ra-2p-4R. WahleH. CohnTh. LippsS. MarckO. WeidenbachB. Varisco     
 
WENZEL RESL
Zur Psychologie
der subjektiven Überzeugung

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"Die Alchemie hat ebenso ihre gläubigen Anhänger gehabt, wie die Quacksalber, Marktschreier, Humbug-Leute noch immer für Lebenselexiere, Wundertränklein, Schönheitswässer, Kraftpomaden und dgl. gläubige Abnehmer finden. Und wie zahlreiche Urteile läßt uns die Hoffnung zweifellösend fällen, daß wir so viel reden und träumen  von besseren künftigen Tagen,  wie der Dichter singt! Ja, der  Glaube  an schützende Genien, helfende Himmelsmächte wurzelt zu nicht geringem Teil in einem Gefühl der Ohnmacht des Menschen gegen übergewaltige Naturkräfte und in der daraus hervorgehenden Erwünschtheit von mächtigen Helfern und Freunden in der Not. Die Armen, Kranken, Gefahrbedrohten, Altersschwachen, Sterbenden und dgl. sind seit jeher die gläubigsten Vernehmer der  frohen Botschaft  der  Heilslehre  von einer höheren, verklärten, hilfreichen und unvergänglichen Welt."

"Sobald man es dem absoluten Kritizismus gemäß versucht, nur solche objektiv ausreichend begründeten Urteile in seiner kausalen Weltansicht gelten und alle anderen unentschieden und bloß mehr oder weniger wahrscheinlich zu lassen, da stellen sich  unvermeidlich  eine Menge unangenehmer sittlicher, ästhetischer, intellektueller und anderweitiger metamorpher Gefühle ein, die entweder geduldig ertragen oder, sei es durch das Vergessen ihrer Substrate, sei es durch eine vorläufig subjektive Entscheidung der Probleme und Zweifel, entfernt werden müssen. Da das geduldige Ertragen des Unangenehmen nicht jedermanns Sache ist, so wird gewöhnlich entweder durch ein zerstreuendes, nimmersattes Genußleben zum Vergessen oder zu einer in irgendeinem Glaubenssystem gebotenen subjektiv befriedigenden Entscheidung gegriffen."

Wir haben bis nur lauter  theoretische  teils negative, teils positive Gründe der Entstehung und Festhaltung der subjektiven Überzeugung kennengelernt, indem wir von dem, die  praktischen Gründe  darbietenden, Einfluß der Gefühle und Strebungen auf die Zuversicht des Apperzeptionsvollzugs absahen. Gerade dieser Einfluß aber ist, wie die Erfahrung lehrt, besonders häufig, kräftig und nachhaltig.

Alle Arten von Gefühlen und Strebungen können nämlich infolge der Wechselwirkung, in welcher alle Seelenzustände ein und desselben Vorstellenden untereinander stehen, auch dessen Apperzeptionen beeinflussen. Da aber Gefühle und Strebungen sehr zahlreich, alle mit auffälligen, viele mit konstanten Steigerungen oder Verminderungen der Klarheit der betreffenden Vorstellungen verbunden sind, so kann das Fühlen und Streben nicht ohne häufige, auffällige und konstante Folgen für die Gestaltung und Zuversicht der Urteile als Apperzeptionen geschehen, insofern die bei diesen letzteren in Wechselwirkung tretenden Vorstellungen in Gefühls- und Strebungszustände verflochten sind. Ein Leidgefühl muß, insofern mit einer andauernden Spannung zwischen den Vorstellungen ein Sinken der letzteren verbunden ist, dem Prädikat, wenn es ihm an und für sich oder dessen nahen Reihenverbindungen oder beiden zugleich innewohnt, notwendig an Intensität verlieren. "Die Zeit heilt alle Schmerzen", sagt diesbezüglich das Sprichwort; d. h. sie mach sie vergessen. Daher, wie wir schon oben andeuteten, die idealisierende Tendenz der Einbildungskraft. Das Leidgefühl muß auf solche Weise negative Apperzeptionsabschlüsse mit dem betreffenden Prädikat erleichtern, positive erschweren. Ein gleiches gilt von Verabscheuungen, die ohnehin großenteils aus Leidgefühlen hervorgehen oder mit solchen verbunden sind. Ein Lustgefühl dagegen steigert als Förderung zwischen den Vorstellungen, wenn es in einem Prädikat oder dessen nahen Verbindungen oder beiden zugleich seinen Sitz hat, die Intensität seines Substrates und führt eher positive Apperzeptionen mit demselben herbei. Dasselbe geschieht bei Begehrungen, wenn die ansteigende Hauptvorstellung das Prädikat selbst oder dessen Verbindungen bildet. Durch eine derartige Schwächung oder Kräftigung der Prädikate wird nicht nur gleich anfänglich da, wo sich zwei oder mehrere gegensätzliche Prädikate gleichzeitig anbieten, die Entscheidung der Apperzeption zugunsten des einen oder des andern und zu ungunsten der übrigen veranlaßt, sondern auch zur Festhaltung des einmal bevorzugten beigetragen und so eine mehr oder weniger  überlegte Zuversicht  beim Urteilen trotz des Mangels an ausreichenden objektiven Gründen erzeugt.

Ein tatsächliches Beispiel wird den Vorgang am besten veranschaulichen. CÄSAR erzählt in seinen Kommentarien (b. g. 3, 18), wie zur Zeit des Krieges gegen die Veneter der Legat TITURIUS SABINUS den Stamm der gleichzeitig aufgestandenen Uneller dadurch besiegte, daß er sie zu einem übereilten Angriff hinriß, indem er sie durch einen die Rolle eines Überläufers spielenden Gallier glauben machte, CÄSAR werden von den Venetern hart bedrängt, SABINUS sei voll Furcht und wolle die nächste Nacht heimlich sein Lager verlassen, um ihm zu Hilfe zu ziehen. Zur Erklärung der Leichtgläubigkeit der Uneller werden von CÄSAR selbst die angebliche Desertierung des SABINUS, die Hoffnung mit den Venetern den Krieg zu gewinnen und die allgemeine Bereitschaft der Menschen zu glauben, was sie wollen, als Gründe angeführt. Sehen wir zu, wie sich dies psychologisch verwerten läßt. Offenbar waren die Uneller infolge des Mangels an Nachrichten im Zweifel, ob die Veneter siegreich oder besiegt waren. Während des Schwankens zwischen den beiden gegensätzlichen Prädikaten waren jedoch die Gefühle und Strebungen der Uneller für das erste als für Lustgefühle und Begehrungen günstig, für das zweite als für Leidgefühle und Verabscheuungen ungünstig wirksam und verschafften darum dem ersteren in der Form einer Hoffnung auf Kriegsgewinn einiges Übergewicht. Dazu kam die Unentschlossenheit des SABINUS als vermeintliche Wirkung der siegreichen Fortschritte der Veneter und hob die Vorstellung von diesen Siegen als Ursache mitinvolviert ebenfalls höher als die entgegengesetzte. Da kommt schließlich der Landsmann-Überläufer als Autorität dem ohnehin schon mehr begünstigten Prädikat zu Hilfe und die Zuversicht des positiven Abschlusses der Apperzeption mit dem Prädikat "siegreich" ist plötzlich so entschieden, daß sie auch das Wollen beeinflußt. Gewiß hätte aber der Überläufer keinen so bereitwilligen Glauben gefunden, wenn er das verabscheute Prädikat als das gültige verkündet hätte. In unzähligen Fällen geschah und geschieht Ähnliches. Wir erinnern uns noch, wie zur Zeit des Krimkrieges die sogenannte Tatarenbotschaft vom Fall Sewastopols im ganzen Westeuropa ohne weiteres geglaubt wurde, obwohl sie ziemlich aus der Luft gegriffen war. Wir sehen täglich, wie streitenden Parteien schwankende Gesetzes- oder Vertragsbestimmungen, jede zu ihren Gunsten, interpretieren, wie da, wo der Sieg zweifelhaft ist, jede Partei ihn  sich  zuschreibt und dgl.  Stat pro ratione voluntas. [Statt des Verstandes gilt der Wille. - wp] In vielen Fällen kann freilich die Jllusion nicht lange dauern; allein es kommt sehr häufig vor, daß die objektive Aufklärung des Sachverhalts aus den oben angeführten Gründen der menschlichen Beschränktheit nach Raum, Zeit, Beobachtungsmitteln usw. nur langsam fortschreitet oder auch nie erreicht wird. Dann beharren die Menschen mit einer denkwürdigen Zähigkeit bei der Apperzeption durch das erwünschte und lusterfüllte Prädikat, und die Zuversicht pflanzt sich for von Geschlecht zu Geschlecht, verstärkt durch die Macht der Gewohnheit, der Verflechtung mit objektiv Gültigem, der angesammelten Autoritäten usw.

Für diese objektiv nicht genug begründete Bevorzung und Festhaltung eines Prädikates auf Unkosten der gegensätzlichen können natürlich alle Arten von Gefühlen und Strebungen wirksam sein. Die Abstufung des Erfolges dieser Wirksamkeit ist folgende. Am wirksamsten sind vor allem wegen ihrer Häufigkeit und wegen ihrer konstanten Natur die sittlichen Gefühle und Forderungen, danach die ästhetischen (im engeren Sinne), die zwar nicht so häufig, aber doch von konstant-fixierter Natur sind. Nicht minder energisch, aber nicht so nachhaltig wirken in dieser Hinsicht die übrigen, wir wollen sagen  metamorphen  Gefühle und Strebungen, darunter am kräftigsten das Selbstgefühl und die aus ihm und dem Selbsterhaltungstrieb hervorgehenden Strebungen, schließlich das intellektuelle Gefühl und das hieraus entspringende Streben nach einer Lösung des Zweifels und nach Gedankenruhe. Wir wollen der Kürze halber nur den diesbezügliche Einfluß der sittlichen und ästhetischen Gefühle und Forderungen und unter den metamorphen Gefühlen und Strebungen nur noch den des intellektuellen und Selbstgefühls und des aus beiden hervorgehenden Strebens als einen besonders denkwürdigen näher in Betracht ziehen.

Wenn von den gleichzeitig sich anbietenden gegensätzlichen Prädikaten das eine der Sitz eines  sittlichen oder ästhetischen Gefühls des Wohlgefalles,  die andern dagegen in dieser Hinsicht gleichgültig oder Substrate von Gefühlen des  Mißfallens  sind, so wird unter sonst gleichen Verhältnissen das wohlgefällige Prädikat wegen der in ihm liegenden steigernden Tendenz des Förderungsgefühls leicht über die andern ein Übergewicht an Klarheit erlangen, namentlich über die mißfälligen, die infolge der in ihnen herrschenden Spannung im Sinken begriffen sind und  verworfen  werden. Ein gleiches geschieht, wenn sie mit dergleichen Vorstellungskomplexen auch nur assoziiert in Verbindung stehen. Das Ergebnis ist eine  Bevorzugung  des wohlgefälligen oder mit Wohlgefälligem verknüpften Prädikats und der positive Vollzug der Apperzeption mit ihm, der negative Abschluß derselben dagegen in Bezug auf die übrigen. Auf die Frage, ob die Welt planlos durch eine erbarmungslose Notwendigkeit oder planmäßig durch eine liebevolle Weisheit regiert wird, ob die Ungerechtigkeiten und Unvollkommenheiten dieses Erdenlebens in einem Leben nach dem Tod ausgegeglichen und beseitigt oder fortbestehen werden, wird, wie bekannt, unter normalen gesunden Verhältnissen das sittlich und ästhetisch wohlgefällige und geförderte Prädikat vorgezogen, das gegenteilige verworfen. Ebenso ersehen wir aus der Dogmengeschichte, wie in strittigen dogmatischen Fragen  ceteris paribus  [unter vergleichbaren Umständen - wp] die mehr idealen Prädikate über ihre Gegner siegten. Wir enthalten uns, Einzelnes anzuführen, so nahe es auch selbst aus der neuesten Zeit liegen mag. Ist die objektive Aufklärung des Sachverhalts aus den bekannten Gründen schwer oder unmöglich, so kann das so gewählte positive Urteil durch Angewöhnung und Verwebung mit objektiv Wahrem, durch Autoritäten der Überlieferung und günstige Strebungspositionen eine außerordentliche Festigkeit gegen die sich von neuem anbietenden Gegensätze erlangen. Es tut dann förmlich weh, dem idealen, das Substrat vieler beglückender, entzückender Gefühle bildenden Gedankengewebe entsagen zu sollen, wie jenes Kind, aufgeklärt über den Ursprung der Weihnachtsgeschenke, mit Bedauern ausrief: "Es ist doch schade, daß ich es schon weiß!"

Nicht minder kräftig aber weniger nachhaltig wirksam für die Hervorhebung eines Prädikats gegen seine gegensätzlichen Konkurrenten zeigen sich die aus dem natürlichen  Selbsterhaltungstrieb und dem Selbstgefühl  hervorgehenden Kraft-, Vermögen-, Macht-, Einfluß-, Gefall-, Ehrbestrebungen und dgl., wenn das aus den zweifelhaften hervorzuhebende Prädikat mit den steigenden Vorstellungen der Strebungsreihen irgendwie assoziiert wird. Die Alchemie hat ebenso ihre gläubigen Anhänger gehabt, wie die Quacksalber, Marktschreier, Humbug-Leute noch immer für Lebenselexiere, Wundertränklein, Schönheitswässer, Kraftpomaden und dgl. gläubige Abnehmer finden. Und wie zahlreiche Urteile läßt uns die Hoffnung zweifellösend fällen, daß wir so viel reden und träumen  von besseren künftigen Tagen,  wie der Dichter singt! Ja, der  Glaube  an schützende Genien, helfende Himmelsmächte wurzelt zu nicht geringem Teil in einem Gefühl der Ohnmacht des Menschen gegen übergewaltige Naturkräfte und in der daraus hervorgehenden Erwünschtheit von mächtigen Helfern und Freunden in der Not. Die Armen, Kranken, Gefahrbedrohten, Altersschwachen, Sterbenden und dgl. sind seit jeher die gläubigsten Vernehmer der "frohen Botschaft" der "Heilslehre" von einer höheren, verklärten, hilfreichen und unvergänglichen Welt.

Das Schwanken zwischen entgegengesetzten Prädikaten gibt sich, wenn es infolge einer anhaltenden Erneuerung und Hilfswirksamkeit ihres Subjekts andauert, wie bekannt, durch ein unangenehmes  intellektuelles Gefühl  kund, welches mit der Spannung zwischen den Gegensätzen gegeben ist. Die andauernde Spannung hat, wie schon früher einmal bemerkt wurde, ein zeitweises auffälliges Sinken des ganzen in den Apperzeptionsvorgang verflochtenen Vorstellungskomplexes, d. h. ein Streben zur Folge, welches man nur dadurch befriedigt, daß entweder der ganze Vorstellungskomplex gehemmt, d. h. vergessen wird, oder daß man nach Ermittlung ausreichender objektiver Gründe  einem  der gegensätzlichen Prädikate ein stabiles Übergewicht über die anderen verschafft und so den Zweifel für immer löst und beseitigt. Allein häufig ist weder das eine noch das andere möglich. Das Vergessen ist dann nicht möglich, wenn sich die Subjektsvorstellung aus verschiedenen Gründen unabhängig von unserer Willkür erneuert und zugleich fort und fort als gleiche Hilfe für die gegensätzlichen Prädikate wirksam ist; die Ermittlung der ausreichenden objektiven Gründe aber wird, wie wir wohl wissen, oft durch die menschliche Beschränktheit nach Raum, Zeit, Beobachtungsmitteln usw. erschwert oder unmöglich gemacht. Da nun die andauernde Pein des Zweifels, der inneren "Zerrissenheit", unerträglich ist, so wird es gern und bereitwillig als eine förmliche  Erlösung  aufgenommen und festgehalten, wenn mit Hilfe eines oder mehrerer der uns schon bekannten subjektiven Gründe, der Angewöhnung, der Autorität usw.  einem  der Prädikate ein entschiedenes Übergewicht über seine Gegner verschafft wird. Dies ist namentlich auf religiösem Gebiet aber auch sonst häufig der Fall. Es ist z. B. eine bekannte Erscheinung, wie gern bei streitigen Rechtsfragen, wenn es an allen anderen Behelfen der Entscheidung mangelt, ehemals nach den Ordalien [Gottesurteilen - wp], bei afrikanischen Stämmen noch jetzt nach Giftproben, bei uns selbst nach dem Los in Wahlentscheidungen und dgl. oder nach Präzedenzfällen gegriffent wird, um den Assoziationsvorgang des einen Prädikates für die Behebung des Zweifels auszunützen. Die Geschichte der dekretalen Pseudo-Isidors, sowie die vieler andern für lange Zeit gelungenen Unterschiebungen findet teilweise auch hierin ihre Erklärung. Dieses Entscheidungsbedürfnis kann auch auf anderen Gedankengebieten z. B. bei der Wahl unter verschiedenen Mitteln zum gleichen Zweck eintreten. Bei den Alten wurde es durch die Auspizien, Orakel, Prophezeiungen, bei den Spätern durch die Wahrsagerei, Astrologie und dgl. befriedigt. Manches Ähnliche kommt selbst jetzt noch unter gebildeten Völkern vor. Sittlich starke und intellektuell strebsame Charaktere werden allerdings mit Rücksicht auf das Ideal der objektiven Überzeugung auf dem vernünftigen Standpunkt einer vorurteilsfreien Kritik verharren und das Leid des Zweifels mutig und resigniert ertragen.

Der Einfluß der sittlichen und ästhetischen Gefühle und Forderungen sowie die amorphen Gefühle und Strebungen auf die Gestaltung der subjektiv-zuversichtlichen Apperzeption ist in der Tat so häufig,, kräftig und nachhaltig, daß ein mehr kühner als exakter Denker das Glauben geradezu ein "Fürwahrhalten aus zureichenden Wünschen" nennt (11). Wir haben aus dem Bisherigen schon zur Genüge erkannt, daß der Einfluß des Fühlens und Strebens auf das Meinen und Glauben zwar bedeutend aber keineswegs ausschließlich ist. Blicken wir nämlich auf das Ergebnis unserer bisherigen Untersuchung zurück, so stellen sich uns nicht weniger als  vierzehn verschiedene Arten von Ursachen und Gründen der subjektiven Überzeugung  dar, und zwar:  A.  theoretische, davon wieder  a.  negative, darunter 1. die räumliche Beschränktheit der Beobachtung, 2. die zeitliche Beschränktheit derselben, 3. die zufällige Unvollständigkeit der Beobachtung, 4. die Unvollkommenheit der Beobachtungsmittel;  b.  positive, davon 5. die unangemessene Reihenbildung bei der ursprünglichen Assoziation der Vorstellungen, 6. die veränderte Reproduktion, 7. die Angewöhnung, 8. die Verbindung mit objektiv Gültigem, 9. die Autorität;  B.  praktische, und zwar 10. sittliche Billigung oder Mißbilligung, Forderung oder Verwerfung, 11. ästhetisches Wohlgefallen oder Mißfallen, Fordern und Verwerfen, 12. Das Selbstgefühl mit den daraus und dem Selbsterhaltungstrieb hervorgehenden Strebungen, 13. intellektuelle Gefühle und der darin wurzelnde Drang nach intellektueller Entscheidung, schließlich 14. alle sonstigen amorphen Gefühle und Strebungen.

Mögen wir nun was auch immer für eine Tatsache der subjektiven Überzeugung des Glaubens und Meinens prüfen, so werden wir bei jeder den Mangel an ausreichenden objektiven Gründen, so weit er auch gehen mag, durch einen oder mehrere dieser Gründe oder auch durch alle teils herbeigeführt, teils ersetzt und zwar oft sehr ausgiebig und erstaunlich nachhaltig ersetzt finden. Herrschen bei der subjektiven Überzeugun die theoretischen Gründe vor, so heißt sie  Meinen wenn die praktischen Gründe mehr in den Vordergrund treten,  Glauben Der Wirksamkeit dieser Gründe sind sich, wenn auch nicht in der Theorie, so doch in der Praxis, viele derjenigen wohl bewußt, denen an der Ausbildung und Festhaltung gewisser subjektiver Überzeugungen gelegen ist. Denn wir sehen beinahe überall da, wo man subjektive Überzeugungen, d. h. ohn ausreichende objektive Gründe sich zuversichtlich vollziehende Urteile gegen andringende Gegensätze festgehalten wissen will, außer der Absperrung, Angewöhnung, Verwebung mit objektiv Wahrem und Autoritätssteigerung auch das ganze gewaltige Heer der sittlichen und ästhetischen Gefühle und Forderungen sowie der metamorphen Gefühle und Strebungen in Bewegung gesetzt, um die protegierten Prädikate zu heben und zu halten, die gegensätzlichen aber zu unterdrücken. Am liebsten wird, weil es am wirksamsten ist, vor allem das sittliche Fühlen und Fordern benützt und die Fällung der beliebten Urteile d. h. die Apperzeption der betreffenden Subjekte durch die bevorzugten Prädikate, so widersinnig es auch dem rationalen Psychologen und Ethiker erscheint, zum Gegenstand einer  Rechtsforderung  gemacht, indem man die Urteilenden möglichst zeitlich förmliche Verträge eingehen läßt, nur so und nicht anders urteilen zu wollen. Dann wird dieselbe Apperzeptionsweise als etwas Verdienstliches und Schönes, als der Gegenstand der Wollungen solcher Persönlichkeiten hingestellt, gegen die man in hohem oder höchstem Grad zum Dank, zum Vertrauen, zur Liebe, zur Verehrung verpflichtet ist, von denen man in seinem Wohl und Wehe gänzlich abhängt und herrlichen Lohn für die Vollziehung, empfindliche Strafe für die Änderung der betreffenden Apperzeptionen zu erwarten hat. Schließlich werden mit den gegensätzlichen Prädikaten und deren Hervorhebung und Benützung beim Apperzipieren allerhand Folgen verbunden, die auf Grundlage der natürlichen Triebe d. h. des Tons der damit gegebenen Empfindungen und Gefühle verabscheut zu werden pflegen, um so die Prädikate mitinvolviert zu hemmen. So haben die heidnischen Römer alle Martern und Verfolgungen gegen die ersten Christen angewendet, um sie beim altgewohnten Götterglauben zu erhalten und ihrem neuen Glauben abspenstig zu machen. So verbreiteten die Mohammedaner lange Zeit mit Feuer und Schwert ihren Glauben und später sah man wieder Inquisitionsgerichte und Scheiterhaufen als Mittel angewendet, um Schwankungen und Divergenzen beim Apperzipieren hintanzuhalten. Und nicht nur die Geschichte liefert in Hülle und Fülle tatsächliche Belege für unsere Theorie, auch noch die Gegenwart bietet deren mehr als man nach dem Stand der Kultur erwarten sollte. Dabei ist es tröstlich und von Interesse zu beobachten, wie sich die sittlichen und ästhetischen Gefühle und Forderungen auf die Dauer immer wirksamer erwiesen als die metamorphen Gefühle und Strebungen und unter den letzteren wieder die geistigen wirksamer als die sinnlichen, und wie da, wo durch fortschreitende Erfahrung objektive Gründe hinzukamen, deren Übergewicht die Überzeugung schließlich trotz aller Hindernisse entschied. So vermochten über die Juden unter ANTIOCHUS EPIPHANES, über die ersten Christen unter den römischen Kaisern, über die zahlreichen Opfer der Autodafés [Inquisition - wp] zu einer späteren Zeit sinnliche Martern und Verfolgungen wenig gegen sittliche Forderungen, gegen Erwartungen vom ewigen Jenseits und gegen das Übergewicht objektiver Gründe. Was also von der Nachhaltigkeit in der Wirkung all dieser  praktischen Gründe  und Mittel zur Befestigung und Stabilisierung bloß subjektiv-zuversichtlicher Apperzeptionen und was von ihrem  sittlichen Wert  zu halten sei, ist mit Rücksicht auf den oben erklärten natürlichen Wissenstrieb und auf das ebendaselbst erkannte Ideal der objektiven Überzeugung leicht einzusehen. Die Fernhaltung derartiger willkürlicher Schranken der Apperzeptionsentwicklung bildet das, was man  Gedankenfreiheit  nennt und mit Recht als eine unerläßliche Bedingung für den Fortschritt der Intelligenz ansieht.

Nachdem uns so im Allgemeinen die Natur und Wechselwirkung der Seelenzustände klar geworden ist, aus denen die subjektive Überzeugung hervorgeht, wollen wir nun unserer Aufgabe gemäß  deren Bildungsgang  bei den einzelnen Arten der Denktätikeit in möglichster Kürze näher betrachten.

Auf dem Gebiet des  analytischen Urteilens,  wodurch die Vorstellungen hauptsächlich in das Verhältnis der Über-, Unter- und Beiordnung zueinander gebracht werden, ist in Bezug auf subjektiv begründete Apperzeptionen zu erwähnen, daß vorzugsweise auf diesem Gebiet anfänglich ein zu weit gehendes Generalisieren und ein Vermengen der Arten stattfindet. Die Mythologie aller Völker, die Geschichte der einzelnen Wissenschaften sowie das tägliche Leben liefern Beispiele genug. Wir wissen, für was alles die schwieriger erkennbaren Dinge anfänglich bei verschiedenen Völkern galten und noch gelten. Man denke nur z. B. an den Regenbogen, die Irrlichter, die Wolken, Sternschnuppen, die Milchstraße und dgl. Der Regenbogen erscheint dem einen Volk als Brücke zwischen Himmel und Erde (Edda), dem anderen (Hindus) als Dampfhauch einer riesigen Schlange (12), beim dritten als Götterbotin, bei den Indianern Nordamerikas als ein die Sonne begleitender Geist usw. Wir wissen ferner, für wie gering die Anzahl der Elemente aller Körper anfänglich gehalten wurde, wie leicht sich optimistische und pessimistische Lebensansichten anhand einseitiger Erfahrungen ausbilden, wie lange manche Arten von Naturkörpern unter Gattungen subsumiert werden, denen sie bei genauerer Nachforschung als fremd befunden werden usw.

Besonders auffällig, jedoch aus dem Vorangeschickten leicht erklärlich ist in dieser Hinsicht die Tatsache, daß anfänglich wegen der Lückenhaftigkeit der Vorstellungen zwischen Belebtem und Unbelebtem, Selbstbewußtem, Bewußtem und Bewußtlosem kein oder wenig Unterschied gemacht wird. Aufmerksame Beobachter des frühesten Kinderlebens wisen davon zu erzählen. Ebenso haben tiefer blickende Mythologen und Reisend längst bemerkt, daß den Volksstämmen in den ersten Stadien ihrer Bildung alles Bewegte, Wachsende und dgl. zugleich als Belebtes und Selbstbewußtes erscheint, d. h. psychologisch gesprochen, daß die Vorstellungen von ersterem durch die Vorstellungen von letzterem bei einem Mangel an überwiegend gegensätzlichen und beim Vorherrschen von ähnlichen Bestandteilen positiv apperzipiert werden (13). Sonne, Mond und Gestirne, Wolken, Stürme, Flüsse, Meeresströmungen, Bäume usw. erscheinen als belebte Wesen, den Menschen und Tieren ähnlich, alle irgendwie persönlich-selbstbewußt.

Auf dem Gebiet der  synthetischen Apperzeptionen  ist es in Bezug auf die Raum- und Zeitvorstellungen schon bekannt, daß, je größer die Anzahl und je loser die Assoziation der Glieder jener Reihen ist, durch welche Räume und Zeiten vorgestellt werden, desto größer die betreffenden Raum- und Zeitdistanzen beim Mangel einer objektiv gültigen Messung zu sein scheinen, wie danach Kindern unter sonst gleichen Umständen dieselben Räume und Zeiten größer dünken als Erwachsenen, wie dagegen beim Rückblick auf durchschrittene Räume und Zeiten dieselben kleiner vorkommen als während des Durchschreitens, wie ferner den interessevoll Beschäftigten Zeiten und Räume rascher vorübereilen als den "Gelangweilten", und wie Bergbewohner bei Raummessungen in der Ebene und umgekehrt Steppenbewohner im Gebirge leicht Irrungen unterliegen und dgl. Ebenso wird es aus der beiderseitigen Evolvierbarkeit der Raumreihen, sowie aus der zwar einseitigen aber vielfältig rekurrenten Evolvierbarkeit der Zeitreihen und aus der inhaltlichen Unbestimmtheit beider, sobald zuviele gleichzeitig zusammengefaßt werden, erklärlich, warum Raum und Zeit überhaupt grenzenlos gedacht zu werden pflegen.

Ähnliches wie von den Raum- und Zeitbeurteilungen gilt auch von der Beurteilung einer Menge. Kinder und Volksstämme von rudimentärer Geistesbildung, die bis dahein nur beschränkte Reihen von umstellbaren Objekten sich vorzustellen veranlaßt waren, sind, wie man weiß, nicht weit zu zählen imstande; eine Menge, welche das für sie Zählbare verhältnismäßig vermehrt enthält, erscheint ihnen als "Vieles", während sie Geübteren als "Weniges" vorkommt. Damit sie auch letzteren Vieles zu sein scheint, bedarf es einer solchen Vermehrung derselben, daß deren Ergebnis sich nach dem auch hier geltenden WEBER'schen Gesetz (14) zu den bei ihnen gewohnten Mengen so verhält, wie das Viel der ungeübten Zähler zu den beschränkten Zahlen ihres gewöhnlichen Rechnens. Dasselbe ist auch zur Erklärung der Meinung über Armut und Reichtum und dgl. zu bemerken.

Über die subjektive Überzeugung auf dem Gebiet der  Totalitätsbegriffe  ist anzuführen, daß dieselbe anfänglich wegen der Beschränktheit der Erfahrungen mancherlei Zusammen der Objekte für stetige Ganze ansieht, die es nicht sind und bei vervollkommneter Beobachtung auch nicht als solche erscheinen. Eines der interessantesten und zugleich wichtigsten Phänomene dieser Art ist der Bildungsgang der Ich-Vorstellung,  insofern  durch dieselbe das vorstellende Wesen, dem eine Gesamtheit von Vorstellungen nebst der Vorstellung von diesen Vorstellungen zukommt, aus verschiedenen, größtenteils subjektiven Gründen auch als räumliches, zeitliches und kausales  Ganzes  aufgefaßt wird. Wir sagen "insofern" dies geschieht, weil durch die Ich-Vorstellung als eine sehr komplizierte das Ich auch wie ein Ding mit mehreren Merkmalen vorherrschend mittels Gruppenformen, wie etwas Identisches mittels rekurrenter Reihenformen, wie etwas Wechselvolles mittels Veränderungsreihen, als Betätiger von Vorstellungen mittels Kausalreihen usw. gedacht wird. Zur Auffassung desselben als eines Ganzen führt  der  Umstand, daß die Grundlage der Ichvorstellung bei ihrer Ausbildung die Vorstellung vom Leib bildet, dem die Vorstellungen als Bilder von Objekten teils simultan, teils sukzessiv innewohnend gedacht werden. Die Summe der Vorstellungen, die dem Leib als innewohnend angesehen werden, pflegt anfänglich wegen der Kürze der Reihen nur eine zeitlich beschränkte zu sein und nicht alle, sondern nur gewisse jeweilig auffällig zu umfassen. Man nennt das letztere die  empirische  Ichvorstellung. Es wäre jedoch zweckmäßig, diesen Ausdruck nicht bloß auf den beschränkten Kreis der dem Vorstellenden zugeeigneten Vorstellungen zu beziehen, sondern auch auf die Zusammenfassung des vorstellenden Wesens mit dem Leib und anderen Objekten als vermeintlichen Bestandteilen eines einheitlichen Ganzen. Denn die Ichvorstellung wird nicht minder wesentlich dadurch modifiziert, wie der Vorstellende im leiblich-räumlichen, als dadurch, wie er im geistig-zeitlichen Zusammenhang als Ganzes gedacht wird. Es ist nun, wie gesagt, denkwürdig, wie ein solcher Empirismus sich  ursprünglich  und  natürlich  dadurch offenbart, daß zum Ich wie zu einem Ganzen alle diejenigen Objekte als Bestandteile hinzugedacht werden, die damit in rigendeiner näheren mehr oder weniger andauernden räumlichen, zeitlich und kausalen Beziehung stehen. Wir sagen ursprünglich und natürlich, weil sowohl die anfängliche Beschränktheit der Erfahrungen, als auch die Natur des Selbstgefühls und der daraus hervorgehenden Strebungen bewirken, daß dieser zum Ich hinzugerechneten Objekte eher mehr als weniger sind und daß unter ihnen bei der Apperzeption der Vorstellung vom eigenen oder vom fremden Ich je nach den Umständen eine verschiedene Auswahl getroffen wird.

Das Selbstgefühl ist nämlich dasjenige Gefühl, welches aus der Wechselwirkung zwischen den Bestandteilen jenes Vorstellungskomplexes hervorgeht, wodurch das eigene Ich und dessen Beziehungen zur Außenwelt vorgestellt werden (15). Je vorzüglicher in sittlicher und ästhetischer Hinsicht, je überlegener an Kräften, und bei bloß empirischer Auffassung an räumlichem, zeitlichem und kausalem Zubehör das eigene Ich der Außenwelt gegenüber vorgestellt wird, desto gehobener ist aus leicht begreiflichen Gründen das Selbstgefühl; es wird dagegen desto gedrückter, je sittlicher und ästhetisch wertloser oder gar verwerflicher, umso kraftloser, räumlich, zeitlich und kausal beschränkter das eigene Ich im Verhältnis zur Außenwelt erscheint. Die Gedrücktheit des Selbstgefühls bewirkt als Spannung zwischen den betreffenden Vorstellungen ein zeitweiliges auffälliges Sinken derselben, d. h. ein Verwerfen und Verabscheuen der diesbezüglichen Gebrechen, Schwächen, Beschränkungen des eigenen Ich oder ein Verabscheuen der entsprechenden fremden Vorzüge, Kräfte und Überlegenheiten oder beides zugleich. Die Befriedigung dieses aus dem Selbstgefühl hervorgehenden Strebens wird nur erreicht entweder durch sittliche Veredlung, ästhetische Verschönerung, entsprechende Kräftigung, bei bloß empirischer Auffassung durch räumliche und zeitliche Vergrößerung des eigenen ich oder durch das Gegenteil im Bereich der Außenwelt oder durch beides. Allein in der Regel und auf die Dauer ist nur die zuerst genannte Befriedigungsweise möglich. Erinnern wir uns nun, welchen Einfluß Gefühle und Strebungen auf das Apperzipieren, d. h. auf das Zuweisen von Prädikaten nehmen, so finden wir es begreiflich, warum eine objektiv richtige Selbsterkenntnis oder Selbstbeurteilung so schwer ist, warum man so leicht den Splitter im fremden Auge bemerkt und den Balken im eigenen übersieht, warum man bei etwaigem Zweifel in der Regel das günstigere Prädikat für sich in Anspruch nimmt usw. Zum Überfluß wird diese praktische Beeinträchtigung der Selbstbeurteilung noch durch jene theoretischen Gründe gesteigert, welche in einem ursprünglichen Entwicklungsgang der Ichvorstellung als Totalitätsvorstellung liegen.

Gleichwie von einem Kind ein Reiter, den es andauernd nur zu Ross erblickt hat, einem Kentauer ähnlich vorgestellt würde, bei dem Mann und Ross ein einheitliches Ganzes bilden, so erscheint dem Menschen von Anfang an der Leib samt allem was drauf und dran hängt, als selbstverständliches Zubehör der ganzen Persönlichkeit, und er ist nur zu geneigt, selbst da, wo ihn eine fortschreitende Erfahrung rational und objektiv auf eine übersinnliche Substanz als den ausschließlich konstanten Funktionär des Vorstellens hinweist, dennoch am anfänglichen Empirismus seiner Ichvorstellung festzuhalten. Ist ihm doch durch eine solche empirische Vorstellungsweise eine ganze Blumenlese leichter und handlicher Mittel geboten, sein vermeintliches Ich zu verschönern und zu vergrößern und so ein gehobenes Selbstgefühl zu erkünsteln. Das Holzstück in der Lippe des wilden Botokuden wie der Brillantenschmuck der feingebildeten Dame und sonstigen verschiedenartigen Anhängsel an den Leib werden derselben subjektiven Überzeugung zuliebe verwendet, sein Ich dadurch räumlich und kausal zu heben. Wer weiß nicht, wie sinnreich und voll Wetteifer all die Freunde und Freundinnen der Mode sind, ihr vermeintliches Ich nach allen Richtungen des Raumes zu erweitern, zu verzieren und in sinnlichen Kausalreihen effektreicher erscheinen zu lassen. LOTZE hat in seinem  Mikrokosmus  da, wo er die menschliche Sinnlichkeit behandelt, eine ziemlich ausführliche und sehr ansprechende Erklärung dieser Erscheinungen geliefert. Wir verzichten darum darauf, länger dabei zu verweilen und bemerken nur, daß seiner Erklärungsweise auch auf das Hinzufügen solcher Dinge zur Totalität des Ich auszudehnen ist, welche zwar nicht unmittelbar mit der Oberfläche des Leibes in Verbindung stehen, wohl aber in dessen kausale Sphäre irgendwie gehören. Es ist etwas Alltägliches, daß Vorfahren und Nachkommen, Verwandte, Stammes-, Standes- und Umgangsgenossen, Gönner, Freunde, die Menge der Diener und Untertanen, bewegliches und unbewegliches Eigentum, ja selbst Titel, fremde Meinungen und Urteile (der Ruf) und dgl. ebenfalls zum Ich als Ganzem hinzugedacht werden.

Die zeitliche Veränderungsreihe aber, welche das Ich mit seinen Zuständen bildet, wird, gestützt auf die objektiven Gründe der Unvernichtbarkeit der Substanz und der Erhaltung der Kraft, sogar ins Unendliche verlängert und ein Aufhören des Ich als diesbezüglichem Ganzen geradezu unerträglich befunden. Dabei ist bemerkenswert, daß es in der Regel nicht die unbegrenzte Verlängerung nach rückwärts ist, welche die empirische Vorstellung dem Ich als Zeitganzem zuerkennt, sondern nur die endlose Verlängerung nach der Zukunft hin. Eine Verlängerung nach rückwärts wird nämlich darum nicht wie bei der Zeitvorstellung vollzogen, weil die Lebensreihe des Ich wesentlich mitbestimmt ist durch erinnerbare Vorstellungszustände und darum nicht leicht dahin rückwärts verlängert gedacht werden kann, woher keine Vorstellungen erinnerbar sind, obwohl sie es als schon gehabte sein sollten. Nur wenn die Ichvorstellung so unbestimmt oder so modifiziert ist, daß dabei von jener Erinnerbarkeit abgesehen wird, tritt zuweilen die Annahme einer Präexistenz ein (16). Nach der Zukunft hin dagegen ist es natürlich dergleichen zu erwarten, da die Lebensreihe des Ich eine Menge rekurrenter Partien enthält, die sich unwillkürlich so entschieden ins Unbegrenzte evolvieren, daß da, wo man eine solche Evolution durch die gegensätzliche Vorstellung konstanter Bewußtlosigkeit gehemmt, d. h. das Leben des Ich als für immer ertötet zu denken versucht, eine  auffällige  Spannung und somit ein Leidgefühl die Folge ist, welches nicht eher weicht, als bis die Evolution wieder von der Hemmung frei erscheint und das Leben des Ich unbegrenzt vorgestellt wird. Schon hierin liegt ein triftiger subjektiver Grund für den Unsterblichkeitsglauben.

Denken wir nun an die sittlichen Forderungen der Wiedervergeltung, die so häufig während des irdischen Lebens ausbleibt, an die vielerlei sonstigen Forderungen und unzähligen Wünsche, die in der irdischen Lebensweis nicht erfüllt werden, so ist es im Verein mit den erwähnten objektiven Gründen begreiflich, warum der Unsterblichkeitsglaube in den verschiedenen Stadien seiner Ausbildung so alt und so weit verbreitet ist, wie das Menschengeschlecht selbst. In der Tat, die meisten Menschen glauben viel mehr zu sein, als wofür sie ausreichende objektive Gründe haben, und in keiner Sphäre des Denkens zeigt sich die Rolle der subjektiven Überzeugung so umfassend und wichtig, wie in der Selbstbeurteilung, obwohl gerade das Ich als Erkenntnisgegenstand am stetigsten und unmittelbarsten naheliegt. Das Ideal dieser das Ich betreffenden Apperzeptionsentwicklung bleibt natürlich jene rationale d. h. objektiv gültige Ichvorstellung, bei welcher von allem in Wahrheit Unzugehörigem abstrahiert wird.

Bei demjenigen Urteilen oder Apperzipieren, durch welches  Attributiv-Begriffe,  d. h. Begriffe von solchen Merkmalen der Objekte ausgebildet werden, die den Objekten nicht an und für sich, sondern nur im Zusammen mit anderen Objekten zukommen, ist der Bildungsgang der Apperzepion durch die fortschreitende Gestaltung der Gruppen und Reihen bedingt, mittels welcher dabei die Objekte und deren Merkmale aufgefaßt werden. Dieselben sind anfänglich meist lückenhaft und namentlich die Reihen sind das Resultat zufälliger und darum dem konstanten Sachverhalt unangemessener Assoziation. Wegen beider Umstände werden anfänglich Merkmale simultan und sukzessiv verträglich befunden, die es nicht sind und später auch nicht als solche erscheinen. Was schon bei der Erörterung der analytischen Apperzeptionsbildung angeführt wurde, erfährt hierdurch eine bedeutende Erweiterung. Die Vermengung des Unbelebten mit dem Belebten z. B. gibt sich vorzugsweise durch gruppen- und reihenweises Hinzudenken von unzugehörigen Merkmalen kund und die unzähligen Monstrositäten, wunderbaren Verwandlungen, Seelenwanderungen, wie sie alle Mythologien zu erzählen wissen, sind das Resultat der anfänglichen Gebrechen der Gruppen- und Reihenbildung. Natürlich herrschen selbst in einer solchen scheinbaren Regellosigkeit dieselben Reproduktions- und Assoziationsgesetze, wie sonst überall im Seelenleben, so daß doch nur das irgendwie Gleichartige und Nacheinandergewesene, wenn auch voller Lücken und ursprünglicher Zufälligkeiten, beim Apperzipieren sich positiv verbindet. Ein sprechender Beweis dafür sind die Merkmalreihen, wie sie bei der unwillkürlichen Verlängerung der Lebensreihe des Ich involviert werden. Die über den Tod hinaus verlängerte Reihe trägt in den betreffenden Eschatologien [Lehren von den letzten Dingen - wp] regelmäßig den Charakter der vor dem Tod abgelaufenen. Die Geister der verstorbenen Indianer vergnügen sich fernerhin beim Jagen und Tabakrauchen, die der Helden der Edda (Ennerier) bei Kämpfen im Hof von  Odins  Palast, die der Griechen bei Chortänzen und Wettspielen, die der Mohammedaner haben ihre Odalisken [Haremsdienerinnen - wp] usw. Werden sittliche und ästhetische Forderungen bei der Verlängerung der Lebensreihe des Ich wirksam, so werden die sukzessiv eintretenden Merkmale zwar ebenfalls aus der Lebensreihe vor dem physischen Tod, jedoch mit einer den Forderungen angemessenen Auswahl genommen. In ähnlicher Weise bekunden dabei auch metamorphe Gefühle und Strebungen ihren Einfluß. Nimmer weichende Strafzustände des Lebens nach dem Tod werden gern durch kurze rekurrente Reihen wegen ihres übersichtlichen und doch für die Verlängerung recht ausgiebigen Wesens benützt. Die Beispiele dafür sind allbekannt.

Im Bereich der  Kausalitätsbegriffe  bringt es die anfängliche Beschränktheit der Erfahrung mit sich, daß, sobald einmal infolge der Auffassung der konstanten Verbindung zwischen bestimmten räumlich-zeitlichen Zusammen der Objekte und zwischen bestimmten Veränderungen derselben sich durch entsprechende Reihen- und Gruppenapperzeption die Begriffe Ursache und Wirkung zu bilden beginnen,  konstante  Verbindungen dieser Art  von zufälligen nicht sofort unterschieden,  sondern leicht konfundiert werden. Es gehört eben eine mehrfach wiederholte Beobachtung eines Phänomens dazu, um die zufälligen räumlich-zeitlichen Genossen des das Phänomen als Veränderungsreihe darbietenden Objekts von den konstanten ausscheiden zu können. Zuweilen genügt da ein einziges, wenn auch rein zufälliges Zusammen selbst der heterogensten Objekte (das Wort in der weitesten Bedeutung genommen), um eines als Ursache einer Veränderung am andern erscheinen, d. h. die Vorstellung vom einen in einem Reihenverhältnis zur Vorstellung von der Veränderung des andern durch den Begriff der Ursache apperzipiert werden zu lassen, wenn sonst kein, allenfalls als wirkliche Ursache für die betreffende Veränderung wirksames Objekt sich im Zusammen bemerkbar macht. Der  Zauberglaube,  der Glaube an  magische  Wirkungen, an die Wirksamkeit des bösen Blicks und vieles andere dergleichen findet darin seine Erklärung. Wenn ein Afrikaner bei der Gelegenheit einer wunderbaren Rettung aus einer großen Gefahr einen auffällig geformten und gefärbten Kieselstein unter seinem Fuß bemerkt, den er in dieser Art noch nie zuvor gesehen hat, während ihm sonst nichts am Ort und zur Zeit der Rettung auffällt, so ist es natürlich, daß er den auffälligen Stein im Reihenverhältnis vorstellt mti seiner auffälligen Rettung, und diese Vorstellungsreihe mit ihren Gliedergruppen durch den schon anderweitig irgendwie vorgebildeten Begriff von der Beziehung zwischen Ursache und Wirkung apperzipiert. Dieselbe Bedeutung wie der Kieselstein könnte für ihn ebensogut eine Holzklotz, eine Schlange, ein Vogel und dgl. haben. Selbst bei mehr fortgeschrittener Bildung der Kausalitätsbegriffe ist so ein kausale Quidproquo [dieses für jenes - wp] möglich. Wenn die Bergleute Zentralamerikas nach jedem Erdbeben die Entdeckung einer reichen Metallader erwarten, so kann natürlich nur ein ursprünglich zufälliges Zusammentreffen beider Erscheinungen es veranlaßt haben, sie in eine kausale Beziehung zu setzen. So werden z. B. auch Kometen mit Krieg, Hungersnot und dgl., so in der Astrologie die Gestirne mit menschlichen Schicksalen in Verbindung gebracht.

Erinnern wir uns nun, daß anfänglich auch viel mehr Objekte für belebt gehalten werden als später, so sehenwir, wie dies für die Apperzeption auf dem Gebiet der Kausalitätsbegriffe von maßgebendem Einfluß sein muß. In der Tat müssen besonders die  bewegten  Objekte, die als Ursachen von Veränderungen aufgefaßt werden, umso leichter  belebt  scheinen, als die Veränderungen selbst zumeist Bewegungen darstellen, und das Bewegte dem Belebten überhaupt ähnlicher ist als das Unbewegte. Und da die Vorstellung vom Belebten sich beim Menschen zunächst aus der Beobachtung seiner eigenen Persönlichkeit, sowie der belebten Mitmenschen und Tiere heranbildet, so ist es natürlich, daß die Vorstellung von solchen bewegten und als bewegende Ursache aufgefaßten Objekten anfänglich ganz naiv durch die Vorstellung von eigener und fremder Persönlichkeit apperzipiert wird, d. h. daß solche ursächlichen Objekte  personifiziert  werden (17). Die anfänglich unbestimmte, mangelhafte und derb-empirische Vorstellung vom Wesen der eigenen und fremden Persönlichkeit muß sich ebenso folgerecht in einer unbestimmten und mangelhaften Vorstellung von einem persönlichen Wesen der bewegenden Ursach-Objekte wiederspiegeln. Ein gleichsam traumhaft vorgestelltes geistiges, dämonisches Leben, analog dem menschlichen und tierischen, wird so in die bewegenden Ursachen hineingedacht, unbestimmt gedachte Träger geistiger Funktionen,  Seelen und Geister  in ihnen als wirksam angenommen. Wer mag sich dann wundern, wenn es dem halbwilden Menschen überall von Geistern und Dämonen wimmelt, die in den verschiedensten Objekten hausend die mannigfachsten Veränderungen verursachen. Die Zahl derselben ist anfänglich darum so groß, weil es da des Unerklärlichen zu viel gibt, für alles derartige aber geheimnisvolle Geister als ursächlich wirksam angenommen werden, überdies auch die Vorstellungsreihen, durch welche die Verbindungen zwischen dem Zusammen der Objekte und deren Veränderungen aufgefaßt wird, ursprünglich nur kurz und isoliert auftreten und nur allmählich untereinander verbunden werden, bsi sie nach einem langwierigen Bildungsgang der Apperzeption alle in Verbindung gebracht die Welt als ein einheitliches und zusammenhängendes, kausal durch einen höchsten Geist bewegtes Ganzes erscheinen lassen. Die allmähliche Zunahme dieser Verbindung der Kausalreihen untereinander und die entsprechende Abnahme der Beeinflussung ihrer Apperzeption durch die Verwendung des Belebtem mit Unbelebtem, des Selbstbewußten mit Bewußtlosem, des konstanten Zusammen mit zufälligem läßt bei aufmerksamerer Beobachtung der betreffenden Kulturentwicklung mehrere charakteristisch voneinander verschiedene  Perioden oder Stufen der kausalapperzeptiven Weltauffassung unterscheiden. 

Innerhalb der ersten und niedrigsten sind, wie gesagt, die Kausalreihen noch ganz kurz und isoliert, zufällige Verbindungen ihrer Glieder von den konstanten wenig unterschieden, Belebtes mit Unbelebtem vielfach vermengt. Infolge dessen werden viele Dinge ganz irrtümlich für die Ursachen der fremdartigsten und unverhältnismäßigsten Wirkungen gehalten, und, insofern sie zugleich für belebt gelten, um eine Angemessenheit zwischen Ursache und Wirkung herzustellen, als Wohnstätten geheimnisvoller, sie belebender Wesen und Geister angesehen. Diese Geister treiben jedoch ihr Wesen und Unwesen vorerst jeder für sich auf einem beschränkten Gebiet und ihre Zahl ist darum sehr bedeutend. Die Reisenden und Missionare, welche das Leben der wilden Volksstämme näher zu beobachten die Gelegenheit hatten, wissen von den sonderbarsten Kausalitätsvorstellungen derselben zu erzählen. Das genossene Nierenfett der Feinde, das verzehrte Tigerherz macht stark und siegreich, die abenteuerlichsten Zaubermittel, verschiedenartige Amulette gelten für wirksam, die albernsten Dinge werden für Fetische und Schutzgeister gehalten, die Krankheiten rühren zumeist von bösen Geistern oder Dämonen her, die durch Beschwörungen, Zaubereien, Knetungen unddgl. herausgetrieben werden müssen. Überreste dieser  Periode des Zauberglaubens, Fetischisms und Schamanentums  finden sich auch noch unter den mehr fortgeschrittenen Völkerschaften, ja selbst in Europa. Auch da gibt es noch Regenmacher, Hagelbeschwörer, Wahrsager, Klopfgeister usw. Man braucht nur Bücher, wie die von SCHINDLER (18) und WUTTKE (19) zu lesen, um zu erkennen, wie arg es damit vor dem 18. Jahrhundert überhaupt aussah und zum Teil noch jetzt, selbst unter dem gebildetsten Volk, dem deutschen, aussieht.

Auf der nächst höheren Entwicklungsstufe der kausalen Apperzeption werden die Kausalreihen schon in größeren Mengen verknüpft und bleiben nur in wenige Sphären geschieden. Manches Objekt wird schon als ein weite Gebiete ursächlich beherrschendes angesehen und, insofern es belebt gedacht wird, durch die Apperzeption mittels der eigenen schon ausgebildeteren Ichvorstellung entsprechend personifiziert. Sonne, Mond, Gestirne, das Meer, die Flüsse, der Luftkreis mit seinen Erscheinungen, Donner und Blitz, die Winde, der Regenbogen usw. erhalten ihren Wirkungskreis als lebendige Wesen, als Gottheiten von deutlicheren persönlichen Umrissen angewiesen. Doch auch beschränktere physische und geistige Erscheinungskomplexe, die man sich ursächlich nicht erklären kann, werden besonderen Gottheiten, Dämonen und dgl. zugeschrieben. Wir begegnen einem  Pilumnus, Sterculius, Morpheus,  den Genien, Laren, Penaten, einer  Themis, Fides,  einem  Kamadeva, Eros,  einer  Ixcuina  (20), und dgl. Der Personifikationsinhalt richtet sich regelmäßig nach der Ichvorstellung der Personifizierenden. Der berauschte Kriegsgott der Inder, die grotesken Göttergestalten der  Edda,  der blutdürstige  Huitzilopochtli  der Altmexikaner, die verliebten, der Schönheit und Kunst freundlichen Götter des griechischen Olymp, sie alle tragen das Gepräge der Ichvorstellungen der betreffenden Völkergemeinschaften, natürlich in vergrößertem Maßstab der Einsicht und Macht. Und da solche Geister und Gottheiten für Persönlichkeiten ähnlich den menschlichen gelten, so findet sich auch eine unter den betreffenden Menschen übliche Bewerbung um deren Gunst und Versöhnung ihres Unwillens ein. Dies ist die  Periode des  mythenreichen, poesievollen  Polytheismus,  wie wir ihn am reichsten bei den alten Indern, Ägyptern, Griechen, Römern, Germanen, Slaven, aber im Wesentlichen ähnlich auch bei den alten Mexikanern und Peruanern Südamerikas entwickelt finden.

Werden die Menschen bei fortschreitender Erfahrung durch eine Verbindung aller Kausalreihen untereinander endlich inne, daß die Wirkungsgebiete all dieser Hauptobjekte oder Gottheiten nicht für sich abgeschlossen sind, sondern im Zusammenhang stehen und ein einheitliches kausales Ganzes bilden, so ist es natürlich, daß sie als angemessene bewegende Hauptursache dieses bewegten Ganzen auch eine entsprechende geistige Persönlichkeit, eine oberste und mächtigste Gottheit vorauszusetzen beginnen. Die Vorstellung von ihr bildet sich auf Grundlage der Wahrnehmungen desjenigen Objektes aus, dessen Wirkungsgebiet sich eben als das größte und auffälligste ursprünglich bemerkbar macht. Ein solches Objekt ist z. B. die Sonne (das Licht), der Himmel, die Atmosphäre und ähnliches. Sie kann sich aber auch, wie im Brahmanismus, pantheistisch aus der Vorstellung der Welt als eines urstofflich und ursächlich einheitlichen Ganzen entwickeln. Die früheren Gottheiten verschwinden jedoch nicht gleich vom Schauplatz ihrer Tätigkeit, sie gehen vielmehr in die neue Weltanschauung über, müssen sich jedoch eine entsprechende Unterordnung als Untergottheiten oder als dienende Geister von verschiedenen Rangstufen gefallen lassen. So wie aber die Dinge mehr und mehr kennengelernt werden und die Sphäre des Belebten sich mehr verengt, werden auch die Geister aus den scheinbar belebten Dingen stufenweise ausgeschieden und zwar zuerst aus denjenigen Objekten, deren Unbelebtheit am ehesten in die Augen fällt, z. B. aus den Steinen und Bäumen, werden aber gewöhnlich noch in den Lüften, Nebeln, Wolken und Schatten als wirsam angenommen und der vervollkommneten Ichvorstellung angemessen personifiziert. Man denke an die zahlreichen Engel und Teufel der Kabbala mit ihren Wirkungskreisen (vgl. SCHINDLER, a. a. O., Seite 91f). In ähnlicher Weise wird auch die Vorstellung von einem bewegenden Weltgeist etwas geläuterter und abstrakter. Aber gar manches bleibt noch aus der früheren Stufe der kausalen Apperzeptionsbildung daran haften. Manches Phänomen erscheint noch außerhalb des bis dahin als natürlich erkannten Kausalnexus und ist nur als  Wunder  oder  Weissagung  und dgl. aus einem außerordentlichen Eingriff der Gottheit, ihrer Diener oder der Geister erklärlich.  Ormuzd  muß noch mit  Ahriman  ringen,  Brahma  hat in der  Trimurti  seinen  Vischnu  und  Shiva  neben und viele Götter unter sich. Dieses ist die  Periode des mythischen Mono- oder Pantheismus. 

Mit der zunehmenden Menge und Vielseitigkeit der Beobachtungen nicht nur nach Außen, sondern auch vorzugsweise bei der eigenen und fremden Persönlichkeit nach Innen, schreitet die Ausbildung der Kausalitätsbegriffe so weit vorwärts, daß geistige und physische Wirkungsphänomene wohl unterschieden, aber doc in Zusammenhang gedacht und für beide auch entsprechende Ursachen aufgesucht oder angenommen und kombiniert werden. Infolge der größeren Genauigkeit der Geistes- und Naturerkenntnis werden jedoch die Geister als wirkende Ursachen allmählich auch aus den Gewässern, Lüften, Wolken und Schatten ausgeschieden und höchstens noch in einem imponderablen Äther für möglich gehalten. Insofern ihnen aber doch noch irgendein Einfluß auf die Natur und den Menschen zugestanden wird, da können sie infolge der immer mehr vervollkommneten Erkenntnis des harmonischen Zusammenhangs aller Erscheinungen nur in entsprechender, teils liebevoll freiwilliger, teils erzwungener Unterordnung unter einen höchsten, für das wundervolle Weltganze reservierten ursächlichen Weltgeist gedacht werden. Das unzählbare Gesetzmäßige, Schöne und Gute ferner, für welches der Mensch ebenso unzählbare Kräfte in einer wundervollen Einstimmigkeit wie nach einem unendlich einsichtsvollen Plan nicht nur in der Außenwelt, sondern namentlich auch in seinem Innern, in seiner Intelligenz, insbesondere in den Forderungen seines Gewissen (21) und Geschmacks wirken sieht, veranlaßt ihn stets wieder das Urteil mit Zuversicht zu vollziehen, daß all diese für die höchste mögliche Wahrheitserkenntnis, Schönheit und Seligkeit als letzten Weltzweck berechnete Wechselwirksamkeit der Kräfte ihre angemessene Ursache in einem solchen höchsten Weltgeist haben müssen, der selbst höchst weise, heilig und mächtig auch der Welt als deren Urheber die höchste Wahrheitserkenntnis, Schönheit und Seligkeit zu ihrem Endziel gesetzt hat. Und wenn der Beobachtung auch mancherlei Arten der Täuschung, Häßlichkeit und Trübsal begegnen, die idealisierende Tätigkeit des Gemüts und die überwiegende Lebensfülle des Wahren, Schönen und Guten verwischt bald ihre Spuren und läßt ihn zumindest in der Zukunft, in einem auch nach dem Tod fortdauernden Geistesleben des Ich, in einem verklärten ewigen Jenseits eine Beseitigung aller Erkenntnismängel, eine Ausgleichung aller Unbilligkeiten, die Erfüllung aller Forderungen und berechtigten Wünsche vom göttlichen Weltgeist erwarten. So erscheint die Welt als ein  Kosmos  im vollen Sinn des Wortes (22), wert der Erforschung, Bewunderung und Bestrebung des Vernünftigen. Diese Bildungsstufe der kausalen Apperzeption können wir die des  rationalen Theismus  nennen.

Ein, wir wollen sagen  reiner oder absoluter Kritizismus  endlich, d. h. jene Bildungsstufe der kausalen Apperzeption, auf welcher letztere von allen subjektiven Gründen, von zufälliger Angewöhnung, eingebildeter Idealisierung, vorgeblicher Autorität, von Gefühlen und Strebungen ganz unbeeinflußt weräre, dürfte wohl kaum irgendwo allgemein und ausdauernd behauptet werden. Eine solche absolute Kritik kann eben wegen der innigen Wechselwirkung aller Geisteskräft nur ausnahmsweise und nur bei der sorgfältigsten Selbstüberwachung und Selbstverleugnung ohne Nachteil für die Gemütsruhe und Zufriedenheit geübt werden. Deshalb sehen wir auch deren Standpunkt nur von wenigen und ganz ausgezeichneten Denkern, am konsequentesten und bewunderungswürdigsten von KANT eingenommen. Wo Intelligenz und Gemüt, theoretische, praktische Vernunft und Naturtrieb ungesondert ineinander greifen, wie es doch bei der Mehrzahl der sogenannten Gebildeten vorkommt, da wird die durch ausreichende objektive Gründe allein entschiedene, sonst aber mehr oder weniger zweifelhaft gelassene kausale Weltansicht zu trostlos und unbefriedigend befunden. Wir wollen eine solche Weltansicht nach den Worten eines kompetenten Gelehrten, ALEXANDER von HUMBOLDTs, vorbringen. Der selbe führt als Endresultat unserer  objektiven  Welterkenntnis nur folgende sterile Sätze an (23):
    "Die Menge des im Weltall vorhandenen Stoffs bleibt immer dieselbe: aber nach dem, was in der tellurischen Sphäre von physischen Naturgesetzen bereits erforscht worden ist, sehen wir walten im ewigen Kreislauf der Stoffe den ewig unbefriedigten in zahllosen und unnennbaren Kombinationen auftretenden Wechsel derselben. Eine solche Kraftäußerung der Materie wird durch ihre zumindest scheinbar elementare Heterogenität hervorgerufen."
Dieses dürftige Ergebnis bildet allerdings für die Intelligenz einen stabil sicheren Schlußstein im Lehrgebäude der Wissenschaft, es läßt aber viele Fragen unbeantwortet, viele Zweifel ungelöst, viele unabweisliche Forderungen, innige Wünsche, angestrengte Bemühungen einem "ewig unbefriedigten Wechsel der Stoffe" anheimgestellt. Sobald man es nun dem absoluten Kritizismus gemäß versucht, nur solche objektiv ausreichend begründeten Urteile in seiner kausalen Weltansicht gelten und alle anderen unentschieden und bloß mehr oder weniger wahrscheinlich zu lassen, da stellen sich  unvermeidlich  eine Menge unangenehmer sittlicher, ästhetischer, intellektueller und anderweitiger metamorpher Gefühle ein, die entweder geduldig ertragen oder, sei es durch das Vergessen ihrer Substrate, sei es durch eine vorläufig subjektive Entscheidung der Probleme und Zweifel, entfernt werden müssen. Da das geduldige Ertragen des Unangenehmen nicht jedermanns Sache ist, so wird gewöhnlich entweder durch ein zerstreuendes, nimmersattes Genußleben zum Vergessen oder zu einer in irgendeinem Glaubenssystem gebotenen subjektiv befriedigenden Entscheidung gegriffen. GOETHEs  Faust  ist ein Prototyp der ersten und so machen denkwürdige Konvertitengeschichte (man denke z. B. an DAUMER) ein Probestück der zweiten Richtung.

Zuweilen führt jedoch das Entscheidungsstreben auch zu einem  atheistischen Hyperkritizismus,  wie ihn etwa SCHOPENHAUER, FEUERBACH und andere Vertreten, der darin eine Genugtuung sucht, in der kausalen Weltansicht alles objektiv nicht vollständig Erweisbare, statt es unentschieden zu lassen, gegen augenfällige, wenn auch unzureichende objektive Gründe ganz zu verwerfen. Psychologisch betrachtet ist diese Entwicklung der Apperzeption eine Verirrung, die teils aus dem Mißbehagen am Zweifel, teils aus der Neigung zu kühnem und apartem Entscheiden, größerenteils aber aus dem durch die Lebensverhältnisse erzeugten Haß gegen den mannigfachen und anspruchsvollen Mißbrauch hervorgeht, welcher mit den Überzeugungen des Theismus und allem sich leicht anschließenden Zubehör auf dem Gebiet der individuellen und gesellschaftlichen Moral sowie des praktischen Lebens getrieben werden kann. Allein  abusus non tollit usum  [Mißbrauch hebt den rechten Gebrauch nicht auf. - wp], und wie die Hyperkritiker ihre objektiv unerweisbaren Negationen zuversichtlich vollziehen, gleichen sie in gewisser Hinsicht jenen Wilden, die den altersschwachen Personen, um ihnen und sich die Mühsal weiterer Lebenspflege zu ersparen, mit der Keule den Schädel zerschmettern. Die Zerschmetterten sind da all die schwankenden Prädikate, die trotzem daß sie objektiv lebensfähig und subjektiv den meisten Menschen wert und teuer sind, dennoch durch quietistisch, eitel und mit Parteileidenschaft abschließende Machtsprüche unterdrückt werden.

Nach derartig absprechender Entscheidung aber erscheint die Welt bloß als ein ziel- und ruheloses Durcheinandertreiben der Stoffe, in welchem es, um des unberechenbar übermächtigen und unheimlich verhängnisvollen mechanischen Gewirbels loszuwerden, nach SCHOPENHAUERs konsequenter Argumentation das Klügste ist, in voller Willens- und Bewußtlosigkeit, in einer Art buddhistischen Nirvana aufzugehen. Auch aus diesem Grund beliebt es natürlich dem Atheismus, die Frage über das Los nach dem Tod gegen die Athanasie zu entscheiden. Und so stellt er sich notwendig als ein krankhafter Rückschritt in der Entwicklung der Apperzeptionsfähigkeit dar. Trotzdem ist er nicht so selten wie der absolute Kritizismus uns sogar häufiger als man vermuten sollte. Er ist auch nicht glaubenslos, wie man allgemein anzunehmen pflegt, im Gegenteil, er glaubt, d. h. er fällt mit Entschiedenheit auch da Urteile, wo ausreichende objektive Gründe fehlen, und objektive Gegengründe, obgleich nicht ausreichende, vorhanden sind; er glaubt, indem er aus Widerwillen gegen Mißbräuche und Zweifel sowie aus Eigendünkel schwankende und sonst beliebte Prädikate verwirft und gegenteilige vorzieht, um nur mit Protest entscheiden zu können und nicht zweifeln zu müssen.

Glaubenslos ist überhaupt von den betrachteten sechs Entwicklungsphasen der kausalen Apperzeption, soweit es Menschen möglich ist, nur die des reinen Kritizismus, gläubig sowohl die des Fetischismus, Polytheismus, mythischen Mono- oder Pantheismus, als auch die des rationalen Theismus und des Atheismus. Welche darunter recht-, welche abergläubig sind, folgt aus ihrem Verhältnis zum Ideal der Apperzeptionsentwicklung. Doch sind diese Bildungsphasen nicht überall rein ausgeprägt, sie vermengen sich vielmehr zumeist in einer sehr denkwürdigen Weise, z. B. der Atheismus und Polytheismus im Buddhismus, der mythische Pantheismus und Polytheismus im Brahmanismus usw. Bei den meisten Menschen herrscht jedoch die eine oder die andere irgendwie vor. Auch verläuft der Bildungsgang der betrachteten verschiedenen Apperzeptionsarten, der analytischen, der zeitlichen, räumlichen, kollektiven, totalisierenden, attributiven und kausalen nirgends isoliert, sondern sie modifizieren einander alle wechselseitig auf das mannigfachste.

Nachdem wir so auch die Fortbildungsweise der subjektiven Überzeugung bis zu ihrer allenfalls möglichen Paralyse summarisch überblickt haben, erübrigt noch die Lösung des letzten Teils unserer Aufgabe, nämlich,  den Einfluß der subjektiven Überzeugung auf die übrigen Seelentätigkeiten  nachzuweisen.

Zu diesem Zweck haben wir uns das Ergebnis unserer bisherigen Erörterung gegenwärtig zu halten, daß die subjektive Überzeugung, das Glauben und Meinen als ein ohne objektiv gesicherte Stabilität sich zuversichtlich vollziehendes Apperzipieren  bei allen Arten von Vorstellungen  in seinen verschiedenen Bildungsstadien vorkommen kann. Betrachten wir zuerst den Einfluß, der ein solches Apperzipieren  auf das Empfinden  zu üben vermag. Gesetzt, bei einem Menschen befindet sich das attributive, kausale und totalisierende Apperzipieren im Stadium jenes Geistesglaubens, nach welchem die Geister in den Lüften, Gewässern und dgl. ihr Wesen treiben und die Seelen der Verstorbenen eine der durchlebten ähnliche Lebensreihe fortsetzen. Wie wird ein solcher Empfindungen apperzipieren, für deren Erregungsreize ihm keine natürlichen Ursachen gegeben erscheinen? Er wird gewiß die Ursachen in den Geistern finden, d. h. die Empfindungsreize als Wirkung durch die Vorstellung von den Geistern, Seelen, Gespenstern und dgl. als deren Ursachen kausal usw. apperzipieren. Ein solcher Geistergläubiger vernimmt, namentlich zur Nachtzeit, wo ihm die natürlichen Ursachen nicht so leicht klar werden können, in einem ihm sonst unerklärlichen Geräusch hinter der Kirchhofmauer Geistertritte, in irgendeinem Gestöhn am Ort einer Mordtat die Seufzer des Gemordeten und selbst am Tag in einem ihm unbegreiflichen Tischrücken Kundgebungen der Geister. Viele Geister-, Wunder-, Gespenster- und Spukwahrnehmungen, z. B. die von der "weißen Frau", verdanken derartigen Vorgängen ihre Entstehung. Ja, ein solcher Gläubiger verfällt, wenn seine Nerven durch Fasten, Nachtwachen, Überanstrengung geschwächt und durch anhaltend einseitige Geistesbeschäftigung partiell zu sehr aufgeregt werden, zuweilen sogar in förmliche Halluzinationen, so daß er in verschiedenartigen, durch eine zentrifugale Erregung der betreffenden Sinnesnerven ausgelösten Empfindungen als Visionen, Verzückungen und dgl. Geister und Seelen der Verstorbenen leibhaftig zu schauen, zu hören meint, Wachen und Träumen nicht unterscheidend. Man denke an  Brutus  bei Philippi, an  Paulus  vor Damaskus (24), an KARL IX. nach der Bartholomäusnacht, an SWEDENBORG usw. So manche Geister- und Totenerscheinungen finden darin ihre Erklärung. Und wer eine solche Erklärung bezweifeln möchte, den dürften die Tatsachen zurechtführen, daß zuversichtliche subjektive Überzeugungen, wenn deren Vorstellungen recht lebhaft und anhaltend im Bewußtsein verweilen, durch eine zentrifugale Nervenerregung sogar entsprechende pathologische oder therapeutische Reaktionen auf den Organismus hervorrufen können. Ein Zahnarzt, der zufällig keinen Schwefeläther zur Hand hatte, machte eine Patientin, während er Kölnischwasser anwendete, glauben, daß dies der Äther ist und sie versank wirklich in eine Narkose und wußte nicht von der an ihr vollzogenen Operation. Bei mancher wunderbaren Heilung, besonders Geisteskranker und Gelähmter, hat so dem Kranken "sein Glaube geholfen". Bekannt sind die Fälle, wo Cholerasymptome infolge der sicheren Überzeugung eintraten, daß auf demselben Krankenbett ein Cholerakranker gelegen hat, obwohl dies gar nicht der Fall gewesen war und daß sie nach geschehener Aufklärung wieder verschwanden. Hierher gehören auch die Erscheinungen der Hypochondrie, der eingebildeten Körpergebrechen und dgl., die in ihrer höchsten Steigerung als fixe Ideen zu förmlichen Seelenkrankheiten werden. Daraus ersehen wir, wie subjektive Überzeugungen nicht nur mancherlei Wahrnehmungen, Irrungen und Sinnestäuschungen, sondern selbst krankhafte oder Heilung bringende Empfindungs- und Körperzustände verursachen können.

Sie wirken aber auch mannigfach  auf das Gedächtnis indem sie als Apperzeptionen leicht selbst da positiv die Assoziation der Vorstellungen vermitteln und deren unveränderte Reproduktion so ermöglichen, wo eine objektiv mehr vervollkommnete Vorstellungsweise negative Ergebnisse zu liefern pflegt. Dadurch wird vieles beim Wissen Unverträgliche vorläufig als verträglich zusammen und nacheinander reproduzierbar, so daß der Umfang des Gedächtnisses sich bedeutend, je nach Beschaffenheit der apperzipierenden Vorstellungen eigentümlich erweitert. Die einzelnen Geister-, Wunder-, Gespenster- und Spukwahrnehmungen wachsen durch Tradition und eigene Scheinerlebnisse zu langen Geister-, Wunder-, Gespenster- und Spukgeschichten an, die Totalität des Ich vergrößert sich nach Raum, Zeit, günstigen Attributen und nach der Kausalität in ein selbstgefälliges Übermaß, der Zauberformeln, Geisterwirkungsarten, Götterattribute, Götterabenteuer, Eschatologien usw. gibt es immer mehr, an schriftliche Glaubensmitteilungen schließen sich überwuchernde mündliche Traditionen an, bis es zu einem Gedächtnisvorzug wird, sie alle gemerkt zu haben. Leider bleibt vieles davon im Verhältnis zum Ideal der Intelligenzentwicklung nur ein beschwerlicher und hinderlicher Ballast, für welchen die von THEMISTOKLES gewünschte Kunst des Vergessens oft das Ersprießlichste wäre.

Nicht weniger, ja in gewisser Hinsicht noch mehr gewinnt durch subjektive Überzeugungen die  Einbildungskraft.  Dieselben vollziehen sich nämlich als Apperzeptionen häufig und besonders anfangs während der naiven Periode bei entschiedener Zuversicht so rasch, und erzeugen trotz des öfteren Mangels an objektiver Stabilität eine so innige Assoziation der in Wechselwirkung tretenden Vorstellungen, daß bei späterer Reproduktion des so verbundenen Vorstellungskomplexes der ursprünglich apperzipierte Teil vom apperzipierenden nicht mehr recht unterschieden und entweder mit unzugehörigen Bestandteilen aus dem letzteren versehen oder der ursprünglich zugehörigen durch Gegensätze des letzteren beraubt oder auf beiderlei Weise zugleich verändert reproduziert wird. So umgestaltet wird aber die apperzipierte Vorstellung bei ihrer Wiederkehr zu einer Einbildung, und die subjektive Überzeugung durch ihren derartigen Einfluß zu einem Bereicherungsmittel der Einbildungskraft. Manche Tatsache, die bei ihrer ursprünglichen Wahrnehmung als Wunder oder als Erfüllung einer Weissagung aufgefaßt, d. h. durch diese Vorstellungen apperzipiert wurde, erfuhr so bei ihrer späteren Reproduktion unwillkürlich durch den Prädikatsbegriff des Wunders oder der betreffenden Weissagung eine Hinzufügung oder Ausscheidung von Bestandteilen oder beides in deren Vorstellung, so daß mancher erklärende Nebenumstand vergessen, mancher unerklärliche hinzugefügt wurde. Zuweilen wurde die Veränderung, ohne daß es der Vorstellende bemerkte, so absonderlich, daß die Tatsache seiner Vorstellung gemäß geradezu widersinnig und unmöglich erscheint. Wir enthalten uns, Beispiele anzuführen. Sie erden in unbefangenen religions- und kulturgeschichtlichen Werken der Gegenwart (z. B. in dem in Anmerkung 10 und 24 zitierten) mit umfassender Gelehrsamkeit und großem Scharfsinn bis zur Evidenz nachgewiesen. Der ganze Gallimathias [Durcheinander - wp] der indischen, das heitere Sagensystem der griechischen, die riesig düstere Welt der nordischen Mythologie und dgl. sind so aus der Wechselwirkung zwischen den apperzipierten und den sie apperzipierenden Götter-, Helden-, Seelen- und dergleichen Begriffen entstanden.

Für die Entwicklung des  Denkens  haben die subjektiven Überzeugungen natürlich die größte Bedeutung. Sie selbst bilden ja bei den meisten Menschen ein großes Gebiet desselben und sind zumindest anfänglich die unumgängliche Durchgangsphase zum Ideal der Intelligenz, dem Wissen und Erkennen (25). Sie pflegen aber auch je nach Häufigkeit, Energie und Nachhaltigkeit ihrer Apperzeptionen den ganzen Gedankenkreis des Vorstellenden eigentümlich zu beherrschen und auszugestalten. Von zuversichtlich, wenn auch objektiv nicht stabil vollzogenen Urteilen als Prämissen ausgehend, treten leicht mannigfache Folgerungen und Syllogismen als mehrstufige Apperzeptionen ein, deren Ergebnisse wiederum nach Maßgabe der Prämissen nur ins Gebiet der subjektiven Überzeugung gehören. Wo sich dabei objektiv unlösbare Glaubenszweifel ergeben, da wird auf Antrieb des intellektuellen Leidgefühls zu Entscheidungen durch Glaubensautoritäten, mögen es einzelne Personen oder ganze Körperschaften sein, geschritten. Man denke an die Orakel der Alten, an die Fatwa des Mufti bei dem Mohammedanern, an die Konzile der Buddhisten (26) und dgl. Umfassende und wohlgeordnete  Glaubens- und Meinungssysteme  bilden sich so allmählich aus, in deren Kreis sich die Apperzeption des Gläubigen bewegt und weitere Ansätze nimmt. Leider gleichen dergleichen Systeme zumeist einem Netz, in welchem sich der Denkende so verstrickt, daß ihm ein ausgiebiger Fortschritt zum letzten Ziel des Denkens sehr erschwert oder beinahe unmöglich wird. Denn da seine subjektiven Überzeugungen eine zusammenhängende, weil assoziierte Vorstellungsmasse bilden, so muß jedes neu sich anbietende gegensätzliche Prädikat einen Widerstand  en masse  vorfinden und bei der entstehenden Spannung als Störer der gewohnten und liebgewonnenen Weltansicht auch ein unangenehmes Gefühl und eine Verabscheuung erzeugen. Das unangenehme Gefühl kann sogar eine sittliche Mißbilligung sein und eine Gewissensforderung begründen, wenn der Glaube für das einzige oder beste Mittel zur Erreichung der höchsten Zwecke oder für einen Gegenstand des göttlichen Willens und dgl. der Unglaube dagegen für einen Gegenstand des göttlichen Zornes, für die Quelle allen Verderbens gehalten wird. All dies muß die Unterdrückung gegensätzlicher Prädikate zur Folge haben und sollten sie noch so geeignet sein, irgendein Vorurteil zu berichtigen. Darum sehen wir, wie z. B. die Glaubenssysteme des Buddhismus, Brahmanismus, Islam und dgl. ihrem Wesen nach seit Jahrhunderten gleich und ihre Bekenner auf derselben Stufe der religiös-sittlichen Intelligenz stehen geblieben sind, die sie nach der in verhältnismäßig kurzer Zeit abgeschlossenen Entwicklung ihres betreffenden Gedankenkreises eingenommen haben. Jede zuwiderlaufende, wenn auch noch so vernünftige Meinungsäußerung wird zurückgewiesen, oft sogar mit Entrüstung und blindem Hass verfolgt. Beispiele bietet die Geschichte nur zu viele. Je natürlicher und häufiger aber diese Erscheinung ist, desto bedauernswerter bleibt sie für den Freund der Unbefangenheit und Gedankenfreiheit und ihres Endziels der Wahrheit.

Schon hierin erblicken wir einen Einfluß der subjektiven Überzeugung auf das intellektuelle und sittliche Fühlen und Streben. Es zeigt sich aber bei näherer Umschau, daß alle Arten von Gefühlen und Strebungen von allen Arten der subjektiven Überzeugung in hohem Grad beeinflußt werden können. Wir wollen nur das Wichtigstes hervorheben. Im Voraus machen wir jedoch aufmerksam, daß bei der Nachweisung dieses Einflusses die Gefühle von den aus ihnen entstehenden oder mit ihnen verbundenen Strebungen sich nur schwer und nicht ohne Nachteil für den Gedankenzusammenhang trennen lassen. Alle Leidgefühle sind nämlich, wie wir oben bei den ästhetischen Mißbilligungsurteilen und Forderungen sowie bei den intellektuellen Leidgefühlen und Strebungen gezeigt haben, da sie auffällige Spannungen zwischen den Vorstellungen sind, sobald die Spannung heftiger wird und andauert, mit dem schließlich zumindest zeitweise eintretenden auffälligen Sinken eines Teils oder des ganzen, das Gefühlssubstrat bildenden, Vorstellungskomplexes verbunden. Dieses auffällige Sinken ist aber eben ein Streben, ein Verabscheuen, dessen Korrelat als Begehren das auffälige Ansteigen von dabei obsiegenden Gegensätzen und den sich anschließenden Kausalreihen ist. Den Lustgefühlen schließt sich zwar nicht so unmittelbar das Streben an, es erscheint in ihnen vielmehr zumeist befriedigt und abgeschlosen; aber die erhöhte Intensität, zu welcher beim Lustgefühl als auffälliger Förderung der Vorstellungen die letzteren sich erheben, ermöglicht es diesen, in erhöhten Klarheitsresten Assoziationen mit vielerlei Hilfen einzugehen, von welchen sie dann leicht mit ihren allfälligen Kausalreihen gegen eingetretene Gegensätze zu einem auffälligen Steigen gebracht werden, d. h. zu einem Begehren und Wollen gestaltet werden, während die Gegensätze in ein auffälliges Sinken und Verabscheutwerden geraten. Mit Rücksicht auf diese Wechselwirkung oder vielmehr Verbindung zwischen Gefühlen und Strebungen wird man es zweckmäßig finden, wenn im Folgenden der Einfluß subjektiver Überzeugungen auf die Gefühle zugleich mit  dem  auf die Strebungen behandelt und nachgewiesen wird.

Viele  sittliche Gefühle und Forderungen  gehen so aus subjektiven Überzeugungen hervor, daß durch zuversichtlich vollzogene, wenn auch objektiv nicht völlig stabilisierte Apperzeptionen, sei es lebenden Menschen, sei es den Seelen der Verstorbenen oder Geistern oder Göttern oder dem höchsten Wesen Wollungen und Taten verschiedener Art zugeschrieben und in Verhältnissen mit eigenen oder fremden Wollungen vorgestellt werden. Wo daraus Mißfallen entsteht, werden auf die, früher bei der Darlegung des  Zusammenhangs zwischen dem theoretischen und praktischen  Urteilen erklärte, Weise Mißbilligungsurteile und Forderungen, wo Wohlgefallen eintritt, Urteile des Beifalls, unter Umständen auch Begehrungen und Wollen entsprechender Art hervorgerufen. Die ersteren Vorgänge sind die wichtigeren, weil sie unmittelbar das Tun und Lassen zu bestimmen pflegen. Wieviel Unheil haben Verleumdungen, wo sie Glauben fanden, angerichtet. Wieviele Menschen sind infolge des Hexenglaubens gerichtlich verfolgt und verbrannt worden! Wieviel Widersinniges und Verderbliches geschahk weil dessen Unterlassung, wieviel Zweckmäßiges und Segensreiches wurde unterlassen, weil dessen Vollführung als dem Willen der Seelen, Geister, Götter oder des höchsten Wesens widerstreitend aufgefaßt wurde! Denken wir nur an den Einfluß des Tabu-Aberglaubens bei den Südsee-Insulanern, an den der Mantik bei den alten Griechen und Römern, insofern man durch dieselbe den Willen der Götter zu erkunden meinte. Die sonderbarsten Wünsche und Wollungen erscheinen oft je nach der Persönlichkeit der Gläubigen den Seelen, Geistern und der Gottheit zugeschrieben; die sonderbarsten sittlichen Urteile und Forderungen sind davon die Folge. Von der Mitgabe des Obolus für die Toten bei den Griechen bis zu den blutigen Menschenopfern, wie wir sie von den Altmexikanern ihrem  Huitzilopochtli,  von den Chonds ihrem Lichtgott und der Erde dargebracht finden, von den einfachsten bis zu den kompliziertesten Kultusformen, von bloßen Bannflüchen in Glaubensstreitigkeiten bis zu den Gewalttätigkeiten der Religionskriege, Kreuzzüge, Christen-, Juden-, Ketzerverfolgungen ist es überall ein  vom Glauben beeinflußtes Pflichtbewußtsein,  dem die unzähligen religiösen Handlungen, Gebräuche und Taten der verschiedensten, oft leider vor dem Richterstuhl der unbefangenen Ethik der verwerflichsten Art entspringen. Zumeist wird dabei in religiösen Glaubenssystemen, wie schon erwähnt wurde, das Glauben selbst als Pflicht hingestellt, nach verschiedenen sittlichen Ideen abgeleitet und zwecks deren Erfüllung der Einfluß des Wollens auf die subjektive Überzeugung als der hauptsächlich maßgebende angesehen.

Mit dem Wechsel, mit der Entwicklung und Vermehrung der subjektiven Überzeugungen kann natürlich auch ein Wechsel, eine Fortbildung und Vermehrung der darauf beruhenden sittlichen Forderungen eintreten. Je ausgebildeter und umfassender ein Glaubenssystem ist, desto massenhafter wachsen demgemäß die Pflichten seiner Gläubigen in der Regel an,  vermehren die Pflichtenkollisionen und erschweren ihnen so die Tugend und Gewissensruhe.  Vergegenwärtigen wir uns nur z. B. das Pflichtbewußtsein eines um seinen Kastenvorzug besorgten Brahmanen. Was hat er alles zu meiden, um die Reinheit seiner Kaste ungetrübt zu bewahren und seines Ursprungs und seiner Verbindung mit  Brahma  würdig zu bleiben! Man versuche es, solchen Menschen die vernünftigste Neuerung oder Änderung ihrer Lebensweise vorzuschlagen, ein entschiedenes, zuweilen selbst mit Indignation und Widerwillen verbundenes "wir können, wir dürfen das nicht" bleibt die Antwort. Wo die Macht in ihren Händen liegt, fühlen sie sich natürlich unter Umständen verpflichtet, durch äußeren Zwang selbst bei Andersdenkenden all dergleichen Mißfälliges und Verwerfliches hintanzuhalten. Ein solches Verfahren heißt dann  Gewissenszwang,  während die Fernhaltung jeglichen Zwangs zur Erfüllung von Pflichten, die sich  bloß aus Glaubenssatzungen  ergeben,  Gewissensfreiheit  genannt wird. Wie weit diese Fernhaltung des Glaubenseinflusses bei Pflichtbestimmungen auf religiösem Gebiet zu gehen hat, hat schon KANT in seiner Schrift "Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft" vom Standpunkt der unbefangenen Kritik nachzuweisen unternommen und dabei den Grundsatz "quod dubitas, ne feceris" [Tu es nicht, wenn du Zweifel hast. - wp] als für alle Glaubensgebiete gültig aufgestellt (27). Die Gewissensfreiheit ist begreiflicherweise das für die Übung der Tugend, was die Gedankenfreiheit für die Erkenntnis der Wahrheit ist. Beide gehören darum zu den höchsten Gütern des Menschen.

Ebenso mannigfach wie die Gefühle des sittlichen Mißfallens und ihnen entsprechende sittliche Mißbilligungsurteile und Verwerfungen, gehen aus den geglaubten Willensverhältnissen Gefühle des sittlichen Wohlgefallens und Strebungen nach der Betrachtung, Erhebung, Nachahmung, Ansichknüpfung des Wohlgefälligen hervor, deren erstere sich zur Achtung, Hochachtung, Verehrung und unter Umständen selbst zur Anbetung, letztere zu Handlungen, Übungen und Gewohnheiten des Betrachtens, Erhebens, Nachahmens und Sichverbindens steigern können. Außer anderen Willensvorzügen ist es da namentlich die den Menschen, Seelen, Geistern und Göttern zugeschriebene Überlegenheit an Kraft und Macht in der kausalen Sphäre, welche dem Gläubigen Vertrauen, Respekt und demgemäßes Benehmen einzuflößen pflegt. Auf solche bloß geglaubte Willensverhältnisse gründet sich häufig ebensowohl das, was man Ehre und Kredit unter den Menschen, als auch was man Verehrung und Vertrauen im Verhältnis zu den Geistern und Göttern nennt. Beispiele gibt es dafür im Überfluß. Nur einige wenige besonders denkwürdige mögen hier erwähnt sein. Unter den Afrikanern herrscht, wie bekannt, sehr allgemein der Fetischismus. Demgemäß erschien, so erzählt ein Reisender, ein unter starker Detonation und Lichtentwicklung gefallener Meteorstein einem ganzen Stamm als ein gewaltiger Fetisch und wurde lange Zeit angelegentlichst verehrt. Als sich aber sein Schutz bei Gelegenheit einer Seuche als wirkungslos erwies, fiel er der Geringschätzung anheim und wurde an einen Naturaliensammler verkauft. Ein anderer Fall ist folgender. Unter der Bemannung eines Schiffes befand sich auch als Koch ein Schwarzer, der, weil er in seiner Schlaftrunkenheit einen Hahn verbrannt hatte, Gefahr lieft, von seinem Kapitän tödlich verwundet zu werden. Ein Reisender,  Bergaz  mit Namen, fing den Hieb auf, wurde selbst verwundet, rettete aber dem Schwarzen das Leben.  Bergaz  wurde dadurch zu einem förmlichen Fetisch des Schwarzen, der ihm eine göttliche Verehrung erwies. Und als der Reisende nach mehreren Jahren Madagaskar besuchte, fand er zu seinem Erstaunen eine Tempelhütte bei Tananariva, einem Gott  Bergaz  geweiht, dem ein Hahn als Opfer dargebracht wurde und es stellt sich heraus, daß der gerettete Schwarze am Hof daselbst zu Ehren gekommen, seinem Retter diesen Tempel errichtet hatte. Die bei den meisten Völkern nachweisbare Apotheose [Vergötterung - wp] antiker Helden, die der römischen Kaiser usw. ist in diesem Fall analog. Aus dem Krieg der Engländer gegen die aufständischen Seapoys wird das Faktum erzählt, daß Gefangene den größten Kanonen der Engländer eine Art unterwürfiger Achtung erwiesen. Die unglaublichsten Dinge können so unter Umständen Gegenstände der Verehrung werden, sobald in ihnen höhere Geister, Götter oder göttliche Kräfte wirksam oder sie denselben dienstbar und geweiht gedacht werden. Erinnern wir uns nur der Phallusverehrung im alten Indien, Ägypten und Griechenland, des Tierdienstes bei den Uramerikanern und Ägyptern, des Kultus der Bäume bei den alten Deutschen u. a.

Da bei der Ausbildung eines Glaubenssystems, wie wir oben gezeigt haben, von gegensätzlichen sich anbietenden Prädikaten unter sonst gleichen Umständen immer das mehr ideale gewählt wird und viele geglaubten Prädikate auch an und für sich unter dem idealisierenden Einfluß des Gemüts umgestaltet werden; so ist leicht abzusehen, welch eine Fülle des sittlichen Wohlgefallens durch die unter dem Vorherrschen dieses Einflusses entwickelten Gedankenmassen erzeugt werden kann. Es ist ein Schwelgen in sittlichen Lustgefühlen aller Art, die dem Gläubigen damit geboten werden. Unerschöpflich erscheint seiner Kontemplation, seinen Lob- und Preisgebeten, ja allem seinen Sinnen und Trachten, soweit es sich nur innerhalb seiner Ideale bewegt, der Schatz des sittlich Schönen und Erhabenen, eine unversiegbare Quelle reinster Freuden. Wer wird es ihm verargen, wenn er den betreffenden Vorstellungskreis, die Basis seiner Beseligung, für sein höchstes Gut ansieht, wenn er ihm alles zu opfern bereit ist? Es ist daraus erklärlich, wie ein Buddhist beglückt tagelang seine Gebetsmühlen drehen (28), wie ein Derwisch verzückt, unter konvulsivischen Bewegungen bis zur Erschöpfung den Namen  Allah  rufen kann und dgl. Es ist eben ein Genuß eigener Art, bei dem freilich auch noch metamorphe Gefühle und Strebungen in Erwartung der Gunst und des Lohnes für die betreffenden Geistesübungen mitwirken können.

Erwägen wir die Bedeutung der verschiedenen subjektiven Überzeugungen für die  ästhetischen Gefühle und Forderungen  im engeren Sinne des Wortes, so ergeben sich uns ebenfalls Aufschlüsse über eine Fülle von Tatsachen aus dem Gebiet der Kunst und des täglichen Lebens. Wenn nach der empirischen Meinung über die Totalität des Ich Äußerlichkeiten des Leibes, der Kleidung, der getragenen Waffen, der Wohnung usw. zum Ich gerechnet werden, so erscheint auch in dieser Hinsicht das Ich als weniger häßlich oder schön und im ersteren Fall tritt die Forderung der Entfernung des Häßlichen, im letzteren die Folge der Vergleichung mit Schönerem die Forderung, oder infolge eintretender Gegensätze das Wiederanstreben der Verschönerung ein. Es kommen allerdings anfänglich allerlei durch metamorphe Gefühle herbeigeführte Beirrungen des Geschmacks, namentlich in der Sphäre der Vollkommenheit vor, aber die Tendenz zur äußeren Verschönerung überwiegt, veranlaßt den Menschen zur Pflege der Kunst im äußeren Zubehör seiner Persönlichkeit und artet zuweilen selbst in Luxus und Prachtliebe aus.

Inwiefern man sich die Seelen, Geister, Götter und das höchste Wesen mit äußeren, zu ihrer Persönlichkeit als Ganzem hinzugerechneten Attributen vorstellt, müssen auch diese letzteren Gegenstand ästhetischer Gefühle und Forderungen werden. Insbesondere muß der Umstand, daß die Geister und Götter je nach der Persönlichkeit ihrer Gläubigen idealisiert gedacht werden, auf die zu ihrer Persönlichkeit hinzugerechneten äußeren Attribute von wesentlichem Einfluß sein. Daher kommt es, daß die verschiedenen Menschenrassen und Stämme ihren Seelen, Geistern und Gottheiten nicht nur solche Attribute verleihen, die den Typus der Rasse, des Stammes an sich tragen, sondern daß sie diese Attribute auch nach Maßgabe der den betreffenden Wesen zugeschriebenen physischen und geistigen Vorzüglichkeit und Überlegenheit zu vervollständigen, zu vergrößern und zu verschönern pflegen. Nur bei den böse gedachten findet eine Verhäßlichung durch Attribute statt, die der Rasse, dem Stamm fremd und verabscheut sind. Überschnelle Beweglichkeit wird durch Flügel, siegreiches Wesen durch außerordentliche Waffen, übermenschliches Wissen durch eine Strahlenkanone usw. versinnlicht. Alle Darstellungsmittel, alle Kunstarten werden zu diesem Zweck angewendet und vervollkommnet. Ebenso richten sich die Tempel als den Göttern zugehörige Wohnstätten, wo sie die Huldigung, den Dank und die Bitten ihrer Verehrer entgegennehmen, in Größe, Bauart und Ausschmückung nach dem Wesen des Gottes, dem sie geweiht sind, bis zum höchsten Wesen zu Ehren kolossal-herrliche Dome aufgetürmt werden. In gleicher Weise werden alle dem Dienst und der Verehrung der höheren Wesen gewidmeten Gegenstände verschönert. Unter einem solchen Einfluß der subjektiven Überzeugungen entstanden viele unsterbliche Werke der antiken und der christlichen Kunst, sowie viele der Kunstversuche anderer Glaubenssysteme. Inwiefern dergleichen Kunstschöpfungen nach Maßgabe der geglaubten Gedankenmassen die geistigen Genüsse der Gläubigen zu vermehren, zu erhöhen und zum Gegenstand des Strebens zu machen vermögen, sind sie seit jeher mit ein Grund und Mittel, die Gläubigen im Kreis ihrer subjektiven Überzeugungen festzuhalten. Je rationaler aber die Ich- und die Weltvorstellung der Menschen wird, desto mehr vereinfachen und veredeln sich auch ästhetisch die Attribute, Tempel, Verehrungsmittel für die Geisterwelt und das höchste Wesen.

Subjektive Überzeugungen bilden sehr oft auch die Grundlage von  metamorphen Gefühlen und Strebungen.  Unter den metamorphen Gefühlen sind es besonders die der Befriedigung und Nichtbefriedigung, der Hoffnung und der Furcht, die in Verbindung mit Wollungen darauf zu beruhen pflegen, daß von gewissen Naturerscheinungen und Mitteln oder von Menschen, Seelen, Geistern, Göttern und dem höchsten Wesen eine Befriedigung verschiedener Strebungen oder das Gegenteil erwartet, daß ihre Wirksamkeit und Macht freundlich oder feindlich gedacht wird. Es ist da außer der Meinung über die Willensrichtung höherer Wesen besonders die  Auffassung des Kausalnexus  und der Stellung dieser höheren Wesen darin für die Gestaltung der betreffenden Wollungen und Gefühle maßgebend. Bekanntlich wird ein Streben zum Wollen, wenn die auffällig steigende oder sinkende Hauptvorstellung eine kontinuierliche Kausalreihe reproduziert, die vom Strebenden ausgehend in ihrem Endglied den Abschluß der Strebung, d. h. eine Befriedigung aufweist. Auf keinem Gebiet ist nun, wie wir gesehen haben, die Apperzeptionsentwicklung eine so langwierige und so vielerlei subjektiven Durchgangsphasen unterworfen, wie auf dem der Kausalität. Darum sind auch die subjektiven Überzeugungen von den Kausalreihen, von der Wirkungsfähigkeit und Willensrichtung anderer Menschen und höherer Wesen die allerhäufigste Quelle verschiedenartiger, oft ganz unglaublich widersinniger und unheilvoller Wollungen und Gefühle.

Halten wir uns z. B. die Bildungsstufe des Fetischismus, des Zauber-, Geister- und Gespensterglaubens vor Augen. Auf derselben hält der Mensch wegen mangelhafter Beobachtung oder infolge geglaubter Überlieferung oft ein zufälliges Zusammen der Objekte für ein konstant-kausales und findet vielerlei Wirkungen nur durch die Macht der Fetische, Zaubermittel und Geister  erklärlich  und  erreichbar.  Was Wunder, wenn er danach seine Wollungen gestaltet und die abgeschmacktesten Mittel zu irgendeinem Zweck anwendet. Einen kranken Araber, dem ein europäischer Arzt in Kairo ein Rezept geschrieben hatte, fand derselbe einige Zeit später mit dem als Amulett umgehängten Rezept in einem sehr verschlimmerten Zustand wieder. Dem Armen mußte erst begreiflich gemacht werden, welche Stellung das Rezept in der therapeutischen Kausalreihe einnimmt. Oft hat die Anwendung solcher  geglaubter Mittel  die traurigsten Folgen.

Inwiefern aber der halbwilde Mensch bei seiner zu geringen Kenntnis der Naturgesetze vielerlei Übel und Schäden bösen, schadenfrohen Geistern oder verderblichen Zaubermitteln seiner Feinde zuschreibt, wird er mit beständigen Ängsten und Besorgnissen erfüllt, deren er durch allerlei Gegenmittel loszuwerden trachtet, und für die er sich zuweilen blutig rächt. Reisende, welche Afrikaner oder Indianer oder Menschen von gleicher Kulturstufe näher kennenlernen, erzählen übereinstimmend, wie kläglich es in dieser Hinsicht mit dem Leben derselben aussieht. Aber selbst unter gebildeteren Völkern zeigen sich oft Spuren dieses Glaubenseinflusses. Bei einem nächtlichen Gang über den Friedhof, über ein Schlachtfeld, über den angeblichen Erscheinungsort eines Geistes oder Gespenstes kann demjenigen, der sich vom Gespensterglauben noch nicht losgemacht hat, irgendein Geräusch, ein Gewieher, ein Schattenspiel einen Schauer zu erregen, der sich zuweilen zur Furcht, zum Schrecken und Entsetzen verstärkt, Vermeidung, Flucht, Bannungsbestreben und dgl. erzeugt. Man hat Beispiele, daß derartige Leute darauf vor Angst krank wurden und sogar starben. Auch Reste des Zauberglaubens, des Glaubens an Tage und Vorzeichen des Unglücks, an verschiedene Vorbeugungsmittel, namentlich an mancherlei verkehrte Heilmittel zeigen sich selbst in Europa noch hie und da von Einfluß auf das Tun und Lassen, sowie auf die Gefühle der Aber- und Leichtgläubigen. Der Verfasser erlebte einen Fall, wo ein Dieb durch angedrohte Bezauberung zum Bekenntnis und zu einer Rückerstattung bewogen wurde. Ähnlich soll die Wirkung des Reiskauens bei den Gottesgerichten in Indien sein. Ärzte und Geistliche haben vielfach Gelegenheit die albernsten Quacksalbereien und Gebräuche kennen zu lernen. Hagelbeschwörer lassen sich da und dort von ganzen Gemeinden förmlich honorieren und dgl.

Wie die zum Ich gerechneten Kausalreihen vorgestellt, wie sie über den physischen Tod hinaus fortgesetzt und welcher Art jeweils Glieder darin mit Rücksicht auf die Natur, auf Menschen, Geister und das höchste Wesen eingefügt werden, danach gestaltet sich auch das aus den sinnlichen und geistigen Trieben entspringende Streben zu Wollungen, indem die Glieder der Kausalreihen als Mittel für deren Endglieder als Zwecke angesehen werden. Die verschiedenartigsten, oft höchst eigentümlichen und wunderbaren Willensgebilde kommen so zum Vorschein. Was wird nicht alles ain gutem Glauben getan, um ein im Leben oder nach dem Tod befürchtetes Unheil zu vermeiden oder ein erwartetes Glück zu erreichen! Das Ich, die Natur, Menschen, Geister und göttliche Wesen werden  nach bloß geglaubten Kausalreihen  in Bewegung gesetzt, um den drohenden Übeln vorzubeugen und die beabsichtigten Erfolge zu erzielen. Verrichtungen, Entbehrungen, Büßungen und Opfer aller Art finden so oft mit erstaunlicher Ausdauer und Schmerzverachtung statt. Die Selbstverbrennungen und Verstümmelungen bei den Parfis, die Selbstquälereien der Büßer unter den Indern, die Selbstverbrennung ihrer Witwen, der Opfertod eines  Codros,  der Decier u. a., Kasteiungen, Weihungen usw. liefern einen Beleg dafür. Hat jedoch die Apperzeption in der Sphäre der Kausalitätsbegriffe sich vervollkommnet, dann verschwinden im Verhältnis zur Stufe dieser Vervollkommnung die Schauer und Ängste, die verkehrten Vorbeugungsmaßnahmen und Mittel und an ihre Stelle kommen vernünftigere Anstalten zur Erreichung des Erstrebten, beglückende Gefühle der Befriedigung, Hoffnung usw. Je mehr sich ein Glaubenssystem in dieser Richtung dem Ideal der Apperzeptionsentwicklung nähert, desto wohltätiger und beseligender muß es wirken, desto fester aber auch seine Bekenner an sich fesseln.

In Bezug auf  intellektuelle Gefühle  haben wir schon angedeutet, wie sie den Gläubigen bei Allem, was seinen gewohnten Gedankenkreis zu stören droht, mit Leid und Widerstreben erfüllen. Allein ihre Anzahl und Wirksamkeit steigert sich unter dem Einfluß des Glaubens, wenn derselbe zu einem durchgebildeten Gedankensystem geworden ist, noch in einer anderen Beziehung sehr erheblich. Es wurde im ersten Teil unserer Untersuchung gezeigt, daß subjektive Überzeugungen auch als vorläufig abschließende Entscheidungen der Apperzeption zur Beseitigung der Unannehmlichkeit des Zweifels gern angenommen und festgehalten werden. In einem wohlausgebildeten Glaubenssystem erscheinen nun alle allgemein wichtigen Fragen dieser Art gelöst, alle unvermeidlichen Zweifel beseitigt, alle sonst peinlichen Schwankungen stets sich erneuernder Apperzeptionsversuche zu einem Frieden entschieden, wie ihn diese irdische Welt, d. h. das lückenvolle und beständig nach Ergänzung ringende menschliche Wissen nicht geben kann. Auch dadurch wird dem Gläubigen sein Glaube wert und teuer. Allein was an Gedankenruhe damit gewonnen wird, das geht leicht an der vom Leid des Zweifels ausgehenden Anregung zur objektiven Forschung verloren, und eine solche Art Quietismus wird oft nur zu teuer bezahlt mit nachteiliger Stagnation auf dem Gebiet der einschlägigen Wissenschaften, Denken wir an den Islam. Stehen seine Bekenner nicht seit Jahrhunderten auf derselben Kulturstufe? Die Verbrennung gegnerischer Literaturwerke durch religiöse Eiferer, und ähnliche Vorgänge werfen ein grelles Schlaglicht auf diese Erscheinung.

Von hohem Interesse ist die Einwirkung der subjektiven Überzeugung auf das  Selbstgefühl und die darauf beruhenden Strebungen.  Schon der Umstand ist dabei maßgebend, wie die Totalität des Ich aufgefaßt wird. Werden zum Ich in einem derben Empirismus vielerlei Äußerlichkeiten hinzugedacht, dann wird, auch das Selbstgefühl durch deren Vorstellung bald gehoben, bald gedrückt, je nachdem darin eine Überlegenheit der Außenwelt gegenüber bemerkt wird oder das Gegenteil. Wo es nur halbwegs angeht, pflegt das erstere der Fall zu sein, weil bei der Zuweisung der Ergänzungen und Prädikate zum eigenen Ich, wie wir früher dargetan haben, den wohlgefälligen und erwünschten der Vorzug gegeben wird. Geschieht dieses Zurechnen vermeintlicher Vorzüge infolge von minder entwickelter Intelligenz in  bloß gläubiger Zuversicht  und blind gegen die fremden, dann wird das Selbstgefühl leicht zu einer Gemütsaffektion, zum Stolz und Hochmut, und wenn die Vorzüge gar zu äußerlich und nichtig sind, zur Eitelkeit und Hoffart. Beides pflegt sich im äußeren Benehmen, zuweilen in auffälligen Taten zu äußern. Auch die Kundgebungen des Mutes, Übermutes, der Tollkühnheit können aus derartigen bloß gläubigen Selbstbeurteilungen hervorgehen. Das, was man Ahnen-, National-, Geldstolz und dgl. nennt, gehört ebenfalls hierher. Nicht minder kann auch die Gedrücktheit des Selbstgefühls auf der Zurechnung von Äußerlichkeiten zum Ich beruhen. Niedrige Geburt, obskure Verwandtschaft, Körpergebrechen, Armut und dgl. machen leicht schüchtern und zaghaft, zuweilen servil. Da aber die Gedrücktheit des Selbstgefühls auf die Dauer unerträglich ist, so entstehen, wo Äußerlichkeiten in gutem Glauben zum Ich gerechnet werden, zahlreiche, oft energische oder gar leidenschaftliche Strebungen nach dergleichen Dingen, als da sind: Reichtum, höhere soziale Stellung, äußerer Glanz, Machtbesitz, Ehre, Titel und dgl. Und so wird die subjektive Ansicht über das Ich-Ganze leich von wesentlichem Einfluß auf die Ausbildung des Charakters. Daher die Bedeutung des "Erkenne dich selbst!"

Noch auffälliger wird die Beeinflussung des Selbstgefühls und der entsprechenden Strebungen durch das Glauben und Meinen auf religiösem Gebiet. Je nachdem das Verhältnis des Ich zu den Geistern, Göttern oder dem höchsten Wesen günstig oder ungünstig, als Verbindung oder Trennung, über den physischen Tod hinausreichend oder durch ihn abgeschlossen gedacht wird, erfährt das Selbstgefühl Hebung oder Druck. Im ersteren Fall erhebt es sich, und zwar zuweilen in erstaunlich hohem Grad, zum Mut und Gottvertrauen, manchmal zum sogenannten geistlichen Hochmut, ja in Ausnahmefällen sogar zur Selbstvergötterung. Denken wir an Phänomene wie die Jungfrau von Orleans, den Lamaismus und das Bonzentum, oder die von ALEXANDER dem Großen beanspruchte Vaterschaft des JUPITER AMMON [Jupiter der Ägypter - wp] und dgl. Denkt sich der Mensch dagegen im Verhältnis zu Got von Natur aus als verdorben und bloß auf dessen Gnadenwahl angewiesen, so ist Demut, bei tieferer Ergriffenheit Zerknirschung die Folge. Es liegt im Charakter mancher Glaubenssysteme und einzelner Glaubenslehren, mehr auf die Hebung, anderer, mehr auf die Niederdrückung des Selbstgefühls zu wirken. Ärzte, die sich mit Psychiatrie beschäftigen, haben wiederholt bemerkt, daß religiöser Wahnsinn bei Leuten gewisser Bekenntnisse vorwiegend den Charakter des Hochmuts, bei anderen den der Zerknirschung anzunehmen pflegt. Im Allgemeinen wird durch religiöse Überzeugungen wegen der den Geistern und dem göttlichen Wesen zugeschriebenen Überlegenheit das Selbstgefühl häufiger gedämpft als übermäßig gehoben, in beiden Fällen jedoch, namentlich im ersteren vielerlei Wollen erzeugt. Gar manche Erzieher und Politiker wissen beides je nach ihrer Absicht zu benützen. Gottgeweihte Kriegerscharen taten oft Wunder der Tapferkeit. Der Aufstand der Seapoys gegen die Engländer wurde hauptsächlich dadurch angefacht, daß man die Leute glauben machte, sie würden durch die mit Rinds- oder Schweinefett getränkten Patronenhülsen verunreinigt. Diese Kränkung des Selbstgefühls erschien ihnen unerträglich. Als aber nach gedämpftem Aufstand die Menschen zu Hunderten hingerichtet wurden, fanden sie Trost und Erhebung darin, während der Exekution Kuhschwänze in der Hand halten zu dürfen. So sehr hängt das Selbstgefühl und das damit verbundene Streben des Menschen von dessen Glauben ab.

Über den Einfluß der subjektiven Überzeugung auf das Fühlen und Streben ließe sich noch vieles sagen. Das hier Vorgebrachte ist vielfach einer genaueren und ausführlicheren Darlegung fähig und bedürftig. Allein einerseits verbietet uns der beschränkte Raum, weitere Betrachtungen anzustellen, andererseits dürfte die angedeutete Theorie genügen, um die große Gewalt erklärlich zu machen, welche das Glauben und Meinen über das Gemüt und den Willen des Menschen ausübt. Nicht nur das Wissen, auch das Glauben ist danach eine Macht, welche um so beachtenswerter bleibt, je häufiger sich aus den vierzehn dargelegten Gründen die subjektive Überzeugung im Verhältnis zur objektiven namentlich bei weniger gebildeten Menschen vorfindet, und je mehr Hemmnis und Gefahr mit manchem objektiv unhaltbaren Specimen [Kennzeichen - wp] derselben für das wahre Menschenwohl verbunden ist. Nur wenn die Leuchte der Wissenschaft, das Ideal der Apperzeptionsentwicklung, hochgehalten und zur endgültigen Lösung aller Probleme frei zugelassen wird, kann es gelingen, sich unaufgehalten und ungefährdet dem Ziel der Wahrheit, Schönheit und Seligkeit zu nähern.
LITERATUR - Wenzel Resl, Zur Psychologie der subjektiven Überzeugung, Czernowitz 1868
    Anmerkungen
    11) LUDWIG FEUERBACH, Theogonie, Seite 49
    12) Ausland, 1844, Nr. 18
    13) Vgl. HERBART, Lehrbuch zur Psychologie, § 198; VOLKMANN, Grundriß der Psychologie, Seite 278; GRIMM, Deutsche Mythologie, zweite Auflage, Seite 613; HANUSCH, Die Wissenschaft des slavischen Mythos, Seite 287.
    14) FECHNER, Psychophysik, Bd. 1, Seite 236f.
    15) Vgl. LINDNER, Empirische Psychologie, zweite Auflage, Seite 141
    16) vgl. MÜLLER, Geschichte der amerikanischen Urreligionen, Seite 65
    17) Vgl. VOLLMER, Mythologisches Wörterbuch, Seite XLIIf; MÜLLER, Geschichte der amerikanischen Urreligionen, § 6, 23 und öfter; DELBRÜCK in Lazarus' Zeitschrift für Völkerpsychologie, Bd. III, Seite 266f;  Globus,  Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde, Bd. 12, Seite 244.
    18) HEINRICH BRUNO SCHINDLER, Der Aberglaube des Mittelalters.
    19) ADOLF WUTTKE, Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart
    20) Vgl. MÜLLER, Urreligionen, a. a. O., Seite 575f.
    21) vgl. JOHANN KARL PASSAVANT, Das Gewissen, Seite 7f.
    22) Vgl. ROBERT ZIMMERMANN, Ästhetik, zweiter Teil, § 263 und 969.
    23) ALEXANDER von HUMBOLDT, Kosmos, erste Ausgabe, Bd. 3, Seite 626.
    24) vgl. DAVID FRIEDRICH STRAUSS, ebd. Seite 303f.
    25) vgl. DAVID ASHER, Der religiöse Glaube, Seite 6f
    26) KARL FRIEDRICH KÖPPEN, Die Religion des Buddha, Seite 137f.
    27) Gesamtausgabe von ROSENKRANZ, Bd. 10, 1838, Seite 224f
    28) vgl. KÖPPEN, a. a. O., Seite 556f