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EDMUND KÖNIG
Über den Substanzbegriff
bei Locke und Hume

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"Das Ding gehört dem Ideenleben der Menge an, die Substanz ist ein Begriff der falschen Philosophie."

"Das unphilosophische Denken bleibt ganz beherrscht von den assoziativen Verbindungen der Vorstellungen, welche der Wiederholung und Gewohnheit ihre Festigkeit verdanken, und kann so eigentlich nicht einmal ein Motiv haben, eine Trennung des Verbundenen überhaupt nur zu versuchen. So soll es die zu Dingkomplexen vereinigten Elemente unmittelbar als verknüpft vorstellen, weil es unter der Macht der Gewohnheit stets von der Vorstellung des einen zu der des anderen getrieben wird."

"Um der Vorstellung einer Verknüpfung zu genügen, wird der Begriff der Substanz ersonnen. Es ist der primitive Akt des Denkens, das einzelne Gegebene als Merkmal auf eine Substanz zu beziehen."

"Was ist nun aber dieses Ich, von dem wir faktisch reden? Hume antwortet: Nichts als ein Haufen oder eine Sammlung verschiedener Vorstellungen, welche einander beständig folgen; die sukzessiven Perzeptionen allein sind es, welche den mind konstituieren; man mag so tief in sich selbst eindringen, wie man will, immer wird man nur irgendeine besondere Vorstellung antreffen, sich selbst aber niemals erfassen können."

"Nach Locke setzt die Beurteilung des Identischen die Möglichkeit voraus, einem Ding von einem Zeitpunkt zu einem anderen zu folgen, d. h. objektive Identität, welche gegeben und nicht erklärt wird."


II. Spezieller Teil

Beginnen wir, dem Hauptgegenstand näher tretend, damit, einen Überblick über die verschiedenen Fragen zu nehmen, welche in das durch das Wort Substanzbegriff noch unbestimmt bezeichneten Bereich fallen und uns sukzessiv [Schritt für Schritt - wp] beschäftigen werden. In Übereinstimmung mit der allgemeinen Richtung, welche seit LOCKE die philosophische Forschung nahm, ergab sich auch im Hinblick auf den Substanzbegriff die Aufgabe, denselben auf seine Wurzeln in der Wahrnehmung und Erfahrung zurückzuführen aus der Höhe der metaphysischen Abstraktion, in welche er hinauf getrieben worden war. Wenn wir uns nach dem historischen Ursprung des Begriffs umsehen, so hatte denselben die peripatetische Schule [des Aristoteles - wp] mit drei konstitutiven Bestimmungen überliefert, um welche sich alle späteren Bearbeitungen bewegen:
    1) Substanz als Träger der sinnlichen Akzidenzien,
    2) als das Unveränderlich in den Erscheinungen,
    3) als das einfache Reale im Mannigfaltigen.
Aber nirgends ist eine dieser Bestimmungen in der Wahrnehmung gegeben. So fiel der Begriff für sich betrachtet ganz aus der Sphäre des dem gemeinen sinnlichen Vorstellen Erreichbaren, das Objekt bloß spekulativer Bemühungen. Dieselben Mängel haften im Wesentlichen auch der cartesianischen Substanzlehre und selbst dem alltäglichen Materialismus an; der Begriff der körperlichen Substanz, wie er in diesen Systemen auftritt, trägt zwar schon eher den Charakter eines Erfahrungsbegriffs, insofern gewisse in der Wahrnehmung enthaltene Bestimmungen als spezifisch auf die Materie bezogen werden und dieselbe so empirisch determiniert ist (Cartes. Princip. Philos. I, 52, 53); seine ganze Verwendung aber und selbst der Zweck seiner Aufstellung liegt doch nur darin, einem weitläufigen physikalischen Hypothesenbau als Grundlage zu dienen.

Hier geht nun LOCKE zurück auf den Ausgangspunkt und die reale Grundlage all dieser Begriffsbildungen, das ist die Dingvorstellung, wie sie dem Denken des gemeinen Lebens geläufig ist. Dieser Rückgang ist für ihn selbstverständlich, und es wird gar nicht weiter motiviert, mit welchem Recht die Vorstellungen der Dinge als Substanzvorstellungen bei einem Anschluß an den hergebrachten Sinn des Wortes bezeichnet werden können. Wenn es gestattet ist, eine Bemerkung über das Verhältnis des Dingbegriffs zum Substanzbegriff, wie es gegenwärtig anzusehen ist, beizufügen, so darf man wohl behaupten, daß ein haltbarer Substanzbegriff in einer materiellen Bedeutung (in einem positiven Sinn) nur als wissenschaftliche Erweiterung und Vertiefung des Dingbegriffs möglich ist; andererseits kann man vom Substanzbegriff in bloß formaler Hinsicht reden (der kantische), welcher ein notwendiger Faktor des Dingbegriffs selbst ist. Die vorkantische Philosophie verwechselt beständig diese beiden Seiten.

Die allgemeine Stellung der Dingvorstellungen im System der Ideen bei LOCKE ist mit wenigen Worten gekennzeichnet; sie bilden mit den Modis und Relationen zusammen die drei Klassen der komplexen Ideen, haben aber vor den übrigen mehr als eine besondere Eigentümlichkeit. Der Grund dafür liegt darin, daß sie nicht wie jene bloß im Verstand bestehende Bildungen sind, deren Erzeugung durch die bewußte logische Tätigkeit beobachtet werden kann, sondern eine objektive Bedeutung haben, sich auf Gegenstände beziehen und solche vorstellen; es sind nach der auch von LOCKE angenommenen scholastischen Bezeichnung nicht Archetypa, sondern Ektypa, Abbilder eines Anderen, wogegen die meisten Modal- und Relationsvorstellungen Begriffe sind, welche nach bloß subjektiven Motiven als Maßstäbe des Gegebenen aufgestellt werden. Dadurch gewinnen auch die Erkenntnisse, welche die Dingvorstellungen enthalten, eine besondere Bedeutung als Ausdrücke für objektive Verhältnisse. Auf diese Weise ergeben sich drei Gesichtspunkte, denen wir zu folgen haben; das erste wird die Analyse der Ding-Ideen sein, mit der eng die Betrachtung ihrer Genesis [Entstehung - wp] aus den Elementen des Vorstellens zusammenhängt. Dann werden wir das materiale Verhältnis der Kopie zum Original, der Ding-Idee zum Gegenstand zu betrachten haben; die Anwendung der Resultate dieser Untersuchung bestimmt dann schließlich die Lehre von der Dingerkenntnis. Es wird nicht immer möglich sein, die beiden letzten Punkte scharf auseinanderzuhalten; das liegt in der Natur der Sache. Die Priorität der Vorstellung vor der Erkenntnis, oder logisch betrachtet: des Begriffs vor dem Urteil, ist eine Hypothese, welche zur Zeit ihre Verteidiger noch nicht verloren hat; insbesondere ist sie für LOCKE ein selbstverständliches Axiom; trotzdem dürfte dieselbe, gerade psychologisch gefaßt als Behauptung eines zeitlichen Prius, unrichtig sein.

Die Unterscheidung zwischen Vorstellung und Gegenstand, welche gerade bei den Dingvorstellungen von Wichtigkeit wird, ist schon eingangs einer oberflächlichen Prüfung unterworfen worden. Im Folgenden wird es sich um die materiale Übereinstimmung beider handeln, um die Bedeutung dessen in der gegenständlichen Welt, was im Bereich des Vorstellens die Ding-Idee ausmacht und die Korrelation ihrer einzelnen Bestandteile. Hier wird sich der Begrif einer objektiven, notwendigen Verknüpfung herausstellen, der im Mittelpunnkt all dieser Fragen steht; erst dadurch, daß die objektive Welt Verknüpfungen enthält, wird sie das Fundament für komplexe Ideen und Erkenntnisse. So hat der Begriff derselben eine wichtige erkenntnistheoretische Bedeutung: und bei LOCKE ist er nicht bloß eine Hypothese zur Erklärung des Erkennens, sondern geht jeder solchen Erklärung selbst vorher als der ursprüngliche naive Glaube des gemeinen Menschenverstandes an die gegenständliche Welt, welche ihm in der Wahrnehmung entgegentritt. Freilich liegt in diesem philosophischen Dogma, welches das Sein in der Wirklichkeit und in der Vorstellung trennt, mehr als in diesem Glauben, welcher eine solche Trennung nicht kennt. Wir wollen nicht versäumen, einen Doppelsinn im Begriff des Gegenstandes, wie er hier gebraucht wird, zu bemerken. Wir haben mit demselben früher das Korrelat der Vorstellung überhaupt bezeichnet, was LOCKE mit thing ausdrückt, daneben bedeutet er aber auch das Korrelat der Dingvorstellung; inwieweit beide Begriffe zusammenfallen, ist eine besondere Frage. Es ist charakteristisch für LOCKE, daß von einer Kritik dieser Begriffe bei ihm keine Rede ist; will man daher auf dem allgemeinen Boden seines Standpunktes bleiben, so darf man dieselben nur vage fassen im Sinne des gemeinen Menschenverstandes. Die herangebrachte Kritik würde zwar die instinktive Thesis in denselben nicht zerstören können, aber indem sie dieselben der Untersuchung unterwirft, um sie auf ihre wahre Bedeutung zurückzuführen, führt sie zu einer Vertiefung, welche die Motive zu einem totalen Umschwung der erkenntnistheoretischen Betrachtungsweise enthält. In dieser Vertiefung liegt das Eigentümliche der Entwicklung, gewissermaßen der Dreh- und Angelpunkt der Gedanken bei HUME. Seine Untersuchungen haben eine doppelte Seite, eine negative und eine positive. Die erstere besteht darin, daß er die Begriffe der Materie und des Geistes, sofern sie bei LOCKE zur Erklärung des Erkennens diesem selbst gegenständlich gegenübergestellt werden, vernichtet. Damit verliert das Erkennen seine kopierende Bedeutung, und es entsteht unvermeidlich die Frage nach dem Ursprung und der Bedeutung der Verknüpfung, der so der Boden entzogen ist. Die Beantwortung dieser Frage macht die positive Leistung HUMEs aus; und man muß der wissenschaftlichen Sorgfalt und Vollständigkeit alle Ehre erweisen, mit denen er die Untersuchung führt und den Nachweis des Zustandekommens der dinglichen Verknüpfung aufgrund der allgemeinen Elemente des Vorstellungslebens liefert; denn es blieb ihm nichts übrig, als in den Verhältnissen der Vorstellungen selbst das verknüpfende Prinzip zu suchen, welches unser Erkennen als objektiver Zwang beherrscht.

So gewinnen wir durch HUME eine tiefere Einsicht über seinen Vorgänger auf dem Standpunkt einer höheren Kritik und unterscheiden die dogmatischen Irrtümer von den wahren Aufklärungen, wie für HUME seinerseits bei KANT das entscheidende Urteil in höherer Instanz zu suchen ist.

Diese Bemerkungen mögen genügen, um die Richtlinien anzudeuten, welche erst allmählich, indem wir den sich darstellenden Gesichtspunkten nachgehen, auf einem Standpunkt beherrschender Übersicht zusammenlaufen werden.


A. Der Begriff des Dings und der Substanz

Der Begriff des Dings oder der Substanz wird bei LOCKE in drei verschiedenen Formen statuiert, die freilich nicht alle die gleiche Wichtigkeit gewinnen. Nur gelegentlich spricht er von Einzeldingen (individual, particular beings). In der Körperwelt, besonders für die wissenschaftliche Betrachtung derselben, gewinnt das Einzelding fast durchweg nur als Vertreter einer Art Bedeutung, und dies ist die zweite Form des Begriffs; endlich hängt mit den Vorstellungen der Arten (particular sorts of substances) die Idee des Substanziellen überhaupt (pure substance in general) zusammen. Über das Verhältnis der Einzeldinge zu den Arten wird später noch Gelegenheit zu einigen Bemerkungen kommen; diese Gelegenheit wird sich einmal beim Begriff der Identität, der Konstanz des individuellen Dings zu verschiedenen Zeiten, dann aber bei der Analyse der Erfahrungserkenntnis bieten, welche sich durchwegs in Artbegrifen bewegt, aber nur durch eine Beobachtung des Einzelnen gewonnen werden kann. Der Unterschied beider konnte LOCKE keineswegs entgehen, da das Einzelne und das Allgemeine schon längst diskutierte Begriffe waren, und man das principium individuationis in der räumlichen und zeitlichen Bestimmtheit richtig erkannt hatte (vgl. Essay II, 28 § 1). Natürlich interessiert uns jetzt nicht die logische Seite der Sache, sondern die erkenntnistheoretische und metaphysische. Die erstere haben wir in der Einleitung berührt; in letzter Hinsicht konstatieren wir das Prinzip des Nominalismus, welches die ganze englische Philosophie beherrscht: Die Arten sind willkürliche Produkte des Verstandes, fest gegeben ist nur das Einzelne.

Die grundlegende Untersuchung über die Konstitution der Dingvorstellung bezieht sich auf Einzeldinge und Arten gleichermaßen, insofern beiden die eigentümliche komplexe Form gemeinsam ist. Jede Dingvorstellung besteht nach LOCKE aus einer Sammlung einfacher Ideen, welche in einem Subjekt vereinigt zu denken sind und deshalb mit einem Namen bezeichnet werden (Essay II, 23 § 1 und 14). Sie enthält also zwei weitere Bestandteile: einmal eine Anzahl einfacher Ideen und dann die Vorstellung eines Etwas, in dem diese subsistieren, welche freilich als eine unklare gilt (§ 3). Dies ist der Begriff der reinen Substanz, wogegen jene als Akzidenzien [weitere Merkmale - wp] betrachtet werden (§ 2). Man kann daher nicht sagen, daß LOCKE diese überkommene Korrelation schlechterdings annullierte, vielmehr erkennt er sie als in der Dingidee bestehend an, er nahm aber diesen Begriffen die Bedeutung, welche der scholastische Rationalismus ihnen fälschlicherweise beimaß, die Bedeutung für die Erkenntnis. Die ganze rationalistische Metaphysik gründete sich auf die Forderung, nicht bloß die zufälligen Akzidenzien, sondern die Substanz selbst zu erkennen; hier schafft LOCKEs Kritik die Einsicht, daß die Substanz nicht Gegenstand der Erkenntnis werden kann, sondern daß dieselbe nur auf Akzidenzien geht. In der Tat bedarf es dazu nur einer geringen Überlegung, denn fragt man, welches ist das Subjekt, von welchem z. B. eine bestimmte Farbe und ein bestimmtes Gewicht die Akzidenzien sind, so wird man nur sagen können: solide und ausgedehnte Teile; hier bleibt man aber wieder bei Akzidenzien stehen (Solidität und Ausdehnung), welche sich auf ein Subjekt beziehen, und man wird wieder nach der Beschaffenheit desselben fragen müssen (Essay II, 23 § 2). Wir kommen nicht über die Akzidenzien hinaus, weil es keinen Sinn hat, ein bloßes Etwas zu erkennen, ohne ihm Bestimmungen zu erteilen. Man kann daher wohl, ohne LOCKE allzuviel zu unterschieben, die Sache so ausdrücken, daß er den Substanzbegriffe in materialer Bedeutung, als Begriff eines hinter den Akzidenzien stehenden, bestimmten Erkenntnisobjekts, wie er der Metaphysik zugrunde lag, vernichtete. Für uns ist diese Einsicht viel leichter durch eine Reflexion auf die bloße Form des Erkennens zu erreichen, welches jederzeit ein Akt der Determination ist, also ein determiniertes (Subjekt) und ein determinierendes (Prädikat) enthält; man erkennt, daß dem das Verhältnis zwischen Substanz und Akzidenz parallel läuft; die Erkenntnis der reinen Substanz würde also bloß ein Subjekt und kein Prädikat enthalten müssen, was ein logischer Widersinn ist. Andererseits verlangt auch die gegebene Qualität, das Akzidenz, eine Substanz, und beides sind so Wechselbegriffe (ebd. § 1). Die polemische Eingenommenheit LOCKEs und seine Richtung auf das Positive, Materielle der Vorstellungen bedingen es, daß er etwas einseitig nur die erste Seite der Sache hervorhebt. Zwar werden wir sehen, daß er selbst von der Hypostasierung [einer bloßen Vorstellung wird gegenständliche Realität untergeschoben - wp] des Substanzbegriffes sich nicht ganz frei hielt (in seinem Begriff des reellen Wesens), aber im Allgemeinen verhält er sich abweisend gegen denselben, und zwar, wie man leicht bemerkt, aus dem Grund, weil er keine anschaulichen Bestimmungen besitzt; dieser Umstand genügt, um ihn für unseren Philosophen zu einer dunklen, unklaren Vorstellung zu machen. Denn in der Tat besagen diese Bezeichnungen nichts anderes, als die Unmöglichkeit, etwas Entsprechendes im Bereich des anschaulichen, sinnlichen Vorstellens anzutreffen. Es ist aber, wie wir gesehen haben, der kritische Grundsatz LOCKEs, daß jede Idee sich als legitim zu erweisen hat dadurch, daß sie sich als Komplex intuitiver Elemente (der einfachen Ideen) darstellt. So ist es Nichts als eine Anwendung dieses Prinzips, die wir hier vor uns sehen. Daß die Idee des substanziellen Trägers keiner der beiden Quellen einfacher Vorstellungen, der Sensation und Reflexion, entstammen kann, gesteht LOCKE offen zu, und folgert daraus, daß wir sie gar nicht kennen, sondern nur als Träger zum Bekannten (den Akzidentien) voraussetzen (Essay I, 3 § 18). So hat sie streng genommen kein Bürgerrecht im Reich der Ideen. Es wäre aber trivial, die strikten Konsequenzen hieraus zu nehmen und Widersprüche aufzudecken, die sich überhaupt bei LOCKE besonders leicht finden lassen. Der Hauptmangel bei ihm ist der Mangel an Schärfe in den Grundbegriffen; die Aufgabe einer wahren Kritik kann daher nur der Nachweis der Punkte sein, wo sich eine Verschärfung notwendig macht. LOCKE reflektiert ausschließlich auf den materiellen Gehalt des Vorstellens; in Bezug auf diesen gilt das Axiom, daß alle Vorstellungen aus Sensation und Reflexion entspringen, und insofern hat der Begriff des Substanziellen keine Bedeutung, weil er keinen Inhalt hat; er ist keine besonderem, positive Vorstellung (was KANT in gleicher Weise von seinen Kategorien sagt), sondern führt immer auf eine bestimmte Dingvorstellung zurück; hierauf fällt bei LOCKE der Hauptton. Daß der Begriff ein notwendiges Ingredienz [Zutat - wp] der positiven Dingvorstellung ist, als Ausdruck einer an den materiellen Datis derselben sich vollziehenden Funktion des Denkens, dieser Umstand bleibt unberücksichtigt. Man kann sehr gut zur Vergleichung und Jllustration LOCKEs Auffassung der logischen Axiome heranziehen; man wird ihm in Bezug auf dieselben zustimmen müssen, daß der allgemeine Satz nur durch die besonderen Sätze bekannt ist, trotzdem hat er seine besondere Bedeutung als Ausdruck einer eigentümlichen Operation des Denkens, welche in allen untergeordneten besonderen Sätzen ausgeführt wird und ihnen ihre spezifische Form verleiht.

Kommen wir aber zurück auf die Ding-Idee, auf welche der Substanzbegriff zurückführt. Die Substanz ist das Etwas, auf welches sich die einfachen Ideen im Ding beziehen, und in welchem sie vereinigt sind. Diese Vereinigung haben wir jetzt noch in Betracht zu ziehen. Verfolgen wir mit LOCKE zu diesem Zweck die Genesis der Ding-Ideen. Auf dem Gebiet der Data der Wahrnehmung liegt das Motiv zur Bildung derselben in der Koexistenz von Erscheinungen; indem der Geist, so erklärt LOCKE, dieses beständige Zusammengehen in einer Gruppe beobachtet, betrachtet er ihre Glieder als zu einem Ding gehörig und bezeichnet sie mit einem Namen (Essay II, 23 § 1). Mit dieser historischen Bemerkung ist für ihn die Frage nach der Entstehung abgetan; er ist zufrieden, das augenfällige Kriterium des Dings in der Wahrnehmung aufzuzeigen, unbesorgt um die Ableitung der Vorstellung in allen Einzelheiten. Wir bemerken dazu nur, daß die Frage eine wesentlich andere ist in Bezug auf Einzeldinge und auf die Frage der Begriffsbildung überhaupt, welche sich nach LOCKE im logischen Abstraktionsprozeß vollzieht, der als Material zu den begrifflichen Ideen partikulare voraussetzt; wir hätten demnach auf diesem Standpunkt den primären Vorgang der Bildung der Einzelvorstellungen und den sekundären der Artvorstellungen zu unterscheiden. Man bemerkt, daß LOCKEs Skizze vorzüglich die letzteren im Auge hat; es ist die wissenschaftliche Artenbildung, welche nach der Maxime der absichtlichen Beobachtung koexistierender Gruppen von Merkmalen ausgeführt wird; ihr geht voraus und liegt zugrunde die unabsichtliche Begriffsbildung des gemeinen Verstandes und die Entstehung partikularer Ding-Ideen, welche in der Wahrnehmung erfolgt. An dieser Stelle hört aber für LOCKE das Bedürfnis nach einer synthetischen Deduktion der komplexen Vorstellungsgebilde auf, indem in seinem Denken das Vorstellen in der Wahrnehmung unmittelbar mit dem realen Sein zusammenschmilzt, und die Einheit im selben unmittelbar die Einheit des Objekts darstellt und keines besonderen Prinzips bedarf. Es bleibt daher nur für die dinglichen Arten die Frage nach der Einheit des Mannigfaltigen in denselben. LOCKE geht in der materiellen Einseitigkeit so weit, daß er sie durch eine unvollkommene Aufmerksamkeit auf die verschiedenen Bestandteile erklärt (Essay II, 23 § 1); dies bleibt jedoch nur eine gelegentliche Bemerkung. Übrigens weiß man, welche Bedeutung er in dieser Hinsicht dem Sprachzeichen beimißt, das er auch nicht vergißt als Moment in der Genesis aufzuführen; dasselbe ist aber doch hier augenfällig nur ein Zeichen und gibt nicht selbst den Zusammenhalt her, derselbe liegt vielmehr in der Idee der Koexistenz, welche ihrerseits in der des Substanziellen ihre Fundierung findet. Das koexistente Auftreten einer Anzahl einfacher Ideen setzt eine, wenn auch unbekannte Einheit derselben voraus, aufgrund deren sie in allen einzelnen Fällen der Beobachtung zusammen erscheinen (ebd. § 6), die sich also zur Koexistenz im einzelnen Fall ebenso verhält, wie die Kraft zu einer speziellen Folge von Ursache und Wirkung. Diese Einheit besteht nicht unmittelbar in den einfachen Ideen, sie ist unbekannt, wie LOCKE sich ausdrückt; dieselben zeigen weder an und für sich eine solche Beziehung aufeinander, noch liegt diese in ihrer Verbindung in der einzelnen Wahrnehmung. Wir machen zu diesem Zweck (d. h. umd die Koexistenz zu begreifen) die Voraussetzung, sagt er (ebd. § 3), daß sie (die koexistenten Qualitäten) aus der besonderen inneren Konstitution und dem unbekannten Wesen des Dings entspringen. Dieser letzte Begriff ist für diese ganze Lehre LOCKEs von größter Wichtigkeit; wir wollen daher schon jetzt über denselben insbesondere im Verhältnis zum Substanzbegriff einige Klarheit zu gewinnen suchen. Die Substanz hat sich bis jetzt subjektiv nur als Subjekt der Prädizierung der Data der Wahrnehmung herausgestellt; indem sich nun mehrere einfache Ideen zum Komplex eines Dings verbinden, werden sie als Prädikate eines Subjekts gedacht; so gewinnt der Begriff des Substanziellen eine speziellere Bedeutung als Korrelat nicht zu einer Bestimmung überhaupt, sondern zu einem bestimmten Komplex, der in diesem Subjekt seine Einheit findet. Daraus entwickelt sich nun der Begriff des Wesens. Zu dieser Einheit muß, ganz allgemein gesprochen, die Bedingung im Subjekt vorhanden sein, und das Subjekt, als Grund der Einheit seiner Prädikate gedacht, ist eben das Wesen. Das Wesen ist eine in gewisser Weise positive Gestaltung des Substanzbegriffs; eine Eigentümlichkeit teilen wenigstens beide Begriffe, etwas Unbekanntes zu bezeichnen, welches sich nicht in den materiellen Bestimmungen der Vorstellungen aufweisen läßt, sondern nur unbestimmt in denselben vorausgesetzt wird. Aber dieses unbekannt sein hat in beiden Fällen einen etwas verschiedenen Sinn, indem es dort die vollständige Bedeutungslosigkeit für das Erkennen, hier dagegen ein Ideal desselben bezeichnet, das nur vorläufig unerreichbar bleibt. Die Erkennbarkeit liegt im Begriff desselben selbst; denn was ist ein Grund der Einheit, wenn er nicht als solcher intelligibel ist? Jeder Grund muß begriffen, zum Erkenntnisgrund für das Begründete erhoben werden können, ist ein rationalistisches Axiom, welches wir auch von LOCKE akzeptiert sehen werden. Das Wesen eines Dinges ist, wenn auch nicht aktuell gegeben, so doch vollständig bestimmt, es hat, in moderner Terminologie, keinen bloß formalen, sondern einen materialen Sinn. Nun entsteht aber die Frage, wie Etwas, von dem wir gar keine Vorstellung besitzen, doch als bestimmt gedacht werden kann. Auf dem Gebiet des bloß subjektiven Vorstellens ist ein solches Verhältnis widersinnig; wir müssen zu diesem Zweck die Sphäre des Vorstellens verlassen und unseren Blick auf die objektive Welt erstrecken. In der Tat ist der Begriff des Wesens an den Dingvorstellungen vorzugsweise dasjenige, wodurch ihre Beziehung auf Gegenstände zum Ausdruck kommt. Das Wesen hat in den objektiven Gegenständen seine reale Existenz, und die subjektive Einheit der Dingvorstellung liegt also nur in der Voraussetzung der objektiven Verknüpfung ihrer Elemente durch ihre Beziehung auf den Gegenstand und im Wesen desselben. Wir werden so dazu geführt, das Verhältnis der Dinge und Gegenstände genauer zu prüfen. Bevor wir aber dazu übergehen, ist noch die Bedeutung der Ding-Idee in der subjektiven Vorstellungssphäre bei HUME in Betracht zu ziehen.

Die Substanzidee in abstracto erliegt bei HUME nach der schon oben angedeuteten Konsequenz zunächst strengen Grundforderungen, so daß sie als vollständig nichtig zurückgewiesen wird.

Der Substanzbegriff läßt sich auf keinen Eindruck zurückführen, folglich, so schließt er einfache, existiert er in Wahrheit nicht; eine Folgerung, welche freilich durch den Zusatz "als unterschieden von der Komplexion besonderer Qualitäten" etwas limitiert scheint (Treatise I, 6); denn wenn die Substanzidee auch nicht von der einzelnen Ding-Idee materiell selbständig abgetrennt werden kann, so ist es doch noch möglich, daß sie in derselben noch eine eigene Bedeutung hat, allerdings nicht nach HUMEs Prinzipien. Gehen wir nun aber auf die Dingvorstellung (welche auf dem Standpunkt HUMEs in letzter Linie immer nur partikular gedacht werden kann), so spricht er hier in derselben Weise wie LOCKE von der Beziehung der einzelnen Qualitäten auf ein Etwas, welche er als das Unterscheidende zwischen den Ding- und Modalvorstellungen aufstellt, und fügt sogleich hinzu, daß die Voraussetzung eines Subjekts auf die Annahme einer gegenseitigen Beziehung der Bestandteile, eines Prinzips der Einheit (principle of union) hinausläuft, welches die Aufnahme neuer Bestandteile, wie sie in den empirischen Erkenntnissen vollzogen wird, ermöglicht. Unsere Idee von Gold z. B. besteht zunächst aus der gelben Farbe, dem Gewicht, der Hämmerbarkeit und Schmelzbarkeit; bei der Entdeckung seiner Löslichkeit in Königswasser fügen wir diese Eigenschaft den anderen hinzu aufgrund der Voraussetzung eines allgemeinen verknüpfenden Prinzips.

In dem zitierten Abschnitt findet sich keine über die Konstatierung des Tatbestandes hinausgehende Bemerkung; unter dem Titel "Über die alte Philosophie" trifft man die ausführliche Behandlung derselben Frage im Anschluß an die Beurteilung der scholastischen Begriffe, welche zur Erklärung desselben Tatbestandes dienten. Es sind drei Punkte, welche hier der Untersuchung unterworfen werden: einmal die Einheit des koexistierenden Mannigfaltigen im Ding (simplicity, Einfachheit der Substanz), dann die Einheit des sukzessiven Mannigfaltigen (identity, Beharrlichkeit der Substanz), und schließlich das Verhältnis von Substanz und Akzidenz. Der Grund der ersten Einheit liegt in der engen Beziehung (close, strong relation) der Qualitäten des Dings, welche dieselben so vereinigt, daß die Imagination den Übergang von einem Teil zum andern nicht spürt und der Vorstellungsakt sich dem eines vollkommen Einfachen annähert (Treatise IV, 3). Richtet sich nun aber andererseits die Aufmerksamkeit auf die einzelnen Bestandteile, welche verschieden und deshalb unterscheidbar und trennbar voneinander sind, so tritt man in einen Widerspruch mit jener mehr natürlichen Vorstellungsweise (the primary and the more natural notion); um diesen Widerspruch aufzulösen, wird die Phantasie genötigt, ein unbekanntes Etwas (unknown something) oder eine Substanz (original substance or matter) zu fingieren, als Prinzip der Einheit und des Zusammenhangs der verschiedenen Qualitäten. Ganz ähnlich verhält es sich mit der zweiten Einheit. Die verschiedenen Qualitäten, welche ein Ding bei der Veränderung annehmen kann, hängen eng miteinander zusammen, so daß der Geist von einer zur andern in leichter Weise übergleitet und den Wechsel nicht mehr bemerkt, als wenn er ein Unveränderliches betrachten würde. Betrachtet man andererseits zwei diskrete Punkte der Zeit, so erscheinen die Veränderungen beträchtlich, welche beim allmählichen Entstehen unmerklich waren; bildete sich im letzten Fall die Vorstellung der Identität, so tritt jetzt die Verschiedenheit (diversity) hervor, um den Widerspruch beider auszusöhnen, fingiert die Imagination ein Etwas, welches als konstant während aller Veränderung supponiert wird und nennt es Substanz. Was schließlich die Korrelation von Substanz und Akzidenz betrifft, so beruth sie auf einer Assoziation; weil uns niemals wahrnehmbare Qualitäten vorgekommen sind, ohne daß wir uns gleichzeitig eine Substanz vorgestellt hätten, so nehmen wir aus Gewohnheit eine Abhängigkeit jeder Qualität von einer unbekannten Substanz an.

Die hier kurz reproduzierte Darstellung HUMEs hat gleichzeitig zwei Ziele; einmal erklärt sie die Genesis der gemeinen Dingvorstellung und gewinnt dadurch zweitens die Einsicht in die psychologischen Motive zum Substanzbegriff.

In der ersten Hinsicht stoßen wir auf den wichtigen Satz, daß jede Dingvorstellung eine Einheit des koexistenten und des sukzessiven Mannigfaltigen enthält, in welchen in der Tat das Spezifische derselben zum Ausdruck kommt. Bei LOCKE war vorzüglich die erste Art der Einheit betont, weil er vorwiegend die Artbegriffe beachtete, für deren Bildung Koexistenzen maßgebend sind. Die Identität oder Einheit im Wechsel hat nur Sinn für Einzeldinge; da diese für LOCKE zugleich reale Existenzen sind, so erscheint dieselbe in seiner Darstellung nicht konstitutiv für die Dingvorstellung, sondern ergibt sich bei einer nachträglich auf die Existenz der Dinge selbst gerichteten Betrachtung (Essay II, 27 § 1). Übrigens beansprucht LOCKE, eine vollständige Deduktion zu geben, während HUME sich bescheidener hält und es dahin gestellt sein läßt, ob mit jenen beiden Einheitsformen die charakteristischen Kennzeichen der Ding-Ideen erschöpft sind. Innerlich besteht nun der tiefgreifende Unterschied zwischen ihnen darin, daß das von LOCKE angenommene logische Element bei HUME vollständig durch ein psychologisches ersetzt wird. Setzte z. B. LOCKE die Einheit des Koexistenten in die Beziehung desselben auf ein Subjekt, verlangte also zu derselben einen Urteilsakt, so nimmt HUME ihren Ursprung in den gegenseitigen Beziehungen der Vorstellungselemente in der Seele an, freilich spricht sich bei LOCKE die logische Natur der fraglichen Einheit nicht mit der Bestimmtheit aus, welche immer erst durch den Kontrast des Gegensatzes entsteht, und man kommt vielleicht, wenn man hier nachhelfen will, in Gefahr, unterzuschieben; desto ausdrücklicher betont HUME ihre rein psychologische Natur. Betrachten wir den seelischen Prozeß selbst, welcher eine Synthesis zustande bringt, so finden wir zunächst als Data desselben Eindrücke, welche in einer "nahen Beziehung" (der Kontinuität und Kausation) stehen, und sich stetig ändern; über diese Bestimmungen gibt HUME keine weitere Rechenschaft, sie stehen ebenso unaufgelöst wie die einfachen Eindrücke, mit denen sie in der Wahrnehmung stets und unauflöslich verbunden sind; Kontiguität [Angrenzung - wp] und Wechsel und zum Teil auch die Kausation beruhen auf den Formen des Raumes und der Zeit, wollte man daher noch tiefer forschen, so würde das Verhältnis dieser beiden zu einem rein Impressiven der Wahrnehmung in Betracht zu ziehen sein, aber diese Lehre HUMEs zu verfolgen, würde uns zu weit entfernen.

Er betrachtet diese elementaren Verhältnisse als mit den Eindrücken gegeben; sie sind es nun, auf welche sich die Synthese derselben gründet. Man kann das Prinzip der letzteren im folgenden Satz aussprechen: Das Einfache und Unveränderliche wird in einem einfachen Akt vorgestellt; und überall, wo eine analoge Einheit des Vorstellungsaktes eines Mannigfaltigen stattfindet, wird es zu einem Einfachen und Unveränderlichen verschmolzen, indem die Imagination eine Neigung hat, das Ähnliche zu verwechseln. Das Ding als Einfaches und im Wechsel Identisches ist nichts als der Ausdruck für diese Einheit des Vorstellungsaktes; die Einheit in demselben ist also schlechterdings nichts am Vorgestellten selbst zu Entdeckendes, welches nur Kontiguität und eine stetige Änderung liefert (die Relation der Kausalität läuft auf dieselben Data hinaus), sondern liegt im Verhältnis desselben zur Imagination. Wenn daher zwar Locke die Vorstellung des Subjekts, auf welches er die Koexistenz zurückführte, nicht auch mit den positiven Qualitäten des Dings gleichstellte, sondern stets betonte, daß wir keine Idee von demselben haben, so wurde doch immerhin damit ein spezifischer, von jenen verschiedener Bestandteil der Ding-Idee statuiert, der auch, wie wir sehen werden, eine besondere objektive Bedeutung hat, während für HUME ein solcher nicht existiert, das Ding vielmehr vollständig in der Summe der Qualitäten aufgeht, die nur in einer besonderen Weise einheitlich vorgestellt werden. Dieser Unterschied hängt eng zusammen mit der naiv logischen und der psychologischen Deduktion des Einen und des Anderen. Positiv vorgestellt wird in der Tat nichts als die Qualitäten, diese sind das psychisch Reale jeder Ding-Idee; immerhin können diese eine Determination für die Seele zu einer bestimmten Art der Gesamtvorstellung mit sich führen, ohne daß dadurch in die Vorstellung selbst ein bestimmtes neues Ingredienz tritt; insofern ist HUMEs Ansicht sehr wohl begreiflich. Werden sie dagegen als zu bestimmten Urteilen determinierend betrachtet (das Gold ist gelb), so tritt damit ein neues Element hinzu, indem das Urteil zur bezogenen Qualität den Begriff eines Subjekts der Beziehung neu einführt. Indem aber HUME den Ursprung der Ding-Idee vor allem Urteilen in den elementarsten Seelenvorgängen sucht und nachweist, gibt er ihr dadurch auch nur die Legitimation für die Sphäre des niederen Denkens, welches größtenteils Assoziationen folgt; in den Augen unseres Philosophen das normale und sichere Denken.

Ganz anders gestaltet sich die Sache, sobald sich die Reflexion erhebt. Sie wird aufmerksam auf das Mannigfaltige, welches in den Dingvorstellungen enthalten ist, und der Einheit desselben im natürlichen, instinktiven Denken widerspricht; die Macht des letzteren läßt sich durch Reflexion nicht zerstören, es ist unter allen Umständen zwingend für den Philosophen so gut wie für die Menge. So entsteht auf dem Reflexionsstandpunkt ein Widerspruch, und damit das Problem, das Widersprechende zu vereinigen; dieses Problem ist es, welches dem eigentlichen Substanzbegriff nach HUME den Ursprung gibt. Der reflektierende Philosoph gibt der Einheit und der Vielheit ein besonderes Korrelat, indem er die Vielheit in die Qualitäten, die Einheit in eine fingierte Substanz derselben verlegt. - So zeigen sich die Begriffe der Substanz und des Dings ganz verschiedenen Stufen des Denkens angehörig, die Hume selbst bei dieser Gelegenheit ausdrücklich unterscheidet.
    "Bei der Betrachtung dieses Gegenstandes", sagt er, "können wir eine Stufenleiter von drei Anschauungsweisen beobachten, welche sich übereinander erheben, je nachdem die Personen, welche sie hegen, neue Grade des Denkens und des Wissens erreichen; diese Anschauungsweisen sind diejenige der Menge, die der falschen und die der wahren Philosophie." (ebd.)
Das Ding gehört dem Ideenleben der Menge an, die Substanz ist ein Begriff der falschen Philosophie, über beide erhebt sich mit einem Maßstab der richtigen Beurteilung die wahre Philosophie, deren Ansicht natürlich in den Darlegungen unseres Philosophen selbst gegeben ist.

Diese bleiben allerdings nicht auf den speziellen Gegenstand beschränkt, sondern nehmen, indem fast vorwiegend die Resultate der vorangegangenen Kritik des Kausalbegriffs berücksichtigt werden, einen Gesichtspunkt ein, der, weil er in der Tat das Problem der Substanz und der Kausalität gemeinsam umfaßt, desto beachtenswerter ist. Der Begriff, auf welchen beide Probleme zurücklaufen, ist der der Verknüpfung. Die Einheit des Mannigfaltigen involviert eine Verknüpfung desselben; hier muß aber ein Unterschied in Bezug auf das Koexistente und das sukzessive Mannigfatige beachtet werden; das Koexistente wird als Einheit im Ding und zugleich in demselben verknüpft gedacht, das Sukzessive der Zustände wird ebenfalls einheitlich im Ding gedacht, als verknüpfendes Prinzip kommt aber dabei noch die Kraft ins Spiel; wir müssen es uns jedoch versagen, der Beziehung beider Begriffe hier tiefer nachzugehen. Die Verknüpfung wird nun von der gemeinen und der falschen philosophischen Anschauungsweise in verschiedener Weise vorgestellt, und darin besteht ihre prinzipielle Differenz.
    "Bei der gewöhnlichen und kunstlosen Art zu denken ist es natürlich, daß sich die Vorstellung entwickelt, man nehme eine Verknüpfung wahr zwischen Elementen, welche beständig in der Imagination verschmelzen, und ihre Trennung sei überhaupt unmöglich, weil die Gewöhnung dieselbe schwierig macht." (Treatise IV, 2).
Das unphilosophische Denken bleibt eben ganz beherrscht von den assoziativen Verbindungen der Vorstellungen, welche der Wiederholung und Gewohnheit ihre Festigkeit verdanken, und kann so eigentlich nicht einmal ein Motiv haben, eine Trennung des Verbundenen überhaupt nur zu versuchen. So soll es die zu Dingkomplexen vereinigten Elemente unmittelbar als verknüpft vorstellen, weil es unter der Macht der Gewohnheit stets von der Vorstellung des einen zu der des anderen getrieben wird. Kann man nun auch zugeben, daß in der Bedeutung für den psychischen Ablauf der Vorstellungen das Prinzip der Verknüpfung und die psychische Verkettung gleichwertig sind, so bleibt doch der Ursprung jenes imagine aus der letzteren ziemlich rätselhaft, die Idee eines Zusammenhangs in einem Bewußtsein gefaßt und irgendein Naturprozeß in der Seele sind heterogen; wie das letztere sich in das erstere verwandelns soll, ist ebenso unbegreiflich wie die Umwandlung einer Bewegung in eine Empfindung (20). Jedenfalls war es für HUME praktisch nötig, das Aufdämmern der Vorstellung der Verknüpfung auf diese Stufe zu verlegen, weil er bei der Beurteilung des philosophischen Standpunktes mit ihr als gegeben rechnet. Der Begriff der Verknüpfung beruth in Wirklichkeit auf der Spontaneität des Bewußtseins; und so sehen wir hier die Unmöglichkeit, selbst das naive Denken in allen seinen Äußerungen ohne dieselbe zu verstehen.

Das Charakteristische für den philosophischen Standpunkt ist nun nach HUME, daß er von der Wirkung der Gewohnheit abstrahiert und die Vorstellungen ansich vergleicht; dabei stellt sich heraus, daß keine erkennbare Verknüpfung zwischen ihnen besteht:
    "Sie (die Philosophen) haben genügende Kraft des Geistes, um sich von dem gewöhnlichen Irrtum zu befreien, daß eine natürliche und wahrnehmbare Verknüpfung zwischen den verschiedenen wahrnehmbaren Qualitäten und Aktionen der Materie besteht, aber ungenügend, um sie davor zu bewahren, überhaupt nach dieser Verknüpfung in der Materie oder in den Ursachen zu suchen." (Treatise IV, 3)
Der Philosoph erhebt sich also über den Zwang des instinktiven Denkens und betrachtet die Ideen autonom nach ihrem Gehalt und ihrer Bedeutung; so verschwindet einerseits die unmittelbare Verknüpfung in den Ideen selbst, andererseits aber entwickelt sich die Vorstellung der Verknüpfung selbständig zu einem abstrakten Postulat; demselben zu genügen, wird der Begriff der Substanz ersonnen. So wäre er immerhin für HUME in gewisser Weise anzuerkennen, wenn jener Widerspruch selbst ein wirklich begründeter wäre und anderweitig unauflösbar; er löst sich aber auf dem Standpunkt der wahren Philosophie dadurch, daß die eine der gegensätzlichen Propositionen selbst hinfällig wird. So sinkt der Begrif zu einer bloßen Fiktion herab, die ihren Ursprung der unkritischen Hingabe an eine Vorstellungsweise verdankt, welche, obgleich sie sich natürlich entwickelt, doch eine irrige ist, nämlich an die Idee der Verknüpfung. Die Ideenelemente sind, ansich betrachtet, vollständig zusammenhanglos, dieser Zusammenhang stellt sich erst in der Seele her. So haben die komplexen Dingvorstellungen ihr volles und gutes Recht, solange die Vorstellungsbewegung eine bloß naturgemäße bleibt; aber schon auf dem naiven Standpunkt" entwickelt sich die Idee der Verknüpfung, d. h. eines inneren Zusammenhangs; das ist ein Faktum, welches sich auf eine Eigentümlichkeit der menschlichen Natur gründet, aber gleichzeitig ein proton pseudos [erster Irrtum - wp] (mistake, Treatise IV, 5 und 6). Solange nun zwar die natürlichen Assoziationen ihre Geltung haben, bleibt sie ohne weitere Bedeutung, indem sie nur den Zwang derselben, wenn auch in einem falschen Licht zum Ausdruck bringt; betrachtet aber der Philosoph die Ideen für sich, so verliert sie diesen unmittelbaren Halt, und er wird zur Annahme eines besonderen Prinzips derselben gezwungen, durch einen zwar richtigen Schluß, der aber auf einer falschen Prämisse beruth.

Ehe wir weiter fortschreiten, ist es nötig der Einteilung der Dinge (Substanzen im Sinne LOCKEs) in zwei Klassen, körperlicher und geistiger, zu gedenken. Dieselbe ist bei LOCKE sicher traditionell nach den beiden Substanzen des CARTESIUS angenommen, und fügt sich übrigens sehr leicht dem System, indem sie den beiden Arten einfacher Ideen entspricht. Auch die Genesis der beiderlei Substanzvorstellungen setzt LOCKE ganz in eine Parallele. Es ist der primitive Akt des Denkens, das einzelne Gegebene als Akzidenz [Eigenschaft - wp] auf eine Substanz zu beziehen, welcher auch als erster Grund für die Bildung der Vorstellung einer Seele erscheint (Essay II, 23, § 5). Die Seelensubstanz muß als eine eigenartige betrachtet werden, weil wir die Qualitäten derselben in keiner Weise auf ein Körperliches beziehen können. Damit ist die Idee der Seele oder des Geistes (mind) fertig und alles Weitere hat nur den Zweck der Verdeutlichung.

Es wird besonders betont, daß die Idee der Seele auf ganz gleicher Stufe steht mit der der Materie oder des Körpers (matter), d. h. der Substanz der Sensiblen Qualitäten. Dieser Begriff verdient wegen seiner Wichtigkeit hier in Kürze unsere Aufmerksamkeit. Wir haben uns mit LOCKE überzeugt, daß die Substanz im Allgemeinen eine leere (bloß formale) Vorstellung ist; Gehalt haben nur die Ideen der dinglichen Arten. Durch diesen Gehalt kann und muß man sich den substanziellen Träger in jedem Fall determiniert denken (das Wesen); in diesem Sinne spricht LOCKE offenbar von spezifischen Substanzen. Die Ideen der spezifischen Substanzen sind zunächst vollständig selbständig gegeneinander, indem sie nur den formalen Charakter und die Quelle ihres Gehaltes (den äußeren Sinn) teilen, und insofern ist die Materie als Träger der sensiblen Qualitäten leer und ohne positive Bedeutung; sie gewinnt aber eine solche bei der Betrachtung dieses Gehaltes.

Die spezifischen Substanzen haben durchweg einige gemeinsame Merkmale; die Vereinigung derselben gibt den Begriff des Körpers oder der Materie in positiver Bedeutung: der Körper ist der höchste Artbegriff der Dinge der Sensation und kann so selbst als eine spezifische Substanzvorstellung betrachtet werden. So kommt es, daß einerseits die Materie als unvorstellbar bezeichnet wird, und andererseits (ebd. § 15) die Elemente derselben aufgewiesen werden.
    "Indem wir die Ideen der Solidität, der Kohäsion der Teile und der Beweglichkeit vereinigen und voraussetzen, daß diese in einer Substanz koexistieren, von welcher wir keine Idee besitzen, haben wir die Vorstellung der Materie."
An einer anderen Stelle tritt dazu noch die Bewegungskraft durch den Stoß (ebd. § 17). Dagegen konstituiert sich die Seelenidee aus den Elementen des Denkens und Wollens und der Fähigkeit, Körper zu bewegen.

Wir sahen, daß zur Entstehung einer Ding-Idee neben der Beziehung des Akzidenz auf eine Substanz noch die Vereinigung eines Mannigfaltigen in einem Subjekt erforderlich war, welche im Bereich der äußeren Wahrnehmung aufgrund gegebener Koexistenzen erfolgte. Wie steht es nun in dieser Hinsicht auf dem Gebiet des inneren Sinns? Da zeigt sich zunächst die Verschiedenheit, daß die Data in jenem Fall an einer Mehrzahl von Individuen beobachtet werden und vermöge der verschiedenen koexistenten Gruppen zu einer Mehrheit von Arten Veranlassung geben; die ganze innere Wahrnehmung dagegen bezieht sich nur auf ein Ding, sie enthüllt uns "die Tätigkeiten unseres Geistes", alle anderen Geister können also nur nach Analogie gedacht sein; selbst die Idee Gottes ist nur nach dem Muster der inneren Selbstwahrnehmung gebildet. So vertreten wir der Hauptfrage gegenüber, worauf sich die Vereinigung des Mannigfaltigen der Reflexion in der Idee eines Seelendings gründet. LOCKE erkennt die Koexistenz als die eigentümliche Art der dinglichen Vereinigung der Merkmale auch für die Seelenvorstellung an (ebd. § 15). Wo und wie ist nun aber ein Koexistentes in der inneren Wahrnehmung gegeben? Diese notwendige Frage hat LOCKE ohne Antwort gelassen. Der Begriff der Koexistenz setzt streng genommen räumliche Elemente voraus, und demnach ist eigentlich ohne Beziehung auf den Raum jede Dingvorstellung selbst unmöglich, ein Umstand, der für eine gründliche Kritik der Erfahrungsbegriffe von einigem Belang ist. Die innere Wahrnehmung enthält direkt keine Beziehung auf den Raum (die Seele selbst, als Objekt betrachtet, hat bei LOCKE mancherlei räumliche Beziehungen: Beweglichkeit, Bewegungskraft, Verbindung mit dem Körper, ebd. § 19), und so müssen wir uns nach einem anderen Einteilungsprinzip in ihr umsehen. Dieses Prinzip war für LOCKE offenbar das einheitliche Bewußtsein.

Es sind drei Begriffe, deren Grundlage und Wechselverhältnis wir in dieser Hinsicht, LOCKE folgend, zu untersuchen haben: die Persönlichkeit, die Seelensubstanz und das Individuum oder der Mensch (Essay II, 27 § 15). Der einfachste ist der letzte, welcher das organisierte Individuum bezeichnet als Gegenstand der äußeren Wahrnehmung. Persönlichkeit und Seele, ausschließlich auf die innere Wahrnehmung bezogen, hängen in enger Weise zusammen. Hören wir LOCKE:
    "Person ist ein denkendes und intelligentes Wesen, fähig der Überlegung und Selbstbeobachtung, das sichselbst als dasselbe befragen kann, als dasselbe Ding, welches an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten denkt, was es allein aufgrund der Wahrnehmung seiner eigenen Handlungen tut, welche unabtrennbar vom Denken und ihm, wie es scheint, ganz wesentlich ist, da es unmöglich ist für irgendein Wesen, zu wissen, ohne zu wissen, daß es weiß ... Durch diese Erkenntnis ist jeder das, wer er sein Ich nennt. Man betrachtet in diesem Fall nicht, ob das identische Ich sich über dieselbe Substanz erstreckt oder über verschiedene, denn da das Bewußtsein immer den Gedanken begleitet und der Grund ist, weshalb jeder das ist, was er sein Ich nennt, welches ihn von jedem anderen denkenden Wesen unterscheidet, so besteht auch hierin allein die persönliche Identität, oder das, was macht, daß ein denkendes Wesen immer dasselbe ist." (Essay II, 27 § 9)
Diese vorzüglich klare Stelle mag als Schlüssel des Ganzen dienen. Betrachten wir die Sache zunächst unter der Voraussetzung einer Realität des Sehdings, so ist das Primum das Seelenwesen (thinking being), welches seine Tätigkeiten entfaltet; insofern diese mit Bewußtsein verbunden sind, machen sie das Ich aus, welches, objektiv betrachtet, als Person bezeichnet wir. Das Ich erscheint also im engsten Konnex [Verbindung - wp] mit dem Seelenwesen als dessen Selbstvorstellung; jedes denkende Wesen muß von sich selbst in seinem Ich wissen, und umgekehrt wird auch jedes Ich ein denkendes Wesen bezeichnen. Das Ich ist aber nicht das Seelenwesen selbst, wenn es auch unabtrennbar mit ihm verknüpft ist, freilich auch keine repräsentative Vorstellung desselben, sondern eben bloß das mit jeder Vorstellung verbundene Bewußtsein der Seele um sich selbst in ihrer Aktion (21). So wiederholt LOCKE oft und eindringlich, daß das Ich einerlei ist mit dem Bewußtsein (ebd. § 10); insbesondere geht sein Interesse darauf, zu zeigen, daß die individuelle Einheit des Ich nur in der Einheit des Bewußtseins besteht, welches sich über Gegenwart und Vergangenheit als dasselbe erstreckt und seinerseits freilich unerklärt und überhaupt grundlos bleibt. Die Wahrnehmung jener Aktionen selbst soll den inneren Sinn der Reflexion ausmachen; in der Tat ist diese Wahrnehmung ebenso unwillkürich und spontan, wie die Eindrücke der äußeren Sinne, und insofern scheint die Nebeneinanderstellung der äußeren und inneren Wahrnehmung einiges Recht zu haben; andererseits aber zeigt sich doch, daß der inneren Wahrnehmung ein spezifischer materieller Gehalt abgeht, wie er der äußeren zukommt. Das Bewußtsein einer Vorstellung als solcher enthält keinen anderen Stoff als diese selbst; läßt man es bei den Willenserscheinungen dahin gestellt, ob hier nicht ein eigentümliches inneres Wahrnehmen stattfindet, so genügt doch jene Bemerkung, um die Koordination der inneren und äußeren Wahrnehmung aufzuheben. Jede äußere Wahrnehmung kann zugleich eine innere sein; das hängt nur von der Richtung der Aufmerksamkeit ab, sieht man auf das Verhältnis der stofflichen Elemente untereinander oder überhaupt auf den Gehalt, so spricht man von äußerer Wahrnehmung; richtet sich dagegen die Aufmerksamkeit auf die Zeitreihe der Wahrnehmungen, so gibt diese den Begriff des inneren Geschehens. Selbst in der beschränkteren Sphäre, welche nach HUME die innere Wahrnehmung hat, bleiben Bedenken; die Leidenschaften und Erregungen (passions and emotions) knüpfen sich immer an äußere Wahrnehmungen an, und reduzieren sich vielleicht auf körperliche Empfindungen. KANT hat nichts dazu beigetragen, den Begriff des inneren Sinnes, den er von LOCKE adoptierte, besser zu begründen.

Machen wir die Anwendung auf die Sache, so sieht man, daß in der sogenannten inneren Wahrnehmung nichts gegeben ist, worin sich das Seelending unmittelbar darstellt wieder der Körper in den sinnlichen Qualitäten; sie ist Nichts als das Bewußtsein von Aktionen, um uns LOCKEs Ausdrucksweise anzuschließen, am Stoff der Vorstellungen, mit denen sich insofern das Ich verknüpft; auf dieses allein bezieht sich die innere Wahrnehmung unmittelbar. Das Ich ist auch das, woraus allein die Einheit im inneren Sinn entspringt. Es macht gerade einen wesentlichen Teil der Untersuchungen LOCKEs über den gegenwärtigen Gegenstand aus, zu zeigen, daß man daraufhin noch nicht auf die Einheit eines Seelendings oder einer Seelensubstanz schließen kann, sondern daß die Fragen mindestens offene bleiben, ob bei einer Veränderung der denkenden Substanz die Person (das Ich, das Bewußtsein) dieselbe bleiben kann, und ob in einer Substanz mehrere Personen sukzessiv bestehen können (ebd. § 12). Das identische Bewußtsein des zeitlich Verschiedenen ist keine individuell einheitliche Aktion (§ 13), und eine bedeutsame Instanz sogar für die Bejahung der ersten Frage findet sich in dem Faktum, daß die Veränderung der zum Ich gerechneten Teile des Körpers die Identität desselben nicht tangiert (§ 11). Die Einheit der inneren Wahrnehmung ist demnach keine dingliche Einheit, sondern nur eine Einheit des Bewußtseins oder des Ich. So klar LOCKE die Verschiedenheit beider in abstracto erkennt, so spielt doch ihre Verwechslung, das Prinzip des seit KANT verrufenen psychologischen Paralogismus, auch bei ihm ihre Rolle, indem sich überhaupt nur in der Einheit des Bewußtseins eine Einheit für die Seele finden läßt, und ohne diese Identifizierung demnach die Seelenvorstellung unmöglich bleibt.

Zwar hat er sich diesen Fehler nicht direkt zu schulden kommen lassen, indem der Seelenbegriff nur ganz unzulänglich von ihm deduziert und wesentlich traditionell aufgenommen wird. Aber er liegt doch selbst in der dürftigen Bemerkung über die Genesis der Idee des Geistes. Die "Tätigkeiten des Geistes" haben im Bewußtsein keine andere Beziehung als auf das Ich. offenbar ist es diese Relation, welche als äquivalent mit dem Verhältnis von Substanz und Akzidenz in der äußeren Wahrnehmung betrachtet wird; die Funktion des Denkens wird auf einen Geist bezogen, kann nur soviel heißen, als daß sie ein Ich involviert, denn eine andere Beziehung kommt ihr faktisch nicht zu; der Begriff des Ich ist aber nicht dem der Substanz äquivalent.

LOCKE kann sich aber noch auf einen anderen Punkt retten; wir haben gesehen, daß er zwischen dem Ich und dem Seelenwesen einen Zusammenhang postulierte, damit allerdings in den Bereich metaphysischer Annahmen übergehend. So heißt das Ich ein denkendes Wesen (thinking being), wobei das Wort being nur ganz unbestimmt das metaphysische Wesen bezeichnet, das durch nichts gegeben ist und durch nichts prädiziert werden kann als durch das Ich, welches in seiner Aktualität ein wirkendes Wesen bezeichnen soll. Dieses Wesen selbst bleibt jenseits aller Wahrnehmung, und mögen die seelischen Aktionen sich kausal auf dasselbe beziehen, so stellen sie es doch nicht vor. Die Seelensubstanz in diesem Verstand hat daher einen materialen metaphysischen Sinn.

In keiner Frage tritt HUME in einen so kontrastierenden Gegensatz zu seinem Vorgänger wie in der Seelenfrage. Er behandelt dieselbe in zwei gesonderten Abschnitten (sect. V und VI part. IV), welche den scharf unterschiedenen Begriffen der Seele als Gegenstand und des Ich, des Selbst oder der Persönlichkeit entsprechen. LOCKE bleibt in derselben unter dem Einfluß der metaphysischen Schule, indem er die Seele als metaphysische Substanz bestehen läßt. Diesen Mangel hatte HUME zu beseitigen und konnte es leicht mit Hilfe der Argumente, mit denen jener schon den Begriff einer metaphysischen Substanz im Allgemeinen vernichtet hatte. Bemerken wir zunächst seine Opposition gegen LOCKEs Auffassung der Vorstellungen als Tätigkeiten der Seele. "Eine Handlung ist vom Handelnden weder unterscheid- noch trennbar und wird nur durch Abstraktion vorgestellt." (Seite 312) Es kann daher der Begriff derselben nicht auf eine Vorstellung angewandt werden in Bezug auf ihre Abhängigkeit von einem Geist oder einer denkenden Substanz. Unsere Vorstellungen sind alle realiter verschieden und trennbar voneinander, sowie von allem Andern, und können demnach nicht als Handlungen einer Substanz aufgefaßt werden (Treatise IV, 5, Seite 299). Die Frage nach einer Substanz unserer Vorstellungen hat überhaupt keinen Sinn; wir können keine Idee einer solchen Substanz haben; jede Idee korrespondiert einem Eindruck, kein Eindruck aber kann einer Substanz ähnlich sein, von welcher er als Akzidenz, nach der Voraussetzung, toto genere [völlig, absolut - wp] verschieden sein muß (ebd. Seite 298). Die weitere Polemik ist gegen die theologischen Verfechter der Lehre von der einfachen Seelensubstanz (vorzüglich BERKELEY) gerichtet, indem sie die Identität dieser Lehre mit dem Spinozismus-Atheismus nachweist. Wenden wir uns der Hauptuntersuchung über das Ich und die Persönlichkeit zu.

Das Erste und Entscheidende ist hier, wie immer, die Frage nach dem Eindruck, auf welchem die Idee des Ich beruth; dieselbe ist leicht beantwortet.

Das Ich soll das sein, worauf alle Ideen und Eindrücke eine Beziehung haben; der ihm zugrunde liegende Eindruck müßte demnach unveränderlich und dauernd und mit jeder anderen Vorstellung verbunden sein; eine solche Impression gibt es aber nicht, alle Vorstellungen sind wechselnd und trennbar, nirgends trifft man unter ihnen das Selbst an, folglich haben wir keine Idee desselben (Treatise IV 6, Seite 320). Was ist nun aber dieses Ich, von dem wir faktisch reden? HUME antwortet: Nichts als ein Haufen oder eine Sammlung verschiedener Vorstellungen, welche einander beständig folgen (ebd. 321, 322); die sukzessiven Perzeptionen allein sind es, welche den mind konstituieren; man mag so tief in sich selbst eindringen, wie man will, immer wird man nur irgendeine besondere Vorstellung antreffen, "sich selbst" aber niemals erfassen können. Es besteht also eigentlich keine Einfachheit in demselben zu einer Zeit und keine Identität zu verschiedenen Zeiten. So tritt die Frage auf, was uns so geneigt macht, den sukzessiven Perzeptionen eine Identität zuzuschreiben und "uns selbst" während des Verlaufs unseres Lebens als identisch existierend zu betrachten, d. h. die Frage: woher kommt die Einheit des Ich? Man kann die Lösungsart dieses Problems einigermaßen nach dem Früheren schon voraussehen; sie hat Interesse dadurch, daß HUME das Prinzipielle in diesem Fall besonders hervortreten läßt. Man muß, beginnt er, zunächst unterscheiden zwischen persönlicher Identität, sofern sie das Denken oder Vorstellen (thought or imagination), und sofern sie unsere Leidenschaften oder das Interesse an uns selbst betrifft; nur die erstere kommt in Frage. Zunächst: die Identität in unseren Gedanken beruth nicht auf einer realen Verknüpfung derselben, sondern sie ist nur die Verkettung der Ideen von ihnen in der Imagination aufgrund der Relationen der Ähnlichkeit und Kausalität (ebd. Seite 329). Bemerken wir hier gleich zur Kritik des Ganzen die Aufführung der Gedanken (perceptions) als Gegenstände des Vorstellens; in welchem Sinnesgebiet liegen nun aber die Eindrücke, aus denen die supponierten Ideen von ihnen entspringen? Diese Frage kann HUME nicht beantworten; der unbestimmte Ausdruck: auf unsere Vorstellungen reflektieren, kann keinen in seinem System möglichen Sinn haben. In der Tat vermeidet er auch, diesen delikaten Punkt in ein allzuscharfes Licht zu bringen, und hilft sich heraus, indem er hypothetisch das Vorstellungsleben eines anderen Individuums als der Beobachtung zugänglich betrachtet, wodurch die Vorstellung den Schein des Gegenständlichen gewinnt.

Die Bedeutung der Relation der Ähnlichkeit, so geht die Deduktion weiter, offenbart sich im Phänomen der Erinnerung (Seite 331); indem die Erinnerungsvorstellung auf eine frühere, die erinnerte, zurückweist, wird die Imagination leicht von der einen zur andern geführt in der Zeitreihe der Gedanken, und so entsteht der Schein eines identischen Zusammenhangs. Demnach enthüllt das Gedächtnis nicht nur die Identität, wie es bei LOCKE war, sondern es trägt zu ihrem Zustandekommen bei, indem es eine Ähnlichkeit in den Vorstellungen zur Folge hat. Es ist unschwer, in die Unzulänglichkeit dieses Grundes eine Einsicht zu gewinnen: in der Tat ist im primären Phänomen des Gedächtnisses selbst schon die Einheit enthalten, welche es erklären soll; die Beziehung des Gegenwärtigen auf ein Vergangenes ist ohne ein ursprüngliches Prinzip der Einheit unbegreiflich.

In Bezug auf die Kausalität, fährt HUME weiter fort, ist die wahre Idee des menschlichen Geistes, ihn als ein System verschiedener Perzeptionen zu betrachten, welche miteinander kausal verknüpft sind (Seite 331), sich einander hervorbringen, zerstören, beeinflussen und modifizieren. So ist es hier der gesetzmäßige Aneinanderschluß des Einzelnen, der dem Ganzen den Charakter des Identischen verleiht, und insofern das Gedächtnis uns allein erst mit der ganzen Kette bekannt macht, ist es als die Hauptquelle der persönlichen Identität anzusehen (Seite 332), neben der aber die Kausalität ihre Bedeutung behält, weil sie das innere Geschehen über das Gebiet des Erinnerbaren hinaus zu einem zusammenhängenden Komplex erweitert. Genau besehen leidet das letztere Prinzip unter demselben Mangel wie das erste. Bei der objektivistischen Betrachtung der Vorstellungen als Ursachen und Wirkungen entzieht sich doch das eigentliche Subjekt selbst der Beobachtung; die Kausalverbindung kommt erst in der Seele des Beobachters zustande; in diesem letzteren Sinn bleibt also ein Rest, ein Prinzip, das sich nicht einfangen lassen will. Immerhin haben die Bemerkungen HUMEs ihren Wert. Wenn LOCKE lehrte, das Ich ist das Bewußtsein und die Identität desselben beruth auf der Einheit des Bewußtseins, zugleich aber das letztere als die Selbstvorstellung eines denkenden Wesens auffaßte, so ist es ein unverkennbarer Fortschritt, wenn HUME in kritischer Konsequenz nicht nur diese letztere rein metaphysische Wendung abschnitt mit der Frage nach denjenigen Wahrnehmungen, in welchen ein solches Ich ursprünglich gegeben ist, sondern wenn er uns auch bestimmt diejenigen Momente im Vorstellungsverlauf aufweist, welche die Einheit des Ich ausdrücken, wenn auch vielleicht nicht erklären, wie er meint, und so allererst dem empiristischen Grundpostulat volle Genüge leistet. Den Anspruch freilich, das Ich vollständig beseitigt und auf das Materielle des Vorstellens reduziert zu haben, können wir nicht als berechtigt ansehen, indem dafür ein äquivalentes Element in den Begriff der Vorstellungen eingeführt wird; in der Tat bezeichnet das Ich empirisch betrachtet nichts anderes als das Faktum der Beobachtbarkeit der Vorstellungen.

Als das Gemeinsame der psychologischen Frage und der Dingfrage in erkenntnistheoretischer Beziehung erweist sich das Problem der Identität; vorzüglich bei HUME sahen wir dieses Problem stets in erster Linie stehen; er suchte den Begriff der Identität in seinen verschiedenen Anwendungen synthetisch zu konstruieren. Alles Gegebene ist nach ihm diskret und die einheitliche Vorstellung eines sukzessiven Mannigfaltigen, die Identitätsvorstellung, entspringt aus einer Verwechslung dieses Mannigfaltigen mit einem Unveränderlichen, absolut Identischen aufgrund der engen Beziehung des Verschiedenen. Diese Verwechslung ist inkorrigibel, weil sie nicht bloß mit Worten gemacht wird, sondern sich in der Imagination selbst vollzieht und von einer Fiktion begleitet ist, welche sich nicht zerstören läßt (Treatise IV 6, Seiten 323, 324). Beziehungen von der verschiedensten Art finden bei jedem als identisch betrachteten Komplex zwischen den Teilen desselben statt. Eine stetige Änderung der Qualitäten beim identischen Ding, die Abstimmung auf einen bestimmten Zweck bei Gegenständen der Kunst (z. B. einem Schiff, das durch Reparaturen allmählich ganz neu wird, aber noch als dasselbe gilt), schließlich die Übereinstimmung der Teile zu einem gemeinsamen Zweck bei Organismen. Selbst das nur spezifisch Identische wird, wenn Verknüpfungen vorliegen, als numerisch identisch betrachtet (wiederholte gleiche Töne einer Tonquelle) (22). So wird das Gesetz der identischen Verschmelzung als ein möglichst allgemeines Prinzip aufgestellt, welches in seiner Wirkung über den besonderen Fall der dinglichen Identität weit hinausreicht; freilich nicht zum Vorteil der letzteren, welche dadurch auf die gleiche Stufe kommt mit Erscheinungen der Verschmelzung, von denen schon die empirische Wissenschaft als bloß subjektiven Effekten abstrahiert. In der Tat, so sagt er selbst, da die verknüpfende Kraft der Relationen in unmerklichen Stufen verschieden sein kann, so gibt es kein Kriterium für den Punkt, wo sie das Anrecht auf die Bezeichnung der Identität verliert (ebd. Seite 333). Ohne der Imagination überhaupt zu trauen, ist kein Denken möglich, dem sie allein den Leitfaden gibt, aber wie weit darf sich dieses Vertrauen ausdehnen? Das ist eine Frage, welche den Denker in die bedenklichste Verlegenheit setzen muß, und aus der nur der Weg zur Skepsis führt (Treatise IV 7, Seite 338). So verdirbt er sich die Sache durch eine Vermengung mit dem Psychologischen, unfähig die Aufgabe rein transzendental zu fassen.

LOCKE sucht von vornherein nur das empirische Kriterium der Entscheidung über Identität und Verschiedenheit in dem so betitelten Abschnitt, nicht die Bedingungen, unter denen sich diese Vorstellungen bilden.
    "Wenn man fragt, ob ein Ding dasselbe ist, so liegt darin immer eine Beziehung auf die Existenz desselben zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort; ... was einen bestimmten Anfangspunkt in Zeit und Raum hat, ist dasselbe." (Essay II 27, § 1)
Demnach setzt die Beurteilung des Identischen die Möglichkeit voraus, einem Ding von einem Zeitpunkt zu einem anderen zu folgen, d. h. objektive Identität, welche gegeben und nicht erklärt wird. Dann geht er zu Anwendungen (§ 3, 4). Die Identität eines räumlichen Objekts hängt von der Identität der Teilchen ab, aus denen es besteht; die Identität organisierter Körper liegt in der Einheit des Lebensprozesses; die Kriterien der Identität oder Verschiedenheit richten sich also nach der Natur der Objekte, immer aber erscheint als Grundlage des Identitätsurteils eine objektive, gegebene Identität, welche nur rekognosziert [anerkannt - wp] wird. Dies tritt besonders bei Begriff der Identität der Masse oder des Stoffes hervor, indem hier selbst das Kriterium desselben den Kreis des sinnlich Wahrnehmbaren ganz überschreitet. In der Tat, besteht dieselbe in der unveränderlichen Anzahl der Teilchen, so ist es unmöglich, jemals über sie nach der Wahrnehmung zu entscheiden. Die Identität liegt hier ursprünglich in den unwahrnehmbaren Teilchen; ein Atom, d. h. ein unveränderlicher Körper mit kontinuierlicher Oberfläche, bleibt immer dasselbe, weil es veränderungslos ist; die Identität der Masse ist demnach die numerische Identität der Atomzahl.

Die Identität oder Konstanz der Massen im Ganzen ist offenbar das, was in unserem Prinzip von der Erhaltung der Substanz behauptet wird. Ist es für uns gegenwärtig gerade dieses Axiom, welches die wissenschaftliche Bedeutung des Substanzbegriffs bedingt, so kann man sich wohl wundern, daß es bei LOCKE und HUME so wenig hervorragt. LOCKEs Bestimmungen über Identität treten nur als Definitionen auf, doch bemerkt man im Zusammenhang die dogmatische Natur der Voraussetzung kleinster Teile der Materie (vgl. dazu Essay IV 3, § 16); so nimmt er das fragliche Axiom implizit auf, welches von der atomistischen Hypothese ersichtlich in sich geschlossen wird. Bei HUME bedingt die subjektive Deduktion der Identität den Ausschluß jedes Dogmas wenigstens für den kritisch philosophischen Standpunt; die Einheit, welche in ein identisches Objekt verlegt wird, ist jedesmal nur eine Fiktion der Einbildungskraft. Faßt man übrigens das moderne physikalische Axiom von seiner rein tatsächlichen Seite, so vereinigt es sich sehr wohl mit der Lehre HUMEs, denn es behautet so nichts als das Faktum der Gewichtsgleichung in allen beobachtbaren Vorgängen, und durch diese empirische Bedeutung unterscheidet es sich bestimmt von allen philosophischen Behauptungen ähnlicher Art, ebenso wie das Prinzip der Erhaltung der Kraft, das man gerne bis auf CARTESIUS zurückführt. In beiden Fällen liegt das Gemeinsame des wissenschaftlichen Satzes und des philosophischen Gedankens nur in der Annahme einer Konstanten in den Erscheinungen überhaupt, das CARTESIUS z. B. ganz falsch auf die Bewegungsgröße determinierte. So scheint KANT Recht zu haben, wenn er den wahren metaphysischen Kern des Prinzips eben in dieser Idee sucht, wobei es der exakten Wissenschaft überlassen bleibt, dasselbe empirisch zu bestimmen, wodurch das Prinzip allererst zu einem Grundsatz der Naturforschung werden kann. In der modernen atomistischen Hypothese, soweit sie der Chemie ihren Ursprung verdankt, werden darum auch die Atome wesentlich durch ihre spezifischen Gewichte charakterisiert. In der Tat muß der Begriff der Masse als einer Größe erst wissenschaftlich bestimmt werden, wenn man mit der Behauptung der Konstanz derselben etwas Bestimmtes aussagen will, ebenso wie es für das Prinzip der Erhaltung der Kraft sehr wesentlich ist, welche meßbare Größe das Wort Kraft bezeichnet und diese Bestimmungen sind die jedenfalls empirischen Teile der beiden Axiome. So ist in unserem Atombegriff der Begriff einer quantitativ bestimmten Masse nebst einigen anderen Elementen hypostasiert, während bei LOCKE wie in aller früheren Atomlehre die Atome nur allgemein schematisch als Körperchen gedacht und in sich konstant vorausgesetzt werden, weil alle Veränderung aus ihren räumlichen Verhältnissen erklärt werden soll.
LITERATUR - Edmund König, Über den Substanzbegriff bei Locke und Hume, Philosophische Studien, Hg. Wilhelm Wundt, Bd. 1, Leipzig 1883
    Anmerkungen
    20) Etwas anderes ist es, in einem psychischen Vorgang bloß das äußere Motiv zur Entwicklung der Idee zu suchen, die Ursache derselben, ähnlich wie die mechanischen Sinnesreize als Ursachen der Empfindung zu betrachten sind, d. h. als notwendige äußere Bedingungen derselben. Die Vorstellung der Verknüpfung ist ein logisches Prinzip, welches, wie unentwickelt auch immer, ohne die Spontaneität des Urteils unverständlich bleibt, und sich schon durch die Allgemeinheit seiner Form von einem verknüpfenden Naturprinzip, welches nur in der einzelnen Äußerung wirklich ist, unterscheidet.
    21) BERKELEY unterschied deshalb, um die Ichvorstellung zu retten, zwischen idea und notion (Principles of human knowlegde, Nr. 89).
    22) HUME macht an dieser Stelle eine interessante Bemerkung, welche eine Andeutung des psychophysischen Gesetzes in einer besonderen Anwendung enthält. Bei Veränderung einer Größe tritt die Idee der Identität oder der Verschiedenheit ein, je nach dem Verhältnis des Inkrements [Betrag, um den eine Größe zunimmt - wp] zum Ganzen.