![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
||||
Die Urteilsfreiheit als Grundlage der Rechtfertigung des religiösen Glaubens [mit besonderer Berücksichtigung der Lehre von James]
Einleitung Die Lehre, die uns hier zu beschäftigen hat, kann man am einfachsten als eine Lehre von der Freiheit des Urteils bezeichnet werden. Es soll diese Theorie sowohl hinsichtlicher ihrer eigenen Richtigkeit untersucht werden, als auch im Besonderen in ihrer Rolle als Grundlage einer Rechtfertigung des religiösen Glaubens. Die allgemeine Richtung, der die Lehre von JAMES eingereiht werden kann, ist diejenige, die als "Voluntarismus" heutzutage eine hervorragende Bedeutung in der Philosophie hat, und von der eine Erlösung aus den engen Grenzen der intellektualistischen Weltanschauung erhofft wird, d. h. aus einer Weltanschauung, welche die mechanische Kausalität und den Determinismus als letzte Weisheit gelten lassen muß, und die, wo sie konsequent vertreten wurde, stets zum religiösen Skeptizismus geführt hat. Es wird deshalb jeder Versuch, der sich in dieser Richtung zu bewegen scheint, mit besonderem Interesse erwartet und willkommen geheißen werden, und so ist in diesem Sinne auch JAMES' Beitrag zur voluntaristischen Erklärung der Welt aufgenommen, bewertet und interpretiert worden: so z. B. von DICKINSON-MILLER in seiner Beantwortung und Kritik von JAMES' "The will to Believe and other Essays", veröffentlicht im "International Journal of Ethics" (Januar 1899) unter dem Titel "The will to Believe and the Duty to Doubt". Am Anfang aller Versuche findet sich die folgende Stelle:
Allerdings ist die Lehre, daß der Glaube Pflicht und der Zweifel Sünde sei, daß beide infolgedessen dem Willen unmittelbar unterworfen seien, alten Ursprungs; jedoch findet sich in den meisten christlichen Ermahnungen zusammen mit dem Aufruf an den Willen auch der Aufruf an den Verstand, und die beiden werden nicht streng geschieden. Die bewußte Aufforderung zur "absichtlichen und mutigen Willensäußerung" scheint größtenteils erst innerhalb des 19. Jahrhunderts aufgetreten zu sein, infolge jener intellektuellen Behauptung des Ich und jenes Geistes spekulativen und abenteuerlichen Wagemuts, die der Revolutionszeit und der romantischen Bewegung angehören. Innerhalb dieses Jahrhunderts ist jene Behauptung häufig und leidenschaftlich gewesen. Sie war allerdings von Kant nicht buchstäblich ausgesprochen werden; aber mit seiner Theorie, daß Gott und Unsterblichkeit als Postulate in der Billigung des moralischen Gesetzes eingeschlossen seien, eröffnete Kant den Weg. Fichte folgte mit kühnerem Wort und predigte eine Theorie, ähnlich, aber umfassender, in neuer und glühender Sprache. Alle Überzeugung ist Glaube, dieses freiwillige Beruhen bei einer Ansicht, weil wir nur bei dieser Ansicht unsere Bestimmung erfüllen können. Die Überzeugung kommt aus der Gesinnung, nicht aus dem Verstand. Sie ist ein Willensentschluß. Ich nehme nicht an, weil ich muß, ich glaube ... weil ich will. Seit Fichte hat dieser Gedanke vom Primat des Willens einen großen Teil der Philosophie des 19. Jahrhunderts dauernd beherrscht. Er hat sogar auch die Theorie der induktiven Wissenschaften eingewirkt; denn einflußreiche Abhandlungen über Logik, einschließlich der allereinflußreichsten - derjenigen von Lotze, Jevons und Professor Sigwart z. B., sowie der von Professor Bain - stützten das ganze Verfahren der empirischen Wissenschaften auf das Postulat oder die Voraussetzung der Gesetzmäßigkeit der Natur, frei angenommen und unbewiesen ... Es hat metaphysische Systeme in Fülle gegeben, die mehr oder weniger skeptisch in ihrer Grundlage, aber positiv ihrem Ziel nach, als natürliche Konsequenz die allerletzte Entscheidung auf den Willen übertragen haben. Daß diese Tendenz in Deutschland noch kräftig ist, hat u. a. Professor Paulsen durch seine klare und in mancher Hinsicht schöne Einleitung in die Philosophie bewiesen. Wie stark die Tendenz gegenwärtig in der englisch sprechenden Welt ist, ergibt sich (um aus einer Fülle von Beispielen die glänzendsten zu wählen) aus Mr. Arthur Balfours Defence of Philosophic Doubt und Foundations of Belief und am allerzwingendsten aus Professor William James' Buch, betitelt The Will to Believe and other Essays. Bei keinem dieser Männer ist das Prinzip des freien Postulats so kühn hervorgetreten, bei keinem hat es durch eine ähnliche eindringliche Sprache der Überzeugung Befürwortung gefunden wie gerade bei dem letztgenannten Philosophen ... Fichte suchte sorgfältig seinen Standpunkt von dem: des freien Entschlusses, das für wahr zu halten, was das Herz wünscht zu unterscheiden ... Nachdem Mr. Balfour das Ergebnis seiner Defence in dem Satz zusammengefaßt hatte, daß die Logik keinen Einwand gegen "einen letzten Trieb, einem Bekenntnis Glauben zu schenken" zu bieten hat, versuchte er immerhin in seinem späteren Werk mittels eines ingeniösen Argumentes diesen letzten Trieb von seiner isolierten Bloßstellung zumindest in die geschützte Nachbarschaft des Verstandes hereinzubringen. Es ist ein wohltuender Schritt zur Klarheit, wenn sich Mr. James, anstatt die Metaphysik noch weiter zu foltern und eine neue Annäherung an einen Beweis für den religiösen Optimismus ihr abzuzwingen, auf bloßes Wollen stellt. Er predigt mit kräftiger Stimme die Freiheit der Überzeugung, die Berechtigung eines freiwillig angenommenen Glaubens, das Recht uns in religiösen Fragen auf den Standpunkt des Glaubens zu stellen, auch wenn unser rein logischer Intellekt sich nicht dazu gezwungen sieht ... Glaube auf Wünsche gestützt, Für-wahrhalten durch Willensentschluß, so charakterisiert er eine Geistesstimmung, die er dann mit unerschöpflichen Mitteln an Geist und Jllustration verteidigt, und mit jener Sprache, die unmittelbar aus einer gewaltigen Phantasie hervorquillt, eine Sprache, die schon in seiner Psychologie allem, was sie berührte, Leben verlieh."
"Nur ein Verstand, der die Dinge schafft, ein intellectus archetypus" erkennt sie als das, was sie wirklich sind: ein Verstand, dem sie durch Sinnlichkeit gegeben werden, kommt nicht über eine Erkenntnis ihrer Außenseite hinaus. Die nicht phänomenale, sondern intelligible Welt ist also Sache des Glaubens; die Deutung des Sinnes der sensiblen Welt aus ihr, ist die Aufgabe des Glaubens und ergibt eine Metaphysik. Dieser Glaube ist ein praktischer Glaube, stammend aus der Willensseite des menschlichen Wesens, und ist deshalb den Anfechtungen des Verstandes entzogen. Das zweite dauernde Verdienst KANTs ist nach PAULSEN, daß er dem Willen die ihm zukommende Stellung in der Welt gegeben hat, was natürlich mit dem Obigen im engsten Zusammenhang steht. Vom Willen, nicht vom Verstand hängt erstens der Wert des Menschen und zweitens seine Weltanschauung ab. Dieser zweite Satz ist die Grundlage zur richtigen Beurteilung des Wertes und der Gewißheit unserer Wahrheiten.
In der Ausführung dieses Standpunktes findet PAULSEN den historischen Platz für JAMES, indem er (JAMES) zeigt wie die Wissenschaft selbst zur Voraussetzung die Möglichkeit und den absoluten Wert der reinen Erkenntnis hat; dadurch aber, daß sie die reine Erkenntnis mit der verstandesmäßig bewiesenen identifiziert, glaubt sie alle abweichenden Auffassungen des absoluten Wertes als unbegründete Voraussetzungen verwerfen zu dürfen, was natürlich ihrerseits nur ganz willkürlicher und unberechtigterweise geschehen kann. (4) PAULSEN weist zum Schluß noch hin auf seinen eigenen verwandten Standpunkt in seiner "Einleitung in die Philosophie", dessen nähere Kenntnisnahme uns später beschäftigen wird. Ob nun die JAMES'sche Theorie berechtigterweise in diese historische Reihe gestellt werden kann, wird sich natürlich erst am Schluß unserer Kritik ergeben; die obigen Auffassungen zeigen jedenfalls, daß es nahe liegt, sie so zu interpretieren; daß aber durch diese Verwandtschaft ihr eine besondere Bedeutung und Dignität zukommt, liegt auf der Hand. Es ist also keine vereinzelte Theorie, um die es sich hier handelt, sondern eine Theorie, die in eine unmittelbare Beziehung zu den hervorragendsten modernen Denkrichtungen gesetzt worden ist und deren Kritik die Kritik dieser ganzen Tendenz und ihrer Vertreter mehr oder weniger involviert, und zwar ganz besonders deswegen, weil, wie sich später finden wird, bei JAMES Töne zu vernehmen sind, die an fast jede Variation des "Voluntarismus" anklingen. Unsere Aufgabe wird sein, nachdem wir eine ausführliche Darstellung dieser Theorie gegeben und erfahren haben, was sie sagt und wohin sie strebt, sie einer gründlichen Kritik zu unterziehen, um festzustellen, nicht nur inwieweit sie eine in sich logisch konsequente Lehre ist, sondern auch inwieweit sie Neues zur voluntaristischen Erklärung der Welt beibringt, und zu diesem letzten Zweck wird offenbar ein Vergleich mit verwandten Theorien erforderlich sein. Darstellung der Lehre von James Einleitendes Eine zusammenhängende einheitliche Darstellung der JAMES'schen Lehre ist mehr oder weniger eine Konstruktion. Es findet sich bei JAMES von streng systematischer Behandlung keine Spur (5). Aus einer reichen Fülle von Ausführungen muß vielmehr erst ein logischer Zusammenhang herausgeschält werden, eine Arbeit, die dadurch erschwert wird, daß nicht einfach beiseite gelassen werden darf, was nicht herein zu passen scheint, da die Inkonsequenz einer Lehre ebenso einer ihrer Bestandteile ist wie die Konsequenz. Die Darstellung der zu behandelnden Lehre kann, wie der Titel andeutet, in zwei Hauptteile gegliedert werden.
Zweitens: Die Rechtfertigung selbst, wie sie sich auf der Grundlage dieser Theorie gestaltet. (6) Die Rechtfertigung des religiösen Glaubens § 1. Die Weltanschauung Am klarsten gibt JAMES seinen allgemeinen philosophischen Standpunkt im Essay "The Sentiment of Rationality" (7) (das Rationalitätsgefühl) zu erkennen. Der Mensch strebt in seiner Philosophie nach Rationalisierung der Welt, und das Merkmal der Rationalität, dasjenige, woran er erkennt, ob er sein Ziel erreicht, ist ein subjektives Merkmal - ein Gefühl des "Behagens, des Friedens, der Ruhe". Dieses "Rationalitätsgefühl" ist allerdings seinem Wesen nach eher eine Abwesenheit der Irrationalität, als ein positives Gefühl: denn wie beim ungehinderten Atmen kein besonderes Lustgefühl erweckt wird, bei verhindertem Atmen dagegen intensive Unlust, so erregt jeder völlig fließende Gedankenstrom nur wenig Gefühl; wird aber die Bewegung aufgehalten, so empfinden wir Unlust.
"Kurz: sobald wir durch irgendeine Ursache instand gesetzt werden, mit völliger Geläufigkeit zu denken, erscheint uns der Inhalt unseres Denkens eben insofern rational." Die Vermittlung dieser zwei Auffassungsarten ist das Ziel der philosophischen Vereinheitlichung; der erste Schritt ist die "Klassifikation der Dinge unter umfassende Gattungen; die Klassifikation ihrer Beziehungen und ihres Verhaltens unter umfassende Gesetze ist der letzte Schritt." (8) Offenbar ist diese Vereinheitlichung nur eine Abstraktion, denn sie sieht die Dinge immer nur von einem bestimmten Gesichtspunkt aus, und kann niemals die wirkliche Mannigfaltigkeit ersetzen, d. h. den wirklichen Wesensgehalt der Dinge kann die theoretische Philosophie niemals bestimmen, nur verschiedene Wesenheiten; und Begriffe, "Gattungen" usw. sind teleologische Instrumente, die im Interesse eines besonderen Zwecks geschaffen sind. Nun ist das Interesse an theoretischer Vernunftgemäßheit zwar in unwiderstehlicher Trieb des Menschen, immerhin aber durchaus nicht der einzige, sondern nur einer unter vielen. Und wenn auch das Ideal erreicht und die ganze Welt verallgemeinert ist, so ist doch nicht allzuviel gewonnen. Denn das letzte "Warum", das uns durch den Begriff der Möglichkeit des Nichtseins aufgedrängt wird, ist immer noch nicht beantwortet. Eine völlig rationale Weltanschauung ist auf theoretischem Gebiet also nicht zu erreichen; unser Denken wird an einem Endpunkt stocken, unsere geistige Tätigkeit ist gehemmt. Es fragt sich, ob dies nicht vermieden werden könnte, wenn der Strom der Geistestätigkeit in die praktische Sphäre gelenkt würde; es fragt sich weiter: wie muß eine Weltanschauung beschaffen sein, die imstande wäre, Triebe des Handelns zu erwecken, die diese Ablenkung vollziehen, auf solche Weise also dem Geist die freie Bewegung wiedergeben und so eine rationale Ansicht der Welt ermöglichen. Wodurch wird nun das Rationalitätsgefühl in der praktischen Sphäre gewonnen? Ist es möglich und denkbar, daß verschiedene Systeme unsere rein logischen Bedürfnisse in gleicher Art befriedigen, - dann wird die Theorie einer Kritik seitens unserer Willens- und Gefühlsseite unterzogen und wird als rational gebilligt oder verworfen werden. Um als rational gebilligt zu werden, muß die Weltanschauung nun erstens in allgemeiner Weise die Ungewißheit aus der Zukunft bannen. (Deshalb ist eine Philosophie, die per substantiam [materiell - wp] erklärt, für die meisten so befriedigend.) Zweitens aber (und das ist das Wesentliche): die Zukunft muß so gedacht werden, daß sie im Einklang steht mit unseren spontanen Kräften, d. h. sie darf unseren Kräften nicht widersprechen, sondern sie muß ihnen ein Ziel setzen nämlich ein Objekt zur Anwendung, und muß unseren Gefühlen Sinn und Bedeutung geben. (9) Näheres noch über dieses Verhältnis zwischen Rationalität in der theoretischen und in der praktische Sphäre lernen wir an anderen Stellen kennen. Die Philosophie ebenso wie die empirischen Wissenschaften erwachsen aus des Menschen untilbarem Trieb, die Welt der Erfahrung zu rationalisieren. Rationalität ist das Kritierium der Wahrheit. Die Welt hat sich dieser Umformung bisher gefügt und wie weit sie es noch tun wird, kann keiner voraussagen; es muß eben immer wieder der Versuch gemacht werden, und zwar müssen Begriffe moralischer Rationalität sowohl als solche mechanischer und logischer Rationalität zu diesem Zweck angewendet werden. Die beiden Arten der Rationalität sind also zu koordinieren; was dem Bedürfnis nach moralischer Rationalität nicht entspricht, darf mit genau demselben Recht bezweifelt oder über Bord geworfen werden, wie dasjenige, was dem logischen Intellekt widerspricht. Rationalität gibt immer nur eine subjektive Befriedigung: das Rationalitätsgefühl und das theoretische Bedürfnis nach Gesetzmäßigkeit ist ebenso subjektiv und gefühlsmäßig wie jedes moralische Bedürfnis (10). Und wirklich, vergegenwärtigen wir uns im Studium der Physiologie und Psychologie, daß die Fähigkeit des Theoretisierens - d. h. der Verstand selbst -, nur als Mittel zum Handeln dient und daß die Umwandlung der sinnlichen Erfahrungswelt durch den Verstand nur aus den Interessen der Willens- und Gefühlsseite des Menschen geschieht (11), so scheint es, als ob das sogenannte theoretische Wissen nur ein sekundäres sei, ein Mittel unter anderen zur Rationalisierung, die ihrerseits selbst eine subjektive Willensäußerung ist. Wir wollen eine rationale Welt, weil wir zu einer solchen in einem Verhältnis stehen müssen. In diesem Sinne nehmen wir die Postulate der Wissenschaft an - nämlich Uniformität und Kausalität, und bauen auf sie unser Wissen auf (12). Es wird nur nicht genügend erkannt, wie ausschließlich der Intellekt sich aus praktischen Interessen aufbaut, obgleicht heute die Entwicklungslehre viel dazu beiträgt, um klar zu machen, daß die Erkenntnis unvollkommen bleibt, so lange sie sich nicht in Handeln umsetzt. Die Kernfrage gegenüber einem dem Bewußtsein neu vorgestellten Objekt ist eben nicht die theoretische Frage "Was ist das?", sondern wie HORWICZ sagt, die praktische "Was fang ich damit an?" und genau so verhält es sich, wenn das Objekt der Kosmos in seiner Totalität ist. In irgendeiner Weise muß ich darauf reagieren und wenn eine Philosophie fordert, daß mein aktives Verhalten ihm gegenüber von einer bestimmten Art sein soll, so hat sie schon zugegeben, daß sie das Wesen dieses Universums erkennt. Faktisch sind auch alle großen Epochen der Belebung des menschlichen Geistes dadurch charakterisiert, daß sie dem Menschen gerade diesen Text verkündet haben "Das innerste Wesen der Dinge entspricht den Kräften, die du besitzt". (13) Eine der bedeutendsten Kräfte, die wir haben, als wollende und handelnde Menschen ist aber der Glaube.
Genau so aber wird ein religiöses Dogma als Postulat im Interesse unseres Gefühlslebens angenommen. Der Glaube hat eben immer die Bedeutung einer Hypothese, mit der man operiert, und die Unterschiede zwischen Hypothesen sind nur die, daß sich manche in fünf Minuten widerlegen oder beweisen lassen, und manche den Jahrhunderten trotzten, und daß sie außerdem manchmal nicht so wesentlich sind, daß wir sofort auf sie reagieren müssen, und wir deshalb abwarten können, bis sie sich "sinnlich verifizieren" lassen; manchmal hingegen derartig wesentlich, daß wir im individuellen Leben eine Wahl zu treffen gezwungen sind. Auf unbewiesene Hypothese hin handeln ist deshalb allerdings ein Risiko, denn ich setze dabei fortwährend meine Person aufs Spiel: erst das Handeln wird zeigen, ob ich recht hatte. Aber im religiösen Glauben ist ein solches Verhalten ein Risiko, bei dem alles zu gewinnen und nichts zu verlieren ist, denn wenn es sich beim jüngsten Gericht herausstellen sollte, daß sich der Mensch geirrt hat, so muß er sich doch sagen, "besser sich in so einem Traum narren zu lassen, als kundiger Deuter einer andersgearteten Welt zu sein." (15) Eine kurze Zusammenfassung ergibt folgendes: Es scheint nach JAMES, daß der Glaube, die praktische Seite der menschlichen Natur, am Anfang der Erkenntnis der Welt und am Ende der Erkenntnis der Welt liegt. Im weitesten Sinn am Anfang, da die theoretische Erkenntnis - die Rationalisierung der Welt - überhaupt nur aus praktischen Interessen erwächst und nur praktische Interessen zum Endziel hat (obgleich sie dies selbst nicht immer weiß), da Erkennen eben nur als Mittel zum Handeln da ist. Im engeren Sinn, insofern der Glaube, der unsere intensivste praktische Kraft ist, immer die Voraussetzung der Erkenntnis ist, da wir immerfort als rein erkennende Menschen mit unbewiesenen Postulaten und Hypothesen arbeiten und ihnen Glauben schenken müssen. Am Ende der Erkenntnis tritt der Glaube wieder in sein Recht, im weitesten Sinne, weil die theoretische Erkenntnis ihre selbstgestellte Aufgabe zu lösen nicht imstande ist: die Welt nicht rationalisieren kann, und der fühlende wollende praktische Mensch es deshalb versuchen muß. In einem engeren Sinn, weil der Mensch fortwährend vor Hypothesen steht, die eine echte Option bilden, d. h., im Interesse des Handeln entschieden werden müssen und sich aus intellektuellen (theoretischen) Gründen nicht entscheiden lassen. Hier muß der Glaube eintreten gegenüber dem problematischen Verhalten und ein "Ja" oder "Nein" äußern. in der Weltanschauung. Mit diesem letzten Fall haben wir uns nun zu beschäftigen um die weitere Frage nach dem Ort des religiösen Glaubens in JAMES' Weltanschauung zu beantworten. Er wird im Essay "The Will to Believe" am ausführlichsten behandelt, und zwar wird dort von JAMES zuerst definiert, was unter einer echten Option verstanden werden soll (16). Als Hypothese wird alles bezeichnet, was mit Anspruch geglaubt zu werden an uns herantritt; und "lebend" ist die Hypothese dann, wenn sie von dem, welchem sie sich darbietet, wirklich als Möglichkeit empfunden wird; wenn eine Tendenz, sie zu glauben, vorhanden ist. Eine Option nun ist die Entscheidung zwischen zwei Hypothesen. Es gibt deren mehrere Arten, nämlich: erstens lebendige oder tote, zweitens unumgängliche oder vermeidbare, drittens bedeutungsvolle oder unerhebliche, und eine echte Option ist unumgänglich lebendig und Bedeutungsvoll. Lebendig ist sie, falls sie eine wenn auch noch so geringe Anforderung an unseren Glauben stellt; sie ist unumgänglich, wenn sie ein logisches Dilemma bildet, wo eine Wahl getroffen werden muß: z. B. wenn mir gesagt wird "Erkennen Sie diese Wahrheit an oder lassen Sie es bleiben", denn hier muß ich mich auf die eine oder andere Seite stellen. Endlich liegt es auf der Hand, daß mir eine Option mehr oder weniger bedeutungsvoll sein kann, daß mir eine Option mehr oder weniger bedeutungsvoll sein kann in ihren Konsequenzen. Es ist also die echte Option, mit der wir es hier zu tun haben, und in der unter Umständen der Glaube ein Rolle spielen muß. Bevor JAMES dies weiter ausführt, wirft er einen Blick zurük auf die tatsächliche Rolle des Glaubens (immer als Willensäußerung aufgefaßt). Er führt hier sehr klar und interessant aus, daß der Wille und das Gefühl im allgemeinen, d. h. nicht nur überlegte Willensakte, sondern alle Faktoren des Glaubens wie Furcht und Hoffnung, Vorurteil und Leidenschaft, Nachahmung und Parteigängerei, Kaste und Gattungsgefühl gewaltige Mitarbeiter m Gesamtbild unserer Meinungen sind. Wir glauben; weshalb? Wir wissen es kaum. JAMES zitiert als ein Beispiel hierfür unseren Glauben an die Wahrheit selbst; er sagt:
In zweiter Linie wird als Ideal der Erkenntnis die Ergründung der Wahrheit und nicht das Vermeiden des Irrtums vorausgesetzt. Diese zwei Imperative unseres intellektuellen Gewissens schließen sich logisch nicht gegenseitig ein; denn wir können Irrtümer vermeiden, ohne der Wahrheit näher zu treten. Welches Gebote uns als größere Pflicht erscheint, ist wieder im Grunde genommen Sache des Gefühls. JAMES selbst spricht sich als Empirist für dasjenige Verhalten aus, das sich um der wirklichen Erkenntnis willen in den Kampf wagt, wenn auch Wunden riskiert werden, anstatt im ewigen Zweifel stecken zu bleiben. Allerdings wird dies aber nur im Fall echter Optionen befürwortet; in rein naturwissenschaftlichen Forschungen hingegen kann wohl auf objektive Existenz gewartet und so dem zweiten Gebot ein Ohr geliehen werden; auch in menschlichen Dingen ist eine Option selten unumgänglich und dringend. Wo liegen nun in unseren spekulativen Untersuchungen Optionen, die wir zu entscheiden haben und die wir auch intellektuellen Gründen nicht entscheiden können? Wir sind JAMES nun so weit in unserer Forschung nach dem Ort des religiösen Glaubens in seiner gesamten Weltanschauung gefolgt, daß wir sahen:
zweitens, daß der Verstand allein, oder, wie sich James auszudrücken pflegt, die theoretische oder intellektuelle Seite unserer Natur dieses Ziel nicht erreichen kann; drittens, daß sich vielmehr der Intellekt auf den Willen stützen muß in verschiedener Hinsicht, und vor allem insofern der Glaube, der eine Willensäußerung ist, dem theoretischen Erkennen zu Hilfe kommen muß in der Begründung der Wahrheit; viertens, daß der Glaube nicht nur tatsächlich überall in der Erkenntnis mitgesprochen hat, sondern der Schiedsrichter sein muß, wo objektive Existenz einer Hypothese fehlt und eine Bejahung oder Verneinung dieser Hypothese dennoch unvermeidlich ist deshalb, weil sie eine echte Option darstellt. Unter den Fragen, auf die wir im Leben irgendeine Antwort finden müssen, und die der objektiven Evidenz nicht zugänglich sind, nennt JAMES zuerst Fragen nach Werten: Beurteilungen. Dies sind "moralische" Fragen.
Das neue Charakteristikum dieser Fälle ist, daß der Glaube nicht nur berechtigt ist einzutreten, wo auf objektiven Beweis gegründete Erkennenis nicht gewonnen werden kann, sondern daß hier der Glaube sogar zu einem notwendigen Faktor der Verwirklichung der geglaubten Wahrheit wird.
der religiösen Hypothese (22) In "Reflex Action and Theism" lernen wir, daß Gott das Objekt des religiösen Glaubens ist, und zwar ein Gott, dessen Wesen darin besteht, daß er die tiefste Kraft des Universums ist. Auch muß er als eine geistige Persönlichkeit gedacht werden, weil er gewissen Handlungen Wert zuschreibt und unser Verhalten in guten und redlichen Handlungen anerkennt. Gott ist somit "eine Macht außerhalb von uns, die nicht nur Rechtschaffenheit will, sondern sie verwirklicht, und die uns darin anerkennt." ("A power not ourselves, then, which not only makes for righteousness, but means it, and which recognizes us." [Eine Macht, die wir nicht selbst ausüben, rechtfertigt uns nicht nur, sondern sie bedeutet auch die Erkenntnis von uns selbst. - wp]) (23) Diese optimistische Seite der Religion betont JAMES besonders in denjenigen Essays, in welchen er den religiösen Glauben der freien Wahl anempfielt. Demgemäß wird in "The Will to Believe" die Religion so aufgefaßt, daß sie zwei Thesen aufstellt; erstens, daß die wertvollsten Dinge die ewigen Dinge dieses Universums sind, diejenigen, die "übergreifen", das letzte Wort äußern, kurz: die Vollkommenheit ist ewig; zweitens, daß wir schon jetzt besser dran sind, wenn wir an diese Behauptung glauben. (24) Diese Erklärung findet in "Is Life worth Living" eine genauere Ergänzung. Hier wird das Wesen des religiösen Glaubens in einem glauben an eine "unsichtbare Weltordnung" irgendeiner Art, in der die Rätsel der natürlichen Ordnung aufgelöst werden, und dem gegenüber das Verhalten unsererseits die wirkliche Bedeutung unseres Lebens ausmacht, gefunden. Denn erst der Glaube an eine solche Weltordnung läßt das Leben, wie schwer es sich auch gestalten mag, dem Menschen lebenswert erscheinen, dadurch, daß er gewiß ist, daß sein Mut und seine Geduld sich in dieser geistigen Welt vollenden und dort Früchte tragen werden. Dieses Leben aber ist lebenswert, weil es moralisch ist, wie wir es gestalten, - es ist eben eine Möglichkeit, die unser Glaube erst verwirklicht. Die Frage, ob das Leben wert ist, gelebt zu werden, ist eine ähnliche wie im oben zitierten Fall: wenn ich daran glaube, so verwirkliche ich das wertvolle Leben (25). Es scheint also, daß der religiöse Glaube an eine unsichtbare Weltordnung in den Glauben an den Wert des Lebens eingeschlossen ist; - nur durch einen religiösen Glauben kann ich an den Wert des Lebens glauben, und nur durch meinen Glauben kann ich das wertvolle Leben verwirklichen. JAMES drückt dieses Verhältnis folgendermaßen aus:
Deshalb darf JAMES nun mit keinem "Vielleicht" oder Kompromiß antworten. - Aus seinen Voraussetzungen folgt, daß, wenn ich durch Glauben dem Leben Wert verleihe, und das Leben Wert hat, weil die Opfer, die ich ihm bringe, in einer anderen Welt anerkannt werden, ich dann zugleich irgendwie (so schwer es dann auch zu verstehen sein mag wie) dieses andere Weltordnung verwirkliche. Eine plötzlich eingeführte zweite Auffassung des Lebens als wertvoll, weil ein moralisch guter Wille selbst Wert habe, hat hier keinen Platz; im Gegenteil, das "sittliche" Leben, das Leben der Anstrengung und Opfer der Pflichterfüllung, ist nur deshalb das wertvolle Leben, weil es nach JAMES dasjenige ist, das in der anderen Weltordnung "Früchte trägt", Der Gedanke ist dieser: Glaube an die geistige Weltordnung und du mußt dann glauben können, daß dein Leben wert ist, gelebt zu werden, denn dur wirst an die moralische Weltordnung glauben, und dadurch, daß du dein Leben sittlich verlebst, verwirklichst dur diese moralische Weltordnung, welche die religiöse Weltordnung, wenn sie es nicht selbst ist, zumindest einschließt. Es scheint zwar, daß JAMES' geistige Weltordnung im Grunde genommen wirklich ein und dasselbe wie eine moralische Weltordnung ist, denn wie kann eine Weltordnung anders als moralisch aufgefaßt werden, in der unsere sittlichen Handlungen Früchte tragen, Resultate aufzeigen sollen, kurz, eine Weltordnung, in der unser wollendes Verhalten anerkannt wird. Im Essay "The Sentiment of Rationality" scheint es auch, als ob JAMES die religiöse und die moralische Weltordnung gleichstellt. Hier wird die Frage, ob das Universum im Grunde moralisch ist oder nicht, als das Grundproblem des Lebens und die Verneinung der Frage als "Materialismus" bezeichnet. (27) An einer früheren Stelle wurde aber gesagt, daß derjenige, der an Gott, Unsterblichkeit, absolute Moralität und Freiheit glaubt, gegen den "Materialismus" in die Schranken tritt. Es scheint, als ob diese Fragen alle zusammen doch nach JAMES die religiösen Fragen wären. Die moralische Weltordnung aber gehört in die Klasse der Wahrheiten, in der das persönliche Mitwirken erst die Tatsachen und deshalb ihre Wahrheit zustande kommen läßt, das persönliche Mitwirken aber subjektive Energie erfordert, und diese wiederum den Glauben an die Tatsache zur Voraussetzung hat. (28) An dieser Stelle wird auch eine ausführlichere Begründung hiervon gegeben. In allen Sätzen, die eine allgemeine Bedeutung haben, d. h. in allen philosophischen Sätzen (und hierunter wird später auch die Hypothese der moralischen Weltordnung gerechnet) müssen die Reaktionen des Individuums und dessen Folgen in alle Ewigkeit in die gesamte Formel des Weltbegriffs eingeschlossen werden. Wenn M die Welt minus die Reaktion des denkenden Individuums auf dieselbe darstellt, so ist die ganze Welt, das ganze Material des philosophischen Satzes M + X, wobei X die Reaktion des denkenden Individuums und seine Konsequenzen darstellt. Der Charakter des Ganzen kommt also auf den Charakter des X an. So verhält es sich in der Streitfrage des Optimismus gegenüber dem Pessimismus - das X erst macht die Welt gut oder schlecht dadurch, daß unser Handeln in der Welt Schlechtes oder Gutes erzeugt. Das X gibt erst dem M seinen Wert, und deshalb können wir sagen, daß
Wie auch JAMES hier verstanden werden mag, in seinem Essay "Will to Believe" haben wir einen festen Punkt, woran wir uns halten können; hier wird der religiöse Glaube, der besagt, daß die guten und rechtschaffenen Handlungen der Welt die ewigen Dinge sind, einfach als ein sich selbst verwirklichender Glaube aufgestellt und die religiöse Hypothese in die obige Klasse eingereiht. Ja, der ganze Aufsatz hat die Aufzeigung zum Zweck, daß die religiöse Hypothese eine Wahrheit ist, die on unserer persönlichen Handlung abhängt, und daß hier der auf einen Wunsch gestützte Glaube (der freie Glaube) deshalb ein berechtigter und ein unvermeidlicher ist. Berechtigt ist der Glaube erstens, weil wir hier vor einer wirklichen Option stehen; bedeutungsvoll ist die Option, weil wir durch unseren Glauben oder Nichtglauben ein großes Gut gewinnen oder verlieren; unvermeidlich ist sie, weil, wenn wir uns nicht zu glauben entschließen, wir das Gut ebenso sicher verlieren, wie wenn wir uns gegen die Religion entscheiden würden. Hier ist das skeptische Verhalten nicht die Vermeidung einer Option, sondern selbst die Option einer besonderen Art; es ist die Entscheidung, lieber den Verlust der Wahrheit zu wagen als die Möglichkeit des Irrtums auf sich zu nehmen. Es ist nicht der Intellekt im Gegensatz zu den Gefühlen, sondern eine Willensentscheidung im Gegensatz zu anderen, ein Risiko im Gegensatz zu einem anderen; und der Mensch ist berechtigt, seine eigene Art von Risiko zu wählen und sie zu tragen. Zum zweiten ist der religiöse Glaube nicht nur berechtigt, sondern auch logisch unvermeidlich, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß die Religion ihrem Wesen nach eine Tatsache ist, die gar nicht ohne einem vorangehenden Glauben an sie entstehen kann. Von solchen Fällen wurde aber gesagt:
Der "Wille zum Glauben" oder der "freie Glaube" ist also dasjenige Moment, worauf sich die Rechtfertigung des religiösen Glaubens sützt, denn die religiöse Hypothese wird dadurch verwirklicht, daß ich aus freier Wahl an sie glaube. Die Möglichkeit des freien Glaubens ist die Grundlage, auf der sich das ganze Gebäude der Rechtfertigung mit seinem "Glaube wie du willst" aufbaut. Theoretisch muß also die Annahme bewiesen werden, daß ich glauben kann, wie ich will, und somit treten wir an JAMES' "Urteilstheorie" heran, die gerade diesen Standpunkt vertritt. JAMES' "Psychologie of Belief" (Psychologie des Glaubens) ist deshalb eine "Urteilstheorie", und zwar speziell eine Theorie der "Urteilsfreiheit", weil sie einmal, Glaube als Wesen des Urteils, zum andern, Urteil als Willensäußerung konstatiert und zum dritten, sich für die Freiheit des Willens entscheidet. Diese drei Schrite sind in der Urteilslehre zu unterscheiden, und sie ist deshalb in dieser Gliederung darzustellen. ![]() ![]()
1) WILLIAM JAMES, Der Wille zum Glauben und andere populärphilosophische Essays, übersetzt von Dr. Theodor Lorenz, Stuttgart 1899. 2) FRIEDRICH PAULSEN, Immanuel Kant, sein Leben und seine Lehre, Stuttgart 1899, Seite 393-397. 3) PAULSEN, a. a. O., Seite 397-399 4) PAULSEN, a. a. O., Seite 398 und Fußnote 5) Dies soll natürlich keinen Vorwurf enthalten, da die "Essays" kein systematisches Werk vorstellen wollen. Es soll nur darauf hingewiesen werden, daß eine Darstellung, die systematisch zu sein strebt, in der Auswahl der wesentlichen Elemente, mehr oder weniger willkürlich verfahren muß, daß die Begründung seines Standpunkts von JAMES selbst nicht systematisch durchgeführt wurde. 6) Ganz allgemein kann gesagt werden, daß die Urteilslehre in JAMES' "The Principles of Psychology", New York 1893, gefunden wird, und ihre Bedeutung für den religiösen Glauben in seinem Werk "The will to Believe and other Essays in Popular Philosophy", New York, London & Bombay 1898. 7) The will to Believe, Seite 63 - Ich nehme immer auf die englische Ausgabe Bezug, da die deutsche Übersetzung nur einen Teil der Essays umfaßt. Hingegen zitiere ich, wo es möglich ist, mit den Worten aus LORENZ' Übersetzung. 8) The Will to Believe, Seite 67f. 9) The Will to Believe, Seite 82f. 10) Das Dilemma des Determinismus: "Will to believe", Seite 146f. JAMES zitiert hierzu SIGWART, Logik, Bd. II, Seite 382. 11) "Reflex Action and Theism": Will to believe, Seite 140. 12) ebd., Seite 124-131. - Hierzu zitiert JAMES auch wieder SIGWART, Logik II, Seite 25, wo dem Willen der Primat auch in der logischen Sphäre zugestanden wird, deshalb, weil das Denken, das die Logik behandelt, auf dem Willen zur Wahrheit beruth. 13) "The Sentiment of Rationality": Will to Believe, Seite 84f. 14) ebd. Seite 90 15) ebd. Seite 96 16) Will to Believe, Seite 2 17) Es wird hier auffallen, daß der Terminus "Option" in einem etwas schwankenden Sinn von JAMES gebraucht wird. "Will to Believe" Seite 2 wurde "Option" als die Entscheidung zwischen zwei Hypothesen definiert. Hier hingegen sowie im folgenden wird der Terminus so angewendet, daß er nur als Wahl verstanden werden kann und es sich demnach hier um die Entscheidung der Wahl zwischen mehreren Hypothesen handelt. 18) ebd. Seite 11 19) ebd. Seite 22f 20) ebd. Seite 25 21) "Is life Worth Living?", Will to Believe, Seite 59. Vgl. auch "The Sentiment of Rationalität", Will to Believe, Seite 96 22) Es ist nicht möglich, in diesem Paragraphen, wie im letzten, eine rein objektive Darstellung zu entwickeln. JAMES' Erörterungen über die Religion gestalten sich im einzelnen zu kompliiert und scheinbar zu widerspruchsvoll, als daß man sie nebeneinander ohne Kritik hinstellen könnte, während es eine Vergewaltigung wäre, einfach den erheblichen Teil zu vernachlässigen, der inkonsequent erscheint. 23) Will to Believe Seite 122 24) Will to Believe Seite 25 25) Will to Believe Seite 52f 26) Will to Believe, Seite 61f. 27) Will to Beliebe, Seite 103f 28) Will to Believe Seite 95f 29) Es ist jedoch an dieser Stelle (Will to Believe, Seite 36f) eine weitere Abweichung in der Auffassung des religiösen Glaubens zu finden. Es hat hier den Anschein, als sei es die Erkenntnis der religiösen Hypothese eher als ihre tatsächliche Verwirklichung, die vom vorangehenden Glauben an sie abhängt. Es wird (Seite 28) gesagt: "Wir haben das Gefühl, als wende sich die Religion, indem sie an uns appeliert, an unseren eigenen tätigen guten Willen; als möchte uns der zureichende Beweis für immer vorenthalten bleiben, wenn wir nicht der Hypothese auf halbem Weg entgegen kommen." Deshalb darf die Willensseite gar nicht aus dem Spiel gelassen werden, und deshalb wäre eine "Denkregel, die mich vollständig verhinderte, gewisse Arten von Wahrheit, wenn diese Arten von Wahrheit wirklich beständen, anzuerkennen, eine vernunftwidrige Regel." - - - Erstens stimmt diese Auffassung mit der ganzen vorhergehenden Begründung nicht überein, in welcher gezeigt wurde, daß in den Fällen wo eine Tatsache erst durch den Glauben an sie zustande kommt, der Glaube logisch gefordert ist, weil durch die Verwirklichung der Tatsache der Glaube ja recht behalten würde. Hier dagegen liegt nur ein hypothetischer Fall vor: denn nur wenn die religiöse Hypothese wahr ist, wird sie durch den Glauben erkannt. Hierfür fehlt aber jede Begründung, und wir können diese Auffassung vernachlässigen, um später nur noch kurz darauf zurückzukommen. Überdies hat auch sie einen "freien Glauben" zur Voraussetzung und zur Grundlage. |