen Seite hin klarzustellen und besonders als ein rein theoretisches Prinzip gegen solche Begriffe abzugrenzen, mit denen er verwechselt werden könnte. Sonst kann der Anschein entstehen, als würden hier der Geschichte Aufgaben gestellt, die sie als Wissenschaft von sich weisen dürfte und müßte. Es ist ja ein weit verbreitetes Dogma, daß jeder Wertgesichtspunkt wenigstens aus den Einzelwissenschaften auszuschließen sei. Man habe sich auf das zu beschränken, was wirklich ist. ![]() In gewissem Sinne ist dies vollkommen zutreffend. Der Historiker hat in der Tat nicht zu entscheiden, ob die Dinge wertvoll sind oder nicht, sondern nur darzustellen, was wirklich gewesen ist, denn er ist ein theoretischer, nicht ein praktischer Mensch und wir müssen daher noch zeigen, daß unser Begriff der Geschichte diesen Sätzen, wenn sie richtig verstanden werden, in keiner Weise widerspricht. Zu diesem Zweck wird es gut sein, das, was wir über Wert und Wirklichkeit und ihr Verhältnis zueinander mit Rücksicht auf den Begriff der Kultur bisher ausgeführt haben, zunächst noch einmal zusammenzufassen und vor Mißverständnissen zu schützen. Werte sind keine Wirklichkeiten, weder physische noch psychische. Ihr Wesen besteht in ihrer Geltung, nicht in ihrer realen Tatsächlichkeit. Doch sind Werte mit Wirklichkeit verbunden ![]() ![]() Doch erwähne ich das nur, um zu sagen, daß die historischen Kulturwissenschaften, wenn sie Güter und wertende Menschen untersuchen, auf solche Fragen keine Antwort geben können. Hiermit würden sie zum Aussprechen von Wertungen kommen und ein praktisches Werten der Gegenstände kann nie ihre geschichtliche Auffassung sein. Ob und wie weit die Geltung der Werte ein theoretisches Problems ist ![]() Das wertbeziehende Verfahren, von dem wir sprechen, ist also, wenn es das Wesen der Geschichte als einer theoretischen Wissenschaft zum Ausdruck bringen soll, auf das schärfste vom wertenden Verfahren zu trennen und das heißt: für die Geschichte kommen die Werte nur insofern in Betracht, als sie faktisch von Subjekten gewertet und daher faktisch gewisse Objekte als Güter bezeichnet werden. Auch wenn die Geschichte es also mit Werten zu tun hat, ist sie doch keine wertende Wissenschaft. Sie stellt vielmehr lediglich fest, was ist. ![]() Es ist nicht richtig, daß, wie RIEHL (2) einwendet, etwas "auf Werte beziehen" und es "bewerten" ein und derselbe unteilbare Urteilsakt des Geistes sei. Im Gegenteil, es liegen in der praktischen Bewertung und der theoretischen Wertbeziehung zwei in ihrem logischen Wesen prinzipiell voneinander verschiedene Akte vor, auf deren Verschiedenheit man bisher leider nicht genug geachtet hat. Die theoretische Wertbeziehung bleibt auf dem Gebiet der Tatsachenfeststellung, ![]() ![]() ![]() Dabei wird selbstverständlich nicht allein das historisch wichtig und bedeutsam, was die Realisierung von Kulturgütern fördert, sondern ebenso das, was sie hemmt. Auch das Wertfeindliche hat einen Sinn, den wir verstehen. Nur das bloß Andersartige, Wertindifferente wird als unwesentlich ausgeschieden und schon dieser Umstand sollte genügen, um zu zeigen, daß ein Objekt als bedeutsam für die Werte und die Realisierung von Kulturgütern bezeichnen, gar nicht heißt, es werten, ![]() So vermag z. B. der Historiker als Historiker nicht zu entscheiden, ob die französische Revolution Frankreich oder Europa gefördert oder geschädigt hat. ![]() ![]() Also gerade das ist unsere Meinung. Wenn die Geschichte Lob oder Tadel ausspricht, überschreitet sie ihre Grenze als Wissenschaft vom realen Sein, denn Lob oder Tadel läßt sich nur mit Hilfe eines Maßstabes von Werten begründen, deren Geltung nachgewiesen ist ![]() ![]() RIEHL hat daher völlig recht, wenn er sagt, ein und dieselbe geschichtliche Tatsache gewinne, je nach der Verschiedenheit des Zusammenhangs, in dem der Historiker sie betrachtet, sehr verschiedene Akzente, ihr objektiver Wert dagegen bleibt derselbe. ![]() ![]() Ebenso dient ein Einwand von EDUARD MEYER (3) nur dazu, meine Ansicht vom Wesen der historischen Begriffsbildung zu erläutern und zu befestigen. Ich habe, um zu zeigen, wie der Wertgesichtspunkt die Auswahl des Wesentlichen bedingt, darauf hingewiesen, daß die Ablehnung der deutschen Kaiserkrone durch FRIEDRICH WILHELM IV. historisch wesentlich, der Schneider, der seine Röcke machte, dagegen, obwohl ebenso wirklich, historisch gleichgültig sei. (4) Wenn MEYER dem entgegenstellt, daß freilich der betreffende Schneider für die politische Geschichte wohl immer gleichgültig bleiben werde, wir uns aber sehr wohl vorstellen könnten, daß er in einer Geschichte der Moden oder des Schneidergewerbes oder der Preise historisch wesentlich werde, so ist das gewiß richtig und insofern hätte ich statt des Schneiders als Beispiel eine andere Wirklichkeit wählen sollen, die für keine geschichtliche Darstellung wesentlich werden kann ![]() ![]() Ist das Wesen der theoretischen Wertbeziehung und ihr Unterschied von der "praktischen" Wertung einmal klar, so braucht niemand zu fürchten, er komme, wenn er die Charybdis der alle Individualitäten verschlingenden generalisierenden Methoden vermeiden wolle, in die Scylla der unwissenschaftlichen Wertungen hinein und gehe dann als wissenschaftlicher Mensch ganz zugrunde. ![]() ![]() Um das Wesen ![]() Zunächst eine terminologische Bemerkung. Da man sich daran gewöhnt hat, jede Betrachtung unter Wertgesichtspunkten "teleologisch" zu nennen, so könnte man in der Geschichte statt von wertbeziehender auch von teleologischer Begriffsbildung sprechen und ich selbst habe das früher getan. Doch wird es besser sein, dieses vieldeutige und daher mißverständliche Wort entweder ganz zu vermeiden oder seine Bedeutung genau anzugeben und abzugrenzen. (6) Es muß nämlich nicht nur die theoretische Wertbeziehung streng von der Wertung unterschieden werden, sondern es darf auch nicht der Anschein entstehen, als solle durch eine "teleologische" Begriffsbildung in der Geschichte irgendetwas aus den bewußten Zwecksetzungen der Personen, von denen sie handelt, erklärt werden. Die Frage, ob das möglich ist, geht uns in diesem Zusammenhang nichts an, denn sie bezieht sich auf den Inhalt der Geschichte. Hier ist nur der methodische Gesichtspunkt zu Bewußtsein zu bringen, mit Hilfe dessen die Geschichte das heterogene Kontinuum der Wirklichkeit so formt, daß sie individuelle Gebilde umgrenzt. Worin der Inhalt dieser Gebilde besteht, kann die Wissenschaftslehre nicht entscheiden. ![]() Vollends darf unter "Geschichtsteleologie" nichts verstanden werden, was mit der kausalen Auffassung der Wirklichkeit in Konflikt kommen könnte und es ist daher irreführend, die methodologischen Fragen, die hier erörtert werden, unter die Alternative Kausalität oder Teleologie zu bringen (7). Auch die individualisierende und wertbeziehende Geschichte hat die kausalen Zusammenhänge zu untersuchen, die zwischen den von ihr behandelten einmaligen und individuellen Vorgängen bestehen und die nicht mit den allgemeinen Natur gesetzen zusammenfallen, so sehr man zur Darstellung der individuellen Kausalverhältnisse (8) auch der allgemeinen Begriffe als Begriffs elemente historischer Begriffe bedürfen mag. Nur darauf kommt es an, daß das methodische Prinzip der Auswahl des Wesentlichen in der Geschichte, auch bei der Frage nach den Ursachen, von Werten abhängig ist, ![]() Das Wesen der wertbeziehenden Begriffsbildung wird noch mehr zutage treten, wenn wir daran erinnern, daß allein mit ihrer Hilfe die historischen Vorgänge sich als die Stadien einer Entwicklungsreihe darstellen lassen. Der vieldeutigste Begriff der "Entwicklung", der allgemein als die eigentlich historische Kategorie anerkannt wird, ist nämlich in der Geschichte durchaus von demselben Prinzip beherrscht, in dem wir den leitenden Gesichtspunkt der historischen Begriffsbildung überhaupt gefunden haben. Wir können unter historischer Entwicklung erstens nicht das verstehen, was sich beliebig oft wiederholt, wie die Entwicklung des Huhns im Ei, sondern es kommt dabei immer ein einmaliger Werdegang in seiner Besonderheit in Betracht und zweitens können wir diesen Werdegang nicht als eine Reihe vollkommen wertindifferenter Veränderungsstadien auffassen, sondern nur als eine Reihe von Stufen, die mit Rücksicht auf ein bedeutsames Ereignis selbst bedeutsam werden, insofern der Akzent, den ein Ereignis durch die Wertbeziehung erhält, sich auf seine Vorbedingungen überträgt. ![]() ![]() ![]() ![]() Mit Hilfe dieses Begriffs der historischen Entwicklung läßt sich dann ferner beurteilen, was von der Behauptung zu halten ist, der Historiker treffe die Auswahl aus seinem Stoff nach Graden historischer Wirksamkeit. An und für sich kann dieser Satz etwas richtiges meinen, denn die historische Bedeutung vieler Ereignisse beruth in der Tat ausschließlich auf ihren Wirkungen, die sie auf Kulturgüter ausüben und so ist es oft nicht einzusehen, wie etwas historische Bedeutung erlangen soll, was sich nicht als wirkendes Glied in eine historisch bedeutsame Entwicklungsreihe einordnen läßt. Aber der Satz wird sofort falsch, wenn er sich gegen die Ansicht wendet, daß Wertgesichtspnkte für die Auswahl des Stoffes maßgebend sind. Die historische Wirksamkeit kann nicht mit der bloßen wertindifferenten Wirksamkeit überhaupt zusammenfallen, d. h. die Wirksamkeit kann für sich allein niemals das Kriterium dafür abgeben, was geschichtlich wesentlich ist. Irgend welche Wirkungen übt ja jeder beliebige Vorgang aus. Wenn ich mit dem Fuß aufstampfe, zittert der Sirius, hat man gesagt und doch ist diese Wirkung, wie die meisten anderen, historisch ganz unwesentlich. "Historisch wirksam" ist vielmehr nur das, was historisch bedeutsame Wirkungen ausübt oder womit wir einen verstehbaren Sinn verbinden und das heißt wieder nichts anderes, als daß ein Kulturwert maßgebend ist für die Auswahl des geschichtlich Wesentlichen. Erst wenn aufgrund einer theoretischen Wertbeziehung bereits feststeht, was geschichtlich wesentlich ist, kann man rückwärts blickend nach den Ursachen oder vorwärtsblickend nach den Wirkungen fragen und dann das in die Darstellung aufnehmen, was durch seine Eigenart das Zustandekommen des historisch wesentlichen Ereignisses bewirkt hat. Wenn man also, wie EDUARD MEYER (9) und mit ihm RIEHL (10) sagt, nicht nach Wertgesichtspunkten, sondern nach Graden historischer Wirksamkeit werde die Auswahl des Wesentlichen in der Geschichte getroffen, so ist das ein falscher Gegensatz, dessen Unhaltbarkeit nur durch die Zweideutigkeit des Ausdrucks "historisch wirksam" verdeckt wird. Der Satz, die Geschichte habe das historisch Wirksame darzustellen, ist, wenn er richtig sein soll, lediglich eine andere Formulierung dafür, daß sie es mit den für die Kulturwerte wesentlichen Wirkungen zu tun hat und weil niemals das Prinzip der bloßen Wirksamkeit das Prinzip der Wertbeziehung ersetzen kann, so ziehen wir unseren Ausdruck vor, denn er allein bezeichnet das unzweideutig, worauf es ankommt. Wo der Wertgesichtspunkt fehlt, der darüber entscheidet, welche Wirkungen geschichtlich wesentlich oder bedeutsam sind, ist mit dem Begriff der historischen Wirksamkeit als Auswahlprinzip noch gar nichts anzufangen. Der Begriff der historischen Entwicklung ist endlich, um Mißverständnissen vorzubeugen, ausdrücklich von dem des Fortschritts zu trennen und das hat wieder mit Hilfe des Unterschiedes von Wertung und Wertbeziehung zu geschehen. Enthält die bloße Veränderungsreihe zu wenig, um mit der geschichtlichen Entwicklung gleichgesetzt zu werden, so enthält die Fortschrittsreihe dafür zu viel. "Fortschritt" meint, wenn das Wort überhaupt eine prägnante Bedeutung haben soll, soviel wie Wertsteigerung, Erhöhung des Wertes der Kulturgüter und jede Behauptung über Fortschritt oder Rückschritt schließt daher eine positive oder negative Wertung ein. Eine Reihe von Veränderungen einen Fortschritt nennen, heißt oft sogar behaupten, daß jedes folgende Stadium in höherem Maße einen Wert realisiert als das vorangegangene und eine solche Wertung kann nur der vollziehen, der zugleich etwas über die Geltung des Wertes aussagt, an dem er den Fortschritt mißt. Da aber die Geschichte nach der Geltung der Werte nicht zu fragen hat, sondern lediglich darauf Rücksicht nimmt, daß gewisse Werte faktisch gewertet werden, ![]() Der Begriff des Fortschritts gehört deswegen in die Geschichts philosophie, die ausdrücklich den am realen historischen Geschehen haftenden irrealen "Sinn" mit Rücksicht auf die darin zum Ausdruck kommenden Werte deutet und dann die Vergangenheit als wertvoll oder wertfeindlich zu richten unternimmt. ![]() Um die Ausführungen über den Zusammenhang der individualisierenden Begriffsbildung mit der Wertbeziehung zum Abschluß zu bringen, ist jetzt nur noch ein Punkt hervorzuheben. Wir sahen: der Historiker hat als Historiker nicht nach der Geltung der Werte zu fragen, die seine Darstellung leiten. Trotzdem wird er seine Objekte nicht auf irgendwelche beliebigen Werte beziehen. Er setzt vielmehr voraus, daß diejenigen, an die er sich mit seiner Darstellung wendet, wenn auch nicht diese oder jene besonderen Güter, so doch wie er selbst die allgemeinen Werte der Religion, des Staates, des Rechts, der Sitten, der Kunst, der Wissenschaft, mit Rücksicht auf welche das geschichtlich Dargestellte wesentlich ist, überhaupt als Werte anerkennen oder doch wenigstens als Werte verstehen. Deshalb war es bei Bestimmung des Kulturbegriffs nötig, nicht nur den Wertbegriff überhaupt als entscheidend für die Abgrenzung der Kulturvorgänge gegen die Natur zu betonen, sondern zugleich hervorzuheben, daß Kulturwerte entweder faktisch allgemein, d. h. von allen gewertet oder allen Gliedern der Kulturgemeinschaft als gültig wenigstens zugemutet werden. ![]() Diese Allgemeinheit der Kulturwerte ![]() ![]() ![]() Nur eins ist zur Bestimmung des individualisierenden Verfahrens mit Rücksicht auf den Begriff des allgemeinen Kulturwertes jetzt noch ausdrücklich hinzuzufügen. Wenn die im angegebenen Sinne "objektive" historische Darstellung nur von allgemein gewerteten Werten geleitet werden kann, ![]() ![]() Aber ebenso gewiß bleibt trotzdem der Gegensatz des generalisierenden Verfahrens der Naturwissenschaft zum individualisierenden Verfahren der Geschichte unberührt. Nicht das allgemeine Naturgesetz oder der allgemeine Begriff, für den jedes Besondere nur ein "Fall" unter beliebig vielen anderen ist, sondern der Kulturwert ist das geschichtlich "Allgemeine" ![]() ![]() Ich fasse noch einmal alles zusammen. Zwei Arten empirisch-wissenschaftlicher Arbeiten können wir begrifflich voneinander scheiden, ohne damit sagen zu wollen, daß sie faktisch überall getrennt sind. Nur die "reinen" Formen hebe ich heraus. Auf der einen Seite stehen die Naturwissenschaften. Das Wort "Natur" charakterisiert sie sowohl mit Rücksicht auf ihren Gegenstand als auch mit Rücksicht auf ihre Methode. Sie sehen in ihren Objekten ein von jeder Wertbeziehung freies Sein und Geschehen ![]() ![]() Auf der anderen Seite stehen die historischen Kulturwissenschaften. Zu ihrer Bezeichnung fehlt uns ein Wort, das dem Ausdruck "Natur" entsprechend sie zugleich sowohl mit Rücksicht auf ihren Gegenstand als auch mit Rücksicht auf ihre Methode charakterisieren könnte. Wir müssen daher zwei Ausdrücke wählen, die den beiden Bedeutungen des Wortes Natur entsprechen. Als Kultur wissenschaften handeln sie von den auf die allgemeine Kultur werte bezogenen und daher als sinnvoll verständlichen Objekten und als historische Wissenschaften stellen sie deren einmalige Entwicklung in ihrer Besonderheit und Individualität dar, wobei der Umstand, daß es Kulturvorgänge sind, ihrer historischen Methode zugleich das Prinzip der Begriffsbildung liefert, denn wesentlich ist für sie nur das, was als Sinnträger in seiner individuellen Eigenart für den leitenden Kulturwert Bedeutung hat. Sie wählen daher individualisiernd als "Kultur" etwas ganz anderes aus der Wirklichkeit aus, als die Naturwissenschaften es tun, wenn sie dieselbe Wirklichkeit generalisierend als "Natur" betrachten, da in den meisten Fällen die Bedeutung eines Kulturvorganges gerade auf der Eigenart beruth, die ihn von anderen unterscheidet, während umgekehrt das, was ihm mit anderen gemeinsam ist, also sein naturwissenschaftliches Wesen ausmacht, der historischen Kulturwissenschaft unwesentlich sein wird. Was endlich den Gegensatz von Körper und Geist betrifft, so sind es zwar, wenn "geistig" so viel wie psychisch heißen soll, meistens geistige Vorgänge, mit denen die Kulturwissenschaften es zu tun haben, aber der Begriff der "Geisteswissenschaften" grenzt weder die Objekte, noch die Methode gegen die der Naturwissenschaften ab. Deshalb sollte man diesen vieldeutigen Ausdruck in der Methodenlehre ganz fallen lassen. Unter der Voraussetzung einer Gleichsetzung des Geistigen mit dem Psychischen hat er für die logische Einteilung der Wissenschaften in die zwei Hauptgruppen jede Bedeutung verloren. Ja, man kann geradezu sagen, daß eine prinzipielle Scheidung von Geist und Körper, ![]() Nur wenn man mit dem Wort "Geist" eine Bedeutung verbindet, die sich von der des Ausdrucks "psychisch" prinzipiell unterscheidet, bekommt die Bezeichnung der nicht-naturwissenschaftlichen Disziplinen als Geisteswissenschaften einen Sinn, und eine solche Bedeutung hat das Wort früher gehabt. Aber da verstand man unter Geist etwas, wovon der Begriff eines Wertes unabtrennbar war, nämlich das "höher" entwickelte seelische Leben, das allgemein gewertete Formen und Eigenarten angenommen hat und diese können nur innerhalb einer Kultur entstehen. "Geistig" war also der Mensch zum Unterschied von bloß psychisch insofern, als er nicht ein bloßes Naturwesen, sondern eine Kulturmensch war. So kommt diese Bedeutung des Wortes "Geisteswissenschaft" im Grunde auf dasselbe hinaus, was wir unter Kulturwissenschaft verstehen und die Streitfrage wird dann terminologisch. Nur weil entweder die alte Bedeutung von "Geist" heute noch mitklingt oder weil man neuerdings geneigt ist, Geist als Namen für Sinngebilde zu brauchen, die überhaupt nicht psychisch-real sind, hält man am Terminus Geisteswissenschaften in den Kreisen der Einzelforscher fest, was man dort nie tun würde, wenn man darunter die Wissenschaften vom Psychischen verstünde. Dann wäre die Unangemessenheit des Ausdrucks sofort klar. Es verdankt der heutige Gebrauch des Wortes Geisteswissenschaft bei denen, die nicht die Psychologie zur "Grundlage" der Kulturwissenschaften machen wollen, somit nur seiner Vieldeutigkeit und damit zugleich einer prinzipiellen Unklarheit sein Dasein. Auch folgendes muß man im Auge behalten. Was im neunzehnten Jahrhundert als etwas Neues groß geworden ist und seinem wissenschaftlichen Leben, im Gegensatz zu den vorangegangenen naturwissenschaftlichen Jahrhunderten, den Charakter aufprägt, sind nicht in erster Linie die Wissenschaften vom Psychischen gewesen. Das seelische Leben hatte man schon vorher erforscht und die neuere Psychologie knüpft, so erfreulich ihre Fortschritte auch sein mögen, zum größten Teil an die Psychologie des naturwissenschaftlichen Zeitalters an. Es ist kein Zufall, daß die Psychophysik von einem Mann geschaffen ist, der als Philosoph einen dem Spinozismus nahe verwandten Panpsychismus und jedenfalls eine gar nicht an der Geschichte orientierte Weltanschauung vertrat. Prinzipiell neu auf dem einzelwissenschaftlichen Gebiet sind im neunzehnten Jahrhundert vor allem die Leistungen der großen Historiker gewesen, die das Kultur leben erforschten. Sie haben eine mächtige Anregung von der Philosophie des deutschen Idealismus erhalten, die ihre Probleme hauptsächlich dem geschichtlichen Kulturleben entnahm und dementsprechend auch den Begriff des "Geistes" bestimmte. Da dieser Sprachgebrauch veraltet ist und das, was man früher Geistesleben nannte, heute geschichtliches Kulturleben genannt wird, so gewinnt der Terminus der historischen Kulturwissenschaften, den wir systematisch begründet haben, auch sein, der heutigen Situation angepaßtes, geschichtliches Recht. Schließlich führen diese Überlegungen wieder zu der früher zurückgeschobenen Frage, welche Art des Seelenlebens nach naturwissenschaftlicher Methode nicht erschöpfend behandelt werden kann und welches relative Recht daher die Behauptung besitzt, die Kultur dürfe auch wegen ihres geistigen Charakters nicht der Alleinherrschaft der Naturwissenschaft unterworfen werden. In der Einheit, die dem Seelenleben zukommt, soweit es nur Seelenleben ist, konnten wir den Grund dafür nicht entdecken. Untersuchen wir dagegen das Seelenleben der historisch wesentlichen Kulturpersönlichkeiten und bezeichnen dieses als geistig, so finden wir darin in der Tat eine "geistige" Einheit von eigentümlicher Art, die jeder Bewältigung durch generalisierend gebildete Begriffe spottet. Deshalb kann die Meinung entstehen, es gebe eine spezifisch geisteswissenschaftliche Methode oder es müsse eine Psychologie geschaffen werden, die sich von der erklärenden, naturwissenschaftlich verfahrenden prinzipiell unterscheidet. Nachdem wir jedoch das Wesen dieser "geistigen" Einheit als beruhend auf Wert beziehung ![]() Wenn es gilt, das Seelenleben GOETHEs oder NAPOLEONs darzustellen, so läßt sich dabei gewiß mit den Begriffen der generalisierenden Psychologie nicht viel anfangen. Hier haben wir in der Tat eine Lebenseinheit, die nicht psychologisch zu "erklären" ist. Aber diese Einheit stammt nicht aus dem "Bewußtsein" als der logischen Einheit des Subjekts, sie stammt auch nicht aus der "organischen" Einheit der Seele, die jedes Ich zu einem geschlossenen Zusammenhang macht, sondern sie beruth darauf, daß mit Rücksicht auf Kulturwerte bestimmte psychische Zusammenhänge als Sinnträger zu individuellen Einheiten werden, die verschwinden würden, wenn man sie unter allgemeine psychologische Begriffe brächte. Die nicht zu generalisierende "geistige" Lebenseinheit ist also die individuelle Einheit der Kulturpersönlichkeit, die sich mit Rücksicht auf ihre Kulturbedeutung zu einem nicht zu trennenden individuellen Ganzen zusammenschließt. Nicht die Unteilbarkeit des realen Seelenlebens, sondern die des Sinngebildes ist dabei entscheidend. Mit dem heute üblichen Gegensatz von Natur und Geist als dem von Körper und Seele haben demnach diese "Lebenseinheiten" der Kulturpersönlichkeiten nichts zu tun und darum muß die Meinung, als bedürften wir, um solche Einheiten zu erforschen, einer "geisteswissenschaftlichen" Methode oder einer neuen Psychologie, verschwinden. Die geschichtlichen Einheiten sind nicht nur der heute schon vorhandenen naturwissenschaftlichen Psychologie, sondern jeder allgemeinen Theorie des seelischen Lebens entzogen. Solange man an der Einheit der Individualität, die auf ihrer durch keine andere Individualität ersetzbaren und insofern einzigartigen Kulturbedeutung ![]() ![]() ![]() Anmerkungen 1) ALFRED DOVE, Ranke und Sybel in ihrem Verhältnis zu König Max, 1895. Ausgewählte Schriftchen, vornehmlich historischen Inhalts. 1898, Seite 191f. 2) ALOIS RIEHL, Logik und Erkenntnistheorie. Die Kultur der Gegenwart I (Hg. PAUL HINNEBERG, 1907, Seite 101. 3) EDUARD MEYER, Zur Theorie und Methodik der Geschichte, 1902. 4) RICKERT, Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung, Seite 325. Dritte und vierte Auflage, Seite 224f. 5) CARL LAMPRECHT, Literarisches Zentralblatt, Nr. 2, 1899. Bezeichnend für den Wandel der Ansichten über Wertfragen in den letzten Jahrzehnten ist der Umstand, daß R. WILBRANDT gegen MAX WEBER den Vorwurf erhebt, er wolle aufgrund meiner Theorie der Kulturwissenschaften die Wertungen aus der Nationalökonomie entfernen und nur die theoretische Wertbeziehung anerkennen. 6) Das habe ich auch seit der zweiten Auflage der "Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbilung" durchgeführt und man sollte daher nicht mehr sagen, ich bezeichne das historische Verfahren als "teleologisch". Zur Klärung der Sache kann das nicht beitragen, da ich das, was man für gewöhnlich "Geschichtsteleologie" nennt, ablehne. 7) Vgl. MAX ADLER, Kausalität und Teleologie im Streit um die Wissenschaft, 1904. Das Buch, das zum Teil der Bekämpfung meiner Ansichten dient, ist übrigens besser als ein Titel. 8) Vgl. SERGIUS HESSEN, Individuelle Kausalität, Studien zum transzendentalen Empirismus, 1909. Die Schrift knüpft an meinen Begriff der historischen Kausalität an und bildet ihn in interessanter Weise weiter. 9) EDUARD MEYER, Zur Theorie und Methodik der Geschichte, 1902 10) ALOIS RIEHL, Logik und Erkenntnistheorie, a. a. O. Seite 101 |